Endless Summer

September 2018 - September 2019
...immer der Sonne entgegen Weiterlesen
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  • Tag 79

    Khama Rhino Sanctuary

    29. November 2018 in Botswana ⋅ ⛅ 22 °C

    Irgendjemand hat uns erzählt, dass Nashörner während des Kackens mit dem Schwanz wedeln, weil die Kacke so heiss rauskommt, dass dadurch Waldbrände entstehen können.
    Na das wollen wir uns doch mal live anschauen. Also ab zum Khama Rhino Sanctuary, wo es recht wahrscheinlich ist, ein paar dieser vom Aussterben bedrohten Tiere zu sehen. Und tatsächlich sehen wir einige der insgesamt 30 Breitmaul-Nashörner, die dort leben.
    Jetzt haben wir sie zusammen - die BIG 5.
    Heute ist unser Glückstag! Denn wir sehen sogar, wie eines anfängt mit dem Schwanz zu wedeln und diesen ein kleines Stückchen anhebt. Aufgepasst! Jetzt gehts gleich los! Wir erwarten dampfenden Dung und brennende Steppe.
    BloppBloppBlopp presst das dicke Rhino die übertrieben großen, aber zu unserer Enttäuschung nicht dampfenden Bollen raus.

    Was für ein Erlebnis!
    Sehr beeindruckend ist auch das Horn des Nashorn. Die Rekordlänge beträgt unfassbare 1,58 Meter. Größer als die komplette Charly!

    Wieder mal sitzen wir im Auto an einem Wasserloch. Dieses Mal gucken wir Nashörnern beim Trinken zu. Als diese dann langsam davon marschieren, Felix und Charly sind mittlerweile auf ihren Sitzen eingeschlafen, kommt aus der Ferne eine noch unerkennbare Front an Tieren auf das Wasserloch zu. Sie kommen näher und wir erkennen: es ist eine große Zebraherde, begleitet von mehreren Straußenpaaren und lustig hüpfenden Springböcken.
    Fun Fact: Der Name Springbock kommt von den senkrechten Sprüngen, mit denen diese Antilopenart vom Stand aus in die Höhe schnellt, wenn sie erschrickt. Diese Hopser können bis zu 3,5 Meter hoch sein! Bei diesem sogenannten Prellspringen bleiben die Beine steif, der Rücken wird nach außen gewölbt und aus einer Hautfalte im Rücken treten lange, weiße Haare hervor, die aus großer Distanz zu sehen sind.

    Die lustige Welt der Tiere!

    Da dies unsere letzte Pirschfahrt sein wird und wir von nun an auf Teerstraßen anstatt auf Sand fahren, pumpen wir ein letztes Mal den Reifendruck von 1.5 auf 3 Bar.
    Dieser Vorgang war in den letzten Wochen unser täglich Brot. In beide Richtungen, je nach Untergrund.

    Goodbye, Busch.
    Goodbye, Botswana.

    Auf nach Südafrika!
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  • Tag 80

    Die letzte Nacht im Dachzelt

    30. November 2018 in Südafrika ⋅ 🌙 13 °C

    Wir haben Botswana hinter uns gelassen.
    Der Grenzübergang am Martins Drift war mal wieder spannend. Obwohl wir alle vier am gleichen Tag nach Botswana eingereist sind, waren in drei der vier Pässe verschiedene Datums-Stempel.
    This is Africa.
    Das ist uns bis dato jedoch nicht aufgefallen und überhaupt wusste keiner von uns, dass wir nur ein 14 Tage-Visum bekommen haben (Tipp: immer direkt bei der Einreise schauen, wie lange das Visum gültig ist).
    So standen wir also am Ausreise-Schalter, bekamen zurecht Ärger und sollten die überzogenen 1 bis 3 Tage nachzahlen.
    Ein paar nette Worte und Dackelblicke später durften wir dann ganz ohne Nachzahlung ausreisen.
    This is (also) Africa!

    Die Einreise nach Südafrika hat tippitoppi geklappt (nachdem wir dann rausgefunden haben, dass das nach Klohäuschen aussehende Gebäude der Grenzposten ist) und wir befinden uns nun auf unserem letzten Campingstopp bevor wir unseren geliebten Jeep in Johannesburg zurück geben müssen.
    Wir sitzen im Witvinger Nature Reserve auf unseren Campingstühlen, beobachten fasziniert den surreal gefärbten Gewitterhimmel und ich schwelge in Erinnerungen an die vergangenen Jeep-Wochen in Botswana.

