Norway
Tinn

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Travelers at this place
    • Day 9

      Beißen, Saugen, Stechen

      July 24, 2022 in Norway ⋅ 🌧 14 °C

      In der Nacht auf Samstag hat der Regen eingesetzt. Es prasselte so laut und erbarmungslos auf unser Bullidach, dass man denken konnte, Willi schwimmt gleich weg oder der Regen kommt einfach durchs Blech durch, einfach wegen der krassen Kraft.
      Aber so war es nicht. Irgendwann wurde es weniger, aber seitdem ist Norwegen irgendwie nasser geworden. Es regnet nicht durchgehend, aber ist doch ziemlich grau geworden und mindestens kleine Schauer sind jetzt häufiger da.
      Wir haben einen ruhigen Tag erlebt. Den Platz haben wir noch eine zweite Nacht in Beschlag genommen, einerseits, weil Nils ein wenig angeschlagen ist, andererseits, weil das Abschalten uns nichts eindrucksvolles Tun einfach gut tun. Im letzten halben Jahr ist ganz schön viel passiert und manches davon hat noch gar nicht so viel Raum von uns bekommen.

      Wir haben eine kleine Erkundungswanderung durch die Gegend gemacht, eine wunderschöne Gegend mit Seen und Flüssen, Bergen und Wäldern.
      Mittlerweile sind wir einen Platz weitergefahren. Natürlich stehen wir immer noch am Wasser, das wären ja sonst nicht wir..
      Jetzt steht Willi an einem schnellen lauten Bach, der von Wasserfällen und Stromschnellen durchzogen ist und die ganze Zeit rauscht. Auch eine schöne Kulisse.

      Außerdem machen wir Bekanntschaft mit Norwegens diversen Arten von Tieren, die einem ans Blut wollen. Das sind hier nicht nur Mücken (in sämtlichen Größen und Tarnleveln), sondern auch Bremsen, Beißfliegen und winzig kleine Käferchen, die unschuldig auf deinem Arm landen und sich dann festbeißen.
      Auch die Größen der Tiere sind variabel. Mache sind dick wie ein Daumennagel, manche so klein, dass sie mühelos durch unsere Lüftungsgitter und Fliegengitter dringen.
      Es ist ein ewiger Kampf, präventiv und kurativ, oder man resigniert. Wir sind uns noch nicht ganz sicher, welchen Weg wir wählen..
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    • Day 5

      Regentag zum Fahren

      September 12, 2022 in Norway ⋅ 🌧 7 °C

      Aufgrund der Wettervorhersage stand heute nur der Standort Wechsel an.
      Gute 200km Strecke lagen vor uns.
      Fantastische Landschaften die immer zwischen Moos bewachsen zu Steinig karg wechselten.
      Selbst bei Dauerregen und starkem Wind war die Strecke deshalb schön zu fahren.
      Anderweitig sinnvolle Aktivitäten wären bei dem Wetter sowieso unmöglich.
      Schon zwischen Auto und Raststellen Toilette war zwingend die Regenjacke nötig.

      So schlängelten wir durch die Hochebenen und an Seen entlang und waren nach 6h Fahrt an unserem temporären Ziel angekommen - ca. 1km vor dem Gaustatoppen 😁
      Sehen tun wir nix, da wir komplett im Nebel stehen.
      Auch seekrank könnte man hier werden, wird das Fahrzeug bei ca. 45km/h Wind doch ordentlich zum schaukeln gebracht.
      Vor uns stehen schon ein paar Wanderschilder, bei welchen wir hoffen das wir diese morgen auch nutzen können.
      Das Wetter soll sich über Nacht bessern.
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    • Day 11

      Fantastische Aussichten

      August 17, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 14 °C

      Uff. Und wieder haben wir uns eine schwierige Tour rausgesucht. Nochmal 850 Höhenmeter steil bergauf. Heute zeigte sich unser Tagesziel der Gaustatoppen etwas schüchtern und versteckte sich hinter Wolken, als wir den Weg auf den 1883 Meter hohen Berg begannen. Auf dem Weg nach oben blitzte aber auch mal die Sonne durch und ganz oben an der Spitze hatten wir sogar richtig Glück und eine super Fernsicht! Wunderwunderschön und ein echtes Highlight!
      Aber: Martins Brille ist auf dem Weg nach oben aus seiner Jacke gerutscht und ist verschwunden. Eigentlich hatten wir eine Rundrour geplant, wollten noch den Bergrücken abwandern und einen weniger steilen Abstieg wählen... aber Martin hatte noch eine leise Hoffnung, die Brille im unendlichen Stein- und Wegemeer zu finden. So sind wir den gleichen Weg hinab, gefühlt jeden Stein prüfend, aber die Brille blieb verschwunden. Schade. Aber dennoch war die Tour unvergesslich und die Beine spüren, was wir getan haben. 😀
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    • Day 18

      Hikers High

      June 17, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 19 °C

      Gestern Abend schon machte sich eine kleine Verspannung bemerkbar. Damit habe ich zu Hause häufiger zu kämpfen. Von der rechten Schulter zieht es direkt in die rechte Schläfe. Es ist aushaltbar, aber kostet mich doch einiges an Schlafqualität. Dennoch hat es gut getan, mal eine Nacht unter einer Bettdecke zu verbringen und sich frei bewegen zu können.

      Am Morgen habe ich keine Eile. Apotheke und Intersport machen erst um 10:00 Uhr auf. Kurz nach acht gehe ich runter zum Frühstück. Es ist überschaubar, aber am Ende alles da, was man braucht. Schnell finde ich das Früchtemüsli und heißes Wasser. Ne, nicht wirklich! Heute gibt es all das, was ich sonst so nicht habe. Brot mit Käse, Brot mit Marmelade, zwei gekochte Eier, Erdbeerjoghurt und ein paar Tassen Kaffee, die deutlich näher am guten Kaffee sind als sonst mein Instantkaffee, über den ich mich trotzdem jeden Morgen im Zelt freue.

