• Katrin Schulze
Aug – Oct 2021

Jakobsweg 2021

Der Camino de Santiago. Der Weg zu mir selbst. Read more
  • Trip start
    August 29, 2021
  • Ankommen in St. Jean Pied

    August 30, 2021 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    St. Jean Pied de Port. Ausgangspunkt des "Camino Frances". Ein hübsches kleines Städtchen. Viele Menschen mit Rucksack, so wie ich... und wahrscheinlich sind alle genauso aufgeregt! Zumindest die, die den Jakobsweg das erste Mal gehen.

    Morgen gehe ich los. Und heute erfreue ich mich des lokalen Marktes, der heute stattfindet.. Ich liiiiiiebe solche Märkte, speziell in Frankreich :-)

    In mir ist viel Dankbarkeit, ein wenig Aufregung und große Vorfreude auf die Tage, die vor mir liegen auf diesem Pilgerweg, auf dem schon so viele Menschen gegangen sind. Wie es ihnen wohl ergangen ist zu all den verschiedenen Zeiten? Wie waren sie ausgerüstet, was hatten sie dabei, mit welchen Widrigkeiten hatten sie zu kämpfen (nasse, kratzige Klamotten, löchrige, unbequeme Schuhe, wilde Hunde und Wölfe, vielleicht sogar Bären, Krankheiten, gegen die kein Kraut gewachsen war, Verletzungen, die nur rudimentär versorgt werden konnten...). Und ich stehe da mit meinem nagelneuen, super gut sitzenden Ortovox-Rucksack, mit meinem tollen Schuhen, mit Regenjacke, Rucksackhülle und regendichtem Poncho bewaffnet, mit schnelltrocknenden Merinoshirts und Hosen... Von Handy/GPS im Notfall ganz zu schweigen...

    Ich verneige mich vor euch, liebe Vorhut, die ihr diesen Weg lange vor mir gegangen seid. Und ein wenig beneide ich euch um eure Erfahrung, die sich beim Drübernachdenken ein wenig "originaler" anfühlt. Und knallhart. Wahrscheinlich hätte ich am zweiten Tag schon die Schnauze voll gehabt. Und wäre dann stoisch weitergegangen. Schritt für Schritt für Schritt für Schritt. So, wie es der Camino will.

    #caminofrances #jakobsweg #herausforderung
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  • 1. Etappe: St. Jean Pied - Roncesvalles

    August 31, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    Müde und dankbar sitze ich in Roncesvalles im Café.

    Die erste Etappe des Camino Frances schlängelt sich 24 Kilometer durch die wunderschöne Landschaft der Pyrenäen, verteilt auf fast 1.400 Höhenmeter. Schnauf 😅

    Nach einer gemütlichen Nacht ohne Schnarcher im Zimmer (yes! 👍🏼) und nach einem leckeren Frühstück (der Rest der Paella von gestern 🥘) bin ich um 7:40 Uhr losgestapft. Das Wetterurmel hat uns PilgerInnen einen wunderschönen Tag geschenkt, mit blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und perfekten Temperaturen ☀️ Muiiiiiiiii! Eines der Highlights - neben der tollen Landschaft, den frei herumlaufenden Pferden, Kühen und Schafen und den vielen Milanen und Bartgeiern - war eine heiße Schokolade, die ein Bauer aus der Region in seinem Food Truck verkauft hat 🙂

    Der Weg führt über fünf Pässe, der letzte und höchste liegt auf 1.420 Metern und ist erstaunlich unscheinbar - mir wurde erst beim Hinuntergehen klar, dass das der höchste Punkt des Weges war 😜

    Das letzte Stück nach Roncesvalles ist knapp vier Kilometer lang und ziemlich steil. Meine Knie fanden das nicht so toll... Ich gehe eindeutig lieber bergauf! Zum Glück hab ich eine ganz leichte Isomatte dabei, um nach dem Wandertag Yoga machen zu können. Das Dehnen tut so gut!

    Die Herberge hier ist groß, im Pilgerführer steht, es sind knapp 140 Hochbetten auf 3 Etagen. Charmanterweise sind jeweils 4 Schlafplätze abgetrennt, was das Ganze ein wenig gemütlicher macht. Ich freu mich jetzt schon aufs Schlafen 😉

    Der Ort ist winzig und besteht nur aus der Herberge, ein paar Hotels und zwei typisch spanischen Restaurants. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und hab eine Portion fritierte Kalamari gegessen. Ich liiiiebe das spanische Essen 😁
    Im Moment sitze ich unter einem großen Baum im Halbschatten und freue mich, diese Zeilen zu schreiben und die Fotos durchzuschauen und auszuwählen.
    Ansonsten ist das Handy auf leise und ich bin nur mit wenigen ganz engen FreundInnen in direktem Kontakt. Dieser Digital Detox tut extrem gut 🙏🏼 Und der ewig dahinplappernde "Monkey Mind" ist schon am ersten Tag ziemlich still geworden. Das gefällt mir und es geht mir gut 🙂

    Ich freue mich, dass du, dass ihr, mit mir am Weg seid! Ich freue mich auch sehr über jeden eurer Kommentare, auch wenn ich nicht direkt antworte. Danke für dein Verständnis.

    Herzensgrüße von mir zu dir.
    Katrin
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  • 2. Etappe: Roncesvalles - Zubiri

    September 1, 2021 in Spain ⋅ 🌧 21 °C

    Ich sitze auf dem Bett meines - hinsetzen und festhalten - Einzelzimmers. Mit 30 Euro ist es eh ziemlich günstig. Der Plan ist aber schon, dass ich in Herbergen übernachte, es sei denn, es ist was Unvorhergesehenes. Als ich vorhin ankam mit wehen Knien und voll müde, hab ich festgestellt, dass die meisten Herbergen schon belegt waren. Viele Pilger buchen ihre Unterkunft vorab. Da ist es dann egal, wie früh man ankommt, wenn schon alle Betten gebucht sind. Hmmm. Ich möchte nicht im Voraus buchen. Ich möchte aber auch nicht schneller gehen, als ich will, nur um ein Bett zu kriegen. Hmmm ... 🤔 Ich schau mir das die nächsten Tage mal weiter an und überlege dann, ob ich meine Strategie ändern sollte.

