Ausfahrt Amerika

July 2023 - September 2026
~ 150.000km
Halifax (Kanada) bis Ushuaia (Argentinien) und wieder zurück
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  • Day 26

    Regen, Regen, Regen

    August 5, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 17 °C

    Da es seit 2 Tagen fast unausgesetzt regnet, bleiben wir im Wagen und machen 2 Transportstreckentage. Wir unterhalten uns über die vergangenen Eindrücke und bemerken, wie schnell man sich an zuerst fremde Anblicke gewöhnt: Friedhöfe nur mit Gedenksteinen, unglaublich viele Kirchen der unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen, nur selten Bäckereien, viel Mischwald mit undurchdrinlichem Unterholz, Ampeln mit horizontal ausgerichteter Schaltung, an Kreuzungen Stoppschilder an jeder der einmündenden Straßen.
    Auch der Chlorgeruch des Wassers in städtischen Regionen oder der Geruch der Erde werden vertraut, genauso wie die Geräusche: Autos sind viel durchdringend dröhnender - und meist auch größer - Vogelgezwitscher deutlich zarter als in Deutschland.
    Am meisten überraschen uns die Gärten. Außerhalb von Städten sind die Grundstücke riesig - 4000 Quadratmeter sind noch wenig. Das Haus steht weit hinten, so dass sich ein großer Vorgarten ergibt. Dieser besteht aus Rasen, der wegen der Grundstücksgröße mit dem Aufsitzrasenmäher gemäht wird. Blumenrabatten sind selten, wenn wir Anpflanzungen sehen, sind es orangefarbene Taglilien oder seltener Annabelhortensien. Die Passion, den Rasen kurz zu halten, wird auch dann noch verfolgt, wenn das Haus verlassen und heruntergekommen aussieht. Erst wenn das Haus zusammengebrochen ist - in New Brunswick ein häufiger Anblick - , wird nicht mehr gemäht.
    An etwas werde ich mich jedoch nicht gewöhnen: Mücken und Black Flies!
    Ach ja ... und Dauerregen!
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  • Day 27

    Basstölpel

    August 6, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 19 °C

    Es ist Sonntag und die Sonne hält sich an das Versprechen, das der Name ihres Tages abgibt: Sie scheint! Was kann uns besseres passieren an diesem östlichsten Zipfel der Gaspésie?! Wir haben Karten für einen Ausflug per Boot, um eines der Wahrzeichen Kanadas, den Rocher Percé, zu umrunden und anschließend auf der
    Île de Bonaventure anzulegen. Der erste kleine Ausflugsdampfer ist unserer. Schon der Anblick des durchbrochenen Felsens vom Boot aus ist schön. Das, was uns nach dem Verlassen des Schiffes und einer Wanderung über die Insel erwartet, ist jedoch im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Über 115 000 Basstölpel brüten in einer riesigen, an der Seeseite der Insel sich entlangstreckenden Kolonie zum Greifen Nahe! Das Gekreisch der Vögel im Ohr und den Gestank nach Hühnerstall in der Nase beobachten wir, wie die Altvögel sich begrüßen, wie Jungvögel betteln und gefüttert werden, Gefiederpflege und Nachbarschaftsstreit. Aus einer Höhe von ca. 20m tauchen die Vögel mit angelegten Flügeln im Sturzflug zum Fischen ins Meer. Grandios! Wir haben Mühe uns loszureißen, müssen aber das letzte Boot, das die Insel verlässt, erreichen, da auf der Insel nicht übernachtet werden darf. (Wir schaffen im Geschwindschritt sogar noch die vorletzte Fahrt!)

