Transsibirische Eisenbahn & VN

February - April 2017
Auf dem Landweg von Deutschland nach Vietnam. Read more
  • 38footprints
  • 7countries
  • 41days
  • 145photos
  • 0videos
  • 24.8kkilometers
  • 12.7kkilometers
  • 7.8kkilometers
  • 1.9kkilometers
  • Day 1

    Berlin Ostbahnhof

    February 27, 2017 in Germany ⋅ ☀️ 9 °C

    Und das nächste Abenteuer begann. Der Plan war Vietnam auf dem Landweg zu erreichen. Für mein Geographiestudium stand eine Exkursion in diesem fernen Land an und ich wollte nicht fliegen.

    Zum einen natürlich aus Klimaschutzgründen, aber zum anderen auch, weil ich mir und meinem Umfeld beweisen wollte, dass Fernreisen über den Landweg möglich sind (natürlich mit gewissen Privilegien, v. a. Zeit). Ich war auch nicht die erste, die dieses Unterfangen in Angriff nahm. Viele vor mir waren bereits terran (auf dem Landweg reisend) in Richtung Süd-/Ostasien gereist, daher konnte ich auf ein Repertoire an Erfahrungsberichten zurückgreifen.

    Nur wenige Monate zuvor, fast schon ein bisschen zu knapp für alle nötigen Visaanträge, begann ich mit der groben Planung. Über die Seite joinmytrip fand ich einen lieben Travelmate. Wir wollten uns in Berlin treffen, um von dort aus mit dem Nachtzug weiter nach Moskau zu fahren.

    Ich fuhr an diesem Tag also in Trier los. Es war Rosenmontag und ich wollte unbedingt einen Umstieg in Köln vermeiden. Jedoch machte mir die Bahn ein Strich durch die Rechnung und ich landete mitten im Karnevalstrubel. Helau! Alaaf!

    In Berlin angekommen hatte ich noch paar Stunden Zeit bis ich mich mit A. treffen sollte. Für den sibirischen Winter fehlte mir noch eine warme Winterjacke und so suchte ich den nächsten Outdoorladen auf. Glücklicherweise fand ich eine reduzierte warme Jacke. Im Rückblick definitiv zu schwer für eine Backpacking Tour, aber ich benutze sie immerhin noch heute oft im Alltag. Beim nächsten Mal sollte es auf jeden Falle eine Daunenjacke werden. Federleicht und kuschelwarm. In der verbleibenden Zeit flitze ich noch schnell zum Friseur, um meine Haare etwas zu kürzen, schließlich würde es in Vietnam warm sein und ich hatte keine Lust auf klebende Haare im schwitzigen Nacken.
    Read more

  • Day 2

    Im Zug durch Belarus

    February 28, 2017 in Belarus ⋅ ☁️ 3 °C

    Als wir gestern in den Zug nach Moskau eingestiegen sind, war dann doch alles real und wirklich. Nun war ich mitten drin in meinem Abenteuer. Für mich sah der Zug wie ein Spaceshuttel aus (bzw. wie ich mir eins vorstellte). Unser gebuchtes Abteil war für vier Leute ausgelegt, jedoch hatten wir es zum Glück für uns alleine. Die Grenzkontrollen verliefen eigentlich problemlos. Aber bisschen komisch war es schon, als die Grenzpolizisten aus Belarus uns die Pässe abnahmen und es eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis wir sie wieder zurück bekamen. Die nächtliche Uhrzeit von 3:30 Uhr machte die Situation nicht entspannter. Übermüdet und verschlafen wirkt eh alles immer bisschen aufregender. In Belarus war es bereits 5:30 Uhr morgens. Nach der Grenzkontrolle konnte ich aber nochmal gut schlafen. Ankunft in Moskau sollte um 17 Uhr sein.Read more

  • Day 2

    Moskau

    February 28, 2017 in Russia ⋅ ☁️ 2 °C

    Die restliche Zugfahrt verlief unspektakulär. Auch der Grenzwechsel nach Russland verlief problemlos. Aber in Moskau wurde es dann spannend. Der Bahnhof war groß, voll und laut.

