• Road2Penguins
Momenteel aan het reizen
nov. 2022 – sep. 2025

Road2Penguins

"Wish you were here and see what I see." So würde ich diese Reise beschreiben. Ich bedanke mich bei meiner Familie und Freunden die mich dabei unterstützen und freue mich wenn ihr mit mir die Welt in Südamerika besucht. Meer informatie
  • Death Road

    23 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 20 °C

    Der Name ist spektakulär und berühmt berüchtigt. Grund genug einen Tagesausflug zu machen und herauszufinden ob er immer noch berechtigt ist.
    Die "Al Camino de la Muerte" wurde von paraguayischen Gefangenen des Chaco-Krieges gebaut. Am „Balconsillo“, wo sich mit 700 Metern der längste Freifall entlang der Straße befindet, wurden die Unglücklichen nach der Fertigstellung der Straße mit Handschellen in den Abgrund geführt. Heute erinnert ein Gedenkstein an dieses grausame Schicksal. Sie war damals die einzige Verbindungsstraße von La Paz nach Coroico. Stellenweise kaum 3 m breit und von PKW und LKW in beiden Richtungen, befahren. Man schätzt ca. 200 bis 300 Tote pro Jahr. Der schlimmste Unfall war ein Bus mit ca. 100 Personen, der abstürzte. Heute gibt es die Umgehungsstraße Ruta Nacional 3. Es fahren kaum noch PKW. Hauptsächlich sind es  vor allem Touristen und mutige Downhill-Mountainbiker, die dem Nervenkitzel nicht wiederstehen können und die Abenteuerlust hier befriedigen. Und natürlich Motorradfahrer. Vom höchsten Punkt in ca. 4650 m Höhe bis runter auf 1200 Höhenmeter, geht es auf ca 65 KM Länge, immer nur bergab. 36 KM davon sind Schotterpiste. Sämtliche Klimazonen werden hier am Rande des Amazonasdschungels durchfahren. Kaum Leitplanken. Leider musste Oscar für heute absagen. Er hatte kurzfristig Tickets der Rolling Stones bekommen. Also mache ich mich allein auf dem Weg. An diesem Tag herrscht perfektes Wetter, keine PKW's die Staub aufwirbeln und die Sicht behindern. Kein Nebel und es hatte nicht geregnet, somit war die Straße trocken und nicht schlammig nass. Nur am Wasserfall "San Juan" wird die Straße etwas schlammig. Ein Erdrutsch hatte eine zeitlang die Straße blockiert und die Aufräumarbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Ich treffe auch deutsche Radfahrer auf dieser Strecke mit denen ich mich an Viewpoints unterhalte. An diesem Tag zeigt sich die "Straße des Todes" gezähmt. Aber sicherlich wird sie an anderen Tagen wieder weitaus gefährlicher ihre Opfer fordern.
    Ich nehme die Umgehungsstraße zurück nach La Paz. Auch hier einige schöne Aussichtspunkte. Unter anderem an einem Tunnel. Blue tut sich schwer die steile Straße hinauf zu kommen. In La Paz angekommen suche ich erstmal eine Werkstatt mit Kompressor, Luftfilter reinigen. In dieser Höhe macht sich Staub auf den Filter schnell bemerkbar. Und bemerkbar macht sich auch das Fehlen meiner GoPro. Verdammt, sie ist weg. Todunglücklich habe ich noch eine Vermutung und kaum Hoffnung. Aber für heute ist es zu spät.
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  • Setz dich hin, kleines Lama

    22 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Zu meiner eigenen Überraschung erwachte ich am nächsten morgen und war nicht in ein dreitägiges Koma mit muskelbedingter Bewegungsunfähigkeit verfallen. Welch ein Glück. Im Gegenteil, es war wohl noch das Adrenalin welches durch mein Blut floß und mich unternehmenslustig aufwachen ließ. Doch zunächst lernte ich den Wohnungsbesitzer Oscar persönlich kennen. Er war am Wochenende aus Florida zurückgekehrt und stellte sich vor. Er besorgte mir sogar einen großen Kanister Benzin weil er um die möglichen Tankprobleme für ausländische Fahrer weiß. Wir vereinbarten in zwei Tagen eine gemeinsame Motorradtour zu machen. Es war mittlerweile schon später Vormittag geworden und ich beließ es für diesen Tag bei einem kleinen Ausflug hinauf in die Stadt. Etwas Essen, Kaffee trinken und die steilen Strassen hinauf und ab zu fahren. Und einen Einkauf zu machen, denn auch hier gibt es "gut und günstig".
    So geht es am nächsten Tag nach Tiawanacu oder auch Tiahuanaco genannt. In diesem Ort befindet sich die Ruinenstätte Tiwanaku. Was wörtlich übersetzt "Setz dich hin, kleines Lama", heißt.
    Zunächst war ich skeptisch ob es sich hier um ein "OlleSteinGedöns" handelt um Touris noch ein paar Bolivianos aus der Tasche zu locken. Doch auch der olle Erich (von Däniken) hatte sich zweimal in seine Alpenlatschen geschwungen und war dort gewesen. Gibt der Geschichte einen gewissen Interessenschub.
    Ausserdem gehört der Ort seit 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe. Gibt der Sache auch noch eine gewisse Seriösität. Und was sind schon 72 KM Entfernung auf diesem Kontinent wenn man schon mal hier ist. Während bei mir immer noch Adrenalin durch die Adern fließt so scheint es mir als würde sich Blue über fließendes Benzin durch ihre Benzinleitungen freuen. OK Lady, schauen wir mal was uns da erwartet. Schließlich gab es auch ein Leben vor der Inkazeit.
    Die Bauherren von Tiwanaku (etwa 1600 v. Chr. – 1200 n. Chr.) begeistern auch mich durch ihre Steinbearbeitungsmethoden. I- und T-förmige Öffnungen in den Steinblöcken für Klammern bzw. Krampen. Millimetergenaue Passungen. Steinoberflächen so glatt poliert wie Kinderpopo, da muss Lama und Dino aber lange dran gelutscht haben. Perfekte winklige Flächen. Kein Wunder, dass Erich Überlegungen anstellte ob Außerirdische mit Laserschwert mitgeholfen haben. Und Bob der Baumeister am Flughafen Berlin sollte hier mal Nachhilfeunterricht im Bereich innovative Architektur nehmen. Die terrassenförmigen Plattformhügel Akapana und Pumapunku, werden aufgrund ihrer Architektur, einzigartigen Konstruktionen und hydraulischen Eigenschaften als „besonders spektakulär“ und "Rätselhaft" bezeichnet. Spektakulär auch der halbunterirdische Tempel mit Stelen im Innenhof und Steinköpfen in den Mauern. Tiwanaku ist nicht nur ein Ort in 15 KM Entfernung vom Titicacasee, es ist eine eigene Kultur über Jahrhunderte. Dieses mächtige Reich verstand es ganz ohne Kriege sich zu erweitern. Und es waren die Incas, die 500 Jahre nach dem bis heute unerklärlichen Ende der Tiwanaku-Ära, den Ort und Teile dieser Religion übernahmen. Auch, daß der Titicacasee der Geburtsort der Erde ist.
    Berühmt ist auch das Sonnentor, aus einem einzigen Steinblock gefertigt und sein Kalender. Tatsächlich wusste man schon damals um die astronomischen
    Jahreszeiten, die Positionen des Mondes für jede Stunde
    und auch die Bewegungen des Mondes - und zwar unter
    Berücksichtigung der Erdrotation! - und konnte sie da ablesen. Leider wurde vieles zerstört, weil die spanischen Eroberer diese Steinblöcke für eigene Bauvorhaben nutzten. Unentdeckt blieb die im Jahre 1932 freigelegte Statue der Pachamama (Mutter Erde). 7, 30 m hoch und 20 Tonnen schwer. Welches in einem eigens errichteten Museum bewundert werden kann. Es sind erst einige Prozent der großen Rätselhaftigkeiten freigelegt. Und sicher stecken noch einige Überraschungen in diesem Ort und der Landschaft in 3850 m Höhe die einem nicht nur wegen der Höhe die Luft zum Atmen nimmt.
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  • Der Berg ruft

