Die etwas andere Dienstreise

February - March 2023
Auf zum 125th OGC Member Meeting nach Frascati! Read more
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  • Day 12

    Eine letzte Runde

    March 1, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 14 °C

    Schon wieder italienisches Frühstück. Nur Marmelade, Puddingcreme und Puderzucker. Ich drehe durch. Wo sind denn all euer Käse, euer hochgelobter Speck und diese Trüffelsalami, von der alle immer reden? Dafür frischgepresster Blutorangensaft. Na gut. Ich eile zu einem Pizzabackkurs. Ganz nett, aber ein bisschen Touri-Abfertigung. Wir kneten in ansprechender Kleingruppe Teig nach Anleitung. "Den werden wir jetzt aber nicht benutzen, denn der müsste erst noch 4-5-24 Stunden im Kühlschrank ruhen." Schwupp, bekommen wir schon fertiggeruhte Teiglinge. Es geht ans Ausrollen. Ganz schön fest. "Was wollt ihr drauf haben?" Belag aus den Näpfen darf ich mir nicht selber rausnehmen. "Nein, das Tomatensoßenrezept verraten wir nicht. Ist Familiengeheimnis." Na gut. Pilze, Artischocken und salame piccante suche ich mir aus. Kaum schauen wir kurz weg, schwingt ein Typi auch schon die Pizzen in den vollautomatisch rotierenden Hochleistungsbackofen bei 360 °C. Nach nur einer halben Handvoll Minuten wird auch schon aufgetischt. Das ging schnell! Und das Ergebnis ist tatsächlich besser als erwartet. Knusprig, luftig und diese Tomatensoße! Dazu ein Weinchen, Bruscetta und nette, bunt gemischte Dudinnen und Dudes zum mittaglichen Quasselquickie. Passt!

    Ich treffe Jasper zur Kolosseum-Besichtigung wieder. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, wie krass das alles hier ist! Wir lassen uns wieder träumend und philosophierend treiben. Die haben vor 2000 Jahren einfach mal fancy Hebebühnen im Holzboden versenkt, um Krimskrams und wilde Tiere hochzujagen. Muss ein guter Geruch gewesen sein, dort unten im Untergrund. 5000 Tiere verheizt, bei den 100-tägigen Spielen. Die Menschen hatten schon immer einen an der Waffel. Jedenfalls möchte Jasper jetzt ein Gladiatorenschwert haben. Stattdessen nehme ich ihm allerdings sein geliebtes Taschenmesser ab. Es kommt im Zug mit zurück nach Deutschland, denn sein Interrail-Pass ist leer und er bewegt sich nun eine Station fliegend weiter. Wieder alleine, husche ich noch schnell beim mit Locals vollgestopften "Luppolo12" auf ein leichtes, strohgelbes Session-IPA vorbei und beziehe auch schon das Nachtzugabteil zurück nach München!
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  • Day 11

    The Hole

    February 28, 2023 in Italy ⋅ 🌧 8 °C

    Über den Fluss nach Süden, und tolle neue Gassen öffnen sich vor uns. Wie hübsch und einladend dieses Viertel. "Dort, in das nette Café?" Wir kommen näher und lugen rein. "Oh, es scheint eine Kneipe zu sein!" Wir wagen den ersten Schritt in "The Hole" und ... das war's dann auch schon für heute. Gefangen im schlichten aber gemütlichen Charme gönnen wir uns um 16:00 Uhr statt eines Kaffees dann doch lieber schon ein Verdauungs-IPA. Wir feiern es hart, hier gelandet zu sein. Jasper ist begeistert und ich erfreut darüber. Wie schön. Es folgt ein zweites IPA. Wir schauen uns die Leute an und die Barkeependen. Wir quatschen. Ich erzähl' über das Leid eines ergrauenden Möchtegernwissenschaftlers. Jasper berichtet euphorisch über seine Aktivitäten als Jugendcampleiter im Flensburger Raum. Seine offene und direkte Art finde ich supi. Ich bekomme einen persönlichen Einblick in seine Reisegeschichte, erfahre über prägende Unterwegsmenschen und wir philosophieren über liebsame Lebensbegegnungen. Beim dritten IPA klappt er seine ledereingebundene Kladde auf, zückt einen Stift und beginnt Tagebuchzeilen seiner vergangenen Reisetage aufzuholen. Zeitgleich klappe ich mein vom silbernen DLR-Adler geschmücktes, elektronisches Notebook auf und beginne, Zeilen für den Abstrakt für eine nahende Konferenz im Kosovo zu tippen. Heute um 23:59 ist nämlich Deadline und in all dem Trubel der vergangenen Wochen habe ich dies erfolgreich wegprokrastinieren können. Dabei ist es mein Herzensthema! In so einer Atmosphäre, nach so einem aktiven Tag, muss ich gestehen, dass ich gerade nach 1-2 Schmackofatzobierchen zur kreativen Höchstform anlaufe. Ich schreibe in einem Zug einfach runter, was mir all die Tage schon im Hinterkopf zwickte und, here we go, beim vierten IPA bin ich fertig! Gleich sogar noch einen zweiten Mini-Abstrakt für nen Lightning-Talk mit eingereicht (die Idee kam spontan). Was ein Segen, was eine Entlastung, endlich! 🥳 Irgendwann nach Mitternacht machen wir uns auf den Fußweg zurück. Gegen 02:00 – völlig regendurchnässt – fallen wir tot ins Hosteldoppelstockbett. Was ein Tag. Mein persönlicher Highlighttag!Read more

