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  • Day 26

    Bye, bye, Harry!

    October 9, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 20 °C

    Unsere Zeit mit dem Camper in Kalifornien ist vorüber. Zweieinhalb Wochen mit Harry gingen aus unserer Sicht sehr schnell vorbei, was wohl auch daran lag, dass wir fast jede Nacht an einen anderem Ort mit dem Camper standen und die Tage mit Abbau, Aufräumen, Fahren, Aufbauen und Ankommen stets gut ausgefüllt waren.

    Als Nicht-Camper macht man sich nämlich wahrscheinlich gar keine Gedanken, wie viel Aufwand es jedes Mal ist, alles herzurichten - ob fürs Fahren oder fürs Campen. Daher, zum Abschluss unseres ersten Kapitels im Wohnwagen, mal ein kleiner Exkurs, wie unsere Tage so aussahen:

    7 Uhr: Ella wird wach und wir müssen somit auch raus aus den Federn. Dann heißt es zunächst: die Kleine frisch wickeln und Kaffee kochen. Und oft muss der Abwasch vom Abend noch erledigt werden, denn wenn Ella schläft, wollen wir nicht eineinhalb Meter daneben im Waschbecken Radau machen (allein die Wasserpumpe ist sehr laut). Danach geht's ans Frühstück. Ella wird zuerst versorgt, dann wird - wobei sie bei uns auch immer mehr mitisst. Also eigentlich zweimal frühstückt - wie bei den Hobbits, haha! Ella isst übrigens mittlerweile alles: sie liebt Avocados, Bananen, alle möglichen Beeren und ist völlig besessen von Tomaten (wehe wir gehen an welchen im Supermarkt einfach vorbei, dann ist ein Schreianfall vorprogrammiert). Genauso begeistert ist sie aber auch von Grillhähnchen, Pommes (eh klar!), Nudeln (hier gibt es als Babyessen Mac'n Cheese) und sie isst Limette oder Zitrone mit Vergnügen und ohne das Gesicht zu verziehen.

    Nach dem Frühstück folgt dann wieder Abwaschen. "Könnte man nicht einmal alles abwaschen?", denken jetzt sicherlich einige. Doch da gibt es zwei Probleme: wir haben kaum Platz, um dreckiges Geschirr aufzubewaheren und gleichzeitig kaum Geschirr und Besteck im Wagen: zwei Tassen, zwei kleine und zwei große Teller, zwei Schalen, und für jeden ein Messer, einen Löffel und eine Gabel. Da geht es nicht anders, als ständig zu spülen.

    Dann wird der Wagen bereit gemacht, alles sicher verstaut und vertaut, damit nichts während der Fahrt oder einer scharfen Kurve aus einem der Schränke fliegt. Dann müssen noch alle Anschlüsse gekappt werden: Stromkabel, Wasser- und Abwasserschlauch müssen abgebaut werden. Den Abwasserschlauch spülen wir auch immer einmal durch, damit er möglichst sauber ist.

    10 Uhr: Etwa um diese Zeit sind wir bereit, um loszufahren. Ella schläft mit etwas Glück nach 10 bis 20 Minuten ein, sodass der Beifahrer etwas entspannten kann oder sich zum Beispiel dem nächsten Blogeintrag widmet, während der andere fährt.

    11.30 Uhr: Wir haben zumeist Fahrten von rund einer Stunde gehabt, sodass wir um diese Uhrzeit oft in dem Ort waren, wo wir hinwollten. Zum Campingplatz sind wir dann aber oft nicht direkt, sondern haben vorher noch was erledigt: Einkaufen, Tanken, Sightseeing.

    13 Uhr: Der Magen knurrt langsam. Ella kriegt wie immer zuerst ihr Essen, dann sind wir dran. Mal gibt es nur ein schnelles Brot oder eine Instantsuppe, manchmal haben wir uns was geholt. Dann fiel das Abendbrot oft kleiner aus.

    14 Uhr: Wir kommen am Campingplatz an. Ella will sich nun verständlicherweise endlich wieder austoben und den Wagen wieder in die "Ordnung" bringen, die wir morgens einfach mit unserem Aufräumen zunichte gemacht haben. Einer passt auf, dass sie keinen Blödsinn macht, der andere schließt den Camper wieder an alle vorhandenen Anschlüsse an, dazu kommt noch das Ausrichten des Wagens, weil nicht alle Stellplätze gerade sind. Und in einem schräg stehenden Camper macht das Leben weder uns noch Ella Spaß.
    Zum Ausrichten haben wir dreistufige Klötze, auf die wir mit dem Wagen fahren können.

    14.30 Uhr: Der Wagen steht, wir sind alle gesättigt, Ella könnte jetzt eine Runde schlafen. Anfangs tat sie das auch immer, zum Ende der Camperreise wollte sie nachmittags nicht mehr schlummern. Also entweder hatten wir nun Zeit zum Verschnaufen oder wir sind mit Ella los, um den Platz zu erkunden.

    17 Uhr: Zeit, um zum Camper zurückkehren. Ellas Abendbrei vorbereiten, unser Essen vorbereiten und dann wieder nacheinander Essen - wenns gut läuft.

    18.30Uhr: Apropos wenns gut läuft: dann schläft Ella um diese Zeit, wir können entspannen, den Tag verarbeiten und besprechen sowie den nächsten planen.

    20 Uhr: Wenns nicht so gut läuft, schläft Ella erst jetzt und wir kamen noch nicht zu unserem Abendessen. Das wird dann nachgeholt und wenn unsere Energie danach noch ausreicht, wird weiter geplant.

    22 Uhr: Wenn wir nicht schon vorher eingeschlafen sind, machen wir uns nun bettfertig. Wer weiß schon, wann Ella uns morgen weckt? Dann heißt es einen Platz im Bett finden, den Ella noch nicht für sich eingenommen hat.