    Ich schreibe dies über eine Woche später in den Bergen von Mauricie. Es ist 21:20, es ist stockdunkel und in der Ferne heulen Wölfe.
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  • Day 28

    Les Graves Trail

    August 7, 2023 in Canada ⋅ ⛅ 17 °C

    Nördliche von Percé und der Basstölpel-Insel befindet sich ein Nationalpark, der die letzten Ausläufer der Appalachen umfasst. Dort endet auch der 4574 km lange Appalachentrail, der im US-Bundesstaat Georgia beginnt. Wir wandern die letzten 4,5 km. Das ist für uns genug, denn wir müssen ja im Gegensatz zu den Wanderern, die den gesamten Trail laufen, auch noch wieder zurück. Am Land's End befindet sich ein romantischer Leuchtturm, neben dem ein filmreifer Hochzeitsantrag mit Niederknien und Brilliantring für uns arrangiert ist. Ich gratuliere, die zukünftige Braut weint vor Rührung und zeigt mir den Ring mit der Frage, ob ich ihn auch schön finde. "Absolut amazing! Beautiful! May your life together last as long as the brilliants!" Ich gebe mein Bestes!

    Einen Tag später sieht es nach Regen aus und außerdem hören wir während der Fahrt ein unangenehmes Quietschen. Es klingt ähnlich wie auf Island, als wir uns nach dem Steckenbleiben in einer Furt Geröll in den Beteich der Bremsen gezogen hatten. Sollten wir wieder Steine aufgesammelt haben? Da weder heftige Lenkbewegungen noch Stotterbremse hilft, entschließen wir uns, ein Vorderrad abzumontieren. Und wir haben doppelt Glück! Der Regen setzt erst ein, als das Rad wieder an seinem Bestimmungsort sitzt, und das Geräusch ist verschwunden!
    Wir fahren ... und fahren.
    Es regnet ... und regnet.
    Die Strecke soll schön sein, haben wir gelesen. Da das Wetter uns im Stich lässt, beschließen wir bis Matane zu fahren und dort auf die nördliche Seite des St. Lorenz- Flusses zu wechseln. Es ist dunkel, als wir den Hafen erreichen. Die nächste Fähre fährt erst morgens um 8:00 Uhr. Doch das Reinigungspersonal im Terminal ist hilfreich: Da wir keine Reservierung haben und die Fähre fast ausgebucht ist, zeigt der junge Mann uns die Stelle, an der wir unseren Grobi hinstellen sollen, damit wir nach denjenigen mit Reservierung die ersten sind und noch an Bord fahren können. Wir sollen hier im Hafengelände unser Zeltdach hochklappen und schlafen? "Ja! Und bitte noch bis an die Haltelinie vorfahren, wenn der Tanklastzug weggefahren ist!" Na dann, wenn er meint ... . Wir verbringen eine Nacht bei strömendem Regen und spannenden Hafenarbeiten um uns herum, und sind am nächsten Morgen tatsächlich mit auf dem Schiff.
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  • Day 31

    Wale

    August 10, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 20 °C

    Inzwischen haben wir Tadoussac erreicht. Dort leben ganzjährig weiße Belugawale und auch jede Menge anderer Wale, da der kalte Labradorstrom von Norden mit der Tide Nahrung in den verhältnismäßig warmen St. Lorenz-Strom einträgt. Wir verbringen einen Tag auf den Felsen am Fluss und sehen immer wieder Rückenflossen von Finnwalen und vermutlich Pilotwalen. Weit entfernt sehen wir sogar Belugas.
    Den nächsten Tag wollen wir die weißen Wale aus der Nähe sehen. Es regnet zwar wieder, das hält uns jedoch nicht ab. Nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung, machen wir uns auf den 3,5 km langen Weg zur Aussichtsplattform. Wir sind jedoch dem Rebhuhn bedeutend näher gekommen als jeglichem Beluga, obwohl wir geduldig 2 Stunden im Regen gewartet haben. Wir sind etwas enttäuscht, die Stimmung ist aber trotzdem gut, weil wir uns bewegt haben. Bei Regen auf kleinstem Raum in Grobi auszuharren, ohne Internet oder die Möglichkeit, entspannt zu lesen, wirkt zermürbend.
    Vielleicht hebt aber auch die Vorfreude auf Kerstin und Bladi, die wir über das Wochenende in Quebec besuchen wollen, die Laune.
    Um uns nicht schon über den Geruchssinn anzukündigen, verbringen wir den nächsten Vormittag mit Waschen, Duschen und (never ending story) einer Antragstellung auf Kostenerstattung bei Air Canada ... wir haben die Gasdruckfedern in Deutschland erneut bestellt und per Express nach Kingston zu Tammy und Skot schicken lassen. Mal sehen, ob sie ankommen und ob wir die Kosten erstattet bekommen.
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  • Day 34

