Famulatur in Tansania

April - June 2023
Langersehnte zahnmedizinische Famulatur zweier best friends! Lasst das Abenteuer beginnen 🌍🦷🇹🇿 Read more
  • 58footprints
  • 4countries
  • 57days
  • 721photos
  • 41videos
  • 20.9kkilometers
  • 17.0kkilometers
  • Day 10

    Kindermesse und Packalarm

    May 7, 2023 in Tanzania ⋅ ☀️ 30 °C

    Der Wecker war gestern auf 8:15 gestellt worden (endlich mal ausschlafen - so der Gedanke), aber von wegen. Um 6:30, pünktlich zur ersten Messe, werden wir langsam zu den Gesängen und Gebeten wach, die aus der großen Kirche direkt nebenan über die ganze Nachbarschaft ertönen. Wenn wir Swahili verstehen würden, könnten wir quasi aus dem Jino Haus an der Messe teilnehmen. Zumindest können wir heute langsam wach werden und liegen noch ein wenig faul im Bett rum. Wir fangen schonmal an zu packen, bevor die Sisters und Father Richard von der ersten Messe zurückkehren und es Frühstück gibt. Wir hatten uns gestern dazu entschieden zur dritten Messe, der Kindermesse, zu gehen. Und so schmeißen wir uns nach dem Frühstück ins Röckchen und bewegen uns langsam mit Sr. Hifadhi Richtung Kirche. Auch hier hören wir wieder aus allen Ecken das Wort "wazungu" (Europäer*innen), gefolgt von Gekichter und Getuschel. Ab und zu traut sich mal eine/r von den Kindern uns zu grüßen: "Hello how are you ?"
    Wir haben nicht genügend Finger und Zehen, um zu zahlen wie oft wir diese Woche schon Mzungu oder Wazungu gehört haben. Überall, wo wir sind, ist das das Lieblingswort, vor allem das der Kinder.

    Unser gestern angekündigte Plan uns seitlich an den Ausgang der Kirche zu setzen muss direkt verworfen werden, als uns Sr Hifadhi wieder nach vorne winkt, um uns in die erste Reihe zu holen. Der Vorteil ist dieses Mal, dass seitlich hinter uns ein Ventilator angeworfen wird und von links nach rechts schweift (wir glauben nur wegen uns, da kein anderer Ventilator in der Kirche angemacht wird). Von Nachteil ist wiederum, dass die Sonne um 10:00 Uhr morgens die Kirche schon ganz schön aufheizt und so laufen mal wieder die Schweißperlen die Stirn und das Décolleté hinab. Der erste kritische Punkt kommt dann, als wir das ersten Mal auf den Kniebänken knien, aber Tahnee hält tapfer durch. Als wir wieder sitzen, schaut Sr Hifadhi rüber, sieht die nass geschwitzen Haare auf Tahnees Stirn kleben und reicht ihr geistesgegenwärtig ein Umschlag, mit dem sie sich zuwedeln kann. Das ist die Rettung, denn der Wind des Ventilators schafft es kaum zu uns nach ganz vorne. Die Messe an sich bringt uns nicht nur einmal zum Schmunzeln. Der Kinderchor, in dem auch Agrepina mitsingt, aber auch viele andere Kinder, singen aus voller Kehle mit und der Gesang hallt von der hohen Decke der Kirche wider. Dazu klatscht die ganze Kirche und auch die Tanzschritte sitzen perfekt. Das zweite Schmunzeln galt definitiv Sr. Hifadhi, die doch eine geraume Zeit während der Messe gegen ihre Müdigkeit ankämpft und immer wieder einnickt und nach vorne schaukelt. Heute schaffen wir es bis zum Auslaufen des Priesters, der Messdiener und des Chores. Viele Kinder folgen nicht deren Vorbild oder benutzen den nächsten Ausgang, sondern stürmen nach vorne zur ersten Reihe. Alle vorherige Schüchternheit ist jetzt abgelegt und es werden wieder Haare angefasst, Händchen gehalten und von allen Seiten losgebrabbelt. Wir können nicht mehr tun als allen ein Lächeln zu schenken und dann geht's mit Sr Hifadhi,doch recht zügig, wieder hinter das Tor des Grundstücks der Schwestern. Es folgen noch ein paar Luftküsse und "I will miss you" und "I love you"-Rufe, dann geht die Tür zu und es kehrt wieder Ruhe ein.

    Nach einem kurzen Ausruhen geht's auch schon zum Mittagessen. Es gibt Reis und eine leckere Sauce aus Kokosnussmilch, gefolgt von tikiti maji und ndizi (Wassermelone und Bananen). Wie schon gestern und heute morgen fragt Father Richard zum dritten Mal nach, ob & wann das Taxi organisiert ist, was ihn heute zum nächsten Standort bringen soll. Niemand weiß so ganz Bescheid, aber alle geben Halbwahrheiten ab, bis noch während des Mittagsessens das besagt Taxi auf den Hof fährt. Father Richard ist sichtlich gestresst, da er noch nicht gepackt hat, aber die Sisters versichern ihm er solle Polepole machen und kein Stress. Auch der Taxifahrer bekommt noch ein Mittagessen hergerichtet mit einer Portion Reis, die uns zwei Tage satt gehalten hätte.

    Das Mittagessen hat etwas länger gedauert als geplant und so setzt sich Tahnee sofort raus in den Schatten, um mit ihrer Familie zu telefonieren. Es gibt wieder Gastauftritte, aber dieses Mal von Agrepina und Success. Als Isi sich dazugesellt, reden wir noch über die weitere Reiseplanung und über Ideen, von denen wir hoffen, sie in Zukunft verwirklichen zu können. Währenddessen ist Agrepina sehr interessiert daran, wie dieses Armbandknüpfen denn funktioniere. Isi lässt sie vier Farben aussuchen und zeigt ihr anhand eines einfachen Musters wie es geht... alles in Zeichensprache versteht sich. Da ich gerade dabei bin das Armband für Agrepina zu knüpfen, schreibt sie mithilfe vom Google Übersetzer (der in den letzten Tagen unser bester Freund ist, was die Kommunikation mit Agrepina angeht) und sagt mir, dass wir uns die Bänder gegenseitig machen können. Success, der kleine Wirbelwind, hüpft wieder fröhlich um uns herum und sucht nach Aufmerksamkeit, indem sie versucht Tahnees Airpods (kabellose Kopfhörer) zu stibitzen oder sich alte, dreckige Socken anzieht, die sie unter der Wäscheleine findet. Aus für uns unerklärlichen Gründen kann sich Success Tahnees Namen (ausgesprochen Tani) einfach nicht merken und während Isi mit "Isabella" angesprochen wird bleibt Tahnee für sie "Mzungu" (Singular von Europäer*in).

    Unsere mitgebrachte Brotbackmischung backt sich auch nicht von allein und so gesellen wir uns zu Sr. Hifadhi, die gerade Mandazi (Gebäck) für unsere morgige Fahrt vorbereitet, in die Nachmittagssonne. Nach Isi's fehlgeschlagener Schätzung über die benötigten 300 ml Wasser, hat unser Brotteig eher die Konsistenz von Waffelteig und so fügen wir noch eine gute Menge Mehl hinzu. Der Teig darf dann bei den hier vorherrschenden Temperaturen aufgehen.

    Während die Brötchen im Ofen knusprig werden setzen wir uns mit den Kids (Success, Agrepina und ihrer Freundin Jaqueline) nach draußen und albern rum. Die beiden großen Mädels hüpfen spielerisch hin und her und fragen, ob sie unsere Haare kämmen und flechten dürfen. Das endet darin, dass Isi Tahnees unendlich lange Haaren bändigt und Agrepina sich eine Strähne von Isis Pony rauszieht und flechtet. Da ein Zopf in meinen Haare nicht ohne Haargummi hält versiegelt Agrepina ihr Meisterwerk mit ihrer eigenen Spucke, sodass Isi die nächsten paar Minuten die angelutschte Strähne im Gesicht baumeln hat. Wie sich herausstellt sind unsere Brötchen mittlerweile zu Fladen mutiert, ABER sie schmecken und das ist die Hauptsache.

    Zum vorerst letzten Abendessen hier in Kitunda sitzen wir mit Dr. Hifadhi und Sr. Goretti zusammen. Wir übergeben unsere selbstgemachten Schlüsselanhänger und sie bedanken sich. Erst nach einigen Minuten in denen Sister Goretti immer wieder auf das Band starrt fragt sie: "Is it made by machine?" (Wurde das maschinell gefertigt)
    Beide Sisters sind doch sichtlich erstaunt darüber, dass wir die Woche über die Bänder selbst geknüpft haben. Wir erklären ihnen, dass es eigentlich nichts anderes, als viele geordnete Doppelknoten. Direkt kommt Sr. Goretti die Idee, dass das doch eine ideale Beschäftigung für Sister Doris wäre. Wir machen aus, diesem Vorhaben in vier Wochen nachzugehen, wenn wir zu unserem zweitägigen Zwischenstopp wieder in Kitunda sind.

    Wir bedanken uns für die schönen Zeit, die außerordentliche Gastfreundschaft, Fürsorge und die tollen Erfahrungen die wir in nur einer Woche sammeln durften. Endlich wurden unsere Vorstellungen von Tansania mit den ersten Bildern gefüllt. Tansania hat jetzt schon ein Stück unseres Herzen für sich gewonnen.

    Heute nehmen wir ausnahmsweise das Angebot an und verzichten darauf den Abwasch zu machen, da im Jino Haus noch das Packchaos auf uns wartet. Zumindest auf Isis Seite gibt es noch einiges umzusortieren und einzupacken. Tahnee schnappt sich schon einmal eine (wohlgemerkt kalte) Dusche, was jedoch dazu führt, dass unser ohnehin warmes Zimmer nun das Klima eines Gewächshauses innehat (Luftfeuchtigkeit=100%). Weitergepackt wird ab jetzt nur noch in Unterbuxe. Irgenwann sind alle Sachen verstaut, die Rucksäcke in den Flur gestellt und auch der pinke Koffer mit der Wanderausrüstung liegt unterm Bett, wo er die nächsten vier Wochen verweilen darf.
    Dann aber schnell ins Bett, denn morgen geht es früh raus, zu unserem nächstes Abenteuer.
    Die letzen Mücken werden mithilfe der Handytaschenlampe unterm Mosquitonetze gefunden und zerklatscht. Jetzt heißt es wieder: "Usiku mwema, tuta onane kesho" (Gute Nacht & wir sehen uns morgen)
    Read more

  • Day 11

    Mikumi National Park - it’s Safari Time!

    May 8, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 27 °C

    04:15 Uhr. Es ist noch stockdunkel draußen. Nur der helle Mond erstrahlt am Himmelszelt mit ganz vielen funkelnden Sternen. Der Wecker klingelt und wir gucken uns stumm, und etwas widerwillig an. Keine von uns möchte zu dieser Zeit schon aufstehen. Aber es ist Zeit.

    Wir packen so leise es uns irgendwie möglich ist unsere restlichen Sachen zusammen, um Schwester Hifadhi im Nachbarzimmer nicht aufzuwecken. Wir ziehen die Betten ab, bringen unser Gepäck schonmal nach draußen, packen unser Proviant für die Reise und fegen nochmal durch unser Zimmerchen durch.
    Kurz vor 05:00 Uhr trifft unser Fahrer Miraji auch schon ein.
    Schwester Hifadhi ist mittlerweile auch schon wach und macht ihm das Tor auf. Wir packen unsere Rucksäcke und Taschen in das Auto, verabschieden uns vorerst schweren Herzens von Schwester Hifadhi und bedanken uns nochmals für die wundervolle Zeit bei ihr in Kitunda - zum Glück wissen wir, dass wir sie in Chipole und auch nochmal in Kitunda wiedersehen werden!
    Mit Miraji im Auto geht es über die holprigen Straßen Kitundas erst Richtung Daressalaam, um dann auf die Straße Richtung Landesinneres abbiegen zu können. Er berichtet uns super nett von dem Plan der nächsten anderthalb Tage, von der ca. 5-stündigen Fahrt die nun erstmal vor uns steht, der Safari, die wir den Nachmittag über machen und der Busreise, die uns dann morgen bevorstehen wird. Sein Englisch ist einwandfrei und wir unterhalten uns noch über unsere Zeit in Kitunda und seine Familie. Er bringt uns in den frühen Morgenstunden noch einige Swahili Wörter bei, bevor vor allem Tahnee schnell wieder die Äuglein zu fallen.

