2022 - Portugal

February 2022 - May 2024
Die dritte Etappe unseres Wintertripps in den Süden:
von Sevilla über Portugal wieder nach Bordeaux
Read more
Currently traveling
  • 46footprints
  • 5countries
  • 812days
  • 356photos
  • 14videos
  • 1.6kkilometers
  • Day 41

    Wieder in Spanien: Canón do Sil

    March 27, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Jetzt haben wir euch lange genug auf die Folter gespannt. Heute gibt es die echten Douro-Bilder.

    Viele sagen: „Das Douro-Tal könnte auch Tal der Verzauberung heißen, so groß sind Schönheit und Zauber seiner Landschaften.“ Bei mir bewirken die Terrassierungen einen fahlen Beigeschmack. Macht euch euer eigenes Bild!
    Was das Tal auf jeden Fall bietet, unfassbare Aussichten und herrlichen Panoramablicke. Wie ein silberner Faden schlängelt sich der Douro durch den tiefen Canyon. Dort, wo die Straße direkt am Wasser verläuft bietet jede Flusskurve das perfekte Fotomotiv. Ebenso an jedem Aussichtspunkt – weite Blicke.
    Leider war es zwar wolkenlos aber nicht wirklich blau. Für diese dann so unglaublichen Prospekt-Bilder solltet ihr dann doch noch mal googlen.

    Im Anschluss an die tollen Eindrücke dieses in dieser Jahreszeit eher untouristischen Douro-Tals verlassen wir Portugal und wechseln wieder nach Spanien. Hier gibt es einen Naturpark, der mangels berühmten Weins (obwohl diese Region für ihre vorzüglichen Weine mit geschützter Herkunftsbezeichnung bekannt sein soll) noch weniger touristisch, sich aber durchaus nicht weniger spektakulär daher kommt:

    Canón do Sil - eine tiefe Schlucht des Flusses Sil in der Ribeira Sacra, mit über 500 Meter hohen, steilen Abhängen. Nicht der Fluss selbst, wie zu vermuten wäre, hat dieses einmalige Tal gegraben. Es waren vielmehr tektonischen Verschiebung von Gesteinsplatten, welche diesen Canyon schufen.
    Die dünn besiedelte Gegend ist Schauplatz vieler Sagen und Geschichten. Ein manchmal ganz heller Ort, wenn sich vormittags die ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch den Hochnebel über der Schlucht bahnen, aber dann auch wieder düsterer, dazu braucht man sich nur die vermoosten entlaubten Steineichen anzuschauen. Auf mich wirkt das super gruselig.

    Für BumbleBee ist der Canyon allerdings ein reines Festessen!
    Da in der Nacht der Himmel aufriss und ein Firmament voller Sterne freigab, haben wir eine Nacht unter der Panoramascheibe auf unserem Hochbett verbracht. Wunderwunderschön!
    Read more

  • Day 40

    Weinbau im Dourotal

    March 26, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute ist ein Sporttag angesagt: eine Fahrradtour durch die Hügel – gefühlte Mount Everests - des Douro Tal Hinterlandes bis zu einem Stausee. Lasst die Bilder auf euch wirken.

    Ein paar Gedanken:
    - Für uns beeindruckend ist die Dominanz der Terrassierungen durch den Menschen, was steckt da für eine Arbeit drin! Andererseits: wie stark hier in die Natur eingegriffen wurde - nur für Wein?!
    - Wie spielt man Fußball im Gebirge, da es in den Dörfern nicht mal gerade Parkplätze gibt?!
    - Steile Strecken vergegenwärtigen eher die Schönheit im Kleinen – vor allem die Farben der Natur.
    - Temperaturunterschiede - objektiv sowie subjektiv durch unterschiedliche körperliche Anstrengung – sind in den Bergen nicht zu vernachlässigen.
    - Der Kiefernprozessionsspinner war jetzt definitiv nicht mehr nur auf dem Plakat und allgegenwärtig!
    Read more

  • Day 39

    Anfahrt ins Douro Tal

    March 25, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Erinnert ich euch an den Satz „Sinnlich betrachtet: man hört ein gigantisches dynamisches Rauschen, man schmeckt das Salz auf der Zunge, das Salz und die Gischt in der Luft lassen benachbarte Klippen verschwimmen, es riecht nach Meer und die Luft fühlt sich schwer und kühl an.“?
    Genau: MioPalmo musste wieder mal unter die Dusche!!! Wir machten ihn fein für das portugiesische Weinbaugebiet im Douro-Tal.