    20 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ -8 °C

    TAG 1
    Heute beginnt mein wahrscheinlich größtes Abenteuer hier in Südamerika. Auf jeden Fall meine größte Herausforderung die mich an meine physischen und mentalen Grenzen bringen wird.
    Adri, die Tochter von Oscar dem Besitzer der Unterkunft, hat mir ein Taxi bestellt. Tatsächlich Pünktlich steht es vor der Tür. Ziel ist die Agentur am anderen Ende der Stadt. Hier treffe ich auf andere Teilnehmer der Bergsteigertour und auf Tobias aus Friedrichshafen. Die anderen haben eine 2-Tagestour gebucht. Tobias und ich die 3-Tagestour. Während alle anderen noch bei der Anprobe sind und ihren Rucksack packen, kann ich entspannt zusehen und mich mit Tobias unterhalten. Mein Rucksack ist ja bereits fertig.
    Mit einem Kleinbus geht es Richtung Basecamp. Vorher nochmal die Gelegenheit einzukaufen. Schokoriegel, Müsliriegel, Koka, etc. Energiespender. Ca. 2 Stunden dauert die Fahrt ins 4800m hoch gelegene Basecamp.
    Hier gibt es 6 Unterkünfte der verschiedenen Agenturen. Nach dem Essen geht es für die Teilnehmer der 2-Tagestour bereits weiter in das High Camp. Für Tobias und mich geht es zu einem Gletscher. Wir erhalten einen Grundkurs im Umgang mit Eispickel, Steigeisen und Verhalten am Seil. Auch Teilnehmer anderer Veranstalter sind hier. Zurück in der Unterkunft bereitet man uns das Abendbrot. Energiereiche Mahlzeiten. Wir sitzen zusammen mit anderen Bergkletterern. Auf dem Dachboden sind Matratzen ausgelegt für das Nachtlager. Ich mümmel mich in meinem Schlafsack während man draußen lautstark den Wind hört. Morgen früh geht es weiter.
    TAG 2
    Ich verspüre am Morgen keine Kopfschmerzen oder andere Symptome der Höhe. Dennoch macht sich der Sauerstoffmangel bemerkbar. Man bereitet uns das Frühstück und es verbleibt genug Zeit unsere Sachen zu packen um den Aufstieg in das High Camp vorzubereiten. Gegen Mittag beginnt die 3-Stündige Tour. Der Aufstieg mit Gepäck ist beschwerlich. Ich vermute mein Rucksack mit Schlafsack, Snacks und Getränke hat ein Gewicht von ca. 12 bis 15 Kg. OK, die habe ich am Beginn meiner Südamerikareise auch ohne Rucksack mit mir rumgeschleppt. Dafür gibt es bei uns ja auch keine Berge. Aber es macht sich extrem bemerkbar. Ziemlich geschafft erreichen wir das High Camp in 5200 m Höhe. Hier gibt es 5 Camps. Die Ausstattung der Camps ist spärlich. Dicht an dicht gibt es Matratzen als Unterlagen. Nochmal Verpflegung und etwas entspannen. Wie wir erfahren, haben nicht alle Teilnehmer der 2-Tagestour es zum Gipfel geschafft. Um ca. 18 Uhr legen wir uns in unsere Schlafsäcke und versuchen Schlaf zu finden. Noch 6 Stunden bis der letzte Teil des Aufstieges beginnt.
    TAG 3
    DER BERG RUFT, laut und deutlich. Es ist Mitternacht, keine Ahnung ob irgendeiner oder ich geschlafen habe. Gefühlt wäre die Antwort, Nein.
    Nach und nach krabbeln alle aus ihren Schlafsäcken. Um 1 Uhr werden Tobias, unsere Guides und ich starten. Bis dahin legen wir unsere volle Ausrüstung an. Es gibt noch eine Stärkung und dann geht es los. Tobias bietet an unsere Verpflegung in nur einem Rucksack mitzunehmen. Mit Stirnlampe und den Blick nach unten gerichtet geht es im "Schlepptau" des Guides los.
    An wichtigen Passagen ermahnt er zur "Konzentration". Tobias leidet zu Beginn an Kopfschmerzen und Übelkeit. Und es zeigt sich, dass der Eispickel nicht nur zur Deko mitgenommen wird. Ab 5700 m fällt es mir schwerer. Die Temperaturen liegen bei ca. -8 Grad und es ist stark windig. Zwischendurch kommen Zweifel es zu schaffen. Ab und an Brechreiz. Ich mag nichts mehr Essen und Trinken. Es ist fast schon Sonnenaufgang und die letzten Meter bis zum Gipfel. Alles ist wie in Trance. Alle paar Meter brauch ich eine Verschnaufpause. Die Sonne erscheint und wir sind fast da. Nach 6 Stunden Aufstieg die letzten Schritte auf den höchsten Punkt. 6088 m. GESCHAFFT. Ohne Sauerstoff- oder Beatmungsgerät. Es brauchte auch kein Sauerstoffshot am Gipfel. Es wird Tage brauchen bis ich es realisiert habe. In diesem Moment bin ich völlig platt und im A...h. Nach ca. 10 bis 15 Minuten beginnt auch schon der Abstieg. Bei irgendeinem Stopp höre ich von weitem meinen Namen rufen und Alkoholgeruch unter der Nase. Mir sind einfach die Augen zugefallen. Letztendlich erreichen wir nach 2,5 Std. das High Camp. Umziehen und Rucksack packen. Eine Suppe zur Stärkung und es geht zum Basecamp. Ich trage meinen Rucksack selber. Endlich nach 2 Stunden im Basecamp. Hier werden wir vom Kleinbus abgeholt. 2 Stunden bis zur Agentur und Abgabe der Ausrüstung. Ich nehm mir ein Taxi und lass mich zur Unterkunft fahren. Mein Bett ruft. Ich will nur noch Schlaf.
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  • Vorbereitungen

    17 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 16 °C

    Wie in einigen großen Städten in Südamerika gibt es auch in La Paz ganze Straßenzüge nur mit Auto- und Ersatzteile. Doch bevor wir uns auf die Suche machen besuchen Marvin und ich eine Freundin von ihm. Sie ist ebenfalls Motorradfahrerin und war vor kurzem noch mit Freunden im "Dschungel". Wir sind zum Essen eingeladen und anschließend geht es in die Stadt um Ölfilter und Öl zu besorgen. Es gibt in der Nähe eine Werkstatt und für umgerechnet 4 € macht man den Ölwechsel. In der Zwischenzeit lässt sich die Stadt zu Fuß erkunden und es gibt reichlich Agenturen für mehrere Aktivitäten innerhalb und ausserhalb der Stadt und die Vorbereitungen für mein nächstes Abenteuer beginnen jetzt.
    Innerhalb der Stadt gibt es auch hier ein Valle de la Luna. Wir besuchen dieses Mondtal am nächsten Tag. Es besteht aus kleinen und großen Felsen, Felsspalten, Erdhügeln und Formationen, die kleinen Kratern ähneln. Auf diesen Gebilden wachsen fast keine Pflanzen und wie der Name schon sagt, erinnert die Landschaft an eine Mondlandschaft.
    La Paz ist eine pulsierende Stadt und Regierungssitz von Bolivien. Ein Hexenkessel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Höhenunterschied innerhalb der Stadt beträgt sage und schreibe nahezu 1000 m. Weltrekord. Dementsprechend steil sind die Strassen. Und auch der Unterschied zwischen Arm und Reich ist äquivalent zum Höhenunterschied. Die Reichen wohnen unten im Kessel die ärmeren oberhalb drumherum in ca. 4000m Höhe.
    Es scheint keine Struktur in dieser Stadt zu geben. Überall wo ein bißchen Platz ist wird gebaut. Und die Häuser scheinen an den Felswänden zu kleben. Umgeben ist die Stadt von Bergen und den sagenumwobenen Schneeberg Illimani. Weiß die schneebedeckten Gipfel, ockerfarben, rötlich, lila die Anhöhen. Man sieht Eukalyptusbäume. Ist La Paz tagsüber vielfarbig, so sehe ich die Stadt nachts aus unserer Wohnung heraus glänzend wie ein Nest von Glühwürmchen. 
    Diesmal reicht es nicht auf ein Kirchendach zu steigen um einen Überblick über die Stadt zu erhalten. Doch es gibt eine wirkliche Attraktion in dieser Stadt. Die Seilbahnen. Sie sind ein öffentliches Verkehrsmittel und wirklich sinnvoll und nebenbei sieht man die Stadt aus der Vogelperspektive. Es ist ein ganzes Verbindungsnetz. Aufgeteilt in verschiedenfarbige Streckenabschnitte die alle miteinander verbunden sind. Völlig entspannend. Silbern oder ziegelfarben die Dächer und Gebäude in allen erdenklichen Farben. Über 2 Stunden "fliegen" wir über die Stadt. Am nächsten Tag ist es Marvin der Ersatzteile für sein Motorrad braucht. Und während sein Motorrad in der Werkstatt ist besuchen wir The Witches' Market und die Basílica de San Francisco. Hier treffe ich mich mit einem Guide um meine Tour zu besprechen. Ich bin noch unschlüssig. Nochmal eine Nacht darüber schlafen. Heute vormittag verabschiede ich mich von Marvin. Er ist fast 2 Wochen in La Paz gewesen und reist weiter. Und ich habe mich entschieden. Ich will meinen ersten 6000er Berg erklimmen. Den Huayna Potosi. 6088m hoch. Mehr als doppelt so hoch wie die Zugspitze und höher als der Elbrus mit 5642m in Europa. Auf anraten nehme ich einen persönlichen Guide. Kostet natürlich mehr aber er wird sich nach meinem Tempo richten und für den Fall der Fälle mir Gepäck abnehmen. Ich fahre am Nachmittag zur Agentur und lerne dort auch Edwin meinen Guide kennen. Die letzten Vorbereitungen laufen. Anprobe der kompletten Garnitur. Helm, Sturmhaube, Handschuhe, Winddichte Jacke und Hose, Steigeisen, Stiefel, Gamaschen, Seilgeschirr, Eispickel, Trekkingstöcke, Rucksack und Thermoskanne. Alles perfekt gepackt von Edwin. Vorbereitungen abgeschlossen. Morgen geht es los.
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  • La Paz

    14 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☁️ 10 °C

    Knapp 400 KM entfernt ist das heutige Etappenziel. Doch zunächst heißt es packen und frühstücken. Je näher wir uns dem Andengebiet nähern umso höher geht und es wird merklich kälter. Die Wolken hängen tief und grau an der Bergspitze. An einer Stelle mit Blick in das Tal mache ich eine Pause, und bekomme Gesellschaft von Reisenden aus Argentinien. Wir kommen ins Gespräch und man möchte Fotos von Blue und mit mir. Na gerne doch und meine positiven Gedanken und Erinnerungen an Argentinien sind wieder gegenwärtig. Ich erreiche La Paz am späten Nachmittag und es ist schon jetzt zu erkennen wie völlig anders diese Stadt ist. Aber zunächst geht es durch dichtes Verkehrsgewühl zu meiner Unterkunft. Der Besitzer fährt ebenfalls Motorrad und ist zur Zeit in Florida. Eine Wohnung im zweiten Stock mit mehreren Schlafzimmern und Garage. Am Abend treffe ich auf Marvin, einem Motorradfahrer aus Costa Rica. Er hatte früher eine Sprachschule und war oft in Europa. Seit ca. 9 Jahren fährt er durch das Land. Wir kommen schnell ins Gespräch und verstehen uns auf Anhieb. Ich plane ein paar Tage hier zu bleiben. U. a. ist für Blue ein Ölwechsel dringend notwendig.Meer informatie