    Gegen 08:00 Uhr legen wir dann unseren ersten Halt ein. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen. Isi ist kurz zuvor erst richtig eingeschlafen, sodass sie Tahnee etwas unerfreuliche anschaut, als diese sie aufweckt.
    Vor Ort sind ein kleiner Supermarkt und Toiletten vorhanden, sowie auch eine Art “Bäcker”, der frische swahilische Backwaren zubereitet. Wir holen Miraji einen Kaffe und Chapati (Fladenbrot), kaufen noch ein paar Oreos ein und probieren die uns noch unbekannten Vitumbua (eine Art frittierter Reis Cake mit bisschen Curry und Zucker - für Tahnee schmeckt es tatsächlich sehr ähnlich wie die in Westfalen bekannten Struwen nur ohne Rosinen).

    Nach einer kurzen Toiletten Pause geht es mit der nun eingeschalteten Klimaanlage weiter in Richtung Mikumi. Schnell erreichen wir den Morongoro District (Bezirk), der etwas bergiger zu sein scheint und werden Zeugen von Massai-Kuh-Herden, die am Straßenrand entlang geführt werden. Die Umgebung ist überraschend grün und immer wieder sieht man riesige Mangobäume und Palmen. Die Wolken hängen tief - teilweise so tief, dass die Spitzen der umliegenden Hügel in den Wolken verschwinden - und die Straßen sind noch sehr nass. Kurze Zeit später kommen dann doch auch einige Regentropfen vom Himmel herunter. Hoffen wir, dass das Wetter bis zu unserer Safari noch wieder umschlägt.

    Die weitere Fahrt stellt sich als einziges Ausscheren, LKW überholen und wieder Einscheren heraus.

    An einer der Kontrollstationen werden wir von einer Polizistin angehalten, die doch tatsächlich fragt, ob Miraji sie nicht ein Stück mitnehmen könne. Sie steigt also auf dem Beifahrersitz ein und begleitet uns ca. 15 Minuten.

    Aus dem Schlaf etwas später abrupt von Isabels Schenkelklopfer aufgeweckt , zeigt Isi Tahnee Affen, die auf der Straße sitzen. Miraji erklärt uns daraufhin, dass wir schon im Mikumi National Park angekommen sind, das Gate (Eingangstor), bei dem wir uns mit Miriam, unserer Safari-Leiterin treffen, sei aber noch ein paar Minütchen Fahrt entfernt.
    Unsere Blicke konstant aus dem Fenster gerichtet, können wir uns garnicht entscheiden ob wir lieber links oder rechts gucken. Ständig sagen wir “boah, Wahnsinn, guck mal hier” oder “wow, schau mal wie viele Zebras hier sind”. Wir erblicken in diesen wenigen Minuten Giraffen, Zebras, Elefanten, Buffalos und Antilopen. Die Blicke wandern also von rechts nach links und wieder nach rechts und die Vorfreude, auf das was uns den gesamten Nachmittag über erwartet, steigt enorm!

    Nach knapp 300km und einer Fahrtzeit von ca. 6 Stunden, geht es gegen 12:30 Uhr, als alle Formalien geklärt waren, wir die Eintrittsgebühr bezahlt hatten und unser Proviant eingepackt war, in unserem privaten 4x4 Safari Auto zusammen mit Miraji und Miriam in den Mikumi Nationalpark.

    Teilweise gleicht die Landschaft hier einer grünen Savanne mit nur vereinzelten Bäumen. Hier fällt es einem leicht, die in der Ferne befindlichen Tiere zu erkennen: Zebras, Giraffen, Elefanten, Gnus, Buffalos und Antilopen. Teilweise aber besuchen wir auch Regionen des Nationalparks, die von vielen Bäumen bewachsen sind.
    Nach den morgendlichen Regenschauern während der Autofahrt zeigt sich der Himmel nun hauptsächlich bewölkt. Irgendwann reißt die dichte Wolkendecke dann aber doch mal auf und wir können bei der freien Sitzwahl im Auto gut nebenbei etwas Sonne tanken.

    Schnell fallen uns auch die unendlich vielen Vögel und Schmetterlinge auf, die das Auto meist zeitweise begleiten, bevor sie dann wieder eine andere Richtung einschlagen. Die Farbenvielfalt und Intensität dieser Vögel und Schmetterlinge lässt sich dabei kaum in Worte fassen. Wir sind fasziniert von dieser endlos schönen Natur.

    Wenn mal keine Tiere in unmittelbarer Nähe sind, unterhalten wir uns mit Miriam und Miraji oder singen vor uns hin: “jambo, jambo bwana” (das Lied kennen wir schon von unseren Herbsttreffen mit unserem Verein Jino e.V.). Inmitten der Sonnenstrahlen und der endlosen Weite kommt so richtig afrikanische Stimmung auf!
    Immer wieder greift Miriam zum Handy und nimmt Anrufe an: sie erklärt uns, dass alle Safari Guides als Team zusammen arbeiten, sodass man den Anderen Bescheid gibt, wo sich vielleicht gerade besonders zutrauliche Tiere befinden, oder aber außergewöhnliche Tiere, die man nicht so oft zu Gesicht bekommt.

    Den Nachmittag über dürfen wir dadurch miterleben, wie sich zwei Löwen auf einer der Brücken des Nationalparks ausruhen und sich erst durch das Weiterfahren eines entgegenkommenden Safari Autos zum Aufstehen überreden lassen. Kurze Zeit danach nimmt einer der beiden die genau gleiche Position auf der Brücke aber wieder ein, sodass wir tatsächlich, lucky (von Glück erfüllt) wie wir an diesem Tag zu sein scheinen, wahnsinnige Momente der Ruhe und des Genießens mit diesem Tier erleben dürfen.

    Ein weiteres, absolut unglaubliches Erlebnis war das Sichten eines Leoparden in einem frei stehenden Baum. Miraji scheint dafür ein großes Talent zu haben!
    Mit dem schon ausgeschalteten Motor rollen wir nahe an den Baum heran und beobachten für ca. 15 Minuten, wie der Leopard sich oben auf dem Baum ausruht. Seine Hinterbeine beide von den Ästen herab baumelnd behält er uns in seinem Augenwinkel immer sehr genau unter Beobachtung.
    Als sich ein anderes Safari Auto, welches Miriam Bescheid gegeben hatte, versucht zu nähern, wird die Situation diesem wunderschönen Leoparden zu heikel und er verlässt seine Position in der Baumkrone. Seine Kletterkünste, von einem auf den anderen Ast zu springen, sind wirklich sehr beeindruckend. Im hohen Gras verschwunden kommt das andere Safari Auto leider zu spät. Der Moment gehörte also nur uns vieren.

    In der sinkenden Nachmittagssonne fahren wir einen der vielen holprigen Wege des Nationalparkes entlang und sehen schon aus der Ferne, dass sich Tiere auf dem Weg vor uns befinden. Wir fahren langsam und vorsichtig näher ran und dürfen daraufhin für etwa 20 Minuten 8 sich ausruhende und auf dem Weg sonnenden Löwen beobachten. Einer der Löwen ist noch recht jung und verspielt, sodass es immer wieder versucht mit ein paar Knochen im Maul die Löwenmama zum Spielen zu animieren.
    Wir fühlen uns, als seien wir inmitten eines “König der Löwen”-Filmes.

    Ein paar Kilometer weiter dürfen wir unglaublichen 18 Giraffen beim Essen und laufen zu sehen. Interessiert an uns, kommt eine der Giraffen sogar auf das Auto zugelaufen - bleibt dann aber doch in sicherer Distanz stehen, um uns zu begutachten. Teilweise sind es auch noch recht junge Giraffen, sodass wir wirklich klein bis groß beobachten dürfen. Einfach magisch diese Tiere!

    Während die Sonne weiter untergeht und den Himmel mehr und mehr in einem strahlenden Orange erscheinen lässt, machen wir einen letzten Halt bei einem der zahlreichen “Hippo-Pools” (Nilpferd-Pools). Wir können 4 Nilpferde sichten, zwei davon noch recht jung. Immer wieder raufen die beiden und man sieht ihre Mäuler aus dem Wasser ragen.

    Wir können es nach wie vor nicht glauben, dass wir heute wirklich die Chance hatten, Löwen, Giraffen, Elefanten, Antilopen, Gnus, Buffalos, Nilpferde, Wildschweine, Affen, einen Leoparden und viele andere Tiere zu sehen. Vier von den Afrikanischen Big 5 haben wir an diesem Nachmittag in freier Wildbahn beobachten dürfen. Mit teilweise geringster Distanz.

    Auf dem Rückweg aus dem Park erstrahlt der Abendhimmel in einem pink-orangen Farbenmeer. Wir sitzen dort gemeinsam, strahlen von einem Ohr zum anderen um die Wette, halten uns in den Armen und uns beiden kullern tatsächlich die ein oder andere Träne die Wange herunter: wir können unser Glück nicht fassen, was wir heute erleben durften. Wie viel Glück kann man an einem Nachmittag bitte haben? Wie wunderschön und atemberaubend, das wir das heute hier im Mikumi Nationalpark erleben durften. Gemeinsam.

    Wir verabschieden uns von Miriam und danken ihr für die wirklich unvergessliche Erfahrung. Mit ihrer positiven und lebensfrohen Art hat sie den Nachmittag definitiv noch besonderer gemacht.
    Nach 20 Minuten Fahrt mit Miraji kommen wir an unserer heutigen Unterkunft an: Bastian Camp. Um den so oder so schon unfassbaren Tag noch zu toppen, bekommen wir ein kostenloses Upgrade für ein Familienzimmer. Jeder von uns hat heute Nacht also schöne 140cm Bett für sich ganz alleine, jeder hat einen eigenen Ventilator über dem Bett und wir haben ein Badezimmer, welches von der Größe her eher drei oder vier herrkömmlichen Badezimmern gleicht.
    Zum krönenden Abschluss gab es dann noch ein Essensbuffet mit Kartoffelsuppe, Bananen-Stew, einer Kicherebsen Sauce, Reis und Kartoffeln, sowie einem frisch geschnittenen Obstsalat als Nachtisch.
    Den Tag lassen wir mit einem Sprung in den blau beleuchteten Swimmingpool ausklingen. Dort an der Wasseroberfläche zu treiben und in den klaren, endlosen Sternenhimmel zu schauen - ein schöneres Ende hätte man sich nicht ausmalen können!

