• Robert Fichtner
May – Kas 2019

On a roadtrip in Canada

Canada becomes the biggest and most interesting challenge for 2019. I like to cycle all through Canada from Vancouver to Montreal and further on. Meeting multiple cultures, different types of nature and find out inspiriations I want share with you. Okumaya devam et
  • Hauptstadtgefühle

    11 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 14 °C

    Nach dem Regen kommt der Sonnenschein. Aber gleich so viel ist dann auch wieder... ach man kann es mir manchmal einfach nicht recht machen. Was will ich mich eigentlich auch über 25Grad im September aufregen. Könnte schlimmer sein. Wird’s an dem Tag scheinbar aber noch.
    Frohen Mutes dass ich am Morgen die 9000km mit einem großen Fahrradservice zelebriert habe und eine Unterkunft in Gatineau sicher weiß radle ich gen Hauptstadt. So wie schon soo viele Tage auf dieser Reise. Ich denke gar nicht mehr darüber nach was ich meinem Körper hier abverlange. Ich mach das einfach, so lange nichts weh tut. Umso mehr Zeit auch mal über den Sinn der Reise und mögliche Konsequenzen für die Zukunft zu grübeln. Aber ach...da sind die 80km auch schon wieder rum.
    Von meinem Host habe ich im Augenblick nicht sehr viel mehr als eine Telefonnummer und den Hinweis, nach dem Hilton zu googeln.
    Ottawa/ Gatineau ist ja die Hauptstadt. Mir fällt also zuerst nichts besseres ein als mal IM Hilton nachzufragen ob ich deren Telefon nutzen darf. Schnell vorher nochmal gekämmt und, Wow! Die Empfangshalle ist schonmal eine willkommene Abwechslung zu einem Campingplatz.
    Leider erfahre ich dann am Telefon dass es mit dem Aufenthalt doch nix wird und frustriert suche ich mir ein Hostel.

    Eher unfreiwillig nehme ich damit zugleich Ottawa bei Nacht mit. Ein paar Eindrücke davon gibt es heute für euch.
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  • Ottawa (1)

    12 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 17 °C

    Tag eins im Hauptstadtdschungel hat drei Orte auf dem Programm.

    Ich fange mit dem entlegensten an. Hier in Ottawa bekommt eine weitere Geschichte ihr Triple. Die RCMP (Royal Canadian Mountain Police) hat hier in Ottawa ihren Sitz für die Kavallerie. Eine halbe Stunde in einem Vorort befinden sich die Stallungen der RCMP und können zweimal in der Woche besucht werden wenn die Pferde denn auch da sind. Deren Terminkalender ist mehr als voll in diesem Sommer. Ich habe Glück und erfahre viel über die anstrengenden zwei Jahre die Bewerber hier im Regiment vor sich haben wenn sie u den glücklichen ca. 20 aus 400 gehören die das gern machen möchten. Das heißt dann auch nach Protokoll sieben Tage die Woche zweimal Reittraining, vier mal Füttern, striegeln, verwöhnen und die eigene Familie nur alle vier bis sechs Wochen zu sehen. Das baut dann in etwa eine genau so enge Beziehung zu dem Pferd auf wie ich zu meinem Fahrrad.
    So langsam kann ich auch schwer nein sagen wenn mir Souvenirs angeboten werden. Ich kauf die ja nicht extra! Als ich meine Geschichte von Fort Walsh und dem RCMP depot in Regina aufzeige bleiben selbst hier ziemlich viele Münder offen und ich erhalte als kleine Ehre und Andenken ein original genutztes Hufeisen.

    Für den zweiten Zwischenstopp gibt es Schützenhilfe aus dem Hostel. Glücklicherweise rennt hier nicht jeder Smartphonebesessen rum wie auf der Straße. Gemeinsam mit einer österreichischen Zimmergenossin reservieren wir für eine Führung im Parlament. Die Auswahl an Führungen ist überschaubar denn der schönere Eastblock ist für Restaurierungen ca. Zehn Jahre gesperrt. Was das Oberhaus in der Zeit machtweiß ich leider nicht. Unsere Führung ging ins Unterhaus. Das Besondere - mit der Bevölkerung in Kanada ist auch die Anzahl der Sitze gewachsen und das Parlament tagt seit der Restaurierung dieses Blocks quasi im überdachten Innenhof. Das ist den Architekten ziemlich eindrucksvoll gelungen.

    Und zum Abschluss kann ich jedem nur empfehlen Ottawa Donnerstags zu besichtigen. Alle Museen haben statt 5pm bis 8pm geöffnet und dass für diese drei Stunden bei freiem Eintritt! Ich habe mich erneut für kanadische Geschichte interessiert und bereue es nicht dieses Land jeden Tag ein Stückchen besser zu verstehen. Unter anderem befasste sich eine Teilausstellung hier mit dem französischen und dem britischen Kolonialismus und wie es die Quebecians geschafft haben politisch und sozialgesellschaftlich eine „französische“ Sonderstellung zu behalten. Und das 3D Kino war kostenlos mit inbegriffen. :)
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  • Ottawa Mint (2)

    13 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach einer kurzen Nacht wartet schon das nächste Abenteuer auf mich.
    Es geht in die Ottawa Münze. Wer sich noch erinnert in Winnipeg werden die Umlaufmünzen geprägt. Hier prägt man die Wertmünzen (mit Laser auf fünf Kommas genau vermessene Unze mit Bullion-code) und die Sammlermünzen. Was die Münzwelt betrifft sind die Kanadier hier sehr einfallsreich. Bunt, viereckig, oder auch in Form eines Ahornblattes, mit Lumineszens im Dunkeln, alles ist möglich. (Nur Fotos sind nicht erlaubt und ich bekomme auch keine Privatführung unter der Woche.) Hier in Ottawa ist man sehr stolz auf jedes einzelne Stück und es wird auch nie ein zweites mal geprägt. Ein zwei Besonderheiten am Rande. Die Sammlerstücke sind tatsächlich Einzelanfertigungen auf Abruf und werden bis zu einem Jahr lang geprägt. Man arbeitet hier in Kanada weit über internationalen Standards mit 99,99% bzw. 99,999% Reinheit. Allein das mach die Münze schon schwer zu fälschen. Und überall gehört natürlich das Konterfei der Queen drauf. Eine Besonderheit gegenüber anderen Ländern der englischen Krone - die Monarchie war beim letzten Bildwechsel in 2003 in Kanada nicht wirklich populär und so hat die Queen höchstpersönlich entschieden in Kanada als bislang einziges Land der Welt ihr Konterfei ohne Krone abzubilden.
    Hier in Ottawa hat man auch als einzige Münze der Welt eine 100kg Münze geprägt. Also, 7. es sollte ein Einzelstück bleiben, dann war die Nachfrage da und das Geld zu verlockend... Vielleicht erinnert sich jemand zurück. In Berlin ist auch eine von den sieben gelandet und wurde als einzig bekanntes exemplar nicht sehr viel später mit Seil und Leiter am helligten Tag geklaut. Keiner weiß wie das ging, aber sie wurde höchstwahrscheinlich eingeschmolzen und hat keine Spuren hinterlassen. Echt schade drum.
    Da die Ottawa Münze unter Denkmalschutz steht und nicht erweitert werden kann wird hier anders als in Winnipeg auch kein Auslandsauftrag erledigt.

    Wenn der Tag schon einmal im Zeichen des Geldes steht schaue ich mir auch gleich noch das Museum der Bank of Canada an, kann es aber nicht weiter empfehlen. Ein paar Inflationsbanknoten, viele Münzen (?) wenn auch gut erklärt und ein paar Hintergründe warum das Fiat-Geldsystem angeblich zum Überleben der Ökonomie so wichtig ist haben mich nicht überzeugt.

