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  • Day 17

    Das Ende des Amazonas Adventures 2022

    June 17, 2022 in Brazil ⋅ ☀️ 24 °C

    Am letzten Abend war ich noch länger im japanischen Viertel von São Paulo unterwegs: Liberdade. Hier reiht sich ein japanisches Geschäft und Restaurant ans nächste, die Straßenbeleuchtung ist im japanischen Stil designed und sogar die Ampelzeichen tragen japanische Symbole. Auch wenn es auf dem einen Bild anders aussieht, ist dies ein sehr lebhaftes Viertel mit teils sehr langen Schlangen vor den Geschäften.
    Im Anschluss ging es noch auf ein paar Bier in das Viertel um mein Hotel und dann begann auch schon der wirklich letzte Tag der Reise.
    Nach dem Packen und auschecken, fuhr ich noch zu einem der größten Parks von SP. Der Parque Ibirapuera ist vergleichbar mit New York's Central Park und bietet einen wunderbaren Ort zur Erholung inmitten der wuseligen Stadt. Hier genehmigte ich mir eine letzte Kokosnuss und fuhr weiter in das Bohemianviertel Vila Madalena. Leider hatte ich die Zeit für den Transfer unterschätzt, sodass mir hier nur wenige Minuten blieben. Schade, denn dieses Viertel stellte sich wirklich als schöne Oase in der Betonwüste heraus. Viele kleine Cafés und individuelle Läden laden eigentlich zum Verweilen ein. Highlight des Viertels ist die Batman's Alley, in der alle Häuser des Straßenzugs mit tollen Graffitis besprüht sind. Namensgeber ist ein Batman Graffiti, mit dem wohl irgendwann begonnen wurde.
    Nun war die freie Zeit endgültig um und es hieß schnell zur Metro, Rucksack im Hotel holen, ab zum Flughafen und 11 Stunden Rückflug nach Frankfurt.
    Da es hier während meiner Reise nur einmal geregnet hatte und die Temperaturen mit 36°C so heiß waren, dass man sich auch temperaturmäßig in den "kühlen" Amazonas zurücksehnte, ging es erstmal zum Gießen der kürzlich gesetzten Bäume auf die Streuobstwiese.
    Hier endet nun also meine Reise in meinem ganz eigenen Urwald. Wenn man nicht so genau hinschaut und sich bei geschlossenen Augen an die Geräusche der abermillionen Insekten und Frösche zurückerinnert, dann fühl ich mich schon fast wieder so, wie an meinem Ort der Träume.
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  • Day 15

    Vom Regenwald in den Großstadtjungel

    June 15, 2022 in Brazil ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute hieß es leider endgültig Abschied nehmen von dem Fluss, dem ich nun 12 Tage gefolgt war. Abhebend von der Startbahn, die direkt an den Regenwald angrenzt, waren schnell die letzten Blicke auf den Amazonas möglich. Zum Glück saß ich auf der richtigen Seite, um nun doch noch die Grenze des braunen Amazonaswassers und der dunklen Brühe des Rio Negros sehen zu können. Ich muss gestehen, dass ich bei dem letzten Anblick der Weite dieses rießigen Stroms eine kleine Träne verdrücken musste. Nun ging es eine ganze Weile über unberührten Regenwald, doch schon bald änderte sich die Trauer über den Abschied in Wut und Traurigkeit über das, was wir Menschen anrichten. Deutlich länger als über unberührten Jungel, ging es nämlich über offensichtlich gerodet Landschaften, deren Felder nur durch dünne Streifen Restwald voneinander getrennt waren.
    Nach fast 4 Stunden Flug nur über Brasilien (und das war immer noch erst das halbe Land) war in der Ferne das nächtliche Lichtermeer von São Paulo zu erahnen. Zum Glück gibt es am Abend nicht das berüchtigte Verkehrschaos, so dass ich mit meinem Uber schon nach 40 min im Stadtinneren einer der größten Städte dieser Erde ankam. Die Unterkunft hatte ich in einem Szeneviertel der Stadt ( Rua Augusta) gewählt und bei meinem kleinen Abendspaziergang fand ich auch direkt eine Vielzahl von coolen Bars und kleinen Gassen voller Streetfood-Angeboten vor.
    Erstaunlich war auch, dass ich im St Pauli Brasiliens gelandet zu sein schien. Der Stadtteil war vollgehängt mit Regenbogenfahnen und die Mehrzahl der Leute waren offensichtlich LGBTQ. Schnell fand ich heraus, dass hier einen Tag nach meiner Abreise die größte jährliche pride parade der Welt stattfinden sollte. Wäre sicherlich auch interessant gewesen zu sehen.
    Am nächsten Tag konnte ich diese ganz andere Art von Jungel erkunden. São Paulo hat sicherlich auch eine Vielzahl von tollen und spannenden Orten. Geprägt ist das Stadtbild aber von einer unendlichen Weite teils zerfallenen Betonbauten. Dies war besonders eindrucksvolle von der Aussichtsplattform des Farol Santander zu sehen. Dieses 3. höchste Gebäude São Paulos ist von außen mit einer kleinen Ausgabe des Empire State Buildings mit Leuchtturmspitze zu vergleichen. In jede Himmelsrichtung waren so weit das Auge reicht nur Gebäude zu sehen. Lediglich am Horizont im Norden zeichnete sich eine Bergkette in der Ferne ab. Zum Teil interessant waren die Ausstellungen, die sich unter der Aussichtsplattform befanden.
    An diesem Tag konnte ich bereits eine Vielzahl der ausgewiesenen Highlights von São Paulo besuchen, wie dem Bahnhof Luz, die riesige Markthalle Mercado Municipal, die Kathedrale und das japanische Viertel Libértad. Mit Schrecken blicke ich darauf, dass morgen bereits der letzte Tag dieser unglaublich tollen und sehr intensiven Reise anbrechen wird.
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  • Day 14

