King Louie 2019

septembre 2019 - février 2020
Georgien und zurück
September 2019 - Januar 2020
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    Klöster, Paläste und der erste Wehrturm

    24 novembre 2019, Géorgie ⋅ ☀️ 13 °C

    Haferschleim am morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. Da Lars alleine vor dem Bus liegt, bekommt er noch extra viel Hundefutter ganz für sich. Ob ihm das längerfristig hilft..... der Arme sieht nicht so aus, als würde er den Winter überleben. An der Stelle füge ich eine Unterhaltung ein, die wir ein paar Tage später über die Strassenhunde führten. Die Einheimischen scheinen dem nach diese nicht besonders zu schätzen und es ist ein Problem, dass sie im Sommer so viel Essen von den Touristen bekommen. Über den Winter stirbt dann die Hälfte von ihnen. Ob das nur in der Bergregion gilt oder auch sonst im Land, wissen wir allerdings nicht. Trotzdem schlimme Vorstellung. Vor allem wenn man diese Lieben Hundis kennen lernt und sieht, wie viele von ihnen verletzt sind... :(

    Wir fahren auf jedenfall am besagten Sonntag weiter nach Kobi, wo es laut Reiseführer eine alte Klosteranlage gibt. Diese entpuppt sich als wahre Schönheit und wir stolpern noch dazu in eine georgisch-orthodoxe Taufe. Die Kirche ist von einer Mauer umschlossen, durch die man durch einen schönen Turm gelangt. Die Fotos sprechen für sich. Hier sehen wir auch zum ersten Mal aus der Nähe einen georgischem Friedhof. Die Gräber sind hier wie kleine Gärten gebaut mit Zäunen darum und Gartenmöbeln neben dem Grab. Einmal im Jahr am Tag des Heiligen Georg, versammelt sich sie ganze Familie am Grab und es wird innerhalb dieses Gartens ausgelassen gefeiert. Nicht selten stehen auch Schnapsflaschen am Grab bereit, um auf die Toten anzustoßen.

    Weiter vorbei an einer großen Klosteranlage, fahren wir nach Sugdidi. Wir sind hier direkt an der abchasischen Grenze, wovon man aber nocht wirklich etwas merkt. In Sugdidi selber besichtigen wir die Parkanlage mit dem Dadiani-Palast. Innen gibt es auch ein Museum und wir entscheiden uns mal wieder dafür, in eines zu gehen. Leider entpuppt sich das Museum als etwas seltsam. In jedem Raum sitzt eine oder mehrere alte Frauen mit Smartphones und nicht selten lacht sich jemand über ein Video auf besagtem Smartphone schlapp. Das sind also die Museumswärter. In zwei der Räume gibt es noch riesige Heizungen, die diesen Raum dann auf 30 Grad hochheizen. Sehr effektiv. Sonst sind zwar die Ausstellungsstücke beschriftet aber eher im kargen Stil: "Ein Bücherregal" , "Ein Sofa", "Ein Bild einer unbekannten Frau". Wirklich schlauer sind wir nach dem Besuch des Museums nicht.
    Bevor wir Sugdidi verlassen kauft, Maurice noch Schneeketten bei einer Werkstatt gleich um die Ecke. Wir müssen ja vorbereitet sein, wenn es in den Kaukasus gehen soll.

    Langsam verlassen wir die Kolchische Tiefebene und die Serpentinen beginnen. Für die Nacht haben wir einen Platz oberhalb eines Staudamms ausgewählt, den uns Georg empfohlen hatte. Als wir schliesslich dort sind, entscheiden wir uns aber doch wieder ein Stück hinunter in das Flussbett zu fahren. Hier sehen wir auch den ersten swanischen Wehrturm, der auf einem Felsen trohnt.

    Kleiner Exkurs zu den Wehrtürmen: In Swanetien, wie die Region hier im grossen Kaukasus heisst, hatte ursprünglich jede Familie neben dem Haus auch einen Wehrturm (oder mehrere je nach Reichtum). Diesen Wehrturm konnte man nur über eine Leiter auf Höhe des zweiten Stocks betreten, die man bei Gefahr eben einziehen konnte. Hierhin zogen sich die Familien immer bei Krieg oder Gefahr durch andere Familienclans zurück. 6 Stockwerke hat so ein Turm und jedes Stockwerk wird durch eine Leiter verbunden. So kann man sich immer weiter nach oben vor den Feinden zurück ziehen. Ausserdem wurden die Wehrtürme zur Kommunikation genutzt. Gleiches Prinzip wie die chinesische Mauer. So konnte man bei Gefahr durch Feuer und Rauchzeichen alle anderen weiter hinten im Gebirge warnen.
    Apropos vor anderen Familienclans zurück ziehen: In Swanetien war es üblich, dass man seine Braut rauben konnte. Sie musste dann bei einem bleiben. Tat sie das nicht, durfte der Verschmähte ein Mitglied ihrer Familie töten. Verrückt, oder? Ein Gesetz gegen diese Blutrache gab es vor allem erst unter dem vorletzten Präsidenten Sakaschwili. Filmempfehlung an dieser Stelle "Dede". Ein Film nach einer wahren Geschichte einer Swanin. Die Enkelin hat dann daraus diesen Film gemacht nur mit Schauspielern aus Swanetien.

    So genug geschichtlicher Exkurs erstmal. Wir schlafen nun bei sehr starkem Wind oder versuchen es zumindest. Der ganze Bus wackelt hin und her.
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  • Jour 61

    Mestia und unsere erste Supra

    25 novembre 2019, Géorgie ⋅ ⛅ 2 °C

    Die Nacht war leider auf Grund des Windes eher kurz und unerholsam. Dauert wachten wir auf, da wir dachten der Bus kippt gleich um (Ok, das ist vlt. etwas übertrieben). Trotzdem ist der Ort im Flussbett auch am nächsten Morgen wirklich schön.
    Wir fahren weiter die Serpentinen hinauf Richtung Mestia, Ausgangsort für viele Touren. Auf dem Weg dorthin können wir nur über die Landschaft und die Straßen staunen. Ringsum Berge, von denen viele schon oben mit Schnee überzogen sind. Unten im Tal zunächst der Stausse, dann immer wieder ein Fluss oder Bach, an den Seiten regelmässig kleine Wasserfälle und Gebetsschreine mit Schnaps, um auf die Toten zu trinken. Die Straßen sind mal eng, mal breit und doch immer wieder muss man warten, bis man an der Reihe ist zu fahren. Wir passieren ein altes Bergbau Gebiet, wo vor allem auch 92/93 Kämpfe zwischen Georgen und Abchasen ausgetragen wurden. Ein gruseliger Anblick mit allen den dunklen Löchern im Berg.
    Wenig später folgt "das schwarze Loch", wie die Einheimischen die Schieferwand nennen. Hier kommt es regelmäßig zu Felsschlägen und die Straße kann tagelang nicht passierbar sein. Wir haben Glück und nichts stört unseren Weg.

