La Barra: "Hay narcos-tráfico?"
26. september 2022, Colombia ⋅ ☁️ 26 °C
Die Aussagen der Einheimischen aus Cali, wir könnten ruhig mit unserem eigenen Auto nach Buenaventura fahren, um von dort aus zum Nationalpark Uramba Bahía Málaga überzusetzen, hatten uns beruhigt. Die einzige Straße zur Küste von Cali aus führte uns durch den malerischen Urwald, dessen kilometerbreiter Grünstreifen die gesamte Pazifikküste säumt. Schon auf dem Weg überholten wir unzählige LKW's, die alle ein Ziel hatten: den größten Hafen an der Pazifikküste in Südamerika, ein Magnet für kriminelle Aktivitäten. Aufgrund dessen ist diese Zone in Kolumbien als "rot" gekennzeichnet und Buenaventura eine der gefährlichsten Städte des Landes. Die ärmlichen Umstände waren nicht zu übersehen: spartanische Holzhütten in den Vororten, die auf drei Meter hohen Stelzen stehen, um bei Flut nicht mitgerissen zu werden. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist schwarz und später in La Barra erzählt man uns, dass in dem Ort und in Buenaventura viele Menschen von ehemaligen Sklaven abstammen. Sehr traurig zu sehen, wie die sozialen Ungleichheiten, die vor hunderten von Jahren durch die Sklaverei geschaffen wurden, bis heute immer noch nicht ausgeglichen werden konnten und die Region eine der ärmsten des Landes ist (trotz des großen Hafens?!). 😶😞
Wir kamen auf der letzten Minute an dem bewachten Parkplatz an und rannten zur Fähre, die uns mit 20 anderen nach Huanchaco im Nationalpark brachte. Auf der Fähre waren wir anscheinend vier der wenigen Touristen, die sich auf machten, um fünf Tage abgeschieden von der Zivilisation zu verbringen und die Wale zu beobachten, die in dieser Jahreszeit in der riesigen Bucht ihre Babys zur Welt bringen. Das Selva Luna Hostel hatte mir die Wegbeschreibung von Huanchaco nach La Barra geschickt, angeblich nur 40 Minuten zu Fuß. Wir lehnten also die ersten Angebote, uns mit dem Mototaxi nach La Barra zu bringen dankend ab. Nach den angebenen 40 Minuten laufen und kaum näher kommen, waren wir dann aber doch dankbar für einen motorisierten Transport - ein kleines Abenteuer, denn Asphalt ist hier ein Fremdwort und wir mussten zeitweise aussteigen und dem Tucktuck aus dem Matsch helfen. Die Steine und Schlaglöcher wirkten teilweise so unüberwindbar, dass unser kleines Gefährt ganz schön in Schieflage geriet. Aber wir kamen nach einem kurzen Fußmarsch, der notwendig war, weil die "Straße" ab einem Punkt wirklich unpassierbar wurde, sicher am Hostel an. Es befand sich auf einem kleinen Hügel 50 Meter vom Strand entfernt mitten im Dschungel. Die riesen Spinnen, die ihr Zuhause direkt neben unseren Holzhütten gesponnen hatten, entdeckten wir erst am nächsten Morgen. Zum Glück blieben sie aber an ihrem Platz und wir mussten uns dank des Mückennetzes während der Nächte keine Sorgen um all die Dschungelbewohner machen.
Die nächsten Tage verbrachten wir größtenteils am Strand vor den tropischen Temperaturen geschützt unter einem kleinen Carport neben dem Cocoloco-Stand. In den fünf Tagen wurden wir zu den besten Kunden!
Auch Maria, die Besitzerin des AfroMar Restaurants, war traurig als wir ihr nach 5 leckeren Abendessen verkündeten, wir würden am nächsten Tag abreisen. Unsere Mägen freuten sich jedoch nach 5 Tagen Reis mit Fisch und kleinem Salat (meistens sogar zweimal am Tag) wieder auf was anderes - das Tukawa Hostel sollte gute Abhilfe schaffen!
Die Restaurants in La Barra waren eine neue Erfahrung für uns. Wir saßen quasi im Wohnzimmer der Locals und benutzten auch die privaten Toiletten, nur mit einem Vorhang vom Schlafzimmer getrennt, in dem sich der Rest der Familie aufhielt. Eine Karte gab es nicht, lediglich konnte man manchmal entscheiden, ob es Fisch oder Fleisch geben sollte - für Vegetarier ein wirklich schwieriger Ort und für Dominik an den Tagen ohne Fleischvariante auch😄.
