Pässe-Panoramen- Parpaillon

July - August 2022
Eine atemberaubende 4x4-Tour durch das Herz der französischen Seealpen Read more
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  • Day 11

    Hockendes Dorf-Col de la Bonette offroad

    July 31, 2022 in France ⋅ ⛅ 23 °C

    Der Weg führt der Vars entlang bis zum diesjährigen südlichsten Punkt der Tour nach Guillaumes, dem Ort am Eingang zur sehr sehenswerten Schlucht Gorges de Daluis. Vor Jahren sind wir der Schlucht mit seinen leuchtend roten Felsen bis ans Mittelmeer gefolgt. Das Ziel haben wir diesmal nicht.

    Wir folgen der D28 nach Osten, passieren die Skiorte Valberg und Beuil und schauen uns den sehr sehenswerten Ort Roubion an. Allein die Anfahrt zum „Hockenden Dorf“ ist abenteuerlich. Das am Berg angeschmiegte Dorf lässt keinen Gegenverkehr zu. Luft anhalten und durch. Wir finden am Ende nach einem Tunnel eine Parkmöglichkeit  und besichtigen dieses Kleinod mit seiner Kirche Notre-Dame-du-Mont-Carmel aus dem 18. Jahrhundert mit romanischem Turm, der Kapelle Saint-Sébastien aus dem 15. Jahrhundert und der Kapelle Notre-Dame. Nicht schlecht für ein Ort mit 125 Einwohnern. Die Sicht vom höchsten Punkt ist phänomenal, wir durchstreifen diesen historischen Ort mit seinen Wandmalereien (die kennen wir als „Murales“ von Sardinien), alten Waschplätzen und steilen Treppen und lassen uns in der Auberge du Moulin hinter der Kirche direkt vor dem Tunnel nieder, um einmal mehr die regionalen Köstlichkeiten des Vioniene Tals zu genießen. 

    Wir haben wieder einmal schön getrödelt, also weiter. Wir biegen in das Tinee Tal nach Norden ein, wenn wir nach Süden abbiegen würden, wären wir nach 60km an der Mündung der Vars ins Mittelmeer. So passieren wir die Orte Isola und Saint-Étienne-de-Tinée und beginnen die spektakuläre Auffahrt zum Col de la Bonette. Die schmale Straße verbindet das Tal der Ubaye bei Jausiers (1240 m) mit dem Tal der Tinée bei Saint-Étienne-de-Tinée (1144 m). An der Südrampe passieren wir mehrere zerfallene Truppenunterkünfte und Stellungen, die noch aus dem 1. Weltkrieg stammen. Ab 1890 wurden zur Verteidigung diese Bauwerke errichtet, 1931-1940 wurden weitere Bunkeranlagen als Teil der Maginot-Linie errichtet. Das Fort Restefond auf der Nordrampe ist relativ gut erhalten. Wir stoppen auf dem höchsten asphaltierten Alpenpass auf 2.802m Höhe auf der Ringstraße und ich laufe zum Gipfelpunkt auf 2.862m Höhe. Ein gigantisches Panorame auf die umliegenden Täler und Gipfel erwartet mich. Wir stoppen am Fort Restefond und besichtigen die Verteidigungsanlage, die auf das Ubayetal ausgerichtet ist. 

