Belles journées à la mer

August - September 2020
A 32-day adventure by Womofriends-on-tour Read more
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  • Day 10

    Von Bayeux nach Barfleur

    September 1, 2020 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Weiterfahrt nach Barfleur, eine geschlossene Schranke, ein unerwartetes Picknick und ein Stadtbummel

    Bei viel versprechendem Wetter starten wir gegen 10.00 Uhr. Unser nächstes Ziel ist Barfleur, ein kleines Städtchen an der Nordostspitze des Cotentin, genau gegenüber vom englischen Portsmouth.
    Aber schon nach ein paar hundert Metern gibt es eine Umleitung. Wir können nicht auf der ausgewählten Route weiterfahren. Mathilde und Google Maps sind sich einig: Umkehren. Wir aber halten uns an die gelben Schilder:" Devination" , und haben das Schlimmste bereits geschafft, als beide endlich begreifen, dass es kein Zurück gibt.
    Wenig später halten wir, um zu tanken. Wieder finden wir die Aufforderung:
    " Erst cash, dann full". Hab ich denn eine Ahnung wieviel Liter noch in den Tank gehen. "Für 50 Euro", sage ich, dafür ist bestimmt noch Platz.
    Dann geht es weiter auf der N 13 entlang, durch die sonnige und vor allem noch saftig grüne Landschaft, bis wir sie in Montbourg verlassen, um auf der D 14 durch winzige Orte bis Barfleur zu fahren. Mir fällt auf, dass fast jeder 2. Ort ein Museum zur Ladung der Alliierten hat oder Kriegsgeräte wie Panzer oder Flaks ausstellt. OK! Jede Gemeinde hat im Krieg ihre eigene Geschichte mit Besatzern und Befreiern erlebt. Es ist sicherlich auch wichtig, dass die jüngste Geschichte in Erinnerung bleibt. Aber hier scheint der Kommerz vor dem Mahnen und Erinnern zu stehen. Sicherlich sind diese Orte auch Ausflugsziele für Militaristen. Das Gefühl muss ich einfach mal los werden.
    Es ist ein toller Anblick, als aus der Häuserschlucht, durch die wir fahren, plötzlich das Blau vom Wasser des Hafens von Barfleur auftaucht mit den vielen großen und kleinen Booten darauf. Es ist Markt. Entlang des Hafens haben die Händler ihre Buden aufgebaut. Menschen wimmeln dazwischen herum. Und da sollen wir durchfahren und auch noch in die winzige Straße nach links abbiegen?Ja! Sagt Mathilde und auch Google stimmt zu. Michael muss schon ein wenig kurbeln, aber dann sind wir aus dem Ort heraus und sehen das Meer, den Stellplatz und den Campingplatz "La blanche Nef". An der Mauer, die das Meer von der Straße trennt, können wir parken, um uns anzumelden. Doch was ist das? Die Rezeption ist geschlossen. Ein Blick auf die Uhr: 12.09 Uhr. Die Rezeption macht von 12.00 bis 14.30 Uhr Mittagspause. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Sollen wir auf den Stellplatz fahren? Da war noch einiges an Platz frei. Aber schön ist das nicht so eng nebeneinander und statt Meerblick gibt es einen Blick auf die Mauer gegenüber Da wir niemanden behindern, bleiben wir, wo wir sind und fassen uns in Geduld. Das heißt, Michael fasst sich in Geduld. Ich nehme meinen Rucksack und schon bin ich weg und laufe entlang des Meeres in den Ort und zum Hafen. Ich fotografiere die schmucken Steinhäuschen und die bunten Schiffe im Hafen, wohl wissend, dass kein Foto diese bunte Leichtigkeit des Augenblickes wiedergeben kann. Fasziniert und mit knurrendem Magen beobachte ich die Menschen, die in den kleinen Restaurants bei Moules et Frites und anderern Köstlichkeiten sitzen. Der Geruch von Sauerkraut und Bratwurst dringt in meine Nase, während um mich herum die Marktbeschicker abbauen. Mir kommt eine Idee: Dem erfreuten Wurstbräter kaufe ich zwei seiner dicken und krossen Bratwürste ab, die zwischen Baguettehälften gesteckt, eine deftige Mahlzeit abgeben. Mit dem Mittagessen laufe ich zurück zum Wohnmobil und zwar auf der Mauer, die ein Teil des Küstenwanderweges ist. In Höhe unseres Wohnmobils lade ich meinen überraschten Mann zu einem Picknick auf der Mauer am Meer ein. Wir müssen zwar hin und wieder für Spaziergänger etwas Platz machen und eine Hundebesitzerin hat Probleme ihren Hund an uns vorbeizubekommen, die Bratwurst mit den Kräutern ist aber auch so was von lecker. Aber sonst genießen wir Essen und Meer und verkürzen damit unsere Wartezeit. Dann schauen wir uns die leeren Plätze an und suchen uns unsere Favoriten heraus. Inzwischen warten wir nicht mehr allein. Es haben sich noch 4 weitere Mobile eingefunden. Schon einige Zeit vor den Öffnen der Anmeldung stehen wir vor der Tür. Dann müssen wir erfahren, dass zwar viele Plätze frei, aber nicht alle zu haben sind. Natürlich auch die nicht, die wir uns ausgesucht haben. Letztendlich finden wir einen schönen großen Platz, von dem wir aufs Meer schauen können und an dem wir den ganzen Tag Sonne haben. Mehr als zufrieden, richten wir uns ein und trinken Kaffee in der Sonne mit Blick aufs tiefblaue Meer.
    Am Spätnachmittg machen wir einen gemeinsamen Spaziergang in die Stadt. Es ist Ebbe. Dort, wo vorher die Wellen gegen die Steine schlugen, ist ein breiter Sandstrand aufgetaucht. Im Hafen liegen die Schiffe auf dem Trockenen. Wir würden gern einkehren, um etwas zu trinken. Aber man sagt uns, dass gleich geschlossen wird. Das ist aber eigenartig, dass die Lokale so früh schließen. Wir haben immer gedacht, dass die Franzosen eher spät mit Essen am Abend sind. In einer Bar bekommen wir dann doch noch etwas zu trinken. Und später am Wohnmobil gibt es noch Baquette und den Rest des Eintopfes. Der Campingplatz ist im Laufe des Nachmittags recht voll geworden und auch auf dem Stellplatz gibt es keine Lücke mehr.
    Es wird dunkel und ein dicker, gelber Vollmond leuchtet über dem Meer. Seine Strahlen bilden eine silberne Brücke im Wasser und fallen auf die Dächer der Stadt, während in der Bucht gegenüber der Phare de Gatteville seine Leuchtfeuer sendet.
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  • Day 11

    Barfleur - Phare de Gatteville

    September 2, 2020 in France ⋅ ☀️ 17 °C

    Ein Leuchttur ohne Aufstiegsmöglichkeit, zwei Kirchen in einem Ort, Essenszeiten mit einem Verständigungsproblem.