    Für heute genieße ich mein Bett und eine leisere Umgebung als im Schlafsaal. Bin frisch geduscht und meine Haare haben sich auch sehr über eine Wäsche gefreut. Es gibt sogar einen Fön hier 😃

    Ich bin heute schon um kurz nach sechs losgegangen, weil ich den Morgen so sehr liebe. Es war magisch, alleine mit Stirnlampe durch den stillen, dunklen Wald zu gehen. Die erste Stärkung gab es nach 5 km in einem gemütlichen Café. Die Spanier können's fast so gut wie die Italiener - Kaffee machen meine ich 😉

    Die ersten eineinhalb Stunden war es trocken und ich wurde mit einem weiteren Sonnenaufgang beschenkt. Dann begann es langsam zu tröpfeln und kurz danach hat es richtig stark geregnet. Also nix wie Poncho über mich und den Rucksack werfen und das Dingens auf Herz und Nieren prüfen 😅 Er hat bestanden! Danke an "Sea to Summit" für dieses tolle Teil! Ich werd der Firma schreiben, ob sie nicht ultraleichte, wasserdichte Schuh-Ponchos herstellen wollen. Bin schon lange nicht mehr so in den Schuhen geschwommen 😝

    Der Weg führte heute stundenlang durch einen Wald, der sehr dicht nach oben war und sowas wie ein Spalier gebildet hat. Es war wunderschön und ich habe die Energie von Pachamama sehr genossen. Die Bäume haben mich beschützt, der Regen hat mich benetzt... Danke, Camino.

    Es ging heute wieder viel bergab. Wäre an sich kein Problem, normalerweise bin ich bergab eine kleine Bergziege 🐐... Meine Knie haben allerdings noch etwas Adaptionsprobleme und sie erinnern mich daran, gut auf meinen Körper zu hören. Mal schauen, wie weit ich morgen gehe. Im Moment liege ich in meinem feinen Bett und habe Ziegentopfen (bzw. sowas Ähnliches) aufgelegt 😀 Möge er beruhigend auf die beleidigen Knie wirken 🙏🏼 Interessant... Ich hätte nie gedacht, dass meine Knie sich melden würden, mit denen hatte ich noch nie Probleme 🤔🤨😶 Aber ich bin ja auch noch nie den Jakobsweg gegangen 😉 Die gute Nachricht: meinem Füßen geht's blendend, hab keine einzige Blase 😃💃🤩

    Fein, wenn der Tag noch so viele Stunden hat. Ich mach jetzt mal ein Nickerchen und später gibt es was Gutes zum Abendessen.

    Morgen geht's weiter nach Pamplona!
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  • 3. Etappe: Zubiri - Pamplona

    September 2, 2021 in Spain ⋅ 🌧 19 °C

    Gestern Abend haben mir die Knie immer noch weh getan und ich habe kurzerhand entschieden, mit leichterem Gepäck zu gehen und mir meinen Rucksack liefern zu lassen. Hätte nie gedacht, dass ich das mal in Anspruch nehme 😉 Vor einigen Jahren hatte ich es wohl auch nicht und hätte typisch "yang-gesteuert" durchgebissen. Ich bin sehr froh, dass ich weicher werde und immer mehr Yin in mein Leben einlade.

    In der Früh hat es leicht geregnet. Es war noch dunkel, als ich mit einer Pilgerfreundin aus Kanada losging. Die Strecke heute betrug 20 km und war viel weniger hügelig als die letzten zwei Tage 😅 Dadurch, dass ich weniger Gewicht auf dem Rücken trage, konnten sich meine Knie schon ein bisschen erholen, was für ein Geschenk!!

    Die Landschaft war wieder sehr schön und ich habe das Gehen genossen. In Pamplona angekommen, habe ich ein Bett im Schlafsaal der Albergue Jesus y Maria bekommen. Bin gespannt, wie diese Nacht wird 😉

    Bei den Vorbereitungen auf den Camino hab ich in einem Buch den Satz "Gewicht = Angst" gelesen, so nach dem Motto: Wenn der Rucksack zu schwer ist, ist zuviel unnötiges Zeugs drin, z.B. weil man Angst hat zu frieren, zu verhungern o.Ä. Also... ja, ich hatte wohl wirklich Angst zu frieren (das mag ich wirklich überhaupt nicht). Meine erste Station heute war folglich das Postamt. Ich habe ein Päckchen von 1 kg Gewicht zurück geschickt 😃🤘😎 YES! Nun kann es mit noch weniger Gepäck weitergehen!

    Ich blühe hier total auf und habe so eine Freude, Menschen aus aller Welt kennenzulernen! Ich liebe es, Englisch, Spanisch und Französisch zu sprechen und mich mitreißen zu lassen von der spanischen Lebensart. Heute habe ich eine nette Gruppe kennengelernt, von denen ein Mann aus Pamplona ist - Heimspiel! Wie waren schon in zwei verschiedenen Bars und haben Pinchos (Tapas) gegessen und später gibt's noch eine Runde Bar-Hopping. Zu spät wird's eh nicht werden; um 23 Uhr ist Zapfenstreich in der Herberge 😉
    Im blauen Himmel schweben ein paar Wolken umher, es ist warm und ich fühle mich sehr zufrieden.