    Auf einem Bummel durch Gatineau geht es über den sentier culturell, der wie ein roter Faden die Straßenkunst von Gatineau verbindet. Leider bin ich hier gut eine Woche zu spät für die ganz Blumenfiguren im parc Jaques-Cartier.

    Dann doch lieber noch ein lohnenswerter Tip zum Abschluss. Das Andaz-Ottawa, ziemlich zentral gelegen hat eine geniale afterwork-penthouse Terrasse. Ein genialer Ort zum ausspannen über den Dächern von Ottawa mit Blick aufs Parlament. :)
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  • Montebello

    14 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 19 °C

    Zurück in Quebec geht es auf ruhigen Highways weiter in Richtung Montreal. Das eigentliche Zwischenziel ist eine Käserei in Montebello die ich aber nie finde. Stattdessen ist an diesem Wochenende ein Straßenfest und das Spektakel wird mit einem Ricky Porter Konzert abgerundet. Dann geht das heute wohl eher nicht weiter. Ich flaniere durch das Dorf, stelle fest dass das einzige Cafe im Ort hilflos überrannt wurde und gehe dann zur gehobenen Gesellschaft über. Montebello ist nämlich eigentlich für sein Fairmont Chateau Montebello bekannt. Wirklich schon bald ein Schloss im Blockhausstil. Schöne Gärten, in der Marina tummeln sich die Ferreties und zwischendurch wird unter Bäumen geheiratet. So kann man den Nachmittag entspannt bummeln. Obwohl ich in Quebec angekommen bin lässt das Essen noch sehr zu wünschen übrig. Auf Pommes und Burger habe ich heute keine Lust. Dann lieber auf eine Picknickbank draußen kurz hinter der Bühne gesetzt und selbst was kreiert. Der Vorteil, das spart gleichzeitig die 40$ Konzertticket und ich habe wunderbare Gesellschaft von einem Rollstuhlfahrer den sie drinnen nicht haben wollten. (?!) Wir entscheiden uns alsbald an den Fluss umzuziehen. Dann sind wir statt hinter nun vor der Bühne und können bis aufs Visuelle alles genießen. Zu sehen gibt es stattdessen schon den Laternenschein von Montreal am Nachthimmel. Bis zum Flughafen wären es eigentlich nur noch 120km aber ich dreh noch 10 Wochen ein zwei Extrarunden. ;)

    Und am nächsten Morgen geht s dann in die Fromagerie! Unscheinbare Scheune aber oho. Bekannt ist sie iin diesem Jahr vor allem durch eine Auszeichnung mit dem ersten Preis für Camenbert hier in Quebec. Zu verkosten gibt es neben Kuhmilchkäse auch Schafskäse und frisch gebackenes Krustenbaguett! Ich. Bin eigentlich immer noch davon überzeugt dass ich Brot und so eher nicht vermisse. Aber wenn ich schon mal wie Gott in Frankreich auf Reisen bin gönne ich mir von beidem ein Stück. Bei Kilopreisen von 45$ für Käse sollte sich zu Hause nie nie nie wieder jemand über Lebensmittelpreise beschweren! Das ist selbst in Frankreich billiger.
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  • Auf dem Königsweg (1)

    17 Eylül 2019, Kanada ⋅ ☁️ 16 °C

    Die Route verläuft weiter am Fluss. Auen wechseln sich mit kleinen Dörfern ab und der Käse schmeckt fantastisch! Die französische Lebensweise ist echt eine willkommene Abwechslung. Was sonst könnte da dann ein Störfaktor sein als dass die Route nun wieder nach Norden verläuft und damit viel Gegenwind mit sich bringt. Dann geht es eben langsamer vorwärts.
    Ohnehin gibt es links und rechts der Straße wieder viele Kleinode zu bewundern. Die Straße ist die älteste Handelsroute in Quebec und wird deshalb auch Königsweg oder chemin de la roy bezeichnet. Was mich am meisten in Europa erinnert? Die Bauern haben hier überall Zäune und Tore um ihre Felder gebaut. In denKohlfeldern ist hingegen noch sehr viel Handarbeit angesagt. Nichts scheint so sehr automatisiert wie zu Hause. So langsam wird es auch mit dem französisch wieder. Ich bin also alles in allem gut dabei auf dem Weg nach la Mauricie. Darauf freue ich mich schon viele viele hundert Kilometer. Mit fünf Grad wird es Nachts schon etwas frischer aber alles in allem noch sehr komfortabel.
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  • La Mauricie (1)

    18 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 10 °C

    Da kommen schon früh am Morgen Glücksgefühle auf wenn man beim aufstehen aus dem Fenster guckt. Drinnen hat das Bett Wunder mit meinem steifen Nacken bewirkt und draußen wabert dichter Nebel bevor die Morgensonne ihn durchdringt. Heute wird ein schöner Tag! Der Park versucht mir zwar mit allen Mitteln die Laune zu verderben indem an einem Eingang gerade jetzt kontrollierte Feuer gelegt werden um die Regenerationsfähigkeit zu erhalten und am anderen Eingang die Zufahrtsstraße zum Park wegen Baustelle bis Dezember gesperrt ist. Anders als die Reiseführer kennt meine Gastmutter jedoch noch einen dritten offiziellen Eingang für Radfahrer und Wanderer. Ich freue mich aufs Wandern und möchte nun endlich auch die ersten Farben des Spätsommers einfangen.
    Bei einem deftigen Frühstück mit zwei anderen Gästen wird sich gestärkt und im Anschluss fahre ich mal eben locker flockig 25 km bis zum Parkeingang bergauf. Zumindest alles vor der Baustelle zeigt sich bereits in schönen Herbstfarben. Die Flüsse haben hingegen nach einem trockenen Sommer extremes Niedrigwasser. Die Wasserfälle kann ich also getrost anderen Besuchern überlassen und mich auf die Gipfel und Aussichtspunkte stürzen.
    Zudem muss ich dort zum Parkbüro um mir für die Nacht eine Hinterland Camping Erlaubnis einzuholen. Dann geht es wieder zurück. Taschen umpacken, die ich tagsüber deponieren durfte und gut eine Stunde vor der Dunkelheit begebe ich mich zum Campingplatz. Sind ja nur 14km und zwei steile anstiege. Aber was für welche! Der eine hat getrost wieder mal 18-20 % Und mein Rad ist ja bis oben hin mit Essen für die nächsten Tage vollgepackt. Entweder war ich wieder einmal arrogant und überheblich mir selbst gegenüber oder ich habe unterschätzt dass schon über 9500km in meinen Beinen stecken. Aber ich kann mir nun mal nicht helfen. Wenn mich die Abenteuerlust packt kann mich nichts außer ich selbst mich stoppen. =) Und den Campingplatz habe ich pünktlich mit der Dunkelheit erreicht.
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  • Auf zum Dach von La Mauricie (2)

