• Rafaela Zwerger
  • Reinhard Zwerger

GR 5 Vom Mittelmeer nach Hause

„Just a long walk…“ - so wird der GR 5 im Wanderführer beschrieben. Vor ca. 3 Jahren haben wir uns den Zeitraum für diese Tour eingeplant und uns Schritt für Schritt darauf vorbereitet - und vorgefreut!!! Read more
  • Trip start
    June 23, 2022

    Menton

    June 23, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute Morgen um 4 Uhr klingelte der Wecker. Endlich geht es los!
    Ab jetzt ohne Auto, also auch zu Fuß zum Bahnhof.
    Nach 12 Stunden Zugfahrt mit 6 Mal umsteigen sind wir mit nur 15min Verspätung in Menton östlich von Nizza angekommen. Das hat jetzt auch erstmal gereicht an Zugfahrten….
    Hier ist sommerliches Mittelmeer Flair und man sieht an Sauberkeit und neuen Bauwerken, dass die Stadt nicht arm ist. Einige Yachten, eine größer als die andere, liegen im Hafen…
    Im Hintergrund ragen die Berge auf und den Wegweiser für morgen haben wir schon gefunden!
    Rafaela hat sich natürlich nicht nehmen lassen, ins warme Meer zu springen 😊.
    Mi Pizza an der Promenade haben wir den Tag abgeschlossen.
    Morgen wollen wir früh los, um der Hitze zumindest eine Weile zu entgehen!
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  • Menton bis Sospel

    June 24, 2022 in France ⋅ 🌧 22 °C

    Der Tag startet früh, der Wecker klingelt um 4.00 Uhr und um genau 4.50 Uhr gehen wir den ersten Schritt durch die Dunkelheit, die auf den ersten zwei Kilometern steil durch den Ort den Berg hinauf noch von den Straßenlaternen erhellt wird. Als wir die immer befahrene Autobahn unterqueren, ist es hell und wir sind sehr froh, den sehr steilen Anstieg nicht in der Sonne durchzuführen.
    Diese erreicht uns erst auf dem ersten Pass auf 1050 m, den wir nach drei Stunden erreichen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir fotografieren auch deshalb viel, weil wir es selbst kaum glauben können, wie grün und voller Blüten sich alles präsentiert.
    Die Highlights des Tages ohne Priorisierung: mindestens 10 verschiedene Schmetterlingsarten, ein Wald voller Türkenbundlilien, ein Trail Angel Punkt, wo jemand Wasser bereit gestellt hat, zwei Eis bei der Ankunft in Sospel und 20 Minuten im heftigen Gewitter klatschnass unter einer Platane, währenddem unsere Schuhe sich mit Wasser füllen.
    Da der angekündigte Camping geschlossen ist, hängen wir noch zwei Kilometer dran und trocknen unsere Sachen. All das an einem einzigen Tag 😄. Und nebenbei 1500 Höhenmeter geschafft.
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  • Sospel bis Camp dˋArgent

    June 25, 2022 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    In einen Tag kann man ganz schön viel unterbekommen, wenn man ihn früh genug startet. Der Wecker klingelt wieder um 4.00 Uhr und um 5.00 stehen wir zwei Kilometer weiter bergab an der Abzweigung zum Start der zweiten Etappe. Die Bäcker arbeiten schon, doch es gibt noch nichts zu kaufen. Es gibt das letzte alkoholfreie Bier, das vom Vorabend übrig ist, denn die vor uns liegenden 1700 Höhenmeter schleppen wir es bestimmt nicht hoch. Ein witziger Start für uns.
    Der Weg zieht sich mit vielen Serpentinen angenehm den Berg hinauf. Doch heute ist der Rucksack schwer, weil wir zusätzliche 1,5 Wasser dabei haben. Keine Quellen bis zum Ziel. Nach zwei Stunden gibt es Haferbrei und Kaffee, während wir Zelt und Schlafsäcke in der Sonne trocknen.
    Der erste richtige Gipfel der Tour, der Magiabo, erwartet uns auf 1800 m. Und danach bleibt der Weg stets auf 1700 bis 1900 m, doch bis zum Ziel zieht sich die Etappe noch ziemlich. Die Füße melden sich ein wenig, weil wir beide die ganzen 22 km mit nassen Schuhen laufen mussten. An der Gite gibt es eine lauwarme Solardusche und frische gewaschene Wäsche. Und nun warten wir auf das Abendessen. Hinterher soll noch ein Film gezeigt werden, eine Geschichte über einen Mann und seine Tochter aus Tende, einem Ort in der Nähe, mit Bildern über die Wildnis des Mercantour, besonders über die Wölfe der Region….
    Entdeckungen des Tages sind:
    1) unglaublich viele Insekten in den Wiesen
    2) mindestens drei neue Schmetterlingsarten
    3) dass es hier fast aussieht wie im Schwarzwald, wenn man Fichten dort durch Lärchen hier ersetzt
    4) dass der Juni hier in der Provence mit vielen verschiedenen Grüntönen aufwartet.
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  • Camp d‘Argent bis Merveilles

