📍 Austria Read more Gilching, Deutschland
  • Day 224

    Kinotag in Linz

    May 4 in Austria ⋅ ☁️ 10 °C

    Regen. Die Straßen nass, ideales Kinowetter. Vier Filme, zwei gute, zwei weniger gute. In GERLACH geht es um den letzten unabhängigen Bauern in der Niederlande, die wesentlich bürokratisierter sind als wir. Hier darf man nur anbauen, was vorgeschrieben ist und auch noch zu der Zeit, da es vorgeschrieben ist. Man wird beobachtet und muss Strafe zahlen, wenn ma es nicht tut. Gerlach, gebeugt von der becherew Krankheit, geht über seine Äcker und macht mit Hilfe der Brüder seinen Weg, verkauft auch nicjt, obwohl um ihn die Hallen der Großhändler wachsen und die Gemeinde die Steuereinnahmen will. ULTIMA THULE führt mit einem jungen Polen, der den Tod seines Vaters verarbeitet, auf den letzten Ort der shetland Inseln. Ich mag diese nordischen Landschaften. Dieses Nichts mehr. Nur Heide , Schafe, Felsen zum Meer hinab, völlige Einsamkeit, ein weißes Haus, 30 Einwohner. ARTHUR UND DIANA ist vielleicht die neue Art Filme zu machen. Schlechte handykamera verfolgt einen Familientrip mit Kleinkind Lupo über Frankreich nach Italien. Wunderschöne ferienbilder sind in den Pixeln fast unkenntlich. Sicher Absicht und Gegenbewegung zu den Massen an urlaubsbildern. Die Familie streitet und versöhnt sich, das Kind ist herzallerliebst, die Familie weitverbreitete. TIGRU THE AY OF THE TIGER war für rumänische Verhältnisse einfach eine Enttäuschung. Wieder einmal hat ein Filmemacher zwei Geschichten im Kopf und will sie unbedingt zusammenbringen. Kenne ich auch von mir und klappt seltenst. Hier auch nicht.
    Zwischendurch viel Planung für das Festival, Gedanken an Finanzierung und Zukunft. Das macht unruhig.
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  • Day 222

    Linz,Lentos und Lichter am Nachthimmel

    May 2 in Austria ⋅ 🌙 18 °C

    Ein letzter Frühlingstag vor dem angesagten Regen. Nach einem frugalen und dementsprechend teuren Mahl, für dessen Preis in Kambodscha Unterkunft, Essen und sämtliche Fahrtkosten eines Tages möglich wären, noch an der Donau spazierengegangen, begleitet von den Lichtern des rötlich beleuchteten Lentosmuseums, der violetten Frachtschiffform des Elektronikmuseums und den vielen Leuchten des Frühlingsfestes samt Riesenrad, Kettenkarussell und weiteren Fahrtgeschäften. Währenddessen fließt die Donau ungerührt dahin und läßt an die fernen Geschichten der beiden heute gesehenen Filme denken. FOREST über eine Familie mit drei Kindern, die imEinklang mit der Natur an der belorussischen Grenze leben will, aber immer wieder mit dem Flüchtligselend konfrontiert wird, und STEPNE über ein ukrainisches Dorf in der Nähe von Saporischja. Nur noch alte Leute leben hier und wenn sie sterben, vergehen die Geschichten der Jahre 1930 bis 1970. Ein Film, der viel mehr von diesem Land erzählt als jede Kriegsdokumemtation heute. Wie wenig wissen wir wirklich von den Menschen dort!Read more

