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- День 2
- воскресенье, 13 апреля 2025 г., 21:02
- ☁️ 16 °C
- Высота: 1 917 м
КитайKunming25°3’2” N 102°42’24” E
Muss ja sein
13 апреля, Китай ⋅ ☁️ 16 °C
Ja, muss ja sein, diese elende Fliegerei. Aber erst einmal von München nach Frankfurt mit dem Zug, Nele und ich. Halbneun startet er und erreicht FFM Flughafen erfreulich beinahe pünktlich um halbzwölfe.
Ein Hatscherer auf dem großen, großen Frankfurter Flughafen bis zum Air China Terminal, Check in, Security und so weiter. Bis wir fliegen vergehen die vier Stunden Wartezeit wie im Flug. Nele muss noch was für die Schule machen. Woyzeck und Camus lesen z.B.
FFM nach Peking in neuneinhalb Stunden. Der Flieger ist ziemlich oll, alles schon ein wenig in die Tage gekommen, Neles Touchscreen ist absolut berührungsresistent. Aber wir kucken eh keinen Film, wir lassen uns lieber vom Onboard Entertainment ein Kartenspiel beibringen. Wir spielen bis wir das Spiel endlich einmal durchschaut haben und wir einmal gegen unsere chinesischen Computerkontrahenden gewinnen. Zum Mittagessen gibt es Huhn mit Nudeln, nahezu geschmacklos.
Nach ein paar wenigen geschlafenen Stunden gibt es Abendessen, oder ist es schon Frühstück? Auf jeden Fall: Huhn mit Nudeln, juhu.
Zur Landung am frühen Morgen beutelt uns der Wind turbulent auf die Landebahn, wir sind wieder wach. Und so müde. Hello again Peking!
Immigration, eine lange Schlange, zu lang für den Anschlussflug in zweieinhalb Stunden. Wir fragen uns in der Warteschlange etwas nach vorne, kriechen unter Absperrbändern hindurch, bis wir glauben, dass wir dem knappen Zeitfenster angemessen an der richtigen Position in der Schlange stehen, eine Stunde fast noch bis wir endlich dran sind. Die Einreise selbst geht überraschend schnell, Visa on Arrival für 30 Tage China, yes! Wir sind in China!
Grimmige Beamtengesichter geleiten uns richtungsweisender Weise zum Domestic Transfer. Ich habe über Trip.com gebucht und dessen Service begleitet und leitet uns hier perfekt durch den Reiseablauf. Wann, wo, welches Gate und so, empfehlenswert!
Zuhause habe ich schon eine eSim gebucht, die mit dem ersten Einschalten des Handys in China sofort aktiviert ist. Dazu vier VPNs, von denen ich hoffe, dass mindestens eines zuverlässig und lückenlos funktioniert. Funktioniert. Leider in Verbindung mit Wifi eher nicht, nur mit Daten-SIM arbeitet ExpressVPN perfekt. Jetzt sind wir auch schon mal online, eine große Hürde ist genommen, der Schweiß auf meiner Strin schnell getrocknet.
Halbfünf steigen wir für vier Stunden erneut auf in die Lüfte Richtung Süden nach Kunming. Vorher werden wir aber nochmal so richtig richtig durchleuchtet und abgetastet. Aber dieses Mal habe ich schlauer gepackt: kein Messer, keine Schere, kein Fußdeo, kein Feuerzeug - keine Beanstandung.
Im Flieger bin dann so dermaßen müde, dass ich es gerade mal schaffe, noch zum Essen wach zu sein, Hühnchen mit Nudeln, jippie, sonst schlafe ich den Rest des Fluges, das Chicken ist noch schloziger als die beiden vorher.
Toll der Blick aus dem Flugzeugfenster auf die bunt gescheckten, farbintensiven Felder im Anflug von Kunming. Wie auch schon bei Peking, zwischen den Feldern die vielen Horrorbetonpfeilersiedlungen, wie Geisterstädte vom Reißbrett, vollgepackt mit Arbeiterzombies.
Trip sei Dank bekomme ich eine PN mit dem Foto von unserem Taxifahrer, der schon wartend am Ausgang steht. In einer schicken, schwarzen Elektrolimousine gleiten wir durch das spätmittagliche Kunming. Ein seltsam vertrauter Anblick. Nach einer halben Stunde Fahrt und ein paar Irrungen und Wirrungen des Taxlers bei der Suche nach dem realen Standort unserer Bleibe erreichen wir endlich das Upland Hostel, das so versteckt nicht liegt.
Beim Check-In müssen wir betrübt feststellen, dass Alipay bei seinem ersten Einsatz irgendwie nicht funktioniert. Freundlicher Weise gewährt man uns einen sehr rücksichtsvollen Zahlungsaufschub, bis wir uns etwas ausgeruht haben, wir sind einfach supererschöpft.
Der Weg zu unserem Zimmer führt etwas verschachtelt um diverse Ecken treppauf über den offenen Hinterhof durch das Restaurant hinüber zum Lift in den fünften Stock.
Unser Zimmer: sehr schön! Blick auf eine grüne Wand aus Pflanzen und die gegenüberliegende sonnige Chill-Terrasse, das Hostel ist wohl an einen Naturfelsen gebaut.
Im Zimmer freuen wir uns über ein großes Doppelbett und eine kleine Lounge am Fenster mit zwei Sesseln. Wasserkocher: check. Bad und Dusche: sehr klein aber heißes Wasser, check. Es ist nur durch eine teilverglaste Tür abriegelbar, wodurch sich die privaten Geschäfte etwas exponierter gestalten. Da sich das Bad aber quasi um die Ecke vom Schlafraum befindet, ist das durchaus handlebar. Das Hostel hat eine sehr sympathische Ausstrahlung, hier fühlen wir uns auf Anhieb richtig wohl. Ankommen und Ausruhen ist angesagt.
Zum späten Nachmittag rappeln wir uns auf und starten zu unserem ersten Orientierungslauf. Zunächst aber die Geschichte vom Zahlemann, oder: das Wunder von Alipay. Ich weiß nicht wie und warum, aber dieses Mal klappt es mit der Code Scannerei und Alipay. Ich würde es ja gerne verstehen, bin aber auch fürs erste einmal nur erleichtert.
Unser erster Weg führt uns zum sehr nahe gelegenen Park samt Teichlandschaft oder eher See mit Brücken und Inseln? Auf jeden Fall, wir sind begeistert. Die Nachmittagssonne beleuchtet eine sehr schöne Anlage, großartige Flora, Skulpturen aus Plasikblumen, glückliche Flanierer, spielende Kinder, Imbissstände, verliebte Paare und diverse Shootings von Cosplayern, ein chinesisches Idyll, alles superentspannt.
Eine Weile später gibt es in einem kleinen Resto das erste chinesische Essen für uns, Nudeln mit diversen unbekannten Zutaten, aber ohne Chili, und sehr lecker.
Einen ersten, neugierigen Blick in die City trauen wir uns nach dem Mahl noch zu und landen in einer Fussgängerzone mit historisierenden Gebäuden mit Geschäften darin, eh klar. Schöne Lichtstimmung, recht wenig los für eine chinesische Stadt am Sonntag Abend. Ein Nebel der Müdigkeit kriecht langsam von unseren Beinen in unsere Köpfe. Im SevenEleven holen wir uns noch Yacults als Gutenachtdrink und dann um 22:00 ab ins Land der Träume.Читать далее
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- День 3
- понедельник, 14 апреля 2025 г., 22:37
- ☁️ 20 °C
- Высота: 1 917 м
КитайKunming25°3’2” N 102°42’24” E
Wal King Kunming
14 апреля, Китай ⋅ ☁️ 20 °C
So langsam um neun wachen wir auf. Ich wecke Nele mit Kaffeeduft. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, wir haben super geschlafen.
Nach zwei Stunden Unterhalten und Kaffeetrinken gibt im Restaurant vom Upland eine große Nudelsuppe zum Frühstück. Nur wenige Traveller lungern auf der Innenhofterrasse herum. Gegen halbzwölf starten wir die Stadt zu erkunden.
Es gibt nur sehr wenige Sehenswürdigkeiten in der Stadt, eine davon ist ein Buddhatempel unweit von uns, der Yuantong Tempel. Hinter dem typischen chinesischen Tempelportal steht auf einem Hof ein großer Schrein mit einem sehr großen, goldenen Buddha. Hätte Nele nicht gesagt, dass es links oder rechts von dem Schrein noch weitergeht, ich wäre zufrieden gewesen und wieder gegangen, jedoch schon etwas verwundert darüber, dass dieser Tempel touristischen Stellenwert besitzt.
Aaaber, hinter dem ersten Schrein befindet sich ein Arkadenrundgang mit vielen Seitenschreinen, der um einen großes, wassergefülltes Bassin herum führt. In der Mitte des Bassins steht quasi wie eine Insel ein weiterer großer Schrein. Im Bassin rudern viele kleine Wasserschildkröten wie ausziehbare Badewannentierchen im grünen Wasser aufgeregt herum.
Und hinterm Arkadengang geht es dann nochmal weiter, zu einer Art Quelle die einem Felsen entspringt und die in ein großes Wasserbecken gefasst ist, dieses Mal tummeln sich hier Karpfen und Goldfische. Treppen, die zu einem weiteren Tempel oben im Felsen führen sind leider verschlossen. Die Anlage ist also wider Erwarten von stattlicher Größe. Zunehmend füllt sie sich mit immer mehr Gläubigen, die ungläubig Nele mit ihren graublonden Haaren und ihrer weiten Adidashose und sommerlichem Top mal mehr mal weniger verstohlen beäugen.
Wir genießen die Ruhe dieses unspektakulären aber schönen Ortes.
Das Wetter ist ja so schön! Sonne! Aber nicht zu heiß um die Stadt zu erkunden. Wohin jetzt? Einfach los!
Das erste, was uns auffällt, diese große Stadt mit ihren über fünfeinhalb Mio. Bewohnern ist absolut ruhig, unglaublich. Es wird mehr flaniert als gelaufen, kaum Hupen, der scheinbar zu 100% elektrifizierte Verkehr flüstert leise rauschend durch die Straßen - und es ist viel Verkehr.
Auffallend die unzähligen Rental Elektromopeds, die überall massenweise geparkt sind, nix mehr Fahrräder. Sehr chillig, diese Stadt des Frühlings, wie Kunming auch genannt wird. Zwischen den hässlichen Hochhäusern und Shoppingmalls ragen immer wieder Palmen in den Himmel.
Wir halten uns einfach Richtung ‚Altstadt‘. Mal hier entlang, mal da abgebogen, chinesischer Alltag, so gut wie keine Touristen. Bis zum Ende des Tages sind wir vielleicht vier/fünf begegnet?
Es ist gar nicht so einfach diese Stadt zu beschreiben. Schön ist sie nicht. Es gibt Momente, Strassenzüge, Plätze, da denken wir, wir sind in Berlin, Mehrindamm, Akexanderplatz, ja das trifft es wohl ganz gut. Eine Straße erinnert uns mit ihrer Platanen Allee an die Französische Konzession in Shanghai. Viele kleine Geschäfte, Kleidung, Klüngel, Lebensmittel, chinesischer Alltag, keine Touristen. Den meisten Chinesen sind wir egal, einige sehen uns neugierig an, Nele wird von jungen Mädels öfter mal angelächelt, erfreulicher Weise aber möchte niemand mit uns Fotos machen.
In einer kleinen Seitenstraße liegt ein kleines Restaurant neben dem anderen, Hunger! Unsere Auswahl ist beliebig, eines ähnelt dem anderen ziemlich. Fotos von den ganzen Leckereien an den Wänden, cleanes Interieur und ein bisserl oller Schnickschnack. Der sehr nette Scheffe legt uns eine Ringbuch-Speisekarte vor die Nasen. Er macht uns vor, wie wir mit dem wegwischbaren Stift unsere gewünschten Speisen auf den eingeschweißten Seiten markieren. Soweit klar, wenn nicht alles in Chinesisch geschrieben wäre…
Der Google Übersetzer muss her. Im Test gegen den Trip Übersetzer hat er eindeutig gewonnen.
Wir staunen nicht schlecht, wie sehr sich die Ûbersetzungsqualität zu 2019 verbessert hat. Fast nahezu jedes Gericht wird nachvollziehbar übersetzt, wow. So wählen wir Schweinefleisch Gung Po, Schweinehack mit Tofuquark und Yamswurzeln mit Morcheln. Es ist soo lecker!
Sehr präsent der typische Geschmack des Sezchuanpfeffer, der wohl in fast jedem Gericht hier verwendet wird.
Um 14:00 sind wir die einzigen Gäste, die Familie räumt schon zusammen und gesammelt sich danach an einem Nachbartisch. Opa drängt stolz das zweijährige Enkelchen in unsere Richtung, Papa lächelt dazu den Rauch seiner Feierabendzigarette ins Sonnenlicht, Mama kichert, Schwester schaut nur. Babyboy ist recht gschamig und flüchtet zurück zu Opa, der ihn wieder gnadenlos zu uns bugsiert. Unwillige Schnute, alles lacht, wir brechen satt und happy auf.
Zahlen mit Alipay ist bisweilen eine Herausforderung. Weder Code Scannen funktioniert, noch gescannt werden. Kein Anschluss unter dieser Nummer, VPN blockiert den Vorgang, sagt Alipay, sagt Big Brother, gruselig. Mehrmalige Anläufe auch ohne VPN misslingen. Gut dass ich noch ein paar Yen im Geldsackerl habe und bar bezahlen kann. Auch beim Tempel vorhin hatten wir die gleichen Schwierigkeiten, Code Scannen funktionierte auch da nicht. Das kann ja noch lustig werden, ich dachte Ois easy mit Alipay in China.
Unverzagt biegen wir weiter von Seitengasse in Hauptstraße in Seitenstraße. Irgendwann stehen wir an einer sehr chinesischen Version des Brandenburger Tors, die Altstadt Kunmings beginnt dahinter. Eigentlich sind es zwei Tore, die hintereinander fotografiert ein schönes Motiv ergeben. Die Altstadt wurde neu wieder aufgebaut, da war man irgendwann mal wohl zu beflissen mit Abreissen und Neubauen. Gibt halt doch noch die Sehnsucht nach der Vergangenheit und der Seele einer Stadt.
Fischlampions hängen über den Gassen, Läden mit Jade, Silberschmuck, Tee und Touriramsch reihen sich aneinander, dazwischen Restaurants der einfachen Art. Entspanntes Schlendern zwischen entspannten Kunmingern, denen man eh eine sehr gelassene Art nachsagt.
Bei ‚Kunming‘ muss ich doch gleich auch an Laos denken, an die Horden von Touristen, die mit dem Highspeed Train von Kunming kommend heuschreckengleich über Luang Prabang herfallen, rücksichtslos, schlurfend, rotzend, maximal ignorant. Schlurfen und Rotzen tun sie hier auch zur Genüge, aber sonst, nicht wiederzuerkennen, diese Horden! Wir fühlen uns tatsächlich wohl hier in dieser Gesellschaft, gelächelt wird zwar selten, dennoch so viele nette Begegnungen, wenn man einmal miteinander zu tun bekommt. Sei es beim Bestellen, Einkaufen oder beim misslungenen Alipay Bezahlen.
Das Highlight in diesem Zusammenhang war Trockenshampoo für Nele kaufen. Mit gegenseitigem Google Übersetzer, Händen und Füßen, gab es am Ende von der kommunikationsmutigen Verkäuferin sogar eine empathische Dosengröße, die von strengen Fernbahnhofszerberussen mit Röntgenblick akzeptiert werden würde. Hahaa! High Five, tapfere Verkäuferin, was waren wir völkerverständigend, glücklich und stolz!
Und jetzte? Kaffeezeit! Aus den vielen Cafés am Platz suchen wir uns das vietnamesische Kaffeestüberl aus. Endlich mal wieder vietnamesischer Drip Coffee. Drip, Drip, Drip, Milchmädchenmilch verrührt und ab ins Eiswürfelglas, mmhhhh.
Leider passen unsere Stecker vom Ladegerät nicht in die Steckdosen vor Ort. Und wieder ein Wow-Moment: das Mädel von der Kaffeetheke bringt uns eine dieser Leihpowerbanks, die es überall in der Stadt in Automaten gibt. Unsere leeren Handyakkus jubeln. Ist das superaufmerksam oder superaufmerksam - Leihpowerbanks, allüberall zu leihen - das ist mal ganz nach vorne gedacht und gemacht, was?
Gerne würden wir uns in der Dunkelheit von den bunten Lichtern der wiederstandenen Altstadt ein Glitzern in unsere Augen zaubern lassen, gerade aber ist es noch zu wenig abendlich. Tempeltürme ein paar hundert Meter entfernt sind dann unser Ziel. Fast hätten wir sie übersehen, so unscheinbar sind sie in ihrer schlichten Modernität, nicht einmal ein Foto wert. Ein seltsames Gebäudemonster zwischen den beiden Türmen beschattet unerwartet unseren Weg. Eine hohe Mauer wie vom Sommerpalast in Peking, durch deren Tor wir in einen Hof kommen, dessen flankierende Bauten nicht weniger historisierend anmuten. Über Treppen geht es hinauf, den chinesisch verschnörkelten Dächern entgegen. Was erwartet uns hier? - nichts! Geschlossene Türen von irgendwelchen vielleicht exklusiven Geschäften. Niente, nix los. Mit großen Fragezeichen über diesen Bombast verziehen wir uns wieder.
Die fette (Dengsi)Dongsi Straße hinunter. Der Plan: Powerbanks kaufen, wir haben unsere vergessen.
Tiefer drin in der Berlin like City waren doch Shoppingmalls?… Auf dem Kilometer zurück in die City, bremsen wir bei einem großen Obstladen ein
und erwerben neugierig ein paar Früchte der exotischeren Art zum spannenden Probieren für später.
Es dämmert schon und die City blinkt bereits in bester asiatischer Art und allen Farben. Hinter der vielversprechendsten Fassade verbirgt sich ein mehrstöckiges Kaufvergnügen. Der gesamte dritte Stock ist ein Uniclo, jippie, ein Must für mich. Der vierte Stock beherbergt Funny Household Items, Cosplay und Young Fashion, die Neugier siegt, kucken müssen. Das eigentliche Ziel aber liegt im Erdgeschoss, die Mobile Abteilung.
Can I help you? freundlichstes Englisch von einem jungen Verkäufer mit Pilzfrisur und Pickeln. Ja gerne, wir suchen Powerbanks. Und er zeigt uns Powerbanks. Wir sollen uns doch bitte setzen, hier ein Becher mit warmen Wasser bittesehr, und wir sind begeistert von den kabellosen, schicken Dingern und kaufen. Beflissen werden unsere beiden Akkus vor unseren Augen gestestet, läuft. „Zahlen mit Alipay bitte.“
„Can you scan me?“ fragt der sehr zuvorkommende Verkäufer mit der akkuraten Pilzfrisur. Geht nicht, Alipay will einen Zahlungscode von mir, den von meiner Kreditkarte? Ne? Einen anderen? So einen anderen Code hab ich nicht, hatte ich nie…
„You scan me please.“ Das geht auch nur bis zu dem Punkt ‚Zahlungscode‘ bitte… Ich probiere mögliche Codes aus meinem gängigen Repertoire aus - meeep, Alipay gesperrt, morgen wieder…
„Nehmt ihr Kreditkarte?“ „Ja, Visacard“ - Ich habe nur die Mastercard, hm. ….Applepay? …Paypal? Auch nicht? …so ein Mist. Na dann, tschüss Powerbanks, wird wohl nix mit uns heute. Sorry Sorry, und wir gehen.
Das gibt’s doch nicht! Auf einer Bank direkt vor der Mall gehen wir der Sache auf den Grund, tief in den Alipay Einstellungen. Nach etwas Herumprobieren verschwindet mein Scancode, jetzt geht gar nichts mehr ohne diesen Zahlungscode einzutippen. Grande Katastrophe. Und dann ploppt auf Chinesisch plötzlich ein Text auf, auf Deutsch übersetzt: Meine Identitätsprüfung sei noch nicht vollständig abgeschlossen, ich sei nicht für das Bezahlberfahren zugelassen und möge bitte Verständnis dafür haben.
Grrmblll….
To make a long story short: Nach längerem Suchen und Finden, gefolgt von mehrmaligem Reisepass scannen, Gesicht scannen und wieder Reisepass scannen und wieder Gesicht und… wurde ich tatsächlich aufgefordert, mir einen Zahlungscode einfallen zu lassen, genau diesen gewissen Zahlungscode! Halleluja! Und ab dann flutscht alles, sogar das Zahlen mit Gesichtserkennung. Und alles ohne VPN, na servas, jetzt hat der Big Brother mich an meinen getrackten Konsum-Eiern. Die Schmerzen lindere ich flugs mit zwei schicken Powerbanks. Viel Spaß soll er haben, der Große Bruder, wenn er mitverfolgt, was wir noch so alles Tolles shoppen.