  • Day 11

    Forum Romanum

    February 28, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 15 °C

    Ein neuer Tag des sich-Treibenlassens beginnt mit Jasper aus meinem Hostel-Zimmer bei italienischem Frühstück um die Ecke. Was ein cooler Typ! Er ist 21 und düst gerade zwischen undualem Wirtschaftsdingsbumsstudium und dualem Wirtschaftsdingsbumsstudium für einige Monate mit Interrail durch Europa. Wir verstehen uns.

    Erneut stapfe ich mit ihm wie magnetisch angezogen in Richtung Kolosseum. Man kommt einfach nicht drum herum. Sein Besichtigungsticket ist für morgen. Ich habe keines. Mir hat das benachbarte Forum Romanum vorgestern im Dunkeln sehr zugesagt und wir beschließen spontan, dort mal vorbeizuschauen. Es stellt sich heraus, dass man dafür auch ein Ticket benötigt. Aber es kommt immer im Bundle mit Kolosseum. Jaspers morgiges Kolosseum-Ticket ist anscheinend auch bereits heute schon für das Forum Romanum nutzbar. Raffiniert kombiniert besorge ich mir also auch eines dieser Kombitickets, um *hier und jetzt* ins Forum gelangen zu können. Jasper meint "Ich habe gar nicht geplant, schon heute ins Forum Romanum zu gehen." Ich so "Naja, so ist das halt, wenn man mit mir loszieht. Ich habe auch nicht geplant, heute hier her zu kommen." 😉. Grandios! Ein völlig überwältigendes, überdimensioniertes, surreales, von den Füßen reißendes Freilichtmuseum. Also, die gesamte Stadt, eigentlich. Wir schlendern stundenlang durch die Gegend und philosophieren vor uns her, wie es sich früher hier mal zugetragen haben muss. Ich hab's tatsächlich immer ein wenig belächelt, aber diese paar Steine, die können was! Wahnsinn.

    Hunger. Mit der ganzen Auswahl an Restaurants wird sich ein normaler Mensch nie entscheiden können. Ich verabscheue es vermehrt, nach irgendwelchen Google-Rezensionen oder "Empfehlungen anderer Touristen" auszuwählen. Viel zu oft bin ich damit enttäuscht worden. Ohne Scheiß! Aber, auf meine Intuition ist meistens Verlass, das kann ich nach 37 Jahren stiller Weltherrschaft nun behaupten. Irgendwo bei Portico d'Ottavia schält ein netter Typ frische Artischocken vor seinem authentischen Restaurant "Giardino Romano". Sympathisch. Genau *das* wird jetzt der Ort für unsere Pizza. Und? Sie ist die bisher beste seit Ankunft! Jetzt, beim Nachrecherchieren während ich schreibe, sehe ich: "Bei Google bloß 4 Sterne". Ich bin aber selbst von dem Beilagenbrot entzückt.
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  • Day 10

