• Barbara-Marie Mundt

Das Olga Abenteuer

Das ist die ganze Geschichte: wie wir unseren Katamaran Olga selbst aus Stahlblechen gebaut haben, wie er zu Wasser gelassen wurde und wie wir damit durch Frankreich und über das Mittelmeer nach Portugal gesegelt sind. Lue lisää
  • Port Leucate

    11. heinäkuuta 2007, Ranska ⋅ ☁️ 22 °C

    In der Nacht zum Montag, 9. Juli gibt es etliche Gewitter mit großem Getöse, Regen, Hagel und Sturm – ein ungemütlicher Schlaf. Am Morgen ist wieder der Teppich neben dem Bett durchnässt, Olga ist immer noch nicht ganz dicht vorn. Es stürmt noch immer, der ganze Tag vergeht mit dem Sausen, Klappern und Heulen in den Wanten und Masten der vielen Boote, die hier liegen. Bei unserem Stadtgang entdecken wir im Ortskern einen zweiten Hafen, und drum herum viele Geschäfte: Mode, Schickimicki, Restaurants, Immobilienmakler …
    Der stürmische Ausflug endet mit dem Heimweg über den Mittelmeerstrand, den vor allem Jóia genießt. Der Rest des Tages vergeht mit schlafen, lesen, schreiben, Hund bürsten … und Geheule in den Wanten.
    Der Dienstag ist ein weiterer Sturmtag. Das Heulen und Klappern geht uns auf die Nerven. Und für morgen ist noch keine Wetterbesserung in Sicht. Wir sitzen fest. Im Ort suchen wir einen Hotspot für unser Wi-fi orange, finden aber nichts. Im Yachtladen erstehen wir immerhin neue Fender für Olga, die ganze Altreifengarnitur geht von Bord in den Müll und das Schiff wird etliche Kilo leichter. Fidel baut einen der großen Kraftstoff-Tanks aus, zwei reichen – nochmal weniger Kilos. Im Laden gibt es auch ein Buch mit den Ukw-Sendekanälen für die Wetter-Vorhersagen. Und ein Windex – das Gerät, das anzeigt, woher der Wind weht, und es muss auf dem Mast montiert werden. Das bedeutet: als Nächstes bei ruhigem Wetter muss ich da hinauf. Man hat einen guten Überblick von oben!
    Am Abend entdecken wir an der Telefonzelle die Anzeige eines Cafés: Internet für Laptop-Mitbringer umsonst! Na, hurra, da gehen wir morgen hin.

    Der Mittwoch verging mit Heulen und Klappern, aber es wurde merklich weniger. Im Cyber-Café waren wir endlich erfolgreich mit dem Empfangen und Senden von E-Mails:
    »Liebe H.,
    Ja, in Sète haben wir einige friedliche, wenn auch sehr laute, Tage verbracht. Um uns herum toste die Stadt mit Eisenbahn, viel Bootsverkehr, der das Wasser um uns herum aufwühlte. […]
    Wir waren froh, dort wegzukommen. Narbonne Plage und Port Leucate sind typische Badeorte älterer Couleur, wohl hauptsächlich für Franzosen. Hier in Leucate gibt es zwei Häfen, kuck mal bei Google Earth nach. Der zweite Hafen liegt mitten im Ort, so dass die Skipper ihre Yacht quasi vor der Haustür haben, ähnlich wie in Ampuriabrava an der Costa Brava.
    Das Segeln ist für mich als Landratte nicht so einfach zu bewältigen. Wenn von hinten die Brecher auf das Deck klatschen, oder sie sich strudelnd überlagern finde ich das schon beängstigend. Vier Windstärken – ich glaube, mehr halte ich nicht aus. Als wir vor dem Kap festhingen, dachte ich schon: Jetzt ist es aus, Olga kann vor den Brechern nicht mehr ausweichen, das Hindernis zieht uns hinunter. Andererseits stelle ich aber fest, dass das Boot sich enorm gut verhält, selbst bei der Rückwärtsfahrt unter Motor, den Brechern entgegen, benahm sie sich sehr gutmütig und lupfte sich immer wieder obenauf. Rein rational betrachtet stelle ich mich also an. […]
    Hier im Hafen an unserem Steg liegen vier oder fünf fabrikneue Yachten der Firma Beneteau, die Fender noch in Plastik eingeschlagen. Und wenn ich das sehe, alles so fein und glänzend, sortiert und am richtigen Platz, die Beschläge, Umlenkrollen, die Schoten und Fallen, alles neu und sauber – ich würde doch nicht tauschen wollen. Die Boote sehen irgendwie steril aus.
    Das sind bestimmt tolle Yachten. Aber unsere Olga ist ein Unikat, und jedes Teil an ihr ist selbst erdacht, bestimmt, gemacht, verbessert. Da kann keine noch so schöne Yacht mithalten. Komfort? Wir haben, was wir brauchen. Natürlich hakt es hier und da und gibt es Miseren – aber die werden behoben, oder wir leben damit. Fidel hat die Tendenz, jedes Fleckchen mit Technik zu belegen. Da muss ich als »Haus«-Frau natürlich protestieren. Nicht auch noch ein Aufladegerät in die Besteckschublade! Bitte die Tassenhalterungen nicht für die Navigationsgeräte missbrauchen … aber wir werden uns schon einigen.
    Nun zu deiner Frage: Warum hat unsere Olga zwei Masten? Das liegt daran, dass der Mittelpunkt für EINEN Mast so ungünstig lag, er hätte dann mitten durch die Kajüte gesetzt werden müssen, er braucht ja einen stabilen Sitz. Der Hauptmast sitzt deshalb mehr achterlich auf der hinteren Kajütenwand, bzw. dort auf einer Stütze. Er sitzt aber für einen alleinigen Mast zu weit hinten; damit hätte der Segelschwerpunkt zu weit hinten gelegen. Der zweite Mast sitzt vor der Kajüte auf dem Beam, und wir können so sehr differenziert die Segelfläche ausnutzen. Vollsegel sieht, von vorn nach hinten, so aus: Vorsegel, Toppsegel auf dem Fockmast, Stag-Großsegel, Besansegel auf dem Großmast. Mit drei Segeln sind wir schon gefahren und es geht ordentlich ab.
    Jetzt zu deiner zweiten Frage, warum wir nicht über die Petit Rhône ins Mittelmeer gefahren sind: Die Petit Rhône ist nach der Abzweigung des Kanal de St. Gilles nur noch für sehr flachgehende Boote schiffbar, sie ist nicht betonnt, das wäre vielleicht noch gegangen. Das Haupthindernis für uns war jedoch der Golf du Lion, der berüchtigt dafür ist, dass die Winde dort sehr heftig blasen, das wollten wir uns ersparen.
    Jóia ist schon wirklich phänomenal. Sie kennt so viele Worte und versteht oft intuitiv, was man von ihr will. Dass sie nicht »in den Füßen« sein soll, wenn es heftig hergeht oder bei Manövern, das weiß sie, das haben wir nie geübt, das spürt sie einfach. Schwierig ist es, wenn sie fühlt, dass ich Angst habe und sie mir nah sein will, was dann aber auch nicht geht, weil sie dann im Weg ist. Dann ist sie unglücklich. Ich verspreche ihr dann Spielen am Abend und man könnte meinen, sie versteht auch das. Wenigstens nimmt sie auch mal ein hartes Anfassen (ich verweise sie nachdrücklich auf einen bestimmten Platz) nicht übel. Wenn wir von Bord gehen, ist alles wieder gut und vergessen. Da ist sie einfacher als manchmal Menschen.
    Nun also, wann und wie wird es weitergehen? Vor uns liegen wieder schwierige Abschnitte, das Cabo Creus hinter der spanischen Grenze … und ich weiß wirklich nicht, ob ich das schaffe. Aber: mitgegangen, mitgefangen! Ich muss darauf vertrauen, dass das Boot gut ist, dass es schwimmt und dass der Käpt’n sein Schiff steuern wird, durch alle Gegebenheiten …«
    Im Internet-Café fragten wir alle einschlägigen Programme nach Wetterprognosen ab. Fazit: Für morgen ist Segelwetter vorausgesagt.
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  • Port Vendres

    12. heinäkuuta 2007, Ranska ⋅ 🌙 25 °C

    Wir waren gerade aus dem Bett, da hörten wir schon die Motoren der vorbeirauschenden Yachten. Eine nach der anderen zog hinaus, ein schöner Anblick und wir beeilten uns, um bei diesem Groß-Aufbruch nicht das letzte Licht zu sein. Der Wind blies fleißig aus Nordwest und brachte Olga flott zum Traben. Die Wellen rollten harmlos von hinten, die Sonne strahlte vom weiß beflockten Himmel, hohe Berge verhießen das Nahen der spanischen Grenze.
    Port Vendres war unser Ziel, kurz vor der Grenze. Gegen Mittag flaute der Wind immer wieder ab, drehte zunächst auf Nordost, weiter auf Ost, flaute weiter ab. Olga wusste gar nicht mehr, wohin. Dann hatte er sich besonnen und blies uns aus Südost entgegen, drehte weiter auf Süd. Das war ganz und gar nicht in unserem Sinne. Wir mussten auf Kreuzkurs gehen, denn gegen den Wind kann man bekanntlich nicht segeln. Der Wind frischte auf und beim Zurückkreuzen versetzte er uns, so dass wir zu wenig gut gemacht hatten. Wir fuhren nah an Land, um ein wenig ruhigere See zu haben, nahmen die Segel herunter und fuhren die letzte Stunde unter Motor.
    Hier ragen schon die Vorläufer der Pyrenäen an das Meer heran, die Felsen sind markant und irgendwo zwischen zwei Vorsprüngen soll die Einfahrt in den Hafen sein. Wir schauten uns die Augen wund. Endlich fand ich ein grünes Leuchtzeichen: Hurra, und wir steuerten hinein, wunderten uns aber bald. Es sah ganz anders aus, als wir es bei Google Earth gesehen hatten. Hier lagen nur vereinzelt Yachten an Bojen, ein Hafen war weit und breit nicht zu sehen, nur Badegäste überall. Langsam fuhren wir in die enge Bucht hinein und machten an einer Boje fest. Käpt’n Fidel vergewisserte sich nochmals mit Karte und Google Earth, wie es in Port Vendre auszusehen hat. Er stellte fest, dass wir in der falschen Bucht gelandet waren und noch ein Stück weiterfahren mussten.
    Port Vendres: ein Riesen-Yachthafen, Seeschiffe an der Pier, die Stadt eng gedrängt an den Felshängen, der letzte große Hafen vor der spanischen Grenze. Und wir hatten Hunger, Durst, waren müde, der Hund wollte laufen. Neun Stunden waren wir gesegelt, ganz wunderschön, mit Sonne, Wellen, Wind und ohne Zwischenfälle – und morgen werden wir wohl Spanien erreichen!
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  • Llançà - Freitag, der 13.