Essen zum Beispel. Wir begeben uns zurück in die illuminierte Altstadt und mit Glitzern in unseren Augen und Google Übersetzer durchpflügen wir die unendliche Speisekarte des neonhellen Restaurants unserer Wahl. Eine rundliche Dame nimmt kichernd unsere Bestellung auf und kredenzt uns ein paar kurzweilige Minuten später Schweinerippchen süßsauer und Rindfleisch klassische Art, mit Chili, Chili und Chili, ach ja, und Sezchuanpfeffer. Tee dazu für lau.
Die grünen Chilis sind gar nicht soo scharf, die roten sind aua, die lassen wir einfach weg. Und so lecker schmeckt es und viel zu viel ist es. Alles was im Fettsee noch am Tellerboden schwimmt lassen wir dann stehen, sind wunderbar satt.
Statt die Metro zu testen ziehen wir den dreissigminütigen Nachhauseweg per Pedes vor. Durchs nächtliche, ruhige Kunming, die Auto- und Rollerlawine surrt nahezu geräuschlos an uns vorbei. Zwischenfrage: Wie ist eigentlich die aktuelle Luftqualität in Kunming?
Fast schlafwandlerisch finden wir unser Upland.
Nach dem Duschen: Obst Testing, drei exotische Früchte, von denen nur die Drachenfrucht für uns einen Namen hat. Das Obstmesser dafür leihen wir uns aus der Hostelküche.
Alle drei Obsten ist gemeinsam, sie schmecken nicht wirklich intensiv, einmal maracuja-traubig, einmal grasig, einmal nach nichts, die Drachenfrucht natürlich, einmal mehr ein hübsches Nichts. Wieder eine Erfahrung. Und wenn ich das hier nicht danach noch schreiben würde, hätte ich um halbzwölf die Augen schließen können, so mache ich das erst jetzt, hellwach um halbdrei.Читать далее
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- День 4
- вторник, 15 апреля 2025 г., 12:19
- ☀️ 23 °C
- Высота: 1 742 м
КитайKunming24°48’47” N 103°19’33” E
Wanderlust
15 апреля, Китай ⋅ ☀️ 23 °C
Früher aufstehen als neun schaffen wir nicht. Zum müden Kaffee recherchiere ich, wie wir zum Steinwald in Shilin kommen, unserem heutigen Ausflug. Der ist ca 90 km entfernt von Kunming.
Das bedeutet eine halbe Stunde mit dem Taxi zum Busbahnhof Ost und von dort mit dem Bus zwei Stunden nach Shilin. Hoppala sage ich nur, dann sollten wir aber langsam mal zügig los, was?
Über Alipay kann man sich beim Taxidienst DiDi anmelden, dem chinesischen Uber. Das Taxi kommt in zwei Minuten und schnell wie der Wind sind wir für 3,60€ am Busterminal Ost. Auch die zwei Tickets nach Shilin Stoneforest sind am
Ticketcounter schnell gezogen. Zwei Minuten später rollen wir auch schon auf der Autostrada Richtung Wanderparadies, was für ein Timing.
In Shilin City einmal 30sekündiges umsteigen in den lokalen Bus zum Steinwald. Eins ist es jetzt. Die ganze Strecke von Hostel bis Steinwald haben wir also in gut zwei Stunden absolviert, hui!
An der Busendstation und zugleich am Eingang zum Weltkulturerbe sind neben riesigen Parkplatzkapazitäten auch diverse Restaurants für entsprechende Mengen Touristen. Aber wo sind die Massen? Nix los hier, die ganze Anlage ist nahezu leer.
Wir frühstücken eine feine Nudelsuppe, nach gegrillten Bambusmaden oder Heuschrecken war uns gerade nicht. Wobei, Bambusmaden würden wir schon mal probieren, Sula hatte die in Laos auf unserer Dschungeltour für sich und seine Jungs emsig gesammelt.
Ein Hatscherer zum Ticketcounter, Mit ihren 18 bekommt Nele noch ein Schülerticket, inkl. Elektroshuttle im Park zahlen wir zusammen ca 30 € Eintritt.
Es ist ein fieser Parcours durch Händler, die Löcher in die Luft kucken, Obsttandler mit appetitlichen Obsthäufchen in der Auslage und verödete Restaurants, durch die Büsche rollen, bis wir endlich den Shuttleservice zum Parkeingang finden. Große lila Golfmobile werden mit gackernden und wartenden Touristen bepackt. Also doch, hier sind sie also, einige wenige Touristengruppen mit Lautsprecher verstärktem Fähnchenführer am Start. Gemessen an den möglichen Kapazitäten, auf die die ungenutzten Wartereihengitter schließen lassen, aber immer noch ein müder Witz. Da kennen wir ganz andere Dimensionen vom ‚Avatar‘- Nationalpark, damals zwanzig19. Wenn hier Hochsaison ist, muss das wohl ähnlich massenhaft abgehen.
Vom Eingang weg laufen wir dann zwischen vereinzelt krakeelenden Horden über eine lange Brücke in den Park hinein. Die ersten säulenförmigen Felsenformationen des Steinwalds tauchen auf. Um sie herum bestens gepflegter Rasen und hübsch arrangierte Bäume, Zäune davor, dass auch niemand den Felsen zu nah kommt. Weia, hier sieht es ja aus wie in einem Zoo, nur mit Steinen. Wir sind ja einiges von den Chinesen gewohnt, aber das hier, ein Steinzoo, ernsthaft?
Auf breiter geteerter Straße geht es weiter bis zu einer Gabelung mit einer Karte vom ganzen Park.
Der kartoffelförmige Umriss beherbergt einige Quadratkilometer zerklüftetes Gelände durchsetzt mit kleinen Pfaden.
Rechts vor einem Teich führt der Weg durch den Park weiter auf Teer, links scheint es auf weniger großen Wegen mitten ins Gelände zu gehen. Die Gruppen biegen rechts ab, wir gehen links. Ein Stück weiter darf man dann auch den Rasen betreten, auf dem es sich anfühlt, als ginge man auf weichen Matratzen, und wir kommen näher ran an die hübschen Felsen.
Und da taucht doch tatsächlich zwischen zwei Felsen ein kleines, grob gepflastertes Wegerl auf, wie ein Geheimgang, Da müssen wir rein, und es öffnet sich ein magisches Wunderland vor uns. In Schluchten zwischen karstigen Steinsäulen, treppauf, treppab, durch engste Passagen, ducken, Bauch einziehen, kleine Lichtungen, großartig, wunderschön! Bizarre Steingebilde bauen sich über unseren Köpfen auf, ausgewaschene Höhlen und Stege, tiefe Schlitze und Spalten neben uns, unter uns. Spannendes und atemberaubendes Gewandere, Gesteige und Gestaune. Immer wieder begegnen uns Grüppchen schnaufender Chinesen, teilweise in gewagten Schuhen und auch tapfer an Stöcken - wie schaffen die das in diesem Gelände? - schwitzende Schweindis und drahtige old Ladies, overequippte Amateurfotografen und verliebte Pärchen, geführt von ihren dauerquatschenden Guides.
Mal hört man sie in den Canyons, mal ist es still oder hört nur Vögel zwitschern. Natürlich haben die markantesten Felsen romantische Namen, wie z. B. die tausendjährige Schildkröte - doch ein Steinzoo. Vermutlich reden die Guides deshalb so viel.
Das Zentrum bildet ein chinesischer Pavillon auf einem der höheren Gipfel, von dem aus wir das Panorama und die Ausdehnung des Steinwalds bestaunen können.
Immer wieder gibt es in Nischen und auf Steinterrassen kleine Steintische, die zum Picknick einladen. Niemand würde sich hier wundern, wenn plötzlich Elfen oder Trolle an einem dieser Tische sitzen würden.
Wir begeben uns etwas abseits der Standardrouten. Ein Teich von Grundwasser gespeist leuchtet grünlich vor uns auf, über Stege können wir den umrunden und geraten immer weiter aus dem Zentrum in den Randbereich des Waldes. Schön ruhig ist es hier, exotisches Vogelpfeifen, weniger befestigte Pfade, wildere Natur. Dennoch steht hier alles Nase lang eine SOS-Box samt Kameraüberwachung, Auch gibt es immer wieder kleine Shelter aus Holz, Falls es mal einen heftigen Regenschauer geben sollte. Dann wirds hier ordentlich rutschig. Aber alles in allem, alles unter Kontrolle.
Noch weiter abseits besuchen wir eine Stelle mit antiken Wandmalereien. Unser letztes Ziel, bevor wir uns langsam auf den Weg zurück zum Haupteingang machen. Dazu orientieren wir uns an einem der Wegweiser, die an jeder wichtigen Wegkreuzung stehen - toll gemacht! - und folgen dem nächsten Pfad in Richtung ‚Ringstraße‘. Auf der gibt es alle paar hundert Meter Haltestellen für die lila Shuttlemobile. Nach drei Stunden schweißtreibenden auf und ab, quer und drüber, haben wir uns diesen Luxus verdient, ziemlich warm ist es in der Sonne dazu.
Erstaunlicher Weise strömen um kurz vor fünf immer noch neue Besucher in den Park. Geführt hat man den vermutlich in einer Stunde im Wesentlichen straff durchwandert. Exit through the Giftshop. Kundenlose Händler halten einem ständig irgendwelche regionalen Probierstückchen vor die Nase, Pilze, Gebäck, getrocknetes Irgendwas. Wir streben zum Busterminal.
Bis zum nächsten Bus haben wir eine halbe Stunde Wartezeit und Hunger, ein Kaffee wäre jetzt auch sehr nett. Den einzigen Kaffee, den wir finden können, gibts im Kühlregal, braunes Zuckerwasser, dazu Erdbeer Oreos und Mandelkekse, die fürchterlich bröseln. Um 17:00 fährt der Bus, wieder umsteigen in Shilin City und nach eineinhalb Stunden sind wir wieder am Busbahnhof Ost in Kunming.
Dieses Mal wollen wir die U-Bahn ausprobieren, die hier Station macht. Einmal Umsteigen müssen wir.
Am Touchscreen Endhaltestelle aussuchen, Anzahl der Tickets auswählen, Alipay scannen. Funktioniert nicht, weia, also bar zahlen. Nach angenehmen 20 Minuten landen wir unweit vom Upland.
Den abendlichen Hunger würden wir heute gerne mit einem nudelfreien Gericht stillen. Die Suche nach einem solchen Lokal gestaltet sich schwieriger als gedacht und führt uns weiter und weiter weg von unserer Bleibe und tiefer und tiefer in die City. In der Gegend, wo wir am ersten Abend waren, reiht sich ein Restaurant neben das andere. Hübsch anzusehen, die traditionell nachempfundenen rustikalen Holzhäuser mit sehr ansprechenden Restos darin. Nur bieten die allesamt Nudelgerichte an, gefühlt immer dasselbe in anderem Marketinggewand, meistens mit Schweinehack. Keine strangulierten, rot karamellisierten Enten- oder Hühnerleiber in der Auslage, auf deren zarte Brüste wir Lust hätten.
Einmal versuchen wir es in einem dieser schicken Lokale, weil der Hunger größer ist. Blöd aber, dass man die Speisenkarte scannen muss und die digitale Karte sich nur auf Chinesisch präsentiert. Auch mit Google Übersetzer würden wir final scheitern, denn die fertigen Gerichte werden am Küchentresen zur Abholung ausgerufen. Eine zu große Challenge jetzt für unseren noch größeren Hunger.
Rauf und runter, nix. Ein rustikales Restaurant bietet Rinderspiesschen an und eine Art Gulaschsuppe. Dann da. Sehr fein schmeckt mir das, die Suppe mit dicken Nudeln, tatsächlich etwas nach Gulasch, wie wir es kennen, aber feiner mit Minze und dem obligatorischen Sezchuanpfeffer. Nele verweigert die Nudelaufnahme und hält sich an die Spieße.
An einem Stassenstand sucht sie sich dann gedämpfte Teigaschen aus, an einem Obststand geschälte Ananas und Papaya. Eine ganze halbe Stunde dauert der Nachhauseweg, wir sind komplett durch, als wir ankommen. Aber Teigtaschen und Obst schmecken sehr lecker, besänftigen und trösten. Eigentlich wollten wir ja nach einem schnellen Essen den schönen Tag chillender Weise auf der Terrasse ausklingen lassen, stattdessen eine weitere kleine Wanderung in einem anderen Steinwald. Hätten wir doch einfach mal im Restaurant vom Hostel gegessen… fällt uns jetzt ein, ha, ha.
Packen noch, duschen noch, aber dann: ausruhen!
Ein furchtbar lachgackernder Mann und sein spanischer Geschichtenerzähler halten mich dieses Mal Ohrenstöpsellosen bis tief in die Nacht wach, um 7:00 muss morgen Früh schließlich der Wecker gehört werden.Читать далее
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- День 5
- среда, 16 апреля 2025 г., 12:51
- ☀️ 19 °C
- Высота: 2 401 м
Китай古城区26°52’14” N 100°14’8” E
Lijiang Train
16 апреля, Китай ⋅ ☀️ 19 °C
Müdes Erwachen, bis halbzwei hat der Spanier seine lustigen Geschichten in die Nacht gewiehert, damn. Aber hilft ja nix, vielleicht der heiße Kaffee im Bett. Dann ankleiden und hoch mit dem Rucksackerl. Das Taxi zum Südbahnhof Kunming kommt nach zwei Minuten, die 39 km Fahrt dauert eine gute Stunde. Noch komfortable 80 Minuten bis zur Abfahrt.
eTicket und Reisepass am Eingang gezeigt. - warum muss die Kontrolldame jetzt telefonieren?
Google übersetzt: Wir sind am falschen Bahnhof!
Nee oder? Überall im Netz heißt es, dass die Highspeedzüge von Kunming Süd abgehen. Scheinbar nicht, na, super.
Die Kontrolleuse weist uns zum Ticketschalter, wir sollen umbuchen.
Also Ticketschalter. Problem kurz auf Chinesisch rausgehauen und verstanden. Die Umbuchung funktioniert, ist aber definitiv eine Neubuchung, Reisebudget minus 50€. Aber in 40 Minuten startet unser Zug von diesem Bahnhof aus, immerhin. Die Ankunftszeit in Lijiang ist eine Stunde später als ursprünglich gebucht. Egal.
Nochmal Kontrolle, Securitycheck mit Röntgenblick, Snacks kaufen, eingeschweißte Hühnchenbeine, Milchbrötchen und Spülschwammschnittchen.
Boarding zehn Minuten vor Abfahrt, Wagen 1, Sitz 1, hatten wir auch noch nicht. Leckerkrasses Frühstück und vier Stunden Zeit. Nele arbeitet für die Schule, ich schreibe und schaue aus dem Fenster, ist besser als schlafen.
Pünktlich um 14:45 erreichen wir Lijiang. Ich habe ein kleines Deja Vu, der Bahnhofvorplatz sieht fast identisch aus wie der in Luang Prabang, heftig.
Nahe der Taxistände bietet man uns den Lift in die 10 km entfernte Stadt für sechs Euro an, vllt etwas zu teuer, aber ok für uns. Da wir in der Altstadt wohnen und in der keine Autos fahren dürfen, ruft unser Fahrer im Guesthouse an, damit uns jemand am Tor in Empfang nehmen kann und uns zum Hotel führt.
In einem Bollerwagen zieht die Dame des Hauses unser Gepäck über holpriges Pflaster ein paar Minuten zu unserem Hostel mit dem blumigen Namen ‚Flowers Without Bounderys‘.
Lijiang wird auch die Stadt der Blumen genannt und schon beim Entree macht sie ihrem Namen alle Ehre. Wow, wie es überall blüht und überhaupt eine chinesische Bilderbuch Altstadt, Hammer. Wir wissen gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollen. Steingepflasterte Gassen mit genau diesen chinesischen Holzhäusern, wie man sich chinesische Holzhäuser eben vorstellt. Einstöckig, doppelflügelige, schwere Eingangstüren, flaniert von zwei roten Laternen, mit dem Familiennamen in chinesischen Schriftzeichen über der Tür. Nicht genug damit, kleine Kanäle begleiten die eine oder andere Gasse, entzückende Steinbrücken führen darüber.
Unser Guesthouse ein einstöckiges hölzernes Hofhaus mit Innenhof, zum Hof ausgerichtet die Gästezimmer, die Treppe rauf eine rundumlaufende Galerie, hier befindet sich unseres. Ein großes, hohes Zimmer, Sitzecke, Fensterfront zum Hof, dreigeteiltes Bad. Nicht mehr ganz neu alles, aber sehr charmant, wir sind sehr happy, und für 25 € pro Nacht einfach supergünstig.
Empfangen werden wir vom Scheffe Joey, in meinem Alter, Schiebermütze, Pagenschnitt, um die 60 und spricht sehr gut Englisch und er hört gar nicht mehr auf zu schnattern, sehr nett und entertaining ohne aufdringlich zu sein. So sitzt er in seinem verknautschten Bürostuhltron auf der Veranda im ersten Stock. Zu seinen tausend Tipps und Geschichten bekommen wir einen Tee serviert und frische Brombeeren. Seine Eltern und seine Kinder leben in New York und das beste Pilzresraurant schickt er mir per WApp, wenn wir uns gleich connected haben, und unsere erste Tour sollte auf den Hügel der Altstadt gehen und wir können hier umsonst waschen und die Wäsche ist in zwei Stunden trocken. Alipay? Super! Her mit der Marie.
Ok.
Und wir starten auch gleich durch, folgen seinem beschriebenen Weg ohne die Kamera einmal wirklich wieder wegzupacken, Fotofotofoto. Wir wohnen sehr verwinkelt in irgendeiner dieser vielen Gassen etwas hinter dem Stadttor, das wird später eine Herausforderung wieder Nachhause zu finden. Der erste Wegpunkt, den wir uns sehr gerne merken wollen ist der Joghurtladen gleich an der Ecke. Bei dem gibt es unter anderem Rosenjoghurt in weißen Gläsern sehr hübsch verpackt und auch fleischgefüllte Teigtaschen. Wir probieren beides und ich habe noch keinen besseren Joghurt gegessen muss ich sagen, in Konsistenz und mit dem leichten Rosengeschmack absoluter Joghurthimmel für mich. Die heiße Teigtasche mit Lamm ist auch sehr fein.
Lijiang ist ein sehr romantischer Sehnsuchtsort für die Chinesen, soweit wir das da und dort heraushören konnten und das nicht ohne Grund. Sehr schnell kann man erkennen, dass die gesamte, große Altstadt wie eine riesige Kulisse für einen Martial Arts Film aus der Kaiserzeit dienen könnte. Entsprechend hoch ist auch die Besucherzahl auch außerhalb der Saison, gar nicht auszudenken, wie das hier zur High Season zugeht.
Auffällig viele junge Leute sind hier unterwegs.
Natürlich reiht sich in dieser Tourismushochburg ein Laden neben den anderen. Weil aber alles sehr stylisch rustikal gehalten ist, stört das nicht wirklich. Authentizität gibt’s dann in den Dörfern im Umland.
Angeboten wird Pu-Err-Tee, Pilze in allen Aggregatszuständen, Speisepilze wohlgemerkt, die Stadt ist ein Mekka für Pilzliebhaber, allerhand Metallhandwerk, Silberwaren, Kaffee, Boho Mode, Restaurants, usw., Besonders aber fallen die vielen Kostümverleihe und Schminkateliers auf, die äußerst rege genutzt werden. Man verkleidet und schminkt sich in eine elegant-romantische Nanxi Dame, die hiesige ethnische Minderheit, oder eine historisierende Edle, ein bisschen Fantasy und Cosplay darf es ja immer sein. Und in diesem Aufputz wird die Altstadt gestürmt und mit eigenem Fotograf Beauty geshootet bis der Akku qualmt. Gepost wird auf diesen kleinen Brücken oder unten am kleinen Kanal mit viel Blümchenzeug vor der Altstadtkulisse. Die Models komplett schmerzbefreit und hemmungslos, mal Püppchen aus Porzellan, mal Drusillas aus Schweinebauch, mal elfenhaft, mal rustikal, sogar kostümierte Männchen sind gelegentlich mit von der Partie, köstlich!
Wir flanieren staunend, kichernd, wundernd, freudig, neugierig, amüsiert, bewundernd durch die
lebendige, sympathische, erstaunliche, bunte und duftende Altstadt. Immer leicht nach oben bis zu einer Aussichtsterrasse auf einem Hügel, von der aus wir den Blick über die Altstadtdächer genießen und über ihre Ausdehnung staunen.
Zum späten Nachmittagslicht sind wir wieder auf dem Marktplatz in der Stadtmitte, holen uns einen Bubbletea für 80 Cent (!) und beobachten von einer Bank aus den ganzen Rummel. Aus einem Restaurant weht der chinesisch-romantische Singsang einer einsamen Entertainerin über den Platz, dazu die ganzen crazy Chinesen, eine sehr schöne Stimmung.