    June 26, 2022 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Wieder ein abwechslungsreicher, wunderschöner Tag! Der erste, an dem wir den Eindruck haben, jetzt „so richtig“ in den Alpen zu sein und uns winzig klein fühlen in dieser riesigen Szenerie!
    Start heute spät: Frühstück in der Gite um 7.30 Uhr, noch zwei gefriergetrocknete Abendessen geschenkt bekommen von einer Frau, die den Weg südwärts gegangen ist und morgen ihre Tour beenden wird.
    Es beginnt angenehm mit einem „Guten Morgen-Gespräch“ mit einem sehr freundlichen Nationalpark Mitarbeiter (wir sind jetzt im Nationalpark Mercantour) und der Weg führt uns durch wahre Blütenparadiese. Fast unmerklich verändern sich die Pflanzen, dann auch das Gestein.
    Plötzlich die ersten Geier und bald danach im immer felsigeren Gelände die Pfiffe der Murmeltiere und die ersten Gämsen! Nach einem steilen Aufstieg auf 2430m können wir endlich auf die andere Seite schauen, wo uns ein See nach dem anderen erwartet. Pause und Kaffee!
    Durch bunte Felsen von weiß bis zu allen Violett-Schattierungen (auch die Blüten haben dieselben Farben!) geht es schließlich hinunter zur Refuge, wo es tatsächlich Kuchen gibt, wie von Reinhard angekündigt. Und dann auch endlich eine Badegumpe für Rafaela!
    Uns erwartet ein ruhiger Abend mit phänomenalem Zeltplatz!
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  • Merveilles bis Refuge de Nice

    June 27, 2022 in France ⋅ 🌙 13 °C

    Heute begann der Tag mit Gämsen, die am Zelt vorbei galoppierten und mit Frühstück in der Refuge. Um 8 Uhr war Treffpunkt für die geführte Tour zu den Petroglyphen. Mit 5 anderen Leuten bekamen wir die Hintergründe, Geschichten und Fantasien rund um die Felszeichnungen erklärt, die Menschen zu Beginn der Bronzezeit, in römischer Zeit und bis hinein in die Moderne in den Felsen rund um das Tal „des Merveilles“ hinterlassen haben. Bei vielen kann man bis heute nur mutmaßen, was sie darstellen sollen und welche Bedeutung sie hatten. Verbunden war die Tour mit einer unglaublich eindrucksvollen Wanderung abseits der normalen Wege und wir hörten, dass es sehr ungewöhnlich sei, dass um diese Jahreszeit nicht einmal mehr Schneereste liegen! Der Abstieg unseres heutigen ersten Passes sei häufig im Juni nur mit Steigeisen möglich! In der Gegend um Menton (unser Startort am Meer) habe es seit 6 Monaten nicht mehr geregnet!
    Umso wunderbarer, dass heute viele Seen, einige Bäche und auch Wasserfälle unseren Weg säumen und das Geräusch des Wassers im Gegensatz zu den letzten Tagen wieder vermehrt zu hören ist! Der Himmel ist fast den ganzen Tag blau und nahezu wolkenlos, zwischendurch auch länger etwas eingetrübt.
    Die Hitze macht uns heute zu schaffen, als wir gegen 12.30 Uhr den weiteren Weg antreten und zunächst zur Passhöhe auf 2460m aufsteigen.
    Dort erwartet uns ein Steinbock-Weibchen, dass sich ganz nahe heran traut!
    Gämsen und Steinböcke hatten wir heute zuhauf - es war irgendwann schon kitschig 😄
    Ein langer steiler unschöner Abstieg nach der bisherigen Höchstmarke von 2693m forderte viel Konzentration und wir waren froh, gegen 17 Uhr an der Refuge de Nice anzukommen, bei Orangina und Heidelbeerkuchen mit Sahne!
    Die Landschaft rund um die Hütte ist ein Traum! Vielfältig strukturiert, Gämsen und Steinböcke ziehen immer wieder in kurzer Distanz vorbei, eine grandiose Feldkulisse umgibt uns und ein glasklarer Bach sprudelt mit kleinen Stufen durchs Tal…
    Wie gestern ärgern uns die Moskitos, aber das ist das kleinste Übel…
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  • Refuge de Nice bis Lac Boréon

    June 28, 2022 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Ein Steinbock nähert sich, als wir gerade dabei sind, das Zelt morgens um 5.45 Uhr abzubauen. Anscheinend stehen wir auf seinem Frühstückstisch. Und er lässt sich nicht von uns beirren und grast in aller Ruhe weiter.
    Ein steiler Anstieg auf den nächsten Pass wird recht leichtfüßig bewältigt. Die andere Seite eröffnet wieder eine neue Landschaft. Heute ist es kühler, windiger, wolkiger - das macht es uns wieder leichter und wir können uns häufiger unterhalten beim Gehen.
    Außerdem ist heute Tier-Tag. Neben den Steinböcken läuft direkt vor unseren Füßen ein Hermelin mit Beute über den Weg. Und an einem Kamm segeln plötzlich 11 Gänsegeier über, neben und unter uns vorbei. Mit wenigen 100 m Abstand einer nach dem anderen, schließlich zwei Minuten später ein letzter, um das Dutzend voll zu machen..
    Ein zufälliges Gespräch an einer Kartentafel brachte uns dazu, von der originalen GR52 Route abzuweichen. Oben am Pass brauen sich Gewitter zusammen, und so wählten wir einen fantastischen Weg zunächst an einem steilen Hang nur leicht ansteigend entlang, dann über den erwähnten Kamm und schließlich weiter durch einem Wald bis hin zum Stausee von Borléon. Die Gewitter holten uns ein und wir entschlossen uns zur Übernachtung in einem kleinen Hotel am See. Während des starken Dauerregens war Wäsche waschen angesagt und gemütliches Schreiben und lesen.
    Jeden Tag werden wir wieder mit neuen Eindrücken beschenkt. Doch dass die Natur auch anders kann, zeigen die heute entdeckten Überreste des Katastrophen-Sturms Alex aus dem Oktober 2020: Weggerissene Straßen, Muren, zerstörte Brücken und Häuser - selbst nach eineinhalb Jahren erahnt man die vernichtende Kraft der gewaltigen Wassermassen.
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  • Lac Boréon bis St. Dalmas