    Wir versuchten die Metro, einen ATM, den Ticketschalter und Schließfächer zu finden. Am Ticketschalter war es gar nicht so einfach das richtige Ticket in die Stadt zu bestellen und kaufen. Und den Weg zu den Schließfächern hat uns ein hilfsbereiter Mensch gezeigt, der dann dafür aber erstmal ein Scheinchen verlangte.

    In der Stadt haben wir dann die "wichtigsten" Sachen abgeklappert und waren anschließend noch essen. Die nächsten Mahlzeiten würden wir im Zug einnehmen. Dann mussten wir noch den richtigen Bahnhof finden, wo die Transsibirische Eisenbahn abfährt. Abfahrt sollte um 0:35 Uhr sein.

    Mein Eindruck von Moskau (also die Gegenden um die Bahnhöfe herum und am Kremel): groß, bunt, beleuchtet, viele Menschen. Viele Menschen, die krank und niedergeschlagen wirken und da war kein Lachen. Ich musste an Momo und die grauen Herren denken. Alle waren so ernst und wirkten unglücklich. Die von uns besuchten Touristenplätze sind hell beleuchtet, bunt und viele Menschen tummeln sich dort mit schicken Markenklamotten und Pelzen.
    Moskau roch nach Abgasen und Alkohol. Meine Intention war: Ich möchte gerne nochmal wiederkommen und von den Locals etwas über die Stadt/Land hören, denn das ist nur fair. Denn ohne jemanden, der mir wirklich erklären kann, was hier passiert, konnte ich der Stadt nichts abgewinnen. Aber die hippen Gegenden gibt es bestimmt. (Ich schreibe diese Zeilen im Juli 2023 und frage mich, ob ein Besuch in Moskau wie oben beschrieben so bald möglich sein wird.) An diesem Abend war ich froh, dass wir in Moskau nur einen Aufenthalt von wenigen Stunden hatten und es bald weitergehen würde.
    Read more

  • Day 3

    Jekaterinburg

    March 1, 2017 in Russia ⋅ ☁️ 5 °C

    Nun saßen wir schon seit über 12h im Zug und würden erst am Samstag an unserem nächsten Zwischenziel ankommen (Irkutsk). Das bedeutete konkret über 3 TAGE zugfahren. Wow!

    Dieses Mal lagen wir in einem Großabteil und zu Beginn der Zugfahrt war es sehr voll. Aber je weiter wir uns von Moskau entfernten, desto leerer wurde der Zug. An die vielen (strengen) Gerüche von vielen Menschen auf engem Raum und Kohle gewöhnt man sich irgendwann tatsächlich. Obwohl wir durchs kalte Sibirien fuhren, war es im Zug ziemlich warm. Den Zustand der Zugtoiletten möchte ich lieber nicht näher beschreiben, aber ja, man scheißt schon direkt auf die Gleise.

    Aber eigentlich war alles gut. Ich mochte dieses Abenteuer und genoss das verlassen der Komfortzone. Die Zeit verbrachten wir mit Schlafen, Lesen, Musikhören und Essen im Bordrestaurant.
    Read more

  • Day 4

    Nowosibirsk

    March 2, 2017 in Russia ⋅ ☁️ -5 °C

    Es passiert nicht viel. Der Zug ist wieder voller geworden. Lesen, Musikhören, Essen, Schlafen (zum Glück habe ich keine Probleme) und aus dem Fenster schauen. So richtig in Kontakt sind wir mit keinen Menschen gekommen. Ich bin auch vielleicht ein bisschen schüchtern und bin froh, das A. dabei ist. Die meisten Passagiere sind ältere Männer.
    Das Essen im Zug ist schon etwas teurer und die Portionen sind wirklich klein. Und für mich, die eigentlich eher immer wenig isst, soll das schon was heißen.

    Das Faszinierendste war für mich, wie wir eine Zeitzone nach der anderen passierten. Wenn du fliegst, dann kommst du am Ziel an und schwubs... bist du eben x-Stunden vor oder nach deiner Heimatzeitzone. Im schlimmsten Fall super Jetlag. Beim Zugfahren werden die Abstände ganz langsam größer und am Ende kam mir der Zeitunterschied gar nicht so schlimm vor.
    Read more

  • Day 6

    Irkutsk

    March 4, 2017 in Russia ⋅ ❄️ -3 °C

    Den letzten Tag im Zug haben wir gut überstanden. Nach dem 3. Tag im Zug waren wir dann doch ganz froh endlich in Irkutsk angekommen zu sein. Die Dusche im Hostel war eine Wohltat.