Auch ein halber Liter Bubbletea ist irgendwann einmal leer getrunken, wieder Zucker im Blut, weiter geht‘s. Wir stoßen auf diverse ehemalige Gemeinschaftseinrichtungen und Verwaltungsgebäude der alten Stadt, Mufu genannt, die heute zu einem Museum oder anderen Funktionen umgewidmet wurden.
Sehr schöne historische Gebäude in eine sehr schöne Anlage eingebettet. Besonders und immer wieder fällt die Blumenpracht in der Stadt auf. Alles blüht in allen Farben, wunderbar diese dicken knubbeligen rosa Blüten an Bäumen, sind aber keine Zierkirschen.
Um die Gebäude innen zu besuchen sind wir leider zu spät, die Sonne schickt sich an unterzugehen, was ein Licht! Erneutes Schlendern bringt den Duft von Holzkohlengrills in unsere Nasen, ein paar Häuserblocks weiter öffnet sich ein großes Marktgelände, leere Hallen mit Stahltischen in fahlem LED Licht auf der einen Seite, auf der anderen Seite leuchtet und duftet ein Nachtmarkt.
Trifft sich hervorragend, wir haben nämlich angemessen Hunger.
Vorher aber erstehen wir bei Obstständen verschiedene Obstsorten, die Nele noch nicht kennt und probieren möchte.
Und was gibt’s hier des nächtens so an Leckereien? Auf der Holzkohle liegen lange Fleischspieße und Hähnchenteile, deren verlockender Duft uns geleitet hat, daneben gibt es Stände mit großer und bunter Auswahl an Spießen mit allem denkbar Grillbarem, Gemüse, Meeresfrüchte, Fleisch, hübsch sieht das aus. Austern gibt es viele, die hier mit diversen Toppings ebenfalls gegrillt werden. An einem Stand wartet ein lange Schlange influencter Tiktok Kids auf custom made Wraps, geduldig wie beim Gemüsedöner in der Yorkstraße. Die Spezialität von Lijiang sind jedoch Pilze. Viele, viele Sorten, viele, viele Formen. Zubereitet werden sie in kleinen Tontöpfen, die dutzendweise auf Gasflamme in Pilzsud garen, manche Lokale sind auf Pilz-Hotpot spezialisiert und natürlich gibt es zahllose Wokgerichte à la carte. Die Pilze wollen wir morgen ausprobieren. Dann gibt es auch süßen Glibber mit Geschmack, ein Stand mit einer großen Insektenschar, dicke fette Maden und Riesentausendfüßler und so weiter. Wer’s mag.
Heute wollen wir Fleisch, zwei von den großen Spießen, ich probiere gegrilltes Yak, ebenfalls auf Spießchen, als Beilage einen frittierten Fladen aus Kartoffelschnitzen. Das Yak schmeckt sehr intensiv rustikal, noch rindiger als Rind, krass, aber lecker, der knusprige Kartoffelfladen ist der Knaller.
Der Nachhauseweg führt uns in jeder Beziehung Gesättigte durch dunkle und ruhige Nebengassen, die von roten Laternen in ein heimeliges Licht getaucht sind, auf den Hauptwegen haben die meisten Shops noch geöffnet, wobei es auch hier erheblich ruhiger geworden ist. Die Challenge ist, in diesem Gassengewirr unser Guesthouse wiederzufinden. Google Maps ist in dieser Stadt komplett überfordert und äußert ungenau, die Applekarte funktioniert da besser, aber auch hier bleibt es im Detail in der Altstadt spannend. Unsere Unterkunft haben wir bei Apple angepinnt, war ein Tipp von Joey.
Ganz nah an unserem Pin müssen wir den Block einmal ganz umrunden, zig Eingänge zu anderen Guesthouses, aber nicht zu unserem. Als uns der eine oder andere Shop dann bekannt vorkommt, holen wir uns noch einmal einen von diesen überirdischen Rosenjoghurts und Nele versucht das Rosenwasser, ich mag noch so eine Teigtasche mit Lamm testen. Jetzt aber, eine Ecke noch und wir sind zuhause, yes!
Obsttesting und Joghurtgenießing, die drei Mangostin, die auch hier einen stolzen Preis haben, waren allesamt innen faul. Schade das. Da müssen wir wohl morgen nochmal ran.
Dusching, Beine Hochleging, Relaxing, sanft und satt Hinübergleiting ins Traumland.Читать далее
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- День 6
- четверг, 17 апреля 2025 г.
- ⛅ 22 °C
- Высота: 2 102 м
Китай西邑镇26°12’26” N 100°11’7” E
Once Upon A Time In Lijang
17 апреля, Китай ⋅ ⛅ 22 °C
Wir gönnen uns Schlaf und einen gemächlichen Start in den Tag. Die Sonne scheint, perfekt um unsere Wäsche auf der kleinen Terrasse gleich neben unserem Zimmer aufzuhängen. Das laue Lüftchen wird sie bis zum Abend sicher trocknen.
Eine sehr ruhige Straße erwartet uns, als wir unsere ersten Schritte hinaus tun. Die meisten Läden gähnen auch noch, die hübschen, oft kunstvoll geschnitzten Holzvertäfelungen, die sie nachts verschließen, werden gerade entfernt.
Auf einem Schulhof huldigen uniformierte Schüler mit ihren hohen Stimmchen singender Weise der Partei, wir sitzen daneben in einem kleinen Straßenlokal mit hiesiger Hausmannskost samt rauhbeinigem Scheffe mit rauher Stimme und sanften Herzen. Wir stellen auf der Leuchttafel mit Bildchen der vielen angebotenen Speisen begeistert fest, dass es Jook gibt, Reissuppe mit Huhn, wir lieben die! Dazu bestellen wir noch mit Gemüse gefüllte Teigfladen, Tee gibt’s für lau in die Tassen, das perfekte Frühstück, und diese erholsame Ruhe in den Gassen am Vormittag.
Nach dem ersten Überblick gestern wollen wir heute beim Erkunden dieses beeindruckenden Ortes umfassend in die Details gehen.
Allüberall diese wunderschönen, traditionellen Filmkulissenhäuser aus Holz und Stein, gerahmt von einem Blumenmeer, exotisches Grünzeug im Überfluss, liebevoll arrangiert bis bombastisch wuchernd, gern wird übertrieben hier.
Kleine Gässchen Zweigen ab von den belebten Hauptwegen mit vielen sinnigen und unsinnigen Geschäften, in den Gässchen die offenen Tore der vielen Guesthouses. Da können wir prima mit unseren neugierigen Augen reinspitzen und Interieur von Boutique über traditionell rustikal zu bürgerlich modern alles an Wohnstilen entdecken. Wow, was es da teilweise zu sehen gibt. Besonders toll sind diese kleinen Innenhöfe, diese Oasen, die meistens sehr einladend gestaltet sind. Wie gerne würden wir uns in dem einen oder anderen kleinen Paradies mal platzieren, nur um da einfach mal zu sein.
Und weil das Außerordentliche plötzlich so normal sein kann, neigt man leicht dazu das Besondere nicht mehr als solches wahrzunehmen. Immer wieder müssen wir innehalten, tief durchschnaufen und uns gegenwärtig machen, in was für einem großartigen Ort wir uns gerade bewegen.
Als erstes gesetztes Ziel erreichen wir den großen Markt, dieses Mal im Hochbetrieb. Chinesische Märkte sind immer wieder eine Freude für alle Sinne. So ist es ein großer Spaß an der grenzenlosen Vielfalt der Gemüsesorten vorbei zu flanieren, unbekanntes Obst zu entdecken und tief in diese wunderbaren Gewürze hineinzuschnuppern. Jetzt ist auch die beste Gelegenheit frische Mangostin zu kaufen und zu probieren. Wenn die Blatter an der Frucht Grün sind, dann ist sie frisch, btw. Der Obsthändler schneidet uns die dicken Schalen auf und wir können endlich das reinweisse Innere dieser leckeren Frucht genießen.
Langsam füllen sich die Gassen der Altstadt mit Besuchern, nahezu ausschließlich Chinesen, und es werden mehr und mehr von diesen verkleideten jungen und aufgerüschten Damen in ihren romantischen Fantasykostümen in fieser Schminke.
Ein sehr beliebter Fotohintergrund ist am kleinen Kanal, der die Stadt durchzieht. Hier gibt es viele pittoreske Brückchen, üppig beblumte Fassaden, blühende Bäume und auch Nebelschwaden, ja, Nebelschwaden. Vom Kanalufer aus wird stellenweise laufend meterweise Kunstnebel auf die Wasseroberfläche geblasen, total crazy. Ich mag das.
Und da wird dann gepost was das Zeug hält. Eine kleine Handtrommel, die hier ebenfalls zur Klaviatur der Souvenirs gehören, wird neben das zerbrechliche Porzellangesichtchen gehalten, oder man blickt schüchtern nach unten, verträumt ins Nichts oder dreht ganz kokett den Papierschirm neben sich. Ja, ja.
Nach dem Shooting laufen die Freundinnen dann den Rest des Tages in ihrem Putz kichernd und stolz über das historische Pflaster. Später suchen sie mit dem Fotografen sie schönsten Shots am Rechner aus. Ein kurzer Schulterblick, den ich dabei mal hatte: das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, Chapeau für den Fotografennachwuchs. Die Preise für dieses Kostümspektakel beginnen bei so ca 35 €. Schminkbuden samt Kostümverleih gibt es fast inflationär.
Es ist nicht zu übersehen wie oft Nele von den Mädels teils offen angelächelt, teils heimlich komplett gescannt wird. Nicht selten höre ich zu einem verzückten Gesicht ein „You are so beautiful!“ Ja, ja, mein Nelchen, die alte Stylerin, hat ja auch noch die entsprechenden Klamotten an. Manchmal bin auch ich derjenige, dem das Kompliment über meine hübsche Tochter ausgesprochen wird. Sehr süß, wenn wir beobachten können, wie so manches Mädelsgrüppchen versucht heimlich ein Foto zu schießen oder sich überwindet Nele anzusprechen. Die Schüchternheit ist aber ganz beiderseits.
Es gibt so unglaublich viel zu kucken, zu beobachten, zu staunen, dann teilweise der Rummel, die Verköster, die uns ständig ansprechen und ihr Zuckerli oder Becherchen vor die Nase halten, das ist echt anstrengend. Wobei die Ansprachen dennoch stets sehr zurückhaltend und freundlich sind und null aufdringlich. Damit ist dann auch gut umzugehen.
Wir folgen dem Kanal, bis eine Baustelle den weiteren Weg versperrt, verlassen das Ufer und starten eine Odyssee mit dem Ziel in die Winkel der Stadt zu kommen, die wir noch nicht kennen, jeder Schritt ein freudiges Ahh und Ohh.
Wir schaffen es bis zum offiziellen Haupteingang der Altstadt, an dem sich die zwei großen Wasserräder befinden, die der Altstadt ihr Signet lieferten, und über die die Busladungen einströmen. In diese Blickrichtung sehr groß und majestätisch ein Bild von einem schneebedeckten Berg als perfekte Kulisse.
Hier beginnt auch die moderne Stadt Lijiang. Bestimmt auch einen Blick wert, wenn man etwas mehr Zeit mitbringt. Wir machen hier kehrt, zurück ins geschützte Touristengehege. Der kleine Hunger schickt uns auf die große Reise zur anderen Seite der Stadt zum Nachtmarkt, wo wir unbedingt Abendessen wollen. Wir finden ihn fast schon routiniert, sich in Lijang zu orientieren ist bald gelernt, obwohl der erste Eindruck der eines endlosen Labyrinths aus Gässchen und Winkeln zu sein schien.
Auf unserem heutigen Speiseplan stehen ja Pilze.
Da jedes Pilzbeisl dem anderen gleicht, und es reiht sich eines ans andere, entscheiden wir uns für unser Lokal nach der buntesten Mischung der Pilze in den blubbernden Tontöpfen der Auslage, die ganze Palette von Orange- bis Brauntönen.
Gut schmecken die Pilze, jedoch nicht so intensiv, wie ich mir das vorher ausgemalt hatte. Die vielversprechende Inszenierung hatte die Erwartungen dann doch etwas zu hoch werden lassen. Der ganz feine Plizgeschmack fehlt den Pilzen selbst, im Sud hingegen findet man ihn. Das bezeugt auch das genüssliche Schlürfen der Gäste um uns herum. Essen in China ist eh immer ein Vergnügen für alle Sinne, selbst in der rustikal dampfigen Pilzgarage am Markt von Lijang.
Im Qualm und der Geschäftigkeit des Nachtmarkts trollen wir uns zufrieden gesättigt wieder in die ruhigen Gassen der müden Altstadt. In einem kleinen Supermarkt besorgen wir uns noch Wasser und kaltes Tsingtao-Bier.
Wieder zuhause dann spannend und vor allem lecker unser abendliches Fruit Testing mit Minimangos, kleinen Aromabomben, ein Traum, und Lycheeähnlichen Früchten in harter Schale, die im Geschmack an Trauben erinnern.
Das Bier trinken wir danach auf unserer Veranda auf dicken, gemütlichen Polstern, überblicken den schönen Innenhof und lauschen den Geräuschen der Familie, die unten im Hof um einen großen, runden Tisch sitzt, speist und ratscht. Beim Beneiden nicht vergessen: Wir sitzen auf der Veranda eines traditionellen Hofhauses mitten in China mit Dachschnörkeln und im Lichterschein roter Laternen. Wir sind so richtig in China, mittendrin, unbeschreiblich das Gefühl, diese wunderbare Stimmung. Was für ein schöner Abend, was für ein schöner Tag.Читать далее
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- День 7
- пятница, 18 апреля 2025 г.
- ☀️ 24 °C
- Высота: 2 017 м
КитайDali25°41’12” N 100°9’46” E
Dali Train
18 апреля, Китай ⋅ ☀️ 24 °C
Leider ist keiner zum Verabschieden da, als wir um 10:00 das Guesthouse verlassen. Auf dem Weg zum Ausgang der Altstadt nehmen wir in einem von den vielen Lokalen Beisln Platz und bestellen Wantan Suppe als Frühstück.
Das DiDi Car ist flux bei uns und die knapp 12 km zum Bahnhof sind schnell gefahren. Gut dass es nur einen Bahnhof in Lijiang gibt, he he. Der Check-In nur mit dem Reisepass läuft genauso reibungslos wie die Security. Jetzt heißt es 30 Min warten bis das Bahnsteinboarding beginnt, 10 Minuten später sitzen wir im Zug, pünktlichst um 12:03 ist Abfahrt. Deutsche Bahn, warum bist du nur so lost? Einzig die vielen endlosen Durchsagen nerven. Dingdong, bla bla bla bla bla …dingdong, bla bla bla bla …dingdong, bla…
Während der Fahrt geht ein sehr nerdiger, aber herziger Mann durch die Gänge und präsentiert ein dickes Buch mit einer Sammlung von Geldscheinen aus aller Welt. Er blättert es sehr ehrfürchtig durch und hält begeistert Vorträge über den Inhalt dieses respektablen Buchs. Seine Augen leuchten, ich folge ihm interessiert, das nimmt er wahr, und so macht er auch bei unseren Sitzen halt und hält seinen leidenschaftlichen Vortrag. Seine Augen glänzen besonders bei den Münzen aus Samoa und Fidschi. Sehr süß, wie gerne hätte ich etwas von seinen Ausführungen verstanden. Und dann isser weg, im nächsten Abteil.
Pünktlich 14:25 halten wir in Dali. Beim Aussteigen staune ich, wie elend lang der Zug ist, bestimmt zwanzig Waggons. Beim Verlassen des Bahnhofs müssen wir noch einmal die Ausweise präsentieren, dann stehen wir im üblichen Gewusel auf dem Bahnhofvorplatz. Um ein DiDi zu bekommen gehen wir besser aus dem Stauknoten vor dem Bahnhof etwas weiter die Straße entlang. Ein guter Plan, auch hier sitzen wir nach zwei Minuten im Auto.
Es war im Vorfeld nicht ganz einfach sowohl über Google als auch über Apple die genaue Adresse unseres Hotel ausfindig zu machen. Das immer wieder schwierig ist, da die Hotels gerne mit anderen Namen in den Karten vermerkt sind als sie bei Booking benannt sind zum Beispiel. Erst über Trip.com habe ich schließlich die richtige Adressangabe für unser Hotel in Dali gefunden, die auch von DiDi-Car als Ziel akzeptiert wurde. Auch beim Guesthouse in Lijiang war das so und bei unserem zweiten Hotel später dann in Kunming besonders tricky.
Aber jetzt stimmt der Ort, an dem uns der Fahrer raus lässt und wir müssen nur noch um zwei Ecken in engen Gassen laufen, bis wir vor dem beeindruckenden Portal des Silky Spirited Inn stehen, was ein Name. Beim Eintreten sind wir schon ziemlich beeindruckt von dem sehr großen Atrium mit Koikarpfen und der zweistöckigen rundum laufenden Galerie aus Holz, das alles wohl einem alten Teehaus nachempfunden ist.
Zarte chinesische Klänge schweben über dem Ganzen. Weniger zart, eher dämlich war der Boy, der uns in Empfang genommen hat. Er latschert uns in Chinesisch voll, obwohl offensichtlich ist, dass wir kein Wort verstehen, höchst planlos scrollt er am Rechner herum und weiß nicht wirklich etwas mit uns anzufangen wie es scheint, als hätten wir ihn komplett mit unserer Anwesenheit überrascht. Erleichtert gibt der überforderte Bub an seine hinzugekommene Kollegin ab, die nicht wirklich besser mit internationalen Gästen kommunizieren kann. Sie fragt ersteinmal nach unseren Visa. Hä? Meint sie das kleine Stempelchen in den Pässen? - Ja, das meint sie. Dann findet sie wohl endlich auch unsere Reservierung über Agoda im System, juhu. Sofortiger Zahlemann dann.
Mit der Schlüsselkarte drückt sie uns zwei Gutscheine in die Hand, beide in ausschließlich Chinesisch. Der Übersetzer später klärt und auf: Einmal Grünen Tee Trinken im Teestüberl am Koiteich, einmal eine Kostüm Foto-Experience im Inhousestudio, oder so. Der Boy mit den feuchten Händen bringt dann uns und unser Gepäck zum Zimmer. Hoppala, da wohnt ja schon jemand! Wir sollen warten, er weg wie der Blitz, soweit das mit tippelndem Gang geht. Ein paar Minuten später, voilà, unser Zimmer, das mir aber etwas seltsam vorkommt, erheblich kleiner als auf dem Foto bei Agoda irgendwie, vergleichsweise ein Kammerl. Ich sehe bei Agoda nach und tatsächlich, das reservierte Zimmer ist viel größer und hat zwei Betten.
Also runter zur Rezeption und Agoda Fotos zeigen. Solly, solly, neue Keycard. Dritter Anlauf vom schwitzenden Boy.
Im zweiten Stock öffnet sich die Tür dieses Mal zu einem großzügigen Raum mit Twinbed. Geht doch!
Der Boy flüchtet erleichtert. Wir sind da.
Abgesehen davon, dass sich die Holzvertäfelungen als Plastefakefurnier entlarven, ist das Zimmer wirklich sehr wohnlich und schick, wir fühlen uns wohl und richten uns ein und machen uns einen Kaffee.
Willkommen in Dali.
Am Nachmittag starten wir unseren Orientierungslauf in die ‚Ancient City‘.
In meiner Vorstellung aufgrund diverser Beschreibungen in Reiseführern, ist Dali Altstadt ein kleines pittoreskes Dörfchen mit holprigen Gassen und beschaulichem Leben. Alte Frauen sitzen auf kleinen Hockern und beobachten das bunte Treiben in der Straßen, alte Männer auf Campingstühlen zocken Karten und kleine Lädchen bieten regionale Produkte feil, Obst, Spezialitäten, folkloristische Kleidung, es dampft und brutzelt in den vielen Garküchen am Straßenrand.
Nach ein paar anfänglichen Umwegen stehen wir dann am Anfang einer grellen Fussgängerzone, einem quirligen Rummel. Die ursprüngliche Substanz der niedrigen alten Häuser ist kaum noch auszumachen. Ein Shop neben dem anderen, deren Warenangebot wir aus Lijiang kennen, aus allen Richtungen quaken kratzige Lautsprecher ihre Angebote in Dauerschleife, alle Meter werden uns Speisekarten unter die Nase gehalten. Reisegrüppchen Posen vor imposanten Stadttoren und instatauglichen Skulpturen. Auch hier kostümierte Mädels, jedoch nicht so stilvoll wie in Lijiang, eher wie chinesische Funkenmariechen.
