• Abenteuerreisen

Eine kleine Welt-Reise

Mit Radlust unterwegs Richtung Osten. Leggi altro
  • Tag 116: Zhanaozen bis Shopan Ata

    13 giugno 2023, Kazakistan ⋅ ☀️ 38 °C

    Die Nacht war leider wieder einmal nicht sehr entspannend, denn es war einfach viel zu warm im Haus. Wir frühstücken, kaufen beim nächsten Laden noch ein und dann geht es 20 km bei Seitwind zum nächstgelegenen Ort. Immer wieder sehen wir Pferdeherden und Kamele. Heute macht es das erste Mal in Kasachstan wirklich Spaß, da wir nicht mehr so fest eintreten müssen.
    Im Ort angekommen machen wir am Supermarkt halt und essen die Reste der gestern gekauften Wassermelone und die zu einem Ball zusammengeschmolzene Schokolade, die wir geschenkt bekommen haben. Wieder einmal bekommen wir etwas geschenkt, diesmal von einer Kundin, die uns eine Art Milchreis im Glas raus bringt. Da dies über 500g wiegt und wir neben den ganzen Vorräten wirklich nicht mehr mitnehmen können (geschweige denn, dass er sich in der Hitze hält), geben wir das Glas wieder an den Laden zurück. Allerdings darf Lukas es nicht abgeben, ohne von der Verkäuferin wiederum ein Geschenk anzunehmen. Dieses ist Käse (der aussieht wie Teig) von Kamelen. Gegorener Kamelkäse, um genauer zu sein. Interessiert an dessen Geschmack probiere ich einen Finger davon (wie gesagt, die Konsistenz wie Teig). Während Lukas der Käse noch einigermaßen schmeckt habe ich in meinen 26 Jahren vermutlich nichts Unappetittlicheres gegessen, so übersäuert ist er.

    Mit insgesamt 30 Litern Wasser und Essensvorräten brechen wir nun unseren bisher längsten Abschnitt ohne Supermärkte an. Der nächste Supermarkt liegt laut Karte in etwa 200 km Entfernung. Wasser soll es an zwei Wallfahrtsorten auf dem Weg geben. Wir sind gespannt, inwieweit das stimmt, denn wenn wir nicht beim ersten Wallfahrtsort Wasser auffüllen können müssen wir umkehren, denn mit den 30 Litern kommen wir gerade so über zwei Tage hinweg, da wir bei der Hitze pro Tag zusammen 15 Liter Wasser verbrauchen.
    Mit einem ganz neuen Gefühl brechen wir also auf. Wir fahren mit wechselnden Winden durch eine lange Senke. Autos fahren hier nun deutlich weniger.
    Die Bergkämme, die sich nun am Ende der Senke vor uns auftun sind beeindruckend, aber nach drei Tagen ohne jegliche Veränderung bis zum Horizont ist vermutlich alles spannend.
    Schon recht früh kommen wir an dem ersten Wallfahrtsort "Shopan Ata" an. Von der Hitze müde hoffen wir hier auf ein wenig Ruhe und Abkühlung.
    Auf dem Parkplatz davor stehen vier Jeeps von Touristen, die die Wallfahrtsorte abfahren. Eine Frau aus der kasachischen Hauptstadt Astana spricht und in perfektem Englisch an. Mit ihrer Hilfe können wir den Frauen des religiösen Ortes unsere Bitte um Unterkunft für die Nacht mitteilen. Völlig normal ist es hier, wie wir später feststellen, dass Reisende hier eine Nacht übernachten dürfen.
    Direkt werden wir in ein rundes Haus zu Cay, fettiges Fladenbrot und Süßem eingeladen. Wir essen an einem niedrigen Tisch und sitzen im Schneidersitz auf dem Boden. Das ganze Haus ist mit Teppichen ausgelegt und um die Tische herum liegen Matten, um es gemütlicher zu machen. Lukas hat allerdings schwer damit zu kämpfen einigermaßen gemütlich an dem Tisch sitzen zu können.
    Nach und nach kommen immer mal wieder Pilger hinein, essen eine Kleinigkeit, trinken Tee und gehen dann zu den Gebetsstätten weiter. Wir lernen die 12 jährige Aysulu kennen, die ihre Schulferien hier mit ihrer Oma verbringt und die Frauen mit den Gästen unterstützt. Sie spricht ein paar Worte Englisch und ist ein aufgewecktes Mädchen. Was sie nicht mit Worten erklären kann stellt sie mir Keksen und Würfelzucker dar. So erfahren wir beispielsweise von ihr, dass die Schlafräume der Frauen und Männer getrennt sind, jedoch in einem Haus. Um das zu erklären verwendet sie einen Keks, sagt uns, dies sei das Haus, in dem geschlafen wird und bricht ihn in zwei Teile, für die Männer und Frauen. Sehr einfallsreich!
    Unser ehemaliger Plan, ein wenig auszuruhen, noch etwas zu essen und dann tatsächlich zu schlafen, klappt allerdings nicht so gut, denn Aysulu hat uns voll im Griff. Zuerst zeigt sie uns das Grundstück und erklärt, dass draußen und drinnen geschlafen wird. Draußen können aber manchmal Frösche und Schlangen vorbei schauen. Da sie die Worte nicht alle kennt, werden die Tiere verkörpert. Scheu ist sie wirklich nicht. Danach zeigt sie uns das Schlafhaus. Im Frauenschlafraum, ein Raum der außer dem Teppichboden ziemlich leer ist, finden wir eine Schildkröte, die sich hier ein wenig umschaut. Mit Aysulu scherzen wir, ob sie auch wirklich ein Weibchen ist und ob ihr Mann dann wohl im Männerschlafraum ist. In diesem, der ebenfalls leer ist, finden wir allerdings keine Schildkröte mehr. Dafür haben die Männer eine noch funktionierende Klimaanlage im Raum.
    Als wir uns gerade hinlegen wollen bittet uns Aysulu wieder zum Tee. Dieses Mal gibt es noch gekochte Eier dazu und ansonsten wieder das etwas fettige Fladenbrot. Bevor wir wieder hinaus gehen, nehme ich unsere Schüsseln, aus denen hier zu Lande der Tee getrunken wird, und spühle sie über einigen Spühlschüsseln aus. Auch die von Lukas wird mir in die Hand gedrückt, denn er darf als Mann nicht abspühlen.
    Jetzt legen wir uns hin! Dachten wir.
    Stattdessen deutet uns Aysulu an, dass wir rüber in Schlafhaus gehen sollen und sie schleicht sich um die Kameras, die hier zur Sicherheit angebracht sind, herum, damit ihre Oma nicht merkt, dass sie mit uns spricht. Vermutlich soll sie müde Reisende in Ruhe lassen. :D
    Wir setzen uns gemeinsam auf eine Decke, die hier sowohl am Tisch als auch bei Nacht als Unterlage beziehungsweise Matratze dient und erzählen ein bisschen, teils mit Händen und Füßen und teils sann doch mit dem Handy.
    Gegen Abend laufen wir noch zu den Gebetsstätten, die hier in den Berg hinein gehauen wurden. In den Höhlen ist es angenehm kühl und alles ist wieder einmal mit Teppichen ausgelegt. Über den Friedhof, dessen Gräber hier zu Lande aus massiven Gemäuern bestehen, laufen wir zurück, denn es ist doch noch ziemlich warm.
    Jetzt gehen wir schlafen! Wieder Fehlanzeige, denn es gibt zu Ehren der Gäste ein Nationalgericht aus Kartoffeln und Fleisch, das nicht abgelehnt wird. Blöd nur, dass wir bereits bettfertig sind und uns die Zähne geputzt haben. Also wieder umziehen und zurück in das runde Haus.
    Als wir fertig sind nehme ich schon selbstverständlich unsere beiden Teller, wohlwissend, wer abzuspühlen hat. Doch statt unsere Teller über den Spühlschüsseln zu spühlen, bekomme ich einen ganzen Stapel Teller in die Hand gedrückt. Ob das Aysulus Gedanke ist, um nicht den Abwasch alleine machen zu müssen oder ob die so Sitte ist, erfahre ich wohl nie.
    Lukas, der gerne helfen will, muss außerhalb der Küche warten. Aysulu und ich machen beim Abwasch Quatsch, tun so als ob die Teller Lenkräder seien und trotz Übermüdung habe ich meinen Spaß.
    Dann dürfen wir endlich in den Schlafraum. Dies wird die erste Nacht sein, in der wir getrennt schlafen, obwohl wir "verheiratet" sind.
    Im dunklen Raum hole ich mir eine Decke und ein Kissen und lege mich hin. Ich bin gerade am eindösen, da geht die Tür auf, Frauen und Männer kommen nacheinander reingelaufen, um sich ebenfalls Decken und Kissen zu holen und das Licht geht mehrfach an und aus. Rücksicht gegenüber Schlafenden gibt es hier nicht.
    Es ist eine warme Nacht, trotzdem kann ich neben einigen Wachphasen ein wenig schlafen.
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  • Tag 117: Shopan Ata bis Beket Ata

