Sizilien und Süditalien

March - April 2023
Unterwegs auf Sizilien, den Liparischen Inseln und dem Südzipfel des italienischen Stiefels, für etwas über fünf Wochen Read more
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  • Day 18

    Cefalú, Sizilien von der schönsten Seite

    March 31, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 18 °C

    Wir haben die Region des Ätna verlassen, sind rund 200 km nordwestlich in Cefalù gelandet. Das Küstenstädtchen mit seinen etwas über 14.000 Einwohnern liegt am Fuß des 270 m hohen Rocca di Cefalù, zeichnet sich durch eine schöne Altstadt und seinen Sandstrand aus. Zudem finden sich hier diverse Kirchen, eine Kathedrale, ein archäologisches Museum und viele alte interessante und weniger interessante Gemäuer. Unser Domizil, die B&B Villa da Giorgi liegt am Rand der Altstadt etwas erhöht. So können wir alles zu Fuß machen, heißt aber auch, etwa 100 Höhenmeter beim Rückweg zu überwinden. Die stehen dann immer größtenteils kurz vor unserem Domizil für die nächsten drei Tage an, denke die Steigung beträgt über 20 Prozent. Unser BMW hatte, so ich mich erinnern kann, noch keine derartige Steigung in engen Gassen zu bewältigen. So lassen wir das Auto ab jetzt dann besser stehen.
    Gegründet hatten die Stadt, wie so vieles auf Sizilien, die Griechen als Kephaloidion, die Römer machten später Chephaloedium daraus. Es soll einer der schönsten Orte Siziliens sein. Hier lebt man vor allem vom Tourismus und von Dienstleistungen. Eine Rolle spielen zudem Landwirtschaft und die Fischerei. In der Altstadt finden sich zahlreiche Restaurants, Bars, die unvermeidbaren Souvenirshops mit den immer gleichen Waren aber auch nicht wenige Läden mit schöner, italienischer Handarbeit. Sei es Schmuck, Holzarbeiten, Fächer, Keramiken, typische sizilianische Lebensmitteln wie Gewürze, Honig, Pasta, Limoncello und vieles mehr. So lohnt ein Bummel durch die Stadt allemal. Zumal es derzeit noch nicht allzu voll ist.
    Nahe Cefalù liegt auch Siziliens zweitgrößtes Naturschutzgebiet, die Region lockt mit hohen Bergen, urtümlichen Dörfern und einer malerischen Natur.
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  • Day 19

