• Rebecca C
  • Elias Huland
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  • Elias Huland

Cold nights, warm showers

Von Oktober 2022 bis Dezember 2023 sind wir, Rebecca und Elias, insgesamt 20.000 Kilometer durch den Balkan, Australien und Neuseeland und von Osttimor durch Südostasien bis Japan geradelt. Læs mere
  • Vom Sepeda aufs Basikal: Malaysia

    13. juli 2023, Malaysia ⋅ ☁️ 31 °C

    Die Motorroller, die mit uns die Grenze überquert haben, sind in einem Labyrinth aus Autobahnen rasch verschwunden und wir sind wieder mit den Autos alleine. Im Grenzort Johor Bahru ist alles zwei Drittel günstiger, als in Singapur und so nehmen wir JB vor allem als Transit- und Wohnstadt wahr, die von einem Gewirr von Autobahnen durchzogen ist, in dem auch wir schnell die Orientierung verlieren und auf einer Autobahn in die falsche Richtung landen.

    Zwei U-Turns mit Wechseln über mehrere Spuren auf die rechte Abbiegespur (weiterhin ist hier Linksverkehr!) später finden wir die Ausfallstraße nach Kota Tinggi im Nordosten. Dort wollen wir hin, denn unser nächster Reiseabschnitt soll entlang der Ostküste der malayischen Halbinsel nach Norden führen.

    Wir verbringen die Nacht in einem günstigen Hotel am Stadtrand, besorgen neue Mäntel für unsere Hinterräder (hier gibt es wieder die guten Schwalbe Marathons) und SIM-Karten, die uns überall unbegrenzt mobile Daten bescheren. Unser erster Eindruck: Irgendwie wirken alle Läden hier professioneller und effizienter, als in Indonesien, wenn das Personal auch im Vergleich weniger überschwänglich freundlich ist und wir nicht um Abschiedsselfies gebeten werden.

    Generell ist es mit einem Mal leiser in Malaysia. Kaum laute Motorroller, kein "Hello Mister, Mister", kein "Dari Mana?" - wenn überhaupt, werden wir nur zurückhaltend durch ein Kopfnicken gegrüßt. Hinzu kommt, dass der Verkehr viel geregelter ist. An den Ampeln wird gehalten, wir können meist auf einem breiten Seitenstreifen fahren und wenngleich wir schneller überholt werden, ist der Abstand meist ausreichend.

    Wir haben auch das Gefühl, weniger aufzufallen. Vermutlich liegt es daran, dass die Bevölkerung - im Gegensatz zu Indonesien - in sich schon sehr divers ist. Nach den für uns allenfalls am Rande bemerkbaren Unterschieden zwischen den indonesischen Ethnien und ihren Sprachen, sind die Unterschiede zwischen den drei großen Bevölkerungsgruppen Malays, Chinesen und Indern offensichtlicher und führen anscheinend dazu, dass Unterschiede ganz normal sind und nicht jeder Mensch mit etwas hellerer Hautfarbe sofort als Fremder auffällt oder eine Extrabehandlung benötigt.

    Die verschiedenen Einflüsse spiegeln sich auch in einem vielfältigeren Essensangebot wider. Ob knusprige Pfannkuchen mit Currysauce oder Reis-Porridge zum Frühstück, gedämpfte und gefüllte Brötchen zum Mittagessen oder in Kokosmilch getränkter Reis zum Abendessen - Multi Kulti ist hier kulinarisch ein voller Erfolg.

    Uns freut besonders, dass es wieder eine ausgeprägte Kaffeekultur gibt: Standardmäßig knalle süß und mit Kondensmilch, aber in gemütlichen und gut gefüllten Cafés, lecker und immerhin nicht Instant und aus Einwegtütchen. Eiswürfel sorgen dabei für die nötige Abkühlung bei den heißen Temperaturen.

    Aber wir entdecken auch Ähnlichkeiten: Die malayische Sprache hat zum Glück große Schnittmengen mit dem Indonesischen, so dass wir viele Vokabeln weiterverwenden können. Makasih (= Danke) bleibt Makasih und Makanan (= Essen) bleibt Makanan. Nur unsere Fahrräder haben einen neuen Namen bekommen: Sepeda heißt jetzt Basikal. Entsprechend heißt "Fahrrad fahren" nun "ber-basikal" statt "ber-sepeda". Wie leicht Grammatik doch sein kann!
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  • Machet Jut, Oliver!

    16. juli 2023, Malaysia ⋅ ☁️ 26 °C

    Am fünften Tag in Malaysia lernen wir Oliver kennen: 7 Zentimer groß, gerade einmal 16 Stunden alt aber voller Lebensenergie. Oliver ist eine von 111 Meeresschildkröten, die in einer Aufzuchtstation geschlüpft ist.

    Die Wärterin erklärt uns, dass die malayische Ostküste ein beliebtes Brutgebiet für Meeresschildkröten ist. Die Weibchen kommen nachts an den Strand und graben Löcher, in denen sie ihre etwa 100 Eier ablegen. Nach 45 bis 60 Tagen schlüpfen dann kleine Meeresschildkröten, die sich erst 60 Zentimeter durch den Sand nach oben graben und dann schnurstracks auf den Weg ins Meer machen. Mit einem Rest Eigelb als Nahrungsvorrat für zwei Wochen schwimmen sie immer weiter raus aufs offene Meer und beginnen anschließend, Quallen und andere Kleintiere zu verspeisen. Wenn alles gut läuft, kommen sie in 20 Jahren zurück zu diesem Strand, um sich zu paaren und selber wieder Eier abzulegen. Soweit die Theorie.

    Leider ist es in der Praxis etwas anders: Schildkröteneier gelten als Delikatesse, weshalb sie meist schnell von Händler:innen wieder ausgegraben und verkauft werden. Um dieser traurigen Praxis etwas entgegen zu setzen, kauft die NGO, bei der wir zu Besuch sind, die Eier zurück und vergräbt sie an einem sicheren Ort. Sobald die Schildkrötenbabys geschlüpft sind, werden sie ins Meer entlassen.

    So ist es auch mit Oliver: Wir dürfen unseren Schützling kurz kennenlernen und ein paar Fotos machen, bevor wir ihn mit seinen Geschwistern in Richtung Meer entlassen. Er muss einige Meter über den Strand laufen, um ihn später wiederfinden zu können. Mutig und energiegeladen springt er in die Brandung, wird von einer ankommenden Welle noch einmal zurück an den Strand katapultieren und schafft es dann im zweiten Anlauf ins Meer. Mit dem Kopf knapp über der Meeresoberfläche steuert er in Richtung Horizont, bevor er in zwei Wochen in die Tiefe abtaucht. Machet Jut, Oliver!
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  • Eine Woche voller Strandtage

    18. juli 2023, Malaysia ⋅ ☁️ 31 °C

    Wenn man auf einer Radtour Wünsche frei hätte, wären flaches Terrain, Rückenwind, guter Straßenbelag, genug Platz, Meerblick und eine einfache Versorgungslage ganz oben auf der Liste. Irgendetwas muss in der letzten Woche richtig gelaufen sein, denn auf der flachen, gut asphaltierten Küstenstraße schiebt uns der Südwind immer weiter in Richtung Thailand. Nach den vielen Höhenmetern in Indonesien macht es Spaß, schnell voranzukommen. Der Verkehr ist meist moderat und die Seitenstreifen breit und so fliegen die Kilometer nur so an uns vorbei. Mehrere Tage hintereinander schaffen wir wieder dreistellige Etappen und fallen abends zufrieden auf unsere Isomatten.

    Denn Zelten war selten entspannter: Ob einsamer Küstenabschnitt oder tagsüber belebter Strand, überall fühlen wir uns mit unserem Zelt willkommen und sicher. Jeden Abend suchen wir uns daher einen besonders schönen Fleck an der Küste, lassen den Tag mit Meeresrauschen und Meerblick ausklingen und freuen uns darauf, am nächsten Morgen vom Sonnenaufgang geweckt zu werden.

    So gelingt uns auch die Umstellung auf das neue Land spielend leicht: Restaurants gibt es zwar nicht mehr ganz so oft, dafür sind sie gemütlicher und abwechslungsreicher. Die Supermärkte sehen auch anders aus und Bankautomaten verstecken sich an ungewohnten Orten, doch wir können unseren Suchfilter schnell neu kalibrieren.

    Statt in Kiosks immer neue Wasserflaschen kaufen zu müssen, halten wir Ausschau nach öffentlichen Wasserspendern, aus denen man das Wasser für wenige Cents zapfen kann. Die Maschinen sehen etwas urig und aus der Zeit gefallen aus und stehen an scheinbar völlig beliebigen Orten, aber nach einigen Tagen entdecken wir sie treffsicher im Vorbeifahren am Straßenrand. Wir freuen uns, dass wir unseren Plastikverbrauch reduzieren und dabei gleichzeitig unseren Geldbeutel und, dank sauberem Wasser, unsere Mägen schonen können.

    Der Nordosten Malaysias gilt als der muslimischste und konservativste Teil des Landes - hier werden die Verhüllungsregeln größtenteils ernst genommen und bei unmoralischem Verhalten droht, zumindest für Muslime, die Prügelstrafe. Aber auch die Gastfreundschaft ist hier fast schon Gesetz: Mehrfach zahlen in Restaurants Einheimische vom Nachbartisch, mit denen wir nur wenige Worte gewechselt haben, ungefragt unsere Rechnung und wünschen uns eine gute Zeit in Malaysia.

    Gleichzeitig haben wir hier das Gefühl, nicht nur wegen unseres Weißseins besonders freundlich behandelt zu werden, sondern mehr wegen unserer Art zu Reisen. So lassen sich die Einladungen mit etwas besserem Gewissen annehmen, bevor wir motiviert (und gestärkt) weiterfahren. Terima kasih!

    Nachdem am Sonntag die Sonne schien, wir Montag eine neue Kette montiert haben, wir Dienstag unseren Verdienst in Schildkrötenschutz investiert haben, Mittwoch natürlich Mitte der Woche war, es am Donnerstag gewittert hat und wir am Freitag wie immer frei hatten, hoffen wir, dass in der kommenden Woche ähnlich viele Wünsche in Erfüllung gehen.
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  • Beim Dschungelkönig

    20. juli 2023, Malaysia ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach einer Woche an der Ostküste durchqueren wir den Royal Belum State Park gen Westen. Dieser gilt als einer der ältesten Wälder der Welt und ist zugleich der größte auf der malaysischen Halbinsel. Neben einer Vielzahl verschiedener Pflanzen und Vögel, beheimatet der Park auch größere Tiere wie Elefanten, Tiger oder Tapire. Während die letztgenannten sehr zurückgezogen leben, haben wir im Vorhinein von mehreren Leuten gehört, dass die Chance, wilde Elefanten zu sehen, gar nicht so gering sei; zumindest, wenn man, wie sie, früh morgens oder am späten Nachmittag unterwegs ist.

    Für uns bedeutet der Wald wieder eine Umstellung auf weniger externe Versorgungsmöglichkeiten. Wir decken uns daher für zwei Nächte mit Instant-Nudeln ein und entstauben unseren Espresso-Kocher, der seit Australien wieder ganz unten in der Packtasche schlummert.

    Kaum im Wald, beginnen wir mit der Elefantensuche. Das erste Tröten ist auch schnell vernommen. Es wiederholt sich und kommt näher - allerdings viel zu schnell und entpuppt sich dann als hupender LKW. Wir wissen gar nicht so recht, wonach wir Ausschau halten sollen. Wo leben die Elefanten? Wie nah kommen sie an die Straße und auf welche Spuren und Geräusche müssen wir achten? Immer, wenn es in den Büschen laut raschelt, suchen wir, doch entdecken nur kleine und größere Affenbanden. Neben den omnipräsenten Makaken, die wir schon aus Indonesien kennen, sind hier auch verschiedene Arten von Languren unterwegs, die elegant über Stromkabel balancieren und durch die Baumwipfel hüpfen. Elefanten entdecken wir nicht - wir müssen uns vorerst mit ihren Silhouetten auf den Warnschildern begnügen.