    14 giugno 2023, Kazakistan ⋅ ☀️ 38 °C

    Es war warm, aber ansonsten habe ich ganz gut geschlafen. Lukas leider nicht, da noch ein anderer Mann bei ihm geschlafen und ihn durch sein Schnarchen wachgehalten hat. Wir frühstücken auf einer Treppe unser mitgebrachtes Essen. Die meisten schlafen noch. Dann füllen wir noch unsere Flaschen auf, da auf den nächsten 70 Kilometern kein Wasser zu bekommen ist. Alle hier trinken aus ein und demselben Becher, mit dem sie Wasser aus einer Kühlbox schöpfen. Weil wir dem nicht ganz trauen, nachdem wir beide in der Türkei schon Magen-Darm hatten, nutzen wir das erste Mal unseren UV-Filter, um das Wasser verträglicher zu machen.
    Dann geht es los. Die Straße ist gut geteert, aber wir haben ganz schön Gegenwind. Immer wieder treten kleine Sandstürme auf, die aber wenige Meter später wieder in sich zusammen fallen.
    Heute ist es heiß, noch heißer als davor, aber die Anstrengung lohnt sich. Nach 40 km Fahrt erreichen wir einen Aussichtspunkt und wir sind überwältigt! Nach Tagen der Einöde und des selben Ausblicks liegt vor uns nun ein Tal mit einigen Anhöhen, die mit roten Schichten verschiedener Töne durchzogen sind. Oft werden sie auch als Tiramisu-Berge bezeichnet.
    Danach geht es weiter auf der Straße, immer geradeaus. Sie scheint kein Ende zu nehmen. Dann kommen wir an eine Stelle, an der wir von der Straße abzweigen, um einen Blick in ein nahegelegenes Tal zu werfen. Die Fahrt dort hin ist zwar anstrengend, weil der Wind pausenlos bläst, aber der Blick in das langgezogene Tal entschädigt. Kurz darauf können wir noch in ein weiteres Tal blicken.
    Die Sonne brennt unaufhörlich und jeder Meter muss gegen den Wind erkämpft werden. Die Straße lässt auch sehr zu wünschen übrig, denn es gibt nur Wege querfeldein, die mit tiefen Reifenspuren durchzogen sind. Das Auf und Ab kostet vor allem mir sehr viel Kraft, aber am Rand der "Klippen" angekommen, blicken wir auf eine gar endlose Ebene, den Bozzhira-Canyon. Wir sind begeistert! Wären wir der Hauptstraße nach Norden gefolgt, hätten wir eine Woche lang nichts anderes als flache Steppe gesehen.
    Wir fahren die letzten 15 km nach Beket Ata, einer weiteren und bedeutsameren Pilgerstätte für Kasachen. Auf den letzten Metern habe ich gut zu kämpfen. Durch die Hitze und die unruhigen Nächte haben wir wohl nicht die nötige Ruhe bekommen.
    Über den Lieferanteneingang schieben wir die Fahrräder auf den Hof und fragen, ob auch hier eine Schlafmöglichkeit besteht. Direkt werden wir in ein Haus gebeten, die Fahrräder können wir neben dem Haus unter kleine Dächer stellen. Als wir einen geeigneten Platz suchen, sehen wir, dass noch zwei weitere Reiseräder dort stehen. Wir trauen unseren Augen nicht. Verrückt! Inmitten der Steppe von Kasachstan treffen wir tatsächlich zwei Reiseradler!
    Wir lassen unsere Räder abgeschlossen zurück und nehmen unsere Taschen und Wertsachen mit ins Haus. Dort ist wiederum eine lange Tafel, etwa 40 cm hoch, an der sich die Pilger versammeln, um eine Kleinigkeit zu essen. Auch wir nehmen Platz und essen Fladenbrot und Äpfel und trinken Tee. Jetzt kommen wir so langsam an und entspannen. Die Äpfel sind ein Festmahl nach den zwei Tagen Steppe!
    Bald nimmt neben uns eine Familie Platz und die Tochter, eine junge Frau, spricht uns in perfektem Englisch an. Sie ist zu Besuch bei ihrer Familie, lebt aber seit mehreren Jahren in Los Angeles. Ihr Bruder ist fest davon überzeugt eine Stunde zuvor mit Lukas gesprochen zu haben. Letztendlich stellt sich allerdings heraus, dass es einer der beiden anderen Fahrradfahrer war. Wir sehen wohl doch alle gleich aus! :D
    Nachdem wir gegessen haben wollen wir uns ein wenig hinlegen und ausruhen, um von den letzten Tagen Schlaf nachzuholen. Genau in dem Moment lernen wir die beiden Reiseradler kennen, die ihren Mittagsschlaf beendet haben.
    Vincent aus Gent in Belgien und Sam aus Plymouth in England sind gemeinsam in Bulgarien gestartet, haben die Türkei durchquert, einige Zeit im Irak verbracht (dessen Gastfreundschaft sie besonders betont haben) und sind über Georgien und Armenien nach Kasachstan gefahren.
    Wir unterhalten uns lange und entscheiden uns dann dazu, gemeinsam die unterirdischen Moscheen zu besuchen, zu denen die Einheimischen pilgern. Die beiden erzählen uns von ihrem bisherigen Weg und wie ihre Erlebnisse mit Aysulu in Shopan Ata aussahen. Außerdem schwärmen sie uns von dem leckeren Essen vor, dass hier in der Pilgerstätte am Mittag aufgetischt wurde. "Besh Barmoq", fünf Finger, so heißt das Gericht, das es tatsächlich später noch gibt. Es ist Lammfleisch, das mit Nudelplatten (ähnlich der Lasagneplatten) vermengt und gemeinsam, wie das hier so üblich ist, mit "fünf Fingern", also der Hand, gegessen wird.
    Wir genießen noch eine Dusche, indem wir uns Kannen kühles Wasser übergießen. Herrlich! Dann geht es endlich ins Bett, beziehungsweise in die getrennten Schlafsäle.
    Als ich meinen betrete, ist dieser schon ziemlich voll. Trotzdem finde ich noch ein Plätzchen und lege mich hin. Obwohl es recht warm ist, bin ich dann doch recht schnell eingedöst.
    Aber nicht allzu lange!
    Durch eine Bewegung an meinem Arm werde ich wieder wach. Eine Frau hat mich doch tatsächlich angestoßen, damit ich meine Matte ca 10 cm zur Seite rutsche, damit sie dazwischen kann. Bei der Gelegenheit merke ich auch, dass nun auch auf meiner anderen Seite direkt jemand neben mir liegt. Na toll! Es ist warm, nicht gerade angenehme Luft und dann auch noch ein so enger Abstand (etwa wie in einem Zwei-Mann-Zelt) zu wildfremden Personen. Das war ich dann doch nicht gewohnt!
    Mitlerweile ist es nach Mitternacht. Morgen steht eine lange Tour durch die Steppe an und wir wissen noch nicht, wie herausfordernd die Straße (besser gesagt Spurrillen) sein wird. Deshalb hätte ich dann doch noch ganz gerne geschlafen.
    Da jetzt ja alle liegen, klappt es bestimmt jetzt!

    Ich mache wieder die Augen zu, doch es ist nicht möglich. Von verschiedenen Teilen des Raumes, in unterschiedlichen Melodien erklingt ein Schnarch-Chor, der ab und an die Geschwindigkeit und Lautstärke ändert. Irgendwo im Raum wird telefoniert, leise gesprochen wird dabei nicht. Und als hätte es nicht schon ausgereicht, dass es warm ist, bekomme ich noch die Liebkosungen des etwa 8-jährigen Mädchens neben mir zu spühren, die mir, statt ihrer Mutter auf der anderen Seite, mehrmals den Arm und das Bein umlegt.

    Völlig übermüdet und ohne Aussicht auf Schlaf in diesem Raum nehme ich all meine Sachen und suche draußen vor dem Haus neben den Fahrrädern einen Schlafplatz. Da es genau in dieser Nacht allerdings unfassbar stark stürmt, gebe ich auch das schnell wieder auf, hole meine Luftmatratze und lege mich im Hausflur, entfernt vom Eingang hin, wo ich dann endlich zur Ruhe komme.
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  • Tag 118: Beket Ata bis Steppe

    15 giugno 2023, Kazakistan ⋅ ☁️ 36 °C

    Tatsächlich habe ich noch ein paar Stunden geschlafen. Die Jungs sind schon auf den Beinen bis ich so richtig in Gang komme. Als ich Lukas näher komme, sehe ich, dass seine Nacht wohl auch nicht viel entspannter gewesen sein konnte. Licht an, Licht aus, laute Gespräche, Telefonate und Musik sind die Leute hier scheinbar gewohnt.
    Wir frühstücken und entscheiden uns dann dafür, uns nochmal ein bisschen hinzulegen, jetzt wo die meisten wieder abgereist sind. Da wir hier in der Ebene deutlich stärker dem Wind ausgesetzt sind und dieser am Morgen sowieso noch nicht zu unseren Gunsten weht, verlieren wir auch keine Zeit auf dem Weg zurück zur Hauptstraße und zum nächsten Supermarkt.
    Ich schlafe ein wenig, werde aber erneut wach, als wieder telefoniert wird. Dann gebe ich den Versuch endgültig auf und gehe nach draußen. Lukas schläft wie ein Stein im anderen Schlafsaal. Da ich Vincent, dem Belgier, noch versprochen hatte, dass ich ihm mit seiner Schaltung helfe, mache ich mich auf die Suche nach den beiden. Wir haben beide eine Rohloffschaltung, wofür man für die Wartung ab und zu bestimmtes Öl benötigt. Da ich noch welches im Überschuss und er keines hat, machen wir uns mit meinem Öl und der Anleitung an den Ölwechsel.
    Wir sind gerade fertig, also Lukas wach wird. Dann packen wir unsere Räder.
    Unser Plan ist es heute so weit wie möglich zu fahren, weil wir jetzt all unsere Vorräte aufgefüllt haben und der Wind günstig steht, und die restlichen Kilometer morgen zurück zu legen. Vincent und Sam haben sich einen anderen Rythmus angewohnt und wollen erst am Nachmittag starten, um nicht in der Mittagshitze fahren zu müssen. Also heißt es fürs erste Adieu. Wir verabreden uns allerdings am nächsten Supermarkt (klar, der an der Hauptstraße in 100 km, welcher auch sonst :D) und tauschen die Nummern aus, damit wir uns Bescheid geben können, falls wir Hilfe bräuchten oder es länger dauert als geplant. Irgendwie ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass spätestens am nächsten Tag noch jemand hinter uns kommt.
    Wir fahren los und lassen die Gebäude und Autos hinter uns. Die Spurrillen, die die Straße darstellen, sind tatsächlich sehr gut zu befahren. So gut, dass wir erst zu spät merken, dass wir immer weiter von der angegebenen Strecke abweichen. Da es irgendwann eindeutig wird, entscheiden wir uns dazu ein wenig querfeldein zu fahren. Etwas schwerfällig ist es, aber etwa 2 km später haben wir dann wieder die eigentliche Spurrille erreicht. Von dem Augenblick habe ich meine Augen dann nicht mehr von meiner Karte auf dem Handy genommen, weil ich für die Wegstrecke verantwortlich war.
    Es ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl! Du fährst mit deinem vollbepackten Fahrrad mit etwa 15 Litern Wasser quer durch eine Steppe. Das einzige Menschengemachte, das du siehst, sind die Spurrillen, auf denen du fährst. Immer mal wieder teilt sich der Weg beziehungsweise mehrere Spurrillen weichen ab. Du siehst den ganzen Tag nichts anderes als flache Steppe, keinen einzigen Baum oder Hügel, ein paar Steine, ein verlassenes Haus, Kamele und Pferdeherden. Manchmal sehen wir tiefe Spuren, die eine Kamelherde im Sand erzeugt hat. Auch ein Kamelskelett sehen wir. Dafür aber keine Menschenseele. Es ist absolut still.
    Am Abend finden wir bei gleicher Stille einen schönen Zeltplatz. Wir hätten quasi ab Beket Ata dauerhaft zelten können, dann die Landschaft hat sich ja nicht geändert. Dennoch sind wir zufrieden mit unserem Platz. Wir sind seit ca 12 Uhr mittags etwa 90 km gefahren, dank des starken Rückenwindes und dem festgefahrenem Steppenboden. Damit wir den Hauptstraße nicht zu nahe kommen haben wir beschlossen lieber etwas früher das Zelt aufzustellen, auch wenn wir es noch problemlos zu dem Supermarkt geschafft hätten.
    Essen und Wasser haben wir zu diesem Zeitpunkt aber noch reichlich, denn wir haben uns sicherheitshalber auf deutlich schlechtere Bedingungen eingestellt, damit uns auch bei schlechteren Wegen, Gegenwind oder einem Platten nicht die Vorräte ausgehen.
    Also bauen wir gemütlich nach diesem erfolgreichen Tag das Zelt auf und kochen uns aus den überfüllten Taschen ein leckeres Essen.
    Danach geht es bei absoluter Stille ins Zelt. Und weil wir heute die erste Nacht das Außenzelt weglassen müssen wir sogar irgendwann unsere Schlafsäcke herausholen, weil es dann doch ein bisschen frisch wird.
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  • Tag 119: Steppe bis Neben der Straße

    16 giugno 2023, Kazakistan ⋅ ☀️ 37 °C

    Am Namen des Tages kann man ganz gut erkennen, dass es hier tatsächlich nur sehr wenige Orte gibt.

