Eine kleine Welt-Reise

februari 2023 - juli 2025
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Mit Radlust unterwegs Richtung Osten. Läs mer
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    Ein Kollege, quasi :DEine der zahlreichen Ölpumpen der Region.Kamelspuren neben der StraßeAußer in Hotels sehen hier alle Toiletten so oder ähnlich aus.

    Tag 116: Zhanaozen bis Shopan Ata

    13 juni 2023, Kazakstan ⋅ ☀️ 38 °C

    Die Nacht war leider wieder einmal nicht sehr entspannend, denn es war einfach viel zu warm im Haus. Wir frühstücken, kaufen beim nächsten Laden noch ein und dann geht es 20 km bei Seitwind zum nächstgelegenen Ort. Immer wieder sehen wir Pferdeherden und Kamele. Heute macht es das erste Mal in Kasachstan wirklich Spaß, da wir nicht mehr so fest eintreten müssen.
    Im Ort angekommen machen wir am Supermarkt halt und essen die Reste der gestern gekauften Wassermelone und die zu einem Ball zusammengeschmolzene Schokolade, die wir geschenkt bekommen haben. Wieder einmal bekommen wir etwas geschenkt, diesmal von einer Kundin, die uns eine Art Milchreis im Glas raus bringt. Da dies über 500g wiegt und wir neben den ganzen Vorräten wirklich nicht mehr mitnehmen können (geschweige denn, dass er sich in der Hitze hält), geben wir das Glas wieder an den Laden zurück. Allerdings darf Lukas es nicht abgeben, ohne von der Verkäuferin wiederum ein Geschenk anzunehmen. Dieses ist Käse (der aussieht wie Teig) von Kamelen. Gegorener Kamelkäse, um genauer zu sein. Interessiert an dessen Geschmack probiere ich einen Finger davon (wie gesagt, die Konsistenz wie Teig). Während Lukas der Käse noch einigermaßen schmeckt habe ich in meinen 26 Jahren vermutlich nichts Unappetittlicheres gegessen, so übersäuert ist er.

    Mit insgesamt 30 Litern Wasser und Essensvorräten brechen wir nun unseren bisher längsten Abschnitt ohne Supermärkte an. Der nächste Supermarkt liegt laut Karte in etwa 200 km Entfernung. Wasser soll es an zwei Wallfahrtsorten auf dem Weg geben. Wir sind gespannt, inwieweit das stimmt, denn wenn wir nicht beim ersten Wallfahrtsort Wasser auffüllen können müssen wir umkehren, denn mit den 30 Litern kommen wir gerade so über zwei Tage hinweg, da wir bei der Hitze pro Tag zusammen 15 Liter Wasser verbrauchen.
    Mit einem ganz neuen Gefühl brechen wir also auf. Wir fahren mit wechselnden Winden durch eine lange Senke. Autos fahren hier nun deutlich weniger.
    Die Bergkämme, die sich nun am Ende der Senke vor uns auftun sind beeindruckend, aber nach drei Tagen ohne jegliche Veränderung bis zum Horizont ist vermutlich alles spannend.
    Schon recht früh kommen wir an dem ersten Wallfahrtsort "Shopan Ata" an. Von der Hitze müde hoffen wir hier auf ein wenig Ruhe und Abkühlung.
    Auf dem Parkplatz davor stehen vier Jeeps von Touristen, die die Wallfahrtsorte abfahren. Eine Frau aus der kasachischen Hauptstadt Astana spricht und in perfektem Englisch an. Mit ihrer Hilfe können wir den Frauen des religiösen Ortes unsere Bitte um Unterkunft für die Nacht mitteilen. Völlig normal ist es hier, wie wir später feststellen, dass Reisende hier eine Nacht übernachten dürfen.
    Direkt werden wir in ein rundes Haus zu Cay, fettiges Fladenbrot und Süßem eingeladen. Wir essen an einem niedrigen Tisch und sitzen im Schneidersitz auf dem Boden. Das ganze Haus ist mit Teppichen ausgelegt und um die Tische herum liegen Matten, um es gemütlicher zu machen. Lukas hat allerdings schwer damit zu kämpfen einigermaßen gemütlich an dem Tisch sitzen zu können.
    Nach und nach kommen immer mal wieder Pilger hinein, essen eine Kleinigkeit, trinken Tee und gehen dann zu den Gebetsstätten weiter. Wir lernen die 12 jährige Aysulu kennen, die ihre Schulferien hier mit ihrer Oma verbringt und die Frauen mit den Gästen unterstützt. Sie spricht ein paar Worte Englisch und ist ein aufgewecktes Mädchen. Was sie nicht mit Worten erklären kann stellt sie mir Keksen und Würfelzucker dar. So erfahren wir beispielsweise von ihr, dass die Schlafräume der Frauen und Männer getrennt sind, jedoch in einem Haus. Um das zu erklären verwendet sie einen Keks, sagt uns, dies sei das Haus, in dem geschlafen wird und bricht ihn in zwei Teile, für die Männer und Frauen. Sehr einfallsreich!
