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  • Day 365

    Wir sind da.

    August 26, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 17 °C

    Auch am Ende unserer Reise haben wir uns noch nicht satt gesehen und uns entfleucht immer wieder ein "Ist das schön hier", während wir zwischen bewaldeten Hügeln und Küste entlang fahren und uns aus dem Radio französische Seemannsmusik mit Dudelsackbegleitung entgegen trällert.

    Im Supermarkt lacht uns die Herbst-Backzeitschrift an und uns wird das baldige Ende unserer Reise langsam bewusst. Wir decken uns ein für ein zelebratorales Abendessen (Couscous und Dosenbohnen) und machen uns auf in den Cape Breton Highlands National Park. Wir gönnen uns ein Fleckchen auf dem Campingplatz und rollen kulturgemäß das Handtuch des Campers aus, um unser Zelt vor Meerblick zu parken. 

    Wir begießen bei Feuer und reichlich Süffigem unsere Reise. Das ist er also. Der letzte Tag unserer Hin-und der erste unserer Rückreise.
    Und es hätte kein hübscheres Fleckchen geben können, das unserer ästhetischen Überzuckerung der letzten Monate noch mal ein kalorienhaltiges Sahnehäubchen aufsetzt.
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  • Day 363

    Nova Scotia

    August 24, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir halten an unserem ersten Stopp in Nova Scotia, in Tatamagouche. Der Ort ist so schön, wie er klingt. Klein, familiär, urig. Wir setzen uns in die lokale Brauerei und saugen die neue Provinz auf. Die Atmosphäre ist entspannt und feierabendlich und die Stadt voller Seebären und Lumberjacks. Die, die Bart und Karohemden tragen. So wie man sich Kanada vorstellt. 

    Wir machen noch einen kleinen Halt im Rushton Beach Provincial Park und genießen den Ausblick aufs Meer. Egal, aus welcher Perspektive, das Meer wird einfach nie langweilig. Die Dünen drum herum hüllen das Ganze in ein wunderbares, von Menschenhand kaum berührtes Land. Das ist man aus Europa gar nicht mehr gewohnt, dass Natur so unbelassen vor sich hin wachsen kann. Und es ist einfach schön. Wahrscheinlich hat man hier auch einfach gar nicht die Zeit, all die Natur, die Kanada zu bieten hat, zu frisieren. Will man wohl auch gar nicht. 

    Wir fahren weiter an unseren Schlafplatz, den iOverlander ausgespuckt hat. Während wir nachts mit dem Ende unseres Hörbuchs mitfiebern, lauschen wir den Wellen und beobachten das Licht des kleinen Leuchtturms über uns. 

    Aber erst am nächsten Morgen zeigt sich, an was für einem prächtigen Plätzchen wir da eigentlich gelandet sind. Neben uns eine kleine Bucht, vor uns eine Düne und dahinter das Meer. Wir planschen uns in Wasser mit Badewannentemperatur den Schlaf aus dem Körper und bangen um unsere Zehen, während kleine Hummer auf dem Meeresboden hin und her schnippeln.
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  • Day 362

    Noch ein bisschen Inselidylle

    August 23, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 20 °C

    Wir fahren weiter ins Innere und kriegen einen ausgiebigeren Eindruck von der Insel. Die Landschaft ist ein gleichmäßiger Wechsel aus Dünen, Feldern, und Landhäusern mit Holzschindeln. 

    Dass Prince Edward Island genauso friedlich ist, wie es klingt, wissen wir spätestens auch, nachdem wir eine dreiviertel Stunde den Schlüssel im offenen Auto auf einem belebten Parkplatz stecken lassen und niemand auch nur einen Blick auf Brieftasche, Kamera und Laptop geworfen zu haben scheint.

    Die Hauptstadt Charlottetown ist wie der Rest der Insel: Ehrlich, authentisch, konservativ. Vom Hafen bis zum Parlament lässt sich alles in bequemen Minuten erlaufen. In letzterem hatten wir ein nettes Pläuschchen mit dem Concierge. Ein echter Haudegen in jungen Jahren. Heute gefestigt und seit 25 Jahren auf der Insel. Er begrüßt die Leute, die herein kommen herzlich. Man kennt sich. Auch die Abgeordneten, die hier an zwei Sitzungen im Jahr zusammen kommen, zerfetzen sich zwar im Parlament in Diskussionen, plaudern aber nach jedem Treffen parteiübergreifend über Familie und Fernsehprogramm. Eine kleine, ruhige, rundum-Wohlfühlinsel. 

