Im Land der Trolle

July - September 2017
A 53-day adventure by Hymiontour Read more
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  • Day 11

    Mitternachtssonnenanbetung

    July 22, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 9 °C

    Die Mitternachtssonne ist ein unglaubliches Phänomen - der übliche Rhythmus von Sonnenuntergang - Nacht - Sonnenaufgang - Tag wird ausser Funktion gesetzt. Wir Menschen reagieren unterschiedlich darauf. Während ich gerade in den ersten Tag todmüde wurde, weil der Tag nicht endete, war "George" putzmunter und bis in die Nacht hinein am Fotografieren. Unsere Campingnachbarn bauten gar eine kollektive Stuhlreihe auf der Wiese am Strand Richtung Sonne auf und beobachteten stundenlang das langsame Absinken und Aufsteigen der Sonne. Andere gingen spät noch los zum Wandern. Heute stellte sich mein Rhythmus auch um: wunderbar, endlich für alles genug Zeit! Einkaufen, zu Fuss den Ort erkunden, dann golfen gehen, zwischendurch essen/kochen, längerer Strandspaziergang, Lesen, Geschirr abwaschen um 23.00, Tagebuch schreiben, danach ab 23.30 wieder an den Strand usw.
    Am 23. Juli scheint die Sonne auf den Vesterålen übrigens das letzte Mal durchgehend, bis sich das Schauspiel ab nächstem Mai wiederholt. Zwischendurch sorgt die Polarnacht dafür, dass alle wieder ausschlafen können.
    Erkenntnis der Tages: der Tag hat wirklich 24 Stunden! 🐝
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  • Day 12

    Die Pensionäre von Bleik

    July 23, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 17 °C

    Eine Gruppe von Pensionären in der "400-Seelen-Gemeinde" Bleik kam vor einigen Jahren auf die fixe Idee, einen kleinen 9-Loch-Golfplatz hinter den Dünen zu errichten - obwohl sie keine Ahnung hatten, was das bedeutet! Gesagt, getan. Ehrenamtlich und mit viel Idealismus beackern die älteren Herren nun tagtäglich die grossen Flächen mit ihren "John-Deere-Mähtreckern" (heisst das so?), bewässern, hegen und pflegen... und fragen jeden Golfer persönlich, wie es ihm hier gefällt. Total klasse!
    Erkenntnis des Tages: es ist nie zu spät, um Visionen zu haben und umzusetzen. 🐝
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  • Day 13

    Perspektivwechsel

    July 24, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 18 °C

    Heute haben wir eine Bergtour gemacht - auf den gut 400m hohen Måtinden nahe Bleik. Vom Gipfel bot sich ein atemberaubender Rundumblick über die Küste mit ihren Bergzacken, unwirklich türkisblauem Wasser und schneeweissen Sandbuchten und das Hinterland mit Seen und Moorlandschaft. Sogar der "Zuckerhut" der Vogelinsel Bleikøya, die wir gestern per Boot umrundet hatten, war sichtbar.
    Von oben ergibt sich eine ganz andere Perspektive als von unten. Manches tritt zurück und manches wird erst in seiner ganzen Anordnung erkennbar.
    Die Norweger lassen aus gutem Grund nichts auf ihr "Friluftsliv" kommen. Bewegung und Spass in der Natur sind heilig, genauso wie Familie und Freizeit im Allgemeinen. Nach einer Arbeitszeit von ca. 7.30 bis 16.00 Uhr (oder ähnlich) ist Feierabend!
    Erkenntnis des Tages: ein Wechsel der Perspektive führt zu ganz neuen Eindrücken und Einschätzungen.
    Was wäre, wenn wir unser Leben ab und an aus der Vogelperspektive betrachten würden? 🐝
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  • Day 14

    Manchmal kommt es anders als man denkt..

    July 25, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 12 °C

    Wie meist jeden Tag, sind wir gut vorbereitet in den Tag gestartet und haben unseren Stellplatz in Maurnes am kleinen Hafen in der Früh Richtung Sortland verlassen. Dort stand erstmal wieder Vorräte und Treibstoffe bunkern an. Vom Meer her zog ein Art Seenebel bzw. Wolken schleierhaft durch den Sortlandsundet und tauchte die grosse Brücke in mystischen Nebel. Die Weiterfahrt Richtung Norden auf die Insel Langøya war von schönstem Sonnenschein entlang des Fjordes begleitet, der dann um eine Ecke biegend ein jähes Ende fand. So war es dann auch mit den geplanten Sehenswürdigkeiten, die wir erwartungsvoll ansteuerten und sich als Flop erwiesen. Genau umgekehrt war es dann mit Nyksund, einem von den Einwohnern in den 70er Jahren verlassenes Fischerdorf, das durch ein Uniprojekt der TU Berlin anfangs der 80iger Jahre wiederbelebt wurde. Mit vielen Unterbrechungen ist nun eine kultige Künstler- und Gastroszene eingezogen, die langsam neuen Schwung bringt. Es wirklich "schräger" Ort.
    Erkenntnis des Tages: manchmal sind weniger Erwartungen einfach mehr... 🤠
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  • Day 15

    Am Ende der Welt...

