Living in: Hohnstorf (Elbe), Deutschland Read more Hohnstorf (Elbe), Deutschland
  • Motril

    August 18, 2007 in Spain ⋅ 🌙 23 °C

    Keiner störte unsere Nachtruhe an der Levante.
    Wir starten früh, es ist Wind aus Ost versprochen – aber leider wehte er mal wieder von vorn. Nach sechs Stunden unter Motor erreichten wir Motril und ergatterten den letzten freien Platz an einem Steg, direkt gegenüber einem Anlege- und Ladeplatz für Frachter.
    Die bürokratische Ordnung erreicht Höhepunkte: Nicht nur schreibt der Hafenmeister fein säuberlich alle Daten des Schiffes und der Crew ab auf ein Datenblatt, von dem er sie dann in den Computer überträgt; auch die Guardia Civil ist dabei und schreibt alle Daten nochmals auf ein Extrablatt, die Ordner müssen schließlich voll werden. So sind wir unter ständiger Aufsicht; ich weiß aber nicht, ob sie uns vermisst melden, wenn wir nicht in einem anderen Hafen wieder auftauchen.
    Eine Beobachtung: In Spanien wird alles sehr gründlich gemacht. Olivenplantagen: Tal um Tal, Hang um Hang über hunderte von Kilometern hinweg – das kennen wir von unseren Autoreisen. So auch der Tourismus: Ganze Landstriche sind voll von Hotelburgen und Touristenstränden, andere ganz unberührt. Wo wir jetzt sind, gibt es Städte, da trifft man fast keine Fremden, selbst in Roquetas del Mar, das die meisten Hotels der Gegend besitzen soll, trafen wir in der Altstadt keine Ausländer.
    Hier an der Küste begegnet uns etwas Neues: Gewächshäuser. Seit der Bucht von Almeria ist jeder Hang, jedes Tal gepflastert mit Gewächshäusern, auf Terrassen an den steilsten Hängen bis hinunter an den Strand. Land unter Plastik: ein merkwürdiges Bild.
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  • Adra

    August 17, 2007 in Spain ⋅ 🌙 24 °C

    Für heute ist Wind aus Ost – Rückenwind – versprochen, allerdings ab Mittag in Sturmstärken. Also früh aus den Federn, ablegen um sieben Uhr mit dem ersten Lichtstrahl, Sonnenaufgang auf dem Meer unter verwischten Wolken und die Segel hoch.
    Olga kommt ins Traben, vorbei an Almerimar, und sie fällt in leichten Galopp. 6,5 Knoten haben wir zwischendurch gemessen! Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Adra, und an Bord gibt es leichte Unstimmigkeiten, ob wir hier einlaufen oder bis Motril weitersegeln, da der Wind so günstig weht. Mir erscheint die Weiterfahrt zu ungewiss, bis Motril ist es noch weit und wer weiß, ob der Wind hält. Also laufen wir ein in den Fischereihafen mit einem kleinen Segelclub, wo alles belegt ist.
    Der Käpt’n wird noch ärgerlicher, er bekommt die Auskunft, er solle sich irgendeinen Platz suchen. Wir finden einen an der Kaimauer vor einer Halle – das ist die Fisch-Auktionshalle. Aber keiner sagt was, also gehen wir erst mal Kaffeetrinken und die Laune verbessern.
    Als wir wiederkommen, finden wir unser Schiff außen an einem Fischdampfer festgemacht. Die Fischer mussten an den Kai, um ihre Beute abladen zu können, also haben sie Olga kurzerhand und netterweise einfach an ihrem Kutter festgemacht. Wir können dableiben, sagen sie, sie haben nichts dagegen. Also klettern wir über den Kutter in unser Schiff und Käpt’n Fidel begibt sich zur Siesta. Da taucht ein Guardia Civilist auf. Er möchte die Bootspapiere sehen und bedeutet mir, dass wir hier nicht bleiben könnten, das sei reserviert für die Fischer. Wir sollten an der »Levante« anlegen, der Ostmauer des Hafens. Ich wecke meinen Kapitän und wir verabschieden uns von den netten Fischern, die nochmal versichern, ihretwegen hätten wir bleiben können.
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  • Roquetas de Mar