      Während ich frühstücke, schreibe ich dem Hotel auf Google eine fünf Sterne Rezension. Die vielen schlechten und mittelmäßigen Rezension ärgern mich. Was erwarten die Leute von einem Hotel der untersten Preisklasse? Ich schreibe, dass das hier nicht das Ritz Carlton ist, aber sicherlich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Dass die Inhaber super freundlich sind, und dass die Zimmer wirklich sauber sind. Die etwas eklige Spülbürste verschweige ich.

      Nach dem Frühstück gehe ich zurück aufs Zimmer. Mein Rucksackinhalt ist im gesamten Raum verteilt. Dazu mache ich etwas, was ich sonst nicht so gerne mag, nämlich Musik aus dem Handylautsprecher hören. Aber auf Kopfhörer habe ich keine Lust und das Zimmer verfügt leider nicht über eine Dolby Surround 5.1 Multimediastation. Deswegen gibt es von mir auch einen Stern Abzug. Und weil beim Frühstück der Kaviar aus war.

      Ich höre eine Playlist, die ich mir mal für längere Autofahrten zusammengestellt habe. Spotify bietet an, zufällig weitere Songs in die Liste zu mischen, die zu meinem Profil passen. So läuft plötzlich Dire Straits „Iron Hand“. Ich nehme mir vor, später oben im Fjell mehr Songs von den Dire Straits zu hören. Dann aber über Kopfhörer.

      Mit Dire Straits verbinde ich einfach viel. Zum ersten Mal habe ich in der Oberstufe ihre Lieder gehört. Micha, mit dem ich Mathe- und Sportleistungskurs hatte, hat mir damals die Welt rund um Mark Knopfler eröffnet. Aber nicht nur das. Als begnadeter Gitarrenspieler hat mir damals die ersten Akkorde und Lieder auf der Gitarre beigebracht. Wir hatten sogar mal einen gemeinsamen Auftritt im Rahmen einer Chorveranstaltung seiner Mutter Christel. Ich weiß noch, wie ultra angespannt ich damals war. Obwohl ich auch zu der Zeit mit starken Ängsten zu kämpfen hatte, mich vor Leuten zu präsentieren, hab ich mich aus irgendeinem Grund dann doch immer wieder solchen Aufgaben gestellt. Angespannt und mit zittrigen Händen habe ich Micha zweimal am Klavier und zweimal an der Gitarre begleitet. Ich weiß nicht mehr genau, ob 50 oder 100 Leute im Publikum saßen. Ab drei Leuten aufwärts machte das für mich sowieso keinen Unterschied. Es wurde applaudiert, Unterwäsche flog aber nicht auf die Bühne. Deswegen sind wir dann auch nicht mehr zusammen aufgetreten. Vielleicht wäre es nun an der Zeit für ein Comeback. Micha und Max reunited. Also musikalisch. Weil sonst sind wir ja noch united.

      Als ich fertig gepackt habe, mache ich mich gleich auf den Weg zum Supermarkt. Ich muss meine Vorräte für die kommenden fünf Tage auffüllen. Als ich den Supermarkt betrete, läuft „What It Is“ von Mark Knopfler, eines meiner Lieblingslieder. Ich hab fast etwas Pippi in den Augen. Wie geil ist das denn? Ich kaufe Müsliriegel, Nussmischung, Müsli, aber kein Früchtemüsli und mach mich dann auf den Weg zur Apotheke und Intersport. Hier besorge ich mir Ibuprofen, Trekkingnahrung, vorsichtshalber eine Gas-Kartusche, weil ich nicht weiß, ob in meiner noch ausreichend Gas für fünf Tage ist, und zwei kleine Karabiner, um mein Solarpanel einfacher befestigen zu können.

      Um 10:45 Uhr habe ich alles, was ich brauche und mache mich auf den Weg. Es gibt zwei Möglichkeiten, um in die Hochebene zu kommen. Ein wohl eher anspruchsvoller Pfad, der sehr direkt nach oben geht und ein eher einfacher Pfad, der in vielen Serpentinen unterhalb der Seilbahn nach oben führt. Tobi hat mir gestern noch die einfachere Variante empfohlen. In Summe läuft man einen Kilometer mehr, kommt dafür aber unkompliziert nach oben.

      Der Weg liegt die meiste Zeit im Schatten. Doch da, wo die Sonne hin scheint, ist es drückend heiß. Obwohl es noch früh ist, stehen bereits die ersten Wolken am Himmel. Ich hoffe, das ist nicht das gleiche Spielchen wie in den vergangenen Tagen. Auf halber Strecke nach oben mache ich eine Pause. Die Verspannung in der Schulter und die damit einhergehenden Kopfschmerzen in der rechten Schläfe sind nun deutlich stärker geworden. Kombiniert mit der Anstrengung in der Hitze ist das eine echt fiese Mischung. Ich trinke einen halben Liter Wasser und warte, bis der Puls wieder unten ist. Dann gehe ich weiter. Vom Warten werden die Kopfschmerzen auch nicht besser. Oft löst sich diese Verspannung, die ich immer in der rechten Schulter habe, wenn ich mich bewege. Heute ist der Trend eher umgekehrt. Dennoch habe ich insgesamt sehr gute Laune. Als ich oben bin, sehe ich an der Bergstation eine Art Panorama-Café. Hier darf ich meine Wasserreserven noch einmal füllen. Einen Liter trinke ich direkt.

      Von nun an geht es nicht mehr so steil weiter. Es sind noch ein paar Höhenmeter zu überwinden, aber eine halbe Stunde später bin ich in der Hardangervidda angekommen. Eine unbegreifliche Weite tut sich vor mir auf. Hier Entfernungen zu schätzen ist richtig schwierig. Die Pfade sind fest und steinig. Das hier ist genau mein Gelände. Ich gehe eine Weile und mache dann spontan eine Pause. Die Kopfschmerzen werden immer schlimmer. Ich werfe gleich zwei Ibuprofen ein und esse die restlichen Stücke von meiner Pizza. Eigentlich hatte ich mich darauf besonders gefreut, jetzt habe ich aber gar nicht so einen großen Hunger. Das letzte Stück schaffe ich nicht. Mir wird fast ein wenig übel.

