• Petra Hielscher
Jul 2020 – Mac 2021

Mein Sabbatical

Acht Monate Auszeit - Neues entdecken, Perspektivwechsel, intensive Erfahrungen machen, Abenteuer, inspirierende Erlebnisse und Begegnungen Baca lagi
  • Khalid erklärt uns die Bildsprache
    Gott Amun und Pharao Amenhotebschwarzafrikanische GefangeneDer Eingang zum Tempel

    Soleb - Tempel des Amenhoteb III.

    26 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 19 °C

    Früh am Morgen brechen wir mit Khalid auf zu einem erneuten Spaziergang zum Tempel, der nur 200m vom nubischen Gästehaus entfernt liegt. In der Morgensonne lassen sich die Hieroglyphen und Symbole auf den Steinen besser erkennen. Die ägyptische Besatzungszeit im Altertum dauerte ungefähr 500 Jahre von ca. 1.500 bis 1.000 v.Chr. Aus dieser Zeit stammt auch der Tempel von Soleb (ca. 1.350 v.Chr.). Der Tempel ist dem Fruchtbarkeitsgott Amun und Amenhoteb III. gewidmet, einem ägyptischen Pharao des neuen Reiches. Es war damals der größte Tempel südlich von Theben und ist damit heutzutage auch die bedeutendste Ruine in Nubien aus der ägyptischen Kolonialzeit. Amenhoteb regierte fast vier Jahrzehnte, seine Regierungszeit war durch weitgehenden Frieden mit den Nachbarländern geprägt, Ägypten befand sich damals in einer Hochphase.

    Viele Teile des Tempels sind im Lauf der Jahrtausende zusammengestürzt und heruntergefallen. Ein Ruinenfeld mit einigen noch aufrecht stehenden (bzw. wieder aufgebauten) hohen Säulen und Toren. Die ganze Anlage beeindruckt mich sehr, überall gibt es an den Säulen und herabgestürzten Steinblöcken Hieroglyphen und altägyptische Symbole zu entdecken. Diese sind - obwohl in weichem Sandstein - in einem erstaunlich guten Zustand und sehr gut zu erkennen. Das trockene Wüstenklima schützt offenbar sehr gut vor Verwitterung. Khalid erklärt uns ausführlich die Hieroglyphen und Symbole. Es ist sehr interessant, leider vergesse ich das Meiste wieder ;)! Es ist wieder mal total faszinierend zu sehen, welche Hochkultur sich hier vor Jahrtausenden entwickelt hatte. Dies hat mich schon als Jugendliche beeindruckt, als ich zum ersten Mal den Grabschatz von Tutanchamun in München gesehen habe.

    Ich lerne, dass die Namen der Könige in einer sog. Kartusche - einer ovalförmigen Umrandung - eingemeißelt sind. Interessant sind auch die Darstellungen von Gott und Pharao. Der Gott kommt als Bewohner des Tempels immer aus diesem heraus, während der König als Gast in diesen hineintritt. Gut erkennbar sind auch die an den Händen gefesselten Gefangenen, die deutlich afrikanische Gesichtszüge tragen mit breiten Lippen und Nasen. Die Säulen stellen Papyrusbündel dar.

    Im Laufe des 19. und 20.Jahrhunderts haben Archäologen aus verschiedenen Ländern hier geforscht, es gab Teams unter französischer, britischer und italienischer Leitung. Am bedeutendsten waren die Ausgrabungsarbeiten unter der Italienerin Giorgini in den 60er und 70er Jahren. Aktuell ist hier ein spanisches Archäologenteam zu Gange, das allerdings wegen Corona seine Arbeiten unterbrochen hat. So bleiben wir die einzigen Besucher in dieser Saison...
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  • Im Dorf Soleb
    Das einsame Museum in Amara Westmit Brita und unserem Fahrer SamirDie mobile Küche von BarirSonnenuntergang hinter unserem Campsite mit Blick Richtung Nil

    Dorfleben und Fahrt in den Norden

    26 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich habe gut geschlafen in meinem großzügigen Raum im nubischen Gästehaus. Nach einem ausführlichen Frühstück verabschieden wir uns von unserem freundlichen Gastgeber. Wir sitzen alle noch zusammen in der Morgensonne - Brita, Jane, Khalid, der Besitzer des Gästehauses und ich. Natürlich möchten wir gerne noch das Alter unseres Gastgebers wissen, was bislang ein Geheimnis ist. Khalid malt die Zahlen auf Sand - er ist 76. Ohne Zähne sieht er tatsächlich älter aus - zumal Brita ja sogar ein Jahr älter ist. Wir haben jedenfalls Spaß zusammen! Bei der Gelegenheit erklärt Khalid auch das Entstehen der arabischen Ziffern. Die Zeichen entsprechen der Anzahl der Winkel. Wow, das wusste ich nicht, habe wieder was gelernt!

    Nach dem morgendlichen Spaziergang zum Tempel (s. separater Footprint) fahren wir weiter Richtung Norden. Ganz in der Nähe ist das Dorf Soleb, in dem wir erstmal von zwei Jungen auf ihren Eseln begrüßt werden. Esel gehören hier als fester Bestandteil in das Alltagsleben als Last- und Reittier. Dann laufen wir durch die « Hauptstraße », zunächst sehen wir niemanden sonst, alles ist ruhig. Wir erkennen die nubische Bauweise wieder - braune Lehmhäuser, mit vielen dekorativen Elementen (z.B. dreieckige Aussparungen im Mauerwerk, bunte Fenster und Türen). Viele Häuser stehen zum Schutz auf einem gemauerten Sockel.

    Dann kommen von überall her Kinder angelaufen. Ich kann sie nicht mehr zählen! Wir Weißen sind eben eine große Attraktion und haben ja evtl. auch was zu Verschenken 😉. Wir erfahren, dass hier wegen Corona die Schulen geschlossen sind. Ich habe Bunt- und Filzstifte aus Deutschland mitgebracht, die wollte ich ursprünglich einer Schule überreichen. Jetzt erscheint der Moment richtig, sie einzeln an die Kinder zu verschenken. Es gibt ein großes „Hallo“, hier heißt es achtgeben, dass sich nicht einzelne Kinder mehrere Stifte erobern, haha😉. Ich habe viel Spaß dabei, es ist eine Freude zu sehen, wie sehr sich die Kinder freuen! Das ist wie überall auf der Welt, viele drängen sich, der Erste zu sein, manche sind schüchterner.

    Vor einer Hauswand sitzen mehrere Erwachsene in der tiefen Hocke und unterhalten sich. Khalid fragt mich, ob ich mich nicht dazu setzen möchte. Ja, gute Idee! So entsteht ein schönes Foto mit uns allen. Ich finde es schön, mich auf die Gewohnheiten der Menschen hier einzulassen.

    Dann fahren wir aus dem Dorf raus Richtung Nil. Die beiden Jungs auf ihren Eseln reiten hinter uns her. In den Felsen oberhalb des Nils gibt es weitere Inschriften und Felsgravuren. Der ägyptische Pharao Tutmosis III. ist hier abgebildet. Nebenan grasen bzw. knabbern friedlich vereint zwei Kamele und viele Schafe. Die sudanesischen Schafe sind manchmal nur schwer von den Ziegen zu unterscheiden, da sie anders als bei uns nicht so einen dicken Pelz tragen (dafür wäre es hier viel zu heiß!).

    Die Kinder haben eine große Gaudi, von einer Sanddüne herunterzurutschen. Sie klettern auf der rückwärtigen Seite den Felsen hoch und rutschen dann die relativ hohe Sanddüne hinunter.

    Dann verabschieden wir uns von den Kindern und fahren auf der Asphaltstraße weiter nach Norden. Bei der Ausgrabungsstätte Amara West machen wir Mittagspause. Der einzige Schatten weit und breit ist der des kleinen Museums. Dort baut unsere Crew den Mittagstisch auf. Ich finde es klasse, an welch unterschiedlichen und immer wieder neuen Orten wir Mittag essen! Der Ort heute ist zwar nicht besonders idyllisch, jedoch aufgrund der Abgeschiedenheit und Abwesenheit anderer Menschen und der ab und zu vorbeifahrenden LKW’s in Richtung Ägypten irgendwie auch was Besonderes. Die Asphaltstraße führt hier mitten durch Wüstengebiet, hier ist nichts los, ich fühle mich trotz der Straße fernab von der „Zivilisation“. Die ganze Situation mit unserem „mobile lunch“ mittendrin wirkt irgendwie irreal, wie in einem Film.

    Auch die Ausgrabungsstätte macht einen verlassenen Eindruck, keine Archäologen, auch das Museum hat zu wegen der Corona-Situation und ausbleibender Touristen. Für uns alleine schließt natürlich niemand das Museum auf. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit von Khalid, dass es nur wenige umfassend ausgebildete sudanesische Archäologen gibt, da sich damit kein Geld verdienen läßt. Daher kommen die Archäologen hier meist aus dem (europäischen) Ausland. Amara (West) war eine ägyptische Kolonialstadt, davon sind nur noch ein paar Mauerreste und viele Tonscherben übrig. Die ganze Anlage macht auf mich einen eher trostlosen Eindruck.

    Dann fahren wir wieder „offroad“ in die Wüste. Die Fahrt ist recht abenteuerlich zwischen Felsen und weichem Sand. Ich finds toll! Hier heißt es Slalom fahren und tiefe Spurrillen vermeiden. Immer wieder schaltet Samir seinen Allradantrieb ein. Er ist ein sehr geschickter Fahrer. Wir haben inzwischen erfahren, dass Amir und Samir zu den besten Fahrern gehören. Normalerweise bleiben wohl auf den Wüstentouren regelmäßig Autos im Sand stecken.

    Unser heutiger Campsite befindet sich hinter Dünen in der Nähe des Nils. Wieder mal wunderschön gelegen zwischen großen Granitfelsen und Sanddünen! Als ich auf eine Erhebung steige, kann ich den Nil sehen! Aus der Ferne erklingt die blecherne Stimme des Muezzin - Aufruf zum Gebet.

    Heute abend lachen wir viel. Khalid hat auf dieser Reise viele Jobs, z.B. auch Reißverschlussreparatur, haha! Der Sand setzt den Reißverschlüssen am Zelt ziemlich zu. Wir unken, dass Khalid jetzt wohl die ganze Nacht im Einsatz sein wird, um die Reißverschlüsse zu öffnen und zu schließen, wenn eine von uns raus muss. 😂
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  • Fantastischer Sonnenaufgang
    Zwei BrüderMobile HaarrasurKüche im nubischen HausEin wunderbarer Ort am NilHerrliche Stimmung im Sonnenuntergang

    Nubische Dörfer und Dünen am Nil

    27 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 25 °C

    Der Sonnenaufgang über dem Nil ist fantastisch! Jeden Morgen bin ich von Neuem fasziniert von dem Farbenspiel in der Wüste mit so vielen unterschiedlichen Facetten! Inzwischen ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, zum Sonnenaufgang aufzustehen und die Stimmung zu genießen 😌.