    August 16, 2007 in Spain ⋅ 🌙 29 °C

    Ausschlafen! Herrlich – aber mit der leisen Angst im Hinterkopf, es könnte gleich jemand ans Schiff klopfen und uns wegschicken. Später gehen wir in die Captanía. Der Hafenkapitän ist erstaunt, aber freundlich. Er nimmt die Daten auf, weiß aber noch keine Preise. Die Marina befindet sich noch im Bau, nichts ist richtig fertig, es gibt noch keine Duschen, Elektrizität gibt es auch nicht, aber Frischwasser. Wenn wir also morgen früh wegfahren, beschließt er, brauchen wir nichts bezahlen. Falls wir noch einen Tag länger bleiben, zahlen wir nur für einen Tag.
    Es ist der Tag des Wanderns durch die Stadt, auf und ab, kreuz und quer (man nennt es: sich einen Wolf laufen), auf der Suche nach bestimmten Werkzeugen, die der Chef für Reparaturen braucht. Es ist der Tag des Lesens, des Eis-essens und Granizado-trinkens; es ist Zeit für Hundetraining von Bord aus und Zeit für Fellpflege mit Schampon und Bürste. Für unseren Wasserschlauch haben wir einen Duschvorsatz erstanden – man kann wunderbar am Steg duschen. Und es ist auch Zeit zum Träumen …
    Für morgen sind günstige Winde vorhergesagt, also frühes Aufstehen. Gute Nacht.
    P.S. Heute habe ich einen schööönen Mann gesehen: groß, breitschultrig, schulterlanges dunkles Haar, dunkler Bart, die engen Jeans spannten über kräftigen Pobacken. Und der Mann ging, wie ein schöööner Mann nur gehen kann, der die Blicke auf sich zieht und das auch weiß: Er schwingt locker die Arme aus den Schultern, dreht den Kopf unmerklich in die Runde, damit man ihn auch von allen Seiten bewundern kann …
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  • Roquetas de Mar

    August 15, 2007 in Spain ⋅ 🌙 29 °C

    Auch in Almeria wären wir gern noch geblieben.
    Die Wettervorhersage für den heutigen Tag war ungünstig: ab Mittag starker Wind aus Süd. Wir wollten aber wenigstens ein Stück weiter, möglichst aus der Bucht heraus, um bei günstigem Wind bald nach West segeln zu können. Also tuckerten wir los, gaben jedoch bei böigem Gegenwind bald auf. In Roquetas del Mar fanden wir einen Fischereihafen mit Club Nautico und einer offenbar neuen Marina mit vielen leeren Plätzen. Das Anlegemanöver bei böigem Seitenwind gelang erst im zweiten Anlauf, dann lagen wir bequem längsseits am Kopf einer Steganlage. Kein Marinero ließ sich blicken. Wir fragten einen Mann, der nebenan in seinem kleinen Motorboot hantierte, und erfuhren, dass Feiertag war (achja, den haben wir in Portugal auch: Mariä Himmelfahrt).
    Die Capitanía war nicht besetzt. Der nette Ort gefiel uns: unprätentiös, unaufdringlich, mit schönem Strand. Es gibt Geschäfte, Lokale, keine aufgedrehten Touristen, keinen Rummelplatz. Vor dem Castillo de Santa Anna fand ein Markttreiben statt, mit orientalischen Leckereien und Handarbeiten.
    Im Internet-Café stellten sich die Windverhältnisse für den nächsten Tag immer noch schlecht dar, wir beschlossen einen Urlaubstag und hofften, dass Olga am Steg liegen bleiben konnte.
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  • Almería

