• 435 MS Nordkapp: Honningsvåg - Tromsø

    1 Ağustos 2022, Norveç ⋅ ⛅ 14 °C

    Ich habe nicht verschlafen. Ich habe mir 3 Wecker gestellt und trotzdem kaum ein Auge zugemacht. Und jetzt bin ich am Schiff.

    Kurz vorm ersten Wecker muss ich doch noch eingeschlafen sein, aber beim ersten Läuten war ich hellwach. Schnell alles zusammengepackt, auf das Rad geschnallt und ab zur Anlegestelle der Hurtigruten. Ich habe geglaubt, ich wäre der Einzige, der um 06:00 Uhr mit der MS Nordkapp in den Süden fährt. Aber als ich dort ankam, waren schon einige Radfahrer und Wanderer anwesend, um auf das Schiff zu warten.

    Und schon ging die Fragerei los. Wann warst du am Nordkapp? Wo kommst du her? Hattest du schönes Wetter am Nordkapp? Und es gibt wirklich irre Typen. Ein Italiener war hier. Er hat gerade auf einem Gaskocher Kaffee (türkischen) gekocht. Er ist um den ganzen Stiefel gefahren, weiter nach Frankreich, Spanien, Portugal und weiter bis zum Nordkap. Jetzt ist er auf der Heimreise, aber nur mit dem Rad und natürlich nicht direkt, sondern er möchte über die Türkei nach Italien fahren. Er ist schon ein halbes Jahr unterwegs und wird es noch einige Monate sein. Die meisten der anwesenden Radfahrer, finde ich heraus, fahren mit dem Schiff bis Tromsø und fliegen von dort nach Hause. Mit einer Deutschen kam ich auch ins Gespräch. Sie ist von Zypern aus bis zum Nordkap gewandert. Nicht alles, aber immer wieder große Strecken. Sie wanderte über die Türkei, Griechenland, Albanien, die Balkanstaaten, Italien, Österreich weiter bis Deutschland und dann bis ans Nordkap. Die Strecken zwischen den Wanderrouten hat sie mit Bus, Eisenbahn, Autostopp überbrückt. Am Anfang hat sie so 15 km am Tag geschafft, jetzt zum Schluss oft bis zu 30. Und das mit einem mehr als 20 kg schweren Rucksack. Grandios.

    Um 06:00 Uhr bog die MS Nordkapp um die Kaimauer und hat, nachdem alle Räder im Bauch verstaut und die alle Passagiere an Bord waren, bei schönstem Wetter Honningsvåg in Richtung Süden verlassen.

    Meine Kabine war noch nicht hergerichtet und so bin ich aufs Deck gegangen und habe die Morgensonne genossen. Um 07:30 Uhr war ich dann Frühstücken. Endlich wieder einmal Obstsalat, Haferflocken und Joghurt, aber natürlich auch ein Spiegelei mit Speck.

    Dann wieder aufs Deck, die vorbeiziehende Landschaft geschaut, mit den Leuten geplaudert, Erlebnisse ausgetauscht und Eindrücke Revue passieren lassen.

    Zu Mittag legten wir für 2 Stunden in Hammerfest an. Viele verließen das Schiff und besuchten Hammerfest. Ich blieb nur im Hafen, habe mit Barbara telefoniert und bin bald wieder aufs Schiff zurück. Ich wollte mich ein wenig in meine Koje legen, aber die war noch immer nicht fertig. Ich traf die zuständige Dame und sie sorgte dafür, dass meine Kabine in einer halben Stunde fertig war.

    Das war sie auch und ich legte mich zwei Stunden aufs Ohr. Danach wieder aufs Oberdeck. Es war heute so warm, dass man es ganz leicht im Freien mit einer Jacke ausgehalten hat. Zwischendurch gab es einen Vortrag über Wale und Whale watching in Nordnorwegen. Ihr werdet es nicht glauben, nach dem Vortrag saß ich am Fenster und schaute aufs Meer und auf einmal hob sich ein Rücken aus dem Meer, tauchte kurz auf und verschwand wieder geschmeidig im Wasser. Wenig später sah man noch einmal eine Finne aus dem Wasser ragen und dann war er/sie weg.

