Weltreise

October 2018 - June 2024
An open-ended adventure by Nolf Around The World & 30kg Gepäck Read more
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  • Day 88

    Hoi An - Unser neues Jahr

    December 29, 2018 in Vietnam ⋅ 🌧 24 °C

    Ich starre auf 6 Delphine die mich anlächeln und in einem goldener Rahme schwimmen. Kein Traum. Ich sitze beim Friseur und frage mich immer wieder was ich hier überhaupt mache.
    15 Minuten bearbeitet mich der Friseur, der aussieht wie 18. Ich setze mich hin, er kämmt meine Haare und dann schneidet er. Ohne waschen. Ich betrete den Friseur mit fettigen Haare und verlasse ihn auch so. Ralf trifft es seiner Meinung nach härter: "Ich seh aus, wie Kim Jong-un." Und ich bin froh, dass er wenigstens nicht versucht hat irgendwas zu stufen bei mir.
    Die Tage vergehen schnell. Wir haben einen richtigen Alltag und gönnen uns noch 2 weitere Besuche beim Schneider.
    Am 6. läuft unser Visum ab. Und zwei Tage vor Silvester entscheiden wir länger in Hoi An zu bleiben. Einen weiteren Monat. Wir müssen nur herausfinden, wie wir unser Visum verlängert bekommen.
    Und dann kommt Mister Hung.
    Klein, dicklich (einer der ersten dicken Vietnamesen, den wir sehen) und ein Lächeln, was sein komplettes Gesicht einnimmt. Er gibt uns die Hand zur Begrüßung. 3 Monate war er schon in Köln.
    Visum-Verlängerung kein Problem. Und das Lächeln wird breiter.
    Er ist die Adresse für solche Angelegenheiten und er wurde uns von allen empfohlen. "Mister Hung machts möglich!" Also überreichen wir Mister Hung unsere Pässe und 200 Dollar. In 10 Tagen bekommen wir sie zurück. Plus Visum für einen Monat.

    Am Silvestertag gehen wir zum einheimischen Vegetarier, wo wir insgesamt für unser Dinner 5 Euro bezahlen um danach in einem Tourirestaurant namens "Mango, mango." 4 Euro pro Cocktail zu bezahlen. Es regnet super stark zwischen 18 und 23.30, sodass Teile der Straßen vom Fluss überschwemmt werden.
    Wir haben keine Erwartungen an den Abend. Erst hoppen wir durch drei Bars, obwohl die dritte ein Cocktailstand auf der Straße ist und finden uns dann am Wasser unter einem wunderschönen Feuerwerk wieder. In Vietnam ist knallen verboten. In den größeren Orten wird für die Touris aber ein Feuerwerk gemacht. Denn Neujahr ist für die Vietnamesen erst Ende Januar.
    Ab 00 Uhr werden die Anlagen der Bars namens "corner, corner" und "Tiger, Tiger" auf die Straße gestellt und plötzlich tanzt ganz Hoi An auf der Straße. Im leichten Regen bei 22 Grad wird gehüpft und zu "Shakira" die Hüften geschwungen. Eine schöne Kulisse, direkt am Wasser mit etwa 100 Lampionbooten um uns. Und wir treffen zufällig sogar Leute aus dem Coworking space.
    Der Abend endet um 2. Und am nächsten Morgen hängen wir etwas am Schreibtisch durch. Wir suchen nun eine Unterkunft für einen Monat. Für einen Monat wird Hoi An jetzt unser zu Hause und wir hoffen, dass derseit 5 Tagen anhaltende Regen irgendwann nachlässt.
    Danach geht es zurück nach Thailand...

    Wir wünschen euch allen ein wunderschönes neues Jahr! 🌸
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  • Day 107