    Québec

    August 13, 2023 in Canada ⋅ 🌧 22 °C

    In Québec werden wir von Kerstin und Bladi mit offenen Armen in Empfang genommen. Wir genießen es, umsorgt zu werden. Selbst gebackener Kuchen, Hunderunde, ein himmlischer Kabeljauauflauf, ein Besuch auf dem Québecer Markt, eine Stadtführung und ein Abendessen, das seinesgleichen sucht! Und dazu die besten Gespräche! Ein fantastisches Wochenende!Read more

  • Day 36

    Wölfe

    August 15, 2023 in Canada ⋅ ⛅ 23 °C

    Nach dem entspannten Wochenende in Québec-Stadt entscheiden wir uns nach langen Überlegungen dafür, den St. Lorenz-Strom zu verlassen und einen Nationalpark im Norden, Parc de la Mauricie, zu besuchen. Unser Lonely-Planet-Führer, der oft übertreibt oder falsche Informationen beinhaltet, verspricht Kanufahren und Wanderungen in absoluter Abgeschiedenheit, unbedingt zu empfehlen sei der See Wapizagonke. Da das Gebiet als Nationalpark deklariert ist, fällt freies Stehen für uns aus und der Campingplatz des NP wird angefahren. Das Gelände ist - wahrscheinlich wegen des Wetters - nur wenig belegt, so dass wir, obwohl wir spät ankommen, noch einen Platz für uns allein unter Bäumen besetzen dürfen. Als Abendbrot gibt es heute nur Käse und Wein, da es schon dunkel wird. Jörg verkriecht sich bald ins Obergeschoss, ich möchte jedoch noch einen Blogeintrag schreiben: Die Basstölpel warten auf mich. Es ist jetzt stockduster ... mein Eintrag ist fast fertig, da höre ich sie: Wölfe! Ihr langgezogenes Heulen durchdringt die Nacht. Ich höre auf zu schreiben und lausche.
    Am nächsten Morgen leihen wir uns ein Kanu und paddeln damit über die Seen des Wapizagonke bis zum westlichen Ende des Sees. Wir beobachten aus nächster Nähe Sterntaucher und fühlen uns wie in Schweden. Am Seenende angekommen, tauschen wir das Boot gegen Schusters Rappen und wandern bis zu den Waber Falls, unter denen ich mir mit Freude den Schweiß abdusche. Anschließend geht es zurück zum Boot und wieder über die Seen zum Ausgangspunkt. Der Ausflug war wider erwarten lang und mit den 9 km Wanderung auch anstrengend. Wir liegen erschöpft im Obergeschoss und da hören wir sie wieder: Wölfe!
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  • Day 38

    Mont Royal

    August 17, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Woran liegt es? Fehlt uns der versierte Stadtführer? Sind wir schlecht vorbereitet? Oder mögen wir einfach keine Großstädte? Montreal, dessen Name vom "königlichen Berg" kommt, hat Mühe, uns seine Schönheit zu offenbaren. Auf dem Weg in die Altstadt - "ein Labyrinth aus unebenen Kopfsteinpflastergassen gesäumt von [...] gemütlichen Restaurants, Galerien und Boutiquen" (Zitat: Lonely Planet) - sehen wir tatsächlich beeindruckende moderne Architektur mit Spiegelungen, die wahrscheinlich so nicht gedacht waren. In der Fassade des Wirtschaftsprüfungsinstituts spiegelt sich die zu prüfende Bank, die Architektur der Inkarnation von Kapitalismus nimmt das dahinter verschwindend kleine Kirchendach auf, der Himmel spiegelt sich im Bankgebäude.
    Die Altstadt enttäuscht uns dagegen, da ich nach der Ankündigung des Führers etwas Lübeckähnliches erwartet hatte, aber weder gemütliche Restaurants, noch "schönste Fassaden" sich uns zeigen. Das Innere der ehemaligen Börse, jetzt ein Café, ist jedoch sehenswert. Die üppig-protzige Basilique Notre-Dame ist zumindest überraschend: Zum Altar geht es den Mittelgang entlang abwärts, in den Glasfenstern finde ich die Abbildungen von First Nations und Jesus am Kreuz wirkt, als würde er im Kontrapost posen. Irritierend sind vor allem jedoch die Menschen, die sich vor dem Altar fotografieren lassen: Sie scheinen die Pose von Jesus zu imitieren.
    Wir kehren erschöpft, feucht vom Regen und hungrig zum Auto zurück und besteigen deswegen nicht den Mont Royal (233 m), der uns mit seinem Blick über die Stadt vielleicht mit ihr versöhnt hätte.
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  • Day 40