    Das Douro-Tal zeichnet sich durch große Ähnlichkeiten mit dem Mosel-Tal aus. Nicht nur moderne und historische Brücken durchziehen das Tal, auch ist das Weinanbaugebiet überwiegend an von Schiefer geprägten Steilhängen zu finden. Allerdings gewinnt der Douro in Bezug auf Sonnenstunden und die Höhe der anliegenden Aussichtspunkte. Die Region Douro im nördlichen Portugal ist übrigens das älteste Weinbaugebiet der Welt.
    Wo sollten wir also sonst Herberge nehmen als in einem Weingut. In dieser Region erkennt man übrigens an der Farbe der Weinbergshäuschen, welchem Weingut der Wingert zugeordnet werden kann. Ganz in gelb grün gehalten, heißt uns das Weingut „Quinta Monte Travesso“ standesgemäß mit einem grünen Bedford für Weinbergsrundfahrten vor dem Eingangstor willkommen.

    José, der Opa des Weinguts, ist ein echtes Original. Er stand vor MioPalmo und war sichtlich hingerissen. Fast schüchtern bat er um die Erlaubnis, ein Foto machen zu dürfen. Dann taute er auf: Er öffnete uns sein Flaschenlager mit einem Mercedes Strich 8 und einem Caprio …, die er, wie es sich am nächsten Tag erwies, als Alltagsautos benutzt. Danach bestand er darauf, uns vor der Weinprobe noch seine Villa nebst Kapelle zeigen zu dürfen. Ich erspare euch die Details, aber er ist definitiv sehr stolz auf seinen Großvater, der ihm das Anwesen vermacht hat und hat die Hälfte seines Hauses wie ein Museum eingerichtet.
    Die Weinprobe war nicht so der Brüller, wenn man vom Preis absieht. Standardpreise 8€, 10€, 20€ und wir verraten nicht, wieviel wir ausgegeben haben!
    Spannend fand ich, dass der Wingert hinter unserem Stellplatz mit Weinbergstickeln aus Schiefer ausgestattet war. Ob das hier Tradition ist, konnte ich nicht herausfinden. Kann ich mir allerdings nicht vorstellen, da das schon sehr aufwändig aussieht!

    Zum Abschluß haben wir dann nochmal den Grill angeworfen und konnten so einen schönen, warmen Abend genießen.
    Read more

  • Day 38

    Porto

    March 24, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 19 °C

    Der neue Tag empfängt mich mit Sonnenschein und einem Solokonzert eines männlichen Schwarzkehlchen. Also verbringe ich die ersten Minuten auf der Kaimauer mit einem Ingwertee bewaffnet und genieße die Brandung.
    Aber eigentlich wollte ich euch heute von Porto erzählen. Porto ist meine heimliche Herzensstadt in Portugal. Um es vorweg zu nehmen: es lag nicht an einer „Port“weinseeligen Stimmung, denn ich habe keinen einzigen Schluck Portwein getrunken, wenn natürlich der Portwein trotzdem allgegenwärtig ist. Nicht erst mein kleines Fahrradvideo hat mir gezeigt, dass ich ein vollkommener Portweinbanause bin: Ich kannte nicht einen der Portweinhersteller, die hier mit einer Fahne geehrt wurden.

