• europa-kontour
  • Renata Popp
sep. 2022 – maj 2023

Mit den Zugvögeln südwärts

Erstmals starten wir unsere Reiseschlaufe ohne Rückkehrdatum und in der Absicht, den Winter über auf Achse zu sein. Südwärts gewiss: Südwest-Frankreich, Nordspanien, Portugal, Marokko? Es wird sich ergeben. Läs mer
  • Begegnungen - ein Lehrstück

    2 november 2022, Portugal ⋅ ☁️ 15 °C

    In Vila Verde de Ficalho wollte ich zum Friseur gehen. Luis, der Stellplatz-Inhaber, schickt mich auf den Dorfplatz, dort solle ich einfach jemanden nach dem "barbeiro" fragen.
    OK, ich spaziere ins Dorf, wohl wissend dass ich am Samstagabend vermutlich keine Gelegenheit mehr finden werde. Ich streife durch viele Gassen - und entdecke nirgends ein erkennbares Geschäft. Die Häuser sehen für mich alle gleich aus; Beschriftungen oder gar Werbeflächen gibt es nicht. Durch ein Fenster erkenne ich ein Damen-Friseurgeschäft: wortreich, aber für mich unverständlich, macht sie mir klar, dass sie für Samstagabend ausgebucht sei. Der Herrenfrisör habe eh geschlossen.

    Am Montag ist Normalbetrieb, zweiter Versuch - und immer noch keinen Barbier-Laden gesichtet. Auf meine erneute Adressanfrage hin macht mir Luis nochmals klar, ich solle einfach die Leute am Dorfplatz fragen. Gesagt, getan. Ein etwas "abgelöscht" wirkender Mann vor dem Restaurant versucht mir auf portugiesisch den Weg zu erklären. Auf meine Begriffsstutzigkeit hin meint er dann aber kurzerhand: "venha" und geht voraus.

    Nach einigen Kurven und Abzweigungen weist er in der Allerwelts-Häuserzeile auf eine offene Tür: tatsächlich, unverkennbar ein Barbier. Nur für Insider.

    Dass ich nicht seine Sprache spreche (und er nur portugiesisch), ist für den Barbier kein Problem. Handzeichen und "seis milimetros" reichen aus, um mich verständlich zu machen.

    Was daneben noch geschieht, ist reiner Zufall und einfach genial:
    Der Kunde vor mir schaut mich mit verduzt-skeptischem Blick an und fragt "alemão?". Nein, suiza. Dann beginnt José zu leuchten und erklärt, er habe 40 Jahre lang in Thun BE gelebt und dort auf dem Bau gearbeitet, zwei Kinder großgezogen und mittlerweile einen Enkel in der Schweiz. Seit seiner frühzeitigen Pensionierung vor sechs Jahren lebt er mit seiner Frau nun wieder in Portugal. Sein stark gebrochenes Bärndeutsch ist dennoch verständlich, "momou", "auwäää" und "wi ne moore". José und ich palavern fortwährend in kreativem Schweizerdeutsch und der Barbier macht derweil - fast unbemerkt und ungestört - seinen Job. So einen lustigen Haarschnitt habe ich noch nie verpasst bekommen.

    Die Moral von der Geschichte? Eigentlich schon klar, Klappe auf und einfach fragen; das kostet nix, erzeugt Kontakt und fördert Überraschungen.

    Weshalb nur meinen wir heutzutage, wir müssten - mit Google und Navigationsgerät - alles möglichst selbst und ohne fremde Hilfe finden? Oder besser noch, online bestellen und anonym an die Haustür (oder in meinem Fall den Camper) geliefert bekommen?

    Das wohltuend gewöhnliche Dorf Vila Verde de Ficalho eignet sich auch für kleine Wanderungen, etwa durch weitläufige Oliven-Hänge auf den nahegelegenen Ficalho.
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  • Monsaraz

    3 november 2022, Portugal ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach fünf Nächten verabschieden wir uns von Luis und fahren eine Schlaufe nordwärts: Mourão am Alqueva-Stausee (der letzte Stausee am Guadiana). Beim "museo al abierto" Monsaraz stellen wir uns auf einen sehr ruhigen Parkplatz mit fantastischer Aussicht über den weit verästelten See und bis nach Spanien.

    Trotz Nieselregen und fast leeren Gassen vermag der Ort anzusprechen; eine wirklich authentische Kulisse, ein Zeitzeugnis aus verschiedenen Epochen. Die sehr einfachen ländlichen Lebensverhältnisse sind hier in Portugal wohl erst vor wenigen Jahrzehnten allmählich abgelöst worden.

    Wir genießen die Ruhe, spielen einige Runden Rummy und Renata kuriert ihren lästigen Husten. Warten auf Sonnenschein.

    Am nächsten Morgen reist der Frühnebel allmählich auf und die Stadt zeigt sich in farbigeren Kontrasten. Gestern noch stand eine portugiesische Reisegruppe beim Denkmal do cante alentejano und hob spontan zu singen an. Mir ist, als hingen diese Klänge noch immer in der Luft - mit dem Sonnenschein gar farbiger noch. Auf der Weiterfahrt zeugen Menhire und Steinkreise von der Energie, die in dieser Landschaft liegt.
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  • Estremoz - Parken auf Marmor

    5 november 2022, Portugal ⋅ 🌙 15 °C

    Die an sich wunderschöne Fahrt nach Estremoz durch riesige Oliven- und Korkeichen-Gärten irritiert das Auge. In der Gegend um Vila Viçosa erkennt man hinter den Bäumen plötzlich künstlich aufgetürmte Hügel, haushoch, bei näherem Hinsehen sind es ziemlich wilde Stapel von Marmorblöcken. Ausschussware offensichtlich. Hier wird in der Ebene zerstreut nach Marmor gegraben, willkürlich möchte man meinen. Und manche Grube wird nach erfolgter Ausbeutung wieder eingeebnet und frisch bepflanzt.