    Genug Asphalt, etwas weiter oberhalb erwartet uns ein weiteres Offroad-Highlight: Die Abfahrt zum Col de la Moutière mit weiterer Überfahrt ins benachbarte Bachelard-Tal. Das ist natürlich ein Umweg aber wozu sind wir denn mit dem Landy hier?? Die Abfahrt beginnt vielversprechend. Durch die rauhe Kulisse führt die gute geschotterte Piste ca. 3km bis an die Kreuzung vor, wo gerdeaus eine geteerte Straße zum Col de Moutiere auf 2.454m führt. Ein kleines gleichnamiges Fort sollte diesen Übergang vor Angreifern schützen. Wir halten uns jedoch rechts und folgen der nun stark ausgewaschenen Piste mit anfangs engen Kehren hinab. Mittels nun weitläufigen Kurven unter permanentem Gefälle geht es in das idyllische Tal hinab. Nach weiteren 4km erreichen wir an einem Bach mit satten Weiden einen schönen Rastplatz, den wir auch für einen kurzen Stopp nutzen. Wir sind sowas von einsam hier, herrlich. Weiter fast geradlinig am Geröllhang entlag und später durch lichten Kiefernwald erreichen wir über Serpentinen Bayasse, ein paar Häuser und ein geschlossenes Ferienhotel. Wieder auf der D902 nehmen wir Kurs auf Barcelonnette und über die D900 erreichen wir flott Jaussiers. Hier finden wir im netten Familienhotel  „Les Bartavelles“  sehr zuvorkommende Gastgeber für die nächsten 2 Tage, denn wir wollen das Ubaye-Tal näher erkunden.
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  • Day 12

    Auf militärhistorischen Spuren

    August 1, 2022 in France ⋅ ⛅ 24 °C

    Hurra… 2 Festungsanlagen, die zum Erkunden einladen! Wir folgen der Ubaye ca. 3km flussaufwärts, überqueren den Fluss und müssen feststellen, dass die geplante Auffahrt gesperrt ist.  Wir respektieren das und nehmen die D900 Richtung Italien. Kurz hinter Meyronnes biegen wir nach rechts ab und überqueren eine Holzplankenbrücke über den Fluss L’Ubayette.  Darauf folgen 18% Steigung auf Beton und ein fein geschotterter Waldweg. Wir folgen der Waldpiste mit mehreren Abzweigen, um nach 5km an eine Gabelung zu kommen, der wir nach rechts folgen. Wir passieren eine Hochebene mit einem Wohnwagen (!!!) und folgen der 2km langen Stichstraße, die kurvig durch Tannenwäder hoch führt. Kurz vor dem Fort Superieur führt Sie über ein Geröllfeld mit Steinschlaggefahr und an einer Felswand entlang. Das Fort erscheint unvermittelt hinter einer Kurve und lässt die Einfahrt in den Innenhof zu. Die Einladung nehmen wir an. Ein genialer Platz – die mit 4 großen Arkaden versehene Halle sowie der Innenhof laden zum Übernachten ein. Es ist jedoch gerade einmal Mittag. Das Fort liegt auf 2.105m Höhe, ist Teil der Festungsanlage Roche-la-Croix und wurde 1884 bis 1889 erbaut.  Wir verweilen an diesem einsamen Ort und erkunden das Gelände.

    An der Gabelung unten angekommen parken wir den Landy und erreichen die zerfallenen Gebäude des „Hauptforts“  inférieur de Roche-la-Croix. Rechts am Hang wurde ein mit Blech ummantellter Versorgungsgang gebaut, der die Truppen vor Lawinen schützen sollte. Dieser Teil des Forts wurde als Teil der Maginot-Linie 1931 bis 1936 mit Beton überbaut und eine Materialseilbahn wurde errichtet. Das Fort geht 15m in den Fels und ist in 3 Zonen aufgeteilt: eine Eingangs-, Wohn-  und Kampfzone. 160 Mann waren hier rotierend untergebracht. Hervorstechend ist der imposante Kampfblock 5 mit seiner Artilleriekuppel, der gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Werk Viraysse-Batterie (2.770 m) und dem gigantischen Fort Tournoux den Zugang aus Richtung Italien über den Colle Larche versperrte. Gute von außen einsehbar sind Teile der Sanitärräume. Führungen werden von Mitte Juni bis Mitte September organisiert.