    Nach einigen Kilometern durch die üppig grünen Straßen, bauen wir das Zelt neben ein paar heißen Quellen auf. Die Anlage wurde offensichtlich vor kurzer Zeit mit mehreren Becken neu errichtet, wirkt aber schon wieder verlassen und beginnt zu verfallen. Hier wartet die erste Dschungelprüfung auf uns: Das Wasser ist mit klebrigen Algen bedeckt und viel zu heiß für ein normales Bad. Selbst in das unterste und dementsprechend kühlste Becken kann man nicht mehr als eine Fußspitze stecken, ohne vor Hitze zu erröten. Mit Hilfe eines Topfes können wir das Wasser immerhin für eine warme Eimerdusche nutzen. Also: Dschungelprüfung bestanden.

    Rund um die Quellen liegen die verstoffwechselten Spuren einer Elefantenmahlzeit. Die Dickhäuter (Fun Fact: Walhaie haben eine noch viel dickere Haut) scheinen hier gerne einmal vorbeizuschauen. Doch in der Nacht bleibt alles ruhig - wir hören lediglich ein paar entfernte Rufe aus dem Wald.

    Am nächsten Morgen sind wir keine halbe Stunde unterwegs, als wir beim ersten Anstieg wieder ein Rascheln im Gebüsch vernehmen. Dieses Mal ist das Rascheln lauter - und am Straßenrand wackeln ganze Bäume. Eine Elefantenfamilie, bestehend aus zwei erwachsenen Tieren, vermutlich Weibchen, und zwei Kindern, futtert sich 30 Meter neben uns durch den Wald. Ob sie uns bemerken, wissen wir nicht - sie lassen sich jedenfalls nicht stören und klettern erstaunlich leichtfüßig am steilen Hang entlang. Nach einer Viertelstunde verschwinden sie im Wald zur langen Elefanten-Siesta und mit einem letzten Blick auf einen wackelnden Wipfel machen wir uns wieder auf den Weg; weiter nach Westen.
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  • Gestrandet im Paradies

    30. juli 2023, Thailand ⋅ 🌧 30 °C

    Zunächst ist es nur ein leicht schabendes Geräusch der Vorderachse, dann wird das Laufrad schwergängig und blockiert schlussendlich ganz: Fünfzig Kilometer vor der thailändischen Grenze kommen wir nicht mehr weiter. Elias' Vorderradnabe gibt den Geist auf. Die Aluminiumhülle ist eingerissen und irreparabel hinüber. Auf Grund des gleichen Defekts mussten wir in Indonesien schon eine neue Nabe in Rebeccas Vorderrad einbauen lassen.

    Zum Glück sind wir nur zwei Kilometer von der nächsten Stadt Kuala Perlis entfernt und schieben die Räder dort hin. Von einem Straßenlokal aus kontaktieren wir per WhatsApp verschiedene Radläden, von denen einige schnell antworten. Naben mit eingebauten Dynamos hat hier zwar niemand auf Lager, aber eine Fahrradwerkstatt auf der Insel Langkawi scheint uns weiterhelfen zu können. Praktischerweise fährt die Fähre direkt aus Kuala Perlis los, so dass wir uns kurzerhand entschließen, statt weiter auf dem Landweg Richtung Thailand zu fahren, am nächsten Tag auf die Insel überzusetzen und von dort eine weitere Fähre nach Thailand zu nehmen.

    Die Überfahrt nach Langkawi dauert länger als im Internet angekündigt und als wir aus dem Boot aussteigen, wissen wir auch warum: Entgegen unserer Erwartungen, kommen wir nicht am Haupthafen der Inselhauptstadt Kuah an, sondern gehen am 12 Kilometer außerhalb liegenden Frachthafen an Land. Normalerweise ist das kein Problem, aber mit kaputtem Rad etwas unpraktisch. Während Rebecca in die Stadt vorfährt, versucht Elias ein Auto zu finden, dass ihn samt Fahrrad mitnimmt und hat auch bald Glück. Ein freundlicher Pick-Up Fahrer nimmt ihn zum Radladen mit, wo schnell ein neues Vorderrad montiert wird.

    Langkawi ist ein beliebtes Touristenziel, doch als wir am Nachmittag die leergefegte Inselhauptstadt erkunden, fühlen wir uns wie gestrandet. Der Reiz der Insel muss wohl in den abgelegenen einsamen Stränden und der bergigen Inselmitte liegen - die Hauptstadt hat jedenfalls, außer zollfreiem Alkohol (der in anderen Landesteilen entweder extrem teuer oder gleich ganz verboten ist) und kitschigen Monumenten, wenig zu bieten. Wir bekommen jedenfalls kein Insel-Feeling und da die einzige Fähre nach Thailand morgens um 9 Uhr fährt, sind wir nach 18 Stunden wieder von der Insel runter. Damit besteht unsere Anreise nach Siam aus zwei Teilen Wasser und einem Thailand.

    In Thailand empfängt uns gleich in der ersten Stadt Herr Pot mit seiner Familie. Herr Pot ist ein sehr beliebter, geradezu routinierter WarmShowers-Host, der immer gerne Gäste bei sich aufnimmt und sogar ein handgemachtes WarmShowers-Schild vor dem Gartentor hängen hat. In seinem Gästebuch entdecken wir viele, uns virtuell bekannte Radreisende, auf deren Blogs oder Instagram-Accounts wir schon anderweitig gestoßen sind. Er ist Rundfunkingenieur und da er bei unserem Besuch gerade eine Arbeitsschicht hat, schlafen wir kurzerhand im Pausenraum der lokalen Rundfunkstation von Satun.

    Zwei Tage später fahren wir nach Koh Mook, einer klitzekleinen Insel in der Andamanensee, die nur 30 Minuten vom Festland entfernt ist. Direkt am Pier entdecken wir ein Dugong, das ganz entspannt eine Seegraswiese abgrast - keine Überraschung also, dass Dugongs auch Seekühe genannt werden. Ähnlich entspannt geht es hier überall zu: Die Insel ist autofrei und es ist gerade Nebensaison, viele Inselrestaurants und -unterkünfte haben geschlossen und wirklich aktiv sind nur die Unmengen an kleinen und großen Einsiedlerkrebsen, die abends die Strände bevölkern. Für unseren Zweck, mal zwei Tage zu entspannen, ist das genau richtig: Nette Strände, nichts los und wenig zu tun, außer Seekühe und Nashornvögel zu beobachten und im Bungalow die Beine hochzulegen.
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  • Thai Polizei, dein Freund und Helfer

    3. august 2023, Thailand ⋅ ☁️ 31 °C

    Die Suche nach geeigneten Schlafplätzen ist jeden Tag Teil der vielen Mikro-Abenteuer, die wir erleben. Nur in Ausnahmefällen wissen wir morgens bei der Abfahrt schon, wo und wie wir abends übernachten werden. Meistens gucken wir mittags auf die Karte und den Wetterbericht und überlegen dann, wie weit wir wohl noch kommen werden und was es dort für ein Schlafplatz-Angebot gibt. Getreu dem Motto "There is always space for a tent" hat das bislang immer funktioniert.

    Neben den typischen Zielen wie Aussichtspunkten, Stränden und Zeltplätzen, tauchen in Thailand nun auch Polizeistationen auf unserem Radar auf. Das klingt ungewöhnlich und es kostet anfangs etwas Überwindung, ohne Kriminalfall auf den Hof des Polizeipräsidiums zu rollen, doch andere Radfahrer:innen haben nur von guten Erfahrungen berichtet. Kaum haben wir beim ersten Wärterhäuschen geklopft, werden wir routiniert von einem Polizisten begrüßt, der unser Anliegen errät und uns, an Dutzenden offenbar konfiszierten Motorrollern vorbei, zur Ruine der alten Polizeistation führt, in der wir übernachten können. Am nächsten Morgen sind wir erst wenige Meter gefahren, als uns der Kommissar vom Vorabend aus einem Straßencafé herbeiruft und uns zur Frühstückspause mit Kaffee und Teigchromosomen (Donuts in X-Form) einlädt.

    Zwei Tage später kommen wir mit dem Einbruch der Dunkelheit wieder an einer Polizeistation vorbei. Diesmal eskortiert uns der erste Polizist zu einem nahegelegenen Sportplatz mit Duschen. Kurz nach der Ankunft taucht ein weiterer Polizist auf, der uns auf Thailändisch bedeutet, ihm zur Polizeistation zu folgen - vielleicht für eine Passkontrolle? Falsch gedacht! Der Oberkommissar bietet uns einen Schlafplatz in einer leeren Dienstwohnung auf dem Polizeigelände an. Wir nehmen das Angebot an und knipsen noch ein paar gemeinsame Fotos. Den Rest des Abends verbringen wir entspannt zu zweit auf dem örtlichen Streetfood-Markt und lauschen bei einem Bubble Tea dem Konzert einer lokalen Schülerband.

    Am nächsten Morgen werden wir von unseren Nachbar:innen aus den anderen Dienstwohnungen freundlich begrüßt, ein Polizist schießt ein Selfie, natürlich nur für einen "Police Report". Wir sind erst wenige Meter gefahren, als uns das Dienstpersonal des gestrigen Abends aus einem Straßencafé herbeiruft. Wir werden sofort zur Frühstückspause mit Kaffee und Teigchromosomen eingeladen. Kommt uns bekannt vor. Die beiden jüngsten Polizisten erklären uns noch fix die schnellste Route nach Bangkok ("ganz leicht, immer der Autobahn folgen!") und eskortieren uns dann zum Abschied aus der Stadt heraus.

    Es bleibt uns ein Rätsel, weshalb die thailändische Polizei so gut auf Radfahrer:innen zu sprechen ist. Wir sind jedenfalls sehr dankbar für die Gastfreundschaft und die ruhigen Nächte an den wohl sichersten Schlafplätzen Thailands.
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  • Leichenschmaus und Geisterhaus

    6. august 2023, Thailand ⋅ ☁️ 33 °C

    Wie jeden Morgen halten wir auch heute Vormittag Ausschau nach kaffeetrinkenden Menschen, zu denen wir uns für eine kurze Pause setzen können. Nach wenigen Kilometern sehen wir auf einem Dorfplatz eine entsprechende Gruppe und dazu noch einen Stand, der in Bananenblättern gegartes Omelett anbietet. Erfreut springen wir von den Fahrrädern und setzen uns an einen der wenigen leeren Tische. Niemand spricht Englisch, aber der Kaffee ist schnell organisiert.

    Dann passiert etwas Unerwartetes. Von einem Stand, den wir zuvor nicht bemerkt hatten, wird uns tellerweise Essen gebracht: Scharfes vom Schwein, eine Nudelpfanne, eine große Menge Reis, jene Omeletts, wegen denen wir gehalten hatten, Obst und Säfte stapeln sich schnell auf unserem Tisch. Ein Brunch ist nie verkehrt und da wir ohnehin noch nicht gefrühstückt haben, schlagen wir zu.

    Nach einer halben Stunde setzt sich eine junge Frau, die gut Englisch spricht, zu uns und klärt uns auf: Puy erklärt uns, dass wir uns gerade auf der Beerdigung ihrer Oma befinden und herzlich eingeladen sind. Dachten wir bis gerade, dass wir in einem Dorflokal sitzen, fühlen wir uns mit einem Mal etwas fehl am Platz. Doch Puy beschwichtigt uns, dass die Trauerfeier sowieso in einem sehr lockeren Rahmen und über einen Zeitraum von 13 Tagen stattfände - jeden Tag sei jemand anders aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis für die Bewirtung zuständig und jeder, der mittrauern oder sich von der Verstorbenen verabschieden möchte, könne sich, so oft und lange er möchte, dazusetzen.