    In Kaishi, einem der Dörfer auf dem Weg, machen wir Halt, um einzukaufen und Wasser aufzufüllen. Leider passt unser großer Kanister nicht unter den Hahn und wir behelfen uns mit einem 5L Kanister. So dauert es seine Zeit den 80 Liter Tank voll zu füllen. Aber dank der Sonne ist die Kälte der Berge gut auszuhalten. Einkaufen können wir leider außer Brot nichts. Der Laden im Dorf wird nur selten beliefert und es gibt halt eben nur das was gerade noch da ist. Lustigerweise ist die Lieferung grade eingetroffen, aber besteht großteils aus Zigaretten.
    Wir fahren weiter und nehmen kurz nach der Dorfgrenze einen Tramper mit. Albert (nein, das war nicht sein Name, aber wir konnten uns den georgischen Namen (Arnabol??) wirklich nicht merken) kann kein Englisch, aber mit Hilfe vom Google-Übersetzer erfahren wir, dass er zum Arbeiten nach Mestia muss. Er arbeitet irgendetwas mit Holz und ist aus dem kleinen Bergdorf Kaishi. Nur kurz zuvor hatten wir genau diesen Albert beim Bier trinken und rauchen auf der Brücke beobachtet. Und interessant, dass er nach diesen drei Bier um 12 Uhr mittags sich aufmacht zum arbeiten. Leider reicht die Übersetzungsqualität nicht aus, um diese Fragen zu klären. Noch vor Mestia deutet uns Albert an, anzuhalten. Was wir auch machen und gleich weiterfahren. Ob er dort arbeitet, nur Pinkeln musste von dem ganzen Bier oder im schlecht war von den Kurven und Schlaglöchern, wissen wir nicht. Er stand aber noch verdächtig lange am Straßenrand. Wir nutzen die Zweisamkeit für Fotostopps, um das tolle Panorama einzufangen.
    Weiter Richtung Mestia passieren wir dann auch die ersten Dörfer mit mehreren Wehrtürmen, was wirklich schön aussieht und dem ganzen einen mittelalterlichen Touch gibt. In der Ferne wird nun auch der Ushba sichtbar, einer der höchsten Berge hier im Kaukasus.

    Mestia begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und vielen Menschen. Im Vergleich zu den anderen Dörfern herrscht hier regelrecht viel Verkehr und es sind viele Menschen auf der Straße unterwegs. Mestia ist allerdings auch das größte Dorf hier oben und seitdem der Tourismus entstanden ist, auch der zentrale Busbahnhof für das Kaukasus Gebirge. An jedem zweiten Haus befindet sich ein Schild, das auf ein Guesthouse hinweist. Meist handelt es sich hierbei einfach um zwei freie Zimmer, die es im Familienhaus noch gibt und man speist mit der Familie.
    Wir stellen Louie zunächst hinter dem Dorfplatz ab und suchen das Tourismuszentrum auf, um dort nach einem Platz für die Nacht zu fragen. Leider ist dieses verschlossen und selbst die Frauen vom Cafe nebenan wundern sich. Eigentlich ist es ja offen. Hmmmm....
    Ein Pärchen sieht interessiert zu uns hinüber und da sie nicht georgisch aussehen spricht, Kathi sie an. Die zwei Australier hatten wohl auch schon versucht, Infos zu erlangen, aber als sie ankamen, war das Büro auch verschlossen. Wir erfahren, dass sie morgen nach Ushguli fahren, das höchste aktiv bewohnte Dorf Georgiens (und angeblich auch Europas: wieso Georgien manchmal Europa ist und manchmal Asien, haben wir auch noch nicht verstanden). Nun mischt sich auch der Fahrer für morgen in das Gespräch ein. Wo er plötzlich herkam, keine Ahnung. Wir stimmen gleich zu morgen mitzukommen, da wir eigentlich dachten, dass es schon zu spät ist, um noch nach Ushguli zu fahren. Im Winter ist das Dorf vom Rest der Welt abgeschlossen wegen des hohen Schnees. Bis morgen also um 10 Uhr, liebe Australier. (Georgier sind keine Frühaufsteher, Alles öffnet so um 10 Uhr und auch Touren starten um diese Zeit)

    Aus dem Reisefuehrer wissen wir, dass es hier auch drei Museen geben soll und wir laufen zumindest zu einem. Der Weg fuehrt den Hang hinauf durch schoene Gassen, zu einem alten Haus mit Wehrturm. Eine sehr nette Frau fuehrt uns durch das Haus und erklaert uns wie die Swanen hier frueher gelebt haben. Der untere Hauptraum war im Winter beheizt und enthielt den Ofen, das Feuer und damit Kochstelle, Sitzgelegenheiten, Kleidertruhen und am Rand Platz fuer das Vieh. Dadurch wurde es auomatisch waermer im Zimmer. Oberhalb wurde das Heu aufbewahrt und so auch getrocknet. Im Sommer schlief man im Heu. Noch dazu durften wir am Ende der Fuehrrung auf den Wehrturm steigen, der uns ueber mehrere wacklige Leitern hinauf brachte. Ein Abenteuer!
    Wir laufen noch etwas durch das Dorf und beschliessen dann, mit Louie zwei Plätze zu probieren, die wir in park4night finden. Etwas außerhalb des Zentrums bieten ein paar Privatpersonen Camping auch mit dem Camper an. Dabei handelt es sich einfach um den privaten Garten und zu meist nutzt man einfach das Bad der Familie, aber uns reicht das völlig. Beim ersten Platz werden wir abgewiesen, sie haben schon alles abgestellt für den Winter, aber direkt beim Nachbarn werden wir aufgenommen. Da Louie nicht durch das kleine Hoftor passt, nehmen wir einen Schleichweg zum hinteren Tor des Garten, wo Mischa uns schon erwartet. Er kann ein bisschen Englisch, was dafür reicht uns alles zu zeigen. Es gibt ein extra Häusschen mit Klo und Dusche und Heizung, das wie wir später bemerken eben auch die Familie benutzt, eine Küche im Freien und einen sehr großen Garten. Wir teilen uns die Wiese mit zwei Kühen, einem Hund und einer Herde Enten! Unsere Näherungsversuchen an die Kühe werden mit Hörnern beantwortet, dann halt nicht. Für Kathi klingt eine warme Dusche einfach zu verlockend und sie macht sich gleich auf, um dann festzustellen, dass kein Wasser aus dem Hahn kommt. In der Kälte mit Handtuch umwickelt fragen wir bei Mischa nach. Gerade geht es nicht. Schade. Also zieht sich Kathi wieder an. Wenig später erscheint David auf dem Hof, der Cousin von Mischa. Er kann fliessend Spanisch, wodurch so gleich mit Kathi ein Gespräch angefangen wird. Er erklärt ausführlicher, dass die Leitungen grade neu gemacht werden und es deswegen manchmal zu Wasserausfall kommt. In ein paar Stunden geht alles wieder. Außerdem lädt er uns noch abends auf ein Bier ein und wir verabreden uns für dann, wenn wir aus dem Zentrum zurück sind. Wir wollen nämlich noch etwas essen gehen.