    August 14, 2007 in Spain ⋅ 🌙 27 °C

    Schon am frühen Morgen gibt es Badende in der Bucht, nackte Spanier – man glaubt es kaum. So schön hier, wir wären gern noch ein paar Tage geblieben. Als wir gerade frühstücken wollen, tauchen zwei Guardia Civilisten mit Squads auf, die uns vom Strand aus bedeuten, dass wir zu nah am Ufer liegen und uns entfernen sollen. Vor dem Frühstück also ein Verholmanöver, ankern dreißig Meter weiter draußen.
    Aufbruch mit Motor; mit null Windstärken umrunden wir das Cabo de la Gata – das Katzenkap – und da schwabbelt uns eine heftige Dünung entgegen. Wir fahren ein wenig nordwestwärts in die durch eine Hügelkette geschützte Bucht von Almeria hinein und die Wellen bleiben draußen. Deutlich ist eine Grenze sehen zwischen ruhigem und schwabbeligem Wasser. Wir steuern einen Hafen auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht an. Bei schlechter Sicht tuckern wir Stunde um Stunde durch den Dunst, und unser Echolot fängt mal wieder zu spinnen an und piept Amok, weil es die große Tiefe nicht anzeigen kann. Es nervt und wird abgeschaltet.
    Später kommt tatsächlich etwas Wind auf, Südwest, und wir setzen zuerst das Fock- und dann auch das Großsegel. Der Motor bleibt an, der Wind ist zu schwach und wir wollen schnell den Hafen erreichen. Ich erfinde ein neues Wort für diese Art, sich fortzubewegen: »mogeln« aus mo(toren) und (se)geln. Immerhin erreichen wir so eine Geschwindigkeit von 5,9 Knoten! Bis auf 3,5 Meilen kommen wir an den angepeilten Hafen von Aguadulce heran, da beginnt wieder das Gewoge uns entgegen. Wir kehren um (entgegen einem alten Vorsatz: niemals zurück) und fahren zurück nach Almería. Tatsächlich gibt es ein Plätzchen für uns im gut besuchten Hafen, der in den Industriehafen eingebunden ist.
    Endlich haben wir mal wieder den vollen Luxus: Duschen, Elektrizität, Frischwasser, und Wifi (Drahtlosnetz) an Bord. Die ganze Olga bekommt eine Süßwasserdusche, innen wird gewischt, und für mindestens einen Tag wird es trocken sein, wo man geht oder hinfasst. Anschließend duscht die Crew ausgiebig mit Genuss, auch der Hund wird von Salz und Sand befreit und wir erkunden die schöne, wenig touristische Stadt – sie zeigt sich lebendig, aber nicht hektisch. Es gibt wenig Grün für Hunde, aber einen seltsamen Park, wo die Bäume in kleinen Mulden stehen; Wege und Flächen sind mit Platten belegt oder betoniert. Die Ruhe im Hafen stört hier kein Rummelplatz und kein Touristenlärm. Am Abend wird das Internet ausgiebig in Anspruch genommen.
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  • Playa de los Genoveses