    Gracias, Camino, por todo lo que me estás regalando!
    🥰🧘🏻‍♀️🕷️🥗🐌🍀🐜🍷🐎🌤️🐕🦄🐈🌳🐞
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  • 4. Etappe: Pamplona - Puente la Reina

    September 3, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C

    Es ist 1:50 Uhr. Statt in meinem gemütlichen Bett zu liegen, habe ich mich mit meiner Isomatte auf die Terrasse der Herberge verzogen, weil einer der Menschen im 8-Bett-Zimmer so laut und anhaltend schnarcht, dass ich Gefahr laufe, ihm ernsthaft weh zu tun. Erste Entscheidung des Tages: die Schlafsituation nachhaltig verbessern.

    Danke an dich, Gertraud Zeilinger, für die Unterstützung meiner wehen Knie. Das rechte tut nach der Ankunft fast nicht mehr weh, das linke schmerzt dagegen so sehr, dass ich nicht weiß, ob ich die nächste Etappe bestreiten kann.

    Und damit bin ich mit einer Möglichkeit konfrontiert, die ich bisher überhaupt nicht erwogen hab - dass mein Körper mir auf dem Camino so ein fettes Stopp entgegenschleudert 😔 Ich fühle mich körperlich so fit wie noch nie in meinem Leben und dann das?! Bin schockiert und genervt. Der Camino ist in dieser Hinsicht schonungslos. Er zeigt mir ungeahnte Grenzen auf. Habe ich anfangs zu wenig auf meinen Körper gehört? Hätte ich mehr Pausen machen sollen? Hätte, hätte, Fahrradkette. Eh deppert. Das frag ich auch nicht ernsthaft.
    Wahrscheinlich sind das typische PilgerInnenanfängerfehler, va wenn man sich so fit fühlt 😝

    Dafür geht's meinem Rücken und Kreuzbein und meinen Füßen blendend ☺️
    Es wäre ja nun gar kein Problem, einfach einen, oder wenn nötig mehrere Pausentage einzulegen. Ich fühle mich aber gerade so verbunden mit einer Gruppe von netten Menschen aus Spanien und Italien, dass ich gerne noch eine Weile mit ihnen weitergehen würde. Wir haben die nächste Unterkunft miteinander gebucht (soviel zum Thema bessere Nachtruhe 😃) . Das ist eher ungewöhnlich für mich. Wer mich gut kennt, weiß, dass ich mir auch in Gruppensettings gerne den "Platz an der Hecke" suche, um rasch auch wieder ganz für mich sein zu können. Hier zeigt mir der Camino eine sehr schöne Seite auf, mit diesem Wunsch, verbunden zu bleiben. Oder kann ich nur die Gruppe nicht loslassen, die mir gerade so gut tut?

    Was wird aus "meinem" Camino - damit meine ich den, den mein Hirn sich ausgesponnen hat?

    Was sollen meine Prioritäten sein? Was ist "richtig"? 🤔🤨 Jaja, ich weiß schon, was für ein Brainfuck!

    🥾 Den Camino nach meinen Vorstellungen weitergehen? Das würde bedeuten, so viele Pausentage einzulegen, bis ich weitergehen kann. Und /oder kürzere Etappen gehen.

    💜 Oder ganz liebevoll und weich zu mir selbst zu sein und voller Freude und Leichtigkeit meinem inneren Wunsch nachgeben, derweil mit der Gruppe zusammenzubleiben? Bei dem Gedanken ist nicht nur Hirn dabei, sondern auch Herz. Das könnte implizieren, dass ich mir erlaube, den Bus zum nächsten Ziel zu nehmen. Vor noch nicht all zu langer Zeit wäre die Antwort eindeutig gewesen: selbstverständlich niemals nie nicht den Bus nehmen und bei meiner fixen Idee bleiben, "wie ich den Camino zu gehen habe". Weil er ja sonst nicht zählt 🤔 So ein Blödsinn, sprichts in dem Moment in mir, ist doch alles nicht in Stein gemeißelt. Und schon wird es weit und weich in mir 🙏🏼 Genau, da war doch was... Wenn es sich eng anfühlt und die Freude weggeht, ist es nicht die richtige Richtung. Also schön im Fühlen bleiben 😊

    Lieber Camino, was darf ich hier lernen???

    Ich werde jetzt versuchen, weiterzuschlafen. Drückt mir die Daumen, dass ich dem Schnarcher nicht noch was antue oder zumindest einen Eimer Wasser ins Bett kippe. Ich höre ihn nämlich bis hier draußen. Ähm, ich durfte übrigens von Gertraud lernen, dass Knieschmerzen mit angestauter Wut und Aggression und Dickköpfigkeit assoziiert sein können. Hm. Diesbezüglich war ich gestern auch in einem sehr intensiven Prozess. Dazu vielleicht später mal mehr 🙏🏼 Der Schnarcher macht mit trotzdem massiv grantig 😡

    So. Ich freu mich über eure Gedanken. Es tut gut, mit euch teilen zu können, was in mir vor geht und ich bin gespannt, was bei euch dazu so daher kommt.
    Buenas noches, buena botte, good night und gute Nacht
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  • 5. Etappe: Puente la Reina - Estella

    September 4, 2021 in Spain ⋅ 🌙 19 °C

    Zwischenspiel. Und plötzlich geht's ganz leicht. Wenn der Widerstand sich auflöst und der Verstand nicht mehr im Weg ist.

    Um sechs Uhr hat der Wecker geklingelt und mich aus dem Tiefschlaf geholt. Da war noch nix mit Denken und ich hab einfach nur reingespürt in meinen Körper und ins Herz. Die Message war klar und deutlich und sehr entlastend: heute Pause machen, den Bus zum nächsten Etappenziel (Estella) nehmen und dort meine Pilgerfreunde wiedertreffen.

