Mit den Zugvögeln südwärts

September 2022 - May 2023
Erstmals starten wir unsere Reiseschlaufe ohne Rückkehrdatum und in der Absicht, den Winter über auf Achse zu sein. Südwärts gewiss: Südwest-Frankreich, Nordspanien, Portugal, Marokko? Es wird sich ergeben. Read more
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  • Day 53

    Von Avila in die Extremadura

    October 23, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Freitagnachmittag: Im strömenden Regen in Avila losgefahren - im dichten Nebel die Sierra de Gredos überquert (Puerto de Menga, 1566 müM und Puerto del Pic, 1352 müM) - im etwas verschlafenen aber gastfreundlichen Belvis de la Jara einen super ruhigen Stellplatz angesteuert.

    Samstagmorgen: mit frischen Brötchen vom Bäcker in den Tag gestartet. Renata hat sich auf der Überland-Strecke ans Steuer gewagt und ihre persönliche Herausforderung gut gemeistert.👍🙌 Bei windig-wolkig-schönem Wetter sind wir durch eine bezaubernde Landschaft gekommen, vom Einzugsgebiet des Rio Tajo/Tejo ins Einzugsgebiet des Rio Guadiana. Den drei Guadiana-Stauseen entlang bis ans Ende des dritten Sees, zum Camping Balcon de Orellana in Orellana la Vieja. Unterwegs konnten wir bereits an mehreren Plätzen Geier und Adler auf ihrem majestätischen Gleitflug beobachten.

    Diese Gegend um die Stauseen der Extremadura wird jeden Winter von Zehntausenden Kranichen als Überwinterungsplatz aufgesucht. Wir sind dafür wohl noch etwas früh - und vor allem ist gerade gar kein günstiges Flugwetter. Nun, wir hoffen und warten mal.

    Sonntag: ein ausgesprochener Bett- und Regensonntag, durchgehend feucht. Ein Gang ins Dorf, damit ich doch noch raus komm; der ausgeschriebene "Dia de los Aves" (zum europäischen Tag der Vögel) entpuppt sich jedoch als ziemlich ereignislos und unorganisiert. Nun, man kann nicht immer Glück haben. Die Bar mit dem feinen Glas Weisswein und dem vorzüglichen Blutwurst-Tapa zu 1.50€ (beides zusammen!) bleibt mir als Highlight des Tages in Erinnerung.

    Und PS: den Camping hier kann ich beim besten Willen nicht weiterempfehlen, relativ verwahrlost und überteuert.
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  • Day 54

    Extremadura - von Orellana nach Llerena

    October 24, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 21 °C

    Bereits liegt wieder eine reichhaltige Woche hinter uns und ich nutze den Aufenthalt bei Luis in Vila Verde de Ficalho (und das gute Internet), um unsere Footprints nachzutragen.

    Letzten Sonntag in Orellana war's ganztags bewölkt, kühl und regnerisch. Der "Dia de los Aves" war aber nicht nur wetterbedingt flau; die Aktivitäten waren eher schlecht koordiniert bzw kommuniziert, wenig Publikum. Die Foto-Ausstellungen im schön renovierten ehemaligen Kloster lohnten der Ambiance wegen - und wegen des "Wärters", der mir noch persönlich das besondere Ausstellungsstück erklärte: Der bemalte Handwagen für den Verkauf von hausgemachtem Eis sei in seiner Kindheit noch unterwegs gewesen. Mit dem Glücksrad hätte man bei viel Glück zwei Eis und mit sehr viel Glück gar 10 Cornets gewinnen können.

    Anderntags fuhren wir durch eine weite und karge Landschaft, viele riesige Getreidefelder, einige Stauseen mit tiefem Wasserstand; großzügige Dimensionen. Einkaufshalt im alten Provinzstädtchen Llerena. Hier hatte schon die Inquisition einen repräsentativen Sitz. Dennoch zeugt die Architektur an der Plaza de España von einer pragmatischen Grundhaltung: die grossen Galerien auf dem Kirchendach dienten zeitweilig als Tribüne für die Stierkämpfe auf dem Hauptplatz.
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  • Day 55

    Encuentro a Fuente del Arco

    October 25, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 22 °C

    Fuente del Arco bietet einen gut ausgestatteten Stellplatz, prädestiniert für ein Zusammentreffen mit lieben Freunden. Unsere Salsa-Freunde Félice und Alan sind auch mit Camper in Portugal und Spanien unterwegs. Mit etwas Absprache konnten wir hier ein unerwartetes und freudiges Wiedersehen feiern, in schwiizertütsch plaudern und Erfahrungen austauschen.

    Gemeinsam erkundeten wir die Gegend, besuchten die Ermita de la virgen del Ara (die "sixtinische Kapelle der Extremadura") und genossen ein landestypisches Nachtessen.