    Nach dem Frühstück und Zusammenpacken fahren wir zu einem nubischen Dorf. Es heißt Dal wie der in der Nähe befindliche Nilkatarakt. Auf der Straße begegnen wir zwei Brüdern. Obwohl einer der beiden seinen Schal halb über das Gesicht gezogen hat, ist für mich die Verwandtschaft an den Augen erkennbar. Die Häuser sind teilweise weiß gestrichen. Vor einem Haus erhält Amir eine mobile Haarrasur, das ist klasse! Alles ab!

    Die von Brita mitgebrachten Ballons sind wieder eine große Gaudi für die Kinder. Wir begrüßen dabei auch eine ältere Frau und werden dann ins Haus gebeten. Hier erwartet uns große Gastfreundschaft! Wir werden durch ein Wohnhaus geführt, hier leben mehrere Generationen „unter einem Dach“. Faktisch ist es eine Wohnanlage, vom Innenhof gehen mehrere Räume ab. Wir sehen u.a. ein Wohn-/Schlafzimmer einer jungen Familie, deren Küche sowie das Schlafzimmer der Mutter. Wir bekommen süße Datteln. Diese gehören hier in den täglichen Speiseplan. Auch hier gibt es viele Kinder, die uns umringen.

    Dann fahren wir weiter zu einem kleinen Laden. Der Ladenbesitzer ist ein stolzer Geschäftsmann. Er möchte gern einen Euroschein von mir fotografieren, das hat er wohl noch nicht gesehen. Von ihm werden wir auch zum Tee eingeladen. Die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen hier berührt mich sehr. Ich habe den Eindruck, wenn ich nur die Spitze meines kleines Fingers hebe, fragt sofort jemand nach meinen Wünschen oder bietet mir etwas an. Mit den Kindern hier haben wir wieder viel Spaß, sie freuen sich über die Fotos!

    Wir fahren weiter zum nördlichsten Punkt unserer Reise. Khalid erklärt, dass wir nur noch rd. 60 km von der ägyptischen Grenze entfernt sind, wow! Wir kommen zu einem traumhaften Platz in den Sanddünen direkt am Nil. Goldfarbene Dünen fallen sanft bis ans Wasser ab, welch ein wunderbarer Ort! Auch hier ist außer uns keine Menschenseele, wir dürfen die Ruhe und die fantastische Landschaft um uns herum alleine mit allen Sinnen genießen! 😌 Es ist einfach unbeschreiblich! Rund eine halbe Stunde verweilen wir hier, bevor wir dann wieder Richtung Süden fahren. Unter kleinen Bäumchen und Büschen findet dann unser Mittagessen statt. Khalid findet einen aus Lehm gebrannten kleinen Esel unter einem Stein, wie süß!

    Südlich von Soleb, da wo der Nil eine Ausbuchtung nach rechts hat, finden wir unsren heutigen Übernachtungsplatz. Wieder mal traumhaft gelegen zwischen Sanddünen und Felsen. Der Sonnenuntergang ist fantastisch mit wunderschönen Farben zwischen gelb und rot. Das genieße ich sehr!
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  • An der AnlegestelleDie Fähre kommt!Unsere Geländewagen dürfen an Bord :)Ankunft am östlichen Nilufer

    Fähre über den Nil

    28 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute geht’s an östliche Nilufer! Damit liegt eine Fährfahrt vor uns - darauf freue ich mich! 😊

    Zuvor machen wir Halt in einem quirligen Dorf in der Nähe der Fähranlegestelle. Man merkt, dass es deswegen hier deutlich mehr „Durchgangsverkehr“ gibt. Es gibt einige Läden und offene Marktstände. Viele Menschen, darunter etliche Kinder sind auf der Straße. Vor der „Bäckerei“ wartet bereits eine Schlange. Als das frisch gebackene Brot fertig ist, drängen sich alle mit ihren Scheinen vor die Fensteröffnung. Viele sehe ich danach mit ein oder zwei Tüten gefüllt mit Brot. Auch wir nehmen Proviant mit. Ein Ladenbesitzer zeigt mir seine Bohnen und Gewürze, das duftet!

    Dann fahren wir zur Anlegestelle der Fähre. Hier warten wir, bis die Fähre von der anderen Seite herüberkommt. Nachdem die Fähre entladen ist, dürfen wir drauf - ein tolles Spektakel! Ein paar wenige Autos, Fußgänger und etliche Esel werden eingeladen. Die Esel sind störrisch, die Fähre behagt ihnen anscheinend gar nicht. Es dauert eine Weile, bis ihre Besitzer die Tiere „ an Bord“ gebracht haben. In letzter Minute springt noch ein Mann auf. Ich beobachte alles vom „Oberdeck“ aus. Dies besteht aus zusammengenagelten Brettern und ist über eine Metallleiter zu erreichen. Es macht Spaß, von dort oben zuzuschauen!

    Dann legen wir ab und gleiten sanft über das Wasser. Es fühlt sich toll und irgendwie erhaben an, mitten auf dem Nil zu sein. Auf einem der bedeutendsten Flüsse der Erde. Zwischendurch dürfen Brita und ich auch mal ans Ruder, hihi, das ist witzig! ;)

    Das war ein weiteres schönes Erlebnis! Wir erfahren von Khalid, dass es zum Glück nicht die letzte Begegnung mit dem Nil war, wir werden ihn im Lauf unserer Reise noch öfter kreuzen!
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  • Zwei Giraffenaltägyptische BooteUnsere drei Zelttoiletten ;)

    3. Katarakt und Ankunft im Zeltcamp

    28 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 25 °C

    Von der Fähre fahren wir zunächst zu einem kleinen „Restaurant“. Dort dürfen wir Tisch und Stühle nutzen und werden wie immer vorzüglich von Barrir bewirtet. Heute gibt es unter anderem Fava-Bohnen, die überall am Nil angebaut werden und als Proteinspender zu den Grundnahrungsmitteln im Sudan gehören. Heute gibt es sogar Coca-Cola für mich! Auch wenn ich dies zu Hause nur selten trinke - nach einer Woche Wasser, Kaffee und Tee ist das eine willkommene Abwechslung! :)

    Danach fahren wir zu einem fantastischen Ausdichtspunkt oberhalb vom Nil mit Blick auf den 3. Katarakt. Die Nilkatarakte sind natürliche Granitbarrieren im Fluss, mit Ausnahme des ersten Katarakts beim Assuan-Staudamm befinden sich alle auf nubischer Seite bzw. sudanesischem Staatsgebiet. Für die Schifffahrt stellen die Katarakte nahezu unüberwindbare Hindernisse dar. Ich habe wohl auch aus diesem Grund während meiner Reise keine kommerzielle Schifffahrt auf dem Nil gesehen. In meinem Dumont-Kulturreiseführer lese ich nach, dass die Nubier früher jedoch findig waren und Segelboote aus besonders hartem Akazienholz nach einer bestimmten Bauweise konstruiert haben. Damit schifften sie z.B. die Dattelernte den Nil hinunter. Heutzutage wird das Meiste wohl auf den Asphaltstraßen mit LKW‘s transportiert.

    Der Ausblick auf den Nil mit den grün bewachsenen Felsen und kleinen Sandbänken ist einfach wunderschön! Ich beobachte ein kleines Fischerboot mit zwei Männern, die vom Ufer bis ungefähr zur Hälfte nahe der Granitfelsen rudern. Wow, das sieht beeindruckend aus, wie sich dieses winzige Boot im großen Fluss vorwärts bewegt!

    In der Nähe unseres Aussichtspunkts befinden sich unwahrscheinlich viele Felsmalereien. Sie sind entstanden in einer Zeit, als es in dieser Gegend noch fruchtbare Savanne gab mit entsprechendem Tierreichtum. Wir erkennen z.B. Giraffen und einen Vogel Strauß. Auch viele Kühe und Antilopen mit enormen Hörnern sind zu sehen. An einer weiteren Felswand sehen wir altägyptische Boote. Die Felsmalereien sind zwischen 6.000 und 10.000 Jahre alt und haben sich hier in der Wüste gut erhalten. Sehr faszinierend! Das Kraxeln zwischen den Felsblöcken macht außerdem viel Spaß! 😃

    Von der lokalen Reiseagentur werden wir heute überraschenderweise in ein vorinstalliertes Zeltcamp eingeladen. Eine Dusche in Aussicht fühlt sich an wie purer Luxus:) Nur für uns drei hat der Camp Manager mit seinem Assistenten die Anlage geöffnet, wow! Das Zeltcamp befindet sich unweit des 3. Kataraktes bei Tumbus. Unsere großzügigen Zelte sind mit richtigen Bettgestellen ausgestattet, vor jedem Zelt steht auf Stelzen eine Waschschüssel. Es gibt einfache Duschen mit aufgehängten Wassersäcken. Diese funktionieren allerdings mehr schlecht als recht. Das Wasserfass im nubischen Haus war deutlich praktischer;)! Außerdem gibt es Toiletten in drei kleinen Einzelzelten für uns. So was habe ich noch nie gesehen! Auf einem Metallgestell ist eine Klobrille befestigt über einem Loch im Sand, davor liegt eine große Schaufel. Ich finde das witzig;)!

    Das Zeltcamp ist wunderschön gelegen in einer Sand-/ Felslandschaft! Ich genieße erneut die Stille der Wüste und den schönen Sonnenuntergang. Abendessen gibts dann im Gemeinschaftszelt. Es ist mal wieder unglaublich, wie wir alles für uns alleine genießen können ohne andere Touristen!
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  • Statue von Taharqa
    Khalid erklärt die HieroglyphenBeim FrühstückDie DeffufaRekonstruktion des antiken KermaDie schwarzen PharaonenUnser Mittagessenplatz

    Auf den Spuren der schwarzen Pharaonen

    29 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute tauchen wir wieder tief ein in die Geschichte des antiken Nubiens. Ich versuche so gut es geht, den faszinierenden Erklärungen von Khalid zu folgen. Es ist jedoch soviel „input“, dass ich jetzt zu Hause nochmal Einiges nachlese und versuche, es anhand meiner Fotos einzusortieren;).

    Nubien wird auch als „Reich von Kusch“ bezeichnet. Es gilt heute als erwiesen, dass sich schon ab ca. 3.000 v.Chr. unabhängig von Ägypten eine eigenständige Hochkultur in Nubien entwickelt hat mit der sog. „A-Gruppe“. Die Geschichte Ägyptens und Nubiens ist über die Jahrtausende jedoch teilweise eng miteinander verwoben und gegenseitige Einflüsse beider Reiche vielfach zu finden.