  • Day 217–219

    Rückflug

    April 27 in Cambodia ⋅ ☀️ 38 °C

    Ich sitze im Flugzeug. Die Gedanken wandern noch zurück, vor allem zu den Jungs. Erst Elia umarmt und verabschiedet. Er war mit seinen Gedanken schon bei der Verabredung ein paar Stunden später. Inzwischen sitzt er schon neben ihr ich hoffe, es geht ihm gut dabei und er findet die richtigen Worte, Gedanken und natürlich auch Gesten. Ein letztes Mal kurz vorher im 'Tatie' gegessen und Stechen gespielt, wie mindestens einmal am Tag. Mit Lorin dann noch zur Aba-Bank gegangen, weil ich festgestellt hatte, dass ich aus dem Bankautomat in Sihanoukville eine falsche 100 Dollar Note bekommen habe. Unmöglich, aber geschehen. Ob ich das Geld zurückbekomme, naja, so ganz glaube ich nicht daran. Noch eine Sonnenbrille im Markt gekauft, unter hohem beige-gelben Dom, sowie ein Aufladekabel für das Handy, beides auf der Reise verloren, und dann nochmals zum Phnom Wat gegangen. An der gleichen Stelle gesessen, an dem wir zwei Wochen vorher bei HAPPY NEW YEAR gesessen waren. Es ändert sich immer der Blick und das Erleben. Es geht immer weiter und jeder wird etwas anderes sehen, der am nächsten Tag, zur nächsten Stunde kommt. Mit einem Tuktuk zum Apartmenthaus The Artist, Gepäck aufgeladen und zu Lorins neuer Unterkunft gefahren. Verabschiedet. Umarmt. Zwei Wochen waren wir wie selbstverständlich zusammen, ohne Streit, nur im gemeinsamen Erleben. So unvergesslich.
    Was bleiben wird, weiß ich nicht. Die Jungs ziehen weiter, ich kehre zurück. Dort ist viel zu tun, aber ich freue mich darauf. Unser Leben ist so anders, sicher überzogen im Reichtum, aber auch voller vieler Errungenschaften. Hier ist alles in Entwicklung. Jeder versucht irgendwie an Geld zu kommen, der Tuktukfahrer, der Händler mit dem Zuckerrohr oder der Wagenlenker mit den Matratzen, die Frau, die die Fleischspieße am Straßenrand brutzelt. Alles spielt sich an der Straße an. Es ist heiß, Staub und Abgase liegen in der Luft, Lärm. Man lebt in den Tag hinein, man ergreift den Tag und wenn er vergangen ist, ist er vergangen. Es gibt keine Versicherung. Wie ich es in Brasilien auch erlebt habe. Das sind jetzt 25 Jahre her. Es macht einen demütig und man schaut anders auf das völlig überzogene, weltfremde Deutschland. Ich kann nur Filme zur Verfügung stellen, immer wieder zum Anschauen und Sich-Einfühlen. Nicht viel. Aber auch nicht Nichts.
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  • Day 217