    Hoi An - Unser Alltag

    January 17, 2019 in Vietnam ⋅ 🌧 21 °C

    Nach 10 Tagen schreiben wir Mister Hung über Facebook an. In Hoi An läuft alles über Facebook. Du kannst Essen als Lieferung bestellen, deiner Schneiderin ein weiteres Bild schicken oder eben dein Visum anfragen.
    Mister Hung reagiert sofort. "Kein Problem, Abholung heute um 15 Uhr." Und dann haben wir wirklich unsere Papiere und sind 200 Dollar ärmer. Alles sieht echt aus. Offizieller Stempel von Hon Chi Minh City. Genauso laufen hier die Dinge. Wir können bleiben bis 6. Februar. Und da wir gerne auch ein Visum für 2 Monate für Thailand hätten, behält Mister Hung inkl. Fotos unsere Pässe gleich. Wir entscheiden uns für den einfacheren Weg. Ansonsten müssten wir nach Malaysia - Penang fliegen und dort ins Konsulat gehen um ein längeres Visum für Thailand zu beantragen. Bei Mister Hung alles kein Problem. Für 70 Dollar pro Person lässt er unsere Träume wahr werden. Und er meint: Wir sollen uns jedes Mal bei ihm melden, wenn wir ein Visum an der Grenze brauchen. Meint er damit auch, wenn wir in einem anderen Land sind? Keine Ahnung. Aber wir probieren es einfach aus. Fragen über Facebook kostet ja nichts.
    Die Tage verlaufen recht ähnlich. Wir arbeiten ab 10 Uhr im Coworking Space und lassen den Stift vor 18 Uhr nicht fallen und das 6 Tage die Woche. Meistens arbeiten wir länger. Ralf und ich sind super im Arbeitsmodus. Wir schaffen so viel, dass ich für Januar ausgebucht bin mit Kunden und Erstgesprächen. Ein tolles Gefühl. Trotzdem sind wir gespannt, wie es läuft, wenn wir wieder reisen.
    Am Wochenende gehen wir an den Strand und ich verbrennen mich unvorbereitet. Das Wetter ist schwer einzuschätzen. Es wechselt von Sonnenschein und 27 Grad auf Regen und 21 Grad. Für uns die absolute Kälte.
    Frühstück bekommen wir in der Unterkunft serviert, für das Mittag und Abendessen gehen wir in die Stadt. Wir haben einige Lieblingsgerichte und Lokale von denen ich ein anderes mal berichte.
    Wäsche geben wir für 1 Euro pro Kilo ab und unser Zimmer ist geputzt, wenn wir abends zurück kommen. Luxus pur. Noch genießen wir das sehr.
    Trotzdem platze ich vor Freude als ich an einem Wochenende im coworking space den Kochlöffel schwingen darf. Nicht meine beste Leistung, aber ich durfte endlich mal wieder hinterm Herd stehen und Sarah, der Besitzerin, zuhören. Die mir viel über ihre letzten zwei Jahre hier erzählt.
    Sie ist Deutsche und kommt aus der Nähe von Hamburg. Vor 2 Jahren entschied sie sich ein coworking space hier zu eröffnen. Also mietete sie ein Grundstück und ließ inkl. Architekten ein Haus bauen. Sie musste viele Hürden überwinden und noch jetzt spürt man ihre Rastlosigkeit, aber sie ist glücklich. Auch, wenn es für die Vietnamesen anfangs schwierig war, dass eine Frau ein Business führt. Das ist hier nach wie vor untypisch, obwohl die Frauen dreimal so viel arbeiten, wie die Männer hier.
    Und das sehen wir auch. Auf der Straße sehen wir Frauen mit bloßen Händen den Beton rühren und Steine klopfen. Meistens beginnen sie am Markt zu arbeiten, wechseln dann als Putzfrauen ins Hotel und entläusen am Abend ihre Pflanzen in der Zucht.
    Das Frauenbild ist hier trotzdem klar: sie putzt, kocht und kümmert sich um die Familie. Nach der Hochzeit wechselt sie in die Familie ihres Mannes und muss sich um diese und ihre eigene kümmern. Und auch das bekommen wir mit. Während unsere Schneiderin mich ausmisst, sagt sie mir, dass sie gleich nach Hause fährt um das Essen vorzubereiten. Für die Vietnamesen absolut normal.
    Sarah hingegen ist angekommen und gut positioniert. Sie wird als Geschäftsfrau akzeptiert und hat einen guten Ruf. Auch, wenn die Vietnamesen immer davon ausgehen: wenn man weiß ist, hat man Geld. Das macht die Verhandlungsbasis manchmal schwierig. Trotzdem ist der Plan, das Space noch für mindestens 10 Jahre zu haben. Sie lebt ihren Traum.
    Für uns ist es schön für einen kurzen Moment ein Teil des Ganzen zu sein und einen Alltag zu haben.
    Und so langsam meldet sich wieder die Abenteuerlust. Wir sind so gespannt auf Thailand und die vielen anderen Orte. Nun sind wir über 100 Tage unterwegs und so langsam kommen wir in unserem neuen Leben an.
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  • Day 117

    Hoi An - Wir lieben Essen!

    January 27, 2019 in Vietnam ⋅ ⛅ 22 °C

    Im Schnitt esse ich 14 Eier in der Woche. Und das seit mindestens 2 Monaten. Ralf isst im Schnitt 28 Wachteleier in der Woche und das seit 3 Wochen (Stand 3.1.19).
    Ich denke, diese Diskussion über Cholesterin können wir klar positionieren.
    Auch wenn mir bis eben nicht mal klar war, dass es so viele Eier sind.
    Hier in Asien wird zum Frühstück oft entweder Ei in sämtlichen Varianten oder einheimisches Essen angeboten. Jeden Tag Suppe, Nudeln oder Sticky Rice zum Frühstück sind aber gewöhnungsbedürftig. Also essen wir Rüherei, Omelette oder Spiegeleier. Dazu gibt es eigentlich immer Obst: Drachenfrucht, Melone, Bananen, Mango und Papaya. (Neuster Stand: wir essen nur noch Obst zum Frühstück. Ralf hat nach 14 Tagen Sticky Rice auch aufgegeben. Sticky Rice ist süsslicher Klebereis mit Wachteleiern und gerösteten Zwiebeln)
    In Thailand kam dann noch dazu, dass in sämtliche Reis- und Nudelgerichte 2 Eier reingeschlagen werden. Und das ist auch traditionell so.
    Ansonsten würde ich behaupten, dass Reis, auch verarbeitet zur Reisnudel, der Hauptbestandteil der asiatischen Küche ist. Natürlich wissen wir das alles, doch wenn man jeden Tag sieht was hier gegessen wird, dann ist das schon irgendwie krass. Stellt euch mal vor wir würden jeden Tag morgens, mittags und abends Kartoffeln essen. Nagut... vielleicht ist es bei uns das Brot.
    Zu den Hauptgerichten:
    Was in Thailand das Pad Thai (gebratene Nudeln) ist, ist in Vietnam die Pho (Nudelsuppe). Ansonsten hat jede Region in Vietnam seine eigenen Spezialitäten. In Hoi An ist es das Cou Lau. Das sind dickere Reisnudeln in einer Soja-Braten-Soße und Schweinefleisch-Scheiben. Sowohl zur Pho, als auch zum Cou Lau gibt es immer Kopfsalat, Kräuter, Sprossen und Zitrone.
    Allgemein wird hier viel Fleisch gegessen, aber anders als in Deutschland wird es teilweise nur gekocht und sehr weich serviert. Sowas wie Scheibenwurst gibt es hier nicht.
    Eine weitere Spezialität in Vietnam ist das Banh Mi. Hier wird ein Baguette mit Fleisch, Ei, Salat und Gewürzen gefüllt. Entstanden ist es in der Kolonialzeit als die Franzosen Vietnam besetzten. Daher gibt es in Vietnam an jeder Ecke heute noch Baguettes. Das Baguette gehört zu ihrem traditionellen Essen dazu. Auch wenn das Bild für uns manchmal noch seltsam ist. Die Vietnamesen laufen teilweise mit riesigen Körben voll Baguettes durch die Straßen und verteilen es an die Stände, wo sie als Banh Mi serviert werden. So ein Bild hätte ich mir eher in Frankreich vorgestellt.
    Unsere Restaurants:
    Mittags und abends gehen wir essen. Selbst kochen ist nicht möglich. Wenn wir total faul sind, bestellen wir über Facebook beim hippen Vietnamesen um die Ecke, der es uns das Essen liefert. Hier essen wir oft vietnamesische Fleischbällchen in Paprika-Tomaten-Soße und Bun Cha Hanoi. Das sind Reisnudeln mit Fleisch und Klöße in einer herzhaft süßlichen Soße. Ein Traditionsgericht aus Hanoi. Da viele Vietnamesen von Hanoi nach Hoi An kommen, findet man viele Einflüsse aus dem Norden. Die Vietnamesen ziehen hier her, weil Hanoi sehr groß, laut und chaotisch ist. Und das ist noch untertrieben. Diese Stadt hat einen anderen Puls und viele Vietnamesen finden in Hoi An Ruhe und Natur.
    Unser zweites Lieblingsrestaurant ist das Restaurant 328. Hier gibt es westliches und traditionelles Essen. Ich esse eigentlich immer die Pho (Nudelsuppe) und bei Ralf gibt es regelmäßig gebratenen Reis mit Zwiebeln und Hühnchen.
    Außerdem haben wir zwei Lieblings Vegetarier. Das AM wirkt irgendwie orientalisch. Hier gehen wir hin, wenn wir Lust auf thailändisches Pad Thai haben. Was im übrigen sehr oft passiert.
    Und dann gibt es hier noch den Vegetarier DER Vegetarier. Man findet ihn in einer kleinen Gasse Richtung Altstadt. Eigentlich ist es ein einheimisches Restaurant. Da sich das gute Essen und die unglaublich vielfältige Auslage rumgesprochen hat, konnten die Inhaber nun sogar die Plastikstühle mit Holzstühle und Tische tauschen. Vielleicht haben unsere vielen Besuche auch dazu beigetragen.
    Das Restaurant ist sehr bewusst und nachhaltig. Hier wird nicht mit Glutamat oder anderer Chemie gekocht. Außerdem gibt es keine Plastikstrohhalme. Aber wenn ich meine 'einheimisch' , ist es auch 'einheimisch' . Die 10 Köchenin, schneiden auf dem Boden sitzend das Gemüse während die anderen um sie herum balancieren und kochen und die Kinder zwischen den Töpfen springen um ein gebratenen Tofuball zu mopsen. Man hat das Gefühl einen kurzen Moment ein Teil einer Großfamilie zu sein. Uns kennen sie schon. Wir essen mindestens 3 Mal die Woche hier. Essen und Preis sind unschlagbar. Für 2 volle Teller und 2 Kokosnüsse bezahlen wir insgesamt maximal 4,50 Euro. Und die Frauen können unglaublich lecker kochen. Es gibt gebackene Auberginen. Tofu auf Zitronengras, was wie Hühnchen schmeckt. Tofubälle super knusprig mit kokosnusssticks. Sämtliches Gemüse. Und Ban Baoh. Das sind Dampfklöße mit Gemüse gefüllt. Ralf liebt diese Dinger.