    June 29, 2022 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Start um 7 Uhr mit luxuriösem Frühstücksbuffet im Hotel!
    Beim nächsten Wegweiser ein Schreck: Weg gesperrt! Zum Glück gab’s eine Alternative fast parallel auf einer Schotterstraße- das war sogar richtig nett, weil der Anstieg sehr angenehm war und wir nebeneinander gehen konnten. Das alte Lied: „Far, far away“ von Slade kam Reinhard in den Sinn…
    Heute war ein klarer, kühler Morgen mit stahlblauem Himmel, später wurde es wieder sehr warm…
    „Tag der Lärchen“ (Baum, nicht Vogel 😉) könnte man sagen: heute sind wir an unglaublich vielen Lärchen und Lärchen-Waldstücken vorbei gekommen, teilweise müssen sie uralt sein!
    An einer Vacherie wurden wir von vielen Hunden begrüßt, machten Pause und kauften Käse.
    Dann kam das schönste Stück des Tages: langsam ansteigend durch einen Lärchen- und Kiefern-Märchenwald mit Bächen dazwischen und überall Blüten (heute viele Knabenkraut-Orchideen)! Bis hinauf in eine herrliche Felskulisse und schließlich zu einem Pass hinauf.
    Runter war dann weniger spektakulär und sehr warm, der Abstieg endete nach 750 Höhenmetern in St. Dalmas, wo zu unserer großen Enttäuschung der Laden geschlossen hatte….☹️
    Wir fanden einen Zeltplatz auf dem sehr liebevoll gestalteten „Camping de la ferme“.

    Reinhard trampte kurzentschlossen zum nächsten Ort zum einkaufen, während Rafaela das Zelt aufbaute und uns anmeldete.
    So gab‘s dann für jeden 2 Eis und ein ausgiebiges Vesper…
    …verbunden mit Planungen für die nächsten Tage: wir wechseln jetzt vom GR 52 auf den GR 5 und haben heute „Kilometer 100“ überschritten!
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  • St. Dalmas bis Hochebene von Longon

    June 30, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Der Wecker klingelt um 5.00 Uhr, denn die Etappe wird lang. 24 km bei 1650 Höhenmetern rauf und über 1000 zuvor runter. Wir erreichen nach vier Stunden und einem Kaffee zwischendurch einen der am tiefsten gelegenen Punkte der Tour.
    In Saint Sauveur sur Tinée müssen wir weit unten im Tal einen großen Fluss überqueren, und hier im kleinen Tante Emma Laden versorgen wir uns nochmals mit Käse, Keksen und Orangensaft. Dazu gibt es Mandelkuchen und Kaffee.
    Der Aufstieg in der Mittagshitze geht in die Beine und lässt das Wasser, das wir trinken, sofort wieder verdunsten. Doch zum Mittagessen haben wir diese schwerste Teiletappe bewältigt und wir genießen den Schatten neben einem Trinkwasserhahn.
    Kurze Zeit später gehen wir ohne Gepäck durch ein Arboretum und sehen uns Gebirgsbaumarten aus aller Welt an. Nur noch 600 Höhenmeter, und das zunächst angenehm auf einem Forstweg durch einen Lärchenwald, dann steiler werdend bis zu einer Hochebene. Wir wussten bereits, dass die Refuge dort geschlossen ist und daher suchen wir uns einen Kilometer weiter einen Platz auf einer Hochebene, die aussieht, als ob jeden Moment eine Herde Büffel erscheinen könnte. Es ist herrlich und wir sind müde 😴
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  • Hochebene von Longon bis Roya

    July 1, 2022 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    Als wir aufstehen, ist es zum ersten Mal kühl. Reinhard, der gar keine lange Hose dabei hat, zieht sich sogar eine lange Unterhose unter die Shorts an und setzt sich die Mütze auf. Wir laufen bald los und steigen zunächst wieder ab, finden einen Platz für das Frühstück in der Sonne und trocken das Zelt.

    Auf einer Passhöhe auf 2200 m haben wir Handy-Empfang und erhalten die Nachricht, dass wie befürchtet ein Mitarbeiter, Weggefährte und Freund seiner schweren Krebskrankheit erlegen ist. Wir telefonieren mit seiner Tochter, mit der wir schon immer und besonders in den letzten Wochen engen Kontakt haben. Ein trauriger Morgen, an dem wir seiner gedenken und ein kleines Kunstwerk in den Bergen hinterlassen.

    Der Rest des Tages ist geprägt durch ein weiteres traumhaftes Hochtal mit Wasserfällen und verschiedenen Grüntönen. Und durch die heiss brennende Sonne. Angekommen an der Gite d‘Etappe erfahren wir, dass der eigene Brunnen ausgetrocknet ist und Wasser flaschenweise an die Wanderer ausgegeben wird. Kein Regen im Herbst. Kein Schnee im Winter.

    Die beiden Betreiber ( Brüder?) der Gite bereiten uns extra noch ein vegetarisches Omelette fürs Abendessen zu, davor gibt es Wildkräuter Suppe und zum Nachtisch Zitronencreme. Die Atmosphäre ist sehr herzlich und wir unterhalten uns mit anderen Wanderern.
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  • Roya bis St. Etienne de Tinée