    Der nahegelegenen Zentrumsstadt Estremoz ist der Marmor-Reichtum anzusehen. Wo sonst könnte man - mitten in der Stadt, auf einem riesig grosszügigen Platz - mit dem Camper auf Marmor parkieren?

    Wege und Plätze sind mit Marmor-Schrot ornamental gepflästert. Viele Hauseingänge zeigen ihren Türsturz aus Marmor. Zahlreiche Paläste stehen in schlichter Eleganz da, mit großzügigen Treppenaufgängen aus Marmor. Dieses auf den ersten Blick kühle Material mit seiner lebhaften Maserung wird einem hier wärmend vertraut.

    Die Nacht auf Samstag hat es besonders in sich: der dicht beparkte Platz leert sich Freitagabend weitgehend. Die Zonen am Rande sind für Marktfahrer und für den Flohmarkt reserviert. Der vierseitig umlaufende Grünstreifen mit doppelten Baumreihen ist den Marktständen vorbehalten. Ab 6 Uhr morgens werden die Stände hergerichtet für den Gemüse- und Bauernmarkt. Bei fantastischem Wetter - schneeweisse Fassaden vor stahlblauem Himmel - herrscht ein reges Kommen und Gehen, eine relaxte und sehr kommunikative Stimmung. Einfach schön.
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  • Estremoz - Azulejos und Bonecos

    5 november 2022, Portugal ⋅ 🌙 11 °C

    Die Stadt Estremoz - hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der zwei Städte Sta Maria und St.André - ist ein pulsierendes und gepflegtes Zentrum, grosszügig, einladend und nicht nur historisch interessant.

    Hier ist einmal mehr sehr augenfällig, dass die europäischen Regionalentwicklungs-Projekte und Unesco-Welt-+ Kulturerbe-Programme repräsentative Schübe in Gang setzten. Portugal wie wir es heute - 30 Jahre nach unserer ersten Reise - erleben, hat besonders hinsichtlich Bauten und Infrastrukturen massiv aufgeholt.

    Zwei grosse prächtige Palastbauten wurden sorgfältig renoviert und 2020 bzw 2021 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei geringem Eintritt (3€) kann im Palacio Tocha heute das Museu Berardo mit seiner erschlagend grossen Sammlung an Azulejos besichtigt werden. Zum Abschluss des Rundgangs wird man in faszinierender Ambiance zur Weinverkostung eingeladen.

    Im ebenso prächtig renovierten Palast der Marqueses de Praia y Monforte kann heute (bei freiem Eintritt gar) eine sehr umfassende und aufschlussreiche Sammlung an Tonfiguren besichtigt werden. Das in Estremoz traditionell gepflegte Kunsthandwerk ist 2015 in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.

    Der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger José Saramago drückt sein Entzücken über diese Sammlung im Buch "Die portugiesische Reise" so aus: "Geh nach Estremoz, sieh dir die Tonfiguren an und deine Seele ist gerettet. Ein Sprichwort, vom Reisenden (ihm selbst) für die Nachwelt erfunden." (S.480)
    So sei es!
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  • Creme brulée à la Fernanda (camper style)Wanderung zum Schloss AlmourolZeitgenössische Kunst am TejoIm Parque d'Arte contemporaneaStreet-Art in Vila Nova de BarquinhaZum Templer-Schloss Almourol die passende Ausstellung

    Kunst und Begegnungen am Rio Tejo

    6 november 2022, Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Vila Nova de Barquinha lag eigentlich nicht auf unserem Radar. Manchmal gibt es aber gute Gründe für einen Umweg. Diesmal sind es Fernanda und José, die portugiesischen Camper-Freunde, deren große Gastfreundschaft wir im März in Vila Verde de Ficalho und in Valongo (bei Porto) genießen durften.

    Wir nutzen die Gelegenheit zu einer nonverbalen oder genauer multilingualen Begegnung; mit Händen, Füssen und lachendem Herzen verständigen wir uns mit ihnen, obwohl uns keine offizielle Sprache gemeinsam ist. Essen, Trinken, Wandern geht auch ohne Sprachdiplom.

    Dank Fernanda und José werden wir in die portugiesische Camper-Gemeinde integriert und kriegen den einen oder andern Camper-Tipp obendrauf.
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  • Ein Top-Stellplatz bei Castelo de Vide

    8 november 2022, Portugal ⋅ 🌧 14 °C

    Dank der Park4Night-App sind wir mit der "Quinta Alta de Cumeada" wieder mal auf eine besondere Perle gestoßen. Ein aussergewöhnlicher Ort, äußerst herzlicher Empfang und liebevoll gestaltete Umgebung. Rosa und João gestalten hier ein kleines Paradies und leben Gastfreundschaft par excellence. Von einem Netz solcher Orte träume ich!

    Wohl nicht von ungefähr prangt denn im Wohnzimmer/ Aufenthaltsraum dieses Wand-Tatoo:
    "Aqueles que passam por nós, não vão sós, não nos deixam sós. Deixam um pouco de si, levam um pouco de nós."
    (Antoine de St.Exupéry)

    Dank Google-Translate verstehe ich folgendes: "Diejenigen, die an uns vorbeigehen, gehen nicht alleine, lassen uns nicht alleine. Sie lassen ein bisschen von sich, sie nehmen ein bisschen von uns."