    19 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 17 °C

    Der Morgennebel verzieht sich sehr schnell und gibt grandiose Aussicht auf all die Überbleibsel der vergangenen Eiszeit. Jeder Hügel ist eigentlich nur ein Haufen Geröllüberbleibsel der dazwischen Wasser zu Seen zusammen hält. Aber schönes Geröll! Für die Einheimischen ist der Park ein überdimensionaler Spielplatz zum Picknicken, Kanu fahren und Mountainbiken. Für die Besucher gehört er am Rande irgendwo mit zu Quebec. (Ein bisschen Natur zwischen Sightseeing in Quebec und Montreal schadet nie.) Und für mich ist es alles beides. ;) Über Stock und Stein , vorbei an unzähligen Seen und kleinen Skihütten für den Winter jage ich wider besserem Wissen den schönsten Herbstfarben hinterher. Außer dem Ahorn ist aber alles noch grün.
    Vielleicht muss ich in größere Höhen wo es schon kälter ist in der Nacht. Immerhin geht der Park von zweihundert auf über 500m hoch. Ähm, ach ja da war was. Das Gepäck... eindeutig zu schwer nachdem ich für 3 Wandertage extra extra viel Essen eingekauft hatte und auf dem Trail gerade neue Bachläufe gebaut werden. Ein Bauarbeiter wollte mir helfen das Rad eine steile Rampe hochzuschieben und rutschte erstmal quer in den Schlamm. Das darf also schon mal nicht mit auf den Berg hoch. Und nun?
    So eine Skihütte ist ja für viele Zwecke gut. Auch zum verstecken von Ladung. :) Dann kann es ja losgehen...
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  • Auf zum Dach von La Mauricie (3)

    19 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 16 °C

    ... Nach kurzer Zeit wird der neue Asphalt zum blanken Luxus. So schwereloses fahren hatte ich ja schon ewig nicht mehr. Die Kanadier sollten öfter mal in ihr Straßen investieren. Nach 18km Auf und Ab entlang etlicher Seen wartet auf mich nur noch eine kleine Wanderung und dann bin ich da. Ein paar hundert Meter zu meinen Füßen liegt der Lac Wapizagonke und schlängelt sich wie ein Fluß durch die Berge. (ist aber ein tiefer, kalter Eiszeitsee!) Leider geht alsbald die Sonne schon um sieben unter. Auf der Heimfahrt werde ich wieder mit einem grandiosen Sonnenuntergang verwöhnt. Es ist einfach nur schön!Okumaya devam et

  • Magie zur Tag und Nachtgleiche

    20 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 24 °C

    La Mauricie? - Das ist pure Magie, besonders wenn man jetzt unterwegs ist.

    Wer die ganze Geschichte lesen möchte muss bitte 4 Blogs zurück blättern!

    Eins vorab. Die Bilder sind nicht halb so bunt wie das Original! Wer also den frühen Indian Summer mal erleben möchte muss jetzt, oder besser nächste Woche persönlich vorbei kommen. Es erwarten einen dann sommerliche 20 Grad, schwülwarme Nächte nach einem bitterkalten Monatsanfang und eine Farbexplosion aus Gelb, Rot, Grün, Weiß und Blau. Und vielleicht noch ein paar andere Farben nebenbei. Das hat echt schon was magisches wenn der Ahorn rot gefärbt allein auf einem Picknickplatz steht. Oder wenn die gelben Blätter eines anderen Baumes den Weg wie Sterne mustern.
    Am dritten und leider auch schon wieder letzten Tag im Park geht es auf die Nordostseite. Die Berge sind nicht mehr so hoch, dafür zahlreicher und durch steilere Täler getrennt. Das verleiht dem ganzen von oben das gewisse Extra in dem Schauspiel. Die Wanderwege sind allesamt als schwierig markiert und entsprechend wenige Leute treffe ich auf diesen Spazierrunden. Ich bin auch scheinbar mal wieder der einzige der die Runde gegen den Uhrzeiger läuft. Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert für Fotomotive! Ausgeschildert sind die Wege wh in beide Richtungen aber die Wanderkarte gibt wohl als einzige Richtungspfeile vor. Egal, kann ich jetzt auch nicht mehr ändern. ;)

    In diesem Gebiet werden seit dem letzten Sommer immer wieder durch Parkranger gezielt Feuer gelegt um die Regenerationsfähigkeit des Waldes zu erhalten. Bestimmte Baumarten brauchen einfach das Feuer für ihre Samen zum öffnen. Neu war für mich hingegen, dass ein Feuer im Nachhinein auch die Buntspechtpopulation um das bis zu 50-fache erhöhen kann. Unglaublich aber wahr.

    Auf so einer Reise bleibt aber auch Hausarbeit nicht aus und so gehört neben Kochen und Wäsche waschen auch das nähen zu meinen regelmäßigen Aufgaben. Ich kann mir aber vor so einer Kulisse echt schlimmeres vorstellen.
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  • Auf dem Königsweg (2)

    21 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 24 °C

    Im Sauseschritt geht es Berg ab, Das passt früh gut denn da bin ich immer noch etwas träge auf den ersten dreißig Kilometern. Kann aber eigentlich nicht an den Weinfeldern liegen die den Königsweg hier säumen. Es ist jedoch auch hier in Quebec typisch für die französische Lebensweise, dass Wein nicht zu den Spirituosen zählt und im Supermarkt anstatt dem Liqour store zu haben ist. Zudem vergleichsweise günstig...

    Die Farben ziehen sich allmählich durch das ganze Land. Und ich kann mich zugegeben gar nicht satt genug sehen. Da kommt das Dorf Sainte Anne de la Perade sehr gelegen für samstägliche Abwechslung. In der Hauptkirche wird katholisch üblich zum Samstag geheiratet. Dem französischen soweit mächtig dass ich es verstehe wenn die Leute langsam sprechen - steht neben mir eine alte Dame. Wenn das Hochzeitspaar aus der Kirche kommt bleibt auf der Kreuzung alles stehen. Fußgänger, Radfahrer, alle winken freundlich zu. Oh welch schöne Überraschung freut sich die Frau und plappert munter weiter bis sie glücklicherweise merkt das ich nur bedingt folgen kann.

    Die Oldtimer veranstalten ihre wöchentliche Cafe Ausfahrt. Zu bestaunen gibt es neue Modelle auf Hochglanz. Hauptsächlich werden hier Ford aus den Jahren 1900 bis 1915 wieder aufgemöbelt und gefahren. Die gehören nicht ins Museum - Die gehören auf die Straße. Und der Königsweg ist ein idealer Ausflugsort dafür.

    Während ich so dahin radle und mir nichts weiter denke überholt mich ein Motorrad in Warnweste und schreit mir irgendwas zu. Keine Ahnung, aber es wird wohl gut gemeint gewesen sein. Denn ihm folgt eine Gruppe von zwanzig Rennradfahrern. Alle einheitlich schwarz gekleidet, schön in zweier Reihe und keiner grüßt oder verzieht eine Mine. Es folgen noch ein Schlussauto und ein Touren LKW. Wenn die auf Trainingsrunde für die nächste Tour de France waren kann ich da ohne Gepäck getrost noch mithalten.=)
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  • Quebec - eine Stadt der Superlative

    22 Eylül 2019, Kanada ⋅ ☁️ 22 °C

    Wieder ist ein Stück des Weges geschafft. So langsam werden die Optionen schwieriger wo und wie es weiter geht. Zumindest mit dem Rad.
    Aber erst einmal bin ich im wirklich französischen Teil Kanadas angelangt. Und auf Natur folgt bekanntlich Stadt.

    Die nördlichste Stadt Nordamerikas mit einer Stadtmauer. Quebec besitzt die älteste anglikanische Kathedrale die erste französischsprachige Universität Nordamerikas, das erste Geschäftsviertel Nordamerikas und auch das älteste Museum und die älteste Zeitung des Kontinents.
    Nun kann man sonst was denke. Die Stadt ist dennoch gerade einmal 411 Jahre alt. Sie ist ziemlich bergig, seit jeher strategisch wichtig und allzeit hart umkämpft. Früher waren das die Franzosen und die Engländer. Heute sind es die großen Konzerne die sich um Konferenzplätze und Hotelreservierungen streiten. Neben SanFrancisco gehört Quebec hierbei zu den begehrtesten Städten Nordamerikas.