    July 2, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück an der Gite, dann werden wir herzlich verabschiedet und bekommen noch einen Tipp für eine Variante, um den ersten Aufstieg zu verschönern - gute Entscheidung!
    Der Himmel ist wieder stahlblau und langsam geht es bergauf, wir sehen eine Schafherde mit Hirte und Hunden den Hang hinunter laufen - am 26. Juni war hier „Transhumance“, Almauftrieb, und überall sind jetzt die Herden unterwegs.
    Mitten in der Hitze erreichen wir unsere ersten 10.000 Höhenmeter!
    Nach einem Abstieg durch angenehm schattigen Wald erreichen wir den Touristenort Auron. Andere Welt: Montainbiker, die sich mit dem Lift, der im Winter die Skifahrer auf die Piste bringt, auf den Berg bringen lassen, um wieder hinunter zu brettern, Bergtourismus, andere Preise, andere Läden.
    Ein bisschen shoppen wir auch und kaufen Flipflops.
    Wir finden einen Waschsalon und waschen die Wäsche, auch mal wieder gut.
    In der Hitze steigen wir schließlich ab nach St. Etienne de Tinée, ein verrückter kleiner Ort, der zwar seine besten Zeiten wohl hinter sich hat, aber durch viele Gegensätze von alt und neu und seine kleinen Gassen seinen eigenen Charme hat.
    Heute ist Urlaubstag, beschließen wir und Zelten auf einem Campingplatz mit See, Dusche und Smoothie-Bar… 😊
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  • St. Étienne bis Lac Lauzanier

    July 3, 2022 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Am Ende wurde es eine sehr lange Etappe. Doch das wussten wir noch nicht, als wir um 6.15 Uhr auf dem Marktplatz von St. Étienne Kaffee kochen. Um 6.30 macht sogar am Sonntag der Bäcker auf und wir stärken uns mit Pain au Chocolat.
    Zunächst der erste Pass mit 1700 m, nach einer Kaffeepause in St. Dalmas sehr steil auf den zweiten Pass in 2300 m Höhe. Unser ursprüngliches Tagesziel erreichen wir bereits am frühen Nachmittag und es gefällt uns nicht, weil der Weiler direkt an der Passstraße liegt. Wir sind noch beide fit und entschließen uns dafür, 5 Stunden weiter zu laufen. Der höchste Pass wird um 18 Uhr auf 2660 m erreicht. Der Lohn ist magische Abendstimmung und grandiose 360 Grad Aussicht. Jetzt nur Wasser und einen Übernachtungsplatz finden. Beides zusammen eröffnet sich uns auf 2400 m. Spaghetti und Kakao kochen, Steinböcke beim kämpfen hören. Doch leider sehen wir sie nicht.

    26,5 km und über 2300 Höhenmeter an einem Tag. Wir sind müde und auch etwas stolz…!
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  • Lac Lauzanier bis Lac Vallonet

    July 4, 2022 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Wieder einmal Steinböcke, die den Morgen begleiten, allerdings nur aus größerer Entfernung. Eine Stunde später und weiter bergab in diesem schönen Hochtal geht es dann jedoch ganz nah. Und zwar an eine Murmeltier-Familie - ein ziemlich unbesorgtes erwachsenes Tier und fünf kleine Fellknäuel, die sehr neugierig sind.
    Eine gute halbe Stunde beobachten wir das Treiben und schleichen uns Stück für Stück ran. Warten, nicht bewegen für 5 Minuten, zwei Schritte näher. Reinhard schafft es bis auf drei Meter heran!
    Der Weg nach Larche zieht sich etwas auf einer Straße, zumal wir noch nicht gefrühstückt haben. Endlich erreichen wir den Ort mit einer kleinen Epicerie, deren Waren auf Wanderer ausgerichtet ist. Brot, eine Butter, Milchmädchen, eine neue Gaskartusche und etwas zum Abendessen. Die Pause dauert fast zwei Stunden.
    Das nächste Col wartet mit 2550 Höhenmetern auf uns. Doch in Anbetracht des nahenden Gewitters bewältigen wir die 900 Höhenmeter in 2h 15 min. Das letzte Stück rennen wir vom Pass in eine Ruine einer Berg -Festung, bei der wir wissen, dass es ein Dach gibt. Gerade sind wir drinnen, prasselt es eine Stunde lang nieder.
    Puh …!
    Die Sonne zeigt sich wieder und wir beschließen, den Tag an einem Bergsee direkt am nächsten Pass zu beenden. Murmeltiere, ein Bad für Rafaela und Edelweiß …
    PS: Den Nationalpark Mercantour haben wir bei Larche verlassen und sind jetzt in den schottischen Alpen!
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  • Lac Vallonet bis Lac St.Anne

    July 5, 2022 in France ⋅ ☀️ 12 °C

    Gegen halb 6 geht‘s wieder los- erstmal mit Kaffee, Porridge und Zelt abbauen. Rafaela hat gestern Abend so tief geschlafen, dass Reinhard sie nicht mehr wach bekommen hat, als 2 Steinböcke in der Nähe den Hang hinunter polterten…
    Wir steigen gemütlich im Schatten ab nach Fouillouse. Dort warten wir lange am Laden, dass uns eine alte Dame Proviant für heute verkauft. Einen Kaffee gibt‘s dann nochmal am Ortsausgang. 9 km auf einer kleinen Straße liegen vor uns. Wie jeden Tag wiederholen wir die bisherigen Stationen unserer Reise- es ist schon ein kleines Spiel geworden…😊
    Badepause für Rafaela am Fluss, dann bis Maljasset zu einem sympathischen Restaurant/ Refuge, wo wir uns nochmal mit Getränke und Kuchen stärken. Der bisher steilste und unschönste Aufstieg ( zumindest die ersten 400 Höhenmeter) liegt vor uns, 800 Höhenmeter bis auf 2699m!
    Das zweite Hälfte ist schöner und oben erwartet uns traumhafte Aussicht- zum ersten Mal auch schneebedeckte Berge und ein Gletscher in der Ferne.
    Bis auf 2400m steigen wir wieder ab und bleiben für den Abend und die Nacht am Lac de St.Anne. Nicht alleine, aber dennoch mit traumhafter Kulisse und einem weiteren schnellen Bad für Rafaela!
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  • Lac St. Anne bis Ceillac