    Wir landen schliesslich am Dorfplatz im Cafe Laila und finden uns am Nebentisch der Australier wieder. Netter Smalltalk und wieder die Verabschiedung bis morgen. Wir essen lecker typische Gerichte: Pilze mit Käse gefüllt, Lobdani, ein Teigfladen mit Fleisch gefüllt und Kachapuri, ein Käsebrot mit Butter und Ei darauf. Alles sehr reichhaltig. Wir schaffen es nicht alles aufzuessen. Im Restaurant sind erstaunlich viele Touristen. Franzosen, viele Asiaten und ein Maedchen, das fuer uns Deutsch aussieht. Wir beschliessen sie an unseren Tisch einzuladen, was sie auch annimmt. Jana ist bevor sie in das Berufsleben startet noch mal eine Woche nach Georgien entflohen und hat von Freunden den Tipp bekommen, nach Mestia zu fahren. Wir beraten uns gleich, was man hier noch alles so machen kann. Waere auch eigentlich schoen gewesen, zusammen am naechsten Tag wandern zu gehen, aber wir haben ja schon unseren Tripp nach Ushguli "gebucht". Wir tauschen trotzdem fuer den Abend Nummern aus und Jana verabschiedet sich, um ihr AirBnB zu finden.

    In der Zwischenzeit ist auch unser spanischsprechender David im Laila aufgetaucht und erklaert uns, dass sie im Haus etwas vorbereitet haben. Eigentlich wollten wir hier in einem "Kino" noch den bereits erwaehnten Film Dede schauen, aber diese Einladung koennen wir nicht ausschlagen. Wir zahlen und im Auto gehts zurueck zum Haus von Mischa. In einem Art zweiten Wohnzimmer werden wir empfangen. Das Essen steht schon auf dem Tisch. Und so beginnt unsere erste georgische Supra.

    Was ist eine Supra? Eine Supra ist eine Art Tischgelage. Es gibt reichlich Essen und jeder bedient sich nach Herzenslaunen, nur beim Trinken gibt es Regeln. In jeder Runde gibt es einen Tamada, eine Art Redenfuehrer, der als erster einen Trinkspruch zum Besten gibt. Dabei werden auf wichtige und tiefsinnige Dinge angestossen. Nachdem der Tamada fertig ist, fuegt jeder der Reihe nach etwas zu diesem Thema hinzu und am Ende trinken alle gemeinsam. So geht das immer weiter und nach eingen obligatorischen Trinkspruechen, darf dann auch jemand anderes fortfahren neue Trinksprueche anzubringen.

    Unser Tamada ist an diesem Abend Mischa und es beginnt mit den vier obligatorischen Trinkspruechen. Zumindest ist so die Reihenfolge in Swanetien. Gott, Engel, Sankt Georg und auf die Verstorbenen. Jedes Mal wird ein Weinglas geext. Es geht weiter mit auf die Kinder, auf Frieden, auf die Liebe etc. Jedesmal muessen wir alles etwas dazu sagen, wobei David und Kathi als Uebersetzer fungieren. Der Wein ist uebrigens hausgemacht und schmeckt bestens, sowie auch das ganze Essen. Es gibt Kartoffeln, Paprika, Pflaumensauce und Widderfleisch. Alles selber aus dem eigenen Anbau und eigener Schlachtung. Wir sind so voll gegessen und trotzdem zwingen wir uns zum Essen. Man muesste meinen bei dem ganzen Essen merkt man den Alkohol nicht, von wegen! Wir merken ihn! Und es ist wirklich anstrengend alle 5 Minuten ein Glas zu exen. Immer oefter lassen wir etwas im Glas zurueck. Der Genuss geht bei diesem schnellen Trinken leider weitgehend verloren. Irgendwann reicht es uns dann auch trotz der schoenen Runde und wir verabschieden uns, was mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht. Noch ein Wein zum Abschied und so weiter. Irgendwann sind wir im Bus und fallen todmuede ins Bett. Am naechsten Morgen geht es zwar erst um 10 los, aber etwas Schlaf braucht man fuer die Tour schon.
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  • Jour 62

    Oh, du schoenes Ushguli

    26 novembre 2019, Géorgie ⋅ ☀️ 2 °C

    Der Wecker klingelt viel zu frueh und der Kater ist viel zu praesent. Menno! Trotzdem stehen wir auf und goennen uns eine heisse Dusche. Das Wasser geht auch wieder. Mit flauem Gefuehl im Magen laufen wir ins Zentrum. Mischa wuenscht uns noch viel Spass in Ushguli. Er selbst scheint topfit zu sein und schon viel laenger wach als wir. Kathi muss sich erstmal eine Fanta kaufen. Zucker hilft gegen den Brand und Sandwiches, falls der Hunger doch mal kommen sollte, werden in den Rucksack gepackt. Es graut uns etwas vor der wilden Fahrt. Wacho, unser Fahrer (Ein anderer als es noch gestern war) wartet schon auf uns und nachdem auch noch die Australier Jess und Pavel und zwei Thailaenderin da sind, starten wir die Tour. Fuer die Berge haben hier fast alle einen Mitsubishi Delica. Die sind besonders schmal und hoch, perfekt für die unebenen Wege.