    Frisch geduscht fallen wir dann gegen 22:00 Uhr tot müde ins Bett. Schließlich sind wir auch schon seit 04:15 Uhr auf den Beinen.
    Überglücklich fallen uns die Augen zu und wir verabschieden uns in das Land der Träume. So viele unfassbaren Eindrücke, wie wir sie heute gewonnen haben - da müssen wir das Ganze erst nochmal verarbeiten!
    Bis morgen! Lala salama 💤
    Read more

  • Day 12

    On the road to Njombe

    May 9, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 20 °C

    Wir gönnen uns lang ersehnte neun Stunden Schlaf in unseren Doppelbetten, aber trotzdem kommen wir um 7:00 nur mühsam aus den Betten. Die Bikinis von gestern Nacht sind noch nass und bevor wir zum Frühstück flitzen, schmeißen wir diese aufs Mosquitonetz überm Bett, direkt unter den laufenden Ventilator. Das Frühstück ist, wie auch das gestrige Dinner, hervorragend und wir tischen uns ein ordentliches english breakfast und französische Crepes mit frischen Früchten auf, dazu gibt's leckeren Mangosaft und Tee.
    Irgendwie haben wir alles so schnell reingeschaufelt, dass wir noch eine Stunde im Zimmer chillen bis Miraji uns um 9:00 an der Rezeption abholen will. (Miraji ist mal wieder überpünktlich und wartet schon auf uns, obwohl wir auch schon um 8:45 vorne stehen)
    Wir fahren ein paar Minuten bis zur Weightbridge (Wiegestation für LKW und Busse), wo unser Bus halten soll.
    Miraji, der die Nummer der Busfahrerassistentin hat, ist in ständigem Telefonkontakt mit ihr und gibt ihr durch wo wir stehen. Wir warten mehr als eine halbe Stunde auf den Bus, doch dann geht alles ganz schnell. Der Bus der Gesellschaft "ABC Bus" fährt vor und winkt uns rüber. Wir schmeißen uns die Rucksäcke auf den Rücken und marschieren schnellen Schrittes zum Bus. Unsere drei Gepäckstücke werden ins Gepäckfach geschmissen und nebenbei hören wir noch wie Miraji der Assistentin sagt, dass wir in Njombe aussteigen müssen. Nach einer sehr schnellen Verabschiedung von Miraji, werden wir die Stufen des Busses hochgeschoben und los geht die wilde Fahrt. Wie Miraji uns schon vorgewarnt hatte, liefern sich die Reisebusse aller Gesellschaften ein inoffizielles Wettrennen. Da Njombe auf 2000 Höhenmetern liegt, geht es viel bergauf und diverse LKW, die den Berg hochschleichen, werden in spektakulären Überholmanövern hinter uns gelassen. Der Gegenverkehr muss dabei teilweiße scharf abbremsen, weil unser Bus es noch nicht wieder auf die linke Spur geschafft hat. Währenddessen läuft Karate Kid auf dem kleinen Bildschirm und später noch Musikvideos von Afrobeat Songs. Tahnee ratzt sofort weg, während Isi's Adrenalinspiegel aufgrund der rasanten Fahrweise und dem dazu ungewohnten Linksverkehr noch kein Nickerchen zulässt. Um halb 12 wird die erste und auch einzige Pipipause eingelegt. Wir schaffen es nur auf die Toiletten, während ander Passagiere sich hier ein ganzes Mittagessen einpacken (meist Hähnchen und Reis). Keine 10 Minuten nach dem Stopp, fängt das Kind direkt neben uns (ca. 4 Jahre) an zu speihen. Zum Glück landet alles in einer Plastiktüte, welche die Mutter gerade noch rechtzeitig rausholt.
    Trotzdem haben wir die nächsten Minuten erst einmal die Gerüchte von Hähnchen und Erbrochenem in der Nase. Yumm!

    Die weiteren fünf Stunden geht es weiterhin viel bergauf. Wir fahren an Affen vorbei, die mitten auf der Staße herumspazieren, an Sonnenblumenfeldern und Teeplantagen und genießen den schönen Ausblick. Zwischendurch machen wir nur drei bis vier kurze Stopps, um Leute aussteigen zu lassen. Nebenbei werden gegrillte Maiskolben, Softdrinks und andere Leckereien hoch an die Schiebefenster gehalten und wenn man schnell genug ist, schafft man es, sich etwas zu kaufen - wir sind es nicht! Wir schaffen es nicht einmal unser Fenster zu öffnen. Also steigt der Hunger von Minute zu Minute an, denn unser Proviant besteht wie gestern immernoch aus Sr. Hifadhi's Mandazi.

    Als wir endlich die Durchsage hören, in der Njombe erwähnt wird, machen wir uns fertig zum Aussteigen. Die Assistentin ist, als wir den Bus verlassen, schon dabei unsere drei Gepäckstücke aus dem Bus zu wuchten. Sr. Calmelitha ist noch nicht in Sicht und wir stellen uns erst einmal weg von der Straße, um den penetranten Angeboten der Bajaji- und Taxifahrern zu entgehen. Als wir auf die Uhr gucken merken wir, dass unser Busfahrer wirklich fix war und wir eine halbe Stunde vor der Zeit angekommen sind, welche wir Sr. Calmelitha geschrieben hatten. Also lassen wir sie wissen, dass wir angekommen sind und schicken ihr unseren Standort.

    Nach einiger Zeit, fragen wir uns doch, ob der Ort, wo wir ausgestiegen sind der richtige ist, denn auf Google Maps sind wir noch ca. 4 km vom Zentrum entfernt. Also probieren wir Sr. Calmelitha und Miraji zu erreichen, jedoch bleibt beides zunächst erfolglos. Irgendwann kommt der Rückruf von Sr. Calmelitha, die Isi fragt, ob wir in Kibena sind. Wir haben wiederum keine Ahnung und können nur immer wieder auf den gesendeten Standort verweisen. Als letztes Hört Isi Sr. Calmelitha sagen: "Oh my god, wait there, I am coming" (Oh mein Gott, wartet dort, ich komme jetzt) Das bestätigt also unsere Vermutung: Wir sind zu früh ausgestiegen! Nach einer Viertelstunde fährt dann ein Auto vor und Sr. Calmelitha steigt aus. Wir sind froh, sie endlich zu sehen und auch sie ist sichtlich erleichtert, dass wir wohlauf sind.
    Der Taxifahrer Frank begrüßt uns ebenfalls mit seinem süßen Lächeln. Auf dem Weg werden zunächst noch zwei tikiti maji (Wassermelonen) eingepackt und mit Miraji telefoniert, welcher Sister Calmelitha versichert, dass er der Assistentin genau gesagt hatte, wo sie uns rauslassen soll. Leider wussten wir nicht genau Bescheid und die Assistentin hatte wohl nicht wirklich zugehört, aber Schwamm drüber... ist ja alles gut gegangen. Nach 4km kommen wir am Hotel Miriam an. Wie uns Sr. Calmelitha schon im Auto erzählt hatte, hat sie für uns zwei Zimmer buchen müssen, da es seit Kurzem in Tansania illegal ist, dass zwei Personen des gleichen Geschlechts in einem Raum übernachten. Für uns ist das ziemlich erschreckend, aber wir nehmen es zunächst einmal so hin.

    Wir packen kurz unsere Taschen in die Zimmer, welche zum Glück direkt nabeneinander liegen, und laufen dann die paar Meter zur Zahnstation rüber. Sister Calmelitha führt uns durch das blaue Tor zum kleinen Innenhof. Sie zeigt uns die Küche, das Esszimmer und in den hinteren Räumen, wie Hunderte von kleinen Küken sich um ein Platz unter der Wärmelampe bemühen. Danach besichtigen wir noch die Zahnstation, in der wir ab morgen 5 Tage arbeiten werden. Nach dem Abendessen mit Sr Calmelitha und zwei anderen Schwestern (Sr. Patricia und Sr. Fredorina) werden wir zu dritt bis zum Hotel eskortiert. Wir ziehen uns erstmal dicke Pullis an und Isi füllt ihre Wärmflasche mit dem (zum Glück vorhandenen) heißen Duschwasser auf. Wir sind sehr müde und schlafen, in die dicken Decken eingemummelt, (ganz illegal - zusammen in einem Bett) ein.
    Read more

  • Day 13

    Volle Kraft voraus - Ex Ex Ex

    May 10, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 19 °C

    07:00 Uhr morgens klingelt unser Wecker. Die Nacht war frisch. Da es hier nachts auf bis zu 10 Grad runter geht und die Wärmeisolierung der Fenster sehr zu wünschen übrig lässt, bzw. die Schiebefenster sich teilweise garnicht richtig schließen lassen, haben wir die Nacht dicht aneinander gekuschelt mit Wärmflaschen und drei Decken verbracht.
    Wir zögern das Aufstehen sehr hinaus, da keiner von uns unter der warmen Decke hervor kommen möchte. Irgendwann raffen wir uns dann aber doch auf, sodass Isi rüber in „ihr“ Zimmer geht und wir uns beide für den Tag fertig machen.

    Eigentlich beginnt der morgendliche „Tea“ um 07:30 Uhr. Da Schwester Calmelitha aber sehr überzeugt davon war, dass wir von unserer langen Reise doch sehr müde sein müssen, kommen wir heute erst zu 08:00 Uhr zum Tea. Es gibt hart gekochte Eier von den eigenen Hühnchen und eine Art Kartoffelrösti. Zusammen mit Schwester Calmelitha sitzen wir gemütlich da und schlürfen noch unseren Tee.
    Um 08:30 Uhr starten wir dann unseren ersten Arbeitstag hier in der Zahnstation in Njombe.

    Es gibt einen großen Raum mit zwei funktionierenden Behandlungsstühle, die mit einem Sichtschutz voneinander getrennt sind. Hören tut man vom Nachbarstuhl dennoch alles, was wir heute in der ein oder anderen Situation noch zu spüren bekommen.
    In einem weiteren Raum steht eine alte Behandlungseinheit, die nicht mehr angeschlossen ist. Diese wird vor allem für Abdrücke und Prothesen einsetzen verwendet.
    In einem dritten Raum fertigt Schwester Calmelitha die Prothesen an und arbeitet diese aus. Ein Wartezimmer gibt es selbstverständlich auch.
    Schmunzeln müssen wir vor allem deswegen, da die Räumlichkeiten und vor allem die Türen so niedrig sind, dass Tahnee sich bei jedem Durchgehen doch sehr bücken muss, um sich nicht den Kopf zu stoßen.

    Von Erzählungen in Kitunda haben wir schon gehört, dass hier wesentlich mehr zu tun sei, als wir es in Kitunda erlebt haben.
    Wir fangen direkt mit den ersten Extraktionen an, da vier der Patienten schon zuvor anästhesiert wurden.
    Dem Andrang an Patient*innen geschuldet, ähnelt die Arbeit hier anfangs eher einer sehr geübten und eingespielten Teamarbeit.
    Tahnee untersucht zusammen mit Schwester Calmelitha auf dem einen Behandlungsstuhl die Patient*innen, anästhesiert diese, während Isi dann zusammen mit Dr. Richard auf dem anderen Behandlungsstuhl die Zähne extrahiert, nachdem die Anästhesie gewirkt hat. In der Zwischenzeit werden die Patient*innen immer wieder für die Wirkzeit der Anästhesie zurück ins Wartezimmer geschickt.
    Positiv auffallend vor allem bei Tahnee ist, dass hier wirklich alle Zähne begutachtet werden und Schwester Calmelitha sich wirklich Zeit nimmt, die Patient*innen über Behandlungsbedarf (zum Beispiel Füllungen) aufzuklären.

    So fühlt es sich fast wie eine Fließbandarbeit an. Zumindest so lange nur Extraktionen durchgeführt werden.
    Am späten Morgen bekommt Isi dann eine Patientin, die neben einer Extraktionen auch zwei Füllungen wünscht.
    Auch hier, ähnlich wie schon in Kitunda, sind leider nicht alle Materialien für eine funktionierende Absaugung vorhanden - für die Patient*innen stellt sich die Behandlung also als richtiges Bauchtraining heraus. Immer wieder nach kürzester Benutzung der rotierenden Bohrer unter Wasserkühlung entgegnen wir den Patient*innen mit „tema mate hapa“ (einmal ausspucken hier bitte) - sprich sie setzen sich aus eigener Kraft auf, spucken das Wasser in das Speibecken und legen sich wieder hin. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, dass auch die Patient*innen darüber nicht unbedingt begeistert sind.
    Auf Nachfrage stellt sich aber heraus, dass die Absaugung funktioniere, nur die dafür notwendigen Schlauchaufsätze fehlen würden.

    Während Isi sich voll und ganz der einen Füllungs-Patientin widmet, übernimmt Tahnee den Part der Extraktionen und der Anästhesien.
    Vor allem in Erinnerung geblieben sind die Behandlung zweier kleiner Mädchen, die leider während der Extraktionen wirklich aus vollster Kraft ihre Seele aus dem Leib geschrien haben, sodass vor allem Tahnee (wohlgemerkt auch direkt daneben stehend) fast die Ohren abfallen. Dennoch auch wieder herzzerreißend mitanzusehen, wie eine Helferin die Arme der Kleinen festhalten muss, die Mama die Beine festhält, Schwester Calmelitha den Kopf festhält und gleichzeitig sogar eine „Mundsperre“ einsetzt, da die Kleinen sonst mit vollster Kraft auf Tahnees Fingern oder der Zange rumbeißen und jegliche Behandlung somit verhindern.
    So schwer es auch nach wie vor ist, haben wir schon das Gefühl Stück für Stück etwas mehr “abzuhärten” und den Fokus auf das „Behandeln“ zu setzen, damit es so schnell wie möglich für die Kleinen um ist.
    Ähnlich wie wir es in der Uni gelernt haben, wird hier in den meisten Fällen, wenn noch sehr jungen Patient*innen behandelt werden, eine Oberflächenanästhesie verwendet, damit diese den Einstich der Spritze kaum noch spüren. Das haben wie in Kitunda etwas vermisst, da es das Erlebnis beim Zahnarzt für die Kleinen etwas weniger traumatisch macht.