    Augen auf, Rollo hoch, und ja, es ist noch da, das tiefblaue Meer. Fasziniert schaue ich vom Bett aus dem Fenster auf das Meer und beobachte die kleinen Boote, kaum so groß wie dunkle Punkte. Das sind immer mit die schönsten Momente unterwegs.
    Es folgt die tägliche Routine, die auch unterwegs nicht ausbleibt. Heute ist mal Waschtag......per Hand. Und so wehen bald unsere Lieblings-T-Shirts auf der Leine im Wind. Nach dem Frühstück und Womo-Haushalt fahren wir mit den Rädern zum Phare - de- Gatteville, dem Leuchtturm, der uns linkerhand nachts stets so strahlend grüßt. Es führt wohl ein Weg direkt am Meer dorthin. Doch schon nach wenigen hundert Metern merken wir, dass dieser Weg nichts für Räder ist, denn das ist der "Sentier de Littoral", der offizielle Küstenwanderweg, markiert durch die rot-weißen Streifen an den Felsen. Der nächste Versuch über einen Feldweg wird eher zur Schlammpartie und wir sind froh, als endlich die asphaltierte Straße zum Leuchtturm auftaucht. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass wir das auch einfacher hätten haben können, wenn wir nur ein Stückchen in die andere Richtung des Campingplatzes gefahren wären. Aber einfach kann jeder. Bald darauf taucht ein kleiner Camping auf mit Namen "Camping la ferme au Bord de la Mer". Auch hier kann man wunderschön direkt am Meer stehen. Er liegt zwar weiter vom Ort entfernt, hat dafür aber einen kleinen Sandstrand zum Baden. Wir folgen dem Weg zum Leuchtturm. Überall stehen Halteverbotsschilder, was den einen oder anderen Wohnmobilfahrer aber nicht davon abhält, sein Wohnmobil dort zu parken, um die Ruhe und Alleinlage zu genießen. Spätestens am Abend müssen sie aber von dort verschwunden sein, sonst kann es teuer werden. Darüber informieren auf den Haltevertbotsschildern geklebte Zettel. Wir schieben unser Rad über die Brücke zum Leuchtturm. Ganz oben kann ich Leute sehen, die den Ausblick genießen. Das ist doch etwas für mich. Aber leider ist der nächste mögliche Termin zur Besteigung erst wieder in zwei Stunden. Mittagszeit! Nachdem die letzten Besucher den Turm verlassen haben, schließt der Herr des Leuchtturmes seine Tür zu. Pech gehabt. Wir fahren ein Stück zurück. Dort haben wir vorher einen kleinen Hafen gesehen. Hier gibt es zwei Picknick Plätze. Eine der Bänke dient uns zum Ausruhen. Dabei schauen wir den Möven und den Schiffen zu und.... dem Paar auf dem Nachbarplatz, das zum Mittagessen leckere Sachen aus dem Rucksack holt und vor sich aufbaut.
    Bevor der kleine Hunger herauskommen kann, um begehrlich auf den anderen Tisch zu blicken, fahren wir weiter. Immer am Meer entlang zum "Étang der Gettemare". Der See liegt in einem Naturschutzgebiet und ist nur über Wanderwege zu erreichen. Am See drehen wir ab und fahren nach Gatteville-le-Phare in der Hoffnung, den kleinen Hunger mit einem "Café au Lait " zu besänftigen. Der schmucke, kleine Ort mit seinen grauen Steinhäusern, der Maire mit den blauen Fenstern und seinen zwei Kirchen ist menschenleer. Vor der Boulangerie stehen zwei Tische, die zum Einkehren einladen. Leider hat der Laden geschlossen. Mittagszeit! Wir rasten auf einer Bank vor der Kirche gegenüber der Maire. Auf einem Hinweisschild erfahren wir, dass es zwei Kirchen gibt, und dass man einfach mal nach links schauen sollte. Das machen wir, und erst da entdecken wir die winzige Steinkirche der Seeleute, die "Chapelle Notre Dame de Bon Secours", deren geöffnete Tür uns zu einem Besuch einlädt. Wenn schon, dann beide, sage ich mir und statte auch der "Englise Saint Pierre de Gatteville" einen Besuch ab.
    Nach soviel besinnlicher Anschauung gehts dann wieder Richtung Barfleur. Hier wollen wir im Hafen etwas trinken. Aber um diese Zeit gibt es nur etwas zu essen in den Restaurants. "Plate de Jour"! Das ist dem kleinen Hunger um diese Zeit, es ist inzwischen 14.00 Uhr durch, zu viel. Er gibt sich mit einem Stück Kuchen, das wir beim Bäcker holen und später am Wohnmobil mit Kaffee verspeisen, zufrieden.
    Gegen halb sechs unternehmen wir einen Spaziergang zum Hafen. Heute soll es endlich einmal "Moules et Frites" geben. Da wir gestern um 18.30 Uhr nicht einmal mehr etwas zu trinken bekommen haben, sind wir heute super pünktlich im "La Maree" im Hafen. Aber zu essen bekommen wir nichts, sondern nur etwas zu trinken. Anderen hungrigen Gästen geht es ähnlich. Dann klärt sich das Durcheinander. Von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr gibt es nur Getränke. Dann schließt das Restaurant für eine Stunde. Ab 19.00 Uhr sind dann wieder Essensgäste willkommen. Wir bestellen etwas zu trinken. Eine halbe Stunde haben wir Zeit die Gläser zu leeren. Sitzen bleiben dürfen wir nicht, so machen wir noch einen ordentlichen Stadtbummel, bis wir um 19.00 Uhr wieder im" La Maree" vorstellig werden. Jetzt endlich können wir Essen und Getränke bestellen. Michael bekomnt einen großten Topf marinierte Muscheln, Brot und Frites. Für mich gibt es gebratenen Fisch. Lecker! Alles in einer sehr gemütlichen und familiären Atmosphäre. So wie man sich das eben von einen kleinen französischen Restaurant an der normannischen Küste vorstellt.
    Der Rückweg entlang des Meeres, das so langsam wieder kommt, das Geschrei der Möwen, der Geruch von Tang und Fisch und ein Regenbogen in der Dämmerung rundet diesen schönen Tag am Meer ab.
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  • Day 12

    BARFLEUR, Sentier de Littoral

    September 3, 2020 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Michael geht es heute morgen nicht so gut. Ob er wohl die Muscheln gestern Abend nicht vertragen hat? Gleich nach dem Frühstück legt er sich wieder hin.
    Draußen ist es grau und es gibt zwischendurch kurze Schauer. Das Ganze bei 21 Grad. Auch der Wind ist heute eher warm. Eigenartiges Wetter. Wenn ich mir die sattgrünen Wiesen und die mediterranen Pflanzen wie Bourgonvillen, Palmen oder Feigen anschaue, muss hier im Cotentin ein eigenes Klima herrschen. Mehr als 700 exotische Spezies, wie Eukalyptus, Bambus und Aloe Vera, gedeihen auf der Halbinsel im warmen Klima des Golfstroms, habe ich nachgelesen. Übrigens im malerischen Barfleur, das die Auszeichnung als eines der schönsten Dörfer Frankreichs auf dem Ortsschild präsentiert, werden nicht Austern, sondern säckeweise Miesmuscheln vom Kutter geladen und in den kleinen Lokalen verarbeitet und angeboten. Vom Meer direkt auf den Tisch. Das hilft Michael aber gerade auch nicht weiter.
    Da es erst ab Mittag etwas besser mit den Schauern werden soll, überlege ich, was ich am Vormittag Sinnvolles unternehmen könnte. Mein Blick fällt auf den vollen Obstkorb, dessen Inhalt nach zeitnaher Verwendung oder Verzehr ruft. Also schnippele ich einen Obstsalat. Für die Äpfel überlege ich mir eine Tarte de Pommes. Schnell den Teig hergestellt, wobei schnell relativ im Wohnmobil zu bewerten ist. Um an Mehl und Zucker zu kommen, muss ich den halben Vorratsschrank ausräumen, da wir diese Zutaten sonst eher weniger brauchen. Dann kommt die Omnia, der Gasbackofen, zum Einsatz und bald riecht es im ganzen Wohnmobil nach frischem Apfelkuchen. Und jetzt? Michael geht es immer noch nicht besser. Es regnet gerade nicht, also nehme ich die Walkingstöcke und mache mich auf den Sentier Littoral, der genau am Campingplatz vorbeiführt . Dieser Küstenwanderweg gehört zum Randonee Gr 223 und ist bekannt als Sentier des Douaniers. Er ist insgesamt 446 km lang und führt auch rund im die Halbinsel Cotentin
    Die Strecke folgt den alten Saumpfaden der Zöllner, die auf ihnen die Küste entlang patrouillierten, immer auf der Suche nach Schmugglern und anderen dunklen Gestalten. Dieser Teil beginnt in Saint-Vaast-la-Hougue und führt zum Gatteville Leuchtturm und ist 16 km lang. Bis zum Leuchtturm könnte ich es schaffen. Das ist ungefähr ein Drittel. Kaum bin ich unterwegs, kommt der nächste Schauer, aber dann bleibt es trocken. Bis zum Leuchtturm komme ich allerdings nicht, zu faszinierend sind die Steine und Felsen, auf denen ich herumklettere und mir immer neue Ausblicke auf das Meer verschaffe. Schade, dass die Sonne nicht scheint. Auf dem Küstenweg scheine ich wohl allein unterwegs zu sein. Dachte ich! Als die Uhr mich zum Rückweg mahnt, kommt mir eine ganze Wandergruppe entgegen. Die Franzosen sind begeisterte Wanderer. Vor allem in Gruppen. Zurück am Wohnmobil stelle ich fest, dass es Michael wieder besser geht. Wir lassen uns die Apfeltarte schmecken. Später fahren wir mit dem Fahrrad zum Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Dafür ist das Wetter gerade richtig. Nur leider hat Michael den Fahrradschlüssel im Wohnmobil gelassen. So können wir nicht gemeinsam einkaufen, weil einer bei den Rädern bleiben muss. Unser geplantes Einkaufsevent kann nicht stattfinden. Trotzdem kehren wir mit vollen Radtaschen zurück. Und so steht einem leckeren Abendessen nichts im Weg. Noch ein wenig Meerluft vor dem Wohnmobil schnuppern, und dann geht auch dieser Tag zu Ende.
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  • Day 13

