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  • Day 102–107

    Ninh binh, Pu Luong, Mai Chau, Moc Chau

    November 2, 2023 in Vietnam ⋅ ☀️ 29 °C

    Nachdem wir in Hanoi ein paar Tage Stadtluft schnupperten, also ein Duftgemisch aus Fritteusenöl, Fischmarkt und Abgasen mit einer verschwindend zarten Note von blühenden Stadtparkpflanzen und Röstkaffee, war es Zeit das ländliche Nordvietnam zu erkunden. Dazu mieteten wir uns kurzerhand ein kleines Motorrad bei einer der unzähligen Mietstationen mitten in der Stadt Hanoi. Für nur CHF 36.- mieteten wir einen geländetauglichen Honda Scooter für 5 Tage inklusive Gepäckträger und zwei Helmen, die wohl mehr das Gefühl von Sicherheit als wirklichen Schutz boten. Unsere Route führte uns von den malerischen Canyons und Tempel von Ninh Binh, über die Passstrassen der atemberaubenden Berglandschaft in Pu Luong weiter in die Reisfelder von Mai Chau bis zu den riesigen Höhlen und Teefelder von Moc Chau. Es war ziemlich viel Programm für nur 5 Tage wobei wir wohl über 600 Kilometer zurücklegten. Doch konnten wir noch selten zuvor auf unserer Reise innert so kurzer Zeit so vieles erleben und eine so diverse Landschaft entdecken.

    An unserem ersten Tag auf diesem Roadtrip legten wir gleich knapp 100 Kilometer zwischen Hanoi und Ninh Binh zurück. Wir bewegten uns auf der Hauptverkehrsachse zwischen Nord- & Südvietnam die entsprechend gut befahren war. Nach knapp 2 Stunden Fahrt erreichten wir das Ziel, unsere Gesichter wie ein Kaminfeger, dank der Abgase und Feinstaub welche uns auf dem Motorrad in die Fresse gewirbelt wurden.

    Beim Homestay angekommen, deponierten wir unseren Rucksack und gönnten uns zuerst für knapp 2 Franken ein kleines Nudelgericht. Danach erkundeten wir auf dem Motorrad die Kalkstein Canyons in Ninh Binh. Wir folgten der Trang An Strasse, die sich entlang des Song Sao Khe Rivers durch die imposanten mit Bäumen und Kletterpflanzen überwucherten Felsformationen schlängelte. Auf dem Weg entdeckten wir einen verlassenen und völlig überwucherten alten Tempel, den wir in der Abendsonne gemütlich durchschlenderten. Es herrschte eine angenehm entspannte Atmosphäre auf unserer gesamten Erkundungstour durch die Felsen von Ninh Binh, wobei es kaum Touristen hatte.

    Nur einzelne lokale Grillrestaurants am Strassenrand passten nicht so ganz in die liebliche Idylle. Die Lokale präsentierten jeweils ein gebratenes Lamm auf einem Holztisch und stellten es so aus, als würde es gemütlich da liegen und auf die Strasse schauen. Wenn man von einem toten, grillierten Lamm angestarrt wird, kommen gemischte Gefühle auf, wobei Appetit definitiv nicht dabei war. Kurz bevor die Sonne unterging, stiegen wir in der Ortschaft Huang Mua noch einen Hügel hoch zu einer Pagode, von wo man eine beeindruckende Aussicht über die Kalkstein Canyons hatte. Hier drängten sich bereits wieder mehr Touristen den Berg hinauf und beim Zugang zum Berg wurde auch eine kleine Gebühr erhoben. Dies konnte die Stimmung jedoch nicht trüben und wir genossen bei der Aussicht, wie die letzten Sonnenstrahle über unsere Haut kitzelten.

    Am nächsten Tag zogen wir relativ früh los um auf Umwegen in die Berge von Pu Luong zu fahren. Auf dem rund 160 Kilometer langen Weg machten wir noch einen Abstecher in den Cuc Phuong National Park. Dort gab es eine lange Strasse die circa 20 Kilometer tief in den Dschungel hineinführte. Unterwegs gab es diverse Möglichkeiten um von der Strasse aus eine Wanderung zu unternehmen, wobei man entweder auf einen Hügel, zu einer Höhle oder zu einem uralten riesigen Baum gelangen konnte. Wir entschieden uns für letzteres und begaben uns auf einem schmalen rutschigen Pfad etwa 20 Minuten ins Dickicht des Dschungels. Die Luft war feucht und man fühlte sich wie in einem Dampfbad, während kleine Mücken, Motten und Falter lästig um einen herumschwirbelten. Der Baum der am Ende der Wanderung auf uns wartete war mächtig und imposant. Durch das Dickicht der Bäume rundherum konnte man nicht wirklich erkennen, wie hoch der hölzerne Riese war, jedoch konnte man es erahnen, wenn ein ca. 50 Meter langer Rundweg um das Wurzelgeflecht des Ungetüms führt. Nach dem Baumbesuch hatten wir noch eine kleine Führung im Primate Rescue Center, einer Auffangstation für Affen. In dem Center werden einerseits Affen von bedrohten Arten aufgezüchtet und auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet oder Affen renaturalisiert welche die Polizei von Wilderern oder aus sonstiger illegaler Haltung entwendete. Gemäss dem Ranger, der uns durch die Gehege führte, würden wohl einige Affen noch lange nicht in die freie Wildbahn entlassen, da die Gefahr wieder von Wilderern gejagt zu werden zu gross sei. Die Haltung der Primaten erfolgte in drei Stadien. Neuankömmlinge landeten zuerst in einer Quarantäne für sechs Wochen und Affen die auf die Auswilderung vorbereitet werden kommen in ein grosses Freigehege wo sie sich mit anderen Primaten frei bewegen können. Der Grossteil befindet sich jedoch in normalen Gehegen wie im Zoo wo sie zur Zucht oder zum Aufpäppeln verweilen. Während einige Affen mit leicht depressivem Blick in den Gehegen sassen, turnten andere wie wild auf den Ästen herum und schwangen sich flink durch die Käfige. Ob die Affen glücklich waren oder nicht war schwierig zu beurteilen. Doch machte das Center einen soliden Eindruck und stand offenbar auch unter der Leitung eines bekannten Naturschützers.

    Dschungel, Bäume und Affen nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass wir erst am späten Nachmittag die weiteren 100 Kilometer Weg auf uns nahmen, um nach Pu Luong zu gelangen. Da wir nur ab und zu unsere Route mit dem Smartphone prüften gab es auch den ein oder anderen Umweg, den wir aus Versehen einschlugen. So kam es, dass wir bei Einbruch der Dunkelheit die Hauptstrasse verliessen und die letzten Kilometer in die Berge zu den entlegenen Dörfern auf uns nahmen. Die Strässchen wurden zunehmend enger und holpriger. Gemäss Google Maps gab es zwei Wege zum Pu Luong Homestay wo wir die Nacht verbringen würden, einen Hangaufwärts und den anderen von einer 200 Meter entfernt gelegenen Ansammlung von Hütten hinunter. Unbewusst der genauen geographischen Verhältnisse entschieden wir uns für die zweite Variante, denn die Strasse zu den Hütten machte einen soliden Eindruck. Was wir jedoch auf der Karte nicht genau sehen konnten, war das Gefälle, das zwischen dem kleinen Hüttendorf und unserem Homestay lag. Im Hüttendorf angekommen suchten wir verzweifelt nach dem richtigen Weg, denn aus den Hütten hinaus gab es keine soliden Strassen mehr, nur noch kleine schmale Wanderwege. Inzwischen war die Dunkelheit eingebrochen und es wurde schwierig auszumachen, wo die Wege hinführen würden. Ein einheimischer Junge lotste uns schliesslich auf einen schmalen Pfad aus dem Hüttendorf hinaus, den Hang hinunter. So liessen wir uns von der Schwerkraft gezogen in die Dunkelheit hinausgleiten. Es wurde immer steiler und rutschiger während wir kaum mehr als die nächsten drei Meter Weg sehen konnten. Nach wenigen Minuten musste ich Selina bitten abzusteigen und zu Fuss zu gehen. Wir waren nun an einem point of no return angelangt. Unser Motorrad würde die letzten beiden Abhänge unmöglich wieder hoch schaffen und so mussten wir weiter runter, ohne zu wissen was uns erwartete. Auf dem Motorrad schüttelte es, als wäre man in einer Raumkapsel beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Alle Möglichkeiten zum Bremsen ausgeschöpft bugsierte ich das Motorrad in steile steinige Kurven, matschige Abhänge hinunter und über schmale Holzbrücken, die etwa so breit waren wie der Durchschnittsathlet auf der Vierschanzentournee. Ein kleiner Fehler beim Manövrieren hätte bedeutet, dass unser Motorrad irgendwo den Hang hinab gerollt wäre, wo man es wohl kaum mehr hätte bergen können. Gerade nachdem ich über eine kleine Betonbrücke an einem Wasserfall vorbei auf ein Plateau rollte, konnte ich wenige Meter entfernt ein paar Lichter ausmachen. Wir hatten unser Ziel sicher erreicht und der Teufelsritt nahm endlich ein Ende. Wir und vor allem auch das Motorrad waren heil beim Pu Luong Homestay angekommen.

