PacificCrestTrail 2018

April - September 2018
Der PCT ist ein 4279km langer Fernwanderweg im Westen der USA. Der südliche Endpunkt liegt im Süden von Campo (Kalifornien) auf der Grenze zu Mexiko, und der nördliche Endpunkt auf der Grenze zu Kanada am Rande von Manning Park in British Columbia. Read more
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  • Day 60

    Roadtrip Las Vegas, Grand Canyon ...

    June 13, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 32 °C

    Ich komme hier raus ... !!! 🤗
    Wir werden morgen einen einwöchigen Roadtrip durch den Südwesten der USA starten. Mietwagen und Übernachtung in Vegas sind bereits gebucht.

    Durch Zufall hat sich eine Möglichkeit eröffnet, für eine Woche aus Green Valley zu entkommen.
    Es gibt einen anderen deutschen Hiker Julian "Pit Roast", der ebenfalls gesundheitlich für die nächsten zwei Wochen fest sitzt.

    Der arme Kerl steckt in einer viel schlechteren Position als ich. Julian plant seinen PCT bereits seit 4 Jahren. Vor einigen Tagen hatte er mit starken Knieproblemen am Trail zu kämpfen. An einem abgelegenen, aber öffentlich zugänglichen Parkplatz, hat er versucht einen Trailangel anzurufen, um eventuell abgeholt werden zu können. An der Stelle gab es kein Mobilfunknetz und er hatte seinen Rucksack hinter Büschen versteckt, um den Berg wieder ein Stück hoch zu steigen. Die Telefonverbindung funktionierte, aber zurück am Parkplatz angekommen, war sein Rucksack gestohlen ...

    Auf dem Trail leben wir in einer sicheren Blase. Wir könnten ein Portemonaie mit USD 1000,- auf den Trail legen und ich bin mir zu 90 Prozent sicher, dass es an den rechtmäßigen Besitzer zurück gegeben würde. Ausrüstungsgegenstände werden aufgelesen und zum nächsten Übernachtungsort mitgenommen. Dort findet man meistens den glücklichen Besitzer. Das funktioniert leider nicht in der "realen Welt". Dort gibt es die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Sachen eingesteckt oder geklaut werden.

    Das Schlimme an Julians Fall ist, dass er genau weiß wo genau sein Rucksack steckt .... nämlich in einem Haus in Los Angeles. Er hatte einen GPS Messenger am Rucksack, der nach wie vor die Positionsdaten sendet. Ein Streifenwagen LAPD ist auch zur Anschrift gefahren und haben angeklopft. Oh Wunder ... es hat keiner aufgemacht. Ohne Durchsuchungsbefehl können Sie das Objekt nicht betreten und damit ist der Vorgang polizeilich abgeschlossen.

    Jetzt steht Julian (er wohnt in Lörrach und wir sind fast Nachbarn) ohne seine Ausrüstung und mit kaputtem Knie da. Der Arzt hat ihm zwei Wochen Ruhepause verordnet und seitdem sitzt er in Agua Dulce fest.

    Trailangel Mary fährt regelmäßig Hiker zwischen Agua Dulce und Casa de Luna und erzählte mir, dass Julian gerne einen Roadtrip machen wolle, aber sein Führerschein im gestohlenen Rucksack war. Ich hatte mir vor Abflug einen internationen Führerschein ausstellen lassen und ... 1 + 1 = Roadtrip 😃
    Der Mietwagen steht uns für sieben Tage zur Verfügung. Wir können uns die Kosten teilen und werden versuchen sooft wie möglich auf Campingplätzen zu übernachten. Damit können wir unsere Hotelkosten minimieren und haben alles Benötigte im Kofferraum.

    Morgen Vormittag wird uns Terrie zur Mietwagenstation nach Palmdale fahren. Dann holen wir unseren Ford Focus ab und werden in ca 4 Stunden Las Vegas erreichen. "One night in Vegas" und am nächsten Tag kaufen wir Julian seine Ausrüstung beim Outdoorspezialisten REI nach. Anschließend geht es in Richtung Grand Canyon North Rim. Die Nationalparks Zion N.P. und Bryce Canyon N.P. wären auch in Reichweite ...

    Danach machen wir einen großen Sprung nach San Francisco an den Pazifik (11 Stunden Autofahrt) und werden den Highway No.1, entlang der Pazifikküste, zurück nach Los Angeles/ Green Valley folgen ... 😎
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  • Day 62

    On the road ... (Tage 1-3)

    June 15, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 24 °C

    Donnerstag 14.06.2018 - Viva Las Vegas
    Die Mietwagenübergabe in Palmdale war problemlos. Leider gab es kein Ford Focus und wir mussten "notgedrungen" ein Upgrade auf die nächstbessere Fahrzeugklasse verkraften 😉 Nach vier Stunden Autofahrt waren wir dann auch schon im Spielerparadies Las Vegas angekommen. Wir haben unser Zimmer mit zwei Queensizebetten im Hotel Paris bezogen und dann ging's auf Entdeckungstour durch die Stadt.

    Was bereits bei Tageslicht beeindruckend wirkt, verwandelt sich bei Nacht in einem großen Spielplatz für Erwachsene. Ein Meer von Neonlichtern, riesigen Werbebildschirmen, Wasserspielen etc. lassen einen schnell in die Traumwelt Vegas eintauchen. Die Hotels sind themenbezogen und ganze Straßenzüge von Paris, Venedig, Rom, New York ... wurden nachgebaut. Ein Disneyland, nur ohne Micky Maus.

