Gnocci in Rom

March 2024
Rom.
Ein Lebenstraum wird wahr.
Einmal den Petersdom sehen, dem Mythos des Papsttums näher kommen, Geschichte erleben, wie nirgends sonst.
Die Infrastruktur von Freunden bahnt mir den Weg und ein kleiner Stoffhase wird zum Begleiter.
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  • Day 8

    Arrividercia Roma

    March 13 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Nie werde ich diese Reise vergessen.
    Unbeschreiblich.
    Und doch habe ich versucht, hier ein wenig von der größten Reise meines bisherigen Lebens zu beschreiben, das Unsagbare zu sagen.
    So viel Geschichte, Kultur, Religion...!
    So oft war mir bewusst, ab welchen Stellen ich jetzt hier eigentlich stehe, umgeben von pulsierenden und posierenden Touristenmassen.

    Rom ist einzigartig; allgegenwärtig sind liebevoll gestaltete und historisch gewachsene Plätze,
    Papstinsignien,
    Kirchen oder noch viel ältere Bauten.
    Oft wusste ich nicht, was ich von den Reizen aufnehmen soll oder noch kann.
    Ja, Rom kann auch nerven - so viele Menschen, so viel Lärm, ohne was auf die Ohren geht scheinbar gar nicht.

    Allgegenwärtig ist auch das Sirenengeheul der Rettungskräfte.
    Obgleich der dichte Verkehr sehr entspannt verläuft, Roller alles dürfen und sich alles - trotz italienischer Mentalität - ohne Hupkonzerte regelt.

    Das Häschen Gnocci, das mir ein paar Tage vor der Abreise in Lübeck über den Weg gehoppelt ist, war ein geduldiger Begleiter.
    Bestimmt kommt er wieder auf die nächste Reise mit.

    Wieder einen Tag vor dem Streik kamen wir zwei noch pünktlich in den Flieger und sicher zum wohl denkbar hässlichsten Flughafen der Welt.
    Unterwegs riss die Wolkendecke auch mal auf - und die Alpen waren zu sehen.
    Was waren das früher für beschwerliche und gefährliche Wege für Kaufmannsleute, Kriegszüge, Ritter, Boten und Pilger.

    Im Sinkflug war das Erzgebirge mit seinen vielen Talsperren , Chemnitz, die A4, die Elbe bei Riesa und sogar Tropical Island zu sehen.
    Und schon setzte der Flieger auf....
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  • Day 7

    Abschied auf dem Petersplatz

    March 12 in Vatican City ⋅ ☀️ 14 °C

    Auf dem Rückweg spiegelte sich das Kolosseum im Abebdlicht und in der Trennscheibe des Busses und ich konnte am Piazza de la Venezia noch Fotos vom Nationaldenkmal im schönsten Abendlicht machen.
    Zur blauen Stunde stand ich letztmalig mit meinem Häschen auf dem Petersplatz und blieb bis in die Dunkelheit, bevor vor allem mein Magen auf ein "ciao" drängte.

    Das Abschiedsfoto kam aufs Deckblatt dieser Reisebeschreibung

    Die kulinarischen Künste des Lieblingsrestaurants trösteten dann mit einem grandiosen Abendessen und zwei Gläsern herrlich roten Shiraz-Weines.

    Gnocci saß zufrieden daneben.
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  • Day 7

    In den Tiefen Roms

    March 12 in Italy ⋅ ☀️ 15 °C

    Meine letzte Exkursion führte mich wahrhaft durch das ewige Rom; sie war eine Reise zu Spuren aus 16 Jahrhunderten - und die fing tief im Keller der Geschichte an.

    In der Basilica San Clemente, ganz in der Nähe des Kolosseums, kann man zwei Kelleretagen hinabsteigen.
    Man gelangt in römische Wohnräume, die womöglich sogar das Elternhaus des heiligen Clemens darstellen.

    Clemens war der vierte Bischof von Rom (wenn man, wie offiziell, Petrus tatsächlich mitzählt) und es ist ziemlich sicher, dass er noch Paulus und Petrus persönlich kannte.
    Wer weiß also, ob nicht gar Petrus selbst einst in diesem Haus zu Gast war?
    Es gibt aber auch ander Erklärungen, bspw, dass Clemens als Sklave in Dosen Hause lebte und später, frei gelassen, den Namen seines ehemaligen Herrn annahm.

