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  • Day 73–76

    Hakuba & Noto Island

    October 4, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 17 °C

    Eigentlich war unser Plan, nach dem Mount Fuji einen Abstecher zum Dorf Shirakawa-go und Gokayama zu machen. Diese Orte sind bekannt für ihre traditionellen Holzhäuser mit grossen Giebeldächern, deren Struktur von grosser Handwerkskunst zeugen. Die beiden Dörfer zählen sogar zum UNESCO Weltkulturerbe. Da die Reise dorthin jedoch extrem viel Zeit in Anspruch genommen hätte und auch die Weiterreise erschwert worden wäre, entschieden wir uns für einen Abstecher nach Hakuba in der angrenzenden Präfektur Nagano. Hakuba ist ein bekannter Wintersportort mit einer grossen Olympiaschanze fürs Skispringen, auf welcher sich in der Nebensaison japanische Schneeaffen tummeln, sowie weiteren Einrichtungen wie Skilifte, Hotels und Après-Ski Bars. Unsere Unterkunft, die Panketo Lodge war sehr komfortabel und ein kräftiger junger Japaner, der froh schien wenn man ihn etwas beschäftigte, war stets zu unserer Verfügung wenn wir einen Shuttle Service benötigten. Da gerade Nebensaison war, gab es nur wenige Touristen und viele Gebäude waren geschlossen oder im Umbau. Auch in der Panketo Lodge liefen noch einige Vorbereitungen für die Wintersaison was uns aber nicht störte.

    Wir nutzten die Zeit in Hakuba um ein bisschen die Landschaft zu erkunden. Ich begab mich wieder mal auf einen Trailrun und Selina wanderte hoch zu einem Bergsee, der ein besonderes Besuchermagnet zu sein schien. Der Weg zum See war so voll mit Leuten wie die Autobahn vor dem Gotthard Nordportal an einem Karrfreitag. Meinen Trailrun musste ich vorzeitig beenden, da doch bereits mehr Schnee auf den Wegen lag als erwartet. So rannte ich die grünen Skipisten zurück ins Dorf. Auf dem Weg begegnete mir noch ein Serau, eine Art japanische Gams die aussieht wie eine Kreuzung aus Wildschwein und Ziege. Das Serau glotzte mich verdutzt an. Ich gaffte zurück. Wir starrten uns etwa 10 Minuten an. Noch selten bin ich so einem komischen, unförmigen und fast schon hässlichen Lebewesen begegnet - selbes dürfte also wohl für das Serau gegolten haben. Irgendwann wurde es dem Tier dann wohl zu bunt und es verschwand im Dickicht des Waldes. Bevor ich zurück ins Dorf konnte musste ich noch einen Fluss überqueren, weil ich wenig Lust auf Umweg von einem Kilometer zu einer Brücke hatte . Dabei klatschte ich ins Wasser und holte mir eine tiefe Schnittwunde am Handballen. Ein Pärchen am Uferrand beobachtete die Szene - also immer schön lächeln und weiterrennen. Es wäre zu peinlich neben meinem Gleichgewicht auch noch mein Gesicht zu verlieren.

    Nach Hakuba ging es weiter mit der Eisenbahn Richtung Nanao, wo wir mit dem Fahrrad eine kleine Inselrundfahrt auf Noto Island planten. Unsere Pläne machten wir jedoch ohne den Sportsday. Dieser japanische Feiertag, der Sport und einen gesunden Lebensstil fördern sollte, liess die Preise für Unterkünfte an diesem Wochenende in die Höhe schnellen. Nun, wenn die Preise durch die Decke gehen, verzichten wir halt auf die Decke und übernachten unter freiem Himmel. In diesem Fall stellten wir unser Zelt im Städtchen Hakui auf einer Schneise zwischen Meer und Autobahn auf, ca. 20km südwestlich von Noto Island. Nach einer kurzen, nicht allzu erholsamen Nacht, setzten wir uns wieder in den Zug nach Nanao wo wir am Bahnhof zwei Fahrräder für unsere Inselrunde mieteten. Zur Auswahl standen vier Fahrräder, zwei elektische, zwei normale. Da wir ja den Japanern nicht den Sportsday vermiesen wollten, entschieden wir uns für die elektrische Variante.

    Die meisten Besucher kamen wohl wegen dem Notojima Aquarium auf die Insel. Wie in jedem Aquarium schwimmen dort viele Fische und Meeressäuger in kleinen Glasbehältern, damit man mal ein Sushi sehen kann bevor es in Reis und Seegrasblätter eingewickelt wird. Ansonsten gab es auf der Insel nicht sonderlich viel spezielles, ein paar kleine Dörfchen, ein paar Buchten, Strände und ein bisschen Wald. Alles in allem war die Radtour aber ganz angenehm und mal eine gute Abwechslung zum Programm in den Bergen.
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  • Day 72–74

    Mt Fuji

    October 3, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 9 °C

    Von Tokio aus ging es am 3. Oktober weiter nach Fujisan Station, einem Sackbahnhof am Fusse des Mt Fuji. Unser Ziel war weiterhin den höchsten und anscheinend schönsten Berg von Japan zu besteigen. Die nötige Bewilligung von der Polizei haben wir inzwischen per Mail erhalten. Auf dem Weg nach Fujisan machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Kamakura, wo wir die grosse alte Buddha Statue aus Bronze im Tempel Kotoku-in besuchten. Wie üblich an solchen Sightseeing Hotspots hatte es wieder viele Leute und wo immer möglich, wurde Eintritt verlangt – so benötigte man ein Ticket, um zur Statue zu gelangen und für einen Aufpreis konnte man dann in die Statue hineinspazieren. Wir begnügten uns damit die Statue anzusehen.
    Durch ein ausgeprägtes Feudalsystem welches von einflussreichen Landbesitzern (Daimyos) und Feudalherren (Shogune) betrieben und durch die Samurai verteidigt wurde, kam es in Japan über mehrere Jahrhunderte immer wieder zu Machtkämpfen, Kriegen und auch zu Verschiebungen des Machtzentrums. Je nach Epoche war die Hauptstadt Japans mal in Tokio (Edo Periode), mal in Kyoto, mal in Kamakura oder es gab gar keine Hauptstadt und die Macht verteilte sich auf mehreren militärischen, wirtschaftlichen und religiösen Zentren. Dies führt dazu, dass es in Japan viele Orte mit historisch wichtigen Gebäuden gibt. Wenn man sich detailliert mit der japanischen Geschichte und auch mit den Religionen Shinto und Buddhismus auskennt ist dies durchaus sehr interessant. Für uns wurde es jedoch mit der Zeit schwierig auseinanderzuhalten, wann, wer, welchen Tempel oder welche Burg errichten liess und was dies im historischen Kontext entsprechend bedeutete. Irgendwann hatten wir auch viele ähnliche Tempel und Burgen gesehen, sodass die Begeisterung für diese Bauten teils etwas abflaute.
    Als wir schliesslich spät abends in Fujisan ankamen, genossen wir es unser eigenes Zimmer im Hostel 1889 beziehen konnten. Unser ursprünglicher Plan war gleich am nächsten Tag den Mt Fuji zu besteigen, doch schlechtes Wetter und vor allem viel Wind durchkreuzten diese Pläne. Zum Glück hatten wir in unserem Reiseplan für Japan auch einen Reservetag einberechnet, diesen würden wir jetzt in Fujisan brauchen um auch die nächsten Hotels zu buchen und bereits erste Recherchen zu Südkorea zu machen. Somit genossen wir das regnerische Wetter in Fujisan bei einer Tasse Kaffee im Aufenthaltsraum des Hostels.
    Am 5. Oktober ging es dann los hoch auf den Mt Fuji. Wir machten uns frühzeitig auf den Weg zum Bus, da wir noch unser gesamtes Gepäck in einem Schliessfach beim Bahnhof deponieren mussten. Da die Schliessfächer ziemlich teuer waren pressten wir all unser Material in ein Fach, das viel zu klein war für die grossen Rucksäcke. Mit dem ganzen Körpergewicht lehnten wir uns gegen das Törchen um unter ächzen den Schlüssel zu drehen und das Fach zu schliessen. Somit hatten wir bereits die erste Anstrengung des Tages hinter uns. Somit gab es nur noch zwei Mal 6.4 Kilometer und knapp 1500 Höhenmeter zurückzulegen. Wie gewohnt war der Zeitplan äusserst knapp, denn der erste Bus verliess Fujisan erst um 9 Uhr, womit wir um 10 Uhr bei der Subaru 5th Station ankommen, von wo wir die Wanderung starteten. Um 15 Uhr verliess dann bereits der letzte Bus die besagte Station. Somit hatten wir knapp 5 Stunden Zeit um den Gipfel/Krater auf 3'776 MüM zu erreichen.
    Als wir auf den Bus warteten, hatten wir dann das erste Mal freie Sicht auf den Gipfel. Das schlechte Wetter vom Vortag hat dazu geführt, dass die Spitze des Berges nun ein weisses Kleid trug. Ein Traum um schöne Fotos zu schiessen, doch damit hatten wir bei unserer Planung nicht gerechnet. Mit dabei hatten wir nur einen kleinen Rucksack mit etwas Proviant und Kleider, womit unsere Ausrüstung etwas dürftiger war als noch in unserem Antrag bei der Polizei beschrieben und auf Schnee waren wir kaum vorbereitet – ein paar dünne Wollhandschuhe, die wir uns zu zweit teilten und je eine Windjacke war wohl das wärmste was wir auf der Reise dabei hatten.
    Nachdem der Bus mit zirka 20 Minuten Verspätung sein Ziel erreichte, machten wir uns sofort auf den Weg, dicht gefolgt von vier weiteren Personen, die mit uns im Bus waren. Zum Yoshida Trail, so nannte sich unser Weg zum Gipfel, gelangten wir ohne Probleme. Es gab weder eine Absperrung noch eine Kontrolle – nur ein Warnschild wies darauf hin, dass der Weg eigentlich geschlossen wäre. Das eine Pärchen vom Bus verloren wir relativ schnell aus den Augen, während zwei deutsche Geschwister ständig wieder auf dem Weg anzutreffen waren. Der Weg war extrem steil und voll Schotter und Geröll. Nach den ersten 800 Höhemetern machte sich auch der niedrige Sauerstoffgehalt bemerkbar, wodurch wir uns deutlich langsamer bewegten. Auf den letzten 400 Höhemeter machte uns zusätzlich der Schnee zu schaffen. Zum Glück hatte es nur wenige Zentimeter geschneit, doch einzelne Stellen waren dadurch bereits sehr rutschig. In Anbetracht der Zeitverhältnisse verzichteten wir auf lange Pausen und so erreichten wir nach knapp 2.5 Stunden den Kraterrand. Abgesehen von den beiden Deutschen hatten wir den Berg für uns allein, was ein atemberaubendes Erlebnis war. Den wohl bekannteste Berg Japans, auf den im Sommer tausende Menschen hochpilgern, in dieser Ruhe und leere geniessen zu können war unglaublich. Obwohl einige Wolken die Sicht in die weite etwas verdeckten, war der Ausblick herrlich und der Krater des Berges war mit einem Durchmesser von knapp 500 Meter auch ein recht eindrückliches Loch. Selina machte sich bereits auf den Weg nach unten, während ich noch kurz den Kraterrand abrannte. Fast Hals über Kopf rannten wir anschliessend in 1.5 Stunden den Berg hinunter. Völlig erschöpft aber total glücklich über das Erlebnis setzten wir uns in den Bus und träumten bereits von der Pizza die wir zum Nachtessen verspeisen würden.
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  • Day 68–72