    Als Charleen, eine Freundin aus Deutschland sich spontan entscheidet, während ihrer Vietnamreise nach Hoi An zu kommen, besuchen wir einige Touri-Restaurants. Und Ralf bringt es auf den Punkt, als er von einer Frühlingsrolle abbeißt: "Die Touristen verpassen was. Sie bekommen falsche kulinarische Eindrücke von Vietnam. Das Essen ist fettig, teuer und geschmacklos." Und während er das sagt wird unserem Nachbartisch gerade das Eimersaufen angeboten. Dabei werden kleine Eimer mit Alkohol gefüllt.
    Das Essen in Vietnam ist wirklich lecker und auch vielfältig. Trotzdem freuen wir uns sehr auf das thailändische Essen. Es folgt noch ein Beitrag nur mit Bildern... 😅
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  • Day 117

    Hoi An - Wir lieben Essen. (Fotos)

    January 27, 2019 in Vietnam ⋅ ⛅ 22 °C

    Hier weitere Bilder zum Essen, vietnamesische Märkte und vieles mehr. Den Text dazu findet ihr einen Beitrag hier vor.

  • Day 124

    Hoi An - Ein Schock | 6 Jahre | TET

    February 3, 2019 in Vietnam ⋅ ☀️ 25 °C

    Frühstückszeit. Wir gehen um halbzehn die Treppe hinunter. Ralf ist noch eine Etage über mir als ich eine Hand auf dem Boden sehe. "Wir brauchen einen Arzt!" schreie Ich.

    Sie liegt halb auf dem Rücken gedreht auf dem Boden neben der Küchenzeile.