    Um 19:00 Uhr ging ich zum Abendessen und da kam dann die Überraschung des Tages: da es mit meiner Kabine nicht so richtig geklappt hätte, bin ich morgen auf Kosten des Hauses ins á la Carte-Restaurant auf ein 5 Gänge Menü eingeladen. Diese Aufmerksamkeit freut mich sehr.

    Zur Feier des Tages habe ich mir eine Flasche Grünen Veltliner vom Weingut Rabl geordert und habe nach 3 Gläsern gemerkt, dass ich in der letzten Zeit doch ein bisschen aus der Übung gekommen bin. Er hat hervorragend geschmeckt.
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  • 34 letzter Tag in Honningsvåg

    31 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ⛅ 13 °C

    Nichts tun geht nicht. Vormittag habe ich für die morgige Abreise alles hergerichtet und bin gegen Mittag in den Ort marschiert. Am Weg dorthin traf ich einen Australier, bewaffnet mit zwei schweren Canon-Kameras, der alles, das im unterkam, fotografierte. Er kam mit der „Jewel of the Seas“, einem schwimmenden Palast, von Antwerpen nach Honningsvåg. Auf die Frage, ob er schon am Nordkap war, hat er geantwortet, dass leider alle Plätze auf den Bussen ausgebucht waren. Er habe aber nichts versäumt, da die Nordkapbesucher erzählten, sie hätten nur Nebel gesehen.
    Da musste ich ein wenig schmunzeln, als ich an das Wetter bei meinem Besuch dachte. Nur zur Info: auch die „Jewel of the Seas“ wurde von der Meyer Werft gebaut.

    Daneben lag noch die „Seven Seas Navigator“, ebenfalls ein schwimmender Luxusdampfer.

    Wenn ich noch länger hierbleibe, werde ich noch ein Spezialist für Passagierschiffe. Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass alle Schiffe weiblich sind, egal ob die Namen weiblich, männlich oder sächlich sind und obwohl das Schiff an sich sächlich ist? Die „AIDAbella“, die „Jewel of the Seas“, die „Kaiser Franz Josef I“, die „Bismarck“.

    Dr. Google weiß Bescheid bzw. versucht eine Begründung:

    • „Weil sie Glück bringen“ sagten die alten Ägypter.
    • „Weil sie schön sind“ sagen die Amerikaner.
    • „Weil sie launisch sind“ sagen die Engländer.
    • „Weil sie im Hafen auf uns warten“ sagen die Friesen.

    Keine dieser Begründungen ist überzeugend. Trotzdem hält sich – zumindest im deutsch- und englischsprachigen Raum – diese Tradition, Schiffe als weiblich anzusehen.

    Hier noch ein paar Begründungen, die ich gefunden habe:

    „Schiffe wurden früher von männlichen Kapitänen kommandiert und von männlichen Matrosen gelenkt, Frauen in der Crew galten als Unglücksbringer. Der Kapitän und die Matrosen waren über Monate auf See und mit dem Schiff quasi „verheiratet“. Es war daher naheliegend, einen weiblichen Namen zu verwenden...“

    „Damit ist weitgehend sichergestellt, dass Schiffe nicht nach dem Namen von Politikern benannt werden können.“

    Und außerdem würde „Der Untergang des Titanic“ in unseren Ohren doch merkwürdig klingen.

    Ja, und dann gibt es da noch die Schiffsnamenpräfixe. Das sind die Buchstaben vor dem Namen, welche meistens die Antriebsart bzw. die Verwendung des Schiffes genauer beschreibt. Z.B. „MS“ oder „M / S“ oder „M.S.“, bedeutet einfach „Motorschiff“, „SS“ Segelschiff, „SSS“ Segelschulschiff oder „DS“ Dampfschiff. Wer es genauer wissen will, findet eine Liste der Präfixe natürlich bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Präfixe_von_Schif…).