    Nikko & Tokio

    September 29, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 28 °C

    Mit dem Shinkansen reisten wir von Sapporo via Hakodate unter dem Meer durch auf die Hauptinsel Honshu und dort via Transfer in den Städten Sendai und Utsunomiya zum Nikko Nationalpark. Der Nikko Nationalpark ist in erster Linie ein Naturreservat mit einigen Bergen, Seen und Flüssen/Wasserfällen. Der Park ist jedoch ebenso, oder sogar noch mehr bekannt für eine Ansammlung historischer Gebäude, Tempel und Schreine. Diese Verdichtung von Sehenswürdigkeiten sowie die Nähe zu Tokio (150km Luftlinie) führte wohl dazu dass der Park sehr stark besucht war. In den schmalen Strässchen im Hauptort Nikko herrschte reger Verkehr und für uns war dann bereits klar, dass dieser Park wohl nicht so idyllisch und naturbelassen sein würde, wie die Parks die wir in Hokkaido besuchten. Die erste Sehenswürdigkeit, die Shinkyo Brücke, erfüllte dann auch unsere Erwartungen. Gleich neben der alten Brücke beförderten Touristencars und lokale Busse massenhaft Menschen über eine neue Betonbrücke. Hinzu kam, dass die Shinkyo Brücke kostenpflichtig war, obwohl man die Brücke nicht überqueren konnte, denn auf der einen Seite war die Brücke abgesperrt, damit Personen ohne Ticket nicht einfach die Brücke betreten konnten. Und in diesem Stil ging es weiter durch die überfüllten Tempelanlagen. Ehrlich gesagt hatten wir auch nicht enormes Interesse an den Tempeln und Schreinen in Nikko, denn unser Wissen über die japanische Geschichte beschränkte sich auf einige wichtige historische Ereignisse. Somit war es für uns nicht wirklich interessant zu wissen welcher Shogun oder Mönch nun welchen Tempel, wann zu welchem Zweck errichtete. Diese zusätzlichen Informationen hätten wohl auch nur eine beschränkte Halbwertszeit in unserem Gedächtnis genossen. Trotzdem war es schön die verschiedenen Gebäude zu sehen ohne detaillierte Hintergründe zu kennen.
    Trotzdem fanden wir in diesem Rummel einen verlassenen Pfad entlang des Daiya River. Der Weg war gesäumt mit 100 kleinen Buddha Statuen, die mit roten Käppchen und Lätzchen geschmückt waren. Obwohl einigen Statuen bei einem Hochwasser der Kopf oder gar der ganze Oberkörper abgerissen wurde, war es eine schöne Attraktion ab von den Touristenmassen. Später erkundeten wir noch ein wenig die Landschaft um den Chuzenji See sowie die Ryuzu Fälle, was jedoch nicht ganz so spektakulär war wie vieles was wir in den Wochen zuvor auf Hokkaido erleben durften. Es fühlte sich ein wenig an, als würde man nach einer Woche in den Walliser Alpen noch eine Wanderung im Sihltal anhängen – auch schön aber halt nicht zu vergleichen.
    Somit war es für uns dann auch kein Weltuntergang, als wir nach 24 Stunden in Nikko einen richtigen Szenenwechsel vollzogen und uns mit dem Shinkansen nach Tokio absetzten. Innerhalb von 2 Stunden erreichten wir die Hauptstadt und Gigametropole mit über 9 Millionen Einwohnern. Während der Fahrt mit dem Zug nutzten wir die Zeit sowie das gratis Internet, um die nächsten Reiseziele zu planen. Dabei erfuhr ich auch, dass wir für die Besteigung des Mt Fuji, welche ebenfalls geplant war, bereits zu spät dran waren, da die Wanderwege den Berg hoch bereits geschlossen waren. Um trotzdem den Berg hochzusteigen, müsste man eine Bewilligung bei der lokalen Polizeistation einholen. So machte ich mich noch am selben Abend nach unserer Ankunft in Tokio an das Bewilligungsformular. In dem Formular musste ich detailliert erklären welches Equipment wir mitbringen würden, wie viel Erfahrung wir hatten und auf welche Notfälle wir vorbereitet waren.
    Nach dem Versenden des Antrags machten wir uns spät abends noch auf die Suche nach etwas essbarem. Wir klapperten, gesteuert von Google Maps drei verschiedene Inder ab, bis man uns in einem kleinen Lokal, das komplett leer war, noch Einlass gewährte. Uns wurde bewusst, dass in Japan viele Restaurants bereits um 9 Uhr schlossen und dass die Öffnungszeiten auf Google Maps oft eher als Öffnungsempfehlung betrachtet werden musste. Viele Wirte schlossen ihr Lokal so bald weniger Gäste als Angestellte im Raum waren, oder sogar noch früher. So wurden indische Restaurants in Japan oft zum letzten Auffangnetz für uns, falls das Tagesprogramm wieder etwas mehr Zeit beanspruchte als geplant. In einem Sushi Restaurant, wo das Sushi auf dem Laufband serviert wurde, trafen wir ausserdem auf einen Steward der Air France. Obwohl wir nur ca. 15 Minuten Zeit hatten, um uns zu verköstigen, hatten wir noch Kapazität, um uns mit ihm auszutauschen. Er erklärte uns, dass viele Restaurants so früh schlossen, weil die Mitarbeiter nach der Arbeit teilweise noch über eine Stunde mit dem ÖV unterwegs waren, um in ihre Wohnung in den Aussenbezirken zu gelangen. Der Wohnraum im Stadtzentrum sei für viele Mitarbeiter in der Gastronomie weitaus zu teuer.
    Kulinarisch gesehen war Tokio trotzdem ein Paradies und wir genossen feines Sushi, köstliches Fondue Chinoise und unglaublich gute vegane Gyozas. Es gab sogar ein Swiss Chalet, in welchem ich Selina mit einem Fondue zum Geburtstag überraschen wollte. Nur blöd, dass dieses ausgerechnet am Montag geschlossen hat, was wir vor der Türe des Chalets erfuhren. Und ich dachte mir, dass nur Coiffeure und die Fischer Bettwarenfabrik am Montag geschlossen wären.
    Neben den Restaurants besuchten wir auch diverse Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel den Tokyo Skytree, den Kaiserpalast, die Bezirke Shinjuku und Shibuya oder den Asakusa Schrein. Der Schrein lockte täglich wohl mehr Menschen an als ein Konzert der Rolling Stones. Dieser schien auch förmlich in der Menschenmenge zu baden und war von oben bis unten überfüllt mit Touristen, die in jeder erdenklichen Pose und mit den unvorstellbarsten Kostümen vor dem Gebäude ihre Selfies knipsten. Schön waren wir dort.
    Ebenfalls verbrachten wir fast einen ganzen Tag im Yushukan Museum, einem der wichtigsten Kriegsmuseen Japans. Es befand sich gleich neben einem Gedenkpark für Kriegsgefallene. Mich interessierte vor allem wie Japan seine Geschichte und Verantwortung im zweiten Weltkrieg beschreibt. In meinen Augen wird das Geschehen relativ einseitig beschrieben – so steht beispielsweise nichts über Eroberungen oder Angriffe auf benachbarte Völker und Staaten, es wurde lediglich darauf hingewiesen das Japan «den Pfad des Krieges beging» und sich dadurch «dringend benötigte Rohstoffe für das anhaltende Wirtschaftswachstum sicherte». Im Museum wird beschrieben, dass Japan aufgrund der weltpolitischen Lage gezwungen war seine Rohstoffzufuhr abzusichern. Auch China wird vor allem als Aggressor und nicht als Opfer beschrieben. So sei Japan gezwungen gewesen weite Teile Chinas einzunehmen, nachdem japanische Truppen auf einer Brücke in Peking beschossen wurden. Nun ja, das ist wirklich inakzeptabel, dass die eigenen Truppen die bereits Teile eines fremden Landes besetzen, einfach so beschossen werden. Auch zu heiklen Themen wie dem Massaker an der Zivilbevölkerung von Nanking (China) oder die Zwangsprostitution südkoreanischer Frauen während dem Krieg werden kaum oder gar nicht angesprochen. Das Nanking Massaker wird lediglich als «Nanking Incident» beschrieben, wobei die japanischen Truppen ausschliesslich als Zivilisten verkleidete Soldaten zur strecke brachte. Vielleicht entgingen mir auch einige Details, da nicht alle japanischen Texte im Museum ins Englische übersetzt wurden. Zudem bin ich wohl kaum geeignet in diesem heiklen Kapitel der Geschichte Asiens ein faires Urteil zu fällen. Weder bin ich aus der Region noch erlebte ich dieses blutige Kapitel. Und trotzdem wage ich zu behaupten, dass es in diesem Museum nicht an Heroismus und Stolz mangelt, aber vielleicht etwas an Demut.
    Kurz vor unserer Weiterreise Richtung Mt Fuji besuchten wir noch das Tokio Metropolitan Government Building, welches für Besucher frei zugänglich ist. Von den obersten Stockwerken des Gebäudes hat man eine unglaubliche Weitsicht und sieht die Dimensionen der riesigen Stadt. Man sieht bei guter Sicht bis ans Meer oder hin zum Mt Fuji. Für jemand aus einem Land mit 8 Millionen Einwohnern kommt man ins Staunen, wenn man diesen Betonwald betrachtet, welcher von über 9 Millionen Menschen besiedelt wird. Unweigerlich denke ich bei diesem Anblick an die Menge an Ressourcen wie Wasser, Nahrungsmittel (insbesondere Fleisch), Energie etc. täglich in dieser Stadt verbraucht werden. Obwohl ich keine Höhenangst habe wird mir auf diesem Turm leicht schwindlig.
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  • Day 66–68

