Bolivia
Río Chioca

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Travelers at this place
    • Day 45–47

      Merry Christmas in La Paz

      December 23, 2023 in Bolivia ⋅ ⛅ 18 °C

      Obwohl der Reisebus an sich echt gut war und wir auch einigermaßen schlafen konnten, kamen wir um 06:00 Uhr morgens total fertig in unserem Hostel an. Zum Glück war unserer Zimmer bereits frei, sehr gemütlich und perfekt für uns.
      Wir sind sofort eingeschlafen und sind mittags erst wieder aufgewacht. Erst dann merkten wir, wie kaputt und ausgelaugt unsere Körper eigentlich waren, denn auf einmal ging nichts mehr. Da selbst essen zu schwer war, haben wir den ganzen Tag im Bett verbracht und geschlafen. Die Höhenmeter und der wenige Schlaf haben uns doch echt fertig gemacht!
      Mit aufgefüllten Kräften konnte der Weihnachtstag dann am 24. beginnen.
      Wir haben eine Free Walking Tour durch La Paz gemacht und waren teilweise echt von den ganzen Bräuchen schockiert.

      - Die Bolivianer glauben, dass Pacha Mama (Mutter Erde) ständig Opfer braucht, wenn die Menschen etwas haben wollen. Wenn die Menschen beispielsweise ein kleines Haus bauen wollen, müssen sie vorher ein Lamafötus oder ein Lamababy opfern. Wenn sie jedoch ein größeres Haus bauen wollen, braucht es Menschenopfer. Hierfür werden meistens Obdachlose ausgesucht, da sie niemand vermissen würde. Sie werden dann mit Alkohol abgefüllt und lebeding begraben.
      Auf den Opfergaben wird dann das neue Haus gebaut. Sollten keine Opfer gebracht werden, wird Pacha Mama das Haus zum Einsturz bringen.

      - Mitten in der Stadt befindet sich ein Gefängnis. Das war für 400 Insassen ausgelegt, mittlerweile leben dort 2000. Die Häftlinge dürfen dort nämlich ihre Frauen und Kinder mitbringen. Sie zahlen Miete für ihre Zellen. Im ganzen Gefängnis gibt es keine Polizei, das Leben dort wird von den Knastbossen geregelt. Polizeibeamte öffnen nur die Tür, um die Frauen zum Einkaufen rauszulassen, und schmuggeln Drogen. Bolivien hat mittlerweile Kolumbien in der Herstellung von Kokain abgelöst. Jährlich werden im Knast ca. 10 Menschen erfordert.

      - Die Märkte hier sind unglaublich. Hier geht es nicht nur um den Verkauf, sondern auch um soziale Interaktion. Wenn man einer Verkäuferin treu ist, wird man mit "Caseja" angesprochen, was soviel heißt wie treuer Kunde. Dir werden dann extra gute Früchte zu einem guten Preis zurückgelegt. Damit man eine Caseja bleibt, muss man der Verkäuferin aber auch alles aus dem privaten Leben erzählen. Auf diese Weise verbreiten sich News auf dem ganzen Markt, sodass die Verkäuferin teilweise Therapeutinnen, Ratgeberinnen und Partnervermittlerinnen sind.

      - In Bolivien gibt es 1400 verschiedene Kartoffelsorten.

      - Besonders sexy und attraktiv sind die Bolivianerinnen mit den dicksten und muskulösesten Waden. Danach suchen die Männer die Frauen aus. Denn Stärke bedeutet hier Unabhängigkeit.

      Nach viele Eindrücken haben wir uns dann im einzigen noch geöffneten Restaurant Pad Thai gekauft. Hier wird Weihnachten ähnlich wie bei uns gefeiert. Die Familien treffen sich Zuhause zum Essen.
      Da wir immer noch nicht zu 100% fit waren, haben wir gechillt, mit unseren Familien telefoniert und waren abends nochmal eine Kleinigkeit essen.
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    • Day 96

      La Paz - farbige, luftige Höhen

      May 16, 2019 in Bolivia ⋅ ☀️ 14 °C

      Nach dem wir am frühen Morgen in Patacamaya angekommen sind, tummelten sich bereits viele Menschen auf den Strassen und die Minibus Fahrer waren sehr bemüht ihre Busse für nach La Paz schnellstmöglich vollzustopfen. So dauerte es keine Minute und wir sassen bereits in einem der vielen kleinen Minibüsse bereit für nach La Paz. Nach knapp zwei Fahrstunden sind wir im chaotischen Stadtteil El Alto angekommen. Mit dem Taxi fuhren wir das Tal hinunter ins Zentrum von La Paz. Die Stadt liegt auf einer Höhe zwischen 3200 und 4100 Meter und ist eingebettet in einem Tal zwischen den umliegenden Bergen. Übrigens ist dies die höchstgelegene Verwaltungsstadt der Welt. Als Hauptverkehrsmittel werden Seilbahnen genutzt. Die Gondeln haben unterschiedliche Farben um die Richtung zu kennzeichnen und sind aus der Schweiz. Wir haben die erste Gondel voller Begeisterung bestiegen und es kam sofort ein bisschen Heimatgefühl hoch. Wir blieben fünf Nächte in La Paz und hatten so genügend Zeit die tollen Ecken der Stadt zu erkunden. Wir besuchten die bekanntesten Sehenswürdigkeiten und unternahmen eine Wanderung zum Diablo del Muela. Ebenfalls haben wir in La Paz, im Chalet La Suiza, den Geburtstag von Alois gefeiert. Es gab leckere Knöpfli und Cordon Bleu.Read more

    • Day 179

      La Paz - Im Malmstrom Boliviens

      October 25, 2023 in Bolivia ⋅ ⛅ 19 °C

      Manche Städte faszinieren dich von Anfang an. Du betrittst sie und bist sofort begeistert, alles sieht interessant aus und du willst den Ort so intensiv wie möglich kennenlernen. Die Farben und Gerüche ziehen dich in ihren Bann und du kannst gar nicht genug bekommen von den unterschiedlichen Eindrücken.