    Schnitt // Bin gerade angekommen in der Albergue Capuchinos (ein sehr sympathischer Name) und sitze im schönen Garten. Die Sonne scheint vom strahleblauen Himmel, eine leichter Wind umschmeichelt mich und es ist fein warm.

    Da ist weder Wollen und EsHätteAndersSeinSollen. Da ist Ruhe und Weite in mir und eine tiefe Annahme dessen, was ist. Nämlich dass es mal wieder anders gekommen ist, als gedacht 😅😊 Immer wieder eine gute Übung in Hingabe. Und genau dem habe ich mich auf dem Camino ja im Speziellen geöffnet - der tiefen Hingabe. Here we go 🙏🏼

    Meinen Knien geht es auch heute wieder ein Stück besser 🙏🏼😊

    Special thanks an dich, liebe Doris Geißler für deine liebevolle, fröhliche und bestärkende Sprachnachricht und an dich, liebe Rita Anna für deine lieben Worte im Messenger 😍😃💜

    Vamos a ver qué se pasará mañana... Mein Spanisch wird immer besser Dank der vielen Gespräche. Das ist schön 😃

    Falls es bei dir gerade regnet und/oder kalt ist. .. Hier kommen ein paar spanische Sonnenstrahlen 💕☀️☀️☀️💕

    I bow.
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  • 6. Etappe: Estella - Torres del Rio

    September 5, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    #18 Begegnungen

    Es sind auch die Begegnungen, die den Camino so besonders machen.

    Während Bea, Andrea, Nadia Carratù, Oscar und Riccardo Marino um kurz vor 7 Uhr in Richtung Torres del Río aufgebrochen sind, spaziere ich Richtung Bushaltestelle. Plötzlich steigt mir der verführerische Duft frischer Croissants und guten Cafés und wieder einmal bin ich begeistert, dass es in diesem Land fast überall mindestens ein CaféBarRestaurant gibt, das auch am Sonntag um 7 Uhr geöffnet ist. Für mich ist das ein großartiger Beitrag zur Lebensqualität 😃

    Ich gehe hinein und sehe einen Pilger am Tisch sitzen. Ich frage ihn, ob ich mich dazu setzen darf. Und na klar, "con mucho gusto" kommt die freundliche Antwort. Und so habe ich die erste wunderbare Unterhaltung des Tages mit Toni aus Barcelona 🙂

    Mir gefällt die Vielfalt an Menschen, die hier unterwegs ist. Von jung bis alt, von super-ehrgeizig (ja fast verbissen) bis sehr relaxed. Viele sind den Camino schonmal gegangen. Manche davon sind wiedergekommen, weil sie beim ersten Mal Etappen aus gesundheitlichen Gründen auslassen mussten. Ich seh mich schon in ein paar Jahren wieder hier 😉

    Danke, Camino, für die Begegnungen mit all diesen offenen, neugierigen, schönen Menschen! Das nährt mich sehr.

    Jetzt geh ich mal die Bushaltestelle suchen. Ich freue mich drauf, morgen wieder mitzuwandern 😃😃😃

    Schönen Sonntag!
    😘
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  • 7. Etappe: Torres del Rio - Logrono

    September 6, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    ICH KANN WIEDER RICHTIG GUT GEHEN! Juhuuuuuuuu 😊🙂😀😃😁🤩😍

    Die Entscheidung, zwei Tage Pause zu machen und wirklich Ruhe zu geben und die letzten beiden Etappen mit dem Bus 🚍 zu bestreiten, war goldrichtig 😃 Ich bin gut geführt und freue mich, dass ich auf die Signale meines Körpers gehört UND entsprechend entschieden habe. Wie oft hab ich das nicht getan, bin über meine Grenzen gegangen und hab mir damit selbst geschadet! Es tut gut zu spüren, wie die Liebe und Fürsorge für mich selbst immer mehr wächst 💜❤️🧡💛💚💙

    Mein rechtes Knie tut gar nicht mehr weh und das linke nur noch ganz wenig. Beide hab ich mir selbst getaped (dank der professionellen Anleitung in Youtube 😉 - Danke Patenonkel Uli für den Tipp) und Oriol hat mir vor deiner Abreise seinen Knie-Stützstrumpf (oder wie heißt so ein Dingens?) überlassen. So lieb!

    Die Atmosphäre in der letzten Herberge war nicht sehr fein. Der Umgangston eher rau und die Locals der Umgebung, die das Restaurant in der Herberge besucht haben, waren ziemlich betrunken, die Angestellten der Herberge haben gekifft, was das Zeug hält und es war entsprechend laut. Nicht gerade meine Lieblingsumgebung 🤢 Umziehen wäre vielleicht schon gegangen, ich hab's aber zu spät gerafft. Hab mich dann darauf konzentriert, schön bei mir selbst zu bleiben. Hat gut geklappt 🤸🏻‍♀️🧘🏻‍♀️💃🏽

    Meinen Mitpilgern ging's ähnlich und so sind wir gerne um Viertel vor 7 in der Dunkelheit losgestapft. Die heutige Etappe hat mir sehr gut gefallen. Über sanfte Hügel ging schlängelte sich der Weg über 20 km dahin und wir wurden erneut mit einem wunderschönen Sonnenaufgang beschenkt 🌄

    Wie so oft war der Café in einem der Orte am Weg eines der Highlights. Es tut mir so gut, mich nach 10km mit einem Café Cortado ☕ und einem Croissant 🥐 zu verwöhnen 😍 So, wie es der Kolibri 🐦 macht, der im Norden des Medizinrades wohnt, koste ich immer konsequenter vom süßen Nektar des Lebens 🌹🌺🌻🌼🌷🏵️, anstatt an der Pfütze auf der Müllhalde halt zu machen und mich mit Energien zufrieden zu geben, die mir nicht gut tun 🙏🏼

    Angekommen in Logroño hab ich in der Herberge eingecheckt, hab geduscht und meine Kleidung gewaschen und hab mich mit Bea aus Barcelona und drei Geschwistern aus Uruguay zum Essen getroffen. Das Castellano, das in Spanien gesprochen wird, verstehe ich inzwischen ja echt gut, aber der urugayanische Dialekt fordert mich total 😅🤣 Na, wird schon werden 😜 Bea hatte nur 10 Tage Zeit und wir haben sie heute verabschiedet. Es geht viel ums Loslassen auf dem Camino...