    Rötlicher Speichel läuft aus ihrem Mund.
    Ihre Augen schauen nach oben.
    Sie wackelt leicht. Es kommen Töne aus ihren Mund.
    "Stabile Seitenlage." sagt Ralf und springt neben sie.
    Ich renne auf den Weg und schreie "Doctor."
    Die alte Dame nebenan kommt aus ihrem Haus. "Doctor!" Sie lächelt mich an. Winkt ab und schüttelt den Kopf. "Doktor!" und ich versuche einen Doktor nachzumachen. Wie macht man einen Doktor nach? Nein. Sie versteht nicht. Ich drehe mich um und schaue in die Gärten. Niemand da. Das kann doch nicht sein. Ein Moped!
    Ich stelle mich dem Moped in den Weg. Die beiden Frauen sind verwirrt und verstehen mich nicht. "Doctor!" Die Hintere der beiden entscheidet sich abzusteigen und mir zu folgen. Langsam.
    "Komm doch etwas schneller. Dann zeig ich es dir." Als sie sie sieht versteht sie. Ich hocke mich neben mich neben das Mädchen. Ralf und ich öffnen ihren Rock und versuchen, dass sie nicht einschläft. Ich suche nach einem Auslöser.
    Inzwischen sind die beiden Frauen vom Moped und die alte Frau neben mir. Alle schauen auf ihre Handys. Ich sage: "Doctor!"
    "No Doctor!" sagt die eine. Und wir verstehen. Hier gibt es keine Krankenwagen. Die Alte hockt sich neben mich und reibt dem röchelnden Mädchen, was uns wochenlang das Frühstück gemacht hat, mit etwas grünem ein. Es riecht nach Pfefferminze und das scheint ihr nicht zu gefallen. Die Vietnamesen sehen verwirrt aus und wissen nicht so recht was sie machen sollen. Und mir kommen Sarahs Worte in den Kopf: "Die medizinische Versorgung hier draußen ist nicht gut. Es ist ein hartes Leben... " Meine Gedanken werden weggewischt. Ralf versucht das Mädchen wach zu halten. Und unser Hausmeister biegt auf die Einfahrt. Er hat etwas zum Essen geholt. Die beiden essen morgens immer zusammen.
    Er ist erschrocken und diskutiert mit den Frauen. Ich höre das Wort "Hospital". Jetzt geht alles noch schneller. Ralf und unser Hausmeister heben das Mädchen auf und setzen sie aufs Moped. "Das kann doch nichts werden." Der Hausmeister setzt sich ans Steuer. Ich denke an ein Seil. Was totaler Quatsch ist, aber in dem Moment fällt mir nichts besseres ein. Dann springt schon die Fahrerin des anderen Mopeds drauf und hält das Mädchen in den Armen. Ein Balanceakt. Aber es scheint kein Problem für sie darzustellen. Die Vietnamesen transportieren alles auf dem Moped. Und wenn ich von Mädchen spreche, meine ich eigentlich eine etwa 21 jährige sehr zierliche Frau. Als wir sie hochheben merke ich wie schwer ein schlaffer Mensch ist.
    Aber der Balanceakt scheint kein Problem zu sein. Und sie fahren weg.
    Das Hospital ist nicht weit entfernt. Es liegt etwa 10 Minuten die Straße hinauf.
    Ralf und ich stehen noch unter Adrenalin in der Sonne. Die alte Dame lacht laut und zeigt mit dem Finger auf mich. Steht sie unter Schock? Oder wird ihr gerade klar, dass ich vorhin Pantomime gespielt habe?
    Heute sind wir 6 Jahre zusammen. Heute ist unser Jahrestag. Und es ist ein sehr holpriger Start in den Tag. Wir gehen nach oben und essen Melone und Passionsfrucht in der Sonne. Richtig gut fühlen wir uns nicht. Nach etwa einer Stunde erfahren wir, dass das Mädchen jetzt zu Hause bei ihren Eltern ist. Wir wissen nicht was sie hat und werden es auch nicht mehr erfahren. Es gibt niemanden hier der noch gutes Englisch spricht.
    Denn in 2 Tagen ist TET. Das offizielle Neujahr für die Vietnamesen und das ganze Land ist im Urlaub. Das ist anders als bei uns wirklich ein Ausnahmezustand. Etwa 95 Prozent aller Läden werden geschlossen. Die Versorgung geht gegen Null. Es werden Hamsterkäufe getätigt und alles Geld von den Banken geholt. 80 Millionen Vietnamesen feiern tagelang. Anstatt Tannen, wie zu Weihnachten bei uns, werden hier gelbe riesige Blumenkübel verkauft und mit roten Schleifen versehen. Und es wird geputzt. Denn es bringt Unglück dreckig ins neue Jahr zu starten. Mit putzen meine ich: Rasen wird verlegt, Fassaden gestrichen, Fensterrahmen abgezogen und angemalt, Pflanzen gepflanzt, Wege gepflastert. Es ist wirklich total verrückt.
    Wir verbringen den letzten Tag im coworking space und genießen das gute Wetter und Gespräche mit Axel und Bea. Die wir vor 2 Wochen kennengelernt haben. Der Tag endet mit einem letzten Essen bei unserem Vegetarier und tollen Gesprächen mit unseren neuen Freunden in Hoi An. Morgen geht es weiter nach Thailand. Und wir wissen jetzt, dass wir aufjedenfall zurückkehren werden nach Vietnam. Irgendwann.
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  • Day 124

    Hoi An - Einige Funfacts

    February 3, 2019 in Vietnam ⋅ 🌙 24 °C

    Wir waren 2 Monate in Vietnam. Naja zu 95 Prozent in Hoi An. In dieser Zeit habe ich einige lustige Fakten gesammelt:

    1. Der Verkehr: Hupen ist keine Warnung, dass man aus dem Weg gehen soll. Es bedeutet eher: ich komme und du bleibst bitte in deiner jetzigen Position. Auch hier sieht man keine aggressiven Autofahrer. Wir glauben, dass es Sowas wie Fahrschule hier nicht wirklich gibt...

    2. Die Körpergeräusche: Menschen machen körperliche Geräusche. Und es gibt keinen Grund sich dafür zu schämen. Besonders nicht die Vietnamesen. Kleine zierliche Frauen laufen an einem vorbei und ziehen die Nase hoch was das Zeug hält. Da wird geschnieft, gegurt, gegurgelt und viele Körpergeräusche gemacht, die wir schon längst verlernt haben. Niesen, Husten, Rülpsen sind da nichts dagegen. Vorgehaltene Hand ist hier unbekannt. Daran muss man sich erstmal gewöhnen..Besonders wenn man gerade ein Passionsfrucht löffelt. Eigentlich komisch, dass wir so umprogrammiert sind und das als eklig empfinden.

    3. Das Besteck: wie bereits erwähnt, essen die Vietnamesen mit Stäbchen. Für die Touris gibt es aber überall auch Löffel und Gabel. Das Messer ist eher ein ungewöhnliches Ess-Werkzeug hier. Wenn man dann im einheimischen Restaurant essen geht, sind die Vietnamesen immer noch unbeholfen mit der Gabel und dem Löffel. Der Teller wird hingestellt und der Löffel und die Gabel unbeholfen auf den Teller angelehnt. Es ist wirklich süß zu beobachten. Auch das Falten der Serviette vor unseren Augen kann dann mehrere Minuten dauern. Manche Restaurants stellen teilweise nur noch den Besteck Kasten hin.