    Der Rocca di Cefalù

    April 1, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 18 °C

    Heute morgen geht es erstmal die 270 m hoch auf den Rocca di Cefalù, finden sich oben auf dem Berg doch die Reste einer alten Burg, und auf halber Höhe der Diana-Tempel. Die Byzantiner wollten sich in eine erhöhte Position zurückziehen, um in der Übergangszeit von der Antike zum Mittelalter den Einfällen der Vandalen und Goten und dann der Araber entgegenzuwirken. Also baute man eine Burg, wobei es Hinweise gibt, dass sich hier auch schon etwas zu griechischen Zeiten befand. Irgendwann baute man den ganzen Berg aus, mit mehreren Bastionen und mit Zinnen bewehrten Begrenzungsmauern. Auch ein Schloss soll sich hier oben einst befunden haben. Was aber alles nicht half, erst eroberten die Araber die Burg und Stadt, dann die Normannen. In der Kathedrale standen etwa die zwei Porhyrsarkophage, die der Normannenkönig Roger II für sich und einen seiner Nachfolger anfertigen ließ. Einen davon nutze dann Friedrich II für die Gebeine seines Vaters und ließ ihn in den Dom nach Palermo überführen.
    Auf halber Höhe findet sich neben weiteren Befestigungsanlagen der Burg zudem die Reste eines megalithischen Baus – volkstümlich Tempel der Diana genannt. Hat aber vermutlich nichts mit der Göttin Diana, der römischen Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt zu tun. Denn der etwa 12 auf 7 m große Bau dürfte aus dem 9. bis 8. Jhr. vor Christi stammen, ist also viel zu alt. Für einen ehemaligen Palast sind die Räume zu eng, für einen Wachturm der Bau zu niedrig, für ein Lagerhaus zu monumental, also vermutet man, dass er eine sakrale Funktion hatte. Im Mittelalter nutze man ihn auch als Fundament für eine Kirche. Heute weiß man, dass die Ausrichtung des einzigen Zugangs mit der untergehenden Sonne und dem Planeten Venus in Korrelation steht. Eine nahe gelegene Zisterne könnte ursprünglich sogar mal ein Dolmengrab gewesen sein. Also, nichts Genaues weiß man nicht. Es wird vermutet, dass der Bau von einer Kultur stammt, die älter als die hellenische ist, die dennoch über das Wissen für den Bau derartiger monolithischer Gebäude verfügte. Vielleicht ist es kein Zufall, dass ein sehr seltenes Artefakt aus grünem Diorit auf dem Gelände gefunden wurde; dieser Fund soll aus der Zeit des Pharaos Amenophis IV. (Echnaton) stammen, also aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. Vermutlich gehandelt in mykenischen oder levantinischen Zeiten.
    Der Grund hier hochzukommen, sind aber nicht unbedingt die alten Gemäuer, sondern vor allem die wunderbare Landschaft und insbesondere die immer wieder faszinierenden Ausblicke auf die Stadt Cefalù. Und es ist ein schöner, wenn auch etwas anstrengender Spaziergang. Nachmittags ging es dann noch mal in die Stadt, zum Bummeln, ohne Videoequipment.
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  • Day 19

    Abendstimmung in Cefalù

    April 1, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 17 °C