    Hier haben wir auch unsere erste Reisebekanntschaft gemacht. Der 78-jährige Herbert, der auf seiner 3. (!) Weltreise war. Er erzählte von seinen Abenteuern und gerne hätte ich ihm noch weiter gelauscht. Aber ich war doch sehr müde und freute mich auf das richtige Bett.Read more

  • Day 7

    Listwjanka

    March 5, 2017 in Russia ⋅ ❄️ -1 °C

    Nachdem wir ausgeschlafen haben und ein kleines Frühstück mit Geschichten von Herbert verspeist haben, sind wir mit dem Bus nach Listwjanka an den Baikalsee gefahren. A. ging es leider gar nicht gut und das Wetter spielte auch nicht mit. Es war keine gute Sicht und der Schneefall wurde hin und wieder stärker. Im Nachhinein glaube ich, dass das an einen Schneestrum schon ziemlich nah dran war.

    Während A. bei einer Tasse Tee in einem kleinen Café versuchte gesund zu werden, packte ich mich warm ein und stapfte mit Gegenwind den zugefrorenen See entlang, bis ich zu Eisskulpturen gelangte.

    Ich genoss das Alleinsein und war glücklich. Auch Dankbar, dass ich die Change habe solche Reisen zu unternehmen und so weit von Zuhause reisen kann. 6h vor der Heimatzeitzone. Ich mochte dieses Gefühl.

    Die Rückfahrt nach Irkutsk war leider nicht so cool. Der Schnee wurde immer stärker und es kam kein Bus. Wir mussten sehr lange warten und als der zweite Bus überfüllt wegfuhr, haben wir uns ein Taxi genommen. 600 Rubel pro Person. War bestimmt wieder viel zu viel, aber nunja...

    Im Laden hinter dem Hostel haben wir dann noch Essen gekauft, aber erst hinterher gemerkt, dass alles abgelaufen war. Das Essen war einfach ungenießbar und nicht lecker. Seit dem schau ich bei kleinen Läden immer auf das Mindesthaltbarkeitsdatum.
    Read more

  • Day 8

    Irkutsk

    March 6, 2017 in Russia ⋅ ☁️ 0 °C

    Der Tag begann mit einer letzten Dusche, weil am Abend der Zug nach Ulaanbaatar losfuhr und wir gewollt nicht die besten Sanitäranlagen in unserer Jurte erwarteten. Gegen Mittag, nachdem soweit alles gepackt war, nahmen wir uns nochmal einen Rundgang durch die Stadt Irkutsk vor. Bei Sonnenschein machten sie gleich einen viel freundlicheren Eindruck. Auf dem Markt deckten wir uns mit Brötchen ein. Wir holten noch Medikamente, Briefmarken und Postkarten.

    Zurück im Hostel fing das Drama an. Keiner war da, um uns aufzumachen. Wir warteten über eine Stunde im Treppenhaus und hakten für uns ab, das wir den Zug nicht mehr um 21 Uhr bekommen würden. Um halb 9 stand dann die Besitzerin dann endlich da. Sie hatte anstatt 19 Uhr 9 Uhr verstanden.
    Wir schnappten unser Gepäck und rannten los. Im ganzen Trubel, vergas ich meine Tagestasche, die ich in der Eile kurz abgelegt hatte, um meinen großen Rucksack aus dem Zimmer zu holen. Da war unser Proviant drin sowie alle anderen gekauften Sachen des Tages und natürlich meine Geldbörse. ZUM GLÜCK hatte ich mein Handy, Kamera und Reisepass in meiner Bauchtasche.

    Das alles wurde mir aber erst bewusst, als wir es doch noch so gerade rechtzeitig zum Zug schafften. Auf die Freude und Überraschung, dass es für uns nun doch in die Mongolei ging folgte die Ernüchterung. Aber nun gut. Es ist so, wie es ist und kommt so, wie es kommt... sagte der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand.