      Ich lehne mich an ein Fels und versuche etwas, die Augen zuschließen. Tatsächlich döse ich nach einiger Zeit etwas weg. Die Schulter wird besser und die Kopfschmerzen lösen sich langsam auf. Das Wetter ist übrigens wunderschön. Der Himmel ist voller Schäfchenwolken und nicht eine davon macht den Eindruck, dass sie überentwickeln könnte. Heute ist das Wetter tatsächlich wie vorhergesagt. Die nächsten drei Tage soll es erst bedeckt und dann zwei Tage richtig regnerisch werden. Dann versuche ich, das schöne Wetter heute noch einmal besonders zu genießen.

      Die Kopfschmerzen sind weg. Jetzt ist Zeit für Dire Straits. Ich habe, mit heute morgen dazu gerechnet, seitdem ich unterwegs bin erst drei mal Musik gehört. Beim Wandern selbst habe ich noch gar nichts gehört. Normalerweise mag ich es auch lieber, die Natur um mich herum zu hören. Der „Musikentzug“ sorgt dafür, dass wenn man dann mal was hört, es etwas ganz besonderes ist. Und heute ist was besonderes. Ich starte in die Hardangervidda, was vor einigen Tagen noch gar nicht denkbar gewesen wäre.

      Was jetzt passiert, kenne ich so nur vom Marathon und dem Training dafür. Beflügelt durch die Musik wandere ich zügig durch diese atemberaubende Kulisse. Jeder Schritt sitzt, auch in steinigem Gelände und hohem Tempo. Ich muss mich teilweise zügeln, nicht ins Laufen zu geraten. Den Rucksack merke ich fast nicht. Alles ist perfekt. Kein störendender Gedanke in meinem Kopf, keine Wünsche, keine Sehnsucht. Ich fühle mich, als könnte ich in diesem Tempo ewig weitergehen. Es ist ein totaler Flow und nichts kann mich aufhalten. Die Beine bewegen sich von allein und alles was ich spüre ist pures Glück, tiefe Zufriedenheit und einen Hauch Melancholie. Denn dass gerade alles so ist wie es ist, das zu erkennen, macht emotional.

      Diesen Zustand kenne ich nur vom Laufen. Das Runners High! Lange hatte ich nur davon gehört, irgendwann mit fortschreitendem Training und länger werdenden Distanzen durfte ich es dann immer wieder erleben. Meist hält es nur ein paar Kilometer. Es ist wie ein Boost, den man zünden kann. Tatsächlich bei mir oft ausgelöst durch Musik. Auch beim Marathon habe ich Musik nur ganz bewusst eingesetzt, um etwas zu haben, wenn es zäh wird. Ab Kilometer 30 oder 35, wenn du denkst es geht nichts mehr, dann drücke ich auf Play und der Körper reagiert als sei er gedopt!

      Hier erlebe ich heute mein erstes Hikers High. Über eine Stunde „fliege“ ich durch diesen wunderschönen Nationalpark. Ich gehe immer weiter und ich will nicht, dass dieses Gefühl endet. Erst als es dann deutlich steiler wird, mache ich eine Pause und freue mich über die vergangenen 80 Minuten. Das war Wahnsinn!

      Nach einer Trinkpause am Bach geht es dann „normal“ weiter. Die Kopfhörer verstaue ich wieder im Rucksack. Es geht weiter bergauf über einen Bergsattel. Auf der anderen Seite macht sich ein ganz neuer Blick über eine riesige Seenlandschaft auf. Und wieder fällt es mir unglaublich schwer, diese Weite zu erfassen. Ich mache noch eine kurze Pause und genieße die Aussicht.

      Von nun an wird es wieder deutlich sumpfiger und nasser. Eine Stunde lang versuche ich, Pfützen auszuweichen und sumpfige Abschnitte zu umlaufen. Je näher ich an den großen See komme, desto mehr Mückenschwärme scheuche ich auf. Zum Glück versuchen nur wenige, auf mir zu landen. Nach heute gelaufenen 25 km komme ich an eine schmale Schotterstraße, wo in der Umgebung einige Hütten verteilt stehen. Verkehr gibt es hier keinen. Die Straße gibt es vermutlich zum einen wegen der Hütten hier, zum anderen wegen des großen Stausees. Von hier würde mein Weg weiter gerade aus über einen Pfad führen. Tobi hatte mich aber vorgewarnt, dass der Weg ab hier „ein einziger Scheiß“ sei. Nur Sumpf! Da ich mittlerweile echt kein Sumpffan bin, folge ich der Schotterstraße. Der Weg ist fast zwei Kilometer länger, am Ende aber wahrscheinlich angenehmer und schneller. Und die Landschaft drumherum ist hier ja ebenso schön.

      Jetzt gibt es noch zwei Herausforderungen. Ich muss Wasser finden und Handyempfang. Um 20.00 Uhr bin ich mit meinen Bochumer Jungs zum Zoom verabredet. Eine Tradition, die wir aus Corona behalten haben. Alle paar Samstage treffen wir uns digital auf ein Bierchen. Oft sind wir nur zu dritt oder zu viert. Aber immer wieder auch mal mehr. Vor allem für Klemens, der in Boston lebt und mich in Bayern ist das eine super Gelegenheit, aktiven Kontakt in die Heimat zu halten.

      Je weiter ich der Schotterstraße folge, je öfter fehlt das Handynetz komplett. Wasser finde ich nach 2 km aus einem kleinen Bach, der rechts vom Berg kommt. Als ich mal einen Balken LTE habe, rufe ich Klemens zum Test über WhatsApp an. Erst klappt es super, nach kurzer Zeit ist die Verbindung weg. Ich gehe noch weiter. Ein oder zwei Kilometer sind noch drin. Mehr schaffe ich heute aber nicht. Nachdem das Netz die meiste Zeit zwischen „E“ und nicht vorhanden wechselt, habe ich an einer Stelle nochmal einen Balken LTE. Ich halte das Handy in die Luft und es werden zwei Balken draus. Klingt doof, aber ich habe schon oft festgestellt, dass ich liegend im Zelt wenig Empfang habe, dieser aber besser wird, wenn ich das Handy nach oben halte.