  • Cochabamba

    12 augustus 2023, Bolivia ⋅ 🌧 20 °C

    Nach dem Abstecher in den Regenwald geht es weiter nach Cochabamba. Peter, der Hostalbesitzer gibt mir den Tipp einer Alternativroute um nicht im Regenschatten des Regenwaldes fahren zu müssen, denn es ist oft neblig an einigen Stellen. Ca. 420 KM sind es bis Cochabamba, machbar aber Bolivien ist unberechenbar. Also mache ich mich mit Blue früh auf den Weg. Die Wetterprognose zeigt eine hohe Regenwahrscheinlichkeit. Und tatsächlich setzen alsbald die ersten Tropfen ein. Aber auch diesmal können wir dem Schlechtwetter entkommen.
    Vorbei an grünen Landwirtschaftsflächen und bunten Felsformationen beginnt die Reise. Ich sehe ein Schwarm grüner Papageien die bedroht sind. Die Jagd auf diese Vögel wird mit bis zu 6 Jahren Gefängnis bestraft.
    Es geht mal wieder hoch hinauf. Und auf einer Brücke sehe ich eine Gruppe Bungeespringer. Ich halte an und werde Zeuge wie eine junge Frau sich auf den Sprung vorbereitet. Das Angebot selbst zu springen lehne ich lachend ab. Ich bleibe lieber beim Motorradfahren.
    Am späten Nachmittag erreichen wir das Chaski Running Hostel in Cochabamba. Blue kann im Innenhof übernachten und ich in einem Vierbettzimmer.
    Es bleibt noch Zeit die Stadt zu erkunden. Laute Musik zieht mich an und ich sehe tanzende Gruppen. Leider kann ich nicht herausfinden was der Anlass ist.
    Die Stadt wirkt auf den ersten Blick einladend dennoch werden Blue und ich unsere Reise morgen fortsetzen.
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  • Helechos Gigantes

    10 augustus 2023, Bolivia ⋅ 🌬 26 °C

    Zurück in meinem Hostal. Das selbe Bett und mein Gepäck steht auch schon da. Diesmal ist der Ort nicht so stark besucht. Samaipata liegt am Nationalpark Amboró und hier ist ein Zugang zum Regenwald und zum Nebelwald. Deshalb mache ich hier nochmals einen Stopp. Ich möchte in den Nebelwald zu den Riesenfarnen. Da mehr Menschen in den Nationalpark rein- als rausgekommen sind ist der Besuch nur mit Guide möglich. Das liegt weniger an den dort lebenden Puma als an den unübersichtlichen Wegen. Ich mache mich auf die Suche nach einem passende Anbieter. Der Preis ist abhängig von der Teilnehmerzahl. Da am nächsten Tag nichts verfügbar ist muss ich halt bis zum übernächsten Tag warten. Auch gut. So machen Blue und ich eine Tagesrundreise und fahren zunächst zum "La Pajcha". Dieser Wasserfall ist weit abseits eines Ortes und hat eine Höhe von 45 Metern. Inmitten von üppigem Grün und einer wunderschönen Landschaften. Es gibt zahlreiche Vogelarten und Wildtiere, nur haben diese heute keine Lust sich zu zeigen. Abseits der ausgetretenen Pfade geht es auf recht abenteuerlichen Wegen weiter. Immer mal wieder durch tiefsandige Passagen und dann wieder über zerklüftetes Bergmassiv. Wobei man das ein oder andere Mal seine Anwesenheit hier und die Richtigkeit dieses Weges in Frage stellt. Ich bin wirklich froh als endlich wieder "normales" Offroad unter Blues Pneus ist. Es gibt einige seichte Flusspassagen zu durchqueren und die Hoffnung nicht irgendwann wieder umdrehen zu müssen. Nein, zum Glück nicht. Mit Postrervalle ist der südlichste Punkt unserer Reise erreicht. Leider finde ich hier keine Gelegenheit zum Kaffee trinken. Die Strasse wird besser und zum Glück bleibt es auch so bis wir endlich wieder auf Asphalt sind. Es ist schon fast dunkel als wir unser Hostel erreichen.
    Am nächsten Morgen ist Ruhetag für Blue. Mit dem Jeep geht es zum Eingang des Nebelwaldes. Aber nein, keine tiefschwabende Nebelfelder oder schwülstige Luftfeuchtigkeiten. Im Gegenteil, hohe Temperaturen und gute Sicht. Unsere Truppe ist international bunt gemischt. Belgien, Frankreich, Argentinien, Deutschland und der Guide aus Bolivien. Diese Riesenfarnen gibt es in nur 5 Ländern auf dieser Welt Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Australien und Neuseelandund. Sie existieren seit Millionen von Jahren. Vermutlich haben schon die Dinos daran geknabbert und irgendwie erinnert einem dieser Wald an Jurassic Park. Die Helechos Gigantes haben keine Wurzeln, sind von innen hohl und wachsen max. 2 mm pro Jahr. So schaffen es einige Farne eine Höhe von 13 m zu errichen. Manche Arten haben Stacheln. Der Marsch durch diesen Wald ist zeitweise recht steil und anstrengend. Irgendwann erreichen wir einen Aussichtspunkt mit einer unglaublichen Aussicht auf die Samaipata-Täler und haben Gelegenheit auf eine ausgedehnte Pause. Nach ca. 6 Stunden sind wir zurück im Ort. Ich genieße noch einen Kaffee zum Abschluss bevor morgen meine Reise weitergeht.
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  • Unabhängigkeit

    5 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 27 °C

    Am Sonntag wird der Unabhängikeitstag in Bolivien gefeiert. Und das machen die Menschen lieber in Samaipata als im 120 KM entfernten Santa Cruz de la Sierra. Somit sind hier alle Plätze ausgebucht und ich entschließe mich nach Santa Cruz zu fahren. Da ich auf dem Rückweg wieder durch Samaipata fahren werde lasse ich einen Teil meines Gepäckes im Hostal. Problemlos kann ich meine Benzinvorräte auffüllen. Anscheinend kennt man mich an der Tankstelle.
    Die bevölkerungsreichste Stadt Boliviens liegt in der Tiefebene des Amazonasgebietes. Angenehme 400 m ü.N.N. Da es ca. 120 KM bis dorthin sind kann ich entspannt losfahren. Nur das Wetter geht in den Sinkflug und der Himmel ist grau und öffnet eine Spaltbreit seine Himmelspforten. Doch es scheint so als wäre ich an diesem Tag dem Regen einen Schritt voraus. Zumindest bekomme ich fast nichts ab. Die Fahrt geht entlang am Nationalpark Amboró. Hier treffen Voranden, Trockenwälder und Amazonasbecken aufeinander. Und so abwechslungsreich und vielfältig präsentiert sich auch diese aus unendlichen Kurven bestehende grüne Route. Und mit jedem Kilometer macht sich die ansteigende Temperatur bemerkbar. Als ich die Stadt erreiche sind es 35 Grad. Diesmal habe ich über AirBnB eine Unterkunft gefunden. Und habe Glück. Es ist eine abgeschlossene Wohnanlage. Blue steht sicher und ich habe ein eigenes Apartment mit Klimanlage.
    Schwülwarmes Klima bleibt mir erspart aber trotzdem brauche ich erstmal eine Dusche. Und dann geht es auf Sightseeing in die Stadt. Naja, wirklich viel zu bieten hat die Stadt nicht obwohl sie, wegen dem Flughafen das Eingangstor zu Bolivien ist. Es sind nur ein paar Gehminuten bis zur Hauptplaza und es gibt einige kulinarische Leckerleien. Z. B. in der Acaibarsuperfood. Eis gemischt mit Acai Beere die aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes als Superfood gehypt wird.
    Dieser Laden könnte auch in jeder großen europäischen Stadt bestehen. Und lecker ist es auch. Noch ein paar Bilder in der Dunkelheit und ich mache mich auf den Rückweg. Am nächsten Tag kümmere ich mich erstmal um Blue. Denn hier habe ich ausreichend Platz. Ein langer Nagel steckt im Stollen des Hinterrades. Ich bin froh, dass ich die Reifen rechtzeitig gewechselt habe. Somit gibt es keinen Plattfuß. Zudem nutze ich die Gelegenheit um Bremsbeläge zu wechseln. Zusätzlich noch ein Wäschewaschtag. Damit habe ich mir einen erstklassigen Kaffee verdient. Und finde ein ansprechendes Cafe mit Flair in der Stadt. Der Preis ist zwar fast europäisch, aber das muss auch mal sein. Noch eine Nacht in dieser Stadt und morgen geht es zurück. Doch dann erfahre ich das Torsten in der Stadt ist. Wir hatten am Beginn der Reise gemeinsam unsere Motorräder abgeholt. Nun muss sein Motorrad in die Werkstatt. Hier ist der einzige Vertragshändler. Wir treffen uns am Abend. Es gibt ausreichend Gesprächsstoff und somit Grund genug meinen Aufenthalt um zwei Tage zu verlängern. Zudem nutze ich die Gelegenheit meinen Raimund Harmstorf-Look abzulegen und beim Friseur meines Vertrauens einen Beautytag einzulegen. Rundumpflege für 3,50 Euro. Torsten wird von hier aus nach Deutschland fliegen und ich mache einen Abflug zurück nach Samaipata. Es sind immer noch 35 Grad hier und ich nehme das gute Wetter mit nach Samaipata.
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  • Erich's (T)Raumschiff