    Zumindest gilt als gesichert, dass jener Clemens der Verfasser der Clemensbriefe ist , die wohl in frühchristlicher Zeit zum biblischen Kanon gehörten und noch heute als aufschlussreiche Dokumente gelten.
    Sehr wahrscheinlich wird eben dieser unser Clemens auch im Philipperbrief (3, 4) erwähnt.
    Er wurde im Rahmen der Christenverfolgung zur Strafarbeit auf die Krim deportiert und starb dort der Legende nach den Märtyrertod.

    Die Slawenmissionare Kyrill und Method brachten die Gebeine nach Rom in sein legendäres Elternhaus.

    Im 1. Jh n. Chr. wurden diese Räume - archäologisch nachweisbar und für heutige Touristen zu besichtigen- , in den nächsten 100 Jahren zur Nutzung des recht verbreiteten Mithras-Kultes umfunktioniert.

    Entsprechende Kulträume sind heute zweifelsfrei erkennbar.

    Die Räume hatten sogar ziegelgepflasterte Fußböden, fliesenähnlich verzierte Wände und zumindest nach heutigem stand auch fließend Wasser, denn unmittelbar im. Unteren Kellergeschoss ist eine unterirdische Quelle zu finden.

    Da die Praxis der Mithras-Verehrung eher den Charakter eines strengen Geheimbundes hatte, fehlen der Forschung tatsächlich bis heute weitere stichhaltige Ansätze, um dieses religiöse Leben umfassend beschreiben zu können. Zu viel basiert hier auf Vermutungen, um sachlich korrekte Aussagen zu treffen. Allerdings bieten verschiedentliche Zeichnungen mit gleichen Inhalten/Darstellungen zuverlässige Quellen für erste Erklärungsversuche.

    Jedenfalls wurden bei der Erhebung des christlichen Glaubens unter Theodosius I alle anderen Religionen und Kulte verboten und so verschwand auch der Mithraskult innerhalb weniger Generationen.
    Tatsächlich wurden diese Räume verfüllt und die Räume im ersten Stockwerk dieser römischen Gebäude wurden zu Seitenschiffen verbunden.
    Der frühere Innenhof wurde als als Mittelschiff überdacht.
    Noch einmal 100 Jahre später kam eine Apsiserweiterung hinzu.

    Besondere Bedeutung erlangte diese frühchristliche Kirche durch die dort abgehaltenen Römischen Synoden von 417, 499 und 595.

    Als Method und Kyrill kurz nach der Überführung von Clemens' Gebeinen selbst in Rom verstarben, kamen ihre sterblichen Überreste auch in diese Kathedrale, wo sie noch heute, vor allem von bulgarisch-orthodoxen Christen verehrt werden.

    Im 12. Jh geschah noch einmal Ähnliches, wiederum wurde verfüllt und neu gebaut. Dieser Bau existiert in den Grundzügen bis heute, auch wenn vor allem barocke Ausstattungen und Erweiterungen folgten.
    Auch hier trafen wir wieder auf Kosmatenfußboden.
    Eine ganz besonders schöne mittelalterliche Ausgestaltung ist die Schola cantorum;
    ein umschrankter Bereich im Mittelschiff und Ort für Kleriker und Sängerchor während des Gottesdienstes.
    Das Material dazu stammt noch aus den Chorschranken der Unterkirche und trägt teilweise noch entsprechende Inschriften.

    Von diesem tiefgreifenden Einblick ins frühe Christentum gerührt machte ich mich auf den Rückweg.
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  • Day 7

    Die Mutter aller Kirchen

    March 12 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Nein, es ist nicht der Petersdom, den Petrus angeblich zum Bischofssitz von Rom machte (dort, weit vor den Mauern Roms, war ein Zirkus, in dem er wohl von Nero gekreuzigt und in der Nähe auch bestattet wurde), sondern es war ein Gelände in der Stadt, das einst der Familie Laterani gehört haben soll. Dort entstand eine der ersten Kirchen der jungen Christenheit.
    Die Forschung ergab hier keine eindeutige Ergebnisse - möglicherweise wurde das Gelände schon ab 313 n. Chr. bischöflich genutzt.
    Das wäre also unter dem 32. Papst gewesen - und da gab es Petrus längst nicht mehr.
    Jedenfalls ist und war es die erste und einzige Bischofskirche von Rom und trägt bis heute den mehrfach am Gebäude postulierten Ehrentitel:
    Omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput. =
    Mutter und Haupt aller Kirchen, der Stadt Rom und des Erdkreises.