    The Artist

    April 27 in Cambodia ⋅ ☀️ 30 °C

    The Artist, so heißt die Residenz, in der wir wohnen und in der ich gerade bei einem doppelten Espresso die letzten Stunden in Kambodschs verbringen, The Artist heißt ein Stummfilm, der zu den ausgewählten Bildern an den Wänden passt, Postern aus der Kolinialzeit oder ausgewählt künstlerischen Porträts in unserem Zimmer, The Artist kann auch Künstler sein, welcher ich vielleicht gerne wäre, was in meinem Falle aber eher mit 'nie erwachsen geworden oder Träumer' gleichzusetzen ist.
    Gestern abend jedenfalls kamen wir wieder in Phnom Penh an, fast zwei Wochen, nachdem wir von hier aufgebrochen waren. Die Stadt hatte nach einer langen Fahrt, auf der es sogar kurz mal ein paar Tropfen - die ersten hier - geregnet hatte, durch menschenleere, abgeerntete Felder abrupt angefangen. Sobald die ersten Behausungen sichtbar wurden, umgab uns ein unglaublicher, immer wieder stehender Verkehr, der sich fast ohne jede Regulierung bis zur Innenstadt wälzt, zur Hälfte bestehend aus Scootern, zur anderen aus Tuktuks und großen Karossen. Aus dem mit Air Conditon gekühlten Bus stiegen wir an einer Straßenecke aus, sofort umfangen von einer schwülen, lauten, dreckigen Hitze. Ein Tuktuk brachte uns zu dem ungewohnt geschmackvoll eingerichteten Zimmer mit Balkon, auf dem eine blaue Badewanne stand und wartete, das stand sie befüllte und hinter einem schilfvorhang badete. Aber es stellte sich bei dieser Hitze keien Lust dazu ein.
    Stattdessen trieb uns der Hunger hinaus und wir redeten über die teuren Inseln, die sich kein normal verdienender Kambodschaner leisten könnte. Sie wsren den Reichen und den Touristen vorbehalten, die sich eine willkommene Abwechslung, ein Stück Paradies leisten konnten. Wir gingen an Massagesaloons vorbei und bemerkten, dass sie hier viermal so billig waren. Nach dem äthiopischen Essen unter Karikaturen von Haile Selassi oder Bilder vom dort noch die Berge heunterstürzenden Nilzufluss standen wir wieder vor so einer gelb leuchtenden Massagetafel. Drei nicht gerade schöne Mädchen hatten uns hergewunken und wollten vor allem die Jungs überreden, die Massage zu nehmen, verständlicherweise. Wir fragten nach der Dauer, aber sie verstanden kein Wort englisch. Die Jungs meinten, ich sollte es ausprobieren, und so nickte ich der kleinen, hart wirkenden Frau zu. Vorher gab ich Elia noch das meiste meines Geldes, weil ich dem Ganzen nicht traute. Dann verschwand ich mit der Frau durch einen Vorhang im Inneren des Erdgeschosses. Sie öffnete eine klapprie Tür zu einem rosagestrichenen Holzverschlag, ausgefüllt mit einem Doppelbett, das zu kurz war, dass ich in ganzer Länge darauf passte. Es war bezogen mit einem blauen, beblümten Tuch. Was tun, fragte ich. Sie deutete auf t-shirt und Schuhe und Hose. So weit so gut, dachte ich, fühlte mich aber überhaupt nicht wohl, weil sie währenddessen telefonierte und ich schon irgendeinen hereinstürmen und meine Hose mit dem Handy nehmen sah, in dem immerhin einiges Wichtiges abgespeichert war, zwang mich aber dazu zu entspannen. Schließlich wollte ich eine Massage. Sie begann am Rücken irgendwie zu klopfen , das Handy klingelte erneut und ich hatte eine weitere Horrorvision, versuchte dennoch die Augen zu schließen. Die Fingernägel der Masseurin waren zu lang, so dass sich kein Wohlgefühl einstellte. Wieder klingelte das Handy und ich erstarrte weiter, zumal sie aufhörte zu massieren, als sie ein Bein ungekonnt geknetet hatte. Ich drehte mich um und sah sie fragend an, ob ich irgendwie mich drehen sollte oder so, schließlich war ich ja ein bisschen geübt von Thai Massagen in München. Da saß sie vor mir in ihrem roten Kleid und machte eine unmissverständliche Bewegung, was sie eigentlich beabsichtigte. Jetzt kapierte ich es. Wie blöd war ich eigentlich gewesen. Und das in meinem Alter! Die junge Frau wiederholte ihre eindeutigen Bewegungen. Ich sagte No. Sie bat mich weiter, als ob davon etwas abhinge. Erhoffte sie sich mehr Geld? Keine Ahnung. Ich erhob mich, während sie den Raum verließ, ich nochmal kurz Panik bekam, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich einsperren wollte. Dazu bemerkte ich, dass plötzlich eine Tür das Regal verschloss, in das ich meine Kleidung gelegt hatte. Zum Glück ließ sie sich aber öffnen und ich entschwand dem Massagesalon - ohne Massage.
    Ich war traurig. Mit neuem Blick sah ich plötzlich die Vielzahl der Massagesalons in der Straße. Das war also auch Phnom Penh. Natürlich. Ich war aus dem Paradies gefallen. Im Zimmer angekommen wuschen wir noch Wäsche und Lorin musste natürlich gleich meine ganze Blödheit veröffentlichen, naja, recht geschieht es mir.
    Es ist acht Uhr. Der Kaffee war gut. Ein letzter Tag hier beginnt.
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  • Day 215–219

    Paradise lost

    April 25 in Cambodia ⋅ 🌙 31 °C

    Ruhe gibt es auch im Paradies nicht. Es muss immer etwas los sein. Musik oder Telefongespräche.
    Aber auch das ist am nächsten Morgen vergessen. Ein letztes Mal die Ebbe gesehen, ein letztes Mal im Meer sich treiben lassen, knapp über dem Sand, ein letztes Mal den aus Italien stammenden Barkeeper um einen Honey lemonTea, einen Fruchtsalat mit joghurt und später einen Kaffee gebeten, ein letztes Mal, dann schon wieder bei unbarmherzig Hitze, über den weißen weiten Strand der Sarazenenbucht geschlaüpt, bepackt mit Rucksack und Tasche. Schweistreibend im wahrsten Sinne des Wortes.
    Mit dem Speedboot umfahren wir diesesmal die Insel, kamen zum Hauptort,der schon wie ein Dorf wirkte, schon einen Schritt weiter in der touristischen Entwicklung war. Darauf wieder eine brausende Rückfahrt nach Sihanoukville, zurücklassend das kleine grüne Eiland mit seiner genauso bewaldeten etwas größeren Schwester.
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  • Day 215