    Rosa hat während 30 Jahren in Porto als Aerztin gearbeitet. Vor neun Jahren haben sie und ihr Mann dieses 9ha-Landgut gekauft, um eine Selbstversorger-Landwirtschaft zu betreiben. Mit Herzblut gestalten und pflegen die beiden den Hof, füttern eine Vielzahl an Kleintieren, hegen Olivenbäume (die dieses Jahr gar keinen Ertrag bringen) und allerlei Fruchtbäume, unterhalten einen grossen Gemüsegarten, eine Holunder-Plantage etc..

    Seit Sommer 2021 bieten sie nun auch Stellplätze für Camper an. Von der Feuerstelle über Küche, Waschmaschine, Aufenthaltsraum etc ist alles sorgfältig und persönlich gestaltet. Und das Grösste: Rosa gibt die "Geschenke der Natur" mit großzügigen Händen uns Campern weiter - Eier, Chayote-Früchte (portug. Chou-chou, wie Kartoffeln zuzubereiten), Verveine und Lemon-Gras für den Tee, Holunder-Gelee zum Zmorge. Tausend Dank.
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  • Castelo de Vide, literarische Annäherung

    8 november 2022, Portugal ⋅ ☁️ 12 °C

    Wir haben "Die portugiesische Reise" des Nobelpreisträgers José Saramago im Gepäck und ab und zu begeben wir uns ein wenig auf seine Pfade. "Der Reisende", wie sich der Autor selbst nennt, bemerkt zur Altstadt von Castelo de Vide:

    "Die Viertel Judiaria und Arçário sind von unvergleichlicher rustikaler Schönheit. Die Haustür-Umrandungen sind mit so viel Liebe und Respekt instand gehalten, dass es den Reisenden rührt. Ihre Steine sind Steine aus vergangenen Jahrhunderten, manche schon aus dem 14. Jahrhundert, und Generation auf Generation haben die Bewohner sie wertschätzen und pflegen gelernt. Der Reisende möchte fast glauben, daß in den Testamenten von Castelo de Vide, notariell beglaubigt, zu lesen steht: Ich hinterlasse meinen Kindern eine Tür, die ungeteilt in der Familie bleiben soll." (S. 466)

    "Ein so reich mit Wasser gesegneter Ort muss einen monumentalen Brunnen besitzen. Da ist er, Fonte da Vila, mit seiner auf sechs Marmorsäulen ruhenden Überdachung und den vier Düsen, aus denen das Wasser läuft. Nur bedauerlich, wie verwahrlost alles ist - die Steine von der Zeit und unpfleglicher Behandlung beschädigt, das Wasserbecken und der Gang ringsherum verdreckt. Der Brunnen von Castelo de Vide steht dort wie verwaist - wenn es Mitleid gibt, möge man sich um diese Steine kümmern, sie haben es verdient." (S. 465)

    Ich möchte dem Schriftsteller posthum zurufen: Ihre Anregung ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Der Brunnen macht heute einen ehrwürdigen Eindruck - und seine Lebensspuren darf man ihm ja beileibe ansehen. Es sind heute Menschen da, die sich kümmern, die angrenzenden Häuser sind schon oder werden gerade sorgfältig renoviert. Die Stadt macht einen wohltuend natürlichen Eindruck: nicht auf Marketing gebürstet, nicht mit pipapo herausgeputzt, aber gepflegt und belebt. Sehr sympathisch, selbst beim gegenwärtigen Regenwetter.
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  • Portalegre - fröhlicher Hafen

    10 november 2022, Portugal ⋅ 🌙 10 °C

    Wieder einmal erlebe ich hautnah, wie meine Gefühle und Identifikationen sich verändern, sich entwickeln - und mich staunen lassen.
    Genau wie die weissen Wände in Portalegre: bei trübem Wetter wirken diese dumpf, neutral, manchmal gar fleckig und geschmacklos. Bei Sonnenschein wirkt das pure Weiss strahlend und frisch - und vor stahlblauem Himmel scheint es fast zu explodieren. Es ist dasselbe Weiss, das in der Abenddämmerung zartrosa und innig leuchtet.

    Wir waren bereits für eine Nacht in Spanien, knapp hinter der Grenze, im strömenden Regen. Da erfahren wir, dass wir doch erst kommenden Montag unseren nächsten Workaway-Einsatz starten können. Also zurück nach Portugal, nach Portalegre genauer, um die Zeit für den Pneuwechsel zu nutzen. Garage gefunden, Pneu bestellt, Lieferung abwarten.

    Die Stadt empfängt uns erst bewölkt, mit leichtem Nieselregen, dann aufklarend und am Abend erleben wir herrliche Ausblicke auf einen verheissungsvollen Sonnenuntergang. Eindrückliche Stimmungs-Veränderungen.

    Wirkten einige Gassen und Winkel zuerst etwas heruntergekommen, lieblos, so entwickelte sich deren Ausstrahlung dann positiv - parallel zum Wetter - und zu unserer Auseinandersetzung damit.

    Das moderne Museum über die eindrückliche und in Portalegre einzigartige Web-/Knüpf-Technik von Kunst-Teppichen hat uns dann definitiv für diese Stadt eingenommen.
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  • Tag der Zufälle

    10 november 2022, Portugal ⋅ 🌙 13 °C

    Heute läuft es wie geschmiert. Bereits um 9 ruft der Garagist an, die neuen Pneus seien eingetroffen. Und statt erst am Freitagmorgen um 8.30 (wie vereinbart) könne ich gleich vorbeikommen. Da wir eh in Portalegre übernachtet haben, erspart uns das Kilometer und Zeit. Eine Stunde später ist unser Camper bereits mit neuen Finken ausgestattet, perfekt.