    Im Venetian Casino haben wir unser Glück dann auch mal versucht ... an Poker, Blackjack und Würfelspiele traue ich mich nicht heran und die vielen Glückspielautomaten sind aufs Verlieren programmiert.
    Das klassische Roulette geht immer. Zwei grüne Nullen spielen für die Bank und der Rest ist mathematisch fair. Unser Spielerbudget hatten wir vorab auf USD 20,- begrenzt. Jetzt sehen wir in unseren Hikerklamotten schon bemitleidenswert aus, da konnten wir uns nicht noch mit "Kleingeld" an den Tisch setzen. Immer schön auf dicke Hose machen ... Wir haben uns jeweils hundert Dollar in Chips getauscht und wenige Runden gespielt (kleinster Tisch, USD 15,- pro Spiel). Nach einigen Minuten gab es auch schon den ersten Whiskey Cola auf Kosten des Hauses .... yeah. Julian hat den Tisch mit USD 50,- Gewinn verlassen und ich habe bei Gewinn USD 25,- aufgehört. Wir waren beide happy und haben nur noch zugeschaut, wie die Anderen ihr Geld verspielen.

    Jedenfalls ist die Zeit schnell vergangen und gegen 1:00 Uhr waren wir schon wieder im Hotel. Wir wollen fit sein für die nächste Etappe in Richtung Grand Canyon ...

    Samstag, 16.06.2018
    Es hätte eigentlich so schön werden können ...
    Wir sind heute morgen extra um 3 Uhr aufgestanden, damit wir den Sonnenaufgang am Grand Canyon sehen können. Julian ist für die Navigation zuständig und sein Apple Navi hat uns bisher treue Dienste geleistet. Es waren eigentlich nur 1,5 Stunden Fahrt bis zum Besucherzentrum Grand Canyon North Rim (74 Meilen). Wir fahren also 1,5 Stunden durch die Dunkelheit und das Navi sagt kurz vor dem Ziel - rechts abbiegen (17min Restfahrzeit). Das Problem dabei: es gab hier keine Straße. Lediglich eine bucklige Dirtyroad ins Nirgendwo (siehe Foto). Julian hatte als Ziel lediglich Grand Canyon North Rim eingegeben. Da der Canyon innerhalb des Nationalparks 350 Kilometer lang ist, hat Apple den Befehl mit der erstgelegenen Buckelpiste ins Nirvana beantwortet. Die korrekte Zufahrtsstraße zur Aussichtsplattform war von diesem Punkt 2,5 Stunden Fahrzeit entfernt. Wir haben bereits wenige Kilometer nach unserem Start eine komplett falsche Richtung eingeschlagen. Eigentlich hätten wir beide stutzig werden müssen, dass unterwegs nirgends der Grand Canyon beschildert war. Das lässt sich aufgrund der frühen Morgenstunden mit "eingeschränkt anwesend" erklären und an der falsch abgebogenen T-Kreutzung gab es wirklich keine Ausschilderung zum Grand Canyon. Wir haben sogar noch versucht der Piste zu folgen (Dirtyroads sind bei Fahrzeuganmietung ausdrücklich nicht versichert). Unterwegs sind wir ein paar Mal fast aufgesetzt und Steine lagen im Weg. Nach 2 Kilometer mussten wir auf sandigem Boden wenden und konnten dabei noch froh sein, dass wir uns nicht festgefahren haben. Auch konnten wir nicht zum Canyon laufen. Da Apple die Buckelpiste als normale Straße ansieht und eine entsprechende Reisegeschwindigkeit voraussetzt, sind bei angenommenen 60kmh die 17 Minuten Restfahrzeit ein langer Weg ...
    Zurück an der Hauptstraße angekommen, haben wir erst einmal Frühstück gemacht und Kaffee gekocht. Bei unserem Glück hatte der Wetterbericht gerade heute auch noch eine Gewitterfront ab ca 08:00 Uhr ganztägig gemeldet und wir haben die dunklen Wolken bereits am Horizont sehen können. Zum Schluss hatten wir einfach keine Lust mehr die 2,5 Stunden zurück zu fahren, die USD 35,- Eintrittsgeld zu bezahlen und einen wolkenverhangenen Canyon zu sehen ... Wir sind somit heute wahrscheinlich in die Geschichte als "dümmste Grand Canyon Besucher" eingegangen ... 🤔🤓

    Auf dem Rückweg haben wir wenigstens noch den Zion Nationalpark angesteuert. Zwar waren wir supermüde vom frühen Aufstehen, aber die Natur dort ist unglaublich schön. Anschließend ging es den ganzen Weg über Las Vegas nach Tehachapi/ Kalifornien zurück. Morgen fahren in Richtung Santa Cruz an den Pazifik ... und wehe Julian gibt auf seinem Navi nur Pazifikküste ein ... *lol*
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  • Day 66

    On the road ... (Tage 4-6)

    June 19, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 14 °C

    Ich habe gerade unseren Mietwagen abgegeben und bin zurück in "Casa de Luna". Unsere letzten Tage waren wenig spektakulär, dafür aber sehr entspannt. In Tehachapi haben wir Hikerin Marlene/ Massachusetts aufgegabelt. Sie hatte einen Trauerfall im Freundeskreis und benötigt ein wenig Abstand vom Trail.

    Wir sind gemeinsam nach Kennedy Meadows (Eingangstor Sierra Nevada) gefahren und Julian hat seine gesamte Ausrüstung in Jogis Store nachgekauft. Jogi ist eine ca 50jährige "TripleCrown"Hikerin (erfolgreicher Abschluss der drei großen Fernwanderwege in den USA; Pacific Crest Trail, Continental Divide Trail, Appalachian Trail) und betreibt in Kennedy Meadows einen Ausrüstungsladen für PCT Hiker. Ich habe meine Resupply Pakete mit Bärkanister, Steigeisen und Wanderschuhe abgeholt und Teile der Ausrüstung bereits an Amazon zurück gesendet. Die Sierra ist mittlerweile fast schneefrei und es werden keine Eisaxt oder Steigeisen mehr benötigt.