    July 26, 2017 in Norway ⋅ ⛅ 12 °C

    ...scheint die Sonne wieder! In Hovden, an der Nordwestspitze der Vesterålen-Insel Langøya, leben 14 Menschen - vom (modernen) Fischfang. Die übrigen Häuschen werden nur zu Ferienzwecken genutzt. Der kleine Fischerort wurde bereits zur Eisenzeit, d.h. vor über 3000 Jahren, besiedelt und 1591 n. Chr. erstmals erwähnt.
    Zwischen den Klippen am Strand finden sich windstille Plätzchen, von denen man den "grossen Brachvogel" mit lustigem langen Schnabel beobachten und aufs Meer schauen kann, bis dahin, wo sich nur noch Himmel und Meer am Horizont berühren.
    Was mochten wohl die ersten Siedler bei diesem Ausblick gedacht haben? Dass sie das Ende der Welt erreicht haben? 🐝
    Erkenntnis des Tages: nur weil wir etwas nicht wissen, heisst das nicht, dass es nicht existiert.

    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
    (Alexander Freiherr von Humboldt)

    P.S. Dank eines aufmerksamen Lesers wissen wir jetzt, dass es korrekt Golfplatzmäher heisst. vielen Dank!
    Am Ende der Welt lernen wir auch Landsleute kennen. So haben uns nette Zürcher auf Bratäpfel und Rotwein in ihr individuell gebautes Wohnmobil eingeladen.
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  • Day 16

    Unverschämt

    July 27, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 14 °C

    Wir haben Abschied genommen "vom Ende der Welt" in Hovden und auf der Fahrt nach Melbu einen so strahlenden Sonnentag geniessen dürfen, dass es schon unverschämt ist...
    Die Fahrt entlang des Sortlandsundet war atemberaubend: der Blick auf das glitzernde Wasser des Fjords, davor Blumenwiesen und im Hintergrund die Kulisse der teilweise schneebedeckten Lofoten-Bergriesen. Und dann auch noch "parallel auf der Strasse" mit dem Hurtigrutenschiff in den Hafen fahren...
    Besser gehts's nicht mehr. Oder vielleicht doch? Wir werden sehen, welches Zauberland auf den Lofoten selbst wartet.
    Erkenntnis des Tages: das Leben ist schön! 🐝
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  • Day 17

    Die Bäckerin von Kabelvåg

    July 28, 2017 in Norway ⋅ ☀️ 18 °C

    Der Wettergott meinte es weiter gut mit uns, als wir heute bei hochsommerlichem Wetter mit der Fähre von Melbu nach Fiskebøl zu den Lofoten übersetzten. Auf den Lofoten scheint alles noch eine Spur intensiver als auf den Vesterålen: noch höhere, zackigere Berge mit Schneeresten, noch tiefer grünblaues Wasser, herzige Fischerhütten und ... vollere Strassen, Kolonnen von Wohnmobilen und deutlich mehr Touristen.
    In Kabelvåg, einem kleinen Fischerdorf mit zentralem Platz, entdeckten wir - nach 3 Wochen skandinavischem "Industrie-Softbrot" - eine deutsche Bäckerei. Die junge Bäckerin stand selbst hinter der Kasse und erzählte uns, dass sie erst vor 2 Jahren eröffnet hätten und in der kurzen Sommersaison "48 Stunden täglich" arbeiten. Aber kein Norweger glaubt, dass sie das Brot "wirklich selbst" herstellen und nicht nur Teiglinge "frisch aufbacken" (wie die, die den Norwegern bei einer deutschen Bäckerei in Oslo sehr munden). So arbeiten sie weiterhin hoffnungsvoll und hart an ihrem Durchbruch.

