Heute wird ein schöner Tag. Ich bin mir ganz sicher, das Wetter hat schon den Anfang gemacht mit einem blauen Himmel, obwohl draußen alles überfroren ist. Ich habe intuitiv genau richtig gehandelt und gestern bei dem Wetter hier Ruhetag gemacht. Am Morgen treffe ich Charlotte noch mal, wir unterhalten uns ein wenig und verabschieden uns dann, sie will wegen der Glätte erst ein Stück mit dem Bus weiter rausfahren, so dass sie von der Straße wegkommt. Ich nehme mir Zeit zum Frühstücken und Duschen und habe um zehn alles soweit vorbereitet, dass ich mich von den anderen Gästen und natürlich von Ole ausgiebig verabschieden kann. Er hat mir, einfach weil er ein cooler Typ ist, eine große Pappe und den Filzstift zur Verfügung gestellt, damit ich sach- und fachgerecht mein Schild nach DIN-Norm zum Trampen vorbereiten kann. Und so steh‘ ich ab um zehn an der E45, die direkt hier am Campingplatz vorbeigeht. Der Verkehr ist nicht so übermäßig viel und natürlich sind viele lokale Fahrer dabei, für die meine Ansage SWE/FIN keinen Sinn macht, mich mitzunehmen. Ich bin ohnehin darauf eingestellt, dass die Fahrt über gut 330 km bis nach Kiruna ein loses Stückwerk durch Norwegen, Finnland und Schweden wird, wo ich vielleicht auch noch mal im Zelt schlafen werde. Manche Fahrer geben mir zu verstehen, dass sie nur Kirchturmcruiser sind, nicht mal der Politi-Wagen fühlt sich genötigt, anzuhalten, als ich ihnen grinsend mein Anliegen zur Schau stelle. Und so braucht es eine gute Dreiviertelstunde, die ich immer weiter an der Straße entlang gehe, bis ich gegen das Sonnenlicht in gut 100 Metern Entfernung ein Auto sehe, wo jemand steht und winkt. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gilt, aber es wirkt so. Ich lege einen Zahn zu und tatsächlich ist der Fahrer erst an mir vorbeigefahren, da er sein Auto einigermaßen voll hat, aber mein Grinsen im Gesicht und der Bart haben ihn überzeugt, doch noch anzuhalten, wie er mir später erzählt. Es ist Stig, der als Jäger hier unterwegs war und jetzt vorzeitig schon nach drei Tagen zurück nach Oslo muss, da sein junger Jagdhund sich im Kraut und Schnee zu sehr die Beine aufgerieben hat. Der Doc hat dem Dog mindestens sieben Tage Jagdpause verordnet. Man bedenke, er fährt heute zwölf Stunden und morgen noch mal zehn bis nach Hause, das ist dann schon ärgerlich. Zu meinem Glück geht sein Weg aber fast über Kiruna und nachdem ich meinen Rucksack auf dem Rücksitz verstaut habe, wird es wieder einmal eine dieser merkwürdig schönen Begegnungen. Dass er ausgerechnet da entlang fährt, wo ich hin muss, Germanistik studiert hat und fließend Deutsch spricht, dass es bei uns, wie wir es nennen, wie ein Schweizer Uhrwerk auf Anhieb gepasst hat und uns die paar Stunden bis um halb drei sehr gut unterhalten können. Dazu noch ein strahlend blauer Himmel… Dann schmeißt er mich raus, nicht ohne mir noch ein Bier mitzugeben und keine 10 Minuten später sitze ich von Svappavaara aus die letzten fünfzig Kilometer im nächsten Auto eines Minenarbeiters, der gerade Feierabend gemacht hat und für den es eine Selbstverständlichkeit ist, mich mitzunehmen, da er tatsächlich nach Kiruna muss. Um drei stehe ich in Nya Kiruna und Ivar hat mir geschrieben, dass er aktuell noch arbeitet, sich aber zum Feierabend direkt bei mir melden will. So habe ich ein paar Stunden Zeit, durch einen Teil der neugebauten Stadt zu schlendern, das Shopping-Zentrum für einen Kaffee und warmen Aufenthalt zu nutzen, aber auch ein paar der alten, am Stück umgezogenen Häuser zu betrachten. Für nächstes Jahr ist zum Beispiel der Umzug der Kirche geplant, das gesamte Gotteshaus wird Stück für Stück demontiert und in die neue Stadt transportiert. Dazu ist zu wissen, die Mine in Kiruna ist die größte unterirdische Eisenerzmine der Welt und kommt in anderthalb bis zwei Kilometern Tiefe der Stadt immer näher. In 2020 gab es minenbedingt ein schweres Erdbeben, seit 2016 hat man begonnen, die Stadt um gut drei Kilometer umzuziehen.
Da ich bisher nicht weiß, wann Ivar überhaupt Feierabend macht und ob ich bei ihm heute unterkommen kann, gucke ich mir schon mal aus, wo ich am Rande der Stadt, ganz in der Nähe der Mine einen Shelter habe und da ich in der Stadt viel Zeit habe, spreche ich beim Vorbeischlendern schon mal beim ersten Anbieter von Wintertouren vor, wie es denn mit Arbeit aussieht. Gegen sechs stehe ich am Bus, um die vier Kilometer raus Richtung Mine und „Altstadt“ zu fahren. Dabei komme ich mit einer Schwedin ins Gespräch und wir werden dabei durch Ivars Rückruf unterbrochen. Sie reicht mir im Bus dann freundlicherweise ein Tempo an und ich frag mich: „Hab ich ’ne Rotznase?“ Ach nee, Füße hoch, runter von der Leitung, es ist ihre Rufnummer reingekritzelt. Die Frau will mir helfen, weil sie im Ansatz vorhin verstanden hat, was ich hier tue und vorhabe. Gegen halb acht habe ich meine Unterkunft für heute gefunden, es ist in einem sehr kleinen Park eine Holzbude im Format ähnlich einem Überseecontainer, in der die großen Schachfiguren lagern. Da leg ich doch den König direkt neben den Läufer…Read more
Traveler Dann hast du ja mit Aurora in deinen Geburtstag reingefeiert !Na mehr Geschenk geht ja erstmal garnicht! Na dann fröhliche Weiterfahrt!
Traveler Guten Morgen und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe Anne. 🎂🥂🐞🍀Dann habt viel Spaß. Die Bilder sind ja wieder richtig schön. 😍😁✌️
Traveler Wow wunderschöne Bilder 😍🥶❄️ habt eine schöne Zeit. Und heute einen traumhaften schönen Geburtstag 🥳