    Am nächsten Tag gings nach Morro Bay an den pazifischen Ozean. Ein wunderschöner Ort mit traumhafter Küste. Wir haben Hot Dogs und Burger am Strand gegrillt und den Sonnenuntergang angeschaut. Leider waren die gesamten Campingplätze der Umgebung ausgebucht. Während der Hauptsaison hat man ohne Reservierung keine Chance auf einen Zelt- oder Wohnmobilstellplatz an der Küste.

    Aber so schnell geben wir uns nicht geschlagen. Ihr habt es immer noch mit drei (krank geschriebenen) PCT-Hikern zu tun. Im Schutz der Dunkelheit haben wir unsere Rucksäcke geschnürt, kühle Bier eingesteckt und am Strand, inmitten der Dünen, übernachtet. Die Nacht am Meer war super. Leider hatte es sich bewölkt und ein ganz leichter Sprühregen rieselte auf uns herab.
    Dafür haben wir den nächsten Tag (bei strahlendem Sonnenschein) am Avila Beach verbracht und sind gegen Abend zurück nach Kennedy Meadows gefahren. Dort habe ich Julian und Marlene abgeliefert und sie werden den Trail in den nächsten Tagen fortsetzen.

    Traditionell wird jeder ankommende Wanderer in Kennedy Meadows mit einem großen Applaus der bereits anwesenden PCT-Hiker begrüsst. Es muß ein unbeschreibliches Gefühl sein, die heiße Wüste hinter sich zu haben und mit dem Respekt und Applaus der Wandergefährten den nächsten Abschnitt in die Berge zu beginnen. Heute 21.06. (Mittsommer) ist außerdem "Hike Naked Day". Ernsthaft, am längsten Tag des Jahres wird traditionell nackig gewandert. Ich weiß, dass nicht alle den Mut haben mit zu machen. Aber ich wäre bei dem Spaß gerne dabei gewesen und meine Crew aus den Bergen haben den erfolgreichen Nacktmarsch heute schon hinter sich ... (es kam gerade eine Nachricht von Jean aus der Sierra rein) 🤣

    Für mich kommt indessen der Showdown näher ...
    In den nächsten 3 Tagen fällt die Entscheidung, ob ich nach Hause fliegen werde oder es weiter durch die Sierra Nevada geht. Ich werde morgen früh einen Testmarsch über 2x 10 Meilen bei vollem Gepäck absolvieren. Nach den ersten 10 Meilen werde ich mein Lager aufschlagen und am nächsten Tag die Strecke zurück nach "Casa de Luna" laufen. Sollte der Knöchel Probleme machen, dann sitze ich nächste Woche im Flieger nach Hause. Wenn der Testmarsch gut verläuft, dann gehts am Montag erneut nach Kennedy Meadows und endlich in die Berge ... 🏔
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  • Day 70

    Lake Hughes - Testhike (Mile 500)

    June 23, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 27 °C

    Es geht tatsächlich weiter ... :)
    Ich habe gestern einen Testlauf über 10 Meilen nach Lake Hughes und heute nochmals 14 Meilen in gleicher Richtung bei vollem Gepäck erfolgreich absolviert. Damit habe ich meine 500 Meilen in Südkalifornien voll gemacht.

    Zurück auf dem Trail zu sein, war ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich habe das Wandern in den letzten Wochen wirklich vermisst. Die Füße haben gut mitgemacht. Kurz vor dem Ziel habe ich es erneut geschafft, unglücklich auf einen Stein zu treten und mit dem kaputten Knöchel leicht umzuknicken. Glücklicherweise habe ich meine Knöchelstütze angehabt und die Schwellung ist durch das Missgeschick nicht schlimmer geworden. Ich muss die nächsten Tage unglaublich konzentriert laufen. Manche Steine oder Unebenheiten sind wirklich schwer zu erkennen und ein schlimmerer Patzer kann das sofortige Ende der Reise bedeuten.
    Ich spüre den angeschlagenen Knöchel beim wandern nur leicht und mein Gefühl sagt mir "... versuche es".

    Zum Abschied habe ich heute tatsächlich noch eine Klapperschlange in voller Länge (ca 2 Meter) über den Trail schleichen sehen. Die Umgebung war friedlich, ich war ruhig und die Schlange ist ganz entspannt ins Unterholz gekrochen.
    Am Dienstag wird uns Trail Angel Marry nach Kennedy Meadows fahren und ich kann es nicht abwarten in die Berge zu kommen.

