EB 2.0

May - October 2023
Mein 2. Versuch den internationalen Bergwanderweg der Freundschaft von Eisenach nach Budapest zu laufen. Read more
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  • Day 2

    Beobachtungen

    June 1, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    40 Gäste auf der Sonnenterrasse. Ein Grund zur Freude für den Gastronomen. Sein Gesicht sagt etwas anderes. Ich gebe trotzdem Trinkgeld und frage, ob er mir meinen Wasservorrat auffüllen würde. Er beugt sich durch das Speisenausgabefenster zu mir herüber und flüstert leise wie Graf Zahl "Ja, natürlich. Kommen sie nachher einfach an die Seitentür". Was mich da wohl erwartet? Mein Kopfkino springt an und ich sehe, wie er zur Seitentür geschlichen kommt. Mit Schlapphut und Bademantel aus FDGB Besitz bekleidet, wird er mich mit dem Zeugefinger, mit dem er sonst die sensorische Qualitätskontrolle seiner Köstlichkeiten vornimmt, zu sich winken. Ich werde nervös folgen, um dann zu beobachten, wie er sich noch mehrfach verschwörerisch umblickt, bevor er bedächtig seinen Mantel öffnete. An beiden Innenseiten werden dutzende Flakons mit edelsten Trinkwasserproben hängen und wie große verführerische Diamanten funkeln. "Die erste Flasche geht auf Haus" höre ich ihn heißer flüstern. Als grelle Lichtblitze vom Nebentisch ihren Weg in meine Augen finden, werde ich schlagartig zurück in die Realität katapultiert.
    Auf der Terrasse herrscht Selbstbedienung. Der Gast bekommt mit der Bestellung ein bierdeckelgroßes Etwas mit vielen bunten LEDs in die Hand gedrückt. Dieses Dingens ist mit an den Platz zu nehmen und meldet dann dort, durch wildes blinken, das die Bockwurst angerichtet, oder der Salat jetzt in der Schüssel gelandet und zur Abholung bereit ist. Für Epileptiker ist das ganz sicher heikel. Der Deutsche isst bekanntlich ganz pünktlich. Auf Reisen wird das gerne beibehalten. So scheint es gegen 12:30 Uhr, als hätte gerade ein Bus gehalten und jede Menge weitere Gäste auf die Terrasse gespuckt. Am Speiseausgabefenster entsteht kurzzeitig eine Speiseausgabenfensterschlange. Wenig später ist auf der Terrasse jeder Sitzplatz mit frischgebackenen Speisefertigstellungsmeldedingensbesitzern besetzt. Und dann erhebt sich ein Brummen, Rütteln und vibrieren über den ausgeblichenen Terrassenmöbeln, denn, dass jetzt geschmackliche Herausforderungen auf ihre Abholung warten, wird nicht nur durch ein Feuerwerk an bunten Lichtblitzen signalisiert, nein, auch an die nichtsehende Bevölkerung wurde gedacht. Das Ding vibriert. Nicht einfach so, es vibriert sich aus vollem Herzen und mit animalischer Inbrunst die Seele aus dem Leib. Ich rechne damit, dass sich augenblicklich eines dieser Gästeversklavungskästchen in eine Tischplate wühlt, worauf der gesamte Tisch unweigerlich in Flammen aufgehen muss. In das akustische Inferno aus schrillen Brummtönen mischen sich "Huch", "Was ist das?" und "Ist das meins?" Rufe. Die Hungrigen springen scheinbar zufällig auf, um erneut eine Warteschlange zu bilden. Es geht doch nix über eine gute Organisation.

    Nicht zu übersehende Schilder weißen, in feinstem Behördendeutsch darauf hin, dass der Verzehr von mitgebracht Speisen und Getränken auf dieser Gewerbefläche verboten ist. Vermutlich ist dies der Grund, dass links neben mir ein Pärchen in kurioser und schmerzhaft verbogener Körperhaltung, hinter vorgehaltener Hand, kalte Wiener Würstchen genießt. Hoffentlich verschlucken sie sich nicht. Der Rettungsdienst ist bestimmt mit den Epilptikern hinreichend beschäftigt. Schmecken lassen!