    Im Bunker endlich Ruhe

    February 27, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Was eine bekackte Nacht im Hostel. Irgendwer hat permanent im Kreis gefurzt. Ich starte einen ungeplanten Arbeitstag mit der Suche nach einem ruhigen Ort für ein paar Telefonate. Diese Stadt ist hektisch und laut. Auf den Straßen viel Verkehr und noch viel mehr sehr hässliche kleine Hunde, die mit ihrer Flitzekacke gleichmäßig die Bürgersteige benetzen. Im ersten Café finde ich Frühstück, aber die Akustik ist so banane, dass Telefonieren unmöglich ist. Im zweiten Café ist's leer und gemütlich, aber das Radio dudelt nutzlosen Quatsch, sodass einem das Selberquatschen im Halse stecken bleibt. Nun gut. Ich resigniere und lasse mich treiben auf der Suche nach einer Erfüllung der Bedürfnisse. Meine geplanten Telkos sind jetzt eh vorbei ...

    Liebe Leute. Ungeplant gewinnt. Immer! Ich entdecke Örtchen, Plätzchen und Sträßchen gänzlich ohne Touristen, irgendwo südöstlich vom Bahnhof Termini. Wilde Fassaden, alles etwas abgefuckt, dafür aber mit Charme besprayt. Hübsche Bars und eine Eisdiele mit dem besten Pistazieneis, das ich je hatte! Ein cremiges Schäufelchen davon und satt. Danach ein Mittagessen in familiärer Trattoria gänzlich ohne Pizza, aber dafür mit sehr viel saftigem Lamm und krossen Rosmarinkartoffeln, kurz vor Mittagsladenschluss mit dem gestikulierenden Koch am selben Tisch. Ein Träumchen!

    Ich checke in einen alten unterirdischen Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg ein – in einen co-working-Space. 20 EUR für einen Tag mit turbo-Internet und Kaffee-Flatrate. Läuft. Hier hole ich alle Telkos nach und Tippe alles, was ich tippen wollte. Währenddessen verwandelt sich die morgendliche Sonne in Hagel und eisigen Nieselregen. Na toll. Meine Klamotten sind doch noch von gestern nass!

    Ich falle raus auf noch ein Eis. Weit schaffe ich es nicht, denn gegenüber in einer Bar gibt es leichtes, spritziges, fruchtiges, italienisches Bier, gebraucht mit 40 % Traubenextrakt! Beste Basis für kreative Textergüsse. Voilà.
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  • Day 9

    Blaue Stunde zwischen Marmor-Memoiren

    February 26, 2023 in Italy ⋅ 🌧 14 °C

    Am mittleren Nachmittag komme ich in Rom an und checke in mein schäbiges Hostel ein. Hier sollte ich lediglich ein Minimum meiner Lebenszeit verschwenden. Hach, was war es in Frascati hübsch ...

    Sofort raus. Pizzabar um die Ecke. Pizza. Ein junger Kanadier setzt sich neben
    mich. Ist auch gerade erst angekommen. Elektrotechnikstudent auf Semesterpausesause; ne Woche London und nu ne Woche Rom. Dufter Typ. Er weiß sogar, was GIS ist.

    Wir laufen los vom Hauptbahnhof irgendwo nach Westen. "Bloß ne kleine Runde Spazieren." sage ich ihm. Er ist verwirrt, dass ich planlos davonmarschiere. "Ok, ich komme mit." Ich in Wollpulli mit Kragen bis zur Nase, Jacke und Mütze und er in T-Shirt. Hach, diese Nordamerikaner ...

    "Ist das das Kolosseum da?" fragt er mich. Ich so "Naja, keine Ahnung, war noch nie hier, sieht irgendwie klein aus." Ja, es ist das Kolosseum. "Ich habe gar nicht geplant, schon heute hier her zu kommen." sagt er. Ich so "Naja, so ist das halt, wenn man mit mir loszieht. Ich habe auch nicht geplant, heute hier her zu kommen."

    Ein skurriles Bild der Stadt eröffnet sich für den Rest des Abends als aufgrund einer pro-Ukraine-Demo fast die gesamte Innenstadt für den Straßenverkehr gesperrt wird. Was ein Segen, wo die bekloppten Italiener sonst selbst in den 2m-schmalen Gassen direkt am Pantheon mit ihren Karren umhersausen. "Ich verstehe das mit der Ukrainedemo hier in Italien nicht." sagt er. Ich so "Naja, so ist das hier in Europa halt."