    Geht mich jedoch alles nur am Rande an. Ich habe mehr sorgen damit täglich die 15+% Steigungen zu erklimmen. Das hat auch nichts mehr mit Training zu tun.
    Dank des Rades habe ich aber bereits in zwei Tagen einen ausreichenden Einblick in die Stadt erhalten. Alles ziemlich französisch!
    Es gibt eine Oberstadt, OBEN auf der klippe und mittlerweile zwei Unterstädte. Die alte ist Touristenfalle und die neue eher so ein Hippietreff für die Jugend und tagsüber ein Geschäftsviertel. Rundherum versammeln sich ca. 500.000 Einwohner. Außer Grafitties und roten Ampeln gibt es außerhalb der Oberstadt jedoch kaum etwas für den Normalbesucher zu entdecken.

    Die ist dagegen wirklich sehr malerisch. Viele kleine enge Gassen mit reicher Kunsszene. Sehr schön restaurierte Häuser außen wie innen. Die Autos stehen fast schon senkrecht am Berg. Eine Festung die heute noch dem 22. Regiment als zu Hause dient. Und rundherum sehr viel Geschichte über die Stadtgründung und die ersten Dienstherren. Wenn ich wollte könnte ich mir hier auch mein mittlerweile viertes Parlament anschauen. Äh, nee! Eine große Terrasse Dufferin lädt zum flanieren ein und man bekommt einen herrlichen Blick über den Saint Lorenz Strom.
    Alles weitere lässt sich in Bildern leichter beschreiben. Oder war da noch was? ...
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  • Le Chateau Frontenac

    23 Eylül 2019, Kanada ⋅ 🌧 18 °C

    Ok, irgendein Superlativ muss es ja noch geben. Der ‚Bürgermeister’ Frontenac baute an der Klippe sein Schloss dass insgesamt viermal umgebaut wurde bis bei einem Brand nichts mehr zu retten war. Das ganze war nicht größer als die Wolkenburg bei Kaufungen.
    Stattdessen kam vor 100 Jahren die Eisenbahn auf die Idee im ganzen Land Nobelhotels für ihre Gäste zu errichten. Das heutige Chateau war also schon immer ein Hotel, nie ein Schloss. Für jeden der es sich leisten kann das Muss in dieser Stadt. Übernachtungen sind ab 250€ zu haben. Von innen wirkt es wie ein Eisenbahnhotel. Viel kleiner als erwartet. Und anders schläft man auch nicht in einem der über 600 Zimmer...
    Natürlich gibt es gehobenes Interior. Den Charme des Hotels machen aber die Leute aus die dort arbeiten. Zum Beispiel Anne. Sie ist Concierge und kümmert sich seit fast vierzig Jahren um die Belange und Extrawünsche ihrer Gäste. Auch um meine. :) Von Essensreservierungen außerhalb des Hotel über vergessene Kleidung per Taxi Leuten die schon 10 Minuten vor Abflug stehen nach zu senden bis hin zur taggleichen Organisation von Privatjets in die ganze Welt ist für die Concierges alles nur eine Frage des Geldes. Ansonsten gilt wie in der Apotheke auch - ruhig bleiben!
    Wir kennen uns von einer früheren Reise nach Madagascar und es ist mir eine große Freude Anne hier besuchen zu dürfen. Sie führt noch soweit es möglich ist kurz durch das Hotel bevor wir gemeinsam in einem schicken Restaurant zu Abend essen. Es gibt Lachs Tartar auf Salat, dazu ‚französische Schweinsohren‘. Alles was ich mir sonst nicht unbedingt leiste. Gut dass ich heute nicht groß Rad fahre. Was an Geschmack kaum zu überbieten ist wird in der französischen Küche leider an Kalorien eingespart.

    Ganz zu unrecht ist es aber wohl auch nicht das meist fotografierte Hotel der Welt. Da stört auch nicht dass es gerade ein wenig restauriert wird. Man findet immer ein Stück beeindruckende Fassade. Wirklich beeindruckend ist wie die Logistik reibungslos ineinander übergeht. Ich finde das erhält ein wenig diesen geschäftigen Eisenbahnstil jener Zeit und ist dennoch ein Hotel der Moderne.
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  • Lac Saint Charles

    25 Eylül 2019, Kanada ⋅ ⛅ 10 °C

    Was macht man wenn man einmal mehr im Leben versetzt wird? - Man geht raus spielen und versucht jeden Tag erneut ihn zu dem schönsten seiner Reise zu machen!

    Kurzum der Zufall wollte es wieder einmal anders. Nein ich darf nicht einfach von Freunden auf eine Waltour eingeladen werden und mal eben einen 200km Umweg mit dem Auto bestreiten. Die Freunde bekommen Magen-Darm. Auch nichts schönes. Dann doch lieber abstrampeln. Ab morgen geht es weiter. Für die Route die ich mir ausgewählt habe, hasse ich mich eigentlich jetzt schon. Aber dazu sicher ein ander Mal...

    Nachdem ich mein zu Hause für zwei Tage aufgegeben habe bin ich wieder aufs Land gezogen. An den Lac Saint Charles. Hier hat eine gute Freundin mit ihren Geschwistern ein Häschen am See. Diese Cottages sind jedoch in keiner Weise mit unseren Laubenpiepern zu Hause vergleichbar. Sie sind sehr geräumig und gut in Schuss wenn auch zum Teil schon älter als Kanada selbst. Auf dem Weg hier her habe ich mich manchmal gefühlt wie auf dem Weg zum Ende der Welt aber das kommt wohl erst noch später hab ich mir sagen lassen.

    Nun ging es also nicht Wale beobachten. Der See an dem das Haus liegt ist dennoch außergewöhnlich schön. Vor allem jetzt in seinen Herbstfarben. Glaubt mir, Farben zu beobachten ist genau so schön wie Wale! Als raus mit dem Kajak, die Sonne will sich heute auch nicht zeigen, entsprechend kalt bleibt es dann eben - aber umso besser ist dann wenigstens das Fotolicht. =)

    Und so kommt es dass ich selbst an Tagen, an denen ich 0 km Rad fahre den halben Tag mies drauf bin aber abends bin ich überglücklich über das was ich erlebt habe.

    Der Zufall ist ein mieser Verräter. Ich glaube damit muss und kann ich leben.
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  • Willkommen in Neu-Frankreich

    26 Eylül 2019, Kanada ⋅ 🌧 10 °C

    Aller regen nützt nichts. Es gibt einfach noch zu viel zu entdecken, als dass ich weiter rasten könnte. Und dazu gehören nicht nur Wale. Ein jeder der in Frankreich war kennt die Engen Gassen, die Natursteinhäuser, die Kathedralen.
    Als die Besiedlung Nordamerikas unter Louis XIV so richtig voran getrieben wurde war Frankreich schon recht alt. Es brauchte ein neues Frankreich! - in dass man dann so ziemlich alles kopiert hat. Neu-Frankreich beginnt so richtig erst dort wo die Saint Lorenz Ebene endet und Die Berge den Fluss in Richtung Atlantik zwingen. Jeder Bauer hat hier noch sein kleines Feld am Garten. Und die Montmorrency Fälle stehen den Niagaras höchstens ganz wenig in der Größe nach. Da es eigentlich recht ungewöhnlich immer noch keinen Frost gab blüht alles noch und die Blätter sind etwas später dran. Mir darf das nur Recht sein.
    Nicht ganz so empfehlenswert ist hingegen der französischartige Verkehr! Mit Ampeln konnten Franzosen noch nie umgehen, weswegen dort der Kreisverkehr so beliebt ist. Der ist aber hier erst noch im kommen oder nie vorgesehen. Ich habe selten so ein ineffizientes und Zeitraubendes Ampellabyrinth gekannt wie in Quebec. Aber das bekommt der normale Touri im Zentrum zum Glück gar nicht mit.
    Ganz nach der französischen Art werden die Straßen auch nicht mehr um den Berg rundum gebaut wie bei Engländern üblich. Sondern auf den Berg! An einem späten Nachmittag bis in die Dunkelheit zu strampeln um die einzelnen Zonen unserer Atmosphäre zu analysieren wird in den nächsten Tagen also keine Seltenheit. Heute ging es zumindest schon mal über 750 Höhenmeter von Regen in dicken Novembernebel und weiter bis zu den Sternen. ;)