    Am frühen Morgen saß ich schlaflos am Handy und recherchierte zu unseren Reiseplänen bzw zum bevorstehenden Workaway-Einsatz. Etwas zufällig dann der Blick in die Favoriten-Liste, die ich mir vor gut zwei Wochen für mögliche Workaway-Einsätze in Portugal zusammengestellt hatte. Dabei stellt sich heraus, dass João und Rosa auf unserer Liste gestanden hatten: dieselben, bei denen wir - nichtsahnend - vor drei Tagen auf dem Park-for-night-Stellplatz gestanden hatten ... und bei denen wir, gestern Abend noch, uns für weitere zwei Nächte angemeldet hatten.
    Der Zufälle nicht genug: während wir im Industriequartier von Portalegre in einer Café-Bar auf den neu bereiften Camper warten, stoßen wir unerwartet auf João und Rosa. So klein ist die Welt.; oder zieht da jemand im Hintergrund die Fäden?

    Mit Brico-Marché und Intermarché in der Nähe können wir gleich noch weitere Pendenzen erledigen. Somit ist das Material bereits zusammen für ein simples Umbau-Kit, das unser Klo zu einer Trenntoilette umfunktionieren soll. Mal sehen, im Erfolgsfall und nach einer zufriedenstellenden Testphase berichte ich dann detaillierter darüber.

    Der Tag endet mit Fisch vom Grill (und was dazu gehört) und einem wunderschönen Sonnenuntergang auf der Quinta Alto da Cumeada. Ein geschenkter Tag.
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  • Am Kastanienfest in Marvão

    13 november 2022, Portugal ⋅ 🌙 9 °C

    Ein wundervoller Ort, der wie ein Adlernest auf der Felsrippe der Sierra de São Mamede thront. Strahlendweiss und intakt in seiner historisch gewachsenen Dimension. Da am Wochenende nach Martini die traditionelle Feira da Castanha stattfindet, müssen wir beim Friedhof parken. Die letzten zwei Kilometer erklimmen wir deshalb auf der alten Römerstrasse, durch die herbstlich bunten Kastanienhaine an der Nordflanke kräftig ansteigend.

    Der ganze Ort pulsiert im Festfieber. Kastanien und Rotwein aus heimischer Produktion bilden das Hauptgericht. Strassenmusik von mittelalterlich über folkloristisch bis zu jazzig und fasnächtlich erfüllt die Atmosphäre, die trotz der vielen Gäste entspannt und gemütlich ist.

    Der fantastische Weitblick von der Stadtmauer und besonders vom Kastell ist atemberaubend. In der Zisterne der Burg (die dem Dorf im Belagerungsfalle den Wasservorrat für sechs Monate gesichert hätte) nimmt uns die unvergleichliche Akustik in ihren Bann: da müssen wir einfach wieder die Obertöne hervor locken.

    Nachvollziehbar, dass der deutsche Dirigent und mein (nahezu doppelter) Namensvetter Christoph Poppen vor 9 Jahren hier in Marvão ein internationales Musikfestival initiierte. Verdient bei GoogleMaps ein "da möchte ich hin"-Fähnchen, definitiv.
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  • Zurück in die Extremadura: Alcántara

    13 november 2022, Spanien ⋅ ⛅ 18 °C

    Gleich nach Marvão geht's über die Grenze zurück nach Spanien. Die Fahrt in den Abend hinein lässt uns verschiedene Landschaftstypen der Extremadura erleben, dünn besiedelt, weit und leer und doch sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich.
    Es ist bereits Nacht, als wir bei der Römerbrücke über den Tajo (hier in Spanien wird der Tejo zum Tajo) unser Nachtlager einrichten. Am nächsten Morgen ist es der dichte Nebel am Fluss, der uns motiviert, für das Frühstück die zwei Kilometer hinauf zum Dorf zu fahren: und siehe da, es hat sich gelohnt. Bei milder Morgensonne und nahe der Pferdeweide gibt's Frühstück.

    Alcántara war schon zu römischer Zeit ein strategisch sehr wichtiger Übergang. Im frühen Mittelalter sei das hiesige Kloster der Hauptsitz eines Kreuzritter-Ordens gewesen, deren Aufgabe es war, den Pilgerweg bzw. die Pilger nach Santiago zu schützen.

    Seit wir wieder durch die Extremadura fahren, ist unser Blick nicht nur auf die Straße, sondern auch in den Himmel gerichtet: wir halten gespannt Ausschau nach Kranichen. Zwischenhalt an der Lagune von Brozas auf einem wunderschönen PicNic-Platz: da wäre es bestimmt auch sehr schön zu übernachten.

    Der Mittagshalt im unscheinbaren und abseits gelegenen Garrovillas de Alconétar ist für uns eine mehrfache Überraschung: ein ausserordentlich schöner alter Dorfplatz mit Arkadengängen, teils herrlich schräg, eine gemütliche Tapas-Bar mit Sonnenplatz, sympathische spanische Tisch-Nachbarn, die uns ob unseres Dialekts ansprechen: er arbeite remote für ein Zürcher Architekturbüro.
    Garrovillas, Geburtsort des ersten Musiktheoretikers aus dem Mittelalter (Domingo Marcus Durán) hat diesem einen Gedenkstein errichtet. Wieder ein Impuls, der mich neugierig macht und nachforschen lässt.