Der Hauptstrom zieht dann die Fussgängermeile hinunter. Hinunter, weil die Stadt zum ca sechs Kilometer entfernten Seeufer leicht abfällt. Auf jeden Fall, in dieser Straße ist die Altstadt zu einer Souvenir-, Fress- und Shoppingmeile verkommen, schrecklich. Ein wenig ernüchtert sind wir fürs erste schon, der Switch von Lijiangs vergleichsweiser Idylle fällt uns nicht leicht. Worin liegt nur das Geheimnis eines der erklärten Lieblingsorte der Chinesen?
Ich schätze, das gesamte Areal der Altstadt misst vier mal vier km in jede Richtung. Hier dürfen nur kleinere Elekrofahrzeuge fahren, ist auch gut so, denn alles andere wäre der Overkill bei den vielen Menschen. Wir laufen noch ein paar Kilometer die fiese Meile entlang, bis wir die Auslage der immer wiederkehrenden Shops nach der gefühlt dritten Wiederholung langsam blind aufsagen können. Unser Spaß hier ist vorallem den teilweise sehr schrägen Leuten beim Sightseeing zuzusehen. Die Frage nur, wer hier wen schräg findet.
Wir biegen in eine kleine Seitenstraße ab.
Plötzlich Ruhe.
Ein sehr stylisches Café links, dann schicke T-Shirts in einer kleinen Boutique rechts. Hier eine nette Teestube, da ein CD-Laden - very retro! - …der Hotelhof sieht aber cool aus, kuck mal, die designige Lounge-Bar hier, die ist abends sicher ziemlich beliebt. Die Nebenstraße kreuzt sich mit einer weiteren Remmidemmi Allee, die aber nicht mehr ganz so heftig wie die erste.
Die gehen wir wieder aufwärts, Richtung zurück zu unserer Bleibe. Bei einem Obststand leuchten uns aprikosenähnliche Früchte ungelogen neonorange entgegen. Sind die echt, kann man die essen? Lächelndes Nicken. Das gibt’s ja nicht, die müssen wir probieren! Und kaufen eine Handvoll.
Es dämmert, die Lichter in den Straßen werden bunt, sehr bunt. Die für unsere Augen immer wieder sehr schick anzusehenden Chinesischen Schriftzeichen, Lichterketten und Strahler jubeln in allen erdenklichen Farben und Formen um die Wette, buhlen um Aufmerksamkeit und Kunden. Nicht zu vergessen die vielen, vielen roten und gelben Lampions und Laternen, die uns teilweise in großartigen Installationen zum Staunen bringen, wobei manchmal auch schon eine einzelne rote Laterne ausreichend ist, um berührt stehenzubleiben und die schöne Stimmung mit allen Sinnen aufzusaugen.
Fupp, stehen wir vor einem der massigen Tore der Altstadt, das bei Tageslicht schon großartig aussah, jetzt in seiner Illumination seine ganze Pracht entfaltet. Die sind schon sehr schön anzusehen, diese traditionellen Bauwerke hier und dann noch in diesem Licht.
Vor vielen Restaurants sind kleine Tischchen aufgebaut mit Feuerstelle in der Mitte …aha, wir haben Hunger! Angeboten wird Selbergrillen am Tisch, der heiße Scheiss hier in der Stadt.
Wir kommen kaum drumrum, uns in einem dieser Restaurants niederzulassen. Wie Motten lassen wir uns von einer besonders hübschen Lichtinszenierung einfangen, der netten Einladung einer Bedienung und dem netten Interieur.
Eine bebilderte Karte erleichtert die Auswahl, entzückende und sehr hilfreiche Assistenz bekommen wir von einer jungen Dame, die in unserer Ecke bedient. Neben holprigem Englisch kommunizieren wir erfolgreich über Google. Sehr mutig, wie sie sich mit uns Langnasen beschäftigt. Eine Chinesisch sprechende junge Deutsche, die am Nachbartisch sitzt, bietet uns auch noch ihre Beratung an und dolmetscht die schwierigen Passagen. Vielen Bedienungen in China ist der Umgang mit Ausländern ziemlich unheimlich und gespickt mit zu vielen Fettnäpfchen, denken wir, deshalb vermeiden sie eine Kommunikation, was sehr schade ist und fälschlicher Weise unsererseits oft als unhöflich gewertet wird.
Die Unsre macht das super. Wir bestellen für unsere heiße Platte geräucherte Ente, Steinpilze, marinierten Schweinebauch, Strohpilze und gefüllte Lotuswurzel, dazu Salatblätter zum Einwickeln und Knoblaucheier. Tee gibt es wie immer gratis dazu. Klingt mehr als gut, was?
Beim Braten werden wir von unserer Tischdame sehr aufmerksam betreut. Sie erklärt uns die Dips und dann sind unsere Leckerlies auch schon fertig und wir dürfen endlich genießen. Wir sind begeistert, die Bruzzelei macht super viel Spaß und die Zutaten sind ziemlich raffiniert gewürzt, und satt werden wir dazu auch noch in diesem sehr sympathischen Restaurant. Daumen hoch!
Danach rollen wir uns weiter Richtung Spirited Silky Inn - was ein Name. An den Straßenrändern wird gebraten, gehackt, gemischt, gewählt, gewogen, geschlemmt, die Straße hat sich in einen ewig langen Nachtmarkt verwandelt, hinten Lokale, vorne Stände. Dazwischen kleine Tische oder Bauern, die vor allem kiloweise Heidelbeeren und Brombeeren und auch sonstige Früchte anbieten. Eigentlich sind wir ganz froh, dass wir satt sind, die maximale Auswahl überfordert hoffnungslos. Als Teil des Menschenstroms, der immer wieder lautlos von Elektrorollern durchschnitten wird, schwimmen wir im duftenden Lichtermeer immer weiter gen Hotel.
Was aber immer geht: Mango. Ein LKW voller großer, reifer Mangos, mein Elysium. Mit leuchtenden Augen sehen wir zu, wie in Windeseile unsere Monstermango in leckere Häppchen zerteilt wird. Die gefüllte Plastikschachtel wird zu unserer Schatzkiste, aus der uns goldgelbe Mangobarren anstrahlen, ihr Anblick ist göttlich, der süße Duft zum Niederknien.
Das nächtens sehr einladend illuminierte Portal unseres Hotels empfängt uns, das Atrium mit dem Koiteich ist sehr eindrucksvoll beleuchtet, wow.
Kaum sind wir im Zimmer wird der Schatz geplündert, ein absoluter Hochgenuss! Die Neonfrüchte probieren wir auch noch. Sie sind noch recht hart und erinnern im Geschmack entfernt an Aprikosen aus Plastik. Noch ein bisschen im schicken Zimmer abhängen und dann geht auch dieser bunte, lange, glückliche Tag langsam zuende.Читать далее
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- День 8
- суббота, 19 апреля 2025 г.
- ☀️ 24 °C
- Высота: 2 036 м
КитайDali25°42’27” N 100°8’56” E
Dali Dali
19 апреля, Китай ⋅ ☀️ 24 °C
Frühstück am Teich, dicke Kois betteln uns mit ihren großen Augen stumm an. Zum ersten Mal auf dieser Reise gibt es Frühstück im Hotel, ein vor allem am Chinesischen Klientel ausgerichtetes Buffet. Toast mit Marmelade gibt’s für die paar versprengten Westler als Trost. Sonst hat man die Wahl zwischen Nudelsuppe, Congee, Baos, Chinagebäck und diversen Gemüsen, als Beilage gekochte Eier. Der Kaffee ist ziemlich durchsichtig. Einmal mehr sind wir sehr froh, unseren eigenen Nescafé im Gepäck zu haben.
Wir nehmen unser Petit Déjeuner im prächtigen Atrium in Gesellschaft der Fische ein.
Ein gelbes Elektrotuktuk surrt uns dann hurtig zum Chongsheng Tempel, dem Tempel mit den drei Signature Pagoden, dem kulturellen Wahrzeichen Dalis. Rechnete ich den Eintritt zusammen, käme ich auf 110 Yuan, ca 13€. Aber warum rechnen, heute ist der Eintritt frei, warum auch immer!
Auffällig die wenigen Besucher. Die waldige Bergkette, die direkt hinter Dali hoch aufragt lässt heute ein paar dunkle Wolken passieren, die sie sonst so tapfer in Schach hält, es ist bedeckt, allerdings mit dem Versprechen, dass es später wieder aufklart.
Eine Bildtafel lässt die Dimensionen der gesamten Anlage erahnen. Die Pagoden sind erst der Anfang, mindestens neun Tempel liegen auf dem ansteigenden Weg. Sobald es in China Treppen gibt, gibt es auch Steighilfen. Hier sind es wieder diese verlängerten Golfmobile, die wir vom Steinwald kennen und die an den wichtigsten Tempeln Halt machen.
Die ersten beiden Tempel sind von aussen eindrucksvoll, im Inneren jedoch Souvenirshops, als wären die Shops auf dem Gelände nicht genug. Die flankierenden Gartenanlagen sind sehr liebevoll und hübsch gestaltet, gerne würde ich da direkt hineingehen, verweilen und kucken, sind aber abgesperrt.
Ein paar Wenige laufen tapfer mit uns von Tempel zu Tempel. Die Heiligen und die Buddhas werden von Mal zu Mal größer und wichtiger. Gläubige beten und wünschen sich Glück, Erfolg, Gesundheit und Reichtum. So können wir zumindest auf den güldenen Täfelchen lesen, die an einem Glockenband befestigt sind und die an dafür vorgesehenen Gestellen zu tausenden baumeln. Bei Wind klingeln die metallenen Gehänge mit ihren bunten Puscheln dann ihre Wünsche gar lieblich in den Himmel. Der Weg ins Glück kostet siebenfuffzich., die pinken Lotusblumenkerzen in verschiedenen Größen sind teurer, vielleicht aber auch effektiver? Nähert man sich einem Regal mit den brennenden Kerzen, stinkt es nach Plastik, weil die Bittenden und Flehenden zu bequem waren, vor dem Anzünden die Verpackung wegzumachen.
Wir genießen die Ruhe dieses Orts, die hübsche Architektur und die zunehmende Aussicht auf Dali und den entfernten See. Wolken weg, heiß wird’s, ein Milcheis am Stiel im Schatten lindert die Pein. Es gibt auch eine Kantine, die Mönchsküche anbietet, pure veggie selbstverständlich. Wäre spannend, aber noch haben wir keinen Hunger.
Weiter hinauf geht es nach unserem kleinen Verschnauferer. Wir haben jetzt zwar nicht mitgezählt, aber so langsam, und gemessen an der Zahl und Größe der Buddhas, sollten wir bald den letzten Tempel erreicht haben. So ein bisschen sieht man das, wenn man durch die Tempelhalle hindurch kuckt und schon den nächsten Tempel erspähen kann.
Jetzt ein letzter großer Vorplatz, eine letzte große Prachttreppe und wir stehen vor dem höchsten der vielen Tempel. In seiner Mitte steht ein 12 Meter hoher Buddha. In der inneren Galerie führt eine Treppe rundum hinauf bis auf Kopfhöhe und endet in einer Panoramaterrrasse, die einen herrlichen Blick über die vielen Tempeldächer und die Stadt ins Land ermöglicht. Ein kühlendes Lüftchen gibt es obendrein. Nele wartet lieber unten, ganz klein von oben, im Schatten, so genieße ich diese großartige Aussicht ganz für mich. Der Blick über die geschnörkelten, roten Tempeldächer, hinunter auf den Schattenplatz, wo die schwitzende Nele sitzt, und wieder über die Stadt hinweg bis zum großen Er See.
Bergab meiden wir die Wege durch die Tempel, da sich jetzt erheblich mehr Besucher durch die heiligen Sehenswürdigkeiten schwitzen. Hat man die Ruhe und die Distanz kann man diese Chinesischen Horden richtig amüsant finden. Denke ich da an Laos oder Indonesien, oje.
Wir haben keine Lust die zweieinhalb Kilometer zum Chinese Cultural Center in der Altstadt zu laufen, also suchen wir uns ein Tuktuk.
Eine Frau mit Kund packt uns in eine rote Blechdose mit altmodischem Verbrennungsmotor und knattert uns mit gefühlt 20 km/h zum entsprechenden Eingang der Stadt. Fast unangenehm ist uns der Lärm, den diese Kiste verursacht.
In einer Garküche bestellen wir uns gebratene Nudeln mit Schweinflei mit Straßenblick und verfolgen das vorüberziehende Treiben in der Straße.
Wir orientieren uns richtig und wenige Schritte weiter stehen wir vor dem Chinesischen Kulturzentrum. Das Portal ist zwar sehr schön und einladend, schnell stellen wir jedoch fest, dass dieser Ort der Kultur nicht wirklich für Langnasen gemacht ist. Was auch immer hier an Chinesischer Kultur vermittelt werden soll, bleibt für uns im Verborgenen, denn sämtliche Informationen sind ausschließlich in Chinesisch beschrieben. Kalligrafische Texttafeln unter schlechten Reprografien von alten Zeichnungen Chinesischer Prominenz lassen sich nur ohne Sinn für uns dechiffrieren, wir geben bald schulterzuckend auf. Die Chinesische Architektur in diesem Areal ist für uns jetzt auch nicht mehr als einfach nur hübsch anzusehen. Die Einheimischen verweilen dagegen anscheinend recht gerne hier auf diversen Bänken und Picknickplätzen wie es scheint.
Was uns jetzt übrig bleibt ist, uns auf sehr vollen Straßen entgegen den Strom bis zum Hotel durchzuwuseln. Denn wir freuen uns auf einen Kaffee und ein paar Stünderl Füße hochlegen im Zimmer. Wir sind ziemlich erschöpft von den vielen pausenlosen Eindrücken der letzten Tage.
Gegen halbacht bewegen wir uns wieder vor die Tür. Ein meilenlanger Nachtmarkt liegt direkt hinter unserem Hotel. Auf TischBBQ haben wir keine Lust und entscheiden uns im bunten Getümnel für eine simple Garkûche mit einer typischen Speisekarte für diese Region. Die Gelegenheit Maden diverse zu testen lassen wir ungenutzt. Unspektakuläres Gung Pao Huhn und Schweinebauch süßsauer machen uns glücklich und satt.
Bevor wir endgültig nachhause gehen schlendern wir noch genussvoll die Schlemnermeile entlang und holen uns erneut eine Mangopackung. Wir beiden trennen uns auf unerklärliche Weise nur schwer vom nächtlichen Straßentrubel und Lichtermeer, biegen dann aber doch ab in unsere Hotelgasse. Vielleicht ist es der Abschied an einem letzten Abend von einem sehr schönen Abschnitt der Reise, der uns so schwer fällt.Читать далее
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- День 9
- воскресенье, 20 апреля 2025 г., 16:22
- ⛅ 23 °C
- Высота: 2 022 м
КитайDali25°41’13” N 100°9’46” E
Cityhopper
20 апреля, Китай ⋅ ⛅ 23 °C
Erst um 9:00 erscheinen wir zum Frühstück - Frohe Ostern! Ganz ganz gemächlich packen wir unsere Ränzlein und vertrauen die dem Storageroom des Spirited Silky Inn, dem „Temperamentvoll Seidenen Hotel“ an.
Kurz vor Mittag entern wir die Stadt. Der Plan ist, jenseits der populären Wege links abzubiegen und die weniger beachteten Viertel zu erkunden.
Auch wenn die Gasse etwas öde aussehen mag, wir biegen ab.
Dali Alltag passiert kurz nach der ersten Abbiegung vor unseren Augen, praktische Tante Emma Läden, Haushaltwaren, Wohnhäuser Sackgassen. Ein Platz öffnet sich, von seltsam
tempelartiger Architektur umbaut, ist aber kein Tempel, der Hof vollgestellt mit leeren Tischen. Etwas kruschig sieht es hier aus. Verdächtig verstaubtes und antiquarisches Zeug ist um diverse dunkle Eingänge drappiert, entweder wohnt hier ein Messi oder das ist ein Nest von Antiquitätengeschäften. Wir spitzen neugierig in einen der Eingänge. Wow, wie cool, lauter Krimskrams aus älteren und jüngeren Zeiten Chinas, eher ein Hinterhofflohmarkt als ein Antiquitätenladen. Ich frage, ob wir eintreten dürfen, die Familie sitzt gerade beim Essen. Eine jüngere Frau springt auf und fragt, ob wir vielleicht mitessen möchten, sie spricht ein bisschen Englisch. Die überraschende Einladung lehnen wir freundlich ab.
Uns gehen die Augen über, lauter schräges Zeug aus alten Revolutionstagen. Maostatuen in jeder Form und Größe, Fotos, Fahnen, Alltagsgegenstände, Möbel, ein Museum der Zeitgeschichte, ein Traum. Begeistert betrachten wir die alten Zeiten der Kulturrevolution, mit ein bisschen Grusel im Rücken, schließlich brachte die Revolution viel Leid. Dennoch, die alte Propagandaästhetik lässt ein Grafikerherz höher schlagen. Das alles in einem Wohnzimmer in einem alten Klapperhaus, großartig! Ich bin so begeistert, greife mir ein Blechbild von Mao und frage nach dem Preis. Tochter fragt Mama, die ist hier der Boss. Boss sagt: 400 Yuan, knapp 50 €, schluck.
Ich bedanke mich für die Auskunft und lehne deutlich ab. Was ich denn zahlen würde, fragt die Boss. 150 sagt der weiße Mann. „200“ antwortet Mama. „Nein, sorry, maximal 150“ sage ich, sage Tschüß und drehe mich um. …„Ok, 150“. 18 € wären das, von fast 50 auf 18? Ich bin schockverliebt in das Bild und schlage ein, auch wenns noch ziemlich teuer ist.
Bezahlt wird bei der Tochter. Hier gibt’s nur WeChatPay, das hab ich nicht. Hm. Der QR-Code einer China-Bank funktioniert auch nicht, die will nochmal Extraangaben zu meiner Kreditkarte, mach ich nicht. Schließlich klappt es mit AliPay über das Privatkonto der Tochter. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines echten Mao Propaganda Blechbildes, welches Souvenir könnte besser passen! Große Verabschiedung, was ein Erlebnis.
Wir juckeln weiter durch die andere Seite von Dali und seinen Winkelgassen. Eine zunehmende Anhäufung von zertrampelten Salatblättern am
Boden zeugen von einem Gemüsemarkt, der hier vor kurzem stattgefunden haben muss. Da drüben noch mehr plattes Gemüse und auch noch ein Stand, der verkauft, um die Ecke noch einer, dann noch einer - der Markt ist ja noch in vollem Gange, juhu! Plötzlich Getümmel, Gefeilsche, Gewiege, Gebruzzel, wir sind wieder mitten im geschäftigen China.
Immer wieder müssen wir staunen, was alles angeboten und gegessen wird. Die Tiere gehalten und angeboten gegen jede Ethik, aber die kümmert hier niemanden, Hauptsache frisch, Flusskrebse, Schildkröten, Fische, Ochsenfrösche, Insekten, lecker.
Drei alte Männer in Maoanzügen aus einer anderen Zeit drücken mit ihren knochigen Fingern auf knusprigem Schweinebauch herum und diskutieren, ob überhaupt und wieviel davon. Kleine Chinesische Prinzessinnen werden von ihren Mamas durch die Menge manövriert. Es duftet, es riecht, es stinkt, alles dabei, super bunt und lebendig, wohin nur zuerst mit den Blicken? Wir lieben das.
Der Blick zwischendrin auf die Uhr sagt uns: Zeit fürs Umkehren, der Countdown zur Abreise beginnt. An einem Obststand erstehen wir zwei Portionen geschnittene Ananas und geschälte Pomelostücke als Reiseproviant.
Auf dem Rückweg entdecken wir auf einer leuchtenden Menütafel eines Restaurants Ente im Angebot, die gab es bisher nur superselten.
Klare Sache, das wollen wir jetzt essen und bestellen. Während wir so sitzen und warten und die Zeit von der Abfahrt des Zuges herunter rechnen, stellen wir fest dass wir eigentlich gar keine Zeit mehr haben, im Restaurant zu essen, wir sollten schleunigst zurück und unser Gepäck holen, wenn wir den Zug einigermaßen entspannt erreichen wollen.
So lassen wir uns die Ente, Chinakohl und Reis für Take Away einpacken und laufen zügig zum Hotel.
Rucksack und Koffer geschnappt und hoch zur Hauptstraße. Hui, ist die ruhig …sehr ruhig, kaum
Autos, viertel nach zwei ist es jetzt. Die DiDi App sagt, dass wir in der Warteschlange auf Platz 26 stehen und mindestens 14 Minuten auf ein Taxi warten müssten. Dann beißt ein Fahrer auf unsere Anfrage an, nach 12 Minuten steigen wir ein, vierzig Minuten später sind wir am Bahnhof Dali, bis zur Abfahrt haben wir noch bequeme 50 Minuten. Check-In und Security mittlerweile Routine, ist nicht viel los um diese Zeit. Wir vermuten dass der volle Rummel in der Stadt gestern dem Wochenende geschuldet war, immerhin ist Dali eines der beliebtesten Kurzreiseziele in Chinas Süden.