    Als Isi ihre Patientin umfangreich zu Ende behandelt hat, widmet diese sich wieder den Extraktionen und Tahnee darf einer Patientin eine Füllung im Unterkiefer legen. Auch ihre Lieblingsworte sind wieder „tema mate hapa“, was die Behandlung natürlich auch einfach zeitlich sehr hinauszögert.

    Beim anschließenden Mittagessen besprechen wir die Absaugungs-Thematik mit Schwester Calmelitha und rufen gleich bei ihrem vertrauten Dentalverkauf in Daressalaam an, um zu erfragen, ob die benötigten Aufsätze dort vorhanden sind.
    Des Weiteren werden vor allem noch Unterkiefer Molaren Zangen (für die Extraktion von Backenzähnen) und Spiegel benötigt. Diese wurden heute sehr knapp und sind teilweise auch schon so alt und beschädigt, dass man kaum mehr etwas sehen kann. Teilweise gleicht das eher einem halben Blindflug, sodass die Ergonomie dann doch eher zweitrangig wird und der Spiegel vermehrt nur dem Wange abhalten dient.
    Während des Mittagessens werden wir Zeugen von dem, was unsere Vorgängerinnen Laura und Kati schon berichtet haben: Schwester Calmelitha liebt es zu telefonieren und ist sehr gut darin, mit ihrer lauten Stimme am Telefon jede/n von ihrem Willen und Vorhaben zu überzeugen und alles zu regeln!
    Wir geben also telefonisch eine Bestellung auf und verabreden uns für morgen, das Geld als Banküberweisung an den Dentalshop zu schicken. Schwester Calmelitha würde die Materialien dann bei ihrem nächsten Besuch in Daressalaam abholen.

    Nach dem Mittagessen kommt nur noch eine weitere Patientin mit Schmerzen. Auch hier muss der Zahn leider gezogen werden.
    Pünktlich gegen 15 Uhr machen wir dann Feierabend und haben am ersten Arbeitstag tatsächlich 27 (!!!) Zähne extrahiert, 3 Füllungen gemacht und 2 Abdrucknahmen für Prothesen genommen. Wir merken also: ein ganz anderes Patientenaufkommen als wir es aus Kitunda gewohnt sind. Aber irgendwie auch echt cool so beschäftigt zu sein. Der Tag ist definitiv im Nu verflogen.

    Nach einer kurzen Pause auf unseren Zimmern entscheiden wir uns für einen Spaziergang durch die Stadt. Immer bergabwärts laufen wir Richtung Stadtzentrum und gehen in eine große Markthalle. Die Geräuschkulisse entspricht aufgrund etlicher Megafone in etwa der unserer kleinen Patientin diesen Morgen, nur ohne die kurzen Pausen der Stille, wenn Luft holen angesagt war. Das Erdgeschoss ist voll mit Klamotten-Ständen, was schon eher einem Touri-Markt gleicht - so macht es zumindest den Eindruck, auch wenn wir kaum andere Touristen hier vor Ort sehen.
    Im Untergeschoss sehen wir eine riesige Menschenmenge an Männern und nur wenigen Frauen alle mit dem Blick in eine Richtung gerichtet - es stellt sich heraus, dass die doch tatsächlich alle auf einen Bildschirm glotzen - was soll da auch anderes laufen als Fußball?! Hier werden alle möglichen Sorten von Fleisch und Fisch verkauft (leider alles ungekühlt, sodass ihr euch den Geruch bestimmt vorstellen könnt) sowie auch alle Arten von lokalen Früchten und Gemüse.
    Wie gehen noch kurz ein wenig straßenaufwärts in einen Mini-Supermarkt und kaufen ein zwei Snacks, bevor nach kürzester Zeit unser Gespräch durch die Hupe eines Autos und dem lauten Schrei „Tahnee“ aus dem Fenster kurzzeitig unterbrochen wird. Das Auto hält an und Frank, unser Taxifahrer von gestern, steigt aus dem Auto aus. Mit seinem gebrochenen Englisch fragt er, wie es uns geht und gestikuliert, dass wir doch einsteigen sollen, er würde uns zu Schwester Calmelitha fahren, wenn wir möchten. Nach einem kurzen Moment der Skepsis steigen wir dann ein und wundern uns während der Fahrt doch, wie lange wir auf dem Hinweg anscheinend gelaufen sind. Wir sind also mehr als froh über diesen Zufall und Franks uneingeschränkte Hilfsbereitschaft. Wir bedanken uns ganz herzlich bei ihm, geben ihm trotz anfänglicher Verneinung ein bisschen Trinkgeld und gehen für ein knappes Stündchen nochmal auf unsere Zimmer.

    Gegen 18:00 Uhr haben wir uns mit den Schwestern zum Abendessen verabredet. Es gibt das von uns so lieben gelernte „Zege“ - eine Art Pfannkuchen aus Pommes und Ei. Zusätzlich wird eine Nudelsuppe serviert und das gute Kilimanjaro Bier, von dem Isi sich gleich zwei einverleibt - sie sei ja so durstig!
    Auch hier merken wir wieder: Schwester Calmelitha ist wirklich die pure Lebensfreude in Person - so positiv, immer mit einem Lachen im Gesicht und ständig für einen Witz zu haben! So macht es doch wirklich Spaß!

    Ihre direkt Art haben wir auch gleich kennen lernen dürfen, als sie uns dann sehr ehrlich sagt, dass sie gerne früh schlafen möchte und sie uns daher noch vor 19 Uhr zum Hotel begleiten möchte - in der Dunkelheit möchte sie uns die knapp 100 Meter nicht alleine gehen lassen.

    Wir lassen den Abend mit einer Runde Sport ausklingen. Wir haben schließlich ein Ziel vor Augen, für das es sich bei diesen Temperaturen wesentlich besser trainieren lässt als bei 31 Grad Celsius in Daressalam. Unsere Familien werden sich innerlich jetzt denken: wird auch höchste Zeit! 😜

    Was für ein ereignisreicher erster Arbeitsstag hier in Njombe! Wir packen uns nach der Sporteinheit und einigen anfänglichen Wasserproblemen im Bad wieder dick ein und machen gegen 23 Uhr das Licht aus. Morgen gibt es um 07:30 Uhr gemeinsam mit den Schwestern Frühstück. Also ab ins Bett jetzt! Usiku muema 💤 Tutakutana tena kesho (wir hören uns morgen wieder)!
    Read more

  • Day 14

    Dentalbestellung & Bierdusche

    May 11, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 20 °C

    Wir treffen uns um 7:30 zum verabredeten Tee und Frühstück. Dann geht's, wie gestern besprochen, fast 2km den Berg hinab, bis zur Bank. Auf dem Weg wird uns dann auch klar, warum Sister Calmelitha eine ganze Stunde für den Ausflug zur Bank eingeplant hat. Alle paar Meter wird kurz gestoppt und ein Pläuschchen gehalten oder ein Schulkind an die Hand genommen und zur Schule begleitet. Wir holen also Bargeld ab und Sr. Calmelitha hilft uns bei der Überweisung ans Dentaldepot. Keine zwei Minuten später hat Sr. Calmelitha (gefühlt das hundertste Mal in 24h) ihr Klapphandy am Ohr, um den Dentalverkauf über den gerade erfolgten Geldtransfer zu informieren. Diese entgegnen, dass sie das Paket schon fertig gepackt und heute in der Früh in einen Reisebus von Dar Es Salaam nach Njombe gesteckt haben. Tatsächlich in einen Bus der Gesellschaft, mit welcher wir vorgestern unterwegs waren. Schnurstracks geht's dann aber wieder bergauf zurück zur Zahnstation. Zwischendrin merkt Sr. Calmelitha an, dass wir so schnell laufen würden. Wir schieben alles auf Tahnees lange Beine und machen uns ein Späßchen draus. Generell vergehen mit Sr. Calmelitha keine 10 Minuten in denen nicht herzlich gelacht wird.

    Pünktlich um 9:30 sind wir wieder zurück an der Zahnstation und ran geht's an die Arbeit. Die meisten Patient*innen kommen auch heute wieder mit starken Schmerzen zu uns.
    Es ist ein sehr ruhiger Tag, denn es kommen insgesamt nur 12. Davon macht Isi die meisten Extraktionen und Tahnee einen großen Fronteckaufbau (Füllung am Frontzahn).

    Beim Lunch machen wir aus, dass wir beide gleich nach Feierabend erst einmal ein Mittagspäuschen im Hotel einlegen werden und Sr. Calmelitha Isi eine WhatsApp Nachricht schreiben wird, wenn wir zusammen das Paket an der Busstation in Njombe abholen wollen.
    Zunächst warten wir noch mit Dr. Richard im Wartezimmer und lesen die aushängende Preisliste auf Swahili laut vor, während er beim Gauze-Vorbereiten (siehe Foto) über unsere Aussprache schmunzelt. Irgendwann kommt Sr. Calmelitha ins Wartezimmer schaut uns an und
    sagt: one of you can escort me, I want to buy some soap (Eine von euch kann mich begleiten, ich will Seife kaufen gehen). Da die Frage eher rhetorisch gemeint war, kommen wir beide mit und marschieren ihr hinterher.
    Es geht in einen mini Laden, in dem es fast nur Seife gibt. Währenddessen schauen wir vor der Tür einem Mann beim Schweißen zu und sind doch etwas besorgt, wie er die fehlende Schutzausrüstung mit Augenschließen und Kopfdrehen kompensiert. Nebenan besuchen wir noch einen Textilladen. Erst sucht Sr. Calmelitha zwei Stofftücher raus, die ihr gefallen. Sehr wichtig dabei war, dass unten bei der Angabe der Produktionsstätte "Rafiki" und "Morogoro" drauf steht (Wir haben keine Ahnung warum). Dann leitet Sr. Calmelitha uns dazu an einen Stoff rauszusuchen, welcher uns gefällt... Aber wichtig: mit Rafiki und Morogoro!
    Wir finden zwei schöne Stoffe und bekommen sie von Sr Calmelitha als Geschenk übergeben. Asante sana Sister!
    Wir springen noch schnell in einen Shop neben der Dental Station, in welchem neben Lebensmitteln auch eine Nähmaschine steht.
    Die Stoffe sind so lang, lz dass wir sie entzwei schneiden lassen, damit wir uns sowohl einen Rock, als auch ein Oberteil wickeln können. Patient*innen kommen am Nachmittag mehr mehr und so geht's für uns zurück ins Hotel.

    Nach dem wir beide ein/zwei Stündchen relaxed haben wundern wir uns langsam, dass wir noch nichts von Sr. Calmelitha gehört haben. Auf einmal ein Klopfen und Frank (der Taxifahrer) steht vor der Tür und gestikuliert, dass wir jetzt! mitkommen sollen. Halb verschlafen steht Isi noch in kurzer Sporthose und Tahnee im Jogger in der Tür und wir sind doch etwas überrascht. Also Zack-Zack, Jeans anziehen (Tahnee bleibt im Jogger) und Jacke überwerfen, Bauchtasche schnappen und "Twende" (let's go).
    Wir fahren etwa 10 Minuten Richtung Süden und kommen am nicht zu verfehlenden "Bus Terminal Njombe" an. Und wir denken nur: "Hätte uns vorgestern mal jemand gesagt, dass wir erst hier aussteigen sollen." 😂
    Der Bus von ABC Bus steht schon da und die Pakete, die auf diesem Wege von Dar Es Salaam verschickt wurden, stehen auf einem Haufen vor der geöffneten Gepäckklappe. Sr Calmelitha gibt ihre Unterschrift für den Erhalt des Paketes und wir machen uns nach dem obligatorischen Selfie auf den Rückweg.