    July 6, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute ist Pausentag. In den letzten Tagen seit St. Étienne, wo wir am Sonntag gestartet sind und die letzte Dusche hatten, haben wir schon wieder 4500 Höhenmeter geschafft, davon mehr als die Hälfte an einem Tag. Drei Übernachtungen an Seen mit jeweils mehr als 2400 m haben zudem unsere Zehner-Punkteskala der schönsten Plätze nach oben hin erweitert.
    Nachdem es Reinhards Verdauung in den letzten drei Tagen jedoch alles andere als gut ging (war es die Majonäse?), beschlossen wir, nach drei Stunden hier in Ceillac auf dem Camping Municipal zu rasten. Wäsche waschen, in einen 13 km entfernten Ort per Anhalter fahren, um die dortige Apotheke aufzusuchen. Nebenbei die Kaffee Vorräte auffüllen und nun einfach Pause machen.
    Der Queyras ist wieder ganz anders als die südlicheren Berge. Es gibt neue Landschaften zu entdecken, wir freuen uns auf die beiden kommenden Tage bis nach Briancon, wo bereits die Hälfte der Alpenkilometer und auch Höhenmeter geschafft sein werden.
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  • Tag 14: Ceillac bis Camping d‘Izouard

    July 7, 2022 in France ⋅ ☀️ 21 °C

    Ein Tag voller Begegnungen! Zuerst eine der etwas anderen Art, denn als wir früh um 6 Uhr packen, fehlt die Tüte mit unseren Tupperboxen - und damit unsere ganzen Süßigkeiten und der korsische Käse….Ein „Fuchs“??? Wieder was gelernt: nix draußen stehen lassen, und sei es vermeintlich noch so unerreichbar….
    Am ersten Pass nach ca. 650 Höhenmetern kommen wir gleichzeitig mit „Orlando“ an, einem Ökonomie-Professor aus Puerto Rico! Wir kochen gemeinsam Kaffee und unterhalten uns in einem Mix aus Spanisch, Französisch und Englisch - eine lustige Kombination 😊
    Der Weg führt sanft abfallend durch Wald, über Wiesen und Weiden hinunter ins Tal.
    Später treffen wir Orlando wieder in Château Queyras zum Mittagessen in einer Art Mini-Biergarten, wo wir mangels Einkaufsladen Pizza essen.
    Darauf folgt ein langer steiler Aufstieg (hier im Nationalpark Queyras scheinen sie ihre eigene Definition von „steil“ zu haben: wozu Serpentinen, wenn es auch geradeaus hoch gehen kann…?), gekreuzt von Mountainbike Trails (wer fährt sowas?). Zwischendurch wird es wunderschön grün in diesem Wald aus Kiefern und Lärchen!
    Der kleine See ist eher touristisch, da Parkplätze in der Nähe sind. Wir können kurz eine Ringelnatter beobachten und gehen zügig weiter auf einem breiten Kiesweg, dann auf einem schmalen Wiesenpfad ein Tal hinein nach La Chalp. Leider gibt es dort nicht den erhofften Lebensmittelladen, und während Reinhard versucht, in den nächsten Ort zu trampen, haben wir wohl bei der Gruppe älterer Leute im Garten eines Bistros Aufsehen erregt und sie bieten uns schließlich an, uns nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum Campingplatz 3 km weiter zu bringen: „So macht man das in den Bergen!“
    Es stellt sich heraus, dass sie den Schwarzwald und sogar Hinterzarten kennen! Und noch besser: unsere Chauffeurin hatte Vorfahren in Titisee-Neustadt! Die Welt ist klein!
    Der Campingplatz ist sehr nett im Wald an einem kleinen See am Ende des Tals- schöner Tagesausklang!
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  • Camping D‘Izouard nach Briançon

    July 8, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir starten um 7.15 Uhr nach einem Kaffee. Die Strecke heute wird nicht lang werden, jedoch wollen wir der Hitze entkommen. Gestern haben wir beschlossen, die Etappe nach Briançon auf die Variante mit einer Gratwanderung höher hinaus (formal ist es die Variante GR 5c) zu verändern. Das macht jedoch eine Übernachtung hier in der Stadt notwendig.
    Warum auch nicht etwas Weltkulturerbe (https://www.hautes-alpes-tourismus.de/fr/touris…)…!?
    Wir müssen auch etwas einkaufen und wollen nicht auf den außerhalb direkt bei der Route National gelegenen Campingplatz gehen. Daher reserviert Reinhard morgens um 7.00 Uhr ein Hotel zwischen Bahnhof und Altstadt, das wir um 13.30 Uhr und bei fast exakt Kilometer 300 unserer Strecke erreichen.
    Duschen, die Festung besuchen, einkaufen (Ersatz für die vom Fuchs gestohlene Tupperbox und Rasierzeug), ausruhen - die Hitze hier lähmt uns.
    Die Stadt ist in den Vorbereitungen auf die Tour de France, die am 13./14. Juli hier durchkommt. Überall sind Werbung und farbige Trikots zu sehen.