    Und so kommt es auch: In den nächsten Stunden tauchen immer mehr Menschen auf, die ebenfalls an der Trauerfeier teilnehmen. Sie sind bunt gekleidet, nur wenige tragen schwarz. Sie begrüßen sich, reden und essen gemeinsam. Unter den Menschen sind auch vier buddhistische Mönche, die in ihren gelb-orangenen Roben am Nachbartisch sitzen und nach dem Essen Mantras singen.

    Im Süden Thailands gab es noch ebenso viele Moscheen wie Tempel, doch spätestens ab Surat Thani ist nahezu die gesamte Bevölkerung buddhistisch. Anzeichen dafür finden wir in jedem Dorf in Form von eindrucksvollen Klosteranlagen mit bunt geschmückten Eingangstoren, Buddhastatuen und vergoldeten Tempeln. Hinzu kommt, dass an fast jedem Haus ein Mini-Tempel steht, in dem - so die thailändische Auffassung - die Hausgeister leben. Manche Mini-Tempel sind sogar möbliert und werden mit Blumen geschmückt und regelmäßig mit Getränken und kleinen Mahlzeiten bewirtet.

    Für uns sind die parkähnlichen Klosteranlagen, nicht nur schön anzusehen, sondern auch eine weitere Campingmöglichkeit (ebenfalls ein Tipp anderer Radfahrer:innen). Ähnlich wie bei den Polizeistationen, kann man auch hier abends freundlich und mit bedeckten Knien um Erlaubnis bitten, sein Zelt aufzuschlagen. Und wie es der Zufall will, zelten wir in dieser Nacht in einer Klosteranlage neben dem Krematorium und gleiten mit Siddartha-Hörbuch in den Schlaf. Damit sind wir vollkommen im buddhistischen Thailand angekommen.
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  • Strandaffen

    9. august 2023, Thailand ⋅ ☁️ 32 °C

    Ähnlich wie in Malaysia, fahren wir auch in Thailand in schnellem Tempo die Ostküste gen Norden und zelten uns von Strand zu Strand. Auf ruhigen Nebenstraßen geht es oft direkt am Meer, manchmal wieder etwas im Inland, auf stets guten und ruhigen Straßen in Richtung Bangkok. Meerblick wechselt sich dabei mit Kokos-, Ölpalm- und Kautschukplantagen ab, die hier weit verbreitet sind.

    Neben den Menschen begegnen wir hier immer wieder verschiedenen Affenarten, die hier leben und uns ganz unterschiedlich begrüßen: Die frechen Makaken leben mehr am Boden, als auf Bäumen und haben keinerlei Scheu vor Menschen. Im Gegenteil: In der Innenstadt von Prachuap Khiri Khan entreißen sie uns eine Tüte und klauen zwei der vier Brötchen, die wir zum Mittagessen gekauft hatten. Die Einheimischen können die Makaken besser kontrollieren: Sie werden als Nutztiere gehalten und darin trainiert, Kokosnüsse zu pflücken und vom Baum nach unten zu werfen. Immer wieder begegnen uns Autos und LKW auf dem Weg zur Ernte, auf denen neben den Arbeitern auch zwei bis vier Erntehelfer-Affen mitfahren.

    Die südlichen Brillenlanguren hingegen sind eine eher zurückhaltende Spezies, die dafür elegant hoch oben durch die Bäume hüpft. Als wir abends unser Zelt am Strand neben ihnen aufschlagen, wirkt alles ruhig. Erst am nächsten Morgen bemerken wir sie, als sie uns mit ihren großen weiß-umrandeten Augen still aus den Bäumen beobachten.

    Zuletzt begegnen wir zwei Gibbons, die mit etwa einem Meter die bisher größten Affen sind, denen wir auf der Reise begegnen. Ihre schrillen Laute wecken uns morgens und nach einigen Minuten entdecken wir den ersten Gibbon, der sich mit seinen langen Armen und Beinen in 30 Metern Höhe durch die Bäume schwingt und von seinem Bewegungsablauf an Fabian Hambüchen erinnert - nicht umsonst sind Gibbons schon kleine Menschenaffen.
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  • Bangkok, Dame, König, Gras

    14. august 2023, Thailand ⋅ ☁️ 28 °C

    Nach mehr als 1000 Kilometern allein in Thailand erreichen wir die Zielgerade nach Bangkok - in Form einer Vorstadtautobahn, welche die letzten 100 Kilometer in die Stadt hinein führt. 70 Kilometer vor Bangkok machen wir einen Abstecher nach Samut Songkhram, mit dem berühmten Mae Klong Markt. Südostasiatische Märkte sind wegen ihres vielfältigen Angebots an bunten Tropen- und Meeresfrüchten über Streetfood-Snacks bis hin zu Plastikgeschirr und Schrauben ohnehin sehenswert. Dieser Markt ist zusätzlich dafür bekannt, dass er sich direkt an, oder besser auf, Bahngleisen befindet. Acht Mal am Tag packen die Händler:innen daher routiniert ihre Stände und Markisen zusammen und werden dabei von einer Horde Tagestourist:innen beobachtet, die extra aus Bangkok angereist sind, um das zweiminütige Spektakel zu bewundern, wenn sich der Zug im Schritttempo durch den Markt schiebt.

    ♦️ Bangkok
    Am nächsten Tag wird die Vorstadtautobahn und die Menge an Autos immer größer. Der Verkehrsstress wandelt sich für uns aber immer mehr in Euphorie, als wir von einer Brücke 15 Kilometer vor der Stadt die ersten Wolkenkratzer sehen, als wir später über ruhige und beschattete Nebenstraßen immer weiter Richtung Zentrum fahren und spätestens als wir den Chao Phraya überqueren, an dessen Ufern sich der berühmte Tempel der Morgenröte und die Innenstadt befinden.

    Wir düsen mit dem Fahrrad durch die Touristenströme rund um weitere imposante Tempel und den Königspalast und ziehen hier fast mehr Blicke auf uns, als in den einsameren Regionen des Landes. Da wir im Endspurt nach Bangkok in den letzten Tagen jeweils recht viele Kilometer gefahren sind, freuen wir uns auf etwas Entspannung in der Stadt und gönnen uns als Happy End dieses Reiseabschnitts eine Thai-Massage, bei der wir unsere müden Muskeln professionell und intensiv dehnen lassen.

    ♥️ Dame
    Bangkok wirkt etwas herausgeputzter als ihr Umland und - hatten wir uns schon auf eine Verkehrslawine wie in Jakarta eingestellt - seltsamerweise sehr ruhig. Beides hat vielleicht etwas mit dem heutigen 91. Geburtstag der Königmutter Sirikut zu tun, der - ebenso wie andere royale Geburtstage - mit einem landesweiten langen Wochenende gefeiert wird.

    ♠️ König
    In Thailand führt buchstäblich kein Weg am Königshaus vorbei: Bilder der Königsfamilie hängen nicht nur in jedem öffentlichen Gebäude, sondern auch an vielen Kreuzungen, in vielen Parks, Haltestellen und einfachen Straßenlokalen, weshalb auch wir nun wissen, wie König Maha Vajiralongkorn und seine Frau in verschiedenen Outfits aussehen. Mal ist der König dabei mit Krone abgebildet, mal im Anzug und mal in Militäruniform.

    Da es unter Strafe steht, den König zu beleidigen, hält sich die thailändische Boulevard-Presse vermutlich etwas zurück. Dennoch ist er als Skandalnudel bekannt. Er gilt als reichster Monarch der Welt und verbringt einen großen Teil seiner Zeit - unter anderem die ersten Monate der Corona-Pandemie - außerhalb Thailands in einem Luxushotel am Starnberger See. Viele Thailänder:innen trauern daher immernoch dem Vorgänger und langjährigen Regenten Bhumibol nach, dessen Bild weiterhin fast ebenso häufig zu sehen ist.

    ♣️ Gras
    Gar nicht mehr kriminell ist hingegen seit einem Jahr der Anbau und Verkauf von Marijuana. Als wir zuletzt vor 8 Jahren über die Touristenmeile der Khao San Road liefen, wurden hier noch sehr viele gefälschte Führerscheine verkauft. Nun sind die meisten Verkäufer:innen vom Car-Business auf Cannabis umgestiegen, das hier in hippen Salons verkauft wird. Zur Entspannung nehmen wir einen Zug - und fahren die letzten 250 Kilometer zur kambodschanischen Grenze mit der thailändischen Bahn.
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  • Rielly hot und Dollar Regen

    16. august 2023, Cambodja ⋅ ☁️ 33 °C

    Die Zeit in Thailand lassen wir bei unserer WarmShowers-Host Di ausklingen. Einst reiste sie selbst per Anhalter durch die Nachbarländer, doch nun wirkt sie sehr zufrieden in ihrem pestizidfreien Öko-Garten. Da sie immer wieder Radreisende an ihrem Garten vorbeifahren sah, hat sie irgendwann ein WarmShowers Profil angelegt, um ihre "cycling superheroes" in Empfang zu nehmen. Für uns ist sie eine echte Heldin: Wir dürfen in einer eigenen Wohnung übernachten und zur Begrüßung gibt es frisches Obst - Rambutan und Mangosteen. Es gefällt uns so gut, dass wir kurzerhand noch eine Nacht länger bleiben.

    Am übernächsten Tag überqueren wir bei sengender Hitze die Grenze nach Kambodscha. Der Grenzübergang nach Poipet ist berüchtigt für einige Betrugsmaschen, bei denen Tourist:innen in falsche Büros geführt werden und überteuerte Visumsgebühren zahlen. Der Grenzbeamte versucht zwar, uns eine kleine zusätzliche Bearbeitungsgebühr für unser Visum zu berechnen, doch wir verweisen auf das offizielle Schild, das über seinem Kopf hängt. Auch einige Taxifahrer versuchen vehement, uns eine Fahrt anzubieten, doch wir verweisen auf unsere Fahrräder, die uns ebenso weit bringen.

    Unsere letzten thailändischen Baht tauschen wir in kambodschanische Riel. In Kambodscha sind unsere Kopfrechen-Fähigkeiten noch einmal stärker gefordert: Neben Riel sind nämlich auch US-Dollar im Umlauf und trotz eines komplizierten Wechselkurses werden beide Währungen bunt gemischt. Die Preise sind mal in der einen, mal in der anderen Währung angegeben und obwohl der Wechselkurs stetig schwankt, kann man überall im festen Kurs (4000 Riel : 1 USD) bezahlen. Als Rückgeld erhält man in der Regel nur Riel. Ein belegtes Baguette kostet z.B. 6000 Riel - man kann also mit 2 USD bezahlen und erhält 2000 Riel zurück.

    Wir haben zum Glück immer genug Zeit zum Rechnen, denn der Bezahlvorgang dauert immer etwas länger: Jede Dollar-Note wird akribisch begutachtet und nur dann akzeptiert, wenn sie makellos ist. Jeder noch so kleine Fleck oder Riss wird moniert. Einige unserer Scheine aus Timor-Leste sind schon mehrfach bei der Begutachtung durchgefallen und werden wohl wieder mit uns ausreisen. Im Zweifel zahlen wir also mit Riel, denn diese werden auch dann umstandslos akzeptiert, wenn ihr Zustand eher einem benutzten Taschentuch gleicht.