    Zum Abendessen gibt es wieder "ZEGE" bzw. Chips mayai und das gute Kilimandscharo Bier 🍻. Als Isi das Bier öffnen und im gleichen Atemzug Sr. Calmelitha zeigen will, wie man ganz lässig ein Bier mit einer weiteren Bierflasche öffnen kann, hebt sich eine Bierfontäne aus dem Glas hervor. Aus Reflex hält Isi ihren Finger auf die Flaschenöffnnung und gibt, zum Glück nur sich selbst, eine Bierdusche alla Fußballstar. Irgendwer hatte die Flasche vorher wohl ordentlich durchgeschüttelt. Für den Lacher des abends ist gesorgt.

    Abends kuscheln wir uns wieder mit unseren Wärmflasche ins Bettchen ein.
    Read more

  • Day 15

    Work & Chill

    May 12, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 21 °C

    Da Isi letzte Nacht beim Daddeln am Handy noch in ihrem Zimmer eingeschlafen ist, verbringen wir die erste Nacht unserer Reise doch tatsächlich getrennt. Ziemlich ungewohnt, aber irgendwie auch entspannt sich in den großen Betten so breit machen zu können, da vor allem Tahnee sowohl mit ihrem Kopf als auch ihren Füßen das Bettgestellt berührt, wenn sie sich gerade ins Bett legt.

    Um 07:25 Uhr öffnen wir zeitgleich unsere Türen und lächeln uns noch etwas müde an. Auf gehts zur St. Gertrude Jino Dental Clinic für einen weiteren Arbeitstag.
    Zum morgendlichen Tee gibt es Eier, Makande (Eintopf aus Bohnen und Mais) und mal wieder Chapati (Fladenbrot) - das lieben wir wirklich sehr!

    Der Morgen beginnt mal wieder mit vielen Anästhesien und darauffolgenden Extraktionen der Zähne.
    Irgendwann kommt eine Patientin, der drei Zähne gezogen werden sollen, mit dem Hintergedanken, eine Prothese im Oberkiefer anfertigen zu können und die dringend zwei große Füllungen benötigt. Die eine Füllung ist wirklich sehr tief, sodass der Nerv schon ganz leicht freigelegt ist, ohne das überhaupt richtig exkaviert (Karies entfernt) wurde. Da hier vor Ort leider keine Wurzelkanalbehandlung möglich ist, betont Tahnee gegenüber Schwester Calmelitha, dass die Patientin bitte über den Versuch, den Zahn mit Calciumhydroxid (eine Art Medikament zur Beruhigung des Nerves - das ist hier vor Ort das Mittel der Wahl für direkte und indirekte Überkappung) und einer Füllung zu erhalten, aufgeklärt werden soll - Garantie zum Erfolg bestehe da aber nicht.

    Unter „Aufsicht“ von Schwerster Calmelitha behandelt Tahnee die Patientin mit den zwei gewünschten Füllungen und extrahiert anschließend drei Zähne in der Oberkiefer Front. Die meiste Zeit verbringt die Schwester allerdings doch an ihrem Telefon und gestikuliert wild auf Swahili vor sich hin!
    Währenddessen extrahiert Isabel zusammen mit Dr. Richard weitere Zähne, behandelt eine Patientin mit Wundschmerzen und darf eine intermaxilläre Verschnürung nach beidseitigem Paramedianbruch (Verschnürung von Ober- und Unterkiefer bei beidseitigem Unterkiefer Bruch) entfernen. Der Patient erscheint sichtlich happy, nach 6 Wochen (so lange war der Unterkiefer an den Oberkiefer geschnürt) endlich wieder den Mund auf und zu machen zu können und strahlt mit seinem weißen Lächeln nur so vor sich hin, erkennbar glücklich über das Ergebnis!
    Ein weiterer besonderer Fall war eine 23-jährige Patientin, die mit einem ausgeprägten Eckzahn-Labialstand (zu hoch stehender Eckzahn - siehe Foto) und noch verbliebenem Milchzahn kommt. Sie möchte den Eckzahn im Oberkiefer bitte extrahiert haben, da dieser sie ästhetisch stören würde. Wir diskutieren lange, ob bei einer so „jungen“ Patientin nicht doch auch eine kieferorthopädische Behandlung oder zumindest Beratung in Frage käme, müssen uns aber aus finanzieller Sicht dann leider mit der Extraktion zufrieden geben.
    Erstaunlicherweise geht das Extrahieren des Zahnes sehr schnell, sodass auch diese Patientin (aus ihrer Sicht) glücklich nach Hause geht.

    Wir behandeln an dem heutigen Freitag insgesamt 22 Patient*innen. Es werden 21 Zähne extrahiert, zwei Füllungen gelegt, eine Prothese besprochen und geplant, eine Patientin mit Wundschmerzen versorgt und die Verschnürung des Bruches entfernt.

    Wenn mal keine Patient*innen da sind, nutzen wir die freien Minuten, um im Innenhof ein bisschen Sonne zu tanken. Bis jetzt waren Sonnenstrahlen während unserer Zeit in Njombe nämlich eher eine Seltenheit.

    Während des Mittagessens sitzen wir zusammen mit Schwester Calmelitha am Tisch und genießen Maisporridge mit Erbsen und einer Art Grünkohl. Zum Nachtisch gibt es natürlich wieder unsere geliebte tikiti maji (Wassermelone), die heute besonders tam (süß) ist.
    Gegen 14 Uhr schickt sie uns auch schon zum „Ausruhen“ aufs Zimmer, da lange Zeit schon keine Patient*innen mehr da waren.
    Wir machen also einen gemütlichen Mittagsschlaf und verbringen den restlichen Nachmittag mit chillen, quatschten und lesen.

    Zum Dinner sitzen wir zusammen mit Schwester Calmelitha, Schwester Patricia und Schwester Fredorina am großen Tisch zusammen und genießen unser Essen. Wir reden über das Wochenenden und was für die nächsten zwei Tage, abgesehen von der morgendlichen Arbeit am Samstag, geplant ist. Immer wieder gucken wir uns an und schmunzeln, weil während dieser 45 Minuten doch tatsächlich sieben Mal irgendein Handy der Schwestern klingelt (wohlgemerkt die guten alten Klapphandys!) und daraufhin laut los telefoniert wird. Hier geht wirklich nichts ohne Handy. 🙈
    Mit Vorfreude und netten Gesprächen werden wir anschließend von unserem abendlichen „Escortteam“ bestehend aus Schwester Calmelitha, Eddie(der zahnmedizinischen Assistentin der Dental Clinic) und der Köchin zum Hotel begleitet - in der Dunkelheit seien wir zu zweit als „wazungu“ nicht mehr sicher.

    Mit einem „usiku mwema“, „lala salama“ und „tuonane kesho“ werden wir an unserer Zimmertüre verabschiedet und Tahnee verbringt die nächsten anderthalb Stunden im Friseursalon Wlodarczak, während wieder fleißig Bändchen geknotet werden.

    Gegen 22:30 Uhr machen wir das Licht aus und verabschieden uns ins Land der Träume. Gute Nacht, wir hören uns morgen wieder! 💤
    Read more

  • Day 16

    Kids in the house & Ruhuji Water Falls

    May 13, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 21 °C

    Guten Morgen ... Ein weiterer Arbeitstag steht an. Heute ist der angekündigte Schulkindertag, da die Kids heute keine Schule haben und deshalb die Eltern am liebsten samstags vorbei kommen. Ein sechs Jähriger hat den Besuch bei uns auch dringend nötig. Er kommt mit einer dick geschwollenen Wange, einem Abszess, der von einem tief zerstörten Milchzahn ausgeht. Die meisten Abszesse werden hier weder punktiert, noch drainiert. Stattdessen wird nur der verantwortliche Zahn extrahiert. Und so erfolgt, sowohl die Anästhesie von Isi, als auch die spätere Extraktion bei Tahnee unter lautem Geschrei und Gebrüll. Die Extraktion musste Tahnee übernehmen,da Isi nebenan bei einer 17 Jährigen eine Füllung legt. Die Patientin hatte über Schmerzen im OK Molarenbereich (Oberkiefer Backenzähne) geklagt. Wie sich herausstellt, kamen die Schmerzen jedoch vom Zahn 37 im Unterkiefer, der eine tiefe Fissurenkaries aufweist. Die Zugangskavität ist geschaffen und weiter geht's mit dem Handexkavator. Isi holt viel, von Karies aufgeweichte, Zahnhartsubstanz hervor, aber auch hier ist die Karies so tief, dass zu Ende, trotz aller Vorsicht, die Pulpa (Zahnnerv) punktuell freiliegt. Hoffentlich hat die direkte Überkappung den gewünschten Effekt und der Zahn macht die nächste Zeit keine Probleme.
    Weiter geht's mit einem Mann mit heftiger Fluorose (siehe Bild), dem ein Zahn gezogen wird. Tahnee extrahiert heute noch einen horizontal liegenden 8er (Weisheitszahn) und einen Zahn eines Soldaten in Uniform, der eine Vorzugsbehandlung genießt und nichts zahlen muss. Unser letzter Patient hier in Njombe ist nochmal ein kleiner Mann (6J.). Einer seiner Milchzähne verursacht Schmerzen und muss gezogen werden. Ohne Oberflächenanästhesie nimmt Isi die Spritze in die Hand und macht sich bereit dafür, dass ihr gleich ins Ohr gebrüllt wird. Überraschenderweise ist der Kleine super tapfer und verkneift sich die Tränen, während die Injektion gegeben wird. Das Blatt wendet sich jedoch um 180 Grad, als es an die Extraktion geht. Nach dem ersten Versuch, bei dem die marode Zahnkrone zerbricht und es ein knackendes, knirschendes Geräusch macht, geht die Heulerei los und der Kleine macht so gar keinen Anstand seinen Mund noch einmal für die böse Zange zu öffnen. Auch alle Überzeugungsversuche von Sr. Calmelitha und Dr. Richard tragen keine Früchte. Jetzt müssen wir zu härteren Mitteln greifen. Die Beine werden von der Mutter gehalten und die Arme von Sr. Calmelitha über Kopf des Kindes hinter den Stuhl geklemmt. Da er den Mund immernoch nicht öffnet, holt Dr. Richard die Maulsperre (Spreizzange) raus, hält ihm die Nase zu, damit er zum Atmen den Mund aufmachen muss und "Zack" sitzt die Spreizzange fest zwischen den Zahnreihen. Damit er aus dieser "Zwangsjacke" schnell befreit wird, setzt Isi die Zange an und hat den Zahn im Nu in der Nierenschale liegen.
    Das war's erst einmal mit den Bahandlungen hier in Njombe. Es hat echt Spaß gemacht und wir haben uns, über die Abwechslung ein bis zwei Füllungen pro Tag legen zu dürfen, sehr gefreut.

    Isi hatte die letzen Tage im Reiseführt etwas über die Ruhuji Waterfalls gelesen, die in Njombe einen Ausflug wert wären. Da hatten wir gestern direkt Sr. Calmelitha gefragt, wo diese sind und ob man dort hinspazieren könnte. Dabei war unser Gedanke, dass wir zu zweit eine kleine Wanderung unternehmen könnten, doch da wir unter Sr. Calmelithas Aufsicht nicht ohne Escort-Team losgeschickt werden, engagierte sie für heute Nachmittag Edi, Violet und Dr. Richard um mit uns dorthin zu laufen. Die "Wanderung" ist alles andere als optisch bereichernd. Es geht knappe 4km die Hauptstraße entlang und wir werden immer wieder zum Bajajis angehupt und bekommen die Abgase von LKWs und Bussen ins Gesicht.
    Umso mehr überrascht sind wir von der Schönheit und Naturgewalt der Wasserfälle. Schon von der Hauptstraße aus ist der obere Part sichtbar. Wir überqueren die Brücke und machen uns an den Abstieg, klettern über Steine und Wurzeln und halten uns an Baumstämmen fest um nicht auszurutschen. Vor allem Edi und Violet haben mit ihren Röcken und Schühchen einige Probleme beim Klettern. Wir kommen jedoch alle heile unten an und checken aus auf welche Steine und Plateaus wir rüberhüpfen können und an welchen Stellen der Fluss zu groß oder die Steine zu glatt sind. Irgendwann sind wir ziemlich nah an einem der kleineren Wasserfälle und schießen eifrig Fotos. Die Steine sind super rutschig und beim 3. Anlauf schafft Isi dann auch ihre Standwaage für ein Foto zu halten. Nach der Fotosession haben wir alle klatschnasse Hosen, vom hochspritzenden Wasser. Also machen wir uns auf dem Rückweg. Oben angekommen treffen wir diverse Leute in Waschlaune an. Kleidung und Motorräder werden im flachen Wasser eingeschäumt...die Seife landet natürlich wieder im Fluss, was aus Sicht des Umweltschutzes doch fragwürdig ist. Wir laufen zurück zum Eingang der Stadt und nehmen für den Rückweg ein Bajaji. Die Sonne hat uns den ganzen Tag begleitet und Tahnee einen Sonnenbrand geschenkt.