    Kautschukmuseum und Konzert in der Oper

    June 14, 2022 in Brazil ⋅ ⛅ 30 °C

    Als Chemiker in der Gummibranche, konnte ich das Kautschukmuseum natürlich nicht auslassen. Das Museum ist aber denke ich auch für nicht Fachleute sehr interessant. Man lernt alle Schritte bis zur Herstellung der Kautschukballen kennen. Hauptsächlich besteht der Prozess aus dem Ernten der Latexemulsion und dem anschließenden Räuchern über kleinen Öfen. Zudem erfährt man viel über das Leben der Arbeiter, die leider wie Sklaven gehalten wurden. Jeder Arbeiter hatte dabei ein Stück Wald, in dem er die Bäume erntete und auch die fertigen Kautschukballen herstellte, bevor er zum zentralen Lager wanderte und dort seine Ballen verkaufte. Nicht selten kam es dabei zu Morden untereinander, um an die teuren Ballen der anderen zu gelangen. Etwas schade war, dass das Museum nicht auf dem Gelände einer wirklichen Kautschukplantage liegt, sondern mehr oder weniger ein Filmset ist. Alle Gebäude wurden nur zum Dreh eines Films über das Leben einer Kautschukfarm vor ca. 20 Jahren gebaut. So auch das verhältnismäßig luxuriöse Haus des Plantagenmanagers.
    Das Museum liegt deutlich außerhalb von Manaus in einem Seitenarm des Rio Negros. Von dort ging es also wieder mit dem Boot Richtung Stadt, an deren nördlicher Grenze man landet. Hier befindet sich scheinbar der wohlhabenste Teil der Metropole mit vielen modernen Wohnhochhäusern und Gated Communities. Außerdem sind hier mehrere schöne Strände zu finden, die mir zum ersten Mal die Gelegenheit boten im Fluss zu baden.
    Da das Opernhaus das bedeutendste Highlight von Manaus ist, wollte ich einer Veranstaltung am Abend beiwohnen. Ich hatte ziemliches Glück, denn als ich eine Karte für den Abend kaufen wollte, erfuhr ich, dass an diesem Tag ein kostenloses Konzert stattfinden sollte. So saß ich also in meinem komfortablen Sitz auf einem der Balkone und lauschte zu Klängen von Vivaldi und vermutlich einiger brasilianischer Komponisten. Bevor ich hungrig ins Bett fiel, stoppte ich noch für einen leckeren Eintopf, der auf einem lokalen Fisch basierte.
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  • Day 12