    13. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 23 °C

    Das Cabo Creus wollten wir heute bezwingen und sind extra früh aufgestanden zu diesem Zweck. Der Wind blies schläfrig aus Nordwest und schlief gänzlich ein. Die Meeresoberfläche war spiegelglatt, so dass wir unter Motor bei Port Bou nach SPANIEN einliefen. Flaggenwechsel: Die französische Gastflagge wurde eingeholt und die spanische gesetzt.
    Draußen vor der weiten Bucht mit den vielen kleinen Häfen sahen wir Yachten mit geblähten Segeln – dort musste er wehen, der ersehnte Wind! Wir nahmen einen östlichen Kurs, um aus der Bucht heraus zu kommen und das Kap zu umrunden. Jetzt zeigte das Kräuseln der Wasseroberfläche das Nahen einer Brise an. Käpt’n Fidel setzte alle vier Segel, Vollzeug! Es fing sachte zu blasen an. Vor uns lag eine große Yacht, die schon unter den Böen krängte und innerhalb weniger Minuten steigerte sich der Wind auf sechs Beaufort und blies uns mit aller Macht in die Segel.
    Olga fing zu rasen an und ich bekam es mit der Angst. Ich gab das Steuer an den Käpt’n ab und bat ihn, lieber in die Bucht zurückzufahren und dort einen Hafen anzulaufen. Der Skipper wendete das bockende Olgapferd, das zunächst mal wieder aus dem Ruder lief, der Wind pustete mit Sturmstärke, da kam hinter uns ein Boot vom Küstenschutz auf und rief uns mit Lautsprecher an. Leider konnte man vor Wind und Wellenklatschen nichts verstehen, auch der Funk lief, aber der Käpt’n hatte alle Hände voll zu tun, das Boot zu steuern und ich war sehr bemüht, möglichst meinen Mund zu halten. Olga raste wie noch nie. Schließlich brachte Fidel sie mehr vor den Wind, wir kamen in den Schutz der vorspringenden Berge und alles (auch ich) beruhigte sich wieder. Wir liefen in den Hafen von Llançà ein, in eine riesige neue Marina. Zwei Hafenangestellte halfen uns beim Festmachen und wir erholten uns anschließend bei Tapas.
    Als wir es uns an Bord gemütlich machen wollten, lief eine dicke Motoryacht ein, so ein richtiges Protz-Schiff mit entsprechenden Protztypen an Bord. So ein Schiff ist mit allem technischen Schnick-Schnack ausgestattet und verfügt über Steuerhilfen wie Seitenstrahlruder etc. Sie quetschte sich zwischen uns und die benachbarte Segelyacht und schaffte es trotz aller Technik, uns zu rammen. Fazit: Relingsstütze verbogen. Kommentar der spanischen Frau: »Ist doch nicht so schlimm« Ich: Wut im Bauch!!!
    Zum beruhigenden Ausklang des Tages gingen wir zum Strand und fanden sogar ein Eckchen, wo auch Hunde erlaubt waren.
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  • Puerto de la Selva mit Feuerwerk

    14. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 23 °C

    In Llançà liegen wir so geschützt hinter der hohen Mole, dass wir vom Wind gar nichts spüren, und so überkommt uns der Wunsch, den Versuch zu wagen und das Kap unter Motor zu umrunden. Fidel begleicht die Rechnung beim Hafenkapitän, und sein entsetzter Blick bei der Rückkehr lässt die Höhe des Betrages erahnen. Während wir noch mit den Startvorbereitungen beschäftigt sind, kommt der dicke Franzose vom Rambo-Boot und überreicht uns mit viel Hände schütteln eine Flasche Martini rosso. Na, das ist doch eine nette Geste!
    Wir kommen aus dem Hafen heraus und sogleich pfeift uns der Südwind mit vier Stärken um die Ohren: Kap umrunden unter diesen Bedingungen sinnlos. Also laufen wir in die nächste Bucht ein, zum Hafen Puerto de la Selva. Das Städtchen verteilt sich hübsch am Hang mit kleinen Häusern, in der weiten Bucht ankern Yachten, Surfer flitzen dazwischen hin und her und in der Buchtenrundung liegt der Badestrand. Die hier ankernden Yachten haben wohl auch genug von den Puff-Preisen der hiesigen Marinas. Auch wir gehen vor Anker. Eine Weile beobachten wir die um uns schwankenden Yachten, die schwankende Landschaft und versuchen, einen Fixpunkt zu finden, um zu überprüfen, ob der Anker hält. Die Yacht, die uns vor Anker liegt, dreht sich immer im Viertel- bis Halbkreis um diesen herum, alles ist ständig in Bewegung, und es ist schwierig, festzustellen, ob man noch am selben Fleck liegt. Nach einer Weile sind wir sicher: der Anker hält. Wir legen eine Pause ein, es gibt ein zweites Frühstück, dann ist Lesen angesagt, und Mittagsschlaf.
    Später bringen wir das Beiboot aus und paddeln mit dem Hund an Land zum Baden, Wasserhundetraining, Bummeln, Einkaufen. Das Abendessen wird an Bord serviert.
    In der Nacht gibt es ein Feuerwerk in einiger Entfernung, wir sehen es nicht, hören es aber umso besser – es sind sicher die Franzosen, die in Port Bou um die Ecke ihren Nationalfeiertag begehen.
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  • Cadaqués

    15. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 22 °C

    In Erwartung des starken Gegenwindes, der ab Mittag vorausgesagt ist, brechen wir schon um sieben Uhr auf und fahren unter Motor endlich um das gefürchtete Cabo Creus herum. Es gibt drei Möglichkeiten, dort herum zu fahren: Eine Passage dicht unter Land, sie ist neunzig Meter breit und wegen der nahen Felsen ist das Befahren nur bei gutem Wetter empfohlen. Die mittlere Passage ist ca. 300 m breit und bei schlechtem Wetter oder nachts sollte man ganz außen herum fahren. Wir nehmen die enge Durchfahrt, dicht gefolgt von einer französischen Yacht, die uns ausgerechnet in der Passage überholt.
    Die Durchfahrt ist völlig harmlos, aber als wir herauskommen gibt es einen ordentlichen Seegang und der Wind frischt auf. Wir erreichen die Bucht von Cadaqués, die unser Reiseführer als sicher bei den vorherrschenden Winden beschreibt. Wir rauschen in die Bucht auf dem Schwell, der hier ungebremst hereinflutet. Ein Hafenflitzer im orangen Schlauchboot weist uns eine Boje zu und da liegt Olga inmitten der auf den Wogen tanzenden Boote, auf und ab, auf und ab im Gewalle des kräftigen Südwindes.
    Mit dem Beiboot paddeln wir an Land und erkunden das interessant in den Berg gebaute, ehemalige Piratennest, heute ein umtriebiges, von Touristen aller Couleur bevölkertes Städtchen, bergauf und bergab. In der kleinen Bucht um die Ecke – Port Lligat – lebte der Künstler Salvadore Dalí, sein Haus ist heute ein Museum.
    Da es noch nicht Zeit zum Essen ist, paddeln wir zurück zur Olga und steigen von einem tanzenden Boot in das nächste tanzende Boot um. Meinem Magen ist das alles ein bisschen zu viel Getanze. Zu den Meereswogen gesellen sich noch die Strudelwellen der betriebsam ein- und ausfahrenden Schiffe, dazu die Hafenangestellten mit ihren Schlauchbootflitzern, die auch Taxidienste von Boot zu Land übernehmen.
    Am Nachmittag kommt ein Hafenangestellter vorbei und kassiert: 37 Euro für das Liegen an der Boje im Geschwabbel, ohne Service. Es gibt keine Elektrizität, kein Trinkwasser, nichts! Bei recht heftig pustendem Wind fahren wir am Abend zum zweiten Mal an Land und essen in einem netten Restaurant mit lauschigem Garten. Das Zurückpaddeln und Umsteigen von einem Boot zum anderen wird bei dem kräftigen Gegenwind und dem entsprechenden Seegang in der Bucht noch schwieriger. Der Hund und ich sind schon an Bord der Olga, als Käpt’n Fidel plötzlich einen nassen Po bekommt: Aus einer Kammer des Schlauchbootes entweicht die Luft rasant und Wasser läuft ins Boot.
    An diesem Abend fühle ich mich zum ersten Mal seekrank, Olga ächzt und stöhnt, stampft, schwankt auf den Rümpfen, an Ruhe ist zunächst nicht zu denken. Zum Glück lassen Wind und Wellen in der Nacht nach.
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  • Roses