    August 13, 2007 in Spain ⋅ 🌙 25 °C

    In der Nacht gab es Hundealarm, was den Schlaf ein wenig beeinträchtigte. Vielleicht hatte das Krokodil unter Deck rumort. Es ist ja gut, einen Wachhund zu haben, nicht mal ein Polizist käme hier unbemerkt an Bord.
    Um 6:30 Uhr beendete der Wecker den Schlaf der Gerechten, Jóia wurde kurz an Land gehievt und dann brachen wir ohne Frühstück auf. Der Wind wehte dürftig aus Nordost, was uns veranlasste, hoffnungsvoll ein Segel zu setzen. Fünf Minuten später nahmen wir es wieder herunter: Der Wind säuselte sanft aus allen Richtungen und das Segel hätte die Motorfahrt nur behindert.
    Wir hatten ein Buch an Bord, in dem die meisten Yachthäfen verzeichnet waren, und wir hatten eine Seekarte, auf der ebenfalls die Yachthäfen eingetragen waren. Dazu wurden Angaben über die Ausstattung gemacht. Nun war auf unserer Seekarte ein Hafen in Carboneras eingetragen, der im Buch fehlte. Die Ausstattung war verlockend: Wasser, Strom, Duschen, Wäschewaschmöglichkeit, Supermarkt in der Nähe und und und. Die Entfernung war erträglich, angesichts des vorausgesagten Starkwindes. Diesen Hafen also steuerten wir an und ich zählte schon die Stunden, die halben Stunden, die Meilen, die Kilometer, vor Angst: Gleich kommt der Sturm!
    Endlich erreichten wir die Bucht, entdeckten in der Ferne die Einfahrt zum Hafen (es gibt dort einen Yacht- und Fischereihafen und zwei Industriehäfen) und liefen erleichtert ein: O klein. Fischkutter überall, dort hinten ein Steg mit kleinen Motorbooten und Segeljollen, aber kein Platz für Olga. Wir drehten eine Runde, machten vor einem Fischkutter fest, erst die Mittelleine von Bord aus, dann ging ich an Land, belegte am Poller Heck- und Vorleine. Die Fischer schauten interessiert zu.
    Gerade hatten wir gemütlich fest gemacht, da rauschte ein mittelgroßer Fischkutter herbei, der Mann an Bord bedeutete uns, das sei sein Platz für den Kutter. Also alles wieder losmachen, an Bord gehen. Die Fischer an Land schauten interessiert zu. Gegenüber lagen drei Boote im Päckchen, da wäre noch ein Platz, aber der gehörte wohl den Tauchern, die dort auf ihren großen Schlauchbooten hantierten. Aber auf der anderen Seite war ein Stück der Kaimauer weiß-grün markiert und frei. Das musste der Platz für die Gäste sein. Wir machten dort fest und gingen an Land, interessiert beäugt durch die umstehenden Fischer. Wir fragten einen von ihnen. Das sei der Platz der Kommunalbehörde für das Polizeiboot. Es sei gerade auf See, käme aber bald wieder. Wir sollten im Büro nachfragen, was wir gehorsam taten. Der freundliche öffentliche Herr dort sprach ein wenig deutsch, freute sich über unser selbstgebautes Schiff, sprach Käpt’n Fidels Namen korrekt aus, knöpfte uns sieben Euro ab und wies uns einen Platz bei den im Päckchen liegenden Booten an.
    Wir gingen erst einmal Kaffee trinken.
    Zurück am Boot schauten wir in die Runde: dort im Päckchen – unmöglich! Da lag ein größeres Motorboot, daneben eine Segeljolle, daneben ein kleines Motorboot – wie sollten wir dahin passen. Das brauchte keine Absprache: Wir fahren weiter! Sieben Euro in den Wind geschrieben – dafür hatten wir ja in Garrucha nichts bezahlt.
    Mit Motor tuckerten wir weiter und weiter, drei Stunden lang, der Wind schlief. Kurz bevor wir den Hafen von San José erreichten, frischte er ein wenig auf, natürlich uns entgegen. Von Starkwind zum Glück keine Spur.
    Der kleine Hafen: completo! Ein Wort, das ich nicht mehr hören mochte. Alles besetzt. Inzwischen war es halb Fünf, wir waren seit sieben Uhr unterwegs, hatten keine Lust mehr und tuckerten um die nächste Ecke, eine Bucht weiter: Playa de los Genoveses, kurz vor dem Cabo de Gata; eine weite Bucht mit Sandstrand und nach Süden hin schützenden Hügeln, in der schon mehrere Yachten vor Anker lagen. Hier warfen wir unseren Anker und genossen die Ruhe: kein Rummelplatz, keine Lautsprecherdurchsagen, kein Autoverkehr, keine laut sich unterhaltenden Menschen, nur noch das Rauschen der Brandung am Strand.
    Zum Abendessen gab es ein chinesisches Süppchen, einen Tee; dann mit dem Schlauchboot zum Strand, baden, Hundetraining, und später die Wettervorhersage per SMS vom Sohn. Fast dreißig Seemeilen haben wir heute geschafft, ab morgen geht es westwärts!

    Szene IV
    Eine Frau steuert einen Segelkatamaran, der Mann sitzt in einem Regiestuhl und liest. Er hebt den Blick.
    MANN: »Für heute ist wieder viel Wind angekündigt.«
    Er liest gleich weiter.
    FRAU: »Aber schau doch mal die Wolken dort: Die sehen gar nicht nach Starkwind aus.«
    MANN, schaut kurz auf: »Wir hatten zwei übereinstimmende Wetterberichte.« Liest weiter.
    FRAU: »Wenn wir bisher solche Wolkenbilder hatten, gab es nie Starkwind.«
    MANN, ohne den Blick zu heben: »Du solltest mal bei Paul Watzlawick nachlesen ›Wie wirklich ist die Wirklichkeit‹. Dort werden solche Koinzidentien erklärt.«
    Die Frau zieht die Stirn kraus und steuert ohne Worte weiter.
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  • Garrucha zum Zweiten