    Wir haben sowohl bei den Höhenmetern als auch bei den Kilometern die Hälfte der Alpenstrecke geschafft. Wir freuen uns einerseits über die Leistung und dass bisher alles gut gegangen ist, andererseits sind die Landschaften wie auch heute immer wieder neu wunderschön, da will man eigentlich verbleiben…
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  • Briançon nach Névache/Roubion

    July 9, 2022 in France ⋅ ☀️ 17 °C

    Als die Sonne aufgeht , sind wir schon weit oberhalb der Stadt und haben um 7.15 Uhr nach 2 Stunden schon 750 Höhenmeter geschafft!
    Kaffee bei traumhafter Sicht über die Stadt mit den Festungsanlagen und ins ganze Tal hinein!
    Auf einem sehr angenehm ansteigenden Pfad durch Kiefernwald und Preiselbeergebüsch geht es dem ersten Zwischengipfel entgegen - sehr bewusst muss jeder Tritt gesetzt werden. Die Aussicht wird immer besser, jetzt 360 Grad und die „Écrins“, eine vergletscherte Berggruppe mit einem fast 4000m hohen Gipfel, werden uns heute lange begleiten!
    Immer weiter geht es auf und am Grat entlang, den höchsten Gipfel auf 2645m (Grande Peyrolle) nehmen wir noch mit und es gibt ein Gipfel-Bier (alkoholfrei)! 😊
    Der Col de Granon auf 2413m ist ein bekannter Pass der Tour de France - in wenigen Tagen werden die Radsportler hier ankommen.
    Wir genießen dort leckeres Essen, Getränke und den Blick auf die Écrins!
    Der Abstieg ins Tal zieht sich, begleitet von viel Wind, erst noch angenehm an einem See und Bach vorbei und durch Blumenwiesen, dann nur noch ermüdend und unwegsam steinig bergab.
    Wir sind froh, gegen 17.00 Uhr endlich Roubion, einen Einkaufsladen und den Campingplatz zu erreichen. Heute sind wir müde…und Rafaela hat sich seltsamerweise seit langem die erste Blase gelaufen….
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  • Roubion bis Vallée Etroite

    July 10, 2022 in France ⋅ ☀️ 18 °C

    Heute haben wir es gemütlich angehen lassen. Wecker auf 7 Uhr. Frühstück mit Croissant und frischem Baguette. Zwei Kaffee. Und erst um 9.00 Uhr die Rucksäcke aufgenommen. Es ist Sonntag, was wir zu unserem Leidwesen auch daran merken, dass nach Erreichen eines Passes sich die Wege mit italienischen Familien fluten.

    Unzählige Hunde, Picknickkörbe, sogar eine mit den Händen getragene Melone in Zusammensetzung mit lautstarken Menschen - wir werden an Sonntagen versuchen, mindestens eine Wanderstunde von Parkplätzen entfernt zu bleiben (für Anja, Nina und Katrin: „Domingo no!).

    Kurz vor dem Pass, der unser Ziel sein sollte, schlagen wir bereits um 17 Uhr unser Lager auf. Planen die nächsten Tage. Lesen und genießen die Sonne und die gemäßigten Temperaturen in 2300 m Höhe.
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  • Vallée Etroite bis Refuge d'Orgère

    July 11, 2022 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Als wir aufwachen, sind wir umgeben von Stille, Weite und den von der Morgensonne angestrahlten Felswänden der Taborgruppe. Kaffee, Müsli und los geht es. Kurz hinauf zum Pass, dann weit ins Tal hinunter. Ein Zwischenstopp zum Zelt trocknen an einer Staumauer, eine Stunde lang abtauchen in die ganz andere Welt eines modernen Skiortes mit Shops, Bergbahnen und allem was diese Welt eben zu bieten hat.
    Wir genießen die Vorzüge eines kleinen Ladens und machen Pause auf einer Parkbank. Denn eigentlich müssen wir nur noch bis Modane hinab steigen. Doch als wir ankommen, können wir uns selbst davon überzeugen, was es bedeutet, wenn der Wanderführer schreibt: „heruntergekommene Kleinstadt.“
    Schnell ist uns klar, dass wir hier nicht wie ursprünglich geplant bleiben wollen. Bei einem Kaffee treffen wir eine Frau, die auch in unsere Richtung wandert und noch bis zur nächsten Hütte aufsteigen möchte. Gute Idee mit nur leichter Variante unseres ursprünglichen Weges. Wir kaufen noch etwas ein und machen uns in der Mittagshitze an den Aufstieg. Über 900 Höhenmeter liegen vor uns, und wie hier üblich, gehen diese fast senkrecht hinauf. Doch nach etwas über 2 Stunden sind wir schon bei einer herrlich gelegenen Hütte angekommen. Wir werden freundlich empfangen, bauen unser Zelt auf und bestellen ein Abendessen. Es gibt sogar vegetarisch!
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  • Refuge d‘Orgère bis Pralognan

    July 12, 2022 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Ein langer Aufstieg bis 2800 m steht uns bevor und um 6.45 starten wir steil bergauf. Wieder einmal herrliches Wanderwetter mit einem leichten aber kühlen Wind. Die Landschaft ist anders. Fichten ersetzen die bisher vorherrschenden Lärchen, Wasserfälle und Gletscher säumen unseren Weg. Kaffee auf 2500 m in einer surrealen Landschaft zwischen erratischen Felsblöcken. Gipfel des Tages bei 2796 m, doch die fehlenden 4 m steigen wir noch empor.
    Wieder können wir lange vier kleine Murmeltiere beobachten. Zudem stolpern wir um ein Haar über ein Alpenschneehuhn, dass sich samt 4 Küken am Wegrand auf seine Tarnung verlässt.
    Oben am Pass offenbart sich ein vollkommen neuer Blick. Mächtig und greifbar nah liegt das Mont Blanc Massiv vor uns.
    Wir steigen noch 1400 Höhenmeter hinunter und landen auf einem 4* Camping mit Schatten. Die Tage sind wunderbar!