    4 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 21 °C

    Beim gemeinsamen Frühstück mit dem schweizer und englischen Paar stellt sich heraus, dass alle das gleiche Ziel heute haben. Der Besuch von "El Fuerte".
    Weniger bekannt, aber historisch genauso bedeutungsvoll wie Machu Picchu, denn es ist das größte Felsarchitekturwerk der Welt und zudem vereinigt es drei Kulturen (Chané, Inka und Spanisch) in sich. Somit wurde es 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist ein spektakuläres und beeindruckendes Denkmal.
    Also lassen wir uns gemeinsam zum ca. 10 KM entfernten Ort chauffieren. Und weil das Wetter so schön ist wollen wir zu Fuß zurück in den Ort.
    Die Anlage besteht aus einem zeremoniellen Teil, dem 220 m langen und 60 m breiten Sandsteinfelsen und einem Wohn- und Verwaltungsteil. Alles erinnert mich an einem sehr gepflegten Golfpatz. Von Laufstegen sus kann man den Felsen bewundern.
    Auf seiner Oberfläche sind u. a. Bilder von Tieren – Schlangen, Pumas und Jaguare –, geometrische Formen, Nischen, und Wassertanks, von dem zwei parallele Kanäle ausgehen. Man vermutete zunächst, daß sie zum Goldwaschen dienten. Der Stein ist voller magischer und religiöser Bedeutungen über die immer noch spekuliert werden.
    Ist es ein natürliches astronomisches Observatorium? Eine Astronomische Karte? Oder hat der Schweizer Erich von Däniken Recht der vermutete, dass es sich um eine Rampe für außerirdische Raumschiffe handelte?
    Da es sich um ein Sandsteinfelsen handelt ist die Erhaltung sehr schwierig.
    Weitere Figuren, die Tiere darstellten, einen Vogel und eine zusammengerollte Schlange, sind bereits völlig erodiert.
    Noch ohne Erklärung ist Chincana, ein künstlicher, spiralförmig ausgegrabener Brunnen in der Nähe.
    Über 2 Stunden dauert die Erkundung der Anlage.
    Danach mache ich mich zu Fuß auf den Rückweg. Es ist warm heute. Nach halber Strecke nehme ich mir ein "Motorradtaxi" und lasse mich in den Ort fahren. Ein seltsames Gefühl als Sozius mitzufahren.
    Mit meiner Eintrittskarte besuche ich noch das Museum zur Anlage, bevor ich in einem Cafe entspanne. Die Atmosphäre hat etwas leicht Hippiemässiges. Hier treffe ich drei Schweizerinnen und dann gesellt sich auch noch Johanna dazu. Also verabreden wir uns für den Abend beim Mexikaner und lassen dort den Tag ausklingen. Während auf der Plaza die Jugendlichen der Ortes sich zu einem Umzug versammeln.
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  • Von Vallegrande nach Kuba

    3 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 26 °C

    Anscheinend in selbstmördischerer Absicht treibt ein laut schreiender Gockel irgendwo sein frühmorgentliches Unwesen und holt mich aus dem Schlaf. Ich bin allein auf dem Anwesen und geh erstmal duschen und bereite die Abreise vor. Zwischenzeitlich ist auch Juan angekommen und während wir uns unterhalten ist auch schon das üppige Frühstück fertig. Kurz nachdem die Sonne mit ihren Sonnenstrahlen das Anwesen erwärmt sind Blue und ich schon unterwegs. Wir verlassen das Dorf über eine andere Schotterstrasse als tags zuvor. Diese führt uns in einem grossen Bogen weiter den Berg hinauf, von wo wir eine geniale Fernsicht erhalten. Wieder auf der Hauptpiste folgen wir dieser bis Vallegrande.
    In diese Kleinstadt hatte man den Leichnam von Che Guevara gebracht. Ich mache mich auf die Suche nach dem Hospital und dem "Waschplatz" wo man ihn aufgebahrt und vor der öffentlichen Presse tagelang zur Schau gestellt hatte.
    Und tatsächlich werde ich fündig. Es ist abgesperrt und ich müsste in die Stadtverwaltung um Zugang zu erhalten. Na gut, was ich sehe reicht mir.
    Zunächst hatte man der Öffentlichkeit mitgeteilt er sei im Kampf gestorben und seine Leiche wurde zusammen mit anderen Guerillas heimlich auf dem Flugplatz begraben. Erst Jahre später wurde die Wahrheit bekannt und seine Gebeine 1997 nach Kuba überführt, um dort mit einem Staatsbegräbnis in dem eigens geschaffenen Mausoleum Monumento Memorial Che Guevara in Santa Clara beigesetzt.
    Aber auch in Vallegrande wurde auf der Begräbnisstelle eine Gedenkstätte und Museum errichtet.
    Als ich dort ankomme ist auch hier alles geschlossen. So setze ich meine Reise Richtung Samaipata fort.
    Es geht noch einige Kilometer über Schotterpiste bis ich endlich wieder auf Asphalt treffe. In Samaipata kann ich das Tankstellenpersonal überzeugen mir Sprit zum verbilligten Preis zu verkaufen. In einem Geschäft erzählt man mir etwas von historischen Ruinen. Naja, schauen wir mal um was es sich dabei handelt. Ich suche mir ein Hostel und habe Glück. Der Besitzer kommt aus Kiel und lebt seit über 50 Jahren in Bolivien. Und hier sind noch andere Gäste aus der Schweiz, England und Argentinien.
    Und er erzählt mir auch, dass es sich bei dieser Ruine um "El Fuerte", den größten von Menschenhand bearbeiteten Stein der Welt handelt. Klare Sache, ich werde mir die Anlage anschauen und meine Weiterreise verschieben. Doch zunächst schlendere ich durch den Ort auf der Suche nach einem Restaurant. Tia Maria klingt gut und hier gibt es bolivianische Gerichte. Und zu meiner Überraschung treffe ich hier Johanna wieder. Sie hat noch etwas Zeit bis zur Abreise und verbringt die Tage in diesem Ort der einige Ausflugsmöglichkeiten anbietet.
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  • Ruta del Che

    2 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 28 °C

    Schon beizeiten verlasse ich Villa Serrano, aber nicht ohne mich vorher noch mit etwas Benzin einzudecken. Meine heutige Etappe führt mich durch die Bergregion. Und schon nach ca. 25 KM bekomme ich den ersten Hinweis, dass ich mich auf der "Ruta del Che" befinde. Vor drei Monaten hatte ich noch in Alta Garcia, Cordoba das Museum von Che Guevara besucht. Das Haus seiner Jugendzeit. Und jetzt verfolge ich die Spur seiner letzten beiden Jahre hier in den Wäldern Boliviens. Doch bevor ich mein heutiges Etappenziel, das Dorf La Higuera erreiche geht es über einer gut ausgebauten Schotterpiste weiter. Bei einem Fotostopp werde ich überraschend von einem älteren Herren angesprochen. Ja, selbst hier, weit abgelegen sind die Menschen freundlich. Die Strasse verläuft parallel zu einem Fluss. Dadurch hat man immer wieder großartige Ausblicke auf den naturbelassenen Flussverlauf, bis zur Santa Rosa Bridge an der gerade Bauarbeiten durchgeführt werden.
    Fast verpasse ich die Abfahrt. Ab hier wird die Straße ruppiger und in La Higuera dreht sich alles um Che Guevara und so verwundert es kaum, dass der Dorfplatz aus zwei Skulpturen besteht. Unweit von hier hatte die bolivianische Armee ihn mit Unterstützung der CIA ausfindig gemacht und in einem Gefecht verwundet und gefangen genommen. Die ehemalige Schule diente als Gefängnis und ist heute ein Museum. Am nächsten Tag wurde ein Mitarbeiter der CIA mit dem Hubschrauber zum Verhör eingeflogen. Noch am selben Tag, am 9. Okt. 1967 wurde Che Guevara ohne Verhandlung hingerichtet und mit dem Hubschrauber nach Vallegrande gebracht.
    In diesem Dorf, welches gerade mal 21 Einwohner hat gibt es sogar ein Hostel. Das Casa Historica del Telegrafista.
    Besitzer ist Juan aus Frankreich. Aber er ist nicht da. Auch das Läuten einer am Tor angebrachten Kuhglocke hat kein Erfolg. Dafür kommen mir Gäste aus Argentinien entgegen die gerade auf der Weiterreise sind. Und Blue wird Gesprächsthema.
    Ich parke sie auf dem Gelände und erkunde den Dorfplatz. Eine ältere Frau kommt die Straße entlang und nimmt mich in Schlepptau. Sie hat einen kleinen Laden und Kaltgetränke. Als nächstes geht es in das Museum. Die Kassiererin versucht anschließend Juan zu erreichen. Letztendlich kümmert sie sich darum, dass ich ein Zimmer bekomme und später auch um das Abendessen. Es gibt einen Wanderpfad zum Kampfplatz der Armee mit den Guerillas um Che. Doch es ist schon spät und der Weg ist nicht beschildert. Ich versuche es trotzdem und breche meine Aktion dann doch ab. Zurück im Hostel lerne ich Juan kennen. Nach einem Nachtmahl geht es heute früh ins Bett.
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  • Ab in den Dschungel