    Samstagabend, wir sind noch einmal runter nach Cefalù. Und ich habe entgegen meinem Vorsatz doch noch den Foto mitgenommen. Es hat sich gelohnt. Anbei einige Bilder von der Abendstimmung in Cefalu. Gegessen haben wir dann in einem typischen Fischrestaurant. - wie meistens. Diesmal habe ich ein empfohlenes Meeresmenü genommen. Ich weiß nicht, wie man diese Mengen schaffen soll, aber geschmeckt hat es.Read more

  • Day 20

    Abseits touristischer Pfade

    April 2, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Wir machen uns auf in das Hinterland von Cefalù. Noch ist es sonnig, das Wetter soll umschlagen und ab dem frühen Nachmittag ist stärkerer Regen angesagt. Vorab, er bleibt aus. Unser Ziel ist der Ort Castelbuono und die gleichnamige Wehrburg der sizilianischen Adelsfamilie der Ventimiglia. Heute finden sich in ihr das Stadtmuseum mit Werken der modernen und zeitgenössischen Kunst, eine Abteilung mit sakralen Artefakten sowie eine schöne Kapelle.
    Einen Besuch lohnt zudem die Altstadt mit schönen Geschäften und sehenswerten Gemäuern. Heute am Sonntag ist richtig was los. Man macht sich schick, ist mit Kind und Kegel in der Stadt, auch viele Läden – vor allem mit süßen Sachen – haben geöffnet. Das merkte man schon an der Parkplatzsuche – die ohnehin in italienischen Städten nicht immer einfach ist. Es herrscht ein richtiger Trubel, Kinder toben umher, die Sizilianer unterhalten sich lautstark und gestenreich. So wie ihre Mentalität eben ist. Schön zu beobachten. Für uns fällt etwas Käse, eine Flasche Limoncello und Honig aus der Region ab. Was auffällt, das Preisniveau hier ist deutlich geringer, ist halt keine touristische Gegend. Dennoch den Besuch allemal wert. Übrigens ist hier in der Stadt die Stadtreinigung mit Eseln als Tragtiere unterwegs, einmalig.
    Weiter geht es in die Bergwelt auf bald 1800 m auf kurvenreichen und immer schlechter werdenden Straßen durch ein paar heute fast ausgestorbene Ortschaften wie Petralia Sottana oder Petralia Soprana. Die Leute scheinen fast alle in Castelbuono zu sein. Die Straße ist irgendwann übersäht von 10 bis 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern, teils metergroß. Nicht unterschätzen sollte man auch die manchmal gut zwanzig Zentimeter hohen Hügel auf der Straße, hier sucht sich die Vegetation ihren Weg durch den Teer. Immer mal wieder ist eine Straßenbreite weggerutscht, wenigstens weist ein Schild darauf hin. Scheint aber niemanden zu stören, Verkehr ist kaum. Im Winter dürfte das anders sein, findet sich hier oben doch ein Skigebiet. Die Gegend entschädigt aber für die etwas holprige Fahrt. Immer wieder lasse ich die Drohne steigen, die Berge und die drohenden dunklen Wolken haben eine eigene Stimmung. Später am Nachmittag geht es dann kurvenreich wieder zurück nach Cefalù. Morgen geht es dann weiter auf der Reise, auf die Liparischen Inseln. Dafür lassen wir in Milazzo etwa 120 km östlich für fünf Tage das Auto am Hafen stehen und nehmen die Fähre mit Handgepäck nach Lipari.
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  • Day 21

