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- Dec 13, 2024, 11:01 AM
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 1,311 m
- NepalCentral RegionKathmanduAsan27°42’27” N 85°18’44” E
Holy Friday
December 13 in Nepal ⋅ ☀️ 18 °C
Langsam habe ich mich an die Zeitumstellung gewöhnt und die Nacht war viel erholsamer als gestern. Ich bin nur einmal aufgewacht. In der Nacht vorher war es 3 oder 4 mal. Der Morgen beginnt zunächst unspektakulär und ich schaue beim Frühstück in den Nepal Reiseführer, den ich netterweise in Deutschland als Leihgabe erhalten habe. Ich beschließe am Vormittag den Stadtteil Thamel auf eigene Faust zu erkunden. Es ist der touristische Stadtteil Kathmandus, die schönen und kleinen Orte liegen mehr im verborgenen. Ich schnappe mir meine Kamera und ziehe los.
Thamel ist überlaufen von kleinen Händlern und fleißigen Menschen, die Waren von einer Ecke zur anderen transportiere. Im geschäftigen Herzen des Stadtteils findet man, wenn man möchte, alles was das Herz begehrt. Von Gewürzen über Streetfood bis hin zu den teuersten Marken der Trekking-Welt ist wirklich alles dabei. Anders als in Tansania, sind die Händler nicht so penetrant und grüßen freundlich aber belassen es auch dabei, wenn man freundlich zurück grüßt und weiter läuft. An einer Straßenecke, schaue ich nochmal in den Reiseführer. Mein Plan war es eigentlich rund eine Stunde herumzutrollen und einige tolle Aufnahmen einzufangen. Dann aber spricht mich ein sehr netter Herr an. Es ist Ganesh, er ist auf dem Weg zu einem Tempel. Wir kommen ins Gespräch und nach einigen Minuten lädt er mich ein ihm zu folgen und die Zeremonie mitzumachen. Wieder einer dieser Momente die ich beim alleine reisen so liebe. Ich ergreife die Chance und folge ihm. Auf dem Weg zum Kumari Tempel erklärt er mir eine Menge über den Hinduismus. Das „Ohm“ im Hinduismus ist ein zentraler Bestandteil des Mantras, das beim Meditieren und Beten ausgesprochen wird. Eigentlich wird es mehr gesungen. Da die Zahl 8 eine heilige Zahl ist (weil sie umgekippt auch das Unendliche verkörpert), werden Gebete immer entweder 8 mal oder 108 mal aufgesagt. Diese bestehen dann meist aus ca. 5-6 Wörtern. Auch am Tempel ist diese Zahl wichtig. Warum, das erklär ich später.
Wir kommen am Kumari Tempel an. Ein kleiner schicker Tempel, in den man nicht hineingehen kann. Im inneren ist ein Schrein aufgebaut. Ein kleines Fenster ist Tagsüber geöffnet, damit die gläubigen Menschen diesen Schrein anbeten können. Ganesh weist mich an, ihm zu folgen. Wir laufen im Uhrzeigersinn um den kleinen Tempel. Überall außen herum hängen kleine Glocken. Acht von ihnen wird jeder von uns läuten. Welche ist egal. Viele andere tun es uns gleich. Und alle Menschen lächeln mich an und begrüßen mich. Als wäre es das normalste der Welt, dass ein Tourist hier die Glocken läutet. Dabei bin ich weit und breit der einzige. Denn dieser Tempel ist ein wenig abseits der Hauptstraßen. Wer ohne local hierher kommt guckt sich das Treiben an, würde aber niemals mitten drin sein. Nachdem wir um den Tempel herum gelaufen sind stehen wir vor dem Fenster, der den Blick ins Innere zulässt. Ein Wesen im Schneidersitz mit 8 Armen sitzt auf dem Schrein. Ganz in Gold und glänzend. Leider habe ich den Namen dieser Gottesfigur schon wieder vergessen. Ganesh beginnt ein kleines Gebet. Er sagt es acht mal auf. Dann nimmt er eine rote wachsähnliche Stange und bittet mich meine Sorgen die ich habe in Richtung des Fensters zu sagen. Ich solle dies sieben mal wiederholen, sodass es insgesamt acht mal ergibt. Danach hält er den roten Wachsstift über eine Kerzenflamme und drückt mir diesen auf die Stirn. Eine Frau kommt auf mich zu und hängt mir eine Blütengirlande um den Hals. „Namaste!“ (Ich grüße das göttliche in dir). Dann nimmt Ganesh eine der Blüten, drückt diese in einem kleinen Behälter am Tempel aus und setzt mir die Blüten auf den Kopf. Das selbe macht er bei sich. Dann bedankt er sich bei mir, dass ich Nepal besuche und nimmt mich noch ein Stück mit. Ein kleines Erinnerungsfoto darf natürlich nicht fehlen. Im Hintergrund ist der Tempel zu sehen. Ich bin total begeistert. Nicht nur von der interessanten Zeremonie, sondern auch davon, dass Ganesh mich teilhaben lässt und auch das umstehende Menschen mich so herzlich begrüßen.