    Bei Einbruch der Dämmerung trennen sich unsere Wege und ich nutze die blaue Stunde zum erstmaligen Erkunden der historischen Stadtteile. Foro Romano, Foro Augusto, Trajansforum, Caesarforum und Altare della Patria, was ein Genuss bei diesem Licht!!

    Ein eisiger Hagelschauer rüttelt die anderen Touristen von ihren Smartphones weg. Wie Ameisen stürmen sie kreischend in alle Richtungen, rutschen umher auf dem glatten, basaltigen Kopfsteinpflaster. Diese Narren; alle Plätze nur für mich, muhahaha! Btw, weiterhin kein einziges Auto around!

    Zeit für ne Pizza in La Sagresita. Draußen gallert es wie aus Eimern. Hervorragend! Zeit für noch nen Rotwein ...
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  • Day 8

    Freudig rülpsend in Monte Porzio Catone

    February 25, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Körperlich bin ich etwas angeschlagen heute. Es muss unbedingt guter Kaffee aus dem Koru Caffè her! Ein liebevoll geführter Laden mit aufwändig zubereiteten Leckerspeisen und einer wahrlich wundervollen Kaffeeauswahl. Alles nur von lokalen Röstern aus dem Großraum Roms. Die Inhaberin kennt zu jeder Sorte eine Geschichte. Viele anaerob-fermentierte und experimentell aufbereitete Kaffeebohnen, hell geröstet, für die perfekt blumig-fruchtige Tasse. Ein schöner Kontrast zu den sonst industriell ausgestatteten 08/15-Espresso-Bars, wo jeder totgeröstete Kaffee bloß nach Teer und Autoreifen schmeckt.

    Heute muss ich mich dringend mal etwas bewegen! Es scheint ein Defizit an Mountainbike-Vermietungsstellen zu geben. Der einzige Radladen weigert sich, mir eines zu geben, weil sie ja heute bereits schließen würden. Na toll, also ist es unmöglich, wochenends durch die Vulkanhügel zu radeln. Aber super nett ist der radeldurchtrainierte und professionellst sportlich bekleidete Herr. Er bietet mir an, beim nächsten Besuch als Guide mit mir durch die Gegend zu heizen und mir die entzückendsten single-trails zu zeigen! Die topografische Karte um Frascati mit den alten Vulkankraterseen der Albaner Bergen sieht schon echt verlockend aus!

    Ich beschließe, statt des Radelns zur alten Ruinenstätte Tuscolos hochzuwandern. In den Straßengräben überall Müll. Hier werden Kühltruhen abgeladen, Röhrenfernseher. Wer weiß, was oder wen die Mafia hier noch so alles entsorgt hat.

    Oben stürmt es wahrlich und dicke graue Wolken ziehen über Rom ein. Es wird heute noch regnen. Shit. Die ganze Woche Sonne und jetzt, wo ich Zeit habe, so ne Suppe. Die absolut saftigsten Blutorangen, die ich je hatte, versüßen mir den Ausblick. Nach jeder muss ich gehörig rülpsen, wie nach einem Glas Sprudel.

    Mein Abstieg führt mich ins entzückende Städtchen Monte Porzio Catone. Engste Gässchen auf einem steilen Berg mit wundervollen Rundumblicken auf Rom und die Weinhänge. Die 12 km Gelaufe waren nicht umsonst, saustark! Überall sprudeln Mineralbrunnen mit leckerem Trinkwasser. Italienisches Eis zu finden ist hier allerdings kompliziert, denn die ganzen Gelaterias führen zur Winterzeit anstelle von Eis nur Feingebäck.