    Die restliche Zeit haben wir noch mehr Nationalparksstrände abgeklappert und die Sonne genossen.
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  • Day 360

    Prince Edward Island

    August 21, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 25 °C

    Ein monumentales torbogenartiges Brückenkonstrukt führt uns von New Brunswick augenscheinlich ins Nichts. Das Nichts liegt aber nur 12,5 km entfernt und heißt Prince Edward Island (oder wie die Kanadier es sprachsparend abkürzen: PEI).

    PEI ist die kleinste Provinz des Landes, aber die mit der höchsten Populationsdichte. Hier versammelt sich ein beachtlicher Teil der kanadischen Farmwirtschaft. Zum Beispiel kommen 1/3 aller kanadischen Kartoffeln aus Prince Edward Island. Sportlich, wenn man bedenkt, wie leidenschaftlich man hier Poutine und Pommes isst. 

    Aber auch Muscheln, Hummer und Austern spielen eine wichtige wirtschaftliche und kulinarische Rolle. Klar. Ist ja auch ringsum von Wasser umgeben. Deswegen haben wir unseren ersten Tag hier damit verbracht, was man auf Prince Edward Island eben ziemlich gut kann: sich am längsten Strand der Insel eine bequeme Kule für den Po graben und Austern essen. 

    Keiner von uns beiden hat vorher schon mal Austern probiert. Aber direkt vom Meer auf den Teller war ziemlich verlockend. Und so haben wir in der Melpaque Oyster Barn, einem urigen und kleinstmöglichen Restaurant, ein halbes Dutzend Austern bestellt. Auf Eis, mit Zitrone und scharfer Soße. Auf unsere vorsichtige Frage an den Kellner, wie man sie denn nun eigentlich isst (Raus pulen? Schlürfen? In kleinen Häppchen?), schien dieser unser weltfremdes Anliegen aber nicht so recht zu verstehen und erklärte uns nur seine Lieblings-ditsch-Reihenfolge. Na gut. In Filmen mit reichen Menschen nuckelt man den Inhalt immer elegant aus der Schale. Also vorher noch mal mit der Gabel anpieksen, ob der Inhalt noch mit der Muschel verbunden ist - ist er nicht - ansetzen und genießen. 

    Und es sich ausgibig auf der Zunge zergehen lassen. Hm. Wenn das Meer eine feste (oder wabbelige) Geschmackskonsistenz hätte, dann wäre es eine Auster. Noch ein Versuch, diesmal mit Zitrone. Ja, Austern schmecken einfach wie Meer in glibberig. Der Geschmack ist sehr außergewöhnlich und schwer zu vergleichen. Und übrigens auch sehr nachhaltig. Aber lecker. Und angenehmer als Hummer. Jedenfalls fühlen wir uns jetzt bestens darauf vorbereitet, spontan reich zu werden. 

    Abends gab es noch eine Packung Retro-Charme. Im etwas abgelegenen Brackley Drive-In Autokino haben wir Tonis Sitze zurück geklappt und uns in dieses wunderbare 50er-Jahre-Flair fallen lassen. Ein echt phänomenales Erlebnis.

    Man möchte sich direkt Pomade in die kecke Elvis-Locke schmieren, das Petticoat zurecht rücken und schüchtern den Arm um den anderen legen wie beim ersten Date. Kichernd Käse-Nachos teilen und anschließend einen frechen Kuss auf die Wange vor der elterlichen Haustür stibitzen. Oder so ähnlich. 

