2022 - Portugal

February 2022 - June 2024
Die dritte Etappe unseres Wintertripps in den Süden:
von Sevilla über Portugal wieder nach Bordeaux
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  • Day 27

    Porto Covo und ein netter Portugiese

    March 13, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach einem völlig bewegungslosen Samstag ;-) stand heute Training UND Fahrradtour nach Porto Covo auf dem Plan, unter anderem mit dem Ziel, ein Baguette für das Abendessen zu organisieren.
    Der Ort liegt im Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, einem Naturschutzgebiet, das sich an der gesamten südwestportugiesischen Küste entlangzieht.

    Dort angekommen, fragten wir einen Portugiesen, ob er uns einen Laden in einem Campingplatz oder so nennen könne, der sonntags geöffnet hat. Der arthritische Mann, der drei Jahre in Berlin gelebt hatte, hatte offensichtlich Langeweile, denn er führte uns 20 Minuten durch den Ort, erzählte über Geschichte und Sehenswürdigkeiten (wie die Schildkröten auf dem Marktplatz), und schlechte Ohren, denn er führte uns zu einem Tobacco-Laden. Hier gab es zwar nur steinharte Brötchen vom Vortag, aber um nur irgendetwas zu kaufen, nahmen wir Erdnüsse und zwei sündhaft teure Dosen Bier für ein Picknick auf dem Rückweg mit.
    Spannenderweise fiel uns bei der Weiterfahrt auf, dass in dieser kleinen 1000 Seelen Gemeinde heute am Sonntag jedes Geschäft offen war, aber alle ohne Baguette.

    Porto Covo hat nach wie vor einen alten Dorfkern, der in der Haupturlaubszeit vermutlich von Feriengästen belebt wird. Auffällig sind auch hier die in Portugal traditionell verbreiteten Farben Weiß und Blau, die an den Fassaden dominieren.
    Rund um den Ort sind aber unfassbar viele Neubauten für Übernachtungen und private Sommerhäuser entstanden. Das Baugewerbe boomt hier in Portugal, insbesondere in der Tourismusbranche. Das ist uns schon in Lagos aufgefallen. Der Grund in Porto Covo ist vermutlich die direkt ans Dorf angrenzende, leicht zugängliche Praia Grande mit ihrer guten Infrastruktur, die alle Merkmale eines städtischen Strandes aufweist. Der Strand liegt geschützt zwischen großen Felsen. Das Meer ist sehr sauber doch wie ich finde herrscht vermutlich bisweilen ein starker Wellengang. Für Surfer bestimmt ein Grund, kein Nachteil. Auf unserer Tour war es definitiv durch den eise kalten Wind zu ungemütlich, so dass unser Picknick ausfallen musste.

    Beeindruckend waren auf unserem Klippenpfad die Pflanzenteppiche aus Dickblattgewächsen, die in sich schon alle Farben von grün über gelb bis rot abdeckten, unterbrochen von Zistrosen in allen Farben und Rosmarin. So eine Fülle an Farben, Aromen und Formen. Diese Pflanzen passen sich perfekt an die feindliche Umgebung – den kargen Boden, mehr als sechs Monate ohne Regen und starke, salzige Winde – an. Es gibt sogar Rankenteppiche die die Felsklippen meterweit überdecken. Michelle hätte für ihr Engagement in Bezug auf Dachbegrünungen ihre helle Freude gehabt!
    Die Vielfalt der Charakteristika der Strände allein auf unserer kurzen Etappe ist fantastisch. Viele Strände sind durch Treppen begehbar gemacht. So urtümlich die durch Erosionen entstanden Felsformen erscheinen, so vorsichtig sollte man auch bei ihrer Begehung sein, stimmt’s Stefan ;-)

    Porto Covo hat einen winzigen Hafen für die örtliche Fischerei, der allerdings nach unserer Einschätzung nur bei Flut zu befahren ist – aber Romantik pur.
    Ein unfassbar schöner Sonnenuntergang täuscht vor dem kommenden nächtlichen Regen.
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  • Day 28