      La Paz ist keine solche Stadt.

      Tatsächlich war das Ankommen für uns ganz schön ernüchternd. Von der friedlichen, wunderschön gelegenen Isla del Sol sind wir in diesen Moloch gekommen, in dem jede Straße vom Verkehr verstopft ist und wo man vor lauter Smog den Himmel nicht sehen kann. Unser erster Gedanke war: "Gut, dass wir hier nur zwei Nächte bleiben."

      Nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf sah die Stadt dann gestern schon weniger deprimierend aus und wir haben uns aufgemacht, La Paz etwas zu erkunden. Am besten geht das von oben, denn es gibt ein gut ausgebautes Netz an Teleféricos, in der man einfach über das Gewusel schweben kann. Und auf die Märkte haben wir uns gestürzt, denn die sind allgegenwärtig in La Paz.
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    • Day 22

      Unterwegs von Santa Cruz nach La Paz

      January 15 in Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

      Es steht ein bisschen Fahrerei auf dem Programm. Am Samstag geht es von Santa Cruz de la Sierra nach Cochabamba, d.h. von 400m auf 2400m Höhe. Und so gestaltet sich auch die Fahrt. Zunächst 370km durch die Ebene, Urwald links und rechts, ab und an ein Dorf, ein Ort oder ein dieser recht hässlichen Landstädte, dann beginnt die Straße, durch Täler zu verlaufen, die letzten 100km geht es stramm bergan bis über deutlich über 3000m. Von dort sehen wir wunderbar ins Tal von Cochabamba.
      In Cochabamba werden wir wieder auf das Drama des Benizintankens zurückgeworfen. Man will uns einfach nicht betanken, das System würde es nicht nehmen etc. 5l will man uns geben, wenig hilfreich, wenn der Tank leer ist.
      Letztlich finden wir doch eine, die uns den internationalen Preis anbietet, womit wir kein Problem haben.
      Den Überbrückungstag in Cochabamba gestalten wir dann ruhig, machen einen Gang in die Stadt, wollen zur Christusstatue hinauffahren - geht aber nicht, der Lift ist seit 3 Monaten außer Betrieb (schlecht, wenn das die einzige Attraktion vor Ort ist) -, und machen uns dann den Rest des Tages einen Ruhigen im Hotel.
      Montag fahren wir dann die knapp 400km nach La Paz. Zunächst führt uns die Straße über einen Pass von 4500m, womit wir auf den sog. Altiplano gelangen, die Hochebene zwischen den Ost- und den Westanden. Über Hunderte Kilometer fahren wir, zum Glück nun auf gut ausgebauter Autobahn, bis wir nach El Alto hineinkommen, und damit in das Chaos des Großraums La Paz. Völlige Verstopfung mit Minibussen, Ampeln, die von niemandem beachtet werden, Sperrung der einzigen großen Verbindungsstraße ... das ist kein Spaß. Aber irgendwie kommen wir durch, nehmen weiter die Autobahn quer durch El Alto und dann hinunter nach La Paz (eine grandiose Abfahrt wie in einen Kessel hinein) und gelangen so an unser hübsches Hotel, das wie eine Oase in der Großstadt wirkt und von dem aus man einen netten Blick auf La Paz hat.
      Ach ja, tanken können wir heute nirgends, es gibt kein Benzin zwischen Cochabamba und La Paz. Mal schauen, wie das hier wird, wenn wir weiter müssen. Jedenfalls entscheiden wir, dass wir nicht mit dem eigenen Wagen zum Titicacasee fahren, sondern in La Paz bleiben und von hier aus einen Ausflug machen, um unser Benzin zu sparen.
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    • Day 23