    Die Fahrt zu den Liparischen Inseln

    April 3, 2023 in Italy ⋅ 🌧 12 °C

    Auf Lipari angekommen. Den heutigen Tag fassen wir kurz. Die ereignislose Fahrt nach Milazzo, einen privaten Parkplatz nahe dem Hafen vorab im Internet gesucht und gefunden, zwei Fähren früher erwischt als geplant und gegen 14 Uhr nach etwas über eine Stunde Bootsfahrt mit einer Schnellbootfähre auf der Insel Lipari angekommen. Das alles bei starkem Regen, der erste Regentag auf unserer Reise. Natürlich dann, wenn wir recht viel Wege zu Fuß mit Gepäck zurücklegen müssen. Aber der Regen hätte an keinem Tag gepasst. Also egal. Nachmittags, nachdem wir in der Altstadt in unser Hotel eingecheckt sind, eine erste Tour durch die Inselhauptstadt Lipari gemacht. Es regnet immer noch und Geschäfte haben zwischen zwölf und siebzehn Uhr zu. Aber schon mal eine Bootsfahrt zu den Inseln Panarea und Stromboli für Mittwoch gebucht.Read more

  • Day 22

    Ein Ort, ganz nach unserem Geschmack

    April 4, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 14 °C

    Heute wirkt das Städtchen Lipari mit den 5500 Einwohner ganz anders als gestern noch. Es scheint die Sonne, der Himmel ist blau. Also hoch zum Burgberg mit der Kathedrale San Bartolomeo. Im Süden die Bucht Marina Corta und im Norden findet sich Marina Lunga. Der Fels mit der Burg ragt imposant über die Häuser der Stadt empor. Die massive und beeindruckende Festungsmauer ist umgeben von einen bunten Gassengewirr mit Läden, Restaurants, Wohnungen, die Wäsche flattert über die Köpfe hinweg. Überall stehen Blumentöpfe dekorativ in den gepflegten und sauberen Sträßchen. Der Burgberg liegt nahe unserem Domizil, so dass wir nur wenige Minuten hoch brauchen. Oben aber halten wir uns fast drei Stunden auf. Der Grund: Die ehemalige Festung beherbergt das Archäologische Museum der Äolischen Inseln mit Funden von der Inselgruppe. Eine Sammlung prähistorischer Keramiken zeigt, wie lange die Inseln schon besiedelt sind. Dem gegenüber braucht sich die Sammlung griechischer und römischer Artefakte nicht zu verstecken. Besonders beeindruckend sind die alten Sarkophage aus eben diesen Zeiten, von denen sich zahlreiche auch im Außengelände befinden. Später haben wir noch das nahe gelegene Ausgrabungsgelände in der Stadt besucht, auf dem seit 1908 bis heute gegraben wird und viele der Sarkophage stammen. Es ist derzeit aber geschlossen. Nur waren ein paar Arbeiter zugange, die auf einem dort gelegenen Kinderspielplatz ein Spielgerät aufbauten. Schön zu beobachten, wie vier Leute mehr diskutieren, wie das Gerät aufzubauen ist, als es tatsächlich errichten. Und ein Gatter in der Umzäunung zu dem archäologischen Gelände war wegen der Arbeiter offen. Gelegenheit über die Ausgrabungsstätte zu streifen, ohne dass es jemanden störte.
    Generell fällt uns auf, dass die Sizilianer viel gelassener sind als wir. Auch im Straßenverkehr. Die chaotische Fahrweise funktioniert nur deshalb, weil keiner auf seinem Recht besteht. Will man die Straße überqueren, ist es fast normal, dass einer hält und uns passieren lässt. Zebrastreifen spielen keine Rolle. Das mag im Berufsverkehr in Palermo anders sein, aber außerhalb funktioniert es. Nur wenn gehupt wird, heißt es stehen bleiben. Das bedeutet nämlich ich fahre jetzt, nichts anderes. Da merkt man schnell den Unterschied zwischen deutschen Autofahrern und italienischen. Hier in Sizilien ist das Hupen meist nichts Persönliches, es zeigt vielmehr etwas an. Etwa ich fahre jetzt oder überhole, oder Achtung, ich schneide die enge Kurve. Es passiert öfters, dass ich beim Filmen eine enge Straße oder Gasse blockiere, interessiert niemanden, im Auto hinter mir wird geduldig gewartet bis ich fertig bin – auch mal eine halbe Minute. Da hupt niemand. In Deutschland ist Hupen eigentlich immer etwas Persönliches. Weg du Arsch, mach den Platz frei oder fahr endlich, Du Penner. Schon ein gewisser Unterschied.
    Das Städtchen selber, so stelle ich mir Italien vor. Zurzeit ist wenig los. Der tagsüber fast ausgestorbene aber abends recht lebhafte Corso Vittorio Emanuele verbindet die beiden Häfen. Die geschäftige Hauptstraße ist beliebter Treffpunkt. Frei vom Autoverkehr, lädt der Corso zum gemütlichen Bummel ein. Auch die Seitengassen strahlen eine wunderbare südländische Atmosphäre aus. Man ist wieder unter sich, in der Saison natürlich erst am Abend. Dann haben die Tagestouristen die Insel wieder verlassen. Besonders schön ist der alte Hafen Marina Corta mit der kleinen Kirche Anime del Purgatorio, an der Mole gelegen. Hier meint man fast, an einem alten, kleinen Fischerhafen zu sein. Wenn man die Restaurants drum herum mal vernachlässigt. Schön auch, Shops mit Touristenware sind nicht allzu zahlreich, dafür finden sich nicht wenige mit Handarbeitsware. Sei es Schmuck, Keramik oder Arbeiten mit dem vulkanischen Glas Obsidian, das sich hier auf den Inseln findet. Ein schönes Stück musste später natürlich mit.
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  • Day 23