    Schließlich finden wir östlich von Caceres unseren Übernachtungsplatz am Stausee Embalse de Guadiloba. Wunderbar ruhig, stockdunkel und sternenreich. Die zwei Camper, die noch 500m weiter über eine Piste direkt an den See gefahren sind, könnten sich in dieser baumlosen Weite in die Mongolei versetzt fühlen.
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  • Workaway in magischer Natur

    16 november 2022, Spanien ⋅ 🌧 13 °C

    Am Montag treffen wir - nach wenigen Kilometern - um 12 Uhr bei Ari und Dani außerhalb von Plasenzuela ein, wo wir zum zweiten Workaway-Einsatz dieser Reise herzlich empfangen werden. Diese wunderbare Künstler-Familie lebt sehr bewusst und autark auf einem fantastisch-magischen Gelände von 17 Hektar (vorwiegend Buschland, Stein- und Korkeichen und Felsen, Natur pur).

    Es geht für uns darum, einen mythologischen Skulpturenweg bzw kleine Beiträge dazu zu gestalten. Wie das denn, wenn uns das urige Gelände und die wuchernde Natur eigentlich schon als ein einziges grosses Kunstwerk vorkommen? Schritt um Schritt zum Staunen.

    Und: Während unseres Rundgangs im Gelände ist eine Gruppe von 18 Kranichen in ruhigem Flug recht nahe über uns hinweggeflogen, unsere erste Kranich-Sichtung. Das war schlicht ergreifend, so willkommen geheißen zu werden.

    Nun sind wir daran, diese Atmosphäre in uns aufzunehmen, Inspirationen kommen zu lassen und mit der Natur zu gestalten; am richtigen Ort!

    Renata ist am Kochen, draußen ist stockdunkel - und gemäss Wetterprognose stehen uns bei eher kühlen Temperaturen zwei Wochen Regenwetter bevor. Mal sehen, was daraus noch wird (Programmänderungen vorbehalten).
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  • Regenwetterprogramm

    17 november 2022, Spanien ⋅ ⛅ 11 °C

    Seit 3 Tagen ist es regnerisch und die Arbeiten müssen schlussendlich auf dem Esstisch gemacht werden, der letzte trockene Platz. Wir stellen Holzblumen her, die dann den Skulpturenweg markieren werden.
    Am Dienstag war die Probe ihrer Samba-Gruppe angesagt. So hatten wir unvermittelt Gelegenheit, uns mit heissen Rythmen aufzuwärmen und uns im Zählen zu üben.
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  • El Bosque de To - Workaway

    21 november 2022, Spanien ⋅ 🌧 12 °C

    Nach nur einer Woche beschließen wir wetterbedingt eine Programmänderung: denn in der Extremadura stehen zwei kalte und nasse Wochen bevor. Für die vorgesehenen Arbeiten am Skulpturenweg ziemlich ungünstige Bedingungen, zumal - bei vier Workawayern gleichzeitig - die Mal- und Sägearbeiten jetzt schon am Esstisch erfolgen mussten.

    Die äußerst herzliche und liebevolle, kreative und improvisationsfreudige Atmosphäre dieser Familie verlassen wir zwar ungern. Anderseits zieht es uns (mich!) nun wirklich an die Wärme Marokko's. Und ich bin fest entschlossen, im Frühjahr nochmals im "Bosque de To" Halt zu machen und mitzuwirken; denn Ideen habe ich noch Einige, die auf Umsetzung warten.

    Der zwar kurze Aufenthalt bei Ari (Schauspielerin) und Dani (Magier) war für uns äußerst beeindruckend und anregend. Die beiden sind zielstrebig und doch improvisationsfreudig, herzlich, aufmerksam und gleichzeitig gut organisiert, mit sehr bewusstem einfachem Lebensstil - und das alles in einer einzigartig schönen und wilden Natur. Wir kommen wieder.
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  • Auf zu neuen Ufern

    22 november 2022, Spanien ⋅ ⛅ 18 °C

    Das trübe Montagswetter ist wie gemacht zum Reisen. Von Plasenzuela aus fahren wir ziemlich direkt südwärts, passieren Mérida auf der Autobahn und schalten einen spontanen Mittagshalt am Alange-Stausee ein. Nach kurzem Dorf-Rundgang (ein gewiss attraktiver Kurort im Winterschlaf) sitzen wir den Platzregen im Auto aus. Dann geht's weiter, Kaffeehalt in El Ronchillo, und auf der Umfahrung von Sevilla dann die ersehnte Abendsonne, wenn auch homöopathisch. Es ist bereits dunkel, als wir den Stellplatz in Sanlúcar de Barrameda erreichen.

    Der von den Spaniern geliebte Ferienort an der Mündung des Guadalquivir, direkt gegenüber vom Doñana-Nationalpark, rühmt sich, Ausgangsort der ersten gelungenes Weltumsegelung (1519-1522) zu sein. Bleibt allerdings zu erwähnen, dass von der grossen Expedition des Fernando Magellan am Ende bloss noch ein Boot mit 17 Mann zurück kam. Unter Führung von Kapitän Juan Sebastián Elkano, jenes Basken, dem wir in seinem Geburtsort Getaria (Tag 43) bereits begegnet waren.

    Wir wollten eigentlich von Sanlúcar de Barrameda aus eine Exkursion in den Doñana-Nationalpark buchen. Da wir aber nicht bis Samstag warten wollen, fällt dies ins Wasser. Die Chance, hier auf Kraniche zu treffen, dürfte eh sehr gering sein. Auch das Naturpark-Infozentrum wirkt ziemlich vernachlässigt und vergilbt, hätte eine Aktualisierung und Renovation dringend nötig.