    Nach der ersten entspannten Nacht seit Aqtau wachen wir auf, weil es im Zelt durch die Sonne dann doch etwas zu warm wird. Beim Blick aus dem Zelt sehen wir, dass um uns herum überall Pferdeherden weiden, manche Kilometer entfernt, andere nur wenige hundert Meter. Eine Herde startet tatsächlich und rennt geradewegs auf uns zu, bleibt dann knapp 50 m von uns entfernt stehen, beäugt die zwei Komischen, die da in ihrer Steppe sitzen und rennen weiter. Es ist ein wirklich schöner und friedlicher Ort.
    Es dauert nicht lange, da werden wir durch die immer wärmer werdende Sonne daran erinnert, dass wir doch weiter fahren sollten. Langsam packen wir ein. Dann sehe ich am Horizont zwei Punkte, die immer näher kommen. Bald wird klar, unsere Mitstreiter haben es auch geschafft. Sie sind gestern noch bis etwa 22 Uhr gefahren und heute morgen nach ihrer gewohnten Zeit um 5 Uhr wieder aufgestanden. Auch Wasser haben sie noch genug. Perfekt!
    Weil wir noch nicht ganz aufgruchbereit sind, verabreden wir uns am Supermarkt an der Hauptstraße, damit wir uns nicht zu sehr stressen müssen.
    Heute morgen geht es ohne den Rückenwind schon nicht mehr ganz so leicht, aber immer noch angenehm voran. Wir erreichen nach einigen Metern Sandgrube dann bald die Straße und werden von drei Männern angesprochen, die mit ihren LKWs Pause machen. Im Gespräch steigt uns ein wenig der Geruch von Alkohol in die Nasen. Wir fragen sie nach Vincent und Sam (zwei Finger hochhaltend und indem wir das russische Wort "велосипед", also Fahrrad, sagen) und sie erzählen uns sehr freundlich mit Händen und Füßen, dass zwei Fahrradfahrer in den Ort an der Straße gefahren sind. Dann berichten sie von einem weiteren Fahrradfahrer. Verrückt!
    Wir machen uns also auch auf den Weg und finden bald ein "магасин", einen kleinen Laden. Davor steht schon ein Reiserad und bald kommt auch ein mit Wasserflaschen bepackter Fahrradfahrer raus und muss lächeln, als er uns sieht. Noel aus London ist von Istanbul über Georgien gefahren, nach Baku in Aserbaidschan geflogen, von dort zurück an die Grenze Richtung Georgien gefahren und dann wieder nach Baku, um die Fähre nach Aqtau zu nehmen. Dann ist er der Hauptstraße bis hier her gefolgt. Wir erzählen ihm von den beiden anderen und genau in diesem Moment kommt Sam um die Ecke geradelt, weil ihnen erzählt wurde, dass hier noch andere Fahrradfahrer stehen. Gemeinsam suchen wir uns einen Schattenplatz, trinken, essen Früchte und unterhalten uns, um der Mittagshitze zu entgehen und neue Kräfte zu sammeln. Wir sind allerdings nicht alleine, denn nicht nur laufen Kamele durch den Ort, auch einige Einheimische werden auf uns aufmerksam und kommen herbei. Unter ihnen ein paar Männer mit Bier und Schnapsflaschen, die uns ungelogen alle paar Minuten nach unseren Herkunftsländern fragen. Am Anfang sind wir noch geduldig und zählen auf: Germania, Anglia, Anglia, Belgia, Germania. Weil uns diese Aufzählung dann nach mehrmaligen Wiederholungen innerhalb einer halben Stunde dann doch zu viel werden, fangen die Jungs an neue Herkunftsländer aufzuzählen. Schnell kommen manche aus Kanada oder Amerika. Als einer der Männer Sam dann fragt, ob er aus der Ukraine kommt, widerspricht er auch dem nicht mehr.
    Auch werden wir gefragt ob wir Geschwister sind. Klar, sind wir das. Wer hat nicht schonmal von fünf Geschwistern aus unterschiedlichen Ländern gehört, die gemeinsam auf Radreise gehen. Als Vincent dann meint, wir sollten uns mal vorstellen, dass gleich fünf Kinder einer Mutter auf Radreise nach Kasachstan gehen, müssen wir dann schon lachen.
    Dann kommt die nächste Frage von einem der einheimischen Jungen: Sind Vincent und ich Geschwister? Vincent reagiert direkt und meint, wir sind Zwillinge. Tatsächlich sind wir auch gleich alt. Dann tippt der Junge etwas in seinen Übersetzer und nimmt Vincent zur Seite. Ungläubig aber mit einem leichten Schmunzeln erklärt uns Vincent, dass der Junge ihn gefragt hat, ob er mit mir auf ein Date gehen darf. Vincent erzählt ihm, er solle mich selbst fragen. Daraufhin kommt der Junge zu mir und befragt mich zu meinem Beziehungsstand. Schnell wird ihm klar, dass da jemand anderes unter uns "Geschwistern" ist, dem die Fragen nicht so recht sind.
    Letztendlich stellt sich heraus, dass der Junge 16 Jahre alt ist.
    Nach noch etwas andauernder Pause und einer Flasche Kamelmilch, die wir gemeinsam mal probieren, fahren wir los. Zumindest wollten wir das, aber dann hat uns ein Platten in Noels Rad wieder zurück in den Schatten unter dem Baum gebracht. Nach kurzer Zeit war der geflickt und es geht weiter.
    Bis aus dem Ort heraus fahren wir zusammen, dann nimmt die Geschwindigkeit so zu, dass ich mit dem leichten Gegenwind nicht mehr mithalten kann. Auch die anderen drei fahren jeweils ihr Tempo, was bedeutet, dass quasi jeder alleine unterwegs ist.
    An einer Bushaltestelle etwa 30 Kilometer später treffen wir dann wieder auf sie. Wir legen nochmal eine kurze Rast ein und entscheiden uns dann zur nächsten "чаихана", einem Teehaus, zu fahren, dort zu essen, Wasser aufzufüllen und dann nach einem geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen.
    Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sitzen wir kurze Zeit später an einem "Tapschan", einem niedrigen Tisch, umgeben von einer Holzerhöhung, und trinken Tee. Da das vegetarische Angebot mal wieder sehr knapp ausfällt, esse ich Spiegeleier mit Brot. Mehr vegetarisches Essen gibt es nicht.
    Wir fragen die Besitzerin, ob wir auf den Bänken schlafen dürfen, eine Frage, die uns in Deutschland nie gekommen wäre. In einem Restaurant übernachten?! Hier ist das durchaus legitim.
    Die Besitzerin ist allerdings nicht davon angetan und meint, wir können hinter dem Haus zelten. Weil die Dämmerung schon hereingebrochen ist, entscheiden wir uns auch dafür.
    als wir dann alle in unseren Zelten liegen haben Lukas und ich dann allerdings Probleme zu schlafen, weil das Teehaus ausgerechnet an einer Straßenkreuzung steht, an der LKW für LKW an uns vorbei rollt. Ruhig ist etwas anderes.
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  • Tag 120: Neben der Straße bis Hütte

    17 giugno 2023, Kazakistan ⋅ ☁️ 34 °C

    Ich werde schon früh wach, denn Sam ist schon auf den Beinen und packt das Zelt ein. Er möchte sich heute für ein bis zwei Wochen von Vincent trennen, um etwas mehr Kilometer zu machen und sich auszutesten. Vincent möchte es eher ruhiger angehen und eventuell irgendwann auch ein wenig mit dem Zug fahren und entscheidet sich deshalb noch ein bisschen mit uns drei anderen zu fahren.
    Nachdem Sam weg ist stehen auch wir nach und nach auf und ziehen uns in den Schatten des Teehauses zurück, in dem wir frühstücken. Auch an diesem Morgen fahren die beiden anderen wieder einzeln los, was uns etwas verwundert, weil zusammen fahren ja auch sehr schön ist und wir ebenfalls das selbe Ziel haben.
    Wir machen uns auch auf den Weg und fahren, mal schneller, mal langsamer als Vincent, bis auch er uns irgendwann abhängt und dichter an Noel heranfährt, der schon etwas früher gestartet ist.
    Wir haben uns an einem weiteren Teehaus verabredet, wo es eventuell auch einen kleinen Laden geben könnte. Lukas und ich haben zwar genug Essen dabei, wollen aber auch besonders nach Wasser schauen, von dem wir hier sehr viel benötigen.
    Als wir dort ankommen ist das angegebene Teehaus geschlossen. In einer Bushaltestelle gegenüber warten die anderen beiden und siehe da, ein weiterer Fahrradfahrer. Hier ist ja echt was los!
    Angus aus Australien ist in der Mongolei gestartet, hat dort eine Runde gedreht, ist nach Almaty in Kasachstan geflogen, von dort aus hier her gefahren und möchte noch nach Schottland. Da Noel wieder einen Platten hat, suchen wir in der Bushaltestelle Schatten. Blöderweise ist er durch einige Dornen am Straßenrand gefahren und hat damit jeweils mehr als 10 Löcher pro Reifen, vermuten wir mal anhand der Dornen, die wir mit der Pinzette aus dem Mantel ziehen. Da es doch eine längere Angelegenheit wird bis Noels Fahrrad wieder soweit ist, entscheiden wir uns mit unseren Essensvorräten und mehreren Kochern groß zu kochen. Es gibt Linsen, Reis, drei Conserven Dosenfleisch, die noch von unserem Geschenk am Flughafen von Aqtau übrig sind und Gemüse. Schön, wenn man so vielfälltig kochen kann!
    Wir fragen auch einige Autos nach Wasser und bekommen von unterschiedlichen Nationalitäten Wasserflaschen angeboten oder umgefüllt. Wir verabschieden uns von Angus und dann geht es weiter. Allerdings nicht weit genug, bis bei Noel wieder der Reifen platt ist. War doch noch eine Dorne im Mantel.
    Wir schauen uns alle nochmal unsere Mäntel an und helfen Noel die Schläuche zu wechseln. Derweil fragen wir weiter nach Wasser, wenn man schonmal an einer Straße steht.
    Es geht weiter und wir schauen, dass wir hinter Noel bleiben, damit wir ihm zur Not wieder helfen können, falls die Reifen nicht halten. Je weiter wir kommen, desto dunkler wird es auf unserer rechten Seite. Kann das Regen sein? Etwa Gewitter? Nein! Doch nicht hier um diese Jahreszeit!
    Wir machen eine Trinkpause und fahren nun mit etwas größerem Abstand zu den beiden anderen weiter. Oh nein...das kann doch jetzt nicht sein! Doch. Mein Hinterrad beginnt immer stärker zu schwanken, ich blicke hinunter. Ein Platten.
    Vincent und Noel sind bereits außer Sichtweite. Wir halten an. Wie ärgerlich! Bei meinem Fahrrad kommt auch noch die Schwierigkeit hinzu, dass man den Chainglider (eine Ummantelung, die die Kette vor Schmutz schützt) und den Fahrradständer abmontieren muss, damit das Hinterrad ausgebaut werden kann.
    Ich nehme alle Taschen ab, drehe das Rad und beginne zu schrauben. Es windet und ich muss schauen, dass die Schrauben sicher liegen. Sah es nicht vorhin noch nach Regen aus? Und Gewitter? Tatsächlich wird der Wind immer stärker und Blitze tauchen am Himmel auf, dazu fallen wenige, aber dicke Regentropfen.
    Am Mittag hatten wir uns den Regen noch so herbei gewünscht, aber jetzt ist ein ungünstiger Zeitpunkt. Letztendlich schaffen wir es dann doch, in diesem Fall durch Lukas Geduld, den Schlauch schnell zu wechseln und etwa einen Kilometer später einen Unterschlupf in einer Hirtenhütte zu finden, wo wir das Gewitter vorbei ziehen lassen. Blöd nur, dass die Laufrichtung der Mäntel nicht mehr stimmt, was wir allerdings erst Tage später bemerken.
    Wir wundern uns noch, wohin wohl die beiden anderen gekommen sind, ob sie Schutz gefunden haben oder eventuell schon den kleinen Bach erreicht haben, von dem uns Angus erzählt und den wir als unseren Platz für die Nacht ausgemacht haben.
    Kurz nachdem es um uns herum dunkel wird, bauen wir dann doch außerhalb der Hütte das Zelt auf. Mitlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir genießen die ausnahmsweise kühle, frische Abendluft.
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  • Tag 121: Hütte bis Beyneu