    Sapporo

    September 27, 2023 in Japan ⋅ ⛅ 23 °C

    Am Ende unserer Hokkaido Reise stand noch ein Besuch in der Hauptstadt der Präfektur auf dem Programm. Sapporo ist vor allem bekannt als Wintersportort und war 1972 sogar Austragungsort für die olympischen Winterspiele. Jedoch spürt man von dem im Zentrum der 1.9 Millionen Metropole nicht viel. Abgesehen von einem Schild in der U-Bahn, welches darauf hinweist, dass man die Skis nicht an der Absperrung zu den Gleisen hinstellen soll, bemerkt man auch sonst wenig vom Wintersportflair in der Stadt. Für uns war es etwas gewöhnungsbedürftig, nach 10 Tagen in der Natur und Wildnis wieder in einer Grossstadt zu sein, umgeben von Menschen und grossen Betongebäuden. Doch im Vergleich zu weiteren Metropolen wie Tokio, Kyoto oder Osaka die ebenfalls noch auf dem Programm standen, war Sapporo wohl ein guter Anfang.
    Wir hatten keine besonderen Pläne für Sapporo, für uns war vor allem wichtig, dass wir den JR Rail Pass am Bahnhof abholen könnten. Diesen Pass mussten wir im vorhinein bestellen und an unser Hostel in Sapporo senden lassen. Der Pass würde uns erlauben die wichtigsten Transportmittel in Japan für 14 Tage frei zu benützen und so konnten wir mit Bus, Tram und Zug (u.a. die berühmten Shinkansen) weiter durch das Land reisen. Am Schalter der Japanese Railways, wo wir den Pass abholten, hatte man das Gefühl man wäre 30 Jahre in der Zeit zurückgereist. Nicht nur war das Personal gekleidet wie Stewardessen auf einem JU-52 Flug, auch die Prozesse waren noch wie im vordigitalen Zeitalter. Wir lösten den Papiergutschein aus dem Hostel gegen zwei Papiertickets ein, unterschrieben zwei, drei Papiere und erhielten für unsere erste Reise noch je 5 physische Reservationskarten - aus Papier. Obwohl mich das System der Japanese Railways etwas irritierte, hatte es einen exklusiven touch, persönlich vom Bahnpersonal am Schalter während 15 Minuten beraten und bedient zu werden. In Europa würde man sich stattdessen wohl eine halbe Stunde lang die Finger an einem Automaten wund drücken. Auch im weiteren Verlauf unserer Reise überraschte mich wie personalintensiv der Zugverkehr in Japan gehalten wurde. Obwohl man nur via Drehkreuz auf den Bahnsteig gelangte, gab es überall elegant gekleidete Schaffner, die einem zu Hilfe eilten wenn es Probleme gab oder einem freundlich zunickten wenn man das Drehkreuz passierte. Auch im Zug gab es stets Kondukteure, welches durch die Sitzreihen marschierten und kontrollierten ob nicht jemand aus der zweiten Klasse sich in die erste Klasse verirrte. Da die erste Klasse mit einem 4 blättrigen Kleeblatt gekennzeichnet war, was uns zuerst nicht auffiel, wurden auch wir einmal von einem Kondukteur höflich zurechtgewiesen. Doch anstelle uns einfach wegzuweisen, half er uns zwei freie Plätze in der Holzklasse zu finden.

    Nachdem wir die JR Rail Pässe erhielten besuchten wir spontan ein Freilichtmuseum, in welchem alte Gebäude aus der Zeit der Meiji Restauration ausgestellt wurden. Einzelne Gebäude wurden komplett zerlegt und von irgendwo in Hokkaido nach Sapporo befördert und dort wieder Stück für Stück aufgebaut. Andere Gebäude waren nachgebaut. Die Ausstellung zeigte diverse Gebäude, vom Bauernhof über den Lebensmittelhändler, Schlittenmacher, Barbershop bis hin zur kleinen Polizeistation. Die mit Puppen nachgestellten Szenen in den Gebäuden zeigen eindrücklich wie die Japaner dazumal in Hokkaido lebten und die Insel als Kolonialmacht besiedelten.
    Neben dem kulturellen Exkurs nutzen wir die Zeit um unsere Kleider zu waschen, obwohl diese danach weder sauber waren noch besser rochen. Zum Trocknen mussten wir zusätzlich das ganze Zimmer mit unseren Kleidern ausschmücken. Ausserdem hatten wir noch keinen Plan für unsere weitere Reise und so prüften wir Zugverbindungen, suchten Sehenswürdigkeiten und buchten Unterkünfte. Ebenfalls erhielten wir einige erste kulinarische Einblicke in die japanische Küche. Da wir auf den Campingplätzen stets selbst kochten, genossen wir während 10 Tagen mehrheitlich europäisch/schweizerische Küche mit Älplermagaronen, Pasta, Pizza etc. In Sapporo lernten wir in einer kleinen Spelunke mit ca. 12 Sitzplätzen das japanische Gericht Okonomiyaki kennen. Okonomiyaki ist eine Art Pfannkuchen mit Weisskohl als Grundzutat und weiteren Zutaten wie Käse, Speck, Pilze die je nach Wahl ergänzt werden können. Das Ganze wird mit einer Art Bindebrühe aus Mehl, Wasser und Ei vermischt und anschliessend auf einer grossen Grillplatte gebraten. Zum Abschluss wird der Pfannkuchen noch mit Teriyaki Sauce bestrichen und nach belieben garniert. Die Spelunke, in der wir Bekanntschaft mit dem Gericht machten, wurde von einem älteren Herrn alleine geführt. Er kümmerte sich um die Gäste, das Kochen, das Einkassieren und den Abwasch – sozusagen eine one man show. Im Gespräch mit einem Gast erfuhren wir, dass der Wirt dieses Lokal schon seit Jahren allein führe und sozusagen eine lebende Legende sei. Vor allem bei den Studenten aus der Uni von nebenan ist die Spelunke beliebt. Eine junge Dame, die einst im Lokal arbeitete, sei zwar ein Magnet für junge männliche Studenten gewesen. Da sie jedoch ständig falsch einkassierte hätte der Wirt ihr nach wenigen Monaten wieder gekündigt und dann den Laden wieder selbst geschmissen. Obwohl man in der Spelunke Schulter an Schulter sass und der Tisch aus einem langen Tresen bestand, an welchem ebenfalls die Okonomiyaki zubereitet wurde, fühlten wir uns sehr wohl. Die einheimischen Gäste und der Wirt, der kaum Englisch sprach, waren sehr offen und freundlich. Neben Okonomiyaki gönnten wir uns in Sapporo noch eine Udon Nudelsuppe. Am 29. September holten wir auf die Schnelle noch ein Sandwich aus einem Subway, bevor wir uns auf eine fast 12 stündige Fahrt zum Nikko Nationalpark aufmachten, der ca. 700 km südlich von Sapporo liegt. Um bei diesem kulinarischen Tiefpunkt wenigstens ein bisschen der japanischen Küche zu frönen bestellten wir unsere Sandwiches mit Teriyaki Sauce.
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  • Day 56–65