    Unten an der Passstraße besichtigen wir noch das Ouvrage Saint Ours Bas, ein  kleineres Werk  (petit ouvrage ) der alpinen Verlängerung der Maginot-Linie. Es besteht aus einem Infanterieblock und war bewaffnet mit 2 Maschinengewehr-Glocken und 3 schweren Zwillings-Maschinengewehren, die zur Unterstützung des Feuers der umliegenden Forts dienten.
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  • Day 12

    Lac des Sagnes

    August 1, 2022 in France ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach so vielen kriegerischen Eindrücken wird es wieder Zeit, etwas Friedliches zu erleben. Dazu lädt die Tour zum sehr sehenswerten Lac des Sagnes. Die Tour beginnt hinter Jaussier am Abzweig von  der Straße zum Col de Bonette. Die Piste führt nach Osten den Hang hoch um bald darauf durch Wald zu führen.  Nach längerer staubiger Pistenfahrt erreichen wir das Tal des Flusses Torrent d’Abries und bald darauf den wunderschönen Lac des Sagnes. Der See begrüßt uns mit dem gegenüberliegenden Dreieck-Berg „La Tour des Sagnes“. Das türkisblaue Wasser wird von sattgrünen Weiden und Schilf umrahmt. Ein echter Balsam für die Sinne. Wir stellen den Landy am Flussufer ab, links stehen die Steinhäuser „Cabanes La Traune“. Wir nehmen die Wanderschuhe und starten zur Seeumrundung.

    Hinter dem See grüßt die Bergwelt des „Vallon des Granges Communes“  und weiter der Col de Bonette. Der Pfad führ am Westufer entlang und führt bald in sumpfiges Verlandungsgebiet. Wir überqueren den Fluss und suchen uns auf der anderen Seite den Weg durch Geröll. An einem Steinhaus mit Quelle können wir uns erfrischen. Ein sehr idyllisches Plätzchen. Wieder am Ausgangspunkt angekommen können wir Fliegenfischern beim Angeln auf Forelle zuschauen.

    Wir lauschen dem Plätschern des Flüsschens. Ein stärkerer Wind kommt auf, der uns jedoch nicht daran hindert, einen leckeren Espresso zuzubereiten und die Kühlbox zu plündern. Den Rückweg treten wir auf einer abzweigenden Schotterpiste an, die weiter südlich auf die C4 trifft. Den Abend lassen wir bei einem Glas Wein im Garen unseres kleinen Hotels ausklingen. Dieser Teil Frankreichs gefällt uns sehr.
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  • Day 13

    Fort Tournoux

    August 2, 2022 in France ⋅ ⛅ 24 °C

    Die letzte Besichtigung gilt dem Fort Tournoux. Das Ubayetal war einst strategisch gelegen nahe der italienischen Grenze und war auch im weiteren Verlauf stark befestigt. Eine der massivsten Anlagen ist der Verteidigungskomplex Fort Tournox. Der Komplex wurde von 1839-1866 errichtet und erstreckt sich mit verschiedenen Zweckbauwerken, Unterkünften und Batterien von einer Höhe von 1.290m über 700m bis auf zur höchst gelegenen Stellung „Serre-de-l'Aut“ auf 2.010m Höhe. Die Festung schlug nach deren Fertigstellung mehrere italienische Angriffe zurück und spielte später eine aktive Rolle im 1. Weltkrieg. Ach im 2. Weltkrieg widerstand sie lange den Angriffen faschistischer Mussolinitruppen und wurde dann von der deutschen Wehrmacht bis zu deren Aufgabe 1945 besetzt. Nach Auskunft unseres Gastgebers kann man die Gipfelstellung angeblich gut mit 4x4 Fahrzeugen erreichen. Voller Vorfreude erzählen wir unserem Landy von unserem Plan und der ist natürlich gleich einverstanden. 

    Schon bei der Anfahrt bekommt man einen Eindruck von der gigantischen Anlage. Dieses Fort, das auch als "das militärische Versailles des 19. Jahrhunderts" bezeichnet und mit der chinesischen Mauer in Miniatur verglichen wird, bildet den Kern der strategischen Anlage im Tal der Ubaye. Verbindungstunnel werden in den Felsen zwischen den oberen Teilen der Festung gesprengt und eine Drahtseilbahn, die inzwischen nicht mehr existiert, verbindet die obere Batterie und das mittlere Fort mit dem unten liegenden Tal. Rein optisch beeindruckender fanden wir bisher das italienische Fort Finestrelle im Piemonte.