    Ich gehe ab morgen wieder alleine weiter. Ich werde ab morgen keinen Schlafplatz mehr reservieren (wie es die meisten tun). Klar - es ist komfortabel, wenn man weiß, dass man auf jeden Fall einen Schlafplatz hat, wenn man durchgeschwitzt und müde am Ziel ankommt. Und doch ist es für mich die Fortsetzung der Pseudo-Sicherheit von Zuhause und dafür bin ich nicht hier. Der Weg nach Westen ... von der Angst ins Vertrauen. Nicht alles kontrollieren (wollen), mehr und mehr ins Spüren kommen und intuitiv entscheiden: wie steht es mit meiner Kraft? Geh ich noch weiter oder bleib ich da, wo ich grad bin, auch wenn ich noch nicht die Strecke gegangen bin, die ich gehen wollte? Oder gefällt es mir einfach so gut hier, dass ich einfach deshalb bleiben will?

    Logroño ist übrigens eine sympathische Stadt mit schönen, kleinen Gässchen voller Pinchos-Bars, Restaurants und Cafés. Sehr verführerisch, diese vielen leckeren Speisen 😊🥘🍤🍛🍗🥗🦐🦪🍮, vom super guten spanischen Wein ganz zu schweigen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich ab heute durch die Region "La Rioja" wandere? Heißt der fantastische Wein nach der Region oder andersrum ;-) ? Egal. Ich freu mich so oder so drauf.
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  • 8. Etappe - Logroño - Najera

    September 7, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Bin müüüde! Liege im oberen Teil eines Hochbettes und freu mich drauf, gleich die Augen zuklappen zu können 😅

    Was für ein schöner Tag das heute war! Ich bin um kurz nach 6 Uhr in Logroño losgegangen und habe mit drei Pausen 30 km bewältigt! An der Anzahl der Pausen kann ich noch arbeiten, ein paar mehr wären sicher gut für meine Haxln 😉 Im Moment habe ich das Gefühl, dass sich beide Knie mit der neuen Realität abfinden - nämlich, dass sie in der nächsten Zeit jeden Tag 20km aufwärts gehen dürfen 😊

    Heute war ich über lange Strecken alleine unterwegs. Zwischendrin war dann aber auch ein ca. 2-stündiger Abschnitt, den ich in Gesellschaft von Sina, einer netten jungen Frau aus Deutschland, bewältigt habe. Sie hat gerade das Abi gemacht und ist nun alleine auf dem Camino unterwegs. Genial!

    Hab gestern nicht im Voraus gebucht und heute bei meiner Ankunft um 14 Uhr eines der letzten Betten erwischt. Es hat sich so gut angefühlt, ohne Netz und doppelten Boden unterwegs zu sein! Andererseits kann es natürlich auch mal sein, dass ich weitergehen muss oder mich irgendwo ins Gemüse legen... Ich werd's wohl drauf ankommen lassen. Es ist gar nicht so einfach, mich nicht anstecken zu lassen vom allgemeinen Reservierungswahn.

    Heute mal kein großer Schlafsaal. Bitte trotzdem Daumen drücken, dass die Nacht im Dreierzimmer (😎) ruhig bleibt.

    Danke, lieber Körper, dass ich wieder so fit bin. Danke, Pachamama, dass du mich trägst und nährst, danke Vater Sonne und Großmutter Mondin, dass ihr unsere Welt erhellt... Danke, ihr Winde des Westens, dass ihr mich begleitet von der Angst ins Vertrauen.

    Aho.

    ❤️
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  • 9. Etappe: Najera - Santo Domingo

    September 8, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C

    Von Nájera nach Santo Domingo de la Calzada - oder wie aus einem erhofften ruhigen Schönheitsschlaf eine Nachwanderung wird 😳

    Wäääääh!!!! Grausiiiiiig!!!! Ich hab mich ja gestern schon gewundert, die mich plötzlich so viel mehr Moskitos gestochen haben als zuvor. Und zwar, nachdem ich einen kurzen Mittagsschlaf im Bett der Herberge gemacht hatte 🤔 Da hab ich mir aber noch nix dabei gedacht... Auch als die Stiche (Bisse??) dann total angeschwollen sind, hab ich nicht geschaltet. Bis ... ich um 2 Uhr aufgewacht bin und es an noch mehr Stellen gejuckt hat. Da hat's geklickt.

    Bettwanzen. Glaub ich zumindest. Mich graust es nicht vor Vielem. Bettwanzen gehören aber definitiv dazu 😬

    Sofortiger Gedanke: keine Chance, dass ich in dem Bett liegen bleibe! Also raus, Rucksack packen. Um 2:30 Uhr steh ich vor der Herberge und gehe los. 20 km liegen vor mir.

    Bis auf die Sterne, die mir sanft leuchten, ist es stockdunkel. Ein paar Wolken
    ziehen über den Himmel. Ich nutze die Stirnlampe nur, wenn ich unsicher bin, ob der Weg sehr uneben ist. Die meiste Zeit gehe ich im Dunkeln. Hier und da höre ich eine Zikade, sonst ist es still. Die Welt um mich herum schläft.

