Auszeit zum Leben

April - May 2022
Nach über 20 Jahre Arbeiten war es mal an der Zeit, eine längere Pause von dem Alltag zu nehmen. Also machen wir uns auf, die Mittelmeerküste mit dem Tandem zu entdecken. Read more
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  • Day 1

    Verspätete Start

    April 5, 2022 in France ⋅ ☁️ 12 °C

    Bei uns muss der Urlaub immer mit Aufregung starten. Matthias hatte sich eine Wundrose eingefangen. Also mussten wir den Start um 2 Wochen verschieben, damit die vernünftig heilen konnte. Zunächst ging es mit dem Mietwagen nach Lyon. Das hat alles sehr gut funktioniert. Wir haben das Tandem zum ersten Mal komplett zwei fach gefaltet. Trotzdem hat es nur so gerade in den Kofferraum des Citroen C5 Aircross gepasst. Die Fahrt nach Frankreich verlief sehr entspannt. Der C5 glitt sanft über die französischen Autobahnen. Und die Autofahrer fuhren alle sehr rücksichtsvoll. Kein Vergleich zu der Hetze auf deutschen Autobahnen. In Lyon haben wir den Tag dann bei warmen Sonnenschein in einer Pizzeria ausklingen lassen.Read more

  • Day 3

    Nizza

    April 7, 2022 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Nizza ist schon eine sehr lebendige Stadt. Dort erst einmal ein Parkplatz zu finden, war eine Herausforderung. Zuerst wollten wir das Tandem in der Wohnung verstauen. Nachdem Matthias aber fast die Treppe damit herunter gefallen wäre, haben wir uns das sehr schnell anders überlegt. Die nette Besitzerin des Appartments Sonia hatte noch eine Garage etwa 15 Minuten entfernt, wo wir es sicher verstauen konnten. In den nächsten Tagen genossen wir dann das Stadtleben. Besonders gefallen hat uns die Promendade des Anglais. Als Bonus konnte man am Ende zu einem Liebeswasserfall auf den Butte du Château hinaufklettern. Auf diesem Hügel wurde Nizza gegründet. Aber auch durch den Stadtgarten "Promenade du Paillon" und die Altstadt konnte man herrlich spazieren gehen.Read more

  • Day 5

    Grande Corniche

    April 9, 2022 in Monaco ⋅ ☀️ 19 °C

    Von Nizza nach Monte Carlo verlaufen drei Passstrassen, die sogenannten Corniches. Die mit den meisten Höhenmeter wird Grande Corniche genannt. Deshalb und wegen ihrer spektakulären Ausblicke ist sie bei Rennradfahrern sehr beliebt. Und sie wurde auch schon in mehreren Filmen gezeigt. Zum Beispiel in James Bond "Golden Eye". Das mussten wir natürlich selbst mal erleben. Wir fuhren über die Grande Corniche nach Monte Carlo, und über die Küstenstrasse zurück nach Nizza. Da das unsere erste Radtour war, haben wir das Gepäck vorher schon zum Hotel gebracht. Die Fahrt war ein echtes Erlebnis. Man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dagegen war Monte Carlo kann nicht mehr so wichtig, den solch ein übertriebener Luxus ist nichts für uns. Wir waren schon gespannt, ob die Polizei uns überhaupt in den Ort rein lassen würde. Im Reiseführer stand, dass die Leute aussortieren, die nicht ins Stadtbild passen. Anscheinend sahen wir verrückt genug aus...Read more

  • Day 6

    Bergetappe über Grasse

    April 10, 2022 in France ⋅ ⛅ 14 °C

    Grasse liegt in den Hügeln nördlich von Cannes an der französischen Riviera. Die Stadt ist bekannt für ihre alteingesessene Parfümindustrie. Wir haben allerdings selbst ganz eigene Düfte produziert, denn der Weg dorthin geht durch schöne Bergstraßen mit vielen Höhenmetern. Das war der große Test für unser Tandem, ob es denn auch die Alpenüberquerung schaffen könnte. Der Motor hat trotz des vielen Gepäck es geschafft, die steilsten Straßen zu erklimmen. Und das bei Steigungen bis zu 15% und über 1000 Höhenmetern pro Tag. Allerdings nur mit zwei Akkuladungen. Die Fahrt über die Bergstraßen war wie bei der Grande Corniche phänomenal.