    16. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 26 °C

    Früh um sechs holt uns der Wecker aus dem Bett und ohne Frühstück oder sonstigen Firlefanz brechen wir sofort auf, um vor dem zu erwartenden Gegenwind die Bucht von Rosas zu erreichen.
    Als wir dort um die Ecke kommen, sehen wir aus der Ferne eine Armada auf uns zu rauschen: Mit aufgeworfenen Bugwellen preschen ca. zehn Fischtrawler uns entgegen, näher und näher. Jetzt wird es ungemütlich: Von rechts, von links rollen die hohen Bugwellen auf uns zu, kreuzen sich, überlagern sich mit der sowieso schon kräftigen Dünung. Olga taucht tief hinein, schnellt wieder empor, legt sich hinein, hebt sich, pflügt sich hindurch.
    Dann ist die Armada des Schreckens vorbei und wir erreichen die Marina von Rosas, wo wir von drei Hafenangestellten in eine Lücke gewiesen und begleitet werden. Für den umfassenden Service hier sind die Preise human, wir mit unserem Breit-Schiff müssen allerdings das Anderthalbfache berappen. Auch Internet gibt es, leider nicht umsonst. Wir gehen erst mal frühstücken. Den restlichen Tag verbringen wir mit kleineren Reparaturen und ich werde in den Fockmast gehievt, um endlich das Windex anzubringen. Über das Internet holen wir die Wettervorhersagen für die nächsten Tage ein, dann wird gebummelt.
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  • L'Escala

    17. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 24 °C

    Versprochen war für heute ab sechs Uhr früh ein Wind mit vier Stärken aus nördlicher Richtung – der hätte uns gut gepasst. Um sechs orgelte jedoch ein mittelmäßiger Sturm aus Nord, der war uns zu kräftig. Um sieben Uhr hatte das Wetter sich soweit beruhigt, dass wir das Aufstehen für angebracht hielten. Immer noch kamen heftige Böen, also wurde erstmal gefrühstückt.
    Um acht brachen wir auf, der Wind wehte inzwischen nur noch leise aus Nord und eine kräftige Dünung wiegte unser Schiff. Als wir den Golf von Rosas zur Hälfte durchquert hatten, schlief der Wind ein. Olga taumelte auf der Stelle, der Wind blies mal von Ost, mal aus Süd, mal gar nicht, und Käpt’n Fidel nahm die Segel mal nach steuerbord, mal nach backbord und immer wieder drehte der Wind und spielte sein launiges Spiel mit uns. Endlich startete der Käpt’n den Motor und wir versuchten, weiter draußen den Wind einzufangen. Vergebens! Dafür fingen die Wellen an, unangenehm aufzuschwabbeln. Unter Motor durchquerten wir die Bucht von Rosas bis zur Marina von L‘Escala. In unserem Reiseführer war ein kleiner, privater Clubhafen beschrieben. Und was fanden wir: einen Riesen-Luxus-Hafen mit drei großen Hafenbecken, bestens ausgestattet, die ganze Anlage videoüberwacht. Ein Angestellter wies uns ein und half beim Festmachen. Soviel Luxus hat seinen Preis und Olga wurde natürlich wieder anderthalbfach berechnet.
    Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit Siesta unternahmen wir eine Stadterkundung. Der Touristenrummel war erschreckend und die Aussicht, dass von nun an alle Orte so aussehen würden, war nicht gerade erfreulich. Immerhin fand ich endlich eine kurze Hose, die passte und gefiel und es gab auch ein nettes Restaurant, wo wir gut und preiswert speisten.
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  • Palamós

    18. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 25 °C

    Heute Morgen wollte an Bord der Olga niemand früh aufstehen, es herrschte auch Windstille.
    Später, beim Hundespaziergang finden wir endlich einen vierbeinigen Spielkameraden zum Toben – ein deutscher Resident aus Frankfurt führt seine Riesenschnautzer Hündin spazieren. Beim Hafenkapitän klinken wir uns nochmal ins Internet und holen die aktuelle Wettervorhersage ein: mäßiger Wind aus Ost, das Meer schwach bewegt.
    Also auf, auf ! Raus aus dem Hafen, endlich raus aus dem Golf von Rosas. Das Meer schwach bewegt – marejol wie die Katalanen hier sagen? Haha – wir haben einen Seegang, der sich gewaschen hat, und der unser Schiff immer wieder von hinten wäscht und überspült.
    Kap, Kaper am Kapsten: Cabo Utrera, Cabo Negre, Cabo da Sal (mit einem Riesen-Luxushotel oben auf dem Fels), Cabo Begur, Cabo de San Sebastian.
    Vor dem Cabo Utrera liegt die Felseninsel Medes und in der Durchfahrt zu der Bucht von L‘Estartit staut sich der Seegang und schaukelt sich auf, dass mir angst und bange wird. Zudem herrscht Verkehr, wie auf einer gut befahrenen Bundesautobahn: Fischerboote, private Flitzer, Schlauchboote, Segler und große Ausflugsboote begegnen oder überholen uns.
    Vor allem ein großer Motor-Katamaran, ein Ausflugsschiff, schaukelt auf den hohen Wellen geradewegs vor unserem Bug heran. Wir laufen unter Segeln bei mäßigem Ostwind, haben also Vorfahrt, trotzdem versuchen wir auszuweichen. Aber gerade rechtzeitig schwenkt er herum und gibt den Weg frei. Endlich sind wir in der Bucht, das Meer hat Raum und läuft wieder ruhiger aus. Der Wind spielt wieder sein Spiel mit uns, dreht, schläft ein und wir müssen zum Hafen von Llafranc motoren. Dort aber hat man keinen Platz für uns, also raus und weiter mit Windlaunen: Segel setzen, runternehmen, Motor starten.
    Erneut passieren wir eine felsige Inselgruppe: Las hormigas – die Ameisen. Sie haben ihre Tücken: Vor einer Felszunge liegen überspülte Klippen, sie sind nicht bezeichnet oder betonnt, bei hohem Seegang könnte man sie übersehen. Noch ein Stückchen weiter ragen wieder Felsspitzen aus dem Wasser, auch hier ist keine Warnung angebracht, keine Tonne oder Bake.
    Durchglüht von der Sonne erreichen wir am Nachmittag die Marina von Palamós. Es folgt ein Landgang zwecks Essen und Einkauf und der Abend verstreicht überwiegend mit müdem Herumhängen.
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  • Palamós - berühmte Nachbarn

    19. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 24 °C

    Ruhetag. Es war Wind aus Süd mit vier Stärken angesagt, dagegen hätten wir andampfen müssen. Stattdessen gab es Arbeiten an Bord, Wäsche waschen, Hund baden, ausruhen. Später unternahmen wir einen ausgedehnten Landgang mit leckerem Abendessen und Hafenbesichtigung. An der entfernten Außenpier sahen wir ein großes Schiff liegen, das ständig von einer Menge Menschen besucht wurde. Ein Museumsschiff ? Dafür sei es zu modern, meinte Fidel. Was aber dann?
    Die Neugier trieb uns an, wir gingen nachschauen und fanden die berühmte RAINBOW WARRIOR von Greenpeace dort, ein großer, zweimastiger Motorsegler, der offenbar das Interesse der Menschen hier weckte. An der Reling hing ein großes Transparent: Sie sind gekommen, um die Inselgruppe der »hormigas« zu retten.
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  • Mataró

    20. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 25 °C

    Eine erfreuliche Wettervorhersage scheucht uns um sechs Uhr aus den Federn und schon um halb acht sind wir auf See. Der Wind ist gerade aufgewacht, tapst noch ein bisschen schläfrig aus Nordwest daher, dann besinnt er sich und bläst den ganzen Tag aus einer Richtung, mal kräftiger, mal ein wenig schwächer, mal ziemlich heftig, aber im Großen und Ganzen stetig. Wir hatten also den Wind von achtern und man könnte meinen, das sei das Beste, was einem Segler passieren kann. Stimmt aber nicht. Wenn der Wind von hinten kommt, muss man die Segel ganz weit auffieren , damit er schön hineinblasen kann. Damit baut man aber zugleich ein Hemmnis für den Fahrtwind auf, der nämlich von vorn gegen die breit ausgestellten Segel stößt und somit die Fahrt wieder bremst. Nichtsdestotrotz trabt Olga mit zwei Segeln (Fock und Besan) fleißig voran und wir schaffen eine Strecke von 38 Seemeilen in neun Stunden und erreichen gegen halb fünf Mataró, quasi eine Vorstadt von Barcelona. Der Yachthafen ist riesig, man läuft sich »einen Wolf«, bis man mal draußen ist. Grünflächen für Hunde sind nicht vorgesehen.Lue lisää