    Nach einem zuvor wieder einmal durchgängig regnerischen Tag komme ich bei zwei echten Franzosen aus Lyon unter und muss nicht mein Zelt in den Matsch setzen. Ja, ich glaube einmal mehr Reisen ist ein Privileg. Wer es kann und dazu wenigstens ein ganz klein minimal bisschen französisch beherrscht - hat es hier gut.!
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  • Charlevoix

    27 Eylül 2019, Kanada ⋅ 🌙 14 °C

    Halb Quebec empfiehlt mir ich soll nach Charlevoix fahren. Erst auf den zweiten Gedanken merken sie dann dass ich mit dem Bike das Fahrrad und nicht das Motorrad meine. „Puhh - unglaublich! Dann wird das wohl eher schwierig...“ Dennoch suche ich den Ort erst einmal verzweifelt auf der Karte und finde ihn nicht. Egal. Ich will ja eh zu den Walen nach Norden. Bis ich dann am Tourismusschild vorbeifahre und feststelle : das ist kein Dorf, das ist ein Gebirge! Dummerweise kam das Schild erst nach dem ersten 740er so dass zurück auch keine Lösung darstellt. Die Franzosen halten sich nämlich ungern an übliche Steigungen von 5-7 %. Hier kann es schon mal vorkommen dass bei 11+% der LKW selbst im ersten Gang nicht den Berg hochkommt und die Räder durchdrehen. Alles schon erlebt. Es gibt aber eben auch keine Maximalbegrenzung für Ladung, die Motoren unterliegen keinem TÜV und das Benzin ist mit 87 Octan auch nicht gerade die Power in Person.

    Zurück zur Landschaft. Die Farbpalette beim Herbstlaub lässt keine Wünsche offen! Dabei ist das noch nicht mal der Indian Summer. Im Sommer ist das Gebiet überlaufen von den reichen Großstädtern die in die Natur flüchten. Im Winter ist hier Ski Saison. Ich kann jedem nur empfehlen mal im Reisekatalog zu blättern. Inspirationen holen und dann auf eigene Faust los zu ziehen! Kein Tourguide kann vorhersehen wo es gerade am schönsten ist und meist ist dann anhalten auch noch verboten...
    Die Straße windet sich immer wieder die Klippen hoch und gibt einen herrlichen Blick auf den St Lorenz River. Die Dörfer laden immer wieder zum Bummel und auf einen Kaffee ein. In La Malbie bekomme ich dass erste mal seit der Westküste Ebbe zu Gesicht. Ein erster Vorgeschmack auf den Atlantik. Nur noch ein zwei Gebirgszüge in den Apalachen. Aber zunächst steht heute nach 10.028 km wieder großer Service an.
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  • Am Fjord von Sagueney

    28 Eylül 2019, Kanada ⋅ 🌧 10 °C

    Während sich das Wetter so langsam darauf einstellt tagsüber zu regnen und In der Nacht kühl und sternenklar zu sein kommt der Wettkampf um die schönsten Herbstfarben so richtig ins Rollen.
    Die Busladungen die Tagsüber auf den Walbooten sitzen halten dann auf der Rückfahrt ein zwei Mal an, springen raus, machen Fotos und die Karawane zieht weiter. Es ist interessant die Menschen dabei zu beobachten. Wie die Ostfriesen. Jeder will in der ersten Reihe stehen. Leider sehe ich kaum einen der sich die Zeit nimmt und einfach inne hält. Ebenfalls bemerkenswert ist mit was für einem Gepäck die Leute reisen müssen. Wie so oft werde ich gefragt woher und wie lange schon. Und auf meine Gegenfrage schätzen die Leute dass ich seit zwei Wochen mit diesem vollgepackten Drahtesel, zerrissenen Hosen und offenen Schuhen unterwegs bin. - Ok?

    Auf dem Weg nach Baie-Saint-Catherine fällt die Straße allmählich wieder hinunter zum St Lorenz. Der Regen hört auf und gibt Nebelschwaden den Weg frei. Zugegeben Nebel ist hier in Kanada schwierig zu radeln. Die Autos nehmen die Warnweste nicht mehr war und das Rücklicht ist ja auch kein Nebellicht.
    Aber stellt euch vor ihr seid über den Wolken und müsst nicht mal im Flieger sitzen. Einzelne Inseln ragen noch aus dem Nebel und am Fjord quillt eine dicke Wolke wie ein Wasserfall hinaus aufs Meer. Da ist es schade dass es im Herbst jetzt immer so zeitig finster wird.

    Der nächste Tag wartet dann mit Sonnenschein auf. Zeit um den Fjord zu Fuß zu erkunden. Die Aussichtspunkte eifern mit Schönheit um die Wette. Das ist ein Ort wo man einfach sitzt, inne hält und die großen Containerschiffe ziehen wenige hundert Meter unter mir vorbei.
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  • Arktis - Tundra & Wale

    30 Eylül 2019, Kanada ⋅ ☀️ 4 °C

    Nördlich vom Fjord beginnt klimatisch bereits wieder die Arktis auch wenn es bis Labrador noch gut 800 km sind. Die Tundra übernimmt mit ihren Nadelbäumen und Espen wieder die Oberhand. Der rote Herbst ist erst einmal vorbei. Am Morgen habe ich das erste Mal in diesem Herbst Raureif vor dem Zelt. Vielleicht ist das aber auch geschuldet weil ich 5:30 Uhr aufstehe. In einer Stunde geht die Sonne auf und ich will Wale beobachten. Als nichts wie fertig machen und ab an die Klippen!

    Zwischen Bergeronnes und Ecouminnes fällt das Land steil in den St Lorenz ab. Immer mehr Salzwasser vermischt sich mit dem Süßwasser. Ein idealer Platz für Krill und Plankton - und wegen der Tiefe auch für Wale.
    Eisiges warten. - 6:37 Uhr - die Sonne geht auf. Und mit ihr sehe ich die erste Finne des Tages! Ein paar Seehunde tummeln sich ebenfalls am Fels. Die Sonne wärmt zum Glück alsbald durch und bis zum Vormittag habe ich vor allem Zwergwale, Buckelwale und evtl. einen Finnwal gesichtet. Man sieht sie nicht im Minutentakt aber man sieht viele. Der frühe Vogel fängt bekanntlich auch den Wurm. :)

    Je höher die Sonne steht desto seltener sehe ich die Wale. Ein gutes Zeichen ist immer auch wo die Vögel in Scharen auf dem Wasser sitzen. Aber so ein Wal kann auch ziemlich lang die Luft anhalten und ist in der Zwischenzeit sonst wo hin geschwommen. Tagsüber helfen mitunter auch Kajakfahrer. Tourveranstalter chartern Boote und Kajaks um die Leute raus aufs Wasser zu bringen. Die wissen daher auch ziemlich genau zu welcher Zeit wo welche Art unterwegs ist und ob sich dieser Fels heute z. B. Lohnt oder nicht.
    Aber hier frisst sich im Augenblick jeder ungestört so viel Winterspeck an. Man hat zumindest die Garantie irgendetwas zu sichten. Die große Schwanzflosse bleibt hingegen der Sechser im Lotto. Die geht nur hoch wenn der Wal gerade in die Tiefe abtaucht.
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  • Die Gaspesie im Schnelldurchlauf

    1 Ekim 2019, Kanada ⋅ ☁️ 8 °C

    Mit dem neuen Monat habe ich wieder neuen Mut gefasst wie es weiter gehen soll. Dazu heute ein paar mehr Gedanken. Die Reise hat einmal mehr einen Wendepunkt erhalten.