      Sightseeing in La Paz

      January 16 in Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

      Um 9 Uhr treffen wir uns mit Denise vor unserem Hotel, die uns die wichtigsten Orte in der CIty von La Paz zeigen wird.
      Als erstes nehmen wir einen der 100 Millionen Minibusse, die es in La Paz zu geben scheint (in El Alto sind es mutmaßlich noch mehr). Dieser bringt uns zur Plaza Sucre (besser bekannt als Plaza San Pedro) - woher Denise weiß, dass der Bus dahin fährt, erschließt sich uns nicht. Hier beginnen wir jedenfalls unsere Stadtführung.
      Das Besondere an der Plaza San Pedro ist nicht die Kirche, sondern das städtische Gefängnis, das direkt an dieser Plaza, im Stadtzentrum von La Paz, liegt. Denise schildert uns etliche Besonderheiten:
      - dass das Gefängnis nur von außen bewacht wird, es aber innen keine Wachen gibt;
      - dass die Gefangenen eine Art Selbstverwaltung aufgezogen haben;
      - dass jeder Gefangene für Unterkunft und Verpflegung bezahlen muss;
      - dass Familien mit ins Gefängnis ziehen dürfen, damit Familien keine zwei Wohnungen bezahlen müssen;
      - dass es eine Art Taxidienst gibt, der Besucher zu den "Zielpersonen" bringt und diese dabei auch beschützt;
      - dass es Besichtigungstouren im Gefängnis gab, die nicht autorisiert waren;
      - dass im Gefängnis Kokain hergestellt wird, dass auf verschiedensten Wegen heraugeschmuggelt wird.
      Sie berichtet noch einiges mehr, das einen die Augen reiben lässt.
      Im Anschluss geht es am Mercado Rodriguez, einem der üblichen Lebensmittelmärkte, vorbei zum Mercado de las Brujas. Hier werden - das hatten wir schon einmal in Tupiza gesehen - allerlei Dinge für den Pachamama-Kult angeboten, wie z.B. wieder die kleinen Lamas, die tatsächlich recht wertvoll sind. Sie werden geopfert, wenn man größere Wünsche hat. In diesem Kontext berichtet Denise auch davon, dass bei größeren Unternehmungen, bei denen ein Lama oder anderes "einfaches" Opfer nicht mehr ausreicht, auch Menschen geopfert wurden. In abgerissenen Häusern aus den 60er Jahren seien wirklich einbetonierte Menschen gefunden worden - mutmaßlich Obdachlose, deren Verschwinden niemanden interessieren würde. Ob diese Praxis heute noch angewendet würde, wisse man nicht genau ...
      Weiter geht es zur imposanten Kirche Basilica Menor de San Francisco. Diese Kirche beeindruckt durch die Arbeiten in der Fassade, die christliche und indigene Elemente miteinander verbindet. Mestizen-Barock nennt man das. Auch berichtet Denise hier, wie die katholische Kirche versucht hat, die indigene Bevölkerung "einzufangen". Nachdem ein normaler Kirchenbau keine "Heiden" bekehrt hatte, auch ein Kirchenneubau nicht, der besagte indigene Elemente mit eingebunden hat, nachdem die Jesuiten sich gescheitert sahen und die Franziskaner die Zügel in die Hand genommen hatten, nachdem auch versucht worden war, Pachamama-Aspekte in den katholischen Glauben einzuführen und nachdem all dies gescheitert war, wurden die Indios unter einem Vorwand in die Kirche gerufen; dort waren überall Spiegel aufgehangen, etwas, was die Indios nicht kannten; auf die Frage, was in den Spiegeln zu sehen sei, hätten sie geantwortet bekommen, dass dies ihre Seelen seien, die sich in der Kirche befänden. So seien die Indios an die katholische Kirche gebunden worden und seien bei der Kirche geblieben, ohne allerdings ihrem ursprünglichen Glauben abzuschwören. Hochinteressant all dies!
      Wir verlassen nun den eher indigenen Teil von La Paz, überqueren die Avenida Marescal Santa Cruz und widmen uns nun dem eher europäischen, kolonialen Teil, der ganz anders, viel ruhiger, aber dennoch auch in Teilen hübsch ist. In der Calle Jaen befinden sich etliche schöne Häuser, in denen heute eine Reihe von Museen untergebracht sind, auch das Familienhaus von Pedro Domingo Murillo, einem Kreolen, der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier anführte, bis er von diesen hingerichtet wurde.
      Von der Calle Jaen geht es am Teatro Municipal vorbei zur Plaza Murillo, dem wohl wichtigsten Platz auf dieser Seite von La Paz. Hier befindet sich das alte Regierungsgebäude sowie die - im Gegensatz zur Basilica San Francisco ganz schlicht neuklassisch gehaltene Kathedrale von La Paz und das Kongressgebäude. Direkt hinter dem alten Regierungsgebäude steht seit 2018 der von Evo Morales initiierte neue Regierungssitz, die Grande Casa del Pueblo. Das 29-stöckige moderne Hochhaus in Mitten der Altstadt ist stark umstritten. Der Bau kostete über 34 Millionen US-Dollar, was angesichts der Armut des Landes nur provozierend wirken kann.
      Hier endet unsere spannende Führung. Wir haben vieles erfahren, was so nicht im Reiseführer steht (ich kann hier nur auf einige Dinge eingehen) und haben nun eine gute Vorstellung von dem Ort, an dem wir unsere Zeit zubringen. La Paz ist definitiv ein sehr lohnendes Reiseziel.
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    • Day 26