    Wir beginnen heute morgen mit einer unvollendeten Statue des nubischen Pharaos Taharqa. Diese liegt in der Nähe des Ortes Tumbus der Länge nach im Sand, als ob sie dort jemand vergessen hätte. Taharqa war einer der bedeutendsten Könige, der ab 690 v.Chr. regierte. Er zählt zu den sog. „schwarzen Pharaonen“, den Pharaonen der 25. Dynastie, die von Nubien aus auch gesamt Ägypten regierte. Taharqa war der Sohn von Pianchi, des ersten schwarzen Pharaos. Diese Phase des unter nubischer Herrschaft vereinten Königreichs dauerte ca. 100 Jahre.

    In der Nähe ist ein großer Granitblock mit unwahrscheinlich vielen und gut erhalten Hieroglyphen. Hier möchte ich gern Ägyptologin sein! ;) Die Inschriften stammen aus der Zeit des ägyptischen Pharaos Tutmosis I. aus dem 15. Jahrhundert v.Chr. Tutmosis I. drang damals weit bis in den heutigen Sudan vor und begründete die ca. 500 Jahre andauernde Kolonialzeit der Ägypter in Nubien.

    Nach dieser “Geschichtsstunde” fahren wir in den Ort Kerma mit vielen Verkaufsständen entlang der Hauptstraße. Unsere Crew frühstückt hier - 10 Uhr ist allgemeine Frühstückszeit, wie wir lernen. Für uns gibt es ein Gläschen sudanesischen Kaffee mit Ingwer, lecker! Dann spazieren wir drei Frauen entlang der Hauptstraße und treffen dabei u.a. auf einen Bettenmacher. Fasziniert schaue ich zu, wie er mit seinen Händen zwischen den Bettpfosten flink die Schnüre spannt, auf die dann später die Matratze gelegt wird. Hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken!

    Kerma hat einen klangvollen Namen, da ganz in der Nähe das Zentrum der sog. Kerma-Kultur lag, die um 2.500 v.Chr. entstand. Bedeutendstes Zeugnis aus dieser Zeit ist eine riesige Lehmziegelruine, die sog. „deffufa“. Das schauen wir uns näher an. Es ist bis heute nicht ganz klar, was der Zweck dieses großen Baus war, ein religiöses Zentrum/ein Tempel? Um die deffufa herum befindet sich ein riesiger antiker Friedhof mit Tausenden von Gräbern. Vom „Dach“ der Ruine können wir das Ausmaß der Anlage überblicken, hier haben die Archäologen ein riesiges „Spielfeld“ 😉.

    Wir dürfen das angrenzende Museum besichtigen, extra für uns wird es aufgeschlossen. Darin finden sich viele interessante Erläuterungen der nubischen Geschichte sowie zahlreiche Fundstücke, z.B. Tonschalen. Die Gegend hier ist gut erforscht. Es wurden Überreste menschlicher Zeltcamps von vor einer Million Jahren gefunden. Viel später entstand die Stadt Kerma als politisches Zentrum der gleichnamigen Kultur. Rund 1.000 Jahre hatte diese Kultur Bestand bis sie von Ägypten eingenommen und die Stadt Kerma vollständig zerstört wurde.

    Die herausragendsten Ausstellungsstücke des Museums sind die sieben überlebensgroßen Statuen der schwarzen Pharaonen, darunter auch Taharqa. Sie wurden erst 2003 von einem Schweizer Archäologenteam hier in der Nähe ausgegraben. Man erkennt deutlich die schwarzafrikanischen Gesichtszüge sowie das doppelte Kobrasymbol an der Stirn als Sinnbild für die Herrschaft über Nubien und Ägypten. Eine ganze Weile bleibe ich mit einer gewissen Ehrfurcht vor den Schwarzen Pharaonen sitzen. Tausende Jahre alte Geschichte wird irgendwie lebendig beim Anblick dieser Monumentalstatuen, ich bin fasziniert und dankbar dafür, hier zu sein!
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  • Ankunft im DorfBrita ist umringt...und hier Jane

    Herzliche Begegnungen im Dorf Um al ogal

    29 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir fahren ein ganzes Stück nach Süden weiter und besuchen am Nachmittag das Dorf um al ogal. Hier treffen wir wieder auf unwahrscheinlich viele Kinder und Jugendliche, die uns umringen. Brita sitzt mitten in der „Meute“. Social Distancing ist hier echt nicht möglich! 😃 Die Kinder haben einen Riesen Spaß dabei, sich fotografieren zu lassen. Dabei sind sie die ganze Zeit in Bewegung und drängen sich vor mich. Daher sind meine Fotos eher „Zufallsprodukte”, was jedoch schön die Situation abbildet! Es entstehen so viele Spontanfotos aus der Situation heraus, dass ich einen eigenen Footprint dafür setze😃.

    Entlang bezaubernder Palmenhaine am Nil fahren wir noch ein Stück nach Süden. Schließlich kommen wir in der Abendsonne an unserem schönen Übernachtungsplatz in den Sanddünen von Mulwad an.
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  • In Old DongolaAntikes christliches FreskoSufi-Gräber

    Old Dongola - Christentum und Islam

    30 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach einem erneut fantastischen Sonnenaufgang fahren wir los Richtung Old Dongola. Nachdem wir uns gestern mit Kerma und den schwarzen Pharaonen beschäftigt haben, machen wir heute einen zeitlichen Sprung nach vorne in der nubischen Geschichte.

    Old Dongola bildete das Zentrum des christlichen Königreichs Makuria. Von ca. 500 bis 1.500 n.Chr. stand Nubien unter christlichem Einfluss. Der Islam kam erst relativ spät ins Land ab dem 14./15. Jahrhundert. Das finde ich sehr erstaunlich! In Old Dongola finden seit den 60er Jahren Ausgrabungen statt, die die christlichen Hinterlassenschaften wie bspw. Kirchengebäude ans Tageslicht bringen.

    Als wir in Old Dongola ankommen, begegnet uns eine Gruppe von Männern, die unterwegs sind zu einer Beerdigung auf dem nahegelegenen Friedhof. Wie wir von Khalid lernen, gehen Frauen und Männer getrennt zur Beerdigung nach der islamischen Tradition. Später werden wir den sehr weitläufigen Friedhof noch besichtigen.

    Unter Kaiser Justinian und seiner Frau fand Ende des 6. Jh. n.Chr. die christliche Missionierung in Nubien statt. Zwischen dem 7. und 11. Jh. n.Chr. gab es in Old Dongola das Kloster der heiligen Dreifaltigkeit. Auf einem Hügel stehen noch die Überreste eines imposanten Gebäudes. Es ist heutzutage nicht mehr klar, welchem Zweck das Gebäude in christlichen Zeiten diente, vielleicht wurde es als Königspalast/Thronsaal genutzt. Später wurde es mit einer Moschee überbaut, die als solche noch bis 1960 genutzt wurde.

    Rund um das Gebäude sind christliche Grabstätten und Kapitelle mit Kreuzen zu sehen. Auf der Rückseite befindet sich ein Raum, in dem alte Fresken zu bewundern sind. Leider können wir nicht rein, dafür jedoch einen Blick durch das Gitterfenster von außen erhaschen. Auch eine Kirche und Basilika mit Säulen wurde nebenan schon teilweise ausgegraben. In islamischen Zeiten war die Kirche durch Häuser überbaut worden. Wow, das beeindruckt mich mal wieder! Ich finde es faszinierend, wieviel alte und so reichhaltige Geschichte hier erlebbar wird!

    Wir laufen zum nahegelegenen islamischen Friedhof. Hier gibt es nicht nur “normale” Gräber im Sand, sondern auch kuppelförmige Lehmziegelbauten im Sufistil. Der ganze Friedhof ist sehr weitläufig und beeindruckt mich enorm! Immer noch werden hier Menschen bestattet. Viele Gräber haben Palmzweige, manche auch eine Schale mit Wasser für die Vögel. Leider habe ich die genaue Bedeutung vergessen. Mit den islamischen Traditionen bzw. dem Sufismus habe ich mich bislang kaum beschäftigt. Und auf der Reise gibt es so viele neue Eindrücke und Erfahrungen, dass ich nicht alles aufnehmen und verarbeiten kann...😌

    Ich erkenne ein Grab mit noch frischen grünen Palmzweigen. Ob dies das Grab ist, an dem die Männergruppe heute morgen war?

    Das war jedenfalls ein wunderbarer Ort der Stille, der zum Nachdenken und -spüren anregt...
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  • Mittagspause am Nil :)Kamele begegnen uns immer wieder

    Eine wunderschöne Mittagspause

    30 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 29 °C

    Nach der Besichtigung von Old Dongola fahren wir weiter auf der Asphaltstraße. Hier ist weiterhin wenig Verkehr. An vielen Stellen erreichen die Sanddünen die Straße, so dass der Asphalt unter Sand begraben wird. Faszinierend! Ab und zu stehen Straßenschilder verloren im Sand. Es gibt so unwahrscheinlich viele Eindrücke, die so weit weg vom Leben in Deutschland erscheinen!

    Dann erreichen wir unseren heutigen mittäglichen Rastplatz direkt am Nil - wunderschön und mit Worten kaum zu beschreiben!

    Hier wachsen viele Palmen - Dome Palms, wie ich erfahre. Die Sanddünen fallen sanft bis zum Ufer ab, Vögel flattern hin und her. Da packe ich mein Fernglas aus und mache mich auf die Suche. Mehrere wunderschöne grüne Vögel sind zu sehen. Ich schaue in meiner ostafrikanischen Vogel app nach - es ist der “little green bee-eater”. Auch Nester von Webervögeln sind zu sehen. Ich genieße den Blick aufs Wasser, die Sanddünen, Palmen und Vögel! Da entdecke ich ein großes Reptil in Ufernähe. Langsam kriecht es ans Ufer, ist das ein Nilkrokodil? Wie ich später von Khalid erfahre, handelt es sich um eine Waranart. Die Größe ist jedenfalls echt beeindruckend!

    Unser Mittagstisch wird von unserer Crew im Schatten von Palmen aufgebaut, kann es es etwas Schöneres geben?

    Nach dem Mittagessen begegnen wir einem Mann mit Wasserkanistern über der Schulter. Er bekommt etwas zum Essen eingepackt. Das erlebe ich hier immer wieder. Wenn Nomaden vorbeikommen, ist es für unsere Crew selbstverständlich, dass sie mit Nahrungsmitteln, Wasser oder leeren Kanistern versorgt werden.
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  • Pharao Tanutamun
    Die EingangstreppeDas TotengerichtWärter vor dem Eingang zur GrabstätteVersteinertes HolzWunderschöner campsite in einem wadi

    Wandmalereien im Grab des Tanutamun

    30 November 2020, Sudan ⋅ ☀️ 28 °C

    Nach unserer schönen Mittagspause fahren wir weiter nach El Kurru. Wir sind damit an einem der Hauptzentren des Reichs von Kusch angelangt. El Kurru ist die älteste Totenstadt Kuschs. Heute nachmittag besichtigen wir die unterirdische Grabstätte des Königs Tanutamun. Er war der letzte schwarze Pharao und herrschte von 664-653 v.Chr.