    Hokkaido Asahidake/Rishiri/Shiritoko

    September 17, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 22 °C

    Bei unserer Reise durch Hokkaido mit dem Toyota «Tank» alias Legoauto bestaunten wir die sattgrünen Weiden, Berglandschaften, Agrarflächen und karge Küstenabschnitte. Die Weiten der Insel gepaart mit der spärlichen Besiedlung erinnerten ein wenig an Landschaften wie man sie aus Kanada oder Russland kennt. Ein wenig Heimatgefühl kam ebenfalls auf wenn wir imposante Berge wie den Asahidake oder Mt Rausu bestiegen, mit dem geringfügeigen Unterschied, dass bei uns die Berge nicht nach Schwefel riechen und auch keine Dampfwolken oder heisse Quellen aus Geysiren am Berg aufsteigen. Wir verbrachten die meiste Zeit in der Natur, so auf Bergen und Vulkanen, auf farbenfrohen Farmen, in Nationalparks umgeben von Rehen und Bären oder einfach beim Geniessen der Sonne auf einem der vielen Campingplätze.
    Die gesamten 10 Tage, die wir in Hokkaido mit dem Toyota unterwegs waren nächtigten wir auf verschiedenen Campingplätzen. Uns überraschte, wie ausserordentlich gut all diese Plätze gepflegt waren und welche Infrastruktur man oft gratis oder zu extrem fairen Preisen erhielt. So bezahlten wir zusammen nie mehr als 10 Franken für eine Übernachtung auf einem Campingplatz mit dem Zelt und inklusive Parkplatz. Sogar auf den Campingplätzen die gratis waren gab es auf jeden Fall eine gepflegte Toilette, ein Spülbecken für den Abwasch, fliessend Trinkwasser sowie auf den Millimeter genaue, einheitlich geschnittene Rasenflächen. Mein persönlicher Lieblingscamping war der Sato at the Shinzen Yamabe Park sun in der Nähe von Furano ca. 1 Stunde vom Asahidake, dem höchsten Berg auf Hokkaido entfernt. Dieser war super gepflegt, etwas abgelegen auf einer Anhöhe, umgeben von wunderschöner Berglandschaft und dennoch gratis. Aber auch der Rausu-Onsen Campground am Fusse des Mount Rausu, welcher gleich neben einem frei zugänglichen, von einheimischen betriebenen Onsen (jap. Für heisse Quelle) liegt, hat uns sehr gefallen. Jede Parzelle war mit einer eigenen Grillstelle ausgestattet, was uns dazu einlud über dem Feuer eine Pizza zu backen.
    Was wir auf den Campingplätzen jedoch vermissten, waren die Duschen. Stattdessen gab es meist im Umkreis von wenigen 100 Metern irgendeinen Onsen, also eine heisse Quelle, in der man sich waschen und entspannen konnte. Auch wenn die heisse Quelle kaum mehr als ein 5 Kubikmeter Becken war mit einem daumendicken Schlauch aus dem heisses Wasser sprudelte, waren in allen Onsen Männer und Frauen stets streng getrennt. In diese Onsen begab man sich immer komplett entkleidet. Doch auch wenn alle im Becken dasselbe Geschlecht haben, fühlt man sich als einziger Ausländer doch nicht immer ganz geschmeidig umgeben von nackten Japanern jeglichen Alters-, Hygiene- und Behaarungsklasse.
    Zu den besonderen Erlebnissen auf Hokkaido zählt sicherlich die Besteigung des 2291 Meter hohen Asahidake, des höchsten Berges auf der Insel. Der Berg besticht mit seiner atemberaubenden Schönheit, wobei qualmende Geysire dem Bild einen leicht mystischen Touch geben. Als wir den Berg bestiegen, leuchtete die Natur in kräftigen Farben obwohl teilweise dicke Nebelschwaden über die Kreten hinwegzogen. Auf dem Rundweg gab es ebenfalls eine offene, natürliche heisse Quelle, die zum Baden der Füsse einlud. Ein weiteres Highlight war die Insel Rishiri, eine kleine Insel nördlich von Hokkaido, welche nur mit der Fähre ab Wakkanai oder via Flugzueg zu erreichen war. Auf der Überfahrt mit der Fähre war es extrem windig und meterhohe Wellen schlugen gegen den Bug, was das Schiff stark zum Schaukeln brachte. Die Insel beherbergte einen 1721 Meter hohen Berg, namens, wer hätte es gedacht, Mount Rishiri. Natürlich war es für uns fast schon eine Pflicht diesen Berg ebenfalls zu besteigen, doch anstelle einer atemberaubenden Aussicht erwartete uns ein relativ strenger und steiler Aufstieg mit viel Nebel. Auf dem Gipfel angekommen, fanden wir einen kleinen Schrein (meist eine kleine hausähnliche Konstruktion zur Anbetung japanischer Gottheiten) vor. Dieser war beladen mit Gaben, Münzen und sogar Schiffsschrauben. Zu unserer Überraschung sprach uns ein Einheimischer auf dem Gipfel an und bot uns völlig unerwartet ein paar mit Schokolade überzogene Mandeln an. Die Mandeln schmeckten so lecker, dass wir auf unserer restlichen Reise durch Japan keine Gelegenheit ausliessen, eine Packung dieser Mandeln zu kaufen und meist noch am selben Tag zu verschlingen. Wir verbrachten insgesamt zwei Nächte auf Rishiri, welche besonders kalt waren. Bei guter Sicht konnte man von hier aus sogar die ersten Inselgruppen der Kurilen (Russland) erkennen.
    Neben dem Asahidake und Rishiri vermochte vor allem der Nationalpark Shiritoko uns zu beeindrucken. Diese Landzunge am nordöstlichen Ende von Hokkaido beherbergt eine atemberaubende Natur. Die Landzunge ist in den Wintermonaten und im Frühling umgeben von Packeis, welches sich im Ochotskischen Meer löst. Je nach Jahreszeit sind in dieser Region ebenfalls Wale zu beobachten. Auf meinem Trailrun durch den Nationalpark, mit teilweise gut überwucherten Pfaden traf ich kaum Menschen an, dafür mehrere dutzend Rehe sowie einen Braunbären. Am Ende meines Laufs traf ich auf eine Schulklasse, welche ebenfalls in den Wäldern unterwegs war. Die Lehrer und Kinder suchten das Gespräch mit mir und luden mich ein, ein Stück mit Ihnen den Weg zurück zum Ausgangspunkt meines Laufs zu fahren. Schon wieder wurde ich Zeuge der unglaublichen Gastfreundschaft in Japan und im speziellen in Hokkaido.
    Auf unseren Wanderungen trafen wir oft auf ältere Japaner. Nicht selten waren diese ziemlich fit und kragselten in beeindruckendem Tempo die schotterbeladenen Berghänge hoch. Ebenfalls konnte man die meisten Einheimischen bereits auf mehrere Hundert Meter hören, da sie meist eine kleine Glocke mit sich trugen. Anfangs belustigte mich dies, da es mir vorkam, als würde eine Schafherde herumirren. Als ich dann in Shiritoko meinen Trailrun startete, war es dann aber nicht mehr so lustig. Auf einer Tafel vor dem Wanderweg wurde man dazu aufgefordert eine Glocke mit sich zu tragen, um sich vor den Bären zu schützen. Ein Parkwächter, der aussah, wie ein Shaolin Mönch in Trekking Kleidern beäugte mich mit scharfem Blick, als ich mich auf den Weg begab obwohl ich kein Glöckli bei mir trug. Vielleicht war es dieser scharfe Blick, der mich dazu antrieb, gleich von Beginn weg in hohem Tempo den Berg hochzurennen.
    Ansonsten trafen wir in Hokkaido immer auf sehr nette und offene Menschen, die bereitwillig mit uns das Gespräch suchten. Auch wenn es oftmals kleinere und grössere Sprachbarrieren gab, war es immer ausserordentlich schön sich mit den Einheimischen auszutauschen. Oft waren es ältere Menschen, die kaum ein Wort Englisch sprachen, die uns jedoch mit ihren netten Gesten das Gefühl gaben dass wir in Hokkaido Willkommen waren.
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  • Day 55–56

    Hokkaido - Shin Chitose

    September 16, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 25 °C

    Nachdem wir 10 Tage die Küsten von Maumere besegelten, Komodo besuchten und noch ein paar Tage am Strand verbrachten, war es für uns am 15. September Zeit wieder den Rucksack zu packen. Mit der taiwanesischen EVA Air flogen wir mit einem Stop-over in Taipeh nach Sapporo in Japan. Bekannt als Wintersportort ist Sapporo die Hauptstadt der nördlichsten Insel Hokkaido, welches gleichzeitig eine eigene Präfektur bildet.
    Doch bereits am Check-in gab es die ersten Probleme. Die Dame am Schalter fragte nach unseren Ausreisetickets ab Japan. Obwohl wir mehrmals im Internet recherchiert hatten und uns sicher waren, dass wir mit dem Schweizer Pass kein Ausreiseticket benötigten, schien die Lage für das Personal der Airline nicht ganz so klar zu sein. Wir beharrten auf unserer instabilen Faktenlage, gestützt auf Blogs und Reiseberichten und erhielten schliesslich einen Zettel zum unterschreiben, welcher bestätigte, dass die Airline von jeder Verantwortung und Haftung befreit wäre falls wir in Japan Probleme mit der Grenzkontrolle erhalten würden. Da kann man ja ganz beruhigt ins Flugzeug steigen. Auf dem Weg zum Gate liefen die Recherche Arbeiten nochmals auf Hochtouren und wir entschlossen uns auf Nummer sicher zu gehen. Noch bevor wir ins Flugzeug stiegen waren wir stolze Besitzer von zwei Fahrkarten für eine Überfahrt mit der Fähre von Shimonoseki (Japan) nach Busan (Südkorea). So landeten wir am späten Nachmittag des 16. September unbeschwert in Shin Chitose Airport, ca. 40 km südöstlich von Sapporo. Bei der Ankunft in Japan fragte aber schliesslich niemand ob und wann wir wieder ausreisen möchten - ich finde dies hätte auch nicht wirklich zur japanischen Gastfreundschaft gepasst.