    Als erstes begegnen uns die Historischen Portwein Schiffe am Fluss Douro, die „barcos rabelos“. Auf ihnen wurde der Portwein von den flussaufwärts gelegenen Weinbergen bis in die Küstenstadt Porto transportiert, wo er in den Weinkellern reifte, um später in alle Welt verschifft zu werden. Porto legt vermutlich nicht zuletzt aus Gründen des Tourismus großen Wert auf ihre Instandhaltung – schon echt Flair pur.
    Um von der Vila Nova de Gaia über den Douro zu unserem Ziel, der Altstadt Ribeira zu kommen, bietet sich die die Bogenbrücke Ponte Luís I an. Das fast 390 Meter lange das Bauwerk, das 1886 freigegeben wurde, war leider gerade in Bau. Auf der oberen Ebene kannst du in 50 Metern Höhe über den Douro spazieren.
    Zentrum der Ribeira ist die Uferpromenade Cais de Ribeira, die den Zugang zur Dom-Luís-Brücke mit dem Praça da Ribeira, dem zentralen Platz im Altstadtviertel verbindet. Hier reihen sich zahlreiche Lokale, Souvenirläden und Restaurants aneinander. Nicht nur im Sommer kommen die Menschen hier zusammen. Hier wird gegessen, musiziert oder einfach nur stumm auf den Fluss Douro geschaut. Ein gelungenes Beispiel für Stadtentwicklung mit einer mustergültigen Promenade, die verbindet.
    Das Altstadtviertel selbst windet sich in engen Gassen den Hügel hoch. 1996 wurde das Viertel zum UNESCO-Welterbe ernannt. Ribeira überstand die Jahrhunderte ohne nennenswerte Schäden und weist einen hohen Bestand an alten Gebäuden auf. Der Teil der Ribeira hinter der Uferpromenade besteht aus engen, steilen Gassen und alten Häusern, von denen sich viele, obgleich einige nun aufwändig saniert werden, baulich in einem schlechten Zustand befinden und häufiger – bis auf die Geschäfte im Erdgeschoss – leer stehen. Es ist nicht die große Dichte an historischen Gebäuden, die die Altstadt schützenswert macht. Es ist das gesamte Bild eines historischen Viertels, das in den vergangenen Jahrhunderten wuchs.
    Hoch über der Altstadt thront die Kathedrale von Porto. Die Bischofskirche liegt auf dem höchsten Punkt der Altstadt. Von dort oben hat man einen wundervollen Ausblick über das Flusstal und Ribeira. Aber das, was Porto sehenswert macht, ist das, was nicht auf der Liste der Sehenswürdigkeiten zu finden ist.
    Ribeira ist übrigens terrassenförmig aufgebaut, weshalb das Fahrrad bei so mancher Treppe eher hinderlich war ;-) Apropos Fahrrad: Dieses Mal war es mein Drahtesel, der sich einen Metalldraht eingefangen hat. Standesgemäß hat Stefan den Schlauch im „Jardim do Infante Dom Henrique“ gewechselt und seine Hände im historischen Mc Donald‘s gereinigt .
    Während wir zum Abschluss unser Bier auf dem Praça da Ribeira genossen, haben unsere Tischnachbarn aus Großbritannien 3 Pints bewältigt. Was der britische Alleinunterhalter extra für sie zum Besten gegeben hat, haben sie garantiert nicht mehr wahrgenommen!
    Read more

  • Day 37

    Anfahrt nach Porto

    March 23, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Hier irgendwo zwischen Nazaré und Leiria ist Brigittes und Steffens Unfall passiert, wir fahren besonderes aufmerksam und konzentriert und schicken von hier aus ganz viel Gedanken und Heilungspäckchen nach Undenheim!

    Das Wetter an der Westküste lädt zurzeit nicht wirklich zum Verweilen an und da es Stefan nicht wirklich zum Surfen zieht – südlich von Porto reihen sich die Surfspots wie an einer Perlenkette auf - fahren wir auf direktem Weg nach Porto. Die Strecke zeichnet sich erneut durch Kiefernmonokulturen aus. In Porto angekommen sehnen wir uns wieder nach etwas Bewegung und erkunden die Vila Nova de Gaia mit dem Fahrrad, unter anderem auch mit dem Ziel, mal ein Steakhaus einheimischer Rinder zu testen. Um es vorweg zu nehmen: 27€ pro Person und ohne Beilage haben unser Preisleistungsempfinden empfindlich gestört und unsere Überzeugung, dass es nicht unbedingt Fleisch sein muss aufwallen lassen: es wurde ein Claudia-Salat mit Baguette und einem schönen Sonnenuntergang mit Meeresrauschen.
    Die Vila Nova de Gaia liegt am Südufer des dort mündenden Douro, gegenüber von Porto am anderen Flussufer. Diese Stadt gilt als das Zentrum der Portweinproduktion. Die Uferpromenaden, Bars und Restaurants am Cais de Gaia sind neben den Portweinkellern das bedeutendste touristische Ziel Vila Nova de Gaias. Am spannendsten für uns waren aber erneut die Wellen und die Surfer, die versuchten, ihnen Herr zu werden.
    Ist es Zufall oder vielleicht doch so etwas wie Vorsehung. Gerade gestern hatte ich einen erneuten Anlauf genommen, für unseren Dorfförderverein nach einem eigenen Weinstand zu recherchieren. Manfred Bernhardt hat in Bezug hierauf vor einiger Zeit von einem Citroën Kleintransporter geschwärmt, der allerdings alle Budgets sprengen würde. Ausgerechnet hier – 2.000 Autobahnkilometer von zu Hause entfernt - fahren uns gleich zwei dieser Transporter Citroën Typ H über den Weg. Britische Reisehungrige fahren mit diesen zwei Gefährten durch diese von Salzwasser geschwängerter Luft. Uns kam mindestens eine Träne pro Rostfleck. Die Ausstattung war typisch Britisch chaotisch, aber auf jeden Fall authentisch. Wäre schon toll, so etwas als Weinstand zu haben. Immerhin war der Typ H einer der am weitesten verbreiteten Kleintransporter in Frankreich, denn er wurde von Juni 1948 bis Dezember 1981 gebaut – also 33 Jahre lang, zeitweise auch in Belgien und den Niederlanden. Hat jemand so eine Karosserie vielleicht noch im Keller und will sie unbedingt verschenken ;-)?
    Read more