  • Castelldefels - Port Ginestra

    21. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌧 24 °C

    Um sechs herrschte Windstille, es durfte noch eine Stunde geschlafen werden. Außerdem hatten wir leider beim Hafenkapitän ein Deposit für 25 Euro für den Schlüssel zum Steg und zu den Duschen hinterlegen müssen. Das Büro öffnet aber erst um 10 Uhr.
    Wir frühstückten also in aller Ruhe und unternahmen noch einen Stadtgang, bevor wir uns aufmachten. Der Wind hatte auch länger geschlafen, er fing gerade an, sachte zu blasen, heute mehr aus östlicher Richtung. Er wurde munterer und munterer und wir segelten bei glatter See unter Vollzeug – alle vier Segel gesetzt.
    Es ging an Barcelona vorbei, auf den großen Hafen zu, vor dem fünf Frachter auf Reede lagen. Der Wind hatte zugelegt und vor dem Hafen herrschte heftiger Seegang, die Brecher klatschten aufs Achterdeck, Wasser platschte sogar oben zur Dachluke hinein. Als wir vor der Hafenausfahrt waren, kam ein Tanker herausgeprescht, zog vor unserer Nase nach Osten und wühlte das Meer noch mehr auf.
    Endlich waren wir vorbei. Wir segelten jetzt mehr auf westlichem Kurs, die Wellen kamen von hinten und schaukelten uns nicht mehr so durch. Es ging am Flughafen vorbei: Alle zehn Sekunden startete oder landete ein Flieger mit Getöse.
    Zuletzt hatte der Wind keine Lust mehr und ließ uns im Stich; unter Motor erreichten wir Port Ginestra, auch ein großer moderner Hafen. Er liegt mehr im Grünen, keine Großstadt ist in Sicht, es ist ruhig und angenehm.
    Immer wieder unterwegs bestaune ich die verschiedenen Farbschattierungen des Meeres. Draußen, bei fünfzig Meter Tiefe, ist es dunkelblau und leuchtet unter dem Schiff hervor wie Tinte. In flacheren Zonen wechselt die Farbe zu blaugrün bis Türkis und bei ca. zehn Meter Tiefe ist es leuchtend grün und klar.
    Überall in den Häfen hängen Plakate, die dazu ermahnen, das Wasser sauber zu halten. Vor Barcelona gab es dennoch Müll im Wasser. Besonders gefährlich sind Plastiktüten, die sich um den Propeller schlingen können, so fest, dass man sie kaum losbekommt. Aber die Häfen wirken sehr sauber. Selbst die Zone für die Fischer in Palamós war aufgeräumt und sauber, fast steril (im Gegensatz zu den Plätzen der Fischer und Muschelsucher in Portugal!). Überall stehen Container für getrennten Müll.
    Gestern Abend in Mataró fiel uns eine spanische Zeitung in die Hände – kein Wort über Deutschland, kein Foto von Angie im Hosenanzug. Was ist los in der Welt? Und was erfährt man in Deutschland über Spanien? Nabelschau allüberall.
    In Port Ginestra ließen wir unsere Fahrräder abgeschlossen in einem Ständer für Räder stehen. Sie waren beim Segeln hinderlich und das Salzwasser war auch nicht gerade gut für sie. Als wir Wochen später auf der Rückreise vom Abholen unseres Autos vorbeikamen, warteten sie treulich auf uns.
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  • Torredembarra

    22. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌧 24 °C

    Hier spricht man überall Catalan, das dem Portugiesischen mehr ähnelt, als das Castellano. Auch die Wetterberichte sind in dieser Sprache abgefasst. Da heißt es zum Beispiel: vent fluixal oder marejol, und das muss man erst mal verstehen. Gestern war Disabte (Samstag), heute ist Diumenges (Sonntag). Auch die katalanische Flagge sieht man allerorten.
    Woran erkennt man an der französischen oder spanischen Mittelmeerküste, dass Sonntag ist? Jeder mit einem schwimmfähigen, motorisierten oder besegelten Untersatz schwärmt aus! Ab sieben Uhr ist Leben im Hafen. Unterwegs sieht man über weite Strecken nur vereinzelte Yachten ihrer Wege ziehen; weit draußen am Horizont, mal eine auf gleichem Kurs wie wir, weit voraus, dann und wann eine auf Gegenkurs, gelegentlich rast eine Motoryacht vorbei. Vor den Städten und Städtchen aber tummelt sich alles, was schwimmt. Da sausen Wassermotorräder mit Getöse um unser Schiff herum und verursachen enorme Wellen, es flitzen Strandkatamarane hin und her, Jollen kreuzen unseren Kurs, Angler mit kleineren und größeren Motorbooten, Schlauchboote mit badefreudigen Bikini-Schönheiten etc. Dann verlassen wir die Bucht und wieder liegt das Meer weit und unbevölkert vor uns.
    Heute hatten wir den ganzen Tag guten Wind aus Nordost und bewegte See, die Wogen rauschten meist schräg von hinten heran und ergossen sich teilweise über unser Achterdeck. Ohne nasse Füße geht hier gar nichts. Nach sieben Stunden ließen wir es genug sein. Wir waren müde und der Hafen von Torredembarra war unser Ziel. Bei unserer Ankunft hatte die Tankstelle schon geschlossen und auch in der Capitanía war niemand anwesend. Über Funk erreichten wir den diensthabenden Marinero, der uns einen Platz zuwies und beim Anlegen behilflich war.
    Mit dem Laptop entdecke ich drei wunderbar stark sendende, offene wireless Networks – aber keines lässt mich ins Internet!!! Sch…ade!
    Seit dem 21. Juni haben wir 346 Seemeilen hinter uns gebracht.
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  • L’Hospitalet de L’Infant

    23. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 28 °C

    Die Capitanía öffnet erst um zehn, also ist ausschlafen erlaubt. Der Wetterbericht sagt drei bis fünf Windstärken aus Süd voraus – schlecht: Gegen den Wind segeln geht nicht. Zum Glück haben wir keinen starken Seegang gegen uns, als wir drei Stunden lang unter Motor weitertuckern; wir passieren Tarragona und die dort auf Reede liegenden Frachter und Tanker und umrunden das Kap Salou. An der Küste ziehen Schickimicki Buchten mit überfüllten Stränden vorbei, aber auch grüne Flächen zwischen den Städten und einsame Strände ganz ohne Hotels.
    Der Wind bläst weiter aus Süd, wir aber wollen nunmehr nach West – die Segel werden gesetzt und wir erreichen L’Hospitalet de L’Infant am späten Nachmittag.
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  • L‘Ametlla de Mar - Mastbruch

    24. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 23 °C

    In der Nacht herrschte ein heftiger Sturm, alles klapperte und pfiff, zum Glück lagen wir gut vertäut am Steg.
    Wir mussten erst einkaufen und brachen spät auf. Die Aussichten: drei bis fünf Windstärken aus West, einen Versuch war es wert. Zuversichtlich setzte Käpt’n Fidel schon im Hafen das Besansegel und wir starteten mit Motorhilfe hinaus aufs Meer. Kaum draußen, erwischte uns eine heftige Böe aus West, sie kam herangepfiffen und peitschte das Meer flach.
    Dann wurde es fast windstill, der Wind briselte um sich selbst, schien sich zu festigen aus westlicher Richtung. Der Käpt’n setzte das große Focksegel. Der Wind drehte hin und her, Olga war schlecht zu steuern. Wieder eine Böe, das Schiff fing an zu rasen, das Focksegel zerrte am Want. Der Käpt’n steuerte mehr in den Wind, damit das Schiff langsamer wurde; nun fingen die Segel das Klatschen an. Wieder Windstille. So ging es eine ganze Weile: Stille, böiger Wind, lauer Wind, Windstille.
    Wir hatten schon beschlossen, den nächsten Hafen anzulaufen, weil es so ungemütlich war und kein ordentliches Segeln möglich. Jetzt senkte sich die westliche Bergkette in ein Tal hinab, der Wind bekam Spielraum und da brauste eine gewaltige Böe heran, mit sechs bis sieben Stärken und plusterte sich ordentlich zum Sturm auf, das Focksegel zerrte am Want, das sich zerren ließ und – knack, da war der Fockmast gebrochen und rauschte mitsamt dem Segel über Bord.
    Schock! Zum Glück lief der Motor noch mit, so dass Olga nicht aus dem Ruder geriet. Fidel steuerte, ich zerrte Segel und Masthälfte samt aller daran hängender Wanten und Fallen zurück an Bord. Wir holten das Besansegel ein und steuerten gegen den heftig pustenden Wind in den nächsten Hafen – die nigelnagelneue Marina von Calafat: bis auf einige Yachten sind die Stege leer. Die Auskunft der Capitanía lautet: kein Platz für uns, alles belegt. Wir werden abgewiesen, trotz Havarie.
    Wieder mussten wir hinaus in den Wind und fuhren dicht unter der Küste, die ein wenig Schutz bot, in den nächsten Hafen, der uns empfohlen worden war: L‘Ametlla. Dies ist ein Fischereihafen erster Güte, für Yachten gibt es kaum Plätze. Die Auskunft des Hafenmeisters: alles belegt.
    Er erlaubte uns aber, für einige Tage am Wartekai festzumachen, vor der Motoryacht eines netten deutschen Ehepaares. Hier rauschten die Fischkutter vorbei – an die Geschwindigkeitsbegrenzung von drei Knoten hält sich kaum einer. Direkt neben uns war der Entladekai, dort wurde mit Geschrei und Motorengedröhn die Beute entladen, dann fuhren sie mit Wassergewühl davon. Der Schwell aus Süd rauschte voll herein, es schwabbelte, es platschte, es schaukelte – gemütlich war das nicht. Da es im Hafen kein Internet gab, machten wir uns auf die Suche eines Internet-Cafés im Städtchen. Fidel versuchte bei ebay in Spanien einen Mast zu finden, leider erfolglos.
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  • Les Cases de L‘Alcanar

    25. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 25 °C

    Wir brachen also wieder auf, entschlossen, an der Küste entlang Hafen für Hafen abzuklappern, mit der Idee, irgendwo einen gebrauchten Mast zu finden oder einen Laden, wo wir einen neuen Mast bestellen könnten. Zunächst aber mussten wir das Ebro-Delta umrunden.
    Der Ebro schiebt in sein Delta ca. zwanzig Kilometer weit ins Meer hinaus, eine sandige Halbinsel, Naturschutzgebiet, Brutstätte für zahlreiche Vogelarten bzw. Station bei der Reise aus dem Süden zurück nach Nordeuropa. Sogar Flamingos gibt es hier. Die Halbinsel hat die Form eines Halbmondes, die Längsseite ist 38 Kilometer lang. Hier gibt es keinen Hafen, keinen Ort, nichts und beim Durchfahren des Deltas muss man auf die Sandbänke achten, die ihre Form und Lage ständig ändern.