    Unser ehemaliger Plan, ein wenig auszuruhen, noch etwas zu essen und dann tatsächlich zu schlafen, klappt allerdings nicht so gut, denn Aysulu hat uns voll im Griff. Zuerst zeigt sie uns das Grundstück und erklärt, dass draußen und drinnen geschlafen wird. Draußen können aber manchmal Frösche und Schlangen vorbei schauen. Da sie die Worte nicht alle kennt, werden die Tiere verkörpert. Scheu ist sie wirklich nicht. Danach zeigt sie uns das Schlafhaus. Im Frauenschlafraum, ein Raum der außer dem Teppichboden ziemlich leer ist, finden wir eine Schildkröte, die sich hier ein wenig umschaut. Mit Aysulu scherzen wir, ob sie auch wirklich ein Weibchen ist und ob ihr Mann dann wohl im Männerschlafraum ist. In diesem, der ebenfalls leer ist, finden wir allerdings keine Schildkröte mehr. Dafür haben die Männer eine noch funktionierende Klimaanlage im Raum.
    Als wir uns gerade hinlegen wollen bittet uns Aysulu wieder zum Tee. Dieses Mal gibt es noch gekochte Eier dazu und ansonsten wieder das etwas fettige Fladenbrot. Bevor wir wieder hinaus gehen, nehme ich unsere Schüsseln, aus denen hier zu Lande der Tee getrunken wird, und spühle sie über einigen Spühlschüsseln aus. Auch die von Lukas wird mir in die Hand gedrückt, denn er darf als Mann nicht abspühlen.
    Jetzt legen wir uns hin! Dachten wir.
    Stattdessen deutet uns Aysulu an, dass wir rüber in Schlafhaus gehen sollen und sie schleicht sich um die Kameras, die hier zur Sicherheit angebracht sind, herum, damit ihre Oma nicht merkt, dass sie mit uns spricht. Vermutlich soll sie müde Reisende in Ruhe lassen. :D
    Wir setzen uns gemeinsam auf eine Decke, die hier sowohl am Tisch als auch bei Nacht als Unterlage beziehungsweise Matratze dient und erzählen ein bisschen, teils mit Händen und Füßen und teils sann doch mit dem Handy.
    Gegen Abend laufen wir noch zu den Gebetsstätten, die hier in den Berg hinein gehauen wurden. In den Höhlen ist es angenehm kühl und alles ist wieder einmal mit Teppichen ausgelegt. Über den Friedhof, dessen Gräber hier zu Lande aus massiven Gemäuern bestehen, laufen wir zurück, denn es ist doch noch ziemlich warm.
    Jetzt gehen wir schlafen! Wieder Fehlanzeige, denn es gibt zu Ehren der Gäste ein Nationalgericht aus Kartoffeln und Fleisch, das nicht abgelehnt wird. Blöd nur, dass wir bereits bettfertig sind und uns die Zähne geputzt haben. Also wieder umziehen und zurück in das runde Haus.
    Als wir fertig sind nehme ich schon selbstverständlich unsere beiden Teller, wohlwissend, wer abzuspühlen hat. Doch statt unsere Teller über den Spühlschüsseln zu spühlen, bekomme ich einen ganzen Stapel Teller in die Hand gedrückt. Ob das Aysulus Gedanke ist, um nicht den Abwasch alleine machen zu müssen oder ob die so Sitte ist, erfahre ich wohl nie.
    Lukas, der gerne helfen will, muss außerhalb der Küche warten. Aysulu und ich machen beim Abwasch Quatsch, tun so als ob die Teller Lenkräder seien und trotz Übermüdung habe ich meinen Spaß.
    Dann dürfen wir endlich in den Schlafraum. Dies wird die erste Nacht sein, in der wir getrennt schlafen, obwohl wir "verheiratet" sind.
    Im dunklen Raum hole ich mir eine Decke und ein Kissen und lege mich hin. Ich bin gerade am eindösen, da geht die Tür auf, Frauen und Männer kommen nacheinander reingelaufen, um sich ebenfalls Decken und Kissen zu holen und das Licht geht mehrfach an und aus. Rücksicht gegenüber Schlafenden gibt es hier nicht.
    Es ist eine warme Nacht, trotzdem kann ich neben einigen Wachphasen ein wenig schlafen.
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  • Langsam ändert sich die Landschaft
    Eine kleine KaravaneEine Straße bis zum HorizontDie Tiramisu-BergeEin Ausblick wie dieser war die Mühen Wert!Geradewegs hinein - oder doch nicht?Fantastisch!