  • Day 36

    die 4. größte Kirche der Welt in Fatima

    March 22, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 15 °C

    Ja ja wundert euch nur: die ersten Monate dieses Jahres waren zumindest nach Aussage einiger Überwinterer wettertechnisch die schlechtesten seit Jahren. Dafür haben wir mit unserer flexiblen Routengestaltung noch viel retten können. Aber jetzt setzt sich dieses feuchte Wetter exakt über der Mitte der Iberischen Halbinsel fest. Also lassen wir die nächsten Highlights entspannt hinter unserer regennassen Panoramascheibe an uns vorbeiziehen:

    Palácio Nacional de Mafra (Die Anlage ist die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals, in der ein beträchtlicher Teil des Goldes aus der damaligen reichen Kolonie Brasilien verwendet wurde)

    Castello de Obidos (imposante maurische Burganlage aus dem 9. Jh.)
    Basilica da Santissima Trindade (deutsch Basilika der Heiligsten Dreifaltigkeit) im Wallfahrtsort Fátima

    Da mich die letzte Station als nicht religiöser Mensch mystisch, spirituell, architektonisch und ästhetisch fasziniert hat, hier ein kleiner Auszug vom Hintergrund dieses Ortes:
    Es ist der 13. Mai 1917, der den kleinen Ort Fátima zu einer heiligen Pilgerstätte der Katholiken macht. Drei Hirtenkinder sehen eine Marienerscheinung, 1930 erkennt die katholische Kirche das Wunder an. Das Sonnenwunder (https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwunder) und die drei Geheimnisse von Fatima (https://www.domradio.de/artikel/seht-die-sonne-…)
    Zum 90. Jahrestag des Wunders wurde 2007 die Basilika der Heiligen Dreifaltigkeit in Fátima eröffnet und zum Begegnungsort der Religionen erklärt. Menschen jeder Konfession können in der Basilika zu ihrem Glauben finden.
    Nach drei Jahrzehnten Bau- und Planungszeit wurde die viertgrößte Kirche der Welt eingeweiht. Entstanden ist ein neobarockes Gotteshaus, das durch seine schlichte Architektur beeindrucken kann. Die Igreja da Santíssima Trinidade ist ein monumentaler Rundbau mit einem Durchmesser von 125 Metern. Gigantische 8.600 Gläubige finden hier zu heiligen Messen Platz in einer lichtdurchfluteten Kirche. Einzigartig macht die Kirche die Bauweise. Trotz der unfassbaren Größen versperrt nicht ein Pfeiler die Sicht der Gläubigen auf den Altar. Der gesamte Kirchenraum wirkt dadurch noch größer und erhabener. Eine acht Meter hohe Tür aus Bronze führt dich in das Kirchenschiff. Gleich hinter dem Altar kannst du eine der größten Mosaikarbeiten der Welt bestaunen. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern wurde hier ein aus Gold und Terrakotta bestehendes Mosaik kirchlicher Prägung geschaffen.
    Der moderne Bau befindet sich gegenüber der alten Basilika. Die Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz von Fátima ist aufgrund der gigantischen Zahl von mehr als 6 Millionen Pilgern pro Jahr deutlich zu klein geworden.
    Auffällig auf dem Kirchenvorplatz, der doppelt so groß wie der Petersplatz sein soll, ist das große Kreuz aus Bronze, das links zur Kirche steht. Es wurde vom deutschen Künstler Robert Schad entworfen, ist aus Cortenstahl, sehr minimalistisch und übertritt mit einer Höhe von 34 Metern sogar die neue Basilika.