    Die erste Bergetappe führt mich über 9-10 Tage in die Sierra Nevada. Ich muss mir noch etwas einfallen lassen, wie ich das Essen über so viele Tage in den Rucksack bekomme. Mir ist eigentlich alles egal, solange ich mich wieder auf dem Trail befinde ... 😃

    Update 25.06.2018
    Heute mittag sind wir zum REI-Outdoorstore nach Los Angeles gefahren und haben fehlende Ausrüstung wie Moskitonetz fürs Gesicht, neuer Sonnenhut etc. eingekauft und dann war Probepacken angesagt. Für die Sierra ist ein Bärkanister verpflichtend und natürlich passte nicht alles in meinen Rucksack. Der Bärkanister ist eine kleine Plastiktonne und nimmt enorm viel Volumen im Rucksack ein. Nightwalker hat mir einen "shakedown" verpasst und jedes einzelne Stück der Ausrüstung kommt auf den Prüfstand. Ich werde mich von einem Teil meiner Ausrüstung trennen müssen und meine Digitalkamera inkl. Ladegerät (Fotos nur noch über Handy), Thermarest Kompressionssack, Titaniumtasse, Kindl book (mit Kindl-App ebenfalls über Handy verfügbar) sende ich nach Hause zu den Eltern. Einen Teil der Hygieneartikel wie Desinfektionsspray, überschüssige Sonnencreme, Voltaren und Augentropfen sind in die Hikerbox zur Mitnahme für andere Hiker gelandet. Extragarnitur saubere Schlafsachen und meine zweite Zipoff-Hose werden ebenfalls eingespart.

    Damit besteht meine gesamte Ausrüstung an Kleidungsstücken lediglich aus 2 Paar Socken, 2 kurzen Unterhosen, 1x lange Unterhose, 1x Zipoff-Trekkinghose, langärmliches Trekkinghemd, kurzärmliches Trekkinghemd, Trekkingpullover, Regenjacke, leichte Daunenjacke, Buff-Schlauchschal, Sonnenhut, Mütze und Handschuhe.

    Ich werde die ersten Tage zusammen mit "Nightwalker" wandern. Sie hat den gesamten PCT bereits im Jahre 2015 vollständig absolviert und ist somit ein Profi. Wir werden den Trail erstmals nach ca 44 Meilen in Richung Lonepine zum Resupply verlassen, damit wir nicht Unmengen an Verpflegung schleppen müssen ... 🤗
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  • Day 77

    Lone Pine, California (Mile 545)

    June 30, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 13 °C

    Ich sitze auf einem Aussichtsfelsen und der Blick auf die Berggipfel und das grüne Tal unter mir ist einfach nur schön. Es ist so friedlich hier oben. Ein leichter Windzug zieht durch das Tal und man hört die Geräusche der Vögel und Grillen. Die Morgensonne wärmt angenehm. Es ist ein Geschenk hier sein zu dürfen. Ich befinde mich in meinen geliebten Bergen ... (hier darf die Schreibweise ruhig ein wenig schmalzig sein ;-)

    Einige Zeit später höre ich aus der Ferne das Donnern von Militätjets, sich schnell aus dem Tal nähernd. Und plötzlich .... Waaaahnsinn !!! ... es wird ohrenbetäubend laut und eine F18 Hornet? donnert, auf dem Kopf fliegend, keine 150 Meter über mich hinweg. Der Jet ist im Tiefflug aus dem Tal gekommen, hat vor meinem Bergkamm die Maschine hochgezogen und ist einen Bogen knapp über dem Gipfelkamm geflogen. Anschließend ist er hinter mir kopfüber ins Death Valley hinunter geschossen. Das gesamte Manöver auf dem Kopf fliegend. Ich hätte den Moment wirklich gerne auf Video gehabt ... das glaubt dir zu Hause kein Mensch. Die "Mavericks" aus Top Gun gibt es wirklich und die Jungs können fliegen :)

    Trailangel Mary hatte uns am Dienstag an den Trail nach Kennedy Meadows gefahren und wir sind am frühen Nachmittag gestartet. Nightwalker und ich laufen ganz bewusst sehr langsam. Nightwalker hatte ebenfalls Probleme mit dem Fuß und vom Pysiotherapeuten einen Monat Zwangspause vom Trail verschrieben bekommen.

    Wir haben auf dem Weg nach Lone Pine ausgedehnte Pausen gemacht und sind täglich nicht mehr als 10 Meilen gelaufen. Mein Knöchel funktioniert und wird nicht schlimmer. Jeden Abend creme ich die leichte Schwellung am Knöchel mit einer Arnikasalbe ein.
    Ich werde weiterhin vorsichtig sein und nicht mehr als nötig belasten. Aus diesem Grund ist die Besteigung des höchsten Berges der USA (außerhalb Alaskas) "Mount Whitney" (4.421m) leider vom Plan gestrichen. Ich möchte nicht riskieren, wegen dem einen Berg aus dem Trail auszuscheiden.

    Wir hatten eigentlich gehofft, dass sich die Wasserprobleme in der Sierra erledigt haben. Vorgestern am Campground angekommen, fanden wir lediglich dreckige und stinkende Pfützen eines "ehemaligen" Baches vor. Der Wasserpunkt war auch noch wichtig gewesen und der Einzige für die kommenden 11 Meilen. Die anderen Hiker hatten sich die Drecksbrühe bereits abgefüllt und versucht mit Chlortabletten trinkbar zu machen. Ich rühre das stinkende Wasser nicht an, sonst hänge ich wieder vier Wochen in den Seilen. Ich bin dem Bachverlauf für ca 2 Kilometer durch Büsche, Wälder und sumpfigen Wiesen gefolgt. Es wurde nicht besser mit dem Wasser und ich war bereits enttäuscht auf dem Rückweg. Einige hundert Meter vom Campground entfernt, bin ich zufällig auf ein Rinnsal gestossen, dass sauberes Wasser führte.
    Mit einem Becher habe ich schlückchenweise den Wassersack aufgefüllt. Zurück am Zeltplatz wurden alle Hiker zusammen getrommelt und wir sind gemeinsam mit Flaschen und Bechern bewaffnet zum sauberen Wasser gepilgert :)

    Nightwalker geht es seit vier Tagen nicht gut. Sie hat keinen Hunger und selbst das Trinken von Wasser löst einen Brechreiz aus. Sie fühlt sich schwach und zieht sich früh ins Zelt zurück. Essen und Trinken waren gemäß Nightwalker immer desinfiziert und sauber gewesen. Trailangel Mary berichtete, dass gerade ein Virus umgeht, der einige Hiker für ca eine Woche aus dem Trail geworfen hat. Leider sind die Arztpraxen erst am Montag wieder geöffnet und Nightwalker wird einige Tage in Lone Pine bleiben.