    1 augustus 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 20 °C

    Nach mehr als 2 Wochen wird es Zeit Sucre zu verlassen. Genug spanisch gepaukt, mir schwirrt der Kopf. Doch bevor ich gehe verabschiede ich Johanna in Richtung Santa Cruz. Auch sie ist schon seit längerer Zeit in diesem Hostel. Johanna kommt aus München und seit fast genau einem Jahr allein in Südamerika unterwegs. Mittlerweile 19 Jahre jung ist sie mit 18 Jahren gestartet. Das hat natürlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und so hat sie noch einige Tipps für mich, denn sie hat die Länder bereist diee ich noch gerne sehen möchte.
    Abschied auch von Cecilia, meiner Spanischlehrerin. Wir gönnen uns zum Abschied noch Saltenas, denn die besten gibt es nur in Sucre.
    Ich treffe die letzten Vorbereitungen, denn am nächsten Tag soll es weitergehen. Zum Beispiel Benzin besorgen. Es braucht schon einiges bis ich endlich Benzin zum Normalpreis bekomme. Beim zweiten Mal ist mir ein anderer Motorradfahrer behilflich. Was einem kaum bewusst ist, ist die Tatsache, dass Bolivien zu fast 2/3 aus Dschungel besteht. Bis zum bolivianischen Amazonasgebiet habe ich zum ersten Mal einen groben 4-Tage-Plan entworfen. Schließlich ist tanken in Bolivien unter Umständen heikel. Und auch sonst empfinde ich die Menschen hier distanziert. Wer in Argentinien und Chile war spürt den Unterschied. Überwiegend Bestätigung erhalte ich von anderen Mitreisenden und in der Moto WhatsApp Gruppe. Aber das erste Problem am Morgen meiner Abreise ist ein Auto, welches direkt vor der Eingangstür des Hostels parkt. Ich kann mit Blue nicht aus dem Hostel. Es ist schon Mittag. Abreise verschoben, ich darf umsonst übernachten. Also verbringe ich den Tag auf dem Markt um mir frisch gepressten Saft und Fruchtsalat zu gönnen. Dann noch steil die Strassen zum Monasterio de La Recoleta hoch und den Sonnenuntergang an diesem Aussichtspunkt über der Stadt zu genießen. Vorsichtshalber blocken wir diesmal den Eingangsbereich der Tür. Am nächste Morgen bringe ich Blue rechtzeitig auf die Strasse.
    Bei bestem Wetter verlassen wir Sucre. Durch einige Baustellen und über Asphalt geht es Richtung Villa Serrano.
    Auffällig ist, dass viele kleine Ortschaften die Besucher mit einem Begrüssungstor willkommen heissen.
    Besonders das Tor in Tarabuco ist ein imposantes Bauwerk. Es folgt ein Abschnitt mit Schotter und abwechselnder Vegetation. Die Landschaft zeigt sich in bester Laune. Und zu meiner Überraschung auch die Menschen in Villa Serrano. Als ob man mich Lügen strafen will. Die Menschen grüssen sehr freundlich. Ich finde ein Hostel und bevor ich klingeln kann hat man den Inhaber bereits informiert. Anscheinend bin ich der einzige Gast. Es gibt keine Tankstelle und dennoch kann ich hier Benzin bekommen.
    Dieser Ort entpuppt sich als nette kleine Oase. Hier fühlen sich auch die Bremer Stadtmusikanten wohl. Ich lasse mich von der Gemütlichkeit anstecken. Und finde in der Nähe der Plaza ein freundliches Restaurant.
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  • Casa de la Libertad

    27 juli 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Nirgendswo anders als in der Haupststadt kann man mehr über die Gründung Boliviens erfahren. Deshalb besuche ich eines der wichtigsten Denkmäler in der Stadt. Das Haus der Freiheit. Casa de la Libertad. Am 06.08.1825 wurde hier die Unabhängigkeit Boliviens von Spanien besiegelt.
    Erzählt wird die Geschichte von Tomás Katari als Anführer und Vertreter des indigenen Volkes der Macha, der mit seinem Freund Tomás Acho zu Fuß nach Buenos Aires ging, um sich mit Vizekönig Juan José Vértiz zu treffen. Die monumentale Leistung ermöglichte es, auf friedliche Weise die Ungerechtigkeiten seines Volkes aufzudecken. Von Simon Bolivar, dem Freiheitskämpfer, Namensgeber des Landes und erstem Präsidenten Boliviens. Feldmarschall Antonio José de Sucre, Namensgeber der Stadt Sucre der kurze Zeit später zum Präsidenten Boliviens ernannt wurde.
    Die legendäre Guerillakämpferin Juana Azurduy de Padilla.
    In Bolivien und Argentinien wird die Erinnerung an sie hochgehalten. Posthum wurde ihr 2009 von der argentinischen Präsidentin als erste Frau der Rang des Generals der argentinischen Armee verliehen. 2011 in Bolivien als erste Frau der Rang des Marschalls.
    In der Independence Hall sind u. a. unschätzbare Artefakte wie das Unabhängigkeitsgesetz oder die Schwerter, die 1824 und 1841 in mehreren Schlachten siegreich eingesetzt wurden, ausgestellt.
    Ein absolut lohnenswerter Besuch. Und weil alles so schön dicht beieinander ist geht es gleich ins nächste Museum.
    In das "Casa del Tesoro". Ein privat geführtes Museum in einem Haus, welches seit der Gründungszeit Sucres besteht. Vorab zeigt ein Video die Entstehung und Restaurationsarbeiten an diesem Gebäude.
    Der Rundgang durch das Museum wird von einem Führer mit Leidenschaft begleitet. Das Museum zeigt die Ursprünge, Techniken und Kunst der bolivianischen Edelmetalle und Steine und die Entwicklung des Minerals von seiner Gewinnung über die metallurgischen Prozesse, die es durchläuft, bis zu seiner Umwandlung in wunderschöne Juwelen dank der feinen Arbeit der Goldschmiede von Sucre.
    Und nur in Bolivien gibt es Ametrin, einen wunderschönen zweifarbigen Edelstein, der daher auch Bolivianit genannt wird. Hier kann man die wertvollsten Edelsteine ​​Lateinamerikas besichtigen. Aber nicht fotografieren.
    Dafür aber mal wieder den Sonnenuntergang. Diesmal vom Dach der Iglesia de San Felipe Neri. Ein perfekter Abschluß an diesem Tag.
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  • Alasita: Verlangen, Illusion und Träume

    23 juli 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 22 °C

    In Bolivien wird gern und viel gefeiert. Und so findet in dieser Zeit das Festival de Alasitas statt. Alasitas bedeutet in der Aymara-Sprache "Kauf mich". Dabei steht auch ein kleiner dicker Mann namens Ekeko im Mittelpunkt. Er ist der Gott des Überflusses und kann somit nicht dünn sein. Dazu trägt er die traditionelle bolivianische Tracht mit dem Andenhut. Der kleine Mann hat seine Arme wie Flügel an den Seiten erhoben. Und seine Flügel bestehen aus Miniaturen aller möglichen Dinge, die man sich wünschen kann. In den Straßen rund um die Kapelle Virgen del Carmen sind fast 500 Stände mit Miniaturen und anderen Produkten aufgebaut. Teilweise Kunsthandwerk aber überwiegend sehe ich hier "Made in China". Plastikmüll lässt grüßen.
    Hier werden Wünsche wahr. Um den Wunsch zu erfüllen, besagt die Überlieferung, dass der Interessent eine Miniatur dessen kaufen muss, die er sich wünscht. Wer reisen möchte, kauft sich einen kleinen Koffer. Wer ein Auto möchte, kauft sich ein Miniaturauto. Der Verkäufer, gleichzeitig auch Schamane weiht oder verbrennt die Miniaturen, je nachdem um was es sich handelt, in einer kurzen Zeremonie. Andere drängen sich mit ihren Sachen in die Kapelle zum segnen.
    Und so kann man hier alles in nahezu exakten Nachbildungen kaufen. Universitätsabschlüssen, Pässe, bolivianischen Scheine, Dollars und Euros. Konserven und Lebensmittel aller Art zur Versorgung des Haushalts.
    Auch gebastelte Hähne und Hühner sind vorhanden, um einen Freund oder eine Freundin zu finden. Fiktive Standesämter, in denen man heiraten, sich scheiden lassen oder die Sterbeurkunde erhalten kann, Baumaterialien oder Eigentumsurkunden für Häuser, Fahrzeuge, Taxis, Busse, Lastkraftwagen und Lieferwagen. Abschlüsse, Postgraduiertenabschlüsse, Masterabschlüsse und eine ganze Reihe teilweiser genialer Miniaturen.
    Klingt verlockend, 1000 Dollar für 1 BOB. Man sollte meinen alle in Bolivien sind steinreich.
    Zumindest verdienen Verkäufer und der Chinamann sich dumm und dämlich.
    Dieses kulturell-religiöse Fest verbreitete sich von La Paz im ganzen Land aus. Ist aber inzwischen auch in Nordamerika und Europa angekommen. Aus diesem Grund wurde es 2017 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.
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  • Erwischt

    21 juli 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 23 °C

    An diesem Wochenende ist eine große Party im Hostel. Das "Berlin" ist nicht nur Hostel, es ist auch eines der größten Partyveranstalter in Bolivien. Blue muss den Innenhof räumen. Unser Zimmer hat sich aufgelöst und ist auch schon wieder vermietet. Ich habe nicht rechtzeitig meinen Aufenthalt fix gemacht und man bietet mir ein anderes Zimmer an, mit den Hinweis es wird diese Nacht laut bis morgens und an Schlaf wird nicht zu denken sein. Nein Danke, kein Bedarf. Ich habe in 400 m Entfernung ein anderes Hostel gefunden. Auch hier treffe ich auf einige Deutsche.
    Die Tage sind geprägt von intensivem Spanischunterricht. Täglich 2 Stunden und, ja täglich "Hausaufgaben". Fulltimejob. Reisepause und Erholung für Blue. Ich komme kaum dazu mir die Stadt näher anzusehen. Dennoch genieße ich die Hauptplaza und das Treiben auf diesem Platz. Es ist Winter doch die Temperaturen liegen im Bereich 20 bis 25 Grad bei schönstem Sonnenschein. Nur Nachts zeigt das Thermometer fast 20 Grad weniger.
    In der Nähe gibt es den Mercado Central. Ein riesiger Markt mit Innen und Aussenbereich. Ob Obst oder Gemüse, Fleisch, Gewürze, Torten oder Kuchen. Selbst eine kleine Kapelle findet man hier. Es gibt hier anscheinend fast alles. Und viele kommen hierher zum Mittagessen. Ich persönlich mag die frisch zubereiteten Fruchtcocktails und Obstbecher die hier unglaublich günstig sind. Und ist das Glas leer, dann heißt es "casero" und es wird noch einmal kostenlos nachgefüllt. Und dann erwischt es mich. Ich nenne es mal "Montezumas Rache", auch wenn wir nicht in Mexiko sind. Ich bleibe den Tag im Bett. Dann noch Schnupfen, Triefnase, Schüttelfrost und Grippesymptome. Mal sehen was die offiziellen Vertreter des bolivianischen Medizinmannes in ihren Apotheken haben. Praktisch wenn man eine Spanischlehrerin hat die einem behilflich ist. Und tatsächlich, die Pillen wirken. Fast zu gut, ich bekomme schon bedenken ob die Sache sich umkehrt und zur Verstopfung führt. Aber es wirkt und allmählich wird es besser.
    Und manchmal weiß ich nicht ob die Kopfschmerzen von der Krankheit kommen oder von den Verben, Nomen, konjugieren, ...
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  • Spanisch !?