    Wie immer hatten wir bereits nach der Landung ein streng durchgetaktetes Programm. Da die Übernachtungen an diesem Wochenende in Sapporo horrend teuer waren entschieden wir uns, direkt nach unserer Ankunft ein Fahrzeug zu mieten und die erste Nacht nach unserer Ankunft auf einem Campingplatz östlich von Chitose zu verbringen. Der Mietwagen war bereits bestellt und musste nur noch abgeholt werden.

    Das Problem war jedoch, dass der internationale Führerschein der in der Schweiz ausgestellt wird in Japan keine Gültigkeit besitzt. Daher muss man beim Japanischen Mobilitätsverband für ca. 75 Franken eine amtliche Übersetzung des Ausweises beantragen. Diese Übersetzung kann man anschliessend mit einem Code bei einem 7/11 Shop (eine Mini-Market Kette aus den USA welche in Asien weit verbreitet ist) ausdrucken. Somit suchten wir nach unserer Ankunft eifrig nach einem 7/11 um diese Übersetzung auszudrucken.

    Anstelle eines 7/11 fanden wir einen Informationsstand unserer Autovermietung. Also fragten wir den jungen Herrn an der Auskunft, wo wir am schnellsten diese Übersetzung ausdrucken konnten. Wir zeigten ihm die Buchung für das Fahrzeug sowie die Bestätigungsmail mit dem Code für die Übersetzung. Der Herr nickte und zeigte auf einen Ausgang von wo ein Shuttleservice die Leute vom Flughafen zur Autovermietung brachte. Wir versuchten dem Herrn nochmals klar zu machen, dass wir zuerst die Übersetzung ausdrucken mussten und nicht direkt zur Vermietung fahren könnten. Uns wurde jedoch nach mehrmaligem hin- und her versichert, dass dies nicht nötig sei und wir mit dem international Führerschein, welchen ich ebenfalls vorlegte, unser Fahrzeug entgegennehmen könnten. So sprangen wir etwas verunsichert auf den Shuttle auf und fuhren zur Vermietung.

    Nach 15 Minuten fahrt fanden wir uns wieder auf einem grossen Feld mit mehreren Autovermietungen mit hunderten Fahrzeugen. Der Shuttle brachte uns direkt zur Vermietung Nippon-rent-a-car, wo wir sogleich ein Ticket mit einer Nummer für die Warteschlange zogen. Bereits nach etwa 5 Minuten wurde unsere Nummer aufgerufen und wir begaben uns an einen Schalter mit einem älteren Herren. Als dieser bemerkte, dass wir kein japanisch sprachen rief er kurzerhand einen jüngeren Kollegen, welcher dann unsere Dokumente beäugte. Er schaute unsere Buchung an, druckte einige Dokumente und holte bereits den Schlüssel für unser Fahrzeug. Und dann kam die Frage nach der japanischen Übersetzung für meinen Führerschein.

    Leicht entrüstet versuchte ich ihm zu erklären, dass wir das Dokument im 7/11 ausdrucken müssen und dass sein Kollege im Flughafen meinte die Übersetzung sei nicht nötig. Der junge Herr der Vermietung entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, beharrte jedoch auf der Übersetzung. Ohne diese könne er kein Fahrzeug ausgeben. Er bot uns an für 3'500 Yen, also ungefähr 20 Franken ein Taxi zu rufen, welches mich zum nächsten 7/11 und wieder zurück bringt. Das war alles nicht so ganz nach unserem Plan; wir rechneten nicht damit dass das Drucken dieser Übersetzung so umständlich werden würde. Ich überlegte mir noch kurz zum nächsten 7/11 zu rennen sollte um zur Übersetzung zu gelangen. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit sowie der Vorstellung im Anschluss ohne Dusche einzukaufen und draussen zu campieren entschied ich mich dann für das Taxi - ja, zugegeben ich bin ein ziemliches Weichei geworden. So wurde ich 10 Minuten später von einem schwarzen Toyota direkt vor der Autovermietung abgeholt. Die Tür des Toyotas öffnete sich automatisch. Drin erwartete mich ein älterer Chauffeur der mit weissen Handschuhen und in steifer, aufrechter Position das Steuer umfasste. Das Setting fühlte sich an als wäre ich Ehrengast im Hotel Palace in St. Moritz, einzig das Glas Champagner fehlte noch.

    Im 7/11 angekommen rannte ich gleich in den Shop zum Drucker, denn Zeit ist Geld, vor allem wenn der Taxameter läuft. Doch da kam schon die nächste Hürde, denn der Drucker nahm nur Aufträge gegen Bargeld, respektive Münzen an. Gerade erst in Japan gelandet hatten wir doch noch kein Bargeld bezogen und erst recht keine Münzen! Vor allem kann man sonst in diesen Shops alles mit Karte bezahlen. Ebenfalls hätte ich mir gut vorstellen können, dass man sich gerade in Japan gut auch ohne Bargeld durchschlagen könnte. Doch da stand ich vor einem Drucker ohne einen roten Rappen und einem Taxameter im Nacken.

    Ich erkundigte mich beim nächsten Mitarbeiter ob es keine Möglichkeit gäbe mit Karte zu bezahlen; dieser verneinte und holte seinen Vorgesetzten. Der Vorgesetzte kam, fragte mich was ich denn drucken wolle. Ich erwiderte, dass ich zwei Seiten für eine Übersetzung des Führerscheins benötigte. Darauf hin zückte er sein Portemonnaie, grübelte eine Münze hervor, warf sie in den Drucker und sagte zu mir "geht aufs Haus".

    Diese äusserst hilfsbereite Geste von einem komplett Fremden versetzte mich ins Staunen und es würde nicht das letzte Mal sein, dass die japanischen Gastfreundschaft einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde.

    Zurück bei der Autovermietung - das Taxi konnte ich dann zum Glück mit der Karte bezahlen - konnten wir schliesslich unser Fahrzeug entgegennehmen. Der Vermieter teilte uns mit, dass er extra ein leicht grösseres Auto für uns bereitstellen liess, als er sah wie gross wir waren. Und so machten wir Bekanntschaft mit unserem Toyota Tank - ein Legoauto in Lebensgrösse. Diese Art von Fahrzeug sieht man in Europa kaum und ich würde das gute Stück auch nicht gerade als Augenweide bezeichnen. In Japan hingegen schien dieses Modell sehr beliebt zu sein, wobei es von allen bekannten lokalen Marken fast identische Varianten des Fahrzeugs gab. Den Namen "Tank" welcher Toyota dem Fahrzeug gab, ist etwas gar übertrieben. Da hat Honda mit "N-Box" schon eher den Nagel auf den Kopf getroffen, denn auf vier Miniatur-Rädern steht eine Karosserie nach Vorbild von einer Schuhschachtel mit Fenstern. Allerdings muss man sagen, dass das Legoauto (in unseren Augen immer noch der passendste Name) äusserst geräumig und die Sicht dank der hohen Fenster grossartig war.

    Somit düsten wir mit unserem Legoauto ab in die Stadt zum nächsten Supermarkt um einen Grossteil der Verpflegung für die nächsten 10 Tage einzukaufen. Da wir vor allem auf Campingplätzen und etwas abseits der grösseren Siedlungsgebiete unterwegs sein würden erachteten wir es als sinnvoll gleich am Anfang die Nahrungsmittel einzukaufen. Mit einem Menüplan für 10 Tage beluden wir also unseren Einkaufswagen in dem japanischen Supermarkt, was jedoch einfacher klingt als es in Wirklichkeit ist. Wir wissen zwar wie Milch, Käse, Mehl oder Salz aussieht, aber ob jetzt im Tetrapack mit den japanischen Schriftzeichen wirklich Milch drin ist oder der weisse Sack wirklich Mehl enthält ist kaum herauszufinden ohne die Hilfe von Google Translate. Und so verbrachten wir sicherlich eine Stunde damit einigermassen die richtigen Zutaten für unseren Menüplan zusammenzutreiben. Schliesslich an der Kasse angekommen füllten wir zwei grosse Tragetaschen mit unserem Einkauf. Als wir dann unseren Wocheneinkauf bezahlen wollte stellte sich heraus, dass auch dieser Shop nur Bargeld entgegennahm. Ich konnte es kaum glauben - dies hätte ich nun wirklich nicht erwartet dass wir gleich zwei mal an unserem ersten Tag in Japan in Bargeldnot sein würden. Mir blieb nichts anderes übrig als Selina mit den Taschen im Supermarkt zurückzulassen, ins Auto zu hüpfen und in den dunklen Strassen den nächsten Bancomat zu suchen. Der Linksverkehr machte erschwerte die Suche zusätzlich und so kam es vor, dass ich mich nach der einen oder anderen Kreuzung kurz auf der falschen Seite der Strasse wiederfand. Nach einer Viertelstunde erreichte ich einen Lawson (auch eine Art Mini-Markt) welcher ebenfalls einen Bancomat beherbergte. Ich erlöste die Geldmaschine um ein paar Scheine und setzte mich sogleich wieder zurück ins Auto. Zurück beim Supermarkt wurde ich sehnlichst von Selina und dem Kassierer erwartet. Wir bezahlten den Einkauf und machten uns auf in die Stadt um noch kurz eine Schüssel Reis zu verschlingen. Inzwischen war es bereits acht Uhr und wir würden den Camping kaum vor zehn Uhr erreichen. So setzten wir uns in ein Fastfood Restaurant namens Yoshinoya, welches ich bereits von meinem Austauschsemester in Hong Kong kannte. In Yoshinoya erhält man sogenannte beef bowls, also etwas Reis mit Rindfleisch und Zwiebeln. Das offizielle Motto von Yoshinoya lautet "Tasty, low-priced, and quick", wobei ich das Tasty eher ans Ende setzen würde. So genossen wir unser erstes Abendessen in Japan relativ kurz und schmerzlos bevor wir uns zum Camping begaben.