    Les Pieux

    September 4, 2020 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Eine Fahrt durch eine Heckenlandschaft und durch kleine Orte, ein ganz feudaler Platz, ein Pool für uns allein, ein Strandspaziergang mit Taschen voller Steine.

    Es ist kurz nach zehn, als wir reisefertig sind. Die Optik sieht heute etwas besser aus. Zwischen die grauen Wolken haben sich kleine hellblaue Flecken gemischt. Wieder geht es mitten durch die Stadt an Hafen vorbei, wo gerade frischgefangener Fisch verkauft wird. Beim Verlassen der Stadt, fahren wir an Kohl- und Porreefeldern vorbei. Jetzt weiß ich auch, woher der Geruch nach Suppe kam, den der Wind uns immer mal wieder um die Nase geweht hat. Das war der Porree. Es geht auf der D 901 Richtung Cherbourg, durch kleine Orte, in denen die Betriebsamkeit eines Freitagvormittags herrscht und in denen es auch schon mal mit dem Wohnmobil eng werden kann. Heute wollen wir auf die andere Seite der Halbinsel Cotentin fahren. Das sind knapp 100 km. Nach 3 Tagen an einem Ort ist der Reiz des Neuen verflogen. Man kennt die nähere und etwas weitere Umgebung. Dann juckt es uns weiterzufahren, um wieder etwas Neues kennen zu lernen. Wir müssen dazu ein Mal quer über die Halbinsel fahren und erleben das Cotentin wieder als unheimlich grüne Insel. In saftig grünen Wiesen blühen gelbe Blumen und mit dem blauen Himmel darüber kommt die Landschaft fast frühlingshaft daher. Felder und Wiesen sind eingerahmt mit Wällen, auf denen hohe Hecken wachsen. Diese sogenannten "Bocage" hier im Hinterland der normannischen Küste schützen, ähnlich den norddeutschen Knicks, die Felder, Wiesen und Weiden vor den Widrigkeiten von Wind und Wetter. "Bocage“, jahrhundertelang typisch für die diese Landschaft, wurden im 20. Jahrhundert im Zuge der Flurbereinigung vielerorts abgeholzt, um große, durchgehend zu bearbeitende Flächen für die Landwirtschaft zu schaffen. Erst in letzter Zeit hat ein Umdenken stattgefunden. Man hat den Nutzen dieser Hecken erkannt und es hat eine Renaturierung begonnen. Mich erinnert diese Heckenlandschaft mit den schmalen Straßen dadurch etwas an England.
    Kurz vor Cherbourg wechseln wir für ein Stück auf die N13, bis es auf der D56 und D650 nach Les Pieux geht Auf der D4 erreichen wir den Campingplatz "Le Grande Large " und hoffen, dass uns auf dem letzten Stück kein Fahrzeug entgegen kommt.
    Für das Wochenende gönnen wir uns mal einen 5 Sterne Platz mit beheiztem Pool, Hallenbad und das Ganze direkt am Strand. Mit der ACSI Karte kostet er uns 20 Euro. Bis Ende August wären hier über 40 Euro pro Nacht für uns fällig gewesen. Das Wetter soll sonnig und warm werden. So freuen wir uns zur Abwechslung mal auf Kilometer lange Sandstrände und aufs Schwimmen.
    Der Empfang ist sehr freundlich und wir werden auf deutsch begrüßt. Wir bekommen einen großen Platz zugewiesen. Auf meine Frage, ob wir auch einen Platz direkt am Meer haben könnten, bekommen wir einen anderen genannt. Wir machen, wie üblich, einen Spaziergang über dem Platz, bei dem wir die vielen Freiflächen bemerken. Keiner der Hecken umschlossenen Plätze hat direkten Meerblick. Dazwischen liegt noch ein schmaler Streifen Dünen. Wir entscheiden uns daher für den erst genannten Platz, der an Größe und Ausstattung keine Wünsche offen lässt und nur ein paar Schritte vom Strand, Pool und Sanitärgebäude entfernt ist. Das Hängerparken und Einrichten geht schnell und kurze Zeit später inspizieren wir den Platz, machen einen kurzen Spaziergang zum Strand und genießen den Luxus, einen Pool ganz für uns allein zum Schwimmen zu haben. Nach dem Kaffee trinken unternehme ich einen langen Strandspaziergang und sammele dabei tolle Steine und Perlmutt für meinen "Findlinks-Schmuck". Es hat schon etwas Meditatives entlang der Wasserkante zu laufen. Den Blick zwischen Wellen und Sand schweifen zu lassen, auf das Glitzern kleiner Perlmuttstücke zu achten, die das Meer aus den Austerschalen und Muscheln gelöst hat, und toll geformte, ganz dünne Steine zu sammeln.
    "Steinreich" kehre ich gegen Abend zurück und begegne einem etwas besorgten Michael, der schon am Meer Ausschau nach mir gehalten hatte.
    Er hat quasi als kleines Amuse-Gueul ein paar kleine Nürnberwürstel gebraten, die ich mit Heißhunger nach der Wanderung aufesse. Aber dann sieht er mich erwartungsvoll an. Mein Part. Es dauert noch ein wenig, bis das Omelette mit Pilzen und Salat auf dem Wohnmobiltisch steht. Zum Essen draußen ist es inzwischen zu kalt geworden. Beim Spülen trifft plötzlich ein goldgelber Sonnenstrahl mitten in mein Gesicht. Die Sonne will sich verabschieden. Ich lasse Abwasch, Abwasch sein und gehe zum Meer. Die Bänke auf der Düne sind schon mit Schaulustigen besetzt. Man möchte den Sonnenuntergang über dem Meer erleben. Ich mache ein, zwei Fotos, aber dann schiebt sich eine dicke Wolke vor die Sonne und beendet das Spektakel auf ihre Weise. Morgen wird die Sonne es wohl wieder versuchen, alle mit einem perfekten Sonnenuntergang zufrieden zu stellen.
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  • Day 14

    Auf der Route des Caps nach Carteret

    September 5, 2020 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Ein Wäschealbtraum, Rollerfahrt zum Phare de Carteret, ein Strandspaziergang mit Wellenkontakt.