    Auf dem Weg nach Lissabon

    March 14, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Der Regen hat den Himmel komplett leer geputzt. Und unser Exitplan hat gehalten, was er versprochen hat. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht versackt und der Durchfahrt-Verboten Pfosten hat gnädig nachgegeben.
    Nach Ver- und Endsorgung war unser heutiges Ziel eigentlich Lissabon. Da Michelle morgen ihre Hausarbeit abgegeben haben muss, habe ich die folgenden zwei Tage dafür reserviert und Stefan bewegt unser Schneckenhaus in Richtung der Hauptstadt, während ich im „Backoffice“ :-) arbeiten konnte. Aber nicht nur dieser Grund hat unsere Routenplanung beeinflusst, sondern auch der für Donnerstag angesagte Blutregen und der Wunsch, über diese Zeit hinweg mit Strom versorgt zu sein. Das Wetter war auch der Grund, warum wir erst Lissabon und dann das Weingebiet im Süden von Lissabon bei Setúbal in Angriff nehmen wollten.
    Also Zwischenrast in Carvalhal, wo Stefan mich mit Mühen von meinen Korrekturkommentaren losreißen konnte, um den Sonnenuntergang am Meer mitzubekommen – Danke Stefan. Die Kombination aus Wolkenstimmung, Sonnenuntergangsfarben und Wellenbrausen ist unbeschreiblich...
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  • Day 29

    Störche in Iberia-der Sahara Sand kommt

    March 15, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Portugal ist das Land der Störche! Am Meer, an Salinen, an Flüssen, im Hinterland. Auf den Felsen der Steilküste, auf Kirchtürmen, auf Strommasten oder einfach hoch über uns in der Thermik kreisend. Sehr gerne nutzen Störche für ihre Nester Strommasten. Auf manchen der großen Strommasten waren gleich 5 Nester. Auf vielen kleinen werden ihnen sogar trichterförmige Nisthilfen angeboten. Die Nähe zu Menschen stört sie nicht, solange sie ausreichend Nahrung vorfinden. Schon aus der Ferne erkennt man ihr charakteristisches Durchschreiten von feuchten Wiesen, auf der Suche nach Nahrung.
    Die Störche der Algarve. Dabei handelt es sich um Weißstörche, die vorwiegend ein weißes Gefieder haben, bis auf die schwarzen Schwungfeder.
    Eigentlich fliegen sie im Herbst viel weiter in den Süden, nämlich nach Afrika. Die Vögel überwintern dort, wo sie genügend Futter finden. Doch etwa Störche aus Deutschland machen es sich jetzt häufig einfacher und kürzen diese Reise ab. Sie machen es sich zum Beispiel auf den großen Müllhalden in Portugal bequem. Hier ist es meist warm genug, um zu überleben. Zudem finden die Störche reichlich Futter. Ganz ungefährlich ist das für sie nicht, denn im Müll befinden sich häufig Glassplitter, an denen sich die Tiere verletzen können. Oder sie fressen unabsichtlich Kunststoffteile. Momentan befinden sich laut Schätzungen 14.000 Störche in Portugal und Spanien – die Zahl verzehnfachte sich seit 1995. Eine Studie zeigt jetzt, dass die Störche vom Müll sogar abhängig werden. Das könnte bald zum Problem werden, denn eine EU-Richtlinie besagt, dass in naher Zukunft die offene Müllablagerung verboten wird. Dann müssten sich die Störche wieder umgewöhnen – viele könnten sterben, befürchten Wissenschaftler
    Die durch die kürzere Reise eingesparte Energie verwenden die Zugvögel, um ihre Nachkommen besser durchzubringen. Zudem bekommen sie auch früher ihren Nachwuchs.
    Anders als wir Menschen suchen Störche nicht jedes Jahr wieder nach einer neuen tollen Ferienwohnung oder einem noch besseren Ferienhaus als im letzten Jahr. Störche verhalten sich eher wie die Überwinterer an der Algarve und fliegen gerne wieder dasselbe Nest an. Die Störche treffen nicht unbedingt zeitgleich an ihrem Domizil ein – ein weiterer Unterschied zu uns Menschen. Sie warten am Nest auf ihren später eintreffenden Partner. Dabei kann es auch zu Streitigkeiten um Nest und Partner kommen, quasi zu Doppelbelegungen. Störche bauen ihr Nest fortlaufend weiter aus, so dass es im Laufe der vielen Nutzungsjahre immer größer wird und eine stattliche Größe und ein erhebliches Gewicht erreichen kann.
    Auf jeden Fall ist es ein erhebendes Gefühl vom Schnabelgeklapper der Störche anstatt vom ständigen gruhgruh der auch hier allgegenwärtigen Tauben geweckt zu werden.