    Nach einer Fahrt von ca. 45 Minuten erreichten wir dann ziemlich gegen 10 Uhr den angepeilten Campingplatz. Der Platz war bereits relativ gut belegt und wir suchten vergeblich nach der Anmeldung. So suchten wir uns ein freies Plätzchen auf der Wiese und packten unser Zelt aus. An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass ich dieses Zelt kurz vor der Abreise bestellt habe da es kompakt und leicht ist während es trotzdem genügend Platz für Selina, mich und die Rucksäcke bot. Ein anderes Zelt welches ich zuvor bestellt und noch getestet habe war leider zu klein. Zum Test des neuen Zelts blieb daher nicht mehr genügend Zeit. Somit war dies der erste Härtetest für das Zelt welches sich fast zwei Monaten in meinem Rucksack versteckte. Ich war immer wieder beeindruckt wie dynamisch sich das Zelt im Rucksack verstauen liess und nun beim auspacken würde sich herausstellen weshalb dies so war. Im Zeltsack befand sich ein Beutel mit Heringen, ein Innenzelt und ein Aussenzelt - aber keine Zeltstangen.

    So standen wir im dunkeln, leicht ermüdet auf einem unbekannten Campingplatz in Japan mit einem unvollständigen Zelt. Jetzt war mir auch klar weshalb das Zelt so leicht und biegsam war. Ohne Zeltstangen ist es auch keine Kunst ein Zelt zu konstruieren welches nur knapp ein Kilo wiegt; die Idee des Herstellers ist, dass man Trekkingstöcke als Zeltstangen verwenden würde. Eine super Sache, wenn man Trekkingstöcke dabei hat. Um das Problem zu lösen begab ich mich in den Wald und suchte nach einigermassen geraden und stabilen Ästen die sich als Stangen umfunktionieren lassen würden. Erstaunlicherweise wurde ich innert wenigen Minuten fündig und hastete mit zwei Holzstöcken zurück zu Selina. Als wir versuchten die Stöcke anzuspitzen und auf die richtige Grösse zurechtzuschneiden kamen zwei junge Japaner auf uns zu. Sie zeigten auf unser Zelt und hielten uns ihr Smartphone entgegen. Via Google Translate boten sie uns ihre Hilfe an. Zudem informierten sie uns, dass wir auf dieser Parzelle wohl nicht unser Zelt aufschlagen dürften. Auf ihrer Wiese, ein paar Meter das Strässchen runter wäre jedoch noch genügend Platz für unser Zelt. Schon wieder überraschte mich die Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Wir nahmen die Hilfe dankend an und begaben uns zusammen zu ihrer Parzelle. Die beiden jungen Herren aus Sapporo verbrachten einen gemütlichen Männerabend auf dem Campingplatz. Da sie kaum Englisch sprachen fand die gesamte Kommunikation via Google Translate statt. Der eine von ihnen war Bauarbeiter, während der andere etwas im Büro arbeitete. Beide waren bereits verheiratet und hatten Kinder, die am nächsten Tag ebenfalls vorbeikommen würden. Nachdem Sie uns beim Aufbau von unserem Zelt unterstützten unterhielten wir uns noch eine Weile mit ihnen. Ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft beeindruckte uns. Obwohl sie fast ausschliesslich japanisch sprachen, scheuten sie sich nicht uns ihre Hilfe anzubieten und sich mit uns zu unterhalten. Für mich definitiv eine prägende Begegnung.

    Auch am nächsten Morgen als wir den Platz wieder räumten boten die beiden uns ihre Hilfe an. Diesmal lehnten wir dankend ab. Wir teilten ihnen mit, dass wir uns aufmachen würden in Richtung Asahidake, dem höchsten Berg auf Hokkaido. Unterwegs würden wir noch Ausschau nach einer SIM Karte und Gaskartuschen für unseren Gaskocher halten. Die beiden meinten jedoch, dass es schwierig werden könnte unterwegs eine SIM Karte zu kaufen. Anstatt uns mit der Information zurückzulassen suchten die beiden jungen Herren unaufgefordert auf ihren Smartphones nach Verkaufsstellen für SIM Karten und telefonierten sogar mit einigen Shops. Nach etwa einer Viertelstunde teilten sie uns mit, dass wir am Besten zurück zum Flughafen gehen würden um die SIM Karte zu besorgen. So viel Hilfsbereitschaft konnte ich mir im Traum nicht vorstellen und wir waren den beiden überaus dankbar für all die Unterstützung. Zum Abschied sagte uns der eine: "If you have any other problem, just ask japanese people. They will help."
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  • Day 49

    Sailing 2 & Komodo

    September 10, 2023 in Indonesia ⋅ ☀️ 30 °C

    In den 9 Tagen auf der Sailing NV reisten wir von Maumere bis nach Komodo und legten dabei über 350km zurück. An der Küste waren oft nur relativ schwache thermische Winde vorhanden, wobei meist etwa ab 10 Uhr Morgens der Seewind einsetzte und ab Mitternacht dann der Landwind. Durch die schwachen Winde waren wir relativ oft auf den Motor angewiesen, welcher unsere Reise mit etwas Vorwärtsfahrt bereicherte. Dieser drückte das Boot mit gemächlichen 4 Knoten (knapp 7km/h) gegen die Wassermassen voran. Da wir auch mit dem Wind kaum viel schneller unterwegs waren, verbrachten wir insgesamt etwa 50 Stunden auf See. Dazu kamen ca. 20 Stunden für das Vorbereiten des Bootes vor jedem Einsatz, sowie Ankern und Anker lichten, was jeweils relativ viel Zeit in Anspruch nahm. Den Rest der Zeit verbrachten wir geankert in wunderschönen Buchten entlang der Küste von Flores und in Komodo.

    Gleich die erste Fahrt auf See hatte es in sich und wir segelten eine ganze Nacht am Stück von Maumere bis nach Riung (ca. 160km). Die Nachtwache im Cockpit des Segelboots war zwar relativ langweilig, dafür war die Stimmung umso schöner. Während das Boot langsam über das Wasser gleitet und gemächlich in den Wellen schaukelt, kann man über einem den Sternenhimmel der Südhemispähre bestaunen. In Riung erwartete uns ein kleiner Nationalpark, welchen wir am ersten Tag auf eigene Faust mit Kayak und SUP versuchten zu erkunden und am zweiten Tag mit einem lokalen Bootsführer, welcher uns auf verschiedene interessante kleine Inseln brachte. Zu den Sehenswürdigkeiten zählte eine Mangroven Wald welcher übersäht war mit tausenden von Flughunden, diverse wunderschöne Schnorchelplätze mit vielen Korallen und Fischen sowie atemberaubende und menschenleere Sandstrände. Obwohl die Inseln vor Riung auch von Land aus gut erreichbar sind, waren kaum andere Touristen in dem Gebiet unterwegs. Am Abend assen wir zusammen im Dörfchen, wobei wir die Hälfte der Zeit nur Kerzenlicht zur Verfügung hatten, weil der Strom ausfiel. Beim Essen herrschte eine leicht angespannte Stimmung, da jedes Gespräch zwischen Timo und Buz drohte in einer handgreiflichen Auseinandersetzung zu enden. Dies passierte glücklicherweise nicht. Kurz vor dem Essen kaufte Buz ein paar Ballone für Nemo, wobei etwa ein Dutzend aufgeblasen wurden und die Hälfte davon innert kurzer Zeit mit einem lauten Knall und unter Jubelrufen von Buz wieder zum zerplatzen gebracht wurden. Wahrscheinlich wollte Timo die Zuneigung von Nemo wieder für sich gewinnen, als er nach dem Nachtessen einen blauen Esel aus Plastik kaufte der etwa doppelt so gross war wie Nemo selbst. Und als wären die Nerven nicht schon genug strapaziert, hatte dieser beschissene Esel noch ein kleines Audiogerät im Kopf welches unablässig eine 5-fach schnellere und völlig verstimmte Version des Songs "Sha la la la la" der Vengaboys abspielte. Scheint als wären Luftballons und ein Gummiesel die intelligentesten Beiträge von Buz und Timo an die Erziehung von Nemo.

    Den 4ten Tag segelten wir ebenfalls durch bis zu einem Ankerplatz an der Insel Sebai. Dort ankerten wir in einer wunderschönen Bucht wo man von Land her keinen Zugang hatte. Am 6ten Tag segelten wir dann weiter bis in den Komodo Nationalpark wo wir zwei Mal an verschiedenen Plätzen ankerten. Im Gegensatz zu den Ankerplätzen entlang der Insel Flores war es im Komodo Nationalpark bereits viel belebter. Es gab 60 Meter lange Luxusyachten (Yachtname "Paraffin"), zig kleinere Boote mit Tauchern und Touristen sowie Resorts auf den Inseln. Trotzdem war es immer noch relativ ruhig und unberührt an den Ankerplätzen die wir besuchten.

    Nach 9 Tagen auf dem Segelboot war es für uns dann Zeit an Land zu gehen und ich würde sagen, dass wir das Boot mit einem lachenden und einem weinenden Auge verliessen ist ziemlich zutreffend. Mit unseren beiden grossen Rucksäcken bei starkem Wellengang brachte uns Timo mit dem kleinen Schlauchboot vom Boot in den Hafen von Labuan Bajo. Beinahe wurde Selina noch zusammen mit Sack und Pack von einer grossen Welle ins Meer geschleudert zum Abschluss unseres Segelabenteuers. Wir genossen eine ausserordentlich eindrucksvolle, abenteuerliche und nicht immer ganz entspannte Zeit auf dem Segelboot. Noch ein letzter Blick und ein letzter Wink zurück an Timo, bevor wir uns aufmachten in ein Hotel mit einem schönen grossen Bett und einer funktionierenden Dusche.