    So wählen wir stattdessen den Bahntrassen-Radweg "Via verde entre dos Rios" und fahren Richtung Chipiona. Fazit: Diesen Radweg muss man definitiv NICHT gesehen haben, er verläuft ausschließlich zwischen intensiven Gemüsekulturen sowie Plastiktunneln und ist schlecht unterhalten.
    Auch das weitgehend gesichtslose Chipiona vermochte uns nicht wirklich zu packen. Erst das warme Abendlicht an der gepflegten Strandpromenade verhalf noch zu einem versöhnlichen Abschluss.
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  • Los Caños de Meca - Marokko in Sicht

    24 november 2022, Spanien ⋅ ⛅ 14 °C

    Zurück an Spaniens südlichster Küste. Wir freuen uns über das milde und ausgeglichene Klima, wenngleich auch hier Wolken, Regen und Sonne sich abwechseln.

    Der verträumte Ort Los Caños de Meca ist ein Geheimtipp unter Surfern. Das nahegelegene Kap Trafalgar ist auf einem wunderschönen Strandspaziergang erreichbar. Die Lichtstimmungen sind einzigartig.

    Wie gemacht zum Abhängen, Ausruhen, Wäsche waschen, Footprints schreiben ... und die Weiterreise nach Marokko recherchieren.
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  • Surferparadies

    24 november 2022, Spanien ⋅ ☁️ 16 °C

    Die einen nutzen die imposanten Wellen am Morgen und am Abend, die andern sind dankbar um das gute WLAN.
    Ein Tag für Spaziergänge am Strand, zum Wäsche trocknen und zum Recherchieren.

    Nach derzeitigem Stand und Wetterbericht werden wir nächste Woche die Marokkoreise im Gegenuhrzeigersinn starten:
    Von Tanger aus der Atlantikküste entlang (Moulay Bousselham, El Jadida, Safi, Essaouira, Taghazoute, Sidi Ifni - dabei alle großen Städte umfahren). Dann durch den Anti-Atlas (Tafroute) zur südlichen Wüstenstrasse, Icht, Tata, Foum Zguid und weiter nach Agdz zu Abdessalam. Anschließend via Nkob,Tazzarine und Alnif nach Merzouga. Via die Strasse der Kasbahs, Todra- und Dades-Schlucht nach Ouarzazate und weiter Richtung Taroudant. Dann via Tizi'n Test nach Marrakesch (oder aussenrum, falls die Strasse zu winterlich wäre). So kämen die Königsstädte zum Schluss. So die grobe Idee, inshallah; doch in Marokko lohnt es sich, den Zufällen (dem was uns zufällt) offen und flexibel zu begegnen.
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  • Sollte ich mal dement werden, bitte erinnert mich: Lieblingsplatz Strandbar Dementenochmals, ist unvermeidlich... nur Fliegen ist schöner

    Tarifa...risches

    25 november 2022, Spanien ⋅ 🌙 18 °C

    Marokko wird mit jedem Tag greifbarer. Heute genießen wir das besondere Flair von Tarifa, den klaren Blick "ans andere Ufer", besuchen die Altstadt und genießen die absolut fantastische Abendstimmung.

    Hier konnten wir wieder mal einen Mercadona-Einkauf erledigen, Diesel tanken und sogar die (fest verbauten) Gas-Reserven nachfüllen, alles in unmittelbarer Nähe.

    Zudem habe ich mir an zwei Schaltern des Fährhafens die Fährtarife für einen Campervan mit zwei Personen ausgeben lassen:
    "Intershipping" fährt vier mal zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr nach Tanger Ville zu 256 Euro (einfach) bzw 440 Euro (retour, ein Jahr gültig).
    "FRS" fährt fünf mal täglich zwischen 9.00 Uhr und 21.00 Uhr, zu 312.40 Euro (einfach) bzw 547.10 Euro (retour, ein Jahr gültig). Letzterer betont noch, dass dies ein Black-Friday-Tarif sei, nach diesen drei Tagen sei es wieder teurer.
    Ebenfalls mit "FRS" kann man von Algeciras nach Tanger Med übersetzen zu 287 Euro (einfach) bzw 493.20 Euro (retour).

    Fazit: wir gehen nach Algeciras und kaufen uns das Ticket bei Carlos (viajesnormandie), wie das in den Wohnmobilforen empfohlen wird. Angeblich zu 180 Euro inklusive guter Beratung. See you ... (oder sea you?).

    Nachtrag: wir verlängern um eine Nacht, geniessen nochmals nen gemütlichen Tag im Städtchen und lassen uns den Wind um die Ohren pfeifen. Den Kitern kann man lange zusehen.... (bis zu welchem Alter lässt sich das wohl noch lernen?😉🤣).

    Nachtrag 2: Hier habe ich die beeindruckende Antwort gefunden. Da kann ich ja noch hoffen ...
    https://youtu.be/1rS4bafAdK8
    (Link Youtube 77-jähriger Ire)
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  • Hier warten noch andere Fluggäste auf die Überfahrt

    Und plötzlich geht's schnell ...

    27 november 2022, Spanien ⋅ ⛅ 18 °C

    Ruhige Nacht auf dem Stellplatz in Tarifa. Dann nochmals einen kurzen Spaziergang zum Strand. Beim Kaffee den Wing-Surfern zuschauen (... und sich anstecken lassen? Mal sehen, wie lange die Inkubationszeit bei diesem Virus dauert).

    Dann fahren wir geradewegs nach Palmones, außerhalb Algeciras, zur empfohlenen Agentur viajesnormandie. Wir können sogleich Platz nehmen - ohne Wartezeit - und werden bestens bedient und informiert. Den Reiseführer von Edith Kohlbach, die Maroc-Telecom-SIM-Karten und den ersten Geldwechsel (letzteres nur in Cash möglich) können wir auch gleich erledigen - und eine Flasche Wein (😘) sowie ein Pack Cookies gibt's als Geschenk des Hauses obendrein.