    Heute Nacht habe ich ziemlich schlecht geschlafen, das Donnern des Meeres hinter dem Wohnmobil, das Hämmern des Regens auf dem Dach und die steife Brise waren Schuld daran. Nein, eigentlich war meine Wäsche schuld daran, die ich intelligenter Weise am Vorabend gewaschen und auf die Leinen des Campingplatzes gehängt habe. In meiner Phantasie sah ich sie schon regenschwer in alle Himmelsrichtungen davon fliegen. Michael, der heute Morgen Brot geholt hat, beruhigt mich:" Hängt noch alles an Ort und Stelle und die ersten Sachen sind sogar schon trocken."
    Unser Frühstück nehmen wir gemütlich und entspannt vor dem Wohnmobil ein. In der Sonne sitzend, planen wie den Tag. Nachdem im Wohnmobil wieder klar Schiff herrscht , eigentlich müsste es ja"klar mobil" heißen, aber der Begriff ist schon anderweitig besetzt. Also, nach der Womoroutine starten wir mit dem Roller. Auf der Route des Caps fahren wir durch schmucke Orte wie Le Rozel mit dem Schloss, das als Hotel dient. Über winzige Straßen, in die man sich nicht mit dem Wohnmobil verirren sollte, da die Seiten mit der Brocage, den Schutzhecken, begrenzt sind, und selbst ein normaler PKW für uns auf dem Roller schon ein Verkehrshindernis darstellt.Welch ein Glück, dass wir kaum auf Autos treffen. Hinter Le Rozel führt der Weg entlang der Dünen und wir finden in Surtainville einen Stellplatz direkt hinter den Dünen. Weiter geht es durch eine Landschaft, die eher nach Frühling denn nach Herbst aussieht, mit den grünen Wiesen, in denen der Löwenzahn blüht und dem Himmel mit den Schäfchenwolken. In engen Serpentinen geht es hinunter von Baubigny in den winzigen Ort La Vallee und sofort wieder hoch nach Hattainville. Wir folgen immer dem Hinweisschild " Route des Caps".
    Kurz vor Carteret führt die Straße dann steil hoch zum Leuchtturm und wir haben zwischendurch tolle Ausblicke auf den Hafen und den Strand, die tief unter uns liegen. Wir parken den Roller auf dem Parkplatz des Leuchtturms und nehmen den Fußweg zur vorgelagerten Spitze.
    Während ich auf den Leuchtturm steige, Höhen und Blick in die Tiefe sind nicht so Michaels Ding, schaut sich Michael die Umgebung an. Ich habe Glück, außer uns sind keine weiteren Besucher da, und so kann ich ungehindert hinaufklettern und schauen. Mit einem phänomenalen Blick werde ich belohnt. Die beiden Inseln Jersey und Guernsey liegen im Dunst vor mir. Rechter Hand schimmern gelb die langen Strände von Potoniére, gesäumt von den blauen Wellen des Meeres. Links kann ich auf Carteret, die Strände und den Hafen schauen. Fantastisch. Ich kann sogar den Wanderweg sehen. Wie eine schmale Schneise verläuft er um die Steilküste. Ich klettere die Treppen wieder hinunter und schaue mich nach Michael um. Der sitzt auf einer Bank und genießt von dort die Aussicht. Gemeinsam wagen wir uns auf den steilen Weg hinunter zu den vorgelagerten Felsen, unter denen brausend die Wellen zusammen schlagen. Eine tolle Kulisse, die wir fotografieren. Beim Versuch ein Selfie von uns beiden zu machen, fällt mein Handy auf die Felsen. Nicht einmal, nein gleich zwei mal, weht es der Wind aus der Halterung, in die wir es ohne Schutzhülle gesteckt haben. Das zweite Mal hat nachhaltige Spuren hinterlassen. Die Rückseite ziert nun eine Art Spinnennetz. Aber es funktioniert alles noch. Das war dann ein ziemlicher Schreck. Dem entsprechend betroffen treten wir den Rückweg zum Roller an.
    Vom Leuchtturm fahren wir hinunter nach Carteret. Ein hübscher kleiner Ort, in dem man schon das Wochenende mit einem Kaffee in der Sonne begrüßt. Am Ortsausgang entdecken wir einen kleinen Stellplatz für Wohnmobile. Weiter geht es nach Barneville- Cateret. Die Zufahrtstraße ist wegen des samstäglichen Marktes gesperrt. Aber wir finden einen Weg in den Ort, stellen den Roller ab und bummeln durch den Ort. Der Markt ist zu Ende. Die Stände werden gerade abgebaut. Uns steht der Sinn einem Café au Lait in der Sonne. Aber alle Plätze sind besetzt. Man sitzt bereits beim Mittagessen. Auf dem Parkplatz neben unserem Roller halten die Autos einer Festgesellschaft. Ich kann die schicke Kleidung der Damen bewundern. Sogar ein kleines mit Federn geschmücktes Hütchen sitzt seitlich im Haar einer Dame. "Tres chic! " Aber nicht meine Welt. Ein Blick in die Kirche aus dem 12. Jahrhundert, deren Tür einladend offen steht, muss sein. Dann fahren wir nach Barneville an den Strand, in der Hoffnung, dort einkehren zu können. Endlose breite und menschenleere Strände, ein geschlossenes Strandcafé, aber ein toller Blick aufs Meer, erwarten uns dort. Dann eben "Café á la maison" beschließen wir und machen uns auf die ebenso schöne Rückfahrt.
    Nach einer kleinen Pause, in dem ich mich der Sonne und meinem Tagebuch widme, kann ich Michael zu einem Strandspaziergang überreden. Gemeinsam laufen wir entlang der Wasserkante und schon kurze Zeit später planschen wir ausgelassen in den auflaufenden Wellen, die uns, wenn wir nicht aufpassen, nicht nur die Beine, sondern gleich die ganze Hose nass machen. Wir laufen bis nach Sciotot, dort wo Felsen den Strand ablösen. Eigentlich wollten wir dort den Strandseglern zu schauen, die hier ihr Lager aufgeschlagen haben. Aber die haben wegen des auflaufenden Wassers ihre Fahrten schon eingestellt. Auf dem Rückweg stecke ich Michael mir meiner Sammelleidenschaft an. So kehren wir mit vielen schönen Steinen und Perlmutt beladen zum Wohnmobil zurück.
    Am Abend beobachten wir wieder den "Sundown". Beim Untergang gibt die Sonne ihr Bestes, aber die Wolken, die sich von ihr goldgelb bis kaminrot färben lassen, stehlen ihr die Show.
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  • Day 15

    Route des Caps -Dielette

    September 6, 2020 in France ⋅ ⛅ 14 °C

    "Surfer watching", Einkauf und Stadtbummel in Les Pieux, Rollertour auf der Route des Caps zum Hafen von Diélette