    In Kambodscha können wir wieder auf alte Gewohnheiten zurückgreifen: Wir fahren das erste Mal seit Athen wieder im Rechtsverkehr und sind - nach Ausflügen in die Jahre 1444/1445 (Indonesien und Malaysia) und 2566 (Thailand) - wieder in der Gegenwart im Jahr 2023 angekommen. Lediglich die Verkehrsmittel auf den Straßen scheinen aus unterschiedlichen Zeiten zu stammen: Fahrräder aus den 1970ern, Autos aus den 1990ern, aber auch futuristische Gefährte, die aus einem Steampunk-Actionfilm entfallen sein könnten. Hierzu gehören lange, schmale Trecker-artige Mobile, auf denen alles durchs Land gefahren wird, oder Motorräder, die einen Anhänger ziehen, der auch an einem LKW hängen könnte.

    Wie in Indonesien gibt es keine Autobahn. Alle Verkehrsmittel müssen ganz demokratisch über die gleiche einspurige Hauptraße - immerhin führt diese durchs Flachland und ist deutlich breiter, als in Indonesien. Abgesehen von den Hauptstraßen, die sich strahlenförmig aus der Hauptstadt durch das Land ziehen, sind nur wenige Straßen asphaltiert, was in der Regenzeit dazu führen kann, dass Nebenstraßen für Fahrräder unpassierbar werden. Die Tage sind hier zwar besonders heiß, doch ein- bis zweimal täglich regnet es wie aus Kübeln und die Pfützen werden wieder aufgefüllt. Wir bleiben daher auf dem Asphalt und winken den vielen Schüler:innen zu, die ihren Heimweg auf dem Fahrrad bestreiten.
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  • Angkor Wat und etwas Khmer

    18. august 2023, Cambodja ⋅ 🌩️ 33 °C

    Am zweiten Tag in Kambodscha erreichen wir Siem Reap, den Ausgangspunkt für Ausflüge nach Angkor Wat, wo wir einen ganzen Tag verbringen.

    Angkor Wat ist das Wahrzeichen Kambodschas - und vielleicht sogar ganz Südostasiens: Ein einst hinduistischer, mittlerweile buddhistischer, Tempel gigantischen Ausmaßes, der von fünf Türmen in Form von Lotusblüten gekrönt wird. Man findet Bilder von Angkor Wat auf der kambodschanischen Landesflagge, in buddhistischen Tempeln und generell überall dort, wo noch eine Verzierung benötigt wird.

    Angkor ist jedoch weit mehr als der eine Tempel mit der berühmten Silhouette: Es umfasst das riesige Areal einer früheren Megastadt, von der es kaum schriftliche Überlieferungen, dafür aber hunderte Tempelruinen gibt. Mehr als eine Millionen Khmer, die auch heute noch die größte Bevölkerungsgruppe Kambodschas sind, sollen um das 13. Jahrhundert in Angkor gelebt haben - der damals vielleicht größten Stadt der Welt. Die fruchtbaren Böden und ein ausgeklügeltes, extrem weitläufiges Bewässerungssystem führten zu hohen Reisernten, die großen Wohlstand ermöglichten. Irgendwann änderte sich dann das Klima minimal, aber ausreichend, um die Bewässerungssysteme empfindlich zu stören und die Ernteerträge zu senken, die Armee konnte nicht mehr versorgt werden und die Nachbarstaaten drängten die Khmer aus der Stadt hinaus in andere Teile des Landes.

    Es gibt hier insgesamt über hundert kleine und große Tempel und Monumente. So viele, dass einige völlig abseits der typischen Touristenpfade liegen und viele der Tempel vom Urwald überwuchert werden, weil es unmöglich wäre, alle ausgraben, erhalten oder gar restaurieren zu wollen.

    Um das große Areal zu erkunden, werden die meisten Tourist:innen in Tuktuks von Ort zu Ort gefahren. Fahrräder sind auch erlaubt - wir fahren also durch das Gelände an wunderbaren alten Bäumen und Seen entlang und halten links und rechts immer mal wieder an, um verschiedene Tempel zu erkunden.

    Den Abend lassen wir bei einem leckeren Maracuja-Smoothie in der touristischen Innenstadt von Siem Reap ausklingen. Wir üben dabei ein paar Worte der Landessprache Khmer, die sich aber als recht kompliziert entpuppt und da wir nur für eine gute Woche im Land bleiben werden, bleibt unsere Motivation für tiefere Studien eher moderat.
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  • Flying through Cambodia

    23. august 2023, Cambodja ⋅ ☁️ 33 °C

    Kambodscha beschert uns weiter warme Temperaturen und kräftigen Rückenwind. Da zudem die Straße gut und flach ist, es abseits der bekannten Orte kaum Sehenswürdigkeiten gibt und wir uns regelmäßig mit zuckrigen Kaltgetränken volltanken können, kommen wir so schnell voran, wie noch in keinem Land zuvor. Manchmal haben wir Glück und können uns in den Windschatten überladener Fuhrwerke hängen, die mit 25 km/h über den Seitenstreifen fahren.

    Auf der Hauptstraße gibt es nämlich eine klare Rangordnung: LKW und Autos fahren auf der regulären Fahrbahn, Zweiräder und langsame Gefährte fahren auf dem Seitenstreifen rechts davon und können durch einen Wechsel auf die Fahrbahn überholen. Aber Achtung: Auch der Gegenverkehr überholt auf dieser Spur. Ganz rechts, noch neben dem Seitenstreifen, ist ein Sandstreifen für Verkehrsteilnehmer:innen aus der Gegenrichtung, die noch keine geeignete Lücke gefunden haben, um auf ihre eigentliche Seite zu wechseln, aber schon mal losfahren möchten.

    Wir brauchen hier keine Umwege für Unterkünfte einzuplanen: Mit Anbruch der Dämmerung steuern wir das nächste Kloster an und werden immer freundlich, wenn auch teilweise überrascht, eingeladen, für eine Nacht zu bleiben. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang - etwa um halb 5 - holt uns dann der Morgengong aus dem Schlaf, so dass wir wieder früh weiterfahren. Die 320 Kilometer von Angkor Wat nach Phnom Penh legen wir so in zweieinhalb Tagen zurück.

    Wir nehmen uns etwas Zeit, um die moderne, belebte Hauptstadt Kambodschas kennenzulernen. In einer der modernen Shoppingmalls und an der schicken Mekong-Promenade vergessen wir für einen kurzen Moment, in welchem Land wir uns befinden. Hier wirkt alles hochglänzend. Auch unser Host Jean-Baptiste berichtet uns abends bei einem Cambodia-Bier davon, wie sich das Stadtzentrum in den letzten Jahren verändert hat und massenhaft moderne Apartment-Hochhäuser gebaut wurden. Andere Ecken und Märkte der Stadt zeigen wiederum das typisch-wuselige Südostasien.

    Es fällt uns schwer, uns vorzustellen, dass die gesamte Stadt 1975 innerhalb weniger Tage entvölkert wurde und die gesamte Bevölkerung aufs Land vetrieben wurde, da die Ideologie der Roten Khmer einzig ein Leben als Bauern vorsah. Innerhalb von knapp vier Jahren führte ihre Herrschaft zu einem Genozid, dem etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel - weil sie Widerstand leisteten, gebildet waren, Fremdsprachen sprechen konnten oder auch nur eine Brille trugen. Auf dem Weg aus Phnom Penh hinaus besuchen wir die Killing Fields, einen der Orte, an denen nach Ende der Herrschaft Massengräber gefunden wurden. Dort erfahren wir einiges über die barbarischen Hinrichtungsmethoden der Roten Khmer und die traurigen Schicksale einiger Ermordeten und Überlebenden.

    Mit beklommenen Gefühlen steigen wir auf die Räder, werden aber nach kurzer Zeit von einer Lawine an Motorrädern aus den Gedanken geholt. In einer Textilfabrik am Rande der Stadt ist gerade Feierabend und alle Näher:innen machen sich auf den Nachhauseweg. Wir fliegen hingegen weiter über den kambodschanischen Asphalt und legen die nächsten 170 Kilometer bis zur vietnamesischen Grenze in anderthalb Tagen zurück.

    Die letzte Nacht verbringen wir wieder im Kloster und werden abends von den Klosterwärtern auf ein kambodschanisches Abschiedsbier eingeladen, ganz nach dem Motto "Askese ist doch Käse". Wir stehen vor Sonnenaufgang auf und fahren mit den ersten Sonnenstrahlen über die Grenze nach Vietnam.

    Für alle, die es mit britischen Synthie-Pop der frühen 80er Jahre nicht so haben, hier der offizielle Song zum Footprint: https://youtu.be/UMazCAj0RDE?si=hguJObedJmEYA5-K
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  • Stille im Wimmelbild

    27. august 2023, Vietnam ⋅ ☁️ 32 °C

    Früh am Morgen - es ist für die tropischen Verhältnisse geradezu kühl - radeln wir über die leere Grenze nach Vietnam. Auf der kambodschanischen Seite gelten wir sogar als Fahrzeug und müssen nicht durch ein Terminal schieben. Auch auf der vietnamesischen Seite erhalten wir routiniert den nächsten Einreisestempel und radeln los. In Vietnam fallen schnell die vielen Landesflaggen auf und gleich die erste Stadt nach der Grenze setzt neue Maßstäbe in Sachen Trubel und Verkehrschaos.

    Unser erstes Ziel ist Ho Chi Minh Stadt, das immernoch besser unter dem alten Namen Saigon bekannt ist. Nach einigen Kilometern auf einer mehrspurigen Hauptstraße flüchten wir aus dem dichten Verkehr und folgen einigen Kanälen in Richtung der ersten Außenbezirke Saigons.

    Die größte Stadt Vietnams ist noch schriller und bebender als die asiatischen Großstädte, durch die wir bisher gefahren sind. Hatten wir schon in Indonesien das Gefühl, mit vielen Mopeds unterwegs zu sein, schwimmen wir hier regelrecht in einem Strom voller röhrender Zweiräder, die im Eiltempo Richtung Stadt düsen. Jeder Abbiegevorgang verursacht einen gordischen Verkehrsknoten, an dem sich tausende entgegenkommende Motorroller kreuz und quer durcheinander schlängeln, der sich dann aber nach wenigen Augenblicken auf magische Weise wieder auflöst.

    Nach den Tagen im ländlichen Kambodscha gleicht Saigon einem lebendigen Wimmelbild und die vielen gemütlichen Cafés laden uns förmlich dazu ein, Platz zu nehmen und das Treiben auf der Straße zu beobachten. Straßenhändler stellen Kräuter, Obst und Gemüse in Körben zur Schau und alte Frauen versuchen Lottoscheine mit besonders glückbringenden Losnummern weiterzuverkaufen. Mal gibt es riesige Obst- oder Fischmärkte mit den spannendesten Waren, die von interessierten Kund:innen genauestens inspiziert werden, dann schiebt sich eine Streetfoodhändlerin mit ihrem Karren behäbig über eine belebte Kreuzung, während die Mopeds ohne zu bremsen links und rechts vorbeirasen, und irgendwo sitzt ein Schlosser am Kreisverkehr, der für umgerechnet 50 Cent seelenruhig jeden Schlüssel nachschleift.

    Verlässt man die vollen Hauptstraßen, verliert man sich schnell in einem Labyrinth kleiner Gassen - mal betongrau, mal elegant mit Blumen und Farben dekoriert. Die Wohnzimmer der Anwohner:innen gehen direkt von den Gassen ab und weder die fernsehguckenden Kinder noch die dort mittagsschlafenden Mütter lassen sich von uns stören. Dann zieht mit einem Mal der Geruch von Essensständen durch die Gassen, das Hupen des Verkehrs wird wieder laut und plötzlich spuckt uns das Labyrinth an der Hauptstraße vor einer bunten Leuchtreklame für koreanische Kosmetikprodukte aus. Wir könnten Stunden durch dieses Freilichtmuseum spazieren.