    Ipanema Jungle Lodge

    June 12, 2022 in Brazil ⋅ ☁️ 27 °C

    Auf der Fahrt zu Manaus' Hafen für Kleinboote, konnte ich mehr von der Stadt sehen. Das Stadtbild war im Wesentlichen von heruntergekommenen Gebäuden geprägt. Auffallend war auch, dass sehr viele bettelnde Menschen aus Venezuela an den Ampeln um Spenden bitteten. Als große Stadt, nicht zu weit entfernt von der venezuelanischen Grenze, bietet sich Manaus wohl als Zufluchtsort für Flüchtlinge von dort gut an.
    Um zur Lodge zu gelangen, ging es zunächst mit der Fähre über Rio Negro und Amazonas, dann mit dem Kleinbus ca. eine Stunde durch bewirtschaftete Landschaften und schließlich mit einem motorisierten Kanu noch eine weitere Stunde durch überschwemmten Regenwald. Dabei zeigte vor allem die wilde Fahrt im uralten VW-Bus die Folgen der Rodung von Regenwald. Ist das fragile Ökosystem erstmal zerstört, verschwindet auch schnell die fruchtbare Humusschicht und zurück bleibt ein toter, roter und sehr lehmiger Boden, auf dem nichts mehr wächst. Somit muss dann wieder weiterer Regenwald gerodet werden, um neue Ackerflächen zu gewinnen. Im Gebiet rund um den Amazonas scheint das Roden von Regenwald aber zum Glück nur sehr eingeschränkt erlaubt zu sein. Aber natürlich wollen auch 2,3 Mio Einwohner von Manaus mit günstigen Lebensmitteln versorgt werden. Die lange Bootsfahrt war sehr interessant, da nur die Baumkronen aus dem Wasser ragten und es teils durch dichten Wald ging. Die Orientierung des Steuermanns gelang wohl nur durch Markierungen von kleinen Plastiksäcken, die an Äste gebunden waren.
    Angekommen in der Lodge ging es nach Mittagessen und kurzer Pause wieder aufs Boot, um Tiere im überfluteten Wald zu beobachten. Wir sahen unter anderem Brüllaffen, Faultieren und eine Vielzahl von Wasservögeln. Beim Fischen nach Piranhas hatten wir wohl eine doofe Stelle erwischt, da immer kleine Fische die Köder vom Haken wegfutterten, bevor die großen Piranhas anbeißen konnten.
    Zum Tagesabschluss ging es dann noch auf die Suche nach Kaimanen. Schnell war ein kleines Exemplar gefunden, dass unser Guide aus dem Wasser holte und welches wir kurz selbst in die Hand nehmen konnten, bevor es für das Tier zurück ins Wasser ging.
    Am nächsten Morgen starteten wir mit einem leider nur kurzen Spaziergang durch unberührten Regenwald. Im Gegensatz zu meinen Touren in Kolumbien, ging es diesmal nicht über kleine Pfade, sondern unser Guide bahnte uns einen Weg mit seiner Machete. Wir bekamen einige interessante Infos zu den Besonderheiten einiger Pflanzen und wie man aus diesen Teller oder einen Fächer baut. Tiere waren jedoch nicht wirklich zu sehen.
    Als Abschluss besuchten wir einen in der Nähe der Lodge lebenden älteren Herren, bei dem wir etwas über die Nutzpflanzen aus seinem Garten lernten. Nun kam auch der versprochene Teil zur Kautschukgewinnung. Dieser beschränkte sich jedoch auf das Anritzen eines Kautschukbaums und ein paar Erklärungen. Ansonsten bekamen wir eine Kakaoähnliche Frucht, brasilianische Nüsse und weitere Früchte zu probieren. Im Anschluss an das Mittagessen ging es schließlich wieder über die holprige Piste zurück nach Manaus.
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  • Day 11