      Ich gehe seitlich der Straße den Hang hoch. Drei Balken LTE aber nicht eine Möglichkeit, mein Zelt aufzustellen. Erst als ich noch mal 50 Meter den Hang hochgehe, finde ich einen Platz, der nicht ideal ist aber für heute reichen soll. Es ist genau 20.00 Uhr, ich wähle mich ein. Es funktioniert! Trotzdem baue ich erstmal mein Zelt auf. Ich will Feierabend haben. Und dann quatschen wir wie immer. Schmiddi in Essen, Klemens in Boston und ich in der Hardangervidda. Später kommen noch Sören und Willi dazu, dass auch Bochum vertreten ist. So sehr ich das Alleinsein hier genieße, so schön ist es zwischendurch dann mal, Kontakt in die Heimat zu haben. Zu Freundschaften, die seit Jahrzehnten bestand haben und hoffentlich noch Jahrzehnte Bestand haben werden. Aber darüber mache ich mir gar keine Sorgen!

      Diesmal bleibe ich aber nicht bis zum Ende im Zoomcall. Ich muss dringend noch eine Waschstelle finden. Die Haut klebt und ich will mich noch einmal richtig waschen. 50 m vom Zelt finde ich eine Schmelzwasserpfütze. Dann ist es Zeit fürs Bett, das heute wieder etwas schräg ist. Aber heute ging Internet vor! Danke Jungs! :-)
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    • Day 17

      Pizza und Hotel „mit Charme“

      June 16, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 16 °C

      Ich glaube, so tief wie in der vergangenen Nacht habe ich auf dieser Reise noch nicht geschlafen. Mitten in der Nacht, um 3:00 Uhr, werde ich wach. So halb wenigstens. Ich weiß, dass ich auf Tour bin und im Zelt schlafe. Aber in diesem dösigen Zustand brauche ich lange, um herauszufinden, wo mein Zelt gerade steht. Herrlich! Ich war sowas von weit weg.

      Ich muss pinkeln. Als ich die Zelttür aufmache, ist der Horizont schon in orangenes Licht getaucht. Um drei Uhr nachts! Eine unglaubliche Stimmung! Ich klettere zurück ins Zelt und mache es mir wieder gemütlich. Weil es zunehmend heller wird, ziehe ich mir die Mütze wieder bis tief über die Nase. Und tatsächlich gelingt es mir noch einmal einzuschlafen.

      Gegen 7:00 Uhr werde ich wach. Es wird zunehmend warm im Zelt, da die Sonne schon mit voller Kraft scheint. Draußen weht kein Lüftchen. Ich setze mich draußen auf einen Stein, noch in T-Shirt und Boxershorts, und genieße hier die erste Tasse Kaffee. In der Stille hört man nur das Rauschen eines Baches nicht weit von mir entfernt. Ich mache mir noch einen Kaffee und sitze fast eine Stunde hier.

      Heute vor einem Jahr hatte Nicole ihren schweren Unfall in Annecy. Ich erinnere mich noch, wie sie mir schrieb, dass sie mit der Gruppe noch einmal für einen Abendflug hoch zum Stadtplatz fährt. Ich habe den Tag damit verbracht, dass ich ein Video für einen Kunden geschnitten habe. Am Abend bin ich noch einmal die Bärnseerunde spaziert und habe dabei ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang gemacht, die ich Nicole geschickt habe. Weil keine Antwort kam, ging ich davon aus, dass sie mit den anderen Fliegern am Landeplatz in Doussard ein Bierchen trinkt und die leckeren Pommes isst.

      Als später am Abend mein Handy klingelte und ich sah, dass Christa (die Fluglehrerin) anruft, hatte ich schlagartig ein scheiß Gefühl und richtige Angst, ans Telefon zu gehen. Christa erklärte mir, dass Nicole mit einem anderen Piloten zusammengestoßen und am Rettungsschirm runtergekommen ist. Sie kann mir nicht genau sagen, was los ist. Aber nichts von dem, was sie sagte, klang irgendwie nach Entwarnung. Nicole sei mit dem Hubschrauber nach Annecy geflogen worden. Nach dem Telefonat rannte ich im Wohnzimmer hin und her und war kurz davor zu hyperventilieren. Aber irgendwie konnte ich mich zusammenreißen und habe im Klinikum in Annecy angerufen. Nach etlichen Weiterleitungen hatte ich plötzlich Nicole am Telefon. Sie klagte ständig über starke Rückenschmerzen, was mir große Sorgen machte. Aber sie war da und ansprechbar. Und scheinbar dicht bis in die Haarspitzen. Teilweise erzählte sie ein ganz schönes Durcheinander.

      Dieser Tag hat unser Leben verändert. Die Wochen und Monate darauf waren nicht leicht, besonders für Nicole. Aber irgendwie sind wir glaub ich beide dran gewachsen.

      Ich will mich aber nicht zu sehr in den Erinnerungen an den Unfall verlieren und fange an, meinen Rucksack zu packen. Heute habe ich nur 15 km bis Rjukan. Ein Spaziergang! Motiviert mit Vorfreude auf heiße Dusche und heiße Pizza mache ich mich auf den Weg. Es dauert nicht lange, und es geht wieder durch sumpfiges Gelände und Schmelzwasser geflutete Wege. Dennoch lass ich mir die Stimmung nicht versauen. Nach einem der zahlreichen Schneefelder verliere ich meinen Pfad aus den Augen. Laut GPS sollte er auf der anderen Seite des Baches sein. Ich entscheide mich, nicht zurück zum Pfad, sondern querfeldein zu gehen. Allerdings führt mich diese Variante immer wieder durch dichtes Gestrüpp und beschert mir zusätzliche Höhenmeter. Es dauert eine Weile, aber dann bin ich wieder auf dem markierten Weg. Der Weg führt nun wieder bergauf über wunderschöne Felsrücken. Von hier aus sehe ich auch zum ersten Mal auf die Hardangervidda . Tatsächlich sieht es nach wenig Schnee aus. Nach anderthalb Stunden mache ich eine Pause und stelle fest, dass ich gerade einmal 4 km bewältigt habe. Von wegen Spaziergang. Das Querfeldeingehen hat nicht nur viel Kraft, sondern auch viel Zeit gekostet.