    Eine Seefahrt, die ist lustig

    April 5, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 12 °C

    Heute geht zu unserem Hauptziel auf den Liparischen Inseln, dem Stromboli, mithin der aktivste Vulkan Europas. Nach einem Zwischenstopp auf der Insel Panarea und dem Besuch der Stadt San Vincenco auf der Vulkaninsel wollen wir am Nordhang des etwa 926 m über den Meeresspiegel herausragenden Vulkans shippern, bei Nacht, um die feuerroten Lavaströme zu beobachten. Derartige Ausflüge finden momentan nur einmal die Woche statt, sofern genügend Leute zusammenkommen. Und es funktioniert. Eine größere französische Reisegruppe stößt zu den wenigen Hanseln, die die Tour machen wollen, so dass dann sogar ein größeres Schiff für die etwa 60 Leute eingesetzt wird.
    Doch es kommt anders. Schon die etwa 45-minütige Überfahrt nach Panarea ist Anfangs in Küstennähe recht ruhig, wird dann aber etwas holprig, das offene Meer ist uns nicht gnädig gestimmt. Nach dem Landgang und einer 30-minütigen Fahrt Richtung Stromboli dreht der Kapitän dann um. Zu gefährlich und ein Treiben lassen am Vulkan wäre bei diesem Wellengang nicht möglich. Meterhohe Wellen sorgen für den rasantesten Höllenritt, den wir jemals auf offener See gemacht haben. Mit maximalem Speed geht es quer zu den Wellen zurück, inzwischen findet sich kaum mehr jemand, der nicht eine oder mehrere Spuktüten in der Hand hat. Eigentlich hätte die Crew die Entscheidung schon in Panarea treffen müssen, bei diesem Wellengang wäre ein Aufenthalt an der Nordflanke absehbar nicht möglich gewesen. Zumal schon das Anlegen am Kai selbst die Crew vor nicht geringe Probleme stellte. Das Resümee des Tages: Die Lava lässt auf uns warten, der Stromboli sowieso und Geld dafür bezahlt, dass einem schlecht wird. Aber ansonsten sind die Inseln hier wirklich schön. Morgen geht es mit einem kleinen Boot zur Insel Vulcano, nur wir zwei. Schauen wir mal. Hoch darf man aber nicht, derzeit zu gefährlich giftiger Gase wegen. Deswegen nur Bilder von der Abfahrt im Hafen - da sieht es noch recht beschaulich aus – und von Panarea. Die Wolkenformationen über dem Meer hier sind aber schon beeindruckend – und bedrohlich. Und ab einem gewissen Zeitpunkt war fotografieren nicht mehr möglich.
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  • Day 24