    Ich denke an Lagerfeuer, an Tiefsand, an gute Musik, an Savanna, an Zelte auf- und zuklappen, an Kochen im Dunkeln, an freche Affen und faule Löwen, an Freundschaft, an Abenteuer, an Rieseneinkäufe, an offene Kofferraumtüren, an Kühlschrank-Unfälle, an gigantische Sonnenauf- und untergänge, an Teamwork, an Reifendruck verändern, an eingeklemmte Finger, an König-der-Löwen-Landschaften, an super leckeres Essen ala Charly, an mit Bier bestochene Veterinärbeamte, an Salzwüsten und Erdmännchen, an Turbospeed-Flussfahrten, an innige Gespräche, an vertrautes Wohlfühlen, an Wein aus Kanister und Bier aus Dosen. Und an Barbecue.

    Da fällt mir doch gerade noch eine lustige Anekdote ein (jaaaa mal wieder ist Felix der Lustige in der Geschichte):
    Sambia. South Luanga National Park. Wir haben noch keinen eigenen Jeep und sitzen in so einem Safari-Touri-Jeep mit mehreren Sitzbänken hintendrauf. Außer Felix und mir ist eine sehr unterhaltsame Gruppe Spanier mit an Bord.
    Für mich ist es die erste Safari meines Lebens.
    Eines der ersten Tiere, die wir sehen ist ein wunderschönes Kudu (das ist so eine große Antilopenart mit massiven Korkenzieher-Hörnern).

    Gabriel: „Wow i really like them the most!“
    Felix: „Me too! They are delicious! I love the Kudu-Sausages!”
    Gabriel: „What? You eat them? I meant that they are the most beautiful animals in the bush!”

    Großes Gelächter beiderseits.
    Kudu flüchtet.

    Die grellen Blitze reißen mich aus meinen Gedanken.
    Links, rechts, über uns. Überall entlädt sich die Energie mit voller Wucht.

    Schaurig-schön!

    Es fängt an zu regnen. Das stellt jedoch kein Problem für Meisterköchin Charly dar. Gewusst wie! Sie stellt den Gasbrenner einfach unter den Campingtisch, hockt sich selbst mit darunter und zwirbelt die Spaghetti in das heiße Wasser.

    Wie es sich für Glückspilze gehört, hört der Regen auf (nachdem auch Daniel, der langsamste Esser der Welt, seine Nudeln im Auto sitzend verputzt hat) und wir verbringen einen wundervollen letzten Abend ums Lagerfeuer mit schönen Gesprächen, mit viel Liebe und noch viel mehr Whiskey, der eine wohlige Wärme im Bauch verbreitet.

    Da unser gekauftes Feuerholz bald ausgeht, verschwindet Felix im Busch und kommt mit ganzen Bäumen zurück, die er mit der Säge in der Hand und Whiskey im Kopf klein macht.
    Da auch dies schnell verbrennt, strömen wir irgendwann alle vier aus und sammeln alles trockene Holz, das uns in den Weg kommt.
    Man spürt: Keiner will, dass dieser letzte Campingabend vorbei geht.

    Könnten wir es doch nur alle so gelassen sehen wie Felix, der alte Vipassana-Bruder, mit seiner Weisheit:

    ANIJA. ALLES KOMMT UND GEHT.
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  • Tag 81

    Goodbye Jeep, Goodbye Friends

    1. Dezember 2018 in Südafrika ⋅ ⛅ 25 °C

    Wir sind in Johannesburg (oder auch Joburg oder Jozi, wie die Locals sagen) und genießen die letzten zwei Tage mit unseren so arg lieb gewonnenen Freunden.
    Charly hat uns für diese Abschiedstage eine Deluxe-AirBnB-Wohnung gebucht. Nicht nur mit Dachterrasse, sondern auch noch mit einem Whirlpool darauf.
    Mit Sekt in der Hand und Blubberblasen um sich herum lässt sich der Busch-Großstadt-Kontextschock ganz gut aushalten.

    Auch wenn wir den Busch und unseren Jeep jetzt schon vermissen, genießen wir das Baldachin-gesäumte Kingsize-Bett, die Regenwalddusche, die Riesenküche, den Netflix-Sofa-Abend und die Elektro-Club-Nacht in vollen Zügen.