    Unser WarmShowers Host Dzung ist besonders darauf bedacht, uns die kulinarische Seite Saigons vorzustellen. Immer wieder kommt er mit einem neuen Snack ums Eck und erläutert uns dessen Zutaten und Entstehungsgeschichte. Er kennt die besten Stände der Nachbarschaft und so essen wir uns von Summer Rolls zu Pho und weiter zu Klebereis-Snacks und Durian-Kuchen und schließlich über den Obstmarkt, wo wir endlich all jene Früchte probieren können, die wir schon oft gesehen haben, von denen wir bisher aber nicht wussten, wie man sie isst.

    Am Abend steht noch eine besondere Verabredung an: In einem Café treffen wir einige Bekannte von ihm und lernen eine neue Facette des Wimmelbilds kennen. Als wir ankommen, sind sie schon eifrig in ein stilles Gespräch vertieft. Sie sprechen nämlich nicht Vietnamesisch oder Englisch, sondern die vietnamesische Gebärdensprache. Einige sind gehörlos und haben den anderen "ihre" Sprache beigebracht - diese wiederum unterstützen sie nun, etwa bei der Übersetzung von Vorlesungen an der Universität. Heute treffen sie sich zum Gebärdensprachen-Stammtisch - zu unserem Glück mit akustischer Übersetzung extra für uns. Sie erzählen uns, dass es in Vietnam insgesamt nur 4 Schulen für Gehörlose gibt. Viele Gehörlose schaffen daher gerade einmal den Grundschulabschluss und brauchen selbst dafür einige Jahre länger. Staatliche Unterstützung gibt es nicht. Umso beeindruckender finden wir das Engagement dieser Truppe.
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  • Ho, Ho, Ho - Bescherung in Hanoi

    5. september 2023, Vietnam ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach vielen geradelten Kilometern in Südostasien genießen wir die Reisfelder und malerischen Küsten Vietnams aus dem Zug. Dieser braucht von Saigon aus einen Tag und zwei Nächte, um die Hauptstadt Hanoi zu erreichen. Da uns das alte Haan sehr gefällt, waren wir auch auf Neu-Haan - oder Hanoi, wie die Locals sagen - sehr gespannt.

    Am zweiten Morgen der Bahnfahrt kommen wir pünktlich um Viertel vor sechs im Zentrum Hanois an. Noch ist es still - am Hoan Kiem See treffen wir auf Jogger:innen, Aerobic-Gruppen und Badminton-Teams, die die Freiflächen rund um den See in den kühleren Stunden für sich beanspruchen. Die Stadt ist voller roter Dekoration mit gelben Sternen und Bilder eines alten Mannes mit weißem Bart, Musik dringt durch die Straßen und an Straßenständen werden ganze Gänse verkauft. Weist das etwa auf eine früh eingeleitete Weihnachtssaison hin? Natürlich nicht, stattdessen dient die Flaggen-Dekoration dem anstehenden vietnamesischen Nationalfeiertag, an dem Ho, Ho, Ho Chi Minh 1945 die vietnamesische Unabhängigkeit von den Franzosen erklärte. Die Stadt ist daher voller als sonst.

    Ho Chi Minh hat in Hanoi gelebt, gewirkt und liegt hier begraben. Auch wenn er selber ganz bescheiden gelebt hat, ist posthum ein Personenkult rund um "Onkel Ho" entstanden. Die Schlange vor dem Mausoleum, an deren Ende man den einbalsamierten Körper sehen kann, ist rund um die Feiertage besonders lang - nach dem zweiten gescheiterten Versuch setzen wir uns lieber in eines der vielen Cafés und beobachten das ohnehin spannendere Treiben der lebendigen Vietnames:innen.

    Insgesamt bleiben wir acht Tage in Hanoi - so lange waren wir bisher selten an einem Ort. Neben der Erkundung der Stadt, kümmern wir uns um neue Fahrraddynamos, schlafen aus und essen uns durch die das vielfältige Street-Food-Angebot. Am Tag unserer Ankunft beantragen wir unser Visum für China. Im Gegensatz zu anderen Visa, die wir bisher benötigten, müssen wir dieses vorab beantragen und im Visazentrum einen Reiseplan, jede Menge Hotelbuchungen, einen Einladungsbrief und einen Rückflug vorweisen und alles genauestens prüfen lassen. Einige andere Radler:innen haben kein Visum erhalten - statt auf den Weihnachtsmann, warten wir also gespannt auf die Rückmeldung des Visazentrums.

    Nach genau einer Woche ist das "embassy processing complete". Wir ziehen wieder ein Nümmerchen im Visazentrum, warten, während das Treiben im Zentrum wie Summen in unseren Ohren klingt, und halten kurz danach die Visa für China in der Hand. Es kann also weiter nach Norden gehen.
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  • Befehl von Oben: Nächtliche Ruhestörung

    7. september 2023, Vietnam ⋅ 🌩️ 27 °C

    Wir verabschieden uns langsam von Hanoi und verbringen die letzten Tage bereits am Stadtrand bei Terry und Anna. Die beiden Koreaner:innen waren selbst lange mit ihren Rädern unterwegs und haben sich nun im 29. Stock eines Hochauses einer mächtigen Vorstadtsiedlung niedergelassen. Sie geben uns noch wertvolle Tipps für unsere Tour durch Vietnam und China, bevor wir am nächsten Morgen wieder auf dem Sattel sitzen.

    Wie schon so oft auf dieser Reise suchen wir gegen Abend nach einem Schlafplatz. Offizielle Campingplätze und buddhistische Klöster gibt es hier kaum und wir haben schon gute Erfahrungen damit gemacht, einfach Passanten in einem Ort zu fragen.

    In einer ruhigen Sackgasse am Roten Fluss werden wir fündig: Ein älteres Ehepaar lässt uns nach einem kurzen Gespräch bei sich auf der Terrasse zelten. Die Kommunikation ist nicht ganz einfach, gelingt dann aber mittels telefonischer Übersetzungshilfe des aus Hanoi zugeschalteten Enkels und Google Translate so gut, dass wir noch zusammen Fußball schauen und Pläne für das Frühstück am nächsten Morgen machen.

    Wir sind ziemlich erschöpft und liegen um 21 Uhr im Zelt. 10 Minuten später ist am Tor der Schein von Taschenlampen zu sehen. Im schwachen Licht reflektieren Abzeichen - die Polizei ist zu Besuch. Der diensthabende Kommissar, ein akkurat uniformierter und gut frisierter Mittvierziger mit zwei Sternen am Revers, überprüft erst einmal aufwendig unsere Pässe und lässt uns einen Tee servieren. Dann empfiehlt er uns, lieber in einem Hotel zu schlafen, denn hier sei es nicht sicher. Wir lehnen dankend ab, Sicherheitsprobleme hatten wir noch nie und hier zelten wir immerhin hinter einem verschlossenen Gartentor - noch dazu gibt es einen Wachhund, der uns zur Begrüßung schon erschrocken angebellt hat.

    Wir erfahren, dass Ausländer Übernachtungen, auch in Privathaushalten, in Vietnam eigentlich registrieren müssen - was aber eigentlich fix gemacht ist und sicher auch nachgeholt werden könnte. In Indonesien reichte bei einem ähnlichen Gesetz ein kurzes Gespräch mit dem Dorfvorsteher. Hier ist es nicht ganz so einfach.

    Ein zweiter, jüngerer Polizist, kommt hinzu. Er blättert wiederum interessiert durch unsere Pässe und fotografiert fleißig alle Seiten ab. Leider hat der erste Polizist schon mit seinem Vorgesetzten telefoniert und die Ansage bekommen, dass Ausländer hier nicht einfach so übernachten können. Jetzt kann er sich vor seinen Untergebenen keine Blöße mehr geben und muss es durchziehen: Eine halbe Stunde versucht er uns zu überreden, ins nächste Hotel zu fahren, ohne dabei schlüssig darzulegen, weshalb das besser für uns wäre, als einfach hier im schon aufgebauten Zelt zu schlafen. Wir versuchen unterdessen, ihn davon zu überzeugen, dass es für alle die beste und einfachste Lösung wäre, wenn wir hier einfach in Ruhe schlafen und mit Sonnenaufgang weiterfahren - doch wir haben keine Chance.

    Stetig entschuldigt er sich für die Anweisung "von oben". Schließlich schlägt er uns vor, uns in den nächsten Distrikt zu fahren - dann ist er nicht mehr für uns zuständig und wir haben ein paar Kilometer auf dem Weg zur chinesischen Grenze gespart. Resigniert geben wir nach, packen gegen halb 11 unser Zelt ein und die Fahrräder in den Pickup. Wir erklären, dass wir ab der Distriktgrenze mit dem Fahrrad weiterfahren wollen. Da das ohnehin vorgeschobene Sicherheitsargument so noch absurder ist, bringen sie uns direkt zu einem Hotel und sind beruhigt, dass wir doch im Hotel schlafen.

    Am nächsten Abend machen wir alles korrekt: Wir fragen in einem Ort nach einer Unterkunft, werden von der Dorfjugend erst auf ein Bier eingeladen und dann zu einem Gasthaus geschickt in das wir einchecken. Bereits im Schlafanzug kommen wir gegen 21 Uhr nochmal nach unten, um einen Teller Nudeln zu essen, als uns vor der Tür eine Uniform auffällt. Der Hotelbesitzer spricht mit einem Polizisten. Wir bekommen erstmal einen Tee serviert und anschließend die Information, dass dieses Hotel - das einzige im Dorf - leider keine Ausländer beherbergen darf. Als wir nachfragen wollen, ist der Polizist schon wieder verschwunden und der Sohn des Hotelbesitzers erklärt uns, dass das nächste passende Hotel drei Orte und zehn Kilometer weit entfernt sei. Er wünscht uns eine gute Weiterfahrt. Protestieren hilft hier nichts, da dem Hotel wohl eine saftige Strafe droht, und so machen wir uns einmal mehr statt auf den Weg ins Bett auf nächtliche Hotelsuche. Die Straßen sind leer und die kühle Luft der Nachttour hilft beim emotionalen Abkühlen.

    Aus welchem Grund die Beherbergungsregeln hier so streng ausgelegt werden, ist uns völlig schleierhaft. Wir werden im empfohlen Ort immerhin fündig und können spät einchecken - dort müssen wir dann auch weder einen Namen angeben, noch die Pässe vorzeigen. Vermutlich ist der zuständige Polizist heute krank.
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  • Road to Kunming

    9. september 2023, Kina ⋅ ⛅ 33 °C

    Bevor es nach China geht, genießen wir noch einmal das entspannte Radeln in Südostasien. Je weiter wir uns von Hanoi entfernen und auf Nebenstraßen entlegenere Örtchen passieren, desto mehr fallen wir auf und desto interessierter sind die Menschen. An einem Stand am Straßenrand wollen wir eigentlich nur Pomelos kaufen, werden aber gleich zum Mittagessen eingeladen und bleiben danach noch auf einen Tee. Wir machen unterwegs wieder viele Fotos mit Jugendlichen und finden Abends einen Zeltplatz an einem Dorfplatz, auf dem das halbe Dorf abends noch gemeinsam Volleyball spielt. Lange zittern wir noch bei jedem Motorengeräusch in der Nähe, ob wieder Polizisten kommen und uns wegschicken, aber alles bleibt ruhig und auch am nächsten Morgen können wir ganz ungestört ausschlafen und einpacken. Die Landschaft rechts und links des Roten Flusses wird bergiger und wir gewöhnen uns wieder an kurvige Straße, die uns die Berge langsam hinauf und schnell hinab führen.