    Die Realität war dann aber doch ein bisschen weniger kitschig. "Angry Birds 2“ und der gefühlt 36. Spiderman-Teil waren zwar nicht unbedingt die Meilensteine klassischer Filmkunst, aber trotzdem und wider Erwarten ziemlich unterhaltsam. Da immer zwei Filme nacheinander laufen und es frei gestellt bleibt, auch beide zu bleiben, hatten wir nach vier Stunden zwar wunde Augen, aber man konnte sich auch nicht so richtig satt genießen an der Atmosphäre, die so ein Autokino ausstrahlt. Vor der Leinwand sammeln sich Kinder, die in Pyjamas und flauschige Decken eingemümmelt sind, dahinter die Eltern im Campingstuhl. 

    In den Reihen dahinter die Autos, in oder auf denen die Leute es sich gemütlich gemacht haben. Hier und da brummelt immer mal ein Motor auf oder verirrt sich ein erschrockenes Scheinwerferlicht über den Platz. Und um uns rum zirpt die laue Sommernacht. Schön. Einfach schön.
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  • Day 359

    Hello, New Brunswick.

    August 20, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 23 °C

    Wir sind seit Québec am Meer, kommen aber hier erst dazu, das auch auszukosten. Richtiges Meer. Und nicht mehr nur Seen, die wie Meer aussehen. Wir halten unsere Füße in spaghettiartige Algen und riechen Meer. Und freuen uns über die Salzkruste auf der Haut und unsere erste Sandburg. Ein architektonisches Meisterwerk mit fragwürdiger Abwasseranlage. 
    Die Sonne gibt noch mal alles und wir können unseren zweiten Tag in der neuen Provinz richtig genießen. 

    Nachdem gestern mal kurz die heimatlichen Verpflichtungen um die Ecke gelunscht und uns mit sehr (sehr, sehr, sehr....) langsamen Internet gequält haben, hatten wir außer einem dekadenten Lachsfrühstück und einem kleinen Abstecher auf den Sugarloaf nicht so viel Abenteuer für den Tag. 
    Dafür heute. Was aber leider auch unser letzter Tag in der Provinz ist, da New Brunswick ein überschaubares Fleckchen ist. Zumindest der Norden, wo unsere Strecke uns lang führt. Aber wir kommen wieder, für den Rückweg. Und dann schauen wir uns noch mal den Süden an. 

    Hier ist sie übrigens auch endlich wieder, diese unheimliche kanadische Freundlichkeit. In Ontario und Québec hat sie mal kurz Pause gemacht, um uns hier wieder mit aller Herzlichkeit zu überschütten. Das gibt einem das Gefühl, dass in New Brunswick die Welt noch in Ordnung ist und es ein Ort ist, an dem man sich noch lieb hat.
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  • Day 357

    Au revoir, Québec.

    August 18, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Gaspé-Halbinsel führt eine sagenhaft schöne Küstenstraße entlang an verschlafenen Kleinstädten, wo die Tankstellen 20 Uhr schließen und vor der Touristeninformation nur ein Auto steht.

    Mit Gaspé-Stadt haben wir die letzte Station in Québec erreicht. Bei einem traditionellem Teller Poutine klopfen wir unsere Erlebnisse der letzten Wochen noch einmal ab und stellen fest: Québec ist schön. Und vor allem anders. Flora, Klima, maritimer Flair und Landschaft erhalten hier noch mal einen anderen Charakter. So wie die Menschen, die hier das Französisch-sein leben. 

    Es ist ursprünglicher und überschaubarer als Ontario und ein ganz individuelles und spannendes Stück Kanada.
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  • Day 355

    Die Qual mit dem Wal

    August 16, 2019 in Canada ⋅ 🌧 13 °C

    Etwa 200 km nordöstlich von Québec an der Mündung des Saguenay-Fjords liegt Tadoussac. Eine kleine, recht unscheinbare Fischerstadt am Sankt-Lorenz-Strom, der diesen Teil Québecs mit dem Atlantik verbindet. 

    Durch eine warme Süßwasserschicht, die sich über dem kalten Salzwasser anlagert, bietet dieser Teil des Stroms den idealen Lebensraum für riesige Krill-Schwärme. Krill sind kleine Krebstiere, die so ähnlich aussehen wie Garnelen. Und wahrscheinlich auch so schmecken. Zumindest locken sie zahlreiche Wale in die Region. Und viele Wale wiederum viele Touristen. Und das macht Tadoussac zu einem der beliebtesten und besten Orte der Welt, um Wale zu beobachten. 