    Die wohl teuerste Busfahrt mit 7 Euro für 9 Minuten Strecke führt mich frühabends zurück nach Frascati. Zum Vergleich: 30 Minuten Zugfahrt nach Rom kosten bloß 2,10 Euro. Irre.
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  • Day 7

    Konglomerierte Bananenheizpilzkapseln

    February 24, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    All die Tage ist der Shuttle-Bus zur Event-Location immer 10-25 Minuten verspätet losgefahren. Heute verpasse ich ihn aufgrund seiner unerwarteten Pünktlichkeit. Nunja, mit dem ganzen morgendlichen Verkehr und dem Sicherheits-Check-In kommt es zeitlich aufs Gleiche, wie wenn ich jetzt einfach den Berg hinunter zum ESRIN latsche. Gedacht, getan. Unterwegs fällt mir auf, dass in dieser Gegend um Frascati alles extremst eingezäunt, verbarrikadiert, mit Überwachungskameras und Alarmanlagen vollgeballert ist. Warum? Ist das überall in diesem Italien so? Wovor versteckt man sich? Hier sind doch alle nett. So liebe Leute, überall, wohin ich gehe!

    Nach dem Europe-Forum: ende Gelände. Nach einer privaten Demonstration des sich aktuell in der Ukraine im Aufbau befindenden, INSPIRE-konformen Adressverwaltungssystems, verabschiede ich mich von den Ukrainerinnen und ihrem sehr jungen und sehr fähigen ITler. Tolle Leute, alle hier. Vöglein zwitschern, als ich in früher Nachmittagssonne den Berg zurück nach Frascati hochstapfe. Ich wechsle meine Unterkunft in ein wesentlich gemütlicheres B&B. Endlich keine Bananenmatratze mehr!

    Rückblickend über die Woche, meine Unterkünfte und das Event, muss ich den Italienern allerdings eine Rüge erteilen. Es scheint gewisse Defizite beim Umweltwahrnehmungsselbstverständnis zu geben. Das ist die zweite von zwei Unterkünften, in denen bei offenen Fenstern geheizt wird. Wenn ich das Fenster schließe, macht es irgendjemand wieder auf. Wenn ich die Heizung runterdrehe, dreht sie irgendjemand wieder auf. Draußen sind es abends 8 °C und die Italiener sitzen in Cafés an der Straße unter bollernden Gas-Heizpilzen. So ein Quatsch. Weiterhin bin ich im angeblichen Kaffeeparadies Italien und was sehe ich überall? Diese Kapsel-Kaffee-Maschinen. Zur Hölle. Als ob irgendjemand auf dieser Welt diese Konglomerate an Plastik-Kaffee-Aluminium-Müll auch nur annähern wieder recyceln könnte! Taugt der Quatsch vielleicht wenigstens zur "thermischen Verwertung"? Meine Güte, stellt doch wenigstens eine Senseo-Maschine ins Zimmerchen, die kommt lediglich mit Papier-Pads aus und der Kaffee schmeckt genauso lasch. Weiterhin besteht das Land aus Einwegbechern. Beim Event gabt es total paradoxe Papierbecher auf denen gleichzeitig ein grünes Logo mit "100 % compostable" und eines mit "This cup contains plastic, please recycle" aufgedruckt waren. Ähm? Das erinnert mich an eine Arte-Sendung, bei der die italienische Kaffeebecherlobby porträtiert wurde. In der EU gab es Bestrebungen, mit Kunststoff ausgekleidete Einwegkaffeebecher zu verbieten. Die italienische Lobby hat aber erfolgreich etwaige Gesetzesänderungen boykottieren können, da ja "die gesamte italienische Industrie auf diesen Pseudo-Papierbechern basiere und gerade erst (mit EU-Geldern?) in neue Produktionsanlagen investiert wurde". Lächerlich. Aber hier vor Ort wird mir das Ausmaß der Misere erst so richtig bewusst. Außerdem ist immer alles doppelt und dreifach verpackt. Wenn ich an der Straßenecke ein Panini hole, dann wird das in doppelwandige Plastik-Papiertüte gewickelt und anschließend in eine Plastiktüte gesteckt. Mäh.
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  • Day 6

    Dauerbeschallungsprogramm

    February 23, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Mein Kopf platzt. Der vierte Tag in Folge mit 10-stündigem Dauerbeschallungsprogramm. Schon lange war ich nicht mehr so erschöpft und konzentriert zugleich! Verrückt ist das. Leider ist alles sehr interessant. Mich erinnert das an die umfangreichen Tagungsprogramme der Chaos-Communication-Kongresse, nach denen man auf ähnliche Weise körperlich erledigt war. Ich protokolliere fleißig, versuche Brücken zu unseren Projekten zu spannen, chatte parallel mit meinen Kollegen und versende gezielte E-Mails mit kondensierten Infos. Hier geht einfach zu viel krasser Shit ab. Wie ich lerne, ist das nächste Member Meeting bereits im Juni und dann im Raumfahrts- und Technologie-Hotspot Huntsville, Alabama, mit Gala-Dinner unter einer ausgemusterten Saturn-5-Rakete. Ob ich dort auch hindüsen werde? Man macht mir jedenfalls den Mund ganz schön wässrig.