    Tag 117: Shopan Ata bis Beket Ata

    14 juni 2023, Kazakstan ⋅ ☀️ 38 °C

    Es war warm, aber ansonsten habe ich ganz gut geschlafen. Lukas leider nicht, da noch ein anderer Mann bei ihm geschlafen und ihn durch sein Schnarchen wachgehalten hat. Wir frühstücken auf einer Treppe unser mitgebrachtes Essen. Die meisten schlafen noch. Dann füllen wir noch unsere Flaschen auf, da auf den nächsten 70 Kilometern kein Wasser zu bekommen ist. Alle hier trinken aus ein und demselben Becher, mit dem sie Wasser aus einer Kühlbox schöpfen. Weil wir dem nicht ganz trauen, nachdem wir beide in der Türkei schon Magen-Darm hatten, nutzen wir das erste Mal unseren UV-Filter, um das Wasser verträglicher zu machen.
    Dann geht es los. Die Straße ist gut geteert, aber wir haben ganz schön Gegenwind. Immer wieder treten kleine Sandstürme auf, die aber wenige Meter später wieder in sich zusammen fallen.
    Heute ist es heiß, noch heißer als davor, aber die Anstrengung lohnt sich. Nach 40 km Fahrt erreichen wir einen Aussichtspunkt und wir sind überwältigt! Nach Tagen der Einöde und des selben Ausblicks liegt vor uns nun ein Tal mit einigen Anhöhen, die mit roten Schichten verschiedener Töne durchzogen sind. Oft werden sie auch als Tiramisu-Berge bezeichnet.
    Danach geht es weiter auf der Straße, immer geradeaus. Sie scheint kein Ende zu nehmen. Dann kommen wir an eine Stelle, an der wir von der Straße abzweigen, um einen Blick in ein nahegelegenes Tal zu werfen. Die Fahrt dort hin ist zwar anstrengend, weil der Wind pausenlos bläst, aber der Blick in das langgezogene Tal entschädigt. Kurz darauf können wir noch in ein weiteres Tal blicken.
    Die Sonne brennt unaufhörlich und jeder Meter muss gegen den Wind erkämpft werden. Die Straße lässt auch sehr zu wünschen übrig, denn es gibt nur Wege querfeldein, die mit tiefen Reifenspuren durchzogen sind. Das Auf und Ab kostet vor allem mir sehr viel Kraft, aber am Rand der "Klippen" angekommen, blicken wir auf eine gar endlose Ebene, den Bozzhira-Canyon. Wir sind begeistert! Wären wir der Hauptstraße nach Norden gefolgt, hätten wir eine Woche lang nichts anderes als flache Steppe gesehen.
    Wir fahren die letzten 15 km nach Beket Ata, einer weiteren und bedeutsameren Pilgerstätte für Kasachen. Auf den letzten Metern habe ich gut zu kämpfen. Durch die Hitze und die unruhigen Nächte haben wir wohl nicht die nötige Ruhe bekommen.
    Über den Lieferanteneingang schieben wir die Fahrräder auf den Hof und fragen, ob auch hier eine Schlafmöglichkeit besteht. Direkt werden wir in ein Haus gebeten, die Fahrräder können wir neben dem Haus unter kleine Dächer stellen. Als wir einen geeigneten Platz suchen, sehen wir, dass noch zwei weitere Reiseräder dort stehen. Wir trauen unseren Augen nicht. Verrückt! Inmitten der Steppe von Kasachstan treffen wir tatsächlich zwei Reiseradler!
    Wir lassen unsere Räder abgeschlossen zurück und nehmen unsere Taschen und Wertsachen mit ins Haus. Dort ist wiederum eine lange Tafel, etwa 40 cm hoch, an der sich die Pilger versammeln, um eine Kleinigkeit zu essen. Auch wir nehmen Platz und essen Fladenbrot und Äpfel und trinken Tee. Jetzt kommen wir so langsam an und entspannen. Die Äpfel sind ein Festmahl nach den zwei Tagen Steppe!
    Bald nimmt neben uns eine Familie Platz und die Tochter, eine junge Frau, spricht uns in perfektem Englisch an. Sie ist zu Besuch bei ihrer Familie, lebt aber seit mehreren Jahren in Los Angeles. Ihr Bruder ist fest davon überzeugt eine Stunde zuvor mit Lukas gesprochen zu haben. Letztendlich stellt sich allerdings heraus, dass es einer der beiden anderen Fahrradfahrer war. Wir sehen wohl doch alle gleich aus! :D
    Nachdem wir gegessen haben wollen wir uns ein wenig hinlegen und ausruhen, um von den letzten Tagen Schlaf nachzuholen. Genau in dem Moment lernen wir die beiden Reiseradler kennen, die ihren Mittagsschlaf beendet haben.
    Vincent aus Gent in Belgien und Sam aus Plymouth in England sind gemeinsam in Bulgarien gestartet, haben die Türkei durchquert, einige Zeit im Irak verbracht (dessen Gastfreundschaft sie besonders betont haben) und sind über Georgien und Armenien nach Kasachstan gefahren.
    Wir unterhalten uns lange und entscheiden uns dann dazu, gemeinsam die unterirdischen Moscheen zu besuchen, zu denen die Einheimischen pilgern. Die beiden erzählen uns von ihrem bisherigen Weg und wie ihre Erlebnisse mit Aysulu in Shopan Ata aussahen. Außerdem schwärmen sie uns von dem leckeren Essen vor, dass hier in der Pilgerstätte am Mittag aufgetischt wurde. "Besh Barmoq", fünf Finger, so heißt das Gericht, das es tatsächlich später noch gibt. Es ist Lammfleisch, das mit Nudelplatten (ähnlich der Lasagneplatten) vermengt und gemeinsam, wie das hier so üblich ist, mit "fünf Fingern", also der Hand, gegessen wird.
    Wir genießen noch eine Dusche, indem wir uns Kannen kühles Wasser übergießen. Herrlich! Dann geht es endlich ins Bett, beziehungsweise in die getrennten Schlafsäle.
    Als ich meinen betrete, ist dieser schon ziemlich voll. Trotzdem finde ich noch ein Plätzchen und lege mich hin. Obwohl es recht warm ist, bin ich dann doch recht schnell eingedöst.
    Aber nicht allzu lange!
    Durch eine Bewegung an meinem Arm werde ich wieder wach. Eine Frau hat mich doch tatsächlich angestoßen, damit ich meine Matte ca 10 cm zur Seite rutsche, damit sie dazwischen kann. Bei der Gelegenheit merke ich auch, dass nun auch auf meiner anderen Seite direkt jemand neben mir liegt. Na toll! Es ist warm, nicht gerade angenehme Luft und dann auch noch ein so enger Abstand (etwa wie in einem Zwei-Mann-Zelt) zu wildfremden Personen. Das war ich dann doch nicht gewohnt!
    Mitlerweile ist es nach Mitternacht. Morgen steht eine lange Tour durch die Steppe an und wir wissen noch nicht, wie herausfordernd die Straße (besser gesagt Spurrillen) sein wird. Deshalb hätte ich dann doch noch ganz gerne geschlafen.
    Da jetzt ja alle liegen, klappt es bestimmt jetzt!

    Ich mache wieder die Augen zu, doch es ist nicht möglich. Von verschiedenen Teilen des Raumes, in unterschiedlichen Melodien erklingt ein Schnarch-Chor, der ab und an die Geschwindigkeit und Lautstärke ändert. Irgendwo im Raum wird telefoniert, leise gesprochen wird dabei nicht. Und als hätte es nicht schon ausgereicht, dass es warm ist, bekomme ich noch die Liebkosungen des etwa 8-jährigen Mädchens neben mir zu spühren, die mir, statt ihrer Mutter auf der anderen Seite, mehrmals den Arm und das Bein umlegt.