    Für mich geht es morgen zurück auf den Trail und ich werde die ersten hohen Pässe in Richtung Independence/ Bishop laufen. Der PacificCrestTrail verläuft in den nächsten Wochen tief in den Bergen. Um an einen Resupply-Ort (Nachschub) zu kommen, müssen wir den Trail über teilweise viele Meilen lange Seitenpässe verlassen und zu den nächstliegenden Parkplätzen laufen. Dann in die Stadt trampen und anschließend den ganzen Weg zurück an den Trail. Dafür warten in den nächsten Wochen einige der schönsten Abschnitte des Trails auf mich ... 🤗

    PS: Zur Erinnerung für diejenigen unter Euch, die erst später zugestoßen sind:
    Um zu schauen wo ich mich auf dem Trail gerade befinde, könnt Ihr mit nachfolgendem Link mein GPS-Signal und genaue Position abrufen:
    http://share.findmespot.com/shared/faces/viewsp…
    Im Kartenausschnitt, oben links, kann zwischen Karte und Satellit gewählt werden.

    Anmerkung: die in der Überschrift angezeigten Meilen entsprechen meinen tatsächlich gelaufenen auf dem PacificCrestTrail. Die übersprungenen 200 Meilen zwischen Casa de Luna und Kennedy Meadows ziehe ich automatisch ab.

    @Eltern: ich habe Teile meiner Ausrüstung per Post nach Ober-Flörsheim geschickt. Bitte das Päckchen annehmen und hoffentlich gibt es keine Probleme mit dem Zoll. Eine genaue Beschreibung des Inhaltes und dessen Herkunft liegt innerhalb des Päckchens bei. Dankeschön!
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  • Day 81

    Mount Whitney (4.421m) & Sequoia N.P.

    July 4, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 6 °C

    03.07.2018
    Ich hatte mir eigentlich vorgenommen den Mount Whitney, während der Schonphase des Knöchels, nicht zu besteigen. Heute morgen komme ich an der Kreuzung zum Aufstiegspfad vorbei "Mt. Whitney 8,6 Meilen". Nein, nicht hinschauen. Du läufst jetzt einfach daran vorbei und folgst dem PCT. Die nächste halbe Meile will mir der Berg einfach nicht aus dem Kopf gehen. In die Sierra werde ich so schnell nicht wieder kommen und der Berg ist zum greifen nah. Wie geil wäre es, wenn ich morgen am 04.Juli (Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten) auf dem Gipfel des höchsten Berges der USA (außerhalb Alaskas) stehen würde.

    Das ist, als würde man einen Bären vor den offenen Honigtopf setzen und befehlen, dass er nicht naschen darf. Hmm, darf man manchmal unvernünftig sein? ... JA, ich möchte den Berg versuchen.

    Ich bin die halbe Meile zurück gelaufen und habe die Abzweigung Mt. Whitney genommen. Mein Zelt habe ich nach 2,5 Meilen auf dem letztmöglichen Campingplatz aufgebaut und bin zu einer Akklimatisierungstour zum "Guitar Lake" aufgestiegen. Den ganzen Nachmittag habe ich am See gefaulenzt, viel Sonne getankt und dem Körper einen Impuls für die neue Höhe gegeben.

    04.07.2018
    Mein Wecker klingelt um 03:45 Uhr. Anziehen, Rucksack schnappen und los gehts. Es ist noch stockdunkel draußen und mehr als die zwei Meter Lichtkegel aus meiner Stirnlampe kann ich nicht erkennen. Aber ich fühle mich großartig. Nach einer halben Stunde verliere ich den Weg und navigiere mich mit der PCT-App "Guthooks" zurück an den Trail. Nochmal die App gecheckt .... ja, ich bin definitiv wieder auf dem Trail. Ich laufe weiter durch die Dunkelheit und stoße eine halbe Stunde später auf ein Schild, dass mir verdächtig bekannt vorkommt. Nochmal die App geprüft und .... so ein Mist, ich bin tatsächlich den ganzen Weg in falscher Richtung zurück gelaufen und habe es nicht gemerkt.

    Jetzt stehe ich also am selben Punkt, wie eine Stunde zuvor. Also tun wir jetzt einfach so, als wäre ich eine Stunde später aufgestanden ;-) Meine Lektion: keine Nachtwanderungen mehr mit Stirnlampe. Manchmal sind es nur 10Meter, die man überblicken müsste, um den Trailverlauf über felsiges Gelände deutlich zu erkennen. In der Nacht hat man die große Chance, einfach daran vorbei zu laufen.

    Mittlerweile hat auch die Dämmerung eingesetzt und man kann sich im Tal orientieren. Der Aufstieg zum Gipfel ist wunderschön. Ich fühle mich kräftig und komme gut voran. Vorbei an vielen kleinen Gebirgsseen erreiche ich den Fuß des Berges und arbeite mich die Serpentinen hinauf. Der Ausblick auf das Tal und die Gebirgsketten der Sierra Nevada sind grandios von hier oben. Nach einer langen Querung entlang des Bergkammes erreiche ich nach 5,5 Stunden den Gipfel des Mount Whitney :)

    Der Abstieg ist problemlos, doch langsam setzen Kopfschmerzen ein. Ich kenne das Phänomen schon seit über 10 Jahren, dass ich bei Abstiegen von hohen Bergen starke Kopfschmerzen bekomme und mich richtig krank fühle. Obwohl ich viel getrunken habe und im Aufstieg kerngesund war. Ich muss mich nach der Rückkehr ins Lager einfach schlafen legen und nach 3 Stunden gehts mir wieder gut. Sollte ein Mediziner das zufällig lesen und eine Lösung haben, wäre ich sehr dankbar.