    Unser erster Halt ist ein Punkt, von dem man den Ushba gut fotografieren kann. Wacho fährt diese Tour andauernd und weiß genau, wo er halten muss. Schöner Ausblick auf jedenfall. Ein bisschen weiter hält er unterhalb des Skigebietes. Für etwas mehr Geld würde er mit uns auf 3200 m fahren, soweit das der Schnee noch zulässt. Wir stimmen alle zu und bergauf geht es über Eis und Schnee, vorbei an noch stehenden Skiliften. Noch reicht der Schnee nicht ganz aus um die Skisaison zu eröffnen. Wacho selber arbeitet als Skilehrer und fährt auch selber professionell Ski. Fast schon stolz erzählt er von seinen drei letzten Brüchen. Die hat er sich alle abseits der Pisten zugezogen. Georgien ist bekannt für seine tollen Freestyle-Pisten.
    Wir schaffen es mit dem Auto auch wirklich bis zum Gipfelkreuz. Laufend wäre das auf jedenfall nicht möglich gewesen. So ein geiler Ausblick! Und so viel schöner Schnee! Gleich mal Schneeengel machen und für Wacho machen wir dann auch noch ein Sprungbild. Wie Kinder tollen wir herum und können gar nicht genug kriegen. Irgendwann müssen wir dann aber auch wieder hinunter, was Wacho auch meistert, trotz Eisrutschereien.

    Weiter also nach Ushguli, mit Zwischenhalt am Tower of Love, einem wirklich schön gelegenen Wehrturm am Fluss. In Ushguli halten wir zentral und bekommen "Freizeit" zum herumlaufen. Es besteht die Möglichkeit bei einer Familie Essen für später zu bestellen, aber unsere Mägen lassen es nicht zu. Wir entdecken das Dorf und es ist einfach nur wunderschön. Man fühlt sich wie im Mittelalter. Und im Hintergrund immer die Berge. Auch hier begleiten uns wieder viele Hunde auf dem Weg, von denen aber viele verletzt sind. Einer kann sogar seine Hinterpfoten gar nicht mehr nutzen und robbt durch die Gegend. Schlimm anzuschauen. Später beobachten wir allerdings wie mehrere Hunde eine Kuh angreifen und diese sich wehrt. Wenn man da als Hund einen Huf abbekommt, erklären sich die gebrochenen Pfoten. Auch hier sind die Hunde vor allem bedürftig nach etwas Liebe und wir verteilen fleissig Streicheleinheiten, erhalten dafür Gesellschaft und auch ein Stück an Begleitung.
    Irgendwann treffen wir uns alle wieder bei der Familie im Wohnzimmer, wo mittlerweile ein Buffet bereit steht. Wir schauen den anderen zu und werden gezwungen auch ein bisschen was zu essen. Das geht gut, aber die Kleinigkeiten reichen wirklich. Am Ende spazieren wir noch alle zusammen durch den Unesco-Teil von Ushguli. Hier stehen noch alle Wehrtürme und alten Häuser. Magisch mittelalterlich!

    Wacho fährt den nun recht müden Trupp wieder sicher nach Mestia zurück, wo wir auch erst bei Dunkelheit wieder ankommen. Auf dem Dorfplatz treffen wir auch noch einmal Jana, die heute wandern war und auch nur schönes berichtet (bis auf das Verlaufen vlt.) Mit den Australiern wollen wir dann eigentlich noch ins Kino gehen, um endlich "Dede" zu schauen. aber leider scheint das Kino geschlossen und bei Nachfrage beim Nachbarn erfahren wir, dass er seit einem Monat dort niemand mehr gesehen hat. Schade. Wir verabschieden uns von Jess und Pavel und gehen noch eine Kleinigkeit essen. Wir probieren zum ersten Mal Khinkali, das sind quasi Maultaschen mit Suppe und Fleisch oder Pilzen gefüllt. Sehr lecker und auch die Suppen, die wir essen sind zu empfehlen. Wir schlendern zurück zum Bus und auch diesmal fallen wir müde ins Bett.

    Die Heizung funktioniert übrigens super und dank Timer können wir immer schon anheizen, bevor wir zurückkommen und betreten dann unser warmes Zuhause.
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  • Jour 64

    Wanderung zum Gletscher

    28 novembre 2019, Géorgie ⋅ 🌧 8 °C

    Heute gönnten wir uns mal wieder ein bisschen Ausschlafen und Gemütlichkeit, ein lecker Rührei am späten vormittag und packten uns dann warm in wandertauglichen Klamotten ein. Um Mestia selbst herum sind im Winter nur noch zwei Wanderrouten begehbar, da sonst einfach zu viel Eis und Schnee liegt. Wir entscheiden uns, zu den Anfängen eines Gletschers hier zu wandern. Laut Tourismusbüro (das hatten wir letztendlich doch mal offen vorgefunden) dauert die Wanderung alles in allem 6h.
    Zunächst führt uns der Weg am Flussbett entlang immer weiter hinter ins Tal Richtung russische Grenze. Heute zeigt sich leider keine Sonne, aber das Wetter ist stabil und der ab und zu einsetzende Nieselregen ist nicht weiter schlimm. Der Weg bis zum ersten Anstieg in den Bergen zieht sich etwas und auf Grund der Baumaßnahmen ist er auch nicht der Schönste. Ein kleiner Welpe lenkt uns aber mit Knuddeleien und Spielereien ab. Irgendwann finden wir vor uns ein Schild "No entry", da hier die "grosse Baustelle" ist. Laut der Einheimischen soll man hier aber einfach weiterlaufen. Ok, das machen wir. Also, vorbei an Baggern und Arbeitern. Die scheinen wenig beeindruckt und lotsen uns durch die Baustelle. Scheint also kein Ding zu sein, dass wir hier einfach durchgehen.
    Wir erreichen schliesslich die Brücke über das Flussbett. Diese entpuppt sich als abenteuerlich. Schief und rutschig sind die Bretter und ein Loch ab und zu ist auch normal. Wir überqueren sie einzeln und es geht auch alles gut. Seht selbst auf dem Bild.