    "Der offizielle Name lautet
    Erzbasilika des allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran"

    Durch Residenzen im Vatikan und in Avignon verlor die Lateranbasilika zwar an Interesse, jedoch änderte sich das im. 16. Jh wieder.

    Der theologische Lehrstuhl des Papstes steht also hier vor einer mit wundervollen Mosaiken geschmückten Apsis (die berühmte, von Bernini geschaffene cathedra Petri im Petersdom hat ausschließlich liturgischen bzw. reliquiaren Charakter), der benachbarte Lateranpalast ist bis heute der offizielle Amtssitz des Papstes .

    Der Titel des Ehrenkanonikers der Lateranbasilika steht seit 1604, der Konversion des französischen Königs Heinrich IV, dem Staatsoberhaupt Frankreichs, also heute dem franz. Präsidenten zu.
    Damit verbunden ist tatsächlich bis heute das Recht, zu Pferde in die Kirche einzureiten.
    Was man bei einer Reise nicht alles erfährt.

    Die Bedeutung der Kirche kommt auch ganz bestimmt in Ihrem Bau und der Ausstattung zum Ausdruck:

    Wiederum mit Papstaltar und Ziborium ausgestattet, beinhaltet jenes hier in luftiger Höhe zwei Figuren und Schreine mit den Häuptern der Apostel Petrus und Paulus, die durch das gotische Gitter erkennbar sind.

    In der Confessio unter dem Papstaltar ruhen die Gebeine von Martin V, jenem Papst, mit dessen Wahl auf dem Konstanzer Konzil und Inthronisation in Rom 1417 das abendländische Schisma (zeitgleich Päpste in Rom und Avignon, später sogar noch in Pisa) beendet wurde.
    Seine zentrale Grablege in der Kathedrale von Rom war also vor allem ein Statement.

    Noch 7 weitere Päpste sind hier bekanntermaßen bestattet, einigen wurden wiederum prächtige Grabmäler geschaffen. Zahlreiche andere Papstgräber sind verloren gegangen.

    Zu jeder Papstbasilika gehört auch eine Heilige Tür, diese hier ist nach außen hin mit einem wundervollen, eher modernen Relief und einer Kreuzigungsszene ausgestattet.

    Die große mittlere Pforte begeistert ganz besonders, sie entstammt der ehemaligen Curie des Forum Romanums (Versammlungsort des Senats), ist also noch in vorchristlichen Zeiten gefertigt worden.
    Die äußere Bronzebeplankung ist wohl aus jüngerer Zeit, wie die Symbolik und Fertigungstechnik erahnen lassen.
    Von innen ist ihr Alter eher erkennbar und lässt vor soviel Geschichte und alter Handwerkskunst erschaudern.

    Die reiche, monumentale Figurenausstattung beginnt schon mit dem eindrucksvollen Portikus, den über 6 m hohe Statuen von Christus, den beiden Johanni und Kirchenlehrern krönen.

    Im Inneren sind die massiven Säulen mit riesigen Ädikulen (Nischen) und ebenso großen, eindrucksvoll in Marmor gehauenen Figuren der 12 Apostel (Paulus statt Judas) ausgestattet.

    Der Fußboden im Mittelschiff ist älter und ganzflächig im wundervollen Kosmatenstil gestaltet, die Seitenschiffe, die bei der Barockisierung durch Borrumini komplett erneuert wurden sind mit marmornen Fußböden ausgestattet, die der Meister mit raffinierten optischen Täuschungen entwarf.

    Man weiß wirklich nicht, wohin man vor Kunstfertigkeit und Pracht zu erst hinschauen soll, allein die Kasssettendecke ist in ihren plastischen, vergoldeten Darstellungen von Passionsattributen (unter anderen dem Hahn) stundenlange Betrachtungen wert...

    Am einprägsamsten ist aber tatsächlich die Gestaltung des Mittelschiffs in ihrer Gesamtheit, mit ihrer Figurengalerie, die mit den Säulen farblich und gestaltetrisch ein sehr harmonisches, homogenes Erscheinungsbild abgibt.

    Im angrenzenden Kreuzgang waren wir recht lange. Dort ist ein wundervoller Ort, der zudem noch recht eindrückliche, archäologische Funde zeigt und insbesondere mit großartig gedrehten und mit Mosaiken ausgestatteteten Säulen erstaunt.