    Nur selten haben Besucher die Gelegenheit, diese außergewöhnliche Grabstätte zu besichtigen, wie uns Khalid erklärt. Die Grabstätte ist heute überbaut mit einem länglichen tonnenförmigen Gewölbe, davor sitzt der Wärter. Mit einer gewissen Ehrfurcht und Demut steige ich die antiken und ausgetretenen steinernen Treppenstufen hinab. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit dies erleben zu dürfen!

    Unten angelangt erwartet uns ein wahrer Schatz! Die farbigen Wandmalereien mit Bildern und unzähligen Hieroglyphen sind fantastisch und sehr gut erhalten. Khalid bestätigt uns, dass alles noch im Originalzustand ist.

    Der Pharao mit der doppelten Kobra an der Stirn ist gut zu erkennen. Auch die Göttin Isis und ihr Mann Osiris sind abgebildet. Gemäß der Legende hatte Isis ihren Mann nach dessen Ermordung durch seinen Bruder wieder zum Leben erweckt. Eine zentrale Rolle in den Darstellungen spielt auch das Totengericht. Das Herz des verstorbenen Pharaos musste auf einer Waage im Gleichgewicht sein mit einer Feder, um die Prüfung zu bestehen. Khalid erklärt uns alles ausführlich, wovon ich mir leider wieder nur wenig merken kann. Ich lasse so einfach die jahrtausendealten Bilder und Symbole auf mich wirken - es ist eine andere Welt, die ich bisher nur aus Museen und Büchern kannte.

    Im Licht der untergehenden Sonne verabschieden wir uns von diesem besonderen Ort und fahren weiter zu einem weiteren Platz mit versteinertem Holz. Das ist auch mal wieder total beeindruckend! Dann erreichen wir unseren Übernachtungsplatz, der heute in einem kleinen wadi liegt. Mal wieder wunderschön! Im Sonnenuntergang spaziere ich noch herum, genieße die schöne Stimmung und Stille und lasse den Tag mit seinen vielfältigen Eindrücken nachwirken.
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  • Jebel Barkal - der heilige Berg

    1 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 23 °C

    Rund 15 km von El Kurru entfernt befindet sich der heilige Jebel Berkal, ein imposanter isoliert stehender Bergrücken. Westlich davon stehen einige Pyramiden, die wir heute morgen als erstes erspähen, als wir von der Asphaltstraße abfahren. Meine ersten Pyramiden „live“, juhu! Das ist ein besonderer Moment für mich😊.

    Im Zuge ihrer Kolonialisierung ab dem 15. Jahrhundert glaubten die Ägypter unter Tutmosis III., im Berg Jebel Barkal aufgrund seiner besonderen natürlichen Steinformationen einen Wohnort des Gottes Amun entdeckt zu haben. In der markanten steil aufragenden Felsnadel sahen sie unter anderem die Kobra mit der göttlichen Sonnenscheibe. Die Ägypter gründeten daher hier die Stadt Napata, die gleichzeitig die Südgrenze ihres damaligen Reichs markierte. Später wurde Napata die Hauptstadt des Kusch-Reichs.

    Die Hauptsehenswürdigkeit hier ist der große Tempel des Amun, der im Lauf der Jahrhunderte unter den verschiedenen Herrschern sukzessive erweitert wurde. Widdersphinxe kennzeichnen den Eingang zum Tempel. In einer Kartusche findet man z.B. den Namen des Schwarzen Pharao Pianchi. Es stehen auch einige Säulen, auf denen die ägyptische Göttin mit den Kuhohren abgebildet ist.

    Wir sehen hier die ersten anderen Touristen seit unserer Ankunft im Sudan! Eine kleine Reisegruppe. Irgendwie hatte ich mich schon ganz selbstverständlich daran gewöhnt, dass wir die einzigen Touristen weit und breit sind. Ja, so ist das Erleben hier - wir können alles ganz in Ruhe nur für uns genießen 😌.
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  • Nubisches Hotel und Nil-Bootstour

    1 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 30 °C

    In der Nähe des Jebel Barkal befindet sich ein Hotel im nubischen Stil, das der italienischen Reiseagentur gehört. Hier übernachten wohl auf die Touristen, die wir vorhin gesehen haben. Wir dürfen hier heute mittag die Duschen benutzen. Diesmal handelt es sich sogar um eine “richtige” Dusche mit Brausekopf, wenn auch das Wasser kalt ist.😊 In diesem Wüstenklima wird man einfach schnell staubig und die Füße sind sowieso immer dreckig. Der Sand trocknet die Haut sehr aus, ich habe daher den Eindruck, inzwischen raue “Krokodilfüße” zu haben, haha. Fließendes Wasser empfinde ich inzwischen als echten Luxus!

    Nach der erfrischenden Dusche schaue ich mir das Anwesen an. Es scheint wie aus einer anderen Welt in dieser trockenen Umgebung - überall tropische Pflanzen und Blumen! 🌸🌺 Meine Lieblingsblüten - Frangipani - sind auch zu sehen und zu riechen! Das ganze Anwesen ist sehr geschmackvoll gestaltet nach Art der hiesigen Bauweise mit vielen dekorativen Elementen und weitläufigen Innenhöfen und Sitzgelegenheiten.

    Auf uns wartet noch ein schöner Programmpunkt - eine kleine Bootstour auf dem Nil! Diesmal mit unserem eigenen kleinen Privatboot. Es ist schön, übers Wasser zu gleiten, weiße Reiher sind zu sehen und auch der kleine grüne Bienenfresser. Das ist immer wieder faszinierend - ein großer Fluss mitten in der Wüste! Eben sind wir noch durch Sand gekurvt und jetzt befinden wir uns auf fließendem Gewässer - das Wort “Lebensader” gewinnt für mich hier eine wirklich erfahr- und fühlbare Bedeutung! Ohne den Fluss gäbe es hier kein Leben.
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  • Nuri-Pyramiden und Sonnenuntergang

    1 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 28 °C

    Heute nachmittag besichtigen wir das Pyramidenfeld von Nuri, das zeitlich nach El Kurru als Begräbnisstätte der nubischen Könige genutzt wurde. Es sollen dort rund 20 Könige und über 50 Königinnen begraben worden sein. Zuvor genießen wir noch unsere Mittagspause - mit Blick auf das Pyramidenfeld! Hinter uns ist ein Dorf, Kinder sind unterwegs - wir haben also diesmal Zuschauer beim Mittagessen 😉. Ich bin immer wieder von neuem begeistert, welch schöne Mittagsplätze unsere Crew für uns aussucht!

    Dann laufen wir zu den Pyramiden. Die Totenstätte wurde von rd. 700 bis 350 v.Chr. genutzt. Der amerikanische Archäologe Reisner, der als erster vor rund 100 Jahren viele historische Stätten in Nubien ausgegraben hat, hat seinerzeit auch Nuri erforscht. Z.B. ist hier auch die Grabkammer des berühmten Taharqa mit der größten Pyramide des Kusch-Reichs. Dessen Grabschatz ist heute über die Welt verteilt, u.a. über 1.000 kleine Statuetten.

    Im Vergleich zu den ägyptischen Pyramiden sind die nubischen kleiner und steiler. Außerdem befinden sich die Grabmale nicht innerhalb oder unterhalb der Pyramiden, sondern davor. So wie beim Grab von Tanutamun führt eine Treppe von der Erdoberfläche nach unten in die Grabkammer, daneben bzw. dahinter wurde die massive Pyramide errichtet. In Nuri haben die Gräber in der Regel drei Kammern. Wir spazieren durch das Pyramidenfeld, das malerisch in den Sanddünen liegt. Beeindruckend! Ich fühle mich irgendwie erhaben in dieser Umgebung und bin mal wieder so dankbar, dass ich dies “live” erleben darf!

    Wir fahren zu unserem Übernachtungsplatz. An diesem Abend kann ich mich einfach nicht sattsehen am wunderschönen Sonnenuntergang und den Farben der Wüste und des Himmels im Licht der untergehenden Sonne!
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  • Kühler und klarer Morgen in unserer kleinen Welt in der weiten Wüste
    Ankunft am KraterIrgendwo mitten in der Bayuda-Wüste

    Der Atrun-Krater und die Bayuda Wüste

    2 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 27 °C

    Immer wieder genieße ich die schöne Morgenstimmung in unserem täglich wechselnden Zeltcamp!

    Die Nächte werden sehr kühl in der Wüste. Wir haben zwar kein Thermometer. Nach meiner Wahrnehmung liegt die Temperatur bei Sonnenaufgang zwischen 7 und 12 Grad. In manchen Nächten war ich kurz davor, eine Mütze aufzusetzen und mein Fleece anzuziehen. Mein warmer Schlafsack war meistens genau richtig, in den kältesten Nächten wurde es etwas grenzwertig bzgl. des Wohlgefühls. Insgesamt genieße ich die Nächte im Zelt jedoch sehr und fühle mich hier pudelwohl! Tagsüber wird es dann immer hochsommerlich mit Temperaturen um die Mittagszeit zwischen 25 und 30 Grad, in der Sonne gefühlt entsprechend heißer. Das ist auch etwas Neues für mich - riesige Tag-/Nachtunterschiede!

    Von Nuri fahren wir heute quer durch die Bayuda-Wüste, die innerhalb des S-förmigen Nil-Bogens liegt.

    Am Beginn unseres Tagesprogramms steht der Atrun-Krater, der aus früheren vulkanischen Explosionen entstanden ist. Hier wird es steiniger, schwarzer Basalt prägt die Landschaft. Wir dürfen unsere Beine bewegen und laufen zum Kraterrand. Eine breite Akazie weist den Weg nach unten. Wer hat die genau hier platziert? Unglaublich, wie malerisch diese Stelle ist!

    Im Krater eröffnet sich eine eigene Welt. Am Kratergrund liegt ein See. Hier gibt es Süß- und Salzwasser. Nomaden kommen hierher, um die Mineralien abzuschöpfen bzw. aus dem Erdreich zu lösen. Der Boden wird mit Wasser besprüht, gewendet und getrocknet. Die einzelnen Stücke werden dann verkauft, auch als Medizin. Es ist eine sehr eigene Prozedur, die mir nicht vollständig klar wird - ein Geheimnis, dass den hier lebenden Menschen gehört.

    Mit den Nomaden kommen auch Esel und Ziegen hier herunter, die auf den salzhaltigen Weiden grasen. Es ist erneut eine ganz eigene Landschaft und besondere Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt. Wie an vielen Orten hier auf unserer Wüstenreise würde ich auch hier gerne noch länger verweilen! Ich inhaliere jedenfalls die ganz besondere Stimmung.