    Paradies 2

    April 25 ⋅ 🌙 31 °C

    Was wäre, wenn Eva nicht den Apfel vom Baum der Erkenntnis genommen hätte und wir immer noch im Paradies lebten? Wäre es dann so wir hier? Aufwachen in einlullender Wärme, sehen, dass Ebbe ist, weit hinausgehen für ein Bad, zurückgehen, die Muscheln im Wasser spüren, vielleicht ein bisschen jelly von winzigen Quallen oder anderer Materie, vor der Hitze flüchten, den Schatten suchen, soch müde fühlen,aufraffen zu ein paar Gedanken, andere hören. Französisch, englisch, immer natürlich mit wunderbarem Ausblick, das Meer, das Meer, das Meer, hellblau, türkis, blendend, gleißend ab 15 Uhr, gelb nach Sonnenuntergang, violett gegen 18.30 Uhr, während die ersten lichter der anderen Bars angehen. Drei haben wir ausprobiert, dazu Lazy Beach besucht, die aber nichts Neues gegenüber dem Ort hier brachte. Jetzt sind es nur noch ein paar Stunden, eine Übernachtung in drückender Schwüle trotz Ventilator. Ja, könnte man in diesem Paradies leben? Wir sind, glaube ich. alle nicht die Typen dafür. Es ist das Nichts. Es könnte das Alles sein, doch wir wollen an der Welt teilhaben, die Jungen sowieso und auch ich. Ein schöner Traum, ein kurzes Verweilen und natürlich das Mitnehmen von unglaublicher möglicher Schönheit auf dieser Erde. Straßen für die Zukunft wurden schon in den Wald geschlagen, scooter fahren auf dem Wasser, damit etwas los ist, nachher werden die wummernden Rhythmen wieder aus Richtung des Hostels ertönen. Der Weg hier ist vorgezeichnet aber ich werde den Blick heute abend nicht vergessen, weit weit weg von zuhause. Jeder Augenblick ist wunderschön. Verweile doch !Read more

  • Day 213

    Das Nichts, das Alles und der ganze Rest

    April 23 in Cambodia ⋅ ⛅ 30 °C

    Das Restaurant am Ende des Universums scheint ungefähr so weit weg zu sein wie diese Insel Koh Rong vom Leben bei uns daheim. Fast absurd der Gedanke, dass ich dort in fünf Tagen wieder sein werde. Bevor wir hier ankamen, mussten wir auschecken. Ich vergaß meine Turnschuhe und Elia brachte sie nach, vergaß meinen Hut im.Zug und Elia brachte ihn mir nach, und vergaß mein Handykabel, was Elia nicht nachbrachte. Ansonsten war der Reisetag irgendwie anstrengend, auch wenn wir uns nicht viel bewegten, jedoch viel bewegt wurden. Der Schaden von gestern wurde teuer beglichen und es half nur das Gefühl, dass ich daheim viel mehr bezahlt hätte. Zum Bahnhof führte ein Schotterweg und das war auch genug, denn in kambodscha gibt es auf einem einzigen Gleis nur einen Zug, das heißt in Wahrheit einen Triebwagen mit integriertem Personenabteil, der einmal.am Tag fährt,von Battambang über Phnom penh und nach Sihanoukville und dann wieder zurück. Mit Verspätung natürlich. Zuerst bis 12 Uhr. Dann bis 12.20 Uhr, dann 'in 20 Minuten', was irgendwie natürlich immer stimmte, je nachdem wann man darauf schaute. Er kam ungefähr gegen eins und fuhr bis 15 Uhr. In Siehanoukville ging alles dann ganz schnell die Suche nach einem Tuktukfahrer, das Lösen eines Tickets und das Erreichen eines Schnellboots. Und Schnellboot meinte Schnellboot. Der Bug ragte von den Motoren getrieben gen Himmel, und klatschte nur manchmal auf die Wellen, dann aber hart. Sonst schien er über die Wasserfläche erhaben und unbeeindruckt zu schießen. So erreichten wir die Sarazenenbucht von Koh Rong , das Nichts von der Welt mit ihren Autos und Dreck, Müll und Problemen, das Alles von seichtem hellblauen Wasser, weißem Sandstrand, sanfter Ruhe mit Hängematten, Liegestühlen, Liegeschaukeln und dahinspielenden Wellenböglein, die fast das einzige Geräusch machten. Mit unseren Rucksäcken wanderten wir die ganze Bucht zu unserem Domizil ab, einer Holzhütte neben dem Restaurant Dolphin bay, so gut wie ohne Internet bei der die Schöpfkellle mit Wasser besser funktionierte als die Dusche. Der ganze Rest fiel hier ab. Es gab ihn nicht. Er war weit weg, ließ sich endgültig nicht mehr korrigieren, lenken. Nur die lauten Geräusche und Stimmen aus den Handys der Einheimischen störten. Ihnen kann man nixht mehr entkommen.