    Am nächsten Morgen sahen wir schliesslich die atemberaubende Berglandschaft, in welcher wir uns befanden. Auf den mit Bäumen und Dschungel überdeckten Bergen konnte man kleine Flecken ausmachen wo Reisterrassen und kleine Dörfchen die Landschaft schmückten. In der Nähe von unserem Homestay gab es einen Wasserfall, der über mehrere Stufen ins Tal hinunter plätscherte. Die Leute hier lebten einfach und im Einklang mit der Natur. Die Landwirtschaft wurde noch von Hand oder mit Nutztieren betrieben, Körbe und Säcke wurden auf dem Rücken oder auf dem Kopf herumgeschleppt und Hütten oder Brücken wurden stilvoll aus Bambus gezimmert. Die gesamte Gegend strahlte eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit aus die wir auch auf der Fahrt über die Passstrasse nach Mai Chau im Distrikt Hoa Binh spürten. Auf dem Weg herrschte wenig Verkehr, ab und zu standen noch ein paar Ziegen auf der Strasse und in den kleinen Dörfchen spielten Kinder vor den Hütten.

    Auf dem Weg nach Mai Chau besuchten wir eine Höhle namens «Hang Doi Kho Muong», welche sich in einem Talkessel seitlich der Passstrasse befindet. Der Weg zur Höhle war fast so kriminell wie der Pfad am Vorabend, schon wieder wurde das Strässchen immer schmaler und es ging steil hoch und runter, während zu unserer Linken ein lädierter hölzerner Zaun das Einzige war, was noch zwischen uns und ein paar Freifallsekunden stand. Doch auch diese Achterbahnfahrt konnten wir ohne weitere Probleme mit dem Motorrad meistern. Wir deponierten unser Motorrad bei einem kleinen hölzernen Pavillon gerade beim Aufstieg zur Höhle. Eine ältere Dame verlangte noch eine kleine Gebühr von ein paar Rappen für den Zutritt zur Höhle und schon konnte es losgehen. Nach 5 Minuten Fussmarsch standen wir bereits vor dem riesigen Loch im Felsen. Als wäre es der weit aufgerissene Schlund des Berges präsentierte sich vor uns eine riesige Öffnung die übersäht war mit Stalaktiten und Stalagmiten. Ein leichtes Schaudern überkam einen bei diesen gewaltigen Dimensionen und man hatte das Gefühl, hier in eine andere Welt einzutreten. Wir stiegen ein paar Meter ins Innere der Höhle hinab, wobei eine angenehm kühle Zugluft entgegenwehte. Umso tiefer man ging, desto rutschiger wurde der Weg, der auch immer mehr mit Kot übersäht war von den Fledermäusen, die über unseren Köpfen hingen. Tief im Innern entdeckten wir das gewaltige Echo der Höhle und wir starteten lauthals zu rufen und zu singen, sodass unsere Stimme von allen Seiten widerhallte. Auch wenn es wohl schrecklich anzuhören war, gab es keinen Grund zur Scham, denn wir waren die einzigen Besucher in der Höhle.

    Bei weitem nicht die Einzigen waren wir anschliessend in Mai Chau, wo es wieder um einiges mehr Touristen, Hotels und Souvenir Shops gab. Der Ort hatte zwar ein paar schöne Reisfelder und ein Luxus-Resort das schön in diese Felder eingebettet war, aber sonst gab es nicht allzu viel zu bestaunen. Auch unsere Unterkunft hier taugte nicht für viel mehr als eine Nacht und wir waren nicht unglücklich am nächsten Tag weiterzuziehen.

    An unserem zweitletzten Tag machten wir uns auf nach Moc Chau, wo wir die wilden Wasserfälle von Thac Nang Tien besuchten. Diesmal stellten wir und bereits auf einen holprigen, steilen Weg ein und wurden auch nicht enttäuscht. Doch so schlimm wie auf dem Weg zum Homestay in Phu Luong wurde es glücklicherweise nicht mehr. Die Wasserfälle waren wunderschön und so abgelegen, dass es kaum andere Touristen hatte. Und von den Wenigen die es hatte machte sich kaum einer die Mühe das Tal nach hinten zu wandern, um die imposantesten Wasserfälle zu bestaunen, wodurch wir wieder mal die wunderschöne Natur von Vietnam für uns allein hatten. Es war ein Traum diese Naturschätze entdecken zu können ohne Touristengruppen, die mit Fähnchen und Megaphon an einem vorbeiziehen, ohne Souvenirshop Promenaden oder Reisecars, welche die Zufahrtsstrassen blockierten.

    Nach den Wasserfällen hatten wir noch etwas Zeit und so machten wir einen Abstecher zu einer Höhle, die wir auf der Karte entdeckten. Der Weg führte uns wieder über holprige Bergstrassen durch kleine Dörfer, wobei hier nicht mehr Reis, sondern vor allem Tee angebaut wurde. Kurz bevor wir die Höhlen erreichen, wurden wir von einem hageren Mann angehalten. Obwohl er kaum Englisch sprach, konnte er uns deutlich machen, dass er uns zu den Höhlen führen würde. Auf dem Motorrad folgten wir ihm über ein schmales asphaltiertes Strässchen, welches sich durch die Hügel schlängelte. Der Weg wurde mir mal wieder zu kriminell, wobei ich unser Motorrad auf einem Plateau stehen liess und dem hageren Typen mit Selina als Sozius zu Fuss hinterherrannte. Kurz vor der Höhle begab sich der Mann zu einem kleinen Holzhüttchen, wo er versuchte, ein Dieselaggregat anzuwerfen. Nach 10 Minuten kurbeln sprang die alte Maschine, die wohl eher in ein Museum gehörte, endlich an. Ohne grosse Worte führte er uns zum Eingang, von wo aus wir in eine kleine Erste Höhle hinabstiegen. Diese Höhle hier war viel kleiner als diejenige vom Vortag. Die Wände waren bestückt mit wunderschönen Stalaktiten die Aussahen wie Orgelpfeifen oder Riffkorallen. An den Wänden waren einzelne Glühbirnen und Lichter befestigt, die durch das Aggregat, welches man noch gut klappern und stottern hörte, am flackern gehalten wurden. Der Mann führte uns weiter in die Höhle hinein. Irgendwie war es schon ein etwas mulmiges Gefühl einem Fremden in ein unbekanntes Höhlensystem zu folgen, wobei man nie wusste, ob das Aggregat draussen vielleicht gleich in die Luft fliegen würde. Über eine Leiter erreichten wir die letzte Kammer, wobei auf der rechten Seite der Leiter einfach schwarze Leere war, bei welcher man nicht abschätzen wollte wie tief man fallen würde. Die ganze Besichtigung war zwar schön, doch die Erfahrung war sehr unkonventionell. Auch dass unser Guide nach der Führung einfach einen Fantasiebetrag verlangte, wobei er dann mit der Hälfte auch sofort zufrieden war, machte einen etwas schrägen Eindruck. Wahrscheinlich handelte es sich einfach um einen lokalen Bauern, der sich noch ein kleines Nebengeschäft mit Touristen aufbauen möchte. Eigentlich keine schlechte Idee und sehr authentisch. Auf jeden Fall war der After-Sales Prozess schon sauber aufgegleist, denn er lud uns bei seiner Familie noch auf eine Tasse Tee ein, um uns dann ein Säckchen mit Teeblättern anzudrehen.