    Völlig übermüdet und ohne Aussicht auf Schlaf in diesem Raum nehme ich all meine Sachen und suche draußen vor dem Haus neben den Fahrrädern einen Schlafplatz. Da es genau in dieser Nacht allerdings unfassbar stark stürmt, gebe ich auch das schnell wieder auf, hole meine Luftmatratze und lege mich im Hausflur, entfernt vom Eingang hin, wo ich dann endlich zur Ruhe komme.
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  • Tag 118: Beket Ata bis Steppe

    15 juni 2023, Kazakstan ⋅ ☁️ 36 °C

    Tatsächlich habe ich noch ein paar Stunden geschlafen. Die Jungs sind schon auf den Beinen bis ich so richtig in Gang komme. Als ich Lukas näher komme, sehe ich, dass seine Nacht wohl auch nicht viel entspannter gewesen sein konnte. Licht an, Licht aus, laute Gespräche, Telefonate und Musik sind die Leute hier scheinbar gewohnt.
    Wir frühstücken und entscheiden uns dann dafür, uns nochmal ein bisschen hinzulegen, jetzt wo die meisten wieder abgereist sind. Da wir hier in der Ebene deutlich stärker dem Wind ausgesetzt sind und dieser am Morgen sowieso noch nicht zu unseren Gunsten weht, verlieren wir auch keine Zeit auf dem Weg zurück zur Hauptstraße und zum nächsten Supermarkt.
    Ich schlafe ein wenig, werde aber erneut wach, als wieder telefoniert wird. Dann gebe ich den Versuch endgültig auf und gehe nach draußen. Lukas schläft wie ein Stein im anderen Schlafsaal. Da ich Vincent, dem Belgier, noch versprochen hatte, dass ich ihm mit seiner Schaltung helfe, mache ich mich auf die Suche nach den beiden. Wir haben beide eine Rohloffschaltung, wofür man für die Wartung ab und zu bestimmtes Öl benötigt. Da ich noch welches im Überschuss und er keines hat, machen wir uns mit meinem Öl und der Anleitung an den Ölwechsel.
    Wir sind gerade fertig, also Lukas wach wird. Dann packen wir unsere Räder.
    Unser Plan ist es heute so weit wie möglich zu fahren, weil wir jetzt all unsere Vorräte aufgefüllt haben und der Wind günstig steht, und die restlichen Kilometer morgen zurück zu legen. Vincent und Sam haben sich einen anderen Rythmus angewohnt und wollen erst am Nachmittag starten, um nicht in der Mittagshitze fahren zu müssen. Also heißt es fürs erste Adieu. Wir verabreden uns allerdings am nächsten Supermarkt (klar, der an der Hauptstraße in 100 km, welcher auch sonst :D) und tauschen die Nummern aus, damit wir uns Bescheid geben können, falls wir Hilfe bräuchten oder es länger dauert als geplant. Irgendwie ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass spätestens am nächsten Tag noch jemand hinter uns kommt.
    Wir fahren los und lassen die Gebäude und Autos hinter uns. Die Spurrillen, die die Straße darstellen, sind tatsächlich sehr gut zu befahren. So gut, dass wir erst zu spät merken, dass wir immer weiter von der angegebenen Strecke abweichen. Da es irgendwann eindeutig wird, entscheiden wir uns dazu ein wenig querfeldein zu fahren. Etwas schwerfällig ist es, aber etwa 2 km später haben wir dann wieder die eigentliche Spurrille erreicht. Von dem Augenblick habe ich meine Augen dann nicht mehr von meiner Karte auf dem Handy genommen, weil ich für die Wegstrecke verantwortlich war.
    Es ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl! Du fährst mit deinem vollbepackten Fahrrad mit etwa 15 Litern Wasser quer durch eine Steppe. Das einzige Menschengemachte, das du siehst, sind die Spurrillen, auf denen du fährst. Immer mal wieder teilt sich der Weg beziehungsweise mehrere Spurrillen weichen ab. Du siehst den ganzen Tag nichts anderes als flache Steppe, keinen einzigen Baum oder Hügel, ein paar Steine, ein verlassenes Haus, Kamele und Pferdeherden. Manchmal sehen wir tiefe Spuren, die eine Kamelherde im Sand erzeugt hat. Auch ein Kamelskelett sehen wir. Dafür aber keine Menschenseele. Es ist absolut still.
    Am Abend finden wir bei gleicher Stille einen schönen Zeltplatz. Wir hätten quasi ab Beket Ata dauerhaft zelten können, dann die Landschaft hat sich ja nicht geändert. Dennoch sind wir zufrieden mit unserem Platz. Wir sind seit ca 12 Uhr mittags etwa 90 km gefahren, dank des starken Rückenwindes und dem festgefahrenem Steppenboden. Damit wir den Hauptstraße nicht zu nahe kommen haben wir beschlossen lieber etwas früher das Zelt aufzustellen, auch wenn wir es noch problemlos zu dem Supermarkt geschafft hätten.
    Essen und Wasser haben wir zu diesem Zeitpunkt aber noch reichlich, denn wir haben uns sicherheitshalber auf deutlich schlechtere Bedingungen eingestellt, damit uns auch bei schlechteren Wegen, Gegenwind oder einem Platten nicht die Vorräte ausgehen.
    Also bauen wir gemütlich nach diesem erfolgreichen Tag das Zelt auf und kochen uns aus den überfüllten Taschen ein leckeres Essen.
    Danach geht es bei absoluter Stille ins Zelt. Und weil wir heute die erste Nacht das Außenzelt weglassen müssen wir sogar irgendwann unsere Schlafsäcke herausholen, weil es dann doch ein bisschen frisch wird.
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  • Unser Steppenzeltplatz
    Sam, Lukas, Vincent und Noel

    Tag 119: Steppe bis Neben der Straße

    16 juni 2023, Kazakstan ⋅ ☀️ 37 °C

    Am Namen des Tages kann man ganz gut erkennen, dass es hier tatsächlich nur sehr wenige Orte gibt.