      Rund um La Paz

      January 19 in Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

      Der Tag beginnt regnerisch, dass wir nach dem Frühstück erst einmal nichts unternehmen. Außer natürlich: Benzin kaufen. Ich 5 Liter, dann Ernesto, unser Vermieter, 10 Liter, sein Mitarbeiter auch noch einmal 10 Liter. Damit sollten wir auf der sicheren Seite sein, um Bolivien im Notfall ohne Tankstopp passieren zu können.
      Als es dann aufklart, mache ich mich mit Emil und Luzie – Nicole geht es nicht gut – auf, das Seilbahnnetz von La Paz zu erkunden. Mi Teleférico – so heißt das System - ist mit derzeit zehn Linien und 30.431 Kilometern Gesamtlänge das weltweit größte städtische Seilbahnnetz und erschließt La Paz und die Nachbarstadt El Alto für täglich mehr als 300.000 Fahrgäste. Die erste Linie wurde 2014 eröffnet, derzeit befindet sich das Netz weiterhin im Ausbau. Betrieben wird es von der staatlichen Betreibergesellschaft Mi Teleférico, gebaut wurde es von einer österreichischen Firma.
      Wir müssen nur ein paar Minuten von unserem Hotel aus gehen, da erreichen wir schon die für uns nächst gelegene Station der „weißen Linie“. Wir kaufen eine aufladbare Karte und betrete damit die über La Paz (und El Alto) gelegene andere Welt, hochmodern, sauber, still…
      Die weiße Linie führt uns, am Stadion vorbei, in dem schon so manche hochrangige Mannschaft abgefertigt wurde, über den Talkessel von La Paz. Die orangene Linie läuft dann nach Westen an den Rand des Kessels, die rote hinauf nach El Alto. Wie haben die wohl die Masten in diese steilen Hänge bekommen?
      Oben angekommen, nehmen wir – quasi als Abstecher – die blaue Linie, die El Alto überquert. Wir kommen hier am Flughafen vorbei, haben (auf der Hinfahrt) rechterhand die Kordilleren im Blick und unter uns die gefüllten Straßen der wild gewachsenen und wachsenden Stadt. Auf dieser Fahrt sitzen wir mit einem interessanten einheimischen Ehepaar in der Gondel (insgesamt erscheinen die Gondeln eher zu leer, beim Fahrpreis von 3 Bolivianos pro Linie auch verständlich, sind die Minibusse doch um einiges billiger), sie gekleidet wie eine „Cholita“, er ganz modern. Sie sprechen uns auf die Kirchtürme an, auf die uns gestern schon Sergio hingewiesen hatte, die von einem deutschen Pfarrer namens Sebastian Obermaier begründet wurden (70 bis 80 sind das wohl gewesen). Und da dieser aus Rosenheim stammte, haben die alle einen oberbayerischen Touch, mit hohem Zwiebel- und/oder Zwillingsturm. Wer dazu lesen möchte, kann dies hier tun: https://taz.de/Die-Kirchen-des-Padre-Obermaier/….
      Gerade erwähnte ich die Cholita. Als chola (wie Misch- Indigene – manchmal auch abwertend – genannt wurden) oder (verniedlichend) cholita werden indigene Frauen bezeichnet, die sich nach einer in den 1920er Jahren aus Europa nach Südamerika importierten Mode mit ursprünglich für Männer entworfenen Hüten kleiden. Ein italienischer Huthersteller hatte zu dieser Zeit nämlich versehentlich eine große Lieferung von Herrenhüten im Melonestil nach Bolivien exportiert. Bei Männern fanden diese allerdings keinen Anklang, und so begann die Importfirma, sie stattdessen als aktuelle italienische Frauenmode an arme Frauen zu vermarkten.
      Zusätzlich zu den Hüten besteht die Kleidung der Cholitas aus der pollera (einem Überrock), bis zu 10 Unterröcken und dem Schultertuch. Meist erscheinen cholas durch die vielen Lagen an Kleidung rundlich bis übergewichtig. Wenn sie Goldzähne zeigen, ist dies ein Zeichen von Reichtum, der nicht versteckt wird.
      Auf der Tour auf der blauen Linie kommen wir auch an etlichen der sogenannten „Cholets“ vorbei. Das Wort setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Cholo und Chalet. Das sind sehr bunte Gebäude, die man so nur in El Alto und nicht in La Paz findet. Der Trend wurde 2007 von einem Architekten namens Freddy Mamani gestartet, viele andere Architekten haben ihn seither kopiert bzw. verändert. Mittlerweile gibt es mehr als 200 und es werden ständig mehr.
      Ein Cholet ist immer gleich aufgebaut: unten sind kleine Läden, die mittlere Ebene wird für ein Heidengeld für Privatpartys vermietet, darüber kommt manchmal eine Penthouse – Wohnung und auf dem Dach ein komplettes Häuschen, in dem die eigentliche Besitzerfamilie wohnt. Diese 3 Ebenen symbolisieren auch die “Unterwelt/hiesige Welt/Himmel” (hierzu hatte uns Sergio schon in Tiwanaku erklärt, dass diese durch Schlange, Puma und Kondor symbolisiert werden). Sowieso lassen sich überall Symbole der Aymara -Kultur erkennen, und die Cholets zeigen den Stolz und die Macht der aufsteigenden Aymara-Mittel/Oberschicht. Am Anfang haben die Leute nur das erste Stockwerk gebaut. Als sie von dem Handel mit dem Laden genug Geld gespart hatten, konnten sie die nächsten Etagen bauen. Sicherlich sind manche der Cholets durch harte Arbeit entstanden, andere aber auch durch Drogenhandel finanziert.
      Alle Cholets haben ein Motto, nach dem sie gebaut sind. Oft hat dies mit dem Beruf der Familie zu tun (eine Familie, die aus China Feuerwerkskörper importiert, ließ ihr Cholet bspw. im chinesischen Stil erbauen). Mittlerweile gibt es viele “Fantasy-Cholets” mit einer Iron-Man- oder Transformers-Motto. Jedes Cholet ist einzigartig und soll die die Familie charakterisieren. (Noch mehr hierzu findet sich hier: https://www.architektur-online.com/kolumnen/sta….)
      Wir nehmen die blaue Linie wieder zurück und kehren dann zurück zu unserer Rundfahrt, indem wir in die silberne Linie steigen und oben den Rand des Kessels entlangschweben. Dabei sehen wir weitere Kirchen von Obermaier, im Hintergrund den Altiplano, bis wir mit der gelben Linie in den Kessel zurückkehren und im Kessel selbst mit der hellblauen Linie zurück bis fast zur Haustür kommen.
      Wirtschaftlich ist das Ganze wohl ein weiterer Witz der Evo Morales-Epoche, aber toll war die zweieinhalbstündige Fahrt doch, man hat ganz wunderbare Überblicke über La Paz und El Alto erhalten, und selbst ich, der ich immer unter ein wenig Höhenangst leide, habe mich an das leichte Schaukeln gewöhnt, das Rappeln, wenn man einen der Masten passierte, an das Schwanken bei Ein- und Ausstieg, so dass es wirklich ein Genuss war.
      Gerne würden wir noch ein, zwei weitere Tage in La Paz bleiben, um in die Yungas hinunterzufahren oder zum Valle de la Luna, aber die Pro-Morales-Blockaden steigern unsere Unsicherheit, so dass wir uns dazu entscheiden, vorzeitig unseren Aufenthalt in La Paz abzubrechen und morgen nach Uyuní zu fahren. Genügend Benzin haben wir ja nun immerhin ...
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    • Day 909