    Jetzt ist aber Schluss mit der Weiterbildung. Ich freue mich schon auf morgen, wenn es um 06:00 Uhr früh mit der „MS Nordkapp“ wieder in den Süden geht. Denn, wenn ich noch länger hierbleiben muss, schreibe ich die gesamte Wikipedia ab.
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  • 34 Ausradeln in Honningsvåg

    30 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ☁️ 11 °C

    Ohne radeln geht es anscheinend doch nicht. Da ich heute das Quartier wechsle, habe ich nach dem Frühstück alles zusammengepackt und mich vorm Hotel noch eine gute Stunde in die Sonne gesetzt. Dann bin ich nach Honningsvåg gefahren. Da lagen die „AIDAbella“, die „Spirit of Adventure“ und die „Nordkapp“ vor Anker.

    Die „AIDAbella“ habe ich gestern bei ihrer Umrundung des Nordkaps gesehen. Sie dürfte danach Honningsvåg angelaufen und über Nacht hier vor Anker gelegen sein. Sie ist 251 m lang und 32,2 m breit, hat 1025 Gästekabinen und bietet damit 2500 Passagieren Platz. Daneben lag die „Spirit of Adventure“. Mit 236 m Länge und 31,2 m Breite, 554 Gästekabinen und Platz für 999 Passagiere ist sie etwas kleiner als die „AIDAbella“. Die „Nordkapp“ ist mit 123 m Länger nur halb so lang und bietet maximal 662 Passagieren Platz. Sie ist auf ihrer Route nach Kirkenes und nimmt mich am Montag früh, wenn sie wieder in den Süden fährt, mit nach Bergen. Neben den beiden anderen schaut sie klein und putzig aus.

    Wie ich bei Dr. Google herausgefunden habe, wurden die „AIDAbella“ und die „Spirit of Adventure“ von unserem ehemaligen DCW-Kunden, der Meyer Werft in Papenburg, gebaut. Ich freue mich immer wieder, wenn ich Produkte und Erzeugnisse unserer ehemaligen Kunden irgendwo auf der Welt entdecke.

    Im Hafen war ein ziemliches Gewusel von all den Passagieren der 3 Riesen und es gab ein ständiges Kommen und Gehen von Bussen, welche die Passagiere zum Nordkap karrten.

    Ich bin dann um das nächste kleine Kap nach Nordvågen, einem kleinen Fischerdorf, gefahren. Hier ist dann die Welt aus. Vor dem kleinen Dorf musste ich noch durch einen ein paar Hundert Meter langen Tunnel fahren. Das war der erste Tunnel, der eine eigene, von den Autos getrennte, Spur für Fußgänger und Radfahrer hat. Als ich aus dem Tunnel kam, staunte ich nicht schlecht. Vor mir sah ich einen Schlepplift und eine steile Skipiste. Ich traue mich zu wetten, das ist das nördlichste Skigebiet weltweit. Die Bügel sind natürlich von Doppelmayr.

    Ich fuhr eine Runde durch den Ort und dann wieder zurück nach Honningsvåg. Hier konnte ich das Ablegemanöver der „AIDAbella“ beobachten. Es ist für mich immer wieder faszinierend, mit welcher Präzision und Leichtigkeit diese Riesen aus den kleinsten Häfen gleiten.

    Danach bin ich in mein neues Quartier und habe einmal meine Sachen deponiert. Es liegt etwas über dem Ortsteil Storbukt und man hat eine herrliche Sicht auf die Bucht und den Fischerhafen. Zum Abendessen bin ich noch einmal nach Honningsvåg marschiert. Da kam ich gerade zum richtigen Zeitpunkt, um das Ablegemanöver der „Spirit of Adventure“ beobachten zu können.

    Nach dem Abendessen habe ich noch für morgen eingekauft. Morgen ist Sonntag und da haben alle Geschäfte geschlossen. Schön langsam merk ich mir das.
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  • 34 Honningsvåg zum Nordkapp und retour

    29 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ⛅ 12 °C

    Yes, I did it. Das große Ziel, Nordkap ist erreicht. Mein großer Traum einer Radreise von zu Hause bis ans Nordkap ist heute Mittag bei blauem Himmel und Sonnenschein mit der Ankunft am Nordkap nach 76 Tagen, ca. 5.000 Kilometern und rund 29.000 Höhenmetern Wirklichkeit geworden.

