traveled in 7 countries Read more Immenstaad am Bodensee, Deutschland
  • Day 129

    Home Sweet Home

    March 22, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 6 °C

    Nun stand ich also da. Die Tür vor mir führte aus dem Flughafen heraus in meine Heimat zurück. Nach 129 Tagen würde mich endlich meine Familie wiedersehen. Mein Bauch kribbelte und ich freute mich unglaublich. In einem Brief nach Hause hatte ich einmal über eine ganz eigene Seite des Reisens geschrieben:

    "So beim Reisen sehe ich tausend wunderbare Orte, wahrscheinlich die gigantischsten Plätze, die ich je sehen werde. Auch treffe ich eine Unmenge lieber Menschen, die total besonders sind. Aber vor allem ist da eine Sache. Je länger ich unterwegs bin, merke ich immer und immer wieder neu, was Ich an Zuhause hab. Wie schön unser See, die Berge und alles außenrum ist. Und natürlich am meisten, wie wunderbar ihr vier seid. Ich vermiss es so sehr einfach mit euch am Tisch zu sitzen, oder uns mal wieder über irgendeine dumme Sache lustig machen. Diese Kleinigkeiten sind so viel wert. Wie gesagt, ich denke jeden Tag an euch und kann es irgendwo kaum abwarten an unsere neue Haustür zu klopfen. Genießt einfach jeden Moment und nehmt euch mal die Zeit durchzuatmen und zu realisieren, was für ein Paradies wir am Bodensee, aber vor Allem mit unserer Familie haben!"

    Und genau das würde ich nun auch tun! Jeden einzelnen so kostbaren Moment Zuhause genießen. Nicht einfach nur im Alltag dahin Leben, sondern sich wirklich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, was man eigentlich hat. Ich liebe den Bodensee, meine Family, meine Freunde, einfach alles Zuhause. Und nun würde ich wieder dort ankommen.
    Aber macht euch gefasst. Das hier ist kein Ende meiner Reise. Ich werde wieder losziehen. So viele Länder, Kulturen und Erfahrungen muss ich noch erleben. Ihr könnt euch sicher sein, dass es bald wieder ganz viele Blogs und spannende Geschichten von mir gibt. Meine Abenteuerlust ist noch lange nicht gestillt und eine ganze Welt wartet auf mich.

    Aber jetzt ist es für mich erstmal an der Zeit die Tür vor mir zu öffnen und Daheim zu sein....
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  • Day 128

    Martinique 2

    March 21, 2020 in Martinique ⋅ ⛅ 28 °C

    Annika und ich lagen uns in den Armen und schluchzsten nur noch um die Wette.