    Nach meinem Abstecher zu den Walen kennt meine Route erst einmal wieder nur eine Richtung. Gen Osten! Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig. Mit dem 1. Oktober beginnt in Kanada das Winterhalbjahr. Wortwörtlich.
    Und ich kann mich noch glücklich schätzen. Hatte ich vorige Woche noch mit 26 Grad im Schatten zu kämpfen hat sich das Wetter nun wieder auf normale 0-10 Grad eingependelt. Irgend einen Grund musste es ja haben dass ich das ganze Winterzeug mitgeschleppt habe. Im fernen Calgary sind die ersten 50cm! Neuschnee gefallen und es kommen übers Wochenende nochmal 60cm dazu. (Man bedenke, das sind nicht die Rockys das ist Flachland!) Ich habe innerlich schon den ganzen Sommer damit gerechnet dass es einen zeitigen Wintereinbruch gibt aber das ist wahrlich ein bisschen viel des Guten. Die Bauern haben noch nicht einmal ihre Ernte rein.
    Zweiter Grund für meine Reise gen Osten ist der stete Nordwind der vom St Lorenz-Golf zu dieser Jahreszeit weht. Gegen den Wind habe ich in der Gaspesie stetig an der Küste entlang keine Chance. Dann wäre mindestens noch ein dritter Grund dass mir die Menschen in den Maritimes ans Herz gelegt worden sind. Es wird gesagt hier erwarten mich gastfreundliche Leute, immer für einen Plausch über das Übliche hinaus zu haben, alles geht wieder etwas weniger hektisch zu, ich komme auch wieder mit Englisch weiter und das Tageslicht nimmt ja auch stetig ab. Wenn ich also noch ein bisschen was sehen will muss ich erstmal wieder Meter machen. Der Zeitzonenwechsel in die Atlantic Time kommt mir da gerade recht. Abends ist es dann wieder länger hell. :)

    Im Schnelldurchlauf geht es innerhalb zweier Tage von Trois Pistoles nach Edmundson. Sobald ich die Fähre verlassen habe fällt mir gleich auf das die Häuser allesamt mehr Farbe zeigen. Die tiefen Wurzeln zum Katholizismus spürt man auf jedem Kilometer. Jedes Dorf ist heilig und beginnt mit Saint.... die Kirchen sind von außen zum Teil sehr schön verziert. Wenn man davor steht bekommt man immer ein wenig Ehrfurcht, mag die Kirche noch so klein sein. Was sich die Leute aber beim besten Willen nicht vorstellen können, obwohl sie eigentlich jedes Jahr Radfahrer wie mich sehen müssten: bitte wer fährt von Vancouver mit dem Rad an die Ostküste und zeltet draußen? Immer wieder wird mir der lustige Vorschlag gemacht. Warum holst du dir nicht eine riesige Plane und spannst sie Nachts wie ein Tarp über das Zelt? Zugegeben da das hier nicht der Regenwald ist bekomme ich bislang jeden Tag mein Zelt irgendwie trocken. Halten wir aber fest: der Kanadier mag zum Zelten mit dem Auto bis vor die Haustür fahren, er mag sein Lagerfeuer und sein Zelt muss trocken bleiben. Er mag nicht vom Regen überrascht werden. (Irgendwoher kenne ich das. Ich persönlich kümmere mich früh auch erst ums Equipment und dann um mich selber. :) Und wärmer hält so ein Tarp auch nicht.

    Ziemlich bald weichen die viktorianischen Villen nun dem Skandinavischen Baustiel. Und prompt zum Winterhalbjahr spielt auch der Weihnachtsmann wieder eine Rolle. Aber zuvor feiert man hier ja erst noch Thanksgiving und Halloween.

    So wie ich Quebec auf alten Eisenbahntrassen begonnen habe, so beende ich es auch wieder. Quer durch die Provinz ziehen sich die verschiedenen Routes vert. Allemal besser als Berge. Wer aber denkt das lässt sich schön fahren... jetzt im Herbst wurden die Wege mit neuem Split befüllt. Kommt dazu noch Regen dann ist das ganze wie Treibsand. Das fahren mit Treckingprofilreifen ist und bleibt eine anstrengende Herausforderung.
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  • westliches New Brunswick - Apalachen (1)

    2 Ekim 2019, Kanada ⋅ ☁️ 5 °C

    So vorbildlich ich bislang war möchte ich es trotz Erzählungen kaum glauben. Ab hier gilt Helmpflicht. Ja, jede Provinz kommt mit ihren Eigenheiten. Neu Braunschweig ist in Kanada auch die einzige wirklich zweisprachige Provinz. Alle anderen haben sich mehr oder minder für Englisch oder Französisch entschieden.
    Quebec hat mich mächtig mit Regen verabschiedet. Bei ungefähr 96% Luftfeuchte baue ich mein Zelt auf und ahne schon das schlimmste. Das wird wohl eine ziemlich nasse Angelegenheit wenn der Schlafsack sich mit dem Nebel voll saugt. Während ich im Zelt sitze und noch warm vom Rad fahren bin, dampft meine Hose regelrecht im Schein der Taschenlampe. Hier wird garantiert nichts trocken bleiben... Aus dieser Null Bock Stimmung bleibe ich früh erst mal eine Stunde länger liegen und bin überrascht als am nächsten Morgen alles trocken ist. Sogar das Außenzelt. Einzig habe ich mir so einen Platz ausgesucht in dem hunderte von Schnecken leben die allesamt das feuchtwarme Klima meines Innenzeltes lieben. Egal, auch dem werde ich Herr. Nächste Nacht soll eisig kalt werden, da schadet es ohnehin nicht vielleicht später los zu kommen aber bis in die Nacht zu fahren und damit warm zu bleiben. Um jedes Mittel warm zu bleiben rückt ab jetzt noch vor Essen auf die Priorität #1.

    Ein lohnender Zwischenstopp sind die Grand Falls. Aus dem nichts ergießt sich der Fluss 25m in die Tiefe und hat später innerhalb der Stadt bereits einen bis zu 80m tiefen Canyon gegraben. Das Wetter lädt nicht wirklich zum Wandern ein und ich habe derweil einen hervorragenden Gedankenaustausch mit den Damen der Touristeninfo. Es tut tatsächlich immer wieder gut zu hören wie andere über einen denken. Sich gut zuzureden gehört ansonsten nach 150 Tagen zur alltäglichen Praxis.