    Nach der ersten entspannten Nacht seit Aqtau wachen wir auf, weil es im Zelt durch die Sonne dann doch etwas zu warm wird. Beim Blick aus dem Zelt sehen wir, dass um uns herum überall Pferdeherden weiden, manche Kilometer entfernt, andere nur wenige hundert Meter. Eine Herde startet tatsächlich und rennt geradewegs auf uns zu, bleibt dann knapp 50 m von uns entfernt stehen, beäugt die zwei Komischen, die da in ihrer Steppe sitzen und rennen weiter. Es ist ein wirklich schöner und friedlicher Ort.
    Es dauert nicht lange, da werden wir durch die immer wärmer werdende Sonne daran erinnert, dass wir doch weiter fahren sollten. Langsam packen wir ein. Dann sehe ich am Horizont zwei Punkte, die immer näher kommen. Bald wird klar, unsere Mitstreiter haben es auch geschafft. Sie sind gestern noch bis etwa 22 Uhr gefahren und heute morgen nach ihrer gewohnten Zeit um 5 Uhr wieder aufgestanden. Auch Wasser haben sie noch genug. Perfekt!
    Weil wir noch nicht ganz aufgruchbereit sind, verabreden wir uns am Supermarkt an der Hauptstraße, damit wir uns nicht zu sehr stressen müssen.
    Heute morgen geht es ohne den Rückenwind schon nicht mehr ganz so leicht, aber immer noch angenehm voran. Wir erreichen nach einigen Metern Sandgrube dann bald die Straße und werden von drei Männern angesprochen, die mit ihren LKWs Pause machen. Im Gespräch steigt uns ein wenig der Geruch von Alkohol in die Nasen. Wir fragen sie nach Vincent und Sam (zwei Finger hochhaltend und indem wir das russische Wort "велосипед", also Fahrrad, sagen) und sie erzählen uns sehr freundlich mit Händen und Füßen, dass zwei Fahrradfahrer in den Ort an der Straße gefahren sind. Dann berichten sie von einem weiteren Fahrradfahrer. Verrückt!
    Wir machen uns also auch auf den Weg und finden bald ein "магасин", einen kleinen Laden. Davor steht schon ein Reiserad und bald kommt auch ein mit Wasserflaschen bepackter Fahrradfahrer raus und muss lächeln, als er uns sieht. Noel aus London ist von Istanbul über Georgien gefahren, nach Baku in Aserbaidschan geflogen, von dort zurück an die Grenze Richtung Georgien gefahren und dann wieder nach Baku, um die Fähre nach Aqtau zu nehmen. Dann ist er der Hauptstraße bis hier her gefolgt. Wir erzählen ihm von den beiden anderen und genau in diesem Moment kommt Sam um die Ecke geradelt, weil ihnen erzählt wurde, dass hier noch andere Fahrradfahrer stehen. Gemeinsam suchen wir uns einen Schattenplatz, trinken, essen Früchte und unterhalten uns, um der Mittagshitze zu entgehen und neue Kräfte zu sammeln. Wir sind allerdings nicht alleine, denn nicht nur laufen Kamele durch den Ort, auch einige Einheimische werden auf uns aufmerksam und kommen herbei. Unter ihnen ein paar Männer mit Bier und Schnapsflaschen, die uns ungelogen alle paar Minuten nach unseren Herkunftsländern fragen. Am Anfang sind wir noch geduldig und zählen auf: Germania, Anglia, Anglia, Belgia, Germania. Weil uns diese Aufzählung dann nach mehrmaligen Wiederholungen innerhalb einer halben Stunde dann doch zu viel werden, fangen die Jungs an neue Herkunftsländer aufzuzählen. Schnell kommen manche aus Kanada oder Amerika. Als einer der Männer Sam dann fragt, ob er aus der Ukraine kommt, widerspricht er auch dem nicht mehr.
    Auch werden wir gefragt ob wir Geschwister sind. Klar, sind wir das. Wer hat nicht schonmal von fünf Geschwistern aus unterschiedlichen Ländern gehört, die gemeinsam auf Radreise gehen. Als Vincent dann meint, wir sollten uns mal vorstellen, dass gleich fünf Kinder einer Mutter auf Radreise nach Kasachstan gehen, müssen wir dann schon lachen.
    Dann kommt die nächste Frage von einem der einheimischen Jungen: Sind Vincent und ich Geschwister? Vincent reagiert direkt und meint, wir sind Zwillinge. Tatsächlich sind wir auch gleich alt. Dann tippt der Junge etwas in seinen Übersetzer und nimmt Vincent zur Seite. Ungläubig aber mit einem leichten Schmunzeln erklärt uns Vincent, dass der Junge ihn gefragt hat, ob er mit mir auf ein Date gehen darf. Vincent erzählt ihm, er solle mich selbst fragen. Daraufhin kommt der Junge zu mir und befragt mich zu meinem Beziehungsstand. Schnell wird ihm klar, dass da jemand anderes unter uns "Geschwistern" ist, dem die Fragen nicht so recht sind.
    Letztendlich stellt sich heraus, dass der Junge 16 Jahre alt ist.
    Nach noch etwas andauernder Pause und einer Flasche Kamelmilch, die wir gemeinsam mal probieren, fahren wir los. Zumindest wollten wir das, aber dann hat uns ein Platten in Noels Rad wieder zurück in den Schatten unter dem Baum gebracht. Nach kurzer Zeit war der geflickt und es geht weiter.
    Bis aus dem Ort heraus fahren wir zusammen, dann nimmt die Geschwindigkeit so zu, dass ich mit dem leichten Gegenwind nicht mehr mithalten kann. Auch die anderen drei fahren jeweils ihr Tempo, was bedeutet, dass quasi jeder alleine unterwegs ist.
    An einer Bushaltestelle etwa 30 Kilometer später treffen wir dann wieder auf sie. Wir legen nochmal eine kurze Rast ein und entscheiden uns dann zur nächsten "чаихана", einem Teehaus, zu fahren, dort zu essen, Wasser aufzufüllen und dann nach einem geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen.
    Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sitzen wir kurze Zeit später an einem "Tapschan", einem niedrigen Tisch, umgeben von einer Holzerhöhung, und trinken Tee. Da das vegetarische Angebot mal wieder sehr knapp ausfällt, esse ich Spiegeleier mit Brot. Mehr vegetarisches Essen gibt es nicht.
    Wir fragen die Besitzerin, ob wir auf den Bänken schlafen dürfen, eine Frage, die uns in Deutschland nie gekommen wäre. In einem Restaurant übernachten?! Hier ist das durchaus legitim.
    Die Besitzerin ist allerdings nicht davon angetan und meint, wir können hinter dem Haus zelten. Weil die Dämmerung schon hereingebrochen ist, entscheiden wir uns auch dafür.
    als wir dann alle in unseren Zelten liegen haben Lukas und ich dann allerdings Probleme zu schlafen, weil das Teehaus ausgerechnet an einer Straßenkreuzung steht, an der LKW für LKW an uns vorbei rollt. Ruhig ist etwas anderes.
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  • Tag 120: Neben der Straße bis Hütte