    14 juli 2023, Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

    Das Frühstück im Berlin ist eines der besten, das ich bisher hatte. Ein Frühstücksbuffet. So läßt es sich sehr gut in den Tag starten. Bevor mein Probeunterricht beginnt schlendere ich zum zentralen Hauptplatz der Stadt, der "Plaza 25 de Mayo".
    Die gesamte Altstadt von Sucre wurde aufgrund ihrer monumentalen Bauten und der aufwändig restaurierten Kolonialvillen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
    Und mein erster Eindruck von dieser Stadt fesselt mich. Sie katapultiert sich schon jetzt in mein Herz und ist eine Perle in Südamerika. 5 von 5 Sterne.
    Doch bevor ich die Stadt weiter entdecke geht es erstmal zum Unterricht. Cecilia Castro, Sie betont sie hat nichts mit Fidel Castro zu tun, ist meine Privatlehrerin. Wir gehen ins nahe gelegene Cafe "Cafeccino". Dort ist es ruhiger als in dem doch hektischen Hostel.
    Cecilia lädt mich für den Abend ein, es gibt hier im Cafe eine Kaffeeveranstaltung, die über die verschiedenen Arten der Kaffeezubereitung informiert. Und tatsächlich, Kaffee ist weit mehr als nur Instantkaffee und Kaffee aus dem Automaten. Bolivien hat ausser Drogen auch sehr guten Kaffee zu bieten. Die verschiedenen Zubereitungsarten lassen selbst bei mir die Geschmacksknospen sprießen.
    Dabei wird Kaffee gar nicht so heiß getrunken wie gekocht und zeigt dann das volle Aroma.
    Im Anschluß nochmal die Plaza bei Nacht genießen. Meine Entscheidung ist gefallen, ich werde die nächste Zeit in Sucre verbringen und statt Reisen meine Zeit mit Lernen verbringen. Ist auch ziemlich aufwendig Blue jedesmal durch das ganze Hostel zu schieben.
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  • Die weiße Stadt

    13 juli 2023, Bolivia ⋅ ☁️ 9 °C

    Nach den Erlebnissen in Potosi wird es Zeit meine Reise fortzusetzen. Mein nächstes Ziel ist Sucre, Boliviens Hauptstadt. Obwohl der Regierungssitz zwischenzeitlich nach La Paz verlegt wurde ist "La Ciudad Blanca" (die weiße Stadt) Sucre immer noch Hauptstadt.
    Da es bis dorthin nur ca. 160 KM sind, kann ich es in Ruhe angehen lassen. Mein Hostel hat den Bergbau als Themenwelt nachempfunden. Ausgerüstet mit Helm und Lampe schaue ich mir das an und steige vom 5. zum 7. Stock auf. Hier ist auch der Frühstücksraum mit Dachterrasse. Den erreicht man natürlich auch ganz einfach mit dem Fahrstuhl. Und auch von hier gibt es noch einmal einen tollen Blick über die Stadt.
    Nachdem die Sachen gepackt sind fehlt nur noch der Besuch an der Tankstelle. Strategiewechsel. Ich lasse Blue etwas abseits stehen und gehe mit 2 einfachen 5 Liter Kanistern zu Fuß zur Tankstelle. Stelle mich einfach an die Zapfsäule, zeige eine einlaminierte schwarzweiß Kopie meines Führerscheines und 2 echte Geldscheine und siehe da man befüllt meine Kanister zum Preis der Einheimischen. Ich wiederhole das Spielchen noch einmal und dann geht es endlich On Tour.
    Auf gut ausgebauter Asphaltstraße durch Boliviens Natur, die einem immer wieder zu kleinen Fotostopps animiert.
    Die Stadt empfängt mich mit einem freundlichem Gesicht. Sauber und aufgeräumt.
    Im Vorfeld hatte ich mir bereits einige Hostels herausgesucht. das erste ist ausgebucht und das zweite mitten in einer belebten Straße ohne Parkmöglichkeit. Während ich noch versuche eine andere Alternative zu finden spricht mich ein Einheimischer Motorradfahrer an. Ob ich ein Hostel suche? Ich soll ihm einfach folgen. OK. Und tatsächlich bringt er mich zum Hostel "Kultur Berlin". Klingt deutsch ist es auch. Der Besitzer Klaus kommt aus Karlsruhe. Blue kann im Innenhof stehen. Beim einchecken taucht die Frage auf ob ich Spanischunterricht nehmen möchte.
    Boliviens Städte Sucre, La Paz und Cochabamba sind Hochburgen um in Südamerika Spanisch zu lernen. Viele kommen nur deshalb nach Sucre. Und Privatstunden sind sehr günstig. Umgerechnet 5 Euro und dennoch qualitativ sehr gut. Na klar will ich auch, wird endlich Zeit meine Sprachkenntnisse zu erweitern. Also vereinbare ich für den nächsten Tag eine Doppelstunde Privatunterricht. Mein 4Bettzimmer ist deutschsprachig und am weitesten vom Zentrum des Hostels entfernt. Die Bedeutung wird mir später erst wirklich klar werden. Das Hostel ist nicht weit entfernt vom Zentrum der Stadt. Doch an diesem Abend genieße ich erstmal Jägerschnitzel mit Spätzle und einem Weißbier im hauseigenen Restaurant. Dazu noch Livemusik.
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  • Cerro Rico - Der Menschenfresser