    Mein Knöchel hat die ganze Zeit über sehr gut mitgemacht. Die Schwellung ist fast vollständig zurück gegangen. Das Gröbste sollte damit überstanden sein :) Langsam werde ich anfangen, die Distanzen zu steigern. (Mt. Whitney + 20 Bonus)
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  • Day 84

    Kings Canyon N.P.,California (Mile 589)

    July 7, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 29 °C

    Heute war der schönste Tag meiner bisherigen Reise. Am Vormittag ist mir PCT-Hiker "Pancake" (San Diego) über den Weg gelaufen und wir sind den gesamten Tag zusammen gewandert. Auf dem Plan steht die Überschreitung des Forester-Pass (4.023m). Dies ist gleichzeitig der höchste Punkt auf dem gesamten PacificCrestTrail nach Kanada. Durch die gestrige Besteigung des Mt.Whitney sollten wir auf die kommende Höhe gut akklimatisiert sein.

    Die Natur heute wurde tatsächlich von Stunde zu Stunde schöner. Über den Forester-Pass gibt es viele Geschichten. Bei Winterbedingungen ist die Überschreitung sehr gefährlich bis nicht möglich. Viele PCT-Hiker mussten an dieser Stelle vorzeitig umkehren. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich verletzungsbedingt die 4 Wochen pausieren musste. Der gesamte Pass ist fast schneefrei und gegen 16:00 Uhr stehen wir oben.

    Wir treffen am Pass auf PCT-Hikerin "Ninja-Fabric" (Würzburg). Den Trailnamen hat sie bekommen, da sie morgens die Erste auf dem Trail ist und Teile ihrer Ausrüstung selbst gebastelt hat. Ninja-Fabric stand vor 5-6 Wochen ca 2 Meilen auf der südlichen Seite des Forester-Pass (Ihr Startdatum an der mexikanischen Grenze 23. März). Sie erzählte, dass die Schneehöhe so hoch gewesen sei, dass erfahrene Berggeher 3 Tage für die Überschreitung benötigt haben und nur 5 Meilen am Tag vorwärts gekommen sind (zum Vergleich: wir haben am Ende des Tages 18 Meilen geschafft). Jedenfalls ist sie Ende Mai umgedreht, zur nächstgelegenen Ortschaft ausgewandert und hat einen sogenannten "FlipFlop" gemacht. Sie ist ans nördliche Ende Kaliforniens gefahren (PCT-Meile 1.500) und den Trail "southbound", also in südlicher Richtung zurück gewandert. Heute, nach 6 Wochen steht Sie wieder am Forester-Pass und hat damit ihren Weg bis nach Nordkalifornien vervollständigt. Ninja-Fabric sieht smart aus, ist aber in Wirklichkeit eine Maschine. Sie wandert in steilem Gelände locker über 20 Meilen am Tag und in flacheren Abschnitten haut die junge Dame einfach mal so 30 Meilen am Tag raus. Nach einer halben Stunde ist sie auch schon wieder verschwunden und in einem Mördertempo das Tal hinunter gerauscht. Sie wird erneut nach Nordkalifornien fahren und den Trail bis nach Kanada fortsetzen.

    Mit der Überschreitung des Forester-Pass verlassen auch wir den "Sequoia Nationalpark" und betreten den "Kings Canyon N.P." Der Canyon hat seinen Namen absolut verdient. Der Abstieg ins Tal ist grandios. Das die Natur solche Landschaften hervorbringen kann, ist ein Geschenk und wir dürfen heute mittendrin stehen. Für Nightwalker gehörten die kommenden Meilen zu den schönsten des gesamten PacificCrestTrail.

    Gegen 19:00 Uhr erreichen wir einen idylischen Campingplatz an einem Fluss gelegen. Wir bauen die Zelte auf und ich gönne mir zur Feier des Tages das beste Abendessen aus meinem Bärkanister "Forever Young - Mac & Cheese" und ein paar Scheiben Beef Jerkey.
    Wir filtern unser Wasser am Fluss und die Moskitos fressen mich heute Abend regelrecht auf. Komischerweise lassen sie Pancake vollständig in Ruhe. Heute Abend bin ich der lebende Moskitomagnet. Zu Dutzenden belagern sie alle freien Stellen des Körpers und stechen munter ins Gesicht. Ich muss mir schnell das Moskitonetz über den Hut ziehen und die freien Stellen mit Moskitospray einsprühen.