    17 juni 2023, Kazakstan ⋅ ☁️ 34 °C

    Ich werde schon früh wach, denn Sam ist schon auf den Beinen und packt das Zelt ein. Er möchte sich heute für ein bis zwei Wochen von Vincent trennen, um etwas mehr Kilometer zu machen und sich auszutesten. Vincent möchte es eher ruhiger angehen und eventuell irgendwann auch ein wenig mit dem Zug fahren und entscheidet sich deshalb noch ein bisschen mit uns drei anderen zu fahren.
    Nachdem Sam weg ist stehen auch wir nach und nach auf und ziehen uns in den Schatten des Teehauses zurück, in dem wir frühstücken. Auch an diesem Morgen fahren die beiden anderen wieder einzeln los, was uns etwas verwundert, weil zusammen fahren ja auch sehr schön ist und wir ebenfalls das selbe Ziel haben.
    Wir machen uns auch auf den Weg und fahren, mal schneller, mal langsamer als Vincent, bis auch er uns irgendwann abhängt und dichter an Noel heranfährt, der schon etwas früher gestartet ist.
    Wir haben uns an einem weiteren Teehaus verabredet, wo es eventuell auch einen kleinen Laden geben könnte. Lukas und ich haben zwar genug Essen dabei, wollen aber auch besonders nach Wasser schauen, von dem wir hier sehr viel benötigen.
    Als wir dort ankommen ist das angegebene Teehaus geschlossen. In einer Bushaltestelle gegenüber warten die anderen beiden und siehe da, ein weiterer Fahrradfahrer. Hier ist ja echt was los!
    Angus aus Australien ist in der Mongolei gestartet, hat dort eine Runde gedreht, ist nach Almaty in Kasachstan geflogen, von dort aus hier her gefahren und möchte noch nach Schottland. Da Noel wieder einen Platten hat, suchen wir in der Bushaltestelle Schatten. Blöderweise ist er durch einige Dornen am Straßenrand gefahren und hat damit jeweils mehr als 10 Löcher pro Reifen, vermuten wir mal anhand der Dornen, die wir mit der Pinzette aus dem Mantel ziehen. Da es doch eine längere Angelegenheit wird bis Noels Fahrrad wieder soweit ist, entscheiden wir uns mit unseren Essensvorräten und mehreren Kochern groß zu kochen. Es gibt Linsen, Reis, drei Conserven Dosenfleisch, die noch von unserem Geschenk am Flughafen von Aqtau übrig sind und Gemüse. Schön, wenn man so vielfälltig kochen kann!
    Wir fragen auch einige Autos nach Wasser und bekommen von unterschiedlichen Nationalitäten Wasserflaschen angeboten oder umgefüllt. Wir verabschieden uns von Angus und dann geht es weiter. Allerdings nicht weit genug, bis bei Noel wieder der Reifen platt ist. War doch noch eine Dorne im Mantel.
    Wir schauen uns alle nochmal unsere Mäntel an und helfen Noel die Schläuche zu wechseln. Derweil fragen wir weiter nach Wasser, wenn man schonmal an einer Straße steht.
    Es geht weiter und wir schauen, dass wir hinter Noel bleiben, damit wir ihm zur Not wieder helfen können, falls die Reifen nicht halten. Je weiter wir kommen, desto dunkler wird es auf unserer rechten Seite. Kann das Regen sein? Etwa Gewitter? Nein! Doch nicht hier um diese Jahreszeit!
    Wir machen eine Trinkpause und fahren nun mit etwas größerem Abstand zu den beiden anderen weiter. Oh nein...das kann doch jetzt nicht sein! Doch. Mein Hinterrad beginnt immer stärker zu schwanken, ich blicke hinunter. Ein Platten.
    Vincent und Noel sind bereits außer Sichtweite. Wir halten an. Wie ärgerlich! Bei meinem Fahrrad kommt auch noch die Schwierigkeit hinzu, dass man den Chainglider (eine Ummantelung, die die Kette vor Schmutz schützt) und den Fahrradständer abmontieren muss, damit das Hinterrad ausgebaut werden kann.
    Ich nehme alle Taschen ab, drehe das Rad und beginne zu schrauben. Es windet und ich muss schauen, dass die Schrauben sicher liegen. Sah es nicht vorhin noch nach Regen aus? Und Gewitter? Tatsächlich wird der Wind immer stärker und Blitze tauchen am Himmel auf, dazu fallen wenige, aber dicke Regentropfen.
    Am Mittag hatten wir uns den Regen noch so herbei gewünscht, aber jetzt ist ein ungünstiger Zeitpunkt. Letztendlich schaffen wir es dann doch, in diesem Fall durch Lukas Geduld, den Schlauch schnell zu wechseln und etwa einen Kilometer später einen Unterschlupf in einer Hirtenhütte zu finden, wo wir das Gewitter vorbei ziehen lassen. Blöd nur, dass die Laufrichtung der Mäntel nicht mehr stimmt, was wir allerdings erst Tage später bemerken.
    Wir wundern uns noch, wohin wohl die beiden anderen gekommen sind, ob sie Schutz gefunden haben oder eventuell schon den kleinen Bach erreicht haben, von dem uns Angus erzählt und den wir als unseren Platz für die Nacht ausgemacht haben.
    Kurz nachdem es um uns herum dunkel wird, bauen wir dann doch außerhalb der Hütte das Zelt auf. Mitlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir genießen die ausnahmsweise kühle, frische Abendluft.
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  • Tag 121: Hütte bis Beyneu