    Um halb 5 bin ich soooo müde, dass ich mich am Liebsten zwischen die Weinreben legen würde, um noch ein bisschen zu schlafen. Doch irgendwas zieht mich weiter. Es fällt mir schwer, regelmäßig und in eher kürzeren Abständen Pausen zu machen. Ich habe meinen eigenen Rhythmus noch nicht gefunden.

    Heute war zum ersten Mal ein Gedanke da, der wohl fast jedem Pilger irgendwann durch den Kopf geht. Was zum Teufel tu ich hier und warum nochmal wollte ich 900 km durch Spanien gehen???

    Die Belohnung für's Durchhalten entfaltet sich in der schönen Innenstadt von Santo Domingo de la Calzada. Es ist ein schöner Ort. Ich freue mich auf die Herberge und einen ganz ruhigen Tag. Im Café bin ich Anna Malugani aus Rom und Maylina Calabrino wiederbegegnet. Sooo schön!

    Nun, dann bleib ich einfach mal mit dem, was da ist 🙏🏼 Und wieder einmal ist tiefe Hingabe gefragt. Aho ❤️

    Schön, euch zu berichten 🙏🏼
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  • 10. Etappe - Santo Domingo - Belorado

    September 9, 2021 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    Jedes Mal, wenn ich bei den Vorbereitungen Belorado las, dachte ich spontan an den Western El Dorado mit John Wayne 😉 Der wiederum ist verknüpft mit meinem Papa. Und auf dem Weg hierher hab ich ganz fest an Mama gedacht, als ich an den Sonnenblumenfeldern vorbeispaziert bin. Feels like a family day 🙏🏼🙂😍

    Ich sitze am Dorfplatz von El Dorado im Schatten und genieße es, unter dem Blätterdach der Platanen zu sitzen. Die heutige Etappe ging größtenteils an einer Nationalstraße entlang. Irgendwann war ich so im Rhythmus, dass mich die vorbeidonnernden LKWs nicht mehr gestört haben. Schritt für Schritt geht es dahin. Gestern hab ich mir nun doch ein paar leichte Stöcke gekauft, das ist besser für meine Knie. Denen geht es wieder richtig gut 😃 Heute war der erste Tag seit Beginn des Weges, an dem ich ohne nennenswerte Schmerzen gegangen bin. YES! 🙂

    Ein Besonderheit des Ortes: Es gibt ganz viele Wandgemälde hier. Es ist gerade so, als würde ein Wettbewerb stattfinden, wer das eindrucksvollste Bild malt 😀
    Gefühlt gehen immer mehr Menschen den Camino und ich habe für die nächsten beiden Etappen bis Burgos nun doch eine Unterkunft gebucht.

    Danach werde ich wieder mutiger 😊🙂😀 An meinen Manifestationskünsten feile ich noch ein bisschen - auf dass das nächste (nicht vorreservierte Bett) supersauber und ohne Bettwanzen ist 🤙🏼

    Ich lerne so viele nette Menschen kennen! Pia aus Dänemark, Andreas, Michael und Christian aus Deutschland, Eva und Niklas aus Österreich, Franck aus Frankreich, Georg aus der Schweiz und seine zwei Freunde Wolfgang und Bernhard, Geneviève aus Toronto, John aus den USA... Just to name a few. Jede Unterhaltung ist etwas Besonderes und macht mir Freude. All die persönlichen Gedanken und Motivationen, den Camino zu gehen, die kleinen und großen Lektionen, die erfahren und erlebt werden wollen.

    Es wird langsam ruhiger in mir 🙏🏼 Wir alle sind hier in eine lockere Gemeinschaft eingebunden und gleichzeitig für uns alleine. Stundenlang nichts zu reden und einfach nur einen Fuß vor den anderen zu setzen macht was mit dem Hirn. Was Gutes. 😀

    Seitdem ich unterwegs bin, hab ich keine Nachrichten gehört oder gelesen. Auch das ist sehr heilsam. Temporär aussteigen tut gut.

    Herzensgrüße ❤️
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  • 11. Etappe: El Dorado ;-) - Atapuerca

    September 10, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Da bin ich aber in einem winzigen Dorf gelandet 😄 Ein paar Häuser links und rechts der Durchgangsstraße, ein Lebensmittelladen, ein Restaurant und eine Bar. Immerhin! Die Dörfer strahlen eine Muße und eine Ruhe aus, wie ich sie selten erlebt habe. Ein Teil von mir sehnt sich sehr nach so einem Ort.

    Der Camino und ich - es bleibt spannend. Den Knien geht es wieder gut. Mein Immunsystem arbeitet aber auf Hochtouren und ist ziemlich mit den Stichen/Bissen(?) der Bettwanzen beschäftigt. Wie es scheint, reagiere ich (dadurch?) jetzt allergisch auf das Tape, mit dem ich mir vorbeugend drei Bereiche an den Füßen abklebe. Hatte heute ganz viele schmerzhafte rote Punkte und Pusteln darunter und drumherum 😫😝😮

    Lieber Camino, was willst du mir sagen?? Soll ich langsamer tun 🦥🐢🐌? Das Dahlke-Buch "Krankheit als Sprache der Seele" lesen? Sabotiere ich mich selbst? Mir andere Socken kaufen? Antiallergene Pflaster? Mit dem Rad weiterfahren 🚲? Mir ein Pferd besorgen und weiterreiten 🐴 (diese Idee gefällt mir am Besten 😁)? Abbrechen? Das sind so die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.

    So. Ein. Scheiß. Echt. Jetzt.

    In jedem Umlauf der #heldinnenreise sind natürlich Prüfungen eingebaut, die es zu bestehen gilt... Und so warte ich einfach mal ab, was sich als nächstes zeigt und bin mir selbst ganz liebevoll gegenüber.