    An unserem letzten Tag des Motorradausflugs war das Ziel heil zurück nach Hanoi zu gelangen, unsere Rucksäcke im Homestay abzuholen, etwas zu essen und den Nachtbus nach Da Nang zu erreichen. Wetterglück hatten wir an dem Tag leider wenig und wir wurden die ganze Fahrt über von schauern berieselt. Auf den Passstrassen, die wir überqueren mussten, war dann die Kombination aus Regen, Nässe und garstigen Temperaturen nicht mehr so angenehm. Nach etwa 5 Stunden unterwegs erreichten wir das laute und heitere Hanoi. Nach den Tagen in der Natur und der Ruhe konnte der Kontrast kaum grösser sein. Wir schafften es trotz eintretender Müdigkeit mit dem Motorrad noch sicher durch den turbulenten Stadtverkehr zu gelangen. Und so nahmen wir Abschied von dem guten Stück, welches uns über viele Abhänge, Steine und sonstige Hindernisse getragen hat und uns dieses Abenteuer ermöglichte.
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  • Day 100–104

    Hanoi

    October 31, 2023 in Vietnam ⋅ ☀️ 30 °C

    Zu Halloween gab es auch bei uns einen Szenenwechsel. Von Südkorea haben wir uns am Morgen früh nach ca. 4 Stunden Schlaf um 6 Uhr 20 verabschiedet. Unsere nächste Destination erlaubt uns trotz der Jahreszeit wieder mit Badehosen, Unterhemd und FlipFlops durch die Strassen zu schlendern und in diesem Outfit waren wir auch 4 Tage auf Erkundungstour in Hanoi. Mit dem veränderten Outfit und den wärmeren Temperaturen scheinen sich einige weitere Aspekte zu verändern, als wären diese unabdingbar miteinander gekoppelt. So stellten wir fest, dass sich der Lärmpegel in den Strassen gefühlt verzehnfache und jedes Fahrzeug die mangelnde Bremsbereitschaft mit mehr Dezibel bei den Hupen zu kompensieren versuchte. Ebenfalls schienen die Verkehrsregeln, wobei wir nicht sicher waren ob diese wirklich existierten, eher als Empfehlung zu gelten anstelle von Geboten und Verboten. So war es beispielsweise üblich dass sich ab und zu ein Geisterfahrer im Kollisionskurs durch die Fahrzeuge schlängelte und sich beharrlich gegen den Strom stellt wie ein Lachs der zum Laichen und Sterben gegen den Fluss ankämpft. Ja die Fahrtrichtung scheint auch in Vietnam eher eine Glaubensfrage als eine Frage von Recht und Ordnung zu sein. Neben Geisterfahrern gibt es auch unangekündigte Baustellen mitten in der Strasse, Motorräder die sich dicht an dicht zwischen Lastwagenkarawanen durchquetschen, halsbrecherische Überholmanöver auf Passstrassen sowie Speditionsunternehmen die vom Schreibtisch übers Bett bis hin zum Gartenhäuschen alles auf Zweirädern transportieren. Statistisch belegt werden diese Beobachtungen leider auch von der WHO, wobei durchschnittlich 24.5 Personen auf 100'000 Einwohner pro Jahr im Verkehr ums Leben kommen. Bei einer angenommenen Lebensdauer von 80 Jahren, besteht also im Durchschnitt eine Wahrscheinlichkeit von fast 2%, vorzeitig an einem Verkehrsunfall zu sterben. Somit ist Vietnam das zweitgefährlichste Land für Verkehrsteilnehmer in Südostasien (am gefährlichsten scheint es in Thailand zu sein, wobei dies unsere nächste und letzte Destination sein würde).

    Natürlich gibt es auch erfreulichere Aspekte die mit der Wärme gekoppelt zu sein scheinen. So ist das Angebot an Banana Milkshakes und Früchte Smoothies exponentiell gestiegen im Vergleich zu Südkorea, während die Preise für dieselben sowie Nahrungsmittel generell sich fast halbierten. Ebenfalls hatten wir das Gefühl, dass die Leute wieder etwas mehr lächelten. Sie waren nicht unbedingt freundlicher als in Südkorea, aber man erntete doch öfter ein Lächeln an der Ladenkasse. Vielleicht amüsierten sich die Kassierer auch einfach ab unseren zeitraubenden Versuchen mit der Vietnamesischen Währung (Vietnamesischer Dong) zurechtzukommen. Zu unserer Verteidigung möchte ich anmerken, dass bereits beim Gegenwert von einem Franken mehr Nullen auf den vietnamesischen Banknoten zu finden sind, als Vorkomastellen auf der monatlichen Lohnabrechnung eines durchschnittlichen Arbeitnehmers in der Schweiz.

    Die ersten Tage in Vietnam verbrachten wir in Hanoi, wobei sich unser Homestay im 3. Stock von einem Sandwichladen versteckte. Wir benötigten also bereits eine halbe Stunde um unser Zimmer zu finden und so erging es uns oft auch mit den Restaurants die wir besuchen wollten. Die Stadt ist jedoch enorm charmant und hat uns überaus gut gefallen. Mit vielen kleinen Lampions verzierte Strassen, schöne alte Gebäude mit kleinen Erkern und Balkonen, Bistros und Strassenkaffees (der Kaffee war meist ausgezeichnet) und enorm vielen Grünflächen mag Hanoi zu überzeugen. Wir bewegten uns meist zu Fuss durch die Stadt was nicht immer einfach war bei dem Verkehr, vor allem weil der Gehsteig meist als Parkplatz oder als Gartenterrasse für die anliegenden Restaurants missbraucht wurde. Besonders empfehlen können wir das Dream Beans Café, den Hoan Kiem Lake, den Literaturtempel oder Gässchen der Altstadt sowie in der Umgebung des Chua Tran Quoc. Ein Besuch im Militärmuseeum würde ich persönlich nicht weiterempfehlen, wenn man eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg erwartet und sich die Begeisterung für Kommunismus und Parteihelden in Grenzen hält. Ebenfalls ist der Ho Tay (West Lake) nur ein Besuch wert wenn man Fische beim Rückenschwimmen beobachten möchte.
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  • Day 97–100

    Seoul

    October 28, 2023 in South Korea ⋅ ☀️ 19 °C

    Am Morgen des 28. Oktobers mussten wir bereits um 10 Uhr unseren Hyundai wieder zurückbringen. Von unserem Hotel zur Vermietung dauerte die Fahrt ca. 2 Stunden und die Tankfüllung sollte wieder auf demselben Niveau sein wie als wir das Fahrzeug entgegengenommen haben – nicht wie üblich full-to-full. So suchten wir auf dem Rückweg noch eine geeignete Tankstelle und machten uns auf durch den Morgenverkehr von Busan. Wir kamen pünktlich bei der Mietstation an, jedoch hatte ich den Tank nur zu 50% gefüllt, anstelle der 60% wie es bei der Vermietung hinterlegt war. Nach einem kurzen Aufreger, zuerst über die Vermietung und schliesslich über meine eigene Dummheit, zahlten wir den Zuschlag fürs Nachtanken und machten uns anschliessend auf zum Bahnhof.

    Unser nächstes Ziel war Seoul. Wir hatten bereits einige Zugverbindungen nachgeschlagen und wussten, dass es kein Problem sein sollte nach Seoul zu gelangen. So machten wir uns frohen Mutes auf zum Schalter, wo bereits ein Dutzend Leute Schlange standen, um ein Ticket zu kaufen. Ein Problem beim Reisen ist, dass man völlig das Gespür für die Zeit und die Wochentage verliert, was uns schon wieder zum Verhängnis wurde. Denn wie es der unerbittliche Rhythmus der Wochentage wollte, war, wer hätte es gedacht, bereits wieder Samstag. Bedeutet, schon wieder zieht es die Koreaner in Strömen aus ihren kleinen Stadtwohnungen in die Natur – oder eben in eine noch grössere Stadt mit noch kleineren Wohnungen. So kam es, dass die Verbindungen für die nächsten 3 Stunden bereits alle ausgebucht waren, jedenfalls in der Holzklasse. Für einen satten Aufpreis hätte man natürlich auch gleich auf den nächsten Zug springen können, was jedoch nicht so ganz zum Spirit und Budgetplan unserer Reise passte. Ganz praktikabel schien uns da der Fernbus. Die Busstation in Busan würden wir innert 30 Minuten mit der U-Bahn erreichen und die nächste Fahrt mit freien Plätzen wäre bereits in ca. 1.5 Stunden. So buchten wir schnell ein Ticket online, begaben uns zum Busterminal, gönnten uns noch eine kleine Mahlzeit und setzten uns in den Bus.

    Nach knapp 5 Stunden fahrt erreichten wir Seoul. Wir landeten irgendwo in einem Vorort von Seoul mitten in einem Meer von Plattenbauten und Strassen. Die Dimensionen der Stadt hauen einen um. Wir waren eigentlich bereits mitten in der Stadt, aber immer noch ca. 10 Kilometer vom Zentrum entfernt. Zum Vergleich, 10 Kilometer vom Stadtzentrum von Zürich entfernt steht man bereits im Knonauer Amt im Kanton Aargau in idyllisch landschaftlicher Umgebung. Auch das U-Bahn Netz war ein unübersichtliches Wirrwarr von Linien das aussah wie das Wurzelgeflecht einer Pilzzucht. So brauchten wir erst mal ein wenig Zeit um uns zurechtzufinden, wobei uns die Hilfe eines nepalesischen Studenten wie gerufen kam. Spätabends erreichten wir schliesslich unser Hotel in Myeongdong, welches ziemlich Zentral lag, nur gerade 500 Meter vom Seoul Fernsehturm.