    18 juni 2023, Kazakstan ⋅ 🌬 31 °C

    Die Nacht war wieder ruhig und angenehm kühl. Wir packen ein und fahren los. In der Ferne kommen ein paar verlassenen Gebäude näher. Als wir nicht mehr weit weg sind, sehen wir die beiden anderen. Sie haben sich wohl im Windschatten des Hauses in Sicherheit gebracht. Vermutlich haben wir es mit der Hirtenhütte da noch besser getroffen.
    Sie hatten am Abend gemeinsam am Haus gesessen und auf die Straße am Horizont geblickt und dann erwartet, dass wir wegen des Gewitters einen Unterstund gesucht oder das Zelt aufgestellt hatten.
    Wir haben uns wieder auf den Weg und fahren wieder einige Kilometer. Diesmal schon in kleineren Abständen zueinander. Die Erlebnisse mit den Platten prägen!
    Die letzten Kilometer nach Beyneu, der drittgrößten Stadt der Mangistau Region (also dem Südwesten von Kasachstan) mit knapp 40000 Einwohnern, legen wir gemeinsam zurück. Wieder regnet es ein paar Tropfen, von der Härte hätten es fast schon Hagelkörner sein können.
    An einem Laden halten wir kurz und unterhalten uns mit drei Motorradfahrern, die uns beim hineinfahren überholt und den Daumen nach oben gegeben haben. Die drei sind aus Norwegen und Schweden und wollen, wie unsere Fahrradbegleiter, auch nach Tadjikistan auf den Pamir-Highway. Es ist sehr interessant sich über die Unterschiede zu unterhalten, die das Reisen mit anderen Verkehrsmitteln so mit sich bringt.
    Dann suchen wir uns eine Unterkunft, kaufen ein, ich besorge mir gegen die Sonne noch eine Mütze und wir essen noch Somsas. Somsas sind eine Spezialität aus Zentralasien. Es sind Teigtaschen, die hauptsächlich mit Fleisch, teilweise aber auch mit Kartoffeln gefüllt sind. Gebacken werden sie in einem Kuppelofen, wie auch das Brot in Georgien schon.
    Zurück in der Unterkunft lassen wir die Wäsche waschen und essen noch zusammen Wassermelone.
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  • Hier gibt es Pfützen?!Unser Zeltplatz im WindschattenEin gemeinsames Mahl wird zubereitet.

    Tag 122: Beyneu bis Grenze Usbekistan

    19 juni 2023, Kazakstan ⋅ 🌬 27 °C

    Wir schlafen erstmal aus, frühstücken und packen unsere Taschen. Die anderen beiden sind schon unterwegs, um für Noel neue Fahrradreperatur-Ausrüstung zu besorgen. Tatsächlich kommt es mit zwei Packungen und insgesamt 48 Flicken zurück. Wenn das mal nicht ausreichen sollte!
    Dann machen wir uns auf den Weg. Zunächst kaufen wir noch eine Kleinigkeit im Supermarkt, die Jungs essen noch Somsas (ohne Fleisch gibt es hier leider keine) und Vincent holt neues Benzin, das er in eine alte Ayran-Flasche (ein türkisches Joghurtgetränk) füllt, denn seine Benzinflasche ist ihm aus welchem Grund auch immer am Flughafen abgenommen worden, obwohl sie leer war.
    Dann geht es auf die Hauptstraße. Es ist der Wahnsinn! Wir sind nicht besonders früh losgekommen und haben knapp 75 Kilometer vor uns, aber bei dem starken Rückenwind und der besten Straße, die wir seit langer Zeit haben, fliegen wir nur so dahin. Scheinbar ohne Mühe erreichen wir schon früh unseren Zeltplatz für den Abend. Lukas und ich wollen erst am nächsten Tag über die Grenze, denn in Usbekistan haben wir wegen des Visums nur 30 Tage Zeit und da wir 2100 km zurücklegen müssen, uns aber auch noch Orte anschauen wollen, brauchen wir jeden dieser Tage. Schade eigentlich, denn mit dem Wind hätten wir es noch weit geschafft heute.
    Aber es ist auch mal ganz nett sich abends hinzusetzen, miteinander zu reden, seine Gedanken zu sortieren und wie in meinem Fall meine Mäntel umzudrehen, dass die Laufrichtung wieder stimmt.
    Damit sind wir den ganzen Tag beschäftigt und lassen ihn dann gemütlich ausklingen.
    Kurz bevor es dunkel wird fahren tatsächlich noch zwei Fahrradfahrer auf der Straße Richtung Grenze vorbei. Rufe und Pfiffe helfen nichts, schon sind sie wieder weg.
    So langsam wird es hier echt voll!
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  • Ein kleiner Skorpion
    In einer Caychana hinter der Grenze.Unser Zeltplatz bei herrlichem Sonnenuntergang

    Tag 123: Grenze Usbekistan bis Bostan

    20 juni 2023, Uzbekistan ⋅ ☁️ 26 °C

    Mehr Bilder folgen vielleicht irgendwann mal noch zu diesem Tag :)