      La Paz: Über der steilen Großstadt

      February 10, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 12 °C

      Vor den Toren Oruros wird die Straße von Lastwagen blockiert um uns unbekannte politische Forderungen durchzusetzen. Auf abenteuerlichen Wegen gelangen wir schließlich doch noch zu unserem Hostel. Die ganze Stadt ist unterwegs und wir können einige Paraden der Kooperativen ansehen.
      Am nächsten Tag fahren wir weiter nach La Paz. Wir kommen ungewöhnlich schnell voran da wir uns auf der Ebene Altiplano befinden und die Straße gut ausgebaut ist.
      Als wir La Paz erreichen ist es flach und überfüllt. Doch plötzlich sehen wir eine Kante und die Straße fällt steil ab. Vor uns tut sich ein atemberaubendes Panorama auf.
      In einen steil abfallenden Talkessel wurde die Großstadt unter schwierigsten Bedingungen gebaut. Wir waren über die Nachbarstadt El Alto, die sich in der Hochebene oberhalb von La Paz auf ca. 4200m Höhe ausbreitet, gekommen.
      So schön und spektakulär die Stadt ist, so schlimm ist das Verkehrschaos und der Dauerstau, der in den steilen Straßen aber auch besonders in El Alto herrschen.
      Wir müssen bei einem bürokratischen Spiesrutenlauf zur Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis und der unseres KFZs mehrmals mit dem Auto die Stadt durchqueren. Dabei lernen wir: Drängeln ist Trumpf und bloß keine Handbreit Straße dem Gegner überlassen.
      Sobald wir nicht mehr gezwungen sind, das Auto zu nutzen, erkunden wir La Paz mit einem sehr viel entspannteren Verkehrsmittel, mit den Seilbahnen die über ganz La Paz schweben.
      Die grandiose Aussicht auf die Häuser, verstopften Straßen und die weißen Gipfel in der Ferne ist beeindruckend. Wir schweben in den gepflegten Gondeln wie Adler über das Chaos der Stadt und fragen uns warum so viele Menschen freiwillig das Auto nutzen anstatt sich auf so angenehme Weise über die Metropole zu bewegen.
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    • Day 136

      Linea Blanca Inaguracion

      March 24, 2018 in Bolivia ⋅ ⛅ 19 °C

      A very special event in life of people in La Paz.
      New line of the Mi Teleferico had a grand opening today with the president Evo Morales present as well.
      We came a bit later but there was still few people and the weirdest performance took place. Group of dancers and singers in masks made their way to the stage and started dancing and singing and it was so random.
      As it was gratis all day, there has been quite few long waiting lines to take a ride but they were perfect for people watching.
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    • Day 24

      Auf nach La Paz

      August 1, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 8 °C

      Heute verlasse ich Uyuni wieder, zum Glück, denn hier gibt es nichts mehr zu tun für mich. Den gestrigen Tag konnte ich gut nutzen, heute freue ich mich nach La Paz zu kommen.

      In der Nacht habe ich hervorragend geschlafen, es war schön warm im Zimmer und leise, was auch nicht immer der Fall ist in Hotels in Südamerika. Um 8.00 stehe ich gemütlich auf und packe alles zusammen. Dann genieße ich das reichhaltige Frühstücksbuffet.

      Um 10.00 holt mich das Taxi ab und bringt mich zum nur 3 km entfernten Mini- Flughafen Uyunis. Um kurz vor 11.00 beginnt der Security Check. Man legt seine Sachen zwar in ein Kisterl, es gibt aber nichtmal ein Gerät, wo die Sachen durchgelassen werden und der Beamte öffnet das Handgepäck nicht mal. Er greift einmal von außen drauf und fertig ist der Security Check. So hab ich das auch noch nie erlebt 🤣.

      Pünktlich um 11.00 ist Boarding und um 11.25 heben wir ab. Diesmal fliege ich mit einer Bombardier Dash 8-200 Propellermaschine. Ich habe einen Fensterplatz und es ist ziemlich laut im Flugzeug. So ein Propeller erzeugt einen ganz schönen Lärm 😊.

      Die Aussicht beim Landeanflug auf die Berge ist sehr schön und genau 1 Stunde nachdem wir gestartet sind, landen wir am Internationalen Flughafen El Alto auf 4200 m. Damit ist dieser Flughafen der höchstgelegene internationale Flughafen weltweit.

      Mein bestelltes Taxi wartet schon mit Schildchen auf mich. Die Fahrt, fast 1000 Höhenmeter hinab, ist faszinierend. Als wir die erste Kurve bergab fahren eröffnet sich ein sensationeller Blick auf La Paz. Ich freue mich schon jetzt, ab morgen diese Stadt zu erkunden.

      Mein Hotel, das Stannum Boutique Hotel, liegt im 5. und 12. Stock eines Buisness- und Einkaufszentrum. Beim Betreten wird mir bewußt, welch luxuriöse Hotel ich hier gebucht habe. Die gesamte 5.Etage ist dem Rezeptionsbereich, dem Spa, einem Restaurant und einer Bar vorenthalten,im 12.Stock liegen die Zimmer.

      Da ich vor 14.00 ankomme, kann ich noch nicht sofort einchecken, wie mir der sehr freundliche Rezeptionist erklärt. Daher gehe ich erstmal im hoteleigenen Restaurant essen, mit der Erwartung, dass dies bestimmt ein teures Essen werden wird. Aber weit gefehlt: für ein dreigängiges Mittagsmenü (Suppe und Salat, Hauptspeise und Nachspeise) zahle ich gerade mal 65 Bolivianos (€8,4). In einem 5-Sterne Haus! Das ist echt unglaublich!

      Nach dem Essen zeigt mir der Rezeptionist dann mein Zimmer. Der Ausblick ist der Hammer!! Ich sitze einfach mal nur auf meinem Bett und schaue aus dem Fenster! Sehr genial! Um 16.00 habe ich mir noch eine Massage gebucht, heute ist Verwöhntag 😊.

      Nach der sehr entspannenden Massage beschließe ich noch meine erste Fahrt mit der berühmten Mi Teleferico zu machen. La Paz hat das größte Seilbahnnetz der Welt, gebaut von der österreichischen Firma Doppelmayr. Ich wähle die Linea Cilesta, die mich ins Zentrum von La Paz bringt. Da es schon kurz vorm Finster werden ist, bummle ich von der Station El Prado nur ein paar Blocks entlang zum Plaza San Pedro. Dort sehe ich zum ersten Mal das berühmt berüchtigte Gefängnis San Pedro.