    18 giugno 2023, Kazakistan ⋅ 🌬 31 °C

    Die Nacht war wieder ruhig und angenehm kühl. Wir packen ein und fahren los. In der Ferne kommen ein paar verlassenen Gebäude näher. Als wir nicht mehr weit weg sind, sehen wir die beiden anderen. Sie haben sich wohl im Windschatten des Hauses in Sicherheit gebracht. Vermutlich haben wir es mit der Hirtenhütte da noch besser getroffen.
    Sie hatten am Abend gemeinsam am Haus gesessen und auf die Straße am Horizont geblickt und dann erwartet, dass wir wegen des Gewitters einen Unterstund gesucht oder das Zelt aufgestellt hatten.
    Wir haben uns wieder auf den Weg und fahren wieder einige Kilometer. Diesmal schon in kleineren Abständen zueinander. Die Erlebnisse mit den Platten prägen!
    Die letzten Kilometer nach Beyneu, der drittgrößten Stadt der Mangistau Region (also dem Südwesten von Kasachstan) mit knapp 40000 Einwohnern, legen wir gemeinsam zurück. Wieder regnet es ein paar Tropfen, von der Härte hätten es fast schon Hagelkörner sein können.
    An einem Laden halten wir kurz und unterhalten uns mit drei Motorradfahrern, die uns beim hineinfahren überholt und den Daumen nach oben gegeben haben. Die drei sind aus Norwegen und Schweden und wollen, wie unsere Fahrradbegleiter, auch nach Tadjikistan auf den Pamir-Highway. Es ist sehr interessant sich über die Unterschiede zu unterhalten, die das Reisen mit anderen Verkehrsmitteln so mit sich bringt.
    Dann suchen wir uns eine Unterkunft, kaufen ein, ich besorge mir gegen die Sonne noch eine Mütze und wir essen noch Somsas. Somsas sind eine Spezialität aus Zentralasien. Es sind Teigtaschen, die hauptsächlich mit Fleisch, teilweise aber auch mit Kartoffeln gefüllt sind. Gebacken werden sie in einem Kuppelofen, wie auch das Brot in Georgien schon.
    Zurück in der Unterkunft lassen wir die Wäsche waschen und essen noch zusammen Wassermelone.
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  • Tag 122: Beyneu bis Grenze Usbekistan

    19 giugno 2023, Kazakistan ⋅ 🌬 27 °C

    Wir schlafen erstmal aus, frühstücken und packen unsere Taschen. Die anderen beiden sind schon unterwegs, um für Noel neue Fahrradreperatur-Ausrüstung zu besorgen. Tatsächlich kommt es mit zwei Packungen und insgesamt 48 Flicken zurück. Wenn das mal nicht ausreichen sollte!
    Dann machen wir uns auf den Weg. Zunächst kaufen wir noch eine Kleinigkeit im Supermarkt, die Jungs essen noch Somsas (ohne Fleisch gibt es hier leider keine) und Vincent holt neues Benzin, das er in eine alte Ayran-Flasche (ein türkisches Joghurtgetränk) füllt, denn seine Benzinflasche ist ihm aus welchem Grund auch immer am Flughafen abgenommen worden, obwohl sie leer war.
    Dann geht es auf die Hauptstraße. Es ist der Wahnsinn! Wir sind nicht besonders früh losgekommen und haben knapp 75 Kilometer vor uns, aber bei dem starken Rückenwind und der besten Straße, die wir seit langer Zeit haben, fliegen wir nur so dahin. Scheinbar ohne Mühe erreichen wir schon früh unseren Zeltplatz für den Abend. Lukas und ich wollen erst am nächsten Tag über die Grenze, denn in Usbekistan haben wir wegen des Visums nur 30 Tage Zeit und da wir 2100 km zurücklegen müssen, uns aber auch noch Orte anschauen wollen, brauchen wir jeden dieser Tage. Schade eigentlich, denn mit dem Wind hätten wir es noch weit geschafft heute.
    Aber es ist auch mal ganz nett sich abends hinzusetzen, miteinander zu reden, seine Gedanken zu sortieren und wie in meinem Fall meine Mäntel umzudrehen, dass die Laufrichtung wieder stimmt.
    Damit sind wir den ganzen Tag beschäftigt und lassen ihn dann gemütlich ausklingen.
    Kurz bevor es dunkel wird fahren tatsächlich noch zwei Fahrradfahrer auf der Straße Richtung Grenze vorbei. Rufe und Pfiffe helfen nichts, schon sind sie wieder weg.
    So langsam wird es hier echt voll!
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  • Tag 123: Grenze Usbekistan bis Bostan

    20 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☁️ 26 °C

    Mehr Bilder folgen vielleicht irgendwann mal noch zu diesem Tag :)

    Wir brechen zu den letzten 10 km in Kasachstan auf. An der Grenze kommen wir nach ein paar Minuten durch, während die LKWs mal wieder in ewiger Schlange warten müssen. Es geht mit den Fahrrädern ins Hauptgebäude, dann zur Abmeldung aus Kasachstan, auf der anderen Seite wieder raus und zwischen Zäunen entlang. Immer mal wieder werden die Pässen kontrolliert. Dann geht es in ein Gebäude auf usbekischer Seite hinein und wir bekommen den neuen Stempel. Dann heißt es Gepäckkontrolle. Ich kann nicht sagen an was es liegt. Vielleicht habe ich Glück, weil ich die Letzte bin, oder eine Frau oder deutsch spreche. Denn während Lukas und unsere Begleiter alle Taschen von den Rädern abnehmen und durch den Scanner schieben müssen, muss ich lediglich die vorderen beiden abnehmen, bevor ich durchgewunken werde. Witzigerweise werde ich auch von einer Beamtin auf meien Herkunft angesprochen. Als sie hört, dass ich aus Deutschland komme, legt sie in fast flüssigem Deutsch los. Sie hat ein Jahr an der Uni Deutsch gelernt und versucht jetzt mit jedem Deutschen an der Grenze zu sprechen, um die Sprache zu üben. Mit ihr unterhalten wir uns dann noch eine Weile und verlassen dann das Gebäude.
    Nächste Station: Geldwechsel. Da es erst in kanpp 500 km die nächste Bank geben soll, sind wir darauf angewiesen an der Grenze von den Einheimischen Geld wechseln zu lassen. Natürlich bekommen wir nicht den selben Wechselkurs, wie bei einer Bank, aber da die Inflation hierzulande weiter steigt, ändert sich dieser sowieso ständig und wir verlieren letztendlich nicht viel Geld. Außerdem bleibt uns ja auch nichts anderes übrig.
    Als nächstes Essen wir noch etwas in einer Caychana, um die restlichen kasachischen Münzen loszuwerden.
    Dann machen wir uns auf zu den ersten Kilometern im neuen Land. Und schlagartig wünsche ich mir wieder die andere Seite der Grenze zurück. Während wir dort über die Straße geflogen sind, ist hier die reinste Hubbelpiste. Dachte ich! Denn ein paar Kilometer später wird es noch schlimmer. Wir müssen sehr langsam fahren, damit unsere Fahrräder durch die Schläge nicht zu Schaden kommen. Ein kleiner Trost: Die LKWs fahren auch nicht schneller.
    Einer hält sogar an und empfiehlt uns die neue Straße einige hundert Meter weiter rechts, die sich zur Zeit noch im Bau befindet. Wir fahren also mal wieder ein paar Spurrillen nach und schieben die letzten Meter auf die erhöhte Straße. Da liegt sie vor uns, die breite, betonierte Straße! Sicher, geteert ist natürlich nochmal besser, aber hier rollt es doch schon ziemlich gut. Und schlagartig wird auch unsere Stimmung wieder besser!
    Bald finden wir neben der Straße einen schönen Platz ohne Dornen zum Zelten. 90 km haben wir seit der Grenze zurück gelegt, nachdem wir dann endlich auf der besseren Straße waren.
    Wir kochen wieder gemeinsam und Lukas dehnt sich. Ja, tatsächlich! Die letzten Tage haben wir erfahren, dass sich die anderen drei abends immer dehnen, um flexibel zu bleiben und zu regenerieren. Und da es zum Beispiel mit dem Schneidersitz bei Lukas noch nicht wirklich klappt, haben sie ihn dazu ermutigt sich auch zu dehnen.
    Und damit geht ein weiterer Tag und der erste im Land Nummer 11 zu Ende.
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  • Tag 124: Bostan bis Wieder in der Steppe