    Wir brechen zu den letzten 10 km in Kasachstan auf. An der Grenze kommen wir nach ein paar Minuten durch, während die LKWs mal wieder in ewiger Schlange warten müssen. Es geht mit den Fahrrädern ins Hauptgebäude, dann zur Abmeldung aus Kasachstan, auf der anderen Seite wieder raus und zwischen Zäunen entlang. Immer mal wieder werden die Pässen kontrolliert. Dann geht es in ein Gebäude auf usbekischer Seite hinein und wir bekommen den neuen Stempel. Dann heißt es Gepäckkontrolle. Ich kann nicht sagen an was es liegt. Vielleicht habe ich Glück, weil ich die Letzte bin, oder eine Frau oder deutsch spreche. Denn während Lukas und unsere Begleiter alle Taschen von den Rädern abnehmen und durch den Scanner schieben müssen, muss ich lediglich die vorderen beiden abnehmen, bevor ich durchgewunken werde. Witzigerweise werde ich auch von einer Beamtin auf meien Herkunft angesprochen. Als sie hört, dass ich aus Deutschland komme, legt sie in fast flüssigem Deutsch los. Sie hat ein Jahr an der Uni Deutsch gelernt und versucht jetzt mit jedem Deutschen an der Grenze zu sprechen, um die Sprache zu üben. Mit ihr unterhalten wir uns dann noch eine Weile und verlassen dann das Gebäude.
    Nächste Station: Geldwechsel. Da es erst in kanpp 500 km die nächste Bank geben soll, sind wir darauf angewiesen an der Grenze von den Einheimischen Geld wechseln zu lassen. Natürlich bekommen wir nicht den selben Wechselkurs, wie bei einer Bank, aber da die Inflation hierzulande weiter steigt, ändert sich dieser sowieso ständig und wir verlieren letztendlich nicht viel Geld. Außerdem bleibt uns ja auch nichts anderes übrig.
    Als nächstes Essen wir noch etwas in einer Caychana, um die restlichen kasachischen Münzen loszuwerden.
    Dann machen wir uns auf zu den ersten Kilometern im neuen Land. Und schlagartig wünsche ich mir wieder die andere Seite der Grenze zurück. Während wir dort über die Straße geflogen sind, ist hier die reinste Hubbelpiste. Dachte ich! Denn ein paar Kilometer später wird es noch schlimmer. Wir müssen sehr langsam fahren, damit unsere Fahrräder durch die Schläge nicht zu Schaden kommen. Ein kleiner Trost: Die LKWs fahren auch nicht schneller.
    Einer hält sogar an und empfiehlt uns die neue Straße einige hundert Meter weiter rechts, die sich zur Zeit noch im Bau befindet. Wir fahren also mal wieder ein paar Spurrillen nach und schieben die letzten Meter auf die erhöhte Straße. Da liegt sie vor uns, die breite, betonierte Straße! Sicher, geteert ist natürlich nochmal besser, aber hier rollt es doch schon ziemlich gut. Und schlagartig wird auch unsere Stimmung wieder besser!
    Bald finden wir neben der Straße einen schönen Platz ohne Dornen zum Zelten. 90 km haben wir seit der Grenze zurück gelegt, nachdem wir dann endlich auf der besseren Straße waren.
    Wir kochen wieder gemeinsam und Lukas dehnt sich. Ja, tatsächlich! Die letzten Tage haben wir erfahren, dass sich die anderen drei abends immer dehnen, um flexibel zu bleiben und zu regenerieren. Und da es zum Beispiel mit dem Schneidersitz bei Lukas noch nicht wirklich klappt, haben sie ihn dazu ermutigt sich auch zu dehnen.
    Und damit geht ein weiterer Tag und der erste im Land Nummer 11 zu Ende.
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  • Vollbepackt sind die Autos hier oft
    Es geht wieder von der Hauptstraße ab.Unser Zeltplatz bei absoluter Stille.

    Tag 124: Bostan bis Wieder in der Steppe

    21 juni 2023, Uzbekistan ⋅ ⛅ 28 °C

    Gut ausgeruht fahren wir auf der betonierten, neuen und von Autos noch ungenutzten Hauptstraße weiter. Weil wir heute wieder gut Gegenwind haben, fahren wir alle vier dicht hintereinander im Windschatten. Lukas und ich haben bisher schon viel Übung bekommen, aber zu viert ist es dann doch nochmal anders. Durch den ständigen Wechsel kommen wir schnell voran, weil wir uns häufig hinter den anderen ausruhen können. Aber wir müssen uns auch gut konzentrieren, damit wir die nötigen Abstände einhalten.
    Immer wieder wird die Straße von aufgeschütteten Sandmauern versperrt, damit Autos sie noch nicht nutzen. Uns Fahrradfahrern gegenüber begegnen alle sehr freundlich, winken und wollen Bilder mit uns machen.
    Eine Szene ist ganz absurd: Ein paar Arbeiter winken uns zu, dass sie ein Foto mit uns machen wollen. Wir halten an und weitere Arbeiter kommen her und stellen sich dazu. Uns entgegen kommt ein Baustellenfahrzeug. Der Fahrer hupt (natürlich), bleibt stehen, lässt den Motor laufen und rennt aufgeregt zu uns, damit er ja nicht vergessen wird.
    Es folgen weitere Sandmauern, um die wir herum oder drüber hinweg schieben. Zwischenzeitlich wechseln wir auf auf die alte Straße zurück, bereuen das aber sehr schnell wieder.
    Nach 75 km kommen wir in Jasliq an, dem ersten Supermarkt seit der Grenze. Hier treffen wir die beiden Fahrradfahrer wieder, die wir vor der Grenze gesehen hatten. Sie sind gerade mit der Schule fertig und kommen beide aus Deutschland. Auch sie wollen auf den Pamir-Highway und dann noch nach Afghanistan, um sich dort mit Einheimischen zu unterhalten. Etwas perplex sind wir über diese Aussage. Während wir die Gefahren meiden, gibt es wohl noch einige, die genau diese suchen oder sich deren nicht so bewusst sind. Am Supermarkt kaufen wir noch viel Essen und Wasser, machen Pause und fahren dann noch weiter.
    Ab hier geht es von der Hauptstraße ab, denn wir wollen uns den Aralsee anschauen beziehungsweise den Ort, an dem er damals mal war.
    Die Spurrillen, denen wir nun wieder einige Zeit folgen werden, sind ungelogen besser als die Hauptstraße, was schon ein wenig traurig ist, wenn man bedenkt, dass die Hauptstraße die einzige Verbindung der usbekischen Seidenstraße zu Kasachstan und dem kaspischen Meer ist.
    Uns begegnen auf dem Weg noch einige Kamele, die jedoch etwas misstrauisch ihren Abstand wahren.
    Dann finden wir wieder einen schönen Zeltplatz und essen lecker zu Abend. Dank der vielen Kocher und Töpfe können wir immer mehrere Soßen machen. Vincent und Noel haben es sich in den letzten Tagen als Ziel gesetzt, Tag für Tag immer mehr Knoblauch und Schärfe zu verwenden. Entweder die Zeit oder die Reise haben dazu beigetragen, dass mir beides nichts ausgemacht hat.
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