    Drüben beginnt dann der eigentliche Aufstieg durch einen malerischen Winterwald. Ein paar Fußspuren von früheren Wanderern sind vorhanden, aber sonst ist alles unberührt. An einem Bach entlang zieht sich der Pfad immer höher und manchmal ist es wirklich schwierig den Weg zu finden. Viele Markierungen sind durch Schnee bedeckt. Wir erreichen letztendlich das Ende des Weges, der durch ein X am Stein markiert ist. Hier treffen wir auch Giorgia, eine Italienerin, die ihren "brown friend" sucht. Sie entdeckt Mohammed, aus London, abseits des Pfades und führt ihn zu uns ans Ende und wir beschliessen nach kurzer Pause zusammen zurückzugehen. Die zwei haben sich erst in der Türkei kennengelernt und reisen seitdem zusammen. Es wird ein lustiger Abstieg, was auch den Turnschühchen der zwei zu schulden ist. Einen Teil des Baustellenweges trampen wir noch zurück, wobei wir zwei hinten auf der Ladefläche mitfahren. Das entpuppt sich später als Fehler, da wir nun irgendeinen Baustellenkleber an den Hosen haben. Wir versuchen mit Waschbenzin unser Bestes. Klappt leider nur so semi.

    Nach einer warmen Dusche gehen wir zu Jana ins Zentrum. Sie hatte sich gemeldet, dass sie mit Leuten in einem Restaurant sitzt. Und was für Leute das sind. Der Tisch ist voller Speisen und Wein und wir lernen den Trupp kennen, mit dem Jana heute in Ushguli war: Dimitri, der Reiseleiter mit seinen zwei indischen Schützlingen Karl und Clarissa und David, der Fahrer des Wagens. Vor allem Dimitri und Karl scheinen schon sehr betrunken. Mit Vorsicht setzen wir uns an den Tisch und wissen nicht so recht mit der sich übertrumpfenden Prahlerei von Dimitri und Karl umzugehen. Zusammengefasst ist Dimitri sehr religiös und versucht seine Werte jedem aufzuzwängen. Nicht angenehm! Und Karl ist Künstler und braucht seine Drogen, wo man hier bitte seine Drogen her bekommt. Nachdem Dimitri wirklich noch ein paar sehr unschöne Dinge von sich gegeben hat, beschliessen wir zu gehen und machen mit Jana aus, ihr zu schreiben wo wir sind. Wir landen wieder im Cafe Laila, essen etwas und zum Wein trudeln auch Jana, David und die Inder ein. Alle sind froh, Dimitri entkommen zu sein. Vor allem Clarissa beklagt sich über den Reiseleiter, den sie seit vier Tagen an der Backe haben und der sehr streng ist. Karl bekommt davon nichts mehr mit, sitzt mit gläsernem Blick erst dabei und verzieht sich dann aufs Klo, wo man nach ihn nach einiger Zeit umfallen hört. Clarissa bringt ihn lieber ins Hotel - David hilft ihr. Weise Entscheidung! So sitzen wir noch zu viert zusammen, was wirklich nett ist und können die Ärgernisse zuvor vergessen.

    Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Mischa und Mestia und fahren im Regen wieder aus der Bergwelt zurück hinunter ins Tal. Als Zielort haben wir uns Schwefelquellen ausgesucht. Wir werden auch fündig und trotz ersten Zweifel auf Grund des Weges fahren wir bis hinunter an den Fluss, direkt neben die heissen Quellen. Die Quellen bündeln sich und ergießen sich in einem Wasserfall, der aber viel zu heiss ist, ins Flussbett. Doch Richtung Fluss haben die Leute kleine Becken geformt, die die richtige Temperatur haben. An diesem Abend wollen wir nicht mehr schwefeln und spielen noch ein bisschen mit den Hunden, um uns dann im Bus zu verkriechen.
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  • Jour 65

    Schwefelbäder und Canyons

    29 novembre 2019, Géorgie ⋅ ⛅ 12 °C

    Leider hatte uns einer der Straßenhunde die Nacht über mitvseinem Bellen wach gehalten. Was ihn aufgeregt hat, wissen wir nicht. Dementsprechend schwer ist es, frühs aus dem Bett zu krabbeln. Maurice wagt einen Blick aus dem Dachfenster und weiß nun wie er Kathi aus dem Bett bekommt. " Willst du die Welpen streicheln, die da auf der Wiese rumstolpern?" Kathi ist sofort hellwach und begibt sich auf Welpenknuddelkurs. Die Welpen sind noch so klein und haben Angst und einer der Beiden verschwindet. Wohin wissen wir zunächst nicht. Das andere wird nach einigen Streicheleinheiten zutraulich und da es draußen kalt und nass ist, darf es in Kathis Jacke schlüpfen und schlafen. Wir wissen nicht, wer die Mutter ist, aber schliesslich entdecken wir, dass eine der Hündinnen Zitzen hat. Sie interessiert es allerdings recht wenig, dass ihr Kind in Kathis Jacke verschwunden ist. Als wir jedoch den kleinen Spatz neben die Mutter setzen, beginnt sofort ein Rennen auf die nächste Zitze. Lass es dir schmecken, Kleiner. So verbringen wir also den Morgen spielend mit den Hunden und dem einen Welpen und entdecken nun auch die Höhle, wo sich die anderen versteckt haben.

    Da unser Plan eigentlich war, am Morgen erstmal schwefeln zu gehen, machen wir das dann auch und drei der Hunde begleiten uns zu den "Becken". Hier liegen wir also Ende November in Georgien an einem Fluss in Badeklamotten. Die Entspannung hat ein Ende nachdem ein litauischer Reisebus auftaucht. Alle sind in Winterklamotten gepackt und wir erscheinen als Attraktion. Zurück am Bus wird noch einmal mit den Welpen gespielt. Diesmal traut sich ein anderer bei uns zu bleiben. Schweren Herzens müssen wir Abschied nehmen. Am liebsten hätten wir sie alle mitgenommen. Für den Weg hinauf braucht Louie zwei Anläufe, da die Strecke eher nur von Allrad befahren werden sollte. Wir schaffen es aber und setzen unseren Weg zum Maschwili-Canyon fort.