    Zurück zu den letzten Kommentaren zu Michelles Hausarbeit und auf nach Lissabon. Der Sahara Sand kündigt sich an: der Himmel wird grau, bis später leicht rot...
    Unser Stellplatz mitten in Lissabon ist ein Kulturzentrum mit angepassten Preisen für unterschiedlich zahlungsfähige Besucher, coole Sache. Alles voller Graffiti und nächtlichen Trommel-Konzerten.
    Jetzt steht Korrekturlesen von Patricks Batchelorthesis an. Wir können uns noch sehr gut an die Zeit eine Woche vor Abgabe der Arbeit erinnern - nur dass man heute ganz cool mit mehreren Leuten parallel ein Dokument bearbeiten kann - obwohl man 2000km voneinander entfernt ist!
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  • Day 30

    Blutregen

    March 16, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Ach ja, was ist eigentlich Blutregen?!
    Momentan gibt es in der Wüste Tunesiens und Libyens regelrechte Sandstürme. In den dortigen Tiefdruckgebieten wird Wüstensand aufgewirbelt und in höheren Luftschichten rund um die Welt getragen. Ein Tiefdruckgebiet verursacht Winde, die den Wüstenstaub von Afrika nach Europa transportieren. Diese Winde erreichten dieses Mal sogar Deutschland. Leichte Niederschläge führen bei dieser Wetterlage zu „Blutregen“, wobei der Wüstensand bereits im Wassertropfen ausgewaschen wird. Das Wasser färbt sich dann rot-bräunlich. Auch Schnee kann der Sahara-Sand auf diese Weise rot färben: Blutschnee.

    Unmengen von Staub aus der Sahara tauchten auch weite Teile Spaniens und Portugals in Gelb, Orange und Rot. Die Luft war zum Teil sehr staubig, der Himmel leuchtete vielerorts diesig, mal gelb, mal orange oder rot. Die Lichtstimmung in Alicante südwestlich von Valencia erinnert eher an den Mars als an einen beliebten Urlaubsort auf der Erde. Trotz gesundheitlicher Warnungen gingen viele trotzdem auf die Straße, um Fotos zu machen oder ein bisschen Wüstenstaub aufzusammeln und nach Hause zu tragen. Dabei trugen sie oft Mund- und Nasenschutz – obwohl in Spanien wegen der niedrigen Corona-Zahlen keine Maskenpflicht im Freien mehr herrscht.

    An all das war bei uns nicht zu denken. Einmal Türöffnen hätte eine durchgängige Staubschicht auf alles, was im Wohnmobil ist, gelegt. Also hieß es, sparsam auf Toilette gehen ;-) und sich beschäftigen, was durch die Arbeiten der Kinder kein Problem war :-)
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  • Day 31

    Lissabon

    March 17, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Der Blutregen ist vorbei und wie vorhergesagt ist er nicht wirklich blauem Himmel gewichen. Daher haben wir für heute die Stadtbesichtigung von Lissabon geplant.