    Per Achse ist nur die Anfahrt über das Dorf Tournoux möglich. Kurz hinter dem Dorf führt die Schotterpiste durch den Wald hinauf. Doch nach 3km in einer Biegung ist Schluss – Streckensperrung. Schade, aber was soll’s. Wir laufen noch einen weiteren Kilometer nach oben und kommen an der Batterie des Caurres an. Sie ist von einer Einfriedung mit Graben umgeben und durch Tore und eine Festung mit Zinnen sowie durch eine in den Felsen gehauene Galerie mit der oberen Festung verbunden. Zugang leider nur mit einer offiziellen Führung. Der Weg führt weiter 2,5 km zur Gipfelstellung „Le poste de Serre de l'Aut“, den wir uns jedoch aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sparen. 

    Mit dem Landy erreichen wir kurze Zeit später nach einer Biegung und weiterem Folgen der Waldpiste den Zugang zum Hauptfort – natürlich auch verschlossen. Hier jedoch erahnen wir von außen die strategische Bedeutung aufgrund unseres Blickes von hier auf das unter uns liegende Ubayetal. Vielleicht nehmen wir uns ein anderes Mal die Zeit für eine Führung.
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  • Day 13

    Pont du Chatalet-Val d'Arc

    August 2, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir setzen unseren Weg Richtung Norden auf der D902 fort, jedoch stoppen wir in Tournoux und besichtigen das obere Fort Tournoux und den unten gelegenen kleinen aber sehr beeindruckenden Friedhof mit Kapelle mit weitläufigem Blick über das idyllische Val Ubaye. An der Straße sehen wir ein weiteres Sperrwerk liegen – das Redoute de Berwick.

    Im beschaulichen Saint-Paul-sur-Ubaye mit gleichnamigem Restaurant  L'Ubaya lassen wir uns ein weiteres Mal von der vorzüglichen französischen Küche verwöhnen und kaufen auf dem Weg zum Landy noch ein leckeres Brot beim regionalen Bäcker. Der junge Bursche fuchtelt mit dem Thermometer umher und sticht in den Leib und sagt: CORONA-Brot! Er hat Humor. 

    Wir wollen noch die Brücke Pont du Châtelet über die Ubaye sehen, die hoch oben über den Canyon führt. Es handelt sich um eine 1880 erbaute Steinbogenbrücke, die die Ubaye in einer Höhe von 108m überquert und den Zugang zum Weiler Fouillouse auf der anderen Seite erleichtert. In Verbindung des sich anschließenden 28m langen Tunnels ein echtes Schmankerl in den Haute Alps! Die Brücke hat selbst einer versuchten Sprengung 1945 standgehalten. Auf dem Rückweg „tanken“ wir noch frisches Quellwasser und wollen bzw. müssen nun endlich leider etwas zügiger den Weg nach Norden antreten. Maximal 2 Übernachtungsstopps können wir und noch zeitlich in den französischen Alpen leisten.

    So nehmen wir zügig Kurs nach Norden auf der D902. Nach kurzer Zeit durchfahren wir den Wintersportort Vars, der zum riesigen Komplex Risoul 2.000 gehört und auf der östlichen Seite liegt. Ihr erinnert euch – wir haben das riesige Gebiet von Risoul aus zum Embrunsee nach Südwesten über alpine Pisten durchquert. Wir kommen wieder in Guillestre an und der Kreis schließt sich. Diesmal folgen wir jedoch der D902 weiter durch das schöne Guiltal „Gorges du Guil“ mit etlichen Tunneln, passieren im weiteren Verlauf den  Col d’Izoard mit seinen vom Wind abgeschliffenen roten Felsnadeln und kommen nach einiger Zeit in Briancon an. Um Zeit zu sparen nehmen wir die Abkürzung nach Italien über den Pass nach Mezelet und nehmen den mautpflichtigen (48 €) Frejus-Tunnel, der 1980 eröffnet wurde.  Er durchquert das Mont Cenis Massiv und mündet bei Modane in Frankreich auf die D1006, der wir weiter Richtung Val Cenis folgen. Dabei passieren wir das imposante Fort Victor-Emmanuel hoch über dem Fluss Arc auf einem Felssporn gelegen. Das Fort wurde 1818 unter Viktor Emanuel I. zum Schutz des Königreiches Sardinien errichtet. Dieser Teil Frankreich gehörte nämlich zu dieser Zeit zu Sardinien.