    Wir fahren weiter durch die Unendlichkeit der Wüste auf der Asphaltstraße. “In the middle of nowhere” halten wir, um eine Mittagspause zu machen. Hier ist nichts außer Sand, ein paar nichtssagenden kleinen Lehmhäusern und einem abgestellten LKW - eine surreale Stimmung. Es scheint eine Art “Raststätte” zu sein, in einem der Häuschen wird Kaffee gekocht. Wir bekommen aus unserer mobilen Küche wieder mal einen tollen lunch von Barir und sitzen dabei auf uns inzwischen sehr vertrauten sudanesischen Bettgestellen. Das ist mal eine ganz andere Art von Mittagspause! Kurz danach entdecken wir mal wieder Kamele, diesmal mit Jungen, wie faszinierend!
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  • Ein Brunnen mitten in der Wüste

    2 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 28 °C

    Am frühen Nachmittag kommen wir zu einem magischen Ort - ein großer Brunnen mitten in der Wüste. Er wird von vielen Familien der hier durchziehenden Nomaden genutzt. Auf uns Touristen mag er romantisch wirken, für die Menschen hier sichert er jedoch das pure Überleben in dieser großen Trockenheit.

    Viele Männer und einige Schafherden sind hier als wir ankommen. Ein einfaches Holzgerüst kennzeichnet den Brunnen. Er kann von mehreren Seiten « bedient » werden. Über eine Seilwinde wird ein leerer Sack aus Tierhaut in die Tiefe hinabgelassen. Ein Esel zieht dann am anderen Ende den mit Wasser gefüllten Sack wieder nach oben. So einfach und so effektiv! Jede Familie bringt ihren eigenen Wassersack mit. Der Brunnen wird auch als Wassertränke für die Schafe genutzt. Mithilfe von schlanken pipelines wird das Wasser in Tröge geleitet.

    Ich bin total fasziniert von diesem Brunnen, der so vielen Menschen und Tieren das Überleben sichert! Wir schauen eine ganze Weile zu. Wie selbstverständlich ist es für uns in Deutschland, jeden Tag den Wasserhahn mit frischem Trinkwasser aufzudrehen. Hier gehen die Menschen lange Wege und verwenden viel Zeit auf die Beschaffung von Trinkwasser. Es gehört für sie zum täglichen Leben dazu, sie kennen nichts anderes. Es ist jedenfalls sehr berührend, sich dessen bewusst zu werden.
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  • Fährüberfahrt und Ankunft in Meroe

    2 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 30 °C

    Am Nachmittag dürfen wir noch ein letztes Mal mit der Fähre über den Nil übersetzen, juhu! Diesmal weiß ich ja schon, wie’s funktioniert und klettere nach dem „Boarding“ gleich die kleine Treppe hoch aufs Oberdeck zum Kapitän. Es macht wieder total Spaß - den breiten Fluss im Sonnenschein genießen, die Brise und die Aussicht auf beide Uferseiten!

    Als wir am anderen Ufer landen und abgeladen haben, kommen uns zwei Kleinlaster/Geländewagen mit vielen Frauen entgegen. Es gibt ein großes Hallo, die Frauen winken wie wild und freuen sich offenbar uns zu sehen. Khalid meint, es könnte sein, dass sie auf dem Weg zu einer Beerdigung sind. Ach ja, das hatten wir ja vor ein paar Tagen gelernt, dass Frauen und Männer getrennt zu Begräbnissen gehen.

    Dann kommen wir in der Abendsonne in Meroe an, der berühmten nubischen Königstadt mit den unzähligen Pyramiden! Meroe hatte im 4. Jahrhundert v.Chr. Napata als Zentrum des Kusch-Reichs und als Begräbnisstätte für die Könige abgelöst. Es zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Insgesamt stehen hier rund 40 Pyramiden, aufgeteilt in drei Zonen - den nördlichen, südlichen und westlichen Friedhof. Die mit Abstand meisten Könige und Königinnen wurden auf dem Nordfriedhof begraben, während der westliche Teil ausschließlich Gräber von Adligen enthält.

    Nach einer kurzen Besichtigung der alten Königsstadt halten wir an einem schönen Aussichtspunkt in den Sanddünen mit Blick auf die Pyramiden, dahinter die Abendsonne. Welch ein wunderbarer Ort!

    Ein Mann mit einem Kamel kommt vorbei und fragt mich, ob ich aufsteigen möchte. Zuerst kapiere ich nicht, dass wir ja an einem eigentlich sehr touristischen Ort sind und der Mann mit dem Verkauf solcher Kamelritte Geld verdient. Nachdem wir die letzten 10 Tage fast immer alleine an den touristischen Stätten waren ohne irgendwelche Händler, habe ich völlig vergessen, dass es außer unserer Crew auch noch andere Menschen gibt, die in „normalen“ Zeiten vom Tourismusgeschäft leben. Da ich wirklich Lust auf einen Kamelritt habe, dazu noch an einem solch schönen Ort im Sonnenuntergang und ich dem Mann etwas Gutes tun möchte, willige ich ein.

    Das Aufsteigen ist schon etwas Besonderes, man sollte sich sehr gut festhalten am Kamelsattel! Dafür gibt mir Khalid noch den entscheidenden Hinweis. Als das Kamel aufsteht, werde ich ganz schön nach vorne und hinten geworfen. Es fühlt sich an wie kurz vor einem unfreiwilligen Abstieg kopfüber nach vorne! 😂 Der Kamelführer geleitet mich in Richtung der Pyramiden. Es macht mir großen Spaß! Von der Ferne sehe ich noch Brita, Jane und Khalid auf der Sanddüne stehen.

    Der Kamelführer und ich lachen, als er mir zu verstehen gibt, dass er auf der anderen Seite der Pyramiden lebt, wir könnten ja dorthin reiten 😉. Ja, das habe ich hier manchmal schon festgestellt - die sudanesischen Männer sind teilweise recht direkt und offenherzig in ihrer Ansprache gegenüber einer weißen Touristin. Es bleibt jedoch immer in scherzhaftem unaufdringlichem Rahmen, als unangenehm habe ich es bisher nicht empfunden.

    Nach dem wackligen Abstieg vom Kamel und Abschied von diesem schönen Ort fahren wir zum Meroe Camp. Auch dieses Zeltcamp gehört der italienischen Reiseagentur ITC. Wir drei haben uns entschlossen, diesen „upgrade“ für eine Nacht zu buchen. Das Zeltcamp ist deutlich komfortabler ausgestattet als das einfache Camp vor ein paar Tagen. Es gibt für jedes Zelt ein eigenes Badezimmer mit richtiger Dusche (nach wie vor kaltes Wasser). Außerdem gibt es einen zentralen doppelstöckigen Restaurant- und Aufenthaltsbereich mit Dachterrasse. Alle Zelte haben Aussicht auf die Pyramiden in der Ferne.

    Wir bekommen hier am Abend ein Mehrgängemenue auf der Dachterrasse. Auch hier kühlt es nachts deutlich ab bei einer leichtes Brise, so dass es irgendwann etwas ungemütlich wird. Zum zweiten Mal auf unserer Tour sehen wir andere Touristen - ein paar Italiener sowie eine rund 10köpfige rumänische Reisegruppe.

    Die sudanesische Managerin des Camps ist sehr nett und hilfsbereit, als wir noch ein längeres Hin und Her mit meiner Euro-Bezahlung haben. Ja, das mit dem Geld ist hier so eine Sache. Der Sudan ist eine „Cash-Economy“, Karten werden hier nicht akzeptiert. Ich musste also ausreichend Bargeld für die gesamte Reise und ungeplante Notfälle mitbringen. Zu Beginn der Reise habe ich einige Euro in sudanesische Pfund getauscht. Viele Möglichkeiten zum Geldausgeben gibts ja hier nicht 😉.

    Allerdings gibt es keinen verlässlichen Wechselkurs, die Raten schwanken um mehrere Hundert Prozent, wie ich heute abend lerne. Heute soll ich für 4 Euro 1.000 sudanesische Pfund bezahlen, da ich das Geld für die Übernachtung in Euro nicht passend habe. Getauscht hatte ich die sudanesischen Pfund zu einem Kurs von ca. 1:60! Ich verbuche es schließlich unter “wieder eine Erfahrung und Erkenntnis mehr”...
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  • Meroe
    Tempel in NagaDer römische Kiosk

    Nubische Schätze in Meroe und Naga

    3 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 29 °C

    Am Vormittag steht die Besichtigung der Meroe-Pyramiden an. Nach all den vielen Erlebnissen, neuen Erfahrungen und Besichtigungen der letzten 10 Tage ist mein Kopf voll! Ich merke, dass ich nichts mehr aufnehmen kann und ziemlich müde bin, was auch daran liegt, dass mich die - zugegebenermaßen sehr entfernten - Geräusche der Asphaltstraße gestört haben. Nach der Stille der Wüste der letzten Zeit bin ich es gar nicht mehr gewohnt, irgendwelche “künstlichen“ Geräusche nachts zu hören 🤷‍♀️. Hinzu kommt, dass wir gestern einen sehr langen Fahrtag mit vielen Streckenkilometern hatten. Ich lasse es also ruhiger angehen und klinke mich bei der ein oder anderen Besichtigung heute morgen aus.

    Das Pyramidenfeld ist sehr beeindruckend! Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier geforscht und ausgegraben. Archäologen und Wissenschaftler verschiedener Nationen haben hier im Laufe der Zeit “gebuddelt”. Nicht alle waren mit hohem ethischen Anspruch unterwegs. So gab es z.B. den Italiener Ferlini, der die Spitzen aller Pyramiden abschlug, um an Goldschätze zu gelangen. Ihm gelang offenbar, ein Vermögen zu erwerben. Die Schätze befinden sich heute in den Sammlungen der Museen in Berlin und München. Auch die zunehmende Wüste und Versandung seit Mitte des letzten Jahrhunderts macht dem Sandstein und insbesondere den ungeschützten Inschriften und Reliefs sehr zu schaffen.

    Dann fahren wir weiter in Richtung Südwesten. Zwischendurch sehen wir mal wieder eine sehr lange Autoschlange an einer Tankstelle. Das gehört hier zum Alltag dazu! Während unserer Reise haben wir häufig Hunderte Meter langer Schlangen von PKW’s, LKW’s und Tuktuks vor Tankstellen gesehen. Hier herrscht Benzin- bzw. Dieselknappheit. Zwischendurch hatte Khalid mal eine Museumswärterin aus einer Tankstellenschlange rausgeholt, damit sie uns Eintrittskarten verkaufen kann, haha 😂.

    Nach unserer Mittagspause kommen wir in Naga an, das ebenso wie die Pyramiden von Meroe zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. In Naga stehen die besterhaltenen Gebäude aus meroitischer Zeit. Wir schauen uns hier einen Tempel von König Natakamani und Königin Amanitere sowie den sog. “Römischen Kiosk” an. Die beiden regierten zur Hoch-Zeit von Meroe von 12 v.Chr.-12 n.Chr. Die Wandreliefs sind beeindruckend und wunderschön in ihrem Detaillierungsgrad! Die Königin wird mit breiten Hüften dargestellt, worin man die Schwarzafrikanerin erkennen kann.