    Die kleine Schatzkammer war geschlossen; dafür haben wir aber Petri Schlüssel günstig im Shop erwerben können.
    Angesichts Ihrer Bedeutung ein ganz annehmbares Angebot.

    Gnocci nahm sie an sich und ließ sich zum Papst erheben.
    Vielleicht wird dann die Welt ein bisschen friedlicher, wenn ein Häschen die Führung übernimmt.

    Nach diesen tollen Eindrücken saß ich mit ihm noch in Roms Frühlingssonne eine Weile auf der Bank vor der Kirche - über uns der in Stein gehauene Salvatore vorm azurblauen Himmel.
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  • Day 7

    Campo Santo Teutonico

    March 12 in Vatican City ⋅ ☁️ 9 °C

    Deutsch im Vatikan

    Mein Tag begann mitten in der italienischen Hauptstadt, nein, im Vatikan mit einem deutschen Privileg und einem deutschen Satz: "Ich möchte gerne zum deutschen Friedhof"
    Geht man links an den Kolonaden des Petersplatzes vorbei und hält sich dann weitmöglichst rechts, findet man eine vergitterte Toreinfahrt, vor der zwei Schweizergardisten Wache halten.
    Man spricht sie freundlich mit diesem Satz an und bekommt mit herrlichsten Schweizer Dialekt nach einer Sicherheitskontrolle die Erlaubnis, den Vatikan an einer Stelle zu betreten, die kaum ein anderer Tourist erreicht.
    Ein paar Meter weiter kommt ein weiteres Gittertor, das man noch durchschreitet.
    Womöglich muss man sich dort noch mal (ohne jedes Problem) bei der Gendarmerie rechtfertigen oder den Weg zur 50 m weiter entfernten Pforte erfragen, jedenfalls steht man dann vorm deutschen Friedhof; einer kleinen Oase in all dem Getümmel.
    Gnocci genoss die Ruhe auch und hockte sich an die Schautafel.

    Nach Rom kamen schon immer seit Beginn der christlichen Zeit Pilger; auch und vor allem aus deutschsprachigen Gebieten.
    Bei den Gefahren und Anstrengungen solch einer Reise konnte man auch schnell mal erkranken oder gar sterben.
    Diese Menschen aufzufangen und ggf auch zu bestatten, wurde Gründungszweck einer franziskanischen Bruderschaft, die zunächst ein Hospital betrieb.
    Die Folgegesellschaft verwaltet heute noch alle daraus resultierenden Rechte, vor allem, was Bestattungen angeht.
    Später erhielt sie nämlich entsprechende päpstliche Genehmigungen und dieses Areal im Vatikan als Friedhof zugewiesen.
    Noch heute hat man als Mitglied dieser Gesellschaft das Anrecht auf eine hiesige Bestattung.

    So findet man unter Pinien und zwischen Efeu im Schatten des Petersdoms deutsche Spuren, vornehmlich auch aus dem intensiven 19. Jh.
    Vor der dazugehörigen Kirche, in der auch deutsche Gottesdienste abgehalten werden fand ich sogar ein Büchlein mit Lageplan der Gräber und interessanten Lebensgeschichten ihrer Inhaber.

    Auf einem Stein steht: "Hier erwarten eine glorreiche Auferstehung: ... ", dann folgen die Namen der Hoffenden.

    Dann hörte Gesang aus der Kirche und konnten nach einem Gottesdienst den Raum als Oase der Ruhe betreten.
    Der Priester, den ich noch in der Sakristei ansprechen konnte, gab mir strahlend und in meiner Muttersprache die Erlaubnis "ja, gerne, herzlich willkommen"... Und so wurde der Traum wahr, in Rom, ja sogar im Vatikan Flöte zu spielen.
    Die ganzen Tage hatte ich sie in der Tasche...

    Dass die Ausstattung der Kirche für römische Verhältnisse weniger touristische Besuche gedacht ist, war dabei ziemlich egal.
    Im Gegenteil: Endlich wurde mal deutlich, wofür eine, ja die Kirche eigentlich da ist.
    Und dass eine Friedhofskirche ihren Besuchern die Vergänglichkeit intensiv präsentiert, ist auch nicht ganz so falsch.
    Deswegen habe ich trotzdem die Lieder gespielt, die ich im Herzen habe: Lieder vom Leben.
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  • Day 6

    Santa Maria Maggiore

    March 11 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Santa Maria Maggiore

    Nach leckerer Pizza waren die Kräfte wieder weitestgehend aufgefrischt, um den Nachmittag nicht aufzugeben und noch eine Aktion in Angriff zu nehmen.
    Strategisch bot sich dafür eine weitere Papstbasilika an, nämlich die älteste, größte und bedeutendste Marienkirche Roms:
    Basilica Santa Maggiore.