    Wir legen einen kurzen Nachmittagschill im Hotel ein und probieren unser Flugproblem zu klären (Wir wollen je ein zusätzliches Gepäckstück hinzubuchen). Die Website der tansanischen Fluggesellschaft funktioniert jedoch nicht vernünftig und nach etlichen gescheiterten Versuchen sind wir uns einig: Da muss uns wohl Sr. Calmelitha noch einmal helfen!

    Zum Abendessen sitzen wir wieder in dem kleinen Esszimmer der Sisters.
    Wenn wir zu früh sind und das Essen noch zubereitet wird, warten wir immer auf der blauen Couch. Jedes Mal, wenn man sich in diesem kleinen Raum umschaut, gibt es etwas Neues zu entdecken. Ob es die goldene Uhr in der Ecke, welche auf 12:05 stehen geblieben ist, die kunterbunten Hawaii-Blumengirlanden, die unter der Decke hängen, die Plastikpflanzen oben auf dem Schrank, die selbstgestrickten rot-neongelben Deckchen oder die vielen schiefhängenden Bilder von Bibelzitaten und irgendwelchen Heiligen sind. Aber all das gibt dem Raum einen gewissen Charme.

    Während des Essens maunzt dann die Katze ,Namens "Puss", draußen sehr fordend vor sich rum. Sr. Calmelitha probiert irgendwen bei der Airline zu erreichen. Auch hier kommt wieder das gute Klapphandy zum Einsatz und Sr. Calmelitha hat direkt zwei Nummern parat bei denen sie es probiert.
    Heute bleiben wir jedoch ohne Erfolg. Vielleicht ja morgen. In diesem Sinne: Tuta onane kesho! 👋
    Read more

  • Day 17

    Ausflug nach Imiliwaha

    May 14, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 19 °C

    04:50 Uhr klingelt der Wecker. Es ist Sonntag und wir wollen eigentlich nur wieder den Wecker ausschalten und weiter schlafen. Aber nicht an diesem Sonntag. Wir machen uns also fertig und Schwester Calmelitha steht, überpünktlich um 05:27 Uhr vor unserer Türe, um uns abzuholen.
    Wir springen bei Frank ins Auto, halten kurz Smalltalk und fahren los in Richtung Imiliwaha: knapp 35 Kilometer Fahrt liegen vor uns, die ca. 1 1/4 Stunden dauern sollen. Nach einigen Minuten schaltet Schwester Calmelitha Kirchenmusik an, sodass wir uns schonmal auf die in Imiliwaha unmittelbar folgende Messe einstimmen können.

    Nach ca. 10 Minuten Fahrt auf der asphaltierten Straße, biegen wir rechts ab und die restlichen Kilometer fahren wir durch Regen über eine mit Schlaglöchern durchzogene Schotterstraße - das war’s dann wohl mit unserem erhofften „Weiterschlafen“ im Auto.

    Pünktlich gegen kurz vor sieben erreichen wir die sogenannte „Congregation Imiliwaha“. Wir schauen uns mit Schwester Camelitha kurz um und werden von Schwester Valeria und Father Meiko begrüßt. Father Meiko hat in Deutschland studiert, sodass er uns auf Deutsch begrüßt und wir ein paar Sätze mit ihm wechseln, bevor wir gemeinsam in Richtung Kirche gehen, in der die Sonntagsmesse um 07:00 Uhr beginnt. Nach und nach kommen immer mehr der 123 in Imiliwaha lebenden Schwestern sowie auch andere Gäste, sodass sich die Kirche schnell füllt. Als eine Meute kleiner Kinder in die Kirche kommt, erklärt uns Schwester Calmelitha, dass sie Waisenkinder seien - aber dazu später noch mehr.

    Der Gottesdienst verläuft ähnlich wie auch die anderen schon erlebten Sonntags-Messen. Die Stimmung ist hier aber, wie wir finden, nochmal ein Stückchen besonderer. Auch hier gibt es wieder einen großen Chor, der von einer Schwester dirigiert wird. Auch die Orgel und die Trommeln werden von Schwestern gespielt. Die Sonne geht so langsam immer weiter auf und lässt die Kirche von innen in, durch die Kirchfenster hervorgerufenen, bunten Farben erleuchten.

    Gegen Ende der Messe begrüßt uns Father Meiko auch ganz offiziell im Rahmen des Gottesdienst nochmal - auf deutsch. Zusammen mit einem österreichischen Ehepaar, die gerade auch zu Besuch sind, werden wir als Polizist*innen und Zahnärztinnen vorgestellt und wurden gebeten aufzustehen, damit uns alle sehen können. Als er seine Worte dann auch nochmal in Swahili wiederholt hatte, drehen sich alle Augenpaare der in der Kirche befindlichen Menschen zu uns um und es lächeln uns hunderte Gesichter an. Was ein Empfang an diesem frühen Sonntag Morgen.

    Nach der Messe nehmen wir zusammen mit Father Meiko, Schwester Calmelitha, dem österreichischen Ehepaar, Schwester Valeria und zwei weiteren Schwester Frühstück ein. Wir unterhalten uns ganz gesellig über nette Dinge und versuchen irgendwann, Schwester Calmelitha die Worte „Gute Nacht“ beizubringen. Da sie starke Schwierigkeiten mit dem „ch“ zu haben scheint, sagt sie immer wieder „gute nackt“ und selbst Father Meiko verdrückt fast eine Träne vor Lachen. Nach der dringend notwendigen Aufklärung, dass „nackt“ ja „naked“ anstatt „night“ bedeute, muss sich auch Schwester Calmelitha erstmal wieder von einem kleinen Lachanfall beruhigen.
    Da Father Meiko die Nacht über sehr starke Zahnschmerzen hat und die in Imiliwaha befindliche Zahnstation (geführt durch Schwester Evodia, die leider an dem heutigen Tag nicht vor Ort ist) an diesem Wochenende nicht auf hat, werden wir gefragt, ob es okay ist, wenn wir die Zeit bis zum Mittagessen mit dem österreichischen Ehepaar verbringen. Schwester Calmelitha würde in der Zwischenzeit mit Father Meiko zurück nach Njombe fahren, um dort in der St. Gertrude Jino Dental Clinic Father Meiko zu behandeln.

    Da Luca und Benni (so heißen die beiden aus Össterreich) vor hatten, den Vormittag mal wieder im Waisenhaus zu verbringen, schließen wir uns diesen an und laufen ca. 10 Minuten zu dem Waisenhaus. Dort angekommen lotsen uns die beiden vorbei an dem Aufenthaltsraum der Nanny’s (auf Anhieb erblicken wir so so um die 5 Frauen) gleich in einen befließten Raum, in dessen Mitte ein Kamin steht, in dem ein offenes Feuer brennt. Rund herum sind 14 Kinder im Alter von schätzungsweise 1-5 Jahren, die miteinander spielen - noch ohne jegliches Spielzeug, aber direkt neben dem offenen Feuer. Für uns echt schockierend, vor allem da keine einzige erwachsene Person in dem Raum ist, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten.
    Die Kleinen sind dick eingepackt, da es teilweise echt kalt ist, lächeln uns mit einem riesen Grinsen an als wir reinkommen und stürzen sich direkt auf uns und unsere Klamotten!

    Es vergehen zweieinhalb Stunden, in denen wir mit den Kleinen erst drinnen, und später noch draußen spielen. Kurze Zeit nach unserer Ankunft werden ein paar Kuscheltiere in den Raum gereicht und so beginnt das große Umkämpfen dieser. Noch mehr streiten sich die Kleinen aber um die Wasserfalsche, die sie in Tahnees Tasche finden - die Kleinen scheinen echt durstig zu sein. Wir machen viele Fotos mit den Kids, da sie wahnsinnigen Spaß an der Kamera zu haben scheinen, „schmeißen“ sie immer wieder hoch in die Luft, um sie dann wieder aufzufangen und das größte Lachen geschenkt zu bekommen und legen ganz viele Kitzeleinheiten ein. Wir versuchen allen Aufmerksamkeit zu schenken, und vor allem viel Liebe zu geben - der Bedarf dafür scheint vor allem bei einigen sehr groß zu sein. Zwischendurch gucken wir auch mal bei den Babys vorbei. Aktuell sind es zwei: Etwina mit gerade einmal drei Monaten und Elisabeth mit 8 Monaten. Wir wiegen sie in ihren Mittagsschlaf und widmen uns dann wieder den Energiebündeln draußen.
    Es wird Fußball gespielt, geschaukelt und gerutscht.
    Der kleine Anselmo weicht keine Minute mehr von Tahnees Arm - er nimmt jede Umarmung, jedes Wiegen und jedes Lächeln mit, was er kriegen kann. Es ist wirklich offensichtlich, was für einen großen Bedarf an Liebe die Kleinen haben und leider auch, wie wenig sich um die Kleinen gekümmert wird - von Seiten der Nanny’s.
    Luca und Benni seien die letzten Tage schon häufiger dort gewesen und erzählen uns von den Zuständen, die sie schon miterlebt haben. Man würde sich wirklich wünschen, dass mehr aktive Zeit mit den Kleinen verbracht würde und man sich mehr um diese kümmere (Bsp. das Wickeln der Kleinen, Gabe von ausreichend Wasser, Aufpassen wenn offenes Feuer in der Nähe ist, etc).
    Die drei Monate alte Etwina zum Beispiel füttert sich schon selbst. Ihr wird einfach die Flasche in die Hand gedrückt. Leider endet dies fast immer in komplett nassen Oberteilen, in denen sie dann teilweise Stunden verweilt, sodass sie sich schon eine ordentliche Hautinfektion zugezogen hat. Luca und Benni waren vor zwei Tagen mit ihr im Krankenhaus und haben Medizin besorgt. Bei dem heutigen Besuch müssen die beiden aber leider feststellen, dass die Cremes nach wie vor noch verschlossen sind. Es kümmert sich leider einfach keiner um solche Angelegenheiten, trotz der ausgiebigen Schulung darüber, wie und wann die Creme zu applizieren sei - so macht es zumindest die letzten paar Tage den Eindruck, erzählen uns Luca und Benni.

    Mit ganz viel Liebe im Gepäck, aber auch gewissem Maße an Schock und Trauer laufen wir gegen 12:00 Uhr zurück zum uns bekannten Aufenthaltsraum der Schwestern. Gerade dort angekommen stellt sich uns eine weitere Schwester vor: Schwester Niva. Wir erinnern uns sofort daran, dass das der Name der „Mother Superior“ (von den Schwestern gewählte Ober-Schwester) ist und unterhalten uns anschließend knapp eine Stunde ganz nett mit ihr! Auch sie ist wieder ein perfektes Beispiel für die unendliche Herzlichkeit, die uns hier entgegen gebracht wird!
    Sie ist sehr interessiert an unseren bisherigen Erfahrungen in Tansania, wie uns die Arbeit mit Schwester Calmelitha in Njombe gefallen hat, wo dort überall noch Handlungsbedarf bestehe (diese Thematik besprechen wir mit ihr sehr ausführlich) und wie man diese vielleicht verwirklichen kann, wie es unseren Familien ginge und wir erfragen viel über ihren Werdegang zur „Mother Superior“. Schnell gibt sie uns zu verstehen, dass man in dieses Amt reingewählt würde, sie nun schon zwei Jahre im Amt sei und sehr froh wäre, dass sie das Amt nächstes Jahr an eine andere Schwester abgeben könne.

