„Just a long walk…“ - so wird der GR 5 im Wanderführer beschrieben. Vor ca. 3 Jahren haben wir uns den Zeitraum für diese Tour eingeplant und uns Schritt für Schritt darauf vorbereitet - und vorgefreut!!! Read more
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  • Day 1

    Menton

    June 23, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute Morgen um 4 Uhr klingelte der Wecker. Endlich geht es los!
    Ab jetzt ohne Auto, also auch zu Fuß zum Bahnhof.
    Nach 12 Stunden Zugfahrt mit 6 Mal umsteigen sind wir mit nur 15min Verspätung in Menton östlich von Nizza angekommen. Das hat jetzt auch erstmal gereicht an Zugfahrten….
    Hier ist sommerliches Mittelmeer Flair und man sieht an Sauberkeit und neuen Bauwerken, dass die Stadt nicht arm ist. Einige Yachten, eine größer als die andere, liegen im Hafen…
    Im Hintergrund ragen die Berge auf und den Wegweiser für morgen haben wir schon gefunden!
    Rafaela hat sich natürlich nicht nehmen lassen, ins warme Meer zu springen 😊.
    Mi Pizza an der Promenade haben wir den Tag abgeschlossen.
    Morgen wollen wir früh los, um der Hitze zumindest eine Weile zu entgehen!
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  • Day 2

    Menton bis Sospel

    June 24, 2022 in France ⋅ 🌧 22 °C

    Der Tag startet früh, der Wecker klingelt um 4.00 Uhr und um genau 4.50 Uhr gehen wir den ersten Schritt durch die Dunkelheit, die auf den ersten zwei Kilometern steil durch den Ort den Berg hinauf noch von den Straßenlaternen erhellt wird. Als wir die immer befahrene Autobahn unterqueren, ist es hell und wir sind sehr froh, den sehr steilen Anstieg nicht in der Sonne durchzuführen.
    Diese erreicht uns erst auf dem ersten Pass auf 1050 m, den wir nach drei Stunden erreichen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir fotografieren auch deshalb viel, weil wir es selbst kaum glauben können, wie grün und voller Blüten sich alles präsentiert.
    Die Highlights des Tages ohne Priorisierung: mindestens 10 verschiedene Schmetterlingsarten, ein Wald voller Türkenbundlilien, ein Trail Angel Punkt, wo jemand Wasser bereit gestellt hat, zwei Eis bei der Ankunft in Sospel und 20 Minuten im heftigen Gewitter klatschnass unter einer Platane, währenddem unsere Schuhe sich mit Wasser füllen.
    Da der angekündigte Camping geschlossen ist, hängen wir noch zwei Kilometer dran und trocknen unsere Sachen. All das an einem einzigen Tag 😄. Und nebenbei 1500 Höhenmeter geschafft.
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  • Day 3

    Sospel bis Camp dˋArgent

    June 25, 2022 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    In einen Tag kann man ganz schön viel unterbekommen, wenn man ihn früh genug startet. Der Wecker klingelt wieder um 4.00 Uhr und um 5.00 stehen wir zwei Kilometer weiter bergab an der Abzweigung zum Start der zweiten Etappe. Die Bäcker arbeiten schon, doch es gibt noch nichts zu kaufen. Es gibt das letzte alkoholfreie Bier, das vom Vorabend übrig ist, denn die vor uns liegenden 1700 Höhenmeter schleppen wir es bestimmt nicht hoch. Ein witziger Start für uns.
    Der Weg zieht sich mit vielen Serpentinen angenehm den Berg hinauf. Doch heute ist der Rucksack schwer, weil wir zusätzliche 1,5 Wasser dabei haben. Keine Quellen bis zum Ziel. Nach zwei Stunden gibt es Haferbrei und Kaffee, während wir Zelt und Schlafsäcke in der Sonne trocknen.
    Der erste richtige Gipfel der Tour, der Magiabo, erwartet uns auf 1800 m. Und danach bleibt der Weg stets auf 1700 bis 1900 m, doch bis zum Ziel zieht sich die Etappe noch ziemlich. Die Füße melden sich ein wenig, weil wir beide die ganzen 22 km mit nassen Schuhen laufen mussten. An der Gite gibt es eine lauwarme Solardusche und frische gewaschene Wäsche. Und nun warten wir auf das Abendessen. Hinterher soll noch ein Film gezeigt werden, eine Geschichte über einen Mann und seine Tochter aus Tende, einem Ort in der Nähe, mit Bildern über die Wildnis des Mercantour, besonders über die Wölfe der Region….
    Entdeckungen des Tages sind:
    1) unglaublich viele Insekten in den Wiesen
    2) mindestens drei neue Schmetterlingsarten
    3) dass es hier fast aussieht wie im Schwarzwald, wenn man Fichten dort durch Lärchen hier ersetzt
    4) dass der Juni hier in der Provence mit vielen verschiedenen Grüntönen aufwartet.
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  • Day 4