    Von dort aus erkundeten wir die nächsten zwei Tage die Stadt. Wir wanderten zum Fernsehturm, besuchten einige historische Paläste und Quartiere und liessen uns im Koreanischen Nationalmuseum die Geschichte Koreas erklären. Wir schlenderten gemütlich durch ein Quartier mit kreativer Strassenkunst und vielen Graffitis an den Hauswänden. Nach dem Spaziergang durch dieses sogenannte Ihwa Mural Village genossen wir einen feinen Kaffee in der Nähe des Nakasan Parks mit Blick über die ganze Stadt. Am Abend genossen wir zwei ausgezeichnete vegane Gerichte, einmal in der Vegan Kitchen gleich in Myeongdong und im Plant Cafe Seoul in Itaewon. Südkorea bietet eine ausgewogene Küche mit vielen leckeren vegetarischen und veganen Gerichten wie Bibimbap (vegetarische Reis-Bowl) und Gimbap (eine Art Sushi) oder diversen vegetarischen Variationen von Dumplings, Pancakes oder Reis und Nudelgerichten. Jedoch hatten wir ein wenig den Eindruck, dass gerade bei jüngeren Südkoreanern Fleischgerichte hoch im Kurs zu sein schienen. Man fand fast an jeder Ecke Tischgrillrestaurants, welche ausschliesslich Fleisch im Angebot hatten. Ähnliche Beobachtungen machten wir bereits in Japan oder Malaysien und es scheint, dass in Asien der Trend komplett gegenläufig ist zur Entwicklung in Europa, wo vegane und vegetarische Kost immer mehr gefragt ist. Vielleicht ist es in Asien eine Frage des Status und das Karnivorentum zeugt von Wohlstand, wie es in Europa früher teilweise ebenfalls der Fall war. Man könnte meinen, dass durch das Internet und Social Media die Welt viel kleiner wurde und, gerade unter jungen Menschen, auch eine Art Globalisierung in der Geisteshaltung stattfinden würde. Aber vielleicht trifft das eher auf Konsumtrends in der Textil- oder Musikindustrie zu. Wahrscheinlich ist es gar nicht so schlecht, wenn nicht die ganze Welt stets den neusten Food Trends nachrennt wie dies in Europa und den USA der Fall zu sein scheint, wo je nach Stimmungsschwankung der Influencer das täglich Brot mal low carb, high protein, glutenfree, plant based, low fat oder am besten gar nicht erst gebacken wird. Man denke auch nur an die Preisschwankungen für Avocados, Quinoa, Chia-Samen und dergleichen, wenn die ganze Welt ihre Küche nach dem Food-Roulette von Instagram und Co. ausrichten würde.

    Egal welche Ernährungstrends gerade vorherrschen, wir genossen die lokale Küche in Südkorea ohne Einschränkungen und zwei wunderschöne Tage in Seoul bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen.
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  • Day 92–97

    Chungju, Jeonju, Mokpo, Yeosu, Tongyeong

    October 23, 2023 in South Korea ⋅ ☀️ 20 °C

    Die letzten fünf Tage des Roadtrips durch Südkorea führten uns quer durchs Landesinnere an die Westküste und entlang der fjordähnlichen Strandlandschaft im Süden zurück nach Busan. Wir hatten keinen genauen Plan, was wir anschauen wollten und auch nicht was uns erwarten würde. Oft studierten wir die Karte und schauten uns an welche Regionen landschaftlich interessant aussahen oder recherchierten online welche Sehenswürdigkeiten sich entlang der Route befanden. So ergaben sich Route und Zwischenstopps relativ spontan ohne grosse Planung. Wir machten uns auf durchs Landesinnere von Chungju auf nach Jeonju und weiter nach Mokpo am südwestlichen Zipfel Südkoreas. Anschliessend bereisten wir noch die Küstenstädte Yeosu und Tongyeong. Auf dieser Route gab es viele interessante Dinge zu sehen, während wir uns den einen oder anderen Abstecher wohl auch hätten sparen können. Sicherlich bestens in Erinnerung bleiben werden die Überquerung der Cheonsa Bridge und die Erkundung der Inseln vor Mokpo bei Sonnenuntergang, das Nachtessen in der Marina von Yeosu oder auf dem Dach unseres Hotels in Tongyeon sowie die Festung Gongsanseong und der Beopjusa Tempel.
    Zu den grössten Highlights zählte sicher auch das Nagan Eupseon Folk Village, eine Art mittelalterliches Freilichtmuseum 20 Kilometer nordwestlich von Yeosu. Dort lebten mehrere Dutzend Menschen noch in mittelalterlichen Behausungen und man konnte auf eigene Faust das Dorf erkunden. So konnte man dem Schmied bei seiner Arbeit zusehen, selbst Getreide mahlen, auf der Stadtmauer spazieren oder vor dem Gerichtsgebäude der Hinrichtung einer Puppe beiwohnen.
    Etwas weniger spannend waren die Gochang Dolmen. Die Dolmen warne mehr oder weniger eine wirre Ansammlung von Steinen auf einer Wiese. Selina hatte mich bereits gewarnt, dass es allenfalls eine Enttäuschung sein würde wegen ein paar Steinen nach Gochang zu fahren, doch ich liess mich nicht beirren. Ich weiss nicht, weshalb ich dachte, dass es mir Spass machen würde, drei bis fünf Steine auf einem Haufen anzuschauen. Vielleicht hatte ich einfach inzwischen zu viele Tempel gesehen und brauchte etwas Abwechslung oder ich erhoffte mir ein kleines Stonehenge zu entdecken. Fairerweise hielten die Gochang Dolmen was sie versprachen. Drei Steinblöcke zu einem Tisch geformt. Schön, doch das wars dann auch. Nach einer Stunde Steine gucken sehnte ich mich wieder nach einem Tempel und wir zogen weiter.
    Kurz bevor wir wieder nach Busan zurückkehrten, besuchten wir noch den Hallyeohaesang National Park und den Boriam Tempel, welcher auf dem Berg Geumsan thront. Von dort aus konnte man wunderbar aufs Meer blicken und die imposanten Felsformationen des Berges bestaunen. Hier begegneten wir ebenfalls einem älteren Pärchen, welches uns bereits länger zu beobachten schien. Plötzlich kam der ältere Herr auf uns zu und sagte: «You look like Moviestar, you two are so beautiful.». Wir wussten nicht, wie wir auf eine solche Schmeichelei reagieren sollten und bedankten uns etwas verschmitzt. Der Herr bestand darauf, für uns ein paar Erinnerungsfotos zu knipsen. Obwohl er die Kamera ziemlich schräg hielt, war es eine überaus freundliche und herzliche Geste, die wir sehr schätzten. So durften wir zum Abschluss unserer Rundreise noch ein paar schöne Orte besuchen und einigen netten Leuten begegnen.
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  • Day 89–91