    Ich lasse alles da sein. Den Frust, dass ich nicht frisch wie ein junges Reh (oder zumindest ein erfahrenes Reh in den besten Jahren) hier herumgehe. Die Traurigkeit darüber, dass es (bisher!) weit weniger genussvoll ist als gedacht (das darf ich mir jetzt eingestehen und ja, es gibt Leute, denen es hier so geht). Hab also doch Erwartungen gehabt oder zumindest Bilder im Kopf. Und ich bin enttäuscht, dass ich hier gefühlt weit unter meinen Fähigkeiten herumkrieche 😫😌🥴😣

    Dann sind da noch Freude über schöne Gespräche und Begegnungen, viel Dankbarkeit und das Erleben wunderbarer Momente während des Gehens. Sowohl als auch.

    Andererseits sind in mir und meinem Körper vielleicht einfach keine Weitwanderfähigkeiten angelegt? Oder ist das eine Ausrede? Achwasweißich.
    Wenn ich vom Kopf in den Körper gehe, dann wird es weit, wenn ich ans Weitergehen denke. Das kommt mir gut vor.

    Heute führte der Weg durch einen sehr schönen Wald mit vielen Eichen und Pinien. Ich liebe den Geruch der Pinien, er ist der Inbegriff von Sommer, Süden und Urlaub für mich. Nun genieße ich mein Einzelzimmer in einer kleinen Herberge. Es tut gut, mal wieder alleine im Zimmer zu sein ❤️

    Ich geh jetzt Yoga machen. Falls wer einen Tipp hat - ich bin ganz Ohr 🙏🏼

    P.S. Der Spruch in meinem Zimmer klingt heute sehr wahr: "Nadie encuentra su camino sin haberse perdido varias veces." Das heißt so ungefähr, dass niemand seinen Weg findet, ohne sich mehrmals verlaufen zu haben. Aho.

    😘
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  • 12. Etappe: Atapuerca - Burgos

    September 11, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 15 °C

    Von Atapuerca nach Burgos oder: Schlaf erstmal drüber, bevor du dir Sorgen machst 🙏🏼

    Vielen Dank für eure Unterstützung gestern! Mein Verstand hat wirklich kurz rabenschwarz gesehen und dachte, das war's 😖 Heute (schon in der Früh beim Aufwachen) kann ich das gar nicht mehr nachvollziehen 🤔 Das ist interessant. Muss eine Mischung aus Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerzen, Zweifel gewesen sein... Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell ich dann in der RE-Aktion bin, anstatt erstmal durchzuatmen und zum Beispiel eine andere Perspektive einzunehmen. Dies würde mir ermöglichen, die Dinge anders wahrzunehmen und Schlüsse zu ziehen, die nicht aus der Angst kommen, sondern aus einer mir selbst zugewandten Energie und tieferen Weisheit.

    Nun. Ich bin eine Meisterin, die übt 💃🏽 Also her mit meiner Krone und nach dem Hinfallen wieder aufstehen und mutig weitergehen.

    Die heutige Etappe war magisch. Keine Schmerzen. Nirgends. Wow.

    Ein unerwarteter Tagesbeginn mit Nebel und eher kühlen Temperaturen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang. Ein Kreuz auf dem Gipfel. Eine Spirale, die ich im Morgennebel durschreiten durfte 🙏🏼 Schöne Gespräche, interessante Begegnungen.

    Und so darf ich weiter lernen, die Wellen des Lebens zu surfen.

    Ich war heut im Tapas-Paradies. Mein Herz (und mein Magen 😉) macht jedes Mal einen Hupfer, wenn ich so gutes Essen genießen darf. Und der Rioja Crianza schmeckt selbstverständlich auch fantástico 😊😁

    Danke, Camino.
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  • 13. Etappe: Burgos - Hornillos/Camino

    September 12, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Ich habe wunderbar geschlafen in meinem Einzelzimmer mit BADEWANNEEEEE 😊 und war sehr erfreut, um halb 7 schon ein offenes Café zu finden. Ein toller Start in den Tag!

    Der Camino führt an der Kathedrale vorbei aus der Stadt hinaus. In der Dunkelheit erhebt sich das riesige Bauwerk noch majestätischer aus dem Stadtbild. Es ist Respekt einflößend. Das war von den Erbauern sicher so beabsichtigt. So kann man seine Schäfchen schön zahm halten.

    Im Inneren der Kathedrale ging es mir so, wie es mir in fast allen Kirchen geht: es wird erst eng und mir wird unwohl zwischen all den Abbildern und dem ganzen Gold und der überzogenen Pracht. Ganz zu schweigen von all den dramatisch/verzweifelt/traurig schauenden Figuren... Ich frag mich da immer: wo ist die Lebensfreude geblieben?? Aber vielleicht hab ich da nur was nicht verstanden in der Geschichte der christlichen Religionen?! Aber selbst, falls es so sein sollte... Mein Körperempfinden ist eindeutig und weist mich an, die Kirche zu verlassen. Es ist mir eindeutig zu eng hier. Was mich auf jeden Fall nachhaltig beeindruckt ist die Handwerkskunst, die nötig war, um dieses Kunstwerk zu erschaffen.

    Heute bin ich den ganzen Tag alleine gegangen. Das war sehr wohltuend. Schweigen. Zwischendurch ein bisschen Musik hören. Und gehen. Schritt für Schritt für Schritt...

    Der Himmel ist heute wolkenlos und die Sonne lässt die Landschaft und die Dinge in wunderschönen Farben erstrahlen. Der Weg zieht sich über viele Kilometer an Weizenfeldern entlang, sanft bergauf und bergab. Rotmilane und Adler malen ihre Kreise in den Himmel. Die Stoppeln der abgeschnittenen Weizenähren singen. Ja wirklich, sie machen ein Geräusch! Vielleicht entsteht es, wenn die Feuchte der Nacht aus den Halmen weicht? Es ist heiß und trocken hier und es scheint, als würde die Zeit langsamer vergehen.