    Wir schauen uns immer wieder nach einem geeigneten Übernachtungsplatz um, jedoch ist das Tal sehr belebt und so richtig gefällt uns das nicht. In Lanslebourg schließt sich der Kreis ein zweites Mal , denn hier sind wir auf der Hinfahrt abgebogen und über den Lac du Mont-Cenis und weiter Italien nach Briancon gefahren. Nun freuen wir uns schon auf „unseren“ Campingplatz an der Arc, den wir am Abend zum zweiten Mal auf dieser Reise beziehen. 
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  • Day 14

    Col d'Iseran-Fort de la Ruinee

    August 3, 2022 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir verabschieden uns von unserer französischen Gastgeberin und verweilen noch einige Augenblicke am Flussufer der Arc, bevor wir die Südrampe des Col d’Iseran unter die Räder nehmen.

    Der Pass ist gut besucht und auch wir stoppen, um die umliegende Bergwelt aus 2.770m Höhe zu bestaunen.  Der Col d’Iseran spielt bei der Tour de France immer wieder eine Rolle, die Radfahrerskulptur zeugt davon. Die Nordrampe führt über steilen Serpentinen mit bis zu 12% Gefälle hinab und wir erreichen den Wintersportort Val d’Isere. Hier statten wir dem örtlichen Sportgeschäft einen erfolgreichen Besuch ab,  lassen uns in einem netten Cafe nieder und schmieden einen Plan über unser abendliches Ziel.

    Wir haben von einem exponiert liegenden Fort an der italienischen Grenze gehört, da wollen wir hin.  In Rosiere - am kleinen Bernhardpass auf französischer Seite gelegen - angekommen suchen wir nach dem Einstieg der Piste, die uns über 7,6km am Kamm entlang über die Crete du Roc Noir zum Fort bringen soll. Nach einiger Zeit finden wir etwas oberhalb den Einstieg und müssen einmal mehr feststellen, dass die Route gesperrt ist.  Sie ist den Mountainbikern vorbehalten, die im Sommer hier ihrem Hobby nachgehen. Verstehen wir irgendwie, jedoch geben wir so schnell nicht auf. Wir halten erstmal Friedensrat und studieren das gründliche Kartenmaterial unseres Tablets – da ist doch auf der anderen Seite ein dünner Strich.

    Auf geht’s Richtung Col de Petit Saint - Bernhard und tatsächlich finden wir kurz vor dem Pass einen kleinen geschotterten Abzweig – offen! Wir nutzen die Chance und schrauben uns über die ausgesetzte Schotterpiste bis zum ersten Hochplateau. Über uns tront das Fort – nicht schlecht. Jedoch stoppen wir erstmal und studieren den weiteren einsehbaren Verlauf der Piste. Anhand der Dichte der Höhenlinien am Tablet scheint es ganz schön steil zu werden. Ute beschließt zu laufen. Ich nehme die ersten 300m in Angriff und entschließe mich, die Geländeuntersetzung einzulegen. Übrigens das erste Mal während dieser Tour. Dass diese Entscheidung richtig war, sollte sich kurz darauf zeigen. Die Piste wird ruppig und führt in mehreren Kurven steil nach oben. In den Kehren wurden Abflussrinnen angelegt, sodass ein Anhalten unmöglich ist. Also kontinuierlich am Gas bleiben und schön langsam und materialschonend voran. Dar Landy bewältigt diese Passage spielend und oben angekommen fällt die Spannung vom Fahrer ab. Im Nachhinein lesen wir, dass diese Nordrampe gesperrt ist …

    Der weitere Weg führt an einer Skistation vorbei und geht in die Piste über, die von Süden zum Fort führt und die wir ursprünglich nehmen wollten. Um zum Fort zu kommen muss ich reversieren, da die Zufahrt im spitzen Winkel auf die Piste trifft. Endlich - ich stehe vor dem Zugang zum Fort, parke den Landy und hole erstmal tief Luft – was für ein Panorama: Mont Blanc, Col de Petit Saint-Bernard, Col der Traversette, Mont Pourri – alles in greifbarer Nähe.