    21 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ⛅ 28 °C

    Gut ausgeruht fahren wir auf der betonierten, neuen und von Autos noch ungenutzten Hauptstraße weiter. Weil wir heute wieder gut Gegenwind haben, fahren wir alle vier dicht hintereinander im Windschatten. Lukas und ich haben bisher schon viel Übung bekommen, aber zu viert ist es dann doch nochmal anders. Durch den ständigen Wechsel kommen wir schnell voran, weil wir uns häufig hinter den anderen ausruhen können. Aber wir müssen uns auch gut konzentrieren, damit wir die nötigen Abstände einhalten.
    Immer wieder wird die Straße von aufgeschütteten Sandmauern versperrt, damit Autos sie noch nicht nutzen. Uns Fahrradfahrern gegenüber begegnen alle sehr freundlich, winken und wollen Bilder mit uns machen.
    Eine Szene ist ganz absurd: Ein paar Arbeiter winken uns zu, dass sie ein Foto mit uns machen wollen. Wir halten an und weitere Arbeiter kommen her und stellen sich dazu. Uns entgegen kommt ein Baustellenfahrzeug. Der Fahrer hupt (natürlich), bleibt stehen, lässt den Motor laufen und rennt aufgeregt zu uns, damit er ja nicht vergessen wird.
    Es folgen weitere Sandmauern, um die wir herum oder drüber hinweg schieben. Zwischenzeitlich wechseln wir auf auf die alte Straße zurück, bereuen das aber sehr schnell wieder.
    Nach 75 km kommen wir in Jasliq an, dem ersten Supermarkt seit der Grenze. Hier treffen wir die beiden Fahrradfahrer wieder, die wir vor der Grenze gesehen hatten. Sie sind gerade mit der Schule fertig und kommen beide aus Deutschland. Auch sie wollen auf den Pamir-Highway und dann noch nach Afghanistan, um sich dort mit Einheimischen zu unterhalten. Etwas perplex sind wir über diese Aussage. Während wir die Gefahren meiden, gibt es wohl noch einige, die genau diese suchen oder sich deren nicht so bewusst sind. Am Supermarkt kaufen wir noch viel Essen und Wasser, machen Pause und fahren dann noch weiter.
    Ab hier geht es von der Hauptstraße ab, denn wir wollen uns den Aralsee anschauen beziehungsweise den Ort, an dem er damals mal war.
    Die Spurrillen, denen wir nun wieder einige Zeit folgen werden, sind ungelogen besser als die Hauptstraße, was schon ein wenig traurig ist, wenn man bedenkt, dass die Hauptstraße die einzige Verbindung der usbekischen Seidenstraße zu Kasachstan und dem kaspischen Meer ist.
    Uns begegnen auf dem Weg noch einige Kamele, die jedoch etwas misstrauisch ihren Abstand wahren.
    Dann finden wir wieder einen schönen Zeltplatz und essen lecker zu Abend. Dank der vielen Kocher und Töpfe können wir immer mehrere Soßen machen. Vincent und Noel haben es sich in den letzten Tagen als Ziel gesetzt, Tag für Tag immer mehr Knoblauch und Schärfe zu verwenden. Entweder die Zeit oder die Reise haben dazu beigetragen, dass mir beides nichts ausgemacht hat.
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  • Tag 125:Wieder in der Steppe bis Aralsee

    22 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir brechen auf und radeln noch etwa 30 Kilometer auf dieser doch recht guten "Straße". Irgendwie sieht mein Hinterrad etwas komisch aus, wenn ich fahre. Ich halte an, werfe einen Blick darauf und sehe, dass mein Mantel an der Seite kaputt ist und der Schlauch von innen dagegen drückt. Mist! Ich habe einen Ersatzmantel dabei, aber eigentlich gedacht, dass ich ihn brauchez wenn das Profil abgefahren ist. Nachdem wir uns kurz austauschen, entscheide ich mich dafür noch weiter mit dem Mantel zu fahren, da der Schlauch noch nicht sichtbar ist. Wir vermuten, dass der unfreiwillige Wechsel der Laufrichtung zwischendurch dafür gesorgt hat, dass der Mangel so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Nach etwa zwei Kilometern müssen wir allerdings trotzdem anhalten, weil Noel wieder einen Platten und sich leicht den Mantel aufgeschlitzt hat. Wir machen einen neuen Schlauch drauf, was einige Anläufe braucht und zuerst nicht dicht hält. Dann geht es weiter.
    Wir kommen bald in einen Ort, der uns genannt aber den wir auf der Karte so nicht gefunden hatten. Dort kaufen wir nochmal ein.
    Der kleine Laden befindet sich in der Abstellkammer eines Wohnhauses und ist nicht einmal 9 Quadratmeter groß. Dennoch bekommt man hier quasi alles, was das Herz begehrt. Wir kaufen ein paar Früchte und Eier, etwas Wasser und am Ende noch ein Eis. Das gibt neue Energie für die nächsten 80 Kilometer über den Aralseegrund nach Muynaq, der nächsten Kleinstadt und soweit wir wissen, dem nächsten Supermarkt.
    Hinter dem Dorf geht es erstmal motivierend los. Egal welcher Spurrille wir folgen, jedes Mal versinken wir tief im Sand und müssen ein Stück schieben. Ich gebe es irgendwann auf und versuche lieber auf dem bepflanzten, leicht verwurzelten, aber dafür härteren Wüstenboden. Lukas wächst scheinbar an jeder Sandmulde und sieht es eher als eine neue Herausforderung, von denen ich allerdings gerade nicht mehr brauche.
    Der sandige Untergrund zieht sich eine ganze Weile und dann kommen wir endlich an die Klippen zum ehemaligen Aralsee.

    Es ist irgendwie traurig anzusehen, dass innerhalb weniger Jahre ein ganzer See so schnell quasi ausgetrocknet ist.
    Der Aralsee hatte einst die Größe von Bayern und einen Salzgehalt von 10 g/L. Von etwa 1960 bis 2010 hat das Wasser im Aralsee so stark abgenommen und gleichzeitig der Salzgehalt so stark zugenommen, dass kein Überleben mehr möglich war.
    Im Jahr 2003 hatte der Aralsee einen Salzgehalt von teilweise 150 g/L. Das Mittelmeer hat im Vergleich dazu einen Salzgehalt von 38 g/L.
    Grund für den sinkenden Wasserspiegel sind die größeren Mengen an Wasser, die von den Zuflüssen (u.a. den Amudarya und den Sirdaya) abgeleitet werden, um unter anderem Reis und Baumwolle anzubauen. Das führt auch mehr und mehr zu einer Versalzung des Sandes des Aralseebodens. Dieses Salz gelangt durch kleine Sandstürme, die hier an der Tagesordnung sind, auf die Felder und in die Dörfer und macht das Leben hier immer schwerer.

    Wir machen uns auf und fahren hinab auf den Grund des Aralsees. Uns kommen ein paar Jeeps mit Touristen entgegen, die noch die Überbleibsel des Sees in einigen Kilometern weiter im Norden betrachten wollen. Hier ist der Boden teilweise so sandig, dass wir vorsichtig sein müssen, damit uns die Räder nicht wegrutschen. Dann sind wir unten und hier geht es genauso sandig weiter. Vincent und ich sind schon etwas weiter vorne, da sehe ich, dass Noel und Lukas angehalten haben. "Bitte kein Platten!", denke ich. Wir lassen die Räder stehen und laufen zurück. Tatsächlich sitzt Noel mit einem Rad am Boden. Allerdings hat der Schlauch dieses Mal dicht gehalten. Dafür ist das Ventil kaputt!
    Den letzten Schlauch hat Noel seit dem Morgen natürlich noch nicht geflickt, dann hat er noch die zwei Schläuche, durch die er durch die Dornen gefahren ist. Das Problem ist hier, dass Ersatz nur schwer zu finden ist. Da er aber die große Packung Flicken gekauft hat, suchen wir nach dem Loch und reparieren es. Dann bauen wir ihn wieder ein und pumpen ihn auf. Und er hält......nicht!
    Also wieder nach dem Loch suchen. Moment, die Luft kommt von den Flicken. Noel hat zwar eine Packung mit 48 Flicken gekauft, aber scheinbar halten sie nicht dicht oder zumindest nicht bei diesen Temperaturen.
    Nächster Versuch: Klebeband. Vielleicht können wir mit etwas Klebeband den Flicken doch noch auf dem Schlauch fixieren. Also holt Lukas unser GaffaTape heraus und wir wickeln es um den Schlauch. Dann wird wieder aufgepumpt. Und er hält.....wieder nicht!
    Was jetzt? Mitlerweile kommen zwei weitere Touristenjeeps vorbei und schenken uns zwei Flaschen Wasser. Leider fahren sie in die falsche Richtung, denn Noel ist so langsam an einem Punkt angekommen, an dem er nur noch zu einem guten Fahrradladen kommen will, egal wie.
    Welche Optionen haben wir noch? Lukas hat einen Schlauch mit 27,5 Zoll, aber der ist zu breit. Wir nehmen also das Tape und den Flicken ab und verwenden einen Flicken von uns. Leider klappt auch das nicht. Weil Noel seit seinem Start schon eine Meb nge Platten hatte, hat er sich in Kasachstan informiert, welche DIY (Do It Yourself) Möglichkeiten es gibt einen Platten zu "flicken". Da wir langsam keine Ideen mehr haben, versuchen wir eine davon. Diese besteht darin, links und rechts des Lochs den Schlauch mit Kabelbindern abzubinden und ihn normal aufzupumpen.
    Erstaunlicherweise hält der Schlauch! Also fahren wir weiter. Der Weg bleibt ein gutes Stück sandig, dann wird der Untergrund fest. Leider ist unser Glück nur von kurzer Dauer. Der Kabelbinder war zu scharfkantig und hat ein weiteres Loch in den Schlauch geschnitten. Also schieben wir mir Noel den restlichen Kilometer bis zu einer Bohrstelle. Zum Glück sins noch Arbeiter vor Ort und bieten an Noel mitzunehmen. Vincent zögert noch, entscheidet sich dann allerdings auch dafür die Chance zu nutzen, denn er möchte im Moment gerade lieber in den Städten Khiva und Bukhara genug Zeit haben, bevor er auch schon weiter nach Tadjikistan auf den Pamir-Highway muss, um das kurze Zeitfenster zu nutzen, in dem er befahrbar ist.
    Wir verabschieden uns also von unseren beiden treuen Begleitern, die wir in Muynaq wieder sehen wollen, und bauen dann zwischen Muscheln ein paar Kilometer weiter unser Zelt auf.
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  • Tag 126: Aralsee bis Muynaq

    23 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach einer ruhigen Nacht packen wir ein und es geht weiter auf recht fest Untergrund. Oftmals müssen wir kurze, sehr sandige Passagen durchqueren, die das ganze Fahrrad durchschütteln, weil der Boden darunter buckelig und hart ist. Nach einigen Kilometern kommen wir in eine Gasbohrsiedlung und könnten über die Straße fluchen. Denn wieder einmal ist die eigebtliche Straße durch den unebenen Asphalt schlechter befahrbar, als der festgefahrene Sand. Unsere Räder haben ganz schön zu kämpfen. Alles knirscht wegen des Sandes und bei jedem Buckel klappern die Räder.
    Nach und nach wird die Straße dann schließlich doch noch besser und wir kommen nach Muynaq, gut müde von der Passage.
    Zuerst geht es zum Schiffsfriedhof, dem alten Hafen des Fischerorts Muynaq. Hier liegen noch die alten Schiffe aus der Zeit, in der noch Fischerei betrieben werden konnte. Es ist ein skurriler Anblick!
    Anschließend machen wir uns auf eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Vincent und Noel werden wir nicht mehr sehen, denn sie haben einen LKW gefunden, der sie mit nach Nukus nimmt, das noch knapp 200 km weiter südlich liegt.
    Das Hostel ist traditionel eingerichtet und sehr gemütlich. Wir haben ein Vierbettzimmer für uns alleine, können uns endlich mal wieder duschen und reparieren die Fahrräder. Ich wechsle den Mantrl meines Hinterrads, da der Schlauch nun doch heraus schaut und ziehe die Schrauben fest, die deutlich lockerer sind. Lukas sieht, dass durch die Strapazen sein vorderer Gepäckträger gebrochen ist. Da hilft nur eine Schelle, mit der er ihn vorübergehend befestigt. Mit einem Gartenschlauch dürfen wir die Räder noch vom Sand befreien, die es bitter nötig haben.
    Dann lassen wir den Tag noch ausklingen.
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  • Tag 127: Muynaq bis Ktay