    Mir hat dieser Ort verschiedene Empfindungen ermöglicht:

    - Interessiert
    (aufgrund der Geschichte jüngster Vergangenheit, die zum Bau geführt hat)

    - Irritiert
    (welche Energie und Schöpfungskraft Geschichten hervorbringen können)

    - Erstaunt
    (über die Freigabe an alle Konfessionen)

    - Beeindruckt
    (ob der Größe und beeindruckenden Baukunst)

    - Begeistert
    (weil ganz mein architektonischer Stil, alles Geschmackssache – „kalt und wenig einladend“ könnte man auch meinen)

    - Sinnlich
    (ob des Formgefühls, Geschmacks, Stils, Schönheitssinns)
    eine leichte Scheu (ob der monumentalen Dimension und ihrer gewaltigen, übermächtigen Wirkung auf mich)

    - Fasziniert
    (wie alt und neu - die zwei gegensätzlichen Basiliken in Dialog gesetzt werden)

    - Berührt
    (ob der spirituellen Wirkung auf mich, vor und in der Kirche)

    - Ruhig
    (ein Ort der Ruhe, ideal für ein paar ruhige Momente der Reflektion)
    Angewidert (von der Geschäftemacherei drumherum, erinnert mich sehr an die Szene in „die Papstin“ auf dem Jahrmarkt: Reliquienramsch)

    Nach so viel Spiritualität meets Reality führt uns unser Weg zu einem Punkt in Portugal, an dem man sich leicht mit dem Thema „Naturspiritualität“ auseinandersetzen kann. Kurz gefasst ist Naturspiritualität ein Zugang zu einer höheren Ebene des Bewusstseins über die Natur und Naturerfahrungen. Wo ließe sich das besser erfahren, als dort, wo die potentielle Gewalt der Natur allgegenwärtig ist?! Wir fahren nach Nazaré (Welle). Die hier brechende Welle ist bei entsprechenden Bedingungen eine der größten surfbaren Wellen der Welt.
    Wissenschaftlich und sportlich beleuchtet: Die ungewöhnliche Höhe der hier brechenden Welle hat mehrere Ursachen. Vor der Küste befindet sich der Nazaré Canyon, eine über 230 Kilometer lange Meeresschlucht mit einer Tiefe von bis zu 5000 Metern. Das Ende dieses Unterwasser-Canyons liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, wodurch sich auf engem Raum große Unterschiede in der Wassertiefe ergeben. Des Weiteren wird bei entsprechenden Bedingungen eine Wasserströmung entlang des Strandes an dem Felsvorsprung in das Meer gelenkt, so dass sich eine weitere Vergrößerung der Welle ergibt. Eine entsprechende Dünung vorausgesetzt, können die Wellen dann mit mehr als 20 m Höhe brechen (Weltrekord: 2017 24,38 m Rodrigo Koxa, ein Brasilianer).

    Sinnlich betrachtet: man hört ein gigantisches dynamisches Rauschen, man schmeckt das Salz auf der Zunge, das Salz und die Gischt in der Luft lassen benachbarte Klippen verschwimmen, es riecht nach Meer und die Luft fühlt sich schwer und kühl an. Durch ständige Böen fühlt sich jeder Schritt etwas schwankend an und alle Sinne sind nur auf eines ausgerichtet. Das tobende, sich an den Klippen brechende und im Weißwasserkessel aufschäumende Meer. Eine Unachtsamkeit und der Mensch wird zum Spielball der Natur: Surfunfälle zum einen, aber ganz konkret auch abbrechende Straßen und vollgelaufene Hanwags von Claudia ;-)
    Read more

  • Day 35

    Sintra: Kultur und Kitsch nahe beinander

    March 21, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Ein echter Apriltag sollte uns heute erwarten. Erster Stopp unserer Fahrradtour war ein wirklich wunderschöner Wasserfall aus einem Märchen. Genauso geheimnisvoll war er auch zu finden. Ich glaube, hier war noch nie ein Tourist, außer wir natürlich ;-)

    In Portugal an Wasserfälle zu denken bedeutet, in erster Linie an den Peneda-Gerês-Nationalpark (im Norden) zu denken, denn hier liegt die Welt der Wasserfälle in Portugal. Ansonsten sind sie nicht so präsent, zumal man bedenken sollte, dass in den Sommermonaten die Wassermenge natürlich geringer ist als im Winter d.h. in der Regenzeit. Wenn man sich anschaut, wie leer die Stauseen zurzeit sind, war der nicht gerade auf unserer Route liegende Wasserfall echt gnädig mit uns.