    Ankunft in Manaus

    June 11, 2022 in Brazil ⋅ 🌧 26 °C

    Auch wenn wir erst gegen 14 Uhr in Manaus ankamen, herrschte schon seit dem Frühstück Aufbruchstimmung. Der Fluss war nun so breit, dass man an beiden Seiten der Regenwald nur noch als dünne Linie erahnen konnte. Zudem häuften sich zunächst kleinere Siedlungen und dann sogar größere Städte. Auch am plötzlich einsetzenden Handyempfang könnte man merken, dass man sich wieder der Zivilisation näherte. Nun legten auch mehrmals kleine Bote an unserem Schiff an, um Passagiere ohne Zwischenhalt in den angrenzenden Städten abzuliefern.
    Manaus selbst liegt am Rio Negro wenige km vor der Mündung in den Amazonas. (Erst ab dieser Stelle wird der Fluss auch in Brasilien als Amazonas bezeichnet). Der Zusammfluss muss ziemlich cool aussehen, da das helle Amazonaswasser zunächst ungemischt neben dem schwarzen Rio Negro-Wasser dahinfließt. Da durch den hohen Wasserstand auch eine Abkürzung über eine Insel möglich war, die in der Trockenzeit nicht zugänglich ist (wir Sparten dadurch angeblich 3 h), kamen wir an dieser Stelle leider nicht vorbei. Angekommen im Rio Negro zeigte sich ein anderes Bild. Hier waren wir plötzlich nicht mehr das größte Schiff weit und breit, sondern riesige Containerschiffe reihten sich vor dem Hafen wie eine Perlenkette auf.
    Zum Abschied vom Boot gab es noch eine große Fotosession mit den anderen und dann ging es von Board.
    Manaus hat 2,3 Millionen Einwohner, wäre also in Deutschland die 2. größte Stadt und das Mitten im Regenwald. Während des Kautschukbooms in der Gegend, um 1900, war Manaus einer der reichsten Städte der Welt. Die Zeiten sind jedoch lange vorbei und lassen sich nur noch erahnen, wenn man sich die stark zerfallenen Gebäude rund um den Hafen, in ihren früher wahrscheinlich sehr imposanten Zustand zurückdenkt. Da wir mehrfach gewarnt wurden, dass Manaus ein ziemlich raues Pflaster sei, begleitete ich Anna und Tom zum Hostel und sie dann mich zu meinem Hotel, damit wir nicht alleine mit dem ganzen Gepäck als leichte Opfer erschienen. Ganz so schlimm ist es dort aber dann denke ich doch nicht.
    Den Rest des Tages ging es darum, die 3 Tage in Manaus zu verplanen. Ziel war noch eine Nacht in einer Junglelodge und der Besuch des Kautschukmuseum etwas außerhalb der Stadt. Da das Museum erst Dienstag wieder öffnete, war schnell klar, dass es bereits am nächsten Tag wieder in den Regenwald gehen sollte und ich handelte via WhatsApp den Trip bei einer Agentur aus.
    Am Abend trafen wir uns zu dritt noch einmal auf lecker Fisch, gefolgt von köstlichem Caipirinha.
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  • Day 10

    Tag 3 auf dem Schiff

    June 10, 2022 in Brazil ⋅ 🌧 25 °C

    Geweckt wurde ich an diesem Morgen von starkem Regen. Statt dem üblichen grünen Band am Ufer, waren nur graue Schleier und düstere Wolken zu sehen. Über mehrere Ecken kam mir außerdem zu Ohren, dass wir in der Nacht von Piraten überfallen worden waren! Davon war allerdings nichts zu merken. Wahrscheinlich konnten diese mit etwas Schutzgeld schnell wieder vertrieben werden, das war aber nicht ganz rauszubekommen.
    Die vielen Windungen, die der Fluß am Vortag nahm und die engeren Seitenarme gab es heute leider nicht mehr so. Stattdessen zog sich das Flußbett ewig in die Länge, was bedingte, dass wir nun mehr in der Mitte des Stroms blieben. Eine Möglichkeit die riesigen Ausmaße des Flusses wahrzunehmen. Hier ein paar Fakten aus halbsicheren Quellen :
    Der Amazonas führt so viel Wasser wie die nächsten 6 größten Flüsse der Welt zusammen.
    Ca. 17% des weltweiten "Trinkwassers" befinden sich in dem Fluss.
    Zwischen Regen und Trockenzeit verändert sich der Pegel des Amazonas um bis zu 10 m. Gerade ist Beginn der Trockenzeit und somit beginnt der Pegel zurückzugehen. Wo jetzt die Häuser fast unter Wasser stehen, sind also schon bald schöne Strände zu finden.
    An seinen tiefsten Stellen werden bis zu 100 m Wassertiefe erreicht.
    Gegen Mittag passierte etwas merkwürdiges. Wir passierten ein armes Dorf, bei dem es Brauch geworden war, dass die Kinder auf klapprigen Kanus in den Fluss hinauspaddeln, wenn große Schiffe vorbeikommen. Die kundigen Passagiere werfen dann Süßigkeiten oder Chips in Plastiktüten in den Fluss, wo sie nach dem Motto first come first serve von den Kindern aufgesammelt werden. Bevor wir selbst etwas besorgen konnten, hatten wir die Stelle allerdings längst passiert und dieses Schauspiel fand auch an keiner weiteren Stelle statt.
    Ansonsten gibt es heute nur von einer 2. Drogenrazzia an Bord zu berichten. Diesmal allerdings deutlich strenger. Wir hielten neben einem riesigen Militärboot und die ca. 10 Bundespolizisten forderten alle auf, ihre Hängematten an der Decke zu befestigen und sich mit ihrem Gepäck in Reihen aufzustellen. Diesmal wurde meine Kabine sehr penibel untersucht und nachdem der Inspekteur durch war, wurde alles nochmal mit Drogenhund abgelaufen. Gefunden wurde meines Wissens nach auf dem ganzen Boot gar nichts.
    Eingeschlafen bin ich an diesem Tag unter starken Schwanken. Wir fuhren durch ein heftiges Gewitter, was den sonst sehr sanft dahingleitenden Fluss in ein richtiges Wellenbad verwandelte.
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  • Day 10