    August 12, 2007 in Spain ⋅ 🌙 32 °C

    Für heute war wieder Starkwind angekündigt, also blieben wir in diesem – eher ungemütlichen – Hafen liegen. Der Scirocco ist es, der uns zu schaffen macht. Er kommt aus der Sahara herangebraust, heiß und heftig und erreicht bei Almeria – das liegt hier sozusagen um die Ecke – seinen Höhepunkt.
    Als wir beim Frühstück an Deck saßen, kam ein Gummikrokodil vorbeigeflogen. Das war wohl einem Kind am Strand davongelaufen. Jóia fand es sehr bedenklich und bellte es an, als wir es eingefangen hatten. Sie gab keine Ruhe, bis das Tier ordnungsgemäß (wie sie fand) in einer Luke verschwunden war.
    Am Abend besuchten wir ein Internet-Café und fragten die Dame dort, ob wir unser eigenes Notebook einstöpseln dürften – sie zuckte die Schultern, hatte keine Ahnung. An den Rechnern waren Automaten angebracht, wo man Geld einwerfen sollte. Wir packten unser Notebook auf einen der Tische, ich schaute unter dem Tisch nach, dort hingen Netzwerkkabel lose. Eines davon fand den Weg in die entsprechende Buchse am Laptop und wir waren »drin« – ohne Münzen einzuwerfen. Als Fidel nachher ordnungsgemäß einen Euro bezahlen wollte für Internetnutzung, wusste die Dame wieder nichts damit anzufangen und lehnte ab.
    Auch für den nächsten Tag war wieder Starkwind angekündigt. Wir nahmen uns vor, extra früh zu starten und schnell in den nächsten Hafen zu huschen, bevor der Wind das Wüten anfinge.

    Szene III
    Eine Frau am Steuer eines Segel-Katamarans; sie schaut mit ängstlichen Augen auf das blaue Wasser. Der Mann sitzt in einem Regiestuhl und liest.
    FRAU: »Schatz, schau mal, die Wellen dort, sind das Wellen von einem Wind, der kommt, oder von einem Wind, der schon vorbei ist?«
    MANN, schaut kurz von seinem Buch auf: »Die Dünung kommt von einem Wind, der ganz wo anders weht.«
    Er liest sofort weiter.
    FRAU: »Aber in dem Buch von … steht, im Mittelmeer kündige der Schwell den aufkommenden Wind an.«
    MANN murmelt Unverständliches, ohne den Blick zu heben.
    FRAU: »Kuck mal, jetzt kommen noch mehr Wellen. Gibt es etwa Sturm?«
    MANN schaut einmal kurz in die Runde: »Da hinten ist ein Motorboot vorbeigefahren, was du siehst sind die Heckwellen davon.« Er liest sofort weiter.
    Eine Sturmböe rauscht heran, reißt ihm das Buch aus der Hand, es flattert über Bord.
    FRAU: »Ich habe es dir schon so oft gesagt, Schatz, du sollst aufpassen: Auf einem Schiff kann alles ins Wasser fallen!«
    Der Mann kuckt mürrisch ins Leere.
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  • Garrucha - nicht in guter Erinnerung