    Ihre Entstehung geht auf eine Legende zurück, nach der einem berühmten Senator Kindersegen beschert werden solle, wenn er dort eine Kirche errichten würde, wo am nächsten Morgen Schnee läge. Tatsächlich war der Esquilin (einer der 7 Hügel des klassischen Roms) dann morgens schneebedeckt...

    Auch, wenn Legenden in der Römisch-Katholischen Kirche eine sehr große Rolle spielen, ganze Kirchen, Heilige und Wallfahrten darauf fußen, erfuhr man hier vor Ort mal wieder kein Wort davon.
    Vielleicht wird dieses Wissen ja fur allzu selbstverständlich angesehen?

    Die Kirche selbst ist freilich großartig und nicht umsonst eine der vier Basilca Maiores.

    Insgesamt 7 Päpste fanden hier ihre letzte Ruhestätte (auch wenn das Ausstellen von Leichnamen in viel zu engen Glassärgen das nicht zwingend vermitteln muss) .
    Als achter Papst möchte Franziskus dort bestattet werden.

    Auch diese Papstbasilika hat als Kennzeichen einer solchen den typisch baldachinartig überdachten Altar, den Ferdinando Fuga, offensichtlich von Berninis Vorbild im Petersdom inspiriert, schuf.
    Ebenso gehört eine Confessio (Nische unterm Altar mit Grabmal oder Reliquie) dazu, in der in diesem Fall Teile der originalen Krippe enthalten sein sollen.
    Desweiteren findet sich dort eine überlebensgroße unfassbar detailgetreu aus Marmor gefertigte Statue, die Papst Pius IX (Lateranverträge, 1.Vatikanisches Konzil, Dogmen wie Unfehlbarkeit ex cathedra, unbefleckte Empfängnis Mariens) als knieenden Beter zeigt.

    Der Fußboden zeigt wieder ganzflächig die großartige Kosmatentechnik während Apsis und Triumphbogen mit phantastischen, teils 1500 Jahre alten Mosaiken aufwarten.

    Wie auch die anderen Papstbasiliken besticht Maria Maggiore allerorten durch marmorne und goldene Pracht und durch großartige Bildhauerei.

    Erschreckend kam mir vor, dass einer der größten und prägendsten Baumeister Roms, der unter acht Päpsten diente, nahezu unzählige Figuren und Grabmäler schuf; den Petersdom, Brunnen und ganze Plätze und Brücken in der Stadt wesentlich prägte und selbst an Plänen zum Louvre beteiligt war,
    unter einer schlichten Seitenstufe des Altarraumes ruht.
    Gian Lorenzo Bernini teilt sich dieses im Verhältnis armselige Grab auch noch mit seinem Vater Pietro.
    Die Grabplatte eines der bedeutendsten Bildhauer und Architekten Italiens wirkt derart unproportional, dass die Vermutung eines Abschneidens aus irgendwelchen baulichen Gründen nahe liegt.
    Ich stand davor und konnte all das kaum fassen.

    Der Tag war lang, von Kunst und Pracht förmlich überladen; die Metro brachte mich profan zurück und ich lag bald im Bett.
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  • Day 6

    Musei Vaticani

    March 11 in Vatican City ⋅ ⛅ 11 °C

    Im Zentrum der Macht

    Heute öffneten sich für mich (und ein paar tausend andere Kunstpilger) die Mauern des Vatikan.

    Ich war den einst Mächtigsten der Welt so nahe und die Pracht war unfassbar.
    Weiß man in der Stadt nicht mehr vor Statuen, Brunnen und Kirchen wohin mit der Aufmerksamkeit, weiß man in Kirchen irgendwann nicht mehr, welcher Papst nun wo liegt und welcher Altar wem geweiht ist, so weiß man in diesen Räumen gar nicht mehr, wohin das Auge denn noch sehen soll:

    Über und über
    marmorne Gänge,
    Stuck,
    goldene Decken,
    ausgemalte Wände,
    Fußböden, über die man sich kaum zu gehen traut und
    kaum eine Nische ohne Verzierung,
    Furnier oder
    allgegenwärtiges Papstwappen (welches auch immer) und
    kaum ein Türsturz ohne Inschrift wie "SIXTVS V PP AD MDLXXXVIII PONT III" oder dergleichen.