    Das Gefühl bei der Ankunft war großartig, himmelhochjauchzend, aber auch ein bisschen „zu Tode betrübt“. Himmelhochjauchzend, weil es ein perfekter Abschluss einer langen Reise war und „zu Tode betrübt“, weil es eben der Abschluss einer langen Reise ist. Ich kann mir es gar nicht vorstellen, dass ich in den nächsten Tagen nicht am Rad sitzen werde. Ich glaube, es wird mir fehlen.

    Heute Nacht habe ich unruhig geschlafen. Die letzte Etappe dürfte mich beschäftigt haben: wird das Wetter der Vorhersage entsprechen, hält die Luft in meinem Reifen, wird es Wind geben, etc.

    Vor dem Frühstück bin ich noch zu meinem Rad gegangen und habe schon von Weitem gesehen, dass die Luft draußen ist. Gottseidank habe ich gestern noch einen Intersportladen in Honningsvåg entdeckt, der auch Räder verkauft und repariert. Ich habe nämlich meine ganze Reparaturausrüstung inklusive Reserveschläuche gestern in einem Paket nach Hause geschickt. War ziemlich schlau von mir, denn genau danach ist der Patschen aufgetreten. Also, heute nach dem Frühstück noch einmal aufgepumpt und ab zu Intersport. Nach einer halben Stunde war alles repariert und ich konnte die letzte Etappe in Angriff nehmen.

    Das Wetter war perfekt. Es hätte nicht besser sein können. Blauer Himmel, Sonnenschein und fast kein Wind. Am Flughafen vorbei, schlängelt sich die Straße entlang des Skipsfjord, um am Ende dann die Steigung zur ersten Hochebene zu nehmen. Zuerst etwas steiler, dann flacher windet sich die Straße entlang von kleinen Flüssen und Seen bis auf 330 Meter durch die Hochebene. Danach geht es wieder bis auf 60 Meter runter, um dann nochmals die Klippe des Nordkaps auf 340 Meter zu erklimmen. Man sieht das Nordkap schon von Weitem, auch die Straße, wie sie sich durch die Landschaft schlängelt und weiß dabei, dass noch fast 10 Kilometer bis zum Ziel vor einem liegen. Das ist etwas mühsam, aber es beflügelt auch. Aber dann ist das Ziel erreicht und mit einem Freudenschrei bin ich über die imaginäre Ziellinie gefahren.

    Das erste, das ich gemacht habe, war: ich habe Barbara angerufen.
    Das zweite, das ich gemacht habe, war: ein Bild mit der Weltkugel.
    Als drittes habe ich dann meinen kürzesten Blog geschrieben.

    Und dann habe ich genossen. Ich habe mich auf einen Stein gesetzt und in den Norden geschaut. Bis an den Horizont nur Wasser, Wasser, Wasser. Und mittendrin kreuzt die Aida ums Kap. Ich bin lang gesessen und habe meine Reise vor meinem Auge geistig Revue passieren lassen. Es war ein großartiges Erlebnis, welches alle Sinne angesprochen hat. Ich habe viel gesehen, nette Leute kennengelernt, viele Höhen und auch manche Tiefen durchgemacht.

    Dann war es Zeit für die Rückreise. Dabei habe ich noch einen Abstecher in das Fischerdorf Skarvåg gemacht. Es liegt idyllisch am Risfjord und bedient alle bekannten Klischees eines norwegischen Dorfes: weiße, rote und blaue Holzhäuser, bunte Fischerboote im Hafen, eingebettet in ein grünes Tal.

    Um 17:00 Uhr war ich wieder zurück und habe vorm Hotel noch die Sonne in vollen Zügen genossen. Morgen übersiedle ich in eine andere Unterkunft und wenn das Wetter so bleibt, werde ich noch den ein oder anderen Ausflug machen, bevor es dann am Montag um 06:00 Uhr früh wirklich in Richtung Heimat geht.
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  • 0 Yes, I did it

    29 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ⛅ 11 °C
  • 37 2. Wartetag in Honningsvåg

    28 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ⛅ 10 °C

    Da ich gestern noch bis 02:00 Uhr in der Früh las, bin ich heute erst um 09:00 Uhr zum Frühstück. Der Nebel ist hing noch immer in den Bergen, aber es war schon lichter. Ich habe die Wetter-App gecheckt und die hat für heute ab Mittag zwar keinen Regen mehr prognostiziert, aber ein Wetter für die letzte Etappe auch nicht.