    Ein bezaubernder Sonnenuntergang versüßt den Abend. Ein tiefes Orange umhüllt die Siluette des Waldes. Dann folgt ein letzter Stop an der Tankstelle bevor die Services für 140km enden. Ich unterhalte mich noch kurz mit einem älteren Herr der eigentlich nur schnell Milch eingekauft hat und Lotto spielte. Eine Stunde, zwei Kaffee und zum Schluss noch ein spendiertes Sandwich später weiß jetzt die ganze Belegschaft wer ich bin und was ich mache. Mehr Sicherheit kann ich mir nicht wünschen. Es kommt mit ziemlicher Sicherheit ein Pickup hinter mir her und guckt später mal ob es mir gut geht.
    Andere Kanadier nennen New Brunswick scherzhaft Durchfahrtsprovinz auf dem Weg gen Osten. Ich werde allein schon von Akadien viel zu berichten haben.
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  • In den Apalachen (2)

    3 Ekim 2019, Kanada ⋅ ⛅ 8 °C

    Die frostige Nacht habe ich sehr gut überstanden. Nur die Füße sind mir ein wenig unterkühlt. Aber das ändert sich während ich eine Lösung suche wie ich mein Zelt schonend vom Frost befreie um es einzupacken. Auf 540m hatte es bestimmt so an die -3 Grad heute Nacht. Egal. Dafür habe ich ja Wintersachen. Und heute - scheint die Sonne. Also kein Tag zum Trübsal blasen. Dass ich heute eine Ortschaft erreiche ist eh nicht vorgesehen aber ein paar etliche Kilometer wollen zumindest zurückgelegt werden. Da kommt es fast schon ungelegen dass ich erst gegen Mittag soweit aufgetaut bin und endlich los komme. Aber solange es Spaß macht warum sollte ich dann nicht auch solche Durststrecken weiter auf mich nehmen?
    Außer Wald hat der Straßenrand heute auch kaputte LKW zu bieten. Der Fahrer versucht krampfhaft Netz zu bekommen um zu telefonieren wird aber immer wieder abgebrochen. Ich sags doch die neue Technik wird dann zum Fluch wenn es drauf ankommt. Gut, mein Telefon geht aus anderen Gründen gleich mal gar nicht. Dieses alte Outdorerprobte Modell hat aber auch schon bewiesen das meine Reichweite vielfach größer ist. Während ich dem Fahrer nun also nicht bei em Schaden helfen kann, dann wenigstens wie man in guter alter Manier SMS schreibt anstatt Whatsapp. Siehe da, die gehen sogar durch und Hilfe ist nah. Mich verwundert echt manchmal wie die Eigner solche Leute auf deren Trucks loslassen ohne zu wissen ob sie „überlebensfähig“ sind.
    Nach siebzig Kilometern kommt passend ein verlassenes Holzfällerlager mit dem netten Namen „Halfway point“. Prima. Damit habe ich nach gefühlt zwei vollen Tagen die halbe Strapaze erst hinter mir. Pause. Essen fassen. Und dann weiter.
    Nochmal 25km später steht am Straßenrand ein Pickup und ein Mann schaut interessiert aus dem Fenster. Ich grüße ihn artig und will bergan eigentlich gar nicht langsamer werden. Da fragt er mich doch tatsächlich was anderes als das übliche Geplänkel... Uff na gut. Anhalten. Und small talk gab es heute auch noch keinen. „Du hast schon ganz schön Strecke hinter dich gebracht. Meine Hochachtung. Hast du das Gefühl du bist heute schon genug geradelt?“ - Wie bitte? „Ach so hab ich ganz vergessen - „Ich bin dein Gastvater den du morgen Abend treffen willst.“ Unglaubwürdig starre ich ihn an.
    Zum Schluss lädt er mich ein mit noch einem Radfahrer (der hat seine USA tour schon beendet und ist von früher nur mal eben wieder zu Besuch) in sein Backcountry Camp zu fahren und eine Nacht am Lagerfeuer zu verbringen. Da sag ich auch nicht nein.
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  • Arkadier!

    4 Ekim 2019, Kanada ⋅ ⛅ 3 °C

    Irgendwo im Arkadischen Hinterland, fernab der Straße steht im Wald eine Hütte. Davon gibt es hier einige. Es kennt sie nur niemand der nicht hier lebt oder im Winter hunderte Kilometer den Schneemobiltrails folgt. In gemütlicher Runde sitzen wir ums Feuer, tauschen Geschichten aus und genießen ein üppiges Abendbrot. Das habe ich so gar nicht erwartet. Damit habe ich natürlich auch mein Rad mit Essen viel zu voll gepackt.
    Männer allein im Wald. Das bringt sogar erst einmal wieder das Wetter zum heulen. Eiskalt mischt sich am Morgen vereinzelt weißer Schnee darunter. Weiß? Das steht bekanntlich auch für die Hoffnung dass alles Gut wird und sich um mich erst einmal keiner Sorgen machen muss. Das fängt allein schon damit an dass ich mich heute nicht im Fluss nebenan waschen muss. Irgendwie kriegen wir schon Wasser warm.
    Mittag geht es zurück nach St Louis. Wir werden schon von der Frau des Hauses erwartet. In der Zwischenzeit stellt sich heraus dass beide Gasteltern auch Apotheker sind. Seit einigen Jahren nun aber schon im Halbruhestand und wie bei Rentnern üblich - seitdem eigentlich nie Zeit haben.

    Die Arkadier sind schon ein besonderes Volk. Nie lassen sie sich unterkriegen. Immer zum reden aufgelegt, sehr naturverbunden und dennoch irgendwie französisch. Man sagt sie gehören zu den Stehauf-Männchen. Sie wurden schon mehrfach vertrieben und haben immer wieder hier her gefunden. Speziell in St Louis hat der Priester dazu beigetragen dass sie heute ihre eigene Flagge mit der Tricolor und gelbem Stern haben. Ich möchte sagen jeder einzelne ist allgemein ziemlich stolz auf das was er erreicht hat. Egal ob es ein nette Geste für einen Behinderten darstellt oder einen ganzen Spielzeugpark für Erwachsene in der Garage aufgebaut wurde. Mein Spielplatz wird der Kouchibouguac Nationalpark. Leider gehören auch so unaussprechliche Namen [Kutschibugak:] zum arkadischen Lebensstiel. Radfahren bis die Sonne unter geht. Ohne Gepäck. Genial! Der Herbst dauert hier mit Sicherheit noch zwei Wochen und länger an. Überglücklich und völlig übermüdet schlafe ich trotz relativ kurzer Nächte meist aus. Die Gründe dafür erfahrt ihr im nächsten Blog.
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  • Kouchibouguac

    5 Ekim 2019, Kanada ⋅ ☀️ 9 °C

    Wenn ich zwei Dinge in dieser Provinz wieder besonders hervor heben darf dann sind es die Menschen und das Essen. :) Es gehört zum guten Ton dass es regelmäßig Fisch, Hummer oder Austern gibt. Schließlich lebt man ja am Meer. Ob gebraten, im Omelett oder in Teigtaschen spielt keine Rolle. Ich könnte alles drei nicht mit meinem Campingkocher zaubern und bin immer wieder dankbar für die Einfälle der Einheimischen. Gut gefrühstückt ist auch der Tag bereits halb gewonnen. Ich will allemal einen Pausentag einlegen.
    Bereits zum Frühstück gibt es Kartoffeln und ein wenig Speck. Lecker!
    Nichts besseres eignet sich da hinterher als einen Nationalpark zu erkunden. Der erste an der Atlantikküste. Es gibt also nicht immer nur den Indian Summer zu bestaunen. Mein Gastvater lädt mich ein mit ihm gemeinsam die Sanddünen zu entdecken. Seeluft schnuppern, den Möwen und Seehunden beim spielen zuschauen und die Gedanken schweifen lassen. Das tun sie hier gerne. Ich kann das nur all zu gut verstehen.