    Der Tag beginnt sonnig, und bereits vor dem Frühstück schauen wir den Surfern zu, die am Strand mit den Wellen kämpfen und versuchen die perfekte Welle zu erwischen. Der Strand von Sciotot ist ein Surfer- und Kiterparadies, wegen dem Wind, der auch schon mal Windstärken von 6 und mehr erreichen kann, wie uns unser Nachbar, ein begeisterter Windsurfer, erzählt. Alle stecken in Neoprenanzügen, trotzdem fröstelt es mich beim Zuschauen. Denn trotz der Sonne ist der Wind ist frisch ....sehr frisch!
    Es ist zwar Sonntag, aber der "Super U" im 4 km entfernten Les Pieux hat bis Mittag geöffnet. So starten wir am Vormittag mit den Roller zum Einkaufen dorthin, und um uns den Ort einmal anzusehen.
    Inzwischen hat es sich ziemlich bewölkt. Es wird doch wohl nicht anfangen zu regnen? Das geht hier schnell, und genauso schnell ist dann die Sonne auch wieder da. Der Weg nach Les Pieux führt ganz schön bergauf. Da braucht man schon ein E-Bike oder eine super gute Kondition. Mit dem Roller geht es natürlich super bequem. Kurze Zeit später parken wir vor dem Eingang des "Super U" und der Einkaufspass, wenn auch mit Maske, kann beginnen. So viele leckere Sachen. Da fällt es schwer, sich zu entscheiden. Wir kaufen die fehlenden Lebensmittel und Getränke, Apfeltaschen fürs Kaffeetrinken und eine lecker aussehende Lachsbruschetta, die überbacken werden muss. Eine Aufgabe für die Omnia. Michael kann an den gegrillten Haxen nicht vorbeigehen, und ich packe mir noch ein kleines Stück von den Leverotkäse ein. Den muss ich aber doppelt und dreifach verpacken, sonst hat das Nachbarmobil später auch noch etwas davon.
    Als wir danach unseren Einkauf verstauen, fängt es heftig an zu regnen. Wir warten den kurzen Schauer ab. Zeit genug, die riesigen Waschmaschinen am Eingang des Supermarktes in Augenschein zu nehmen. Für 4 Euro kann man 8 kg Wäsche waschen und trocknen lassen, inklusive Waschpulver. Da wird während des Einkaufes gleich auch die Schmutzwäsche sauber. Manche Supermärkte haben sogar Wohnmobilstellplätze mit Ver-und Entsorgung.
    Der Regen hat aufgehört und wir fahren das kurze Stück bis zur Stadtmitte. Die Stadt hat extra für uns Wimpel und Fahnen aufgehängt. Beim Bummel durch die Stadt bemerken wir, dass ein Stadtfest stattfindet. Über dem offenen Buchenholz gebratenes Geflügel, Schwein und Würste werden in Buden zum Verzehr angeboten. Riecht ziemlich lecker. Wir beenden unseren Bummel und zurück geht es Sonne tanken, die scheint inzwischen mit voller Intensität vom wolkenlosen Himmel, Kaffee trinken mit den leckeren Apfeltaschen und Tagebuch schreiben. Gegen Nachmittag starten wir die Routes des Caps in die andere Richtung mit dem Roller. Der Fährhafen von Diélette ist unser Ziel. Zunächst fahren wir durch Sciotot. Hier hat sich eine Surfer-und Kitergemeinde niedergelassen. Das Strandcafé und der Parkplatz sind gut voll und auch auf dem Wohnmobilstellplatz hinter dem Parkplatz stehen einige Mobile Es geht stetig berghoch und bald können wir zwischen den Bäumen und Hecken tief unten das Meer glitzern sehen. Ich komme mir vor wie auf einer Fahrt entlang der spanischen Küste mit den Bananenstauden, den Palmen und Agaven am Wegesrand, dem blauen Himmel und dem blau leuchtenden Meer. In Flamaville, einem hübschen, blumengeschmückten Ort mit Schloss und Schlosspark machen wir halt und schauen uns ein wenig um, bevor es weiter nach Diélette geht. Schon von oben können wir den Hafen in der Sonne liegen sehen. Wir parken den Roller und bummeln durch den Hafen, der heute am Sonntag Ausflugsziel einiger französischen Familien ist. Wir schauen uns die Hafenanlage an. Hier sinkt der Wasserstand zwar auch, aber die Hafenbecken fallen nicht trocken. Der Zulauf durch einen kleinen Fluss sorgt dafür. Alle Stege und auch die Gangway für die Personenfähre nach Guernsey, die hier mehrmals am Tag ablegt, sind so konstruiert, dass sie mit dem ansteigenden Wasser mit gehen. Während Michael nach der komplizierten Technik des Hafens schaut, interessieren mich mehr die Paragleiter, die wie bunte Schmetterlinge vor der Steilküste segeln. Das möchte ich auch einmal machen. Doch davon will Michael überhaupt nichts wissen."Viel zu gefährlich", meint er. Den Hafenbesuch lassen wir mit einem Besuch des Ausflugslokals ausklingen. Herrlich ist es, in der Sonne bei einem Getränk zu sitzen und dem Treiben im Hafen zuzusehen. Irgendwann müssen wir zurück. Doch die Fahrt entschädigt uns ein wenig dafür, den schönen Platz verlassen zu müssen.
    Am Wohnmobil zurück ist es Zeit, sich um das Abendessen zu kümmern. Die gekaufte und im "Omnia" gebackene Lachs Bruscetta ist total lecker und reicht für uns beide.
    Auch heute strömen alle wieder zu den Sonnenuntergangsplätzen am Meer und hoffen auf den perfekten Sonnenuntergang. Und wieder hat es nicht geklappt. Wir packen schon ein wenig zusammen. Morgen geht es 250 km weiter in die Bretagne.
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  • Day 16

    Erquy -Camping St.Michel

    September 7, 2020 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Weiterfahrt in die Bretagne. Eine etwas komplizierte Ankunft. Ein toller Platz mit Meerblick. Ein Strandspaziergang und eine traumhafte Sonnenbeleuchtung zum Tagesabschluss.