    Das schöne Wetter soll heut in der Nacht kommen und den ganzen morgigen Tag anhalten. Ich bin schon sehr gespannt und habe alles für den Gipfelsturm vorbereitet.

    Am Nachmittag bin ich wieder in die Sauna, irgendwie bin es gewohnt zu schwitzen und danach habe ich alles, was ich nach Hause schicken will, zusammengepackt und bin zum Postamt gefahren. Hier konnte ich nach einigem Herumpacken alles in zwei großen Kartons verstauen und nach Hause senden. Jetzt habe ich noch für die Heimreise zwei Packtaschen mit dem restlichen Gepäck. Ich habe auch den vorderen Gepäckträger abmontiert und nach Hause geschickt. Das erst Mal wieder am Rad ohne Last am Vorderrad war ein neues Gefühl. Zuerst dachte ich, ich kann nicht mehr Radfahren, jede kleinste Bewegung wird sofort umgesetzt und es fühlte sich alles sehr unsicher an. Dieses Gefühl dauerte aber nicht sehr lange.

    Ich drehte noch ein paar kleine Runden durch Honningsvåg. Es ist ein Fischerdorf, das aber auch vom Tourismus lebt. Heute lag ein großes Kreuzfahrtschiff der TUI im Hafen. Ich nehme an, Honningsvåg ist DER Ausgangspunkt für die Fahrt zum Nordkap für alle Kreuzfahrtpassagiere. Ob die lokale Wirtschaft davon profitiert, weiß ich nicht, wahrscheinlich eher nicht.

    Ich habe die lokale Wirtschaft dann noch unterstützt, in dem ein einem kleinen Lokal Abendessen ging. Und da standen sie in der Speisekarte: Kabeljauzungen, siehe Bericht 11. Juli. Die musste ich probieren und ich kann versichern, die schmecken hervorragend und sind äußerst zart.

    Als ich ins Hotel zurückfahren wollte, merkte ich, dass im Hinterrad kaum Luft war. Also schob ich das Rad bis ins Hotel und pumpte Luft in den Reifen. Ich hoffe, die Luft ist morgen noch im Reifen.
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  • 37 Wartetag in Honningsvåg

    27 Temmuz 2022, Norveç ⋅ 🌧 11 °C

    Gestern hat noch die Sonne gelacht, heute nur Nebel und Regen. Kein Tag für die letzte Etappe zum Nordkap.

    Daher gibt es heute auch nicht viel zu erzählen. Ich habe nur geschlafen, gefrühstückt, sauniert, gelesen, meine Sachen fürs Nachhause senden geordnet, geschlafen und zu Abend gegessen.Okumaya devam et

  • 37 von Olderfjord nach Honningsvåg

    26 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ☁️ 13 °C

    Ich bin, wenn man es so sagen darf, im Basislager für den Gipfelsieg angekommen. Noch sind es rund 30 Kilometer bis zum Nordkap. Diese 30 Kilometer werde ich beim nächsten Schönwetter angehen. Ich habe ja genug Zeit und muss nicht bei jedem Wetter ans Nordkap radeln.

    Die letzten Tage haben mich für die vielen verregneten Tage total entschädigt. Da war mir der liebe Gott sehr gewogen. Außer einem leichten Nieseln am Ende zweier Etappen hatte ich immer perfektes Radwetter. Heute sogar den ganzen Tag Sonnenschein, kaum Wind und warme Temperaturen, bis zu 25 Grad. Aber der Reihe nach.