    Ein bisschen vorsortiert hatte ich schon, und so ließen ich denn die ägyptische und etruskische Sammlung aus und staunte über die "Kandelabergalerie" die neben kunstvollen steinernen Kerzenhaltern jeder Menge an bildhauerischen Meisterwerken bot. Immer wieder galt das erste Interesse und Aufblicken aber den Räumen.

    So auch in der Kartengalerie (Galleria delle carte geografiche), die mit einem wohl über 100 m langen Flur voller Stuck und Deckenmalerei samt bildhauerischer Gestaltung Italien und seine Inseln als riesige Wandmalereien bietet.

    Die physischen Karten sind unglaublich detailgetreu und plastisch gemalt; man sieht jede Erhebung, jedes Tal...
    Dazu waren die Zeichnungen phantastie- und liebevoll verziert und um allerlei Spielereien und Darstellungen erweitert.
    Da fuhren Schiffe mit Spiegelheck auf einem Meer mit echtem Wellengang und an Land war es genau so windig, wie Wolken und Bäume verrieten.
    Ein Schiff hatte Probleme mit seinen Segeln, die Galeeren ruderten samt Trommler dahin und andere setzen ein Beiboot aus.
    Die Piraten hatten gar schon Waffen und Ketten zur Hand.
    Andere Schiffe lieferten sich ein Gefecht, wieder ein anderes setzte ein Beiboot aus oder transportierte gar vorm Trajanschen Hafen den Obelisken für den Petersplatz heran.
    Klöster wie bedeutende Kirchen waren mit goldenen Kreuzen geschmückt und Detailkarten zeigten Stadtpläne mit wichtigen Punkten in der Stadt.
    Roms Wasserversorgung aus dem Umland mit Aquädukten war genauso erkennbar, wie Genuas Stadtmauer, die bis in die Berge reichte.

    Auch historische Ereignisse oder Plätze wurden festgehalten, das Heerlager von Karl dem Großen etwa, wie auch Hannibals Leute. "hier überquerte Hannibal mit seinem Heer die Alpen und griff Rom an" oder so ähnlich muss die lateinische Inschrift bedeuten.

    Bienen und Drachen als Wappentiere in kunstvoller Verschnörkelung tummelten sich genau so, wie Meeresungeheuer, rettende Nixen oder nur einfach Hund und Katze, die sich angifteten....

    Am Ende boten "ITALIA ANTICA" und "ITALIA NUOVA" als Übersichtskarten einen wundervollen Gesamteindruck.
    An der Stirnseite bildeten die Hafenansichten der Serenissima und Anconas den Abschluss.

    Darüber die Wappen Gregors XIII und Urbans VIII.
    Vollendet also 1585.

    Die meisten Touristen folgten im Eilschritt ihrem Führer "Da ist Sardinien und da Korsika... " und man raste vorbei, ein Foto hier oder da und wenn die Zeit reichte, auch schnell ein Selfie.

    Tatsächlich standen ich aber auch neben einem jungen Mann, der sich ausharrend an Details freute - und sofort entspann sich ein Gespräch, bei dem heraus kam, dass er gerade seine Heimatregion betrachtete.
    Sogleich gab es etwas mehr zu sehen und zu verstehen.

    Diese Galerie war jedenfalls der Hammer und ich fragte mich ernsthaft, ob die sixtinische Kapelle, mit deren Bilderwerk ich mich schon im Vorfeld etwas näher beschäftigt hatte, nicht gar überbewertet würde.
    Zumindest ist es total unverständlich, dass dieser begehbare Atlas und sein(e) Künstler nicht weit mehr Berühmtheit erlangt hat.

    Es folgten die nicht weniger eindrucksvollen "Stanzen", also vier Räume, die Raffael mit seiner Schule im Auftrag von Papst Julius II komplett flächig ausmalt hat. Hier finden sich seine berühmtesten Werke. Auch hier, in diesen ehemaligen päpstlichen Privatgemächern hätte ich Tage verbringen können, um das Werk nur halbwegs fassen zu können. Der Massenansturm und die beständig durchrollende Schlange "geführter" Touristen machte wahren Genuss aber nahezu unmöglich.