    Pancake wird morgen in aller Frühe den Trail in Richtung Independence verlassen, um sein Nachschubpaket abzuholen. Ich werde den Tag im Kings Canyon verbringen und dann versuchen die 60 Meilen nach Bishop zu trampen. Dort warten hoffentlich eine warme Dusche, Waschmaschine und ein neuer Wasserfilter auf mich. Mein alter Wasserfilter muss irgendwo kaputt gegangen sein und es befinden sich nach dem Filtern größere Schwebeteilchen im Trinkwasser. Heute darf ich Pancakes Filter benutzen. Ansonsten desinfiziere ich das Wasser mit Chlortabletten und lasse es durch mein "Bandana" (Wandertuch) laufen, damit die größeren Schwebeteilchen im Stoff hängen bleiben. In Bishop werde ich den Supermarkt plündern und mich mit sehr vielen Lebensmitteln für die kommenden Tage eindecken. (Kearsage-Pass + 10 Bonus)
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  • Day 90

    Muir Trail Ranch, California (Mile 657)

    July 13, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 16 °C

    Meinen Resupply-Tag in Bishop (Nachkauf von Lebensmitteln) nenne ich mal effizient. Bereits am Vorabend auf dem Trail habe ich eine Mitahrgelegenheit am frühen Morgen zur Hauptstraße (15 Meilen aus den Bergen hinaus) organisiert. Paulus und Ryan aus Los Angeles hatten ihre Zelte in meiner Nähe aufgeschlagen und mussten am nächsten Tag nach Hause fahren.

    Um 06:30 Uhr sind wir zum Parkplatz hinab gewandert und 8:30 Uhr wurde ich an der Hauptstraße in der Ortschaft Independence (besteht letztlich aus einer Tankstelle und einem Hostel) verabschiedet. Danach bin ich weitere 40 Meilen zur nächsten Stadt nach Bishop getrampt. Um 10:30 Uhr angekommen wurden die Annehmlichkeiten der Zivilisation gleich ausgenutzt. Frühstück bei Carl's und Kaffee bei Starbucks. Danach im Supermarkt die gesamten Lebensmittel für die kommenden 6 Tage eingekauft und verpackt.

    Die Wäsche im Waschsalon zu waschen ist immer ein wenig peinlich. Da ich keine Wechselkleidung im Gepäck mitführe, binde ich mir während des Wasch- und Trockenvorganges meine Zeltunterlage als "Rock". Obenrum die Regenjacke angezogen und der Rest fliegt in die Waschmaschine. Eine Stunde später spaziere ich mit sauberer Kleidung aus dem Laden :)

    Im Outdoorstore neue Gaskartusche, Moskitospray, Wasserfilter und ein Ersatz für die abgebrochene Spitze meiner Trekkingstöcke besorgt und bei Tacco Bell zu Mittag gegessen. Gegen 17:00 Uhr stand ich dann wieder an der Hauptstraße, um zum Trail zurück zu trampen. Seth aus Albuquerque hat mich mit dem Wohnmobil aufgegabelt und darin saßen bereits zwei andere PCT-hiker. Er hat uns den ganzen Weg in die Berge zum Parkplatz zurück gefahren. Zum Schluss noch die 1,5 Stunden Anstieg zurück zum Campingplatz am See gewandert. Vor Einbruch der Dunkelheit habe ich mein Zelt an gleicher Stelle vom Vorabend aufgebaut.

    Am nächsten Tag ging es die 5 Meilen über den Kearsage Pass zurück auf den PacificCrestTrail. Der gesamte resupply-Vorgang hat mich vom Verlassen, bis zur Rückkehr auf den Trail, komplette zwei Tage gekostet. Die Logistik auf dem Trail ist immer eine Herausforderung. Man muss bereits im Vorfeld wissen, wo es "bezahlbare" Lebensmittel zu kaufen gibt. An welche Orte man evtl. ein Lebensmittelpaket schicken sollte und wo genau auf dem Trail, sich die richtigen "trail-exits" in die Ortschaften befinden.

    Am Kearsage-Pass kommen mir Chat & Corbin (Indiana) entgegen. Wir sind die letzten Tage teilweise zusammen gewandert und die Jungs sollten mir eigentlich einen Tag auf dem Trail voraus sein. Beide gehören zu den Hikern des "John Muir Trail" (JMT). Dieser beginnt am Mount Whitney und führt identisch mit dem PacificCrestTrail über 200 Meilen, bis zum Yosemite Valley. Die Wanderung dauert ca 20 Tage und durchquert drei Nationalparks der USA (Reiseempfehlung). Die JMT-Hiker sind aufgrund der Kürze des Trails bestens organisiert und haben sich Wassereimer voller Lebensmittel, alle 6 Tage, an bestimmte Trailpunkte gesendet. Corbin hat sich leider den Fuß verletzt und die Reise ist für beide beendet. Ich profitiere auch noch aus der traurigen Situation und bekomme das Abholticket für ihren Nachschubeimer in MuirTrailRanch geschenkt.

    Muir Trail Ranch ist ein wenig wie Weihnachten. Da die meistens JMT-hiker deutlich mehr Lebensmittel voraus senden, als benötigt, fliegen der Rest in die !!!18 Stück!!! Hikerboxen voll bester und teuerster Lebensmittel. Der Ort ist unter den PCT-hikern als bester Ressuply-Ort auf dem gesamten Trail bekannt. Nachschub für umsonst auf höchstem Niveau ... I love it :)

    An den letzten Wandertage haben wir täglich ein neues Tal in Richtung Norden durchquert. Jeden Tag geht es einen Pass die Berge hinauf und auf der anderen Seite in ein neues Tal hinab. Dann wird das komplette Tal durchwandert, bis am Ende ein neuer Pass ins nächste Tal wartet ... Der Weg geht entlang von Bächen, kleineren Wasserfällen und Stromschnellen, Wäldern, Wiesengelände und vielen wunderschönen Gebirgsseen. Am zweiten Tag liegt der Geruch von Waldbrand in der Luft. Später erfahren wir, dass es in der Mount Whitney Region gebrannt hatte und der Zugang zum Mt.Whitney für zwei Tage geschlossen war.