    4. Die Geschichte: viel kann ich nicht dazu sagen, aber der Vietnamkrieg wird hier "der Amerikakrieg" genannt. Die Vietnamesen sind teilweise noch nicht sehr gut auf Amerika, besonders aber auf die Franzosen zu sprechen. Das merkt man doch eher bei der älteren Generation und dafür muss man schon tief graben. Die Franzosen haben viele geschichtliche Schätze den Vietnamesen entwendet. So findet man Götterbüsten der Vietnamesen im Louvre. Bei diesem Thema herrscht viel Frustration.
    Hitler ist den Vietnamesen eher unbekannt. Die deutsche Geschichte kennen sie nicht. Zumindest nicht viele. Deutsche sind sehr beliebt bei den Vietnamesen.

    5. Die vegetarische Zeit: aufgrund des Neumonds und anderen Parametern gibt es Anfang des Monats immer einen vegetarischen Tag. Hier darf kein Fleisch gegessen oder gekocht werden.

    6. Die Karaoke: wurde in Vietnam erfunden. Und wird hier gelebt und geliebt. Man könnte meinen, dass sie Vietnamesen in einer Karaokebar aufwachsen. Es ist aber weniger ein Spiel. Es dient eher zur allgemeinen Beschäftigung. So sitzen Männer alleine vorm Fernseher mitten am Tag und brüllen Songs in das Mikrofon rein. Wir haben auch Hochzeitsgesellschaften an Tischen gesehen, die einfach sitzend ohne Monitor in ein mikro singen. Fast abwesend.
    Und das Witzigste: es gibt kaum Karaokebars. Weil Karaoke hier eben anders gelebt wird. So bedeutet es wenn man nach einer Karaokebar fragt, dass man nach einer Prostituierten sucht.

    7. Der Gesang: wie eben angedeutet wird hier überall gesungen. Dass heißt auch wenn dir Frühstück gebracht wird, schreit der Service plötzlich Celine Dion. Keiner schämt sich hier für seine Stimme. Egal welches Geschlecht oder Alter. Ich habe auch mal gesungen beim Frühstück und wurde nicht beachtet. Es ist einfach normal. Und die Vietnamesen lieben "Modern Talking".

    8. Die Touris: sind in Hoi An wirklich witzig zu beobachten. Hier kauft man sich als Touris ein Obstoutfit. Also sieht man überall nur wandelnde Obstkörbe. Es gibt Bananen- und Melonen-Shirts.

    9. Das elektronische Fahrrad: gibt es hier seid vielen vielen Jahren. Wie Mopeds bei den älteren Vietnamesen sind die elektronischen Fahrräder unter den jüngeren Vietnames verbreitet.

    Wir können noch ein kleines Update zur Servicekraft sagen. Es geht ihr wohl besser und sie feiert bei ihrer Familie Neujahr. In der Unterkunft war niemand traurig oder bedrückt. Es scheint also wirklich alles in Ordnung zu sein.
    Wir sind nun seit 24h in Bangkok. Und was wir sagen können: Die Stadt ist riesig...
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  • Day 127

    Thailand - Es hat uns wieder.

    February 6, 2019 in Thailand ⋅ ⛅ 32 °C

    In Bangkok angekommen entscheiden wir direkt nach der ersten Nacht, dass wir die Unterkunft nochmal wechseln. Wir haben glücklicherweise die Unterkunft nur eine Nacht gebucht. So machen wir es eigentlich immer um zu schauen, ob uns der Ort und alles darum gefällt. Und unser Gefühl sagt uns: das ist nicht unsere Unterkunft.
    Also geht's ins Kama B&B. Es befindet sich in einer sehr untouristischen Gegend. Und es liegt 15 Minuten vom Fluss entfernt. Der Fluss wird in den nächsten 5 Tagen unser Dreh- und Angelpunkt um Bangkok zu erkunden.

    Wir sitzen im Wasser-Bus Richtung Station 13. Es ist total aufgeregend das Boot zu besteigen. Und das Boot füllt sich mit Thais und irgendwann auch Touristen. Wir steuern Paläste und Tempel an. Spucken Menschen aus und sammeln Menschen ein.
    Und ich werde immer aufgeregter. Es ist super heiß in Bangkok. 34 Grad und der Wind auf dem Boot tut richtig gut.
    Und dann nähern wir uns dem Pier 13. Und mein Bruder lächelt mir von weiten zu. Mein Herz hüpft. Er ist da. Endlich!
    Ich springe vom Boot, laufe auf den Pier und umarme Patrick. So ein schönes Gefühl. So verrückt, dass er hier ist. Bei mir im Bangkok. Und am liebsten würde ich ihm gleich alles zeigen. Seine Weltreise startet nun auch. Und ich freue mich so für ihn.
    Wir gehen erstmal was essen und natürlich essen wir unser Lieblings Gericht: Pad Thai. Natürlich schmeckt es furchtbar. Denn in der Touristengegend machen sie Ketchup statt Tamarin rein. Ein Skandal.
    In den nächsten 2 Tagen kämpfen wir uns durch das heiße Bangkok.
    Bangkok ist riesig. Unglaublich riesig. Man kann das kaum beschreiben, ich hätte das niemals so eingeschätzt. Somit erkunden wir nicht mal 1% von Bangkok. Aber wir lernen die Touristischen Gegenden, Shoppingsmals, Chinatown und einfachen Wohnsiedlungen kennen.
    Bangkok pulsiert und ist ein riesiger Ameisenhaufen aus Gegensätzen.
    Auf der einen Seite wandern wir durch Shoppingmals, die oberirdischen miteinander verbunden sind und eine eigene glamouröse Stadt bilden. Auf der anderen Seite sitzen wir neben den einheimischen Woks auf der Straße und beobachten die chaotischen Zustände in den Imbisse. An die Gerüche muss ich mich in den ersten Tagen erstmal gewöhnen. Hier kommt alles zusammen Smok, Tiergerüche, Fischduft, rohes Fleisch, Gewürze und und und...
    Bangkok ist ein Extrem. Und auch, wenn ich froh bin diese Stadt nach 5 Tagen zu verlassen, würde ich wiederkommen. Irgendwas an dieser Stadt ist besonders. Vielleicht ist es auch die Ankunft meines Bruders...
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  • Day 131

    Koh Phangan - Die Reise geht weiter.