    Der Erfahrungsaustausch unter Campern verlief ganz pragmatisch und ohne Hemmungen: www.flexaport.de bietet ein super einfaches System (mit Ikea-Becher), um das Bord-WC zur Trenntoilette umzurüsten. Ecoflow bietet eine portable Zusatzbatterie mit integriertem Wechselrichter. Und unser Restaurant hat Nachhaltigkeit auf seine Art umgesetzt, zumindest im Männerklo. Hier wird das Pissoir automatisch gespült, mit dem Abwasser vom Händewaschen!, bitteschön.
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  • Day 56

    Via verde de la Jayona

    October 26, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 26 °C

    Spanien birgt eine Vielzahl sehr schöner und gut ausgebauter Radrouten. Hier ist es die vor hundert Jahren stillgelegte Minenbahn La Jayona. Wo einst Eisenerz transportiert wurde, führt heute ein idyllischer und gut ausgebauter Bahntrassenweg von Fuente del Arco bis an die Bundesstraße bei Berlenga. 20km hin und 20km (gegen den Wind) zurück.

    Die abwechslungsreiche Landschaft durch Dehesas - Steineichen-besetzte Schafweiden -, Olivenhaine und Getreidefelder ist auch bei bedecktem Himmel ein Genuss. Zu viert natürlich erst recht.

    Als Highlight erblickten Alan und ich gar einen iberischen Kaiseradler auf der Lauer, beim Abflug und schließlich noch beim lautlosen Kreisen im Verbund mit seinen Kollegen. Erhaben und einzigartig.
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  • Day 57

    Mina de la Jayona - monumento natural

    October 27, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Eisenerz-Mine hart an der Grenze zwischen Extremadura und Andalusien wurde schon von den Römern genutzt.

    In der Zeit der Industrialisierung waren es belgische Ingenieure und eine französische Minen-Gesellschaft, die die Ressource erneut erschlossen. Schließlich war es der erste Weltkrieg, der die intensivste Phase der Bergbautätigkeit befeuerte; da entstand sogar eine Seilbahn-Anlage, mit der das Erz zum Bahnhof von Fuente del Arco - und von dort aus weiter zu den Hochöfen bei Cordoba - transportiert wurde. Nach dem Krieg wurde der Bergbau umgehend eingestellt.

    Immer wieder eindrücklich, unter welchen Bedingungen die Menschen früher arbeiten mussten (vom dreistündigen Arbeitsweg zu Fuss hin und wieder zurück ganz abgesehen).
    Für uns heutige "Mineure" geradezu ein Zuckerschlecken und obendrein ein interessanter Einblick.
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  • Day 58

    Rüber nach Portugal

    October 28, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Am Donnerstag verabschiedeten wir uns von Félice und Alan und nahmen den Weg nach Portugal unter die Räder. Unterwegs lockte uns "El capricho da Cotrina" zur Besichtigung; leider ist dieses einzigartige Bauwerk aber bloß am Wochenende und nur auf Voranmeldung zugänglich. www.gaudiextremadura.es ist das absolut leidenschaftliche Werk eines (inzwischen verstorbenen) pensionierten Maurers, der für seine Tochter ein Traumgebilde gebaut hat. Tochter und Sohn wollen das Werk weiterführen und geben angeblich berührende Einblicke in dieses einzigartige Werk. Vielleicht schaffen wir es auf einer späteren Schlaufe, diesen Ort nochmals zu besuchen.
    Tank- und Übernachtungshalt in Higuera la Real, direkt vor der Stierkampfarena. Frühstückshalt auf dem Rücken der Sierra de Aracena, bereits in Andalusien. So schaffen wir es, am Freitag dank portugiesischer Zeit bereits im zeitigen Vormittag in Serpa zu sein.
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  • Day 59

    Erinnerungen auffrischen in Serpa

    October 29, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 22 °C

    Serpa hat für uns das Zeug zu einem Lieblingsort. Hier waren wir auf unserem Sabbatical-Reisejahr vor gut 30 Jahren schon mit unseren Kindern. Fotografisch sehr schöne Postkarten und unsere eigenen Fotos haben unsere Erinnerungen von damals wach gehalten. Der mit seinen schlichten weissen Flächen und Formen beeindruckende Ort hat für uns seinen Charakter bewahrt. Ja, mit den zahlreichen modernen Ergänzungen gar noch gesteigert: ein modern konzipierter mercado municipal lädt zu Einkauf, Begegnung, Austausch und mit der "cocina experimental" gar zum gegenseitigen experimentieren und lernen.