    Bei Tammy und Skot

    August 19, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 23 °C

    "Die schönen Tage in Aranjuez sind nun zu Ende" und wir kehren in den Reisemodus zurück, sitzen an einer Bucht am Skootamatta Lake und denken mit Freude an die letzten Tage zurück:
    Am ersten Abend führen uns Tammy und Skot, die vor 10 Jahren Lotte unter ihre Fittiche genommen hatten, zu einem Konzert der Gruppe "The Gertruds"! Ihr findet sie auf Spotify; hört mal rein, sie machen grandiose Musik!
    Den nächsten Tag gehen wir Frühstücken, besuchen einen Markt mit ausschließlich regionalen Produkten und bekommen eine kleine Stadtführung mit dem Fahrrad durch Kingston. Höhepunkt dieses Ausflugs ist ein Bad im Ontariosee, dem östlichsten der großen Süßwasserseen an der Grenze zwischen den USA und Kanada. Die Wellen sind mit ca. 1,5m überraschend hoch, alle Badenden springen von der Kaimauer. Ich habe mich nie als Feigling empfunden, doch jetzt stehe ich und sehe, wie sich erst Skot, Jörg und dann auch noch Tammy ohne Zögern kopfüber in die Fluten stürzen, und habe Angst. Von unten wird gewunken und gerufen. Ich zögere, trete von der Kante zurück, ich traue mich nicht. Dann nehme ich allen Mut zusammen und wage einen Fußsprung. Überlebt! Ich hüpfe sogar noch einmal, um mich zu vergewissern, dass es beim ersten Mal kein Zufall war.
    Die nächsten beiden Tage verbringen wir zurückgezogen am Cronk Lake nördlich von Kingston. Heidis Cabin, das rustikale Ferienhaus (vielleicht mit Canova zu vergleichen, aber ohne fließend Wasser und Elektrizität), ist nur per Boot zu erreichen ist. Wir machen eine Paddeltour mit allem, was wir für 2 Tage brauchen und genießen es, Schildkröten, Sterntaucher und einen jungen Hirsch zu beobachten, im See zu schwimmen, uns zu unterhalten, ... . Bei einem Erkundungsrundgang durch die Wildnis, die zu Heidis Hütte gehört, sehen wir die schönsten Pilze und lernen, wie Poison Ivy (Giftefeu) aussieht. Nicht berühren! Nachts lauschen wir den Kojoten: Ihr Jaulen ist höher als das von Wölfen und Bellen ähnlicher.
    Der letzte Tag in Kingston vergeht wie im Flug. Tammy und ich besuchen Kingstons Einkaufsstraße, in der sie wunderschöne Schuhe für die Hochzeit am Wochenende ersteht und ich einen weiteren tierischen Expeditionsteilnehmer. Das Badezimmer unserer Gastgeber macht endlich einen großen Schritt Richtung Fertigstellung.
    Skot und Tammy haben gute Ideen, welche Provincial Parks wir besuchen sollten, so dass die Reisestrecke für den kommenden Monat geplant ist: Algonquin Park, Killbear Park, Killarney Park, Manitoulin Island; evtl. auch noch an den Lake Superior, wir werden sehen. Skot arrangiert den Parkbesuch und die Bootsreservierung für den Algonquin Park. Ich bin froh darüber, denn ich hätte nicht gedacht, dass das Gebiet so ausgebucht ist. Um den Druck durch Menschen auf die Natur gering zu halten, werden nur wenige Besucher pro See erlaubt.
    Ach ja: Nächstes Kapitel in unserer Never-Ending-Story: Die neu bestellten Gasdruckfedern sind nicht in Kingston angekommen. Sie sind jetzt eine Woche überfällig.
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  • Day 49