    Das Meer begrüßte uns heute spiegelglatt, ein laues Lüftchen briselte um uns herum und ich hatte große Lust, von Bord aus ins Wasser zu springen. Weit draußen kam das Kap in Sicht, die Spitze der Halbinsel. Das Wasser begann zu schwabbeln, der Wind frischte auf, die Wellen wurden höher und Olga kam langsam ins Stampfen. Immer höher wurden die Wogen, der Wind pustete uns tüchtig entgegen mit ersten Böen. Wir erreichten das Kap und tuckerten an der Längsseite der flachen Halbinsel entlang. Inzwischen hatte der Wind sich zum Sturm gemausert, brauste uns entgegen und wir hatten einen Seegang, der sich gewaschen hatte. Doch es war eine Freude, zu sehen, wie Olga diese Wogen meisterte, wie sie tief eintauchte und sogleich die Nasen wieder in die Luft reckte. Mancher Brecher klatschte vorn über den Bug, andere donnerten von unten gegen den Kajütenboden, das Achterdeck wurde überspült und wir beide wurden nass. Der Hund suchte sich ein möglichst trockenes Plätzchen, manchmal schaute er mich an: Muss das sein?
    Eine weite Bucht tat sich vor uns auf und der Käpt’n gab den Kurs an, auf den nächsten Hafen zu. Es war diesig geworden, schlechte Sicht. In der Ferne glaubten wir schon, das Festland zu sehen: Da ist doch die Zementfabrik, die neben dem Hafen sein soll. Käpt’n Fidel war sicher, Häuser zu sehen – aber es war doch immer nur die Brandung, die auf den Strand der Halbinsel klatschte. Das Meer ist flach hier, teilweise hatten wir nur 1,90 m unter den Rümpfen, nie mehr als zehn Meter. Jetzt kam ein Leuchtturm in Sicht und da wurde uns klar: Das war erst das andere Ende der Längsseite, erst jetzt konnten wir vorsichtig um die Ecke fahren, erst jetzt steuerten wir auf das Festland zu. Wir waren noch meilenweit vom Hafen entfernt, noch immer blies der Wind seine fünf Stärken, und Olga schaffte kaum mehr als drei Knoten gegenan. Eine ermüdende Fahrt.
    Am frühen Abend endlich erreichten wir den Hafen von Cases de L‘Alcanar und wären fast vorbeigefahren, weil wir wegen des Dunstes die Einfahrt nicht sehen konnten.
    Als wir auf den Wartekai zusteuerten, kam schon ein Marinero gelaufen, um die Seile anzunehmen: »Ola, sprechen sie deutsch? Hier sind Sie am richtigen Ort!«, rief er uns zu. Solch ein Willkommen nach einer derartigen Strapaze, da fühlt man sich angenommen. Der Hafen ist hauptsächlich ein Fischereihafen, kleiner als L’Ametlla, und hat eine Ecke für Yachten und kleine Boote reserviert.
    Die Dame in der Capitanía empfing uns freundlich, die Liegegebühr war nicht hoch. Das Städtchen zeigte sich frei von Touristenrummel, ein richtiges Fischerstädtchen. Wir fanden ein Internet-Café, wo wir den eigenen Laptop anschließen durften und konnten nach Herzenslust telefonieren und mailen – für wenig Geld.
    Cases de L‘Alcanar ist die letzte Stadt in Katalonien.
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  • Benicarló - Vorurteile ...

    26. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 28 °C

    So ein nettes Städtchen, hier wäre ich gern noch ein wenig geblieben. Es ist wohl einmal an der Zeit, mit zwei Vorurteilen aufzuräumen:
    1. Das Mittelmeer ist im Sommer ruhig und glatt, fast immer scheint die Sonne, der Wind fächelt lieblich aus dem blauen Himmel: Das ist falsch!
    Im diesem Teil des Mittelmeeres ändert sich das Wetter manchmal schlagartig. Innerhalb weniger Minuten kann sich ein moderater Wind zu einem Sturm auswachsen, es fegen Böen heran in sechs bis sieben Windstärken, die in keiner Wettervorhersage vorkommen, da es sich um lokale Wetterverhältnisse handelt. Gleichmäßigen Segelwind gab es bisher auf dieser Reise eher selten.
    Auch der Seegang kann sich schnell ändern. Das Meer kann morgens glatt wie ein Spiegel sein, dann fängt es sachte zu kräuseln an, und man ahnt es schon: Es wird Wind geben. Die Kräuselei wächst sich zu Wellen aus und nullkommanix hat man einen ordentlichen Seegang. Wenn sie von achtern heranrauschen und gleichmäßig bleiben, ist man gut dran. Hat man aber Pech, wie wir gestern – und heute wieder – laufen sie dem Schiff entgegen, überstolpern sich, kreuzen, türmen sich auf und bringen das Schiff ordentlich zum Wackeln.
    2. Die ganze spanische Mittelmeerküste ist ein einziger Touristenrummel, es gibt kaum Flecken unbebauter Natur, die Strände sind überfüllt, Hotel reiht sich an Hotel: Auch das ist falsch!
    Südlich von Barcelona liegt die Costa Daurada , die jenseits von Tarragona über weite Strecken nur kleine Städte oder vereinzelte Bebauung aufweist. Es gibt kaum Hotelburgen, aber grüne Abschnitte an weiten Stränden, an denen kaum Menschen zu sehen sind. Zum Teil gibt es Steilküste mit sandigen oder kiesigen Buchten. In den Städten ist es immer ein Strand, den sie alle bevölkern, viele kleine Nebenstrände dagegen sind leer. Die Städte haben ihren natürlichen Charakter bewahrt, und wenn man von der Uferpromenade absieht, trifft man in den Straßen und Gassen kaum Ausländer.
    Wir fuhren weiter die Küste entlang, und da der Wind wieder aus Süd pustete und uns Wellen entgegen schickte, war schon der übernächste Hafen von Benicarló unser Tagesziel. Eine nette, gar nicht so kleine Stadt erwartete uns mit einem städtischen Hafen: ein Teil für Fischer, ein weiterer Teil für Yachten. Hier sind keine Schickimicki-Yachten zu sehen, keine Protzboote, es ist angenehm ruhig. Zum ersten Mal ging unser Anlegemanöver schief. Der starke Wind trieb Olga von dem Steg weg, wo wir anlegen wollten. Übereifrig wollte ich trotzdem zum Steg springen und landete halb im Wasser, hing noch mit einer Hand an der Reling und versuchte vergeblich, mich wieder hochzuziehen. Da half nur ein Notruf: »Käpt’n ich bin im Wasser!«
    Der Käpt’n eilte herbei, bot mir seine Hand und wollte mich an Bord ziehen, aber ich hatte wohl schon zu viele Tortillas gegessen, er schaffte es nicht. Ich musste ganz ins Wasser, zum Steg schwimmen und mich dort hochziehen, was gar nicht so einfach ist.
    In dieser Marina gab es zum ersten Mal wieder Schwimmstege, wie wir sie von Portugal her kannten. Da es im Mittelmeer kaum Tidenhub gibt, haben die meisten Häfen feste Stege. Wir bekamen einen schönen Platz in einer Doppelbox zugewiesen und brauchten nur den einfachen Preis zu bezahlen – ist es zu glauben!
    Am Ort gibt es eine Werft und mehrere Nautic-Läden und in einem von diesen meinte der Chef, er könne uns vielleicht einen Mast besorgen. Morgen erfahren wir mehr.
    Auch diese Stadt ist nicht von Touristen übervölkert. Der Stadtstrand ist gut besucht, aber wenn man hinter dem Nordende des Hafens um die Mole herumgeht, gibt es einen langen Strand mit feinem Kies, wo kaum Menschen sind. Dort kann man sogar mit Hund baden – eine totale Ausnahme in Spanien.
    Zum Abendessen gingen wir in den alten Teil des Städtchens. Dort gibt es Alleen, Plätze, feine Häuser, ein Viertel für weniger Begüterte, Banken und Bänke … alles, was man braucht. Wir aßen gut und wollten nach Hause in den Hafen – und hatten uns verlaufen! Wir gingen ein paar Häuserblocks entlang und plötzlich standen wir im Grünen. Da vorne, dort musste doch der Hafen sein, und wir liefen und liefen in die falsche Richtung.
    Irgendwann haben wir es natürlich gemerkt: Da mussten wir doch langgehen, durch eine Vorstadtsiedlung, ein Gartengebiet, endlich wieder Stadt, endlich wieder der große Platz, wo wir schon mal waren, aber in welche Richtung müssen wir zum Hafen? Fast wären wir wieder falsch gelaufen, aber es gab zum Glück einen Wegweiser – er zeigte in die entgegengesetzte Richtung. Auf diese Weise hatten wir einen großen Teil der Stadt kennengelernt, und eine Wanderung von mehreren Kilometern hinter uns gebracht. Na dann: Gute Nacht!
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  • Vinarós - ein Mast für Olga