    Südkorea Roadtrip Seoraksan & Odeasan

    October 20, 2023 in South Korea ⋅ ☀️ 13 °C

    In etwa 40 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt befindet sich der Nationalpark Seoraksan und nochmals etwa 40 Kilometer weiter südlich der Odaesan Nationalpark, welcher unweit von Pyeongchang liegt, wo 2018 die olympischen Spiele stattfanden. Wir freuten uns auf die Schönheit der Koreanischen Berglandschaft. Was wir jedoch nicht auf dem Radar hatten, war der unerbittliche Rhythmus der Wochentage, welcher unweigerlich dazu führte, dass bereits wieder Wochenende war, was wiederum zur Konsequenz hatte, dass die Koreaner in Strömen aus ihren kleinen Stadtwohnungen in die Natur flüchteten. Wir befanden uns mit unserem Hyundai nur gerade beim Taleingang zum Park, als bereits dutzende weitere Hyundais, Kias, SsangYongs und andere Automobile die Strasse versperrten. Unsere Pläne hätten uns noch mindestens 5 Kilometer weiter in die Sackgasse des Talkessels geführt, wodurch wir wohl den Tag im Stau verbracht hätten. Einen Tag im Stau verbringen könnten wir auch in der Schweiz noch nachholen und so änderten wir unsere Pläne und liessen von unserem Navi die Route neu berechnen. Unsere Routenwahl fiel auf eine Passstrasse, die den Nationalpark weiter westlich durquerte. Von dort aus würden wir am Strassenrand unser Fahrzeug parkieren um anschliessend die Berge zu erkunden. Natürlich waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee. Wir navigierten der Passstrasse entlang, die überfüllt war mit Fahrzeugen und Wandergruppen. Auch mit Hilfe der Sattelitenbilder von Google Maps hatten wir keine Chance einen Parkplatz zu finden. Wir befanden uns nach circa zwei Stunden Fahrt ziemlich am nördlichen Ende des Nationalparks, als wir plötzlich noch ein kleines Plätzchen für unseren Hyundai ausmachten. Dahinter befand sich gleich ein Wanderweg, der in den Nationalpark führte und uns zu den Daeseung Falls bringen würde, welche wir eigentlich nicht beabsichtigten zu besichtigen. Doch es war der perfekte Ausflug für uns, eine kurze Wanderung im herbstlichen Laubwald, bei Sonnenschein an der frischen Luft. Das Einzige, was uns etwas irritierte war die Koreanische Wanderkultur, falls man diese so nennen kann. Während es bei uns Zuhause oder beispielsweise auch in Japan die Sitte ist sich gegenseitig zu grüssen und je nach Gelände den entgegenkommenden Wanderern Platz zu machen, verhielten sich die Koreaner, als wären sie beim Defilee einer Militärparade, Blick und Schritt starr geradeaus, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, wenn jemand entgegenkam. Nun, da wir jung, flexibel und adaptiv sind lernten wir schnell damit umzugehen und gingen schon bald in ebenso freundlicher Manier grusslos und stur auf unserem Pfad.
    Die Nacht verbrachten wir in Pyeongchang-gun und am nächsten Tag begaben wir uns in den Odaesan Nationalpark. Diesmal jedoch etwas früher, um die Stosszeiten zu vermeiden. Wir fuhren wieder in einen Talkessel bis zum Woljeongsa Tempel, von wo aus ein Wanderweg dem Flussufer entlang durch das Tal führte. Da tausende auf diesem Pfad ins Tal hinein und hinaus wanderten, war der Weg total überfüllt. Auf der anderen Flussseite führte eine Strasse ins Tal hinein. Bei der Wahl zwischen einem Wettlauf mit Touristenbussen und dem Slalom durch Koreanische Wandergruppen entschied ich mich letztendlich für den Trailrun auf der Strasse. Da Selina sich mit den Wanderern auf dem Pfad abmühte hatte ich am Ende des Tals noch genügend Zeit, um kurz auf den Berg Odaesan zu rennen, von wo aus man eine schöne Aussicht über das Tal und die Laubwälder hatte. Auf dem Gipfel bot sich mir ein sonderbares Naturschauspiel. Mehrere Dutzend Wanderer standen Minuten lang in der Schlange, um sich vor einem Stein der den Gipfel markierte ablichten zu lassen. Für die Aussicht schien sich kaum jemand zu interessieren, Hauptsache man hatte ein Beweisfoto mit dem Gipfelstein. Ich beobachtete das Treiben ein wenig, genoss die Aussicht und begab mich auf den Rückweg. Auf dem Weg zurück machte ich noch einen kurzen Fotostopp bei einem Denkmal, welches mit hunderten farbigen Lampions geschmückt war. Deren Bedeutung und Nutzen waren mir zwar unbekannt, aber sah wirklich sehr hübsch aus.
    Nach dem Wandern im Odaesan Nationalpark begaben wir uns am späteren Nachmittag in ein Dorf in der Nähe von Chungju, einer Stadt ziemlich im Herzen Südkoreas, von wo aus wir am nächsten Tag in Richtung Westküste fahren würden. Die Zeit im Auto versüssten wir uns jeweils mit unseren lokalen Lieblingskeksen, die ein wenig Ähnlichkeit mit einem Petit Beurre Biskuit hatten und diversen Podcasts, Hörbüchern oder sonstigen Audioangeboten, die uns Spotify gerade schmackhaft machte.
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  • Day 88–90

    Südkorea Roadtrip DMZ

    October 19, 2023 in South Korea ⋅ ☁️ 20 °C

    Nach den zwei Tagen in Busan planten wir mit einem Mietauto ein wenig das Land zu erkunden. Dazu holten wir gleich neben dem Hauptbahnhof unser Fahrzeug bei einer kleinen Garage inmitten der Hochhäuser ab. Auf den ersten Blick sah man nur einen kleinen Container, in welchem das Büro eingerichtet war, aber Autos standen keine da. Diese waren alle in einem grossen automatisierten unterirdischen Parkhaus, das man von aussen nicht erkennen konnte. Nachdem wir die Formalitäten erledigt hatten, stand dann unser Hyundai Avante schon bereit und wir rollten hinaus in die Weiten Südkoreas, doch zuerst noch durch die überfüllten und engen Strassen von Busan.

    Unser erstes Ziel war die Demilitarisierte Zone (DMZ), somit fuhren wir von Busan aus erstmal der Ostküste Südkoreas entlang bis an die Grenze zu Nordkorea. Da wir diese Strecke zwar in einem Tag zurücklegen konnten, dann aber zu wenig Zeit für die DMZ hätten, entschieden wir uns in Gangneung zu übernachten. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Zwischenstopp in Gyeongju, die ehemalige Hauptstadt einer Dynastie deren Herrschaftsgebiet vom 7. - 9. Jahrhundert die gesamte koreanische Halbinsel umfasste. Von der Dynastie blieb nicht sehr viel erhalten da die meisten Gebäude noch aus Holz errichtet wurden. Viele Nachbauten zeigten jedoch wie die königlichen Paläste und Gärten dieser Herrscher ausgesehen haben mochten. Das Einzige, was erhalten blieb war ein steinerner, ca. 9 Meter hoher Turm der einst zur Sternenbeobachtung verwendet wurde sowie unzählige Grashügel. Diese sattgrünen, bauchigen Hügel wurden als Grabstätten errichtet für die verstorbenen Kaiser der Dynastie. Gerne hätte ich die Hügel mit einem kurzen Trailrun abgeklappert, aber das Betreten der Grashügel wäre leider mit einer Gefängnisstrafe geahndet worden.

    In der Dämmerung erreichten wir schliesslich Gangneung, ein kleines Städtchen gleich an der Küste mit einer schönen Promenade und ganz vielen Meeresfrüchterestaurants. Wir kamen, assen, flanierten, schliefen und gingen gleich am nächsten Morgen wieder los Richtung Norden an die Grenze zu Nordkorea. Bevor wir die Demilitarisierte Zone erreichten, wurden wir an einem grossen Checkpoint angehalten, wo man uns mit Stacheldraht, Maschinenpistolen und Panzern in Empfang nahm. Ein Soldat trat an die Fahrertüre und verlangte grimmig nach der Zutrittskarte während zwei weitere Soldaten das Fahrzeug umstellten. Natürlich hatten wir keine Zutrittskarte und ich schaute fragend zurück. Der Soldat erklärte, dass wir ca. 15 Kilometer vor dem Checkpoint bei einem Büro die Tickets und die Zutrittskarte kaufen könnten. Ich unterliess es ausnahmsweise die schlechte Organisation anzuprangern, denn die Kräfteverhältnisse waren leicht zu unseren Ungunsten und so machten wir ohne lang zu fackeln kehrt.

    Beim Ticketoffice hätten wir wohl noch den ganzen Tag verbracht, wenn uns nicht ein netter älterer Herr etwas unterstützt hätte. Wir waren weit und breit die einzigen nicht-koreanischen Touristen, alle Informationen waren nur auf Koreanisch und das Schalterpersonal sprach kein Englisch. Wir irrten im Office umher und machten wohl einen ziemlich verlorenen Eindruck, bis uns dieser Herr auf Englisch ansprach und erklärte was wir zu tun hätten. Er kam sogar mit uns an den Schalter, um die Zutrittskarte zu organisieren und erklärte uns, dass wir das Fahrzeug am Schalter registrieren müssten um den Checkpoint zu passieren. Innerhalb von wenigen Minuten war dies dann erledigt und wir fuhren zurück zum Checkpoint. Nachdem wir diesen passiert hatten, fuhren wir noch ein paar wenige Kilometer, bis wir einen grossen Turm erreichten. Der Turm war ca. 50 Meter hoch und war mit einer Plattform ausgestattet, von welcher aus man mit Ferngläsern nach Nordkorea schauen konnte. Schon ein spezielles Gefühl, wenige Tage nach dem Besuch von Hiroshima an der Grenze zu einem Land zu stehen welches sich geradezu mit seinen Atomwaffen brüstet. Auch speziell ist, dass die Leute auf der anderen Seite wohl nach einem ganz anderen Weltbild leben und eine ganz andere "Wahrheit" kennen als wir. Und ebenso speziell, dass man dieses Land von hier aus beobachten kann wie auf einer Wildtiersafari. Doch es war enorm spannend durch die Ferngläser das Grenzgelände zu erforschen. Ich entdeckte einen nordkoreanischen Militärposten mit einer grossen Nordkoreaflagge und ich beobachtete, wie eine Gruppe von Leuten einem Hügelkamm entlanglief. Das musste ganz klar eine Militärpatrouille sein. Oder hätten es genauso gut Einheimische auf einer gemütlichen Wanderung sein können? Wie man die Welt sieht, ist oft davon abhängig durch welche Brille man schaut - in meinem Fall durch ein Fernglas in einer demilitarisierten Zone auf ein dem Anschein nach hochgradig militarisiertes Land.

    Nach dieser Grenzerfahrung machten wir noch einen Abstecher in die beiden Museen, die sich in der DMZ befanden, einerseits die Korean War Experience Exhibition Hall und das DMZ Museum. Die Korean War Experience Exhibition Hall fokussierte seine Ausstellung vor allem auf den Verlauf des Korea Krieges, während das DMZ Museum aufzeigte welche Auswirkungen die Teilung Koreas auf die Menschen und ihr Leben hatte. Das DMZ Museum zeigte auch interessante Nord- & Südkoreanische Propagandaflugblätter und machte darauf aufmerksam dass es an der Grenze immer wieder zur Eskalation gekommen ist und dadurch trotz Waffenstillstand immer wieder Leute ums Leben kommen.