    Jetzt habt ihr einen guten Einblick bekommen, wie unsere Tage etwa aussahen. Dabei lief natürlich jeder Tag anders ab. Und nun ist unsere Zeit als fahrendes Volk auch vorerst vorbei. Am Montagmorgen muss der Camper in Dublin, auf der rechten Seite der Bay Area, abgegeben werden. Wir haben deshalb unsere Morgenroutine am letzten Tag abgeändert. Auf den ersten Kaffee und das Frühstück haben wir zunächst verzichtet und stattdessen die letzten Sachen verstaut und gepackt. Dann sind wir von unserem letzten Campingplatz in einem Ort direkt neben Dublin losgefahren, um zu frühstücken. Bei der Kette IHOP gab es Eggs Benedict für Mona, French Toast, Eier, Würstchen, Bacon und Pancakes für mich - und Ella natürlich auch. So waren wir alle gut gestärkt und haben uns auch noch einen Abwasch gespart!

    Die Station unseres Vermieters El Monte RV war dann nur noch vier Minuten entfernt. Harry hat nochmal alle seine Macken gezeigt: die Seitentür sprang während der Fahrt auf, genau wie der Küchenschrank und die Toilettentür. Alles Dinge, die wir garantiert nicht vermissen werden. Und dennoch ist da auch ein bisschen Wehmut, denn Harry hat uns schließlich eine lange Zeit und knapp über 1000 Meile begleitet.

    Bei der Rückgabe lief zum Glück alles ohne Probleme. Auch der kaputte Schlüssel für die Seitentür war kein Grund für den Vermieter, was von der Kaution zu behalten, nachdem ich auf die Probleme mit der Tür hingewiesen hatte. Das hatte mir die Nacht zuvor doch schon auch noch den Schlaf geraubt...(Mona: sowas Unnötiges raubt ihm den Schlaf, aber nicht die Bären???)

    An der Abgabestation spricht mich ein Mann mit Glatze auf Englisch an, er hatte gesehen, dass ich einen Kindersitz aus dem Camper getragen hatte. Ob ich wüsste, wie man diesen im Camper befestigt, fragte er mit deutschem Akzent. Ich gab mich als Landsmann zu erkennen und sicherte ihm Hilfe zu, sobald wird mit dem Papierkram fertig waren. Dann stellte sich heraus, dass das Pärchen mit ihrem fünfmonatigen Sohn Henry auch auf Elternzeitreise ist. Bis nach San Diego wollen sie mit ihrem Wohnmobil fahren.

    Zusammen mit der Mutter befestigten wir nach etwas tüfteln die Station für die Babyschale und bekamen im weiteren Gespräch mit, dass sie in dem Hotel in San Francisco waren, in das wir nun wollen. So bekamen wir gleich noch ein paar hilfreiche Tipps für die Umgebung. Und nicht nur das: sie schenkten uns noch Fahrkarten für die U-Bahn und eine Linie der Cable Cars. Einer dieser vielen schöne Begegnungen auf dieser Reise.

    Danach ging es dann für uns mit dem Uber-Taxi nach San Francisco. Dazu dann mehr im nächsten Eintrag!
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  • Day 21

    Von Vögeln und kalifornischen Zieseln

    October 4, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Immer noch tief beeindruckt von der Landschaft geht es für uns am nächsten Tag ins nahe gelegene Yosemite Village, die größte Siedlung im Park. Das Tal nimmt nur ein Prozent der Parkfläche ein, aber nahezu der gesamte Tourismus findet dort statt. Zudem lebt hier seit mehreren Tausend Jahren der Indianerstamm Ahwahneechee, nach dem auch das Hotel benannt ist. Wir gehen einkaufen, essen hier unsere erste Pizza (ganz gut) und lassen uns treiben.
    Ella interessiert sich natürlich wie immer nur für die Vögel, die Hunde und die kalifornischen Ziesel.

    Am nächsten Tag wollen wir zum Crane Flat Viewpoint, ein Punkt, an dem man die großen Sequioa Bäume (Mammutbäume) sehen können soll - nach einer engen und abenteuerlichen Fahrt zum Viewpoint stellen wir fest: die Bäume sieht man wohl erst nach längerer Wanderung, der Viewpoint selbst ist ein Reinfall.

    Wir ziehen weiter zum Toulumne Grove, eine weitere Möglichkeit bereits nach kürzerer „Wanderung“ (der Weg ist asphaltiert und leicht zu begehen) die Mammutbäume zu sehen. Ella ist heute leider nicht so in Stimmung (kein Wunder es gibt auf dem Weg keine Ziesel zu entdecken), sie hasst es in der Trage auf dem Rücken zu sein, sie will andauernd anhalten und auf dem Boden spielen und die Bäume interessieren sie verständlicherweise so gar nicht. Wir aber finden sie ziemlich beeindruckend und freuen uns kurz über diese kleine Wanderung. Der Weg wieder rauf wird dann aber zum Albtraum: Ella schreit sich in Rage (so verjagt sie immerhin jeden sich in der Nähe befindenden Bären) und lässt sich nicht mehr beruhigend. Die meisten der uns entgegenkommenden Touristen laufen schnell an uns vorbei, ein Lichtblick ist eine Frau, die mit ihren etwas älteren Söhnen und ihrem Mann unseren Weg kreuzt. „it gets better“, ruft sie uns lächelnd zu. Ich frage völlig fertig: „really??“, sie entgegnet „sort of…“. Und ihr Ehemann ergänzt: „it gets different“ - eine Reaktion, die immerhin zu einer kurzen Erheiterung beiträgt. Und man glaubt es kaum, wir schaffen es danach dann doch tatsächlich noch zum Visitor Center und bekommen einen Tipp für eine Wanderung für unseren letzten Tag.

    Am letzten Tag in diesem wundervollen Paradies entschädigt uns Ella für ihren Ausraster am Tag zuvor (zumindest ein bisschen, der erste Tagschlaf ist ein Kampf und findet später statt als eigentlich geplant) und wir können erneut „wandern“ gehen: ein kurzer und flacher, wiedermal zum großen Teil asphaltierter Weg führt uns vorbei am Yosemite Lower Waterfall und Cook‘s Meadow - eine Wiese mit dem Fluss Merced und schöner Aussicht.

    Das war ein schöner Abschluss im Yosemite, in dem jedes Jahr beeindruckende 700.000 Menschen campen. Bären haben wir übrigens die ganze Zeit über keine gesehen. So langsam glaube ich der einen witzelenden Amerikanerin, die wir im Bus kennengelernt haben: „Die sagen doch nur es gibt Bären, um Touristen anzulocken.“ Wir kommen auch ohne gerne wieder!
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  • Day 20

    Oh Yosemite!