    12 juli 2023, Bolivia ⋅ 🌬 12 °C

    Die Geschichte um das Silber im Cerro Rico ist eine eigene, wie ich bereits bei Ankunft in Potosi erwähnt habe. Eine Geschichte, die vielen außerhalb Südamerikas weitgehend unbekannt ist. Und am heutigen Tag werde ich mich selber überzeugen und ausführlicher über meine eigenen Erfahrungen berichten. Dieser Berg ist der Ursprungsort von fast 80 % des weltweiten Silbers.  Aus der reichsten Stadt der Welt ist mittlerweile einer der ärmsten Städte der Welt geworden, nachdem Bolivien seine Unabhängigkeit von Spanien erreichte und die Silbervorräte fast erschöpft sind. Bereits die Inkas nutzten die Schätze des Berges doch die richtige Ausnutzung kam erst mit den spanischen Eroberern. Die Minen finanzierten die spanische Kolonisierung Amerikas fast im Alleingang.
    Obwohl die Mine Cerro Rico in Potosi immer noch eine aktive Mine der Dritten Welt ist so bleiben die schrecklichen Arbeitsbedingungen nahezu unverändert. Während der Kolonialzeit wurden Sklaven, zumeist indigene Völker aus Amerika sowie Zehntausende Menschen, die aus Afrika verschifft wurden, in 6-Monats-Schichten, 7 Tage die Woche und 20 Stunden am Tag zur Arbeit geschickt. Die meisten kamen einfach nie heraus und starben an Erschöpfung, Krankheit, giftigen Gasen, Einstürzen, Steinschlag und Selbstmord.
    Bisher verloren 8 Millionen!!! Menschen ihr Leben. Man sagt, dass man mit der in Potosi ausgegrabenen Silbermenge eine Brücke bis nach Spanien bauen könnte. Und mit den Knochen derjenigen, die in den Minen gestorben sind, könnte eine weitere Brücke gebaut werden.
    Doch noch immer wagen sich rund 15.000 Männer in das Innere des Cerro Rico , darunter auch (illegal) Kinder und Jugendliche, denn alternative Arbeitsplätze bietet die Stadt kaum. Sie arbeiten dort in Kooperativen an der Gewinnung von Silber und weniger ertragreicher Mineralien wie Blei, Zinn und Zink für die Eektroindustrie weltweit. Da sie für sich selbst arbeiten, müssen die Bergleute von Potosi ihre gesamte Ausrüstung selbst kaufen. Dazu gehört alles von Helmen und Stiefeln bis hin zu Schaufeln und Dynamit.
    Es gibt sicherlich viele unterschiedliche Ansichten über die Ethik, als Tourist dorthin zu gehen, um den Bergleuten bei der Arbeit zuzusehen, und darüber, was im Wesentlichen Armutstourismus ist. Meine Beweggründe sind weniger die Suche nach einem voyeuristischen Abenteuer und sich darüber zu freuen, in den Minen von Potosi gewesen zu sein, als vielmehr die Zerstörung zu sehen, die die Kolonialherrschaft in diesem Teil Boliviens angerichtet hat. Aber auch als Verbraucher von Silber und anderen Edelmetallen richtig zu verstehen, wie hoch die menschlichen Kosten für den Abbau solcher Luxusgüter sind.
    Ich entscheide mich für eine seriös geführte Minentour mit einem professionellen Anbieter. Geführt von ehemaligen "Mineros".
    In einer Lagerhalle erhalten wir Gummistiefel, Überziehhose und -jacke und Helm mit Lampe. Mit einem Kleinbus geht es weiter zum Mercado de los Mineros, dem Markt der Minenarbeiter. Hier decken sich die Minenarbeiter mit Material ein. Es ist der einzigste Markt weltweit auf dem legal Dynamit gekauft werden kann. Doch der eine oder andere Touri, der denkt er darf deshalb Dynamit als Souvenir mit nach Hause nehmen, darf sich im Knast darüber Gedanken mache warum dies nicht so ist.
    Unser Guide klärt uns über den Gebrauch der Werkzeuge zur Herstellung von Bohrlöchern für die Dynamitstangen auf. Oftmals stundenlang von Hand in die Felswände eingetrieben. Kompressorwerkzeuge und der Betrieb von Kompressoren sind teuer. Und wenn, dann hat mittlerweile billige Chinaware die Qualitätsware ersetzt. Wir nehmen für die Bergarbeiter Geschenke mit. Dynamit, Coca Blätter, Getränke, Bier, Zigaretten oder 96%igen Alkohol zum trinken!!!
    Wir fahren mit unserem Kleinbus hoch zum Eingang der Mine Candelaria. Wirkt der Berg von Weiten noch anmutig so zerklüftet, kahl und mit Plastikmüll übersät präsentiert er sich vor Ort.
    Rituale und Legenden gehören zu einer Mine und unser Guide demonstriert und erklärt uns die
    "Legende von El Tio"
    Die Bergleute glauben, dass sie einem finsteren, teuflischen Gott der Unterwelt namens El Tio, dem Onkel, ausgeliefert sind. 
    Über jedem Minenschacht befindet sich ein Schrein der gehörnten Figur, des Meisters der Potosi-Mine und der dunklen Mächte darin, normalerweise mit einem riesigen Penis, um seine Männlichkeit und Macht zu symbolisieren. Selbst die spanischen Eroberer haben aus Ehrfurcht und Angst nie selber die Minen betreten.
    Noch heute bringen die Bergleute ihm Opfergaben wie 96-prozentigen Alkohol, Zigaretten und Kokablätter dar und beten, dass er sie vor Unfällen schützt und ihnen hochwertige Mineralien zum Abbau zur Verfügung stellt. 
    Der Besuch dieser Mine hat rein gar nichts mit einem Museumsbesuch eines "Schacht Onkel Otto" oder so ähnlich im Kohlenpott zu tun, um anschließend mit Helm und Overall für ein Foto zu posieren.
    Nein, bolivianischen Silberminen sind von Natur aus gefährlich. So seriös das Tourunternehmen auch ist, es gibt keine absolute Sicherheit. Wir waren eine kleine Gruppe mit Führer und Hilfsführer und man konnte deutlich sehen, dass sie mit vielen der Bergleute gute Freunde waren. Englischsprachig, sehr wichtig wenn man nicht fließend spanisch spricht. Denn in Teilen des Cerro Rico ist es extrem laut, und wenn eine 3-Tonnen-Lore über eine rostige, kaputte Strecke auf einen zurast, dann bleibt keine Zeit das Wörterbuch aufzuschlagen, dann heißt es an manchen Stellen rennen und sich in Ecken und Nischen verstecken um den schweren Loren auszuweichen.
    Wir verbringen lediglich ca. 2 Stunden in dieser Mine und erleben wie körperlich anspruchsvoll diese Tour ist ohne wirklich körperlich zu arbeiten. Ausserdem ist es bei all dem Staub schwierig mit Mundschutz zu atmen, der an manchen Stellen einfach unerlässlich ist. Nicht zu vergessen, wir befinden uns in ca. 4300 m Höhe in einem Berg.
    Eine völlig fremde Umgebung. Es ist stockfinster und selbst mit der Stirnlampe ist die Sicht immer noch schlecht.
    Die Tunnel sind eng und meistens geht man gebückt. Der bolivianische Ureinwohner und seine Nachfahren hat halt kein Gardemaß. Außerdem mussten wir stellenweise 25m bis 30 m rücklings kriechen oder klettern. Sich an allem festhalten wo es geht, nur nicht an den elektrischen Leitungen die stellenweise unkontrolliert von den Decken hängen.
    Ebenso wird es in Sekundenschnelle von glühend heiß zu richtig kühl.
    Unsere Führer und die Bergleute hatten kein Problem damit, dass Touristen in der Mine filmten und fotografierten. Und in der Mine wurden die Geschenke verteilt. die wir auf dem Bergmannsmarkt gekauft hatten. U. a. eine Stange Dynamit. So wurden wir Zeuge bei der Vorbereitung des Dynamits und dessen Explosion in ausreichender Entfernung.
    Erleichterung als wir den Hauptschacht erreichen und spürbar Luft in den Stollen strömt. Demut und Nachdenklichkeit als wir das Tageslicht wieder sehen. Aber die Menschen die hier täglich arbeiten, was müssen sie ertragen?
    Es ist ein harter und unglaublich gefährlicher Job. Normalerweise arbeiten sie 10 bis 12 Stunden und manchmal auch 24 Stunden vollständig unter Tage.
    Ohne Lebensmittel, da sie glauben, dass die Kombination aus Staub und Nahrung sie krank macht. Ohne Mundschutz nur die Wangen mit Kokablättern gefüllt, die ihnen die Energie geben, die sie brauchen. Zusätzlich sollen die Kokablätter als "Filter" dienen.
    Die jüngeren, kräftigeren Bergleute sind in der Regel diejenigen, die die meisten manuellen Arbeiten erledigen, beispielsweise das Schieben der schweren Loren. Manche sind erst 12 oder 13 Jahre alt, ich habe sie natürlich nicht gesehen.
    Die Bergleute von Potosi werden normalerweise nicht älter als 40-50 Jahre. Ihre Lungen sind meist schon zu geschwächt, sie husten Blut und erkranken an Silikose und einem Emphysem. Die wenigsten können nach Argentinien auswandern, denn dort wird ihnen kostenlos geholfen. Oder sie versuchen in niedrigere Regionen umzuziehen.
    Jeder Bergmann hat Verwandte, der an schwarzer Lunge oder bei Unfällen im Bergbau gestorben ist.
    Ehemänner, Brüder und Söhne riskieren jeden Tag ihr Leben, um für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sorgen. Es ist eine grausame Existenz, den alle entfliehen wollen, denen aber einfach die Mittel fehlen. 
    Dies ist mein bisher längster und ausführlichster Reisebericht.
    Die Geschichte um das Silber im Cerro Rico ist eine eigene, wie ich bereits eingangs erwähnt habe. Eine Geschichte, die vielen außerhalb Südamerikas weitgehend unbekannt ist. Und ich finde, sie ist es Wert ausführlich erzählt zu werden.
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  • Casa de la Moneda

    12 juli 2023, Bolivia ⋅ ☁️ 9 °C

    "Ich bin das reiche Potosí, Schatzkammer der Welt, König der Berge, den Königen diene ich zum Neide."
    Im Stadtwappen von Potosi ließ Kaiser Karl V. diesen Spruch verewigen.
    Und während der Blütezeit sollen selbst die Pferdehufeisen aus Silber geschmiedet und zum Corpus-Christi-Fest von 1658 die Pflastersteine entfernt und durch Silberbarren ersetzt worden sein.
    Heute ist davon nichts mehr zu sehen und einen Silberbarren lässt sich auch nicht mehr finden. Dafür aber der Weg zur einstigen Münzprägeanstalt "Casa de la Moneda". Mit 15.000 qm bebauten Grundstück, 5 Innenhöfen und 200 Zimmern ist es eines der größten Zivilgebäude, die die Spanier in ganz Amerika und der Karibik errichteten.
    Ab dem 31. Juli 1773 wurde mit der Münzprägung begonnen und endete erst 1951.
    400 Jahre dauerte der Prägeprozess in der Stadt Potosí, denn die ersten spanischen Silbermünzen wurden bereits 1575 im "Primera Casa de Moneda" geprägt.
    Heute ist hier ein Museum, in dem der gesamte Entstehungsprozess einer Münze vom rohen Silbererz aus dem Bergwerk Cerro Rico bis zur abgeschlossenen Prägung nachvollzogen werden kann.
    Sowohl die ersten mit Hammer geprägten Münzen oder später mit Dampfmaschinen und zum Schluß mit elektrischen Antrieb betriebenen Prägemaschinen lassen sich hier bewundern. Am meisten Aufmerksamkeit erregen jedoch die hölzernen Prägemaschinen, die damals von afrikanischen Sklaven bedient und vo Maultieren angetrieben wurden, und die aufwändig 13-fach gesicherten Schatzkisten, mit denen die Münzen einst nach Europa verschifft wurden.
    Neben Münzen und anderen Gegenständen aus Silber werden hier aber auch religiöse Kunstgegenstände, Mumien, Mineralien und Exponate aus der Geschichte von Potosí ausgestellt.
    Die Führung durch dieses Museum konnte mich wirklich begeistern. Und im Innenhof verabschiedet mich die allgegenwärtige Maske in dieser Stadt. El Mascaron, die einen sagen es ist die Darstellung des römischen Gottes Bacchus, andere behaupten es sei ein indigener Südamerikaner, der den das Land verlassenden Spaniern hinterherlacht.
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  • Die Karmeliterrinnen

