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- Sep 26, 2023, 1:16pm
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 5 m
- NorwayFinnmarkAltaElvebakkenAlta Lufthavn69°58’41” N 23°20’51” E
Abflug!
September 26, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C
Die letzten Tage in Alta vergingen insgesamt schnell. Am ersten Morgen treffe ich erst Philipp beim Frühstück. Ihn hatte ich in Kilpisjärvi in Finnland kennengelernt. Wir frühstücken gemeinsam und unterhalten uns über zwei Stunden über die schöne und intensive Zeit, die wir erleben durften. Als ich später mit Daina in der Mall unterwegs bin, treffen wir erst Ramon und Lisette. Dann kommt noch Marie aus irgendeiner Tür. Marie habe ich in Umbukta das letzte Mal getroffen. Sie ist mit Joakim noch auf dem Weg zum Nordkap. Sie haben den Akkajaure (Heliflug) zu Fuß durch die Berge umrundet, was ein paar Tage zusätzlich gedauert hat. Weil Daina ihr Zelt nicht reparieren kann, leihe ich ihr meines für ihre Zeit in der Hardangervidda.
Die weiteren Tage treffe ich niemanden mehr. Ich gehe etwas spazieren und verbringe viel Zeit im Hotel. Es ist nicht unbedingt eine spannende Zeit aber ich glaube, sie war wichtig, weil ich mich jetzt wirklich freue, dass es langsam Richtung Heimat geht. Alles fühlt sich irgendwie seltsam an. Der Aufenthalt in der kleinen Stadt Alta hat mit „meinem“ Norwegen nicht viel zu tun. Nur mein Ausflug auf den direkt am Fjord liegenden, 200 Meter hohen Berg Klamsa erinnert noch einmal an die fantastische Natur, die ich jetzt vier Monate erleben durfte.
Ich denke viel über meine Reise nach. Ich glaube, die letzten vier Monate gehören mit zu den besten Erfahrungen meines Lebens. Ein wenig habe ich Angst, dass viele davon nun irgendwo in der Senke verschwinden. Ich weiß nicht, ob mich diese Reise irgendwie verändert oder geprägt hat. Es gab nie diesen großen AHA-Effekt. Das habe ich aber auch nie erwartet. Es gab wenig Überraschendes. Alle Themen, über die ich viel nachgedacht habe, waren mir auch vor meiner Reise präsent. Aber hier draußen in der Natur konnte ich über vieles anders nachdenken. Abseits des Alltags. Ich glaube, vieles ist mir bewusster geworden.
Es gab noch einen zweiten Zeitungsartikel mit meinem Interview im Münchner Merkur und noch einmal im OVB. Die Überschrift lautete „2690 Kilometer auf der Suche nach Glück“. Das kann man so interpretieren. Aber trotz aller Strapazen, trotz meines Beinaheabbruchs, trotz nasser Füße, trotz schlafloser Nächte und vielem mehr hätte ich lieber diese Überschrift gelesen: „Glück auf 2690 Kilometern“. Stanley hatte mir einen Ausschnitt aus dem „Kölner Treff“ geschickt, wo Reinhold Messner zu Gast war und was über Glück sagte. Er hat etwas bemerkenswertes gesagt, was mich gleich in zwei Aspekten einmal berührt und auch einmal überrascht hat.
„Glück passiert. Und es passiert nicht, wenn wir diese Bücher lesen, die alle das Glück versprechen. Es passiert, wenn wir Ideen zu Projekten machen und umsetzen. Und das schenkt uns gelingendes Leben im Hier und Jetzt. Angreifend oder auch denkend. Und dieses gelingende Leben ist im Grunde das Glück. Das wissen wir während des Tuns nicht, weil wir ganz bei der Sache sind. Ganz fokussiert, weil wir uns mit dem identifizieren, was wir tun. Aber nachher wissen wir, dass wir in dieser Zeit glücklich waren.“ (Reinhold Messner)
Ideen zu Projekten machen. Es klingt so simpel. Wir alle haben Ideen. Aber wie oft verschieben wir diese auf später oder denken sie gar nicht erst weiter, weil wir sie uns gar nicht erst zutrauen oder weil wir etwas riskieren müssten. Die Idee von Norge på langs ist zu einem Projekt geworden und es hat mich glücklich gemacht. Der Aspekt an Messners Aussage, dass wir während des Tuns nicht wissen, dass wir glücklich sind, sondern das erst hinterher wissen, hat mich überrascht und zeigt mir eine neue Perspektive auf das Thema Glück. Bisher hatte ich Glück oder „glücklich sein“ mit konkreten Momenten in Verbindung gebracht. Ich finde es spannend darüber nachzudenken, dass ich auch in den unangenehmen Momenten meiner Reise glücklich war. Immerhin habe ich diese freiwillig ausgehalten. Ich war fokussiert. Und so bin ich sicher, dass das Glück in vielen Momenten meiner Reise präsent war, auch wenn ich es erst im Nachhinein realisiere.
Ich merke schon jetzt, wie weitere Ideen in mir arbeiten. Seit gestern arbeitet eine konkrete Idee in mir, die allerdings beruflicher Natur ist. Sie kombiniert das, was ich bislang beruflich mache mit dem, was mir im Leben wichtig ist. Sie hat eine ähnlich klare Zielsetzung wie meine Reise zum Nordkap. Es ist genau genommen kein konkretes Ziel. Es ist eher ein Nordstern, der mir eine konkretere Ausrichtung gibt. Meine Reise hat mir jetzt schon klar gemacht, dass es richtig ist, meine Motivation nicht im Außen zu suchen, sondern auf meine Intuition zu vertrauen. Das wünsche ich auch jedem und jeder einzelnen Mitleser*in hier, dass wir Dinge tun, aus eigener Motivation heraus, weil sie uns persönlich wichtig sind. Ganz nach Hornbach: „Mach es zu Deinem Projekt!“Read more