    Als wir auf den letzten Drücker am Ticketschalter standen, um noch ein Plätzchen auf dem Schlauchboot zu ergattern, wussten wir noch nicht so recht, was uns erwarten würde. Aber viel Zeit zum Grübeln blieb nicht, da wir am Hafen noch eine der raren Parklücken erobern mussten. 

    Am Massenabfertigungsschalter dünkelte uns dann langsam das Ausmaß dieser Pilgerstätte für Besucher aus aller Welt. In drei wind- und wasserdichte Schichten verpackt bekamen wir noch eine vierte Bauarbeiterschale dazu und schwitzten uns durch die Minuten, bis alle hundert Menschen auf Boote verteilt wurden. Mit unserer 24-Personen-Gummi-Schale hatten wir ziemlich Glück, in einem kleineren Boot zu landen. 

    Beim ersten Buckel im Wasser waren wir ziemlich überwältigt. Beim zweiten, dritten, vierten auch noch. Und dann wurde deutlich, hier wimmelt es tatsächlich vor Walen. Vor allem vor Buckel- und Zwergwalen. Man munkelt, sonst auch von Beluga- und Blauwalen. Aber die waren heute woanders schnorcheln. 

    Wir haben in den zwei Stunden hauptsächlich Fontänen, Flossen und Rücken und ein Mal ein neckisches Stück Wal-Bauch aus 30 m Nähe erspähen können. Tims erhoffter Free-Willy-Moment blieb aus. 

    Trotz dessen der Bereich als Schutzgebiet gilt, tummeln sich allerhand Boote im Wasser. Zum Teil kreisten bis zu acht um einen Wal. Ein fragwürdiges Entertainment. Auch, wenn sich die Wale daran nicht zu stören schienen, erschrickt man über sich selbst, wenn man merkt, woran man da gerade teilnimmt, um für ein paar Stunden ein atemberaubendes Erlebnis zu haben.
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  • Day 352

    Québec City

    August 13, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 22 °C

    Québec muss man einfach gern haben. Die Stadt ist schnuckelig, voller niedlicher Gassen und sieht aus wie Urlaub. Wenn man hier über den Asphalt schlendert und einen Blick auf die unzähligen Speisekarten wirft, beginnt man unwillkürlich zu speicheln. Und man wünscht sich, hier alt zu werden. Alt und dick. 

    Auf den touristengefütterten Straßen steppt der Bär - in einem altersgerecht gemütlichen Tempo. Straßenkünstler haben hier traditionsgegeben großzügig Platz, sich auszutoben und die Skepsis der Zuschauenden weg zu turnen oder zu singen. Es fällt leicht, ihrem gut platzierten Charme zu verfallen und sich von dieser One-man-Show, in der sie 150% geben, mitreißen zu lassen und die Zeit zu vergessen, bis das Kleingeld alle ist. 

    Architektonisch hat Québec City viel von seiner Urtümlichkeit behalten. Zumindest im Stadtkern. Mit seiner Stadtmauer, den dekadenten Kirchen und dem Château Frontenac, dem meist geknispten Hotel der Welt (von dem wir übrigens kein fotogenes Bild haben, da es gerade renoviert wird).

    Eine schöne Mischung aus Alt und Neu schafft der Parlamentskomplex, der wie eine Kombination aus Staatsgebäude im klassischen Empire-Stil und modernem Museum wirkt. Den Museumscharakter kriegt es vor allem durch seine kühle Nüchternheit im Besucherbereich. Und einer psychedelischen Kunstinstallation.

    Bislang erschien uns Kanada, besonders wenn es um Regierungsangelegenheiten ging, immer sehr traditionsbewusst. Was auch der Grund ist, warum die Queen in jedem Parlament einen symbolischen Stuhl hat. Auch wenn sie nur alle zwei Dekaden mal vorbei schaut. Das gilt für alle Provinzen, außer Québec. Hier gibt man sich betont französisch. Vom Radiosender bis zur Mentalität - umso tiefer man in die Provinz fährt, umso mehr Wert legt man hier auf seine französischen Wurzeln. Sodass es sich manchmal anfühlt, als wäre man in einem ganz anderen Land angekommen.
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