    Nach vier Tagen erreichen wir in Lao Cai die Grenze zu China. Dort müssen wir gleich mehrere Papier- und Digitalformulare ausfüllen, bevor wir überhaupt zum eigentlichen Einreiseschalter gelangen. Wir geben mehrfach unsere Fingerabdrücke ab, unsere Körpertemperatur wird gemessen und auch unser Gesicht wird ausführlich abgelichtet. Dies ist ein erster Vorgeschmack auf China, das Deutschland und auch den südostasiatischen Ländern in punkto digitaler Automatisierung einiges Voraus hat. Statt mit Bargeld oder Geldkarte ist hier das Bezahlen per Smartphone schon Alltag. Über Alipay und WeChat scannt man den jeweiligen QR-Code des Ladens, gibt den Betrag ein und wartet darauf, dass ein Mikrofon lautstark verkündet, dass die Bezahlung angekommen sei. Das ist hier nicht Spielerei und optional, sondern die mit Abstand gängigste und oft einzig mögliche Bezahlmethode. Bargeld bekommen wir erstmal kaum zu Gesicht - lediglich als unsere WeChat Bestellung mangels Akku nicht klappt und die Kassiererin für uns bestellt, wechseln wir ein paar Scheine aus.

    Andere Apps, die für uns eigentlich zum Alltag gehören, funktionieren in China nicht. Hierzu gehören alle Google-Anwendungen, viele Messenger und internationale Medien. Die chinesischen Apps sind meist nur auf Chinesisch verfügbar und so klicken wir uns verzweifelt durch die Schriftzeichen, die uns die nächsten Wochen begleiten werden. Zwar sprechen nur wenige Chines:innen Englisch, doch in der Nutzung von Übersetzungs-Apps sind die meisten sehr versiert und auch wir mittlerweile gut trainiert. In Kombination mit Händen und Füßen kommen wir dann auch immer an etwas zu Essen, einen Schlafplatz oder die Erfüllung aller sonstigen aktuellen Bedürfnisse.

    Von der chinesischen Grenze aus nehmen wir einen Zug nach Kunming. Den ganzen Weg gleiten wir durch Reisterrassen, die Anfangs im Tal von Bananenplantagen und später auf der Hochebene Yunnans von Gewächshäusern und Apfelplantagen unterbrochen werden.

    Am Ende der Road to Kunming erwartet uns dann überraschenderweise tatsächlich (und pünktlich) Kunming und nicht, wie die internationale Biodiversitätserhalt-Community vielleicht erwarten würde, Montreal. Die Stadt in Chinas artenreichster Provinz hätte nämlich 2020 Schauplatz der UN-Biodiversitätskonferenz sein sollen - diese wurde dann immer weiter verschoben, bis sie letzten Dezember schlussendlich in Montreal stattfand.
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  • Herbst im ewigen Frühling

    11. september 2023, Kina ⋅ ⛅ 26 °C

    Bereits beim Verlassen des Bahnhofs in Kunming stellen wir einen neuen Höhenrekord für diese Reise auf: Die Stadt liegt auf etwa 1900 Metern über dem Meeresspiegel und wird auf Grund ihres angenehmen Klimas auch Stadt des ewigen Frühlings genannt. Es ist weniger heiß und deutlich trockener als zuletzt in Vietnam.

    Trotz der beachtlichen Größe von mehr als 8 Millionen Menschen ist es erstaunlich ruhig in der Stadt. Wie es sich für den Frühling gehört, erfüllt ein sanftes Summen und Surren die Luft - da stört es kaum, dass Herbst ist und es sich um die Geräusche der E-Roller handelt, die in Schwärmen durch die Stadt eilen. Es ist zwar immernoch viel Verkehr auf den Straßen unterwegs, doch dieser ist mehrheitlich elektrisch. In uns erwachen durch das das Radeln ohne Lärm und Luftverschmutzung auf breiten Fahrradwegen auch geradezu Fahrrad-Frühlingsgefühle. Trotz omnipräsenter Kameras werden Ampeln weiterhin eher als Empfehlung interpretiert und an jeder Kreuzung kommt es zu einem seltsam stillen Abbiegechaos.

    Wir nutzen die Zeit in Kunming für einen ausgiebigen Stadtausflug. Im Zentrum liegt der Jadegrüne-See mit einer Parkanlage, die sich über mehrere kleine Inseln erstreckt. Vor den Pagoden haben sich ältere Menschen zum Teetrinken oder einer runde Mahjong verabredet und rund um die Inseln schippern Familien und junge Paare auf Tretbooten über den See. In der Altstadt entdecken wir einen riesigen Haustiermarkt, auf dem man von Fischen und Vögeln über Igel und Frettchen bis hin zu lebendigen, bunt lackierten Schildkröten alles erwerben kann, was im Garten oder der Wohnung Platz findet.

    Von Kunming aus wollen wir in den chinesischen Herbst nach Norden weiterradeln. Wir kaufen uns daher neue Schlafsäcke und rüsten in Sachen warmer Kleidung nach. Hochglanz-Shoppingmalls haben auch vor Kunming keinen Halt gemacht, so dass wir schnell fündig werden, bevor wir die Stadt des ewigen Frühlings im Schwarm der Elektroroller verlassen.
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  • Erntezeit in Yunnan

    15. september 2023, Kina ⋅ ☀️ 26 °C

    Von Kunming aus brechen wir nach Westen in Richtung Dali auf. Wie schon erwähnt, liegt Kunming bereits in luftiger Höhe und auch der Rest der Provinz Yunnan liegt hoch und ist bergig.

    Wir folgen der alten Schnellstraße Richtung Dali, die nun durch eine noch schnellere Talautobahn ersetzt wurde. Auf den meisten Abschnitten herrscht daher nur wenig Verkehr und die kleinen Dörfer wirken wie von der Außenwelt abgeschnitten. Nur in den Tälern wird die Straße manchmal plötzlich mehrspurig und rechts und links liegen entweder staubige Industrieanlagen oder neue schicke Wohnblöcke. Die ersten Anstiege und Höhenmeter und der kleine Nervenkitzel bei jeder Abfahrt machen nach dem überwiegend flachen Südostasien sehr viel Spaß.

    Die Straße führt entlang vieler kleiner und sehr kleiner Reis- und Maisfelder, die die Landschaft dominieren und die überall in reger Handarbeit abgeerntet werden. Dazwischen befindet sich eine bizarre Vegetations-Melange: Hier wachsen Granatäpfel, Tabak und Khaki wie im Balkan neben Eukalyptus- oder Pfeifenputzerbäumen, wie in Australien. An anderen Kurven wechseln sich scheinbar westeuropäische bunte Sommerblumen und Kirsch- und Apfelbäume mit Bananen und Würgefeigen ab, die wir aus Südostasien kennen.

    Die Dörfer mit den charakteristischen schwarz-grauen, gebogenen Dächern versprühen einen besonderen Charme. Mal wirken sie zunächst verlassen, mal begegnen wir ein paar Bewohner:innen - besonders viele alte Menschen sind in den Feldern und Dörfern unterwegs. Viele von ihnen tragen einen großen geflochtenen Korb mit Trägern auf dem Rücken - quasi als Rucksack. Fährt man an ihnen vorbei, blickt man in von der Sonne braun gebrannte, sehr faltige und erstaunte Gesichter, die unsere Begrüßung oft mit einem Lächeln erwidern. Je nach Tageszeit sieht man die Menschen mal mit leerem Korb (morgens), dann mit einem Korb voller Ernteerträge (tagsüber) und abends ohne Korb in Gruppen zusammensitzen.

    Wir ernten derweil wieder viel Aufmerksamkeit :

    👵Während wir in einem Lokal zu Mittag essen, kommt eine buckelige ältere Dame mit einem gut gefüllten Rucksack-Korb voller Markteinkäufe und Ernteprodukte vorbei, die sie den Restaurantbesitzern verkaufen möchte. Als sie uns sieht, erklärt sie uns gleich stolz, dass sie schon 83 Jahre alt ist und schenkt uns eine Hand voll Maronen. Wir freuen uns über den Snack und wünschen ihr einen baldigen Ruhestand.

    👨‍🎓👩‍🎓Am gleichen Tag - wir sitzen ein paar Anstiege und eine lange Abfahrt später mit einem Eis vor einem Kiosk und warten ab, bis sich die Mittagshitze etwas verzieht - werden wir von einer Gruppe Schüler:innen entdeckt. Nach Schulschluss wollen sie sich am gleichen Kiosk mit Süßigkeiten eindecken. Erst werden ein paar von ihnen im Vorübergehen stutzig, dann schauen andere auffällig unauffällig hinter dem Schulbus hervor in unsere Richtung. Nach wenigen Minuten nimmt ein Junge, er mag vielleicht 12 Jahre alt sein, allen Mut zusammen und bittet uns um ein Foto. Damit ist der Damm gebrochen - kurze Zeit später steht die halbe Klasse für weitere Fotos Schlange. Bevor der Junge, der uns um das erste Foto gebeten hat, geht, kauft er noch zwei Flaschen Cola, die er uns lächelnd in die Hand drückt.

    🏍 Zum ersten Mal auf der Reise begegnen wir gleich vier Tage hintereinander einem anderen Reisenden: Einem Chinesen, der auf seinem Motorrad durch Yunnan fährt. Seinen Namen kennen wir nicht, aber wir erkennen ihn an seiner Fliegerbrille, die er auf den Helm geschoben hat und trotz Motor sind seine Etappen nicht länger als unsere. Jeden Tag erwischt er uns irgendwo auf der Route, während wir gerade eine Pause machen. Wir wechseln kurz ein paar Worte und verabschieden uns - wer weiß, wann wir ihm das nächste Mal begegnen.
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  • AAAA-Sehenswürdigkeiten: Dali & Lijiang

    17. september 2023, Kina ⋅ ☀️ 26 °C

    In China werden Sehenswürdigkeiten, je nach Sehens-Würdigkeit, mit einer unterschiedlichen Anzahl As klassifiziert. Wenn man auf einem Straßenschild "AAAA Dali historic town" liest, weiß man zwei Dinge: (1.) Die Stadt wird tatsächlich schön sein und (2.) wir werden nicht die einzigen dort sein. Immerhin ist China das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde und die Chines:innen nutzen ihre wenigen freien Tage effizient für Urlaub und Besichtigungen - und das umso stärker nach der Corona-Pandemie.

    Das historische Dorf Dali liegt gute zehn Kilometer außerhalb der Stadt Dali, aber der Rummel geht schon unterwegs los: Das Seeufer ist auf seiner kompletten Länge von immerhin 40 Kilometern zu einem langen Park ausgebaut, der von Chines:innen in Elektrobussen, Leih-Elektrorollern und Leih-Fahrrädern geflutet ist. An besonders schönen Stellen sammeln sich Brautpaare und junge Frauen in geliehenen Trachten für malerische Fotos. Auf den breiten Radwegen des Parks rollen wir trotzdem entspannt weiter.

    Als wir den historischen Stadtkern Dalis erreichen, ist es gar nicht mal so voll, wie gedacht. Das liegt auch daran, dass dieser extrem weitläufig ist und größtenteils noch normal bewohnt wird. Die Hauptstraße erfüllt hingegen sämtliche Befürchtungen und wir geraten in einen Strom von Reisegruppen, die dem Fähnchen ihres Tourguides hinterhertrotten. Abseits davon schlendern wir durch die historischen Gassen, bewundern die bunten Stadttore, die kunstvoll verzierten und bemalten weiß-grau-schwarzen Steinhäuser und probieren den lokalen Rosenblütenkuchen und die frittierte Brote der örtlichen Bai-Minderheit.