    Um halb acht hat der Wecker geläutet. Ein paar Minuten später sind Daniele und ich aufgestanden. Da ich Frühstück inkludiert hatte, habe ich mich angezogen und bin ins Restaurant. Ich traue meinen Augen nicht. Vor dem Restaurant steht ein alter Traktor mit angehängtem Bauwagen aus der Gegend Böblingen. Ich gehe ins Restaurant und da sitzt er auch schon, der Besitzer. Schaut aus, als ob er direkt von der Arbeit an seinem Bauernhof auf den Traktor gestiegen wäre, den Bauwagen angehängt hat und losgefahren ist, mit blauer Arbeitshose und grünem Arbeitsjanker. Er kommt gerade vom Nordkap und hatte einiges zu erzählen. Über Pannen, wie Achsbruch am Anhänger, abgefahrene Reifen, ungeduldige Wohnmobilfahrer, die nicht überholen konnten, spontane Gespräche mit allen möglichen Leuten, etc. Das Frühstück war sehr unterhaltend. Als er fertig gefrühstückt hatte, stand er auf, stieg auf seinen Traktor, startete und tuckerte davon Richtung Süden.

    Jetzt hieß es aber schnell packen und rein in die Spur. Heute stehen fast 100 Kilometer am Programm, inklusive spannender Tunnelfahrten. Die Strecke führte heute entlang des Porsangerfjords Richtung Norden. Zuerst war die Landschaft wieder sehr breit und offen, aber die Berge rückten immer näher zum Fjord. Bis zwischen Fjord und Felsen kaum mehr die Straße Platz hatte und der 1. Tunnel zu durchfahren war. Gute 4 km lang und eher spartanisch ausgebaut und beleuchtet. Da wird sich auch so schnell nichts ändern, da glich daneben ein neuer Tunnel gebaut wird. Dieser Tunnel hatte den Vorteil, dass die Straße leicht abschüssig war und man daher recht zügig durchfahren konnte. Wenn man durch die Tunnel fährt und man plötzlich den Lärm eines Autos oder Motorrades hört, weiß man im ersten Moment nicht, ob diese von vorne oder hinten kommen. Erst wenn man den Entgegenkommenden sieht oder man überholt wird, weiß man, woher der Lärm kam. Die anderen Verkehrsteilnehmer sind Großteils gegenüber den Radfahrern sehr rücksichtsvoll und es ist eigentlich nicht gefährlich. Trotzdem ist man immer wieder froh, wenn man das Ende des Tunnels sieht und wieder ans Licht kommt.

    Von dort schlängelt sich die Straße zuerst sehr am Fels angelehnt, später wieder in flacheren Landschaften bis zur Einfahrt in den überall beschriebenen, von den Radfahrern nicht sehr beliebten, Unterwassertunnel, den Nordkaptunnel. Unterwegs treffe ich wieder Evelin, die Holländerin von gestern und am Tunnelportal haben sich noch weitere Radfahrer zur letzten Stärkung vor der Durchquerung angesammelt.

    Als erste stechen drei Franzosen in den Tunnel, dann ich, als nächste Evelin und zum Schluss zwei Deutsche. Zuerst geht es in rasanter Fahrt bei einer Neigung von ca. 9 % bis 210 Meter unter Meeresspiegel. Im Tunnel fühlt es sich sehr kalt an und in den Fingern spürt man beim Abwärtsfahren die Kälte besonders. Es ist auch sehr laut, besonders wenn andere Fahrzeuge an dir vorbeifahren. Am untersten Punkt angekommen, geht es ein paar Hundert Meter eben, bis die Straße wieder entsprechend ansteigt. Das ist der unangenehmste Teil der Fahrt, denn hier heißt es wirklich in die Pedale treten. Am untersten Punkt ist es plötzlich sehr laut geworden. Man dachte, es kommt von hinten und von vorne ein Riesen-LKW oder Traktor. Falsch gedacht. Dieser Lärm stammt von riesigen Ventilatoren, welche für die Entlüftung des Tunnels sorgen. Davon gibt es mehrere auf der gesamten Länge. Als es wieder bergauf geht, fällt mir ein Schild auf: 3 km nach vorne, 4 km nach hinten. Als endlich das Schild 1km nach vorne, 6 km nach hinten am Tunnelrand auftaucht, stellt sich schön langsam die Vorfreude auf das Ende des Tunnels ein. Dann geht es noch einmal links um eine Kurve und das Tunnelportal ist erreicht. Nach all dem, das ich gelesen habe, habe ich mir die Fahrt schlimmer vorgestellt, aber angenehm ist sie trotzdem nicht. Am Ende des Tunnels haben wir dann so lange gewartet, bis alle heil angekommen sind. Noch eine kleine Stärkung, ein paar Tipps für die Weiterreise und dann fuhr jeder an sein Ziel.