    Schweren Herzens müssen wir uns dann aber viel zu früh von Daniel und Charly verabschieden.

    Doch wie hat der schlaue Konfuzius doch gleich gesagt?

    Leuchtende Tage.
    Nicht weinen, dass sie vorüber.
    Lächeln, dass sie gewesen.

    Danke für diese spektakuläre Zeit!
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  • Tag 85

    Auf nach Mosambik!

    5. Dezember 2018 in Mosambik ⋅ ☀️ 35 °C

    Raus aus der Stadt.
    Nach drei Wochen in der Natur ist eine Großstadt wie Johannesburg echt überfordernd.

    Menschen. Überall Menschen.
    Autos. Überall Autos.
    Gefahr. Überall Gefahr.

    Dass man in Johannesburg nicht nachts auf den Straßen laufen soll, war uns davor schon klar. Der Manager unseres Hostels legt uns jedoch sogar wärmstens ans Herz, auch tagsüber nicht im Stadtzentrum zu laufen.
    So legen wir all unsere Wege mit Uber und Taxi zurück. Es ist echt verrückt. Jeder einzelne der Taxifahrer weist uns darauf hin, wie gefährlich seine Stadt ist. Man wird nicht unbedingt öfters als in anderen Großstädten überfallen. WENN dies jedoch passiert, läuft es hier meist gewalttätiger ab. Viele Gangster schrecken nicht davor zurück, jemanden wegen eines Handys zu erstechen.
    So erzählt uns einer der Taxifahrer, dass gestern Abend im Anschluss an ein Konzert mehrere Menschen angegriffen wurden, weil sie mit ihrem Handy in der Hand dastanden, um ein Uber zu bestellen. Wer sein Telefon nicht direkt rausrückte, wurde mit einem Messer attackiert. Dabei starben zwei Menschen.

    Diese ständig lauernde Gefahr begleitet uns die kompletten 5 Tage, die wir in Johannesburg verbringen. Der Uberfahrer, der uns zum Busterminal fährt, weigert sich, uns am Parkplatz rauszulassen. Er begleitet uns tatsächlich bis in die Einstiegshalle, weil er meint, dass am Parkplatz überall Gangster lauern. „They look at you and your backpack and they see walking money. They see an ATM in you and they want to withdraw money. If needed with a knife.”

    Bestimmt gibt es auch ganz tolle Ecken in Johannesburg, aber für uns ist es eher eine komische Zeit dort, was vielerlei Gründe hat: Wir fühlen uns unsicher und unfrei, wir müssen erstmal klarkommen, dass wir von jetzt an wieder zu zweit statt zu viert unterwegs sind und wir müssen uns neu orientieren, Pläne schmieden, wohin unser Weg uns nun führen soll.
    Auch das gehört zu einer Reise.

    Geschmiedeter Plan: Wir wollen mit dem Bus von Johannesburg nach Mosambik fahren. Über Nacht.
    Beim Einsteigen wird uns aufs Neue klar, dass Südafrika in vielen Hinsichten so viel heimischer für uns ist, als die anderen afrikanischen Länder, die wir bereist haben: Man kauft sein Ticket im Voraus. Man stellt sich an. Man drängelt nicht wie ein Irrer. Jeder hat seinen eigenen Sitz. Alle Fenster und Türen lassen sich schließen und: es wird sogar das Gepäck gewogen. Wie beim Fliegen! Da wir von den letzten drei Camping-Wochen noch sehr viele Lebensmittel übrig haben, bringt Felix‘ Rucksack stolze 30kg auf die Waage. Mit botswanischen Tomatendosen, Cookies, Reis und co. im Gepäck nehmen wir einen kleinen Hauch süße Erinnerung mit auf den Weg nach Mosambik.

    Der Grenzübergang bei Komatipoort gestaltet sich dann mal wieder sehr spannend. In Joburg waren wir extra im mosambikanischen Konsulat, wo uns die Dame versichert hat, dass wir das Visum an der Grenze „on arrival“ bekommen. Easy.
    Das ist wohl auch richtig, nur meint der Busfahrer beim Einsteigen, dass er an der Grenze nicht warten kann, bis wir das Visum bekommen.
    Na toll. Es kann also sein, dass wir an der Grenze stecken bleiben und der Bus ohne uns weiterfährt.
    Als wir um 4 Uhr nachts an der Grenze ankommen, schickt uns der Busfahrer direkt an das Grenzhäuschen, damit wir ganz vorne in der Schlange stehen.
    Jipiiieh, endlich mal wieder mitten in der Nacht irgendwo stehen und auf irgendwas warten. Die Reise geht weiter!
    Als die Grenze um 6 Uhr aufmacht, sind wir dann tatsächlich eine der Ersten und bekommen unser Visum zwar von dem langsamsten (und Schnaps ausdünstenden) Menschen der Welt, aber immer noch rechtzeitig für den Bus ausgehändigt. Es ist wirklich sehr empfehlenswert Felix, den Glück-lichen an seiner Seite zu haben.