    Nach der Entscheidung meine Reise zu beenden fühlte ich mich wie ein kleines Häufchen Elend. Vorallem da direkt nach der Flugbuchen eine Gruppe Backpacker durch den Hafen lief. Den ganz vorne erkannte ich sogar. Es war Jonny, einer der Bootssuchenden, mit denen ich in Gibraltar im Hippie-Camp gewohnt hatte. Er erzählte mir, dass sie sich dagegen entscheiden hatten und zusammen in den Dschungel zogen. Für den Notfall hatten sie sich mit Reis zugedeckt, aber der eigentliche Plan war nur von der Natur dort zu leben. Mir blieb der Mund offen stehen und die Tränen liefen nun in Wasserfällen über mein Gesicht. Hätte ich sie eine Stunde früher getroffen, wäre meine Entscheidung wahrscheinlich anders ausgefallen. Das was sie machten war genau das, was ich tun wollte. Das Mädchen sein, was weitermacht, was die Corona Panik auf Martinique aushält ud dannach weiter reist. Nicht einfach bei der ersten schwierigen Situation sofort nach Hause fährt. Hatte ich zu früh aufgegeben? Hatte ich mich einfach von der Panik überrumpeln lassen? Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich die Situation hier schon irgedwie gemeistert hätte, aber ja ob das eine schöne Reise gewesen wäre ist die andere Frage
    Was letztendlich die richtige Entscheidung gewesen wäre, werde ich nie wissen. Aber ändern kann ich jetzt eh nicht mehr.
    Den Rest des Tages hatte es Annika trotzdem sehr schwer mit mir. Egal wie viel Mühe sie sich gab, ich war untröstlich, wollte in meiner Ecke sitzen und einfach nur heulen, heulen und heulen. Ich war nur noch für ein bisschen Serien schauen zu gebrauchen. Zum ersten Mal auf der Reise, ist es mir sogar passiert, dass ich richtig unfreundlich zu einem Fremden war. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Seit über einer Stunde fing dieser Typ alle 5 Minuten wieder einen Versuch an mich zu überreden nicht zu fliegen. Er würde ja weiter um die Welt segeln, könnte uns mitnehmen und nach Europa zu gehen würde ja eh sowieso keinen Sinn machen. Es tut mir im Nahhinein leid, aber nachdem das ignorieren gar nicht funktioniert hatte und er sich inzwischen schon direkt neben uns gesetzt hatte, bin ich ihn dann leider etwas angegangen. Er würde doch sehen, dass wir eh schon weinen, die Entscheidung stand eh schon fest und alles was er tat machte die Situation echt nicht besser, meinte ich. Aber selbst das half nich. Er machte weiter, bis Annika und ich in die Duschen flüchteten. Ich wollte einfach niemamden sehen, mit niemandem reden und vorallem immernoch nicht glauben, dass ich jetzt nach Hause fliege.

    Ja, ich weiß es klingt übertrieben. Jetzt, wenn ich es aufschreibe denke ich genauso darüber. In diesem Moment aber war es genau so. Für mich war ein Lebenstraum geplatzt und eine Welt zusammengebrochen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich die nächsten Wochen etwas anderes tun wollte, als mich unter meiner Decke zu verkriechen.

    Tatsächlich ging es mir aber Stunde für Stunde besser. Immer weniger Tränen kullerten meine Backen herunter und immer mehr freute ich mich auf zu Hause. Auf den See, meine Freunde und meine Familie. Und vorallem versuchte ich jeden noch verbleibenden Augenblick zu genießen.
    In einer Sache hatte ich nämlich Glück: Ich war nicht in einem Haus gefangen, sondern auf einem Boot. Immernoch konnte ich draußen mit angenehm frischen Wind und leuchtenden Sternen an Deck schlafen. Nachdem Annika zum Flughafen aufgebrochen war, fuhren wir dann auch aus der bedrückenden Hafenstimmung heraus. Stattdessen lagen wir dann vor Anker neben Palmen, Mangroven und Sandstrand. Und von ein paar Mal in das klare turkisblaue Wasser zu springen konnte mich auch niemand abhalten.
    Moritz holte sogar sein Saxophone wiedermal raus und den ganzen Tag lief Musik auf dem Boot. In der restlichen Zeit hatte ich mich noch daran gemacht, diese ganzen Blogs fertig zu schreiben.

    Am letzten Abend in der Karibik gab es dann noch eine "grüne Fee" auf der grünen Fee und ein total leckeres Käsefondoue von meinem schweizer Kapitän. Ein wirklich gelungener Abschied! Und dann ging es auch schon auf nach Hause. Zwischen mir und meiner Heimat lagen nun nur noch etwa 24h an verschiedenen Flughäfen rumsitzen...

    Ganz liebe und vorallem wieder total fröhliche Grüßle
    Vera
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  • Day 126

    Martinique 1

    March 19, 2020 in Martinique ⋅ ☀️ 28 °C

    Während ich leicht hin und her schaukelte rüttelte an meiner Schulter. Halb wach, halb in Träumen versunken hörte ich ein leises "Vera, aufstehen!" neben meinem Kopf ertönen...
    Ohh je, das heißt wohl kein Schlaf mehr für heute. Eine erste 4-stündige Nachtschicht hatte ich bereits hinter mir. Und nun kam die zweite und letzte für heute Nacht. Langsam kroch ich aus meiner Koje versus, warf meine Fließjacke über und begab mich an Deck.