    Algonquinpark l

    August 28, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 22 °C

    4 Tage lang wollen Jörg und ich im Algonquin Park, einem der ältesten Parks Kanadas, paddeln und zelten. Alles ist dafür vorbereitet. Am Einsetzpunkt des Bootes am Shall-Lake beladen wir das Kanu mit 1 Zelt, 2 Isomatten, 2 Schlafsäcken, 1 Wolldecke, Ersatzwäsche, Wanderschuhen, dem Wasserfilter, Topf, Tellern, Besteck und natürlich Essen. Aus den Erfahrungen, die wir in den Paddelurlauben in Schweden sammeln konnten, wissen wir, dass wir in der Wildnis mehr essen. Also nehmen wir allein 2 Rucksäcke voll "food" mit. Wir wissen zwar, dass wir eine Portage ( = Umtragestelle von einem See zum nächsten) zu bewältigen haben, aber es wird schon nicht so anstrengend werden. Frohgemut paddeln wir bei bestem Wetter los. Manchmal ist es gut, wenn man nicht weiß, was einen noch erwartet. Damit bleibt die gute Stimmung ungetrübt. Wir haben etwas Mühe mit der Orientierung, da wir keine Karte dabei haben, aber Jörg hat in weiser Voraussicht die Karte auf seinem Smartphone und per GPS-Tracker können wir uns orten. So finden wir die Umtragestelle und müssen jetzt sowohl das Boot als auch das Gepäck den gewundenen Pfad einem Kilometer über Stock und Stein zum nächsten See schleppen. Ein Kilometer kann ganz schön lang sein! Wir müssen ihn zweimal laufen: Das erste Mal mit Boot und je einem Rucksack, das zweite Mal mit je einem Rucksack, Paddeln, Schwimmwesten und schwarzen Tüten mit Decke, ... . Für eine wasserfeste Tonne hätten wir beim Ausrüster 40 Euro zahlen müssen. Deswegen haben wir darauf verzichtet. Wir werden schon nicht kentern und die Sonne strahlt mit uns um die Wette.
    Nach der schweißtreibenden Portage kommt der Genuss: Langsam gleiten wir von Bucht zu Bucht über den Shirley-Lake nordwärts. Der Wald am Ufer ist ein Mischwald aus u.a. Kiefern, Lärchen, Tannen, Birken, Erlen und natürlich Ahorn. Auf uns wirkt alles wie ursprüngliche, undurchdringliche Wildnis. Vor 200 Jahren jedoch sah das Gelände anders aus: Der Wald wurde beherrscht von riesigen Weymuthkiefern, es jagten und fischten die First Nations vom Stamm der Algonquin, wenige Siedler versuchten dem kargen Boden durch Landwirtschaft etwas abzuringen. Die Kontinentalsperre Napoleons gegenüber England hatte die Briten aber gezwungen, sich nach anderen Märkten für z.B. Holz umzusehen und so kam es Jahrzehnte nach Beendigung der Kontinentalsperre zur Abholzung und Verschiffung des ursprünglichen Algonquinwaldes u.a. nach Großbritannien. Globalisierung und ihre Auswirkungen.
    Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch die Errichtung des Parks der Holzeinschlag reguliert - nicht beendet - und die Siedler und Ureinwohner umgesiedelt.
    Wie gesagt, wir verspüren Wildnis und genießen sie. Dazu gehört, dass wir am Lagerplatz unsere Vorräte und den Müll vor Bären sicher in die Bäume hängen müssen, dass wir über offenem Feuer kochen und Holzhacken. So vergeht der nächste Tag, gegen Nachmittag ziehen jedoch Wolken auf und die Mücken spielen verrückt, da sie im Gegensatz zu uns zu wissen scheinen, was folgt: Regen! Er setzt nach 21:00 Uhr mit einer Heftigkeit ein, die uns froh sein lässt, schon im Zelt zu sein. Was jetzt folgt ist ein Dichtigkeitstest unserer Doppelwandbehausung. Sie gibt um halb 3 in der Nacht nach und lässt durch Nähte und Boden alles an Wasser durch, was durchkommen möchte. Das ist überraschend viel und so dauert es nicht lange, bis so ziemlich alles nass ist. Während wir im Zelt den Freischwimmer machen, überlegen wir das weitere Vorgehen: Morgenhelligkeit abwarten, alles einpacken, schnellstmöglichst den Rückzug durchführen! Frühstück? Wird überbewertet! Trinken? Da müssten wir den Filter herausholen. Das, was vorgestern noch den ganzen Tag gedauert hat, wird auf 4 Stunden geschrumpft: Paddeln, Portage, Paddeln in strömendem Regen ohne Pause! Rückführung von Boot und Equipment ... fertig! Es ist mittags und wir sind erschöpft und nass. Das wir auch hungrig und durstig sind, merken wir nicht einmal mehr. Der ganze Wagen ist voll mit nassem Zeug. Nichts kann richtig verstaut werden und an seinen ursprünglichen Platz zurück. Wir ziehen uns um und sitzen stumpf im Auto.
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  • Day 52