    Über eine Holzbrücke gelange ich in das Innere der Anlage und nutze die Gelegenheit, mit meinem flugfähigen Fotoapparat ein paar unvergessliche Impressionen in der Nachmittagssonne einzufangen. Ute ist mittlerweile auch eingetroffen und wir erkunden gemeinsam das Gelände.

    Der Ursprung der militärischen Anlage liegt im 1630 vom Haus Savoyen errichteten Fort Traverset, das während der französischen Revolution zerstört wurde. Zwischen 1890-1902 wurde es auf den Ruinen des alten Forts neu errichtet und diente fortan unter dem Namen“ Fort de la Redoute Ruinée“ zur Absicherung der nahen Grenze zu Italien. Zwischen den beiden Kriegen wurde die Anlage  als Trainingslager für Alpenjäger genutzt. Aufgrund seiner strategischen Lage wurde das Fort 1936 wieder bewehrt und war während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz mehrerer blutiger Schlachten. Wir genießen die friedliche Stille und entschließen uns, die Nacht hier oben zu verbringen. Bis auf ein paar Wanderer und Mountainbiker, die kurz vorbei schauen, sind wir allein. Also schlagen wir unser Lager auf, Ute liest in der Nachmittagssonne ihr Buch weiter und ich bereite das Abendbrot zu. Was gibt es Schöneres, als mit solchem Blick auf die erhabenen höchsten Berge der Alpen vor untergehender Sonne ein gutes Glas Wein zu genießen? Wir stoßen auf diesen Augenblick an und sind dankbar, dass wir hier sein dürfen. Und die Bergzigarre schmeckt hier besonders gut.

    Wir sehen uns an der roten versinkenden Scheibe am Himmel satt, rasch wird es dunkel und angenehm kühl. Diese Eindrücke nehmen wir mit in den Schlaf. Das ist die letzte Nacht im Landy mit dem Minimalausbau. Im September wird er u.a. mit einem Schlafdach ausgestattet und erhält im Anschluss einen Innenausbau, ohne an Geländetauglichkeit zu verlieren. Wir freuen uns darauf.
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  • Day 16

    Col de petit Bernhard-Hittisau

    August 5, 2022 in Austria ⋅ ⛅ 28 °C

    Am nächsten Morgen fällt es uns nicht leicht, uns von diesem traumhaften Ort zu trennen. Versöhnlich stimmt uns der Plan, die Abfahrt über die knapp 8km führende Kammpiste nach Rosiere zurück zu versuchen. Wir hoffen, dass die Piste so früh noch nicht von der anderen Seite gesperrt ist.

    Wir folgen der Kammstraße mit aufregenden Ausblicken und kreuzen mehrere Skipisten, die über die „Crete du Roc Noir“ führt und begegnen Rangern in ihren Pickups, die die Strecke inspizieren. Die Piste ist offen und damit nimmt unser letzter Offroad-Ausflug ein schönes Ende. In Rosiere finden wir sanitäre Einrichtungen, wir können uns frisch machen und suchen uns ein bereits geöffnetes Cafe, in dem wir frühstücken. Zurück fahren wir die Passstraße über den kleinen Bernhard weiter nach Italien.

    Die kommenden 450km führen uns durch den Mont-Blanc-Tunnel durch das Rhone-Tal über den imposanten Furkapass, entlang des Vorderrhreins über Chur nach Hittisau im österreichischen Bregenzer Wald. Hier beziehen wir zum Abschluss für 2 Tage ein festes Quartier in einem schön gelegenen Bauernhaus und erkunden u.a. den Wasserwanderweg an der Bolgenach. Eine gelungene Tour findet einen schönen Abschluss und wir sind gespannt auf das nächste kleine Abenteuer mit unserem dann ausgebauten Landy.
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