    Maputo, die Hauptstadt Mosambiks ist uns auf den ersten Blick sympathisch. Klar, es ist wieder eine Großstadt, aber sie ist um einiges kleiner und ungefährlicher als Joburg. Wir können uns frei bewegen, laufen kreuz und quer durch die kunterbunte Stadt und am Hafen entlang, wo uns eine erfrischende Brise Meeresluft entgegenschlägt, die alle paar Meter vom intensiven Geruch des Fischmarkts unterbrochen wird.

    Die Menschen reden hier Portugiesisch, was uns extrem an unsere gemeinsame Zeit vor 10 Jahren in Brasilien erinnert und uns ermöglicht, mit den Einheimischen zu plappern.
    In vielerlei Hinsicht fühlt man sich hier auch wie in Portugal, zum Beispiel wegen des leckeren Espressos am Morgen (bisher gab es ja meistens nur Nestle-Instantplörre auf unserer Reise) und natürlich wegen der oberleckeren Pastel de Nata.
    Wer sie noch nie probiert hat: DO IT!

    Wir fühlen uns pudelwohl und sind schon jetzt ganz verliebt in Land und Leute.
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  • Tag 86

    Tofo Beach Life

    6. Dezember 2018 in Mosambik ⋅ ⛅ 31 °C

    „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“

    Wie Recht sie doch hat. Die gute alte Astrid Lindgren.

    Wir sehen das genau so und nehmen uns Zeit zum Innehalten, zum Verarbeiten der vielen Eindrücke, Bilder und Gefühle.

    Tofo ist ein kleines aufgewecktes Dorf an der Küste Mosambiks, das geradezu zum Verweilen einlädt.
    Surfen, Tauchen, Yoga, ein ewig langer Strand, frische Meeresfrüchte, tiefenentspannte Einheimische, Reisende aus aller Herren Länder, tagsüber ist es schön warm, nachts weht eine frische Brise, Palmen wohin das Auge reicht und zu alledem ist auch noch Maracuja- und Mangosaison.

    Hier lässt es sich aushalten!

    Wir wohnen in einer AirBnB Wohnung mit Blick auf den Ozean, werden jeden Morgen um 4.30 Uhr (!!) von der orangeroten Sonne wachgeküsst und genießen the sunny side of life.

    „It’s summer time!! Good morning!“ ruft uns lachend ein Einheimischer zu, der sieht, wie wir uns beim morgendlichen Strandspaziergang fast die Füße am heißen Sand verbrennen.
    Ich muss lächeln.
    Das ist genau das, was man im Dezember hören will, wenn man auf „Endless Summer Tour“ ist.

    Es ist so schön, mal wieder länger als 2 Tage an einem Ort zu sein. Viele Reisende bleiben hier (aus gutem Grund) stecken und schwuppdiwupp wird aus einem einwöchigen Urlaub schnell mal ein 3-Jahres-Aufenthalt.
    Es ist immer wieder aufs Neue faszinierend, Menschen aus anderen Ländern, anderen Kulturen kennen zu lernen.

    Da ist zum Beispiel der Kanadier Oli, der schon so ungefähr in jedem Land der Welt war.
    Da ist Arthi, eine Inderin, die in Dubai lebt und von ihrem Büro aus den Burj Kalif sieht.
    Da ist Claire, eine Französin, die ein Auslandsjahr in Kapstadt hinter sich hat.
    Da ist Elif, eine türkische Schweizerin, die so lustig lacht, dass man einfach mitlachen muss.
    Da ist Ricardo, ein Argentinier, der sich aber selbst als Halbkolumbianer sieht und die besten Dancemoves ever hat.
    Und da ist Rob, ein pensionierter Sternekoch aus England, der seit über 30 Jahren in den verschiedensten Küchen der Welt kulinarische Gaumenfreuden fabriziert.