    Selbst die Bus-Wartehäuschen haben hier Stil. Und der jardim municipal kann mit seiner wunderschönen Anlage jedem botanischen Garten Paroli bieten. Die uralten Olivenbäume, die als Wahrzeichen vorbildlich gepflegt werden, haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Jeder Baum ein Kunstwerk der Natur.
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  • Day 59

    O cante do Alentejo - Gesang verbindet

    October 29, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 19 °C

    Alan und Félice haben uns auf ein besonderes Konzert in Serpa aufmerksam gemacht: Grund genug, unsere Route entsprechend zu planen. Dabei stoßen wir unerwartet auf gleich mehrere Perlen und ein einzigartiges Erlebnis.

    Im Jahre 2014 wurde die gesangliche Tradition des Cante Alentejano in die Unesco-Liste des immateriellen Welterbes aufgenommen. Serpa bildet dabei - nicht zuletzt mit seinem Museum "casa del cante" - das Zentrum einer lebendigen Volkskultur, zusammen mit rund vierzig umliegenden Gemeinden.

    Wir erleben eine berührende CD-Taufe mit insgesamt fünf Chören. 2016 entstand im Umfeld ausgewanderter Portugiesen in Paris der "Rancho de cantadores de Paris". Dieses multikulturelle Ensemble junger Menschen hat sich zum Ziel gesetzt, den Cante Alentejano zu pflegen und im Dialog mit zeitgenössischer Gesangskultur lebendig zu erhalten. 2018 und 2019 wurde im Zusammenspiel mit traditionellen Chören der Region um Serpa die CD "Alentejo ensemble" eingespielt, deren Taufe pandemiebedingt und zu unserem Glück erst jetzt stattfinden konnte.

    Der Cante Alentejano ist ein polyphoner Chor-Gesang, bei dem ein "ponto" als Vorsänger das Lied in Stil und Rhytmus eröffnet, ein "alto" dann - eine grosse Terz höher - die moda (das Gesangsmotiv) einführt und der "coro" schließlich den polyphonen Körper bildet.
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  • Day 61

    Servicehalt in Vila Verde de Ficalho

    October 31, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach Serpa haben wir wieder den angenehmen und sehr persönlichen Stellplatz von Luis in Vila Verde de Ficalho angefahren. Ein guter Ort, um wieder mal in aller Ruhe Überblick zu gewinnen und Dinge nachzuarbeiten:
    - Buchhaltung machen und Rechnungen bezahlen
    - Das Logbuch nachführen
    - sieben Footprints über die vergangene Woche verfassen
    - ausgiebig Duschen, am Sonntag gar bei Sonnenschein und-Wärme in den Pool hüpfen
    - den nächsten Workaway-Einsatz recherchieren und planen
    - ausgiebige Video-Telefonate führen mit unseren Lieben zuhause
    - abhängen, ausspannen, kochen, essen, genießen
    - Zum Barbeiro (Frisör) gehen
    (.... und da einem Portugiesen begegnen, der 40 Jahre lang in Thun BE gelebt und auf dem Bau gearbeitet hat. Seit seiner frühzeitigen Pensionierung vor sechs Jahren lebt er mit seiner Frau nun wieder in Portugal. Sein gebrochenes Bärndeutsch ist dennoch verständlich, "momou", "auwäää" und "wi ne moore". So einen lustigen Haarschnitt habe ich noch nie verpasst bekommen.)

    Und überdies: hier werde ich nach Allerheiligen dem Camper neue Finken verpassen lassen. Und den selbstverschuldeten Blechschaden vom Campinggelände in Serpa werden wir möglicherweise auch noch repariert bekommen.
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  • Day 62

    Mértola - im Parque do Guadiana

    November 1, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Aufgrund des Feiertags (Allerheiligen) verlängern wir unseren Aufenthalt in Ficalho und warten, bis die Autowerkstatt wieder öffnet. Gelegenheit für einen sehr lohnenswerten Ausflug "über Land" nach Mértola. Der attraktive Ort gilt als "erster Hafen am Meer"; der Guadiana ist bis hierher schiffbar, über gut 70 Flusskilometer. Nicht erstaunlich, dass so manche Volksstämme - von den Kelten über die Römer bis zu den Mauren - hier ihre Spuren hinterlassen haben.

    Wir durchfahren eine unermesslich weite Landschaft; das Alentejo ist die am dünnsten besiedelte Gegend Portugals.

    Dabei passieren wir auch den ehemaligen Bergwerksort Mina de São Domingos. Dessen Bergwerk befindet sich im Zentrum einer geologischen Schwefelkiesschicht (Pyrit), die den gesamten Süden der Iberischen Halbinsel durchzieht.
    Die Sabina Mining Company habe die der Kupferförderung dienende Tagebau-Mine 1966 zwar stillgelegt, ohne sich aber um deren Sanierung zu kümmern. Eine besorgniserregende Grundwasser-Verschmutzung ist die Folge. Und bei starken Regenfällen komme es immer wieder vor, dass das stark übersäuerte Wasser der Minen-Seen in den nahen Fluss ausgeschwemmt werde. (Quelle: Wikipedia)
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