    Wir sind nicht darauf vorbereitet, wie viele Georgier uns ansprechen. "Super Jeeptour. Super Guide. Super Alles." Es ist mehr als nervig. Vor allem da man wirklich 20mal nein sagt und trotzdem nicht in Ruhe gelassen wird. Ein Tourguide versucht es penetrant auf russisch. Das wir nichts verstehen, ist ihm egal. Wir schaffen es zum Eingang des Canyons und endlich herrscht Ruhe. Das Gelände ist wirklich schön hergerichtet und die fallenden Blätter geben dem ganzen ein verwunschenes Aussehen. Am Ende machen wir noch eine kleine Bootsfahrt durch einen Teil des Canyons, aber wirklich sehr klein. Nach wohl nicht mal 10 Minuten sind wir zurück am Steg. Schön war es trotzdem. Im Sommer muss das kleine Gelände nur vollkommen überlaufen sein. 20 abgelehnte Angebote später sitzen wir in Louie und fahren weiter zum Okatze-Canyon.

    Diesmal sind wir vorbereitet und wissen vorher über diverse Angebote Bescheid. Am Okatze Canyon stellen sie sich zwar geschickter an und die Wanderung dorthin und zurück dauert laut Jeep-Fahrer plötzlich eine Stunde länger. Dass wir laufen wollen, können sie nicht wirklich verstehen. Der Weg führt durch einen Park immer weiter bergab zum oberen Eingang der Schlucht. Hier betritt man dann den eigentlichen Wanderweg, der auf Stahlträgern am Fels in der Luft schwebt. Nichts für Menschen mit Höhenangst! Die Stahlwege schwingen bei jedem Schritt ein bisschen mit und man hat wirklich ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Das Ende des Weges ist dann eine 15m lange Plattform, auch schwebend. Gruselig! Der gelangweilte Mitarbeiter fühlt sich hier wie zuhause. Auch wenn der Canyon sehr schön ist, ist die ganze Aktion mehr ein Erlebnis als Naturgenuss. Auf dem Bergrücken läuft man dann zurück zum Einstiegsort und es geht denselben Weg wieder hinauf. Mittlerweile ist es dunkel und wir versuchen noch einen Platz anzufahren. Leider befindet sich die komplette lange Anfahrtsstraße im Bau, was die Fahrt bei Dunkelheit schwer und anstrengend macht. Mal ist es schmal wegen Steinhaufen auf der Straße, mal rutscht man im Schlamm, einmal kommt ein dunkles Pferdegespann entgegen und ein kleiner Fluss muss durchfahren werden, weil die Brücke erst am Entstehen ist. Letztendlich stehen wir am Eingang des Canyons an einer Felswand. So sind wir wenigstens ein bisschen dem starken Wind geschützt. Dennoch reißen die Böen an unseren Dachaufbauten und Louie wackelt und vibriert. Ob wir hier morgen nochmal wegkommen? Schon am Abend war der Boden durchweicht und rutschig und es regnet schon in der Nacht los. Wir bleiben trotzdem, die Müdigkeit ist heute zu groß und der Weg im Dunkeln zu beschwerlich.
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  • Jour 67

    Prometheus Höhle und Kutaissi

    1 décembre 2019, Géorgie ⋅ 🌧 9 °C

    Wir sind wieder weggekommen! Es war schauklig und spannend. Wir haben auch ein bisschen gefilmt, aber so ganz rauskommen tut es nicht. Ein anderes Auto am Strassenrand ist auf jedenfall nicht mehr weggekommen. Da hatten wir Glück. Zwischendurch noch schnell paar Steine weggeräumt und ab durch das Flussbett.

    Bei so einem Mistwetter sitzt man doch gerne im Auto, aber die Prometheus-Höhle wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und da sollte es ja eigentlich trocken sein. Wir haben Glück und eine Führung geht direkt 5 Minuten nach unserer Ankunft los. Viele Russen sind vertreten, aber auch Franzosen und Italiener und ein Asiate. Wir befürchten schon die ganze Führung auf Russisch zu bekommen, aber wir werden extra gefragt, ob es auch englisch sprechende unter uns gibt. Daraufhin wird alles erst auf Englisch und dann auf Russisch erklärt. Sehr viele Stufen geht es hinab zur ersten Höhle. Eine junge Georgierin läuft vorweg oder besser gesagt rennt vorweg. Wir Europäer eilen hinterher. Selbst beim Bergabgehen kommt man schon ins Schwitzen. Schliesslich passieren wir eine Tür, die nur mit Schlüssel aufgeht also warten wir hier auf die Franzosen, die noch viel weiter hinter uns sind. Zurück bei der Gruppen werden wir dann darauf hingewiesen, bitte bei der Gruppe zu bleiben. Alles klar! In der nächsten Höhle werden wir mit schöner Musik und tollen Lichtern empfangen. Die Lichtinstallationen haben wohl Deutsche gemacht.

    Immer weiter zieht sich die Tropfsteinhöhle bzw. die Gänge zu den Höhlen und mit einer Strecke von 1,4 km die längste Tropsteinhöhle in der wir waren. Das Gerenne hält leider weiter an, aber wir Europäer sind einfach die gemütlichen Nachzügler. Aus anderen Kulturkreisen sind wir es eher gewohnt, dass die Europäer die Schnellen sind. Durchgeschwitzt und nur im Tshirt bekleidet, geht es im Shuttle zurück zum Ausgangspunkt und wir verschnaufen erstmal in Louie. Schön war es aber trotz aller Eile.

    Weiter kommen wir nach Tskaltubo, eines ehemaligen berühmten Kurorts zu Sowjetzeiten. Mittlerweile haben hier wieder ein paar Spas eröffnet, aber es gibt noch sehr viele leer stehende , halb verfallene, riesige Gebäude. Fast schon gruselig und sehr krass zum Betrachten. Wir fahren das ganze Städtchen ab und immer wieder stossen wir auf grosse leer stehende palastähnliche Gebäude, die einst prächtige Kurhotels waren. Teilweise wohnen in diesen Ruinen noch bzw. wieder Menschen. Dabei handelt es sich wohl vor allem um Flüchtlinge aus Abchasien und Ossetien.