    Und nun kommt eine Sache, an der wir merken, dass wir alt werden: anstatt mit dieser crazy Multi-Kulti-Truppe jeden Abend wild um die Häuser zu ziehen, treffen wir uns regelmäßig zum Kochen.
    Unter Rob’s Anweisungen zaubern wir beispielsweise in der schlechtesten Hostelküche das beste Meeresfrüchterisotto und einen gemischtem Salat mit - haltet euch fest - BALSAMICO (welchen er stets in einer kleinen Wasserflasche abgefüllt mit auf Reisen nimmt). Wenn es in den vergangenen drei Monaten überhaupt mal Essig im Salat gab, handelte es sich meist um sowas wie Essigessenz.

    Tofo zieht uns immer mehr in seinen Bann. Es ist so ein friedlicher und gleichzeitig aktiver Ort mit ganz viel Charme und einer großen Portion Lebensfreude. Wie passend, dass wir Felix‘ Geburtstag hier feiern.
    Nach einem belebenden Sekt- und Mangomüslifrühstück laufen wir zu unserer Tauchschule, treffen dort im Café auf unsere neuen Freunde. „Hello! Its my birthday today!” begrüßt Felix mit dem Strahlen eines Geburtstagskindes die Leute und holt sich gleich mal eine Runde Glückwünsche ab (was sich den ganzen Tag und die ganze Nacht durchziehen soll).
    Der Himmel ist stark bewölkt, der Ozean rau mit sehr kleinen Wellen.
    Denkbar schlechte Bedingungen fürs Tauchen sowie fürs Surfen. Alle am Tisch sind etwas deprimiert, einige haben sogar ihren Tauchgang für heute abgesagt.
    Felix dagegen ist in höchster Vorfreude: „Man, i am gonna have such a great dive today and the best Surf ever!“
    Die Leute schauen ihn mit erhobener Augenbraue an, schwenken ihren zweifelnden Blick auf das unruhige Meer und schütteln fassungslos den Kopf. Man merkt: Sie kennen Felix noch nicht wirklich.
    Einzig Oli lacht und meint: „Dude, I love your positivity.”

    Natürlich behält Felix Recht und trotz schlechter Bedingungen (das größte Abenteuer am Tauchgang ist eigentlich die Bootsfahrt zum Tauchspot, da wir vom Strand aus in einem Gummiboot volle Karacho gegen die Wellen raus aufs Meer schanzen müssen) haben wir einen fantastischen Tauchgang, bei dem uns sogar ein Hai, ein Oktopus und eine riesige Schildkröte besucht.

    Am Geburtstagabend treffen wir uns am „Mercado“ (dem kleinen aber feinen Ortskern) mit unserer neuen Gang und enden in der Dread-Bar. Ein offener Schuppen mit keinen Menschen, dafür riesigen Lautsprecherboxen, aus denen die Musik nur so rausscheppert.
    Techno-Wichtel Oli schließt sein Handy an und legt ein Hit nach dem Anderen auf. Tadaaaaa haben wir unsere eigene kleine Elektroparty.
    Und wir tanzen, tanzen, tanzen, bis unsere Beine schwach werden.

    Tanzen. Ich liebe es.
    Einfach die Augen schließen und die Musik fühlen.
    Tanzen verbindet wohl alle Kulturen der Welt. Einige davon haben wir uns hier in Tofo ja schon zusammengesammelt.
    Und so entsteht eines Abends (natürlich nach der täglichen gemeinsamen Kochsession) eine kleine Tanzfeier der besonderen Art: zuerst üben wir eine indische Bollywood Choreografie ein, dann versuchen wir die Hüften zu kolumbianischem Cumbia zu bewegen und hüpfen schließlich gegen den Uhrzeigersinn kreisend einen türkischen Volkstanz.

    Felix, der Vorzeigebayer war kurz davor einen Schuhplattler rauszuhauen. Aber ohne Lederhose geht das halt einfach nicht...

    Tofo mit seinem Easy-Peasy-Vibe hat uns voll und ganz gefangen. Wir können uns nicht vorstellen, jetzt nach einer Woche schon zu gehen.
    Wie passend, dass zufällig in der kommenden Woche ein Yoga-Retreat stattfindet, für das ich mich kurzerhand einfach anmelde.