    Und: das Fährticket für Camper und 2 Personen kostet nun 215 Euro (wohl ein Dieselpreis-bedingter Aufschlag), freie Rückfahrt innerhalb eines Jahres inbegriffen. Tatsächlich unschlagbare Konditionen.

    Update: in 5 Minuten müsste die Fähre ablegen und der Check-In wäre angeblich schon seit 55 min offen. Da, plötzlich ein grosses Hupkonzert auf dem Gelände (selbst die Fähre hupt mit). Nein, kein Protest-Hupen, sondern ein Freude-Hupen: Marokko hat soeben 2:0 gewonnen gegen Belgien. Gratulation. (Das ist wohl Grund genug für die Verspätung.)

    Update 2: So, itz mit 2,5 Std Verspötig fahrt d'Fähre ab. Mir sind zwar no im Hafe vo Algeciras, aber bereits im afrikanische Ziitverständnis aachoo. 😅🤩
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  • Beim alten Hamam und HolzbackofenAsilah, cité d'art mit modernem TouchModerne Fortführung der Kalligraphie auf der HausfassadeAutomatischer Türschliesser auf marokkanisch

    Bienvenu, mes amis, au Maroc

    28 november 2022, Marocko ⋅ ☀️ 16 °C

    Aufgrund der verspäteten Fähre kommen wir am Sonntagabend im Dunkeln in Tanger Med an, durchlaufen die Kurvenfahrt durch das riesige Hafengelände, passieren die Grenzpolizei, warten, lassen unseren Camper vom Drogenhund beschnüffeln ... und fahren schließlich in die stockdunkle marokkanische Nacht hinaus.

    Nach einer guten Stunde und bereits nach 22 Uhr erreichen wir den Campingplatz Echrigui in Assilah. Schon der Kassierer an der Autobahnausfahrt hat uns äußerst interessiert und freundlich willkommen geheißen ("bienvenu, les amis, au maroc", nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich schon etliche Male auf Fahrrad-Touren in Südmarokko war und dass wir wieder den Süden ansteuern werden).

    Auch am Campingplatz werden wir zuvorkommend und hilfsbereit empfangen ... und im frühen Morgen begrüßt mich der Muezzin mit seinem Gesang. Tatsächlich ein berührender Tag für mich und ein bisschen wie "heimkommen"; schließlich hab ich auch über vier Jahre darauf hingearbeitet (nein, nicht mit Geldverdienen, vielmehr ging's darum, Renata für dieses Vorhaben zu gewinnen.😚😚😚)

    Heute dann der geruhsame Bummel durch die gerade erwachende Medina von Assilah, durch das neue Zentrum des Kunsthandwerks, durch den Souk und über die neu entstehende Promenade am Meer. Wunderbare Formen und Farben, blauer Himmel und wogende Brandung.
    Assilah ist noch nahe an Europa und ein sehr geeigneter Ort, um auf dem afrikanischen Kontinent sanft anzukommen.
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  • Schöne Viecherei. Oder etwa die neuen Mitarbeiterinnen vom Bauamt?

    An der Lagune von Moulay Bousselham

    29 november 2022, Marocko ⋅ 🌙 13 °C

    Gegen Mittag brechen wir auf in Assilah und kurven auf Überlandstrassen südwärts. Für die letzten 38km zweigen wir ab auf eine "weisse" Nebenstrasse ... und kommen damit an in jenem Marokko, das ich von früher kenne: schmale Strasse, mit ausgefransten Belagsrändern, mit massiven Schlaglöchern und stellenweisem "Naturbelag" (von der letzten Überschwemmung, die kann aber durchaus schon ein paar Jahre her sein) - und zahlreichen Lastwagen, die uns unerschrocken entgegen brettern. Wir durchqueren eine große fruchtbare Ebene mit endlosen Gemüsefeldern, langen Plastiktunnels ... und entsprechend viel Abfall entlang der Strasse. Europa will ernährt sein.

    Dann erreichen wir die große Lagune von Moulay Bousselham. Der wunderschön an der Lagune gelegene örtliche Camping ist leider langfristig geschlossen, gleich davor gibt's jedoch Parkplätze, auf denen das Übernachten toleriert wird. Natürlich sind da sogleich zahlreiche (selbsternannte?) Parkplatzwächter, Ornithologen, Bootsführer, Fischer etc., die uns alle - am liebsten gleichzeitig - ihre Dienste anbieten möchten.

    Der Bummel zum Ortszentrum hoch, über den Paseo und zum kleinen Souk lohnt auf jeden Fall. Besonders empfiehlt sich die Terrasse des Restaurant Miramar mit ihrer prächtigen Aussichtslage zum Minzetee bei Sonnenuntergang.

    Und der Gag zum Schluss: die hiesige Gemeindeverwaltung scheint eine besonders innovative und kostengünstige "Personal"-Politik zu betreiben: zur Pflege der Grünflächen bummelt eine Kuh selbständig und seelenruhig durch den Verkehr und frisst ihr Gras am Strassenrand. Beim Eindunkeln spaziert dieselbe Kuh mit Kollegin den Paseo entlang - und stößt mit ihrer Schnauze systematisch die grossen Abfall-Container um: danach suchen beide darin nach Essbarem ... und trotten weiter.
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  • Erste Eindrücke von Marokko

    30 november 2022, Marocko ⋅ ⛅ 19 °C

    Immer wieder faszinierend egal wie das Land heisst, das Meer in all seinen Farbnuancen. Erster Halt in Asilah kann ich wärmstens empfehlen. Die Medina mit ihren strahlend weissen Häusern unter stahlblauem Himmel. Wer hat wohl die schönste Tür? Dann duftet es von irgendwo her nach Brot, zweimal ums Eck und wir stehen vor einer einfachen Bäckerei, "da nimmts mir den Ärmel ganz rein". Im Handwerkzentrum staune ich erneut über die Fertigkeit der Teppichknüpferinnen. Kalligraphie als Bildgestaltung auf einer Hauswand, inspirierend.