    24 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir frühstücken auf dem Zimmer und fahren dann los. Im Ort sind die Straßen neu und sehr gut befahrbar. Außerhalb wechselt sich die Straße teilweise mit kurzen, sehr buckeligen Abschnitten ab. Allgemein sind wir aber recht zufrieden. Endlich rollt es mal wieder und wir müssen nicht durch hohen Sand schieben.
    Wir machen eine kleine Pause an einer Moschee und kommen dann so langsam wieder Richtung Hauptstraßs, die wir drei Tage zuvor verlassen haben.
    Immer wieder überqueren wir kleine Kanäle, die das Problem des Aralsees unter anderem hervorgerufen haben, denn über sie wird das Wasser abgeleitet, das normalerweise in den See hätte fließen sollen. In den Kanälen schwimmen häufig Jungs. Nur Jungs, denn Mädchen dürfen hier nicht vor Männern beziehungsweise Jungen schwimmen.
    Wir kaufen an einem kleinen Laden ein, essen ein Eis (es schmeckt ganz gut, aber nicht wie zu Hause) und fahren ein Stück über die jetzt deutlich bessere Hauptstraße. Etwas abseits neben einem Feld bauen wir das Zelt auf, kochen und legen uns dann schlafen.
    Anfangs sind wir leicht beunruhigt, weil ein Feld weiter ein Feuer angesteckt wurde, aber niemand zu sehen ist. Tatsächlich geht es aber nach kurzer Zeit aus und wir schlafen ein.
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  • Tag 128: Ktay bis Nukus

    25 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir wachen auf. Bevor wir zum Frühstück kommen, beginnen schon drei Frauen auf "unserem" Feld mit kurzen Hacken den Boden zu lockern. Sie tragen Hosen, Jacken, darüber Röcke, Hüte und Tücher, um das Gesicht gegen die Sonne zu schützen. Sie halten sich sehr bedeckt und gehen nicht auf uns zu. Als wir dann aber aufbrechen sind sie so nett und freuen sich, uns getroffen zu haben. Das ist die Gastfreundschaft: Wir schlafen bei ihnen auf dem Feld, behindern sie ein wenig bei der Arbeit und sie freuen sich einfach nur, dass wir hier sind!
    Die Fahrt ist relativ ereignislos. In Nukus fahren wir zu Nora, unserem WarmShowers Host für die Nacht. Sie (aus Amsterdam) und ihr Mann (aus Deutschland) leben seit zwei Jahren hier in der Landwirtschaftsentwicklung (oder so ähnlich). Sie hostet momentan noch zwei Mädels aus Wien und München, die wie wir im Februar gestartet sind und zum Pamir-Highway möchten. Die beiden erzählen uns von Sam, mit dem sie den Aralsee durchquert haben, und Vincent und Noel, die eine Nacht zuvor hier übernachtet haben. So klein ist doch die Fahrradwelt, beziehungsweise die möglichen Routen hier. :)
    Lukas und ich gehen am Abend noch durch Nukus, kaufen ein und essen leckere "Kartoshka Somsa", Teigtaschen, die hier ausnahmsweise mit Kartoffeln (Kartoshka) statt mit Fleisch gefüllt sind.
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  • Tag 129: Nukus bis Karatau

    26 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 35 °C

    Wir gehen es gemütlich an und fahren dann noch zu den von Nora empfohlenen Fahrradläden. Leider kann man sich diese Läden nicht wie bei uns vorstellen. Sie haben ein paar Ersatzteile und Mäntel, aber für einen Reiseradler leider nichts passendes, wenn man ein bisschen auf Qualität achtet. Also muss bei Lukas erstmal die Schelle am Gepäckträger ausreichen.
    Es geht aus Nukus raus und wieder auf die Hauptstraße, die teilweise sehr gut, teilweise aber auch umso schlechter ist, aber damit haben wir uns mitlerweile abgefunden.
    Wieder liegt rechts und links von uns Steppe soweit das Auge reicht.
    Von Noel haben wir einen Tipp etwas abseits der Straße bekommen. Hier soll eine alte Festung aus der Hochphase der Seidenstraße liegen. Dem Rat folgend fahren wir also nach einigen Kilometern von der Straße ab und den beschwerlichen Schotterweg entlang.
    Ein Auto kommt entgegen und der junge Mann versucht mit uns zu sprechen. Da wir kein Russisch und er kein Englisch versteht, ist das gar nicht so leicht. Was wir am Ende allerdings verstehen ist, dass er uns zu sich nach Hause einlädt. Dieser Einladung kommen wir nach und fahren die restlichen Kilometer in den Ort.
    An seinem Haus angekommen werden wir direkt zu Tee gebeten. Der wird traditionell am Boden getrunken. Zum Tee bekommen wir noch Brot, Nüsse, Rosinen und Süßes. Wir trinken und essen mit Elmurat, dem jungen Mann (er ist 26), seiner Schwester Diyana (14 Jahre), einem Nachbarsmädchen und Elmurats Sohn (2 Jahre). Wir kommunizieren mit den wenigen Worten, die wir kennen und mit dem Handy, was allerdings weniger klappt.
    Bei Dunkelheit machen wir dann noch einen kleinen Spaziergang. Um genau zu sein gehen wir hinaus und Diyana und die Nachbarin (13 Jahre) nehmen mich je an einer Hand und laufen mit mir zum nächsten kleinen Markt. Dort wollen sie mir unbedingt ein Eis kaufen. Dann gehen wir wieder ins Haus.
    Am Tisch esse ich dann das Eis (Lukas bekommt natürlich auch etwas ab) und dann wird auch schon der nächste Gang aufgetischt, allerdings nicht ohne noch einen Tisch anzubauen. Es gibt Kartoffeln, Fleisch, Brot, Nüsse, Tee, Rosinen, Kekse, Süßes und Salat. Allerdings essen wir nicht alleine. Nein, nach und nach kommen noch Nachbarn und Freunde dazu und fangen an zu singen und tanzen. Es ist wirklich ein Erlebnis von ganz besonderer Art!
    Als wir denken, der Abend sei zu Ende, da alle aufstehen, werden wir vom Gegenteil überzeugt. Zu siebt sitzen wir kurze Zeit später in Elmurats kleinem Auto. Die Rückbank ist ausgebaut, weshalb wir auf dem hartem Plastik darunter sitzen, den Gastank im Rücken.
    Bei Dunkelheit geht es aus dem Ort hinaus und hinunter zum Amudarya. Dann sollen wir aussteigen. Elmurat bleibt alleine im Wagen sitzen und lenkt über die für schwimmende Brücke, der Rest läuft.
    Ich habe natürlich wieder zwei Mädels, Diyana und jetzt die 17-jährige Banu an je einer Hand, Lukas muss alleine gehen. Auf der anderen Seite angekommen sind wir in einer Bar, die direkt am Flussufer kleine Unterstände und Sitzmöglichkeiten hat.
    Wir setzen uns alle hin. Dann wird Fisch aufgetischt, Bier in Mengen serviert und Fanta. Lukas kommt nicht drum herum mit einer der Frauen (sie ist 7 Jahre älter als er) mit mehreren Gläsern Bier um die Wette zu trinken.
    Wir sind überrascht von der Offenheit dieses doch muslimischen Landes!
    Weit nach Mitternacht geht es dann zurück. Erst wieder zu Fuß über die Brücke, wobei ich bei dem ein oder anderen befürchte, dass er oder sie es nicht trocken auf die andere Seite schafft, und dann zurück ins Auto.
    Bei Elmurat angekommen geht es wieder zurück an den Tisch, an dem wir zuvor schon gegessen hatten. Wieder wird Bier eingeschenkt. Lukas und ich sind mitlerweile schon unfassbar müde, während die anderen wahrscheinlich noch Stunden weiter machen könnten.
    So gegen halb 2 drängt uns Lukas' Trinkpartnerin dann dazu, uns neben dem Tisch auf die ausgelegten Matten zu legen. Generell fällt uns auf, dass sie scheinbar einiges zu sagen hat. Wir legen uns also hin. Ab dem Moment bin ich eingeschlafen, so übermüdet war ich.
    Lukas hat mir dann noch am nächsten Tag erzählt, dass es noch bestimmt eine Stunde so weiter gegangen ist, bevor auch er sich ernsthaft hingelegt hat. Die anderen haben allerdings noch eine Weile weitergemacht und keinerlei Anstalten gemacht etwas leiser miteinander zu sprechen. Das ist, wie wir in Kasachstan schon gemerkt haben, wohl hier nicht üblich.
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  • Tag 130: Karatau bis Neben der Straße