    October 3, 2023 in the United States

    Die zweite Nacht lief für mich etwas besser, wenn ich auch nach wie vor auf der Hut vor Bären bin 😜 vor dem Schlafengehen überprüfe ich mehrmals die Türen, packe alles an Essen weg und verstaue den Müll in der Dusche - in der Hoffnung, die Bären lassen sich erst gar nicht blicken. Faszinierend wie seelenruhig Philipp bei dieser drohenden Gefahr doch schlafen kann. Ella schläft übrigens seit wir den Camper haben sehr gut, meistens braucht sie nachts nur einmal kurz die Flasche und schläft dann durch bis morgens um 7-8 Uhr. Aber reden wir nicht weiter drüber, sonst wird es ja immer automatisch schlechter.

    An unserem ersten vollen Tag fahren wir von Wawona zum Aussichtspunkt des
    Glacier Points - und Philipp muss sich den sehr kurvigen Straßen annehmen, die keine andere Richtung kennen als sehr weit nach oben. Ich bevorzuge dank meiner Höhenangst doch lieber den Beifahrersitz. Die Anstrengung lohnt sich: die Aussicht auf dem 2200 Meter über dem Meeresspiegel und 1000 Meter über dem Yosemite Valley hohen Glacier Point ist beeindruckend und zeigt u.a. auch den Granitfelsen Half Dome. Der kurze Fußweg vom Parkplatz zum Aussichtspunkt ist zum Teil asphaltiert und auch gut mit dem Kinderwagen zu erreichen. Ella ist gut drauf und hat sichtlich Spaß. Sie grinst und winkt allen möglichen Leuten zu und wie so oft bekommen wir zu hören, was für ein unfassbar süßes Baby sie doch ist (wie Recht sie doch haben😂).

    Auf dem Weg zu unserem nächsten Campingplatz namens „Upper Pines“ halten wir noch beim Tunnel View, der einen tollen Panoramablick unter anderem auf das Yosemite Valley bietet. Das eigentlich noch von uns angepeilte Visitor Center verschieben wir auf morgen - dank Fehlleitung durch unser Navi kommen wir nicht nah genug heran.

    Die Nacht schlafe ich besser, bei all den anderen in Zelten schlafenden Touristen werden sich die Bären doch hoffentlich von uns fern halten rede ich mir ein. Ich genieße zunehmend das gemeinsame Einschlafen im Bett im hinteren Teil des Campers und unsere sehr gemütlichen Morgende, in denen Ella quer durchs Bett wandert, lacht und Quatsch macht. Ellas zunehmender Bewegungsdrang und das alleinige Stehen, in die Hocke gehen und zurück in den Stand kommende, führen allerdings auch zum ein oder anderen Sturz und damit verbundenen Veilchen oder leicht blutender Lippe - so sehr es uns schmerzt das zu sehen, ist es doch wohl Teil des Prozesses. Wir sind uns sicher: bis Weihnachten läuft die kleine Maus.

    Heute geht es auf zum Curry Village, ein kleines gemütliches Dorf ganz in der Nähe mit einem Restaurant, einem Deli und einem Coffee Shop - für uns eine gute Möglichkeit etwas zu essen und für Ella Vögel und Ziesel, ein süßes Nagetier mit buschigem Schwanz, ähnlich dem grauen, nordamerkanischen Eichhörnchen, zu beobachten. Als wir dann den kostenlosen Shuttle Bus zum Visitor Center nehmen wollen (ähm ja verrückt es gibt zwei Buslinien in diesem Nationalpark), kommt der Bus nach 40 Minuten Wartezeit immer noch nicht. Als wir beschließen zu gehen, ist es wie immer im Leben: aus der Ferne erkennen wir den anfahrenden Bus. Jetzt haben wir aber auch keine Lust mehr! Den dritten Anlauf verschieben wir auf morgen. Ob wir dann mehr Glück haben??
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  • Day 19

    "Das hier ist Bärengebiet!"

    October 2, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 13 °C

    Bevor wir zu unserem Abenteuer in den Yosemite Nationalpark aufbrechen machen wir noch einen letzten Zwischenstopp. Wir müssen nämlich mal wieder Wäsche waschen und den Benzin- und Gastank des Campers auffüllen. Dafür haben wir uns das Örtchen Mariposa ausgesucht. Im Waschhaus angekommen treffen wir gleich drei deutsche Paare und tauschen uns aus. Zwei waren bereits im Park, das dritte will, so wie wir, noch rein.

    Es ist Samstagmittag und noch bangen wir, ob wir überhaupt reinkommen in den Park. Denn im Repräsentantenhaus tobt ein Streit um einen Übergangshaushalt. Wenn bis Mitternacht keine Einigung erzielt wird, droht ein "shutdown" des öffentlichen Diensts, davon wären auch die Parks betroffen. Also hoffen wir, dass die Republikaner sich endlich einig werden und zustimmen.

    Die Paare, die wir hier treffen, sind ziemliche Weltenbummler. Das aus Berlin ist zunächst den Jakobsweg gelaufen, dann nach New York und nun im Yosemite. Weiter gehen sollte es nach Tahiti - und dann nach Hause. Ein anderes Paar war zunächst in Kolumbien und Peru, ehe es in die USA ging. In drei Monaten wollten sie dann nach Australien reisen. Während wir alle unsere Wäsche hier waschen und trocknen kommt dann die Eilmeldung: Repräsentantenhaus stimmt für Übergangshaushalt. Puuh, dann kann es ja morgen losgehen!

    Im Gegensatz zu uns waren alle mit einem Mietwagen unterwegs und wir waren auch die einzigen, die direkt im Park übernachteten. Dennoch konnten wir den ein oder anderen Tipp mitnehmen. Die Nacht verbrachten wir auf einem eher einfachen Stellplatz auf einem Veranstaltungsgelände im Nachbarort von Mariposa. Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück los zu unserem ersten Campingplatz am südlichen Eingang des Parks. Etwas mehr als eine Stunde dauerte die Fahrt, dann standen wir inmitten von riesigen Pinien- und Nadelbäumen und an einem Bach.