    Der einzige Wehrmutstropen war unser Materialverlust: Die Steuerelektronik für das Bremslicht ist durchgebrannt (wir haben aber auch oft gebremst), der Fotoapparat ist runter gefallen (die Schwerkraft wirkt dummerweise genauso wie in Deutschland) und ein Ständer ist abgebrochen (das Tandem mit Gepäck ist aber auch schwer). Na ja, zum Glück gibt es hier Decathlon in jeder Ecke. Und selbst einen französischen Baumarkt haben wir gefunden, um fehlendes Werkzeug nach zu kaufen. Dank eines jungen Franzosen in einer Fahrradwerkstatt, der Englisch sprechen konnte. Er bot uns sogar an, den Ständer selbst zu montieren. Aber wir hätten mal wieder das Tandem über Treppen tragen müssen... Und Jutta freut sich sowieso über jeden Baumarkt im Urlaub!
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  • Day 10

    Cannes

    April 14, 2022 in France ⋅ ☀️ 18 °C

    Nach unser Bergetappe haben wir uns zwei Tage in Cannes erholt. Wir hatten ein tolles Appartment, in dem wir sogar unser Tandem sicher unterstellen durften. Und Waschen war nach den anstrengenden Tagen auch angesagt. Cannes selbst hat uns sehr gut gefallen. Man konnte an der Promenade de la Croisette schön bis zu dem Gebäude laufen, in dem das Filmfestival jedes Jahr gefeiert wird. Selbst der rote Teppich lag da nach für die Touristen.

    Noch spektakulärer war aber die Fahrt aus Cannes heraus über die Küstenstrasse Richtung Saint-Raphael, Es gab spektakuläre Aussichten auf das Esterel Gebirge und das Mittelmeer. Mittlerweile haben wir diese Straßen echt lieb gewonnen, da wir die dank Motor befahren konnten und der Verkehr dort viel ruhiger war. Schließlich genossen die Autofahrer die Aussichten genauso.
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  • Day 11

    Parcours cyclable du littoral

    April 15, 2022 in France ⋅ ☁️ 20 °C

    Von Cannes ging es weiter nach Toulon. Unterwegs haben wir einen Zwischenstopp eingelegt, um uns Saint-Tropez anzuschauen. Gelohnt hat sich das Ganze alllerdings nicht. Unser Hotelzimmer in Port Cogolin war das bisher teuerste und gleichzeitig das schlechteste der Tour. Die Ganze Nacht lang wurden wir von fliegenden Käfern überfallen, die über die Deckenlampe einen Weg ins Zimmer fanden. Und am nächsten Morgen ist dann noch das Bett zusammengebrochen. Ohne das wir uns vorher vergnügt haben ;-(.

    Saint-Tropez ist ein kleines Fischerdorf, das besonders bei den Schönen und Reichen beliebt ist, die mit dem Jet durch die Welt fliegen (der "Jetset"). Wir fanden den Ort jetzt nicht so besonders. Dann ist auch noch der Bus ausgefallen und wir mussten die 4 km zu Fuss wieder zurück ins Hotel laufen. Man kann nicht immer Glück haben...