      Irgendwann verlasse ich die Felsrücken und allmählich geht es bergab. Ich war mir sicher, dass es von hier an dauerhaft bergab bis nach Rjukan geht. Stattdessen führt ein rund 5 km langer Weg stetig bergauf. Große Abschnitte davon gehen durch sumpfiges Gelände. Auch das Wettergeschehen scheint heute labiler als gestern. Schon jetzt bilden sich viele dunkle Wolken. Ich lege einen Zahn zu, schließlich ist es ja nicht mehr so weit. Und schon höre ich das erste leise Donnern aus der großen, dunklen Wolke vor mir.

      Obwohl ich zügig unterwegs bin, komme ich heute irgendwie nur langsam voran. Vielleicht habe ich die 15 km einfach unterschätzt. Ursprünglich dachte ich, dass ich die in 3 Stunden runter laufe. Aber alles dauert länger als gedacht. Irgendwann geht es dann wirklich nur noch bergab. Mittlerweile hat es angefangen leicht zu regnen. Nach 20 Minuten hört es aber wieder auf. Auch das Donnergrummeln wird seltener. In Summe laufe ich über 1100 Höhenmeter herunter. Je tiefer ich komme, desto lauter werden die Geräusche der Stadt. Überhaupt kann ich schon von oben sehen, dass Rjukan keine schöne Stadt ist.

      Unten angekommen ist es drückend warm. In dem Ort soll es einen Wohnmobilstellplatz geben, wo man auch zelten kann. Zu aller erst schaue ich, wo der nächste Supermarkt ist. Zu meinem Glück nur 100 m Luftlinie. Hierzu überquere ich ein paar Gleise und lauf eine Böschung herab. Hier versorge ich mich erst mal mit Cola, Weißbrot, einer Packung Salami und einem Viererpack Donuts. Ausgewogene Ernährung ist wichtig!

      Dann mache ich mich auf den Weg zum fast einen Kilometer entfernten Campingplatz. Leider stellt sich heraus, dass es sich um einen reinen Wohnmobilstellplatz handelt. Es gibt keine Rezeption und keine sanitären Anlagen. Man soll 200 Kronen in einem Briefumschlag in einen Briefkasten werfen. Niemand ist hier. Es gibt zwar auch Rasenfläche, diese ist aber ohne jeden Schatten inmitten dieser Industriekulisse. Das habe ich mir anders vorgestellt. Ich recherchiere, ob es Alternativen gibt. Einen richtigen Campingplatz gibt es nicht. Hostels oder Hotels haben stolze Preise. Beim günstigsten Hostel rufe ich an, die sind für heute aber schon ausgebucht. Ich gehe zurück zur Brücke über den Fluss, der mitten durch dieses Tal läuft. Ich rufe beim nächsten Hotel an. Hier bin ich bei Google schon nicht ganz schlau draus geworden, ob man hier Hotelzimmer oder Hütten mietet. Man hätte eine „Cabin“ frei, welche ungefähr 120 € kosten würde. Ich bin kurz davor zuzusagen, frage vorsichtshalber noch einmal nach, ob in dem Preis alles enthalten ist. Die Frage verneint sie und sagt, dass noch circa 40 € Reinigungsgebühren und 15 € irgendwelche anderen Kosten hinzu kommen würden. Das ist mir eindeutig zu viel.

      Wie in einem schlechten Film fängt es zu regnen an. Der Himmel ist inzwischen richtig dunkel und man hört zunehmend mehr Donner. Noch stehe ich halbwegs geschützt unter einem Baum. Als der Regen stärker wird, renne ich zur Hauptstraße und stelle mich hier in einem Hauseingang unter. Der Regen legt nach und nach deutlich zu. Ich würde ja schon auf dem Rasen beim Wohnmobilstellplatz übernachten. Dann würde ich einfach die ganze Zeit am Zelt bleiben, denn das möchte ich dort nicht unbewacht stehen lassen. Aber die Tatsache, dass es dort kein Klo gibt, ist ein echtes Argument.

      Jetzt wähle ich die Nummer von einem kleinen Hotel, das ich zuvor ignoriert hatte. Es ist bei Google mit 2,5 von fünf Sternen bewertet. Normalerweise fällt sowas bei mir komplett aus der Auswahl raus. Aber heute muss ich mir irgendwas organisieren. Der Mann am anderen Ende der Leitung hat einen asiatischen Akzent und ist super freundlich. Er hat noch ein Zimmer frei, was ich sofort zusage. Inzwischen gießt es wie aus Eimern und ich warte noch ab, bevor ich den 6 Minuten langen Weg zum Hotel antrete. Auf dem Weg liegt der Supermarkt, bei dem ich vorhin schon eingekauft habe. Für eine weitere Cola und ein paar Kleinigkeiten mache ich hier noch mal Halt. Es regnet sogar im Supermarkt. Das Dach scheint undicht und einige Mitarbeiter rennen hektisch durch die Gegend, um Behälter zu finden, die sie unter den doch ordentlichen Wasserfall stellen können.