    27. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 29 °C

    Es ist bemerkenswert ruhig in diesem Hafen, keine Fischerboote dröhnen morgens früh los, keine Motoryachten schaukeln einen durch.
    Pünktlich um elf standen wir im Nautic-Laden und fragten nach dem Mast. Die freundliche Verkäuferin erklärte uns, dass ihr Chef schon in Vinaròs sei – einem Städtchen zehn Kilometer nördlich – und dort bis zwölf Uhr auf uns warte. Nun also, wie dorthin kommen so schnell? Mit dem Autobus? Die nette Dame kannte den Fahrplan nicht und empfahl ein Taxi. Ob Hunde wohl dort mitdürften? Sie meinte, ja.
    Wir vertrauten dem nicht, ließen Jóia ausnahmsweise auf dem Schiff zurück, und hasteten zum großen Platz, wo sich der Taxistand befand. Kein Taxi in Sicht. Wir warteten und warteten. Schließlich kam eines und nahm andere Fahrgäste auf. Dann kam der Bus, wir stiegen ein und er hielt extra für uns kurz vor dem Hafen von Vinaròs. Wir sprinteten dorthin, um den Meister der Masten rechtzeitig zu treffen.
    Der Mast sah gut aus, wir schlugen zu und vereinbarten für vier Uhr am Nachmittag die Abholung. Jetzt war Eile geboten, wir fuhren mit dem Autobus zurück nach Benicarló und hasteten zurück zum Hafen.
    Dort wurde uns von allen Seiten zugetragen, dass der Hund ein Riesengeschrei veranstaltet und sich dann von Bord geschlichen hat – o weh! Den Hund fanden wir zerknirscht vor der Eingangstür zur Marina wieder, er wurde zur »Nacktschnecke« gemacht wegen so viel Pflichtvergessenheit und zur Strafe auf dem Schiff angebunden.
    Dann warfen wir schleunigst die Leinen los und dampften die zehn Kilometer nach Norden, um unseren Mast abzuholen. Zum Schrecken der Marineros wollten wir im dortigen Hafen in die Bucht für den Kran und die Tankstelle einlaufen, wo zugleich zwei Motoryachten tanken wollten. Wir bekamen für eine Stunde einen Platz am Steg zugewiesen und dann ging alles wie am Schnürchen: einen Snack nehmen, während der Kapitän zum Meister der Masten läuft, den Mast auf das rechte Maß bringen lässt – ihm nachlaufen – den Angestellten den rechten Weg zum Schiff weisen und das Verladen überwachen – dem Käpt‘n einen Snack reichen – ablegen – zehn Kilometer zurück zu unserem netten Hafen dampfen – den Mast abladen – zwischendurch mit Jóia versöhnen und …
    … endlich verschnaufen, und baden geh’n.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich mich so abgelatscht fühle«, sagt mein Käpt’n wenig später, als wir auf der Suche nach der Post wieder einmal die Stadt durchqueren. Der Abend wird mit einer fürstlich guten Paella in einem kleinen Restaurant beschlossen.
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  • Benicarló - der Tag des Mastes

    28. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 30 °C

    Noch nicht einmal samstagmorgens ist hier Lärm im Hafen!
    Dies ist der Tag des Mastes: In solch einem Tempo hat bestimmt noch niemand vorher einen Mast mit der erforderlichen Ausrüstung bestückt. Das metallene Kopfstück musste neu angepasst werden, ebenso wie Wanten und Unterwanten und die Fallen. Dieses Mal vergaßen wir auch nicht, das Windex anzubringen, als der Mast noch auf der Pier lag. Zu zweit stellten wir ihn auf. Zu diesem Zweck wurde am Besanmast ein Fall angebracht, an dem der Fockmast hing; ich zog am Fall, Fidel stemmte den Mast von unten und so hievten wir ihn Stückchen für Stückchen in die Höhe.
    Während der Käpt’n noch bohrte und schraubte, spritzte ich mit dem Schlauch das Schiff sauber und reinigte endlich einmal die ganze Kajüte innen, wischte mit klarem Wasser alles Salz weg. Jetzt konnte man barfuß hier laufen und die Füße blieben trocken.
    Es wird leider nur von kurzer Dauer sein; wenn von hinten Brecher aufs Deck klatschen, bleibt unsere »Wohnabteilung« nicht verschont. Alles hat dann eine Salzkruste, das Schiff außen, der Fußboden innen, und durch das Salz wird Feuchtigkeit angezogen. Alles fühlt sich klamm an, selten hat man trockene Füße, höchstens im Bett. Aber wenn wir am Abend vergessen, rechtzeitig die Kojenfenster zu schließen, ist auch das Bett klamm, weil die Luft so feucht ist. T-Shirt und Hose sind morgens klamm, erst tagsüber trocknet alles ab, dafür läuft dann der Schweiß in Strömen und feuchtet die Klamotten von innen wieder an.
    Was wünscht sich Seglers Frau nach zweieinhalb Monaten
    Schiffsleben? Sieben Wünsche:
    1 einmal wieder alle Arbeiten in aufrechter Haltung erledigen können
    2 nicht aus dem Bett kriechen müssen
    3 ein entspannendes Vollbad mit duftenden Essenzen (man muss der Gerechtigkeit halber zufügen, dass die Duschen in den spanischen Marinas bisher sauber und angenehm waren)
    4 störungsfreien Internet-Zugang
    5 trockene Füße
    6 Schatten
    7 Freunde sehen (Zweisamkeit kann zuweilen recht einsam sein)
    … Und wenn das alles nicht zu haben ist, wenigstens den richtigen Wind!
    Segeln auf dem Mittelmeer, das hört sich nach blauer Lagune und Luxus, nach Traumschiff an. Nein, es ist harte Arbeit und dies muss und jenes muss, jede Meile will erfahren, erarbeitet sein. Wir fahren über verlockend türkise und grüne Wasser und haben kaum Zeit zum Baden. Das ist der Unterschied zwischen einem Seebären und einer Landratte: Der Seebär benutzt das Wasser, um von a nach b zu gelangen. Für die Landratte ist das Wasser zur Pflege persönlicher Wohlbefindlichkeiten da: waschen, baden, schwimmen.
    Am Nachmittag endlich war soweit alles geschafft, sogar des Käpt’ns Bart wurde wieder ansehnlich zurecht gestutzt. Es war Zeit zum Duschen und dem Hund wurde erklärt, dass er an Bord zu bleiben und das Schiff zu bewachen habe. Es bestand ja die Hoffnung, dass nach der gestrigen eindringlichen Ermahnung es an Einsicht nicht fehlen würde. Wir kamen zurück an Bord: Kein Hund da! Wieder hatte er sich davon gemacht, das Untier. Ich lief und fand Jóia vor der Eingangstür zu unserer Pier, freudestrahlend, völlig ohne Unrechtsbewusstsein (oder wollte sie mich überzeugen?). Ich nahm sie wortlos an die Leine und band sie auf dem Schiff fest. Dann gingen wir einkaufen und essen – ohne Hund.
    Als wir zurückkamen, wurden wir sogleich von einem Skipper auf Deutsch angesprochen: »Die habt ihr wohl nicht richtig erzogen!« Da hörten wir schon das Protestgebell, sie musste die ganze Zeit lamentiert haben. Nun ja, sie wird es lernen müssen. Dickkopf gegen Dickkopf, ich bin sicher: meiner ist dicker.
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  • Las Fuentes/Alcossebre

    29. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 29 °C

    Lauer Wind aus Süd und Abschied von dem netten Hafen Benicarló. Zuvor brachten wir noch unsere Mastbruchstücke auf den Sondermüll.
    Und dann kämpften wir wieder Meile um Meile gegen den lauen bis sanften Wind an und versuchten einen Kurs hart am Wind zu segeln, was immer nur bruchstückhaft gelang. Immer wieder mussten wir mit Motorhilfe ein Stück raus aufs Meer segeln, weil das Wenden mit Olga ein langwieriges Unterfangen ist: Das große Vorsegel auf den anderen Bug zu zerren, während Olga um sich selbst kreist und zurück auf den falschen Bug fällt – das ersparten wir uns mit Hilfe des Motors. Dann wieder segeln hart am Wind, dümpeln, Schleichfahrt und die ganze Prozedur von vorn. Dazu knallte die Sonne auf unsere Häupter.
    Nach sieben Stunden hatten wir dreizehn Seemeilen geschafft, das ergibt einen Schnitt von ca. 1,8 Knoten. Wir erreichten den Hafen von Las Fuentes/Alcossebre und legten am Wartesteg an. Der Marinero wies uns einen Platz im inneren Hafenbecken zu; bei der Rückwärtsfahrt vom Wartesteg weg verfing sich die Besanschot in unserem Propeller und Olga war manövrierunfähig, trieb auf die Felsen des Wellenbrechers zu. Ich versuchte, eine Leine zum Steg hinüber zu werfen, wo der Marinero stand. Es war zu weit, sie fiel ins Wasser. Der Käpt’n hielt mit dem Bootshaken das Schiff von den Felsen frei, ich warf den Anker, da kam ein Fischerboot auf und der Mann rief uns zu, wir sollten ihm eine Leine zuwerfen. Die Leine kam richtig an, der Anker wurde wieder aufgeholt und der Fischer schleppte unser störrisches Olgaschiff zurück zum Steg. Gerettet! Käpt’n Fidel ging ins Wasser und klärte den Propeller und dann war Feierabend: Eis essen an Land und Entspannen an Bord.
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  • Castellón de la Plana

    30. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 28 °C

    Dieser Tag geht – jedenfalls zu drei Vierteln – ein in die Olga-Annalen als Traumschiff-Urlaub-Mittelmeer! Blauer Himmel, blaues und türkisgrünes Meer, leicht gewellt. Segeln im Bikini. Moderater Wind aus Ost-Südost füllt die Segel und treibt uns die ersten dreizehn Meilen zügig voran. Zur Mittagszeit wird sogar ein warmer Imbiss serviert! Und man kann zur Toilette gehen, ohne Angst zu haben, hineinzufallen.
    Ich verspüre große Lust, angebunden hinter dem Schiff her zu schwimmen, aber Olga ist wohl doch zu schnell, also lasse ich es lieber sein. An einsamen Stränden zeigt sich die Costa Daurada von ihrer schönen Seite; aber es gibt auch Hotelburgen mit übervölkerten Stränden. Wenn man so dicht an der Küste vorbeifährt, kann man interessante Einblicke nehmen. So sehen wir ein kleines Boot, auf dem Männlein und Weiblein im Adams- bzw. Evaskostüm angeln. Ein Motorboot rast an uns vorbei, auf dem Vorderdeck liegt eine füllige Dame im Bikini, und bei jeder Welle, über die das Bootchen hopst, hopst der Bauch der Dame in alle Richtungen mit.
    Bei solch gleichmäßigem Wind und Seegang ist endlich die Gelegenheit gekommen, Fidels Erfindung zu testen: er hat einen Pinnenpiloten zu einem Radpiloten umgebaut. Ein Pinnenpilot hat eine Schiebestange, mit der die Ruderpinne hin- und hergeschoben wird zur automatischen Steuerung des Schiffes. Ein herkömmlicher Radpilot ist rund und wird auf das Steuerrad aufgesetzt. Der Käpt’n hat am Steuerrad eine Halterung angebracht, wo die Schiebestange des Pinnenpiloten eingehakt wird, er schiebt damit das Steuerrad hin und her und bei leichtem gleichmäßigen Wind und wenig Wellen funktioniert er ausgezeichnet.