    Alles in allem war dies, ähnlich wie in Hiroshima und Nagasaki, wieder ein eher bedrückendes Erlebnis. So war es für uns eine gute Abwechslung in den nächsten Tagen im Seroksan Nationalpark und in der Nähe von Pyongchang etwas die Natur zu geniessen.

    Die Nacht verbrachten wir noch ein letztes Mal an der Ostküste Südkoreas im Dörfchen Yangyan, wo wir wieder mal spät Abends noch ein Restaurant suchten. Zu Fuss irrten wir der Küste entlang, bis wir zu einer Holzhütte gelangten, die voll war mit Einheimischen. Als wir eintraten wurden wir von kritischen Blicken geradezu durchlöchert. Alle anderen Gäste waren in grossen Gruppen jeweils um einen Suppentopf verteilt. Dem Anschein nach genossen einige Suppenhühner ihr letztes warmes Bad in den Töpfen, bevor sie von den Gästen verzerrt wurden. Uns war nicht so nach dem schwimmenden Geflügel und wir probierten uns mit Google Translate durch das Menü zu schlagen. Eine Gruppe junger Damen am Tisch neben uns bemerkte wohl unsere Überforderung und half uns bei der Bestellung. Da die Suppenhühner wohl der Grund zu sein schienen, weshalb man dieses Restaurant besuchte, begnügten wir uns mit einer bunten Mischung an vegetarischen Beilagen. Unsere Bestellung sorgte zwar nicht für weniger kritische Blicke und Stirnrunzeln, was nachvollziehbar ist, denn man würde ja auch nicht für einen Salat in ein Steakhouse gehen. Trotzdem war das Essen sehr köstlich und sättigend.
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  • Day 86–88

    Busan

    October 17, 2023 in South Korea ⋅ ☀️ 22 °C

    Noch halb im Tiefschlaf wurden wir bereits um 6 Uhr von Lautsprecherdurchsagen in unserer Schiffskabine geweckt. Da die Durchsagen auf Japanisch und Koreanisch sind, machte ich mich schlaftrunken auf den Weg zum Deck um herauszufinden was los war. Die Sonne kratzt langsam am Horizont und wir befinden uns schon mitten in der Hafeneinfahrt zu Busan. Gerade fährt unsere Fähre an den Hafenkranen vorbei direkt auf die imposante Busan Harbour Bridge zu. Ich lasse die Szene auf mich wirken und gehe dann in die Kabine um Selina zu informieren, unsere Fähre war etwa zwei Stunden vor der geplanten Ankunft an ihr Ziel gelangt. Wir packten unsere Sachen, gingen hoch zum Unterhaltungsraum im obersten Deck wo wir mit den letzten Resten Milch, Joghurt, Haferflocken und Äpfeln die wir noch hatten ein Müsli zubereiteten. Wahrscheinlich dürften wir sowieso nichts davon nach Südkorea einführen, also besser die Esswaren noch kurz im Magen verschwinden lassen. Als wir die letzten Löffel unseres Frühstücks geniessen, ertönt schon wieder der Lautsprecher. Diesmal jedoch in Englisch, mit der Bitte nach Möglichkeit das Schiff zu verlassen. Selina und ich schauten uns verdutzt an, gingen die anderen Passagiere nun bereits von Board? Waren wir wieder mal die Letzten? Wir schaufelten hastig die letzten Bissen in den Mund, packten unsere Sachen und rannten zur Landungsbrücke. Drei Crewmitglieder nickten uns freundlich zu und wiesen mit der Hand den Weg von Board - scheint wirklich als wären wir die Letzten. Noch den Mund halb gefüllt mit Frühstück bedankte ich mich und ging mit Selina von Board.

    In Busan angekommen mussten wir uns erstmal ein wenig organisieren, denn wir benötigten wieder mal Cash und eine SIM Karte. Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zum Hotel um unser Gepäck zu deponieren. Mit der U-Bahn ging es direkt ins Zentrum von Busan, die Stadt war überfüllt mit Plakaten und Werbung für die Weltexpo 2030. Überall auf den Plakaten stand "Busan 2030 - Busan is ready". Ist ja super wenn Busan schon bereit ist, aber 7 Jahre vorher schien mir dann doch etwas gar früh. Anscheinend wurde kurz darauf die Austragung der Expo an Riad in Saudi Arabien vergeben. Dieser Entscheid tut mir sehr leid für Busan; das fühlt sich wohl an als würde man sich ein Kostüm für ein Krimidinner kaufen, erhält dann aber keine Einladung.

    Nachdem wir das Gepäck deponierten schlenderten wir ein wenig durch die Stadt und legten uns im Busan Citizens Park ein wenig an die wärmende Sonne da wir immer noch sehr müde von der Fähre waren. Es war sehr interessant die Einheimischen im Park zu beobachten. Es gab Schulkinder die auf der Wiese spielten, Pärchen die sich auf der Picknickdecke anhimmelten oder Mütter die mir ihren Kindern spielten. Als eine Schulklasse in einer sauberen Zweierkolonne, ich glaube so sauber war sie nicht mal bei mir im Militärdienst, an uns vorbei lief, kam Selina ins Schwärmen und meinte: "Ich wünschte die Kinder bei uns wären so diszipliniert!"

    Gleich neben uns sassen zwei junge Frauen auf einer Picknickdecke und richteten sich schön ein mit Gläser, Geschirr und Blumen. Doch die beiden hatten gar nichts zum essen oder so dabei, stattdessen zückten beide ihre Handys und begannen vor der Kamera zu posieren. Dies ging wohl fast eine Stunde so, bis sie wieder alles zusammenpackten. Schon krass, dass ein reales Erlebnis weniger reizvoll ist, als der vermittelte Eindruck davon.

    Wir genossen den Park trotzdem unabhängig davon was unsere "Community" davon halten würde. Der Park war wirklich eine Augenweide mit vielen Blumen, Bäumen, Pavillons, angelegten Teichen und vielem mehr. Ansonsten vermochte die Stadt nicht extrem zu überzeugen, sie war übersäht mit unzähligen Platenbauten und Hochhäusern ohne dass es irgendwo ein schönes Zentrum oder eine Altstadt gab.

    Kulinarisch kamen wir voll auf unsere Kosten. Obwohl Tischgrill und Seafood Restaurants wie Sand am Meer zu finden waren, gab es einige sehr tolle vegetarische Restaurants. Die lokale Küche hatte einige sehr gute vegetarische, wenn auch etwas scharfe Gerichte die sehr lecker schmeckten. So genossen wir beispielsweise im Restaurant Dajeon gleich gegenüber unserer Unterkunft ausgezeichnete vegetarische Dumplings und Bibimbap - eine Art Bowl mit Gemüse, Salat und Reis.

    Ansonsten verbrachten wir die zwei Tage in Busan damit noch ein paar Einkäufe auf dem Markt zu tätigen, wanderten der felsigen Küste entlang auf dem Haeparang-gil trail oder besuchten den Friedenspark mit dem UN Memorial Cemetery zum Gedenken an die gefallenen im Korea Krieg. Natürlich konnte ich es nicht sein lassen meine erste Joggingrunde in Südkorea zu unternehmen. Eigentlich hätte im Hafen von Busan noch die USS Ronald Reagan, ein mit Atomkraft betriebener Flugzeugträger der USA, stehen sollen. Und dieses Schiff wollte ich mir ansehen. Doch anstelle das Schiff zu finden, verlor ich mich irgendwo zwischen Absperrungen, Hafenkranen und einem kleinen Waldweg der abrupt bei einer Felskante endete. Nach knapp 15 Kilometern kehrte ich um und rannte in der Dämmerung zurück ins Stadtzentrum. Die USS Ronald Reagan würde ich nicht mehr zu Gesicht bekommen, denn diese machte sich anscheinend bereits Tage zuvor auf den Rückweg nach Japan.
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  • Day 82–85

    Miyazaki

    October 13, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 22 °C

    Nachdem wir nun 20 Tage mit dem Japan Railpass im Eiltempo so viele Destinationen wie möglich ansteuerten, war es für uns Zeit noch ein paar ruhige Tage in diesem wunderschönen Land zu geniessen. Dazu begaben wir uns nach Miyazaki, einem Küstenort am südöstlichen Ende Japans auf der Insel Kyuushuu. Hier verbrachten wir 4 gemütliche Tage am Meer mit der Absicht, bei Gelegenheit auch noch etwas surfen zu gehen. Miyazaki ist einer der bekanntesten Orte zum Surfen in Japan und da es weit im Süden Japans liegt, waren die Temperaturen im Oktober noch immer relativ mild. Schliesslich stand ich in den vier Tagen genau eine Stunde auf dem Surfbrett, wobei von "stehen" kaum die Rede sein konnte. Ich paddelte hin und her, suchte nach guten Wellen und klatschte wenige Sekunden nach jedem Standversuch wieder ins Wasser. Da mich immer noch eine offene Wunde vom Trailrun in Hakuba an meiner Hand plagte und das Wasser doch kühler war als erwartet, brauchte ich irgendwann nicht mehr viel Überwindung, um geschlagen zurück an den Strand zu paddeln.