    "Hier ist Bärengebiet!" steht auf einem Infoblatt, das wir beim Check-in am Campingplatz bekommen. Darauf steht nochmal das, was uns auch von den Rangern eingetrichtert wird: kein Essen oder duftende Gegenstände draußen lassen. Entweder im Wohnmobil oder in den extra dafür aufgestellten Metallschränke ("bear locker") verwahren. Denn die Bären könnten leicht ein Auto aufbrechen, wenn sie wollen, sagt die Rangerin. Auch die Mülleimer sind mit einem Stahlseil und einem Karabinerhaken gesichert, damit die Bären nicht darin einbrechen - und eventuell stecken bleiben.

    Nach so viel Sicherheitsinstruktionen ist Mona etwas verunsichert und hat Schiss. Wir haben Fleisch im Kühlschrank - kann der Bär das riechen? Wir kuscheln uns ob der kalten Temperaturen wieder zu dritt in unser Bett im Heck, doch Mona schläft die erste Nacht nicht gut, eine Alarmanlage eines Autos, das mitten in der Nacht losgeht, ist da erst recht nicht hilfreich.

    Am nächsten Morgen stehen wir etwas später auf, denn Ella wird erst gegen 8 Uhr wach. Wir ziehen die Rollos hoch und schauen uns um: viele haben in Zelten übernachtet und auch sie scheinen nicht von einem Bären gefressen worden zu sein. Für Mona aber bleibt trotzdem ein mulmiges Gefühl (und das die ganze Zeit über). Aber immerhin haben wir es dank Heizung kuschelig und können uns schnell einen Kaffee kochen - ganz ohne dafür ein Feuer entfachen zu müssen.

    Ella ist dagegen ganz begeistert: sie dreht jeden Stock, jede Tannennadel und jeden Stein um unser Auto herum um. Als wir ihr den Fluss neben unserem Campingplatz zeigen, beobachtet sie ganz genau das Wasser, und zeigt immer wieder mit ihrem Finger auf Dinge wie Vögel, Bäume und vor allem jeden Hund, dem wie begegnen. Tiere sind jetzt der absolute Hit für sie und die Natur, so mittem im Wald, scheint sie auch sehr zu genießen. Wenn einer von uns raus geht, egal ob es nur dazu ist, den Müll wegzubringen, will sie unbedingt mit. Falls nicht, wird Ella auch richtig laut und bockig. Ihren Dickkopf kriegen wir seit ein paar Tagen zu spüren und vielleicht kann sie sich noch etwas zu oft durchsetzen. Aber wir muten ihr mit der Reise und der ständig wechselnden Umgebung ja auch viel zu. Vielleicht ist das nur fair, denn ausgesucht hat sie sich das ja nicht. Deshalb können wir ihren Dickkopf noch gut akzeptieren, mal sehen wohin uns das noch führt (mit zwei dickköpfigen Eltern schwant uns nichts Gutes...

    Wir sind jedenfalls alle vom ersten Tag von der wunderschönen Umgebung begeistert und nehmen uns für den ersten ganzen Tag vor, zum Glacier Point, dem wohl bekanntesten Aussichtspunkt zu fahren.
    Mehr dazu dann im nächsten Blogbeitrag!
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  • Day 18

    Signal aus dem Funkloch Yosemite Valley

    October 1, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 7 °C

    Wir sind im Yosemite Nationalpark angekommen und haben nach der ersten Nacht am Campground Wawona unser Lager für mehrere Tage im Tal (Valley) auf dem Upper Pines Campingplatz. Leider ist der Empfang im Tal ziemlich schlecht, selbst Textnachrichten kommen nicht immer durch. Deshalb nur ein kurzer Eintrag, dass es uns gut geht - wir melden uns ganz ausführlich, wenn wir wieder raus aus dem Park sind und erzählen dann von der wunderschönen Natur, die es hier gibt.Read more

  • Day 16

    Dinge, die zu Bruch gehen...

    September 29, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 20 °C

    Manchmal läuft alles super, manchmal läuft alles eher rückwärts den Berg runter. Heute war so ein Tag, an dem nicht so viel zusammenlief.

    Es fing damit an, dass wir diese Nacht alle gemeinsam, also zu dritt, in unserem Bett im Heck des Wagens schlafen wollten. Naja, also eigentlich war das Monas Idee und ich wollte dem nicht im Wege stehen. Die Matratze ist circa 160 cm breit und 180 cm lang. Für zwei Erwachsene also gerade groß genug, für uns nicht ganz so groß gewachsene Menschen auf jeden Fall. Aber mit einer wuselig schlafenden Ella ist das schon eine knappe Angelegenheit. Die Nacht verlief dann solala. Ella meckerte mehr als in den Nächten zuvor, Mona lag irgendwann quer und zusammengekauert nur noch so halb auf der Matratze, damit Ella genug Platz hat - beziehungsweise Ella hat sich diesen genommen und aufopferungsvoll, wie Mütter so sind, hat Mona sich zurückgezogen - und dann war da noch der Lärm vom Highway, auf dem auch nachts noch viel los war. Wir alle bekamen nicht den Schlaf, den wir gebraucht haben.

    Dafür schliefen wir, eher gesagt Ella, bis 8 Uhr. Da gab es wohl noch etwas Nachspielzeit, nach den Verzögerungen der Nacht, normalerweise sind wir eher gegen 7 Uhr wach. Ella bekam rasch ihr Frühstück, danach wollten wir was essen, aber wir merkten schnell, dass sie heute nicht gut drauf ist. Sie schwitze, sabberte viel und die Wangen waren rot - es sind vermutlich wieder die Zähne, die sie ärgern. Diese Tage sind immer eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Frühstücken ging nur nebenbei. Naja, vielleicht hilft ja ein bisschen frische Luft und das Erkunden der Casa de Fruta, dachten wir. Kaum waren wir raus aus dem Camper, ging Philipps Sonnenbrille in Ellas Händen zu Bruch. Mona schwörte es träfe Ella keine Schuld. Dass die Brille nur von LA bis hier gehalten hatte, war aber trotzdem ärgerlich - und es war nicht die letze Sache, die heute Schaden nehmen sollte.