    In dieser Epoche gab es neue Einflüsse von außen. Der Nachbar Ägypten war Teil des römischen Reiches geworden. Somit erklären sich auch die griechisch-römischen Rundbögen und Kapitelle am Kiosk. Während der Meroe-Zeit entwickelte sich auch eine neue Sprache, die die ägyptischen Hieroglyphen ersetzte. Diese Schrift kann bis heute nicht entziffert werden, so dass viele Inschriften aus dieser Zeit noch unlesbar sind.

    Auch die alten Götter wurden durch neue ersetzt. Beispielsweise trat an die Stelle des ägyptischen Widdergottes Amun der nubische Löwengott Apedemak. Sogar indische Einflüsse sind zu erkennen, z.B. wird Apedemak an dem Tempel mit vier Armen gezeigt, an anderer Stelle erscheint er als löwenköpfige Schlange. Das alles ist sehr spannend! Meine Lebensgeister sind inzwischen wieder erwacht und ich kann diese faszinierenden Gebäude - die wir wieder mal komplett für uns haben - wirklich genießen.
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  • Musawwarat - Darstellung eines Elefanten
    Wunderschöne MorgenstimmungDer Löwentempel von Musawwarat

    Musawwarat und Begegnung mit Nomaden

    4 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 25 °C

    Zum Tagesabschluss besichtigen wir noch eine riesige Anlage monumentaler Steingebäude in Musawwarat. Es ist wie ein Labyrinth und erstreckt sich über 5.000 qm. Die genaue Funktion ist bis heute nicht bekannt. Aufgrund der Abbildung von Elefanten und seltsamer Rampen könnte es ein Trainingscamp für Kriegselefanten gewesen sein. Andere Theorien gehen von einem religiösen Zweck (Pilgerstätte für Gott Apademak) oder einem saisonalen Königspalast aus.

    Heute übernachten wir in der semiariden Sandwüste mit Akazien und Gestrüpp. Wieder mal ein toller Platz! Hier grasen auch Ziegenherden. Im Hintergrund sind Hügel zu sehen. Dorthin ziehe ich mich zurück, um meine letzten Notizen zu schreiben und den ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen. Als ich bei Dunkelheit mal hinter dem Gebüsch verschwinde, kommt tatsächlich die Ziegenherde mitsamt dem Hirten vorbei. Das ist auch mal ein Erlebnis, haha! 😂

    Kurz vor Sonnenaufgang wache ich am nächsten Morgen auf. Ich habe wieder herrlich geschlafen in meinem Zelt in der Wüste! Die Sonne kommt gerade über den Horizont, wie schön! Es sitzen schon drei kleine Nomadenkinder neben uns im Sand - sie verhalten sich ganz ruhig und warten geduldig, was passiert. Von unserer Crew bekommen sie leere Wasserkanister. Als wir frühstücken, kommen auch Erwachsene hinzu. Sie bekommen alle eine Mahlzeit von unserer Crew und den Wasservorrat, den wir übrig haben. Wir haben ja reichlich, da ist es schön, dass sie daran teilhaben können. Ein paar Jungs turnen auf einem Esel und haben Spaß.

    Dann brechen wir wieder auf, diesmal zum Löwentempel von Musawwarat. Unterwegs begegnen wir Kamelen und dem Tempelwärter, der hinten auf den Wagen aufspringt und so mitfährt.

    Der Löwentempel wurde ca. 225 v.Chr. unter König Arnekhamami errichtet und ab den 1960er Jahren von einer Ostberliner Expedition wieder aufgebaut. Man konnte ihn anhand der großflächigen Wandreliefs rekonstruieren, wie ein Puzzle sozusagen. Die fehlenden Teile wurden einfach durch Stein ersetzt.

    Die Reliefs sind fantastisch! Man sieht recht naturalistische Darstellungen des Löwengotts und anderen Göttern wie bspw. den Falkengott Horus und König Arnekhamani mit Sohn sowie Gefangene und auch Elefanten. Der Wärter schließt uns auf, so dass wir auch das Innere sehen können. Das grelle Licht fällt von außen durch die Tür, was mich zu schönen Fotos animiert😉.
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  • Zurück nach Omdurman und Khartoum

    4 Disember 2020, Sudan ⋅ ☀️ 30 °C

    Jetzt bricht endgültig der letzte Abschnitt einer erlebnisreichen, tief bewegenden und sehr vielfältigen Reise an. Wir machen uns auf in Richtung Khartoum auf der Asphaltstraße.

    An einer sehr schön gestalteten “Raststätte” mit außergewöhnlichen Laternen trinken wir leckeren sudanesischen Kaffee, unsere Crew frühstückt. Ich nehme mir hier auch etwas von dem Ingwerpulver mit, dann kann ich den sudanesischen Kaffee zu Hause mit Espresso « nachbauen ». Wir machen noch schöne Gruppenfotos.

    Der Verkehr nimmt sichtlich zu - viele LKW’s begegnen uns. An einer Stelle liegt ein verlassener LKW komplett auf der Seite am Straßenrand, die Ladung hat sich auf dem Erdboden verteilt. Auch die Anzahl der Moscheen nimmt zu. Die schlanken und sehr farbenprächtigen Türme sind weit zu sehen.

    Wir überqueren den Nil auf einer Brücke. Ein letztes Mittagessen von Barir aus seiner mobilen Küche. Wir sind ja super flexibel und suchen uns einfach mitten in der Stadt ein Straßencafé, von dem wir die Stühle nutzen. Hier ist alles möglich, sowas wäre in einer deutschen Stadt undenkbar!

    Dann fahren wir zum großen Souq von Omdurman. Mit der - durch den Nil getrennten - Hauptstadt Khartoum und einer weiteren Stadt bildet Omdurman eine über Brücken verbundene Dreistadt. Da Omdurman anders als das Geschäftszentrum Khartoum viele Wohnviertel hat, ist es die bevölkerungsreichste Stadt mit einer Einwohnerzahl von knapp 3 Mio.

    Im Souq ziehen wir das erste Mal wieder unsere Masken auf, da hier viele Menschen zwar im Freien, jedoch auf engem Raum sind. Hier herrscht buntes Treiben, man kann alles kaufen von Lebensmitteln bis zu Kleidung, Teppichen oder auch Goldschmuck. Es gibt ganze Gänge, in denen ausschließlich Schuhe verkauft werden. Noch nie habe ich so viele Schuhe auf einmal gesehen - vor allem für Frauen und Kinder, wow! Der Gewürzmarkt ist natürlich auch interessant und sehr farbenprächtig. Auch gibt es jede Menge Datteln verschiedenster “Reifegrade”.

    In einigen Gassen gibt es überwiegend Souvenirshops. Dahin zieht es Brita und mich. Ich erstehe mit ihrer Unterstützung zwei geflochtene Körbchen und zwei handgebastelte/-gemalte Bilder mit schwarzen Frauen und Männern in kräftig roter Kleidung. Diese werden zu Hause gut über mein rotes Sofa passen!

    Wir fahren zu einem religiösen Zentrum an einem großen Friedhof. Der davor liegende Platz ist sehr belebt, hier sollen jeden Freitag zum Sonnenuntergang die Derwische tanzen. Hier ist viel los, Männer machen Musik, tanzen und trommeln auf Tambourins. Ich lasse diese Stimmung auf mich einwirken, die so ganz anders ist als das, was wir während der letzten zwei Wochen in der Wüste und den kleinen Dörfern erlebt haben. Leider tanzen die Derwische heute doch nicht, wie Khalid erfährt, schade! Na ja, dann bleibt es für den nächsten Besuch übrig 😉.

    Zurück am Hotel, in dem Jane und ich die letzten Stunden bis zum Abflug nach Istanbul verbringen (Brita bleibt noch einen ganzen Tag hier), heißt es jetzt Abschied nehmen von unserer tollen Crew. Wir hatten eine super Zeit mit Khalid, Samir, Amir und Barir und wurden jederzeit bestens betreut! Von Khalid haben wir viel gelernt und haben auch viel gelacht und gute Gespräche geführt. Barir mit seiner mobilen Küche würde ich am liebsten mit nach Deutschland nehmen, er hat uns toll versorgt. Und unsere beiden Fahrer haben uns gekonnt und sicher - und ohne ein einziges Mal im Sand steckenzubleiben - durch die Wüste geleitet.

    Der Sudan ist - im Gegensatz zu seinem nördlichen Nachbarn Ägypten - deutschen Touristen kaum bekannt, nur wenige Abenteuerlustige “verirren” sich hierhin. Dies mag mit der in vielen Landesteilen angespannten innenpolitischen Situation, Rebellen und Berichten von Entführungen zusammenhängen. Der Teil, den wir bereist haben, gilt jedoch als sehr sicher, was auch das Auswärtige Amt bestätigt, weswegen diese Region auch von Reiseveranstaltern in vielen Ländern beworben wird. Ich persönlich habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl gefühlt, es gab keine einzige unangenehme oder annähernd gefährliche Situation. Von ITC, die die Reise hier vor Ort durchgeführt haben, habe ich einen sehr guten und professionellen Eindruck.

    Ich nehme unendlich viele neue und bereichernde Erfahrungen und tiefe Eindrücke mit vom Wüstenleben, den wunderbaren Zeltnächten, berührenden Begegnungen mit Nomaden und Dorfbewohnern in karger Umgebung, der reichen Geschichte Nubiens und dem Nil als Lebensader!
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  • Winter wonderland im Taunus

    6 Januari 2021, Jerman ⋅ ☁️ -1 °C

    Heute habe ich mal wieder Lust auf eine etwas größere Wanderung mit Höhenmetern - und auf Schnee! Wie ich im Radio höre, scheint in den Höhenlagen des Taunus wirklich viel Schnee zu liegen, also nichts wie hoch!

    In den letzten Wochen ist im Taunus viel Trubel aufgrund des anhaltenden Corona-lockdowns und der Reisebeschränkungen. Viele Ausflügler aus Rhein-Main kommen wohl hierher, die Parkplätze sind überall voll. Mich stört’s nicht, da ich ja zu Fuß losgehen kann und außerdem den Feldberg meiden möchte. Ich mache mich jedoch auch bei der Tour auf den Altkönig auf recht viele Wanderer gefaßt.

    Je weiter ich nach oben wandere, desto weißer wird der Wald. Die Schneedecke wird immer dicker, die Äste biegen sich zunehmend unter der Schneelast. Ein echtes “winter wonderland”, wie schön! ❄️☃️ Ich stapfe durch den tief verschneiten Wald, das erste Mal in dieser Saison. Nachdem Skifahren diesen Winter ausfällt, ist es toll, den Schnee zumindest beim Wandern zu genießen.

    Tatsächlich sind deutlich mehr Menschen unterwegs als in früheren Jahren. Der Altkönig galt vor Corona eher als Geheimtipp, nur wenige Wanderer verirrten sich im Winter hierher. Das ist jetzt deutlich anders. Das heißt, die zauberhafte ruhige Winterstimmung der Vorjahre ist in diesem Winter leider nicht so zu spüren. Ich genieße es dennoch - die klare kalte Luft, die weiß eingehüllten Bäume, bizarren Schneekristalle an den Ästen und nicht zuletzt den sportlichen Aspekt!