    August 11, 2007 in Spain ⋅ ☁️ 30 °C

    Ein Rummelplatz am Hafen mit Musik und Fahrbuden erschwerte das Einschlafen. In der Nacht rummste ein vor Anker liegendes Schlauchboot gegen unser Schiff und verhakte sich, Fidel musste aufstehen und die Leinen sortieren. Wir erlaubten uns deshalb am Morgen einen etwas längeren Schlaf und brachen erst gegen halb elf auf. Die See zeigte sich spiegelglatt, am Himmel war kein Wölkchen zu sehen, aber es war dunstig. Mit flauem achterlichen Wind unternahmen wir zunächst einen Segelversuch – erfolglos, der Wind drehte sogleich auf Süd, als ob er uns ärgern wollte. Wir wollten daher gleich den nächsten Hafen in Villaricos anlaufen.
    Dieser Hafen war zwar in unserer Karte eingezeichnet, in unserem Buch dagegen nicht aufgeführt. Nach ca. einer Stunde frischte der Wind auf und das Meer begann schwabbeln. Die Hafenmole kam in Sicht, Felsspitzen ragten davor aus dem Wasser, wir fuhren um die Mole herum und sahen einen winzigen Hafen vor uns. Wir fuhren hinein, fanden alles belegt, wendeten auf engstem Raum und fuhren wieder hinaus in das zunehmende unangenehme Geschwabbel. Jetzt waren die Felsspitzen in den schäumenden Wellen kaum noch zu sehen. Voraus hatten wir eine zweite Mole mit grüner Bake gesehen, war dort noch ein Hafen? Als wir um die Mole herumfuhren, fanden wir einen Badestrand und einen weiteren Minihafen: Einfahrt für unser großes Schiff unmöglich. Wegen des starken Windes beschlossen wir, in der Bucht zu ankern, gaben aber bald auf: bei drehendem Wind wäre Olga in der Felsmole gelandet. Also wieder hinaus. Noch waren wir guter Dinge, bis zum nächsten Hafen – der zweitgrößte der Provinz Almeria – waren es nur dreieinhalb Meilen, und im Dunst konnten wir schon die lange Hafenmole und die Segeljollen davor erkennen.
    Nun aber! Zuerst kamen die Wogen von vorn angerauscht, höher und immer höher und steiler und dicht aufeinander. Dann legte der Wind zu und erreichte bald fünf Stärken, die er uns entgegen schickte. Wir waren immer noch gut gestimmt, bald würden wir ja den Hafen erreichen. Als wir ein Drittel der Strecke bewältigt hatten, legte der Wind noch einen drauf, pfiff uns mit sechs Beaufort entgegen, schickte Woge um Woge und wir kamen nur noch im Schneckentempo dagegen an. Die Hafenmole in erreichbarer Nähe, kämpfte Olga sich Stückchen um Stückchen näher, und wir konnten nur hoffen, dass Motor und Antrieb durchhielten. Das Schiff hob die Rümpfe in die Wogen und tauchte hinab, Wasser klatschte auf das Vordeck, schwappte von hinten herein. In solchen Augenblicken musste ich an den Ausspruch meiner jüngsten Tochter denken, die uns auf der ersten Reise ein Stück begleitet und mich in meinen damaligen Schleusenängsten getröstet hatte:
    »Wieso hast du Angst, das Schiff schwimmt doch!«



