E1-Schweden-5

August 2021
Die fünfte E1-Tour durch Schweden führt mich von Laxå durch die waldreiche Gegend des Bergslags hoch nach Leksand
E1-Tag: 147 - 159
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  • Day 11

    Örebro

    August 18, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Der Zug von Kopparberg nach Örebro braucht nur eine Stunde und flux bin ich im Hotel, in einer gänzlich anderen Welt. Die feuchten Sachen erinnern noch eine Weile an das nasse Ungemach der letzten Stunden, aber das Chaos löst sich nach und nach auf. Ein schönes Essen rundet den Tag ab. Im Fernsehen gibt es danach einen amerikanischen Action - Schwachsinnsfilm mit Autorennen und so. Irgendwie ist es das Richtige, um den Abend zu beschließen.
    Heute ist Örebro-Sightseeing angesagt. Als erstes besuche ich den <Natur Kompaniet>, den man in 🇩🇪 unter Globetrotter kennt. Das kleine Geschäft liegt gleich neben meinem Hotel, welch ein glücklicher Zufall. Dort versorge ich mich mit Trockennahrung, die bis zum Ende der Tour reichen soll, denn eine weitere Chance werde ich vermutlich auf dieser Tour nicht bekommen.
    Ich besichtige das alte Schloss und lasse mich später den Svampen hinaus liften. Svampen bedeutet Pilz. Ja, so in etwa sieht dieser Wasserturm auch aus. Irgendwie schön. Von oben hat man eine herrliche Aussicht. Ich kann bis zu den Kilsbergen schauen, durch die ich vor ein paar Tagen gewandert bin. Der Olaus-Petri Kyra sowie der St.Nicolai Kyrka statte ich je einen andächtigen Besuch ab. Es sind schöne, schlicht gehaltene, nordische Kirchen mit anmutiger Farbgebung in pastellgrün und rot.
    Das war der Kulturteil.
    Es folgt der kulinarische Teil, der mit der Proviantaufstockung im ICA des Einkaufszentrums <Krämaren> beginnt, mit dem Besuch einer Konditorei fortgesetzt wird und mit dem Abendessen in meinem Hotel endet.
    Damit, denke ich, habe ich heute genug für Körper, Geist und Seele getan, um für meine Wanderung gestärkt zu sein. Um weitere Abenteuer in den unendlichen Weiten der schwedischen Wälder zu erleben. Oder so ähnlich.
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  • Day 12