    Wir essen zusammen mit Schwester Niva und Schwester Valeria zu Mittag. Irgendwann stoßen auch Luca und Benni dazu und wir unterhalten uns alle gemeinsam über das Waisenhaus und wie die Umstände vor Ort zu sein scheinen. Schwester Niva versichert Luca und Benni, dass sie sich da mehr drum kümmern würde.

    Da von Schwester Calmelitha und Father Meiko weit und breit noch keine Spur in Sicht ist, ruhen wir uns auf einem der Zimmer ein wenig aus - durch das sehr frühe Aufstehen und das nun eintretende Mittagstief kommt uns das auch ganz gelegen.

    Gegen 16 Uhr, nachdem noch frische Eier eingesteckt worden sind und wir uns ausgiebig von allen verabschiedet haben, brechen wir dann zusammen mit Schwester Calmelitha und Frank wieder Richtung Njombe auf - natürlich wieder über die Hoppelpiste.

    Nach anderthalb Stunden ca. halten wir am Njombe Bus Terminal, um unsere Bus Tickets Richtung Peramiho für morgen zu besorgen. Mit diesen im Gepäck geht es zu den Schwestern zu einem letzten gemeinsamen Abendessen. Es gibt wieder Reis mit Bohnen und einer Art Grünkohl. Wir unterhalten uns noch sehr lange mit Schwester Calmelitha und Schwester Patricia und spielen schon mit dem Gedanke, auf dem Rückweg zurück nach Dar Es Salaam vielleicht nochmal einen kleinen Zwischenstopp hier einzulegen. Die 6 Tage waren vielleicht doch zu kurz vor Ort und dafür haben wir die Zeit vor allem mit Schwester Calmelitha zu sehr genossen. Aber mal sehen - das Angebot ihrerseits steht auf jeden Fall, das hat sie drei mal betont 🥰

    Gegen 20 Uhr sind wir nach einem sehr langen und ereignisreichen Tag wieder auf unseren Zimmern. Tahnee videochattet noch mit ihrer Familie in der Heimat und wir packen dabei unsere Rucksäcke zusammen. Morgen wird es wieder sehr früh losgehen, sodass wir wirklich nur noch das nötigste am Morgen machen wollen.

    Was für ein Tag geht da zu Ende. So viele spannende und bedeutungsvolle Eindrücke, die uns teilweise doch noch sehr im Kopf rumschwirren. Wir fallen sehr müde gegen 23 Uhr ins Bett und freuen uns auf die etwas weniger als 7 Stunden Schlaf, die wir bekommen. Isi schläft auch heute wieder noch am Handy ein - mittlerweile schon eher die Regel als eine Ausnahme 😉
    Lala salama 💤
    Read more

  • Day 18

    Peramiho - "You smell like Tansania"

    May 15, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 21 °C

    5:45 Aufstehen angesagt! "Schon wieder so früh am Morgen" denken wir uns und kriechen widerwillig unter der warmen Decke hervor. Wir machen uns noch kurz fertig, schließen die Rucksäcke und schauen ein letztes Mal unters Bett, dass wir auch ja nichts vergessen.

    6:30 Wir stehen im Halbschlaf vor dem Hotel und warten mit unseren 60 Kilo Gepäck auf Frank, der die Tage vorher immer zuverlässig und pünktlich war.

    6:35 Wir ahnen schon dass irgendwas nicht stimmt und entscheiden und die 150m zur Dentalstation zu laufen, mit je einem Rucksack auf dem Rücken, einem kleinen vorne und einen Henkel der gelben Tasche in der Hand.

    6:40 Mit Sr. Calmelitha gibt's noch einen schnellen Tee und als sie Frank endlich erreicht ist dieser gerade aus dem Schlaf gerissen worden und noch Zuhause.

    6:50 In 10 Minuten fährt der Bus offiziell ab und wir werden nervös, während Sr. Calmelitha noch sichtlich entspannt erscheint. Die Taschen packen wir trotzdem schon vor die Tür und langsam wird auch sie ein bisschen ungeduldig, vor allem,weil sie gerade Frank am Ohr hat, der sie ganze Zeit nur sagt "ich komme, ich komme".

    7:03 Frank fährt vor, springt aus dem Auto, schmeißt die Taschen in den Kofferraum und springt wieder rein. Wir tun ihm gleich und los geht's 10 min zum Bus Terminal ( zu unseren Bus der um 7:00 abfahren soll)

    7:20 Der Bus kommt (zum Glück verspätet) in Njombe an und wir laden unsere Taschen und das ganze Essen, was Sr. Calmelitha uns noch eingepackt hat, ein. Wir glauben, dass sie denkt wir würden sonst heute Abend verhungern. Nicht weniger als 25 Eier, drei Kilo Reis, einen Karton voll Kartoffeln, eine Tüte Popcorn, zwei Tüten mit riesen Plätzchen, die nach Löffelbiskuits schmecken und einem kleinen Kuchen, eingepackt in Alufolie, haben wir noch an zusätzlichem Gepäck unterzubringen.

    7:28 Der Bus fährt los, und wir sind froh, gestern noch Sitzplätze reserviert zu haben, denn neben uns stehen die Menschen im Gang oder sitzen vorne neben dem Fahrer auf einer Art mega Sitzkissen. Der ein oder andere Ellenbogen oder auch Po landet, in dem ganzen Gewusel, in unseren Gesichtern und die Knie unserer Hintermänner in unseren Rücken. Unser Glück, dass es Schiebefenster gibt, durch welche etwas frische Luft reinströmt. Denn schon nach wenigen Minuten ist von der Kälte Njombes nichts mehr zu spüren. Die Luft ist super stickig und die Gerüche vermischen sich zu einem üblen Mix aus Schweiß, Hähnchen und Käsefüßen.

    Von Minute eins an laufen wieder Musikvideos mit viel nackter Haut und twerking. Irgendwie ist es unangenehm zu sehen, wie Sr. Calmelitha diese Videos vom Sitz vor uns kritisch beäugt.

    Es wird nur eine einzige Pipipause mit Plumpsklo und Eimer zum Nachspülen eingelegt. Später steigen wir noch einmal zum Tanken des Busses aus (anscheinend ist das zu gefährlich, wenn die Passagiere sitzen bleiben würden - warum auch immer)
    Irgendwann zieht ein Geruch von draußen in den Bus hinein, der uns in der Nase beißt. Ein paar Meter weiter kommen wir an einem verunglückten LKW vorbei, der seien komplette Ladung verloren hat (evtl. Kohle?).

    Wir merken, wie das Klima langsam milder wird und der Fahrtwind im T-Shirt gut aushaltbar ist. Neben uns ziehen Sonnenblumen- und Maisfelder vorbei und es sind etliche Bananenstauden zu sehen.
    Heute begleiten uns, neben der anfänglichen Musik, auch tansanische Filme mit dem immer gleichen Soundeffekt auf Lautstärke 100%. Es geht, soweit wir es verstehen, vor allem um Liebesbeziehungen, Eifersucht und der Abhängigkeit einer Frau von ihrem Mann. Auch Gewalt gegen Frauen wird mehrfach gezeigt und unserer Meinung nach nicht auf eine aufklärende Art uns Weise. Fazit: komische, unlustige Filme, während die Männer hinter uns sich vor Lachen kringeln.

    An einem der Stopps, wo Menschen ein und aussteigen, kauft uns Sr. Calmelitha geröstete Chashewkerne, die wir gemeinsam mit unseren Mandazi verputzen.
    Wir kommen in Songea an, der letzten Stadt vor Peramiho (ca. 20 Minuten entfernt) und sagen Sr. Immaculata Bescheid, die sich auf den Weg macht, um uns von der Hauptstraße abzuholen und die letzten Kilometer nach Peramiho zu fahren. Doch wir fahren einfach nicht los. Mittlerweile haben wir unsere Fenster geschlossen, sodass uns nicht alle 10 Sekunden Nüsse Popcorn oder Fleischspieße reingehalten werden. Ab und zu wird gegen die Scheibe geklatscht, damit wir diese öffnen, aber wir sind ja nicht von gestern. Nur den paar Verkäufer, welche den Bus betreten, müssen wir mit einem "Asante sana" verstehen gehen, dass wir weder Fleischspieße noch Ladekabel kaufen möchten.

    Nach einer 3/4 Stunde stehen, fahren wir dann endlich weiter. Während das Warten Tahnees Geduldsfaden strapaziert hat, ist Isi genervt von der Frau, die sich nun hinter uns ans Fenster gesetzt hat.(Hier die Erklärung warum: Die Fenster sind gegeneinander verschieblich, d.h., wenn eine das Fenster komplett öffnet, ist es bei der anderen geschlossen. Das war nach dem langen Zwischenstopp auch bei uns der Fall. Nach dem erneuten Anfahrten, probiert Isi dann unser Fenster zu öffnen und schiebt das Fenster der Hinterfrau dementsprechend ca. 30 cm nach hinten (ihrs war immernoch doppelt so weit geöffneten). Da besitzt diese doch tatsächlich die Dreistigkeit nach ein paar Minuten unser Fenster von hinten wieder zuzuschieben, während Tahnee ihren Arm draußen hängen hat. So nicht! Wir schieben unser Fenster wieder auf uns Isi wirft einen vielsagenden Blick nach hinten.)

    Über eine Stunde, nachdem wir Sr. Immaculata Bescheid gegeben hatten, kommen wir endlich an. Sie begrüßt uns, mit einem gut duftenden Blumenstrauß (herrliche Abwechslung nach der muffigen Fahrt), "Karibuni sana".
    Wie wir auf der kurzen Autofahrt erfahren, hatte der Bus in Songea wohl technische Probleme, also wurden vor Ort noch Ersatzteile besorgt und das Problem behoben.

    Im Hostel angekommen, schmeißen wir nur die Taschen und all den Proviant ins Zimmer und wir setzen uns zum Tee mit "Sr. Imma" zusammen . Die Kommunikation ist etwas stockend und sie ist definitiv nicht so eine Quatschtante wie Sr. Calmelitha. Vielleicht liegt das auch an ihrem jungen Alter.

    Nach unserem Tee wollen wir noch das St. Joseph Mission Hospital, mit der dazugehörigen Zahnklinik, besuchen. Zunächst geht es am Eingang und der Administration/ Rezeption vorbei und danach rechts runter zum Gebäude der Dentalstation. Hier stellen sich erst einmal die ganzen Mitarbeiter*innen vor. Es sind zu viele Namen, dass wir alle behalten können. Wir merken uns:
    - Dr. Joseph (klein und Diastema mediale)
    - Dr. David (groß und perfekte Zahnreihe)
    - Sr. Lydia (mit Kittel von Dr. Cold -Markenname)
    Insgesamt gibt es hier fünf Behandlungsstühle. Zwei davon stehen sind alt und nicht mehr ganz funktionsfähig. Diese stehen in einem Raum, sind nur durch Vorhänge getrennt und werden vor allem für Extraktionen benutzt. Die restlichen drei sind alle elektronisch verstellbar und sind in einzelnen Räumen mit mehr Platz untergebracht. Des Weiteren gibt es einen Röntgenraum mit OPG (das Gerät, was einmal um den Kopf rumfährt - kennen die meisten vom Kieferorthopäden) und Röntgenröhre für Zahnfilme. Röntgenschutz aus Blei gibt es hier nicht, also war unsere Investition in einen Schilddrüsenschutz genau die richtig.
    Hinten durch befindet sich das gut ausgestattete Zahntechniklabor in dem Prothesen, Brücken und Kronen angefertigt werden. Sr. Immaculata zeigt uns stolz die neueren Geräte, die erst vor ein paar Jahren von Jino e.V. gesponsert wurden. Nach der Besichtigung des Labors, folgt ein Rundgang durch das Krankenhaus. Es ist etwas ganz Neues für uns zu sehen, dass der Großteil des Krankenhausbetriebes draußen unter Überdachungen stattfindet und nur die Stationen, das Labor und Untersuchungs- & Röntgenräume innerhalb der Gebäude liegen. Wir laufen noch zur School of Nursing (Schule für Krankenpfleger*innen). Dort treffen wir Sr. Evodia und eine Lehrerin namens Theodorina. Sr. Evodia labert uns ein Kotelett an die Backe und läd uns doch tatsächlich, ohne Theodorinas Einwilligung, zu dem Send-off von Theodorinas Tochter am Samstag ein ... Wir werden sehen, ob das nur leere Worte waren oder wir tatsächlich dort mit hingeschleppt werden. (Send-off: große Feier vor der Hochzeit, bei der die Tochter von ihrer Familie an den Bräutigam übergeben wird).
    Zuletzt besuchen wir noch Dr. Mushi, den Leiter des Krankenhauses, in seinem Büro. Er begrüßt uns herzlich, fragt und nach unseren bisherigen Reisezielen und entgegnet daraufhin: "Oh so you smell like Tansania" ( Ihr riecht nach Tansania). Wir glauben was er eigentlich sagen wollte war, dass wir in den letzten zwei Wochen schon tansanische Luft schnuppern konnten. 😂

    Wir gehen zurück zum Guesthouse, welches zum Glück nur gute 500 Meter vom Krankenhaus entfernt liegt. Kurze Zeit später sind wir auch schon wieder mit Sr. Imma verabredet, denn sie will uns "Wasungu" das erste Mal zum Markt begleiten. Wir kaufen Tomaten, Zwiebeln, Gurke, Avocado, Wassermelone, Bananen und Kochbananen, Mehl und Öl. Unsere Vorfreude auf das viele frische Gemüse und Obst wird dort überschattet von dem sehr prominenten Fischgestank. Die kleinen Fische, welche vom nahegelegenen Lake Nyassa stammen, liegen an jedem Stand der Markthalle, direkt neben dem Gemüse.