16:00 fährt der Zug los, 18:15 kommt der Zug in Kunming an. Auf dem Bahnhofsvorplatz spricht uns ein Kerl von schräg an, ob wir ein DiDi buchen wollen. Na klar wollen wir mit DiDi fahren.
Er sei DiDi-Fahrer …puhh, es riecht schon ganz übel nach Abzocke. Nachdem ich ihm unser Ziel gezeigt habe, nestelt er wichtig an der DiDi App herum und tut so, als sei alles offiziell und bietet den Lift für 100 Yuan an, fast 12 €. Geh schähssn, herst - wir lassen ihn kommentarlos stehen und gehen Richtung nächster großer Straße.
Etwas außerhalb des Dunstkreises von Gesellen dieser Art bekommen wir an der Straße schnell ein echtes DiDi, das uns für wenige Euro ins Kunming Spring City Boutique Hotel bringt. Das Zimmer im Spring City ist besser als ich erwartet hatte, wie auch das Hotel. Ein sehr netter Empfang, das Zimmer im achten Stock hat alles, was man braucht, inklusive einem großartigen Blick über die Stadt in den Abendhimmel.
Unsere Challenge heute Abend nach: Proviant shoppen für die lange Zugfahrt morgen und ein Restaurant finden. Laut Google Maps gar nicht so einfach, liegen die wenigen Optionen doch recht weit auseinander. Dann machen wir uns nach dem Fensterpanoramagenuss doch mal auf.
Wir wenden uns vom Hotel nach rechts und Jubel, direkt neben dem Hotel ist ein Convenience Store!
Und gleich daneben in der Straße Essensstände, besser noch, ein ganzer Nachtmarkt, Doppeljubel!
Wir scannen erst einmal den ganzen Nachtmarkt ab. Sehr lustig da, ein Running Hotpot. Wie Running Sushi, nur dass statt Sushi Zutaten in kleinen Portionen für den Hotpot auf einem Endlosband vorbeilaufen. Die Gäste haben dann jeweils ein siedendes Töpfchen vor sich. Smarte Sache.
Sonst gibt es die klassischen Küchen und Streetfood im Angebot. Wir entscheiden uns für einen größeren Imbiss, der Ente für zwei in einer Art Hotpot anbietet. Eine große Schüssel auf einem Esbitkocher landet auf unserem Tisch, stolz vom Scheffe gebracht. Wobei, ähhm, Fisch hatten wir nicht bestellt. Ich zeige noch einmal auf das Leuchtbild mit dem Menü unserer Wahl.
O-o-o-o, es ist ihm unendlich unangenehm, der Fisch schwimmt in seinem Sud wieder davon.
Wenige Minuten später die zerteilte Ente im Chiliteich mit Kartoffelscheibchen und anderem Gemüse. Hui, das brennt, aber lecker brennts.
Nach dem köstlichen und üppigen Nachtmahl erwerben wir noch vier Hähnchenschenkel frisch vom Grill und freuen uns im Convenience Store über die unerwartet große Auswahl. Instant Nudelsuppen im XXL Eimer, Nescafé, Milchbrötchen, Bananen und Oreos. Das isses, unser Essen für morgen.
Einmal umfallen und wir sind im Hotel, noch einmal umfallen und wir sind im Bett.Читать далее
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- День 10
- понедельник, 21 апреля 2025 г., 07:44
- ☁️ 15 °C
- Высота: 1 928 м
КитайKunming24°52’22” N 102°51’32” E
Next Stop: West Kowloon
21 апреля, Китай ⋅ ☁️ 15 °C
Unser Hotel in Kunming steht direkt an einer vierspurigen, belebten Straße. Das nehme ich zum Anlass kurz etwas über die neue Ära der Mobilität zu erzählen, weil es mich hier in China doch im Laufe dieser Reise immer wieder schwer beeindruckt.
Um 22:00 werden die Straßen Kunmings schlagartig leer, es gibt kaum noch Verkehr. Und der ist tagsüber bis auf gelegentliches Gehupe eher flüsternd unterwegs. Die Geräusche der Straßen sind hier mehr ein Gesurre als dieser fiese dröhnende Lärm der Verbrennermororen. Es ist eine ganz neue Erfahrung in einer asiatischen Großstadt, überhaupt in einer Stadt, bei offenem Fenster zu schlafen, bei weitgehender Stille und sehr guter Luftqualität. Wenn etwas laut ist, dann die fröhlichen Chinesischen Nachbarn.
Die einzigen Benziner, die man noch sieht sind die bekannten Deutschen Fabrikate, von denen noch einige unterwegs sind. Sämtliche Roller und Leihfahrräder sind elektrisch. Von diesem Zustand sind wir in Europa noch weit entfernt, ich bin sehr gespannt, wann wir in Europa das endlich mal auf die Kette kriegen. Shame on Europe, shame on me.
Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker und beendet die kurze Nacht. Nach einem Kaffee sitzen wir 40 Minuten später im DiDi Taxi. Die Sonne geht auf, die Strassen wachen langsam auf und wir flutschen in knapp 40 Minuten zur Kunming South Railwaystation, vorbei an modernen, aber tristen Hochhaushaufen in den Suburbs, zwischen denen die aufgehende Sonne durchblitzt. eTicket- bzw. Passkontrolle läuft glatt wie immer. Bis zum Boarding haben wir jetzt eineinhalb Stunden, die wir mit Schularbeit und Schreiben nutzen.
Um 9:10 nehmen wir Fahrt auf. Die ca 1.400 km reisen wir erster Klasse, was bedeutet, dass wir bequeme Sitze haben, sehr viel Fußraum und einen sehr beflissenen Service. Zur Begrüßung gibt es ein Wasser und eine Box mit kleinen Snacks, ein Happen Trockenente, Surimi, salzige Kekse, Rosinen. Die Servicedamen sind sehr Retro gekleidet, ich muss unweigerlich an Illustrationen aufs den Fünfzigern denken.
Die nächsten fast acht Stunden verbringen wir mit vakuumisierte BBQ Hühner mit heißer Nudelsuppe essen - in den Chinesischen Zügen gibt es immer eine Zapfstelle für heißes Wasser - , Schlafen, Schularbeiten, Schreiben und aus dem Fenster kucken.
Aus dem Boden gestampfte Trabantenstädte sausen vorbei, Hügellandschaften, Dörfer, viel viel Landwirtschaft, Reisterrassen, wir passieren die malerische Gegend von Guillin mit ihren charakteristischen Karstbergen. Es wird spürbar wärmer und grüner, 35 Grad werden als Außentemperatur angegeben, Bananenpflanzen und Palmen gehören bald zum Landschaftsbild, immer wieder große Windparks auf Hügelketten, auch ein neuer Anblick in China, das endlose Shenzen, schon krass, so viel Stadt.
Wie schnell acht Stunden doch vergehen können, fast überraschend kommt die Durchsage, dass wir in wenigen Minuten Hongkong erreichen.
Hurtiges Streben zur Immigration, noch ist Hongkong nicht Festlandchina. Geht alles zügig, hello Hongkong!
Bäm! - ist das warm hier! Feuchtwarme Tropenluft klatscht uns in die Gesichter als wir aus dem AC gekühlten Bahnhof kommen. Ich mag das ja, mein Tropenherz hüpft, willkommen daheim, Nele leidet, sie kann diese warme Luftfeuchte gar nicht ab. Sofort rinnt der Schweiß. Bei den Reisevorbereitungen hatten uns die Wetter und Klima Apps Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad prospektiert, das tropische Hongkong haben wir wohl übersehen, so haben wir nur lange Hosen eingepackt. Das war bisher auch perfekt, jetzt sind lange Jeans definitiv nicht das richtige Outfit. Schwitz.
Vom Bahnhof West Kowloon sind es nur gute 20 Minuten Laufstrecke zu unserem Hotel in der Nathan Road, dem Prudential Hotel. Zur Orientierung: Im Untergeschoss des Hotels befindet sich direkt die Metrostation Jordan Road.
Der erste Eindruck von Hongkong: sehr warm, sehr hoch, eng, bunt, laut und busy und es stinkt nach Verbrennermotoren.
Schwitzend entern wir die Lobby im zweiten Stock des Hochhauses, herrlich diese Klimaanlage. Wir bekommen ein Zweibettzimmer im 12. Stock. Schön geräumig ist es. Diese Geräumigkeit war mir die paar Euro mehr wert, als ein Minizimmer mit 7 bis 8 m2 in einem dieser Appartmenthäuser ringsum, die es zuhauf an der Nathan Road gibt. Der Blick durchs große Fenster ist großartig, nur dass direkt vor uns eine noch erdgeschossige Baustelle in einer Baulücke einen neuen Skyscraper entstehen lässt.
Aber die Fenster sind wohl einigermaßen schalldicht, hoffentlich. Denn auch die Straßen lärmen wieder, allen voran die unzähligen Doppeldeckerbusse, die highspeed durch die Strassenschluchten brettern.
Nach dem wir uns eingerichtet haben und frisch gemacht, fahren wir als erstes mit dem Aufzug in den 17. Stock auf die Dachterrassse. Der Pool dort ist schon geschlossen. Im dämmernden Abendlicht bewundern wir den Rundumblick. So viele hohe Häuser auf so engem Raum haben wir auch noch nicht gesehen. Unten in den Straßen Großstadt Remmidemmi, oben Häuser und Lichter. Sehr geil.
Unser erstes Ansinnen sind tropentaugliche Klamotten. Unweit befindet sich die Shoppingmall Miraplace. Ich konnte schon viel über die praktische Nähe vom Hotel zu dieser Mall lesen. Im Vergleich zu anderen Malls, selbst in Berlin, erscheint mir Miraplace jedoch eher mickrig, das Angebot an Shops ist recht übersichtlich. Aber wir brauchen nur den einen Shop, der passende kurze Hosen oder Röcke anbietet.
Ich werde fündig im GU, ein Shop ähnlich H&M & Co., zwei kurze Hosen, zwei kurzärmlige Hemden. Die Preise liegen etwas unter denen von H&M bei uns, gerade noch günstig vielleicht, aber keine Schnäppchen. Nele findet leider nichts für sich, ist aber auch etwas picky mit ihrem Style.
Viele Modeläden gibt es hier in Kowloon auf unseren ersten Blick nicht gerade, entweder ist die Auswahl sehr spießig oder wir finden die Shops schlichtweg nicht, weil sie vllt im 12., 15. und 17. Stock von einem dieser Hochhäuser sind? Oder ganz woanders…
Wir machen weiter mit unserem Orientierungslauf und peilen die nahe Templestreet an, die wegen ihres Nightmarkets bekannt ist. Bunte Schirme hängen kopfüber über der ganzen Straße, hübsch anzusehen. Und so schaut’s dann aus, Streetmarket mit Souvenierständen: ja, Streetfood: nicht wirklich.
Das genau hätten wir uns für einen Nightmarket gewünscht, Hongkong Streetfood. Macht aber auch nix, denn jedes zweite leuchtend bunte Ding in den Straßen ist eh ein Restaurant oder Imbiss. Eine solche Dichte von Küchen habe ich noch nie gesehen. Das Angebot ist erschlagend, es gibt so unfassbar viel leckeres Zeug zu essen. Allerdings sind die Preise im Vergleich zu China ziemlich sportlich, darauf müssen wir uns erst einmal einstellen. Wir fühlen uns irgendwie überfordert, vllt ein bisschen kulturshocked, und versuchen uns zu entscheiden.
Mein wichtigstes Accessoire sind meine abschwellenden Nasentropfen gegen meine chronische Nebenhöhlengeschichte, die ich immer in der Tasche dabei habe, ohne diese Tropfen schmecke ich nur wenig. Also immer schön rein damit, ich komme mir schon vor wie ein Junkie, ha ha.
Mit freier Nase schmecke ich dann auch das leckere Chana Masala, das Paratha und das Salty Lassi, auch Neles Chicken Tikka Masala ist sehr fein. …wir sind doch glatt beim Inder gelandet! In Hongkong schwirren auffällig viele Inder herum, schwer zu sagen, ob mehr Touristen oder Expats. Auf jeden Fall, auch hier sitzen Inder auf Elektrobikes und fahren Essen aus.
Im SevenEleven holen wir uns zwei Tsingtao Bierchen und fahren im Hotel gleich durch in den 17. Stock auf die Dachterrasse, den warmen Abend und das Panorama genießen. Die dicken Wolken über der Stadt reflektieren das bunte Glühen Hongkongs. Es ist ja so schön, so Großstadt! So viel hat man seinem Leben über diese Stadt schon gehört, so oft ist man über diesen Namen schon gestolpert, so viele Bilder im Kopf. Wir können kaum begreifen, dass wir in Hongkong sind, ich fühle mich ein bisschen wie beim Pyramiden Anfassen.
Um 23:00 scheucht uns ein Hotelmensch von der Terrasse. Gespannt auf die nächsten Tage gehen wir brav ins Bett.Читать далее
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- День 11
- вторник, 22 апреля 2025 г., 19:04
- ☁️ 27 °C
- Высота: 24 м
ГонконгKowloon22°18’17” N 114°10’20” E
Tour De Kowloon
22 апреля, Гонконг ⋅ ☁️ 27 °C
Unser erstes Aufwachen in Honkong, ein müdes Aufwachen. Das einzig negative am Prudential ist, dass es keinen Wasserkocher im Zimmer hat. Dem schaffen wir Abhilfe mit Kaffeelatte aus der Flasche vom 7/11, besser als nix.
Dafür gibts zum Frühstück Dim Sum, in einem sehr gut bewerteten Lokal um ein paar Ecken, in der bereits bekannten Templestreet. Und was für Dim Sum, wir sind restlos begeistert!, ‚Dim Sum Here‘ heißt das Lokal. Zu Beginn gibt es ein Menü zum Ankreuzen, wenig später landen die dampfenden Körbchen mit den Köstlichkeiten nach und nach auf unserem Tisch, um uns nur glückliche Gesichter von glücklichen Gästen und zwei glückliche Gesichter auch an unserem Tisch.
Jeder Knödel eine Überraschung, jeder Knödel ein Genuss. Was ein guter Start in den Tag!
Dann ist Kowloon dran. Auch Nele braucht dringend luftigere Klamotten. Schwiering das, vor allem, weil Nele zu erschöpft zum Shoppen ist. Also laufen wir einfach Mal herum in Kowloon. Heftig die vielen Doppeldeckerbusse, die in hoher Dichte und einem Affenzahn wie wildgewordene Elefanten durch die Straßenschluchten preschen.
Witzig, bei jeder Straße steht in gekleckstem Weiß auf dem Boden „Look left“ oder „Look Right“. Das ist auch beim hiesigen Linksverkehr sehr notwendig, vor allem für uns Westener, die gelernt haben, vor dem Überqueren einer Straße erst nach links zu kucken. Das weisse Geklekse rettet uns dann doch diverse Male unser Leben.
Wenn der Blick nicht auf die Straße geht, geht er nach oben, Köpfe im Nacken. So faszinierend die Dichte der Hochhäuser, komplett faszinierend, dass es in der City so viele Wohnhäuser gibt und wie weit hinauf sie in den Himmel ragen, krass. In dieser Stadt wird wirklich jeder Quadratmeter genutzt, Fenster an Fenster, Klimaanlage an Klimaanlage, so hoch, so eng, so wenig Platz, oft so versifft, kein schöner Gedanke, in so einer Box wohnen zu müssen. Ich denke da auch gleich an die strengen Curfews zu Coronazeiten. Morbide Schönheit.
Fotostop and Go ist unser Rhythmus.
Die Menschen in den Straßen, busy, ernst, 90% haben den Blick aufs Handy gesenkt, so einige Touristen aus West und Ost.
Bei plötzlich tropischen 30 Grad in einer Stadt herumzulaufen ist anstrengend, in dieser Stadt aber auch sehr spannend. 1000 neue Eindrücke in jeder Sekunde, wir schwitzen.
Typisch für Hongkong sind nicht nur die vielen Doppeldeckerbusse, sondern auch die vielen altertümlichen Modelle der roten Taxen. Der Verkehr lärmt und stinkt, was ein Unterschied zu Chinesischen Städten.
Es fällt uns auf, dass wir zunehmend sehnsüchtiger die Menütafeln der unzähligen, bunten und duftenden Restaurants studieren, der Hunger meldet sich langsam. Das Restaurant unserer Wahl hat in der Auslage frisch und fertig gekochte Gerichte, so verlockend, dass wir direkt hineinbremsen. Innen hat es zwar den Charme einer Kantine, das Essen aber ist sehr lecker und auch günstig. Viele ältere Menschen essen hier.
Im Schnitt zahlen wir für unser Essen hier pro Mahlzeit zwischen 16 und 20 €, in Festlandchina sind es sechs bis acht Euro.
Nach dem Essen ist Nele so müde, dass sie sich ins Hotel verabschiedet, wenigstens zwei Stunden Schlaf müssen sein. Sie stapft eh tapfer und geduldig mit ihrem umtriebigen Reisepapa herum, das aber auch immer neugierig und begeistert. Ich begleite sie zum Eingang vom Prudetial und ziehe dann alleine weiter.
Ich möchte die Nathan Road erkunden und steuere diverse Malls an, die ich auf Google ausmachen konnte, um zu kucken, ob da vllt ein passender Laden für Neles Ansinnen dabei ist.
In Hongkong funktionieren übrigens alle westlichen Apps, die Chinesische Firewall wirkt hier nicht. Für Hongkong benötigt man auch eine eigene eSim. Die aber kann man z.B. bei MobiMatter im Paket zusammen mit einer China eSim erwerben.
In der Mall Mira 1 ist auch ein Uniclo, an dem ich einfach nicht vorbei komme, in Berlin nicht, in Hongkong nicht. Hier finde ich T-Shirts für die nächsten Tage - auf die Suche nach einem Laundry Service in HK haben wir keinen Bock - und eine schon lang gesuchte lange und vor allem leichte Reisehose. Shoppen macht glücklich.
Beschwingt besuche ich anschließend den Kowloon Park, ebenso eine Empfehlung in den Reiseführern wie auch die so-la-la Temple Street. Naja, ganz nett isser, hübsche tropische Vegetation, exotisches Vogelgezwitscher, sonst Betonwege und Betonbrunnen mit Betonbänken.
So oder so, eine Oase der Ruhe in der hektischen Stadt. Morgens und abends machen die Menschen hier ihren Sport, einzeln oder in Gruppen, Tai Chi, Fitness, Pilates, Jogging - meist eher Schlurfing - Sonntag ist Kung Fu Training in der Kung Fu Corner. Die Birdwatcher treffen sich auch regelmäßig. Ganz schön viel los für einen so kleinen Park, wie bedürftig die Menschen nach Ruhe und Grün. Am Ausgang Richtung Nathan wundere ich mich über eine ganze Allee von überlebensgroßen asiatischen Comichelden. Ich bin auf der ‚Hongkong Avenue of Comcistars‘ gelandet. Am Fuß jeder Statue, und es sind viele, ist der Handabdruck des Künstlers, witzige Idee. Sehr lustig hier entlang zu schlendern, so typisch Asien und cool gemacht das Ganze.
Hier befindet sich auch die Moschee der Stadt, aus der gerade das „Allahhh…“ herausschallt, auch sehr strange, ganz unerwartet. Wie verdichtet hier alles nebeneinander stattfindet.
Ich passiere die Metrostation Tsim Sha Tsui - Tschimschatschuï . Beinahe hätte ich hier unser Zimmer gebucht. Ganze 7 qm, zwei Betten mit Klodusche in einem dieser großen Appartmentblöcke, gerade mal 50 € günstiger als unser großzügiges Zimmer im Prudential. Hat sich die späte Stornofrist doch mal gelohnt.
Und bald duftet es nach Meer, ich erreiche die Promenade der Causeway Bay und die Piers. Zunächst aber muss ich um diverse, sehr mächtige moderne Museumsbauten, etwas verloren davor der historische Clocktower aus einer ganz anderen Zeit, in der Kombination ein klassisches Fotomotiv von Heute.
Mmmh, wie lecker das Meer duftet! Und der Blick auf die andere Seite Hongkongs erst, nach Central, großartig! Die Promenade und die imposante Skyline von Central wird als Fotokulisse genutzt, Pärchen, Familien, Selfies posen, lächeln, räkeln und schnörkeln sich entlang des stählernen Geländers. Zu sehen gibt es die Parade der hochgestreckten Stahl- und Glaspaläste der Versicherungen und Banken und sonstiger Tycoone, das Riesenrad und das Kongresszentrum.