      San Pedro ist einer der berüchtigtsten Massenknäste der Welt, eine Gefängnisstadt mit Marktständen, Restaurants und einer brutalen Hierachie. Mit einer österreichischen Strafanstalt hat San Pedro wenig gemein. Es gibt keine Gitterstäbe, keine Wächter, keine Uniformen. Um die 2000 Männer sitzen hier ungefähr ein. Gebaut wurde das Gefängnis für rund 300 Häftlinge. Die meisten von ihnen wurden wegen Drogenvergehen inhaftiert, andere wegen Mordes.

      In dem Gefängnis gibt es acht verschiedene Sektionen, kleine Viertel mit Höfen und Baracken. Wer Geld hat, lebt in den guten Vierteln, wo die Zellen manchmal mehrere Räume umfassen, wo es Fernseher, Gasherde, Kokain und Platz für die Familie gibt. Wo abends die Tore verriegelt werden. Wer kein Geld hat, endet in den armen Sektoren, wo die Gefangenen im Dreck schlafen, dort gibt es nichts außer Anarchie und dem, was bei der Kokainherstellung übrig bleibt, Crack.

      In vielen bolivianischen Strafanstalten ist es anscheinend üblich, dass die Häftlinge in so einem Gefängnisdorf leben. Das Wachpersonal hält sich meist außerhalb der Mauern auf. Die Regierung verkauft das als fortschrittliches, integratives System. Doch in der Realität sind die Haftanstalten im Land überfüllt. Das interne, eigenständige Verwaltungs- und Machtsystem der Häftlinge führt zu Bandenbildung, Drogenhandel und nicht selten zu Gewalt.

      Viel habe ich schon über dieses Gefängnis gelesen und jetzt stehe ich direkt davor, sehe Frauen und Kinder raus- und reingehen. Ein Gefangenentransport hält unmittelbar neben dem Eingang, scheinbar werden neue Gefangene gebracht. In Handschellen werden sie hineingeführt in das berüchtigste Gefängnis der Welt. Ich beobachte die Szenerie noch ein Weilchen, irgendwie fasziniert, dann mache ich mich wieder auf den Rückweg zur Station El Prado. 2 Stationen muss ich fahren, dann bin ich wieder in meinem Hotel. Von der Seilbahn aus kann man tolle Ausblicke über La Paz genießen und für 3 Bolivianos (40 Cent) ist eine Fahrt auch sehr erschwinglich.

      Im Hotel esse ich noch ein kleines Abendessen und gehe ins Bett. Anreise, Stadt erkunden und Massage machen müde. Ich werde noch ein wenig das Lichtermeer von La Paz aus dem Bett beobachten, dann geht es ins Land der Träume 😊
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    • Day 25

      La Paz - Walking & Food Tour

      August 2, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 3 °C

      Der Tag beginnt wieder gemütlich, ich muss mein herrliches Zimmer einfach ein wenig ausnutzen. Obwohl ich relativ bald wach bin (5.45), schaffe ich es nicht vor halb neun aus dem Bett. Ich blicke aus dem Fenster, beobachte Mi Teleferico ein wenig und schaffe es endlich mal, ein wenig zu lesen.

      Gegen 9.00 begebe ich mich zum Frühstücksbuffet. Es gibt eine tolle Auswahl an Obst, Kuchen, Cerialien, Käse und Eiern. Ich glaube, hier kann man zwischen 10 verschiedenen Zubereitungsarten wählen, die einem dann frisch gemacht werden. Ich entscheide mich für Eggs Benedictinos, die vorzüglich schmecken.

      Gegen halb 11 verlasse ich das Hotel und fahre mit der hellblauen Linie zur Station El Prado. Da meine erste Tour des heutigen Tages erst um 14.00 beginnt, beschließe ich, ein wenig die Gegend rund um die Plaza San Franzisco auf eigene Faust zu erkunden. Als erstes statte ich dem kleinen Coca Museum einen Besuch ab. Ich zahle die 15 Bolivianos Eintritt, bekomme ein Übersetzungsheft in Deutsch in die Hand gedrückt, ein Cocazuckerl angeboten und dann kanns los gehen. In diesem Museum lernt man alles über die Geschichte des Cocablattes, des Gebrauchs des Blattes der Bevölkerung vorallem in hochgelegenen Gebieten in den Anden, wie Coca Cola das Blatt quasi berühmt gemacht hat, den Anbau, die positiven Eigenschaften des Cocas aber man bekommt auch die negativen Aspekte präsentiert, z.B.wie aus dem Blatt Kokain hergestellt wird. Ich schaue mir alles genau an und lese die interessanten Fakten durch, dadurch brauche ich knapp 1 Stunde um alle Infos aufzusaugen. Ein kleines, aber wirklich interessantes Museum, in dem man leider nicht fotografieren darf.

      Anschließend bummle ich ein wenig durch den Mercados de las brujas - den berühmten Hexenmarkt. Allzu lange verweile ich hier aber nicht, denn dieser Markt wird auch ein Teil der Tour sein, die ich später mache. Bevor ich mich zum Mittagessen in ein Café setze, statte ich der San Francisco Kirche noch einen Besuch ab. Leider ist auch hier fotografieren nicht erwünscht. Ich zünde für meine verstorbene Schwester, die heute Geburtstag hätte, eine Kerze an. Sie soll wissen, dass ich, egal wo auf der Welt ich bin, ich immer an sie denke!

      Nach dem Kirchenbesuch mache ich mich auf Richtung Plaza San Pedro, denn dort beginnt meine Walking Tour. In einem netten Café kurz vor der Plaza kehre ich noch ein um eine Kleinigkeit zu essen. Ich bestelle mir einen Chai Latte und ein kleines Nutellacrepe.

      Um kurz vor 14.00 bin ich beim Plaza San Pedro. Kurz darauf spricht mich jemand an, ob ich eine Tour gebucht hätte. Es ist Daniel, der Guide von Red Cap Walking Tours. Da noch nicht alle anwesend sind, die auf seiner Liste stehen, setze ich mich noch auf eine Bank und beobachte nochmal das rege Treiben vor dem San Pedro Gefängnis. Heute sind die Türen des Haupttores geöffnet und so kann ich einen kurzen Blick ins Gefängnis erhaschen. Fotografieren natürlich strengstens verboten!