    Die Arbeit ist meist saisonal, dann aber 24/7. Wie Fischer eben sind. Da wird ein Ruhepol nur all zu oft gebraucht.
    Und wenn der Strand wegen Sturm vielleicht mal nichts her gibt geht man ins nahegelegene Moor. Da trifft man vielleicht wenigstens Elche.
    Es ist ja schließlich ein Ruhe-Tag. Das will aber mein Gastvater nicht auf sich sitzen lassen und zeigt mir einen Teil seines Spielzeug- und Arbeitsparks. Im ATV machen wir noch kurz den Wald unsicher bevor es dunkel wird.

    Abends kommen Freunde vorbei und bringen uns frischen Hummer. Bei wem da kein Appetit aufkommt, der brauch auch nicht her kommen.
    Die Gastmutter hat sich derweil für einen zwei-Tages-Besuch verabschiedet. Und so sind am Ende wie schon am Anfang auch drei Männer auf sich allein gestellt. Nach ein paar sonnigen und sehr erholsamen Tagen soll es morgen wieder regnen...
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  • Fort Beausejour

    7 Ekim 2019, Kanada ⋅ ☁️ 18 °C

    In Moncton wurden für den Tag bis zu dreißig Liter Regen angesagt. Nichts wie weg! Um so erfreulicher dass der Regen nach 25km gänzlich aufhört und der Rückenwind mich gut voranbringt. Zu einer regulären Kaffeepause halte ich am Big Stop an und entdecke durch Zufall das Fort Beausejour von Parks Canada. Es liegt genau an der heutigen Grenze zwischen Braunschweig und Schottland mit Blick auf die Bay of Fundy. Das ist wie im echten Europa. Die Engländer und die Franzosen hatten sich hier regelmäßig blutig in der Wolle um die Vorherrschaft. Heute bleiben nichts mehr als einige Ruinen übrig. Und doch spürt man mit den starken Südwind förmlich die Kämpfe wieder aufleben und kann sich perfekt hinein versetzen. Das Leben in dem Fort war nie so groß angelegt wie in den westlichen Forts wo einfach mal viel Platz da war. Es glich eher einer Festung wie wir sie kennen.
    Der Blick schweift weit übers Tal und erspäht doch wirklich die erste Passagiereisenbahn seit Jasper.
    Da außer mir keiner da ist der mir mehr über dieses Fort erzählen kann verlasse ich es schon nach einer halben Stunde wieder auf dem Weg nach Amherst und damit nach Nova Scotia hinein.
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  • Von Geistern und Schafen

    7 Ekim 2019, Kanada ⋅ ⛅ 20 °C

    Neuschottland - die letzte Festlandprovinz - dann ist Amerika bald zu Ende. In letzter Zeit pflege ich gern zu sagen: „ Die Welt ist soo klein, aber Kanada ist groß!“ In dem Städtchen Amherst merkt man gleich dass es anders schlägt als New Brunswick. Überall gibt es Straßenmalerei und die Geschäfte schmücken bunt für Halloween.
    Aber sobald man diese Stadt verlässt kommen die Geisterdörfer. Ich habe diese eigentlich bereits am Lake Superior erwartet. Hier hingegen ist wirklich mehr als jedes zweite Haus leer. Es hat für mich zwischenzeitlich sogar den Anschein es gäbe mehr Gräber auf den Friedhöfen als Menschen die sich darum kümmern.
    Aber irgendwo dazwischen wohnt mein Host und hat für mich eine Bleibe für eine Nacht. Da ich mir aber vor lauter Geisterdörfern nicht mehr sicher bin wo ich hin muss halte ich einfach irgendwo an wo gerade Licht brennt und frage nach dem Weg. Die Lebenden werden sich schon hoffentlich untereinander kennen. Denkste! Aber zumindest kannten die von irgendwoher den Briefträger im Ort und der hat mir dann erklärt wo ich hin muss. Es wäre der einzige der im Dorf was mit Fahrrädern zu tun hat. Stimmt dann auch so weit. Überglücklich habe ich am Abend hervorragende Anregungen für Neufundland. Die letzten Tage habe ich zudem einige ziemlich große Sprünge auf der Landkarte gemacht. Als Dank dafür habe ich am frühen Morgen erstmal einen Platten. Das und noch einige andere Verpflichtungen halten mich bis zum frühen Nachmittag auf bevor ich weiter komme. Dann eben heute nicht ganz so weit. Und siehe da. Wie sich das für Schotten gehört wird die nächste Brauerei auch schon mal 39km vorher ausgeschildert. Auf dem Weg dorthin, ebenfalls typisch schottisch gibt es mehr Schafe und Kühe als Ackerland. Das ist wirklich eine willkommene Abwechslung zu dem ganzen Wald der letzten Wochen.
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  • Tatamagouche

    8 Ekim 2019, Kanada ⋅ ⛅ 13 °C

    Ich habe mich im Ort ziemlich schnell zurecht gefunden und bin dann doch bei der Brauerei hängen geblieben. Es ist für mich die erste in den Maritimes. Und was sucht man im Norden am Meer? Nordisches Bier! „Hää? Wir haben vielleicht irgendwas bitteres dabei aber das ist dann kein Hopfen.“ Ok - bevor ich mir doch irgendwas hole probiere ich dankend erstmal alles durch. Gut gesättigt nehme ich mir noch ein Kellerbier mit auf die Reise und hoffe dass es diesmal nicht wieder beim nächsten Schlagloch aufgeht und meinen Fließpulli tränkt.

    Ein wenig später gelange ich vorbei an einer Lavendelfarm in den Rushton Beach Provincial park und genieße mein Abendbrot beim Sonnenuntergang. Im Dunkeln will ich dann eigentlich noch ein paar Meter machen um den Sonnenaufgang am nächsten Tag auf der Ostseite vom Cape John einzufangen. Nach vier Kilometern schreit mich aus der Dunkelheit ein mattes Fahrradlämpchen an „are you a cyclist?“ Ein bisschen irritiert sage ja (was denn sonst - ich bin zwar Nachts beleuchtet wie ein UFO aber die rollen soweit ich weiß nicht auf der Straße) Schnell ist klar das ich lieber wieder die paar Km zurück radle anstatt den Abend allein zu verbringen. Und der Park bietet immerhin auch ein wenig Windschutz vor der Kälte.
    Luke, der Radfahrer kommt gerade aus Neufundland. Jungspund mit seinen neunzehn Jahren aber schon alleine von Michigan über Quebec nach Labrador und über Neufundland, Cape Breton zurück. Er ist nur halb so voll gepackt wie ich und ist runter vom Bike auch entsprechend schnell durchgefroren. Sein Zelt seit 2 Monaten dauerhaft nass, notdürftig mit Folie abgeklebt wo schon Löcher eingerissen sind. Improvisieren kann er. Aber er hat immer noch Spaß bei der Sache und das ist glaube ich die Hauptsache. Erst am Morgen hat er sich die Spider-App aufs Telefon geladen. Wieder mal zeigt sich dass diese Smartphones fürs reisen ungeeignet sind. Es geht eben alles zu schnell kaputt.
    Ich bekomme viele Empfehlungen für die nächsten Tage was Aussichtspunkte betrifft. Mit Museum oder Sightseeing hat er es nicht so. Und ich bekomme gesagt welcher Fahrradladen auf den nächsten 400km noch geöffnet hat und welcher nur noch auf Google Maps existiert. Der Zufall will es nicht anders ich soll mein neues Wissen bald anwenden dürfen...
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