    Eigentlich sind wir heute viel zu spät dran für die Strecke, die wir uns zu fahren vorgenommen haben.
    Da wir uns einen kleinen Campingplatz herausgesucht haben, gibt es bestimmt wieder Probleme mit unserer Ankunft und der Öffnungszeit. Das ist einfach der Nachteil von Campingplätzen. Für heute haben wir uns einen ganz kleinen Platz ausgeguckt, ohne viel Komfort, dafür aber direkt an Strand und Meer. Lassen wir uns überraschen.
    Das Fahren um diese Jahreszeit ist so viel entspannter, als früher im Sommer. Wir haben nicht nur mehr Zeit und können daher viel gelassener damit umgehen, als wenn man alles in 2 oder 3 Wochen packen muss, auch der Druck einen Platz für die Nacht zu finden, fällt weg. Platz ist überall genug, jedenfalls war es bisher so. Oft genug konnten wir uns sogar selbst einen Platz aussuchen.
    Es ist aber nicht gähnend leer. Das bereitet irgendwie auch Unbehagen. Es ist gerade so, wie wir es mögen.....total entspannt.
    Wir fahren die D 650 in Richtung Valogenes. Unsere Mathilde, das Womonavi, will uns unbedingt wieder ein Stück zurück Richtung Cherbourg schicken, und dann auf die N 13. Die Strecke ist zwar Kilometer mäßig viel weiter, aber zeitlich kürzer. Nach unseren Erfahrungen mit den kleinen Heckenstraßen vertrauen wir auf Mathilde und ignorieren Google Maps, das sich aber schon bald geschlagen gibt und in die gleiche Richtung navigiert.
    Kurz vor Benoistville schiebt sich ein Trecker mit Anhang vor uns auf die Straße. Oh je. Jetzt heißt es sich mal wieder in Geduld fassen und hoffen, dass er bald abbiegt, denn Überholen ist auf der schmalen und uneinsichtigen Straße nicht angesagt. Wir haben Glück: keine 10 Minuten später haben wir wieder freie Fahrt. Weiter geht es auf der D 22 und D 56, bevor wir die N 13 Richtung Reims erreichen. Hier finden wir Hinweisschilder zum Utaha-Beach. Auch einer der Landungsstrände von 1944. Landungsstrände haben wir eigentlich genug gesehen.
    Auf der Gegenfahrbahn herrscht das Blaulichtgewitter von Einsatzfahrzeugen. Ein Trecker ist umgekippt. Ein LKW konnte wohl nicht mehr rechtzeitig bremsen und ist aufgefahren. Dürfen Trecker überhaupt auf Nationalstraßen fahren? Wir wechseln auf die N 174 und dann auf die A 84. Es beginnt zu regnen. Die Strecke ist ganz schön bergig. Es geht steil bergauf.
    Die Ausfahrt 34 in Richtung St. Brieux und St. Malo ist die unsere. Vorher müssen wir noch tanken. Das funkioniert nur mit Karte. Aber die Geheimnummer von Michaels Visakarte wird nicht erkannt und meine vergesse ich ständig. Gut, dass Michael noch andere Karten hat. Wir fahren weiter. Mathilde korrigiert die Ankunftszeit drastisch nach oben, wegen einer Straßensperrung mit Umleitung. Dann taucht am Horizont die Silhouette der Kirchen von Arranches auf und wenig später können wir rechts den Mont St. MIchel sehen. Den Mont St. Michel haben wir schon besucht und ist auch nicht unbedingt ein Ziel zu Coronazeiten. Auf der N 175 überholen wir ein Wohnmobil. Mensch, das hat ja ein Herforder Kennzeichen. Michael hupt und ich winke freundlich beim Vorbeifahren. Auf der D 137 geht es ein Stück entlang des Flusses Ranch, der bei St. Malo über das Gezeitenkraftwerk ins Meer fließt. Dann taucht ein Hinweisschild auf. Wir sind in der Bretagne. Als wir über das Gezeitenkraftwerk in Richtung Dinan fahren, können wir St. Malo sehen. Auch St. Malo war bereits einmal eines unserer Ziele. Und so können wir es getrost rechts liegenlassen. Weiter geht es durch Ploubalay über die D 768 und weiter auf der D 786. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Region viel mehr Wohnmobile unterwegs sind. In Les Hospitaux vertrauen wir keinem der beiden Navis, die sich auch noch widersprechen, sondern fahren nach den Hinweisschildern zum Camping St. Michel. Es geht eine steile Straße hinunter und durch die Bäume sehen wir das Meer und den Strand. Dann stehen wir vor der schmalen Einfahrt des Campings. Es ist 14.45 Uhr. Eine Viertelstunde gilt es zu warten. Doch wo? Wir stehen mit dem Hänger auf der Straße, weil die Einfahrt von einem anderen wartenden Wohnmobil mit Anhänger blockiert ist. Auf dem Parkplatz vor dem Camping stehen bereits 3 weitere Wohnmobile und warten auf das Öffnen der Rezeption. Michael fährt noch ein kleines Stück weiter in die Einfahrt Jetzt ist die Straße einigermaßen passierbar, aber die Autos, die durch die Schranke heraus wollen, müssen bis auf wenige Zentimeter an unserem Wohnmobil vorbei manövrieren. Nur nicht hingucken. Hoffentlich ist es bald 15.00 Uhr Endlich kommt das Pärchen, das den Campingplatz betreibt. Man hat hier die Ruhe weg. Und so dauert es noch eine weitere Viertelstunde, bis wir aus dem Gefahrenbereich herausfahren und unseren Platz, den man uns zugeteilt hat, suchen können. Etwas schwierig, da die Schilder mit den Nummern zugewachsen oder nicht gut lesbar sind. Ich hatte um einen großen Platz mit Meerblick gebeten. Den haben wir auch bekommen. So groß, dass wir das Wohnmobil quer daraufstellen können. Dann gilt es noch den Hänger zu platzieren. Hilfe bekommen wir beim Rangieren von einem freundlichen Camper, denn der Platz ist leicht uneben. Es ist fast 16.00 Uhr, bis alles steht und wir denn tollen Blick auf die Insel des kleinen Michael geniesen können. In der letzten Stunde haben doch die Nerven etwas gelitten und Michael reagiert ziemlich gereizt, wenn ich nicht gleich weiß, was er vor hat. Wenn ich Gedanken lesen könnte, wäre ich sicher nicht hier, sondern in Las Vegas. Aber nun ist alles gut. Der kleine, blaue Bulli vor uns stört kaum. Hoffentlich bleibt der noch ein paar Tage, denn ein großes Wohnmobil an seiner Stelle, würde uns einiges an Meerblick nehmen.
    Nach dem Kaffee mache ich einen Spaziergang durch die Dünen und dann am Strand zurück. Es ist das herrlichste Wetter und es ist Ebbe. Der Weg zur Insel ist frei. Aber die Wanderung möchte ich doch gern mit Michael machen.
    Den Rest des Tages erholen wir uns von der Fahrt und bewundern den Himmel, der sich bei schwindender Sonne in alle Rottöne färbt. Die kleinen Boote auf dem Wasser sehen aus, als wären wie rot beleuchtet.. Zum Kochen hat keiner mehr von uns Lust nach dem Tag. So gibt es Baquette mit Salzbutter, Wurst, Käse und für mich ein Glas Cidre. Es wird langsam Zeit, dass der Leverot aufgegessen wird, denn der Kühlschrank riecht penetrant nach alten Socken, und Michael wollte den Käse deshalb schon in den Hänger verfrachten. Da will ich ihn lieber mal schnell essen, bevor er plötzlich weg ist.
    Das war heute schon ein ziemlich aufregender und ereignisreicher Tag.
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  • Day 17

    Küstenwanderweg und Cap Erquy

    September 8, 2020 in France ⋅ ☀️ 18 °C

    Wanderung auf dem Küstenwanderweg. Rollerfahrt zum Cap Erquy, Stadtbummel in Erquy

    Sonne scheint in die geöffneten Fenster und das Rauschen des Meeres ist heute unser Wecker. Noch im Nachthemd baue ich die Stühle in der Morgensonne auf und koche Kaffee, den wir dann zusammen mit Blick auf das Meer trinken. So lieb ich den Morgen. Nach dem Frühstück möchte ich den Küstenwanderweg unter die Wanderschuhe nehmen. Und.... es geschehen noch Zeichen und Wunder, nicht nur, dass Michael mich begleiten will, wandern ist nicht unbedingt seine bevorzugte Fortbewegungsart, nein, er hat sich sogar meine alten Walkingstöcke herausgesucht. Na, dann los. Gemeinsam folgen wir dem GR 34 durch die Dünen und durch ein Waldgebiet. Immer wieder verändert sich der Wanderpfad, führt über Stege, durch einen Urwald in dem sogar Blattfarne am Wegesrand wachsen. Zwischendurch geben die Bäume den Blick auf das Meer frei. Dann geht es durch eine Heidelandschaft und dann......über Treppen steil hinauf. Aber zum Glück, es ist Ebbe, und so können wir auch am Strand weitergehen und dabei beim Laufen dem Spiel der Wellen zu sehen. Irgendwann möchte Michael umkehren. Wir wollen es ja beim ersten Mal nicht übertreiben. Als wir zurück auf dem Campingplatz sind, haben wir eine gut 7 km lange Wanderung gemacht. Nicht schlecht für den Anfang. Die Mittagszeit nutzen wir zum Sonnen und Relaxen und am frühen Nachmittag ist eine Rollerfahrt zum Cap Erquiy geplant. Michael hat den Weg dorthin geroutet und einen Parkplatz direkt am Cap als Ziel ausgewählt. Dann lassen wir uns von einem Wegweiser "Parking am Cap" verunsichern und folgen diesem. Es ist richtig viel Betrieb auf dem Parkplatz und es gibt sogar einen Wohnmobilstellplatz dort. Allerdings ist der Aufenthalt zwischen 22.00 Uhr und 8.00 Uhr verboten. Also Übernachten ist nicht möglich. Michael ist etwas maulig, weil es nicht der geroutet Parkplatz ist und wird noch unzufriedener, als er das Schild sieht, dass das Cap noch 1, 5 km entfernt ist. Das hat er sich doch anders gedacht. Wir machen uns auf den Weg. Für eine Wanderung in der heißen Sonne sind wir viel zu warm angezogen. Nach 1 km ein neues Schild mit dem Hinweis, dass es noch immer 1,5 km bis zum Cap sind. Das reicht meinem Mann. Das mit dem Laufen hat er heute morgen schon abgehakt. Also kehren wir um, kehren zum Roller zurück und fahren über kleine Straßen direkt zum Cap. Schon auf dem Weg dort hin, haben wir beeindruckende Blicke über die Felsen in die Tiefe. Der Parkplatz am Cap hat Platz für 5-6 Fahrzeuge und ist voll. Irgendwo dazwischen stellen wir den Roller ab und bestaunen Sanddünen, die Steilküsten aus rosa Sandstein, die zerklüfteten Felsen, die steil zum blaugrünen Meer abfallen. Ein winzig aussehender Sonnenschirm steckt einsam im weißen Sand. Kleine Trampelpfade führen von Felsen zu Felsen. Die vorgelagerten Plataus geben den Blick auf immer neue Ansichten frei. Wir laufen direkt am Rand der Felsen auf einem kleinen Trampelpfad durch die von blühender Heide bewachsenen Landschaft und das bei einem Wetter, wie es schöner nicht sein kann. Man kann das Cap zu Fuß über drei Exkursionswege erkunden. Wir wählen einen der kürzeren und bekommen so einen Blick in alle Richtungen. Jenseits des Kaps kann man die Wanderung entlang des Zöllnerpfads in Richtung Cap Frehel und Fort La Latte fortsetzen. Die Strände und Buchten zählen zu den schönsten der Nordküste. Das Cap Frehel, dass nicht weit entfernt ist und das wir vor zwei Jahren besucht haben, ist schon sehenswert. Aber das Cap Erquy ist noch wesentlich beeindruckender.
    Später fahren wir in die Stadt Erpuy und bummeln durch die kleine geschäftige Stadt, schauen uns den Stadtstrand an, statten der Kirche Église Saint-Pierre et Saint-Paul einen Besuch ab und besorgen uns ein Brot, denn Brot gibt es auf dem Campingplatz nicht. Der Hafen von Erquy ist führend beim Verkauf von Venus- und Jakobsmuscheln, die hier von November bis März geerntet und verkauft werden.
    Wir würden gern irgendwo einkehren. Aber die Plätze der Lokale in der Stadt liegen voll in der Sonne. Wie gesagt, wir sind etwas warm angezogen. Dann entdecke ich in der Ferne Restaurants und Lokale am Hafen der Stadt. Dort fahren wir hin und finden einen Platz auf einer Terrasse an der Hafenmauer. Aber die Tische stehen so eng, dass wir uns dort nicht wohl fühlen und uns gegenüber in der geöffneten Tür einer Bar einen neuen Platz suchen. Dann endlich gibt es etwas Kaltes zu trinken und ich kann dabei meiner Lieblingsbeschäftigung "Leute beobachten" nach kommen.
    Inzwischen ist es schon 18.30 Uhr. Zeit zum Wohnmobil zu fahren,um etwas zu essen zu machen, meint der Magen. Aber zum Kochen hat mal wieder keiner so recht Lust.....und so teilt Michael seine gekaufte Haxe vom Vortag mit mir. Das frische Baquette mit der leckeren Salzbutter und ein Salat dazu machen auch satt. Noch ein wenig schreiben und dann sind wir reif fürs Womobett.
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  • Day 18