    Kloten

    August 19, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 15 °C

    In Örebro fährt mir der Zug vor der Nase weg. Der nächste kommt eine Stunde später. Um 10 Uhr bin ich zurück in Kopparberg. Es kann weiter gehen. Statt möglichst schnell auf den Berglagsleden zu stoßen, wähle ich Wege, die im Wald liegende Häuser miteinander verbinden und mir die Route verkürzen helfen. Denn das Programm ist stramm heute. Der Leden macht derweil einen Bogen, um alte Erzminen zu präsentieren. Dass ich die verpasse, ficht mich nicht an. Bis Gillers-klack geht es deshalb zack, zack. Dort mache ich eine kurze Rast am Infoschild, denn nun beginnt meine letzte Etappe auf dem Berglagsleden. Ein Blick vom höchsten Punkt des Berglagsleden - immerhin 400m ünN - und weiter geht's auf die letzten 20km dieses höchst abwechslungsreichen Wanderweges. Er wird mich noch einmal ordentlich fordern, ein Ausweichen auf Forstwege gibt es jetzt nicht mehr. Nun herrschen nasse Waldpfade, Pfützen und moorigen Passagen, dene ich nicht länger entweichen kann. Die Steine und Wurzeln, die den Weg pflastern, sind glatt wie Schmierseife. Ich habe Pech, denn der Weg ist durch den Starkrege vor zwei Tagen immer noch regengetränkt. Zu anderen Zeiten mag er völlig OK sein. So,cwie ich ihn die meiste Zeit erleben durfte.
    Da kommt mir ein Mountainbikefahrer entgegen, der sich mit Rad samt Gepäck mit dem Weg ebenfalls sichtlich abmüht. Was treibst ihn, das mit dem Rad auf diesem hier so extrem schwierigen Wegstück zu machen? Natürlich unterhalten wir uns darüber. Er meint, er folge eine Radroute, die 70% des Berglagsleden nutzt. Schließlich warnt er mich noch vor einem schwierigen Abschnitt, der unmittelbar hinter ihm und damit vor mir liegt. Er sei dort mit seinem Rad abgesoffen. Danke für die Warnung! Kurz darauf bin an der Stelle, sie sieht ganz harmlos aus. Vorsorglich ziehe ich Stiefel und Wanderhose aus, trete tastend auf die Planken. In der Tat, der Mann hat Recht! Was man nicht sehen kann: die aus dem Wasser ragenden Bretter schwimmen auf und versinken sofort unter Gewicht tief hinab ins schwarzbraune Wasser bis auf den Grund des Moores. Ich versinke mit. Bis ans Knien reicht das kalte Wasser! Vorsichtig watend komme ich dank der Vorwarnung wohl behalten auf der anderen Seite an, kann Hose und Schuhe im Trocknen wieder überstreifen. Jetzt ist eine Schokoladenpause fällig, während dessen meine Füße in den klammen Stiefeln ganz heiß werden.
    Noch ein weiteres Mal werde ich furten müssen, aber nun weiß ich ja, wie es geht.
    Der wunderschöne Leden zieht sich quälend hin. Nur einmal noch kann ich auf die Straße wechseln. 18 Uhr ist durch, als ich das Ende des Berglagsleden in Kloten erreiche. Dort liegt die Wilderness Lounge, wo David mich empfängt, weil ich über Nacht bleiben will. Beim Einchecken reicht er mir ein Eis und extra für mich gebrühten Kaffee. Und weil David Deutscher ist, kommen wir ins Schnacken. Ich erfahre, dass er den Sommer über zusammen mit einer bunt zusammen gewürfelten Praktikantenschar für die Lounge arbeitet, der auch ein Kanuverleih angegliedert ist. Im Sommer sei hier einiges los, meint er.
    Doch heute bin ich der einzige Gast.
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  • Day 13

    Smedjebacken

    August 20, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Vor dieser Etappe hatte ich schon während der Planungsphase mächtig Respekt. Heute ist sie nun dran und ich will es absolvieren nach dem Motto: Augen zu und durch. 40 Kilometer am Stück sind ja kein Pappenstiel. Geht man stur die Strasse entlang, die Kloten mit Björsjö und weiter mit Smedjebacken verbindet, sind es ein paar Kilometer weniger. So mache ich es, beschloß ich gestern Abend. Eine ganze Hörbuchlänge habe ich mich wacker erst auf Sand-, dann auf Asphaltpiste stur vorwärts bewegt, nur unterbrochen von einer erholsamen Mittagspause auf einer Bank an der Straße in Björsjö. Aber das hätte ich besser machen können! Denn nach der Rast verlasse ich für ein Ministück auf dem Smeleden doch kurz die Strasse und komme gleich an einem wunderschön gelegenen Badplats vorbei. Schade!
    Kurz vor Smeleden gibt's noch einen schönen Weitblick auf die gegenüber liegende Hügelkette, die ich morgen wohlerklimmen muss, dann laufe ich auch schon in die Stadt ein. Vor'm Einkaufen steht mir der Sinn nach einem Kaffee und den gibt's am Hafen. Während ich das Heißgetränk genüsslich schlürfe und sehr hungrig noch zwei zuckersüße Muffins verschlinge, kann ich ein munteres Treiben im Hafen verfolgen. Morgen wird es hier ein Motorbootrennen geben und heute werden die PS-strotzenden Kraftmaschinen zu Wasser gelassen. Da wird bestimmt viel los sein in dem ansonsten tristen Ort. Doch dann werde ich schon weiter gezogen sein. Beim ICA ergänze ich meinen Proviant und am Bankomat versorge ich mich mit ein paar Kronen. Denn in Lottas Kro zahlt man in bar.
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  • Day 14