    Ich stelle auch fest, dass meine Orientierung im Schnee leidet. Die Wanderzeichen sind weniger gut zu erkennen und die Wanderwege sind sowieso unter Schnee begraben. In der Schneelandschaft sieht alles anders aus, haha.😂 Naja, auf den Altkönig geht’s immer bergauf - da kann man eigentlich nichts verkehrt machen.

    In den Höhenlagen liegen umgestürzte Bäume, auch große Äste sind unter der Schneelast abgebrochen. Das ist beeindruckend und auch ein bisschen Angst einflößend. Ich schaue mir die Bäume daher sehr genau an, unter denen ich hindurchgehe, manchmal knackt es.

    Auf dem Altkönigplateau sind etliche Kleingruppen, auch Tourenskigeher sind darunter. Ich sehe zudem viele rund 20 Jährige. Diese Altersgruppe hatte ich in früheren Jahren nicht so bemerkt. Da das Plateau im Nebel liegt, wird’s heute mit der Aussicht nichts. Macht nix, der schöne Anblick des tief verschneiten Waldes entschädigt dafür!

    Auf dem Rückweg komme ich an einem Aussichtspunkt mit Blick in die Ebene vorbei. Wow, das ist schön! Unten liegt kein Krümel Schnee und hier oben ist alles weiß!

    Zufrieden, dass ich so viel frische Luft getankt und meinen Körper in Schwung gebracht habe, komme ich nach insgesamt vier Stunden wieder zu Hause an.
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  • Eine weitere einmalige Reise steht bevor

    22 Januari 2021, Jerman ⋅ ☁️ 2 °C

    Ich kann es noch immer kaum glauben, dass ich erneut verreisen darf in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten! Ganz spontan und kurzfristig hat sich die Möglichkeit für mich ergeben, mit dem Reiseveranstalter Diamir im Rahmen einer Kleingruppenreise nach Uganda zu reisen. Schon seit vielen Jahren habe ich die Idee im Kopf, einmal die einzigartigen, vom Aussterben bedrohten Berggorillas in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Jetzt soll es tatsächlich Wirklichkeit werden! Am 24.1. abends wird mein Flieger abheben über Addis Abeba nach Entebbe/Kampala...

    Wir werden knapp 2 Wochen durch Uganda fahren, verschiedene Nationalparks sehen, mit Rangern durch die Natur laufen, die afrikanischen Wildtiere erleben, in Safari lodges übernachten - und Schimpansen und Gorillas im Regenwald besuchen. Und dabei sogar den Äquator überqueren! Außerdem werde ich erneut den Nil sehen, der aus Ruanda kommend den Victoria-See speist und von da aus weiterfließt nach Nordwesten. Ich bin unendlich dankbar und freue mich riesig, dass sich diese Möglichkeit aufgetan hat!

    Aufgrund von Corona und der damit verbundenen Unsicherheit, ob die Landgrenze zwischen Uganda und Ruanda geöffnet bleibt, wurde das Ende unserer Gruppenreise etwas abgewandelt. Wir werden in Uganda bleiben und dort zweimal die Möglichkeit zum Gorilla-Tracking haben. Insofern stimmt der Routenverlauf, den ich als Foto der Landkarte hier anfüge, nicht 100%ig. Mich stört diese kleine Änderung nicht im Geringsten! ;)

    Im Anschluss werde ich dann noch an die kenianische Südküste weiterfliegen und ein paar Tage am Strand in der Coconut Beach lodge verbringen. Schnorchelausflüge sind auch eingeplant. Wenn ich Glück habe, kann ich sogar Walhaie beobachten und Schildkröten am Strand. Also drückt mir die Daumen! ;)

    Die Vorbereitungen sind jetzt nahezu abgeschlossen. Aufgrund der unterschiedlichen Corona-Regeln, der Kurzfristigkeit und der Tatsache, dass ich zwei Länder bereise, waren die Vorbereitungen etwas kompliziert und teilweise nervenaufreibend. Einiges war noch abzuklären, zumal sich die Corona-Ein- und Ausreisebestimmungen in Kenia zuletzt noch geändert hatten und das Visum für Kenia seit 1.1.2021 ausschließlich online zu beantragen ist. Im Rahmen der Reise werde ich mehrfach auf Corona getestet. Den ersten Negativ-Test habe ich schon “bestanden” :). Jetzt kann’s also erstmal losgehen!

    Erneut ist unsicher, wie es mit der Internet-Verbindung sein wird auf der Reise. Unklar ist, wieviele Unterkünfte WLAN anbieten. Außerdem wurden laut Presse aufgrund der Unruhen im Zuge der aktuellen Präsidentschaftswahlen weite Teile des Internets abgeschaltet. Ob ich daher überhaupt “online” gehen kann, weiß ich im Moment nicht. Also packe ich auf jeden Fall wieder Stift und mein kleines Reisetagebuch aus Papier ein, um meine Eindrücke zu notieren. Hakuna Matata!

    Ich freue mich sehr und bin super gespannt auf die Tiere, die Natur, die afrikanische Stimmung, den Regenwald, die Wanderung zu den Schimpansen und einzigartigen großen Berggorillas, den Strand und den Indischen Ozean!
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  • Ankunft in Addis Abeba
    Café im FlughafenGarten des Airport Guesthouse Entebbe

    Ankunft in Uganda

    25 Januari 2021, Uganda ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach zwei wunderbaren und sehr erlebnisreichen Wochen in Uganda bin ich in meinem Tropenparadies an der kenianischen Südküste angekommen. Hier habe ich die Muße (und Internetanbindung 😉...), um meine Reise Revue passieren zu lassen und anzufangen, alles aufzuschreiben. Erneut freue ich mich drauf, die ganze Reise nochmal zu erleben, Tag für Tag!

    Am 24.1. abends um 21.30 Uhr startet mein Flieger der Ethopian Airlines Richtung Addis Abeba. Maximal ein Drittel des Flugzeugs ist besetzt, darunter recht viele deutsch/europäisch aussehende Passagiere. Die Teilnehmer meiner Reisegruppe kann ich daher nicht so einfach ausmachen. Im Vergleich zu Turkish Airlines ist der Umgang mit Corona hier sehr entspannt, besondere Schutzmaßnahmen sind nicht erkennbar. Ich finde es erstaunlich und sehr markant, wie unterschiedlich die Airlines damit umgehen.

    Im Morgengrauen landen wir in Addis Abeba, zartes Morgenrot färbt den Himmel, das sieht schön aus. Ich freue mich, wieder auf dem afrikanischen Kontinent zu sein!

    Im Flughafengebäude gibt es ein kleines gemütliches Café. Äthiopien ist ja bekannt für seinen guten Kaffee, den trinke ich auch zu Hause öfter. Hier verweile ich mehrere Stunden, ansonsten gibt es ja während meines 5stündigen Aufenthalts nicht viel zu tun, hihi. Nebenan gibt es geschlechterspezifische Gebetsräume. Draußen hängt ein Schild „forbidden to sleep inside“. Als ich vorsichtig hineinluge, liegen ganz viele Menschen ausgestreckt am Boden, jetzt verstehe ich das Schild 😉😂.

    Am Gate zum Flug nach Entebbe/Uganda treffe ich vier andere Reiseteilnehmer. Da wir fast die einzigen „Weißen“ sind, ist es nicht schwer, uns gegenseitig auszumachen. Klaus und Helga, ein Ehepaar sowie Thomas und Justina, zwei weitere Einzelreisende.

    Der Flieger ist diesmal sehr voll, jeder Platz scheint besetzt. Neben mir sitzt ein Ägypter, wir unterhalten uns angeregt. Nach den letzten Wochen im Corona lockdown fühlt es sich merkwürdig an, mit so vielen Menschen zusammen zu sein, das kenne ich gar nicht mehr. Der Ägypter meint, wir sind doch alle getestet, was ja auch stimmt.

    Am Flughafen in Entebbe läuft alles problemlos - Kontrolle des Corona-Tests, Gelbfieberimpfung und Visum. Wir stellen fest, wir sind zu sechst in unserer kleinen Reisegruppe, Christian ist auch noch dabei. Und unser ugandische guide heißt Robert und spricht sehr gut deutsch.

    Dann fahren wir zum Entebbe Airport Guesthouse. Ach ist das schön, mal wieder in den Tropen zu sein! Das guesthouse hat einen schönen Garten mit tropischen Pflanzen und Blumen, es sind 32 Grad, wow! Zu Hause hatte es noch geschneit, was für ein Kontrast!

    Wir setzen uns zu einem Vorgespräch im Garten zusammen. Robert stellt sich vor. Er ist vom größten Stamm Ugandas - den Baganda mit eigener Sprache. Buganda ist ein Königreich, jedoch ohne politischen Einfluss. Die Könige sind bedeutend für die Erhaltung und Pflege der Stammeskultur, lernen wir.

    Wir lachen viel in unserer Gruppe, es geht fröhlich und ungezwungen zu. Ich habe den Eindruck, wir passen gut zusammen und sind dabei doch bunt gemischt von der Altersstruktur. Thomas ist unser Jüngster mit 23, Justina 38, wir anderen vier zwischen 54 und 58. Christian und ich sind nur 6 Tage auseinander.

    Als Apéritif gibt es mal wieder Gin&Tonic, das gehört zur Safari einfach dazu! Abendessen findet im schönen Garten statt unter dem Sternenhimmel. Es gibt Tilapia Fisch aus dem nahe gelegenen Viktoriasee, lecker!

    In meinem Zimmer gibt es ein Moskitonetz - auch das erinnert mich an frühere Reisen in die Tropen. Ach, ich freue mich einfach hier zu sein! Es fühlt sich noch unwirklich an, da der Gegensatz zum Winter und lockdown in Deutschland so krass ist...
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  • Die Wassermassen der Murchison Falls
    Am Eingang zum Nashorn-SchutzreservatIn der Murchison River lodgeMein Zelt......und meine outdoor-Dusche

    Fahrt zu den Murchison Falls

    26 Januari 2021, Uganda ⋅ ⛅ 31 °C

    Wir haben heute eine lange Fahrt vor uns in den Nordwesten zu den Murchison Falls. Daher heißt es, in der Dunkelheit um 5 Uhr aufstehen, 6 Uhr Frühstück. Wir fahren an der Hauptstadt Kampala vorbei. Zwischendurch sehen wir Gemüsehändler mit ihren bunten Ständen, Gemüse und Früchte sehr dekorativ gestapelt, teilweise in Pyramidenform. Das kennen wir so in Deutschland kaum, sieht total schön aus!