    Ach wie schön dieses Spontansein doch ist...
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  • Tag 96

    Tofo Beach Life 2

    16. Dezember 2018 in Mosambik ⋅ ⛅ 30 °C

    Wir sind immer noch in Tofo und fühlen uns fast schon ein bisschen heimisch. Leute, die hier wohnen grüßen uns beim Vorbeifahren oder nehmen uns direkt mit, wir kaufen Obst und Gemüse bei Bernado, Brot bei Veronika, Kuchen bei Jenny und werden per WhatsApp über Happenings im Dorf informiert.

    Aufgrund des Yoga Retreats, für das ich mich spontan angemeldet habe, ziehen wir in das „Turtle Cove“. Wunderschön auf einem Hügel gelegen, mit Aussicht auf die gesamte Bucht, hat diese Unterkunft mit ihren orangenen Strohdach-Hüttchen und ihrem einladenden Yogahaus eine sehr beruhigende Wirkung.

    Alle anderen Teilnehmer, inklusive der Yogalehrerin Mel Castleman, kommen aus Johannesburg eingeflogen.
    Nun heißt es jeden Morgen von 6.30 Uhr bis 8.30 Uhr und jeden Abend von 18 Uhr bis 19.15 Uhr die Muskeln und den Geist stärken.
    Ich habe mich schon darauf gefreut, die Tage ruhig anzugehen, vielleicht mit einer kurzen Meditation, ein bisschen in den eigenen Körper reinfühlen und so.
    Tja wer konnte wissen, dass Mel ihre Yogasessions immer mit knallhartem Bauchmuskeltraining beginnt. Und auch danach bleibt der Anstrengungsgrad bei Mir-tropft-der-Schweiß-von-der-Stirn-und-mein-Herz-springt-mir-gleich-aus-der-Brust.
    Mit ihrem Power-Yoga-Stil fordert und fördert sie jeden einzelnen der Teilnehmer. Mel selbst ist so unfassbar beweglich, dass man manchmal gar keinen Überblick mehr über ihre Arme und Beine hat, wenn sie die Positionen vormacht. Oft steht sie auf ihren Händen und zeigt dann mit den Zehenspitzen, die von hinten oben über ihren Kopf kommen, auf irgendeinen Körperteil. Faszinierend! Mir wird schnell klar, wieso sie eine der angesehensten Yogalehrerinnen Südafrikas ist. Vielleicht gerade deswegen hat sie einen krass hohen Anspruch. Wenn sie einen in die verknotetsten Figuren dirigiert und der ganze Körper dabei nur noch so zittert vor Anstrengung, ist man versucht, sie zu verfluchen. Weil sie aber eine unglaublich positive Ausstrahlung und eine charmant-lustige Art hat, verzeiht man ihr sofort wieder.

    Es sollte eine richtige Detox-Woche werden. Das könnte auch gut klappen, wären da nicht die kichernde Elif und der lustige Gary.
    So spaßig ein Whiskey-Savanna-Bier Abend am Pool auch ist - so inkompatibel ist das PowerYoga am nächsten Morgen. Gary packt es dann auch tatsächlich nicht, aufzustehen und schwänzt die Session. Seine Ausrede: „Sorry Mel. The Germans poisoned me!!”

    Sofern Felix nicht gerade surfen ist, macht er bei den Yogastunden mit. Viele der Mittage verbringen wir mit den Yogis am Strand.
    Und wieder mal muss ich feststellen, dass man nicht voreilig urteilen sollte. Mein düsterer Eindruck von Johannesburg hellt während dieser Yogawoche um einige Nuancen auf. Einfach weil diese Johannesburger Menschen so außergewöhnlich nett, gesellig und offen sind. Wir werden direkt von Mehreren eingeladen, sie zuhause zu besuchen und mit ihren vielzähligen Tipps schustern wir uns eine überragende Südafrika-Tour zusammen.

    Obwohl alle Teilnehmer durch und durch Südafrikaner sind, sehen sie extrem unterschiedlich aus: von Indisch und tiefschwarz über asiatisch und europäisch-weiß ist alles dabei.

    Eine Anekdote dazu:
    Der Taxifahrer: „I don’t like the police. Do you know why?”
    Gary: „Yeah of course, they’re corrupt ey. Man I am African too!”

    In diesem Moment wird mir plötzlich bewusst, wie in meinem Kopf doch immer noch irgendwo das Bild des dunkelhäutigen Afrikaners herumschwirrt. Ich dachte eigentlich von mir selbst, dass ich durch das viele Reisen und mein Studium der interkulturellen Pädagogik sehr sensibilisiert bin auf Stereotype und Klischees.