    Während den zwei Tagen die wir noch in Labuan Bajo verbrachten, bevor wir via Bali und Taiwan nach Sapporo in Japan fliegen würden, gaben wir uns nochmals eine volle Dosis Touristenattraktionen und Menschenmassen. Bei einem der unzähligen Anbieter in der belebten Hafenstadt Labuan Bajo, buchten wir eine Speedboot Tour, welche uns im Eiltempo zu den wichtigsten Attraktionen des Komodo Nationalparks beförderte. Und die Tour enttäuschte uns keineswegs. Bereits am Morgen warteten wir zusammen mit etwa 100 weiteren Touristen auf die Zuteilung zu unserem Speedboat. Anschliessend brausten wir eilig übers Meer hin zu diversen Sehenswürdigkeiten. Darunter waren Padar Island - eine Insel mit der perfekten Fotokulisse für möchtegern Influencer, Pink Beach - ein Strand der gar nicht so pink ist wie auf den Werbefotos und Manta Point - ein Riff mit Strömung wo sich 100 Mal so viele Touristen wie Mantas tummeln. Das offizielle Highlight der Tour war jedoch die Insel Komodo wo sich die legendären Komodowarane oder Komododrachen befanden. Diese sind berühmt für ihre unglaublichen Dimensionen mit einer Grösse von bis zu 3 Metern und einem Gewicht von bis zu 70 Kilogramm. Sie fressen alles von Ass über Insekten bis hin zu Säugetieren vom Kaliber eines Wildschweins. Auch schrecken sie nicht davor zurück den eigenen Nachwuchs zu verspeisen, was dazu führt, dass sich die Jungtiere bis zwei Jahre auf den Bäumen vor ihren Eltern verstecken. Somit erwarteten uns auf dieser Insel regelrechte Bestien die sich auch nicht scheuen würden einen Menschen anzuknabbern.

    Die Echsen die wir vorfanden waren tatsächlich riesig und eindrucksvoll aber auch ziemlich träge. Die bedrohliche Kulisse wurde durch die Touristenmenge dann gänzlich vernichtet. Mehrere dutzend Touristen posierten in noch so erdenklich doofen Posen hinter einer Echse die müde auf dem sandigen Boden lag. Als gäbe es eine Pausenplatzschlägerei säumten sich die Touristen in einem Kreis um das Tier. Die Szene kam mir vor wie ein Schwarm lästiger Fliegen der sich um ein altes gebrechliches Pferd tummelt welches keine Chance hat sich zu wehren. Für mich war es befremdend so einen solchen Rummel um ein wild lebendes Tier zu sehen. Mir kam es eher vor wie in einem Streichelzoo für Kleinkinder als wie in einem Nationalpark. Schliesslich hatten wir jedoch nicht viel anderes erwartet von der Speedboat Tour. Und obwohl die Tour nicht gerade unserer Vorstellung von einem tollen und einzigartigen Reiseerlebnis entsprach, waren wir trotzdem froh einige wirklich schöne Plätze sowie wilde Komodowarane und Mantarochen zu sehen, in der kurzen Zeit die uns in Lauban Bajo vergönnt blieb.
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  • Day 40–49

    Sailing 1

    September 1, 2023, Flores Sea ⋅ ☀️ 27 °C

    Am 1. September war es endlich so weit und wir konnten auf das Segelboot, die Sailing NV. Das Boot gehörte einem Italiener namens Timo und seiner Freundin Joanna (Jo). Mit ihrem 2-jährigen Sohn Nemo und einem wenig intelligenten Hund namens Solo segelten sie damit um die halbe Welt, genauer gesagt von Fidji bis ins Mittelmeer. Die Sailing NV ist 66 Fuss (ca. 20 Meter) lang, liegt flach im Wasser, hat einen langen Kiel und einen Masten aus Karbon wodurch sie für hohe Geschwindigkeiten und lange Distanzen geeignet ist. Die Familie baute das Schiff in Fidji während 2 Jahren um und machte es wieder seetüchtig. Um dieses Abenteuer zu finanzieren zapfte die Familie diverse Einnahmequellen an. Jo gab bspw. online Nachhilfe in Mathematik und lud von Zeit zu Zeit einige Videos zum Bootsumbau auf YouTube hoch. Und da waren noch abenteuerlustige, meist junge, unwissende Landeier wie wir, die bereit waren für 35 Dollar pro Kopf & Tag auf dem Boot mitanzupacken.

    Selina und ich waren da jedoch nicht die einzigen Idealisten, die sich von der Segelromantik verleiten liessen. Auf dem Boot trafen wir Abby & Jacob, ein nettes Pärchen aus dem USA, welche insgesamt ca. einen Monat auf dem Schiff verbrachten. Zudem lösten wir einen jungen Belgier ab, der in Maumere blieb. Daher waren meist ca. 7 Leute auf dem Segelboot, was gerade gut auszuhalten war, denn alles war sehr eng und klein. Selina und ich konnten in der Kabine nirgendwo aufrecht stehen. Die Betten waren etwa so breit wie die Economy Sitze bei Easyjet und die Toilette war gleich am Fusse unserer Betten in einem 1m2 Kabäuschen. Alles war sehr kompakt, kein Kubikzentimeter war ungenutzt, was ich in einem Segelboot auch so erwartete. Dass man sich kaum bewegen konnte hatte auch seine Vorteile. So musste man wenigstens nie weit laufen um etwas zum futtern zu holen und dank dem kurzen Weg zur Toilette geht auch bei Durchfall selten was in die Hose.

    Obwohl wir weniger Platz hatten als die durchschnittliche Schweizer Legehenne, war dies für uns kaum ein Problem, ausser vlt. wenn wir in der Küche den Abwasch erledigten. Dann standen wir jeweils krum und gebückt über dem Spühlbecken, wie ein Hund der gerade seinen Allerwertesten leckt. Bei 30 Grad in dem Kombüschen fühlte sich der Abwasch an wie im Schwitzkasten von Mike Thyson. Neben dem Abwasch packten wir an wo es gerade Hilfe brauchte, Segel hissen und einholen, halsen, Deck schrubben, Einkäufe erledigen, Nachtwache halten, alles was man auf einem Segelschiff halt so macht. Von uns wurde jedoch nie erwartet, dass wir in der Küche halfen. Der temperamentvolle italienische Skipper Timo hatte einen äusserst sensiblen Gaumen und war dem Anschein nach allergisch auf Gerichte die nicht al dente waren. Daher liessen wir uns täglich von seinen vorzüglichen Kochkünsten verzaubern die nicht nur geschmaklich sondern auch kalorienmässig in der höchsten Liga spielten.

    Mit der Zeit hatten wir aber etwas genug von Mini Pizzas und Pasta zum Frühstück und wir machten uns selbst ein Müsli mit frischen Früchten, was dem Italo Kopfzerbrechen bereitete: "Gazo, You can not eat Musli, this is not really a meal! Not even my dog eats this shit." Und ja das Wort "Gazo", italienische Vulgärsprache für Penis, gehörte in seinen Aussagen so selbstverständlich dazu wie das Amen in der Kirche. "Gazo, Affangulo, Mamma Mia, Putana" gehörten dabei zu seinem Lieblingsvokabular und fluchen konnte er sogar noch besser als segeln. Nebst den Fluchwörtern kamen nicht selten provokante Aussagen aus seinem Mundwerk. So kam bei ihm so ziemlich alles unter die Räder vom Klimawandel über Schwule und Juden bis hin zu seiner Freundin Jo. Die einzigen Dinge die ihm heilig schienen, waren seine Eltern und der Hund "Solo".

    Der Hund war für den Italo das Grösste. Er durfte sitzen, liegen und kacken wo er wollte und bekam auch immer etwas Pasta von Papa Timo. Zudem irrte er ständig auf dem Schiff umher und bellte alles an was im Umkreis von 100 Metern zum Schiff war. Natürlich gehört ein Hund schon gar nicht auf ein Segelboot. Wenn er dann noch kaum eine Erziehung geniesst wird er zur Plage. So musste man bei der Arbeit auf Deck darauf achten dass man nicht auf dem Hundekot ausrutschte. Die Seile mit denen man arbeitete waren mit Hundepisse beträufelt. Beim Essen musste man aufpassen, dass der Teller nicht zum Futternapf wird oder, dass der Hund mit seinem wedelnden Schwanz nicht den Tisch abräumt. Neben dem Hund strauchelte dann noch der zweijährige Nemo umher der, wie in diesem Alter üblich, alles begrabschte und in den Mund nahm. Die Kombination aus Hund, Kleinkind und Platzmangel kratzten schon arg an meiner hygienischen Tolleranzgrenze.

    Hinzu kam, dass das Boot auch sonst relativ chaotisch war. Da die Familie mehr oder weniger ihr Hab und Gut transportierte, war es ziemlich voll. Ständig musste man Material suchen, und wenn man es gefunden hatte war es kaputt oder nicht mehr zu gebrauchen. Es fühlte sich an als wäre das Boot mit den Errungenschaften von einem Räumungsverkauf beim Brokenhaus ausgestattet worden. Leider war auch das Segelboot selbst nicht gerade ein Meisterstück Deutscher Ingenieurskunst, sondern eher eine bunte Auswahl an Ersatzteilen die mit Müh und Not zusammengebastelt wurden. Eines der Segel war gerissen und das Hauptsegel konnte man nur noch zu 3/4 hissen. Beim ankern musste man so vorsichtig sein als würde man auf einer Vespa mit einer 90-jährigen italienischen Grossmutter über den Gotthard fahren und der Motor streikte etwa ähnlich oft wie die Bahnarbeiter in Frankreich.