    Spansfäbodarna

    August 21, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 10 °C

    Der E1 folgt weiter dem Sméleden Richtung Norden. Allerdings lasse ich ihn auch heute eher links liegen. Die lokalen Wanderwege haben immer die Tendenz, jede Attraktion auf kleinstem Wanderpfad mitnehmen zu wollen. Als Weitwanderer möchte man aber vorrangig schnell vorankommen. Ich habe ja nicht ewig Zeit. So wähle ich auch heute Asphalt-, Schotter- oder sandige Forstwege, wo immer es geht. Etwas ist vom gestrigen Hörbuch noch übrig und so geht's mit spannender Unterhaltung geschwind die Hügel rauf und runter. Der Himmel ist klar, die Luft kühl, ein leichter Wind kommt von vorn. Ideales Wetter zum Wandern. Nach drei Stunden habe ich 17km geschafft, die ich gar nicht recht gemerkt habe. Zeit für die Mittagspause. Die möchte ich im Naturreservat Jätturn machen, dort soll es am Ende des gleichnamigen Sees ein Shelter geben. Auch ein Boot, mit dem man zu einer Grotte auf die andere Uferseite rudern können soll. Es ist ein Umweg von 2km. Was schwerer wiegt, ist der buckelige Waldpfad, der um den See herum führt. Seit der Berglagsleden hinter mir liegt, habe ich auf derartige Trails keine Lust mehr. Aber der Weg lohnt, der Ort liegt idyllisch. Da heute Samstag ist, bin ich an diesem abgelegenen Ort leider nicht alleine. Denn Samstags machen die Schweden bei gutem Wetter gerne Ausflüge. Bald bin ich zurück auf dem breiten Hauptweg, auf dem es wieder schneller weitergeht. Bis in Bråfall am See Tunsan der Sméleden endet. Tosend fällt das Wasser unter mir durch's Wehr. Ab jetzt wird es vermutlich eine Weile ohne Markierung auf dem E1 weiter gehen. Zwar gibt es den offfiziellen E1-Wegeverlauf, aber der ist nun für die nächsten Kilometer unklar. Zunächst geht es einfach auf einem breiten Forstweg weiter. Diese Wege existieren ja nur, um schweres Gerät in und geschlagenes Holz aus dem Wald zu schaffen. Gelegentlich enden diese Wirtschaftswege irgendwo an einem Wendehammer. Dahinter ist der weitere Verlauf des Wanderwegs manchmal schwer zu entdecken. So auch hier, als ich den See Lappudden erreiche: hinter dem Wendehammer kein Weg. Ich irre umher, gehe erst nach links, dann nach rechts, um schließlich direkt voraus die Spur eines Weges zu vermuten. Gemäß Navi bin ich auch richtig, doch es wird immer unwegsamer. Ich bin am moorastigen Ufer des Lappudden gestrandet, der Pfad führt mitten durch's Wasser. Grassbüschel und kleine Bäume ragen daraus hervor. Gut wäre es jetzt wohl, die Schuhe auszuziehen und barfuß weiter zu gehen. Aber was mag sich da unter der Wasseroberfläche so alles befinden? Ich ziehe es vor, mich an den Bäumen entlang hangelnd von Grassbüschel zu Grassbüschel zu hüpfen, auf denen ich einigermaßen trocken stehen kann. Eine Weile geht's gut so, ich komme langsam voran. Dann bricht ein morschen Zweig unter meiner Last. Patsch! Da liege ich wie eine Schildkröte rücklings im Wasser, fluchend wie ein Rohrspatz. Schnell komme ich wieder auf die Beine. Das meiste Wasser hat der Rucksack abbekommen, doch auch die Hose ist von hinten klatschnass wie auch das Merinoshirt am rechten Ärmel, mit dem ich reflexartig ins Nass gegriffen hatte, um mein Fallen zu bremsen. Wie ein begossener Pudel stehe ich nun da. Noch ein paar Meter, dann ist die nasse Passage geschafft. Die Ironie an der Geschichte: die Stiefel habe ich weitgehend innen trocken behalten. War's das wert?
    Gut, dass die Sonne von hinten scheint. Als ich eine halbe Stunde später den Långsjöns rastplats, der direkt an einer Schnellstraße liegt, erreiche, bin ich schon wieder halbwegs trocken. Meine Kaffeepause genieße ich sehr.
    Es ist 15 Uhr durch, 14km liegen immer noch vor mir. Um 18 Uhr erreiche ich mein Etappenziel. 37km, 8:30 Stunden. Mir reicht's.
    Mein Ziel ist die Spånsanstugan am See Gomen. Ich gehe davon aus, dass die Stuga vermietet sein wird und ich auf der Rasenfläche davor zelte. Doch es kommt viel besser! Ich stehe vor einer Hütte, die für jedemann offen steht. Und niemand ist drin! Die Hütte ist sauber, hat Strom, liegt direkt am See, es gibt einen Badesteg. Bingo! Das wird ein gemütlicher Abend.
    Vor dem Zubettgehen schaue ich noch mal kurz auf das Thermometer, das draußen an der Hüttentür hängt. Es zeigt sechs Grad an! Um 21 Uhr. Das wäre eine kalte Nacht im Zelt geworden.
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  • Day 15