    Kurz vor Honningsvåg muss man noch einmal durch einen 4 km langen Tunnel fahren. Der ist aber schön ausgeleuchtet und ist mit 2 % Steigung auch kein Konditionsproblem. Ich fahre schön langsam nach Honningsvåg, genieße die Sonnenstrahlen und bleibe noch auf einem kleinen Rastplatz stehen. Dort sitzt ein Kärtner Motorradfahrer und wir kommen ins Plaudern. Er ist derzeit alleine unterwegs, da sein Kumpel vor lauter Schauen nicht aufgepasst hat und in den Graben gefahren ist. Obwohl das im nicht besiedelten Gebiet passiert ist, war innerhalb von 15 Minuten der Notarzt und kurz darauf der Hubschrauber am Unfallort. Gottseidank waren „nur“ das Schlüsselbein und ein paar Rippen gebrochen.

    Er ist nocht zum Nordka aufgebrochen, ich bin in meine Unterkunft gefahren. Hier bleibe ich jetzt bis Montag früh, wenn ich mit dem Hurtigrutenschiff die Heimreise antrete.

    Nicht aber ohne vorher noch die letzten Kilometer zum Nordkap zu radeln. Wann ist noch nicht sicher, das ist vor allem vom Wetter abhängig. Wie es derzeit aussieht, werde ich am Donnerstagabend starten, um die Mitternachtssonne am Nordkap zu genießen.

    Morgen ist Regen vorhergesagt, daher werde ich nicht viel unternehmen und eher nur die Sauna im Haus nutzen.

    Jetzt gibt es noch ein Abendessen im Hotel und dann ist Schluss für heute.
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  • 141 von Alta nach Olderfjord

    25 Temmuz 2022, Norveç ⋅ 🌧 13 °C

    Das war heute ein beeindruckender Radltag. Als ich um 09:00 Uhr in Alta aufbrach, schien im Gegensatz zur Vorhersage die Sonne durch die löchrige Wolkendecke. Das macht das Aufbrechen immer leichter, wenn es nicht regnet als bei Regen. Da ich nicht weiß, wie es mit den Geschäften unterwegs ist, besorge ich mir noch für die nächsten 2 Tage Lebensmittel.

    Zuerst führte die Route entlang des Altafjords fast eben bis nach Rafsbotn, ideal zum Einradeln. Von dort stieg die Straße in 2 Stufen bis auf 430 Höhenmeter an. Und dort oben war alles anders. Es breitete sich vor mir eine weite Tallandschaft aus, soweit das Auge reicht. Die Vegetation besteht nur mehr aus Gras, kleinen Büschen und vereinzelt ein paar Bäumen. Die Berge sind alle sehr sanft und rund, man erkennt sofort den Gletscherschliff aus der Eiszeit. Vom höchsten Punkt ging es dann kilometerlang sanft nach unten bis nach Skaidi. Die Landschaft war beeindruckend. Die Bäche kamen aus allen Richtungen, bildeten immer wieder kleinere oder größere Seen, manchmal verschwanden sie irgendwo in den Wiesen und kamen wieder wo anders zum Vorschein. Die Bäche wurden immer größer und bildeten schließlich einen breiten Fluss. Immer wieder standen im Fluss Fischer und versuchten ihr Glück. Die Sonne kam immer wieder durch die Wolken und ließ die Wiesen in allen Grünschattierungen leuchten. Beeindruckend.

    In Skaidi kaufte ich mir einen Hotdog und etwas zum Trinken, dann ging es wieder in die Berge. Dort traf ich 2 Biker aus Holland. Wir hatten alle dasselbe Ziel Olderfjord, welches wir nach 25 Kilometer erreichten. Hier kommen immer wieder Radfahrer vorbei, denn es ist sozusagen die Einfahrtsschneise zum Nordkap. Von hier gibt es nur mehr eine Straße bis nach Honningsvåg.