    February 10, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 31 °C

    Samstag trennen sich unsere Wege erstmal wieder. Wir machen uns auf den Weg zum Pier, wo Patrick wohnt. Sein Hotel ist so nett und stellt unsere großen Rucksäcke unter bis unser Bus am Nachmittag fährt.
    Wir sitzen im Wasserbus. Die Ticketdame ist hilfsbereit. Das haben wir in den letzten Tagen auch schon anders erlebt. Ich versinke in Gedanken.

    In Bangkok müssen Massen von Touristen koordiniert werden. Und das spürt man an den Thailändern. Sie sind Stadtmenschen. Und man könnte sie teilweise als sehr ruppig bezeichnen in den Tourigebieten. In unserer Wohn-Gegend war man eher zurückhaltend, neugierig und freudig, wenn wir uns für Essen oder die Menschen interessiert haben. Was ich von Thailand noch nicht so kannte, dass mir immer wieder hinterher geschaut wurde. Blond war in dem Stadtteil eher selten vertreten.

    Während wir am Pier 9 Menschen aufnehmen betrachte ich das Wasser. Der Fluss 'Chao Phraya' zieht sich durch ganz Bangkok. Er ist die Ader von allem. Transportkanal von Waren und Mensch. Er gibt Nahrung für die Menschen. Und er ist unglaublich dreckig.
    Es schwimmt massenhaft Plastik in dem Fluss. Und wir beobachten, wie riesige Fische auftauchen und nach allem schnappen, was sie bekommen. Anfangs gehe ich irgendwie davon aus, dass der Fluss keine Fische hat. Weil er so braun, wie Pilzsoße, und dreckig ist. Es ist erschreckend zu sehen, was alles in dem Fluss schwimmt. Plastikflaschen. Joghurtbecher. Verpackungsmaterial. Styropor... Und all das mündet im Ozean. Es wird aus dem Land ins offene Meer getragen. Wir haben es gesehen. In Vietnam am Stand. Am schlimmsten war das Styropor. Die kleinen Kügelchen haben sich komplett mit dem Sand vermischt. Man müßte den gesamten Strand sieben.

    Wir haben gesehen, dass der Fisch aus dem Fluss in Bangkok gegessen wird. Und uns entschieden in Bangkok keinen Fisch zu essen. Am Ende ist das total egal. Das Plastik landet im Meer, wird von den Fischen gegessen und diese landen später im Tiefkühlregal.
    Ich werde aus den Gedanken gerissen, als das Boot auf eine Welle trifft und mich im Gesicht komplett nass spritzt. Ihhhhh, wie eklig. Uns stimmt das traurig. Man sollte sich vor einem Fluss nicht ekeln.

    Als wir am Pier 13 ankommen sitzt Patrick in der klimatisierten Lobby. Bangkok ist heute 34 Grad heiß. Wir verbringen den Tag im Restaurant. 15 Uhr trennen sich unsere Wege. Wir fahren mit dem Bus nach Koh Phangan. Patrick geht tauchen auf Koh Thao. Die Inseln liegen nebeneinander, aber unsere Busroute ist eine andere.
    Vor unserer Abreise gehen wir das erste Mal nach vielen Jahren, und es wird auch das letzte Mal sein, zu MC Donald Pommes essen. Wir wollen wegen unseren Darm auf Nummer sicher gehen.
    19 Uhr starten wir 10h Richtung Sura Thani. Hier angekommen geht's in einen kleinen Van Richtung Hafen und von dort mit der Fähre nach Koh Phangan. Am Ende ist alles perfekt eingetaktet und wir erreichen Koh Phangan um 11 Uhr mittags am nächsten Tag. Wir haben den VIP Schlafbus getestet und auch wenn man natürlich nicht durchschlafen kann, finde ich ihn um längen bequemer als einen normalen Bus. Auch skypen mir Jäcki für 1,5h ist kein Problem.
    Als wir im Hotel ankommen, begrüßen uns direkt zwei Freunde von uns. Malina und Ben haben wir schon kurz in Hoi An getroffen. Und hier kreuzen sich unsere Wege wieder. Diesmal werden wir eine Woche gemeinsam im selben Hotel sein und zusammen arbeiten. Die beiden arbeiten auch von unterwegs. Sie leben seit letzten Sommer auf Zypern. Das hat Steuervorteile und vieles mehr. Ansich verbringen sie aber nur 100 Tage auf Zypern, weil diese für Staatsangehörige Pflicht sind und reisen den Rest durch die Welt. Ab April sind sie für 2 Monate in Deutschland. Und danach geht es weiter nach Zypern.
    Ben führt uns durch die Anlage und wir können es nicht fassen. Das Hotel liegt direkt am Strand. Und obwohl es gerade Hauptsaison in Thailand ist, ist der Strand menschenleer. "Willkommen im Paradies", sagt Ben und lächelt uns mit seinem Zahnpasta-Lächeln entgegen.
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  • Day 152

    Koh Phangan - Phuket - Lanta - Phuket

    March 3, 2019 in Thailand ⋅ ☁️ 30 °C

    Wir schwimmen im Wasser. Palmen hängen quer über den Strand und dienen als natürliche Schattenspender. Als Ralf sich umdreht und zum Strand schaut. Springt er ins Wasser und schwimmt auf Ralf zu. Liebe auf den ersten Blick. Der schwarze große Hund sitzt auf Ralfs Oberschenkel und genießt die Krauleinheiten. Er kennt uns nicht. Aber ist direkt zu uns gesteuert und hat Ralfs Nähe gesucht. Immer wieder schwimmt er zum Strand, sucht dort Fische und schwimmt dann zu Ralf um auf seinem Schoß eine Pause zu machen. Es ist so süß.
    Wir verbringen eine Woche mit Malina und Ben. Danach fahren wir in den Norden um dort mit Patrick unsere restliche Zeit am 'Bottle Beach' zu verbringen. Und auch dieser Strand ist ein Paradies. Wir reisen mit Boot an. Hier gibt es kein 7Eleven-Supermarkt oder ATM (Geldautomat). Wir sind abgeschnitten vom Rest der Insel. Und das ist großartig. Zu meiner Überraschung entscheidet sich meine Freundin Christina, spontan aus Deutschland nach Thailand für einen Monat zu kommen. Also sitzt sie bereits am Strand als wir eintreffen. Wir haben uns über ein dreiviertel Jahr nicht gesehen, weil sie zuvor durch Lateinamerika gereist ist. Jetzt sind wir hier um zusammen zu arbeiten.
    Die Tage am 'Bottle Beach' vergehen wie im Flug. Arbeiten. Schwimmen. Frisbee. Schwimmen. Arbeiten. Schlafen. Und so weiter. Wir lieben es.