    Vulcano, der Name ist Programm

    April 6, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 12 °C

    Für heute Morgen haben wir zwei uns ein Boot gechartert, das uns auf die benachbarte Insel Vulcano bringt. Der Tripp bei ruhigerem Wellengang dauert weniger als eine halbe Stunde. Für organisierte Ausflüge ist es noch zu früh, außerhalb der Saison. Man hätte auch die regelmäßig verkehrende Fähre nehmen können, aber so ist es bequemer. Das Boot holte uns am späteren Nachmittag auch pünktlich gegen 17 Uhr wieder ab. Quasi ein Taxi übers Meer. Auf die Entfernung gerechnet, günstiger als jede Taxifahrt bei uns.
    Als wir ankommen ist nur wenig auf Vulcano los, auf der gesamten Insel leben nur etwa 550 Menschen. Zurzeit ist nahezu alles noch geschlossen, an vielen Stellen wird gebaut und renoviert für die kommende Saison. Generell sind die Liparischen Inseln vom Massentourismus verschont, gibt es doch auf keiner der sieben größeren Inseln einen Flughafen. Also ist das Herkommen aufwändiger, per Flug etwa nach Catania, per Bus oder Taxi dann 160 km nach Milazzo und weiter geht es mit der Fähre. Das schützt vor überbordenden Touristenströmen auch in der Saison. Dennoch dürften im Sommer die schönen, schwarzen Sandstrände gut besucht sein.
    Hier lebt man von Wein-und Olivenanbau, Hühnern, Ziegen und Schafen, also von der Landwirtschaft und natürlich zunehmend vom Tourismus. Und warum wir jetzt herkommen, kann man schon beim Anlanden riechen, wie überall auf der Insel. Es riecht stellenweise recht streng nach Schwefelwasserstoff, also faulen Eiern. Auch bei kräftigerem Wind. Der Grund dafür sind zahlreiche Fumarole, aus denen eben diese Gase aufsteigen. Ist Vulcano doch – wie der Name schon sagt – ein aktiver Vulkan.
    Die Insel besteht vorwiegend aus eben diesem Vulkan, der 391 m aus dem Meer herausragt. Das Besteigen ist seit zwei Jahren aus Sicherheitsgründen verboten, zu viele toxische Gase. Die strömen auch nahe dem Hafen aus dem Erdboden, so dass sich die Felsformationen gelb gefärbt haben. In einem größeren Schwefelpfuhl suhlen sich Besucher – respektive suhlten sich. Denn das Schlammbad ist seit einiger Zeit geschlossen, was aber nicht unbedingt ein Hindernis ist. Der warme schwefelhaltige Schlamm soll bei Hauterkrankungen helfen, und bei Arthrose und Gelenkerkrankungen.
    Erst seit dem 17. Jh. ist Vulcano besiedelt, vorher hat man die Insel wegen den Vulkanausbrüchen gemieden. Der letzte größere fand 1888 statt. Die Bewohner konnten sich damals auf Schiffe retten, Strafgefangene jedoch, die in den Schwefelminen arbeiten mussten, kamen ums Leben. Der Ausbruch dauerte bis März 1890 und hatte einen teilweise explosiven Charakter. Noch heute stellt der Vulkan eine Bedrohung dar, das sieht man überall auf der Insel in Form von Hinweisschildern, die Evakuierungsrouten vorgeben. Zudem findet sich am anderen Ende der Insel ein kleiner Notfallhafen. Die Menschen leben hier schon sehr nah am Krater. Auch deshalb überwacht man die Insel an zahlreichen Stellen, um einen Ausbruch rechtzeitig vorherzusagen und die Bewohner und Besucher evakuieren zu können. Dass irgendwann ein größerer Ausbruch bevorsteht, ist Vulkanologen ziemlich klar. Man weiß nur nicht wann.
    Wir haben uns nach einem kurzen Rundgang durch den Ort einen Fahrer mit Auto geschnappt (oder er uns) und die Insel umfahren. So kann man sich einen besseren Eindruck verschaffen. Ursprünglich wollte ich eigentlich ein Quad mieten, aber dafür war es schlicht zu kühl. Als wir zurückkamen war etwas mehr los. Hatten doch einige Autofähren aus Palermo und Catania angelegt.
    Auf Vulcano gibt es weder Quellen noch Bäche. Man sammelt Regenwasser, das jedoch über den Sommer für die Touristen nicht ausreicht. Also bringt man das Trinkwasser mit dem Schiff. Wir fanden auf Empfehlung des Fahrers zudem eine sehr gute, etwas abseits gelegene Gaststätte von Mauricio, er hat sich auf Pasta spezialisiert. Der versteht sein Handwerk, molto buono. Abends, nach der Rückkehr nach Lipari kam mir noch ein Barbier in die Quere, der den Wildwuchs der letzten vier Wochen professionell stutzte. Alles in allem ein gemütlicher und ruhiger Tag - nach dem gestrigen auch notwendig.
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  • Day 25