    Ich blicke von einer Liege in den Himmel. Sterne sind zu sehen, ein Boot tuckert aus, die Küste ist von Lichtern gesäumt, mit wenigen Gästen, das Meer mit den Lichtern von Fischerbooten. Keine Autos. Dies sind immer die schönsten Orte auf dieser Erde. Aber natürlich mit Musik, sie schallte über das still daliegende Wasser. Es geht wohl nicht ohne, selbst zum Einschlafen höre ich das Ferne Wummern. Dabei ist doch der 24. April der Tag gegen den Lärm. Aber wer beachtet das schon außer ein paar Zeitungsartikel?

    Am nächsten Morgen hat sich das Meer wegen der Ebbe weit zurückgezogen. Ich lege mich weit draußen ins Wasser. Es ist für hiesige Verhältnisse fast frisch. Alle Touristen schlafen noch, nur die Arbeiter sind wach und die verschiedenen Tiere. Der Hahn hatte mich endgültig von einer schweißnassen Nacht erlöst. Die Uhrzeiten müssten eigentlich anders hier sein, dann würden sie den Zeitunterschied zu uns besser zeigen. Jetzt um sieben Uhr steht sie Sonne bereits hoch am Himmel und um sechs Uhr ungefähr geht sie bereits unter. Aber es ist, wie es ist, die Sonne legt sich für einen weiteren Tag über diese Insel.
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  • Day 212

    Pepper, Sea and Crash

    April 22 in Cambodia ⋅ 🌙 28 °C

    Verliert man etwas oder geschieht ein Unfall, frage ich mich gerne, ab wann lief es schief oder in diese unglückliche Richtung oder was wäre passiert, wenn ich dies oder jenes nicht gemacht hätte. Alles beide führt zu nichts, so wie beiElia, der sein Handy weder durch den Besuch bei der Polizei noch in der Touristinfo zurückbekommen hat. Die Gesichter des Kommandanten, in voller Montur, also unzähligen Abzeichen auf beiger Uniform, und seines Adjutanten, normal gekleidet mit ganz weichen Zügen, sprachen Bände zu unserem Anliegen und schwankten zwischen völligem Desinteresse und blankem Unverständnis darüber, wie man mit so einer Bagatelle zu ihnen kommen konnte. Wir mussten auf einem wahllos herbeigeholten Papier meine Telefonnummer schreiben, die aber niemanden interessierte, genauso wenig wie das Fabrikat des verloren gegangenen Handys. Es war ein Zettel, den der Adjutant sofort auf den betonierten Hof werfen würde, damit der Wind ihn verwehte.

    Elia wollte versuchen den Tag über seine verlorenen Daten zu sammeln. Lorin und ich machten uns mit einem scooter ins Landesinnere auf. Aus der Stadt heraus fuhren mal er und ich, wir kamen gut voran, es war heiß, die Straße staubig, mal aufgerissen, mal sandig, gesäumt immer wieder von den Verkaufsständen. Auf dem Land nahm der Abstand der Häuser zu, Felder lagen zwischen ihnen, Palmen, grüne Wiesen, irgendwie ansehnlicher als in anderen Gegenden. Der Weg wurde holpriger und wir passierten einen See mir Niedrigwasserstand. Zwei weiße Kühe auf grünem Ufergrund weideten träge. Aus dem Wasser wuchsen mehrere bewachsene Buckel empor, auf einem von ihnen befand sich sogar eine Hütte. Wieder formte das Zusammenspiel von Land und Wasser faszinierende Formationen und in sich ruhende Aussichten. Nicht weit entfernt gab es die anvisierte Pfefferfarm BoTree. Eine Französin, die für drei Wochen hier Volunteersarbeit betrieb, führte uns in weissem Hemd über schwarzer kurzer Hose und Shirt zu den ersten Pfefferpflanzen, die sich an Zieglsteinpfählen emporrankten. In Zukunft würden es Holzpfähle sein, erklärte sie, während sie uns die Pfefferkörner daran zeigte, grüne und rote. Der Pfeffer wurde in einem Topf gekocht und die Länge des Kochens machte, wenn ich es richtig verstand, den Geschmack aus. Eine kambodschanische Familie mit kleinem Kind ruhte sich gerade neben der Feuerstelle von der Arbeit aus. Die roten und grünen Pfefferkörner landeten dann auf einem dünnen Lochblech zum Trocknen und waren so ab einer gewissen Menge reif für den Abtransport. Verkaufsfördernd durften wir dann die verschiedenen Pfefferaetenkosten, wobei nur manchmal unsere etwas ungeübte Geschmacksnerven Unterschiede erkannten. Doch wir beschlossen beide etwas Pfeffer einzukaufen und mit nach Hause zu bringen.