    Zurück im Hostel fressen sich unsere Mägen schon fast selbst auf und es wird, anstelle eines Festmahls, heute doch wieder nur die alt bekannten Pasta Pesto. Wir lachen darüber, wie wir mit unseren Freunden immer 500g Pasta kochen und diese auch komplett verputzt werden, während wir zusammen gerade einmal die Hälfte schaffen.

    Wir legen uns in die viel zu weichen Betten mit den harten Kopfkissen und beten, dass wir morgen keine Rückenschmerzen haben werden. Amen 🙏
    Read more

  • Day 19

    Die Arbeit ruft - St. Josephs Hospital

    May 16, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 26 °C

    Wir freuen uns sehr darüber, dass der Arbeitstag hier in Peramiho für uns erst um 08:30 Uhr beginnt. Dennoch wachen wir gegen 07:00 Uhr mit den schon vermuteten Rückenschmerzen auf. Um 07:30 Uhr wird sogar Frühstück für uns im St. Benedictine Guest House serviert. Auf Anraten von Kati und Laura (unseren Vorgängerinnen) erfreuen wir uns an diesem Morgen an leckerem deutschen Pumpernickel mit Auberginenaufstrich und Tomaten, anstatt das hier doch immer sehr trockene Brot zu essen. Was für ein Genuss an diesem Dienstag Morgen.

    Pünktlich um 08:15 Uhr machen wir uns zu Fuß los in Richtung St. Josephs Mission Hospital. Durch die gestrige Führung von Schwester Immaculata wissen wir direkt, wohin es für uns geht und legen unsere Sachen in dem Aufenthaltsraum der Dental Clinic ab.
    Das Dental Team, bestehend aus 11 Mitarbeitern begrüßt uns herzlich und wir machen vor Beginn der Arbeit noch einen kleinen Abstecher zur Cafeteria, um unsere täglichen Lunches für diese Woche zu bestellen. Umgerechnet für 60 Cent die Mahlzeit.

    Zurück in der Dental Clinic fangen wir direkt damit an, zwei Zähne bei zwei Patientinnen zu extrahieren. Bei beiden Patientinnen handelt es sich um Weisheitszähne im Oberkiefer.
    Anschließend werden wir gebeten, einen Patienten mit einer Füllung zu versorgen. Es habe sich eine auf dem Röntgenbild sichtbare sekundäre Karies unter einer Amalgamfüllung gebildet. Während der Inspektion des Röntgenbildes ist erkennbar, dass auch der Nachbarzahn eine Karies im approximalen Bereich (der Bereich, der dem Nachbarzahn anliegt) vorweist, sodass wir uns dazu entscheiden, beide Zähne gleichzeitig zu behandeln.

    Tahnee fängt mit der Entfernung der alten Amalgamfüllung an und Isi assistiert ganz aufmerksam und fleißig - wir beide warten innerlich fast schon darauf, dass wir nun den nächsten Testatschritt bei einer der Assistenzärzte des UKM vorzeigen müssen, da uns diese Situation so sehr an unsere Uni Zeiten zurück erinnert - es kommt aber keine Frau Dr. Niewöhner. Auch wenn wir mittlerweile nach 6 Jahren gemeinsamer Uni Zeit und gemeinsamen Behandlungen ein sehr eingeschweißtes Team sind, sind wir heilfroh, dass wir mittlerweile ganz eigenständig arbeiten und handeln dürfen, ohne ständig auf die Assistenzärzte warten zu müssen. 🙈

    Gegen 11 Uhr ist der Patient kariesfrei mit zwei neuen Komposit-Füllungen (Kunstoff-Füllungen) versorgt und wir begeben uns zusammen mit drei „Students“ des Dental-Labors in den Aufenthaltsraum, um den morgendlichen „Tea“ zu uns zu nehmen. Wir trinken Tee/Kaffe und kriegen eine Art Brötchen serviert, die diesmal wirklich außerordentlich lecker schmecken und kein bisschen trocken sind.
    Die drei Students, ihre Namen sind Joranda, Zeynep und Rosie, seien seit knapp 5 Wochen hier und bleiben noch drei weitere - dann gehe es für sie zurück nach Daressalaam, wo sie herkommen.

    Wir unterhalten uns über die tansanische Kultur, über Beziehungen und Ehen. Die Mädels erklären uns, dass ihre Eltern sie schon immer fragen würden, ob sie denn schon einen Mann kennen gelernt hätten und wann denn eine Hochzeit anstehe. Rosie würde daraufhin immer nur sagen, dass sie noch auf ihren Prinzen warten würde. Wir lachen sehr viel mit den dreien und fühlen uns gleich richtig wohl!
    Die Tatsache, dass wir beide schon mehrere Jahre mit unseren Freunden zusammen sind und noch nicht verheiratet seien schockiert die drei, auch wenn in einer amüsanten Art und Weise. Sie lachen sehr darüber, da sie es sich garnicht ausmalen können, mit einem/einer Partner*in so lange in einer Beziehung zu sein ohne schon längst verheiratet zu sein - sowas gäbe es in der afrikanischen Kultur nicht!

    Nach einem sehr amüsanten „zweiten“ Frühstück verabreden wir für den nächsten Morgen ebenfalls wieder für ein gemeinsames Frühstück und wir widmen uns unserem nächsten Patienten.
    Ein relativ junger Patient mit persistierenden Schmerzen an Zahn 36. Vor zwei Wochen sei eine Karies exkaviert worden, die sehr nah am Nerv gelegen hätte. Diese Kavität wurde mit einer temporären Füllung versorgt, um zu sehen ob der Zahn sich beruhigt. Da bis heute immer noch Schmerzen persistieren, sowohl bei Wärme als auch bei Kälte, entscheiden wir uns für eine Wurzelkanalbehandlung.

    Isi tauscht anfangs die temporäre Füllung im Approximalbereich des Zahnes gegen eine definitive Kompisitfüllung aus und trepaniert (öffnet bis zum Nerv) anschließend den Zahn. Da der Patient sehr wehleidig zu sein scheint, anästhesieren wir immer wieder nach, auf unterschiedlichste Art und Weise.
    Isi tastet sich mit Handpfeilen langsam in die Kanäle des Zahnes und wir machen anschließend eine Röntgenmessaufnahme (Röntgenbild zur Bestimmung der Kanallänge). Vor allem die Pfeile im mesiale Kanal erscheint noch zu kurz, sodass wir die bisherigen Längen durch die Messungen am Röntgenbild verbessern und mit der maschinellen Aufbereitung (Erweiterung und Behandlung der Kanäle) beginnen.

    Das Gerät zur maschinellen Aufbereitung stellt sich als doch recht einfach zu bedienen heraus. Der anfängliche Schock, da alles auf Chinesisch geschrieben ist und wir somit nichts verstehen, vergeht relativ schnell, als uns bekannte Aufbereitungsysteme wie Reciproc, Mtwo und SkyTaper auf dem Display angezeigt werden.

    Nach kurzer Anleitung seitens Dr. David über das hier verwendete System ProTaper und dessen Pfeilsystem kann es direkt los gehen. Da sich der mesiale Kanal nicht bis zur gewünschten Arbeitsllänge aufbereiten lässt und auch Dr. David nicht weiter nach apikal (Richtung Wurzelspitze) zu kommen scheint, entscheiden wir uns gemeinsam mit Dr. David für eine medizinische Einlage und die Weiterbehandlung in zwei Wochen.

    Als „medizinische Einlage“ wird hier vor Ort ein Wattepad in Eugenol-Flüssigkeit getränkt und auf die Kanaleingänge gegeben. Es folgt ein trockenes Wattepad und die Kavität wir temporär verschlossen.

    Als Isi alles ausgearbeitet hatte und der Patient zufrieden mit einem neuen Termin in zwei Wochen nach Hause gehen konnte, essen wir im Beisein von Schwester Immaculata zu Mittag. Mal wieder gibt es Reis mit Bohnen und der tansanischen Art von Grünkohl 😅. Wir freuen uns also schon jetzt auf unser selbst gekochtes Abendessen und beenden unseren ersten Abeitstag hier in Peramiho gegen 15:30 Uhr.

    Auf dem Heimweg zu unserem Guesthouse werden wir von einer Dame angesprochen, die behauptet eine Schwester hätte sie geschickt, um uns Souvenirs zu verkaufen. Da die Dame nicht weiß, wie die Schwester heißt und sowohl bei Schwester Immaculata und bei Schwester Calmelitha laut „ja“ ruft (die eine aber wohlgemerkt aus Njombe kommend) werden wir etwas skeptisch und entscheiden uns nur für ein kleine selbstgebastelte Postkarte. Wir hatten doch leider zu sehr das Gefühl, als „wazungu“ von ihr veräppelt zu werden! 😬

    Kurz nach der Ankunft auf unserem Zimmer geht Isi nochmal raus, und gibt Tahnee ganz unauffällig zu verstehen, dass sie doch bitte nicht mitkommen solle - Tahnee kann sich natürlich denken, womit dies zu tun hat (ihr Geburtstag steht schon ganz bald vor der Türe), und legt sich daher gemütlich ins Bett und liest ihr spannendes Buch weiter. Das Wetter ist heute leider sehr bewölkt und grau, sodass die Natur draußen nicht so sehr einladend ist.

    Am Abend kochen wir zusammen Bratkartoffeln mit Ei, Zwiebeln und Tomaten. Da Isi eine sehr genauer Vorstellung davon hat, wie knusprig und gewürzt die Bratkartoffeln sein müssen, überlässt Tahnee ihr voll und ganz das Kochfeld und unterstützt aus sicherer Entfernung vom Aufsichts-Stühlchen. Unsere gewünschte Vorspeise alla tikiti maji (Wassermelone), die wir gestern erst auf dem Markt gekauft haben, stellt sich als vergoren heraus, sodass die ganze Frucht übelst stinkt und leider ungenießbar ist. Schade. Wir werden morgen einfach einen neuen Versuch starten!

    Den Abend über schafft es Tahnee sich zu einer eiskalten Dusche zu überwinden (wie auch in Kitunda gibt es hier ebenfalls kein warmes Wasser) und wir entspannen den Abend über in unserem Zimmerchen! Auch heute schläft Isi frühzeitig mit ihrem Handy noch in der Hand auf ihrem Bett ein und schafft es dabei sogar, den noch nicht fertig geschrieben Blog Post vom Vortag zu posten - was für Superpower sie doch schlafend hat 😅
    Auf einen ereignisreichen und spannenden zweiten Arbeitstag. Wir freuen uns! Jetzt aber erstmal: lala salama 💤
    Read more