    Danach geht es für Ralf, Patrick und mich weiter nach Phuket, wo wir meine Mama und meinen Cousin treffen. Unsere Familienreise beginnt in Phuket, dann geht es weiter nach Koh Lanta und endet wieder auf Phuket. Koh Lanta erkenne ich fast nicht wieder. Es ist schön, aber irgendwie anders. Unsere Unterkünfte auf Phuket sind toll. Weit weg vom Trubel. Trotzdem hat Phuket mit dem Rest von Thailand nicht viel gemeinsam. Wenn man Ruhe, Entspannung und das traditionelle Thailand sucht, ist man in Phuket aufjedenfall falsch. Auch werden hier einige Klischees bestätigt. Als älterer Mann kommt man hier auf seine Kosten, wenn man nach Spaß sucht. Nach insgesamt 3 Monaten in Thailand, darf ich aber behaupten, dass dieses Klischee bisher nur in Phuket bestätigt wurde.
    Nachdem unsere Mama und unser Cousin nach 3,5 Wochen wieder abreisen, entscheiden wir einen Visarun zu machen. Wir wollen einen weiteren Monat in Thailand bleiben...
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  • Day 194

    Koh Phayam - 4 Minuten in Burma

    April 14, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 31 °C

    6 Tage zuvor:
    Die Welle kommt. In dem Moment bevor sie ihn berührt, beginnt Patrick mit seinen Armen zu rudern. Ich spüre fast seine Aufregung.
    Die könnte es sein! Emma, die Surflehrerin, schwimmt neben ihm und gerade als die Wellenspitze fast mittig ist, steht er auf. Er steht und reitet die Welle auf seinem Surfbrett. Ich spüre ein kribbeln und reiße die Arme hoch. Er tut es im selben Moment. Wuuuuhuu!
    Ich sitze etwa 150 Meter entfernt an der Surfbar und beobachte, wie Ralf und Patrick sich einer Welle nach der anderen stellen. Obwohl sie eher die meiste Zeit auf dem Brett liegen und mit Emma auf die nächste Welle warten. Sie gibt Instruktionen. Und klatsch... Ralf wird von der nächsten Welle verschluckt und verschwindet im weißen Schaum.
    Wir sind seit 14 Tagen auf Koh Phayam. Einer kleinen, sehr ruhigen, natürlichen Insel im Westen nahe an Myanmar gelegen. Hier gibt es keine Autos und die Straßen sind eher Betonwege auf denen nur Mopeds und Fahrräder verkehren. Die Insel hat ihre Natürlichkeit behalten und wirkt sehr authentisch und wir kommen dem thailändischen Leben sehr nahe. Wir schlafen zu dritt in einer kleinen, wunderschönen, süßen Holzhütte direkt am Strand. Es gibt nur einen Ventilator, keine Klospülung und kaltes Wasser. Und genau das ist perfekt. Einfachheit in einer sehr befreienden Form.