    Jetzt aber auf nach Sintra. Vorweggenommen: Stefan ist an der Tourenplanung durch die sieben Paläste der Gegend gescheitert. Trotz Google Street View und Kommot schien es keine wirklichen mit Fahrrad befahrbaren Wege zu den Schlössern zu geben. Tipp: Kauf eines Hop-on-hop-off-Discover-Sintra-Tickets am Busbahnhof. Ich schwöre euch, diese Wege wollt ihr nicht mit dem Fahrrad erkunden. Wie der Bus überhaupt diese Serpentinen hoch gekommen ist, ist mir bis heute ein Rätsel. Da die Fußmärsche von den Busstops zu den Sehenswürdigkeiten immer noch durchaus anspruchsvoll waren, haben wir uns dann auch auf zwei Highlights beschränkt: Moorish Castle und Pena Palace und natürlich eine im Ticket enthaltene kleine Stadtrundfahrt.
    Ich wäre gerne noch in den Park von Monserrat Palace gefahren, aber die haben schon um 17:00 Uhr geschlossen - und wir waren mächtig platt, als wir danach wieder auf unseren Rädern den Heimweg antraten.

    Die Ruinen des Castelo dos Mouros erheben sich ziemlich hoch über Sintra, so dass sie in den Wolken zunächst verschwanden. Sie wurde auf einem Felsvorsprung errichtet, der normalerweise freien Blick auf die Küste sowie die Umgebung bot, was zur Verteidigung der gesamten Region früher sicher von großem Nutzen war. Irgendwann im 12. Jahrhundert eroberten die christlichen Kreuzritter die Burg von den Mauren, überließen diese dann jedoch sich selbst, sodass sie irgendwann zerfiel und vom dichten Wald, der die Hügel der Serra de Sintra bedeckt, zurückerobert wurde. Daher strahlt die Burg im Gegensatz zu allen anderen Touristenattraktionen im direkten Umfeld insbesondere bei dem Wetter am heutigen Tag eine besonders spannende mystische Atmosphäre aus. Auch das hier die alten Steine beherrschende Moos trug zu diesem Gefühl bei, in einer verlorenen Welt zu sein.
    Im größten Kontrast: Der verspielte, bizarr/kitschig-bunte Palast von Pena, die einstige Sommerresidenz der Könige Portugals, wird vielfach als „Neuschwanstein von Portugal“ angepriesen. Ein portugiesischer Besucher knurrt ärgerlich: „Blödsinn, als der Bayer den Auftrag gab, lebten hier längst unsere Monarchen.“ Die historischen Fakten geben ihm recht: Pena war 1854 fertig, mit dem Alpenschloss wurde 1869 erst begonnen.
    Bevor die wunderschönen Parkanlagen um das Schloss angelegt wurden, war der Gebirgszug übrigens so kahl wie eine Mondlandschaft, was dem Massiv im Volksmund den Namen Monte da Lua eintrug (Deutsch: Mondberg). Neben einheimischen Kiefern, Eichen und Ginster findet man hier auch beeindruckende kalifornische Mammutbäume.
    Read more