    Der Spielplatz auf dem Campingplatz war wohl aus den 70er oder 80er Jahren, und für ältere Kinder, dann gab es dort noch ein Jumping Pad, quasi eine Hüpfburg ohne Wände, die von Staub bedeckt war. Alles nicht sehr einladend. Es gab einen Pool, der zwar sauber, aber zu kalt für Ella war und der Fruchtmarkt schien uns - wir hatten es erwartet - überteuert. Wir haben jetzt einen Avocado-Index (kennt ihr den Big-Mac-Index? Googlen!), denn entlang des Highways gab es überall Stände, die anpriesen: "6 Avocados für einen Dollar!" "7 Avocados für einen Dollar!" "4 große Avocados für einen Dollar!"
    Hier in der Casa de Fruta kostet eine Avocado 1.50 Dollar, kein Schnapper.

    Also waren wir uns einig: wir bleiben doch keine zweite Nacht. Nur wohin? Erstmal weiter Richtung Yosemite, da lag die Kleinstadt Merced auf dem Weg. Einmal Vorräte aufstocken, erneut tanken und dann...ja, weiter oder bleiben?

    Nach 70 Minuten waren wir beim Discounter. Der hatte aber weder Joghurt (bekommt Ella zum Frühstück) noch Babynahrung. Also noch einen Markt suchen. Ella hatte keine Lust mehr, war nach 45 Minuten Fahrt aufgewacht und so gar nicht in Stimmung. Also gab es für uns auch kaum Zeit was zu essen (Ella hatten wir vor dem ersten Einkauf gefüttert), schnell getankt und zum nächsten Markt. Dort alles bekommen, aber auch wieder Zeit verloren - weil jeder Markt anders sortiert ist.

    Als wir dann mit den Einkäufen am Camper ankommen, das nächste Unglück. Der Schlüssel für die Seitentür von "Harry" bricht ab. Gezickt hatte die Tür seit Tag eins, nun gab das Material offenbar auf. Scheiße passiert, besonders gerne, wenn man es nicht gebrauchen kann. Die Tür lässt sich weiterhin benutzen, man kann sie noch von Innen verriegeln (was auch nur schwer geht).

    Zu allem Überdruss finden wir dann auch noch keinen Campingplatz - entweder sie sind alle voll oder sie verlangen wie ein dämlicher Typ am Telefon für die Buchung eine amerikanische Handynummer. Ohne könne man da gar nichts machen. Wir waren nur 20Minuten entfernt, als ob der uns jemals anrufen müsste.

    Ein Happy End gab es dann aber doch noch. Per Telefon fanden wir dann doch noch einen Campingplatz für die Nacht, nur 15 Minuten entfernt. Der Vermieter sieht in etwa so aus, als würde der Weihnachtsmann gerade Ferien auf einem Campingplatz in Kalifornien machen (im Muscleshirt) und zeigte sofort ein Herz für Kinder. Und er erzählte uns, das sein Campingplatz zu einem Verein gehört, wo eigentlich nur Mitglieder campen dürfen. Aber auf seinen Platz seien auch "Fremde" willkommen.

    Na, irgendwann muss man ja auch wieder Glück haben.
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  • Day 14

    Viele Wege führen ans Ziel

    September 27, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Eine Woche haben wir nun schon in unserem Camper verbracht. Wir haben ihn "Harry" getauft. Zum einen, weil er ein Ford ist (Harrison Ford), zum anderen, weil wir die Serie "Bosch" mit dem Detective Harry Bosch vom LAPD so mögen und wir den Wagen in LA abgeholt haben. Und Harry hat so seine komischen Seiten, wie bereits beschrieben, so wie auch der Polizist. War für uns also ein treffender Name.

    Ella ist bisher immer ein sehr gutes Reisekind gewesen. Wenn wir zu meinen Eltern nach Bremerhaven gefahren sind, hat sie im Autositz oft geschlafen, sodass wir ordentlich Strecke machen konnten. In den ersten Tagen mit Harry on the road wollte das nicht so klappen. Alles rattert und knattert, es ist einfach verdammt laut im Wohnbereich während der Fahrt. Dazu kommt ein Autositz, den sie erst noch kennenlernen musste, denn sie sitzt nun viel aufrechter als im Maxicosi. So sieht sie auch mehr und lässt sich ablenken. Geschlafen hat sie deshalb während der Fahrten kaum, wir mussten sie bei Laune halten. Das war für Eltern und Kind ziemlich anstrengend.

    Nach mehr als 500 Meilen, die wir inzwischen gefahren sind, sind wir schlauer geworden und Ella hat sich an die Geräusche offenbar gewöhnt. Jedenfalls legen wir die Fahrten nun in die Zeit, wenn sie tagsüber schlafen sollte und das klappt ganz gut. Eine Stunde können wir dann meist ohne Probleme am Stück fahren. Und bei kürzeren Fahrten bespaßen wir sie einfach weiterhin.

    Nach zwei Nächten in Pismo Beach fahren wir nach Morro Bay, das dauert nur eine halbe Stunde und wir sind wieder direkt am Wasser. Unseren Campingplatz und den Pazifik trennen nur die Dünen, die, wenn man Ella trägt, ein gutes Beintraining für die müden Fahrerbeine sind.

    Ella liebt das Wasser, den Strand und vor allem die Vögel, die es hier zu sehen gibt. Möwen, Pelikane und Austernfischer unter anderem. Sie will die Vögel am liebsten anfassen - das ist die beste Motivation für sie, bei uns an den Händen zu laufen. Minutenlang tapst sie dem Federvieh hinterher, scheinbar unermüdlich.
    Wir finden eigenartige Dinge, die aussehen wie Muscheln, sich aber als "Sanddollar" herausstellen. Das sind die versteinerten Überreste einer Seeigelart. Wir hätten hier noch eine weitere Nacht verbringen können, doch die nächste Strecke ist etwas länger, also geht's am nächsten Morgen wieder weiter.

    Von Los Angeles aus gibt es einige Routen, über die wir nach San Francisco, beziehungsweise unser anderes Zwischenziel, den Yosemite Park, kommen können. Natürlich wollten wir so viel wie möglich am Highway 1 entlang der Küste fahren und die Aussicht genießen. Doch manche Dinge lassen sich nicht beeinflussen. Wieder mal - es kommt häufig vor - sind Teile der Strecke nach einem Erdrutsch gesperrt und werden dieses Jahr auch nicht mehr geöffnet.