    27 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 35 °C

    Morgens werden wir langsam wach. Ausgeschlafen ist wahrlich etwas anderes!
    Die Frauen des Hauses sind schon unterwegs, haben uns aber glücklicherweise noch schlafen lassen. Immer noch in den Fahrradklamotten brauche ich mich gar nicht umzuziehen. Diyana kommt herein, merkt dass wir wach sind und ist direkt wieder fokussiert auf mich. Ich frage nach der Toilette und sie bietet sich an, sie mir zu zeigen. Wieder nimmt sie mich an die Hand und leitet mich 10 m hinter dem Haus zu einem Bretterverschlag mit Loch im Boden. Entgegen aller Erwartungen setzt sie sich allerdings selbstverständlich vor den Bretterverschlag bis ich wieder heraus komme. Privatsphäre wird hier wohl auch anders angesehen!
    An der Hand wieder zurück geführt bekommen wir Tee, Brot, Nüsse, Süßes, Salat und Spiegeleier. Elmurat schläft noch, seine Frau ist aber wieder einmal auf den Beinen und versorgt uns. Helfen darf ich nicht, meint Diyana zu mir, nachdem ich sie frage.
    Als Elmurat dann heraus kommt und auch gegessen hat, will er uns unbedingt zu der Festung bringen, wegen der wir überhaupt erst hier her gefahren sind. Elmurat, sein zweijähriger Sohn Sauirxan, Diyana, die Nachbarin (ich habe mir ihren Namen leider nicht aufgeschrieben) und wir steigen also wieder in das Auto ohne Rückbank ein und fahren zu der Festung. Anschnallgurte gibt es selbstverständlich nicht und der kleine Sauirxan klettert am Amaturenbrett herum und darf nur ein wenig von Lukas gehalten werden, der jetzt vorne sitzt.
    An der Festungsmauer, dem einzig erhaltenen Teil, steigen wir aus. Die Mädels führen mich direkt zur Mauer und sagen immer wieder "Foto, Foto". Wir reichen ihnen unsere Handys und sie knipsen munter drauf los.
    Im Gemäuer haben sich viele Wespen eingenistet vor denen uns die Mädels ständig warnen, damit wir bloß nicht gestochen werden.
    Es geht wieder zurück ins Auto. Diyana deutet mir mit Händen und ein paar Worten an, ob wir nicht schwimmen gehen wollen. Wir haben nichts zum Schwimmen dabei, aber die anderen ja auch nicht. Also stimmen wir zu und fahren zum Amudarya.
    Elmurat legt bis auf die Unterwäsche alles ab und deutet Lukas an ihm zu folgen. Schnell wird mir bewusst, dass mit dem Schwimmen nur die Männer gemeint sind. Die Mädels setzen sich ans Flussufer und warten geduldig. Im ersten Moment verspüre ich ein bisschen Neid. Warum dürfen die Männer bei der Hitze ins Wasser, Frauen und Mädchen aber nicht?
    Als ich dann aber die Brühe, in der die beiden stehen, genauer betrachte, ist der Neid schnell verflogen. Mit etwas angeekeltem Ausdruck folgt Lukas unserem Gastgeber in den Fluss und meint direkt: "Sei froh, dass du nicht rein darfst. Es stinkt!"
    Verwunderlich ist das eigentlich nicht, da nicht weit entfernt ein Zementwerk am Flussufer steht und sicherlich auch andere Abfälle in den Fluss geleitet werden. Die beiden versuchen ein wenig gegen die Strömung anzuschwimmen und ich hoffe nur, dass es nicht nötig wird einen der beiden aus der Brühe retten zu müssen.
    Gerade denke ich, dass sie wieder ans Ufer kommen, als Elmurat auch mit dem Kopf unter Wasser taucht und danach Lukas (er ruft immer "Lux, Lux") dazu ermutigt, ebenfalls unter Wasser zu tauchen. Mit Widerstreben leistet Lukas den Worten Folge und taucht unter Wasser, jedoch nicht ohne dauerhaft auszuatmen, damit ja nichts von dem Wasser in Mund oder Nase gerät.
    Dann stehen die Mädels auf und deuten mir an, dass wir im Auto warten sollten bis sich die Männer umgezogen haben. Das tun wir dann auch und ich lenke noch ein bisschen den kleinen Saurixan ab, damit er nicht zu sehr nach seinem Papa ruft.
    Als wir alle wieder im Auto sitzen, geht es über die Holperpiste zurück zum Haus. Dort steigen wir aus und setzen uns erneut um den kleinen Tisch im "Wohnzimmer" herum. Wieder bekommen wir Tee und Brot.
    Jetzt ist es an der Zeit für einen Mittagsschlaf, meint Elmurat. Was der Gastgeber und Hausherr sagt, wird getan. Wir legen uns wieder im "Wohnzimmer" hin, die Klimaanlage wird für uns angeschaltet (sonst ist es einfach zu warm) und im Haus wird es leiser. Tatsächlich können wir sehr gut schlafen und zumindest ein pasr Stunden der Nacht nachholen.
    Danach gibt es wieder einmal etwas zu Essen und diesmal sogar noch eine Nudel-Kartoffelsuppe.
    Zum ersten Mal setzt sich Ayxan, Elmurats 20-jährige Frau, zu uns, allerdings nur, um die Kinder zu füttern. Zu unserer großen Verwunderung stillt sie tatsächlich auch den Jüngeren vor unseren Augen und dreht sich nur leicht weg. Wieder etwas, das wir in einem muslimischen Land nicht gedacht hätten.
    Erneut versuchen wir das Handy zu nutzen, um etwas mehr über unsere Gastgeber zu erfahren. Wir geben Fragen auf Englisch ein, sie werden übersetzt und reichen das Handy an Elmurat weiter. Dieser versucht den Text mit Mühe zu entziffern und gibt das Handy dann nach dem vergeblichen Versuch an Ayxan weiter. Diese wirft einen kurzen Blick auf den Text, tippt auf usbekisch etwas ein und gibt uns das Handy mit vollkommen verständlicher Antwort zurück. Das wiederholt sich noch einige Male und immer wieder gibt sie den Text ein und wir erhalten die perfekt verständliche Antwort. Erst im Nachhinein kamen wir dann darauf, dass sie vermutlich die Einzige in dem Haushalt ist, die vernünftig lesen und schreiben kann und der Übersetzer das "Schreiben nach Gehör" von unserem Gastgeber und Diyana nicht erkannt hat.
    Wir erfahren nun, dass Elmurat jeweils 4 Monate in Almaty (Kasachstan) auf dem Bau arbeitet und dann nur für einen Monat wieder nach Hause kommt. Auch sein Vater, den wir nicht kennen gelernt haben, arbeitet momentan auf dem Bau und kommt auch nicht häufiger nach Hause. Auch Ayxan fragen wir woher sie stammt und ob sie schonmal außerhalb von Usbekistan war. Sowohl Elmurat als auch seine Frau stammen beide aus dem selben Ort und Ayxan hat tatsächlich auch schon Kasachstan besucht. Wir sind so froh, dass wir endlich etwas besser kommunizieren können und sind gleichzeitig so interessiert an dieser Familie, dass wir erst etwas spät merken, dass Elmurat dazu drängt uns mit dem Auto aus dem Dorf zu geleiten.
    Sowohl Diyana, Ayxan und Ulbolsin (Diyana und Elmurats Mutter, 49 Jahre, aber schon schwer gezeichnet von der harten Arbeit) bitten uns, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Zum einen wollen wir auch wegen des Visums weiter und zum anderen merken wir nun mehr und mehr, dass Elmurat möchte, dass wir gehen.
    Wir machen noch zum Abschied ein paar Bilder mit den Frauen des Hauses, da Elmurat schon ungeduldig im Auto wartet.
    Wir verabschieden uns und fahren Elmurat hinterher, bis wir eine Kreuzung erreichen. Hier deutet er uns noch den weiteren Weg an und verabschiedet sich dann sehr freundlich.
    Dem Schotterweg folgend fahren wir immer weiter aus dem Ort hinaus und lassen uns das Erlebte nochmal durch den Kopf gehen. Vermutlich war es dem Hausherr nicht ganz recht, dass wir seiner Frau so viele Fragen gestellt haben, beziehungsweise dass sie diejenige war, die uns antworten konnte und er nicht. Hier haben wir noch eine ganz andere Welt kennen gelernt, die noch klare Rollenbilder vertritt.
    Wir fahren auf der recht schlechten Straße zurück auf die nicht gerade bessere Hauptstraße und folgen dieser noch eine ganze Weile. Direkt wird uns wieder bewusst, wie laut und nervend die Autos sind, die pausenlos ihr Hupkonzert neben uns veranstalten. Natürlich kommen wir auch nicht um ein weiteres Foto mit einigen Usbeken herum, die am Straßenrand halten.
    Wir fahren noch ein Stück und schlagen dann hinter einem Hügel neben der Straße das Zelt auf. Wirklich leise ist es nicht, aber die Müdigkeit lässt uns trotzdem bald schlafen.
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  • Tag 131: Neben der Straße bis Urgench

    28 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 34 °C

    Wieder einmal zu laut und nicht wirklich kühl genug war die Nacht. Wir frühstücken im Zelt, weil es draußen einfach zu windig ist.
    Dann muss nur noch das Zelt ausgeschüttelt und abgebaut werden. Gar nicht so leicht bei dem Wind! Lukas gibt sich alle Mühe auch noch den letzten Sand aus den Ecken zu bekommen. :D
    Wir schieben zurück auf die Straße und fahren gegen den Wind weiter zu den Festungsanlagen, die wir noch sehen wollten. Qyzyl Kala ist die erste, die wir erreichen. Von außen ist diese restauriert und sieht prächtig aus. Wir können uns gut vorstellen, welche Bedeutung sie in der damaligen Zeit hatte. Der innere Bereich ist etwas weniger gut erhalten, aber zeugt noch von einer interessanten Geschichte.
    Wir folgen der Straße und fahren weiter zur Toprak Kala, der bedeutendsten der noch erhaltenen Kalas. Die damalige Stadt wird auf das 2. Jahrhundert datiert und stammt aus einem mitteliranischen (dem choresmischen) Königreich.
    Da es wieder einmal sehr heiß ist, habe ich nicht wenig zu kämpfen und kann die Kalas leider nicht in gleichem Maße genießen wie Lukas.
    In Boston gehen wir in einem etwas besseren Restaurant essen. Wir bestellen Salat, Brot, Tee, eine Suppe mit Tortellini, gegrilltes Gemüse und Kartoffeln. Da wir Hunger haben beginnen wir schon mit dem Salat, dem Brot und der Suppe und warten nicht ab, bis alles auf dem Tisch steht. Die Tortellinis sind mit Fleisch gefüllt, weshalb Lukas diese alleine isst. Als wir alles auf dem Tisch gegessen haben wundern wir uns dann doch, wo das Gemüse und die Kartoffeln bleiben. Also geht Lukas nochmal mit der Speisekarte (ja, es gab tatsächlich ausnahmsweise eine Speisekarte!) zum Kellner. Dieser ist ganz verwundert und antwortet mit dem Finger auf den beiden fehlenden Gerichten: "No, we don't have.". Das gleiche antwortet er dann auch, als Lukas auf jegliche andere Beilagen deutet. Das einzige Essen, das sie noch haben sind jegliche Fleischgerichte. Dann war es das wohl mit unserer Mittagspause.
    Wir fahren weiter und haben jetzt endlich wieder den Wind im Rücken. Direkt wird das Fahren wieder leichter und auch die gute Straße trägt dazu bei.
    Wir kommen gut voran und finden am Abend zwischen ein paar Reisfeldern einen Zeltplatz, nachdem wir zuvor noch zwei kleine Flaschen Cola geschenkt bekommen haben.
    Wir bauen das Zelt auf und fragen noch einen benachbarten Bauern, ob das ok ist. Wieder einmal ist es kein Problem.
    Lukas klagt ab dem Zeitpunkt immer mehr von Übelkeit, Bauchschmerzen und generellem Unwohlsein. Ich versuche mich deshalb das erste Mal am Benzinkocher, was aber dann problemlos funktioniert.
    Ein weiterer Reisbauer macht am Abend noch seine Kontrollfahrt mit dem Fahrrad, sieht uns und kommt interessiert auf uns zu. Obwohl es Lukas mitlerweile immer schlechter geht, führt er mit dem jungen Mann das Gespräch mithilfe des Handys. Er lädt uns ein in sein Haus zu kommen, damit wir nicht hier zelten müssen.
    Dieser netten Geste dankbar, lehnen wir allerdings dann doch ab, da Lukas mit seinen nun fortgeschrittenen Magen-Darm-Beschwerden den Zeltplatz einem unbekannten Haus mit vermutlich weit entfernter Toilette doch vorzieht.
    Leider geht es Lukas im Laufe des Abends nicht besser und auch mich zwingen die sich zwischen den Reisfeldern äußerst wohl fühlenden Schnaken ins Zelt.
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  • Tag 132: Urgench bis Khiva

    29 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ⛅ 36 °C

    Die Nacht war unruhig. Ausnahmsweise war es zwar nicht so warm, allerdings musste Lukas mehrmals aus dem Zelt, was zur Folge hatte, das wir den Schwarm an Schnaken erstmal wieder fangen mussten, die in der kurzen Zeit ins Zelt kamen.
    Zum Glück sind es nur noch 40 Kilometer nach Khiva, weshalb wir uns dazu entscheiden trotz des Unwohlseins nach Khiva zu fahren. Die Straße ist zum Glück gut, aber Lukas muss alle Kraft sammeln, um die Strecke zu fahren. Wir kommen immer wieder vorbei an Reisfeldern, auf denen Duzende arbeiten.
    In Khiva angekommen suchen wir das erste Hotel auf, das wir und schon vorher auf Booking herausgesucht haben, handeln noch ein bisschen den Preis herunter und beziehen dann das Zimmer. Während Lukas sich ausruht gehe ich noch einkaufen.
    Dann ruhen wir uns beide aus, weil auch mich die Fahrt durch die Hitze ziemlich müde gemacht hat.
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  • Tag 133 bis 136: Khiva

    30 giugno 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 37 °C

    In Khiva ergeht es uns beiden leider nicht so gut. Nachdem Lukas am nächsten Tag wieder etwas fitter wird, bekomme dann auch ich Magen-Darm, weshalb wir insgesamt fünf Nächte im Hotel bleiben müssen.
    Auch wenn es im Allgemeinen ein schönes und vor allem innerhalb der Mauern sehr gut gelegenes Hotel ist, wird es mit dem Besitzer nach und nach etwas anstrengender. Obwohl er es sicherlich nett meint, sind wir doch etwas perplex, als er teilweise abends um 23 Uhr und dann wieder morgens um 7 Uhr penetrant an unsere Tür klopft um zu fragen, ob wir das Frühstück auch eine Viertelstunde früher nehmen können. Meistens blieb es nicht bei einer Frage, was etwas störend ist, wenn man Bettruhe braucht.