    Man könnte sagen: Von charmantem Altstadt-Flair kann hier keine Rede sein. Viele Gebäude sind in schlechtem Zustand bis heruntergekommen. Es ist dreckig und an vielen Ecken sind Obdachlose zu sehen. (Vor- und Nachteile eine Stadt mit dem Rad zu erkunden - man sieht halt viele Aspekte einer Stadt...). Auch die "Promenade" am Meer entlang ist für die Bedeutung der Stadt für uns wenig einladend.
    Man könnte sagen: Lissabon, das ist pure Emotion, steingewordene "Saudade", dieses zutiefst portugiesische Lebensgefühl von Weltschmerz und Sehnsucht. Eine ganz besondere Stimmung, die ihren Ausdruck in Licht, Farben und Klängen findet. Die ganze Stadt ist bittersüß und ein einziger Kontrast: Bunt und lebenshungrig, nostalgisch und schwermütig, modern, vorwärts gerichtet und das Alte bewahrend, verzehrend und gleichzeitig in sich ruhend.

    Irgendwo dazwischen fühlen wir Lissabon. Ergänzt durch die Erfahrung, dass Fahrradfahren in Lissabon eine ziemliche Herausforderung darstellt. Die Stadt ist nicht auf Radfahrer eingerichtet: weder in Form von Radwegen, noch in Form von Radfahrer-freundlichen Verkehrsteilnehmern. Hohe Bordsteine, Straßenbahnschienen (wenn auch einer wirklich süßen Bahn 28), Kopfsteinpflaster welches seine besten Zeiten schon hinter sich hat, Steigungen, die ein Geradeaus nur bedingt erlauben und dann noch schnell überholende PKWs: Kommot und wir waren diesbezüglich ziemlich gefordert.

    Auf dem Cemitério dos Prazeres, einem im Westen der Stadt gelegener städtischer Friedhof, mit seinen eher aristokratischen und großbürgerlichen Vierteln, spiegeln die Grabmäler sowohl Geschmack als auch materielle Möglichkeiten der Bürger vor allem des 19. Jahrhunderts wider. Die Grabmäler bzw. hauptsächlich oberirdischen Grüfte mit frei aufgestellten Särgen („Begräbnisvillen“) sind wie Häuser einer Stadt angeordnet, entsprechend durchziehen etwa 80 Straßen und Alleen schachbrettartig den Friedhof. Man steht in einer Stadt eigens für Tote.

    Am Ende hinterlässt unser zweiter Lissabon Besuch (wir waren vor vielen Jahren schonmal für ein WE hier) einen gespaltenen Eindruck: ganz Saudade
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  • Day 32

    Reinigung nach Blutregen

    March 18, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 18 °C

    Der heutige Tag steht ganz unter dem Aspekt: Lissabon verlassen und Mio Palmo reinigen. Gewissermaßen Blutregenbeseitigung und immer wieder mal Patricks Thesis.
    Morgen wollen wir wieder mal eine anspruchsvolle Fahrrad Tour in der Natur starten, also suchen wir uns einen freien Stellplatz der genau 50m vor der Grenze des Naturschutzgebietes liegt - und somit parken erlaubt ist :-)Read more

  • Day 33

    Wäsche und Naturpark Arrabida

    March 19, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 18 °C

    Herzlichen Glückwunsch lieber Peter zu deinem Geburtstag. Eine große Krokodilsträne, dass wir nicht bei dir sind. Aber wir holen das nach!!!