    Das betrifft das Gebiet um Big Sur, einem der schönsten Streckenabschnitte.
    Also müssen wir einem Umweg fahren, auf dem wir bei einem Truck Stop fürs Tanken halten (Kaffee und Benzin waren sehr günstig) und danach geht es über die Berge bis wir wieder zur Küste nach Carmel-by-the-Sea und Monterey fahren können.

    Vorher übernachten wir aber noch auf einem Campingplatz an der Rennstrecke Laguna Seca, ganz in der Nähe. Mitarbeiterin Chrissi, die hier im Büro arbeitet, ist ganz aus dem Häuschen. Ab Donnerstag steige hier das größte Event des Jahres für sie: die Porsche Rennsport Reunion. Lauter neue und alte Porsche werden uns im Laufe der nächsten Tage deshalb begegnen. Doch bevor die Rennwagen über die Piste brettern - und es somit für Ella zu laut werden würde - sind wir wieder weg. Zuvor haben wir nochmal eingekauft. Es gibt Brathähnchen zum Abendessen und dazu Salat - endlich, denkt sich Mona, nach dem Fast Food der letzten Tage.

    Carmel ist ein schöner kleiner Küstenort, wo die Brandung am Strand so stark ist, dass man besser etwas Abstand zum Wasser hält. Die Aussicht auf die Bucht und die Häuser entlang der Straße am Meer sind bezaubernd. Mona verliebt sich gleich in mehrere Häuser - bezahlbar sind diese wohl aber für keinen Normalverdiener (Kommentar Mona: egal ich will sie trotzdem!). Eher für Leute wie Clint Eastwood, der hier vom 1986 bis 1988 Bürgermeister war und hier auch ein Hotel betreibt: Lifestyles of the Rich and Famous.

    Carmel gefällt uns richtig gut, wir treffen am Strand eine ältere Dame, die uns auf Ella anspricht und was wir hier machen. Nachdem wir erzählen, dass wir zwei Monate auf Reisen in der Elternzeit sind, ist sie richtig neidisch. Sie habe vier Kinder großgezogen, Elternzeit gab es bei ihr nicht - ihr erstes Kind bekam sie vor mehr als 50 Jahren. Ihre Mutter sei beim ersten Kind für kurze Zeit als Hilfe gekommen. Das war's. Aber sie findet unsere Reise gut und wünscht uns noch viel Spaß. Es war wieder eine dieser schönen kurzen Gespräche der kontaktfreudigen Amerikaner, die uns so gefallen.

    Am Nachmittag düsen wir noch kurz nach Monterey, für Ella. Denn hier gibt es einen großen Spielplatz, auf dem wir sie eine gute Stunde toben lassen. Dann fahren wir raus zum Pintosee, um unser Nachtlager aufzuschlagen, denn die Preise für Campingplätze um Monterey sind völlig überzogen. Baden darf man im See leider nicht, es wimmelt von giftigen Algen im Wasser. Aber Ella ist ganz außer sich, als sie die vielen Enten und Gänse bestaunen kann.

    Außer uns sind hier hauptsächlich Angler, die von morgens bis abends ihr Glück versuchen und eine Frau mit zwei Hunden, die in einem ziemlich lotterigen Wohnwagen neben uns haust - offenbar dauerhaft. Eine zweite Nacht wollen wir auch deshalb nicht bleiben.

    Nach dem Frühstück nutzen wir Ellas erstes Nickerchen für den Weg nach Monterey. Auf dem Parkplatz vor dem Pier kann man schon die Robben heulen hören. Also machen wir uns auf die Suche und finden ihren Lieblingsplatz. Wir zeigen Ella immer wieder, wo die Tiere sind, an Land und im Wasser - aber irgendwie fasziniert sie der angespülte Seetang am meisten. So ist das manchmal mit dem, was man sich für das Kind ausdenkt und dem, was das Kind dann interessiert (ebenso mit den Spinnweben auf dem Spielplatz, die spannender sind als der Spielplatz selbst).

    Am Strand teilen wir uns dann noch zu Dritt eine Portion Fish and Chips, halten die Füße nochmal in den Ozean und lassen Ella zum Abschluss erneut auf dem Spielplatz toben.

    Dann geht es wieder auf die Straße, Casa de Fruta heißt unser Campground für heute Abend. Wir kommen nach etwas Stau gegen 17 Uhr an, kochen noch schnell ein paar Nudeln mit Bolognese (mit Truthahn anstatt Rind) und fühlen uns recht wohl. Vielleicht bleiben wir diesmal ja eine weitere Nacht.

    Edit: Haben noch Bilder aus Carmel by the Sea hochgeladen, das hatten wir vergessen.
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  • Day 10

    Unsere Kleine wird 1! (und Philipp 34)

    September 23, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 18 °C

    In Santa Barbara angekommen, wollen wir eigentlich direkt zum Strand, doch die pralle Sonne lässt uns umplanen. Stattdessen besuchen wir den Pier „Stearns Wharf“, genießen das Treiben und etwas Kühles zum Trinken und fahren danach zu unserem Campingplatz. Diesmal sind wir voll gut in der Zeit mit viel Ruhe zum Aufbauen und Spielzeit für Ella.

    Je länger wir fahren, desto mehr zeigt sich, dass richtiges Sightseeing mit dem Camper schwierig ist. Denn aufgrund der Größe brauchen wir einen ausreichend großen Stellplatz. In den Städten gibt es die zwar, aber nicht immer in der Nähe unserer Ziele. Alles zu Fuß abzugehen schafft man mit Kind nicht . Zudem ist mehr als eine Sache anschauen mit Ella dann doch nicht drin. Und wir wollen zudem künftig immer am frühen Nachmittag am Campingplatz ankommen. Aber für uns ist ja auch der Weg das eigentliche Ziel.

    Nach selbstgekochten Nudeln mit Tomatensoße, die auch Ella geschmeckt haben, geht es für sie ins Bett und für uns noch ein Weilchen nach draußen, bis es zu kalt wird. Morgen wird ein großer Tag, denn morgen wird unser kleines Baby ein Jahr alt. Verrückt wie die Zeit vergeht!!