    Auf der Strecke möchten wir eigentlich noch in ein Schutzreservat für Nashörner, dort wäre eine Pirsch vorgesehen. Leider wurde das Reservat vor zwei Tagen geschlossen aus unerfindlichen Gründen. Auch Robert bekommt keine genaue Information dazu. Schade! Das sind halt die Unwägbarkeiten einer Reise durch Afrika... Ich habe schon Nashörner in freier Wildbahn gesehen, diese habe ich noch in eindrücklicher Erinnerung, also alles gut :)

    Schließlich kommen wir am Eingang zum Nationalpark Murchison Falls an. Übergroße Elefantenstoßzähne rahmen die Einfahrt ein. Wir sehen die ersten Paviane auf unserer Tour, goldig!

    Dann kommen wir am Nil an, der sich hier durch eine Schlucht hinabstürzt. Sehr spektakulär! Die Wassermassen sind beeindruckend, Gischt sprüht, wir werden ziemlich nass. Für mich fühlt es sich an wie an den Viktoria-Wasserfällen, nur etwas kleiner. Ein Regenbogen entsteht über den Fällen, ein wunderschönes Naturschauspiel!

    In der Zwischenzeit bereitet Robert eine frische Ananas für uns vor, total saftig und süß. Sowas bekommen wir einfach nicht in Deutschland, egal wieviel Geld wir dafür bereit sind auszugeben.

    Unsere heutige Unterkunft ist die Murchison River lodge, direkt oberhalb des Nils gelegen. Es ist einfach traumhaft hier - schöne Sitzecken im Grünen mit Blick auf den Nil, Hängematten, geschmackvolle Einrichtung in lokalem Ambiente, sehr natürlich, überdachte Zelte mit Außenduschen - für mich ein perfektes Safaricamp! :) Als „Tüpfelchen auf dem I“ gibt es sogar einen Pool. Da treffen wir uns, um uns zu erfrischen und etwas zu plantschen.

    Bei einem Gin&Tonic setzen wir uns in die gemütlichen Sofas. Robert erzählt nochmal von den Stämmen und Clans hier. Innerhalb eines Stammes gibt es verschiedene Clans, er gehört zum Clan der Uganda Cobs, das ist eine Antilopenart. Die Tradition möchte, dass man möglichst innerhalb eines Stammes heiratet, jedoch außerhalb des eigenen Clans.

    Nach einem leckeren Abendessen in gemütlicher Runde gehen wir früh schlafen. Die Nacht ist heute etwas unruhig, ich höre ein Nilpferd in der Nähe meines Zeltes schnauben und fressen. Nilpferde fressen fast ausschließlich nachts und kommen dafür an Land. Es ist schon ein prickelndes Gefühl, dass ein solcher Koloss ganz in der Nähe meines Bettes unterwegs ist, dazwischen nur eine Zeltwand... Später gibt es noch ein heftiges Gewitter, da bekomme ich etwas stärkere Beklemmungen - Gewitter im Zelt ohne Blitzableiter?
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  • Im Murchison Falls National Park

    27 Januari 2021, Uganda ⋅ ⛅ 33 °C

    Heute morgen startet unsere erste Pirschfahrt zur Wildtierbeobachtung! Früh morgens um 6.45 Uhr fahren wir los zur Fähre über den Nil. Der Sonnenaufgang über dem Nil während der Fährüberfahrt ist fantastisch! Das ist mal wieder ein Moment, den ich total genieße und der mich sehr dankbar macht, dass ich diese Naturschönheit erleben darf.

    Am anderen Nilufer treffen wir auf Sharon, unsere Fahrerin. Robert darf heute mal ausruhen 😊. Wir fahren durch die offene Savanne und sehen Paviane, verschiedene Antilopen (Wasserböcke, Jackson Kuhkopf, Uganda cobs...) sowie Büffel, Elefanten in der Ferne, viele Rothschildgiraffen, Warzenschweine - und eine Löwin unter einem Baum! Die Landschaft erinnert mich an die anderen Afrikareisen - die Savannenlandschaft mit Akazien und dazwischen die Wildtiere, das liebe ich🥰.

    Das Mittagspicknick findet am Nil statt - ein schönes Plätzchen, allerdings ohne Schatten, daher ist es heiß! Als Nachtisch gibt es wieder leckere saftige und süße Ananas.

    Wir fahren weiter durch die Savanne. Plötzlich geht nichts mehr - die Bremse ist festgefahren, oh je! Mitten in der Landschaft stehen wir also. Hier zeigt sich der Teamgeist und Optimismus unserer Reisegruppe - wie machen das Beste draus, singen und reißen Witze. Ein „rescue car“ ist unterwegs, das dauert allerdings, Geduld ist gefordert. Unsere gute Laune bleibt jedoch. Schließlich kommt das Ersatzfahrzeug und wir steigen um. Der zweite Fahrer soll wohl das Auto reparieren, während wir zurück zum Nil fahren. Wir hören Musik von Roberts Ipod, unter anderem - passend zum Thema - die Filmmusik von Jenseits von Afrika😊.

    Am Nil angelangt treffen wir auf einen Elefanten, der ganz nah an uns vorbei spaziert, das ist beeindruckend! Wir steigen in ein Boot, das uns stromaufwärts in Richtung der Murchison Falls bringen soll. Die schöne Uferlandschaft zieht an uns vorbei, wir sehen Eisvögel, Bienenfresser, einen Schreiseeadler, Kormorane, ein Riesenkrokodil und jede Menge Hippos! Die Bienenfresser brüten in der Steilwand am Ufer, das erinnert mich an den Rufiji River in Tansania vor rund 10 Jahren 😊.

    An einer Stelle kommt der Bootsführer den Nilpferden mit Absicht sehr nahe, so dass sie aus dem Wasser aufgescheucht werden. Ein Hippo springt aus dem Wasser und reißt sein Maul auf - Tierliebe sieht echt anders aus! Aufgrund des hohen Wasserstands und starker Strömung können wir nicht bis an die Wasserfälle ranfahren, sondern sehen diese nur aus der Ferne. Macht nix, wir haben sie ja schon von oben aus nächster Nähe gesehen!

    Der Sonnenuntergang über dem Nil von der lodge aus ist heute fantastisch! Ich genieße den Blick in vollen Zügen. Nach dem Abendessen gibt es Musik am Lagerfeuer - ein Highlight! Die Einheimischen spielen auf traditionellen Instrumenten und wir tanzen dazu. Robert zeigt uns Tanzschritte und Hüftschwünge, wir haben großen Spaß dabei. Im Anschluss sitzen Thomas, Justina und ich noch zusammen am Lagerfeuer bei Gin&Tonic und Rotwein - ein richtig schöner Tagesausklang! 🍷
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  • Familienleben und Fahrt in den Süden

    28 Januari 2021, Uganda ⋅ ⛅ 31 °C

    Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Pancakes fahren wir heute weiter Richtung Süden, wo unser erstes Tracking (Schimpansen) stattfinden soll. Unterwegs machen wir Stopp bei einer Familie, die Robert gut kennt. Seit letztem Frühjahr waren aufgrund des Corona-lockdowns keine Touristen mehr hier vorbeigekommen. Wir werden vom Hausherrn herzlich eingeladen, die Lebensgewohnheiten seiner Großfamilie kennenzulernen.

    Hier leben mehrere Generationen, Brüder und Schwestern mit vielen Kindern auf einem großen Grundstück zusammen. Der Hausherr hat zwei Frauen. Es sind etliche Hütten und auch größere Häuser zu sehen. Eine Kleinfamilie lebt unter einem Dach, bis die Kinder 12 Jahre alt sind und damit in die Pubertät kommen. Dann bauen sie ihre eigene kleine Hütte, womit auch die Privatsphäre der Eltern geschützt wird.

    Ein Sohn des Hausherrn zeigt uns eine Küche, die in einer eigenen Hütte untergebracht ist. Die Feuerstelle befindet sich außerhalb, was anders als bei den Massai im tansanischen Hochland ist. Ein Grundnahrungsmittel ist hier Maniok, aus dem die Menschen auch Mehl gewinnen. Die weißen Maniokwurzeln werden dazu in einem Mörser zerstampft und dann gesiebt. Das feine Mehl unterscheidet sich äußerlich kaum von unserem Weizenmehl. Ich bin fasziniert vom Prozess und dem Ergebnis!

    Während der Rest unserer Gruppe weitergeht und sich die anderen Hütten erklären lässt, bleiben Justina und ich bei den Kindern. Wir machen Selfies, dabei haben die Jungs großen Spaß, weil sie sich selbst sehen. Wenn ich versuche, sie direkt zu fotografieren, schrecken sie zurück.

    Dann fahren wir weiter Richtung Süden. Es wird immer grüner, große Teeplantagen breiten sich vor unseren Augen aus. Die Teepflücker werden nach Gewicht bezahlt, erklärt uns Robert. Gepflückt werden die hellen zarten Blätter. Teilweise arbeiten die Teepflücker mit großen schalenförmigen Scheren. Auf diese Weise landen jedoch auch die minderwertigeren kräftigeren Blätter im Sack. In diesen großen Säcken werden die Teeblätter dann in die Fabrik gefahren, wo die Fermentation und Verarbeitung stattfindet. Für die Teepflücker und ihre Familien gibt es eigene Dörfer.

    Das Teepflücken ist ein anstrengender und gering bezahlter Job, stundenlang der Sonne ausgesetzt, teilweise an recht steilen Hängen. Hier wird einem mal wieder krass vor Augen geführt, unter welchen Bedingungen viele der Produkte hergestellt werden, die wir so einfach und günstig im Supermarkt kaufen!

    Am späten Nachmittag kommen wir an unserer nächsten Unterkunft - dem Kibale Forest Camp, kurz “KFC” - an. Welch ein toll gelegenes Camp und ganz naturnah mit vielen Bäumen und anderen Pflanzen. Colobus-Affen und Meerkatzen springen von Ast zu Ast. Alles ist saftig grün und es duftet tropisch, wie schön!

    Beim Abendessen geht es heute etwas ernster zu. Der Besuch bei der Familie wirkt noch nach. Wir diskutieren über die Armut der Menschen hier, die mangelhafte Infrastruktur und scheinbare Ausweglosigkeit. Und den Kontrast zu dem “Luxus”, wie wir ihn hier in den Unterkünften erleben. Ja, hier treffen Gegensätze aufeinander, das ist erstmal ein Schock und erzeugt ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. An diesem Abend lese ich noch in meinem Buch “ The Wonderful Wild”, ganz passend zu unserer Diskussion. Schuldgefühle bringen keinen weiter, damit schaden wir uns nur selbst. Wir sollten dankbar sein für das, was wir haben und uns leisten können. Aus dieser Dankbarkeit heraus und dem Mitgefühl für unsere Mitmenschen können wir versuchen, das zu ändern, was in unserem Einflussbereich liegt. Keiner von uns kann die ganze Welt retten.Vielleicht reicht es aber auch, wenn jeder von uns dafür sorgt, dass die Welt ein bisschen besser wird.
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