    Mockfjärd

    August 22, 2021 in Sweden ⋅ 🌙 10 °C

    Bei meiner Vorplanung hatte ich mich nicht sehr mit dem Gyllbergens Naturreservat beschäftigt. Es gibt ja so viele Naturschutzgebiete in Schweden. Vielleicht hätte ich es tun sollen, um zu wissen, was auf mich zukommt. Vielleicht lag's nur an dem extremen Starkregen, der vor ein paar Tagen hier niederging. Oder daran, dass ich gestern schrieb, ich hätte keine Lust mehr auf die knorrigen Waldpfade...
    Wie auch immer. Es kam ganz Dicke.
    Schnell geht es von meiner schönen Stuga im Tal den Hang hinauf. Ein Schild wies zum Draberget, dem höchsten Punkt im Reservat. Nur fünf Kilometer sind es dorthin. "Ein Klacks", denke ich am Anfang. Zwei Stunden später bin ich oben und völlig fertig. Die Stiefel sind von innen feucht, dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben, die nassen Passagen zu umgehen. Einmal habe ich mir sogar die Stiefel ausgezogen, als ich über unter Wasser stehende Planken waten musste. Es gibt viele Hochmoore in den Gyllbergen, durch die der schmale Pfad führt. Und alle sind derzeit übervoll mit Wasser. Nach einer langen Pause an der netten Stuga auf dem Plateau des Draberget geht's weiter. Irgendwann gebe ich es auf, dem Wasser auszuweichen. Es wird mir egal, wie nass die Stiefel werden. Mit der Einstellung geht's leichter und auch schneller.
    Der Weg führt einen kleinen Abgrund hinab. "Das kann nicht richtig sein", denke ich und suche nach den roten Markierungen. Doch die letzte prangt am Baum unmittelbar vor dem Abhang. Also muß ich da jetzt runter. Aber ganz vorsichtig, damit der Rucksack kein Übergewicht bekommt. Es ist erst der Anfang. Weiter geht es durch eine Schlucht. Nasse Steine, umgestürzte Bäume, Wasser von oben, ein Rinnsal unten. Und ich mittendrin, darauf bedacht, mir keine Knochen zu brechen. Definitiv kein Weg, wenn man 10kg Gepäck auf dem Rücken hat. 400m ist die Schlucht lang, gebraucht habe ich eine gefühlte Ewigkeit. Was bin ich froh, als ich endlich durch bin! Ich denke aber auch: wow, war das ein tolles Erlebnis, ein richtiges Abenteuer.
    Als die nächste Rastuga auftaucht, ist damit das Ende des Naturreservates erreicht. Erst 10km sind geschafft. Gebraucht habe ich dafür fünf Stunden. Schuhe und Shirt können eine Weilen trocknen, während ich mich ins Gras lege. Wunderbar warm scheint die Sonne auf den freien Platz vor der Stuga.
    Ich nicker ein mit dem Wunsch, den weiteren Weg auf netten Waldwegen zu marschieren. Denn es sind noch immer 16km bis Mockfjärd.
    So kommt es zwar nicht, aber die Waldpfade sind harmlos und zum größten Teil auch trocken. Um 19 Uhr laufe ich in Mockfjärd ein. Ich will noch zum Supermarkt, doch der hat dicht. Nicht nur heute, sondern für immer. Das war es mit meiner Proviantnachversorgung! Gegenüber ist 'ne Pizzeria. Da gehe ich rein und esse mich satt.
    Nun brauche ich eine Unterkunft. In diesem Ort gibt es aber nichts. Ich wusste das und will zelten. Nur wo? Am Badplads, der etwas außerhalb liegt, werde ich fündig. Auf der Wiese baue ich mein kleines Zelt auf. Ich bin froh, endlich ruhen zu können. Das war ein harter, voller Wandertag. Kalt soll's werden, etwa 6°C.
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  • Day 16