Die Boote der Starferry tuckern fleißig über die Bay und bringen die Menschen übers Wasser. Manchmal kreuzt eine hübsche Touristendschunke die Linsen der Fotografen. Tut gut, die frische Luft und der Blick zum Horizont.
Nele wappt mir, dass sie wieder wach ist. Ich laufe wieder zum Hotel, bringe meine Einkäufe aufs Zimmer und hole die etwas wachere Nele ab, fit genug für Shopping.
Wir versuchen es noch einmal im Mira Place, erst bei GU, hier finden wir nix für sie. Aber im Uniclo werden wir fündig. Eine richtig coole Hose, ein Set Basic Tops und eine Tasche. Mission accomplished! Nele ist gerettet.
Jetzt ist Zeit für Leisure and Pleasure. Nathan Road die Zweite, zumindest für mich. Die Stimmung in der Straße ganz anders als vorhin, der Abend dämmert, die Lichter gehen an. Klick. Schick. Plötzlich ist die Welt noch bunter.
Bis wir vorne am Pier sind ist es dunkel, viele Menschen, viele Handys, viele Selfies. Die andere Bayseite leuchtet, blinkt und funkelt, wunderschön die Lichtspiegelungen im Wasser. Eines der Bilder von Hongkong, die wir alle in unseren Köpfen haben. Wir fotografieren, sitzen und genießen.
Aber die Müdigkeit sitzt Nele immer noch auf den Schultern, jetzt auch langsam bei mir. Zeit, dass wir uns ein Restaurant suchen und dann soll es für heute auch genug sein. In irgendeinem dieser Restaurants, ein Süppchen mit Schweinefleischbällchen, gebratenes Schweinefleisch auf Reis und sehr feine, frittierte Frühlingsrollen sind unser Abendessen.
Im SevenEleven ein kühles Tsingtao für Papas Feierabend und zwei Kaffeelatte in der Flasche für morgen früh. Chillen.
Erst jetzt fühlen wir uns in Hongkong angekommen, Kowloon ist jetzt unser. Ist gerade noch schwer einzuschätzen, wie uns diese Stadt gefällt. Ihr Charme springt uns jetzt nicht direkt an, aber wir sind offen, sehr gespannt und freuen uns morgen mehr von dieser Stadt zu entdecken.Читать далее
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- День 12
- среда, 23 апреля 2025 г., 10:10
- ☁️ 29 °C
- Высота: 11 м
ГонконгKowloon22°18’19” N 114°10’35” E
A Day At The Races
23 апреля, Гонконг ⋅ ☁️ 29 °C
Hongkong feiert in diesem Jahr sein 160-jähriges. Pferderennen gibt es in Hongkong solange, wie es Hongkong gibt. Mittwoch ist Pferderennen und heute ist Mittwoch. Der Besuch ganz klar Pflicht in dieser Stadt. Heute ist Renntag, Disney World muss eben warten.
Wir gönnen uns einen gemächlichen Start in den Tag, aufstehen um 10:00 und dann erst mal gepflegt Dim Summen, wieder im nahen Dim Sum Here. Die Besties von gestern bestellen wir in doppelter Menge, vor allem die Buns mit Brühe und Schweinehack gefüllt.
Feine ältere Chinesinnen aus Hamburg (!) samt zahmen Ehemännern schwärmen mit uns über die feinen Glückseligkeiten, in sehr gepflegtem Deutsch, ja ja, diese Hanseaten, ihre feine Art passt irgendwie sehr gut zur Chinesischen Mentalität. Seltsam sich plötzlich auf Deutsch zu unterhalten.
Ausgeschlafen und mit der Kraft der dampfenden Dumplings steigen wir in die Metro und unterqueren die Causeway Bay bis zur Station Adrmiralty, wir haben einiges vor heute.
Der erste Blick, als wir mit der Rolltreppe an die Oberfläche von Central kommen ist ernüchternd. Ein Bollwerk aus Glas und Beton stellt sich in unseren Blick. Dicht befahrene Straßen, laut und stinkend, ein Gewirr von Fahrbahnen, Kurven und Überfahrten, ein paar hastig flüchtende Menschen. Wo bitte ist hier Platz für Menschen, wie bittesehr, kommen wir hier raus, wie und wo bittesehr überqueren wir diese Verkehrsströme, wie und wo bitte überwinden wir den Wall der Versicherungen und Banken? Wir checken Google Maps und es dauert eine Weile, bis wir begreifen, dass der Strom der Eilenden und Flüchtenden und Überwindenden eine Etage höher hastet. Dahin führen Treppen, hinauf zu überdachten Walkways, Ameisenwege hinein in die Businesspaläste, durch exklusive, marmorne Korridore, hindurch durch gläserne Gänge, um Ecken und Kurven, immer tapfer in ein Shopping-Labyrinth, hindurch da und weiter, nach Links, nach Rechts, geradeaus, immer mutig und konsequent in eine große Richtung. Hier speisen Männer in Anzügen und Damen in Kostümchen in neonschicken, heruntergekühlten, sterilen Restaurants. Chanel neben Labubu Schnickschnack. Gold glänzt, Böden spiegeln, Läden locken, der Verkehr brummt. Was haben sich die Menschen da nur geschaffen, echt gruselig.
Ha-haa! Wieder eine Schnellstraße überwunden, die Überführung gibt einen Blick frei auf verspiegelte Riesen der Finanzwelt und fiese Betongärten zu ihren Füßen, über denen nur noch der blaue Himmel steht. Ganz unwirklich die weißen Wölkchen, die über unseren Köpfen ziehen, die sind aber schon echt, oder?
Und dann da, ein Stückchen weiter, unerwartet Grün, eine geschwungene Treppe nach unten, echte Bäume, ein Schild, hier geht es lang zur Peak Tram, wir sind richtig. Ein kleine Passage durch einen Park mit Teich (echt), hier gibt es sogar Mütter mit Kindern, wir sind endlich durch die Irrwege durch und unter dem Wall aus Glas und Beton hindurchgekrochen! Touristengrüppchen weisen uns den weiteren Weg zur Talstation der Peak Tram, die hinauf auf den 535 m hohen Victoria Peak führt, DIE Touristenattraktion, wer hier nicht war, war nicht in Hongkong, so schaut’s aus.
Wir lösen Tickets für den Transport und zugleich für den Besuch der Aussichtsplattform.
Die neueste technische Version der altehrwürdigen Tram ist in englischem Grün gehalten, retro-modern ausgestaltet und rattert uns in ca 10 Minuten hinauf zum Peak. Vorbei an bedrohlich eng stehenden Wohntürmen, in die wir hinein sprannen, denen wir aber auch bald auf die Dächer schauen können. Wir ahnen langsam den sensationellen Ausblick auf die Stadt.
Vorher aber müssen wir über Rolltrepoen einige Stockwerke mit Shops und Restaurants überwinden. Ganz oben schließlich, auf der Freiluftterrasse, das ehrlich staundende „Aaaa und Oooo“! Ein unfassbar genialer und atemberaubender Panoramablick über das ganze Stadtgebiet von Hongkong und die Hügel drumherum, wie klein selbst die höchsten Gebäude der Stadt!
Und, so groß ist Hongkong gar nicht. Ich bin überrascht, wie überschaubar dann doch das Stadtgebiet ist, eng zusammengesteckt die Häuser auf jedem Quadratmeter, Hongkong, ein Scheinriese. Aus der Distanz und in unseren Köpfen riesig, im Gesamten und aus der Nähe betrachtet dann doch recht klein, zumindest in seiner Ausdehnung. Krass, wenn man bedenkt, wie bedeutend die wirtschaftliche Leistung dieser Enklave weltweit ist.
Auf der Rückseite des Peaks ist es Grün, Meer, Inseln, ein riesiges Kraftwerk zeichnet sich aus dem Dunst ab. Wir lassen uns für all diese eindrücklichen Ausblicke gut Zeit, wandeln auf der Plattform herum bis dann irgendwann doch mal gut ist. Amüsiert beobachten wir noch den Fotografen, der von seinem Hochstand aus Besucher für ein Bild vor dem Panorama für ein käuflich zu erwerbendes Foto lautstark dirigiert. Dann rollen wir die Treppen wieder hinab bis zum Einstiegspunkt der Tram. Auf einer Etage ist noch ein kleines Museum eingerichtet, ein Sammelsurium mit Gegenständen, Möbeln und Kuriositäten aus den Sechzigern bis Achtzigern. Versucht wurde, daraus Szenarios dieser Jahrzehnte zu arrangieren, die gute, alte Zeit zu dokumentieren, das gute, alte analoge Hongkong, ein Hauch wehmütiger Romantik. So sieht man z.B. einen kleinen retro Friseursalon oder ein Wohnzimmer. Die Ausstellung macht einen sehr hastig zusammengetragenen, improvisierten Eindruck, als hätte jemand versucht, möglichst viel aus dem brennenden Haus von Oma zu retten, bevor es komplett zerstört ist. Betrachtet man das heutige Hongkong aus Stahlbeton, dann hat sich das im Übertragenen Sinne vielleicht sogar so abgespielt.
Bald sind wir wieder Ameisen im Gewusel zwischen den Gebäuderiesen.
Es zieht uns an die Uferpromenade, ein bisserl frische Luft schnappen. Wir folgen der Wasserlinie in einer schmalen Parkanlage bis zum riesigen Kongresszentrum, das vom Peak aussah wie eine kleine, verlorene Strandmuschel auf dem Betonstrand. Sehr hübsch auf einer Wiese davor eine Installation mit überdimensionalen Wassertropfen aus durchsichtigem Kunststoff.
Es ist jetzt Nachmittag, eine prima Zeit zum Lunchen. Wir kehren der Waterfront den Rücken und stechen wieder mitten hinein in Central. Hier sind wir schneller und erheblich eleganter jenseits der ersten Reihe Hochhäuser als beim ersten Mal.
Die Stadt hinter dem Businesswall ist etwas normaler, also hongkongnormal, also crazy, crazy viel los, crazy hohe Wohntürme, crazy Geschäftigkeit, crazy Colours, crazy Doppeldeckerbusse, dazu kommen noch crazy Trambahnen. Die sehen aus wie fahrende, hochformatige Blechschachteln, Doppeldeckerblechbüchsen mit sehr eigenwilligen Proportionen, die wie alte Omas und Opas starrsinnig und störrisch ihre Schienen entlang juckeln. Ein sehr seltsam-kurioser Anblick, wenn man diese blechernen Monolithen zum ersten Mal sieht.
Die Straßen sind jetzt großstädtisch asiatisch belebt und wuselig geschäftig. Immer wieder müssen wir ungläubig diese allgegenwärtigen, hohen Wohntürme anstarren, etwas heruntergekommen mit ihren unzähligen Klimaanlagen, die reihenweise an den schmutzigen Aussenwänden entlang bis ganz, gaaanz nach oben kleben. Zwischen diesen Silos blitzen immer wieder die glänzenden Fassaden der Finanztempel hindurch.
Links und rechts der großen Hauptstraße gehen kleinere Straßen ab, im ewigen Schatten der Gebäudetürme. Quasi in den Füßen dieser Gebäudetürme befindet sich ein kleines, leuchtendes Geschäft neben dem anderen, die mit ihrem warmen Leuchten eine seltsame Geborgenheit vermitteln, Blade Runner lässt grüßen. Auch finden sich oft kleine Märkte in den dunklen Schluchten. Es gibt so heftig viel zu kucken, puh.
Wieder einmal sind es die vielversprechenden Menü-Leuchtilder eines Restaurants, die uns in sein Inneres locken, eine Art Kaffeehaus. Viele ältere Menschen sitzen hier und trinken Tee oder Kaffee, den es im Set mit einem der angebotenen Menüs gibt, und schmökern in der Zeitung. Businessleute kommen hier auf eine schnelle Mahlzeit vorbei, genauso wie Familien. Auszeit für ein paar Minuten, hier übernehmen andere die Versorgung. Weiter hinten im Raum werden die Essen in einer offenen Küche schnell hergerichtet und von den emsigen Kellnerinnen zügig verteilt. Die Räumlichkeit ist großzügig und schön hoch, auf kleinen Zweiertischen stehen milchige Plasiktrennwände, sodass sich gegenübersitzende Fremde jeweils dem anderen nicht beim Essen zusehen, sondern nur zuhören müssen. In Chinesischen Lokalen ist es schon immer ein heftiges Geschlurfe und Geschlotze.
Wir bestellen Suppe mit Rind, Nele Tee, ich Kaffee dazu. Aufgrund eines Missverständnisses beim Bestellen, muss ich auf mein Süppchen gefühlt eine Ewigkeit warten, ganz entgegen dem vorherrschenden Tempo in diesem Restaurant. Die geschenkte Zeit können wir aber prima nutzen, um die vielen verschiedenen Charaktere näher zu studieren.
Wir vermuten, der alte, freundliche Mann neben uns, mit der türkisfarbenen Lesebrille, der schon ewig an seinem Tee zutzelt, liest die Pferdesportzeitung und spekuliert seine Wetten. Denn zur rechten Zeit, wenn der Happy Valley Racecourse seine Pforten öffnet und das erste Rennen startet, bricht er auf, 18:30, auch Zeit für uns zu gehen.
Im Prinzip kann man viele Highlights in Hongkong mit tapferem Gehen gut fußläufig miteinander verbinden. Bis zum Racecourse sind es für uns gute 30 Minuten von unserem Restaurant aus, er liegt mitten in der Stadt, eingebettet und umringt von Wohntürmen, ein sehr besonderer Anblick, vor allem, wenn wie jetzt, die Lichter angehen. Ein riesiger, gleissender Flutlichtpliz weist uns den Weg.
Je näher wir der Rennbahn kommen, desto dichter wird der Zulauf an Menschen. Einige sind recht elegant gekleidet, sie treffen sich vermutlich im exklusiven Hong Kong Jockey Club, um die Rennen in angemessenem Rahmen zu verfolgen.
Wir folgen den eher leger Gekleideten bis Eingang Eff, dem Eingang für das Volk. Erfreulicher Weise genügt das Vorzeigen des Ausweises und wir kommen als Touristen umsonst auf das Renngelände.
Fantastisch, was uns hier erwartet. Ein hoch gebauter Tribünenbogen spannt sich entlang fast der gesamten Zielgeraden. Das taghelle Flutlicht lässt den gesamten Bereich der Tribüne und die Rennbahn hell erstrahlen. Der geschniegelte Rasen der Rennstrecke ist überirdisch Grün. Im Hintergrund unwirklich die wohnzimmerlichtgesprenkelte, dunkle Silhouette der Wohnsilos vor dunkelblauem Nachthimmel.
Auf großen Monitoren gegenüber der Tribünen werden die antretenden Pferde mit ihren Jockeys präsentiert. Laut schallen die Stimmen der englischsprachigen Kommentatoren über das ganze Geschehen. Aus Imbisswägen wird Bier ausgeschenkt, es riecht nach Fritten und Pizza.
Viele Expats aus aller Welt treffen sich hier, die Stimmung ist gelassen aufgeregt, über die Chancen der Pferde wird spekuliert, ihre Form wird beurteilt, Wetten werden gesetzt, die Quoten auf den Bildschirmen kommentiert oder aber es wird einfach nur lustig dahergequatscht, endlich mal wieder die Freunde sehen. Der eine oder andere Jockey galoppiert auf der Rennstrecke sein Pferd warm. Die Abspannung und Aufregung in der Menge steigt merklich mit jeder Minute näher zum Start, Countdown. Auf den Monitoren sieht man, wie die Pferde samt Jockey in die Boxen manövriert werden. Nervosität macht sich breit. Wir sehen zwei schicke, junge Chinesinnen am Zaun mit ihren Wettzetteln wedeln, sie haben zwei Mal 600 HKG Dollar gesetzt, zusammen sportliche 136 €.
Die Pferde sind endlich alle in der Box und schon knallt der Startschuss. Mit vollem Galopp geben Pferde und Jockeys alles, was drin ist, sie nähern sich uns, die Stimme des Kommentators hebt sich, wir hören das helle, antreibende Pitschen der Jockeyruten auf den Leibern der Pferde, der Boden vibriert, das Publikum wird laut und lauter, aufgeregtes Anfeuern, Rufen, Kommentieren, Brüllen, das Stakkato des Kommentators rattert immer eindringlicher durch die Lautsprecher, Extase, Ratatata, Zieleinlauf, Auslaufen nach 1.200 m Vollspurt - eine Welle kollektiven, lauten Stöhnens der Wettverlierer und des Jubels der Wettgewinner rollt über das Stadion, eine herrlich emotionale Geräuschkulisse, Spaß pur. Jetzt noch das gespannte Warten auf den offiziellen Zieleinlauf und natürlich die Quoten auf den Monitoren. Das schwitzende Siegerpferd wird vom noch hechelnden Jockey stolz ein Stück die Bande entlang dem Publikum präsentiert bevor es vor die Kameras der Welt muss. Dann, Rennen vorbei.
Auf einer Bühne entertaint eine ûberschminkte, europäische Matrone mit Liveband und Tänzerinnen und amerikanischen Popcovern die lustige Gesellschaft. Schnell kehrt man zurück zum netten Plausch an der Bande und an den runden Stehtischen. Unserer Stehtischnachbarn sind Holländer, schon ziemlich knülle, aber lustig.
Richtig viele junge Leute sind hier, es wird zunehmend voller und voller. Der Countdown für das nächste Rennen beginnt, die Stimmung beginnt wieder zu eskalieren…
Wir verfolgen vier Rennen, dann haben wir uns sattgesehen und trollen uns begeistert und happy vom Happy Valley Racecourse Richtung Central, Richtung Metro. Pferderennen haben schon ihren ganz eigenen Charme.
Wir staunen nicht schlecht, was in der Dunkelheit der Nacht mit Hongkongs Kaufmeile, zwischen dem Fashion Walk und dem Time Square so passiert. Wir baden mit einer Menge von Einkaufswütigen im grellsten und buntesten Lichtermeer, riesige Videowände flimmern ihre Farben ins taghelle Dunkel des späten Abends, das Glitzern von Animés und effektvollen KI Filmchen spiegelt sich bunt in den ewig suchenden Augen der Shoppinggemeinde, der Glam junger hübscher Gesichter von sensiblen Asienboys und porzellanhäutigen Asiengirls schürt unerreichbare Sehnsüchte süßer Chinesenpummel, die in romantischen Kostümchen ehrgeizig stumme TikTok Choreos aufs Pflaster der Fussgängerzone schwitzen, ihre Freundin filmt das in Endlosschleife mit Feenfilter.
Diese Lichterwelt hat einen wirklich hohen Unterhaltungswert und es fällt uns bisweilen schwer, nicht immer wieder vom Weg abzuschweifen und den Kurs auf die angepeilte Metrostation zu halten.
Aber so schön die Central City um uns blinkt und flimmert und so interessant und kurios das Geschehen um uns auch sein mag, wir können nicht mehr, die Luft für heute ist einfach raus und morgen ist auch noch ein Tag.
Mit einmal Umsteigen bringt uns die Metro wieder unter die Bay hindurch direkt zur Jordan Road, direkt ins Basement von unserem Hotel. Hosianna. So schnell wir oben in unserem Zimmer sind, so schnell liegen wir in unseren Betten und schlafen bald erschöpft aber zufrieden ein.Читать далее

Путешественникtolle fotos. diese elfen sehnsüchte kleben wie reste von cafe in einer tasse. reste von leben. das könnten städte ganz ohne menschen werden. nur mit maschinen.
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- День 13
- четверг, 24 апреля 2025 г., 05:43
- ☁️ 25 °C
- Высота: 83 м
ГонконгHong Kong Island22°16’54” N 114°9’10” E
Central Curious
24 апреля, Гонконг ⋅ ☁️ 25 °C
Und wieder vor lauter Begeisterung: Dim Sum Here. Heute aber auch ein paar neue Leckerlies: Hühnerfüße, dunkle Beancurd Buns, knusprige Frühlingsrollen. Sehr fein.
Dann steht Shoppen auf dem Programm. Den Souvenierladen haben wir gestern schon gescannt, jetzt arbeiten wir hier unsere Einkaufsliste ab, selten dass so eine Art von Shop wirklich cooles Zeug im Regal hat. Die volle Tüte bringen wir erst einmal wieder ins Hotel. Dann aber marschieren wir straight zu den Piers, von Pier Nr 7 legt die Starferry nach Central ab. Die Starferry, noch ein Hakerl auf der touristischen Bucketlist von Hongkong.
Nach 10 Minuten Meeresbrise in den Nasen legt die Fähre auch schon an, eineurozwanzig kostet die Überfahrt für zwei btw. Den verschlungenen Weg über diese Walkways zur Metro finden wir auf Anhieb. Unser erster Spot in Central ist das Viertel Soho. Hier befindet sich der Man Mo Tempel, der älteste taoistische Tempel der Stadt, soweit ich das gelesen habe.