    Wir starten den Tag mit Pancakes mit Erdbeeren und Blaubeeren und einem stimmungsschwankenden Geburtstagskind, das eine leichte Erkältung hat. Wir machen uns auf ins dänische Städtchen Solvang, das 1911 von einer Gruppe dänischer Pädagogen auf ehemaligem spanischem Missionsland gegründet wurde. Leider ist dieser Ort eine volle Enttäuschung: Touri-Hochburg ohne originales dänisches Feeling. Wir fahren schnell weiter und die Stimmung wird besser, sobald wir am Pismo Beach ankommen: traumhaft langer Sandstrand, perfekt zum Krabbeln, Füße ins Wasser halten und natürlich alles zu essen, was einem in die Finger kommt. Ella fühlt sich nun auch immer wohler in ihrem neuen Zuhause, erkundet den Camper, findet ihre Lieblingsecken und natürlich alle potenziellen Gefahrenquellen.

    Wir entschließen uns heute mal frei auf einem großen Parkplatz in direkter Strandnähe zu Campen, neben bereits anderen dort stehenden Wohnmobilen. Direkt auf dem Strand gibt es auch einen Abschnitt, auf den man mit den Wohnmobilen und Autos fahren und campen kann (ach Amis!), wir entscheiden uns aber dagegen. Erstens aus Respekt vor der Natur, zweitens weil es Geld kostet. Nachdem wir noch in Erinnerungen an Ellas erstes Jahr geschwelgt haben, wundern wir uns dann schon ein wenig, als wir gegen halb 10 ins Bett gehen und keiner der Camper mehr da steht. Aber egal wird schon schiefgehen.

    Eine Stunde später werden wir dann plötzlich geweckt: von der Polizei. „Camper dürfen hier nachts nicht stehen“, erklärt uns der Polizist. Wir erklären ihm die Situation: wir haben ein schlafendes Baby im Bett, das zudem heute Geburtstag hatte. Ob wir wirklich nochmal losmüssten. Wir haben Glück. Und erwischen einen der Guten. „Bleibt hier stehen. Ich gebe euch kein Ticket. Eventuell kriegt ihr aber eins von der Strandaufsicht, das kostet dann 50$. Mehr machen die dann aber auch nicht.“ Wir nehmen das Risiko in Kauf und kommen davon. Was ein kleiner Nervenkitzel!

    Von einem Geburtstag starten wir dann direkt in den nächsten: Philipp wird 34! Wir verbringen den Tag ähnlich entspannt wie Ellas Geburtstag. Es gibt Burger von „In n Out“ und viel Meer und Strand. Und Tickets fürs Eishockey in Kanada. Wir beschließen aber unser Glück nicht länger auf die Probe zu stellen und fahren dann für die Nacht auf einen offiziellen, riesigen Campingplatz mit über 400 Plätzen, Waschmaschinen, einem Pool, Restaurant und Shop - alles direkt am Strand. Und wir stellen fest: Amis campen einfach anders als wir. Während für uns Campen vor allem minimalistisches Leben inmitten der Natur bedeutet, wollen Amis alles haben so wie immer. Es wird ein Teppich ausgerollt, Liegen aufgebaut und der Flachbild-TV nach draußen gedreht - man will ja schließlich bei Bier und Barbecue Sport schauen. Belustigt von diesem Anblick gehen wir erstmal Wäsche waschen (dringend nötig!) und Plantschen mit Ella im Pool. Was ein entspannter Tag für uns alle.

    Abends machen wir uns dann ein kleines Feuer und tauschen uns über die für uns guten wie schlechten Seiten der States aus. Auf der schlechten steht auf jeden Fall die „I do not give a fuck“, wenn es ums Thema Nachhaltigkeit geht und die oft anzutreffende Ignoranz, wenn es um andere Länder und Kulturen geht - und besonders darum, wie etwas aus einer anderen Sprache auszusprechen ist. Schattenseiten sind auch die schlechten Straßen, die oftmals schlechte Verarbeitung von Dingen wie z.B. unserem Camper und extrem hohe Preise bei gleichzeitig schlechter Qualität.

    Positiv fällt uns dafür auf, wie kinderfreundlich und kinderbegeistert die Amis sind und wie aufgeschlossen und interessiert, woher man kommt. Auch wenn es manchmal oberflächlich sein mag, ist es doch ein nettes Miteinander mit vielen Schwätzchen zwischendrin, die uns Deutschen doch eher fremd sind. Und mag es an den oftmals noch recht neuen Planstädten oder der krassen Faulheit der Amis liegen - mehrere Einkaufsläden und Imbisse gebündelt an einem Ort sind doch durchaus praktisch. So langsam sind wir doch ganz gut hier angekommen…
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  • Day 9

    Der Start unseres Camper Life

    September 22, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir machen uns auf zu unserer Camper-Abholstation und denken ab jetzt wird alles entspannt. Wir sind schließlich flexibel, können spontan sein und nur noch kleine Schritte unternehmen. Das Problem: die Abholstation ist am äußersten Rand im Südosten von L.A. (Santa Fe Springs) die Fahrt dorthin lang, doch kein Vergleich zu der, die wir danach noch vor uns haben. Wir müssen nämlich den ganzen Weg wieder zurück durch die Stadt, in den Norden und raus aus dem trubeligen, lauten und verkehrsreichen L.A. Unser heutiges Ziel: Ein Campingplatz 30 Minuten vor Santa Barbara. Und es zeigt sich schnell: das wird ein langer Tag.

    Nach einer für unsere Begriffe viel zu kurzen Einweisung (der Camper verfügt über tausend Schalter und wir müssen viele Dinge beim Anschließen auf den Campingplätzen beachten) und einer erneuten von uns beauftragten Reinigung (hatten die vorher den Camper überhaupt geputzt?) geht es endlich los. Da wir das Wohnmobil erst ab 13Uhr abholen konnten, ist es mittlerweile schon Nachmittag.