    Svenskt levande

    August 23, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Verlässt man in Schweden den E1, der bervorzugt durch die schwedischen Wälder mäandert, und läuft auch mal auf kleinen Strassen durch die Dörfer, kann man sehen, wie die Schweden wohnen. Hier einige Impressionen, gesammelt heute und über die Tage.Read more

  • Day 16

    Leksand

    August 23, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich wusste es nicht, als ich heute morgen aus dem Zelt kroch. Auch nicht, als ich während des bescheidenen Camperfrühstücks das Zelt an einem sonnigen Platz vom Kondenswasser der Nacht trocknen ließ. Noch immer nicht, als ich den E1, der hier endlich einmal die Führungsaufgabe übernahm (in Ermangelung eines lokalen Wanderwegs), auf feuchten Waldpfaden weiter entlang stapfte. Ich ahnte es, als mein linker Stiefel wieder nass war, weil ich auf den schmalen Waldpfaden den Pfützen und Schlammlöchern, die es immer noch reichlich gibt, nicht genügend ausweichen konnte. Ich wußte es, als der E1 den ersten Forstweg kreutze. Der Blick auf die Karte zeigte mir, dass es eine Abkürzung wäre, wenn ich ihm folgen würde. Das mache ich, E1 hin oder her. Während ich nun schneller vorankomme und die Sonne mich vorzüglich aufwärmt (es war eine kalte Nacht im Zelt), keint in mir der Gedanke. Und während einer kurzen Pause schließlich vollziehe ich die gereifte Planänderung: statt auf dieser Etappe zur Ljusbodarna-Schutzhütte zu wandern, die vielleicht- vielleicht aber auch nicht- als Unterkunft zur Verfügung stände, um dann morgen in Leksand anzukommen, will ich nun in einem langen Schlag das Ziel meiner Wanderung erreichen. Es würde gehen, wenn ich schnell und konzentriert auf Schotter- und Asphaltwegen direkt Richtung Leksand gehen würde und nicht weiter dem weit ostwärts gerichteten Bogen folgen würde, den der E1. nimmt. Die vor langer Zeit auf mein Handy runtergeladene <Landmatriet Schweden> Karte, die ich in Locus Pro verwenden kann, ist für die Umplanung Gold wert. Es sind Wege verzeichnet, die man auf den anderen Karten, die mir zur Verfügung stehen, nicht sieht. Mit ihrer Hilfe navigiere ich mich Richtung Djura. In Djura mache ich Pause an einer süßen roten Kirche, währenddessen ich telefonisch die Unterkunft in Leksand reserviere. Noch 16km dorthin! Ich muss mich eilen! Während ich gen Leksand hetze, freue ich mich über die weiten, grünen Weideflächen rechts und links des Weges. Wald hatte ich wahrlich genug.
    Um 17 Uhr erreiche ich Leksand, checke im Hotell Leksand ein, das ich von früheren Wanderungen schon kenne. Es ist nun schon mein dritter Aufenthalt hier. Für mich ein Schicksalsort. So ist es fast schon wie nach Hause kommen.

    Die Wanderung ist somit zu Ende, und es ist gut so. Zwei Wochen durch den Wald zu laufen ist lange genug gewesen.
    Schweden habe ich auf dem E1 nun vollständig durchwandert, die Lücke, die war, ist nun auch geschlossen.
    Einen Tag bleibe ich noch hier oben.
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  • Day 17

    Mora

    August 24, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Was tun mit dem freien Tag? Mir ist es nicht erst seit dem Frühstück klar, sondern war es eigentlich schon vor der Tour. Ich fahre nach Mora, schaue mir den Ort heute endlich einmal genau an!
    Groß ist Mora nicht, hat lediglich 12.000 Einwohner, aber in Schweden überregionale Bekanntheit erlangt wegen des Vasaloppledens, auf dem jährlich die Vasaloppet stattfinden. Ein Skilanglaufspektakel, das 100km entfernt in Sälen beginnt und hier in Mora endet. Tausende von Menschen sind dann mitten im Winter in der Stadt. Im Sommer finden Langläufe und Fahrradrennen statt. Darüber hinaus ist es als Wanderweg ein Abschnitt des E1. Ich bin ihn vor zwei Jahren gegangen. Für mich waren diese 100km mit die Schönsten des bisher bewanderten E1. Zahlreiche Hütten und regelmäßige Wasserstationen sorgen für eine gute Infrastruktur. Ein Ultralauf durfte ich erleben mit zahlreichen Zaungästen, die die Läufer anspornten. Ich lief gegen die Laufrichtung und sah wohl jeden der Ultratonies. Es waren viele - 6.000 sollen es gewesen sein. Die Hütten waren trotzdem nicht belegt, ich hatte sie abends für mich alleine.