    Wir sind seit Modane offiziell in die französischen Nordalpen eingetreten und auch in den Nationalpark Vanoise.
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  • Pralognan b. Refuge de la Leisse

    July 13, 2022 in France ⋅ ⛅ 12 °C

    Der Weg heute Morgen spannt uns auf die Folter. Wir finden nicht die sonst zuverlässige rot-weiße Markierung und suchen uns selbst den Weg nach unseren App-Karten. Der Weg folgt den Bächen, erst durch den Wald, dann in einer engen Rinne. Bei jedem Hügel sind wir gespannt auf neue Aussichten, aber es bleibt verwinkelt und wenig einsehbar. Die Steine sind rutschig und vom Gletscher geschliffen.
    Endlich liegt der Berg mit dem Gletscher vor uns, den wir gestern schon von Weitem gesehen haben!
    Pause an der Refuge de Vanoise. Ab hier wird es voller, mehrere Wege kommen zusammen und es gibt Stau, als ein paar Steinböcke direkt am Weg stehen.
    Wir freuen uns an den Bächen und Seen und dürfen schließlich in ein ruhiges Tal gemütlich hinauf zur Hütte gehen, wo wir bereits um 15 Uhr ankommen.
    Wir lesen und ruhen uns aus - aber es ist viel zu heiß selbst hier auf knapp 2500m.
    Leckeres Abendessen, immer vollerer Biwakplatz. Mit der Einsamkeit ist es auf den nächsten Etappen wohl eher vorbei, mal sehen….
    Ob wir noch sehen, wie der Vollmond hinter den Bergen auftaucht?
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  • Refuge de la Leisse bis Les Lanchettes

    July 14, 2022 in France ⋅ 🌙 17 °C

    Den Vollmond haben wir um 1 Uhr nachts noch gesehen - zufällig aufgewacht 😉
    Ein abwechslungsreicher Tag mit 28km und viel Abstieg - bis fast zum Schluss alles sehr leichtgängig und hat einfach Spaß gemacht!
    Der Morgen ist bewölkt, es gibt leckeres Frühstück und selbstgebackenes Körnerbrot!!! Nach so viel Baguette willkommene Abwechslung!
    Zunächst durch Steine und Geröll an Seen vorbei zum Pass auf ca. 2700m, von hier aus begleiten uns die Lifte des Skigebiets des Grand Motte einen großen Teil des Tages. Abstieg nach Tignes, dort hat trotz des Nationalfeiertags der Supermarkt geöffnet.
    Wieder am gegenüberliegenden Hang am Lift entlang auf 2650m hoch mit Blick auf einige Gletscher und eine Pause bei der schön gelegenen Refuge du Col du Palet. Von jetzt an geht es ständig bergab, wir enden auf 1450m auf einem Campingplatz.
    Die Talabschnitte sind wunderschön: zuerst eben mit Blumen und Murmeltieren, dann ein weiterer Abstecher zum Refuge Entre Le Lac, nach Kaffee und kurzem Bad einem wunderschönen Bach entlang mit Wasserfällen von allen Seiten und einem großen ganz am Ende!
    Die Wolken wurden im Tagesverlauf immer weniger bis zu blauem klarem Abendhimmel!
    Nachdem wir gestern quasi einen Ruhetag hatten (nur 18 km und sogar 2 Stunden Mittagsschlaf), war der heutige Tag wieder etwas anstrengender.
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  • Exkurs: Gedanken zu Bergen und Wasser

    July 14, 2022 in France ⋅ 🌙 16 °C

    Was geht uns eigentlich so den ganzen Tag durch den Kopf?
    Manchmal gar nichts. Es ist nur Wahrnehmen und Sein. 😊
    Manchmal alles Mögliche gleichzeitig, nacheinander oder immer wieder.

    Hier ein paar Gedanken, die immer wiederkehren:

    Immer wieder kommen wir ins Vergleichen, zwischen unseren mehrtägigen Kanutouren auf Flüssen in Kanada und Alaska, und den mehrtägigen Wanderungen, die wir bisher unternommen haben - inklusive der aktuellen!
    Der Rucksack ist wie ein Schneckenhaus auf dem Rücken: es ist alles dabei, was wir brauchen! Die Ausrüstung ist getestet und hat sich bewährt. Das gleiche Gefühl haben wir oft, wenn „alles in einem Boot“ ist: das Zuhause fährt mit. Allerdings kann man ein Boot schwerer beladen 😉, insofern kommt beim Rucksackwandern noch mehr die Reduktion aufs Wesentliche zum „Tragen“.
    Der Fluss bietet immer wieder viele Metaphern für das Leben, unaufhaltsam wie die Zeit fließt er weiter, ob wir paddeln oder nicht. Er trägt uns weiter, auch wenn wir nichts tun, er bestimmt die Geschwindigkeit. Treiben lassen versus gegen den Strom fahren oder mit der Strömung spielen.
    Beim Wandern muss jeder Schritt aus eigener Kraft geschehen, sonst geht es nicht voran. Und gleichzeitig erstaunt uns jeden Tag aufs Neue, wie weit wir zu Fuß an einem Tag kommen und welche in der Landschaft (und auf der Karte) sichtbaren Entfernungen wir zurücklegen können!
    Wieviel Gepäck wir uns aufladen und welches Tempo wir gehen, wählen wir.
    Auch da finden sich viele Lebensmetaphern…
    Das Auf und Ab in den Bergen, verbunden mit Schweiß, Anstrengung und Konzentration findet vielleicht am ehesten Parallelen im Befahren von Stromschnellen, was erhöhte Aufmerksamkeit und Anstrengung erfordert. Ansonsten fließt ein Fluss eben immer bergab….
    Beiden Fortbewegungsarten gemeinsam ist eine grundsätzlich langsamere Geschwindigkeit (als die, die wir meist im Alltag haben, unter anderem durch motorisierte Fahrzeuge einerseits und Termine und Zeitpläne andererseits) und dadurch eine veränderte Perspektive. Diese ist im Boot noch auffälliger, da zum Beispiel viele Tiere keine Feinde vom Wasser erwarten.
    Auch die Stille findet sich bei beiden Arten, unterwegs zu sein, wobei ein Fluss seine eigene Geräuschkulisse per se mitbringt.
    Berge strahlen eine ganz eigene Stille aus.
    Ebenfalls beiden Reisearten gemeinsam ist die Bedeutung der Wegbegleitung. Das „Tandem“-Kanu ist ein eingespieltes Team. Wo ist die Hauptströmung? Wer entdeckt etwas am Ufer? …Einfach nur das gemeinsame Erleben und Teilen der Natur ist für uns immer wieder ein großes Geschenk!
    Auch hier auf der Bergwanderung haben wir - wie beim Kanuwandern unsere Routinen: wer packt was, die Handgriffe sitzen und greifen ineinander, jeder Gegenstand hat seinen angestammten festen Platz im Packsack, Boot oder Rucksack.
    Wir gehen das gleiche Tempo, treffen Entscheidungen gemeinsam, bleiben nahe beieinander, um eben teilen zu können: Mühen und Freuden!