    Nach einer Runde Wäsche waschen und Sonnenbaden geht es heute in den Parque Natural da Arrábida. Der Naturpark Arrábida liegt am Meer zwischen der Weinregion Setúbal und dem Fischerdorf Sesimbra und ist von unvergleichlicher Schönheit, in der sich das Blau des Meeres mit den Weißtönen der Kalksteinfelsen und dem Grün der dichten Vegetation abwechselt.
    Nachdem wir zuvor in Aracena nahe zu Monokulturen von Korkeichen, rund um Lagos Monokulturen von Pinien, und wenn in Mochique Monokulturen von Eukalyptusbäumen vor gefunden haben, erweist sich diese Naturpark als eine wunderschöne Kombination aus allem.
    Zusätzlich sind die Fahrradwege super zu fahren, außer dass durch unverschämte Pfützen unsere frisch geputzten Fahrräder wieder eingeschlammt worden sind. Zurück auf der Landstraße kam dann der sportliche Teil!
    Angetrieben von Steffen, der in seinem Timo Bracht Triathlon-Trainingscamps auf Lanzarote am Tag 1700 Höhenmeter und 120 km gefahren ist, waren wir am Ende des Tages recht stolz auf unsere 700 Höhenmeter und 50 km Distanz. Belohnt wurden wir in höchster Höhe von einem Spektakel von Gleitschirm Fliegern, spektakulärem Ausblick und einer traumhaften Abfahrt über perfekt geteerte Straßen.
    Glaubt aber niemandem, der euch sagt, wir rollen die Hälfte des Weges ohne größere Steigungen zurück. Eigentlich hatten wir vor in einem Weingut Wein zu probieren und dann nach Hause zu „rollen“. Nur hatte dieses Weingut ausgerechnet an diesem Tag ein Tag der offenen Tür: wäre alles ja nicht so wild gewesen, aber wir haben keinen Wein bekommen!
    Nur wer einen Tisch ergattert hat, bekam auch Wein, obwohl der Wein nicht an den Tisch geliefert wurde! D.h. wir standen eine halbe Stunde an um dann zu erfahren, dass wir keinen Wein bekommen. Da ist Deeskalation angesagt!
    Mit überzeugender Argumentation durften wir dann eine Flasche Wein mitnehmen und haben die Dame hinter der Theke dazu bekommen, sie uns auch zu öffnen! Ein kleiner Sieg!
    Manchmal ist so etwas Schicksal. Denn der darauf folgende, extra für uns am Tag zuvor aufgeschüttete Anstieg (Stefan hatte es auf jeden Fall nicht auf dem Schirm) auf unserer Heimstrecke, hätte definitiv mit Alkohol im Blut nicht gut getan. So wurde die Flasche Wein kurzerhand vor einer Kirche mit Charme geöffnet.
    Wieder zurück bei Mio Palmo waren wir dann so erschlagen, dass selbst die Töne eines Alleinunterhalters und die Gerüche von irgendetwas Gebratenem aus dem Dorfmittelpunkt uns nicht mehr von unserem Sitzen reißen konnten! Wir haben lieber unserer Nachbarin zugeschaut, wie sie ihre Gänse in den Stall führte. Die Nacht versprach Erholung.
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  • Day 34

    Regen: Wir bestellen online eine Pizza

    March 20, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 15 °C

    Nächster Zielort ist etwa 25km westlich von Lissabon die Stadt Sintra. Bekannt ist der Ort vor allem durch seine zum Teil jahrhundertealten Paläste. Aber dazu morgen mehr, denn heute ist erst mal wieder Regen angesagt (Nebenbemerkung: heute ist der kalendarische Frühlingsbeginn und der bringt in Deutschland zwar kalte Winde aber reichlich Sonne, UND KEIN Regen!!!).
    Eine kleine Anekdote dieses Tages: Stefan wollte gerne Pizza essen und Mio Palmo war schon ausnivelliert und es regnet Bindfäden. Also Pizzalieferung ans WoMo ;-)
    • Erster Versuch: Pizzarien in der Umgebung waren entweder geschlossen oder lieferten nicht!
    • Zweiter Versuch: Lieferando – gibt es nicht in Portugal
    • Dritter Versuch: Glovo Fahrradkuriere sind uns in Lissabon immer über die Füße gefahren. Hier gibt es aber nichts zu bestellen, ohne die App runter zu laden
    • Vierter Versuch: Uber Eats, von den angemeldeten Restaurants ließ keines zu uns liefern.
    • Zurück zum dritten Versuch, Glovo-App installiert, aber wir konnten nur für die Ukraine spenden. Dann habe ich mich ausgeklinkt, bis Stefan vermeldet, Geld ist weg, vielleicht kommt eine Pizza :-)
    • Pizza kam, aber war wohl nicht so doll!
    • Also unser Tipp, Pizza lieber selbst backen!!!
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  • Day 35