    Eindrücklich dann auch die Begegnung mit der jungen Familie mit 3 kleinen Kindern, die neben uns zeltet, d.h. mit Moskitonetz und Tarp.

    Auf der Weiterfahrt gibts bei einem Halt in El Jadida erste Soukeindrücke und Gerüche, die Tajine schmeckte wunderbar. Eine moderne Brücke auf dem weiteren Weg zeigt die Gegensätze, die uns hier fast im Minutentakt begegnen.
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  • Küsten-Kilometer: El Jadida, Oualidia

    30 november 2022, Marocko ⋅ 🌙 16 °C

    Der Parkplatz in Moulay Bousselham ist zu empfehlen: traumreiche Nacht in fast absoluter Stille (da hör ich meinen Tinnitus wieder😉). Und am Morgen stehen wir im dichten Nebel. Was muss das für die Fischer mit ihren einfachen Gondeln für ein Arbeiten sein, wenn es um 18.30 Uhr dunkel wird, um 8.30 Uhr zwar wieder Tag, aber erst nach elf Uhr wieder sichtig, - und dann geht es auf Ebbe zu. Bleibt nur ein ganz kurzes Zeitfenster für den Fang.

    Wir fahren nach einem fast-Frühstück gleich los, der Sonne entgegen. Die grossen Städte (Rabat, Casa) mit ihren Industrie-Gürteln umfahren wir grosszügig. So können wir den Mittagshalt bereits in El Jadida genießen. Den ersten frisch gepressten Orangen-/Granatapfel-Saft, den Bummel durch den Souk, den Einkauf im marokkanischen "Unverpackt-Laden", den Linseneintopf und die Tajine an der Strassenküche. Mittendrinn in Marokko. Noch ein Bummel durch die cité portugaise und über deren Festungsmauer (die berühmte Zisterne ist leider seit Corona und angeblich wegen Renovationsarbeiten geschlossen).

    Entlang einer eindrücklichen Lagunen-Landschaft erreichen wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang den offiziellen und grosszügigen Stellplatz von Oualidia.
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  • Bei diesem Coiffeur hab ich vor 21 Jahren schon mal gesessen

    Safi - Sidi - Kaouki

    1 december 2022, Marocko ⋅ ⛅ 16 °C

    Was für Klänge in dieser Sprache liegen - von spielerisch, melodisch bis dramatisch. Die marokkanischen Ortsnamen hören sich an wie der Refrain eines Liedes ... (etwa von Mani Matter?).
    Safi - die Stadt an der Küste ist bekannt für das urig-traditionelle Töpfer-Viertel. Man kann das ganze handwerkliche Herstellungsverfahren in dieser "Hüttensiedlung" live beobachten. Bloss die alten mit Holz befeuerten Brennöfen sind mittlerweile durch Gasöfen ersetzt. Der Rest läuft wie eh und je: im 17km entfernten Steinbruch werden die harten Lehmbrocken ausgebrochen, dann hier vor Ort zerkleinert, in Wasserbecken eingeweicht, geknetet und schließlich als Töpferton bereitgestellt. An den Töpferscheiben entstehen die Rohlinge, welche nach 4 Tagen mit einer Feinton-Schicht überzogen und ein erstes Mal (ca 1200 Grad) gebrannt werden. Danach werden die traditionellen Bemalungen aufgetragen, sodann wird das Ganze in Glasur-Masse getaucht und schließlich im zweiten Brand (ca 900 Grad) fixiert.

    Der Souk in der ummauerten Altstadt ist - jedenfalls zu dieser Jahreszeit - sehr authentisch, getragen von gelassener Alltäglichkeit und einer entspannten Atmosphäre. Für mich eigentlich viel schöner als in Marrakesch, normaler halt.

    Das ist es dann aber schon in Safi: der weitere Strassenverlauf entlang der Küste führt durch endlos scheinende Industrie-Anlagen, bis die gewohnte karge und windzerzauste Küstenlandschaft wieder dominiert. Übrigens: "safi-safi" heisst auf arabisch soviel wie "es ist genug, das reicht !".

    Die Fahrt durch den regnerischen Nachmittag auf der schmalen Küstenstrasse bietet noch manch beeindruckenden Ausblick, vor allem aber Landschaft "zum verschwenden", Steinmauern und plastikbehangenes Dornengestrüpp ... und immer wieder Männer, die sinnierend und wartend (auf Godot?) am Straßenrand stehen.

    Schließlich erreichen wir rechtzeitig (Marokko gewinnt gerade das letzte Gruppenspiel und kommt an der WM weiter 🙌) den Camping Kaouki Beach in Sidi Kaouki, etwas südlich von Essaouira. Hier wird man fürsorglich empfangen, denn nach dem Campingwart kümmern sich gleich mehrere Männer um uns: Arganöl, Vorzelt-Teppiche, nochmals Arganöl und einer würde uns gleich noch die Fahrräder abkaufen. Vom Nutzen der isolierten Frontscheiben-Abdeckung lassen wir uns schließlich überzeugen und kaufen eine, von ihm selbst maßgeschneidert auf den Fiat Ducato.
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