    Tatsächlich haben wir in unserem Hotel auch wieder Franzosen mit Fahrrädern getroffen, die uns schon in Kappadokien begegnet sind. Wieder einmal wird uns bewusst, wie klein die Fahrradwelt ist.
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  • Ergänzung: Khiva

    1 luglio 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 38 °C

    Khiva, eine Stadt, die bereits von Mongolen und Persern besetzt wurde, ist in ihrer Art einmalig. Eine orientalische Stadt innerhalb der erneuerten Stadtmauern, die uns den Flair von "Tausend und einer Nacht" vermittelt. 1220 haben Dschingis Khans Truppen die Stadt erobert und weitestgehend zerstört. Nach dem Wiederaufbau und der erneuten Eroberung durch Dschingis Khans Nachfolger und heutigem Nationalhelden Amir Timur, wurde Khiva 1740 durch den persischen Schah Nadir erobert und zerstört und erst nach Jahrzehnten wieder aufgebaut.
    Sie ist der Ursprung des Seiltanzes und Holzschnitzereien haben hier eine lange Tradition. Karawanen diente Khiva als Raststätte auf ihrem langen und beschwerlichen Weg durch die teils unbarmherzige Landschaft.
    Obwohl die Stadt recht klein ist begeben wir uns auf eine Zeitreise, indem wir durch die alten Straßen spazieren, orientalischer Musik lauschen und uns vorstellen, wie das Leben damals abgelaufen sein mag.
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  • Tag 137: Khiva bis Rand Kyzylkum-Wüste

    4 luglio 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 36 °C

    Endlich geht es auch mir wieder besser und wir können nach der langen Pause weiter. Nachdem wir ausgeschlafen haben packen wir gemütlich zusammen und fahren aus Khiva raus. Es geht wieder vorbei an zahlreichen Reisfeldern auf denen fleißig gearbeitet wird.
    Vor uns liegt wieder ein Wüstenabschnitt der sich über knapp 300 km dahin zieht. Die Kyzylkm, die rote Wüste, ist nur eine der zahlreichen Wüsten und Steppen des Landes und bedeckt ein Fünftel des Landes.
    Nach Khiva zeigt sich die Landschaft zunächst noch abwechslungsreich. Die Straße, der wir folgen, verläuft zwischen Feldern, quert kleine Kanäle und ist dank des Amudarya von Bäumen umgeben.
    Am Abend erreichen wir das Ende der Oasenlandschaft und den Rand der Kyzylkum, die uns anders als die Wüstenlandschaften zuvor direkt mit einem sehr sandigen Boden überrascht, auf dem wir unser Zelt aufstellen müssen. Das hat natürlich auch zur Folge, dass kurze Zeit später alles von einem leichten Sandfilm bedeckt ist und auch beim Kochen der Sand nicht aus dem Topf zu halten ist.
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  • Tag 138: Rand Kyzylkum bis In der Wüste

    5 luglio 2023, Uzbekistan ⋅ ⛅ 35 °C

    Spätestens um 7 Uhr müssen wir aus dem Zelt, dann ist es nicht mehr auszuhalten. Was normalerweise kein Problem ist, sorgt bei uns schon seit einer Weile dazu, dass wir im Zelt nicht genug Schlaf bekommen. Denn wenn wir abends ins Zelt gehen scheint zwar nicht mehr die Sonne, aber kühl ist es trotzdem nicht. Und so schwitzen wir am Abend oft noch, verfallen nur in einen leichten Schlaf und können teils erst ab 3 Uhr nachts wirklich ohne Unterbrechung durchschlafen.
    Das war wieder einmal so eine Nacht. Morgens wird es schon sehr schnell heiß, wir frühstücken und machen uns auf den Weg.
    Nach wenigen Kilometern kommen wir auf die Hauptstraße zurück, die Nukus direkt mit Bukhara verbindet. Schon seit Tagen mache ich mir Gedanken, wie die Straße durch die Wüste wohl sein mag. Während die Lebensmittelversorgung unterwegs wohl im Vergleich zu anderen Abschnitten zuvor recht gut sein soll, wird in Berichten teils von den schlechten Straßen erzählt.
    Als wir die Straße erreichen rechne ich mit allem - nur nicht dem.
    Vor uns liegt eine vierspurige betonierte Straße mit immerhin kleinem Seitenstreifen, auf der nicht allzu viel Verkehr ist. Was zu Hause vielleicht noch als eher schlechtere Straße betrachtet wird, ist hier ein wahres Geschenk! Ohne Schlaglöcher und mit Abstand zu den vorbeifahrenden Autos können wir also unseren Weg durch die Kyzylkum antreten. China sei Dank! Und zu allem Überfluss haben wir auch noch starken Rückenwind.
    10 km, 20 km, 30 km, es geht wirklich gut voran. Unfassbar, was doch eine gute Straße und Wind aus der richtigen Richtung ändern kann.
    Wir fahren, hören wieder Hörbücher, weil wir uns dann doch nicht unterhalten können und werden von einem Transporter mit Kühlund überholt, der etwa 500 m vor uns hält - ohne zu hupen!
    Als wir näher kommen, sehen wir schon, dass der Fahrer aussteigt und mit Kamera vor den Augen auf uns zukommt. Dann wird uns klar: Der Transporter ist ein Wohnmobil und das kommt aus China! Verrückt! Jetzt sind wir schon so weit gefahren, dass wir chinesische Autos antreffen!
    Als wir den Camper erreichen steht der Mann mit Kamera und seine Frau vor uns. Mit Gesten fragen sie, ob wir ein Bild machen können und bevor wir überhaupt reagieren können, steht schon die Frau zwischen uns und der Mann knipst munter drauf los. Dann wird noch gewechselt. Wir versuchen noch herauszufinden, woher sie genau kommen. Allerdings sprechen wir vermutlich die Orte immer falsch aus und letztendlich einigen wir uns auf Peking. Ein wenig ahnen wir nach diesem Treffen schon, wie unser Fahrradalltag in China aussehen wird.
    Es geht weiter und nach einer Weile sehen wir, dass hinter uns ein Sandsturm aufzieht. In den Himmel türmen sich dunkle Wolken auf und die Luft darunter ist grau und voller Sand. Zu unserem Glück sind wir nicht weit entfernt von ein paar Häusern und entdecken auch direkt eine Bushaltestelle (sieht eher aus wie ein Stall), unter der wir Unterschlupf finden. Kurz danach geht es dann los. Um uns herum fegt der Sand über den Boden und sobald wir den Mund aufmachen knirscht es zwischen den Zähnen. Es fallen nur ein paar Tropfen, ansonsten ist es trocken. Der Sturm hält eine Weile an, danach ist es wieder ruhiger.
    Wir fahren weiter und erreichen nach 153 km, unserem Rekord der Reise, unseren Zeltplatz für die Nacht.
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  • Tag 139: In der Wüste bis In der Wüste 2

    6 luglio 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 35 °C

    Der nächste Tag verläuft etwas weniger abwechslungsreich. Wir folgen wieder der betonierten Straße und haben noch immer Rückenwind, diesmal allerdings nicht mehr ganz so stark. Vor uns liegt noch immer eine weite Fläche, die sich im Laufe des Tages nicht groß ändert.
    Am Mittag erreichen wir einen Laden, decken uns noch mit ein paar Eiern ein und kochen diese direkt. Auch wenn sich manchmal tagelang landschaftlich nicht viel ändert, solche kleinen Dinge, wie gekochte Eier zum Mittagessen, sind dann ein absolutes Highlight.
    Am Nachmittag habe ich dann die Befürchtung, unser Glück mit guter Straße und Rückenwind sei vorbei. Der Wind bläst zwar immer noch aus der richtigen Richtung, aber die Straße ist katastrophal. Hier können wir gut sehen, wie die alte Straße ausgesehen haben muss, bevor China das Projekt der Neuen Seidenstraße angegangen ist.
    Am Abend finden wir einen sandigen, aber doch recht schönen Zeltplatz etwas entfernt von der lauten Straße. Als wir aufgebaut haben und Lukas gerade anfängt zu kochen, zieht eine kleine Wolke über uns, die nochmal aufgewirbelten Sand und ein paar Tropfen bringt. Sicherheitshalber halte ich mal unser Zelt fest. Die Wolke ist schnell vorbei und danach zeigt sich uns noch ein schöner Regenbogen, während wir beim Sonnenuntergang zu Abend essen.
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  • Tag 140: In der Wüste 2 bis Bukhara

    7 luglio 2023, Uzbekistan ⋅ ☀️ 37 °C

    Heute haben wir nur noch 60 km zu fahren bevor wir die alte Stadt Bukhara an der ehemaligen Seidenstraße erreichen. 20 km geht es noch durch die Wüste, dann fahren wir wieder an Feldern und kleinen Orten vorbei.
    Wir suchen uns eine Unterkunft und werden auch schnell fündig. Bevor wir überhaupt unser Zimmer bezogen haben, werden wir erstmal mit Melone, Brot, Tee und Baqalajon versorgt, das die beiden Besitzer für sich selbst zubereitet haben. Baqalajon (usbekisch: Aubergine) ist angebratene Aubergine, Paprikastreifen und Tomate mit Knoblauch und vermutlich anderer Gewürze. Es ist das Beste, das ich seit Tagen, wenn nicht sogar Wochen gegessen habe!
    Bevor wir in die Stadt gehen, sollen wir der Frau und ihrem Mann noch versprechen, dass wir nichts auswärts essen, sondern am Abend mit ihnen gemeinsam essen, während er (ehemaliger Musiklehrer an einer Uni, der schon Auftritte in Europa hatte) uns etwas vorspielt.
    Dieses Versprechen fällt uns nicht schwer und so machen wir uns auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, die uns überwältigen.
    Dennoch bleibt Khiva im Gesamtbild unser Favorit, da die Stadt durch ihre Mauer und die Enge ein ganz eigenes Flair austrahlt.
    Am Abend sitzen wir dann mit unseren Gastgebern beisammen, essen und lauschen der Musik unseres Gastgebers. Extra für mich hat er nochmal Baqalajon gemacht, weil ich das am Mittag so lecker fand und er etwas Vegetarisches für mich machen wollte.
    Nach dem Essen gehen wir dann nochmal gemütlich auf den Hauptplatz von Bukhara, um das Wahrzeichen der Stadt im Glanz zu sehen und das Treiben zu beobachten.
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