    Es schwamm auch jetzt und der Kapitän steuerte durch alle Wogen, und für den größten Notfall war der Strand nicht weit. Nach drei unendlich scheinenden Stunden konnten wir endlich in die Hafeneinfahrt von Garrucha einbiegen und rauschten nunmehr mit den Wellen in den Hafen hinein.
    An der Tankstelle war ein Plätzchen frei und wir näherten uns mit der Leine im Anschlag, als schon der Tankwart herausgeeilt kam und abwehrend mit den Armen fuchtelte: Hier nicht!!! Ich bedeutete ihm, dass wir unmöglich in diesen Sturm wieder hinaus könnten – er wies uns kaltschnäuzig ab, alles sei voll und deutete auf einen unbestimmten Ort an der gegenüberliegenden Seite. Dort gab es einen weiteren Anlegesteg, an dem mehrere Yachten schaukelten, ein Platz war frei und wir starteten das erste Anlegemanöver. Ich versuchte, die Menschen dort aufmerksam zu machen, damit sie eine Leine annähmen – ohne Erfolg. Da ich mich nicht entschließen konnte, von der schwankenden Olga auf den schwankenden Steg zu springen, misslang dieses Manöver. Käpt’n Fidel fuhr einen Bogen und wir näherten uns erneut – nun hatte uns ein junger Mann auf einer der Yachten bemerkt und kam uns entgegen; doch von einer anderen Yacht wurde bedeutet, hier könnten wir nicht anlegen, da wir keine Sicherungsleine nach achtern legen könnten. Bei gutem Willen hätte er uns erlauben können, an seiner Yacht zu sichern, aber ganz offensichtlich wollte man uns dort nicht.
    Da hat es mir gereicht, meine Nerven waren am Ende und ich beschimpfte sie auf Deutsch und erklärte, dass wir seit Stunden durch diesen Sturm gefahren waren. Vergebens natürlich. Sie gestikulierten und zeigten auf eine Mauer weiter vorn, wo zwei Fischkutter und einige Yachten lagen und der junge Mann kam tatsächlich dorthin gelaufen, um die Leine entgegenzunehmen. Endlich lagen wir sicher vertäut – dachten wir und zogen uns zunächst für eine kurze Pause in die Kajüte zurück.
    Als Fidel wieder nach draußen schaute, war Olga gerade im Begriff, sich mit dem Bug von der Mauer zu entfernen – der Knoten hatte nicht gehalten. Die Leine lief zwar noch am Ufer um den Poller, aber ein Ende hing lose an der Mauer herab, von Bord aus nicht zu erreichen. Da Olga ca. anderthalb Meter unter der Mauerkante lag, konnten wir auch nicht mal eben an Land hüpfen. Was also tun? Gerade liefen oben einige Spaziergänger vorbei, und sie erhörten meinen Hilferuf, zogen Olga wieder heran und schlangen den Festmacher um den Poller. Dieses Mal besiegelte ein ordentlicher Knoten das Werk: gerettet!
    Und nun der Landgang. Um oben auf die Mauer zu gelangen, mussten wir auf das Kajütendach steigen, von dort eine Lücke in der Mauer als Treppenstufe nutzen und uns am Seil hochziehen. Nachdem ich als erste oben war, wurde der Hund hinaufgereicht, dann konnte der Käpt’n nachkommen. Auch hier gab es einen Rummelplatz am Hafen. Und auf der Uferstraße herrschte lärmender Verkehr, Autos, Mopeds, aufheulende Motoren, Menschengewühl, kreischende Kinder, laute Menschen.
    Endlich fanden wir ein stilles Fleckchen in einem älteren Wohngebiet am Hang und saßen einige Minuten in erholsamer Stille, bevor wir uns wieder in das Gewühl wagten. Wir fanden ein etwas abgelegenes Restaurant auf der Strandpromenade und erholten uns von den Mühen des Tages bei gutem Essen.
    Als wir schlafen gehen wollten, gab es einen kleinen Schock: Irgendwie war in dem Gebrause und Gewoge unser Bett feucht geworden, es war wohl eine Welle gegen die Fenster geklatscht … Wir legten die Decke auf das Bett, es war auch ohne zudecken heiß genug, und schliefen, ein wenig ungemütlich, dennoch ein.
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  • Aguilas

    August 10, 2007 in Spain ⋅ 🌧 26 °C

    Heute Morgen gibt es ein leckeres Frühstück im Städtchen. Es weht kein Wind, also Fahrt unter Motor. Das Meer zeigt sich glatt gespiegelt, nur eine leichte Dünung wellt aus Nordost. Das Himmelsblau ist von vielen Wolken durchzogen, und am späten Vormittag gibt es sogar etwas Seenebel, die Berge liegen im Dunst. Wir fahren vorbei an einsamen Stränden, die nur zu Fuß oder von See aus zu erreichen sind, unterhalb von Felsen und Höhlungen.
    Plötzlich gibt unser Echolot Flachwasser-Alarm: nur 90 cm Wasser unter den Rümpfen – was aber nicht sein kann, denn kurz zuvor hatten wir noch 98 Meter. Des Rätsels Lösung: Die Anzeige hat keine drei Stellen zur Verfügung. Wenn das Wasser über 100 Meter tief ist, kann das Gerät es nicht anzeigen und gibt Alarm.

    Szene II
    Der Mann sitzt bequem in einem Regiestuhl auf dem Achterdeck eines Segel-Katamarans und liest, die Frau hockt auf einem dreibein Angelhocker ohne Lehne, kuckt mürrisch auf das immerblaue Wasser.
    FRAU: »Immer hast du die bequeme Sitzgelegenheit, während ich mich auf dem Hocker quälen muss.«
    MANN, kuckt entnervt auf und legt das Buch zur Seite:
    »Jetzt hör mir mal genau zu: Du hast den roten Luxussessel (er meint den Steuermanns Sitz), kannst auf dem Schlauchboot sitzen, hast außerdem den Bootsmannsstuhl (ein Brett an Seilen, mit dem man den Mast entert), deinen Hocker, das bequeme WC im Bad, das Kojendach und den Fußboden, während ich n u r diesen schäbigen Regiestuhl zum Lesen benutzen darf – und da nörgelst du noch.«
    Er schüttelt den Kopf in Unverständnis, lehnt sich bequem in seinem Regiestuhl zurück, nimmt sein Buch auf und liest weiter. Die Frau macht ein mürrisches Gesicht und schaut auf das immerblaue Wasser.