    Die Fahrt setzten wir in Richtung Kep fort. Bald sahen wir das Meer, grünlich leicht bewegt, beschlossen das Motorrad abzustellen und zu baden sofort wurden eir aufgefordert, 5 Euro für einen Schattenplatz zu zahlen, schüttelten den Kopf und legten unsere Sachen einfach in den Schatten des Sonnenschirms. Das kostete nichts. Später glaubte ich aber, daß hier irgendwo meine schlechte Laune begann. Denn das Wasser war einfach nur lauwarm. Und die Wellen waren lauwarm. Und es gab keine Abkühlung. Ich merkte plötzlich, wie ich die Spritzigkeit und Kühle eines Sees oder des Meeres im Frühjahr oder Spätherbst bei uns in Europa liebte. Auch die Strandbars, zunächst interessant in ihrem doppeltbettgroßen Lager mit drei darüber im leichten Wind schwankenden Hängematten, brachten mit dem pappsüßen Winter Melon Tea aus einer Dose keine Linderung meiner plötzlichen Sehnsucht nach einer Mittelmeerpromenade mit Espresso, vielleicht einem Cocktail oder einfach einen Smoothie. Die Luft machte weiter müde. Über uns am Berg stand eine verlassene Villa. Der Garten gepflegt, das Innere leer, das Haus fast im Stile Le Corbusiers, mit großen, gegen die Sonne farbigen Fenstern, geschwungenen Terrassen, übereinanderliegenden Pavillons mit Blick zum Meer. Warum war so etwas Schönes aufgegeben worden? Eine Familie lag im Schatten, hatte eine Hängematte aufgespannt, ein Hund bellt, ein Kind schrieb. Wärter? Gärtner? Einfach eine Familie, die einen Ausflug machte?

    Die Sonne senkte sich und wir beschlossen zurückzufahren. Wie gestern sammelte sich bald Staub neben meiner Kontaktlinse, dass ich anhalten und Lorin weiterfahren lassen musste. Es tat weh, es war heiß und meine Laune war nicht gut. Vielleicht sollte ich mehr auf solche Stimmen hören. Denn dann kamen daheim die Montagsmails dazu, die Gedanken darüber und ein gewisser Missmut. Essen sollte die Lösung bringen. Wir fuhren nach dem Sonnenuntergang los, passierten die Bahnlinie , die völlig chaotische Kreuzung, ich jonglierte zwischen Scootern und einer einfach den ganzen Verkehr unterbrechenden alten Händlerim zum Restaurant des vergangenen Abends. Lorin stellte seinen scooter ab, ich sah keinen Platz mehr für meinen, nur ganz am Rande der Schräge. Und als hätte sich die seltsame Unzufriedenheit um meine Hand gelegt, gab ich zuviel Gas, um an die freie Stelle zu kommen, vergaß zu bremsen und knallte gegen eine Schilfwand, die an ein Hauseck grenzwertig und widerstandsfähig genug war, um die Scheinwerferabdeckung zu zerstören. Wie konnte mir das nur passieren?! Elia eilte sofort zu Hilfe und wir beruhigten zwar den immer noch laufenden Motor des Scooters, aber nicht meine allgemeinen Selbstzweifel, die sofort einsetzten. Zu alt, zu unfähig, zu blöd, und so weiter. Die vegetarische Pizza half dagegen wenig, auch das Kartenspiel nicht, das ich verlor, ein wenig vielleicht dann der Nachtisch, den die Jungs natürlich noch orderten.