    Wir fahren noch bis nach Kutaissi, wo wir neben der Kathedrale parken. Da es derzeit zum ersten Mal heute nicht regnet und sogar ganz kurz die Sonne hinausspitzt, erkunden wir noch die Stadt und einen alten Vergnügungspark aus Sowjet-Zeiten, der über der Stadt thront. Fahren wollen wir mit keinem der Geschäfte mehr. In der Stadt selber herrscht reges Wochenends-Weihnachts-Treiben und wirklich viel gibt es nicht zu sehen. Der süße Dackel-Hund, der uns begleitet, ist zu mindestens Kathis Highlight. Wir versuchen noch einen Platz am Fluss für die Nacht anzufahren, aber hier wird mittlerweile gebaut und der Mann, der auf den Bagger aufpasst möchte Geld von uns für das dortige Parken. Also fahren wir wieder zur Kathedrale. Der Parkplatz hier war sehr schön und das Wohnviertel schien ganz ruhig und ordentlich.

    Auch den ersten Advent verbringen wir hier. Nur zum Wasser holen gehen wir mal zur Kirche hinauf. Sonst verbringen wir den dritten Regentag unserer bisherigen Reise lieber Gitarre spielend im Bus und machen es uns gemütlich. Nur die Plätzchen und der Adventskranz fehlen.
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  • Jour 69

    Etwas Luxus

    3 décembre 2019, Géorgie ⋅ ⛅ 3 °C

    Heute regnet es nicht mehr und so kommen wir in den Genuss, uns die Akademie von Gelati anzuschauen, die sich ganz in der Nähe von Kutaissi befindet. Trotz Bauarbeiten können wir die meisten der Gebäude betreten und uns vorstellen, wie hier früher im Akademiesaal gelehrt wurde. Beim Wiederwegfahren will plötzlich einer der Bauarbeiter Geld fürs Parken, aber wir fahren einfach weg. Zum Glück hat er uns erst bemerkt, nachdem wir alles gesehen haben. Wir halten nun auch noch bei einer Bäckerei um uns ein Frühstück zu kaufen und probieren uns quer durchs Sortiment. Vor allem eine Art Nussschnecke ist zu empfehlen.

    Der Weg führt weiter durch hügelige Landschaft, die wirklich schön zum Anschauen ist. Auf mehreren Blogs hatten wir von der Kazchi-Säule gelesen. In Reiseführern ist davon nichts zu lesen.
    Bei der Kazchi-Säule handelt es sich um einen steil nach oben ragenden Felsen, der oben flach ist. Hier hat sich zu Ende der Sowjetzeiten ein Mönch sein Haus gebaut und eine kleine Kirche. Bis vor ein paar Jahren hat er noch dort oben gelebt und kam nur zweimal die Woche für Lebensmittel über die 40m lange Leiter hinunter. Nun lebt er krankheitsbedingt nicht mehr dort oben. Leider ist der Felsen selber für Touristen nicht zu erklimmen, aber wir haben auf gut Glück das Auto auf einem benachbarten Berg geparkt und sind einem Trampfelpfad gefolgt und haben so einen Platz mit toller Aussicht auf den Felsen und das Haus darauf gefunden. Ein Spanier und ein Deutscher hatten die gleiche Idee und parkten neben uns mit dem Bus. Wir haben ihnen kurzerhand erklärt, wo sie lang müssen. Also falls jemand dort hin möchte (siehe Foto) erklären wir das auch nochmal gerne, ist nämlich nicht so leicht zu finden.

    Weiter geht es Richtung Osten in die Stadt Tschiatura. Hier kann man die Sowjetunion noch richtig erleben. Tschiatura ist bekannt für den Abbau von Manganerz. Auch heutzutage ist der Abbau noch bzw. eher wieder aktiv, aber bei weitem nichts so extrem wie früher. Die gesamte Stadt wird von Seilbahnen durchzogen, wovon die meisten aber ausser Betrieb sind (so wie sie aussehen, ist das auch besser so). Es gibt auch schon eine neue Seilbahn, aber die schien auch noch nicht fahrfähig zu sein. In Richtung der Abbaugebiete stehen auch immer mehr verlassene, zerfallene Häuser, aber auch hier hängt immer wieder Wäsche vor den Fenstern. Ob die Leute hier Miete zahlen, wissen wir nicht. Ist aber kaum vorstellbar. Tschiatura ist kein schöner Ort zum Besuchen, aber gibt besten Eindruck einer armen Gegend nach der Sowjetunion und wie sie versuchen mit bunten Anstrichen die Stimmung zu retten. Es dauert ein paar Kilometer bis die Gegend wieder schöner wird. Wir wollen hier auch nicht unbedingt die Nacht verbringen und beschliessen bis nach Chaschuri zu fahren, wo wir ein Hostel ausfindig gemacht haben. Es ist nämlich mal wieder Zeit für eine warme Dusche.

    Wir kommen erst bei Dunkelheit an und werden von vier aufgeregten Hunden und einem netten Deutschen empfangen. Christoph und seine georgische Freundin Tamara haben aus dem alten Familienhaus ein Hostel gemacht und wohnen auch selber mit im Haus. Sie haben grosse Pläne und wollen noch zwei weitere Häuser gästetauglich machen inklusive Campingplatz. Louie passt nicht in den Hof also lassen wir ihn einfach vor der Tür stehen. Da es vom Preis her keinen Unterschied macht, ob wir draussen oder drinnen schlafen, nehmen wir uns ein Zimmer inklusive Frühstück. Am Abend kommen wir mit Christoph weiter ins Gespräch und erfahren, dass sich die zwei auch sehr für Strassenhunde einsetzen. Dieses Thema beschäftigt uns selber schon länger und wir fragen nach, ob wir nicht vielleicht helfen können. Es gibt tatsächlich ein paar Möglichkeiten: Einerseit bringen sie regelmässig Hunde nach Tiflis in die Klinik, wo sie sterilisiert und geimpft werden oder retten verletzte Hunde, die dann auch dorthin müssen. Selber haben sie mittlerweile schon vier Strassenhunde und eine Strassenkatze adoptiert. Wir verabreden uns für die Fahrt nach Tiflis einen oder mehrere Hunde mitzunehmen und in die Klinik zu bringen. Die Geschichte dazu folgt in einem der nächsten Posts.

    Christoph gibt uns noch viele Tipps was einkaufen, Filme schauen etc. anbelangt. Die lernt man eben erst, wenn man dann eine Weile hier lebt. Der grosse Carrefour in Tiflis wird auf jedenfall gleich mal vermerkt.
    Wir nutzen auch das WLAN und die nun bekannten Plattformen, um mal wieder einen Film zu schauen.