    Sintra: Kultur und Kitsch nahe beinander

    March 21, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Ein echter Apriltag sollte uns heute erwarten. Erster Stopp unserer Fahrradtour war ein wirklich wunderschöner Wasserfall aus einem Märchen. Genauso geheimnisvoll war er auch zu finden. Ich glaube, hier war noch nie ein Tourist, außer wir natürlich ;-)

    In Portugal an Wasserfälle zu denken bedeutet, in erster Linie an den Peneda-Gerês-Nationalpark (im Norden) zu denken, denn hier liegt die Welt der Wasserfälle in Portugal. Ansonsten sind sie nicht so präsent, zumal man bedenken sollte, dass in den Sommermonaten die Wassermenge natürlich geringer ist als im Winter d.h. in der Regenzeit. Wenn man sich anschaut, wie leer die Stauseen zurzeit sind, war der nicht gerade auf unserer Route liegende Wasserfall echt gnädig mit uns.

    Jetzt aber auf nach Sintra. Vorweggenommen: Stefan ist an der Tourenplanung durch die sieben Paläste der Gegend gescheitert. Trotz Google Street View und Kommot schien es keine wirklichen mit Fahrrad befahrbaren Wege zu den Schlössern zu geben. Tipp: Kauf eines Hop-on-hop-off-Discover-Sintra-Tickets am Busbahnhof. Ich schwöre euch, diese Wege wollt ihr nicht mit dem Fahrrad erkunden. Wie der Bus überhaupt diese Serpentinen hoch gekommen ist, ist mir bis heute ein Rätsel. Da die Fußmärsche von den Busstops zu den Sehenswürdigkeiten immer noch durchaus anspruchsvoll waren, haben wir uns dann auch auf zwei Highlights beschränkt: Moorish Castle und Pena Palace und natürlich eine im Ticket enthaltene kleine Stadtrundfahrt.
    Ich wäre gerne noch in den Park von Monserrat Palace gefahren, aber die haben schon um 17:00 Uhr geschlossen - und wir waren mächtig platt, als wir danach wieder auf unseren Rädern den Heimweg antraten.

    Die Ruinen des Castelo dos Mouros erheben sich ziemlich hoch über Sintra, so dass sie in den Wolken zunächst verschwanden. Sie wurde auf einem Felsvorsprung errichtet, der normalerweise freien Blick auf die Küste sowie die Umgebung bot, was zur Verteidigung der gesamten Region früher sicher von großem Nutzen war. Irgendwann im 12. Jahrhundert eroberten die christlichen Kreuzritter die Burg von den Mauren, überließen diese dann jedoch sich selbst, sodass sie irgendwann zerfiel und vom dichten Wald, der die Hügel der Serra de Sintra bedeckt, zurückerobert wurde. Daher strahlt die Burg im Gegensatz zu allen anderen Touristenattraktionen im direkten Umfeld insbesondere bei dem Wetter am heutigen Tag eine besonders spannende mystische Atmosphäre aus. Auch das hier die alten Steine beherrschende Moos trug zu diesem Gefühl bei, in einer verlorenen Welt zu sein.
    Im größten Kontrast: Der verspielte, bizarr/kitschig-bunte Palast von Pena, die einstige Sommerresidenz der Könige Portugals, wird vielfach als „Neuschwanstein von Portugal“ angepriesen. Ein portugiesischer Besucher knurrt ärgerlich: „Blödsinn, als der Bayer den Auftrag gab, lebten hier längst unsere Monarchen.“ Die historischen Fakten geben ihm recht: Pena war 1854 fertig, mit dem Alpenschloss wurde 1869 erst begonnen.
    Bevor die wunderschönen Parkanlagen um das Schloss angelegt wurden, war der Gebirgszug übrigens so kahl wie eine Mondlandschaft, was dem Massiv im Volksmund den Namen Monte da Lua eintrug (Deutsch: Mondberg). Neben einheimischen Kiefern, Eichen und Ginster findet man hier auch beeindruckende kalifornische Mammutbäume.
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  • Day 36