    Den Weg vom Hostel zum Bahnhof hatten wir 3 Männern zu verdanken, die sich ein Taxi bestellt hatten und uns mitnahmen. Auch da haben wir wieder mehr draufgezahlt, aber in seiner Not macht man das dann einfach. A. saß vorne, während ich mich zu den drei Männern auf die Rückbank quetschte und ich hoffte nur, dass diese anständig waren. Auch wenn sie auf russisch irgendwelche Sprüche gedrückt haben und mehrmals laut lachten, verhielten sie sich ansonsten unauffällig.

    Im Vergleich zum vorherigen Zug war dieser schön und sauber. Wir hatten wieder ein 4er-Abteil zu zweit. Der einzige Nachteil war, dass dieser kein Speisewagen hatte. Wie blöd, dass ich meine Tagestasche im Hostel liegenlassen hab...

    Ich habe übrigens bis heute (2023) diese Tasche nicht wiederbekommen. Ich bat die Besitzerin sie mir zurückzuschicken. Die Portokosten konnte sie mit dem Kleingeld, was noch in meiner Geldbörse war bezahlen. Doch sie meinte, ich müsste ihr erst aus Deutschland einen Paketschein schicken und das war so kompliziert, dass ich irgendwann nach mehrfachen fragen aufgab. Inzwischen hatte ich hier in Deutschland eh alles neu beantragt.
    Read more

  • Day 9

    Naushki

    March 7, 2017 in Russia ⋅ ☁️ 0 °C

    Als wir an diesem Morgen aufgewacht sind, waren wir schon in einer wunderschönen verschneiten Steppenlandschaft. Ich habe auch einige Wildpferde gesehen. Das war so ein schöner Anblick und die Sonne strahlte so schön vom wolkenlosen, blauen Himmel. Seit 13 Uhr steckten wir in Naushki, kurz vor der mongolischen Grenze fest.

    Trotz der verlorenen Kreditkarte war meine Reiselust nicht getrübt. A. würde mir Geld vorstrecken und meine Familie ihn das zurücküberweisen. Im Abteil nebenan wohnte ein deutsch-schweizerisches Pärchen und ein Engländer. Zusammen waren wir in dem kleinen Örtchen was essen.
    Read more

  • Day 10

    Ulaanbaatar

    March 8, 2017 in Mongolia ⋅ 🌙 -3 °C

    Die Nacht im Zug war nicht so toll. Aufgrund der unterschiedlichen Gleise, wurden die Waggons um gekoppelt und die Lok hat oft getutet. Es war laut, hell und unruhig. Gegen 6 Uhr sind wir dann in Ulaanbaatar angekommen und haben unser Gepäck aufgegeben. Knapp 3h sind wir bei minus 20° C durch die Stadt gelaufen. Mein Handyakku hat irgendwann eine Eisflocke angezeigt. Mir war gar nicht bewusst, das Android so ein Symbol hat.

    Wir haben ausgiebig gefrühstückt und ja, Ulaanbaatar ist viel "westlicher" als ich es erwartet hatte. Insbesondere das Stadtzentrum. Dort ragen Hochhäuser in die Höhe und bekannte Fastfoodketten reihen sich aneinander. Ich bin jetzt stolze Besitzerin eines Hard Rock Café T-Shirts aus Ulaanbaatar. Wer hat das schon?

    In einem Café gab es Free Wifi und Strom und ich habe mich mal um die Sperrung meiner Kreditkarte gekümmert. Anschließend sind wir zurück zum Bahnhof, haben unser Gepäck geholt und unsere AirBnB Hosterin hat uns abgeholt. In meiner Vorstellung wären wir raus aus der Stadt gefahren über holprige Wege ab ins Hinterland. Saftige grüne Wiese und eine einsame Jurte in einer endlosen Weite. Am Horizont Berggipfel...

    Wir rumpelten zwar tatsächlich raus aus dem Stadtzentrum, aber nicht raus in die Natur. Wir landeten in einer Ansammlung von Jurten an den Berghängen mit Blick auf die Stadt. Das war dann wohl das Winterquartier der Gastgeberin und wir waren enttäuscht und traurig, dass dies in der Anzeige nicht deutlich wurde.

    Irgendwie war diese Reise verkorkst. Ungenießbares Essen, Tagestasche vergessen und keine Jurte in der Natur. Ich nahm mir vor, dass ich keine großen Erwartungen mehr haben würde. War ich von meinen anderen Reisen zu sehr verwöhnt? Ich wollte am nächsten Tag nur noch raus aus der Stadt.
    Read more