      Dann geht es zum Hotel. Alles sieht sehr einfach aus. Aber für heute Nacht soll es reichen. Der Eingangsbereich, die Rezeption, die Treppenhäuser, die Gänge, einfach alles hier sieht absolut nicht einladend aus. Aber der Mann an der Rezeption ist immer noch nett. Klingt doof, aber das macht einiges wett. Nicht nur, weil es sich reimt. Auf dem Weg zu meinem Zimmer wachsen die Befürchtungen, was mich hinter meiner Zimmertür erwarten wird. „In die Jahre gekommene Holzklasse“ würde ich das ganze nennen. Klo,Dusche und Bett sehen aber sauber aus. Ich bin beruhigt. Einzig auf der Spüle der kleinen Eckküche liegt eine Spülbürste, mit der ich nichtmals einen alten Grillrost reinigen würde. Für nicht ganz 80 € ist das für norwegische Verhältnisse schon in Ordnung. Und Frühstück gibt es morgen auch.

      Anstatt mich also über eine weitere größere ungeplante Ausgaben zu ärgern, freue ich mich nun über die Dinge, die ich hier nutzen kann. Ich freue mich über eine heiße Dusche, die Möglichkeit später ein paar Kleidungsstücke hier zu waschen, WLAN, mehrere eigene Steckdosen, einen Vorhang, mit dem ich später das Zimmer verdunkeln kann und eine Bettdecke, unter der ich meine Beine und Füße unabhängig voneinander in alle Himmelsrichtungen strecken kann.

      Zum Abendessen gönne ich mir eine Pizza in Übergröße und schaffe es beinahe, sie aufzuessen. Aber ich bin vernünftig und lasse ein paar Stücke über, dass noch ein Eis vom Supermarkt reinpasst. Der hat heute bis 23.00 Uhr auf. Nur ein zweites Feierabendbier soll es nicht geben. Nach 20.00 Uhr darf in Norwegen kein Alkohol verkauft werden. Gar nicht mal so doof. Außer für mich jetzt. Dann geht es eben eine Bierlänge früher ins Bett.
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    • Day 2

      Gaustatoppen

      November 4, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 1 °C

      Heute morgen klingelte um 8 Uhr der Wecker. Dadurch, dass wir schon gestern alles vorbereitet hatten, mussten wir uns nur noch anziehen, frühstücken und weitere Snacks fertigstellen. Um 9:30 Uhr konnten wir dann Snacks und Skisachen ins Auto schmeißen und losfahren. Den ersten Stopp machten wir nach 1 1/2 Stunden in Heddal an der Heddal Stavkirke, der größten Stabkirche des Landes. Sie ist eine von 28 Stabkirchen in Norwegen und wurde Anfang des 13. Jahrhunderts komplett aus Holz gebaut. Weiter ging es dann eigentlich über Tuddal nach Gaustatoppen, die Wege wurden jedoch immer verschneiter, bis wir ein paar Kilometer vorm Ziel nicht weiterkamen. Leonie und ich nahmen es jedoch gelassen, allein die Routen durch Norwegen sind so unglaublich schön, dass jeder Ausblick glücklich macht. Außerdem entschieden wir uns einen 80 Minütigen Umweg um den Berg zu fahren, um wenigstens dahin zu kommen, wo wir wollten. Denn der Plan war es den Berg bis zum Parkplatz hochzufahren und dann dort in eine Seilbahn zu steigen, die durch den Berg, bis ganz zur Spitze fährt. Wir kamen auch nach viel Schnee und Serpentinen am Parkplatz an, allerdings zu spät für die Fahrt mit der Seilbahn, die fährt nämlich das letzte Mal um 15 Uhr. Aber auch hier konnten wir uns nicht ärgern, stattdessen schmissen wir uns mit unseren Skisachen in den Schnee und genossen die weißen Massen. Da es gegen 16:30 Uhr schon langsam dunkel wird, machten wir uns aber auch bald auf den 2 1/2 stündigen Rückweg. Diesmal fuhr Leonie und ich hatte genug Möglichkeiten die Seen, Fjorde, Berge, Bäume und Tiere zu beobachten. Komischerweise sind die Wetterverhältnisse alle Kilometer anders und dementsprechend hatten wir von absoluter Schneelandschaft bis brauner Herbstlandschaft alles dabei! Auf dem Weg tankten wir dann auch das erste Mal und gingen fürs Abendessen heute und morgen einkaufen. Zurück im Wohnheim kam Laurine vorbei und wir aßen zusammen Nudeln mit Tomaten-Feta-Sauce. Dabei besprachen wir auch die nächsten Tage und kamen zu dem Entschluss, dass man ja so viel noch sehen kann Richtung Nordwesten, weshalb wir nun von Montag bis Mittwoch einen kleinen Roadtrip geplant und auch schon süße Unterkünfte gebucht haben. Ich bin schon super gespannt und kann es kaum erwarten! Bald geht es dann auch wieder ins Bett, weil morgen wollen wir mal hier die Gegend erkunden, bzw Leonie sie mir zeigen.Read more

    • Day 16

      Gewitterslalom

      June 15, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 16 °C

      Heute Morgen bin ich nicht so richtig motiviert. Ich versuche, mich noch einmal umzudrehen, aber es nützt nichts. Zum Frühstück gibt es heute Porridge, praktisch in einem kleinen Aufgussbeutel, den ich im Supermarkt gefunden habe. Ich gieße heißes Wasser darauf, rühre um, und es entsteht eine ultraschleimige Pampe. Ich zwinge mir sechs oder sieben Löffel davon rein und gebe dann auf. Ekelhaft!

      Ich habe eh nicht so großen Hunger und trinke stattdessen einen zweiten Kaffee. Ich spüre, dass an meinem linken Fuß immer noch nicht alles so ist, wie es sein soll. Allerdings hat sich das Problem verkleinert, und nur der Ballen des mittleren Zehs schmerzt ein wenig. Im Schuh fühlt es sich so an, als hätte ich irgendein Gegenstand unterm Fuß, auf den ich mit jedem Schritt trete.

      Ich packe mein Zeug zusammen und mache mich um kurz nach neun auf den Weg. Es ist mittlerweile ein Stück Alltag. Ich gehe den Pfad weiter, und entschließe mich mich, eine Abbiegung früher auf die Straße zu nehmen. Das spart mir in Summe einen Kilometer. Und Straße ist heute eh nicht so viel, da es später hoch ins Gelände geht.