    Scilla, erster Halt an der Stiefelspitze

    April 7, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 13 °C

    Mit der Fähre ging es heute Morgen von Lipari aus wieder zurück nach Milazzo, wo unser Auto am Hafen stand. Nach einer recht kurzen Fahrt haben wir dann Messina erreicht und mit einer Autofähre aufs Festland übergesetzt. Sprich, wir sind jetzt auf dem Festland unterwegs, im südlichsten Zipfel des italienischen Stiefels. Die Fährverbindungen waren sehr gut, pünktlich und recht häufig, so dass wir schon um die Mittagszeit viel früher als gedacht in Scilla sind, eigentlich nur als Zwischenübernachtung vor unserem nächsten Ziel geplant. Hätte auch noch problemlos bis dahin gereicht. So bleibt Zeit, das schöne Küstenstädtchen zu besichtigen.
    Nur das Einchecken in unser Hotel war etwas ungewöhnlich. Eigentlich sollte es ab 13 Uhr möglich sein. Nur das Hotel war zu, alles geschlossen, dunkel und verriegelt. Also geklingelt und über die Sprechanlage eine schwer verständliche Kommunikation aufgebaut - nur wenige sprechen hier im Süden Italiens oder auf Sizilien Englisch, auch in den Unterkünften. Letztendlich wurde mir die Hoteltüre aus der Ferne geöffnet, ich suchte uns ein Zimmer aus, holte mir den Schlüssel vom Schlüsselbrett, machte im Hotel das Licht an und checkte selbst ein. Das Auto hatte ich an der Straße in einer gelben Zone nur für Anlieger mit Genehmigung geparkt. Dort ließ ich es auch. Dann ging es durch die schöne Stadt und hoch in die Burg. Offiziell eingecheckt haben wir ein paar Stunden später, als jemand anwesend war.
    Der Ort Scilla soll seinem Namen einem Mythos von Homer aus seiner Odyssee verdanken. So habe an diesem Ort auf dem heutigen Burgfelsen das Meeresungeheuer Skylla mit dem Oberkörper einer jungen Frau und einem Unterleib aus sechs Hundeköpfen und zwölf Hundefüßen gehaust. Odysseus musste an diesem Monster vorbei, um ein anderes in der Meerenge zu meiden. Charybdis, so sein Name, sog ein paar Mal am Tag das Meerwasser ein, um es anschließend wieder brüllend auszustoßen. Schlecht für Schiffe, die sich in der Nähe befanden. Also besser vorbei an Skylla, das jedoch sechs der Gefährten von Odysseus verschlang. Er selber und der Rest der Besatzung kam ungeschoren davon. Ein legendärer Ort also.
    Heute zeichnet sich die kalabrische Stadt, sie liegt direkt an der Meerenge von Messina mit Blick auf Sizilien, vor allen durch den 600 m langen Sandstrand, das auf einem großen Felsen - der ehemaligen Behausung Skyllas liegende Castello Ruffo und das alte Fischerviertel aus. Hier stehen die Häuser direkt am Wasser, sodass die Fischer ihre Boote quasi am Haus festmachen können. In dem beschaulichen 5000-Seelen-Ort spielt der Fischfang besonders von Schwertfisch auch heute noch eine wichtige Rolle, die Stadt ist noch immer sehr vom Fischfang geprägt ist. Dennoch spielt der Tourismus langsam eine immer wichtigere Rolle. Auf den bereitet man sich gerade vor, so werden am Strand einige größere - ich denke temporäre Holzbauten errichtet, an vielen Stellen wird gehämmert, gebohrt und gebaut. Vieles hat derzeit noch geschlossen, so dass wir eine Zeit lang die Stadt abklappern müssen, um für Abends ein offenes Restaurant zu finden.
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  • Day 26