    Was kann ich ändern? Nichts. Morgen muss ich den Schaden zahlen, aber ich bin unversehrt geblieben außer ein paar kleinen Schrammen.
    Die Grillen zirpen neben dem Guesthouse, ich denke an die Affen neben der verlassenen Villa und an die leuchtenden gelben Blüten an den Sträuchern dort, deren Namen ich nicht weiß.
    Es ist die Gelbe Trompetenblume, flora inkognita sei dank
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  • Day 212–215

    Der Tag der Scooter

    April 22 in Cambodia ⋅ ☁️ 27 °C

    Ein Tag der Scooter. Ein Kambodschaner brachte den ersten vorbei. Er wäre legal, nicht so wie die anderen hier. Ob wir achon mal gefahren wären, fragte er. Ich nickte, verschwieg aber, dass es das letzte Mal auf Santorin gewesen ist, als Matian wohl fünf Jahre alt war. Als erdte Übung fuhr ich dort erst einmal gegen eine Garagenwand. Elia blieb bei der Wahrheit und sagte nein, doch als der Mann sagte, dann könnte er die uns nicht geben, preschte lorin mit seinen 'illegalen' Vietnamerfahrungen vor. Wir bekamen die Scooter. Kurze Einführung, Erklärung des Schlüssels und Tschüss. Elia und ich probten in der Garageneinfahrt, das war die ganze Fahrschule und schon bei der ersten Kreuzung wurden wir in das Getümmel geworfen, ohne Rechts vor Links, einfach Recht des Stärkeren. Getankt, dann über eine Blechbrücke die Straße zum 30 km entfernt liegenden Nationalpark gefunden. Fahrtwind, Sonne, Konzentration, dann Serpentinen hinauf, immer dichter werdender Wald, erste weite Aussicht bis zum Meer, unter einer riesigen weiß-blau angezogenen Buddhastatue(?) Zweiter Ausblick. Vor der Statue kleine Opfergaben, unter einem Baldachin eine Gruppe Musiker mit mir unbekannten Schlag- und Blasinstrumente. Um diesen ersten Gipfel zogen bereits Wolken, unter denen wir gerade durchschauen konnten. Das änderte sich leider, als wir weiter zum Gipfel fuhren. Eine französische Kirche von 1920 lag bereits im dichten Nebel. Das Innere drei geteilt, ich stellte mir wieder die roten Khmer vor, die sich gegen die Vietnamesen verteidigten, die dunkelbraunen Wände mit vielen Namen versehen, düster, in der Silhouette wie aus einem Horrorfilm. Aucj die weiteren Gebäude lagen um Nebel. Den Rest zum Gipfel gingen wir zu Fuß, passierten ein neueres Hotel, dann zwei Villen, alle nur noch bestehend aus den Außenmauern, aber immer noch die Fenster udn Terrassen aufweisen für den wahrscheinlich vorhandenen unglaublichen Ausblick. Die besondere Stimmung und unsere Gespräche ließen uns dann, wie wir am Abend feststellten, die Hauptattraktion verpassen, den roten Tempel im Gipfelgelände. Er wäre auch noch im Nebel gewesen.... Eine halbe Stunde lang. Auf dem Weg zurück, von einer kühlen zu einer angenehmen dann erneut zu einer heißen Temperatur fahren, sahen wir, wie sich auch auf dem Gipfel alles auflockerte.

    Es war erst drei Uhr und wir beschlossen zum Meer zu fahren. Zurück nach Kampot, dort abgebogen Richtung Meer, erst auf Asphalt, dann auf rotem festgeklopftem Boden, schließlich auf einem Feldweg mit tiefen Schlaglöchern. An einer Hütte mit Getränken stellte ich den Scooter ab, worauf der Besitzer es gleich markierte. Er würde sicher Geld dafür haben wollen. Lorin war schlauer. Wir gingen in der Spätsonnenhitze zum Coconutbeach, ich bemerkte meinen Sonnenbrand auf den Armen, ehe wir die sechs etwas armselig wirkenden Palmen über dem winzigen Steinstrand mit Sandeinsprenkseln vor uns sahen. Und den Pazifischen Ozean, zumindest ein Teil von uns. Das Wasser war hunderte Meter hinaus flach vor uns, die Wellen bewegt mit Schaumkronen, aber nicht wild. Neben dem Gelände, das durch eine Mauer abgetrennt war, ein Flusszulauf, in dem Reifen lagen. Auch er war seicht, das Wasser warm, der Boden weich. Wir durchquerten ihn, weil.auf der anderen Seite eine Bar lockte. Ein paar Mönche eilten hin und her, was mich erst zur falschen Vermutung drängte, dass es sich hier um klösterliches Gelände handelte. Sie verschwanden wieder und wir legten uns, jeder mit einem Getränk versehen, in die Hängematten unter den Schilfdächern von ein paar aufgestellten Hütten. Das Licht färbte sich Orange. Die Bilder wurden fernosturlaubstypisch. Die Landschaft war aber auch wirklich wunderschön, durchzogen von Wasserläufen, bergig im Hintergrund, verwunschen im Vordergrund. Nachdem ich meinen halben Dollar für das Parken meines Scooters bezahlt hatte, gerade soviel, dass ich dachte 'Gönn es ihm', erreichten wir bald wieder die Salinen und Reisfelder. Lorin schoß ein 100-Dollar-Bild, wie ich es nannte, mindestens schon das zweite, wie ich bisher gesehen hatte, Bilder, an denen man verweilt, Bilder, die halten, die richtige Bewegung, Komposition haben.

