Mineral County

Mittwoch der 28.7.2021 um 20:32 Uhr

Nabend.
Uij was für ein langer und ereignisreicher tag. Der Tag nahm eigentlich seinen Lauf, als ich um ca. 2:40 Uhr pipi machen war und in der Ferne, im Tal, Lichter sah.
Das hat mich nachdenklich gemacht, was ich da wohl gesehen hab. Beim Frühstück studierte ich dann die Karte und sah, dass es Creede ist, die Stadt welche auf der „Cut-off“ Route des CDT liegt. Der CDT macht hier, nach Pagosa Springs, einen großen Bogen nach Westen um den Wanderer durch die hohen Berge der San Juans zu führen.
Meine Atemnot ist noch da. Nicht so schlimm wie vorher, aber beim Anblick einer Steigung oberhalb von 3500 Metern, bin ich schon erschöpft. Keine Ahnung was das nun ist, aber ich kann es aktuell nicht ändern. Was ich ändern kann, ist meine Wanderung.
So war mein Plan nun eigentlich, zu den Williams Lakes auf der Seite der Berge von Pagosa Springs, auszusteigen. Der Weg hinunter war nur 1,7 Meilen von meinem Nachtlager entfernt. Auf diesem kurzen Weg guckte ich jedoch eigentlich nur nach rechts vom Grat. Dort unten floss der Trout River und dieser führte in die Ebene wo auch Creede lag.
Ziemlich genau an der Kreuzung wo es dann auch zu den Seen runter ging, entschied ich mich für die andere Seite und stieg querfeldein den Berg hinab.
Zu teilen konnte ich noch ein paar Wildpfaden folgen, die sich dann aber irgendwann verloren. Was von oben aussah wie kleine Hügel, waren dann aber schon sehr große Ausläufer der Berge. In manchen Fällen waren es klippen. Ungefähr eine Stunde musste ich mir den Weg suchen. Zig umgefallene Bäume und jeh näher ich dem Wasser kam, desto höher war das Gras gewachsen und man konnte nicht erkennen was auf dem Boden liegt.
Von ganz weit oben hatte ich schon Kühe rufen hören und somit war ich nun eigentlich auf der Suche nach deren Spuren. Einmal in einem Kuhfladen ausgerutscht und ich wusste ich bin auf dem richtigen Weg. Für etliche Kilometer konnte ich nun den Spuren der Rinder folgen. Wirklich, wirklich bemerkenswert in was für Gelände die sich trauen und wie clever sie ihren Weg dorthin finden.
Schluchten und Klippen umgehen sie auf dem einfachsten Weg. Niemals zu viel Steigung oder Gefälle. Danke Kuh 🐮
Die Schlucht in welche ich hinabgestiegen bin war die des Middle Fork Trout Creek. Dieser floss dann mit dem Upper und dem lower Trout creek zusammen und diesen durfte ich dann mehrmals durchqueren. Kein zuckerschlecken, aber zum Glück hat das Wetter vorerst gehalten.
Nach der letzten Durchquerung habe ich dann erstmal Pause gemacht und alles etwas trocknen lassen. Wie sich später herausstellte, war ich dort auf private property mit dem Zusatz „no trespassing“. Naja, kann ich ja nicht wissen, wenn ich an der Seite eines Berges hinabsteige. Der Typ der mir im Auto entgegenkam, hat so wie ich, freundlich gegrüßt.
Der weitere Weg nach Creede verlief dann über Schotterstraßen. Diese sollte auch irgendwann an den Highway anschließen. Bevor ich aber an der Stelle war, fing es an zu tröpfeln. Dann zu schütten. Zwei Minuten nachdem es so richtig zu Gange war, hielt ein pickup truck neben mir und der Fahrer fragte „do you need a ride?” Ich fragte wohin er denn fährt. “Creede” war die Antwort. Super, abgemacht! Der Regen wirkte sehr überzeugend.
Ben setzte mich dann bei einem gear shop mit bar ab. Erstmal nen Bierchen, dann hab ich noch nach einem Merino T-shirt geguckt. Ich brauche nen baselayer. Bin aber nicht fündig geworden. Nach dem ersten Bier und etwas wlan bzw. E-Tasks wollte ich dann erstmal einkaufen und auch was zu Essen für den Abend finden. Leicht angetrunken und hungrig einkaufen, ihr könnt euch das Ergebnis denken. Way too much food!
Bin dann noch bei der Ranger Station vorbei und hab eine illegale Müllkippe gemeldet. Da wollte wer TV, Kühlschrank, microwelle und kiloweise Glas verbuddeln.
Dann wieder zurück zu der Bar. Ben wollte einen mit mir heben. Sein Kumpel Bill war auch schon da. Es wurden dann noch zwei Bier mit den beiden und ich hatte immer noch nichts gegessen. Somit verabschiedete ich mich dann, und folgte Bens Empfehlungen. Hotel Creede bot Dinner an. Für mich nur an der Bar, da sonst alles reserviert war. Burger gabs leider nicht, somit hab ich ein Steak mit Pommes genommen. 36$ 🙄
Aber an der Bar war’s sehr nett. Der Barkeeper war schon in der ganzen Welt tätig, auch in Deutschland. Hab mit ihm auch ein paar Drinks probiert und nur mein Bier bezahlt 😄
Dann war ich schon recht heiter und eine andere Kellnerin sagte dass dort ein Tisch mit Colorado Trail Hikern sei, die mich gern mal sprechen würden. Oh yeah! Ich glaube es ist gut gelaufen 😅
Mir war nichts peinlich.
Tequila geleert und raus aus der Stadt, in die Schlucht hinein die wieder zum Trail führt. Ca. Eine Meile habe ich noch geschafft, dann hab ich mein Zelt direkt neben einem alten Schuppen aufgebaut.Read more