    Mein Lieblingsdialog unter den belauscht Gesprächen war kurz, aber nicht minder hochwertig.

    "Weißt du, was für Früchte auf dem Erdbeereisbecher sind?" "Nein, aber ich habe hier schon mal einen Waldbeerenbecher gegessen, da waren Waldbeeren drauf"

    Ich trinke aus und ziehe weiter. Gleich um die Ecke wartet eine Mittagsschlafwiese mit traumhaft schönen Blick auf mich.
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  • Day 3

    Richtfest

    June 2, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 13 °C

    Die Schutzhütte, in der ich heute übernachten wollte, ist dermaßen verdreckt, dass selbst ich, mit meinem recht unempfindlich Gemüt, nicht darin schlafen möchte. Dabei habe ich gestern noch in einer Hütte geschlafen, vor der sich eine Sitzgelegenheiten in der typischen Futterraufenform mit kostenlosem WLAN befand. Ausprobieren konnte ich es nicht, da die Sonne für die Solarpanele auf dem Dach schon zu schwach war. Also dann heute Abend halt Premiere für das neue Zelt. Alles weiter nachher.Read more

  • Day 4

    Kurioses

    June 3, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    Ist das eine Gemeinschaftsjagd, oder eine Jagdgemeinschaft? Werden die Jäger nach Körpergröße sortiert? Flüstern die dann ständig "ducken!" Bevor jemand schießt? Hmmm.

  • Day 4

    Der Rucksack von Chuck Norris

    June 3, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Ich habe die Trinkblase in meinem Rucksack in Betrieb genommen. Zwar hat mein Rucksack an den Seiten jeweils eine geräumige Tasche für Wasserflaschen, die Designer haben sich aber anscheinend gedacht "lass uns mal was neues probieren. Wir bringen diese Taschen einfach mal an einer Stelle an,an der man das Wasser unmöglich erreichen kann,wenn man den Rucksack trägt. Gute Idee, so machen wir es. " Trinken, ohne den Rucksack abzusetzen ist nur 2 Menschen möglich. Chuck Norris und dem merkwürdigen Typen mit den unendlich langen Armen aus "Arabella die Märchenprinzessin. Jetzt kann ich sehr komfortabel trinken, während ich laufe. Die nächste Falle wartet aber schon. Das die Trinkblase leer ist, bemerkt man erst, wenn sie leer ist. Mal wieder kein Wasser mehr und noch 7 knackige Km bis zum nächsten Zapfhahn. Das war der bisher härteste Kampf. Meine Karte zeigte zwar eine Quelle in einem Seitental, aber zu der hätte ich 80 Höhenmeter absteigen müsse. Hätte diesse Quelle kein Wasser geführt, wäre ich dort nie wieder hoch gekommen. Mein gaumen fühlte sich mittlerweile an wie Esspapier und beim Zwinkern knistert es verdächtig. Zähne zusammenreißen und weiter. Als ich dann halb im Delirium den Imbiss am Grenzadler in Oberhof erreichte, hätte ich vor Glück niederknien können. Die letzte Herausforderung bestand darin, den 5 Personen die vor mir in der Schlange standen und sich nicht entscheiden konnten, nicht mit letzter Kraft ie Spitzen meiner Wanderstöcke elegant in die Kniekehlen zu rammen.
    Ein Bier und eine Cola bitte.
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  • Day 5

    Schon wieder oben.