    Als ich das Steuer übernommen hatte überkam mich statt der erwarteten Müdigkeit ein totales Glücksgefühl. Moritz vertraute uns und ließ uns quasi alleine segeln. Er hatte immer ein Auge auf alles und erklärte mir genau was ich zu tun hatte. Dennoch segelten Annika und ich das Boot alleine. Diese Verantwortung, die Moritz mir übertrug und, dass er mich einfach machen und ausprobieren ließ fühlte sich grandios an. Selbst bei Hafenmanövern bekam ich einfach das Steuer in die Hand gedrückt, abwechselnd bediennten Annika und ich die Segel und nun fuhr ich das Schiff alleine durch die Nacht. Während ich die Pinne fest in der Hand und die Sterne im Auge behielt, dachte ich daran, wie dankbar ich Moritz für alles war. Auf der "grünen Fee" hatte ich mehr über Wetter, Winde, Boote und das Segeln gelernt, als auf den gesamten andern Schiffen zusammen. Auch die Lichter und Signale am Horizot konnte ich schon großteils genauenst deuten. So durch die Dunkelheit zu schippern war ein atemberaubendes Gefühl. Ich nippte an meiner Tasse, die mir unser lieber Kapitän voll mit heißer Supper extra herausgebracht hatte. Dazu noch meine Lieblingsmusik auf den Ohren und einem angenehmen Wind in den Haaren setzte fuhr ich durch die tiefschwarzen Wellen. Ich genoss es so sehr, dass ganz schnell aus den zwei Stunden Nachtschicht doppelt so viel wurde, da ich die Zeit vergass.

    Mein herumschweifender Block erfasste die hellen Lichter neben uns. Wir befanden uns bereits vor der Küste Martiniques. Sie wurde mir schon von vielen Kapitänen als schönste Insel der ganzen Welt vorgestellt. Das sie das toppen sollte, was ich die letzten Tage erlebt hatte konnte ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen. Abgesehen davon ging es im Moment nicht mehr um ein bisschen Naturerlebnisse, sondern um unsere Einreise in die EU.

    Als wir der Insel näher kamen funktionierte das Internet nämlich wieder. Und probt kamen die Nachrichten all unserer Seglerfreunde an. Der Inhalt jeder Nachricht war ungefähr "Warum zur Hölle fahrt ihr dahin? Ihr wisst schon das da die Grenzen zu sind!". Wir machten uns zugegebenermaßen auch echt Sorgen. Alle halbe Stunde kamen neue Nachrichten welche Grenzen zu gemacht hatten. Zu wissen ob die Regeln noch so waren, wie zu dem Zeitpunkt an dem wir ablegten war unmöglich. Und selbst davor konnten wir von nirgendswo wirklich rausfinden was Sache war. Dass in Guadeloupe, die ja auch eine französische Insel war, die Marinas schon geschlossen waren wussten wir sicher. Inzwischen fühlte sich der Himmel schon mit knalligen orangenen Farben. Mit jedem weiteren Sonnenstrahl näherte sich die "Fee Verte" unserem Ziel, der "Le Marin". Je kleiner der Abstand wurde zwischen unserem Boot und der Insel, desto mehr stieg die Anspannung. Wenn sich ein Schlauchboot näherte, schauten Annika und ich uns jedes Mal sofort an. Ist das die Polizei? Oder die Capitanerie? Wollen die zu uns?
    Vorallem als wir dann ohne die gelbe Flagge zu hissen, einfach zu dem Stammplatz unseres Kapitäns fuhren, hielt ich fast den Atem an. Die Taue wurden befestigt und Moritz zog mit unseren Pässen auf zur Behörde. Annika und ich durften als Crew das Boot natürlich nicht verlassen, bevor unser Kapitän die Einreisepapiere erledigt hatte. Die Wartezeit verging einfach nicht. Die Minuten wurden zu Stunden, währen wir auf dem Deck bangten.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, sahen wir dann Moritz Gestalt auf dem Steg auftauchen. Und? Was ist? Seinem Gesichtsausdruck war nichts zu entlocken. Erst als er zurück aufs Boot geklettert war, kam endlich die Nachricht:

    "Hat alles super geklappt! Papiere sind geklärt und wir sind nun offiziell nach Frankreich eingereist!"
    Ein Stein viel mir vom Herzen. Erleichtert nahmen Annika und ich uns in die Arme. Jetzt sind wir erstmal in der EU. Das schwierigste ist geachafft! In den nächsten Tagen können wir nun entscheiden, ob wir nach Hause fliegen oder erstmal hierbleiben.
    Besonders ich hatte aber natürlich den Plan zu schauen, ob ich einen Weg finde, nicht nach Hause zu gehen. Den um meine Reise abzubrechen war es definitiv noch nicht die Zeit. Aber jetzt sind wir erstmal da, jetzt ist alles erstmal entspannter...

    Das hatte ich zumindest gedacht, aber natürlich kam es wiedermal anders.

    Statt ein bisschen Entspannung erwarteten uns noch aufgeregtere Anrufe. Es hieß nicht mehr "schaut mal was ihr macht, aber es wäre besser wenn ihr heimkommt", sondern nur noch "Kommt so schnell wie möglich heim!". Diese Woche fliegen definitiv die letzten Flüge von der Insel. Mit dem Segelboot können wir noch raus, aber nirgendswo anders mehr rein.
    Hier ist überall Totenstille und keine Menschen auf den Straßen. Es herrscht Ausgangssperre, die Polizei kontrolliert das tatsächlich viel und wenn man einkaufen geht muss man eine Art "Ausnahmegenehmigung" mit sich rumtragen. Obendrauf gibt es ein Beherbergungsverbot, somit ist es niemanden mehr erlaubt mich aufzunehmen. Das alles war zu absurb um wahr zu sein. Vorallem, da wir gestern noch in einem Land waren, in dem der Alltag ganz normal weiter läuft.
    Allein während dem Telefonat mit meinen Eltern, waren die Flugpreise von hier um über hundert Euro gestiegen. Die letzten Plätze wurden von panischen Touristen ausgebucht und von den verbleibenden schossen die Preise im Minutentakt in die Höhe. Wir mussten uns JETZT entscheiden! Mit Tränen übergossen und vollkommen überfordert saßen Annika und ich im Hafen. Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Noch nie auf meiner gesamten Reise hatte ich mich so hilflos gefühlt. Auf keinen Fall wollte ich nach Hause fliegen! Jetzt abbrechen? Niemals! Es war doch gerade erst der Anfang meiner Reise, ich wollte noch ganz rum um den Globus trampen. Nein, jetzt zurückzufliegen konnte ich einfach nicht.
    Die Neuigkeiten erschlugen mich aber. In den letzten Minuten hatte Annika einen Flug gebucht. Morgen würde auch sie weg sein. Vollkommen fertig, inzwischen wunderte ich mich schon wie viele Tränen da aus meinen Augen rauskommen konnten, versuchte ich andere Backpacker und meine besten Freunde in Deutschland zu erreichen. Irgendwer musste mir sagen, was ich tun sollte.
    Aber so oft und bei wem ich es auch probierte. Keiner konnte in diesem Moment abheben.
    Ich konnte meine Reise einfach nicht abrrechen. Es ging einfach nicht! Leider musste ich irgendwo aber such begreifen, dass es die einzige Möglichkeit war. Dank meinen ungenügenden Technikkentnissen und eventuell auch aufgrund meiner Verpeiltheit konnte ich im Moment nicht auf meinen Kontostand zugreifen. Keinen blassen Schimmer hatte ich, wie viel da wohl noch drauf war. Aber um monatelang Essen hier zu kaufen, definitiv viel zu wenig. Containern? Geht in dieser Situation nicht. Einfach Campen? Geht absolut nicht mehr. Hostels buchen? Komplett unmöglich. Leute treffen, die mich monatelang bei sich schlafen lassen? Äußerst unwahrscheinlich, vorallem seh ich ja niemand, da ich dank Ausgangssperre nicht vom Boot runterdarf. Wie ursprünglich jetzt nen Job suchen? Kann ich total vergessen.
    Tobi und Carmen sind jetzt ans Telefon gegangen. Flieg sofort zurück, bleib da, ach keine Ahnung. Auch das Gespräch half nicht viel bei der Entscheidung. Meine Gedanken überschlugen sich. Einen Satz der beiden blieb mir aber im Kopf hängen: "Vera, überleg dir nochmal, warum du reist. Du wolltest Länder, Kulturen, dich selber und andere Menschen und Lebensstiele kennenlernen. Das was jetzt auf Martinique ist, ist nicht mehr rein reisen, sondern verzweifeltes aushalten." Aber in ein paar Monaten könnte ich ja wieder weiterreisen. Ich gehe einfach noch nicht zurück. Für aufgeben war es noch nicht an der Zeit.
    Nun war aber leider Schluss mit den sturren Gedanken. Ich hatte keine Wahl mehr und musste den Ernst der Lage begreifen...
    Mit zitternden Händen drückte ich auf den kleinen weißen Hörer in der Ecke meines Handybildschirmes. Ich fühlte mich, als würde ich zusammenbrechen, als ich einen der wohl schwersten Sätze meines Lebens aussprach:

    "Mama, kannst du mir bitte den nächsten Rückflug buchen?"
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  • Day 123

    Dominica 5

    March 16, 2020 in Dominica ⋅ ☀️ 27 °C

    Dominica war eine vollkommen andere Welt. So lebten Annika und ich auch für den Moment gefühlt auf einem anderen Planeten. Nicht einmal hatten wir Zeit oder Lust unsere Handys einschalten. Irgendwann beschlossen wir dann aber doch mal ein paar Grüße an unsere Familien zu schicken. Mit dem was uns erwartete, als wir das Wlan einschalteten, hätten wir aber niemals gerechnet...

    Von Corona hatten wir natürlich auch davor schon gehört, aber diese Ausmaße waren uns neu. Innerhalb der letzten Tage hatte ein Land nach dem anderen seine Grenzen geschlossen. Es kamen Anrufe und Nachrichten rein, dass wir nach Hause fliegen sollten. Und selbst hier von Dominica fuhren keine Fähren und Flugzeuge mehr. Zum Glück waren wir auf einem Segelboot, das war nämlich zurzeit der einzige Weg von der Insel runter. Und für uns hieß es nun so schnell wie möglich in die EU. Wenn wir länger irgendwo festsitzen sollten, dann sollten wir wenigstens für ein gutes Gesundheitssystem um uns herum sorgen. Und das war in Dominica auf keinen Fall gegeben.
    Zu unserem großen Glück sollte unser Boot morgen früh Richtung Martinique, was zu Frankreich gehörte ablegen. Heute war eh kein Wind und somit versuchten wir irgendwie die Sorgen auszublenden. Den Tag verbrachten wir zum Teil in der Hauotstadt Roseau, die immernoch nur eine wirklich kleine Stadt war, und zum andern Teil an einem großen Felsen am südlichen Ende der Insel. Er wurde Scottshead genannt und war über einen Weg aus Steinen mit dem Rest der Insel verbunden. Auf einem Schild konnte man lesen, dass diese Verbindung dadurch entstand, dass auf der einen Seite der Atlantik und auf der anderen Seite das karibische Meer gegeneinander wirkten. Als es dann Abends Zeit wurde um aufs Boot zurück zu kehren kam die nächste Überraschung:
    Unser Kapitän hatte sich umentschieden...