    Mit den Privatgemächern der Borghias ging es noch durch einige prächtige Räume, in denen ich den Geist der Zeit atmen konnte.
    Dass etliche dieser Gemächer durch moderne "Kunst" fast entehrt wurden, hat wohl kaum jemand so gesehen.
    Es hat sowieso kaum jemand richtig hingesehen.
    Aber fotografiert haben sie Leute viel.
    Vor allem sich selbst.
    Und auf Insta steht dann *grins* #ich war da

    Dennoch blieb mir bewusst: Ich befand mich im Apostolischen Palast! Im Nabel der alten Welt...
    Das wurde auch beim folgenden Gang durch eingewölbte Treppenhäuser oder beim Blick aus den Fenstern deutlich.

    Dann noch ein paar uninteressante, modernisierte Räume voll neuem Zeug - und ich stand vor der Tür jahrhundertealter Konklaven.
    Hier wurde die Weltgeschichte entschieden...

    Die Krönung dieses Vormittags war natürlich die weltberühmte sixtinische Kapelle.
    Der Ansturm ist katastrophal.
    Atmosphäre kann dabei überhaupt nicht aufkommen.
    Der Saal, der durch seine Größe schon manch Kirchlein in den Schatten stellt, glich eher einer Abfertigungshalle.
    90% der Besucher bewegte sich halbwegs interessiert als schlurfende Lawine einfach durch, während einige in der Mitte auch mal ausharrten.
    Aber wie will man kopfüber und bei dieser Atmosphäre dieses Werk erfassen?
    Ich versuchte es und hatte zwei mal riesiges Glück einen der ganz wenigen Plätze auf den Bänken zu bekommen, wo ich aus verschiedenen Blickwinkeln recht entspannt und mit viel Zeit schauen konnte.
    Einfach schauen.
    Diese Farbenpracht, diese Bildsprache, diese Themen!

    Und immer wieder auch das Bewusstsein, an welchem Ort man sich gerade befindet...

    Anschließend noch einmal eine intensive Blickrunde aus drittem Winkel, am Ende des Raumes.
    Ich konnte mich kaum losreißen, aber das alles war auch sehr anstrengend für Leib und Seele.
    (Michelangelo hat allein für die Deckenmalerei 4 Jahre auf dem Rücken liegend gearbeitet...)

    Nach über einer Stunde Aufenthalt ging ich - total fasziniert, aber auch überanstrengt.

    Für weitere Ausstellungen war ich zu müde.
    Also freute ich mich auf das letzte Highlight dieses Besuches, nämlich, die berühmte Spiraltreppe von Guiseppe Momo hinabzusteigen.
    1932 gebaut begeistert sie durch eine raffinierte Doppelrampe, die in allmählichem Übergang Stufen und schiefe Ebene kombiniert.
    Die Außengeländer sind beidseitig mit Bronzegussplatten belegt, die innerhalb abwechselnder Verzierungen verschiedenste Päpstliche Wappen zeigen.

    Der Regen von Rom hatte mich wieder.
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  • Day 5

    Engelsburg

    March 10 in Italy ⋅ 🌧 16 °C

    Castel St. Angelo

    Am verregnet angekündigten Sonntag sollte die Engelsburg, im Zentrum meines Interesses stehen.

    Das Bollwerk am Tiber, das in der Dunkelheit besonders eindrucksvoll erstrahlt, war um 130 nach Christus als Grabmal von Kaiser Hadrian erbaut worden.
    Seitdem hat es umfangreiche Umbauten als Befestigungsanlage, Gefängnis und letztlich auch als päpstliche Fluchtburg und zwischenzeitliche Residenz erfahren.

    Davon künden noch prächtige Gemächer und Empfangsräume von Paul III und Clemens VII aber auch der Passetto Borghia, ein überirdischer Fluchtgang auf einer 800m langen Mauerkrone zwischen Vatikan und dem Kastell (den ich bislang jeden Abend auf dem Weg zum Quartier unterquert habe).

    Glücklicherweise hielt sich der Regen ausreichend lange zurück, um alle Außenanlagen in den verschiedenen Ebenen bis hoch zur Engelsterrasse zu inspizieren.
    Auch hier herrschte nicht der übermäßige Andrang wie bei vielen anderen Attraktionen in dieser Stadt. So blieb auch Zeit für ein wenig romantische Ruhe.
    Der Blick hinunter auf den Tiber und hinauf zum Vatikan... mitten in Rom ... das hatte was.