    Tag 2 auf dem Schiff

    June 10, 2022 in Brazil ⋅ ☁️ 27 °C

    Die Nacht in der Kabine war recht angenehm, auch wenn sich das Schiffs selbst bei den wenigen nächtlichen Stopps mehrfach durch lautes Hupen ankündigte.
    Direkt am Morgen wurde es aufregend. Wir stoppten erneut in einem kleineren Ort und da wir hier für eine Stunde Zwischenstopp machten, nutzten wir die Gelegenheit den Ort zu erkunden. Als wir nach einer halben Stunde zum Schiff zurückkehrten, wartete jedoch schon eine Gruppe bewaffneter brasilianischer Bundespolizisten auf mich, um meine Kabine auf Drogen zu inspizieren. Zum Glück war auch in den Rucksäcken meiner neuen englischen Freunde nichts zu finden, so dass die Polizisten die Suche schnell einstellten. Da die Untersuchung sehr oberflächlich ausfiel, wäre es aber vermutlich ein leichtes gewesen etwas zu schmuggeln.
    Zeit über das Essen zu schreiben, was den unangenehmsten Teil der ganzen Reise darstellte. Das Essen selbst war zwar gut, allerdings nicht, wie ich essen musste. Zur Buchung der Kabine gehörte auch, dass man beim Essen bevorzugt behandelt wurde. Dies drückte sich darin aus, dass ich von einem Arbeiter auf dem Boot hingewiesen wurde, dass nun Essenszeit ist und ich in den Speisesaal eintreten solle. Dort bekam ich von der Köchin alleine essen serviert, während der Rest der Passagiere den Raum noch nicht betreten durfte. Stattdessen bildete sich vor der Tür bereits eine lange Schlange, um sich für das Essen anzustellen. So saß ich also da, alleine in dem Raum vor meinem Essen, während mich die hungrige Meute von außen durch die Fenster beobachtete. Jeder Bitte von mir, doch auch die anderen Passagiere einzulassen, wurde von der Köchin abgewehrt. Selten habe ich mich so unwohl in meinem Leben gefühlt. Gott sei Dank konnte ich die Köchin für die nächsten Mahlzeiten wenigstens davon überzeugen, dass auch die beiden Engländer mit mir zusammen essen können, was mir allerdings viele böse Blicke von ihr einhandelte.
    Unterwegs änderte sich die Landschaft erstaunlich oft. So wechselten sich dichte Wälder, größere Sumpflandschaften, kleine Fischerdörfer und Abschnitte mit kahlen Bäumen immer wieder ab. Auch die Breite des Stroms schwankte immer wieder von mehreren Kilometern zu wenigen hundert Metern, wenn das Schiff durch kleinere Seitenarme schipperte. Oft gab es Zeiträume von mehreren Stunden, in denen keine andere Menschenseele zu sehen war.
    Statt der erwarteten Langweile, verging die Zeit erstaunlich schnell durch Gespräche mit den Mitreisenden, Kartenspielen mit den Engländern, Aufbereiten der bisher gesammelten Fotos oder einfach nur durch Starren auf die beeindruckende Regenwaldlandschaft, die vorbeizog.
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  • Day 8