    die 4. größte Kirche der Welt in Fatima

    March 22, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 15 °C

    Ja ja wundert euch nur: die ersten Monate dieses Jahres waren zumindest nach Aussage einiger Überwinterer wettertechnisch die schlechtesten seit Jahren. Dafür haben wir mit unserer flexiblen Routengestaltung noch viel retten können. Aber jetzt setzt sich dieses feuchte Wetter exakt über der Mitte der Iberischen Halbinsel fest. Also lassen wir die nächsten Highlights entspannt hinter unserer regennassen Panoramascheibe an uns vorbeiziehen:

    Palácio Nacional de Mafra (Die Anlage ist die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals, in der ein beträchtlicher Teil des Goldes aus der damaligen reichen Kolonie Brasilien verwendet wurde)

    Castello de Obidos (imposante maurische Burganlage aus dem 9. Jh.)
    Basilica da Santissima Trindade (deutsch Basilika der Heiligsten Dreifaltigkeit) im Wallfahrtsort Fátima

    Da mich die letzte Station als nicht religiöser Mensch mystisch, spirituell, architektonisch und ästhetisch fasziniert hat, hier ein kleiner Auszug vom Hintergrund dieses Ortes:
    Es ist der 13. Mai 1917, der den kleinen Ort Fátima zu einer heiligen Pilgerstätte der Katholiken macht. Drei Hirtenkinder sehen eine Marienerscheinung, 1930 erkennt die katholische Kirche das Wunder an. Das Sonnenwunder (https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwunder) und die drei Geheimnisse von Fatima (https://www.domradio.de/artikel/seht-die-sonne-…)
    Zum 90. Jahrestag des Wunders wurde 2007 die Basilika der Heiligen Dreifaltigkeit in Fátima eröffnet und zum Begegnungsort der Religionen erklärt. Menschen jeder Konfession können in der Basilika zu ihrem Glauben finden.
    Nach drei Jahrzehnten Bau- und Planungszeit wurde die viertgrößte Kirche der Welt eingeweiht. Entstanden ist ein neobarockes Gotteshaus, das durch seine schlichte Architektur beeindrucken kann. Die Igreja da Santíssima Trinidade ist ein monumentaler Rundbau mit einem Durchmesser von 125 Metern. Gigantische 8.600 Gläubige finden hier zu heiligen Messen Platz in einer lichtdurchfluteten Kirche. Einzigartig macht die Kirche die Bauweise. Trotz der unfassbaren Größen versperrt nicht ein Pfeiler die Sicht der Gläubigen auf den Altar. Der gesamte Kirchenraum wirkt dadurch noch größer und erhabener. Eine acht Meter hohe Tür aus Bronze führt dich in das Kirchenschiff. Gleich hinter dem Altar kannst du eine der größten Mosaikarbeiten der Welt bestaunen. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern wurde hier ein aus Gold und Terrakotta bestehendes Mosaik kirchlicher Prägung geschaffen.
    Der moderne Bau befindet sich gegenüber der alten Basilika. Die Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz von Fátima ist aufgrund der gigantischen Zahl von mehr als 6 Millionen Pilgern pro Jahr deutlich zu klein geworden.
    Auffällig auf dem Kirchenvorplatz, der doppelt so groß wie der Petersplatz sein soll, ist das große Kreuz aus Bronze, das links zur Kirche steht. Es wurde vom deutschen Künstler Robert Schad entworfen, ist aus Cortenstahl, sehr minimalistisch und übertritt mit einer Höhe von 34 Metern sogar die neue Basilika.