      Ein Grund, warum ich nicht ganz so motiviert bin ist, dass die vielen positiven Signale für eine mögliche Durchquerung der Hardangervidda gestern Abend noch Gegenargumente bekommen haben. Tobi schickt mir die Garmin-Map der beiden Mädels, die mit dem Hund unterwegs sind. Sie haben gestern die Hochebene angegangen und sind heute wieder umgedreht und nun auf dem Weg zurück nach Rjukan. Ich versuche später über ihren Blog herauszufinden, warum sie umgedreht sind. Tobi hat sich aber vorgenommen, es heute zu versuchen.

      Das Problem an der ganzen Sache ist, dass jede Alternative zu den vor mir liegenden 2-3 Wochen mit sehr viel Straße gehen verbunden wäre. Entweder also, es klappt der Weg durch die wunderschönen Nationalparks Norwegens oder aber ich gehe einige hundert Kilometer, wo es laut Kartenmaterial nicht viele Wanderwege gibt. Und selbst wenn die Hardangervidda passierbar wird, ist der Weg danach äußerst fraglich. Denn dann geht es auf weit höhere Berge, wo voraussichtlich noch deutlich mehr Schnee liegen wird.

      Ich gehe die breite, aber wenig befahrene Straße weiter. Vorbei an unzähligen Hüttendörfern, die allesamt ausgestorben wirken. Ich vermute, dass hier im Winter deutlich mehr los ist. Die vielen dunklen Hütten haben wunderschöne Grasdächer. So etwas sollte es auch bei uns geben. Im Sommer halten sie kühl, im Winter isolieren sie.

      Tobi schreibt mir. Er hat auf dem Weg nach oben die Mädels mit dem Hund getroffen, die umgedreht sind. Sie sind aber umgedreht, weil eine von beiden Kreislaufprobleme hat und nicht, weil das Gelände nicht passierbar gewesen wäre. Darüber hinaus bekomme ich noch eine Info zu einem Weg, der aktuell nicht möglich ist dafür aber direkt eine Alternative dazu.

      Mittlerweile geht es meinem Fuß auch deutlich besser. Am Anfang habe ich bei jedem Schritt drauf geachtet. Zuletzt war ich aber viel abgelenkt und stelle dann fest, dass es jetzt deutlich besser ist. Fast normal.

      Bevor es von der Straße ins Gelände geht, mache ich noch eine Pause. Immerhin 9 km bin ich nun am Stück gelaufen. Der Pfad, den ich hochgehen möchte, ist mit einem riesigen Schild versperrt. „ Achtung Baustelle. Durchgang verboten“, sagt meine Übersetzungsapp. Ich gehe ein paar Meter weiter, wo die Straße nach oben führt. Auch hier ist ein solches Schild. Ich entschließe mich, den Pfad zu gehen. Etwas Platz ist da, um an dem Schild vorbei zu kommen. Der Pfad verliert sich schnell und ich klettere eine Böschung hoch. Ich finde mich auf einer Art Hof wieder. Aber es sieht richtig ungepflegt aus. Hoffentlich gibt es hier keinen Hund, denke ich. Ich bin kein Soziologe, aber ich will nicht wissen, wie jemand seinen Hund im Griff hat, dessen Hof so aussieht und noch dazu an allen Zufahrten Warnschilder angebracht sind. Schnell suche ich wieder einen Einstieg zu dem Pfad. So ganz eindeutig ist es nicht. Hier und da klettere ich über einen Zaun. Nach ein paar Zäunen weiß ich gar nicht mehr, ob ich in oder außerhalb des Zaunes bin. Immerhin bewege ich mich von dem Hof weg und von einem Hund war auch keine Spur. Mit Komoot und GPS navigiere ich querfeldein und komme tatsächlich an dem lang gesuchten Pfad heraus.

      Es dauert nicht lange bis ich oben bin und nun ist meine Stimmung von heute Morgen verflogen. Ich bin wieder mitten in einem Fjell. Nur niedrige Sträucher, Heidelbeerbüsche, Moose und Fels. Und dazu eine Rundumsicht, wie sie ihresgleichen sucht. Das kommt auf den Fotos gar nicht so rüber, wie es sich hier vor Ort anfühlt. Die Gegend ist eher karg. Dennoch löst diese unbegreifliche Weite tiefe Freiheitsgefühle aus. Hier macht das Wandern richtig Spaß. Ich vergesse fast, dass ich einen Rucksack auf dem Rücken habe. Ich folge dem Pfad für mehrere Kilometer, bleibe aber immer wieder stehen, um mich umzuschauen und denke: Boah, is datt schön hier!! Nich, wie aufm Gasometer in Oberhausen. Da is datt auch schön. Aber da musset schön finden wollen! (Frank Goosen)

      Irgendwann geht es weiter runter in ein Tal. Hier verliert sich der Pfad immer häufiger und die Gegend wird sumpfiger. Unten komme ich an einen Fluss, wo ich zum ersten Mal furten muss. Also raus aus den Schuhen und den Socken, rein in meine Wasserschuhe, die ich bislang hauptsächlich als Lagerschuhe am Zelt verwendet habe. Das kalte Wasser tut gut.

      Als ich am anderen Ufer meine Füße trockne und meine Schuhe wieder anziehe, merke ich, dass es vor mir ganz schön dunkel geworden ist. Obwohl eigentlich kein Regen vorhergesagt war, habe ich auf dem Weg hierher in der Ferne immer wieder Wolken abregnen sehen. Jetzt zum Nachmittag ist das Wettergeschehen deutlich labiler geworden. Ich schaue, ob die dunkle Wolke in meine Richtung zieht und dabei höre ich schon leichtes Donnern. Ich entschließe, mich schnell fertig zu machen und weiter zu gehen. Die Gewitterwolke scheint sich nur sehr langsam zu bewegen. Da ich hier in der Umgebung keine gute Möglichkeit sehe, mich unterzustellen, laufe ich das Tal weiter entlang. Auch aus einer anderen Richtung donnert es leise. Es scheinen sich überall zunehmend Gewitter zu bilden. Ich versuche schneller zu gehen, was eigentlich gar keinen Sinn macht. Denn in absehbarer Zeit ist keine Hütte oder ein Unterstand auf meiner Route. Den Pfad verliere ich nun immer häufiger. Entweder laufe ich durch kniehohes Gestrüpp oder es geht durch den Sumpf. Es fängt leicht an zu regnen und sofort nehme ich den Rucksack ab, verstaue das Solarpanel im Rucksack und ziehe Regenjacke und Regenhose an.