    les Sables d'Or und eine Wanderung

    September 9, 2020 in France ⋅ 🌙 17 °C

    Rollerfahrt nach Les Sables d' Dor. Kaffee-Lektion in Frehel. Einkaufspass im "Super U". Eine Wanderung auf die Insel des kleinen Michael.

    Heute Morgen ist nichts mit Stühlen in die Sonne stellen. Die Sonne hat verschlafen und der Himmel ist grau. Wir haben eine Rollerfahrt geplant. Zunächst soll es in den bekannten Badeort Les Sables d’Or gehen. Les Sables d’Or heißt übersetzt: "goldener Sand." Und die beiden Sandstrände „Plage du Borg“ und „Plage du Centre“ können wir vom Campingplatz aus sehen. Sie leuchten wirklich in der Sonne goldgelb. Zwischen Les Sables d’Or und unserem Campingplatz liegt eine Bucht. Bei Ebbe kann zu Fuß oder mit dem Rad die Bucht über einen Wanderweg durchquert werden. Genau zu diesem Wanderweg führt uns das Rollernavi. Nicht nur, dass für motorisierte Fahrzeuge dieser Weg verboten ist, es wäre auch kaum machbar, mit dem Roller durch Sand und Steine zu fahren. Also drehen wir und fahren die kleine Straße wieder bergauf. Wir müssen nun wohl oder übel auf der D34 die Bucht umfahren. Dabei kommen wir am „Super U“ vorbei und gönnen unserer „Roten Paula“ mal ein wenig Benzin.
    Les Sables d’Or wurde 1922 von den zwei Nachbargemeinden, Plurien und Frehel, künstlich als Badestadt erschaffen. Berühmt ist es für seinen großen Sandstrand, für seine Dünen, und für seine bezaubernden Villen und Hotels im anglo-normannischen Stil. Es galt lange Zeit als Badeort für die Reichen und Schönen. Heute lebt es in der Hauptsaison vom Massentourismus. Die Karussells, Hüpfburgen, Fahrradverleih usw., die geschlossen sind, zeigen uns, welches Leben in den Sommermonaten hier herrscht. Im Moment ist eher Totentanz. In den Bars und Cafes, die geöffnet haben, sitzen nur wenige Menschen. Wir haben genug gesehen und fahren weiter auf der Küstenstraße Richtung Cap Frehel. Dann biegen wir ab und erreichen den Ort Frehel, das dem Cap seinen Namen gibt. Hier kehren wir vor einer Bar auf einen Kaffee ein. Michael bekommt dabei eine Lektion in der Bestellung von Kaffee in Frankreich. Er bestellt: "Un café" und erhält dann eine kleine Tasse mit starkem, schwarzem Kaffee, und das ist meist ein Espresso. Er hätte auch "un café noir" oder "un espresso" sagen können – es ist alles das gleiche. Ich bestelle einen „Cafe au Lait“, bekomme aber einen Kaffee im Espresso-Format, "une Noisette", begleitet von einem Kännchen mit warmer Milch. So kann ich mir selbst so viel Milch nehmen, wie ich möchte. Um einen Kaffee zu bekommen, so wie er ihn von Zuhause kennt, hätte Michael sich „Un café filtre" oder "café creme" bestellen sollen. Wir beobachten den durchfahrenden Verkehr. Sehr viele Wohnmobile.
    Wir fahren über „Le petit St. Marlo“ zurück und halten noch einmal beim „Super U“, um Brot zu kaufen. Aber in diesem riesigen Supermarkt gibt es soviel zu gucken, und so verbringen wir fast eine Stunde zwischen den ganzen Leckereien.
    Am Nachmittag, bei Ebbbe, möchte ich gern zur Insel des kleinen Michael laufen. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder in der Normandie steht der kleine in der Bretagne. Er versteckt sich hinter den Steilklippen der Smaragdküste. Michael hat Lust mitzugehen. Schließlich trägt die Insel seinen Namen, ist quasi seine Insel. Es ist eine ziemlich anstrengende Wanderung über die glitschigen dicken Steine. Man muss stets aufpassen, wohin man tritt und das Gleichgewicht halten. Wir sind spät dran. Zur Insel des “Petit St. Michel“ kann man nur innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gehen. Und wir wollen ja auch noch wieder zurückkommen, bevor die Flut uns den Weg abschneidet. Eine Nacht in der kleinen Kapelle oben auf der Insel möchte ich nicht so gern verbringen. Das letzte Stück wird es richtig alpin. Wir müssen klettern, bis wir endlich an der Kapelle angelangt sind. Dann genießen wir ein wenig die Aussicht, aber nicht zu lange. Oben an der Kapelle hängen unzählige Schalen von Jacobsmuscheln. Die sind mit Wünschen beschriftet. Für uns geht es den steinigen Weg wieder zurück und unser Wunsch ist, sich nicht die Haxen zu brechen. Wäre im Fall von Michael fatal. Den Rückweg schaffen wir locker vor der Flut. Es reicht sogar noch für einen Strandspaziergang. Das war doch mal ein schöner, wenn auch anstrengender Tagesabschluss.
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  • Day 19