    Erkenntnis des Tages: nur weil es anstrengend und im Ergebnis gut ist, muss es noch lange nicht genauso erfolgreich sein (schade!).
    Nach dem Pareto-Prinzip werden 80% des Erfolges mit nur 20% Aufwand erzielt (für die restlichen 20% Erfolg müsste man zusätzlich 80% Aufwand betreiben).🐝

    P.S. Das erinnert mich schmerzhaft an meinen aufwendig selbstgemachten Bratapfelkuchen (die Backmischung von meiner Schwägerin ging viel schneller und schmeckte fast noch besser...😳)
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  • Day 18

    Wurzeltritte und Birkengriffe

    July 29, 2017 in Norway ⋅ ⛅ 17 °C

    Heute haben wir (na ja, zumindest fast) den "Tjeldbergtinden" bei Svolvær mit 367m bestiegen. Bei anhaltendem Sommerwetter in der Arktis mit rekordverdächtigen 24 Grad im Schatten (!) war der Aufstieg bis zum Sattel eine schweisstreibende Angelegenheit. Diese "leichte familiengeeignete Wanderung" bot uns nämlich einige sehr steile, steinige Serpentinen. Wie immer belohnte die Aussicht von oben jedoch alle Mühen, und in Bewegung bewegen sich meistens auch irgendwann die Gedanken im Kopf.
    Der Rückweg führte über eine andere Route nicht weniger steil und teilweise recht rutschig nach unten. Dabei erwiesen sich die vielen Wurzeln der kleinen krummen Birken auf dem Weg als ideale Tritte. Einige stellten jedoch auch echte Fussangeln bzw. Stolperfallen dar. Zum Glück boten dann die robusten, aber flexiblen Birkenstämmchen praktische Haltegriffe.
    Erkenntnis (bzw. Frage) des Tages: wenn mein Leben ein Baum wäre, welche tragenden Wurzeln und Äste hätte er dann? 🐝
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  • Day 19

    Reise in die Vergangenheit

    July 30, 2017 in Norway ⋅ ⛅ 12 °C

    Heute lud uns ein Regentag zum Museumsbesuch ein. In Storvågan bei Kabelvåg befinden sich an einem Ort das Lofoten Akvarium, eine Gallerie und das Lofoten Museum mit diversen alten Gebäuden und Exponaten zum damaligen Leben, die seit den 70er Jahren hier ausgegraben wurden. Nachdem wir ausgiebig das Leben unter Wasser in den verschiedenen Aquarien und die Seehunde im Aussenbecken bewundert hatten, widmeten wir uns den Häusern. Einfache Fischerhütten ("Rorbuer", die heutzutage überwiegend als schicke Ferienhäuser dienen), Grasdachhütten, Bootsschuppen und ein Gutshaus waren als Originalbauten zu sehen.
    Wenn man das heutige, sehr wohlhabende und moderne Norwegen sieht, ist kaum vorstellbar, wie hart und entbehrungsreich das frühere Leben der Menschen gewesen sein muss, die mit simpelsten Booten schon vor der Hansezeit Handel mit Stockfisch trieben. Stockfisch (getrockneter Kabeljau) ist neben Lachs, Erdöl und Erdgas immer noch eines der erfolgreichsten Exportprodukte Norwegens. Bereits in den 1920er Jahren wurden vom Staat über 200 Leuchttürme entlang der Küste errichtet. Heute hat das schuldenfreie Norwegen einen Staatsfond, um für die folgenden Generationen wirtschaftlich vorzusorgen.
    Erkenntnis des Tages: Erfolg oder Misserfolg in der Vergangenheit haben nicht zwingend etwas mit Erfolg oder Misserfolg in der Zukunft zu tun. 🐝🤠
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  • Day 20

    Stockfisch-Reisende

    July 31, 2017 in Norway ⋅ ⛅ 13 °C

    Andere Länder, andere Geschmäcker... Der Kabeljau, der im Winter in grossen Mengen von der Barentsee zum Laichen zu den Lofoten kommt, wird nach dem Fang auf grossen zeltartigen Holzgestellen an der Luft getrocknet. Das Endprodukt, Stockfisch (tørrfisk), wird immer noch erfolgreich insbesondere nach Portugal und Italien exportiert, wo dieser sehr beliebt ist (die Fischköpfe gehen nach Afrika). Wenn man den strengen Geruch und die gruselige Optik kennt, ist das kaum zu glauben. In Henningsvær, einem sehr idyllischen, touristisch voll erschlossenen Fischerdorf mit Künstlerszene, begegneten wir dann auch ganzen italienischen Busreisegruppen. Sozusagen "Stockfisch-Reisende"?
    Wir widmeten uns lieber einer anderen schwedischen bzw. norwegischen Spezialität, dem Kanelboller (Hefe-Zimtschnecke), die wunderbar zum Nachmittags-Kaffee passt. Genau so wie "Kaffee und Gipfeli" in der Schweiz, nimmt man in Norwegen zum Znüni gerne "Kaffee und Rosinboller" zu sich 😋.
    Bei wieder strahlend schönem Wetter endete der Tag in Hov auf der Insel Gimsøya mit einer Runde Golf direkt am Meer auf einem sogenannten Links Course und einem Stellplatz am Strand...
    Erkenntnis des Tages: über Geschmack lässt sich (nicht) streiten. 🐝🤠
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