      Ich gehe weiter und der Regen hört schon bald wieder auf. Wie es aussieht, befinde ich mich ziemlich genau zwischen zwei kleineren Gewittern und habe hier sogar etwas blauen Himmel. Weil es schnell warm wird in dem Regenzeug, ziehe ich es wieder aus. Von nun an schaue ich immer wieder aufs GPS. Ich finde immer wieder einen Pfad, verliere ihn dann aber wieder schnell. Das Vorankommen, abwechselnd durch Sumpf und Gestrüpp, ist sehr mühsam. So geht es mehrere Kilometer weiter bis ich an ein paar Hütten komme. Von hier führt mein weiterer Weg über einen deutlich erkennbaren Pfad weiter.

      Immer wieder fängt es an zu regnen. Mal gehe ich einfach weiter, mal wechsel ich in die komplette Regenmontur. Heute möchte ich etwas mehr als meine 25 km laufen. Denn dann habe ich morgen nicht mehr so viel bis nach Rjukan. Wenn ich hier gegen Mittag ankomme, habe ich einen halben Tag frei. Ich kann mich ausruhen und einkaufen für die nächsten Tage.

      Die letzten Kilometer werden noch einmal besonders nass. Die Wege sind zu Bächen geworden und immer wieder gibt es sumpfige Abschnitte. Dafür bleibe ich von oben wenigstens verschont. Es geht vorbei an einigen Seen. Nach etwas mehr als 28 km fülle ich noch einmal meine Wasserreserven auf. Diesmal auch meinen Lagerbedarf. Wenige 100 m später finde ich eine geeignete Stelle für mein Zelt. Ich bin zwar ganz schön im Eimer, aber nicht mehr so sehr, wie es bei den letzten anstrengenden Etappen war. Dennoch lege ich mich zuerst einmal ins Zelt.

      Plötzlich wird es hell im Zelt. Die Sonne gibt noch einmal Vollgas. Ich schaue raus und sehe in der Ferne schon die nächste dunkle Wand. Das Sonnenfenster nutze ich, um schnell die 20 m zu dem ganz kleinen See zu gehen und mich von oben bis unten zu waschen. Trotz Sonne ist es bei leichtem Wind ziemlich kalt. Sich nach einem anstrengenden Tag noch einmal zu überwinden, sich mit kaltem Wasser zu waschen, während der Wind bläst, kostet jedes Mal richtig Überwindung. Wenn ich es dann aber geschafft habe und mich im Schlafsack aufwärme, bin ich richtig zufrieden.

      Und während ich diese Zeilen schreibe (diktiere ;-)), fängt es an zu regnen. Nach nun 16 Tagen der erste Regen, während ich im Zelt liege. Es ist unfassbar gemütlich! :-)
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    • Day 32

      Gaustatoppen

      September 22, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 11 °C

      Hit simmer begleitet vodä Sunnä ufä Bärg Gaustatoppen gloffä und hend dobä bi herrlicher Uissicht nueinisch äs fäins Süppli mit Wiänerli gnossä. Dasmer zum oberschtä Punkt cho sind hemmer de nuchle miässä chraxlä, s Panorama hed sich aber definitiv glohnt fir das. Momentan simmer im Innland vo Norwegä und hit hemmer wieder ä ganz ä anderi Landschaft derfä bestuinä. Ä unglaiblichi Weytsicht uberä ganz Südä vo Norwegä. Ai firä Retourwäg hemmer eys wieder dezuä entschiedä z laifä, s gäbt nämmlich ai ä Bahn im Innerä vo dem massivä Bärg. Diä Bahn isch ä ehmaligi Militärbahn. Wieder ufm Parkplatz acho hemmer gstuined, hit einisch nidemau ä Park-Buäss! Durnä wunderscheeni Herbscht-Landschaft, verbey a farbigä Wäuder und wunderscheenä Seeä simmer de nah wieder retour zu eysem Airbnb gfahrä. Nachemnä guätä Lachs- & Reschtä-Znacht simmer wieder i eysä Whirlpool gumped und hend midemnä guätä Glesli Wey dä Tag lah uisklingä. Morä gahds schowieder zrugg richtig Oslo, d Zeyt gahd so schneu!Read more

    • Day 19

      Neunzehnter Tag „der Berg ruft“ 🧗🏻

      August 31, 2023 in Norway ⋅ ☀️ 9 °C

      Heute wurde der Gaustatoppen erklommen 🧗‍♂️und wir können sagen, dass wir den Berg hochgekraxelt sind und zwar über Geröll und Felsen 🥵
      Aber oben angekommen haben wir eine fantastische Aussicht gehabt. Der Abstieg war dann nochmal eine andere Herausforderung aber auch die haben wir unfallfrei überstanden 😎
      Nach einer Pause ging es dann weiter nach Amot auf einen Campingplatz „Duschen war angesagt 🥴“
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    • Day 16

      6 timers kørsel

      July 31, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 11 °C

      I dag stod det på kørsel, og meget af det. Vi kørte godt og vel 6 timer for at nå vores destination Rjukan fra Jotunheimen nationalpark. Turen bød på mange flotte udsigter, som desværre var lidt svære at fange i fra bilen. Vi kørte også igennem en 25 km lang tunnel igennem et bjerg, som havde nogle fine lysninger ind imellem. Her til aften vil vi bare slappe af med bål og hygge 🔥Read more

    You might also know this place by the following names:

    Tinn

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