    Abends erkunde ich Frascati und entdecke doch noch die ein oder andere solide Craft-Beer-Kneipe. Generelle bin ich sehr entzückt ob der guten Bierauswahl in den hiesigen Restaurants. Fast überall gibt es gezapftes Lokalbier aus direkter Umgebung. Nicht selten fruchtig-gehopfte APAs und leichte Session-Pale-Ales. Ein Paradies! Das kulinarisch verwüstete Deutschland muss noch viel aufholen.
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  • Day 5

    Open Geospatial Community

    February 22, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 15 °C

    Geiles Wetter heute. Der Blick von den Hügeln hinunter auf Rom ist allerdings von städtischem Dunst getrübt. Das Verkehrsbild hier ist ein anderes im Vergleich zu deutschen Landen. Durch diese engen und kleinen Gassen kommt man lediglich mit kleinen, schmalen Autos. Auf einen unserer Kombis oder SUVs kommen hier 2 kurze Knutschkugeln. Warum auch immer, aber dafür gibt es aber dann trotzdem viel zu viele von denen. Wieso fahren die mit ihren Autos durch diese engen Gassen, wenn man Frascati komplett zu Fuß in nur 5 Minuten durchlaufen kann?? Bescheuert.

    Heute Abend steht Konferenz-Networking-Dinner in einem geilen Hotelrestaurant an. Schmackhafte Gerichte und freudig-laute Tischlaune werden begleitet mit edlen Weinen. Die weißen Frascati-Weine sind echt gar nicht so übel! Ich erwische einen wahrlich bunt gemischten, großen, runden Tisch. Wie geil ist dieses Member Meeting eigentlich? Eine ukrainische Delegation, Spanierinnen, Uruguay, Tschechien, USA, Franzosen, torontisches, québecisches und vancouveranisches Kanada, England und Portugal, China, Japan und fuckin' Australien – ich kann's nicht mehr aufzählen, wer hier alles so herumsitzt. Und alle sprechen dieselbe Sprache: Geodaten. Open Geospatial Community!

    Das Restaurant hat für uns sogar die antiken Katakomben im Keller zur Besichtigung geöffnet. Alte, feuchte, muffige Gewölbegänge tief hinunter steigend und weit in den Berg hinein, dort, wo früher der Wein gelagert wurde. Supergeil!
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  • Day 4

    Endlich brennt er!

    February 21, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach erneuten 10 Stunden Konferenz-Programm werde ich mit Stelios – einem griechischen Geodatendude – von unserem Schutt-Bus in Frascati-Town rausgelassen. Als ob es am Wochenende nicht schon genug Konfetti gegeben hätte, läuft sowohl in Köln als auch hier der Karneval an diesem Dienstag zum Höhepunkt auf. Menschenmassen umzingeln einen von innen beleuchteten Leichenwagen, in dem eine Figur dieses dürren, rosa-häutigen Typen mit schwarzer Augenmaske durch die Gegend gefahren wird. Sein Kopf wird dabei von einem Aktuator hin und her gedreht. Dicht gefolgt wird der Leichenwagen von einem Trecker mit LKW-Anhänger, auf dem eine noch viel größere Figur dieses besagten Typen liegt. Auf dem großen Piazza Marconi ziehen schließlich zwei große Kräne die Figur empor. Kurz darauf wird der Typi angezündet und von einem riesigen Feuerwerk hoch oben an der Villa Aldobrandini begleitet. Zeitgleich ertönt "We Are The Champions" von Queen aus den Lautsprechern. Stelios und ich schauen uns an und verstehen die Welt nicht mehr. Was genau wollen die uns damit sagen? Uns wird es zu dumm und wir ziehen schnell ab in eine Pizzeria, solange die Meute noch euphorisch aufgedreht draußen herumsteht. Hier isst man spät. Normalerweise öffnet kein Restaurant abends vor 19:30!Read more