    Ab auf den Amazonas

    June 8, 2022 in Brazil ⋅ ⛅ 27 °C

    Auf zum Herzstück dieser Reise, die mich überhaupt erst in diese Gegend gebracht hat. Die 4-tägige Fährt auf einer öffentlichen Amazonasfähre von Tabatinga nach Manaus. Das Ticket für eine Kabine hatte ich bereits 4 Tage zuvor, vor meinem Aufenthalt in der Reserva besorgt ohne allzuviel verstanden zu haben, was die Ticketverkäuferin von sich gab. Zum Glück hatte ich aber genau das gebucht, was ich mir erhofft hatte.
    Abfahrt war um 12 Uhr, man sollte aber auf jeden Fall bereits um 10 Uhr im Hafen eintreffen. Dabei schien es sich um einen Sicherheitspuffer für die lokale Bevölkerung zu handeln, als ich um kurz nach 10 eintraf, war ich nämlich unter den allerersten. Gegen 11 trudelten mehr Menschen ein und gegen 11.30 begann sich die Wartehalle schließlich richtig zu füllen. Das Gepäck wurde über die ganze Wartezeit in 4 Linien aufgereiht, die Logik der verschiedenen Linien erschloss sich mir aber nicht. Um 12.30 ging es dann endlich aufs Boot und ich stellte schnell fest, dass ich der einzige Passagier war, der eine Kabine gebucht hatte. Alle anderen hatten die Fahrt in der selbstmitgebrachten Hängematte auf dem Zwischendeck gewählt, was etwa ein Viertel der Kabine kostet. (Die Kabine ist allerdings auch für 2 Personen, Einzelkabinen gibt es nicht)
    Die Kabine war deutlich besser ausgestattet, als alles was ich zuvor gelesen hatte. Statt nur einem Bett gab es in der Kabine noch einen Fernseher mit einem Programm, einen sehr hilfreichen Kühlschrank und sogar Klimaanlage. Das Bad bestand aus einer Toilette und einem Duschkopf, dessen zur Verfügung gestellten Wasser in ein Loch im Boden abfloss.
    Noch bevor wir abgelegt hatten, machte ich Bekanntschaft mit Anna und Tom, zwei jeweils alleinreisenden Backpackern aus England, die beide Südamerika schon seit mehreren Monaten bereisen und von unzähligen spannenden Orten vom Kontinent berichten konnten. Wie üblich unter Backpackern bildeten wir schnell eine Schicksalsgemeinschaft und da ich den beiden anbot ihr Gepäck sicher in meiner Kabine zu verstauen, verwandelte sich diese schnell in ein Gepäcklager.
    Da sich die nächsten Tage zwar als schön und kurzweilig gestalteten, aber es nicht viel Neues zu berichten gab, folgen weitere Erläuterungen in den nächsten Footprints.
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  • Day 7

    Zurück in die "Zivilisation"

    June 7, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 29 °C

    Zum Abschiedsfrühstück gesellte sich heute noch ein weiterer Gast: eine friedliche Schlange, die wohl in der Nähe der Reserva ihr zu Hause hat und vermutlich Nahrung im Aufenthaltsgebäude suchte. Als letzte Aktion bekamen Anna und ich ein temporäres Tattoo verpasst. Ich entschied mich für die Symbole verschiedener Ticuna Clans, die in der Regel Tier- oder Pflanzennamen tragen. Nachdem Francois mit einem Halm als Pinsel die Farbe aufgetragen hatte, war zunächst kaum etwas davon zu sehen, aber nach wenigen Stunden verwandelte sich die Zeichnung in ein tiefschwarzes Tattoo.
    Gewappnet mit diesen Zeichen für Stärke, Glück, etc. hieß es nun leider zurück zum Bootsanleger von Santa Sofia und Abschiednehmen von der tollen Truppe.

    Mein Fazit von der Zeit in der Reserva Natural Tucuchira: Meine Erwartungen wurden weit übertroffen! In dem Aktionsplan - Tucuchira Aventura - den ich vorher gewählt hatte, jagte eine Highlight das nächste. Bei keinem der Aktionen würde ich sagen, dass man auf diese hätte verzichten können oder wollen. Mit diesem Kleinod hat James ein wahres Paradies Mitten im Regenwald erschaffen, das einem wirklich authentische Einblicke in das Leben der Ticunas und ins nachhaltigen Zusammenleben mit dem Regenwald gewährt, fern ab von den üblichen Touristenrouten. Das riesige Engagement, die vielen Erklärungen und die Freude dabei, mit der mir die Guides die Zeit zu einem unvergesslichen Erlebnis machten, ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass ich der einzige Gast war, was bei vielen Veranstaltern sicher zu einem abgespeckten Programm geführt hätte. Hier hatte ich den Eindruck, dass sich alle erst Recht ins Zeug legen. Ein besonders großer Dank gilt dabei Anna, die nicht nur eine tolle Übersetzerin war, sondern auch Fotografin, Kulturerklärerin, Organisatorin,....