    Camp d‘Argent bis Merveilles

    June 26, 2022 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Wieder ein abwechslungsreicher, wunderschöner Tag! Der erste, an dem wir den Eindruck haben, jetzt „so richtig“ in den Alpen zu sein und uns winzig klein fühlen in dieser riesigen Szenerie!
    Start heute spät: Frühstück in der Gite um 7.30 Uhr, noch zwei gefriergetrocknete Abendessen geschenkt bekommen von einer Frau, die den Weg südwärts gegangen ist und morgen ihre Tour beenden wird.
    Es beginnt angenehm mit einem „Guten Morgen-Gespräch“ mit einem sehr freundlichen Nationalpark Mitarbeiter (wir sind jetzt im Nationalpark Mercantour) und der Weg führt uns durch wahre Blütenparadiese. Fast unmerklich verändern sich die Pflanzen, dann auch das Gestein.
    Plötzlich die ersten Geier und bald danach im immer felsigeren Gelände die Pfiffe der Murmeltiere und die ersten Gämsen! Nach einem steilen Aufstieg auf 2430m können wir endlich auf die andere Seite schauen, wo uns ein See nach dem anderen erwartet. Pause und Kaffee!
    Durch bunte Felsen von weiß bis zu allen Violett-Schattierungen (auch die Blüten haben dieselben Farben!) geht es schließlich hinunter zur Refuge, wo es tatsächlich Kuchen gibt, wie von Reinhard angekündigt. Und dann auch endlich eine Badegumpe für Rafaela!
    Uns erwartet ein ruhiger Abend mit phänomenalem Zeltplatz!
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  • Day 5

    Merveilles bis Refuge de Nice

    June 27, 2022 in France ⋅ 🌙 13 °C

    Heute begann der Tag mit Gämsen, die am Zelt vorbei galoppierten und mit Frühstück in der Refuge. Um 8 Uhr war Treffpunkt für die geführte Tour zu den Petroglyphen. Mit 5 anderen Leuten bekamen wir die Hintergründe, Geschichten und Fantasien rund um die Felszeichnungen erklärt, die Menschen zu Beginn der Bronzezeit, in römischer Zeit und bis hinein in die Moderne in den Felsen rund um das Tal „des Merveilles“ hinterlassen haben. Bei vielen kann man bis heute nur mutmaßen, was sie darstellen sollen und welche Bedeutung sie hatten. Verbunden war die Tour mit einer unglaublich eindrucksvollen Wanderung abseits der normalen Wege und wir hörten, dass es sehr ungewöhnlich sei, dass um diese Jahreszeit nicht einmal mehr Schneereste liegen! Der Abstieg unseres heutigen ersten Passes sei häufig im Juni nur mit Steigeisen möglich! In der Gegend um Menton (unser Startort am Meer) habe es seit 6 Monaten nicht mehr geregnet!
    Umso wunderbarer, dass heute viele Seen, einige Bäche und auch Wasserfälle unseren Weg säumen und das Geräusch des Wassers im Gegensatz zu den letzten Tagen wieder vermehrt zu hören ist! Der Himmel ist fast den ganzen Tag blau und nahezu wolkenlos, zwischendurch auch länger etwas eingetrübt.
    Die Hitze macht uns heute zu schaffen, als wir gegen 12.30 Uhr den weiteren Weg antreten und zunächst zur Passhöhe auf 2460m aufsteigen.
    Dort erwartet uns ein Steinbock-Weibchen, dass sich ganz nahe heran traut!
    Gämsen und Steinböcke hatten wir heute zuhauf - es war irgendwann schon kitschig 😄
    Ein langer steiler unschöner Abstieg nach der bisherigen Höchstmarke von 2693m forderte viel Konzentration und wir waren froh, gegen 17 Uhr an der Refuge de Nice anzukommen, bei Orangina und Heidelbeerkuchen mit Sahne!
    Die Landschaft rund um die Hütte ist ein Traum! Vielfältig strukturiert, Gämsen und Steinböcke ziehen immer wieder in kurzer Distanz vorbei, eine grandiose Feldkulisse umgibt uns und ein glasklarer Bach sprudelt mit kleinen Stufen durchs Tal…
    Wie gestern ärgern uns die Moskitos, aber das ist das kleinste Übel…
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  • Day 6