    Drei Tage später erreichen wir den nächsten AAAA-Ort Lijiang, der als Station der alten Teestraße, einem südlichen Pendant der Seidenstraße, sogar Weltkulturerbe ist. Die Altstadt ist ebenso riesig und sogar noch malerischer, als Dali. Die bunt geschmückten und kunstvoll geschnitzten Holzhäuser werden von einem Geflecht aus engen Gassen und einem ausgefeilten Kanalsystem durchzogen und vom Panorama der ersten schneebedeckten Berge umgeben. Manche Elemente ähneln einem Alpendorf, aber auch orientalische und zentralasiatische Einflüsse lassen sich in den Verzierungen erahnen und durch die Kanäle liegt auch ein Hauch von Venedig oder Amsterdam in der Luft.

    Doch hier zeigen sich auch die Grenzen des AAAA-Tourismus: Die Stadt wirkt entkernt und gleicht eher Disneyland, als einer lebendigen Stadt. Selbst die hintersten Gassen dienen als Kulisse für Fotoshootings, Trachtentänze oder sind bepackt mit Souvenirläden.

    Normalerweise kostet die Altstadt sogar Eintritt, aber seit einem Protest der örtlichen Einzelhändler und der Corona-Pandemie wird dieser wohl gerade nicht mehr aktiv erhoben. Neben der schönen Kulisse ist das also auch AAAAusgezeichnet für unser Reisebudget.
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  • Bai den Trachtenträgerinnen

    20. september 2023, Kina ⋅ ☁️ 21 °C

    Nach einer Nacht, in der wir an einer einsamen Passstraße wild gezeltet haben, sausen wir im Morgennebel vorbei an Ziegenhirten und Frauen, die die Rettichernte einbringen, wieder hinab ins nächste Tal. Dort ist plötzlich wieder viel Betrieb, viele Menschen strömen zu einer schmalen Gasse. Wir halten an und uns fällt auf, dass wir von lauter älteren Frauen mit großen Mao-Schiebermütze, dunkelroten Westen über weißen Hemden und den schon bekannten Rucksack-Körben umgeben sind. Man könnte denken, dass hier eine Art Oktoberfest-Variante mit lokalen Trachten gefeiert wird, doch dies ist tatsächlich die Alltagskleidung der älteren Generation. In Yunnan leben neben den Han-Chines:innen nämlich insgesamt 15 ethnische Minderheiten. Gerade sind wir zu Gast bei den Bai, die ihre Kultur augenscheinlich im Alltag zelebrieren.

    Wir sind also nicht auf einem Fest, sondern auf einem ganz normalen Wochenmarkt gelandet. Und dieser hat es in sich: Hinter der ersten großen Markthalle verbergen sich noch drei weitere, in denen Fleisch, Obst, Gemüse, Gewürze, Öle, Haushaltswaren und allerlei Weiteres angeboten werden. Mitten drin sind Garküchen, die aus den frischen Zutaten laufend neue Gerichte zaubern. Als wäre das nicht genug, tut sich hinter dem ersten Markt ein großer Viehmarkt auf. Hier stehen Rinder, Pferde, Kühe, Ziegen, Schafe sowie Hühner, Gänse und Enten zum Verkauf. Aus Steinen und großen Planen wurden zudem Wasserbecken angelegt, in denen sich lebendige Fische und Flusskrebse tummeln. Wir beobachten das Schauspiel eine Weile und essen uns an den frischen chinesischen Gerichten satt.

    Später, am selben Tag, machen wir Rast im Stadtpark der Kleinstadt Heqing. Auch hier sind außer uns hauptsächlich ältere Frauen in besagter Montur unterwegs. Als wir uns auf der Parkbank einen Kaffee kochen, packt eine Gruppe Damen von der Nachbarbank ihren Ghettoblaster aus und beginnt mit einer eingeübten Tanzperformance zu traditionellen Klängen. Als die Damen anschließend aufbrechen wollen, bitten wir Sie noch um ein gemeinsames Foto: Sofort brechen große Freude und Heiterkeit aus - eine Dame ruft aufgeregt "Selfie, Selfie!" und so entstehen diverse Fotos in sämtlichen Konstellationen.

    Kurz bevor wir das Gebiet der Bai verlassen, landen wir am nächsten Morgen noch einmal bei einer Gruppe von Damen, die durch besonders schöne, filigrane Hüte auffallen und auf einem Dorfplatz gemeinsam kochen. Wollten wir eigentlich nur einen Blick auf den See hinter ihnen werfen, winken sie uns schnell zu sich heran und drücken uns einen frittierten, bis zum Rand mit Zucker gefüllten Pfannkuchen in die Hand. Freudig aufgeregt sitzen wir in ihrer Runde und erklären ihnen mit Händen und Füßen unsere Reiseroute. Die Einladung zum späteren Mittagessen müssen wir leider ausschlagen, denn für uns geht es weiter, ins Gebiet der Naxi.
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  • Shangri-La: Fünf Sterne für die Harmonie

    23. september 2023 ⋅ ☁️ 18 °C

    Die sagenhafte Himalaya-Stadt Shangri-La, ein Ort an dem Frieden und Harmonie herrschen, ist mittlerweile geflügeltes Wort und Luxus-Hotelkette zugleich. Doch gibt es diesen Ort auch für diejenigen, die nicht in 5-Sterne-Hotels absteigen möchten? Eigentlich nicht, denn der Name wurde 1931 vom britischen Autor James Hilton frei erfunden. In China gibt es Shangri-La aber trotzdem, denn dort wurde die Stadt Zhongdian vor etwa 20 Jahren kurzerhand als Shangri-La auserkoren und umbenannt.

    Das Marketing funktioniert: Wir sind neugierig und radeln auf das 3000 Meter hohe Plateau, das zugleich den Eingang nach Tibet markiert. Nach einem langen zweitägigen Anstieg landen wir plötzlich auf einer sonnigen, steppenhaften und von Pferden und Yaks beweideten Ebene. Dass wir die kulturelle Grenze zu den Tibeter:innen durchbrochen haben, erkennen wir schnell an den bunten Gebetsfahnen und Stupas am Wegesrand, an der Kleidung der Menschen und den Häusern, die, für harte Winter gewappnet, nur kleine Fenster haben und viel klotziger wirken, aber mit filigranen Verzierungen in Ocker und Weinrot bemalt sind.

    Dann rollen wir im eigentlichen Städtchen ein, dessen historischer Kern aus eleganten Holzhäusern die heile-Welt-Utopie tatsächlich verkörpern könnte. Vor allem chinesische Tourist:innen sind auf den großen gepflasterten Gassen unterwegs und suchen nach Frieden und Harmonie. Vielleicht hilft ihnen dabei die chinesische Wohlfahrtslotterie, die sich auf dem Marktplatz heute als große Glücksbringerin präsentiert.

    Auch wir melden uns zum kostenlosen Glücksspiel an und erspielen uns mit Pfeil und Bogen, Puzzle und beim Ringe werfen etwas Reiseglück. Zur Belohnung bekommen wir eine Powerbank und ein USB-Kabel - diese beiden Gegenstände hatten wir ohnehin auf unserer Einkaufsliste. Danke, liebe Lotterie.

    Hatten wir den Buddhismus in Kambodscha hinter uns gelassen, so haben wir ihn nun wieder erreicht. In der Stadt entdecken wir die ersten Mönche, die nun nicht mehr in gelben, sondern in roten Roben unterwegs sind. Wir besteigen den Klosterberg in der Stadtmitte, bestaunen die große goldene Buddha-Figur und die vielen Räucherstäbchen. Zum Abschied drehen wir noch eine Runde an dem riesigen, ebenfalls goldenen Gebetsrad, das man nur mit den vereinten Kräften von etwa zwanzig Menschen bewegen kann.

    Vielleicht bringt uns das ja die nötige Ausdauer und Energie für die nächsten Etappen. Unser Plan ist, noch etwas mehr tibetische Höhenluft zu schnuppern. Zwar kann man die Autonome Region Tibet derzeit nur mit Sondergenehmigung und einem Tourguide besuchen, doch das tibetische Hochplateau und das Siedlungsgebiet der Tibeter:innen ist deutlich größer und umfasst auch Gegenden in den Provinzen Yunnan und Sezuan, die von Ausländern ziemlich frei bereist werden können. Wir nehmen also Kurs auf Nordost - und nach oben.
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  • Die gute Fahrt durch Sezuan

    26. september 2023, Kina ⋅ ⛅ 19 °C

    Nach unserem Kurzaufenthalt in Shangri-La geht es mit einer fast 40 Kilometer langen Abfahrt noch einmal zurück ins Tal und in die Provinz Sezuan. Dort folgen wir der "Route des langen Marsches" durch zwei Flusstäler. In den schmalen Tälern gibt es zwar viele Monumente, die an die (chinesische) rote Armee erinnern, aber kaum Plätze zum Zelten. So landen wir abends bei einem kleinen Laden, bei dem wir nach einem Hotel fragen wollen und zelten schließlich in dessen Einfahrt, wenige Meter neben der Straße. In den darauffolgenden Nächten wird es einfacher und wir können das Zelt in der Natur aufbauen. Wild zelten ist in China zwar nicht ganz legal, insbesondere, da sich Ausländer offiziell jede Nacht bei der Polizei registrieren müssen, faktisch wird es aber toleriert und die Registrierungen werden im Regelfall nicht überprüft.

    Schon das erste Flusstal ist mit seinen fast Eintausend Meter hohen Hängen beeindruckend. Spätestens beim zweiten wird die Landschaft aber absolut spektakulär: Das Tal verengt sich zu einem einsamen Canyon, dessen grandiose Gesteinsformen in verschiedenen roten Farbtönen leuchten. Die Straße ist mit einigen Tunneln und Brücken kunstvoll angelegt und bleibt trotz des widrigen Terrains ziemlich flach. Kerben in der Fahrbahn zeugen von regelmäßigen Steinschlägen und Lawinen, die aber offenbar zügig geräumt werden.

    Nur ab und zu taucht ein einsames tibetisches Dorf mit großen weißen Häusern, die rund um die Fenster und das Dach bunt dekoriert sind, auf. Und dort und unterwegs begegnen wir tatsächlich den guten Menschen der Region. Obwohl die Staatsführung Kontakt zwischen Tibeter:innen und Westler:innen nicht gerne sieht, füllen sie unsere Wasserflaschen auf und schenken uns Äpfel, Birnen und Weintrauben oder auch mal Red Bull und Bananenkekse als Motivation und Energie zum Weiterradeln. Eine Frau filmt uns sogar mit ihrer Drohne, schickt uns die Videos und lädt uns kurzerhand direkt zu sich nach Chengdu ein.

    Je näher wir dem Grenzgebiet zur Autonomen Region Tibet kommen, desto mehr fällt uns die starke Polizeipräsenz auf. An einem Polizei-Checkpoint ist die Schranke zu und alle Fragen offen, doch nachdem der gute Polizist unsere Pässe und die Visa kontrolliert hat, fragt er nicht nach unseren Hotelübernachtungen, sondern wünscht uns "Good Luck!" für den weiteren Weg.
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  • Dünne Luft: 7 Tage in Tibet

    29. september 2023, Kina ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach dem entspannten Radeln an den Flusstälern erwartet uns ein neuer Anstieg zum tibetischen Hochplateau. das auf etwa 4000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Die 1500 Höhenmeter des Anstiegs teilen wir uns auf zwei Tage auf. Der Höhe und dem damit verbundenen Sauerstoffentzug müssen wir uns schrittweise anpassen, die Faustregel ist, dass man jede Nacht maximal 500 Meter höher schlafen sollte, als in der vorherigen. Daher suchen wir uns zur Hälfte des Anstiegs einen Zeltplatz. Wir klettern in einer Serpentine über die Leitplanke und stoßen auf einen schmalen Feldweg, auf dem wir mit wunderbarem Blick aufs Tal zelten können.