Der Eingang ist teilweise eingerüstet, ein dunkles, mystisches Inneres empfängt uns. Rot und Ruß sind seine Farben. Die Luft ist geschwängert vom Rauch der Räucherspiralen, die über unseren Köpfen hängen. Tageslicht findet nur sporadisch seinen Weg durch wenige Öffnungen in der Decke. Ein sehr spiritueller Ort, eher klein und verwinkelt. Der Tempel erinnert mich schwer an indische Tempel. Immer wieder finden sich Gläubige ein, die beten wollen und ihre Wünsche loswerden.
Der Stadtteil in dem der Tempel steht wirkt auf uns normal, geerdet, unspektakulär, sehr sympathisch. Nicht die bisherige Hektik, eher gemächlich passiert hier der Alltag, Graffitis fallen uns immer wieder auf, mal die belanglosen Schmierereien, mal richtige Kunstwerke. Nette kleine Cafés und Bars gibt es hier, besonders gestaltet, liebevoll im Detail, individuell, szenig, designig, fast schon ein bisschen Untergrund. Wir sind in Soho. Es ist anders hier, menschlicher, wärmer, kreativer, alternativer. Es gefällt uns, hier zu spazieren. Ein bisschen haidhauser, bürgerliche Spießigkeit, ein bisschen friedrichshainer Freigeist.
Unseren Hunger stillen wir in einer bürgerlichen Küche, etwas zusammengewürfelt improvisiert im Interieur, mit Kinderzimmertapete, wohl weils keine billigere gab. Die Klebefolie mit Bambusdekor ist falschherum auf die Glastrennwände geklebt, die Bamben wachsen hier halt mal nach unten.
Das Essen ist richtigrum, trotzdem ein bisschen schräg, wie die gesamte Speisenkarte, Chinese Fusion of International and Mystery, Unser Hühnerschnitzel Wiener Art mit Pak Choi und Reis und dieser klebrig-süßen Chilisoße aus der Flasche mundet vorzüglich, Panade können sie einfach, die Chinesen.
Gut gesättigt erkunden wir das Viertel weiter. Die verbindenden Querstraßen führen bergauf oder bergab, je nach Blickrichtung. Antiquitäten und Trödelläden ploppen mit zunehmender Dichte auf. Tolle Antiquitäten, Devotionalien aus der Maozeit, Kurioses aus jüngerer Vergangenheit und natürlich olle Souvenirs. Straßenstände gesellen sich dazu, wir beginnen amüsiert zu stöbern. Bruce Lee Filmplakate, Porzellanstatuen von Mao und auch von unbekannten Helden der Arbeit, Maobibeln, Geschirr, oller Schmuck, Flaggen, alte Postkarten und Fotos - faszinierend das alte Hongkong - , so Kram gibt’s, mal ranziger, mal gut erhalten. Wir erstehen bei zwei verschiedenen Ständen kleine Porzellanschüsselchen für Sojasoße, mit kleinem modellierten Koi am Boden, entzückend.
Der schon etwas ältere Besitzer eines dieser Stände fragt uns nach unserem Land und spannt in zackigem Chenglisch einen für uns nicht ganz nachvollziehbaren thematischen Bogen von Deutschland nach Italien, nach Mailand, die Scala, und fängt promt an, eine italienische Opernarie zu schmettern, die die ganze Strasse füllt, und er zieht die ganze Arie durch. Hui, damit hatten wir jetzt so gar nicht gerechnet. Der Gesang endet dann abrupt mit einem versteinerten, aber nicht unstolzen Gesichtsausdruck, als wären die Groschen, die wir vorher in ihn hineingeworfen haben, aufgebraucht. Brava, brava, brava!
Zwei neue neugierige Touristen kommen hinzu und er hebt promt zur zweiten Arie an. Neben den Händlern der Nachbatstände sind wir die einzigen Zuhörer dieser exklusiven Gesangseinlage. Nicht unüberrascht applaudieren wir ein zweites Mal, diesmal nach einer Verbeugung des Künstlers.
Wie schräg, wie witzig.
Und genau so sind die Straßen um die Catstreet, offensichtlich von vielen, sehr eigenen Charakteren besiedelt und bewohnt. Ein sehr charmanter Kiez, der eines Tages vielleicht mit etwas mehr Zeit noch einmal eingehender erkundet wird.
Die Catstreet steht als Sehenswürdigkeit in jedem Reiseführer und auch bei Google hat sie einen Eintrag, also kein Geheimtippp. Ursprünglich wurde auf der Straße Hehlerware vertickt, was sich im Laufe der Zeit zu einer sehr einträglichen Trödelei mit Touristen und einer kleinen Attraktion entwickelt hat. Heute jedoch sind nur wenige Touris unterwegs, unser Glück.
Bei einem weiteren Stand kaufe ich tatsächlich ein Foto aus den Sechzigern, mit dem damaligen, sehr dekorativen Schilderverhau aus Chinesischen Schriftzeichen über einer Geschäftsstraße, die auch die Nathanroad sein könnte.
Es ist jetzt Nachmittag, wir denken wir haben genug gesehen für dieses Mal, und verlassen dieses beschauliche und gemütliche Viertel.
Die Metro bringt uns vier Stationen nach Central, wo wir gestern im Lichtermeer so erschöpft abgesoffen sind und heute mit neuem Elan hineintauchen wollen.
Ein Tsunami aus Geschäftigkeit, Licht und Geflacker schlägt uns entgegen. Die Hongkonger Shoppingmeile ist schon heftig, und was ein Gegensatz zu Soho. Ein Konglomerat von Konsumtermpeln, die schrill um die Gunst der Käufer buhlen. Fashionwalk heißt hier ein Bereich, oder ist das nur eine Mall? Schwer einzuschätzen, wenn die Geschäfte neben, über, unter dem anderen gestapelt sind. H&M hat hier einen Flagshipstore. Ham wa auch noch nie gesehen, wollen wir sehen. Aber schon nach den ersten Metern stellen wir latente Lustlosigkeit fest, uns tiefer in dieses Gewusel zu begeben. Einmal die gesamte H&M Kollektion zu sehen, ist dann doch eigentlich ziemlich uninteressant.
Um der Vollständigkeit der Hotspots halber möchte ich auch noch gerne den Hongkonger Timesquare sehen. Der Parcour durch shoppingfreudige TikToker und Instagrammer ist zwar sehr unterhaltsam, aber auch schlichtweg anstrengend, zumal wir überhaupt keine Ambitionen haben hier länger Schaufenster zu kucken oder einzukaufen.
Das Geblinke, Geflimmer und Geleuchte ist in der Dunkelheit des Abends jetzt zu seiner Höchstform aufgelaufen, Der Timessquare ist nur ein weiterer leuchtender Shoppingplanet. Geblendet und vielleicht auch etwas überfordert flüchten wir uns in die Metro und lassen uns möglichst nah zu den Anlegern der Fähren bringen.
Es wird merklich ruhiger, das Meer, die stummen Lichter beider Ufer, so ist das ok für uns. Starferry bringt uns hurtig etwas frische Meeresbrise und zurück nach Kowloon. Die eine Leuchtfassade wird kleiner, die andere größer.
Gestern hatte ich beim solo Herumschlendern in unserem Kiez eine Straßenküche gefunden, die seit zwei Jahren für ihre Signature Shanghai Buns vom Guide Michelin ausgezeichnet wird. Hier wollen wir, hier müssen wir uns unser Abendessen holen. Wir bestellen Menüs mit diesen ausgezeichneten Signature Buns, Wantansuppe, Algensalat, Getränk und vier Buns extra, wenn schon, denn schon. Die Küche sieht aus, wie jede andere Straßenküche hier, einfach, praktisch und sauber. Es wird sehr konzentriert und akkurat, mit ernstem Blick gearbeitet. Ich fühle mich an den Gemüsedöner in der Yorkstraße erinnert. Vielleicht stehen hier ein paar mehr Touristen in der Wartereihe als bei anderen, wobei die Reihe sehr überschaubar ist. Nach kurzer Wartezeit bekommen wir unsere volle Tüte in die Hand.
Ein paar Meter weiter ist der Aufgang zum Kowloonpark, unserem Open Air Diningroom. Am großen Springbrunnen nehmen wir auf einer der Betonbänke Platz. Es ist recht dunkel und schön ruhig, der Straßenverkehr dringt nur dumpf an unsere Ohren, eine Wohltat. Ein Pärchen macht noch ein paar Portraitshots. Ein Handydisplay erleuchtet das Gesicht einer einzelnen Ruhesuchenden gegenüber. Das war’s dann mit Menschen am Brunnen, dessen Wasserspiel promt abgestellt wird.
Wir öffnen unsere Gourmetüte. Die Wantansuppe ist eine unerwartet üppige Portion mit mindestens sechs Wantans, essen wir fürs Erste nur zur Hälfte. Frisch und lecker. Der Algensalat erfrischend und sehr gut. Und dann der Höhepunkt, die Shanghai Buns. Die Brühe ist auf auf eine essbare Temperatur heruntergekühlt. Der erste Biss, wow, eine Geschmacksexplosion, ein Hochgenuss. Selten habe ich so aromatische und perfekt gewürzte Buns gegessen. Gut dass wir jeder noch drei weitere genießen dürfen.
Leichtes Tröpfeln aus den Wolken lässt unser Picknick einpacken und aufbrechen. Der Park, die Ruhe, der Genuss, das war jetzt richtig schön.
Kurz noch vorbei beim SevenEleven, ein kurzer Weg, Ein Tsingtao, Wasser und Kaffee kaufen und dann nüscht wie hoch ins Hotel. Das Duschen am Abend ist immer herrlich. Dann hopp ins weiche Bett, Beine hoch, Bierchen auf, chillen und die vielen schönen Eindrücke und Erlebnisse sacken lassen.Читать далее
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- День 13
- четверг, 24 апреля 2025 г.
- ☁️ 25 °C
- Высота: 9 м
КитайHuangpu31°14’15” N 121°28’34” E
Hi Shanghai!
24 апреля, Китай ⋅ ☁️ 25 °C
Hongkong, halbacht, Raussschmeisserwetter, es ist bewölkt und regnet. Die Rucksäcke stehen gepackt, zimmerwarmen Kaffee aus dem Fläschchen. Auf geht‘s!
Ein letzter Blick zurûck auf den Aussenaufzug des beeindruckenden Prudentialblocks. Der A-21er Bus hält direkt vor der Police Station in der Nathanroad, nur ein paar Minuten Fußweg vom Hotel, sehr praktisch mit Volllast auf den Schultern. Gottseidank tröpfelt es zurzeit nur ein wenig.
Der Bus lässt nicht lange auf sich warten und wir sitzen im oberen Stockwerk fast ganz vorne und genießen die 45 Minuten Sightseeing.
Ausreise aus Hongkong, Security, wir sitzen im Flieger. Auf dem kurzen 2h 15min Flug gibt es sogar ein richtiges Essen, nicht dass es dem Service oder uns gar langweilig wird.
Einreise in China. Willkommen in Shanghai!
Die Metrostation liegt zwischen den beiden Terminals vom Hunquiao Flughafen, dem älteren der beiden Shanghaier Flughäfen. Ein längerer Hatscherer durch den nicht mehr ganz frischen Airport, Tickets gezogen und schon sitzen wir in der Metro nach Shanghai City. East Nanjing Road müssen wir raus.
Wir staunen nicht schlecht, als wir mitten an der größten Einkaufsmeile der Stadt hoch ans Tageslicht kommen. Und noch mehr staunen wir, dass unser Hotel, das Radisson Collection Hyland Shanghai, mitten in der Fussgängerzone liegt, also wirklich mitten. Entzückt stelle ich fest, das unser direkter Nachbar der Flagshipstore von Miniso ist, Miniso Land. Juhu, love it.
Wir durchschreiten den großzügigen Hoteleingang und checken ein. Unser Zimmer 18 liegt im 22. Stock. Der erste Schritt in unser Zimmer zaubert ein begeistertes Lächeln in unsere Gesichter, direkt durchs Fenster sehen wir einen Teil Skyline von Shanghai und in der Mitte direkt der Oriental Pearl Tower, der markante Fernsehturm von Shanghai mit seinen zwei bauchigen Kugeln. Könnte optisch fast der Papa vom Berliner Fernsehturm sein, der nur eine sone Kugel hat.
Unter uns die Nanjing Road und die vielen Dächer der Shoppingmalls. Was ein Ausblick!
Das Zimmer selbst ist sehr großzügig, recht gediegen eingerichtet, das Bad schön groß und schönn ausgeleuchtet. In dieser Hotelkategorie wären Wasserkocher sicher unangemessen. Was uns jedoch fehlt, ist mal wieder eine Steckdose an jeder Bettseite, Handyaufladen wird damit etwas umständlich.
Ich hatte noch nie so viele Beleuchtungsvariationen in einem
Hotelzimmer, mindestens acht verschiedene Lichtkombos sind möglich. Um einfach mal das Licht auszuschalten, durchläuft man dann meist unfreiwillig mindestens vier davon, ha ha.
Bei unseren Hotels, kann man sagen, haben wir uns von Beginn der Reise durch alle Kategorien quasi nach oben geschlafen, begonnen mit Kunming im einfacheren Hostel bis hinauf in den Viersternehimmel.
Wir müssen den Komfort und die Aussicht erst einmal realisieren und genießen. Die Betten sind super komfortabel und angenehm. Eigentlich mag man da gar nicht mehr raus. Aber, der Orientierungslauf steht an.
Einfach mal runter in die Nanjing und kucken. Als wir 2019 zu viert hier waren, haben wir unweit in einem Appartmentkomplex in einer Straße parallel zur Nanjing gewohnt. Im Zimmer haben wir uns die Fotos aus dieser Zeit angesehen und versuchen jetzt das Appartmenthaus zu finden. Charakteristisch waren die Fenstererker, in denen man sitzen und staunen konnte, an diesen Erkern erkennen wir auch unsere ehemalige Bleibe wieder, ein massiver, grauer, ebenfalls sehr hoher Bau. Ach ja, das war schon auch eine unglaublich tolle, spannende und sehr nachhaltig wirkende Reise, mit meinen Kinderchen und mir.
Jetzt stehen wir wieder hier, wer hätte das gedacht, dieses Mal mein erwachsenes Nelschen und ich, ein leiser Schauer rinnt meinen Rücken hinunter.
Im Hier und Jetzt stapfen wir entschlossen, aber ziellos in die Fußgängerzone. Bäm, bäm, bäm, was geht hier ab? Hongkong war Kinderfasching dagegen. Mehr Menschen, mehr Licht, mehr Malls, höhere Gebäude, aber: mehr Platz, viel mehr Platz. Und genau der macht nach meinem Empfinden den Unterschied. Shanghai hat mehr Platz, auch Vergangenes zu bewahren, die Menschen haben mehr Platz zu leben, auch mehr Platz in den Köpfen, wie sie sich kleiden, wie sie miteinander umgehen, wie sie sich bewegen. Hier herrscht bei weitem nicht so eine Unruhe wie in Hongkong.
Alles läuft irgendwie geschmeidiger, entspannter, gediegener, vielleicht geordneter. Natürlich, wir sind in China, hier herrscht Ordnung, Kontrolle, Disziplin, die Polizeipräsenz ist unübersehbar, immer dort, wo es Rot-Blau blinkt. Und auch hier stehen in den Suburbs die krassen Wohntürme eng an eng, das sollte man nicht schön reden, und grenzenloser Konsum ist sicher auch nicht das höchste Glück. Die Arbeiter werden zu Dumpinglöhnen geknechtet und das Recht auf freie Meinungsäußerung ist nur ein stiller Traum.
Shanghai ist die Vorzeigemetropole Chinas, hier darf es ein bisschen legerer zugehen, weltoffener, kreativer, und diese Entlastung spürt man bei den Menschen, spürt man in der ganzen Stadt. Ein bisschen erinnert uns der ganze Flow der Nanjing an die Fußgängerzone in München, ein bisschen, eben nur mal zwanzig.
Wären da nicht diese riesigen Monitore an den riesigen Fassaden der riesigen Einkaufspaläste und Konsumtempel. Die Menschen geblendet vom
grellen Licht der Werbespots und dem Überfluss, alles verfügbar in jeder Menge, zu jeder Zeit. Nur kurz den Code scannen und all das gehört dir. Mein Gott geht es uns gut! So könnte man das auch sehen. Ist bei uns doch aber nicht unähnlich, oder?
Der erste Shop, in den wir hinein müssen ist das Miniso Land. Ich bin ein großer Fan von Miniso, frag mich nicht warum. Der Shop ist für mich der SevenEleven der asiatischen Ramschläden mit immer wieder sehr lustigen, komplett sinnfreien Items, nichts für Leute, die auf Holzspielzeug stehen. Minso begleitet mich von Anbeginn meiner Asienreisen, vielleicht, vermute ich, ist es schlichtweg auch nur Nostalgie. Ich kaufe da eigentlich nur sehr selten bis nie, nur Kucken.
Miniso auf mehreren Etagen, thematisch sortiert, die ganzen glubschäugigen Plüschtiere, Accessoires, Kosmetik, Technik, alles in Pastell. Dazu der sehr nervige Miniso Song, genauso penetrant wie das ständige Gedudel im Gardaland mit dem schrillen Prezzemolo. Kaum zu ertragen, zu viel, ist uns zu viel, raus hier! Die klassischen, kleinen Filialen sind mir da um Längen lieber.
Wir kucken noch den Trubel der Fussgängerzone, staunen über diese riesigen Konsumpaläste, und entdecken Kurioses. Auffällig viele Cosplayer laufen über die Meile, mit zauseligen, knallbunten Perücken in sehr schrägen Kostümen, mit einem Selbstverständnis, als wäre das das normalste der Welt. Cosplayer sind die neuen Punks, ein bisschen Vivienne Westwood auf jeden Fall.
In einigen Passagen gibt es kleine Foodmärkte, bieten Shanghai Buns und Grillspießchen an, hui, wir spüren leisen Hunger. Wir erinnern uns noch, in welcher Seitenstraße neben der Nanjing sich die Blöcke mit den vielen kleinen Restaurants befinden. Um die wenigen Ecken und über Seitenstraßen gehen wir dorthin. Leider nur Erinnerungen, die zahlreichen Hotpot Lokale, die hier früher waren, sind allesamt verschwunden. Coronapleiten? Dafür gibts jetzt zahlreiche Dumpling und Bun Shops, mit Suppen und anderem Shanghaifood. Der mit den schönsten Bildchen gewinnt. Wir bekommen Rindfleischnudeln und Buns mit Brühe. Das Shanghai Special: Die heiße Brühe befindet sich hier im Bauch der großen, wabernden, dampfenden Teigtaschen, die mit einem Strohhalm serviert werden. Es ist ratsam einige Minuten zu warten, bis die Brühe etwas abgekühlt ist, wie oft haben wir uns schon den Mund verbrüht. Aber dann: Bäm! So unvergleichlich gut!
Auch die Nudelsuppe mit Rindfleisch, sehr fein.
Beide haben wir jetzt Lust, den zweiten Teil des Abends noch im Hotelzimmer zu verbringen, das tolle Zimmer und den Blick auf die Lichter der Stadt zu genießen, besonders auf den Pearl Tower mit seinem permanenten Farbwechsel.
Die sensationell bequemen Betten verhelfen uns bald schlafender Weise die Kräfte zu sammeln, die wir für den morgigen, langen Tag benötigen werden.Читать далее

ПутешественникDoll schön beschrieben die unterschiede. Ich glaub cosplay ist gegenteil von punk weil ja alles vorgegeben . Punk ist selbermachen erfinden . Aber vielleicht ist cosplay ein charmantes tor zu mehrvfreiheit . Wie fasching wenns gut läuft mit spielen . Uch mags ganz gern . Danke für bericht!
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- День 14
- пятница, 25 апреля 2025 г.
- ☀️ 21 °C
- Высота: 9 м
КитайHuangpu31°14’19” N 121°29’11” E
Shanghai - Bye bye
25 апреля, Китай ⋅ ☀️ 21 °C
Herrliches Aufwachen in einem herrlichen Bett mit herrlichem Panorama!
Heute wird der längste Tag unserer Reise, um zwei Uhr morgens geht unser Flug nach München. Bis dahin gehört Shanghai uns.
Halbneun geht es flugs vom 22. in den 2. Stock zum Frühstücksrestaurant. Das Frühstücksbuffet ist umwerfend üppig. Kontinental wurstig, bohnig und speckig, Chinesisch nudlig, vollkornig gesund, feingebacken gezuckert, exotisch fruchtig, vielseitig eiig, Congee in gleich mehreren Varianten, auch der Kaffee ist sehr gut, tut gut. Von unserem Platz schauen wir direkt auf die Fußgängerzone der Nanjing Road, mittendrin.
Die zwei Stunden nach dem Frühstück nutzen wir unser tolles Zimmer noch voll aus. Ausgiebig duschen, Gepäck packen, herumlümmeln, überlegen, welche Wünsche wir für die Stadt haben und welche Ziele wir anpeilen wollen.