    Am frühen Nachmittag verlässt uns leider der günstige Wind, er dreht mehr auf Süd, wir müssen wieder motoren, und erreichen am Nachmittag die Costa Azahar13, wobei am Ende dieser Etappe das Meer wieder sehr marejol = aufgewühlt ist.
    Der Hafen von Castellón ist riesig, es ist überwiegend ein Industriehafen, mit einer Ecke im nördlichen Teil für den Club Nautic. Wir fahren frech ganz hinein und machen an einer Kaimauer fest. Fidel geht von Bord, um den Hafenkapitän zu finden und findet ihn nicht. Also bleiben wir liegen. Hier haben wir zwar keine Elektrizität außer der bordeigenen, aber dafür kostet der Platz nichts. Hundepipi, Mittagsschlaf.
    Dann machen wir uns landfein zum Abendessen. Als wir so geschniegelt von Bord gehen, tritt uns ein Hafenpolizist entgegen: Hier können wir nicht bleiben! (Um uns das mitzuteilen, hatte er immerhin drei Stunden Zeit) Wir sollen zum Hafenkapitän gehen und in der Marina festmachen. Gemeinsam finden wir tatsächlich die Capitanía im königlichen Segelclub von Castellón und sie schicken uns zurück an den allerhintersten Steg. Na, hurra!
    In Ausgehklamotten verholen wir das Boot und gehen endlich in die Stadt zum Essen. In einer abgelegenen Straße finden wir ein klitzekleines Restaurant, wo es die dicksten und größten Steaks (Fidel konnte seines nicht aufessen!) und die meisten Calamares gibt. Gegen halb elf kommen wir zum Hafen zurück, und dieser bestens videoüberwachte Club ist natürlich geschlossen. Auf unser Klingeln reagiert niemand, wir klingeln uns die Finger wund. Ich inspiziere das Tor, ob ich darüber steigen könne, da fällt uns ein, dass man ja durch das königliche Segelclubgebäude (es ist wirklich seeehr fein!!!), durch die Clubräume mit den Ledersesseln und durch das feine Restaurant im Obergeschoss, vorbei am clubeigenen Swimmingpool und die Treppe hinab – letztendlich wieder hinein in die Marina gelangt, ganz ohne zu klingeln, alle Türen sind offen. Man nimmt offenbar an, dass Diebe sich nicht in ein so hochfeines Haus hineintrauen. Wir sind jedenfalls gut angekommen – gute Nacht!
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  • Burriana

    31. heinäkuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 27 °C

    Wir verlassen Castellón, obwohl wieder widrige Windverhältnisse anstehen: Südwind. Wir wollen ein Stück weiterkommen und weg aus der großen Stadt. Die Hafeneinfahrt von Castellón ist eingefasst von hohen Schutzmauern gegen die Winterwellen. Und wie schon vor Barcelona beobachten wir, dass diese Mauern den Wellengang vor dem Hafen ungünstig beeinflussen, heute besonders stark, da das Meer sowieso schon recht bewegt ist. Die Wellen laufen schräg auf die Mauer zu, werden dort abrupt gestoppt und prallen zurück, wo sie mit den heranrollenden Wellen zusammenstoßen und sich aufstauen und aufschaukeln: Seegang wie bei sechs Windstärken und ich wäre am liebsten umgekehrt. Sobald wir jedoch aus dem »Schatten« der Mauer herauskommen, laufen die Wellen ganz normal, zwar bewegt, aber in eine Richtung und beunruhigen nicht weiter.
    Wegen dringend notwendiger Reparatur-Einkäufe und des widrigen Windes laufen wir schon nach sechs Meilen in den Hafen von Burriana ein. Der Yachthafen liegt hinter dem kommerziellen Hafen mit den Riesenfrachtern und der Abteilung für die Fischer.
    Ein nigelnagelneuer, erst vor drei Monaten eröffneter Hafen erwartet uns; das Personal hat noch richtig Spaß an der Arbeit, weist uns einen schönen Platz zu, die Waschmaschinen-Benutzung ist kostenlos, aber der Weg zur Stadt ist seeehr weit.
    Fidel muss aber unbedingt ein Ersatzteil haben. Wir laufen gemeinsam los, ich gebe jedoch nach einer halben Stunde auf, es ist zu heiß und der Weg zu weit. Der Käpt’n wandert stundenlang durch die Stadt, erst in die eine Richtung, dann in die andere und kommt nach ca. vier Stunden erst wieder. Inzwischen hat Jóia die Rampe für die Ruderboote entdeckt und ein ausgedehntes Bad genommen. Die Wäsche flattert an der Leine und diverse Internet-Aktivitäten sind erledigt.
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  • Cullera

    2. elokuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 30 °C

    In der Nacht ließen wir die Kabinentür offen, um ein wenig Luft zu bekommen. Das war für Jóia ein Anlass, den guten Wachhund zu markieren: Zweimal in der Nacht gab es Alarm. Sie zog es vor, draußen zu schlafen, schaute nur ab und zu herein, ob Fidels Fußzeh noch am Platze war.
    Bisher hatten wir die folgende Erfahrung gemacht: Morgens herrscht wenig Wind, das Meer ist meist glatt, aber spätestens gegen Mittag dreht der Wind auf Süd und fängt das Geschwabbel an. Dem wollten wir heute einmal entgehen und so holte uns der Wecker um 5:30 Uhr aus dem Schlaf. Es gab ein verschlafenes Frühstück und um 7 Uhr warfen wir die Leinen los. Aber das Mittelmeer hat immer eine Überraschung parat: draußen herrschte heftiger Seegang. Ich wäre mal wieder am liebsten umgekehrt. Nachdem wir jedoch die petrochemische Industrieanlage mit ihren weit ins Meer ragenden Anlagen und mauern passiert hatten, lief alles wieder ein wenig ruhiger und es kam Wind auf:
    WIND – GUTER WIND – SEGELWIND – WIND AUS OSTSÜDOST!!!
    Die Segel flogen hoch und wir segelten, segelten, segelten (die Selbststeueranlage tat ihren Dienst zuverlässig) – segelten an Valencia vorbei.
    Wie vor allen großen Hafenstädten lagen auch hier Frachter auf Reede und Käpt’n Fidel wollte an einem dieser Riesen vorn vorbeifahren, als dieser anfing zu tuten. Der Käpt’n argumentierte noch, wir seien nicht gemeint, da tutete es wieder: Wir sollten den Weg freimachen. Wir waren bereits auf zehn Meter an den gewaltigen Bug herangekommen, als wir sahen, dass der Frachter seinen Anker aufholte und vorwärts fuhr: Auf uns zu! Schnell wurde unser Motor angeworfen und eine Kehrtwende mit flatternden Segeln vollzogen und wir waren wieder einmal davongekommen.
    An kilometerlangen einsamen Sandstränden segelten wir vorbei … aber kurz vor dem Kap Cullera ließ der Wind uns im Stich und der Motor musste zu Hilfe genommen werden. Am Nachmittag, nach neun Stunden auf See, erreichten wir

    den Club Nautic von Cullera; er liegt etwa zwei Kilometer flussaufwärts des Júcar (Valencianisch: Riu Xúquer) und ist winzig klein. Der eifrige Marinero legte uns ins Päckchen zu drei weiteren Yachten; beim Festmachen zerrte er so eifrig, dass unsere reparierte Relingsstütze wieder abbrach. Nun ja. Landgang unter diesen Bedingungen bedeutete: über drei Yachten hinweg turnen, den Hund dabei immer über die Reling der Yachten hieven, zum Glück ist Jóia nicht so schwer.
    Dies Städtchen wird nicht als meine Lieblingsstadt verzeichnet. In der Apotheke wollten sie mir einen Labello mit UV-Schutz für sieben Euro verkaufen, zu essen gab es in den meisten Bars und Cafés nichts. Schließlich fanden wir ein Restaurant mit Esplanade an einer vielbefahrenen Kreuzung, es war unglaublich laut: Autos, Mopeds, laute Musik und am Nachbartisch ein Mann mit einem enorm tönenden Mundwerk. Wir aßen Tapas und waren satt und sehr müde.