    Aber dass Gary, der bleicher ist als ich und vom Aussehen her Europäer sein könnte, genauso Afrikaner ist wie alle dunkelhäutigen Tansanier, Malawier, Sambier, Batswana und Mosambikaner, bringt mich erschreckenderweise dann doch kurz aus dem Konzept.

    Mein unbewusstes Schubladendenken irritiert mich.
    Eigentlich weiß ich ja, dass es auch weiße Afrikaner gibt.
    Aber offensichtlich bedarf es dann doch einer Reise und einer echten Begegnung mit den verschiedenst aussehenden Afrikanern, um die Schubladen im Hirn aufzumachen und umzuräumen. Wissen und Erfahren sind halt doch zwei Paar Stiefel.

    Ja. Das ist wirklich bereichernd am Reisen in fremden Ländern. Man begegnet den Einheimischen. Man tanzt ihre Tänze. Man hört ihre Musik und ihre Sprache. Man spielt ihre Spiele. Man trinkt ihre Getränke. Man schmeckt ihr Essen.

    Wir lieben es, die kulinarischen Köstlichkeiten der verschiedenen Orte, die wir bereisen, zu probieren.
    Hier in Tofo ist die lokale Spezialität Matapa. Das ist eine Soße aus jungen Maniokblättern, Kokosmilch und gemahlenen Erdnüssen, die man zusammen mit Reis serviert bekommt.
    Beim Mercado gibt es einige kleine Holzhüttchen, in denen die Mamas in riesigen Töpfen auf dem Feuer Matapa kochen, welches man dann für 50 Metical (80Cent) pro Portion kaufen kann. Es schmeckt super lecker. Felix braucht es wie immer schärfer und er bestellt bei der Mama Piri-Piri-Soße. Sie bringt stattdessen ganze Chilis. Während Felix sich ganz heldenhaft direkt einige Chilis auf sein Matapa schneidet, beäugen ihn die Mamas anerkennend.
    Schnitt. Eine halbe Stunde später. Felix sitzt mit hochrotem und angeschwollenem Gesicht da, er kann die Augen nicht mehr öffnen, weil er sich mit seinen Chili-Fingern gerieben hat. Die Frauen schmunzeln mittlerweile und schauen ihm amüsiert beim Schwitzen zu. Als es immer schlimmer brennt, kommt eine Mama zur Hilfe und meint, ich soll ihm mit meiner Wasserflasche die Augen auswaschen.
    Das hilft - der Brand wird gelöscht und Felix kann bald wieder sehen. Puh, was für eine Aufregung beim Mittagessen.

    Da wir nun schon fast drei Wochen in Tofo sind und es steil auf Weihnachten zugeht, werden hier die Palmen mit Lichterketten verziert, kitschige Plastikchristbäume herausgezogen und natürlich „Last Christmas“ aufgelegt.

    Einen Tag vor Heilig Abend verlassen wir dann diesen magischen Ort und mit ihm unsere lieb gewonnene lustige Elif.

    It’s time to move on...
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  • Tag 103

    Tofo Beach Life 4

    23. Dezember 2018 in Mosambik ⋅ ⛅ 27 °C

    4 Uhr morgens (naja eher nachts) ist normalerweise nicht so die Aufstehzeit für einen Morgenmuffel wie mich.

    In Tofo ist es um diese Uhrzeit jedoch schon wohlig warm und sanft dämmernd.

    Eines Morgens schaffen wir es tatsächlich, in aller Frühe aus dem Bett zu kriechen und einen Spaziergang am Strand zu machen.
    Felix nutzt die Gunst und der Stunde, um das Meer in seiner morgendlichen Sänfte in zartem Licht zu fotografieren.

    Nach kurzer Zeit ist Felix jedoch gelangweilt von Sand, Strand und Düne.
    Jeder der ihn kennt, weiß dass seine Konzentrationsspanne bei maximal 10 Minuten liegt. Dann muss was anderes her.
    In diesem Fall bin ich das „andere“.
    Und so befinde ich mich plötzlich in einem Sunrise-Fotoshooting, welches sich der Fischermann, der auf der Düne neben uns sitzt, amüsiert anschaut.

    Aber auch ich werde nach 10 Minuten uninteressant und Felix drängelt heim. Surfen!!
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