    Refuge de Nice bis Lac Boréon

    June 28, 2022 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Ein Steinbock nähert sich, als wir gerade dabei sind, das Zelt morgens um 5.45 Uhr abzubauen. Anscheinend stehen wir auf seinem Frühstückstisch. Und er lässt sich nicht von uns beirren und grast in aller Ruhe weiter.
    Ein steiler Anstieg auf den nächsten Pass wird recht leichtfüßig bewältigt. Die andere Seite eröffnet wieder eine neue Landschaft. Heute ist es kühler, windiger, wolkiger - das macht es uns wieder leichter und wir können uns häufiger unterhalten beim Gehen.
    Außerdem ist heute Tier-Tag. Neben den Steinböcken läuft direkt vor unseren Füßen ein Hermelin mit Beute über den Weg. Und an einem Kamm segeln plötzlich 11 Gänsegeier über, neben und unter uns vorbei. Mit wenigen 100 m Abstand einer nach dem anderen, schließlich zwei Minuten später ein letzter, um das Dutzend voll zu machen..
    Ein zufälliges Gespräch an einer Kartentafel brachte uns dazu, von der originalen GR52 Route abzuweichen. Oben am Pass brauen sich Gewitter zusammen, und so wählten wir einen fantastischen Weg zunächst an einem steilen Hang nur leicht ansteigend entlang, dann über den erwähnten Kamm und schließlich weiter durch einem Wald bis hin zum Stausee von Borléon. Die Gewitter holten uns ein und wir entschlossen uns zur Übernachtung in einem kleinen Hotel am See. Während des starken Dauerregens war Wäsche waschen angesagt und gemütliches Schreiben und lesen.
    Jeden Tag werden wir wieder mit neuen Eindrücken beschenkt. Doch dass die Natur auch anders kann, zeigen die heute entdeckten Überreste des Katastrophen-Sturms Alex aus dem Oktober 2020: Weggerissene Straßen, Muren, zerstörte Brücken und Häuser - selbst nach eineinhalb Jahren erahnt man die vernichtende Kraft der gewaltigen Wassermassen.
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  • Day 7

    Lac Boréon bis St. Dalmas

    June 29, 2022 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Start um 7 Uhr mit luxuriösem Frühstücksbuffet im Hotel!
    Beim nächsten Wegweiser ein Schreck: Weg gesperrt! Zum Glück gab’s eine Alternative fast parallel auf einer Schotterstraße- das war sogar richtig nett, weil der Anstieg sehr angenehm war und wir nebeneinander gehen konnten. Das alte Lied: „Far, far away“ von Slade kam Reinhard in den Sinn…
    Heute war ein klarer, kühler Morgen mit stahlblauem Himmel, später wurde es wieder sehr warm…
    „Tag der Lärchen“ (Baum, nicht Vogel 😉) könnte man sagen: heute sind wir an unglaublich vielen Lärchen und Lärchen-Waldstücken vorbei gekommen, teilweise müssen sie uralt sein!
    An einer Vacherie wurden wir von vielen Hunden begrüßt, machten Pause und kauften Käse.
    Dann kam das schönste Stück des Tages: langsam ansteigend durch einen Lärchen- und Kiefern-Märchenwald mit Bächen dazwischen und überall Blüten (heute viele Knabenkraut-Orchideen)! Bis hinauf in eine herrliche Felskulisse und schließlich zu einem Pass hinauf.
    Runter war dann weniger spektakulär und sehr warm, der Abstieg endete nach 750 Höhenmetern in St. Dalmas, wo zu unserer großen Enttäuschung der Laden geschlossen hatte….☹️
    Wir fanden einen Zeltplatz auf dem sehr liebevoll gestalteten „Camping de la ferme“.

