Nazca-Linien

Wir sind gerade in Nazca - eine kleine Stadt, dessen Name durch die riiiiesigen Linien in der umliegenden Wüste bekannt ist: Die Nazca Linien. Mega beeindruckend.
Gestern Abend sind wir zum Observation Tower gefahren, um 3 der Unesco Weltkulturerbe Linien von oben sehen zu können. Die fette Panamericana Straße, die sich mit Ausnahme kleiner Unterbrechungen durch den gesamten amerikanischen Kontinent von Nord- nach Süd erstreckt, liegt praktisch- oder frecherweise nämlich direkt zwischen den Linien. Genauergesagt fährt sie sogar über eine Zeichnung, und schneidet dadurch einem Tier den Schwanz ab. 🙈 Zum Ausblick auf die Linien gabs noch nen traumhaften Sonnenuntergang dazu. Hat mir mega gefallen.
Bevor wir hier waren kannte ich zwar den Namen und vage die Zeichnungen, wusste allerdings nichts über die Linien. Seit wir hierher gefahren sind habe ich allerdings das starke Bedürfnis, den ganzen Tag über die Linien zu lesen. Mega spannend! Micha sieht das minimal anders, für ihn sehen die Dinger so aus, als ob das Tourismusministerium die vor zwei Jahrzehnten selbst mit der Hacke in den Dreck gezogen hat. 😂
Aus diversen Artikeln und Buchausschnitten geht hervor, dass die Nazca Bodenbilder („Geoglyphen“) zu den eindrucksvollsten Hinterlassenschaften gehören, die je eine Zivilisation fertiggebracht hat. Mehr als 1.500 Linien sind im Süden von Peru auf einer Fläche von 500 km2 in den Wüstenboden geritzt! Und die finden sogar noch heute immer weitere! Die Linien und Bilder wurden zwischen 800 vor bis 600 nach Christus von der Paracas- und Nazca-Kultur gemacht, sind also bis 2.800 Jahre alt! 😳 Die Figuren sind bis 300m lang, die (geraden) Linien sogar bis zu 9km! Die Leute damals hatten nur rudimentäre Methoden, wie haben die so exakte Linien malen können, und zu welchem Zweck?
Um das rauszufinden hat Maria Reiche, eine in Peru lebende, deutsche Mathematikerin, ihr Leben gewidmet. Als man Anfang des 20. Jahrhunderts die Linien während der ersten Passagierflüge über Nazca zufällig entdeckte wurde sie durch einen Mann namens Kosok angeheuert und hat ziemlich schnell die Arbeiten im Alleingang übernommen. Sie wurde damals hart belächelt, als sie per Hand und ganz alleine die Figuren vermessen, mit einfachem Besen die Figuren freigefegt, und im Alleingang ihr gesamtes Leben dafür gekämpft hat, dass die Linien unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Regierung wollte die Flächen nämlich als Agrarfläche nutzen. Die ist von Amt zu Amt gerannt und hat Veröffentlichungen geschrieben und Vorträge gehalten, alles im Alleingang, als Frau, in einer Macho-Gesellschaft. Während ihren Arbeiten hat sie so viele Besen verheizt, dass die Peruaner ihr den belächelnden Spitznamen „Die Frau, die die Wüste fegt“ gaben. Kurz vor ihrem Tod wurden die Linien dann als Unesco Weltkulturerbe aufgenommen und sind mittlerweile ein Touristenmagnet, der den Peruanern eine neue Einnahmequelle beschert hat.
Laut ihren Zeichnungen und Forschungen bilden die Nazca Linien einen riesigen Astrokalender, mit denen die frühen Kulturen Geschehenisse vorhersagen konnten - wie zum Beispiel die Sonnenwende. Das Bild ihres anfänglichen Kollegen Kosok zeigt, wie die Sonne zur Zeit der Sonnenwende exakt mit einer der Linien übereinstimmt. Laut ihren Arbeiten seien die Linien zu exakt und mit detaillierter Perfektion ausgearbeitet, als dass sie lediglich der primitiven Götteranbetung gedient hätten. Letzteres, also die Anbetung der Götter, ist allerdings die heute vorherrschende Meinung. Die heutige Archäologie geht davon aus, dass die Nazca-Linien Flächen für Anbetungsrituale gewesen sind, bei denen die Völker ihre Götter um Wasser und Fruchtbarkeit angebetet haben. Auf den Linien haben demnach große, festliche Prozessionen stattgefunden, wie sie heute noch in den Anden vorkommen. Die Peruaner marschierten, tanzten, boten Opfer dar und flehten so die Götter um Regen an. Dazu liefen sie in den Linien, daher sind diese fest im Gegensatz zum drumherum liegenden Steinsand. Das ist auch einer der Gründe, warum die Linien über Jahrtausende bis heute erhalten geblieben sind. Es bläst hier zwar ein starker Wind, aber der Sand bleibt nicht in den Zeichnungen, sondern wird aus den Zeichnungen herausgeblasen. Regen konnte die Linien ebenfalls nicht zerstören, denn die Ebene von Nasca ist eine der trockensten Plätze der Welt, trockener als die Sahara, in der es nur eine halbe Stunde alle 2 Jahre regnet.Read more