    Mein heutiges Etappenziel ist ein kleiner, verschlafener Ort, der aus einem Lebensmittelladen, einer Bar, einem Restaurant, einer Kirche und mehreren Herbergen besteht. Kinder fahren mit halsbrecherischer Geschwindigkeit Schotterstraßen mit ihren Rädern hinab und rennen barfuß durchs Dorf. Sie erinnern mich an meine Kindheit 😊👧🏼🙋🏻‍♀️👩🏻‍🦰🙆🏻‍♀️🧑🏻💁🏼‍♂️

    Meine Herberge "El Alfar de Hornillos" ist ein Kleinod. Sie wird liebevoll von Pilar geführt. Es gibt nur 12 Betten hier, eine willkommene Abwechslung zu den großen Herbergen. Es gibt heute Abend eine "cena común", ein Essen, das die Herberge für die Gäste anbietet. Es gibt Paella 🥘 Und ich hab feine Gesellschaft von Georg aus der Schweiz :-)

    Morgen geht es weiter nach Las Nicolas. 30 km ohne große Steigungen oder Gefälle. Es ist die erste Etappe auf der Meseta, dem inneren Hochland der spanischen Halbinsel. Eine weite, flache Landschaft, durch die sich der Camino in sanften Bögen hinzieht.

    Es ist sehr still hier. Das mag ich.
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  • 14. Etappe: Hornillos - San Nicolas

    September 13, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C

    30 km durch die Meseta. Die ersten 10 allein, die zweiten 10 mit Jörg aus Dortmund und die dritten 10 mit Georg aus Basel - das war ein inspirierende, abwechslungsreicher, schöner Wandertag 🙏🏼

    Georg hatte mir gestern erzählt, dass er heute in einer kleinen Kirche übernachten wolle, die von italienischen Freiwilligen für Pilger betrieben wird, auf Spendenbasis. Kurzerhand hab ich mich angeschlossen und liege nun unter der hölzernen Dachstuhl in einem gemütlichen Bett 😃

    Später gibt's Gemeinschaftsessen und es duftet schon verführerisch nach italienischen Köstlichkeiten 💃🏽🍲🥗

    Heute Morgen war ich müde und alles war ein wenig mühsam. Und jetzt liege ich zufrieden in toller Gesellschaft in einer mittelalterlichen Kirche 😃

    This is CaminoMagic!
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  • 15. Etappe: San Nicolas - Fromista

    September 14, 2021 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Die 15. Etappe führte mich von San Nicolas nach Fromista.

    Der Abend und die Übernachtung in der Kirche in San Nikolas werden mir in Erinnerung bleiben - was für feine Menschen sich da "zufällig" zusammengefunden haben! Dazu die drei Freiwilligen aus Italien, die sich für drei Wochen voll und ganz in den Dienst der Pilger stellen. Sie haben uns mit einem alten Ritual beschenkt - dem Waschen der Füße. Das hat mich sehr berührt 🙏🏼 Wir haben gelacht und getanzt und gute italienische Pasta gegessen 😃 Und der Höhepunkt des Abends waren drei Lieder, die zwei professionelle Sopranistinnen gesungen haben! So ein Glück muss man erstmal haben 😍Read more

  • 16. Etappe: Fromista - Carrion

    September 15, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich liege in meinem gemütlichen Bett in der Herberge Espíritu Santo in Carrion de los Condes. Eine gestrenge ältere Dame hat mir mein Bett im 8-Bett-Zimmer zugewiesen. Die Nacht wird interessant. Es sind mindestens zwei Mega-Schnarcher im Raum und zwei Leute, deren soziale Kompetenz und die Fähigkeit zu rücksichtsvollem Verhalten ich spontan auf unterirdisch einschätze. Vielleicht switche ich doch noch auf Einzelzimmer um. Alles muss ich mir vielleicht doch nicht zumuten?! 😬

    Ansonsten ist mein Pilgerleben erfüllt von den schönen Begegnungen der letzten zwei Tage und von dem tiefen Eintauchen in das Gehen in der Meseta. Der Weg verläuft oft geradeaus und ich verliere das Gefühl für Entfernungen und Zeit und setze einfach nur noch einen Fuß vor den anderen. Die Monotonie dieses Tuns und die Gleichmäßigkeit der Bewegung wirkt ein wenig einlullend und so gehe ich dahin, Schritt für Schritt für Schritt für Schritt...

    Da es gestern regnete, habe ich mich in Begleitung von Georg aus der Schweiz für eine kurze Etappe von 18 km entschieden. Und heute ging's bei trockenem Wetter ähnlich weiter. Nach 20 km kamen wir in Carrion an.

    Ich freue mich auf einen gemütlichen Abend mit netten Mitpilgern aus aller Welt, ein feines Abendessen und einen guten Wein 🙂

    Ich bin sehr dankbar für all das. Diese Erfahrung ist etwas ganz besonders und sehr wertvoll ❤️

    Morgen folgt wieder eine längere Etappe mit 30 km. So langsam komme ich in einem Tagesrhythmus, der solche Strecken zwischendurch gut möglich macht 🙋🏻‍♀️💃🏽😍

    Danke, danke, danke.

    Und danke dir, Philipp Sudi für dein Lied Hija del Amor. Es ist mein stetiger Begleiter auf dem Weg ❤️

    https://youtu.be/znkt1wVGdL8
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  • 19. Etappe: Calzadilla - Puente Villar.

    September 18, 2021 in Spain ⋅ ☀️ 15 °C

    35 km.

    Bis auf die 6 Kilometer, die ich mit John aus USA laufe, gehe ich alleine durch diese wunderschöne, karge spanische Meseta-Welt.

    I'm on my knees. Es geht mal wieder um Hingabe an das, was ist.Read more