    Wir kämpfen uns durch den Stau, das Fahren mit diesem Riesenteil (26 Fuß, knapp 8 Meter lang) ist ungewohnt und wir stellen schnell fest: die Verarbeitung im Camper lässt zu wünschen übrig. Andauernd geht eine der Schubladenfächer oder z.B. die Badtür auf, vieles ist krumm und schief, wodurch Türen nicht richtig schließen und es ist recht laut beim Fahren. Die amerikanischen Straßen sind zudem schlecht, wir vermissen etwas die guten deutschen Autobahnen. Ella ist quengelig, die neue Fahrtsituation scheint ihr nicht so gut zu gefallen.

    So müssen wir mehrere Stopps einlegen - für Ella, aber auch zum Einkaufen für die nächsten Tage und kommen viel später als erwartet, völlig erschöpft von der Fahrt und von Ellas Bespaßung gegen 19.30 Uhr am Campingplatz an. Jetzt heißt es bei untergehender Sonne noch schnell alles anschließen, um mit Wasser und Strom versorgt zu sein (gut, dass uns unser amerikanischer Nachbar Tom weiterhalf), Betten beziehen und alles Wichtige für die Nacht rauslegen - Ella war mittlerweile in ihrem Sitz eingeschlafen.
    Als alles geschafft ist, sind wir uns einig: so machen wir es nicht nochmal! Und doch gehören auch solche lehrreichen Tage zu dieser Reise dazu.

    Am nächsten Morgen stellen wir dann fest: die Fahrt hat sich gelohnt. Der Campingplatz ist gemütlich und wir parken direkt am Wasser, so kann Ella bereits am Morgen die Füße reinhalten und im Sand spielen. Und Camper sind eine ähnlich entspannte und interessierte Community wie die Taucher.

    Wir merken aber auch: entgegen unserer Erwartungen wird es nachts bereits recht kalt, wir müssen immer wieder die Heizung laufen lassen und morgens in dicke Socken und unsere Fleecejacken schlüpfen, die wir eigentlich erst für Kanada im Gepäck hatten.

    Nach einem gemütlichen Frühstück mit Kaffee, Bacon and Eggs sind wir nun gespannt auf unseren zweiten Stopp: Santa Barbara.
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  • Day 7

    Los Angeles - die Stadt der Gegensätze

    September 20, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 23 °C

    Fahrt nicht nach L.A. hat man uns gesagt. Da gibt es nichts zu sehen, hat man uns gesagt. Außer vielen Obdachlosen, Drogenabhängigen, viel Verkehr und einer lauten, dreckigen Stadt. Wir haben es trotzdem getan. Und das war gut so.

    Großstädte sind immer eine Herausforderung, wenn man mit einem Baby reist. Deshalb haben wir uns nach dem trubeligem, gestrigem Ankommen heute für einen Tag am Strand entschieden. Zwei Attraktionen wollten wir uns anschauen: Venice Beach und den Santa Monica Pier.

    Beim ersten sind wir nach einer 50-minütigen Uber-Fahrt (! - Entfernungen hier sind einfach übel!) gestartet. Allein der weg dorthin ist spannend: teure Autos und tolle Häuser in von Palmen gesäumten Straßen, die Hollywood Charme versprühen, wechseln sich ab mit Obdachlosen und Drogenabhängigen, die ihre Zeltsiedlungen unter Brücken errichtet haben. Reich und Arm liegen selten so nah beieinander wie hier. Ein komisches Gefühl, so viele Menschen so hilflos zu sehen. Und doch der normale Wahnsinn in dieser Millionenstadt.

    Am Strand angekommen zeigt sich, Venice Beach ist sehenswert: Pumper, die fleißig Gewichte stemmen, Boxer, Jogger, Rollergirls, Beachvolleyballerinnen, Surfer uvm - wir merken schnell, dass Sport unter freiem Himmel hier zum absoluten Lifestyle dazugehört.

    Aber wir merken auch: es ist mal wieder viel los und es ist laut. Viele Geschäfte, Bars und Restaurants mit lauter Musik, vorbeifahrende Fahrrad- oder Rollerfahrer mit Musikboxen (haben die Amis auch was von Kopfhörern gehört???) und Menschen, die ihre Touren und Waren anpreisen.

    Nach einem Mittagessen zieht es uns also weiter in Richtung Santa Monica Pier. Und der Weg dorthin ist traumhaft: es weht eine leichte Brise, es ist ruhig und angenehm zu laufen mit dem Blick auf Strand und Meer. Das fand wohl auch Ella, die direkt bei ihrem Papa in der Trage eingeschlafen war und erst am äußersten Punkt des Santa Monica Piers wieder aufwachte.

    Laut und leise, Trubel und Ruhe - wieder einmal viele Gegensätze so nah beieinander.

    Der Santa Monica Pier ist aufregend: SängerInnen und Magier treten auf, es gibt Essensbuden und Bars, Verkaufsstände und natürlich den großen Jahrmarkt mit vielen Fahrgeschäften, den wir aber hinter uns lassen. Wir genießen lieber am äußersten Punkt den Blick aufs offene Meer und das wir all das hier gemeinsam erleben dürfen.

    Nach einem leckeren Eis wollen wir dann die Rückreise zum Hotel antreten. Doch wie machen wir das am besten? Der Verkehr am Nachmittag ist furchtbar, somit ist Uber keine Option. Wir nehmen also die Metro. Und sind überrascht von dem nicht mal 2$ teuren Ticket. Dafür wird die Fahrt lang mit unzähligen Stopps und einem Umstieg. Am Ende sind wir froh zurück zu sein und noch eine Runde im Hotelpool schwimmen zu können.

    Neben dem Pool ist das Beste am Hotel der Blick aus unserem Fenster. Wie Kino, nur in echt. Menschen, die nicht ganz ihrer Selbst mächtig, umherirren. Viel Verkehr, egal wo man hinschaut. Und wenn man sich ganz rechts in die Ecke stellt, sieht man den Glanz vergangener Tage hoch oben über der Stadt: das Hollywood Zeichen. Nachts nicht mal beleuchtet. Auch die Amis müssen sparen.

    Am letzten Tag geht es für uns zum Griffith Observatory, von dem man einen tollen Ausblick auf die Stadt erleben kann. Ein schöner letzter Blick auf die Stadt zwischen Glamour und Elend.
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