    Und nun zur Kombination beider Elemente: unsere Flusstouren haben meist in den Bergen begonnen, so dass die Erhabenheit und Größe der Berglandschaft auch die Flusslandschaft prägt. Hier in den Alpen erleben wir täglich, wie Wasserläufe, selbst kleine gurgelnde Quellen, bis hin zu rauschenden Wasserfällen, Leben in die manchmal stoisch wirkende Landschaft bringen und wie ein See immer wieder eine besondere Anziehungskraft ausübt.

    Das Leben am Fluss ist leichter: Trinkwasser ist niemals weit und waschen und spülen nie ein Problem.
    Hier in den Bergen sind die Wegstrecken und Übernachtungsplätze abhängig von der Verfügbarkeit von Wasser: was brauchen wir zu trinken, was können bzw. wollen wir schleppen und wo können wir Wasser auffüllen? Bei der Hitze dieses Sommers und in der oft großen Höhe haben wir einen hohen Wasserbedarf und viele Bäche und Seen sind jetzt bereits ausgetrocknet.
    Wann und wie können wir wieder waschen , uns selbst und unsere Kleidung und wie machen wir Topf und Löffel sauber?

    Die Wahrnehmung des eigenen Körpers, der eigenen Energie, spielt eine größere Rolle als in der Zivilisation zuhause. Mehr Achtsamkeit auf sich selbst ist gefragt.
    Wann muss ich mich wärmer anziehen oder eine Schicht ablegen, auch wenn es mit lästigem Umpacken verbunden ist? Wie spüre ich, wann die Energie nachlässt bzw. wie spürt es meine Begleitung? Wann ist eine Grenze erreicht? Wie sorgfältig benutze ich Werkzeug, und sei es nur das Taschenmesser, um mich hier draußen nicht zu verletzen?
    Hab ich beim Packen den Kopf bei der Sache, so dass nichts wichtiges verloren geht?

    Es ist immer wieder aufs Neue unglaublich, was die Natur uns bietet: an Entspannung, an Überraschungen, an Begegnungen (Tiere, Menschen), an Stimmungen (Licht, Wetter)….alles nicht planbar und nur wenig vorhersehbar.
    Das macht vor allem dankbar und demütig.
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  • Les Lanchettes bis Refuge Balme

    July 15, 2022 in France ⋅ ☀️ 17 °C

    Eigentlich sollte es ein eher gemütlicher Tag werden. Am Ende wurde es einer der anstrengendsten der Reise, vielleicht sogar der anstrengendste. Es waren heute nicht so sehr die Länge und auch nicht die 1360 Höhenmeter oder die 24 Kilometer, sondern die erbarmungslose Hitze im Tal.

    Nach einem schönen Frühstück an einem Sherpa Shop mit Kaffee und Heidelbeer Croissants haben wir uns an den Abstieg in das Tal gemacht. Wir stiegen bis 800 m ab und füllten nochmals unsere Vorräte auf. Dann ging es in der Mittagssonne steil den Berg hinauf. Erst als wir circa 1500 m erreicht hatten, wurde es wieder alpin und ein angenehmer Wind kam auf. Trotzdem schlauchen uns die letzten 500 Höhenmeter bis zur Hütte. Hier mussten wir uns etwas abseits einen Stellplatz für das Zelt suchen, weil alle Plätze rund um die Refuge bereits belegt waren. Doch nun sind wir sehr zufrieden mit dem Platz und blicken in das Tal. Was für ein Tag!
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  • Refuge de la Balme bis Plan Mya

    July 16, 2022 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Gegen 8 Uhr sind wir wieder unterwegs und schaffen den Aufstieg zum Col du Bresson von 2000m auf 2460m fast komplett im Schatten in einer knappen Stunde. Irgendein Trailrunning Event findet hier heute statt - sehr laut läuft das Funkgerät eines Stationspostens.
    Die Energie ist nach den beiden langen Tagen und vor allem der Hitze gestern noch nicht wieder ganz zurück und wir machen langsam. Der Abstieg ist steinig und fordert Konzentration. Wieder merken wir das Wochenende durch die Menge an Menschen, die uns entgegen kommt.
    Pause auf einer Wiese mit Ausblick auf einen Stausee, und dann plötzlich wieder Blick auf den Mont Blanc. Wir kommen näher!
    Schon um 14 Uhr erreichen wir nach etwa 12 km unser Tagesziel, denn den nun folgenden Ausstieg wollen wir morgen früh im Schatten machen. Wir richten uns ein, lassen es uns gut gehen mit leckerem Essen, duschen, waschen, lesen, schreiben…!
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