    Einschub: Windspiel

    Das ist eine Hunderasse. Aber das meine ich nicht. Windspiel ist Mittelmeer erinnern.
    Blick zum Windex: Woher weht der Wind? Er weht günstig, wie vorhergesagt.
    Die Segel fliegen hoch, blähen sich,
    Kapitäns Gesicht strahlt,
    Das Schiff eilt eifrig; eilt eine halbe Stunde, eine Stunde vielleicht …
    Das Windex beginnt zu tanzen,
    Sein Pfeil schwänzelt hin und her, tänzelt einmal rundum.
    Die Segel flattern, schlagen, schlagen über.
    Das Schiff lahmt, schwankt, torkelt. Der Wind schläft ein.

    Die Segel erschlaffen. Das Schiff bleibt stehen. Warten – warten – warten Der Kapitäns schaut.
    Ob … vielleicht … doch … noch … günstiger … Wind
    … käme …
    Das Schiff kreiselt, drempelt. Jetzt aber: Wind! Wind!!
    Das Windex springt herum, eilfertig, entschlusslos zunächst, dann entschiedener, geradezu frohlockend jetzt: Von vorn!
    Die Segel klatschen, schlagen, reißen, Das Schiff zerrt, giert, bäumt,
    Die Wanten und Stagen biegen und ächzen unter der Last.

    Wind von vorn nicht zu segeln
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  • Gandia

    3. elokuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 29 °C

    Früh machen wir los und legen an der Tankstelle einen schnellen Zwischenstopp ein, damit wir den Hund für sein Frühgeschäft nicht wieder über drei Boote hinweg an Land hieven müssen. An der Flussmündung begrüßt uns das Meer schon sehr marejol. Der Wind ist uns günstig, er weht stetig aus Nordost, aber die Wellen sind teilweise enorm. Später ballen sich am Horizont Wolken, die nichts Gutes verheißen und die heranrollenden Wellenberge scheinen noch anzuwachsen.
    Und es gibt kein Anhalten und Aussteigen. Bis zum nächsten Hafen müssen wir da durch, egal, was kommt. Mein rücksichtsvoller Kapitän bläst deshalb schon nach drei Stunden die Weiterfahrt ab und wir laufen in den nächsten Hafen Gandia ein. Hier muss man sich vor dem Einlaufen ordnungsgemäß per Funk anmelden, was wir natürlich formvollendet auf Spanisch beherrschen (Fidel).
    Und so geht es zu am Abend in einem spanischen Badeort: Man ist gesellig, man flaniert, man unterhält sich, man geht in Restaurants mit oder ohne Musik. Die ganze Familie geht gemeinsam, Mütter und Töchter, Väter und Töchter, Söhne mit coolen Frisuren. Hier in Gandia sieht oder hört man nur spanisch und sieht unglaublich viele verschiedenartige Menschen auf der Promenade am Strand. Wir sitzen in einem Restaurant direkt an der Uferstraße und Kinder und Erwachsene schauen uns direkt in den Teller.
    Da kommt vom Nachbartisch der Alte mit seinem Hund:
    »Habla español?« – »Un poco« – und er erzählt von seiner kleinen grauen Pudelhündin, die er auf dem Arm hält wie eine Geliebte: sie sei schon vierzehn Jahre alt, und sie kuckt keck dazu. Wir erzählen von unserem Hund, der neugierig zuhört.
    Da tanzt ein beleibter Vater mit seinem klitzekleinen Töchterchen auf dem Arm im Walzertakt vorbei, zu der von nah erklingenden Unterhaltungsmusik; da laufen gelangweilt schauende und knappest bekleidete Teenies; aber auch junge Frauen, jung gekleidete ältere Frauen, Frauen mit großer Fülle in schlankmachen sollenden Kleidern, eine sehr üppige Frau wiegt sich in wehendem bunten Tüll. Glückliche Frauen mit kleinen Kindern, schwangere Frauen mit Fragen im Gesicht, silberne Sandalen, wehende Schals, nackte Bäuche, tiefe Dekolltés. Männer mit Babys auf dem Arm, dicke Männer, Männer die vor Manneskraft o-beinig gehen müssen, Männer die sich ungeniert zwischen die Beine fassen, Männer in weißen Hosen ohne was drunter, und aus dem Nachbar-Restaurant klingt beschwingte Tanzmusik mit Gesang. Im Hintergrund, auf der Strandpromenade fahren geräuschlos, wie in einem Film, Tretmobile vorbei – mal von rechts, mal von links, immer im gleichen Tempo, mit strampelnden Beinen darauf.
    Jóia schaut sich alles gelassen an. Auf dem Heimweg – es ist schon dunkel – darf sie auf den Strand, aaah, das ist ihre Welt, sie rast herum wie eine Wilde, dreht sich in wilden Sprüngen um sich selbst, lauert, springt, rennt, endlich einmal Hund sein dürfen in dieser verdrehten Menschenwelt.
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  • Denia

    4. elokuuta 2007, Espanja ⋅ 🌙 26 °C

    Am Morgen in der kleinen Stadt liegt auf der wunderschönen Strandpromenade alles voller Müll: Plastikbecher und -flaschen, Sonnenblumenkernschalen, Tüten, Taschentücher, alte Socken … aber Hunde dürfen hier nicht frei laufen.
    Der Wind blies uns günstig in die Segel und wir hegten schon Hoffnung, das nächste große Kap – Cabo de la Nao – zu umrunden. Aber wir fuhren mit dem günstigen Wind nicht weit genug hinaus aufs Meer, dann drehte er wieder auf südliche Richtung, frischte auf und aus war‘s mit der Kap-Umrundung.
    Kurz vor dem Hafen von Denia briste der Wind heftig auf, uns entgegen, und wir beschlossen, in diesen Hafen einzulaufen. Viele hatten offenbar die gleiche Idee, und so strebten mit uns zugleich fünf Yachten auf die Hafeneinfahrt zu. Ein Ausflugsdampfer, der von den Balearen kam, dampfte mit großer Geschwindigkeit heran, wir ließen ihm den Vortritt; kleine Boote fuhren hin und her und Yachten kamen aus dem Hafen heraus – kurz, wir fühlten uns mal wieder wie auf der Autobahn. Man muss wissen: Denia hat drei Yachthäfen, die in einem riesengroßen Hafenbecken liegen.
    Wegen des starken Gegenwindes hatten wir etwas Mühe beim Anlegen; bekamen dann einen Platz im Hafeninnern zugewiesen. Hier ist alles schickimicki: die Boote, die Menschen, die Angestellten. Die Capitanía ist so schicki, dass auf den spiegelblanken Marmorboden keine Hunde dürfen. Jóia blieb brav draußen liegen, ohne angebunden zu sein. Die Angestellten sind so schicki, dass sie keine Ahnung haben, wie das hafeneigene Internet funktioniert. Und erst die Duschen!!! Man hinterlegt eine Kaution, bekommt eine Chipkarte und erhält damit Zugang zu einem eigenen kleinen Badezimmer mit WC, Waschbecken und Dusche, mit Messingknauf-Türgriffen und leiser Musik. Ca. zwanzig solcher Badezimmer gibt es in dem Gebäude.
    Der Hafen ist auch Anziehungspunkt für die spanischen Abendwanderer, in Scharen spazieren sie herum, sogar die Touristen-Bimmelbahn fährt hier durch, es ist ein Menschenaufkommen – unglaublich.
    Vor dem Hafen befinden sich lauter neue Gebäude: Hotels, Appartements, Restaurants, alles voller Touristen … grauenvoll. Hoffentlich weht uns morgen der Wind günstig – aber bald kommt Benidorm, da kann es nur schlimmer werden.
    Die Hälfte der Strecke – ca. 486 sm – haben wir nun bewältigt. Bei einer Tagesleistung von 27 sm wären wir in 18 Tagen in Portugal, das sind fast drei Wochen! Aber 27 Meilen schaffen wir selten, und so werden es mehr und mehr Tage …
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  • Moraira

    5. elokuuta 2007, Espanja ⋅ ☁️ 27 °C

    Aus sehr menschlichen Gründen wurde heute später aufgestanden – es hat sich bitter gerächt.
    Zunächst ließ sich alles erfreulich an. An Bord herrschte gute Laune und es wurde über einen großen Rennkatamaran gespottet, der unter Motor nach Süden lief, obwohl diese Maschinen schon bei kleinstem Wind locker 17 Knoten machen; eine Geschwindigkeit, von der manch einer auf unserer Olga vielleicht träumt (ich gehöre nicht dazu!). Wir setzten jedenfalls zuversichtlich Fock- und Besansegel; Käpt’n Fidel dachte sogar über den Spinnaker nach, und wir wünschten uns mehr von dem freundlichen Wind aus Nordost.
    Er reichte gerade, uns fast aus der Bucht herauszutragen. Und dann passierte es wieder: Innerhalb von fünf Minuten drehte er auf Süd und frischte enorm auf; dazu fing das Meer zu wallen an und ich das Fürchten um unser Focksegel bzw. den neuen Mast. Olga stampfte gegen die Wogen.
    Als wir das Kap San Antonio erreichten, pustete uns der Wind ungebremst entgegen. Naja, direkt um die Ecke lag der nächste Hafen, in den wir erleichtert einliefen – vergebens. Todo completo, der Marinero kommt uns schon Arme schwenkend entgegen – alles besetzt, für Katamarane kein Platz.
    Also wieder hinaus ins Gestampfe und Gewalle und weitere vier Stunden gegen Wind und Wogen gekämpft, um alle Kaps an dieser Ecke: Cabo de San Martin, Cap Negre, Cabo de la Nao – bis wir gegen 16 Uhr endlich den Hafen von Moraira erreichten, immerhin eine Tagesstrecke von sage und schreibe knapp 16 Seemeilen. Hier lagen wir wieder im Päckchen, allerdings nur neben einer mittelgroßen Motoryacht, und das Übersteigen war einfach.
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