    Die Oberfläche des Meeres wellt wie ein schläfriges vielgestaltiges Tier, das leicht zu erregen ist und unter der Oberfläche lauert. Vielleicht sind es viele. Es hebt sich hier und senkt sich und dann dort, wie ein Atem; wie runde Rücken unter dem Spiegel, gleich werden sie erwachen und sich aufbäumen und unser Schiffchen schaukeln.
    Die Wellen sind hier anders, als wir sie vom Atlantik gewohnt sind; sie schwabbeln auf, sind kurz und steil und schaukeln sich schnell zu heftiger Höhe hoch. Auch wenn es so glatt ist wie heute, kommen immer mal wieder von schräg hinten hohe Dünungswogen angerauscht, laufen unter dem Schiff durch und davon. Und innerhalb von wenigen Minuten kann sich alles ändern, ein aufbrisender Wind und schon gibt es das schönste Gewalle. Im Atlantik haben wir eine lange Dünung wie von weit her; lange gleichmäßige Wogen, die das Schiff wie eine Wiege heben und senken.
    Immer muss der Steuermann, der meistens eine Steuerfrau ist, aufpassen und auf etwaige Seezeichen, Hinweise der Fischer oder Untiefen achten. Da sehe ich ein dunkles Dreieck aus dem Wasser ragen, gleich ist es wieder verschwunden, da tauchen zwei, drei, vier davon auf, dazu dunkel glänzende Körper, die bogenförmig aus dem Wasser schnellen und wieder verschwinden: Eine Gruppe Schweinswale, auch Tümmler genannt, aus der Familie der Delphine, zieht an uns vorbei.
    Da den ganzen Tag kein vernünftiger Wind zustande kommt, fahren wir unter Motor bis Aguilas. Der Hafen erscheint uns sehr klein und voll, daher gehen wir in der Bucht vor Anker und fahren mit dem Schlauchboot zum Einkaufen, Hundespaziergang und Essen. Im Tauchclub ist die Lady so nett, und Einblick in das zu erwartende Wetter zu gewähren: wenig Wind ist vorausgesagt.
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  • Cartagena

    August 9, 2007 in Spain ⋅ 🌙 25 °C

    Die Nacht war sehr ruhig. Am Morgen ruderten Kapitän und Hund an Land für Hundegeschäfte, und wir starteten gegen halb neun. Entgegen der Vorhersage drehte der Wind schon sehr früh auf Südost und blies eher zaghaft, mit kleinen Aufwallungen. Für alle Kaps und Ecken (Cabo de Palos, Punta Espada, Punta del Hacho, Punta de Loma Larga und wie sie alle heißen) brauchten wir den Motor und dümpelten durch manch schöne Bucht.
    Ca. 26 sm bis Cartagena haben wir geschafft. Dort ging es um eine weitere Ecke, dann deutete eine lange Hafenmauer in Ost-West-Richtung die Einfahrt zum Hafen an; es folgte eine Felseninsel und eine noch längere Mauer in Nordwest-Südost-Richtung. Hinter der Mauer befindet sich die Einfahrt in eine Industriehafen-Anlage und weit hinten in der Bucht sahen wir die Einfahrt in die Häfen der Stadt: Industriehafen, Militärhafen und ein großer Yachthafen, wo wir gleich an der Einfahrt von einem netten Marinero auf einem Motorroller in Empfang genommen wurden. Er wies uns umgehend einen Platz an der Pier zu, wo wir zwischen den großen Motoryachten lagen und direkt in die schön angelegte Stadt ohne Touristenaufmarsch hopsen konnten.
    Auf der Suche nach dem Internet-Café fragten wir zwei Polizisten, der erste rief gleich seinen Kollegen aus dem Wagen zu Hilfe, weil dieser englisch könne. Letzterer war sehr stolz auf seine Sprachkenntnisse und führte uns höchstpersönlich drei Blocks weiter zum Internet-Laden, wo wir sage und schreibe für 1,20 € fast eine Stunde lang tätig waren. Ein gelungenes Essen – eine Kombination verschiedener Tapas – und später eine kühle Dusche rundeten diesen Abend ab.
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