      Kurz nach 14.00 startet dann die Walking Tour. Free darf sie in Bolivien nicht sein, das verlangt das Gesetz, aber es wird nur ein symbolischer Preis von 20 Bolivianos verlangt und anschließend auf Trinkgeld, von dem die Guides leben, erhofft. Wir haben 2 Guides, Daniel und Denise, die beide sehr sympatisch und kompetent wirken.

      Beginn der Tour ist eine Erzählung über das San Pedro Gefängnis. Früher konnte man ja eine Gefängnistour mit Insassen buchen, heute ist das nicht mehr erlaubt, wird aber nichtsdestotrotz immer noch praktiziert. Ratsam sei so eine Tour allerdings nicht, wie uns Denise erklärt, denn vor nicht all zu langer Zeit erst, haben 2 Amerikaner eine solch illegale Tour gemacht. Der Häftling, der ihnen San Pedro zeigte, ist irgendwann während der Tour verschwunden. Als die 2 Amis dann alleine aus dem Knast wieder raus wollten, glaubten ihnen die Wärter nicht, dass sie Touristen seien und vermuteten einen billigen Trick von Insassen aus San Pedro zu türmen. Es dauerte anschließend einige Anrufe bei der Botschaft und Rechtsanwälten bis die beiden mit einer Strafe von je USD 500 wieder entlassen wurden. Vermutlich kann man das Geld besser investieren als Stunden mit Verbrechern zu verbringen. Weiters erzählte uns Denise noch von der Drogenproduktion in San Pedro (dort wird das reinste Kokain des Landes produziert) und welch originelle Tricks Insassen verwenden um das weiße Gold aus dem Knast zu bekommen, damit es jemand lukrativ für sie verkauft. So konnte unser Guide einmal beobachten, als sie im Park auf den Beginn einer Tour wartete, wie sich im obersten Stockwerk des Gefängnis, das man vom Park aus sehen kann, das Wellblechdach hob, ein Gesicht zum Vorschein kam, etwas in den Park geworfen wurde und das Gesicht wieder verschwand. Eine Babywindel lag auf dem Boden, schnell eilte eine Person herbei, schnappte sich die Windel und rannte davon. Nicht selten kann man scheinbar Zeuge solcher Schmuggel im San Pedro Park werden. Und warum passiert nichts, wenn eigentlich jeder, auch Polizisten, von der Produktion und dem Handel mit Kokain wissen? In Bolivien ist dieses Problem so riesig, dass im Gefängnis die Produktionsmenge zu klein ist, dass es die Polizei überhaupt interessiert. Tja, andere Länder, andere Sitten 😊

      Nach den interessanten Geschichten gehts weiter zum Rodriguez Markt, wo hauptsächlich Cholita Frauen Gemüse und Obst verkaufen.
      Eine Cholita - so werden indigene Frauen (Aymara) in Bolivien bezeichnet, die sich nach einer in den 1920er Jahren aus Europa nach Südamerika importierten Mode mit ursprünglich für Männer entworfenen Hüten kleiden. Die Kleidung der Cholitas besteht aus der pollera (einem Überrock), bis zu 10 Unterröcken, dem Schultertuch und dem typischen Hut. Denise erklärt uns viel über die Traditionen der Cholitas und es ist wirklich spannend, ihren Ausführungen zu lauschen.
      Über den Hut der Aymara Frauen berichtet sie uns, dass diese ihn seitlich tragen, wenn sie unverheiratet sind und noch für die Männerwelt interessant sind, tragen sie den Hut gerade am Kopf, dann sind diese Frauen verheiratet bzw.vergeben. Die Männer sollten besser keine Blicke auf diese Frauen werfen 😊
      Weiters erfahren wir, wie das Schönheitsideal der Cholitas aussieht - dicke Waden zeigen, dass die Frau stark ist, breite Hüften symbolisieren ihre Gebährfreudigkeit (Aymara Frauen haben 10-12 Kinder), die noch durch ihre Kleidung verstärkt wird (viele Röcke tragen auf) und lange Haare, die meist zu Zöpfen geflochten werden und wo unten eine Art Pompons eingeflochten wird. Außerdem ist ein etwas beleibterer Bauch schön für jeden Aymaramann.

      Nach diesem Exkurs gehts weiter zum Mercado de las Brujas - dem Hexenmarkt. Hier kann man alles erstehen, was man Pachamama gerne opfern möchte. Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten und jede Menge Llamaföten. 80% der Bolivianer sind offiziell Katholiken, aber nur noch wenige praktizieren den Glauben. Die meisten dafür glauben an die Rituale für Mutter Erde und jetzt, Anfang August, wird das bis zum Exzess betrieben, denn der August ist der Monat für Pachamama.
      Wie sieht so ein Ritual aus? Je größer der Wunsch, umso größer die Opfergaben (will man zB.ein Haus bauen, muss mindestens ein Llamafötus, der knapp 100 $ kostet, in der Opfergabe sein. Hat man seine Opfergaben gewählt, beauftragt man einen Yatiri, einen Shamanen, der die Opfergaben segnet und anschließend verbrennt. Die daraus entstehende Asche wird in eine Holzbox gegeben und auf dem Grund, auf dem das Haus gebaut wird, vergraben. Somit hat Pachamama ihre Gaben erhalten und soll dadurch Glück und Segen über das Bauvorhaben bringen.

      Es gibt auch Gerüchte, dass bei Großprojekten (zB.Bau eines Hochhauses) Llamaföten als Opfergabe nicht reichen, sondern auch heute noch Menschen geopfert werden. Dazu werden bevorzugt Obdachlose, Drogenabhängige oder Alkoholiker, die weder Familie noch Freunde haben (sie somit keiner vermisst) angelockt, mit diversen Suchtmitteln betäubt und anschließend lebendig unter einer Schicht Beton begraben. Natürlich hat noch nie jemand sowas beobachtet (wäre dann ja Beihilfe zum Mord), aber wie gesagt, Gerüchte kursieren....