    So verbrachten wir den Rest der Zeit mit Strandspaziergängen, Joggingrunden und der Suche nach Kaffees und Restaurants deren Öffnungszeiten im Ansatz mit denjenigen von Google übereinstimmten. Ebenfalls schmiedeten wir bereits fleissig Pläne für Südkorea, unser nächstes Reiseziel und ich machte einige Telefonanrufe in die Schweiz um eine Stelle als Langlauflehrer für die Wintersaison zu finden. Alles in allem war unsere Zeit in Miyazaki sehr gemütlich und erholsam. Einziger Wehmutstropfen war unser letztes Nachtessen in Japan, wo wir in einem kleinen hippen Restaurant ein paar Tacos genossen, da die Portionen so klein waren, mussten wir noch zwei mal nachbestellen um das Lokal nicht mehr hungrig verlassen zu können.

    Am 16. Oktober war es soweit um uns von Miyazaki und Japan zu verabschieden. Mit dem Fernbus reisten wir von Miyazaki nach Shimonoseki, dem Hafen von welchem aus wir nach Busan in Südkorea reisen würden. Den letzten Teil der Strecke legten wir mit dem Zug zurück und da unser Railpass abgelaufen war merkten wir nun, wie umständlich der Kauf einer Fahrkarte in Japan war. Hätte nicht jemand vom Bahnpersonal die Tickets am Automaten für uns gelöst, würden wir wohl jetzt noch unsere Finger am Touchscreen wund drücken.

    Gegen Abend erreichten wir den Fährenhafen in Shimonoseki und nach einem kurzen Imbiss beim Inder um die Ecke konnten wir bereits unsere Kabine beziehen. Die Fähre war wohl nicht mal zu einem Viertel ausgebucht, denn wir hatten eine ganze Kabine mit 6 Matratzen für uns alleine. Die Kabine hatte in etwa den Ausbaustandard einer mittelalterlichen Gefängniszelle und auch keine Fenster; aber wir fanden es trotzdem sehr gemütlich und schätzten die Privatsphäre. Man kann sich auch nicht beklagen wenn man für 50 Franken eine Übernachtung inklusive Überfahrt kriegt. Zuhause müsste man im Nachtzug wohl im Kühlcontainer stehen um zu diesem Preis reisen zu können.

    So begaben wir uns bei der Abfahrt auf das windige Deck und wir verabschiedeten uns von Japan als sich die Fähre durch die Kanmon Strasse schlängelt, welche die beiden Inseln Honshu und Kyuushuu trennt. Noch ein letzter Blick auf die blinkenden Lichter des Hafens und der Brücken, dann legten wir uns schlafen - und am nächsten Morgen wenn wir aufwachen würden, erwartete uns bereits Südkorea mit den nächsten Abenteuern.
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  • Day 81–82

    Hiroshima & Nagasaki

    October 12, 2023 in Japan ⋅ ☀️ 24 °C

    Die zwei letzten Tage an denen wir uns den Japan Railpass zunutze machen konnten, widmeten wir dem wohl demütigsten Kapitel der japanischen Geschichte; und zwar den beiden Atombombenabwürfen im zweiten Weltkrieg. Wir reisten dazu zuerst nach Hiroshima, wo wir den ganzen Tag und eine Nacht verbringen würden. Dort angekommen merkte man erst mal nichts davon, dass diese Stadt vor knapp 80 Jahren dem Erdbodengleich gemacht wurde. Ein buntes Treiben herrschte auf den Strassen, welche von hohen Gebäuden mit grossen Leuchtreklametafeln gesäumt waren. Das einzige was darauf Hinweisen konnte, dass dieser Ort eine spezielle Geschichte zu erzählen hat, war die überdurchschnittliche Anzahl Touristen die sich am Bahnhof tummelten. Bevor wir uns direkt auf die Hauptattraktion, nämlich dem Peace Memorial Park stürzten, machten wir noch einen Abstecher zum Itsukushima-Schrein auf Miyajima. Der Shinto Schrein ist drei weiblichen Göttern gewidmet, die verantwortlich für die Meere und Stürme sind. Angeblich ist die gesamte Insel an sich schon eine Gottheit. Bekannt ist der Shrein vor allem durch sein Torii, der im Wasser steht. Ein roter Torborgen, welcher den Eingang zum Shrein markiert. Mit der Fähre gelangten wir innert weniger Minuten auf die kleine Insel. Dort angelangt, fand man sich wieder in einem Meer von Touristen - wohl ganz nach dem Geschmack der Meeresgottheiten und Sturm wurde mir auch bei diesem Rummel. Wir schlenderten entlang der Promenade bis zum Shrein, knipsten ein paar Bilder und gingen zurück durch einen historischen Pavillion mit Pagoda um anschliessend entlang der Shopping Street wieder zur Fähre zu gelangen.

    Zurück in Hiroshima gingen wir zu Fuss vom Bahnhof Shin-Hakushima zum Friedenspark, wodurch wir noch einen kurzen Abstecher zum Hiroshima Castle machen konnten. Beim Friedenspark angekommen, gelangten wir direkt zum Friedensdenkmal, der Atombombenkuppel. Die ehemalige Halle zur Industrieförderung, welche nur 140 Meter vom Hypozentrum des Bombenabwurfs stand, hat die Detonation mehr oder weniger gut überstanden und gilt heute als Mahnmal für den Frieden. Der Gedanke, dass unweit von hier die erste Atombombe über den Köpfen der Einwohner detonierte und mit einem Fingerschnippen alles Leben im unmittelbaren Umkreis auslöschte, lässt einen erschaudern. Das Gebäude strahlt eine bedrückende Ruhe aus und es wirkt, als würde das eisernen Gerippe der Kuppel wie eine Dornenkrone auf dem toten Gebäude sitzen.

    Wir gehen weiter in den Friedenspark hinein. Es ist ein grosser, grüner, mit Bäumen übersäter Park, der mit diversen Statuen und Skulpturen geschmückt ist. Bevor wir uns in der Hiroshima National Peace Memorial Hall die haarsträubenden Geschichten von Augenzeugen des Atombombenabwurfs anhören würden, wollten wir uns etwas stärken. Unweit des Parks fanden wir auf Google ein gut bewertetes Tex-Mex Restaurant das geöffnet sein sollte. Doch als wir in das Restaurant eintraten, herrschte Totenstille und nichts rührte sich. Ein paar Schritte tiefer im Lokal entdeckten wir eine Person, die am Ende einer Sitzbank ein Nickerchen machte. Als der ältere Herr uns bemerkte, schreckte er auf und fuchtelte mit den Händen "closed! closed!". Super - schon wieder wurden wir von Google an der Nase herumgeführt. So blieb uns, in Anbetracht der Zeit, nichts anderes übrig, als im nahegelegenen Mini Market einen kurzen Imbiss zu holen und auf einer Bank im Friedenspark zu geniessen. Später würden wir herausfinden, dass man in Japan grundsätzlich zuhause oder im Restaurant isst und nicht irgendwo auf der Strasse oder im Park - Ups, wieder mal Vollgas mit den Bergschuhen ins Fettnäpfchen gestampft.

    Nach dem Imbiss begaben wir uns in die Hiroshima National Peace Memorial Hall. Dort konnte man in einem grossen runden Raum Platz nehmen. Eine grosse Panoramaaufnahme von Hiroshima, kurz nach dem Atombombenabwurf, zierte die gesamte Wand. In der Mitte des Raumes stand ein runder Brunnen, auf dem schwer erkennbar die Abwurfzeit 08:16 Uhr dargestellt wird. Der Brunnen stand als Zeichen für die vielen tausend Menschen, die den Abwurf zwar anfänglich überlebten, aber aufgrund der Hitze und der Strahlung ein unglaubliches verlangen nach kühlendem Wasser hatten. In einem weiteren Raum gab es die Möglichkeit sich Geschichten anzuhören von Leuten, die diesen Tag erlebt haben und von dem unvorstellbaren Grauen erzählen. Die Geschichten erfüllen einem mit Demut und einer tiefen inneren Leere, während sich eine bedrückende Stimmung breit macht. In einer der Geschichten erzählte eine ältere Frau davon, dass, wann immer sie heute Kinder sähe, die ja mehr als genug zu essen und zu trinken hätten und teilweise gar etwas verwöhnt wären, sie daran denke, dass diese Kinder wohl die wiedergeborenen Opfer der Atombombe sein müssten. Sie sei so unglaublich froh, diese Kinder so erfüllt und sorglos zu sehen, nachdem was sie erlebt habe. Ich denke wir sehen heute wohl ein Leben im Friede und Überfluss viel zu oft als selbstverständlich. Für diese alte Dame ist wohl nichts mehr selbstverständlich, nachdem sie in ihrer Jugend ein solches Trauma durchlebte.