    Dafür war der restliche Radtour sehr schön. Wir fuhren zum ersten Mal entlang eines echten Radwegs, dem "Parcours cyclable du littoral". Dieser Küsteradweg verläuft von St-Raphael bis nach Sanary und ist ca. 120km lang. Auch wenn die Fahrt entlang einer eigenen Fahrbahn deutlich angenehmer ist als mit dem Autoverkehr zusammen: Die "Corniches" gefielen uns trotzdem besser, da man viel schönere Ausblicke erleben konnte. Deshalb sind wir wieder eine Alternative über La Garonne gefahren, auch wenn es uns wieder etliche Höhenmeter gekostet hat. Die Panoramen machten die Anstrengungen sofort vergessen...
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  • Day 13

    Toulon

    April 17, 2022 in France ⋅ ☀️ 17 °C

    Toulon liegt an westlichen Ende der Côte d’Azur. Die Stadt hat einen großen Hafen und man kann mit einer Seilbahn auf den Mont Faron fahren. Dort gibt es einen Zucht für Raubtiere, die in Europa einzigartig ist. Da Jutta ein großer Fan von Zoos ist, haben wir uns den natürlich angeschaut.

    Die größte Herausforderung war es aber, unser Hotel zu finden. Das Ibis Styles lag mitten in der Innenstadt. Allerdings war der Eingang nicht auf Straßenhöhe, sondern eine Etage höher auf einem Platz vor einer Messehalle. Und dort gab es ein großes Fest für Mangafreunde inkl. Cosplay. Auch wenn für Matthias der Anblick der leicht bekleideten jungen Damen schon reizvoll war: Wir kamen einfach nicht mit dem schwer bepackten Tandem zum Eingang, da der normale Zugang durch lauter sich selbst fotografierender Mädels versperrt war. Man konnte nur über eine Treppe dort hin gelangen. Nach ca. einer Stunde des Umrundens haben wir wenigstens den Tiefgarageneingang gefunden. Die gute Dame von der Rezeption wollte uns zwar dazu bringen, das Tandem die Treppe hoch zu tragen, um es in ihrem Fahrradraum unterzubringen. Da Jutta Matthias schon samt Tandem die Treppe herunterfallen sah, hat sie sich dann doch durchgesetzt. Wir haben es einfach in der Tierfgarage stehen lassen...
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  • Day 16

    Route des Crêtes

    April 20, 2022 in France ⋅ ☁️ 15 °C

    Von Toulon sind wir weiter nach Marseille gefahren. Dank unseres Reiseführers haben wir dabei die spektakulärste Küstenstrasse Frankreichs entdeckt: Die Route des Crêtes. Es war zwar ganz schön anstrengend, samt Gepäck die 500 Höhenmeter zu erklimmen. Aber die Aussichten haben uns echt belohnt. Danach haben wir uns dann in Sanary am Strand erholt. Jutta konnte nun endlich ihre speziellen Schuhe einsetzen, um ihre empfindlichen Zehenzwischenräume vor Sand zu schützen. Historisch wertvoll war der Besuch hier in Sanary auch. Viele deutsche Schriftsteller wie z.B. Bertold Brecht haben hier während des dritten Reichs im Exil gelebt. Eigentlich ein sehr schöner Ort für ein Exil. Obwohl sie es damals sehr schwer hatten. Hoffentlich bleibt uns das trotz des Ukraine Kriegs in Europa erspart.Read more

  • Day 17

    Marseille

    April 21, 2022 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Marseille war schon interessant. In anderen Städten sind die armen und reichen Viertel scharf getrennt. In Marseille sind diese Grenzen sehr verschwommen. Auch die Kriminalität soll hier sehr hoch sein. Wir haben davon nichts bemerkt. Unsere Hotel lag in einem der ärmsten Viertel im Norden. Die Menschen dort waren alle sehr hilfs bereit. Es gab viele muslimische Supermärkte, in denen es zwar sehr chaotisch aussah, aber die Mitarbeiter bei der Suche halfen. Matthias hatte nur das Problem, das es kein Alkohol zu kaufen gab. Es waren halt alle Halal-Supermärkte. Und Muslime dürfen kein Alkohol trinken. Angeblich hatte Jutta aber gesehen, wie die Sachen unter der Theke gehandelt wurden...