    Fortsetzung

    August 31, 2023 in Canada ⋅ ⛅ 22 °C

    Und nun? In Deutschland würden wir den Wagen anlassen und nach Hause fahren, alles waschen und im Keller zum Trocknen aufhängen und zum Italiener essen gehen. Aber wir sitzen in unserem zu Hause und einen Keller haben wir hier nicht. Nach kurzer Erholungspause beginnt unser Gehirn wieder zu funktionieren und da fällt uns ein, dass Skot uns kurz vor Einfahrt in den Nationalpark mitgeteilt hat, dass die Gasdruckfedern (Ahhh! Das Thema gibt es immer noch!) in Kingston angekommen sind. Wir haben also nicht nur nasse Sachen überall, sondern sind auch noch am falschen Ort. Skot machte den Vorschlag, Mitte September seinen Bruder in Orangeville zu besuchen und die Federn dorthin mitzunehmen. Er wüsste aber noch nicht genau, wann. Sollen wir das Angebot annehmen? Oder sollen wir die 300 km zurück nach Kingston fahren? Mit dem nassen Kram? Inzwischen ist der Wagen von Innen beschlagen und wir sind auch eine Geruchsbelästigung für unsere Umwelt. Also entscheiden wir uns für einen Waschsalon in 30 km Entfernung, um erst einmal wieder gesellschaftsfähig zu werden.
    Bis auf das Zelt können wir hier alles säubern und trocknen. Auch die Schlafsäcke sind jetzt wieder einsatzbereit. Außerdem bietet der Besitzer des Waschsalons auch - eine merkwürdige Kombination - chinesisches Essen zum Mitnehmen an. So löst sich am späten Nachmittag unser Hungerproblem, auch wenn wir definitiv schon besser gegessen haben. Aber die Wäsche ist sauber!
    Die nächsten Entscheidungen können jetzt gefällt werden:
    1. Übernachtungsplatz suchen
    2. an einem geeigneten Rastplatz Zelt und Isomatten trocknen
    3. nach Kingston zurückkehren und die Federgeschichte beenden!
    Und so kommt es, dass wir am nächsten Tag schon wieder bei Tammy und Skot sind. Dort montieren wir die Federn, bekommen eine Tube Nahtabdichtung für Zelte geschenkt und haben noch einen gemütlichen Abend bei bester Pizza mit unseren Freunden.
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