    Mir hat dieser Ort verschiedene Empfindungen ermöglicht:

    - Interessiert
    (aufgrund der Geschichte jüngster Vergangenheit, die zum Bau geführt hat)

    - Irritiert
    (welche Energie und Schöpfungskraft Geschichten hervorbringen können)

    - Erstaunt
    (über die Freigabe an alle Konfessionen)

    - Beeindruckt
    (ob der Größe und beeindruckenden Baukunst)

    - Begeistert
    (weil ganz mein architektonischer Stil, alles Geschmackssache – „kalt und wenig einladend“ könnte man auch meinen)

    - Sinnlich
    (ob des Formgefühls, Geschmacks, Stils, Schönheitssinns)
    eine leichte Scheu (ob der monumentalen Dimension und ihrer gewaltigen, übermächtigen Wirkung auf mich)

    - Fasziniert
    (wie alt und neu - die zwei gegensätzlichen Basiliken in Dialog gesetzt werden)

    - Berührt
    (ob der spirituellen Wirkung auf mich, vor und in der Kirche)

    - Ruhig
    (ein Ort der Ruhe, ideal für ein paar ruhige Momente der Reflektion)
    Angewidert (von der Geschäftemacherei drumherum, erinnert mich sehr an die Szene in „die Papstin“ auf dem Jahrmarkt: Reliquienramsch)

    Nach so viel Spiritualität meets Reality führt uns unser Weg zu einem Punkt in Portugal, an dem man sich leicht mit dem Thema „Naturspiritualität“ auseinandersetzen kann. Kurz gefasst ist Naturspiritualität ein Zugang zu einer höheren Ebene des Bewusstseins über die Natur und Naturerfahrungen. Wo ließe sich das besser erfahren, als dort, wo die potentielle Gewalt der Natur allgegenwärtig ist?! Wir fahren nach Nazaré (Welle). Die hier brechende Welle ist bei entsprechenden Bedingungen eine der größten surfbaren Wellen der Welt.
    Wissenschaftlich und sportlich beleuchtet: Die ungewöhnliche Höhe der hier brechenden Welle hat mehrere Ursachen. Vor der Küste befindet sich der Nazaré Canyon, eine über 230 Kilometer lange Meeresschlucht mit einer Tiefe von bis zu 5000 Metern. Das Ende dieses Unterwasser-Canyons liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, wodurch sich auf engem Raum große Unterschiede in der Wassertiefe ergeben. Des Weiteren wird bei entsprechenden Bedingungen eine Wasserströmung entlang des Strandes an dem Felsvorsprung in das Meer gelenkt, so dass sich eine weitere Vergrößerung der Welle ergibt. Eine entsprechende Dünung vorausgesetzt, können die Wellen dann mit mehr als 20 m Höhe brechen (Weltrekord: 2017 24,38 m Rodrigo Koxa, ein Brasilianer).

    Sinnlich betrachtet: man hört ein gigantisches dynamisches Rauschen, man schmeckt das Salz auf der Zunge, das Salz und die Gischt in der Luft lassen benachbarte Klippen verschwimmen, es riecht nach Meer und die Luft fühlt sich schwer und kühl an. Durch ständige Böen fühlt sich jeder Schritt etwas schwankend an und alle Sinne sind nur auf eines ausgerichtet. Das tobende, sich an den Klippen brechende und im Weißwasserkessel aufschäumende Meer. Eine Unachtsamkeit und der Mensch wird zum Spielball der Natur: Surfunfälle zum einen, aber ganz konkret auch abbrechende Straßen und vollgelaufene Hanwags von Claudia ;-)
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