    Das Personal im Hotel war sehr hilfsbereit. Wir konnten das Tandem sicher im Gepäckraum unterbringen. Und es gab preisgünstig eine Waschmaschine, die wir benutzen konnten. Dazu kam noch die Möglichkeit, unnützes Gepäck nach Hause zu schicken: Reiseführer der Côte d’Azur, die restlichen Teile des Knarrenkasten für die Ständerreparatur, nutzloser Gürtel, und Jutta's bisher gesammelte Andenken brauchten wir nicht mehr. Das machte dann schon 3kg Gepäck aus, dass sich auf dem Tandem schon bemerkbar macht. Die einzige Sorge war, ob das Paket wirllich in Deutschland ankam. Der Postbeamte konnte nur gebrochen Englisch.

    Während die Wäsche in unserem Zimmer trocknete, haben wir uns die Innenstadt angeschaut. Vom Hafen sind wir mit dem Bus zur Notre-Dame de la Garde gefahren und sind zurück in die Innenstadt gelaufen. Das war schon interessant, aber trotzdem war uns die Stadt zu unruhig. Zu viel Verkehr auf den Straßen...
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  • Day 19

    Wildpferde und Flamingos bei Mistral

    April 23, 2022 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Als nächstes großes Ziel der Reise lag die Camargue in der Provence vor uns. Das ist eine ca. 1500 Quadratmeter große Schwemmlandebene. Dort wird Reis angebaut und Salz gewonnen. Sie enthält auch ein Naturschutzgebiet, in dem Flamingos und weiße Wildpferde leben, die man sonst so in Europa nicht findet. Und hier weht der bekannte Mistral, ein starker Fallwind, der sich im Rhonetal bildet. Wie es der Zufall so will, haben wir an einem Tag eindrucksvoll alles zusammen erlebt: Heftiger Mistral bei Regen, der für eine anstrengende Schlammfahrt durch ein Gebiet mit Salinen, Flamingos und Pferden gesorgt hat.

    Matthias hatte dazu extra einen Weg herausgesucht, auf dem man die Flamingos und Pferde in freier Natur sehen sollte. Die Beschreibung warnte zwar davor, dass man den Weg nicht bei Regen fahren sollte. Allerdings waren auch nur leichte Schauer vorhergesagt, so dass Matthias das nicht so ernst nahm. Er sollte sich täuschen. Denn der Weg führte durch eine reinste Lehmwüste, die vom Regen am Tag zuvor noch extra schön aufgeweicht war. Unser Tandem versank im Matsch und wir wären fast einige Male in den Dreck gefallen. Zwischendurch blockierten die Räder sogar, da sich zuviel Matsch in den Schutzblechen verfangen hatte. Aber wir hielten eisern durch, und wurden mit schönen Ausblicken belohnt. Allerdings mussten wir dafür abends das Tandem einmal komplett reinigen, da wir es so nicht in die Wohnung stellen konnten. Eine Wasserstelle in einem Park bei Arles hat uns dabei gute Dienste geleistet. Obwohl die Leute uns dabei schon seltsam angeschaut haben. Wir sehen halt manchmal wie Vagabunden auf Rädern aus...

    Übrigens: in Salin-de-Giraud hatten wir einen Franzosen kennen gelernt, der auch Familie in Belgien hat. Und der hat uns neben authentischen Essen aus der Camargue auch erzählt, das wir Deutschen der Grund waren, warum Reisbier in der Camarque gebraut wird. Aber wo haben die Deutschen denn gelernt, mit Reis zu brauen? Natürlich authentisch in China, wo wir Deutschen von 1898 bis 1919 in Kiautschou an der Ostküste eine Kolonie gepachtet hatten. Und wie die Deutschen so sind, konnten wir natürlich nicht ohne Bier leben und haben halt Reis als Getreide benutzt . Das haben sich zwei Franzosen abgeschaut, die das dann mit dem Reis in der Camarque nach gemacht haben. Matthias schmeckte das Ergebnis sehr gut!
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