    June 4, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Ich hasse Berge

  • Day 5

    Hoch und runter

    June 4, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Mein normales Wandertempo (ohne 20kg Rucksack) liegt bei 4,5 bis 5 km/h. Wenn es mal schnell gehen muss schaffe ich auch 6 km/h. Allerdings verhält sich das auf Strecken mit temperamentvollem Höhenprofil etwas anders. Anfänglich habe ich mich noch gewundert, weshalb ich für, die auf dem Wegweiser angegeben 3km 90 Minuten benötige, aber dann viel mir ein, dass hier die Luftlinie angegeben wird. Normalerweise wird bei Gebirgswanderungen zusätzlich auch noch die, zu erwartende Zeit mit angegeben. Würde da also 4km und 4 Stunden stehen, würde ich sofort umkehren. Wer denkt sich denn solche Wege aus? Dass habe ich mich auf dem EB auch schon des öfteren gefragt. Die ausgeschilderte Entfernung zwischen meinem heutigen Startpunkt und meiner wunderschönen Übernachtungswiese, beträgt lächerliche 11km. Gebraucht habe ich dafür 5 Stunden reine Laufzeit. Mein Schrittzähler sagt, es waren knapp 15km. Nun kommt folgendes Tagesprogramm noch dazu:

    60 Höhenmeter runter
    50 Höhenmeter hoch
    40 Höhenmeter runter
    120 Höhenmeter hoch
    50 Höhenmeter runter
    30 Höhenmeter hoch
    40 Höhenmeter runter
    110 Höhenmeter hoch
    20 Höhenmeter runter

    Was ich noch erwähnen möchte wäre, dass es sich dabei die meiste Zeit um Steigungen handelt, für die man in anderen Regionen eine Seilschaft und zähe, wettergegerbte Sherpas benötigen würde. Leider lassen sich Steigungen schlecht im Bild festhalten. Versucht habe ich es trotzdem. Wenn meine Reise zu Ende ist, werde ich einen Bildband mit dem Titel "Eindrucksvolle Anstiege - Ein Wege für Masochisten und Herzpatienten" herausbringen.
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  • Day 5

    Schlafplatz mit Erinnerungen

    June 4, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 18 °C

    Ich habe mein Zelt etwas unterhalb der Schutzhütte "Alte Tränke" aufgeschlagen. Hier, direkt auf der Wiese plätschert die obere Nahequelle. Da ich das Geräusch von fließendem Wasser bei mir nicht selten zu einem gesteigerten Harndrang führt, ist es vielleicht nicht übel, dass hier gerade alles ausgetrocknet ist und nichts fließt. Im hölzernen Wasserlauf steht steht ein Rest brackiges Wasser. Zum Glück habe ich meine Vorräte vor knapp 4km an der Schmücke nochmal aufgefüllt, und muss jetzt nicht herausfinden, ob mein Wasserfilter hält, was er verspricht. Vor 2 Jahren sah das etwas anders aus. Es goss täglich wie aus Eimern und ich verabschiedete mich in dieser Hütte, von zwei ausgesprochen netten jungen Männern, die ich 2 Tage zuvor auf der Ebertswiese kennengelernt hatte. Wir liefen nicht gemeinsam, trafen uns aber regelmäßig auf dem Weg. Hier, an der Nahequelle hatte jemand einen sehr guten Obstler aus der Pfalz in der Hütte stehen lassen. Dies führte zu einer etwas längeren gemeinsamen Pause, die mir bis heute in freudiger Erinnerungen geblieben ist. Unsere Wege trennen sich hier, weil ich vom Rennsteigbahnhof nach Schmiedefeld fuhr, um dort meine Sachen zu trocknen und einen Pausentag einzulegen. Ich weiß nicht, ob die beiden hier mitlesen, auf alle Fälle lasse ich ganz liebe Grüße da.Read more