    Unter der namengebenden Statue des Erzengels Michael genoss ich den dritten prächtigen Blick über die ewige Stadt.

    Sogar der Papst ließ sich sehen oder besser erahnen, als zur Mittagszeit ein mit Tüchern ausgehangenes Fenster im Apostolischen Palast erkennbar war, von wo aus er mit den Gläubigen auf dem Petersplatz das Angelus-Gebet sprach.

    Ausstellungsräume und Lapidarien erzählten von kunstvollen Zeiten.
    Verwinkelte Treppen und Gänge, der sichtbare Zugang zum päpstlichen Fluchtweg und die große runde Rampe im Inneren der Festung ließen den Mythos um die Kurie spürbar nah an mich heran.

    Der Rest des verregneten Nachmittags war dringend benötigte Pause und Recherche.
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  • Day 4

    Spanische Treppe

    March 9 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Piazza di spagna

    Vom Trevi-Brunnen ist es nur ein Hasensprung zur Spanischen Treppe.
    Die muss man bei einem Rom-Besuch natürlich auch gesehen haben.
    Mein Vorhaben: Mich gegen das Gesetz auflehnen und wenigstens einmal kurz darauf gesessen zu haben.
    Der spanische Platz vor der Treppe war auch ziemlich voll.
    Trotzdem fanden sich noch zwei Plätzchen für Gnocci und mich auf der Treppe.
    Ja, richtig:
    Trotz des stets postulierten Sitzverbots saßen sehr viele Menschen dort. Die Carabinieri am Fuß der Treppe blieben ganz entspannt und waren wohl einfach nur auf Frieden bedacht.

    So hat Gnocci heute denn doch noch für ein Foto posiert.

    Am oberen Ende der Treppe stehen die Kirche Kirche Santa Trinità dei Monti und der aus Ägypten stammende Obelisk Sallustiano - einer von 13 Obelisken in Rom.

    Vor der Treppe findet man den von Bernini erschaffenen Brunnen Fontana della Barcaccia. Er erinnert daran, dass während einer Tiberüberschwemmung an den Weihnachtstagen des Jahres 1598 ein Kahn angeblich bis hierher getragen wurde und beim Zurückweichen der Flut hier liegen blieb.

    Und weiter ging der Rückweg durch das abendliche Rom, vorbei an Pantheon, Piazza Navona und Engelsburg zurück zum Petersplatz, wo der Peter&Pauls-Day heute morgen begann.
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  • Day 4

    Fontana di Trevi

    March 9 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Auch wenn ich die großen Ansammlungen eher meide - den berühmten Trevi-Brunnen wollte ich doch schon sehen, und er lag am Weg.
    Also ging ich durch belebte, aber auch sehr schöne, romantisch wirkende kleine Straßen und Gassen, wie es sie in Rom offenbar unzählig viele gibt.
    Zum Glück ist der Trevi-Brunnen fast so groß wie der Platz, auf dem er thront. So konnte ich ihn trotz der vielen Menschen noch ganz gut erkennen.
    Im Reiseführer kann man lesen, dass die Wasserläufe des Brunnens eigens so konzipiert wurden, um schon von weitem gehört zu werden.
    Was der Meister nicht bedachte: Die Menschenmassen sind lauter.
    Man kann aber die Anziehungskraft dieses barocken Meisterwerks auch wirklich verstehen.

    Die Endstation des Aquädukts Aqua Verginale, Mitte des 18. Jh unter der Leitung vin Nicola Salvi errichtet, ist wirklich sehr beeindruckend und zählt nicht zu Unrecht zu den schönsten Brunnen der Welt.

    Über die monumentalen Meeresgestalten fließen pro Tag 80 Millionen Liter Wasser - damit wird das Hauptthema des Brunnens, die Naturgewalten darzustellen, die das Werk der Menschen zerstören, eindrucksvoll in Szene gesetzt.

    Bis heute ist das Wasser dieser Leitung eines der reinsten Trinkwasser in Rom.

    Dennoch - die posierenden und lärmenden Massen und aufdringlichen Händler ließen keinen Genuss des Moments aufkommen, und gaben auch keine Gelegenheit, den Brunnen etwa genauer zu betrachten.
    Selbst Gnocci wollte nicht aufs Foto. Das machten schon so viele andere Bunnys hier.

    Also nahm ich ihn bei den Löffeln und wir gingen weiter.
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