    Eine der ältesten Siedlungen der Welt

    April 8, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute stand eine etwas längere Fahrt an, nach Matera, rund 360 km. Und wir sollten gegen 14 Uhr da sein, da wir sonst erst wieder ab 19.30 Uhr einchecken können. Also für die recht gute Autobahn entschieden. Die Fahrweise der Festlanditaliener unterscheidet sich von der der Sizilianer kaum. Nur, dass es tatsächlich Geschwindigkeitskontrollen gibt. Die müssen in ganz Italien aber immer vorher angekündigt sein, per Schild. Das gilt auch für die mobilen Kontrollen. 500 Meter vorher. So erreichen wir trotz mancher Baustellen, die das Durchschnittstempo ja nicht reduzieren da sich keiner auch nur annähernd an die Limits hält, und einem ziemlichen Versagen des BMW-Navis - Abbiegen an Kreuzungen oder Straßen, die es gar nicht gibt – die Stadt Matera sogar vor der Zeit. Parken müssen wir außerhalb der Altstadt, dazu geben wir Auto mit Schlüssel bei einem Parkunternehmen ab, haben nur das Gepäck dabei für die nächsten zwei Tage. Übermorgen holen wir unser Auto wieder ab. Der Fußmarsch zu unserem B&B Al Vico beträgt nur etwa 400 m. Unser Zimmer, das ist schon etwas Besonderes, für hier aber fast normal. Es ist in der Altstadt mit Blick über das alte Zentrum in einer alten Grotte gelegen. Hier in unserer Höhle lebten die Menschen schon vor zig hunderten wenn nicht tausenden Jahren. Nur nicht ganz so komfortabel, dazu im morgigen Post mehr. Bei der Fahrt in die Stadt ahnt man davon erst mal nichts. Eine typische, etwas chaotische und in die Jahre gekommene italienische Mittelstadt halt mit etwa 60.000 Einwohnern. Steht man aber am Fenster unseres Höhlen-B&B, der Blick ist schon einmalig. Und nicht nur der.
    Die meisten Grotten in den Felswänden sind nicht natürlich, sondern wurden in den relativ weichen Sand- und Tuffstein gehauen. Bald grub man ganze Wohnungen in den Berg und nutzte das gewonnene Material für den Bau der Fassaden und Häuser. So entstand im Laufe der Jahrtausende eine Höhlenstadt auf vielen Ebenen mit verschachtelten Höhlenwohnungen, engen Gassen und kleinen Plätzen, dazwischen zahlreiche Felsenkirchen - mithin über 150 in der Altstadt. 1270 kam in der, ich nenne es einfach Oberstadt für die Besseren, eine Kathedrale hinzu. Alles zusammen ein architektonisches Kunstwerk, das von der Unesco als Weltkulturerbe geadelt wurde. Jedoch nicht nur der Gebäude und Grotten, sondern der uralten, durchdachten Wasserversorgung mit Kanälen und Zisternen wegen. Mit dem Bau neuer Straßen und Wege hat man die Entwässerung übrigens ihrer Funktion beraubt, was alle paar Jahre zu starken Hochwassern und Zerstörungen in den Gassen führt. Und das am Berghang.
    Der historische Teil besteht aus zwei Stadtvierteln Sasso Barisano und Sasso Caveoso. Die Höhlensiedlungen hier sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Besiedelt ist das Gebiet bereits seit der Jungsteinzeit, Matera gilt als einer der ältesten besiedelten Orte der Welt. Die Lebensbedingungen waren hier einst gut. Es gab einen Fluss, fruchtbares Land und leicht zu bearbeitendes Baumaterial. Zudem hatte man später ein sehr gutes Lagersystem in den Grotten eingerichtet, mit Vorräten an Getreide, Hülsenfrüchte, Wein und Olivenöl.
    Eine der regionalen Spezialitäten konnte ich abends dann auch probieren: Caciocavallo, ein typischer Käse, entfernter Verwandter des Mozzarello. Dessen Form erinnert an eine erwürgte Birne, mit einem Seil um einen kleinen Kopf, an dem der Käse paarweise aufgehängt heranreift. Er schmeckt aromatisch, ist gereift pikant und würzig. Man nimmt ihn etwa für Pasta, als Schnittkäse, zum Kochen und Braten zusammen mit Olivenöl und Gewürzen. Ich aß ihn traditionell über einem Feuer geschmolzen und auf ein geröstetes Brot gestrichen. Schmeckt vorzüglich. Davon kommt natürlich etwas (zwei Kilogramm wiegt einer) mit nach Deutschland.
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