    Das alles war leider etwas Schade und verlieh einen etwas schäbigen Eindruck. Ich verstehe dass segeln ein sehr teures Hobby ist und die richtigen Ersatzteile sehr viel kosten. Aber vielleicht war die Herausforderung mit Kind, Hund, einer bunt gemischten Crew und einem Segelboot aus dem Bastelkatalog doch etwas zu viel für das Pärchen.

    An dieser Stelle möchte ich jedoch auch noch ein paar positive Worte zur Sailing NV verlieren. Timo war trotz allem ein extrem kompetenter Skipper und guter Koch, auch wenn die Küche nachher jeweils aussah wie ein Schlachtfeld. Er wusste immer eine Lösung, manövrierte souverän und konnte alles reparieren. Auch seine Fähigkeiten als Segler sind unbestritten und beeindruckend sowie seine Fitness und seine charismatische Art. Jo war immer sehr bemüht um das wohlergehen aller an Board und nahm auch Rückschläge oder Anschuldigungen von Timo mit stoischer contenence. Und auch der mühsame Hund war ganz angenehm wenn er schlief. Und schliesslich brachte die Familie uns sicher ans Ziel und konnte unsere Reise um eine wunderbare und einzigartige Erfahrung bereichern.
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  • Day 36

    Makassar - Flores / Maumere

    August 28, 2023 in Indonesia ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Reisepläne bis und mit Bira waren für uns bereits in der Schweiz relativ fix. Ebenfalls stand fest, dass wir nach 30 Tagen Indonesien visabedingt wieder verlassen würden. Für die Zeit nach Bira überlegten wir uns die Nordküste der Inseln Flores bis Java mit einem Segelschiff zu bereisen. Wir waren schon längere Zeit in Kontakt mit einer Familie die von Fidji bis nach Italien segelt und kurz vor unserer Abreise nach Bira wurde klar dass wir in Flores auf das Schiff aufspringen könnten. Die Idee war ab dem 28. August 10 - 14 Tage auf dem Schiff von Maumere bis Komodo zu reisen. Die Freude, dass wir auf das Schiff konnten und dass alles so nahtlos klappen würde war riesig.

    So fuhren wir am 27. August von Bira wieder zurück nach Makassar, wo wir eine Nacht in einem richtig schäbigen Motel nahe beim Flughafen verbrachten um am nächsten Tag nach Maumere zu fliegen. Wir überlegten uns auch eine Fähre zu nehmen, welche in etwas mehr als 24h die Floressee überquert. Da die wöchentliche Fähre jedoch erst am 30. August in Maumere ankam wären wir zu spät in Maumere für das Segelschiff.

    Im islamisch geprägten Makassar passierte nicht viel spektakuläres. Wir waren in einem Einkaufszentrum wo Selina in ihren kurzen Hosen eine Zuschauerquote erzielte von welcher die meisten SRF Sendungen nur träumen können. Paradoxerweise war die Fassade des Einkaufzentrums mit mehr Engeln dekoriert als der Petersdom in Rom. Und im Kaffee welchen ich mir im Flughafen gönnte, entpupte sich der vermeintliche Kaffeesatz der sich an meinen Lippen staute als Kakerlake die sich zuvor in der Brühe ertränkte. Den Würgereiz welcher dieser High Protein Kaffee auslöste erreiche ich sonst nur mit Tequilla Shots.

    So ging es dann mit einem etwas flauen Magen ab ins Flugzeug, ein Propellerflieger mit Platz für ca. 70 Passagiere der uns von Makassar nach Maumere brachte. In Maumere landeten wir auf einem kleinen familiären Flugplatz namens "Frans Seda". Es gab nur eine Start- und Landebahn, weder Einreise- noch Zollkobtrolle und vom Flugzeug zur Gepäckausgabe waren es 20 Meter. Bei der Gepäckausgabe wurde man vom Haupteingang her bereits von Taxifahrern umworben und ich würde mich nicht wundern wenn das Rollband fürs Gepäck mit einer Handkurbel betrieben wurde. Da unser Hotel nur 2 km vom Flughafen entfernt lag, entschieden wir uns zu Fuss dorthin zu gehen, wobei wir auf dem Weg ständig mit "Hello Mister" angesprochen wurden. Die Leute waren sehr herzlich und die Strassen relativ sauber. Alles in allem ein angenehmes kleines Städtchen um ein bis zwei Nächte zu warten bis uns das Segelschiff aufgabeln würde.
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  • Day 35

    Bira

    August 27, 2023 in Indonesia ⋅ ☀️ 29 °C

    Am Morgen nach unserer Ankunft in Bira realisierten wir, an welch traumhaften Flecken Erden wir angelangt sind. Durch die Palmen vor unserem Bungalow sahen wir auf einen türkisblauen Sandstrand und dahinter das weite dunkelblaue Meer.

    Die Bungalow Anlage von Bara Coco war erstklassig. Wir übernachteten 10 Nächte in einem der 6 Bungalows zum Preis von ca. CHF 16 pro Nacht & Person inklusive Fühstück. Die Anlage war ruhig, relativ abgelegen (1km zum Tauchcenter und 2.5km zum Mini Market). Das Personal sprach zwar nur "little, little" Englisch, war aber äusserst zuvorkommend und hilfsbereit.

    Bett 10/10, Dusche 9/10, Klimaanlage 8/10, Aussicht 10/10, Lage 8/10, Frühstück 8/10, Personal 10/10.
    Banana Milkshake Rating 10/10

    Wir verbrachten unsere Zeit in Bira vor allem mit Tauchen. Neben den Fischen gab es auch nicht so viel zu sehen; ein traditionelles Bootbauunternehmen und das felsige Südkap waren bereits die Highlights an Land. Unsere Tauchgänge machten wir beim Tauchcenter von Blue Planet, wobei es sich um eine Kombination aus Tauchschule und Ocean Research Center handelte. Wir wurden zwar nie richtig schlau daraus, was genau die Funktion der Hobbybiologen vom Research Center war. Denn in ihrem schlabberhosen Look sahen sie eher aus wie die Höhlen Hippies von La Gomera und nebst Fischchen zählen brillierten sie vor allem im Bierchen kippen. Doch die Atmosphäre war gut und die Leute waren umgänglich.

    Die Unterwasserwelt war atemberaubend, in nur einem Tauchgang konnte man riesige Thunfische, Riffhaie und fast ein dutzend Schildkröten beobachten. Auch sonst war die Unterwasserwelt in sehr gutem Zustand und es hatte viele Fische und sehr schöne Korallen. Dies obwohl einige lokale Fischer höchst fragwürdige Fangmethoden praktizierten. So erzählten unsere Tauchguides dass immer wieder Dynamit oder Phosphor eingesetzt würde um die armen Fischchen zu sprengen oder zu vergiften. Wie gut dann ein solcher Spreng-Fisch schmeckt ist eine andere Frage.

    Gemäss den Erzählungen unserer Dive Guides lässt sich leider nicht viel dagegen unternehmen, da die entsprechenden Fischer entweder Teil eines Clans sind oder verwandt mit den lokalen Behörden. Würde man als Taucher das Fischernetz im Naturschutzgebiet durchschneiden, könnte es durchaus sein dass die nächste Runde Dynamitfischen in der Tauchbasis stattfinden würde. Derselbe Filz, oder sogar die Polizei selber, betreibt Karaoke Bars am Rande des Dorfs in welchen illegal Prostitution angeboten wird.

    Auch ganz interessant in dieser Hinsicht war eine Erzählung des Besitzers unserer Bungalow Anlage, ein Belgier namens Jan. Er erklärte dass die Regierung einst eine Wasserleitung zu seinen Bungalows errichtete. Da dies jedoch nicht im Interesse der lokalen Wasserversorgungsunternehmer war, welche täglich mit Pick-ups und Wassertanks die Bungalows belieferten, schnitten diese kurzerhand die Leitung durch um ihr Geschäftsmodell am Leben zu erhalten. Damit das Wasser trotzdem sicher zu den Bungalows kommt, wurde dann wenigstens die Strassen asphaltiert. Diese paradoxe Infrastrukturentwicklung kam mir aber relativ gelegen, denn so konnte ich endlich wiedermal einige gute Joggingrunden absolviere. ☺

    Wir genossen unsere 10 Tage in Bira ausserordentlich, das Einzige was etwas störte waren die einheimischen Stadtbewohner die über das Wochenende den Strand heimsuchten. Bereits um 7 Uhr morgens wurden wir von fürchterlichem Karaoke Gesang geweckt. Später, ab 10 Uhr ging es für die meist jugendlichen Gäste weiter ab aufs Banana Boot. Sie hüpften auf dem Gummischlauch über das Wasser und kicherten dabei in einer Tonlage als hätten sie die Lungen voll Helium. Mir kam es jeweils vor als hätte man eine Horde Minions am Strand ausgeladen - immerhin waren sie immer friedlich und gut gelaunt. Was aber am meisten auf den Wecker ging war, dass man ständig gedrängt wurde für eine Fotosession mit den Einheimischen zu posieren und wenn man ablehnte wurde man einfach heimlich abgelichtet. Dies führte dazu dass wir am Wochenende kaum Zeit am Strand verbrachten. Ansonsten war unsere Zeit in Bira wirklich traumhaft.
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