    Zurück in Letícia hieß es nun die Formalitäten für die Weiterreise nach Brasilien zu klären. In den Zwillingsstädten Letícia (Col) und Tabatinga (Bra) kann man sich ungehindert bewegen, egal in welchem Land man gerade gemeldet ist. Um auf das Schiff nach Manaus in Tabatinga zu kommen, ist es jedoch nötig zunächst aus Kolumbien auszureisen und dann in Brasilien einzureisen. Zum Glück hatte ich einen kompetenten Motocarro-Fahrer, der wusste wo was zu besorgen war. Zunächst ging es dafür an den Flughafen von Letícia für den Ausreisestempel, dann wieder ca. 5-10 km nach Tabatinga, um am anderen Ende der Stadt den brasilianischen Einreisestempel zu bekommen, bevor es wieder zurück nach Letícia ging. Für den Abend und nach diesem Prozedere a lá Asterix und Obelix Passierschein 42A, blieb für den Abend nur noch alle elektrische Geräte wieder aufzuladen, den Rucksack neu zu organisieren und das beste aus dem sehr schlechten Internetempfang (immerhin der erste seit 4 Tagen) zu machen, bevor es am folgenden Tag in das nächste riesen Funkloch ging, das selbst die ländlichen Regionen in Deutschland als Highspeed Internetregionen erscheinen lässt.
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  • Day 6

    Indigene Gemeinde und Delphine

    June 6, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 28 °C

    Glücklicherweise war ich nach der Übernachtung im Regenwald gut ausgeschlafen und so konnte es nach kurzer Pause zum Entspannen schon weitergehen. Heute fuhren wir mit dem Boot zunächst in die indigene Comunidad von Ismail. Dieses kleine Dorf mit wenigen hundert Einwohnern war eher ärmlich geprägt und die meisten Einwohner leben von der Jagd, dem Fischfang oder der Landwirtschaft. Sehr nett wurde ich von einer Familie zum Mittagessen empfangen. Nach einem kleinen Rundgang durchs Dorf, bei dem wir einen Bewohner begegneten, der wohl als Schauspieler in einer Netflix-Serie mitspielt, gab es einen Workshop in indigener Handwerkskunst. Für mich als Chemiker war es besonders spannend zu lernen, mit welchen rein pflanzlichen Farbstoffen man ganze Bilder malen kann. Das grün kam dabei zum Beispiel von Paprikablättern und für gelb benutzten wir Kurkuma wie Wachsmalstifte. Mit meinem Bild war ich zufrieden, aber was Ismail auf die Leinwand aus Pflanzenfasern zauberte war sehr beeindruckend. Ergänzend zu dem Bild, konnte ich noch mit einer Bewohnerin des Dorfes ein schönes Armband herstellen.
    Mit dem Boot ging es dann direkt weiter zur Isla de los Micos (Affeninsel), einer Insel im Amazonas, auf der 1000de kleine Affen wohnen. Direkt nach der Ankunft bekommt man dort Bananen in die Hand gedrückt und schon wenige Augenblicke später sitzt eine ganze Horde süßer Affen auf einem und tollt herum.
    Der nächste Stop war eine Bucht auf der peruanischen Flußseite, in der sich am späten Nachmittag viele Delphine tummeln. Ungeplant ergab sich auf dem Weg dorthin jedoch ein wahres Naturspektakel, als sich ein wunderschöner Regenbogen über einen Seitenarm des Amazonas spannte.
    In der Bucht erblickten wir mit etwas Geduld beide Arten von Delphinen, die im Amazonas leben: die kleineren grauen, die eher dem entsprechen was man sich unter Delphinen vorstellt, und die etwas unförmigen rosa Delphine. Beide zeigten sich jedoch immer nur für wenige Sekunden an der Oberfläche, sodass es unmöglich war, dies vernünftig auf Kamera festzuhalten.
    Wieder zurück in der Reserva endete der Abend mit interessanten und spannenden Geschichten aus der Mythologie der Ticuna und es gab einen Heiltrank als Cocktail, der aus der geriebenen Wurzel und Rinde eines Baumes sowie Cachaça bestand.
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