  • Day 5

    Neues aus der Rennsteigklinik

    June 4, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 14 °C

    An den ersten 3 Wandertagen hatte ich es mit dem ein oder anderen Zipperlein zu tun. Die erste Nacht bescherte mir heftige Krämpfe. Direkt vorn auf dem Schienbein. Ich hätte nie vermutet, dass ich dort Muskeln habe, aber die Schmerzen waren dermaßen eindrucksvoll, daß ich nie wieder daran Zweifeln werde. Nun ist es ja mit meinem Schlauchmagen eh so eine Angelegenheit, mit der Zufuhr von Mineralien. Also habe ich neben den täglichen Magnesiumtabletten auch noch angefangen, getrocknete Bananenchips zu knabbern. Ich war sehr fleißig und habe den ganzen Tag die essbaren Einkaufswagenchips verzehrt. Als langjähriger Leser der Apothekenrundschau, weiß ich natürlich, dass Bananen Magnesium enthalten und Magnesium gut gegen Krämpfe ist. Was mir nicht die Apothekenrundschau vermittelt hat, habe ich einem uralten Mythos entnommen, welcher schon seit vielen Jahrhunderten am Lagerfeuer von Generation zu Generation weitergegeben wird. Bananen machen hartleibig. Ich befürchte, dass sich die Wadenkräpfe jetzt einfach etwas nach oben verlagern werden und ich zum nächsten Toilettengang einen Bolzenschneider mit mir führen muss. Nichts davon ist eingetreten und die Krämpfe verschwanden.

    Neben den Krämpfen begleiteten mich vom ersten Tag an, immer stärker werdende Schmerzen auf beiden Seiten meiner Hüfte. Bereits am ersten Tag waren die Schmerzen so stark, dass ich nicht ohne Schmerzmittel laufen konnte. 3 Tag habe ich bereits am Morgen Tabletten genommen, um halbwegs starten zu können. Mir war klar, dass ich abbrechen muss, wenn das so bleibt. Ich habe überlegt, ob es an den neuen Einlegesohlen liegen könnte, ob es am Rucksack liegt, daran, dass ich ohne Training gestartet bin, oder ob es eine Mischung von alledem sein könnte. Am Ende ist es noch eine Vergiftung von diesen Bananenunterlegscheiben. Eine Lösung hatte ich nicht. Meine Stimmung sank mit jedem schmerzenden Schritt. Am 4. Tag waren die Schmerzen von einem Moment auf den Anderen verschwunden. Ich konnte es garnicht glauben und begann deutlich schneller zu laufen. Einzig meine, mir in die Kniekehle rutschende Hose vermochte mich in diesem Moment auszubremsen. Ahh, der Gürtel war auf. Kurz angehalten, Gürtel geschlossen und weiter ging es. Nein, ging es nicht. Da waren die Schmerzen wieder. Ich verstand die Welt nicht mehr, aber ich bin ein großer Freund von Zusammenhängen, die nicht sofort ersichtlich sind. Kurz nachgedacht und überlegt, was sich in den letzten Minuten verändert hatte. Richtig, der Gürtel. Ich stellt denn Gürtel ein ganz Stück weiter, ohne dass meine Hose ihren Halt verlieren konnte und lief wieder los. Die Schmerzen waren weg. Einfach unglaublich. Kann ein zu enger Gürtel derartige Schmerzen verursachen?

    Achtung Klugscheißermodus.

    Auf Höhe der Gürtellinie verläuft links und rechts am Becken der Nerv Spina iliaca anterior superior. Wir dieser durch zu enge Kleidung, zu enge Gürtel und auch Krafttraining gereitzt, zeigt er Entzündungssymtome, welche mit starken, brennenden Schmerzen verbunden sind.

    Ich kann es kaum glauben, dass ich beinahe alles abgebrochen hätte, nur weil mein Gürtel zu eng eingestellt war.

    Lesen Sie nächste Woche wie lange sich Kartoffelsalat mit Mayonnaise im Rucksack hält und warum man Eichhörnchen nicht roh verzehren sollte.
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  • Day 6

    Prost!

    June 5, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C