Bevor ich am Abend eine Foodtour in Thamel habe, möchte ich mir noch was gutes tun. In Nepal sind Massagen an jeder Ecke zu bekommen. Vor allem für die vielen Wanderer, die aus den Bergen nach mehreren Tagen zurück kommen. Ich möchte aber zu einer ganz bestimmten Massage. Die SeeingHands sind eine gemeinnützige Organisation, die Blinde Menschen als Masseurinnen und Masseure ausbilden. Ohne diese Einrichtung wären diese Menschen arbeitslos und hätten es noch schwerer. Mal abgesehen von den widrigen Verkehrsbedingungen, die für Menschen mit Visusverlust lebensgefährlich sind. Ähnliche Zustände wie schon in Tansania. Viel Verkehr, aber keine Regeln. Ich rufe also bei den SeeingHands an und buche eine 90minütige Massage. Die Philosophie, dass Menschen mit Seheinschränkungen besonders feine Tastsinne haben und deshalb hervorragende Massagen ausführen, gibt es schon seit hunderten Jahren. Kamal, der seit seiner Kindheit blind ist, knetet mich durch. Danach fühle ich mich wie neu geboren. Und es ist tatsächlich die beste Massage, die ich bisher hatte. Kein Wunder: Seit 8 Jahren ist Kamal Teil des Teams und ist sehr froh, dass er die Möglichkeit hat, arbeiten zu dürfen. Die SeeingHands helfen auch beim täglichen Leben und bieten Wohnraum für Menschen mit Behinderungen.
Am Abend holt mich dann Deepak am Hotel ab. Zusammen mit Antje, einer holländischen Flugbegleiterin, die mittlerweile in Dubai lebt und für FlyDubai arbeitet, begeben wir uns ins Nachtleben von Kathmandu. Wir besuchen verschiedenen Restaurants und probieren die Highlights der nepalesischen Küche. Neben der Herstellung, erzählt Deepak uns alles über den Ursprung der Gerichte und die dazugehörige Kultur. Es ist nicht verwunderlich, dass die großen religiösen Gemeinschaften des Hinduismus unf Buddhismus den größten Anteil an der Geschichte der Gerichte haben. Besonders lecker sind Momo! Plural übrigens auch Momo genannt, und nur Kulturbanausen sprechen von Momos, sagt Deepak. Sie erinnern ein wenig an Mante, ein Gericht aus der russischen Küche. Gedämpfte Teigtaschen mit Fleischfüllung. Besonders lecker ist, dass die Füllung aus Büffelfleisch besteht. Rinder bzw. Kühe werden hier gar nicht geschlachtet. Kühe sind heilige Tiere und das Nationaltier in Nepal, deshalb leben diese auch friedlich daher und werden nicht angerührt. Die Büffel müssen herhalten und den Konsum der Menschen decken. Ein Highlight ist das kleinste Restaurant der Welt. Wir passen zu dritt gerade so rein und Beinfreiheit sucht man vergeblich. Umso mehr schmecken die Panipuri, frittierte Bällchen, die erst wenn sie kalt sind mit Kartoffel und Kichererbsen gefüllt werden. Zusammen mit etwas Zitronenessig beträufelt schmecken sie hervorragend. Die Schärfe der Gewürze ist genau richtig.
Als wir durch insgesamt 6 Restaurants durch sind und einen hervorragenden Sweet Lassi zum Ende der Tour trinken, rollen wir jeder davon und ich mache es mit im Hotel gemütlich. Morgen steige ich wieder in den Flieger. Ich freue mich auf Pokhara, dort werde ich meine Famulatur beginnen und meine Gastfamilie kennenlernen.Read more
Traveler Die Gaumenfreude 😋 vom Erfolg gekrönt …alles hat geschmeckt 😄 P.S. MANTY sind aus dem asiatischen Raum bekannt ,was in Russland dann als Pelmeni abgewandelt ist :)
Traveler Keiner mag Klugscheißer ! 😂 soweit mir bekannt liegt ein Großteil Russlands im asiatischen Raum. Aber ist nur ne Vermutung ♥️