    Am nächsten Morgen gehen wir die zweite Hälfte des langen Anstiegs an. Eine ältere Dame mit ihrer Enkelin, die unterwegs vor einem Nomadenzelt sitzen, geben uns heißes Wasser und Reis - von uns bekommen sie dafür Obst, das wir noch aus dem Tal dabei haben. Gegen Mittag erreichen wir den Pass, von wo es hinab zum Plateau geht. Während es in Europa in dieser Höhe schon eisig wäre, wachsen hier bis zur Höhe von ca. 3000 Metern noch Äpfel und Wein und auch auf über 4000 Metern ist kein Schnee in Sicht, stattdessen grasen Yaks gemütlich zwischen den blauen Tupfern des Enzians. Auch Mücken und Bienen sind trotz der Höhe noch unterwegs und für uns liegen die Temperaturen bei angenehmenen knapp 20 Grad am Tag und frischen 5 Grad in der Nacht.

    Die Luft ist klar und die Landschaft unendlich weit. Zwischen den runden Bergkuppen breitet sich das gelbliche Grasland aus und nur rund um die seltenen Straßenkreuzungen bilden sich kleine Dörfer, in denen sich dann alle treffen, die hier wohnen oder durchfahren. In dieser Hinsicht erinnert uns die Gegend ein wenig an das australische Outback. Die wenigen Städte wie Sumdü, Litang und Horlung sind ruhig und bieten glücklicherweise alles, was wir hier oben benötigen.

    Auch wenn das Hochplateau eher flach ist, erwarten uns einige kleinere und größere Anstiege, so dass wir in den ersten 3 Tagen gleich vier Mal einen 4500-Meter-Pass erreichen und dann wieder 500 Meter hinabradeln. Der "Rabbit Mountain" ist mit fast 4700 Metern der höchste Pass unserer Reise.

    Es ist anstrengend, doch nicht nur die Höhe, sondern auch die Landschaft raubt uns hier den Atem und führt dazu, dass wir viele (Foto-)pausen einlegen und dabei immer wieder tief durchatmen.

    Auch unserer Ausrüstung geht ein wenig die Puste aus: Rebeccas Hinterrad ist drei Tage hintereinander jeden Morgen aufs neue platt und erst beim vierten Flicken finden wir endlich den Übeltäter: Ein winziges Stück Draht hatte sich so schräg im Mantel versteckt, dass es zwar nicht ertastbar war, aber bei längerer Belastung gerade ausreichte, um den Schlauch anzupieksen. Auch Elias' Isomatte gefällt die dünne Luft wohl nicht - sie "delaminiert" und hat nun eine Beule und wird bald ersetzt.

    Doch wir Harrern den Widrigkeiten und Pitt strahlender Sonne und der magischen Landschaft kommen wir gut voran. Nach ein paar Tagen in der Höhe merken wir nichts mehr vom Sauerstoffmangel und auch die Fahrräder vertragen das Hochplateau gut.
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  • G318: Must go in your life

    30. september 2023, Kina ⋅ 🌙 8 °C

    In Litang erreichen wir die Fernstraße G318, die von Shanghai bis in die tibetische Hauptstadt Lhasa und an die Grenze nach Nepal führt. Die längste Straße Chinas ist mittlerweile sehr kultig - viele Autos sind mit dem Slogan-Sticker "Must go in your life" geschmückt. Gelb-schwarzen Merchandise und Foto-Aufsteller findet man regelmäßig entlang der Straße.

    Und auch an Autos mangelt es hier diese Woche nicht: Han-Chinesen fahren ihre weißen SUVs und orangenen Jeeps durch Sezuan und Tibet spazieren. Neben dem Sticker sind sie meist mit Dachbox, Smartphone-Halterung und anderen Accessoires ausgestattet. Die Strecke nach Lhasa scheint beliebt zu sein: Besonders am Vormittag reihen sich die Autos auf der Gegenspur aneinander.

    Der Grund für diese Rallye ist der chinesische Nationalfeiertag und die damit verbundene Goldene Woche, in der das ganze Land in den Kollektivurlaub geschickt wird. Daraus resultieren - wer hätte es bei über einer Milliarde Menschen gedacht - einige Verteilungsprobleme: Unterkünfte sind entweder ausgebucht oder bieten Zimmer zum dreifachen Preis an, die Straßen sind voll und voller Stau und sämtliche Sehenswürdigkeiten überfüllt.

    An den Aussichtspunkten der G318 rollen im Minutentakt die Reisebusse ein und hunderte Menschen sammeln sich rund um die Fotopunkte, teilweise werden Pferde für ein Foto im Sattel angeboten und Quads für kurze Ausfahrten in die Graslandschaft vermietet. Lokale Spezialitäten wie Yak-Fleisch und getrocknete Pilze werden per Megafon an die Massen verkauft. Kaffee gibt es wiederum als westliches Lifestyleprodukt, aber nur zu exorbitanten Preisen: Ein Kaffee ohne Milch kostet etwa das doppelte einer großen Portion Nudelsuppe (bei der es unbegrenzt grünen Tee gratis dazu gibt).

    Auch im Trend sind Einweg-Sauerstofffläschchen, für all jene, die keine Zeit für eine ordentliche Akklimatisierung hatten, weil sie frisch aus Peking oder Shanghai eingeflogen sind. Für knapp 2 € hilft eine Flasche wohl zur kurzen Besänftigung der Höhen-Kopfschmerzen. Ein beliebtes Foto-Accessoire sind sie auch.

    Uns bereitet hingegen der Fahrstil vieler SUV-Fahrer:innen Kopfschmerzen: Es wird fleißig und waghalsig in ansteigenden Kurven trotz durchgezoger Linie überholt, Blinker werden nur selten benutzt, statt in die Spiegel zu schauen und im Zweifelsfall zu warten, wird lieber mit der Hupe auf sich aufmerksam gemacht und einfach drauflosgefahren. Wir lernen schnell, dass hier gilt: Autos, die Hupen, bremsen nicht. Besonders um die Aussichtspunkte herum kommt es daher zu vielen gefährlichen Situationen, wenn Leute acht- und blinkerlos ausparken und gleichzeitig auf der Straße acht- und rücksichtslos überholt wird.

    Schwere Unfälle sehen wir glücklicherweise nicht, aber den ein oder anderen Blechschaden sowie die Reste von Motorhauben, Blinkern und Spiegeln liegen auf der Straße. Manches Auto tritt den Nachhauseweg auf dem Abschleppwagen an - vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr noch einmal mit einer Fahrt auf der legendären G318.
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  • Glampingplatz und Golfhotel

    7. oktober 2023, Kina ⋅ ⛅ 22 °C

    Auf einer Reise lässt sich vieles nicht vorhersagen. Umso mehr freuen wir uns über viele schöne Geschichten und Begegnungen am Wegesrand. In dieser Woche kam wieder einiges in unserem Sammelalbum hinzu:

    Auf dem Weg aus der Stadt Xinduqiao nähert sich der Tag langsam seinem Ende. Als wir kurz am Straßenrand halten, um zu überlegen, wo wir übernachten, hält ein junger Mann neben uns an. Er besitzt einen Campingplatz und lädt uns spontan ein, die Nacht dort zu verbringen.

    Zhashi, 24, führt uns über den hipp eingerichteten und seht detailreich gestalteten Campingplatz, auf dem es u.a. ein Outdoor-Kino und einen Kayak-See gibt. Wir dekorieren unser Zelt entsprechend mit einer ausgeliehen Lichterkette (#glamping), nehmen an einem Crashkurs für tibetische Kreistänze teil und können uns dann an der Zapfanlage der Bierhütte bedienen.

    Abends essen wir tibetische Nudeln und trinken Buttertee im vom Feuer beheizten Yakzelt-Café und erfahren dabei mehr über Zhashi: Er ist Tibeter und wünscht sich sehnlichst, die Welt bereisen zu können. Zwar hat er den Antrag für einen Reisepass schon gestellt, doch die chinesische Regierung kontrolliert genau, wer hier einen solchen bekommt. Neben einem tadellosen Führungszeugnis braucht er dafür auch eine offizielle Empfehlung eines möglichst hochrangigen Staatsbeamten. Die Chancen liegen bei etwa 20% und er hofft, bis zu seinem 30. Geburtstag, also innerhalb der nächsten 6 Jahre, Glück zu haben und sich dann seinen Traum erfüllen zu können. Wir wünschen ihm sehr, dass er Erfolg hat. Hierfür drucken wir am Ende gemeinsam ein paar Gebetsfahnen, denn Zhashi ist nicht nur Campingplatzbetreiber, sondern auch ausgebildeter buddhistischer Thangka-Künstler.

    Am nächsten Tag brechen wir erst am Nachmittag auf. Es geht heute nur zu einem Tunnel, der uns durch den letzten Bergrücken der Etappe bringen soll. Dort angekommen schauen wir allerdings in die Röhre, denn wir sehen keine Röhre - der Tunnel ist aktuell gesperrt und der gesamte Verkehr wird über die Passstraße geleitet. Während wir an dem langen Autostau vorbei noch einmal in die tibetische Höhen aufsteigen, rekrutieren wir einige spontane Fans, die uns aus den Autos zujubeln oder etwas zu trinken schenken. Den langen Berg fahren wir sehr langsam hinauf - dennoch sind wir früher am Pass, als die Autos, die unten gleichzeitig mit uns im Stau angekommen sind. Bis wir oben auf dem Pass angekommen sind, ist es schon dunkel geworden und so zelten wir in 4300 Metern Höhe neben dem Touristenzentrum. Zum Sonnenaufgang laufen wir auf einen nahen Aussichtspunkt, wo die Gebetsfahnen im Wind wehen und wir die vielen Berggipfel inklusive des verschneiten Massivs des siebeneinhalb Tausend Meter hohen Berges Gongga in den ersten Sonnenstrahlen des Tages aufleuchten sehen.

    Die Abfahrt führt uns dann durch die Wolkendecke hindurch in dichten Nebel - mit diesem stimmungsvollen Wechsel lassen wir die Region der Yaks, Gebetsräder und des Buttertees wieder hinter uns und kehren langsam nach China zurück.

    Auch das Wetter ändert sich, so dass wir in den nächsten Tagen im Nieselregen fahren. Um uns zu motivieren, buchen wir mittags das günstigste Hotel im übernächsten Ort Pujiang, bei dem wir nach Einbruch der Dunkelheit tropfnass ankommen. Die freundliche Besitzerin schüttelt nur wild den Kopf und weist uns umständlich darauf hin, dass ihr Hotel keine Ausländer aufnehmen dürfe. Wie immer erklären wir ihr, dass diese Regel nur ein weitverbreitetes Gerücht ist und wir in jedem Hotel übernachten können, wenn wir uns nur bei der Polizei registrieren. 20 Minuten später stehen zwei junge Polizisten in der Hotellobby und versuchen uns ebenfalls von der Existenz dieser Regel zu überzeugen. Glücklicherweise bleiben alle nett und kooperativ und die Polizisten wollen trotz ihrer Unwissenheit nur unser Bestes. Weitere 20 Minuten und einige Telefonate später, bieten sie uns an, dass wir im nahen Golfhotel schlafen können - zu dem Preis, den wir auch für das günstige Hotel bezahlt hätten. Dafür steigen wir dann doch gerne nochmal aufs Rad und rollen 15 Minuten später die lange Kies-Einfahrt der burgähnlichen, der Toskana nachempfundenen Anlage hinauf. An der eleganten Rezeption bezahlen wir nun also acht Euro für die Nacht. Der Portier fährt uns von der Lobby mit einem Golfcart ins nahe Gästehaus, in dem wir gänzlich alleine sind, unser luxuriöses Zimmer beziehen und in den Dornröschenschlaf fallen.
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