    In Olderfjord ist noch ein Italiener zu uns gestoßen und ich teile heute mein Zimmer mit ihm. Morgen werden wir alle nach Honningsvåg aufbrechen, ob gemeinsam oder einzeln steht noch nicht fest.

    Ja, das Ziel kommt immer näher, noch 140 Kilometer und davon morgen 100. Irgendwie ein gutes Gefühl, irgendwie schade, dass es bald vorbei ist. Aber das Glücksgefühl überwiegt bei Weitem.

    Morgen wird es noch einmal spannend. Es gibt mehrere Tunnel auf der Strecke, der Längste ist 7 Kilometer lang und die tiefste Stelle liegt 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Also, bis morgen.
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  • 251 Rasttag in Alta

    24 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ⛅ 12 °C

    Endlich wieder einmal schlafen, bis ich munter werde. Das ist aber schon um halb sechs. Ich dreh mich noch ein paarmal um und auf einmal ist es 09:00 Uhr. Ich schaue aus dem Fenster, es ist bewölkt und ich habe daher keine großen Ambitionen, aufzustehen und Alta zu erkunden. Ich lese noch ein bisschen, aber irgendwie lässt es mir keine Ruhe, nur herumzuliegen und warten bis der Tag vorbeigeht.

    Ich google über Alta und erfahre, dass Alta vor allem wegen der frühsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Steinritzungen berühmt ist. Diese sind in einem Freilichtmuseum in Hjemmeluft zu besichtigen. Die ersten Ritzungen wurden im Jahre 1972 entdeckt. Mittlerweile wird die Anzahl der gefundenen Steinritzungen auf über 4.000 geschätzt. Seit 1985 wird das Museum in der von der UNESCO geführten Liste der Weltkulturerben geführt.

    Durch das Museum führt ein ca. 3 km langer Gehweg, welcher Großteils als Holzsteg ausgeführt ist und von Felsen zu Felsen führt. Die Felsritzungen haben ein Alter von etwa 2000 bis 6500 Jahre und wurde jeweils in die Felsen, welche zur damaligen Wasserlinie am nächsten lagen, geritzt. Seit dem Ende der Eiszeit, als das Inlandeis verschwand, hob sich die Landmasse Norwegens stetig. Entsprechend sind die ältesten Ritzungen diejenigen, die am weitesten vom Meer entfernt liegen.

    Es ist sehr beeindruckend, wenn man an diesen Felsritzungen vorbeigeht und sich überlegt, dass diese mehrere tausend Jahre überlebt haben und mit welchen primitiven Mitteln die damaligen Bewohner sie in den Fels geritzt haben. Die Motive sind gut zu erkennen und stellen Szenen aus deren Leben, vornehmlich Jagd und Fischfang, dar. Zur besseren Sichtbarmachung wurde ein Teil der Ritzungen von den Archäologen mit roter Farbe ausgemalt.

    Vorher habe ich noch einen Abstecher zur Nordlichtkathedrale gemacht. Sie ist mit ihrem markanten Turm und der metallenen Front nicht zu übersehen. Die Kirche ist ganz aus Beton gebaut und außen mit Titanplatten verkleidet. Besonders gefallen hat mir die Farbgebung im Inneren. Die in vielen Blautönen scharschierende Altarwand, mit der sich davor abhebenden bronzenen Christusfigur und die durch indirekte Beleuchtung hervorgehobenen Holzleisten haben mich sehr beeindruckt. Der Innenraum strahlt eine sehr angenehme und beruhigende Atmosphäre aus.

    Ein weiteres Detail, die goldene Jakobsleiter, findet man im Lichtturm.

    Bevor ich wieder in meine Unterkunft zurückgehe, gönne ich mir noch eine Pasta in einem der wenigen geöffneten Restaurants.

    Der Bericht ist geschrieben, jetzt muss ich noch packen und alle Akkus laden, denn morgen möchte ich schon zeitig unterwegs sein. Ich hoffe, das Wetter bleibt so wie heute, dann steht mir wieder ein toller Radltag bevor.
    Okumaya devam et

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