    Reinhard trampte kurzentschlossen zum nächsten Ort zum einkaufen, während Rafaela das Zelt aufbaute und uns anmeldete.
    So gab‘s dann für jeden 2 Eis und ein ausgiebiges Vesper…
    …verbunden mit Planungen für die nächsten Tage: wir wechseln jetzt vom GR 52 auf den GR 5 und haben heute „Kilometer 100“ überschritten!
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  • Day 8

    St. Dalmas bis Hochebene von Longon

    June 30, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Der Wecker klingelt um 5.00 Uhr, denn die Etappe wird lang. 24 km bei 1650 Höhenmetern rauf und über 1000 zuvor runter. Wir erreichen nach vier Stunden und einem Kaffee zwischendurch einen der am tiefsten gelegenen Punkte der Tour.
    In Saint Sauveur sur Tinée müssen wir weit unten im Tal einen großen Fluss überqueren, und hier im kleinen Tante Emma Laden versorgen wir uns nochmals mit Käse, Keksen und Orangensaft. Dazu gibt es Mandelkuchen und Kaffee.
    Der Aufstieg in der Mittagshitze geht in die Beine und lässt das Wasser, das wir trinken, sofort wieder verdunsten. Doch zum Mittagessen haben wir diese schwerste Teiletappe bewältigt und wir genießen den Schatten neben einem Trinkwasserhahn.
    Kurze Zeit später gehen wir ohne Gepäck durch ein Arboretum und sehen uns Gebirgsbaumarten aus aller Welt an. Nur noch 600 Höhenmeter, und das zunächst angenehm auf einem Forstweg durch einen Lärchenwald, dann steiler werdend bis zu einer Hochebene. Wir wussten bereits, dass die Refuge dort geschlossen ist und daher suchen wir uns einen Kilometer weiter einen Platz auf einer Hochebene, die aussieht, als ob jeden Moment eine Herde Büffel erscheinen könnte. Es ist herrlich und wir sind müde 😴
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  • Day 9

    Hochebene von Longon bis Roya

    July 1, 2022 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    Als wir aufstehen, ist es zum ersten Mal kühl. Reinhard, der gar keine lange Hose dabei hat, zieht sich sogar eine lange Unterhose unter die Shorts an und setzt sich die Mütze auf. Wir laufen bald los und steigen zunächst wieder ab, finden einen Platz für das Frühstück in der Sonne und trocken das Zelt.

    Auf einer Passhöhe auf 2200 m haben wir Handy-Empfang und erhalten die Nachricht, dass wie befürchtet ein Mitarbeiter, Weggefährte und Freund seiner schweren Krebskrankheit erlegen ist. Wir telefonieren mit seiner Tochter, mit der wir schon immer und besonders in den letzten Wochen engen Kontakt haben. Ein trauriger Morgen, an dem wir seiner gedenken und ein kleines Kunstwerk in den Bergen hinterlassen.

    Der Rest des Tages ist geprägt durch ein weiteres traumhaftes Hochtal mit Wasserfällen und verschiedenen Grüntönen. Und durch die heiss brennende Sonne. Angekommen an der Gite d‘Etappe erfahren wir, dass der eigene Brunnen ausgetrocknet ist und Wasser flaschenweise an die Wanderer ausgegeben wird. Kein Regen im Herbst. Kein Schnee im Winter.

    Die beiden Betreiber ( Brüder?) der Gite bereiten uns extra noch ein vegetarisches Omelette fürs Abendessen zu, davor gibt es Wildkräuter Suppe und zum Nachtisch Zitronencreme. Die Atmosphäre ist sehr herzlich und wir unterhalten uns mit anderen Wanderern.
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  • Day 10

    Roya bis St. Etienne de Tinée

    July 2, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück an der Gite, dann werden wir herzlich verabschiedet und bekommen noch einen Tipp für eine Variante, um den ersten Aufstieg zu verschönern - gute Entscheidung!
    Der Himmel ist wieder stahlblau und langsam geht es bergauf, wir sehen eine Schafherde mit Hirte und Hunden den Hang hinunter laufen - am 26. Juni war hier „Transhumance“, Almauftrieb, und überall sind jetzt die Herden unterwegs.
    Mitten in der Hitze erreichen wir unsere ersten 10.000 Höhenmeter!
    Nach einem Abstieg durch angenehm schattigen Wald erreichen wir den Touristenort Auron. Andere Welt: Montainbiker, die sich mit dem Lift, der im Winter die Skifahrer auf die Piste bringt, auf den Berg bringen lassen, um wieder hinunter zu brettern, Bergtourismus, andere Preise, andere Läden.
    Ein bisschen shoppen wir auch und kaufen Flipflops.
    Wir finden einen Waschsalon und waschen die Wäsche, auch mal wieder gut.
    In der Hitze steigen wir schließlich ab nach St. Etienne de Tinée, ein verrückter kleiner Ort, der zwar seine besten Zeiten wohl hinter sich hat, aber durch viele Gegensätze von alt und neu und seine kleinen Gassen seinen eigenen Charme hat.
    Heute ist Urlaubstag, beschließen wir und Zelten auf einem Campingplatz mit See, Dusche und Smoothie-Bar… 😊
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