Zur Wohnsituation: Wir hatten Glück und konnten noch zwei Holzhütten buchen, die jeweils mit einem 1,40 Bett ausgestattet waren. Die Flügeltüren konnten wir aufklappen und so mit direktem Strandview aufwachen - traumhaft schön!
Wasser gab es nur, wenn es genug geregnet hatte, und so kam es, dass wir uns fast häufiger im Hostel nebenan aufhielten, wo wir durchgängig die Möglichkeit auf eine Dusche mit Regenwasser hatten, uns dort die Zähneputzen und das Klo benutzen konnten. Die Toilettensituation war eine kleine Herausforderung für mich, da es meistens kein Klopapier gab, bis wir uns am zweiten Tag eigenes kauften.
Nach unseren Strandtagen zu viert, verbrachten wir die Abende im Nachbarhostel, saßen am Feuer, bekamen die Grundschritte Salsa vom Hostelstaff beigebracht und aßen viele der super leckeren selbstgemachten Kokos-Buttermilch-Eis(e?). Besonders mit Andres und Ricardo, zwei Volunteers, waren wir total auf einer Wellenlänge! Trotzdem waren auch die beiden nicht wirklich auskunftsfreudig über die Region und unsere Fragen danach wie die Lage an diesem Ort und der Umgebung einzuschätzen wäre. Zwischen Huanchaco und La Barra liegt eine Militärbasis und wir hörten fast jeden Abend Helis über uns kreisen - warum, die Frage blieb unbeantwortet.
Besonders in Erinnerung werden uns die Waltour und der Spaziergang zu den natürlichen Pools bleiben. Gleich am ersten Tag machten wir uns mit Andrés und zwei weiteren Gästen auf zum Startpunkt. Wir gingen am Strand entlang, dann durch den Urwald und erreichten ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem fünf Boote lagen. Zwei Lokals warteten dort auf uns und mit vereinten Kräften hieften wir das Boot in Richtung Flussmündung durch den tiefen Schlamm - "Das machen wir nicht mehr, wenn wir über 40 sind, ich sag's euch Leute", kommentierte Julia den Abenteuer-Tourismus.
Es setzte ein leichter Sprühregen ein, als wir durch die Mangroven (Bäume, dessen Wurzeln im tiefen Wasser überleben können) hin zum offenen Meer schipperten. Nach nur 15 Minuten Fahrt trafen wir auf zwei andere Boote, die die Buckelwale schon erspäht hatten. "Madre, Padre y niño.", rief uns der Guide zu. Und tatsächlich, drei Wale tauchten dicht nebeneinander auf und wieder ein.
Wieder zurück verbrachten wir den Rest des Tages wie gewohnt am Strand.
Nachmittags nahmen uns die Volunteers mit zu einem versteckten Spot im Wald, wo wir in kleinen natürlichen Pools mit Süßwasser schwimmen gingen.
Am nächsten Tag liehen wir uns zwei Surfbretter und versuchten unser Glück. Eine Welle stehend surfen schaffte niemand von uns, aber Julia und Dominik waren sich einig, es lag an den Wellen in Kombination mit einem zu leichten Surfbrett. Naja... Mal sehen, ob/wann wir Surfen auf der Reise noch lernen werden.
Julia hatte außerdem noch die zusätzliche Schwierigkeit mit den Schmerzen vom Morgen klarzukommen. Vor dem Frühstück wollte sie schon eine Runde schwimmen gehen und wurde dabei von einem Rochen in die Hacke gestochen. Zum Glück hatten die Locals direkt die richtigen Mittel, machten ein Feuer und rührten eine Creme aus Kokos und anderen Pflanzen an. Durch die Hitze trat das Gift eiterig aus der verletzten Stelle aus, was trotzdem nicht verhindern konnte, dass der Fuß im Laufe der nächsten Tage immer noch angeschwollen war.
Nach fünf Tagen glühender, schwüler Hitze, Fisch mit Reis und Süßwassermangel, schauten wir zwar sehr zufrieden auf die letzten Tage zurück, freuten uns aber darauf weiterzureisen. Nächster Stopp: Tukawa Hostel im Inland, auf dem Weg Richtung Bogota, wo 5 Tage später Danae und Buck dazustoßen würden.Les mer
Reisende Garnicht mal so elegant 🙈
Reisende 😂😂😂