    Am nächsten Morgen machte ich noch eine kurze Joggingrunde entlang einem der vielen Flussdeltas, die Hiroshima wie einen Fächer unterteilen. Die Gedanken an die Atombombe und die Katastrophe, die dadurch in dieser Stadt verursacht wurde, lassen mich bei dieser Runde nicht los. Hin und wieder schaue ich in den Himmel und bin froh keine B-29 zu sehen.

    Nach der Joggingrunde ging es weiter mit dem Zug nach Nagasaki. Dort würden wir jedoch nur ein paar Stunden verbringen, vor allem um den Friedenspark und das Denkmal zum Atombombenabwurf zu sehen. So quetschten wir unser Gepäck in ein Schliessfach am Bahnhof und machten uns auf den Weg. Der Memorial Park in Nagasaki war nur etwa halb so gross, wie derjenige in Hiroshima und wurde auch von weniger Touristen besucht. Das Zentrum des Parks bildete eine grosse blaue Statue, die mit dem Finger in den Himmel zeigt, während die andere Hand schützend über den Boden ausgestreckt ist. Auf mich wirkte die Statue etwas Kolossal und die Bedeutung, die hinter der Skulptur steckte, war irgendwie nicht so eindeutig. Der Park war voll mit vielen kleineren Statuen und Monumenten von Ländern aus aller Welt, die etwas zu diesem Friedenspark beitragen wollten. Einige Beiträge waren sehr kreativ und interessant, während bei anderen ein Hauch von Propaganda mitschwang, denn man bedenke, dass dieser Park inmitten des Kalten Krieges gebaut wurde. Nachdem wir den Park besichtigten, gingen wir noch kurz bei einer Schweizer Bäckerei namens "Marco Polo" vorbei, um uns einen kleinen Snack zu gönnen. Danach ging ich zu Fuss zum Meer, um noch ein paar Eindrücke von der Stadt Nagasaki zu erhalten. Diese hat einige sehr schöne Ecken und auch historisch etwas zu bieten. Da Nagasaki lange Zeit der einzige Hafen war, an welchem Ausländer Handel treiben durften, gab es hier schon früh in der Geschichte einen Austausch mit Europäern, hauptsächlich Holländern. Den europäischen Einfluss merkt man auch bei der Architektur oder in der Religionsausübung, da in Nagasaki relativ viele christliche Kirchen zu finden sind. Dass diese Stadt, die ursprünglich ein Zeichen von Handel und Austausch mit dem Westen war, plötzlich nur noch mit Krieg und Zerstörung assoziiert wird, ist eine tragische Wendung der Geschichte.
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  • Day 78–80

    Osaka - Kyoto - Nara

    October 9, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 21 °C

    Am Abend nach unserer Radtour auf Noto Island reisten wir mit der Bahn ca. 400 Kilometer in den Südwesten, nach Osaka. Osaka ist nach Tokyo und Yokohama die drittgrösste Stadt Japans und bekannt für seine Kulinarik und das extrovertierte Ausgangs- und Unterhaltungsviertel Dotonbori mit riesigen leuchtenden Wandreklamen entlang der Flusspromenade. Unsere Unterkunft lag etwas ausserhalb des Zentrums, nahe bei der Shin-Osaka Station, was jedoch ideal war für weitere Reisen mit dem Shinkhansen.

    Auf dem Weg nach Osaka organisierten wir uns bei einem Zwischenhalt in Kanazawa noch etwas zum Essen. Da war es uns auch wert einmal um den halben Bahnhof zu rennen für einen Burger von "Shogun-Burger" der als bester Burger in der Stadt angepriesen wurde. Offensichtlich schien der Anspruch an einen guten Burger in Kanazawa nicht extrem hoch, denn mein Burger vermochte nicht so ganz zu überzeugen. Trotzdem setzten wir unsere Reise gesättigt fort und erreichten spät Abends unser Hotel. Wir übernachteten im SureStay Plus by Best Western und war für den Preis ein richtiges Juwel. Das Zimmer war geräumig, sauber, schön eingerichtet und ein kleiner Fitnessraum stand zur Verfügung.

    Am Tag nach unserer Ankunft in Osaka reisten wir nach Kyoto, die ehemalige Hauptstadt die für ihre traditionellen und historischen Gebäude bekannt ist. Innerhalb von 40 Minuten erreichten wir das Zentrum von Kyoto und der Touristenrummel begann. Wir starteten mit dem buddhistischen To-ji Tempel, machten eine lange Wanderung am Mount Inari mit seinen Tausend Torii-Gates (bekannt aus dem Film "die Geisha") und verpflegten uns anschliessend kurz bei einem feinen Curry mit Nan in einem indischen Restaurant, bevor wir zurück zum Bahnhof gingen und dort noch den Kyoto-Tower sowie den Higashi Hongan-ji - ebenfalls ein Buddhistischer Tempel - besuchten. Ein Tag voller Eindrücke und mit vielen Touristenfotos die man dann Zuhause mal sortieren und bereinigen sollte. Zurück in Osaka wollten wir uns bei einem Restaurant verköstigen welches bekannt für seine Okonomiyaki war. Doch als wir 2 Stunden vor dem Ende der Öffnungszeiten gemäss Google eintraten wurden wir sogleich vom Besitzer weggewiesen, mit der Entschuldigung dass das Lokal bereits geschlossen sei. Das passierte uns leider in Japan nicht zu selten. Es scheint als wären die Öffnungszeiten gemäss Google reine Fantasieangaben oder wir total unfähig zu einer angemessenen Zeit Essen zu gehen. Trotzdem hatten wir Glück, denn der Inder gleich um die Ecke war noch geöffnet.

    Am nächsten Tag machten wir einen Abstecher nach Nara, mit dem Ziel später noch nach Wakayama zu fahren. Da wir ständig am Reisen waren hatten wir kaum Zeit uns zu informieren was wir in den jeweiligen Destinationen genau besuchen wollten. So machten wir in Nara einfach mal eine kleine Rundtour durch den Nara Park, welcher bekannt ist für die hunderte von Rehen die wild im Park herumlaufen. Es gab kleine Stände an welchen eine Art Kekse für die Rehe verkauft wurden. Nebst den Rehen, war es für mich ebenso eine Attraktion den Touristen zuzuschauen wie sie versuchten die Tiere mit einem Keks zu fütterten, diese aber gierig gleich nach der ganzen Packung schnappten. So sah man auch Touristen die, von einem dutzend Rehen umzingelt, hilflos die Flucht ergriffen, während die Packung Kekse inmitten der gierigen Vierbeiner landete. Nach unserem Spaziergang machten wir uns auf Richtung Bahnhof um nach Wakayama zu gehen. Wir machten noch einen kurzen halt in einem Kaffee zum zu schauen was wir in Wakayama genau anschauen wollten. Das Kaffee wurde von einem Australier geführt welcher sofort das Gespräch mit uns suchte. Der Inhaber des Kaffees schwärmte von Japan, seinen Sehenswürdigkeiten und Menschen. Er gab uns auch einige Inputs für unsere weitere Reise, worauf wir entschlossen Wakayama wegzulassen und dafür einen Tag früher nach Hiroshima zu reisen um noch einen Abstecher nach Nagasaki machen zu können. Ebenfalls auf sein anraten hin besuchten wir in Nara noch den Yoshikien-Garden, welcher wirklich eine kleine Perle abseits der Touristenmasse war.

    So machten wir uns dann am späten Nachmittag auf den Rückweg nach Osaka um auch diese Stadt noch etwas zu erkunden. Wir gingen schnurstracks zum Osaka-Castle wo wir eine wunderschöne Abendstimmung geniessen konnten. Bevor wir den Hauptteil der Burg betraten wurden wir von einem Japaner mit einer Kamera angefragt ob wir ein paar Fragen zum Thema Reisen in Japan beantworten würden für seinen YouTube Channel. Gerne taten wir ihm diesen Gefallen und gaben ihm einige Einblicke in unsere Reise (https://www.youtube.com/watch?v=CDBar7y_fTE&amp…). Nach der YouTube und Foto Session beim Osaka-Castle gingen wir zu Fuss ca. eine Stunde quer durch Osaka um uns in der prall Gefüllten Gasse von Dontonbori eine totale Reizüberflutung durch Leuchtreklame, Gerüche, Musik, Blitzlicht und laut plappernde Verkäufern zu gönnen. Den Abend rundeten wir noch durch einen Drink im Namba Parks ab, worauf wir uns zurück ins Hotel begaben um fit zu sein für die letzten Destinationen auf unserer Japan Reise.
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