    Statt früh morgens wie geplant in die EU zu fahren, wollte er nun auf Dominica bleiben. Das Leben sei hier noch viel entspannter und auf Martinique würden sie schon mit Ausgangssperre und so anfangen. Darauf hatte er keine Lust.
    Ich war etwas perplex. Den ganzen Tag hatten wir uns immer wieder eingeredet, dass wir ja morgen Nachmittag schon in der EU sind und dann ist erstmal alles gut. Aber wie kommen wir nun von der Insel runter? Und vorallem waren die Grenzen zu Martinique noch offen bis wir eine andere Möglichkeit gefunden haben dorthin zu kommen?

    Verusichert und ein völlig erschlagen saßen wir auf dem Boot und wussten nicht mehr weiter. Die ein oder andere Träne kullerte meine Wange herunter. Ich machte mir riesige Sorgen, vor allem da genau an diesem Abend auch noch meine Kreditkarte verschwunden war. Nirgendswo konnte ich sie finden. Da ich aber schon seit zwei Wochen nicht mehr mit ihr bezahlt hatte wusste ich nichtmal seit wann sie schon fehlt. Hier vom Boot aus hatte ich auch keine Möglichkeit meinen Kontostand zu checken. Wer weiß wie viel Geld mir geklaut wurde...
    So konnten wir auf jeden Fall kein Auge zu bekommen. Wäre Annika nicht da gewesen, hätte diese Nacht schlaflos geendet. Doch sie überredete mich noch eine Runde Baden zu gehen um den Kopf frei zu bekommen. Als wir an der Reling standen, traute ich mich aber einfach nicht in die Dunkelheit zu springen. Normalerweise hatte ich mit soetwas nie Probleme, aber an diesem Abend krallten sich meine Finger fest um die Wandten. Letztendlich verhalf mir Annika mit einem kleinen Schubser zu meinem Glück.
    Denn in dem warmen Wasser erwartete mich eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens:

    Um uns herum begann das Meer zu leuchten. Wie eine Fee schwammen wir umgeben von lauter strahlendem Glitzer. Es fühlte sich an als würde der Sternenhimmel über uns einfach unter uns weitergehen. Als ob wir mitten im Welltall rumschweben würden. Alle Sorgen waren wie weggeblasen. Das Leben war einfach zu schön. Im Meeresleuchten zu baden war zu magsich um wahr zu sein. Es war so unglaublich, dass ich wenn Annika es nicht auch erlebt hätte, glauben würde, dass alles nur ein Traum war. Aber es war da. In echt. Und ich hatte es erleben dürfen. Als wir nun wieder an Bord stiegen, gingen wir mit einem breiten Grinsen und der Gewissheit, dass wir sicher für alles morgen eine Lösung finden würden schlafen.
    Und tatsächlich! Als wir mit der Sonne aufstanden streckte Moritz seinen Kopf zur Luke heraus und hatte gute Neuigkeiten:"Ich hab noch mal eine Nacht darüber geschlafen und ihr habt Recht, es Nacht schon Sinn schnellstmöglich in die EU zu fahren." Und so ging es noch am gleichen Abend los auf einen nächtlichen Segeltörn zur Martinique.
    Auch meine Kreditkarte fand ich gleich nach dem aufstehen in dem hintersten Fach meines Rucksacks wieder. Tja, war wohl mal wieder typisch Vera. Ich hatte sie dorthingetan, damit sie nicht geklaut werden konnte und es vergessen.

    Nun war also alles wieder so einigermaßen im Lot und bei unserem Aufbruch im Sonnenuntergang bekam ich sogar endlich einmal den grünen Blitz zu Gesicht. Seit Lanzarote schon versuchte ich jeden Abend nach diesem Naturphänomen ausschau zu halten. Zu sehen war es aber nur in den letzten Sekunden, in denen die Sonne hinterm Meer verschwindet. Und wenn man ihn sah dann auch nur bei einem komplett wolkenlosen Himmel. So war ich überglücklich den sagenumwogenden Blitz, oder bessergesagt das kurze Leuchten, zu sehen, den Ort an dem die Seelen aller toten Seemänner wohnen...

    Liebe Grüßle
    Vera
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