    Mora hat für mich eine besondere Bedeutung, weil ich mit meiner E1 Wanderung hier scheiterte. Nach der ersten Etappe auf dem Vasaloppsleden wollte ich nicht weiter. Es regnete in Strömen. Ich fuhr vorzeitig zurück, wollte gar den E1 in Schweden nicht weiterwandern. Nur Monate später war ich wieder in Mora, kam von Leksand den Siljansleden hoch nach Moira und nun auch weiter Richtung Norden durch das Fjäll bis hoch nach Grövelsjön an der schwedischen/norwegischen Grenze, wo der E1 dann in Norwegen weiterführt.
    Obwohl ich also schon öfters in Mora war, hatte ich mir bislang nie die Zeit genommen, mir den Ort einmal richtig anzuschauen. Immer war ich auf das Wandern fokussiert. Heute hole ich es nach. Meinen freien Tag widme ich Mora, meiner Schicksalsstadt. Nun habe ich sie erkundet, die Stadt mit der schönen kyrka, in der ich eine mußevolle Stunde den Klängen der Orgel lauschen durfte, bis meinere innere Ruhe vollständig wiederhergestellt war. Ich habe Zorns gammelgård bewundert, die kurze, nicht so spektakuläre Einkaufsmeile, bin an der grünen Uferpromenade am Siljan spaziert und habe eine alte Dampfmaschine bewundert.
    Wenn man einmal in der Gegend ist, sollte man Mora nicht auslassen.
    Nun fahre ich mit dem SJ Zug zurück nach Leksand.

    Wenn's gut für mich läuft, werde ich im nächsten Jahr noch einmal in Mora weilen, mit dem Bus dann nach Grövelsjön fahren, um ein weiteres Stück auf dem E1 Richtung Nordkap zu wandern.

    🔹Mehr Bilder bei Komoot: https://www.komoot.de/tour/465220606?ref=avs&am…

    🔹Mora: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mora_(Schweden)
    🔹Vasaloppet: https://www.vasaloppet.se/om-oss/vasaloppsarenan/
    🔹Zorn:
    https://www.visitdalarna.se/en/zorn
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  • Day 17

    Rättvik, Långbryggan

    August 24, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Von Mora kommend steige ich spontan noch in Rättvik aus, denn hier gibt es eine wirklich spektakuläre Brücke. Ich habe sie bereits vor zwei Jahren besucht und war damals von ihr schwer begeistert. Wo ragt eine Brücke schon mal über 600m in einen See hinaus? Der Grund hierfür ist, dass der Siljan in Rättvik so flach ist. Erst weit draußen können Schiffe fest machen. Früher legte hier die S/S Rättvik an. Den Dampfer habe ich fest vertäut heute in Mora gesehen. Seit der Renovierung der Brücke in 1992 machen nun zwei andere Ausflugsdampfer hier fest, die quer über den See nach Mora und Leksand fahren. Einen davon, die M/S Gustaf Wasa sah ich gestern in Leksand liegen. Eine spontane Idee vorhin in Mora war, mit dem Dampfer nach Leksand zurück zu schippern. Doch einen Fahrplan konnte ich am Anleger nicht entdecken. Der Sommer ist halt rum in Schweden, erwähnte ich das bereits 😉?
    Die lange Brücke in Rättvik ist den Abstecher wert! Hätte ich vor meiner Weiterfahrt gelesen, dass die Brücke optisch bis in die Innenstadt verlängert wurde, hätte ich mich dorthin noch aufgemacht. Das habe ich aber erst im Zug gelesen, ergo zu spät. So habe ich eine Stunde am Bahnhof auf den nächsten Regionalzug zurück nach Leksand gewartet. War nicht schlimm, gibt ja immer was zu gucken.
    🔹Zur Brücke: https://www.schwedentipps.se/dalarna/raettvik-s…
    🔹mehr Bilder bei Komoot: https://www.komoot.de/tour/465435376?ref=avs&am…
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