    Nach diesen Lichtmomenten des Tages, an denen man einfach nur glücklich ist und zu schweben meint, kamen leider Störungen, Beeinträchtigungen, die uns wieder auf die Erde zurückbrachten, mich erst der Staub in den Augen, der weiteres Fahren unmöglich machte, und Elia nach einem guten Abendessen der Verlust seines Handys. Ich sehe ihn noch an der dunklen Straßenkreuzung stehen udn nach dem Weg schauen, dann fuhren wir, ich hinten drauf, während Lorin fuhr, voraus, passierten eine Bahnlinie und erreichten unser Domizil. Auf der Treppe nach oben bemerkte Elia, dass er sein Handy verloren hatte. Zusammen mit Lorin suchte er es, aber er hatte es beim holprigen Bahnübergang verloren. Der Wärter dort erzählte ihnen, dass es nachfahrende Scooter Fahrer aufgehoben und mitgenommen hätten. Es machte mich so traurig für ihn. Wir leben inzwischen mit diesem kleinen Computer, haben alles darin gespeichert, ich weiß, wie das ist, dieses erst einmal zu verlieren.

    Inzwischen ist es Morgen. Die Jungs schlafen noch, Scooter Fahrer drängen der Stadt zu, ich höre die Bahn sich ankündigen, sehe sie mit hunderten Wagen im Schlepptau den Bahnübergang passieren. Der Nationalpark liegt mir gegenüber ohne jede Wolke. Zeit. Vergehen. Geschichte.
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  • Day 210

    Kartoffelsuppe mit Bockwurst

    April 20 in Cambodia ⋅ ⛅ 34 °C

    Nach langer Busfahrt ermüdet stellen wir unsere Rucksäcke vor dem Monica Guesthouse ab. Vielleicht hätte uns der Name bei der Auswahl stutzig machen sollen. So erwartet uns ein Sachse aus Meissen, der gerade vier ältere weiße Männer aus Sachsen bewirtet, während aus den Lautsprechern Musik der 70er und frühen 80er Jahre erschallt, gefühlt alle schon, so gut die Songs gewesen sein mögen, zu oft gehört. An der Eingangstür wird Kartoffelsuppe mit Bockwurst und Thüringer Bratwürste angeboten. Im Hintergrund steht ein Riesenbildschirm, auf dem die Männer, na was, natürlich Bundesliga heute anschauen wollen. Alle diese Männer entsprachen den Klischees, die man haben kann über 60jährige weiße Männer aus Deutschland...
    Das Frühstück mit Leberwurst und Schinken bewirkte dementsprechend wenig Freude bei Lorin, aber auch ich hatte mir den Aufenthalt in Kampot anders vorgestellt. Aber es half ja nichts, wir bestellten ein Tuktuk in die Stadt, die Hitze umfing uns und wir fanden erst etwas bessere Laune, als wir in einem Kaffeeshop einen doppelten Espresso für mich und ein paar Mangoshakes bestellten, zudem miteinander Stechen spielten, bevor wir uns unterhalb eines kleinen Goldfischaquariums heimischer Zeitungslektüre zuwandten.

    Und dann...nachdem wir das Bockwurst-Schild hinter uns gelassen hatten, gingen wir in den dritten Stock über glänzende Treppenstufen hinauf, die selbst meine Mutter als sauber angesehen hätte, und öffneten die Tür zu einem großen Zimmer, dessen eine Wand hinaus zu den Bergen nur Fenster und davor einen Balkon aufwies. So sauber, so großzügig, wie man es sich kaum hätte erträumen können. So kann der erste Eindruck täuschen
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