    Die Tiere in den Nationalparks zeigen keinerlei Scheu. Auf einmal stehen Rehe keine 10 Meter von mir am Trail. Auch die Murmeltiere lassen sich durch die Wanderer kaum stören. Die Eichhörnchen flitzen einem fast durch die Füße. Ich habe mein Fotohandy meistens im Rucksack und bis das Handy rausgeholt und hochgefahren ist, sind die Tiere meistens verschwunden. Die Bären haben sich bisher noch nicht gezeigt. Ich klopfe regelmäßig mit den Trekkingstöcken zusammen, um keinen Bären zu überraschen. Grundsätzlich haben die Bären kein Interesse an uns Menschen. Unser Essensproviant ist da schon interessanter und wir müssen Nachts alles im Bärkanister verstauen. Durch die Geräusche beim Wandern verschwinden die Bären (theoretisch) noch bevor es zur Begegnung kommt.

    Ab den Mittagsstunden bilden sich mittlerweile täglich Gewitter in den Bergen. Es donnert und grollt aus den Nachbartälern. Die letzten zwei Tage ist eine Regenfront über uns hinweg gezogen und wir sind ein paar Mal nass geworden. Am nächsten Tag kam gerade mal die Sonne raus und ich hatte sofort gestoppt, um die durchnässte Ausrüstung zu trocknen. Alles liegt verstreut auf der Wiese zum trocknen und schon zieht die nächste Regenfront heran und es fängt an zu tröpfeln. Ich konnte gerade noch alles in den Rucksack verstauen, bevor es wieder angefangen hat zu regnen. Wandern im Regen gehört nicht gerade zu meinen Highlights, aber ist wohl Teil des Trailerlebnis ;-)
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  • Day 94

    Mammoth Lakes, California (Mile 706)

    July 17, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 26 °C

    ... keine großen Neuigkeiten. Mir gehts soweit prima. Wandere tagsüber alleine und abends sind meist andere Hiker um mich herum. Ich habe ein älteres Pärchen aus New Mexico kennen gelernt. Bryan war Nuklearforscher und hat Atomantriebe für UBoote der Navy entwickelt. Heute arbeitet er als Physik/Chemielehrer in der Schule. Wir hatten eine sternenklare Nacht bei Neumond und konnten Milchstraße und den Jupiter super beobachten.

    Heute bin ich nur ein paar Stunden in Mammoth Lake und der Bus bringt mich gleich zurück in die Berge. Nächste Punkte auf der Route sind Yosemite N.P. und nächste Stadt ist South Lake Tahoe in 190 Meilen. Habe mir heute ein paar neue Wanderschuhe gekauft. Gleiches Modell wie vorher (Merell Ventilator Schuhgröße 49). Was mich 700 Meilen weit getragen hat, dass sollte es nochmal soweit schaffen. Die ersten medizinischen Einlegesohlen sind ebenfalls durchgelaufen und ich bekomme schneller Fußschmerzen. Ein Glück habe ich noch ein zweites Paar dabei und so starte ich "Schuh-runderneuert" weiter Richtung Norden ...

    Abends liegt derzeit dicker Dunst in der Luft und es riecht leicht angebrannt. In Yosemite soll es gerade Waldbrände geben. Mit ein bisschen Glück hat die Feuerwehr die Lage im Griff, bevor ich in ca 3-4 Tagen dort eintreffen werde. Im schlimmsten Fall wird der Trail geschlossen und ich müsste einen Teil überspringen.

    Liebe Grüße nach Hause !!! 😘
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  • Day 97

    Yosemite Valley, California (Mile 742)

    July 20, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 28 °C

    Eigentlich müsste die korrekte Überschrift "Tuolumne Meadows, California (Mile 742)" lauten. Der PacificCrestTrail durchquert lediglich den östlichen Rand des Yosemite Nationalparks und durchläuft nicht das berühmte Yosemite Valley. Ich möchte aber nicht an einem der schönsten Nationalparks der USA einfach "daran vorbeilaufen".

    In nächster Umgebung des Nationalparks brennen große Waldflächen. Das Ferguson Fire umfasst mittlerweile 57 Quadratkilometer und nähert sich weiter dem Nationalpark. Der Yosemite N.P. ist zwar weiterhin geöffnet, aber der Rauch des Feuers liegt in der Luft und die Sicht ist durch dicken Dunst getrübt.

    Der Yosemite Gebiet hatte mich gestern nach der Paßüberschreitung gleich mit heftigen Gewittern überrascht. Der Vorteil dabei ist, dass Teile der Rauchpartikel aus der Luft gewaschen werden.

    Heute morgen habe ich ein Busshuttle ins 27 Meilen entfernte Yosemite Valley Visitor Center genommen (1,5 Stunden Busfahrt ins Tal hinab). Durch das Busfenster konnte ich dann meinen ersten kalifornischen Bären sehen. Er ist auf einer größeren Wiesenfläche entlang spaziert. Auch auf der markante "Half Dome" war vom Bus aus gut zu sehen . Der Busfahrer meinte, es wäre die erste freie Sicht seit drei Tagen.

    Vom Visitor Center habe ich eine Wanderung zum berühmten Kletterberg "El Capitan" unternommen und bin bis unterhalb der Steilwand gelaufen. Die besten Kletterer der Welt sind an diesem Berg unterwegs und die Dimensionen der Wand lassen sich im Foto nicht wiedergeben ... sehr beeindruckend.

    Am "Lower Yosemite Fall" vorbei ging die Wanderung zurück und der Bus bringt mich anschließend nach Tuolumne Meadows.

    Fazit: der Tagesausflug in den Park hat sich trotz eingeschränkter Sichtverhältnisse gelohnt :)
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