    16 Tage zuvor:
    Unsere Reise startet von Phuket aus. Einen Tag zuvor entscheiden wir uns für einen Visarun über Myanmar. Das ist eigentlich illegal und doch erfasst uns drei die Abenteuerlust das auszuprobieren. Also fahren wir mit dem Bus 5 Stunden nach Ranong - einer kleinen Stadt am Wasser ganz nah an Myanmar gelegen. Um 14 Uhr kommen wir in unserer Unterkunft an. Wir sind alles etwas geschlaucht. Die lange Busfahrt und abenteuerliche TukTuk-Fahrt vom Bahnhof zur Unterkunft steckt noch in uns. Zu dritt auf einem TukTuk für zwei und im Gegenverkehr war eigentlich schon abenteuerlich genug.
    Doch unser Host empfiehlt uns direkt den Visarun zu machen.
    Also bringt sie uns mit unseren Pässen zum einheimischen Pier. Unsere Sachen bleiben bei ihr.
    Als wir auf den Parkplatz fahren, rennen uns direkt Thailänder entgegen und umzingeln uns beim aussteigen. "Visarun.... Visarun... Mister... Here... Here..."
    Tief durchatmen... So muss das sein. Ich verdränge meine Gedanken während Ralf mit dem Bootsbesitzer verhandelt. "200 Baht for person. Ok." Wir kennen die richtigen Preise und sie wirken nicht so erfreut, als sie uns eigentlich 400 abknüpfen wollen. Dann geht alles ganz schnell.
    Erst zur kleinen Baracke jeweils 2 Kopien unserer Pässe machen und 30 Baht da lassen.
    Dann zur Passkontrolle. Hier werden wir von einer unfreundlichen (ich glaube sie muss so sein) Dame ausgestempelt und sind Länderlos.
    Danach gibt uns ein anderer Thai gegen eine Gebühr 3x 10 Dollarscheine. Sie sind in einer Folie, druckfrisch und gebügelt. Das ist sehr wichtig! Die Burmesen (Landsleute von Myanmar) legen viel Wert auf einen makellosen 10 Dollarschein.
    Wir sind alle drei hochkonzentriert und springen auf das Boot.
    Auf dem Wasser umklammern wir das Geld, unsere Kopien und Pässe und achten darauf, dass nichts nass wird. 30 Minuten soll die Fahrt übers offene Meer nach Myanmar (Burma) dauern.
    Die Burmesen müssen uns einstempeln und direkt wieder ausstempeln. Wenn das nicht passiert, können wir nicht zurück nach Thailand. Und unsere Klamotten bleiben ohne uns in Thailand.
    Wir stoppen. Erster Kontrollpunkt. Eine Kopie wird gebraucht und ich fühle mich wie Schmuggelware.
    Weiter geht's. Am zweiten Kontrollpunkt müssen wir nicht halten. Die drei bewaffneten Soldaten sitzten auf einer Insel und winken ab. Was bekommen sie wohl? Essen? Geld?
    Ich denke nicht lange darüber nach. Immerhin müssen wir nicht mit Soldaten sprechen.
    Nach 40 Minuten erreichen wir Myanmar. Dort wartet man schon auf die nächsten Visarunner.
    "Mist.", denke ich. Ich hab die Schokolade vergessen. Ich wollte Süßigkeiten für die Kinder mitbringen. Ich habe gelesen, dass viele Kinder am Pier arbeiten um den Visarunnern aus den Booten zu helfen. Doch uns hilft ein kleiner Burmese raus, während er den Kindern etwas zuzischt. Er bringt uns zum Visabüro und wird für 10 Meter Fußweg nachher nochTipp verlangen.
    Vor dem Einreiseschalter geht unser Puls nochmal kurz in die Höhe. Was wenn jetzt was schief geht?
    Aber es wird keine Zeit verstrichen. Wir reisen in Myanmar ein. Geben jeder 10 Dollar und reisen im selben Moment wieder aus. Das ganze dauert 2 Minuten. Und wird an einem Schalter mit drei Männern geregelt, die sich wie am Fließband die Pässe weiterreichen.
    Insgesamt sind wir 4 Minuten in Myanmar und sitzen sofort wieder im Longtail-Boat nach Thailand.
    In Thailand angekommen stehen wir wieder vor der gleichen Dame. Sie zeigt mit dem Finger nach oben. Und zack. Durch ein Foto von mir weiß Thailand nun das ich im Land einreise. Sie gibt mir mein Pass zurück und wir können weitere 4 Wochen bleiben. Ausatmen.
    Für uns hat das gut geklappt. Bei einer anderen Deutschen läuft es nicht so gut. Sie hat etwas nicht beachtet. Man darf in Thailand nur 2x im Jahr über den Land- oder Wasserweg einreisen. Sie steht das dritte Mal vor der Passkontrolle und bekommt keinen Stempel. Sie ist nun wirklich illegal im Land.
    Wir fahren mit dem öffentlichen Bus zur Unterkunft und lassen den Tag mit einem Film ausklingen.
    Am nächsten Morgen geht es mit dem Speedboat direkt nach Koh Phayam. Als wir die Insel betreten erkenne ich die schmalen Straßen. Es ist sehr ruhig und entspannt am Pier von Koh Phayam. Hier wird es uns gefallen...

    Jetzt:
    Wir lernen unseren Nachbarn beim Essen kennen. Er kommt aus Stuttgart. Irgendwie habe ich das Gefühl er stellt seine Stimme tiefer. Vielleicht liegt es daran, dass die Jungs mit am Tisch sitzen.
    Ich nenne ihn Banana-Bob. Den Namen verdient er sich durch sein Bananen-T-Shirt.
    Wir versuchen das Gespräch ins Laufen zu bringen. Er ist seit 2 Monaten unterwegs und hat noch viel vor. Ein Jahr hat er Zeit. Das Gespräch stresst mich direkt nach 2 Minuten. Wir reden über Vietnam: "Wie ist da so das Essen?" runzelt er die Stirn. Sehr gut, aber anders und du darfst mit Stäbchen essen. "Uh mit Stäbchen.", und wieder eine abwertende Bewegung. So geht das Gespräch weiter. Nur negative Äußerungen. "Das Fest war langweilig... Ist surfen hier überhaupt möglich... Das Essen wird nicht meins sein...puh vegetarisch... Die öffentlichen in Bangkok waren unzuverlässig... Die Züge sind nicht gut in Thailand...Landwege sollte man meiden... "
    So geht es eine Weile und ich frage mich, warum dieser Mensch überhaupt reist. Und vor allem: wie hat Banana-Bob, es überhaupt geschafft zwei Monate zu reisen. Er möchte noch nach Kambodscha, Vietnam, Laos, Myanmar, Singapur, Indonesien, Philippinen...
    Was bringt ihm diese Reise? Will er einfach nur sagen können, dass er die Welt bereist hat?
    Patrick und Ralf steigen als erstes aus dem Gespräch aus. Ich folge knapp dahinter. Am Ende sitzen wir schweigend da und schauen auf unser Pad Thai, während Bob sein Sandwich isst. Ich bin froh als er fertig ist und den Tisch verlässt.

    Seit 16 Tagen sind wir nun auf Phayam. Ich liebe alles hier. Die Tage gestalten sich recht ähnlich. Schwimmen, arbeiten, surfen, essen, schwimmen, surfen, schnorcheln...
    Die Insel umrundet man in 30 Minuten mit dem Moped. Obwohl man nicht direkt von umrunden sprechen kann, da die Wege kreuz und quer führen. Es gibt viel zu entdecken und doch ist die Insel sehr übersichtlich aufgebaut. Noch ist die Insel eher bekannt unter den thailändischen Touristen, weshalb man hier wenig Touristen im allgemein trifft. Derzeit wohnen wir am Long Beach und mussten unsere süße Hütte verlassen. Gestern war Thailändisches Neujahr und unsere Unterkunft war komplett ausgebucht.
    Jetzt wohnen wir bei einer großen, burmesischen Familie, die ihre Unterkunft direkt am Wasser hat.
    Die Jungs starten direkt morgens um 7.30 mit dem Surfen und ich arbeite mit Ausblick aufs Meer. Heute Abend versuche ich mich nochmal auf dem Stand-Up-Paddel. Der erste Versuch war super. In den Sonnenuntergang zu paddeln, mit dem Gefühl man würde auf dem Wasser stehen, ist unbeschreiblich...
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