  • Day 34

    Regen: Wir bestellen online eine Pizza

    March 20, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 15 °C

    Nächster Zielort ist etwa 25km westlich von Lissabon die Stadt Sintra. Bekannt ist der Ort vor allem durch seine zum Teil jahrhundertealten Paläste. Aber dazu morgen mehr, denn heute ist erst mal wieder Regen angesagt (Nebenbemerkung: heute ist der kalendarische Frühlingsbeginn und der bringt in Deutschland zwar kalte Winde aber reichlich Sonne, UND KEIN Regen!!!).
    Eine kleine Anekdote dieses Tages: Stefan wollte gerne Pizza essen und Mio Palmo war schon ausnivelliert und es regnet Bindfäden. Also Pizzalieferung ans WoMo ;-)
    • Erster Versuch: Pizzarien in der Umgebung waren entweder geschlossen oder lieferten nicht!
    • Zweiter Versuch: Lieferando – gibt es nicht in Portugal
    • Dritter Versuch: Glovo Fahrradkuriere sind uns in Lissabon immer über die Füße gefahren. Hier gibt es aber nichts zu bestellen, ohne die App runter zu laden
    • Vierter Versuch: Uber Eats, von den angemeldeten Restaurants ließ keines zu uns liefern.
    • Zurück zum dritten Versuch, Glovo-App installiert, aber wir konnten nur für die Ukraine spenden. Dann habe ich mich ausgeklinkt, bis Stefan vermeldet, Geld ist weg, vielleicht kommt eine Pizza :-)
    • Pizza kam, aber war wohl nicht so doll!
    • Also unser Tipp, Pizza lieber selbst backen!!!
    Read more

  • Day 33

    Wäsche und Naturpark Arrabida

    March 19, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 18 °C

    Herzlichen Glückwunsch lieber Peter zu deinem Geburtstag. Eine große Krokodilsträne, dass wir nicht bei dir sind. Aber wir holen das nach!!!

    Nach einer Runde Wäsche waschen und Sonnenbaden geht es heute in den Parque Natural da Arrábida. Der Naturpark Arrábida liegt am Meer zwischen der Weinregion Setúbal und dem Fischerdorf Sesimbra und ist von unvergleichlicher Schönheit, in der sich das Blau des Meeres mit den Weißtönen der Kalksteinfelsen und dem Grün der dichten Vegetation abwechselt.
    Nachdem wir zuvor in Aracena nahe zu Monokulturen von Korkeichen, rund um Lagos Monokulturen von Pinien, und wenn in Mochique Monokulturen von Eukalyptusbäumen vor gefunden haben, erweist sich diese Naturpark als eine wunderschöne Kombination aus allem.
    Zusätzlich sind die Fahrradwege super zu fahren, außer dass durch unverschämte Pfützen unsere frisch geputzten Fahrräder wieder eingeschlammt worden sind. Zurück auf der Landstraße kam dann der sportliche Teil!
    Angetrieben von Steffen, der in seinem Timo Bracht Triathlon-Trainingscamps auf Lanzarote am Tag 1700 Höhenmeter und 120 km gefahren ist, waren wir am Ende des Tages recht stolz auf unsere 700 Höhenmeter und 50 km Distanz. Belohnt wurden wir in höchster Höhe von einem Spektakel von Gleitschirm Fliegern, spektakulärem Ausblick und einer traumhaften Abfahrt über perfekt geteerte Straßen.
    Glaubt aber niemandem, der euch sagt, wir rollen die Hälfte des Weges ohne größere Steigungen zurück. Eigentlich hatten wir vor in einem Weingut Wein zu probieren und dann nach Hause zu „rollen“. Nur hatte dieses Weingut ausgerechnet an diesem Tag ein Tag der offenen Tür: wäre alles ja nicht so wild gewesen, aber wir haben keinen Wein bekommen!
    Nur wer einen Tisch ergattert hat, bekam auch Wein, obwohl der Wein nicht an den Tisch geliefert wurde! D.h. wir standen eine halbe Stunde an um dann zu erfahren, dass wir keinen Wein bekommen. Da ist Deeskalation angesagt!
    Mit überzeugender Argumentation durften wir dann eine Flasche Wein mitnehmen und haben die Dame hinter der Theke dazu bekommen, sie uns auch zu öffnen! Ein kleiner Sieg!
    Manchmal ist so etwas Schicksal. Denn der darauf folgende, extra für uns am Tag zuvor aufgeschüttete Anstieg (Stefan hatte es auf jeden Fall nicht auf dem Schirm) auf unserer Heimstrecke, hätte definitiv mit Alkohol im Blut nicht gut getan. So wurde die Flasche Wein kurzerhand vor einer Kirche mit Charme geöffnet.
    Wieder zurück bei Mio Palmo waren wir dann so erschlagen, dass selbst die Töne eines Alleinunterhalters und die Gerüche von irgendetwas Gebratenem aus dem Dorfmittelpunkt uns nicht mehr von unserem Sitzen reißen konnten! Wir haben lieber unserer Nachbarin zugeschaut, wie sie ihre Gänse in den Stall führte. Die Nacht versprach Erholung.
    Read more