      Nach dem Hexenmarkt besuchen wir die San Francisco Kirche, die fassadentechnisch besonders interessant ist, weil sie sowohl spanische Einflüsse aufweist, aber auch indigene, was für die Kolonialzeit sehr ungewöhnlich war. So zb kann man auf der Fassade eine nackte Frau entdecken, die eine Blume gebährt. Sie represäntiert Pachamama.
      Aber warum ließen die Spanier solche Abbilder auf einer römisch katholischen Kirche zu? Sie wollten die indigene Bevölkerung vom Katholizismus überzeugen und ließen die indigene Bevölkerung mit dem Mitspracherecht bei der Fassade in dem Glauben, was zum Katholizismus beitragen zu können. Es scheint funktioniert zu haben!

      Weiter geht es zum nicht weit entfernten Lanza Market. Heute ist dieser Markt ein Indoor Markt. Früher lag er direkt an der Hauptstraße, alles war dreckig und unhygienisch und so wurde beschlossen, den großen Markt in ein Gebäude, das ein wenig wie ein Parkhaus aussieht, zu verlegen. Wir machen hier 15 Minuten Pause, damit sich jeder was zu Essen und Trinken kaufen kann. Ich verweigere allerdings, denn ich habe um 18.00 noch eine Foodtour gebucht, bei der ich bestmöglich hungrig erscheinen soll 😊

      Unser vorletzter Stopp ist beim Hauptplatz La Paz, der Plaza Murillo. Hier ist nicht nur der Palast des Präsidenten, die Kathedrale und die verkehrt verlaufende El tiempo del Sur -Uhr (die südliche Zeit), sondern auch Kilometer 0. Alle Strassen des Landes wurden ab hier weg gemessen.

      Daniel und Denise erzählen uns Geschichten von verschiedensten Präsidenten Boliviens, ihre guten und schlechten Taten, nur über Morales wollen sie nicht in der Öffentlichkeit sprechen, das machen sie später, hinter verschlossenen Türen. Die beiden wissen wirklich sehr viel über die Geschichte Boliviens, Land und Leute zu erzählen und es ist wirklich interessant und kurzweilig ihnen zuzuhören.

      Zum Abschluß gehts noch ins Luna y Sol Restaurant, wo wir einen Drink (Sangli) bekommen und auf die gelungene Tour anstoßen.

      Ich verabschiede mich von Denise und bummle dann langsam zurück zur Plaza San Francisco, denn Daniel wird ab dort in etwa 45 Minuten die Food Tour starten.

      Auf der Plaza ist extrem viel los, morgen starten die Augustfestivitäten und es muss alles aufgebaut und organisiert werden. Es gibt extrem viel zu schauen und kaum hab ich mich versehen ist es 18.00. Ich entdecke Daniel und auch die 3 anderen Teilnehmer der Food Tour (2 Dänen und 1 Amerikanerin) sind schon da.

      Die Food Tour ist ebenfalls super, Daniel weiß viel zu den einzelnen Speisen zu sagen.

      Wir beginnen am Lanza Market, wo wir erstmal Api con pastel (mit Käse) probieren. Jeder bekommt ein ganzes Pastel und einen halben Becher Api, das schon mal ordentlich füllend ist. Dann gehts weiter in den 2.Stock des Marktes, wo jeder ein ganzes Sandwich de Chorizo zu essen bekommt. Die Tour ist erst am Anfang und ich bin jetzt schon ordentlich satt, obwohl ich nicht mal alles aufgegessen habe. Nach diesen nicht gerade kalorienarmen Gerichten spazieren wir weiter zu einem der besten Restaurants der Stadt (Alaya), die ganz traditionelle Speisen, auf den Punkt gekocht, anbieten.
      Zum Verkosten gibt es Chicharron, frittierter Schweinebauch, Fritanga, Schweinefleisch in Sauce und Lechon, eine Art Schweinekotelette. Dazu wird Mote (Riesenmais gekocht) und Chuño, dehydrierte, haltbargemachte Kartoffeln gereicht. Alles schmeckt wirklich hervorragend, mein Favorit ist allerdings Chicherron, das wirklich sehr lecker schmeckt!

      Jetzt bin ich eindeutig schon sehr voll, aber die Tour ist noch lange nicht aus. Wir spazieten weiter zum Sol y Luna, wo wir Pique Macho (ist ein gehäufter Teller, der aus mundgerechten Rindfleischstücken und Pommes-Frites-Kartoffeln besteht. Hinzu kommen Zwiebeln, Locoto, gekochtes Ei, Senf, Mayonnaise und Ketchup) und Sopa de Mani (Erdnusssuppe), zwei sehr typische bolivianische Gerichte, serviert bekommen. Ich kann von beidem nur noch einen Bissen kosten, dann geht nichts mehr. Dazu bekommen wir die bolivianische Variante des Pisco Sour. Ich bin echt schon zum Rollen, aber ein Stopp fehlt noch. Die Nachspeise im Higher Ground Café. Wir bekommen Applecrumble und Quinoabrownie kredenzt. Probieren tu ich noch beides, schmeckt wirklich sehr gut, aber bevor mir schlecht wird, gebe ich auf. Es geht kein Bissen mehr runter.

      Gegen 22.00 verabschieden wir uns. Gemeinsam mit der Amerikanerin gehe ich zur nicht weit entfernten hellblauen Gondellinie und bin gegen 22.30 im Hotel, wo ich todmüde und völlig überfressen 😊 ins Bett falle.

      Es war ein wirklich toller Tag und beide Red Cap Touren waren wirklich empfehlenswert!!
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    You might also know this place by the following names:

    Río Chioca, Rio Chioca

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