Einstimmiger Beschluss, wir wollen die French Concession ausgiebig genießen, unser erklärtes Lieblingsvietel in Shanghai. Wobei es noch so viele andere schöne Orte in dieser Stadt gibt, aber wir müssen uns schließlich entscheiden. Abends soll es der bunte Bund sein, wo wir gut Zeit verbringen möchten.
Wir reizen unser Zimmer bis 12:00 Uhr Checkout Time aus, geben unser Gepäck in die Aufbewahrung in der Lobby, Shanghai, wir kommen.
Auf dem Weg durch die Fussgängerzone zur Metro macht uns aus dem Augenwinkel eine Shoppingmall mit den überdimensionalen Manga- und Comichelden im Eingangsportal sehr neugierig. Erst nur mit den Nasen hineingespitzt saugt uns die ganze bunte Mangawelt bald ganz hinein ins Innere dieses Comictempels.
Fünf Etagen nur Comic, Fanartikel, Videoganes, Kostüme, wow. Hier ist also das Nest! - Sehr schräg die vielen Cosplay Fans, die mit struppigen, bunten Perücken, Kostümen und etwas unbeholfener Schminke ihren Helden nacheifern. Süß, die verkleideten Mädels, so unsicher und so stolz, studieren ganz genau die neuesten Sammelkarten, Plüschpüppchen, Sammelfiguren und Accessoires ihrer Stars, überall Aufsteller und Videos, mit den neuesten Looks und Moves. Die Produktionsfirmen und Lizenznehmer sind die Betreiber der Shops über die fünf Etagen, wohl überwiegend aus Japan. Es fühlt sich hier an wie eine Messe oder eine Convention, nicht wie ein Kaufhaus. Es gibt Cafés, sogar eine Sushibar, eine Kostümgarderobe und ein Fotostudio. Eine stetig wachsende Menge pickeliger Nerdbuben wartet ungeduldig auf einer Etage auf die Neueröffnung eines Shops für transformerartigen Roboternutanten. Köstliche Aufregung.
Ein kleines Freundesgrüppchen macht vor den Klos zu Soundtracks aus der JBL Moves aus ihrer Serien nach, Jungs! Große, pummelige Jungs oder szniefig dünne mit Brille, zum brüllen. Sie drücken sich kichernd ins Klo und kommen auch kichernd wieder raus. Großes Kino hier.
Die Preise für die Artikel sind ziemlich sportlich, so ein albernes Badge mit Comicheld mit etwas Glitter drumrum gibt’s ab fünf Euro, größere, einfachere Sammelfiguren ab 30 €, ein Riesengeschäft begreifen wir.
Tapfer gehen wir reihum die Shops ab vom Erdgeschoss bis ganz oben, dauerverwundert und daueramüsiert über diesen nerdigen Ort.. Anstatt immer wieder heimlich auf einen guten Moment für einen Snapshot von den sehr schrägen Cosplayern zu lauern, überwinde ich meine Hemmungen und probiere es einfach mal, sie direkt zu fragen. Ganz überrascht stelle ich fest, dass ich hier offene Türen einrenne und die verkleideten Heldeninnen, es sind vorwiegend Mädels, sich sogar sehr gerne fotografieren lassen, die Posings sind schon fest einstudiert und dann bedanken sie sich am Ende ganz japanisch mit einer tiefen Verbeugung.
Dann erreichen wir schließlich den fünften Stock, es reicht uns an Erforschungen auf diesem Planeten, wir sind satt und platt und beamen uns zurück auf die Straße. Voll ist es heute auf der Fussgängerzone, samstagsvoll.
Die 10er Metro setzt uns mitten in der Concession ab. Auch andere Metros bedienen das ausgedehnte Viertel, das einst die Franzosen während ihrer Präsenz wesentlich gestaltet und mit ihrer Lebensart geprägt hatten, an anderen Ecken, da müssten wir jedoch unnötiger Weise umsteigen.
Immer wieder spannend, wenn man mit der Rolltreppe an einem unbekannten Ort ans Tageslicht geschubst wird. Ein erster, neugieriger Rundumblick. Wir werden von einer Hellgrün leuchtenden Platanenallee begrüßt, die typisch ist für dieses Viertel, ein ganz normales, unspektakuläres Wohnviertel. Der zweite Eindruck; Ruhe. Alltägliche Lädchen, gelegentlich Cafés und Restaurants, ein paar Leute, ein wenig elektrifizierter Verkehr, das war’s dann schon und genau das ist es, was dieses gewachsene Viertel ausmacht, das unaufgeregte, gelassene Stadtleben in grünen Straßen mit schönen, alten Häusern. Wir lassen uns treiben und erholen uns vom Shoppingrummel.
In einem kleinen Straßenlokal lassen wir uns bekochen. Rindfleisch auf Nudelsuppe mit eingelegtem Wirsing. Boah, lecker. Dabei auf die Straße kucken und nicht nur die heissen Nudeln aufsaugen. Das hellgrüne Sonnenlicht hüpft direkt in unsere Herzen.
Das touristische Zentrum der French Concession ist der Tianzifang Kiez. Ein Gewirr von kleinen Gassen zwischen kleinen, alten Häusern. Deren Bewohner sind sehr geschäftstüchtig und haben aus fast jedem Erdgeschoss einen Laden gemacht, der sein Angebot sehr touristisch zielgruppenorientiert ausgerichtet hat, wobei die Geschäfte meist liebevoll dekoriert und gestaltet sind. Lückenlos Läden überall, das sind Chinesische Touristenspots wohl leider immer. Neben dem üblichen Souvenirkram von winkenden Katzen, gibt es einige Boutiquen mit traditionell-folkloristischen Chinesenleibchen, aber auch hochwertigeren Designerstücken. Auffallend viele Kosmetikläden gibt es hier, die Duftcremes, Parfums und andere Pflegeprodukte feilbieten, alles schön verpackt in schicken, nostalgischen Blechdosen und Glasfläschchen mit hübschen Fotos von Chinesischen Damen aus den 20ern schätze ich. Sehr retro, sehr ansprechend und die Cremes können sich duften lassen, testen wir natürlich. Eines dieser wohlriechenden,schicken Döschen mit nostalgischem Konterfei einer Chinesendame muss der Herr Grafiker dann auch für seine Herzdame erwerben.
In einem der Lebensmittel-Snack-Läden finden wir dann auch endlich das Milcheis, das seit der letzten Chinareise in unseren Köpfen herumgeistert und das wir hier so lange gesucht hatten, Eis am Stiel verpackt in halbtransparentem Pergament, supersimple Verpackung, aber Weltklasse im Geschmack, totales Understatement.
Mit den leckeren Eisen in der Hand bummelt es sich famos durch die engen Gassen, die doch ziemlich mit Touristen gefüllt sind. Eis vorbei, Lust auf Kaffee. In einer Seitengasse lassen wir uns auf sonnigen Stühlen nieder und bestellen bei einem hübschen Buben zwei Latte.
Gäste aus vielen Nationen ziehen an unserem Plätzchen vorbei, ist schon viel los hier heute. Als wir das letzte Mal hier waren, im Hochsommer, war es regnerisch trüb und die Gassen hier leer. Offensichtlich wirken in einem leeren Lokal sitzende Touristen auf andere sehr inspirierend und bald sind die Plätze um uns herum besetzt. Vielleicht liegt das aber auch an der verlockenden Bierpreisaktion „Zwei für Eins“. Bald hören wir Holländisch am Nachbartisch.
Wunderschön geht es weiter. Mit dem Blick auf die Karte beschließen wir die vier Kilometer bis zum Bund zu Fuß zu gehen, quer durch die Stadt.
Wir landen in einer Straße mit Villenbauten aus der französischen Epoche, solitär, eine neben der anderen, bei genauem Hinsehrn allesamt mit überraschend hässlichem Waschbeton verputzt. Warum? Sie liegen in einer gartenähnlichen Anlage, die viele Besucher zum Flanieren einlädt. In jeder zweiten Villa befindet sich ein Nobelrestaurant im Erdgeschoss, warum?
Die Menschenmenge wird dichter, Verkaufsstände ploppen links und rechts vom Weg auf. Wir sind auf dem ‚Nature Life Festival‘ gelandet. Es werden Produkte aus der Region des Gelben Flusses feilgeboten, sieht fast schon alternativ aus. Dudelnde Gitarrenmusik wird von einem Cowboy ähnlichem Barden zu Gehör gebracht, am Boden um ihn herum ist eine Art Lager aufgebaut, in dem
Menschen aus der Region des Gelben Flusses in folkloristischen Kostümen herumsitzen, ein bisschen wie ein lebendes Panoptikum früher auf den Volksfesten, ein bisschen lustlos, ein bisschen, genervt, ein bisschen gelangweilt, wem will man’s verdenken, Ein Mann mit Strohkegelhut und gesenktem Haupt fudelt auf seiner Gelben Fluss Flöte sehnsuchtsvolle Gelbe Fluss Melodien. Shanghaier Hobbyfotografen mit ihren langen, fetten Objektiven freuen sich über dieses pittoreske Motiv.
Die krass blau stechenden Augen einer jungen Frau aus dieser Folkloregruppe kreuzen meinen Blick. Starre ich sie an? Komplett gebannt von diesem Blick und auffallend ungewöhnlich gekleidet wie ein Ethno-Goa Girl, fast schon Punk, aber ganz klar eine Chinesin. Im Hintergrund französisch-mediterrane Kolonialbauten aus der Jahrhundertwende, ein sehr stranges Szenario.
Vom belebten Markt geraten wir an den Rand eines belebten Parks. Die Sonne schickt sich langsam an unterzugehen und so liegen die sehr bunt und sehr üppig bepflanzten Blumeninseln teilweise schon in den langen Schatten der Bäume. Aber immer noch warm genug, dass sich die Besucher auf den niedergesessenen Rasenflächen tummeln, verliebte Pärchen verträumt in den späten Nachmittagshimmel blinzeln, Familien flanieren und Hobbyfotografen ihre Speicherkarten noch voller shooten. Besonders witzig wieder einmal die verkleideten Cosplaymädels, dieses Mal im Kostüm ‚Die unschuldige Schäferin‘, die melancholisch kokett an Blümchen schnuppert. Einfach köstlich und großartig, wie schmerzfrei und vollkommen bei sich sie hier vor der Linse posieren. Wir hatten uns schon gewundert, wer wohl diese Neobarocken Schleifchenkleider kauft, die wir gerade vorhin in einer Shoppingmall bewundert haben. Hier räkelt sich die Antwort.
Die Dämmerung bricht schnell herein und beim Durchschreiten des doch ziemlich großen Parks, stellen wir fest, dass sich dieser recht zügig leert, das wärmende Fotolicht ist weg. Wir geraten nach konsequentem Geradeausgehen in einen Verkehrsknotenpunkt. Unter uns vierspurig, neben uns vierspurig, über uns vierspurig. Aber: es ist fast still, surrend still, die Luft super. Wir staunen immer wieder. Die Autobahn Überführung über unseren Köpfen wird in wechselfarbigem Wellnesslicht in ihrer vollen Länge beleuchtet, schon schräg irgendwie. Walkways retten uns aus dem vertrackten Strassenknoten in normales Grossstadtambiente. Wir laufen und staunen und kucken und finden’s wunderbar. Die Straßenzüge werden umfassend von Lichterketten illuminiert, besonders hübsch in der Straße mit den vielen Backsteinbauten, so weihnachtlich. Die Arrangements der Lichter werden dichter, wir nähern uns dem Bund. Der pinkfarben glitzernde Flagship Store von Victorias Secret teilt sich die Nachbarschaft mit dem gülden glänzenden Turmbau von Cartier und so schwimmen wir durch das Lichtermeer weiter, bis ans Wasser des Huangpu Rivers und wir dort die bunt leuchtende Skyline von Pudong samt Oriental Pearl Tower sehen. Sie haben ihr Ziel erreicht, den Bund.
In einem kleinen Laden organisieren wir uns etwas Keksiges und Getränke. Damit setzen wir uns dann an die Uferpromenade und genießen einfach. Die Menschen, die Lichter, den Fluss, das Leben, unseren letzten Abend dieser wunderschönen Reise. Viel los, viel Gewusel, viele Selfies. Wir warten noch ein letztes, leuchtendes ‚I heart SHG‘ auf einer der riesigen Fassaden auf der anderen Flussseite und wenden uns dann dem Bund zu. der goldenen Meile, Gold erstrahlende altehrwürdige Bankhäuser des alten Shanghai. Vielleicht ist es das, was Shanghai so attraktiv und auch charmant macht, es hat seine Geschichte, die ist sichtbar geblieben und wurde nicht weggeräumt - und seine geschäftige Gelassenheit.
Irgendwann geht vom Bund links die Nathan Road ab, voll, busy, wieder bunt. Wir sind jetzt angenehm satt, zumindest unsere Seelen, jetzt sind unsere hungrigen Mägen dran. Wieder im Block nahe unseres alten Apartmenthauses finden wir unser Restaurant. Mit Suppen füllen wir unsere Batterien wieder auf.
Na, und nu heißt es Abschied nehmen. Gepäck im Hotel geschultert, zur Metro gelaufen und in einer knappen Stunde bis zum Flughafen Pudong gefahren. Dreieinhalb Stunden vor Abflug erreichen wir den Check-in Schalter.
Und den Vorlauf brauchen wir auch. Die Warteschlange am Check-in ist ordentlich lang. Eine Stunde warten wir hier. Wir sind endlich an der Reihe, aber Neles Aufgabegepäck wird rausgezogen und sie muss zum Gepäck-Check in die Sicherheitskammer. Nach einer Schrecksekunde mit weichen Knien und einer kurzen Weile: Die Fertigsuppe war‘s! Die darf nicht mit. Wieder zurück zum Check-in, immerhin ohne zusätzliches Warten, jetzt klappt‘s.
Bei der Security ist die Schlange nicht kürzer, dazu kommt, dass sie mein Handgepäck rausziehen. Meine leere, metallene Wasserflasche macht die Officer skeptisch. Mit zugekniffenen Augen wird vor dem Monitor geknobelt, was es mit der leeren Flasche wohl auf sich hat. Auf jeden Fall, der Rucksack muss noch einmal durch das Röntgengerät. Dann muss ich ihn vor zwei gestrengen Sicherheitsleuten durchwühlen, ohne Ergebnis, dann muss er noch einmal durch die Durchleuchtung. Wassollndasjetzt? Die Zeit rennt.
Nach dieser unnötigen Checkerei nix wie hin zur Immigration. O nein, diese Warteschlange! O nein, die wenigen besetzten Schalter! Aber noch sind wir in der Zeit bis das Boarding startet. Nach einer elenden Warterei, Abzählerei der vor uns Wartenden und Spekuliererei sind wir endlich, endlich dran und durch die Immigration.
Spurt zum Shuttlezug, der uns zu unserem Terminal bringt, das auch noch. Aber wir haben Glück und der Zug kommt und startet sogleich. Spurt zum Gate, das Boarding läuft schon. Geschafft! Schwitz.
Zehn vor zwei heben wir ab. Tschüss Schanghai, tschüss Schina. Abendessen Chickennoodles, Kapuze hoch, Halskrause um, Ohrstöpsel rein, schlafen, straight über Russland Nachhause.Читать далее

Путешественникder wahnsinn eure reise. so schön geschrieben olf. so tolle fotos. und dann noch die filme von nele. ich glaubs nicht dass es solche reisen gibt. der wahnsinn. mit m. leider immer verpasst. kommt wohl nie wieder weil tanzcompanie nicht mehr so weit tourt. so schön beschrieben shanghai. der letzte tag abend. ich spür das sehr. das hängen zwischen 2 welten. wenn es nacht wird. der abschied der schon drinhängt. das ziehen. das zurückmüssen. nicht wollen. unbedingt. aber man hängt im raum. und doch tut das weh. immer. das abschiednehmen. sehr. die letzten momente. dann weiss man dass es eine sehr sehr tolle zeit war. dann der flughafen.. stress. andere welt. die welt dazwischen. wenn ich dann unterwegs bin . geniesse ich das immer noch weil nicht zurück noch kurze frist. des unglaublichen. dann ankommen. mal sanft. mit freude mal kulturschock zurück. wehmut sehnsucht packt mir. wenn ich das lese. danke für euren bericht. wunderbar. kommt gut an.
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- День 16
- воскресенье, 27 апреля 2025 г.
- ☁️ 20 °C
- Высота: 24 м
КитайPudong31°9’8” N 121°48’7” E
Flutschi Flutschi
27 апреля, Китай ⋅ ☁️ 20 °C
Ein kühler Morgen am Münchner Flughafen empfängt uns. Ein leichter Schauer im Rücken, weil wir in unseren Herzen noch in einer anderen Welt schweben, im Kopf aber die Erkenntnis, dass wir jetzt wieder im Alltag gelandet sind.
Neles Koffer kommt als einer der letzten vom Band. Hinter der Schleuse strahlt uns statt der Sonne dann Heike entgegen. Ein Trost und ein schönes Gefühl vom Schatzi abgeholt zu werden.
Dank der fortgeschrittenen Digitalisierung und der gelockerten Visumbestimmungen war das Reisen in China dieses Mal nicht viel anders als in einem anderen SO-asiatischen Land, vielleicht sogar noch einfacher und entspannter. Wenn ich da an unsere China-Reise 2019 denke - was für ein himmelweiter Unterschied!
Gewöhnt an den Gedanken der permanenten Überwachung, ohne die tonnenschwere Last der Verantwortung für drei minderjährige Kinder in einem nicht einschätzbaren kommunistischen Land, ohne diese leidige Abholerei der Tickets fürs Zugfahren an versteckten Touristenschaltern, ohne die permanente Bargeldbeschaffung, dieses Mal mit dem freien Zugriff auf diverse Transportdienste und einem gut funktionierendem Übersetzer, die dadurch erheblich verbesserte Kommunikation mit den Menschen und ein paar wenigen Worten Mandarin auf der Zunge, konnten wir dieses großartige Land wunderbar und umfänglich genießen! So viele nette Begegnungen mit den Menschen dort, die wir auf dieser Reise mit wenigen Ausnahmen als sehr freundlich und hilfsbereit empfunden haben.
Die moralischen Bedenken, dieses Land zu bereisen muss jeder für sich selbst bewerten.
Für uns war es schlichtweg eine sehr, sehr tolle Reise, nicht zuletzt, weil auch Nele so offen war und fast jeden unserer etlichen Tageskilometer gerne mitgelaufen ist, zwischen 15 und 20 waren es dann schon. Tolle Tochter!
Wir wissen jetzt, in diesem riesigen Land gibt es noch so viel zu entdecken und vielleicht werden wir zumindest noch einen Teil davon entdecken dürfen. Nach dieser Reise kann ich sagen, dass die Chinesen, die jungen, sehr smart sind und die Menschen dort jedes Wohlwollen und jeden Respekt verdienen, zumindest so lange die Chinesen in China bleiben, ha, ha.
Ein ganz praktischer Epilog - meine persönlichen App-Tipps fürs nächste Mal China:
Apps China:
Am allerwichtigsten, ein zuverlässiges VPN.
Bei uns waren das Express VPN und Lets VPN.
Trip.com - perfekt für Flüge, Züge, Hotels, nicht selten günstiger als Booking und sehr großzügige Handhabung bei Umbuchungen.
Alipay - Perfekt um überall schnell digital zu bezahlen. Die Identifikation vollständig abschließen, sonst funktionierts nicht
WeChat - zum Bezahlen, auch in HKG, und super für Kommunikation mit Chinesen
MobiMatter - einfach zu handhaben und recht günstige und umfassende eSim Packages, z.B. Festlandchina/HKG Kombo oder weltweit.
Apps Hongkong:
Voraussetzung ist eine eigene China oder HKG Telefonnummer - z.B. China Telekom, dann unbedingt:
Octopus Card - sehr praktisch zum überall Bezahlen, auch Öffis
Sonst immer ein paar Hongkong Dollar in der Tasche haben!Читать далее










































































































































































































































































































Путешественник
🏄🏻⛩⭐️