    Paimpol

    September 10, 2020 in France ⋅ ⛅ 20 °C

    Gut, dass wir gestern alles zusammen gepackt haben. Heute Morgen regnet es. Wir sind relativ schnell abreisefertig. Nach dem ruhigen und etwas einsamen Stellplatz hier am Meer, haben wir uns einen Campingplatz in der Stadt ausgesucht. Heute geht es in die Hafenstadt Paimpol und dort in den Camping Municipal Cruckin . Von dort aus können wir auch die Ile de Brehar , die Blumeninsel besuchen. Der Fähranleger ist keine 10 Min. vom Campingplatz entfernt, wenn wir den Roller nehmen. Mit dem Fahrrad fährt man eine halbe Stunde. Aber noch sind wir nicht da.
    An der Schranke funktioniert die Karte zum Hinausfahren nicht, und ich muss sie bei der Rezeption neu aktivieren lassen. Inzwischen stehen schon 2 Fahrzeuge hinter uns, die auch hinaus wollen. Aber das sollte an diesem Morgen noch lange nicht das größte Problem sein. Michael holt, so weit es geht, aus und nimmt die enge Kurve, damit Wohnmobil und Hänger auf die enge Straße kommen. Dann fährt er den steilen Berg hoch. Das heißt, er will den steilen Berg hochfahren. Ungefähr auf der Hälfte der Steigung drehen die Räder durch. Nichts geht mehr . Warnblinker an und den hinter uns stehenden Fahrzeugen signalisieren, dass sie irgendwie versuchen sollen, an uns vorbeizufahren. Dann versucht Michael probiert den Berg wieder hinunter zu rollen und dabei etwas Platz für die Fahrzeuge hinter uns zu schaffen. Und gerät zu weit an die Böschung zum Meer. Die Straße ist zu schmal, um den Hänger mit dem Wohnmobil von der Böschung wegzulenken. Gerade ziehen geht wegen der Steigung nicht. So rutscht der Hänger langsam über die Böschung, bis Michael das Womo anhalten kann. Der Hänger steht so schräg, dass er jeden Moment droht umzukippen. Die einzige Möglichkeit, ihn von der Böschung zu bekommen ist, ihn abzukoppeln. Das geht aber wegen des starken Gefälles nicht, denn wenn der Hänger ins Rollen kommt, können wir ihn zu zweit niemals halten. Inzwischen sind hilfsbereite Franzosen herbeigeeilt und wir überlegen, was zu tun ist . Michael legt erst einmal Bremskeile so gut es geht hinter den Hänger. Er geht nur die Flucht nach vorn. So startet er einen letzten Versuch, um auf der rutschigen Straße ein kleines Stück nach oben zu fahren und den Hänger von der Böschung fort zu ziehen. Er hat nur einen Versuch. Rutscht das Gespann weiter nach hinten, kippt der Hänger um. Ich mag gar nicht hinsehen.
    Michael gibt Gas und kommt wirklich auf der Straße ein Stück vorwärts nach oben. Das reicht, damit der Hänger wieder gerade steht. Dann geht es langsam Stück für Stück den Berg hinunter.
    Den Berg kommen wir definitiv nicht hoch. Wir müssen die kleine Strandstraße nehmen, die führt auch nach oben in den Ort, zwar sehr eng, aber dafür nicht so steil. Dafür muss das Wohnmobil samt Hänger auf der Straße um 180 Grad gedreht werden. Mit Unterstürzung zum Halten des Hängers koppeln wir ab, drehen das Mobil, hängen den Hänger wieder dran, und dann können wir endlich die Straße räumen. Als erstes will gleich ein dicker LKW an uns vorbei. Bloß erst mal weg von hier. Die nächste Viertelstunde sagt keiner von uns beiden ein Wort. Das gerade Erlebte sitzt noch in den Knochen. Irgendwie ist das heute nicht unser Tag, denn kaum sind wir unterwegs, wird die Straße von Straßenrandbearbeitungsfahrzeugen blockiert. Himmel, was für ein Wort, gemeint sind Trecker, die den Straßenrand und die Böschung mähen. Gleich zwei arbeiten hintereinander. Und von vorn kommt Gegenverkehr ohne Ende. Zeit und Geduld sind gefragt. Dabei wollten wir vor 12.00 Uhr in Paimpol sein, um nicht wieder vor der Schranke warten zu müssen. Erst die Aktion mit der Bergfahrt und jetzt das. Aber irgendwann geht es weiter. Wir fahren ganz gemütlich, als plötzlich ein Höllenlärm hinter uns im Wohnmobil, uns zusammenzucken lässt. Was war das? Die Besteckschublade war wohl nicht richtig zu und ist in der Kurve herausgesprungen. Gott sei Dank nicht komplett. Ich schiebe sie hinein. Ruhe ist wieder da. Jeder hängt so seinen Gedanken nach und unabhängig von einander machen wir uns Gedanken, wie die "Rote Paula" und die Räder die Schieflage überstanden haben. Wir werden es bei der Ankunft feststellen. Aber jetzt werden wir durch einen Stau vor St. Brieuc ausgebremst. Das gibt mir Zeit, eine der ältesten Städte der Bretagne von oben zu betrachten. Gut kann ich den Hafen sehen und die Gouët, die an dieser Stelle in das Meer fließt. Diesen Ort sollten wir beim nächsten Mal in den Reiseplan mit einbeziehen.
    Es ist 10 Minuten vor 12.00 Uhr, als wir die Einfahrt des Camping Municipal in Paimpol erreichen. Wir können uns die Plätze anschauen. Es gibt parzellierte Stellflächen, zwei große Wohnmobilstellplätze ohne Einteilung auf einer Wiese, und einen Stellplatz , der in Boxen eingeteilt ist, auf Asphalt. Wir entscheiden uns schnell für den ersten Platz der uns gefällt. Lange Suchen ist nicht mehr, der Mann an der Rezeption will Mittag machen.
    Aber der ausgesuchte Platz mit den Hecken ist groß und gemütlich. Nachdem alles steht, kommen wir so langsam zur Ruhe. Bei einer Runde über den Platz stellen wir fest, dass auch Plätze mit Meerblick frei sind. Egal. Wir stehen, haben genug Platz und Sonne den ganzen Tag.
    Am Nachmittag fahre ich mit dem Rad am Meer entlang in Richtung Hafen. Ein hübsches kleines Hafenstädtchen erwartet mich. Aber was für ein Trubel. Überall machen Schilder auf die Maskenpflicht aufmerksam. Ich stelle mein Rad im Hafen ab. Der alte Hafen hat sich in eine hübsche Marina mit belebten Restaurants verwandelt und lädt zum Bummeln ein. Außerdem bildet er einen guten Ausgangspunkt für mich für einen Erkundungsgang durch die Altstadt mit ihren Reedhäusern. Paimpol ist die Hochburg des Fischfangs und der Austernzucht an der Côtes-d'Armor und ist auch bekannt durch eine bestimmte Austernart, die es nur hier gibt, "die Paimpolaise". Im Jachthafen liegen viele große und kleine Boote. Wie wollen die bloß aus dem Hafenbecken kommen? Der Verkehr schiebt sich hupend und stockend entlang des Hafens. Menschen bummeln und suchen einen Platz in der Sonne. Ich durchstreife die Gassen der Altstadt. Wunderschöne Häuser, kleine Läden, Bars und Restaurants und sehr viele Kunstgalerien. In einem der Cafes am Hafen kehre ich auf einen Kaffee ein. Bevor ich zurück zum Rad gehe, besorge ich noch ein Baquette und dann fahre ich zurück zum Wohnmobil. Am Abend, nach dem Abendessen, machen wir noch einen Strandspaziergang in Richtung der "Abtei Beauporte" und dann sind wir reif für unser Wohnmobilbett.
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