    Am nächsten Morgen werden wir früh geweckt auf Grund des Trubels im Haus und begeben uns verschlafen zum Frühstück. Ein großes Buffet erwartet uns und ein Frühstücksspecial wird uns angekündigt. Cappuccino mit Schokostreuseln gibt es auch! Die Überraschung entpuppt sich als Kaiserschmarrn, lecker schmecker! Die zwei geben sich echt Mühe und das Hostel ist nur weiter zu empfehlen. Ein gemütlicher, freundlicher Ort zum Wohlfühlen. Die zwei haben auch vor hier ein Weihnachtsfest für europäische Freunde auszurichten, da in Georgien Weihnachten erst im Januar gefeiert wird. Wir sind sofort begeistert und freuen uns so einen schönen Ort zum Weihnachten-Feiern gefunden zu haben :).

    Wir tauschen Nummern aus und verabschieden uns Richtung Borjomi-Nationalpark. Hier kommt das Borjomi-Wasser her, das uns eher semi schmeckt, da es extrem weich und stark mineralienhaltig ist. Zudem hat es frisch aus der Quelle einen starken Schwefelgeruch. Hier gilt es als Heilwasser. In einem Wanderfüher haben wir einen schöne Strecke durch den Park gefunden, der vorbei an einem alten Vergnügungspark, Schwefelbädern und Kirchen führt. Auch hier wieder werden wir den Weg über von einem Hund begleitet und die Bewegung tut sehr gut.

    Am Abend fahren wir noch zu einem nahegelegenen Kloster, das Green-Monastery. Ein schmaler Pfad schlängelt sich den Berg hinauf und wir sind wieder mal verzaubert von der Schönheit und Abgeschiedenheit dieses Ortes. Wir laufen noch hinauf und treffen auf drei kleine Babykatzen. Nach etwas Gekuschel und Gespiele lassen wir sie wieder in Ruhe und ein Mönch übernimmt die Kuschelpartie. Hier auf dem Parkplatz fühlen wir uns wohl und hoffen auf nicht all zu frühe Gottesfürchtige.
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  • Jour 70

    Istanbulfeeling und Höhlenkloster

    4 décembre 2019, Géorgie ⋅ ☁️ 1 °C

    Wir lassen uns etwas früher wecken und Kathi macht sich frühs nochmal auf zum Kloster um die kleinen Kätzchen zu knuddeln. Leider konnte sie sie nirgends finden und ging dafür in die Kirche des Klosters, weil gerade jemand herauskam. Es fand gerade ein Gottesdienst statt und es herrschte eine mystische Stimmung. Sie wollte nicht länger stören und kehrte zum Auto zurück.
    Wir machten uns auf den Weg Richtung Süden Richtung Höhlenkloster Vardzia. Die Fahrt dorthin verlief durch ein schönes Tal am Fluss Mtvkari (oder auch Kura) entlang, gesäumt von mal kleineren mal größeren Berghängen und auch der ein oder anderen Festungsruine.
    Unser Zwischenziel liegt in Achalziche, dort gibt es nicht viele Sachen zu sehen außer die große und prächtige Festungsanlage Rabati, die ist allerdings ein Muss.
    Erstmals erbaut im 9 Jahrhundert, wechselte die Festung mehrmals den Besitzer u.a. zwischen Osmanen und Russen und wurde trotz schwacher Finanzlage der Stadt 2011/12 wieder aufgebaut und vollständig renoviert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
    Man betritt den großen Komplex durch das tiefer gelegene Burgtor, kann sich zunächst im kostenlosen Teil frei bewegen und fast jeden der Wehrtürme besteigen. Ein Hotel hat sich relativ gut ins Bild eingefügt und das Besucherzentrum mit ein paar Restaurants und anderen Touribuden muss halt auch sein.
    Mit Ticket kommt man dann in den höher gelegen Teil. Hier mutet die Mischung aus Säulengängen und kunstvoll angelegten Gärten prächtig und auch orientalisch an. Innerhalb der Mauern wurde auch eine Moschee erbaut, die später in eine christliche Kirche umgewandelt wurde. Über allem thront die Zitadelle und vom höchsten Turm hat man einen tollen Ausblick auf die Anlage und das Umland.
    Nach ca. zwei Stunden setzen wir unsere Fahrt fort, aber nicht ohne uns in der Stadt bei einer kürzlich eröffneten Bude frische Falafel zu holen. Diese gehen stark in die Richtung, wie man sie bei Frida in Würzburg bekommt.
    Weiter geht's immer die Mtvkari entlang und am Nachmittag erreichen wir Vardzia, wo wir erstmal einem wundervollen Platz für die Nacht begutachten und dann noch zum Höhlenkloster fahren, wo wir noch rechtzeitig hineinkommen, um es entspannt vor Ende der Öffnungszeiten anschauen zu können.
    Nach steilem Aufstieg über eine Straße geht es schließlich los über Fels, Stein und Leitern in unzählige Einzelräume, die in den Fels geschlagen wurden, und lange schmale Gänge tief im Gestein, die unter anderem auch eine Quelle und eine Kirche im Fels verbinden.
    Unter Königin Tamara wurde das Kloster erheblich erweitert.
    Bis zu 2.000 Säle und Kammern sollen zur Blütezeit von bis zu 800 Mönchen bewohnt worden sein. In Zeiten gegnerischer Angriffe bot das schwerst einnehmbare Kloster Schutz für bis zu 50.000 Menschen. Wasser gab's von der Quelle, Frischluft durch gebaute Kanäle.
    Leitern wurden hinter sich hochgezogen und sehr gut getarnte Geheimgänge wurden nur durch Verrat zu feindlichen Angriffspunkten.

    Zufrieden kehren wir zum Auto zurück, kaufen noch in einem dunklen Restaurant etwas Wasser und merken, dass Gäste dort speisen - im Dunkeln. Es ist wohl Stromausfall, aber die Gas- oder Holzöfen sind unabhängig.
    Wir fahren auf unseren bereits bekannten Platz zurück und machen es uns gegenüber dem später beleuchteten Kloster gemütlich. Eine tolle Kulisse - öfters gucken wir aus dem Dachfenster auf diesen schönen und seltenen Anblick.
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