    12 juli 2023, Bolivia ⋅ 🌬 12 °C

    Bei meinem Streifzug durch die Stadt Potosi erreiche ich das Karmelitenkloster Santa Teresa, kurz bevor eine Führung beginnt. Na gut, wenn schon mal hier dann kann man ja mal schauen.
    Und mal wieder ist es eine Geschichte die mich in ungläubiges Erstaunen versetzt.
    Dies Kloster ist der heiligen Teresa von Avila geweiht. Schutzpatronin Spaniens und 1622 Heilig gesprochen. Als große Mystikerin wurde sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben.
    Damals zählte es zu den angesehensten Klöstern Boliviens, und nur die jeweils zweite Tochter durfte gegen Bezahlung eines kleinen Vermögens im Alter von 15 Jahren ins Klosterleben eintreten.
    Es gibt einen speziellen "Verabschiedungsraum", wo die Tochter in einer Zeremonie in feinster Kleidung dem Kloster "übergeben" wurde und zum letzten Mal ihre Familie sah und sich verabschiedete.
    Was für die Eltern von Reichtum und Prestige zeugte, wurde für die jungen Karmeliter-Nonnen meist eine Qual.
    Denn sie lebten danach in völliger Isolation ohne jemals wieder die Außenwelt zu sehen. Der einzige Kontakt stellte ein vergittertes Fenster und eine Drehtür dar, durch die Gegenstände gereicht werden konnten.
    Die Nonnen durften mit ihren Angehörigen nur reden, Berührungen und Blickkontakt waren streng verboten. Sogar der Verkauf von Kunsthandwerk oder Lebensmitteln, die von den Nonnen hergestellt wurden, durfte nur über die Drehtür passieren. Erst mit dem zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 wurde dieses etwas gelockert.
    Die Nonnen verbrachten ihr gesamtes Leben im Kloster und wurden auch hier bestattet. Ihre Gräber verbergen sich bis heute unter hölzernen Falltüren in den Gebetsräumen.
    Die über 2 Stunden dauernde Tour zeigt die Wohn- und Gebetsräume und in welcher Abgeschiedenheit die Karmeliter-Nonnen hier einst lebten. Ausserdem ein Klostermuseum, welches eine der bedeutendsten Gemälde-Sammlungen Boliviens beherbergt. Neben Sakralkunst zeigt das Museum auch Holzschnitzereien, Mobiliar, Reliquien und wertvolle Bücher und Schriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
    Aber auch ein kleiner Raum in der die Nonnen sich der Selbstgeißelung unterwarfen. Schmerzkorsetts, verschiedene Peitschen und weitere Utensilien werden ausgestellt.
    Noch immer leben einige Frauen im abgeschotteten Teil des Klosters, der von Besuchern nicht betreten werden darf.
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  • Über den Dächern von Potosi

    11 juli 2023, Bolivia ⋅ 🌬 13 °C

    An diesem Vormittag erkunde ich die Innenstadt zu Fuß. Der zentrale Platz ist die "Plaza de 10 Noviembre". In seiner Mitte thront eine Miniaturnachbildung der Freiheitsstatue von New York. Sie erinnert an den Kampf für die Unabhängigkeit Boliviens von Spanien.
    Als ich das Kloster San Francisco erreiche habe ich Glück, denn es wird soeben eine Tour auf das Dach der Kirche angeboten. Hier hat man einen fantastischen Überblick bei Sonenschein und klarer Sicht und Potosi liegt mir zu Füssen. Das Kloster wurde 1547 von Bruder Gaspar de Valverde als erstes Kloster Boliviens gegründet. Mittlerweile ist es Zeit für einen kleinen Imbiss in einen der vielen kleinen Cafes und Restaurants. Die Preise sind hier natürlich etwas höher aber insgesamt immer noch sehr günstig. Je nach Tageszeit und Ort liegt der Preis zwischen 1,50 € und 9 € in Bolivien. Zwischenzeitlich habe ich meine neue WhatsApp Gruppe in Bolivien bemüht. Geräusche an der rechten Seitentasche. Eine Halterung ist gebrochen. Fast nicht zu entdecken. Ich bekomme eine Adresse und einen Termin am Nachmittag bei einem Schweißer. Die Halterung ist sogar zweimal gebrochen, Glück gehabt. In dieser WhatsApp Gruppe ist auch ein Eric der deutsch spricht. Interessant, vielleicht treffe ich ihn demnächst. So ist eine Weiterreise in den nächsten Tagen mit Erleichterung verbunden und das Gefühl schnell Hilfe in Bolivien zu bekommen beruhigend.
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  • Catch me if you can

    10 juli 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 12 °C

    Meine Entscheidung noch eine Nacht in Uyuni zu verbringen und mit reichlich Zeit nach Potosi zu reisen erweist sich als goldrichtig. Zunächst erweckt das Strassenschild "Aguas Termales Calerias" meine Neugier. Ca. 3 bis 4 KM von der Hauptstraße entfernt finde ich das Thermalbad. Während unten an der Hauptstrasse das Wasser bereits kalt ist, so kommt es natural und mit großer Hitze aus den Bergen und geht direkt ins Badehaus. Eine Abzweigung ermöglicht das Wäsche waschen, innen im Badehaus mit Umkleidekabinen, wird entspannt. Ich komme mit Jorge ins Gespräch, er hatte mich am Grenzübergang gesehen. Nach 2 Stunden wird es dann doch Zeit weiter zu reisen. Und die Landschaft schafft es endgültig mich "einzufangen". Alle paar Kurven ein neues Bild. Ich bin begeistert. Bolivien zeigt sich Landschaftlich von einer wunderbaren Seite und macht neugierig auf mehr.
    Ich erreiche die Silberstadt Potosi am Fuße des Cerro Rico, dem "Reichen Berg". Der Cerro Rico ist ein fast perfekter Konus und mit seinen fast 300 Stollen durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Fluch und Segen zugleich für diese Stadt. Sie ist mit ca. 4100, nach eigenen Angaben, die höchstgelegene Stadt der Welt und war seinerzeit die reichste Stadt der Welt. Heute nur noch zu erahnen. Potosi gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier wird die Luft zum atmen dünn und die Innenstadt atemberaubend. Der Kern der Stadt ist Kolonialstil aus dem 17. und 18. Jahrhundert welches auf beeindruckender Weise restauriert und gut erhalten ist. Absolut sehenswert. Die Geschichte um das Silber im Cerro Rico ist eine eigene, wie ich in den nächsten Tagen erfahren werde. An diesem Abend erkunde ich die Innenstadt im Licht der Scheinwerfer.
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  • Pulacayo

    9 juli 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 12 °C

    Ich bin nicht der Einzige der den Sonnenaufgang am frühen Morgen erleben will. Viele Frühaufsteher sind mit Auto oder Bus gekommen. Und dennoch ist es wieder einer dieser Erlebnisse die man auch nicht missen möchte auf so einer Reise. Also ganz entpannt einen Platz suchen und einfach auf sich wirken lassen. Der Schauplatz hat sich mittlerweile geleert und auch Blue und ich sind abreisebereit. Ich verabschiede mich vom freundlichem Personal und es geht zurück ins ca. 100 KM entfernte Uyuni. Natürlich nicht ohne vorher noch ein paar Fotos und Videos zu machen. Vorbei an der Dakar Salzstatue und dann erstmal in die Wäsche. Auch wenn es trockener Salz ist, lieber alle Reste entfernen lassen. Mittlerweile ist es bereits früher Nachmittag und mein nächstes Ziel über 3 Stunden entfernt. Und irgendwie das Gefühl als ob Blue nicht richtig läuft. Höhenluft? Luftfilter verschmutzt? Ich entscheide mich dafür doch noch eine Nacht in Uyuni zu verbringen. Auch wenn ich nicht wirklich begeistert bin. Erstmal den Luftfilter reinigen. Den angebrochenen Nachmittag nutze ich um das "Centro Minero Pulacayo" zu besichtigen. Pulacayo war einst die größte Bergbaustadt Boliviens. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die wichtigste Silbermine Boliviens und die zweitgrößte der Welt. Es wurde von der Unesco zum Industriekulturerbe erklärt. Die Zufahrt zur Stadt wird von einem Militärposten bewacht. Ich darf ohne weiteres durchfahren. Die Stadt ist auch gleichzeitig ein Freilichtmuseum denn am "Stadttor" verlangt man Eintrittsgeld. Ein paar Dutzend Meter vom Eingang entfernt, sieht man Drehscheiben und die ersten Hochschild- Lokomotiven und Waggons, die einst die Anden überquerten , um Silbererz zu einer Schmelzanlage nach Antofagasta zu transportieren. Einen dieser Konvois mit Silber, sollen Butch Cassidy und Sundance Kid ausgeraubt haben . Pulacayo war ein starker Magnet. Heute ist die Stadt eine Kuriosität und hat den Charme einer bewohnten Geisterstadt. Langsam rollen Blue und ich durch die engen Gassen des Ortes. Ab und an sind Menschen zu sehen. Alles wirkt wie von der Zeit eingefroren. Ein auch für mich nicht zu erklärendes, beklemmendes Gefühl überkommt mich. Ich fühle mich nicht wirklich willkommen hier. Ich verzichte darauf den ganzen Ort zu erkunden und verabschiede mich. Morgen früh geht die Reise weiter.Meer informatie

  • Salar de Uyuni

    8 juli 2023, Bolivia ⋅ ⛅ 6 °C

    Was wäre eine Südamerikareise ohne die größte Salzwüste der Welt zu besuchen? Bevor es los geht, geht es erstmal zur Tankstelle. Nach einigem verhandeln bekomme ich bei der Dame dann doch den Liter Benzin für 6 BOB. Das Tor in die unendlichen Weiten der Salzwüste führt über Colchani. Hier wird dem Salz noch Jod zugegeben bevor es in den Verkauf geht. Es gibt noch eine Passkontrolle bevor man endgültig die Wüste betritt. Sicherheitshalber frage ich nach welche der Spuren zum Plaza del las Banderas führt. Es ist Trockenzeit und kein Wasser in Sicht. Der wenige Regen und das Wasser aus dem Titicacasee macht diese Landschaft in der Regenzeit zu einem riesigen Spiegel. Und manche Regionen zu einer Matschlandschaft. Doch nun ist Trockenzeit und ein weißes Nichts aus Fünfecken liegt vor Blue und mir. Sonnencreme und Sonnenbrille ein Muss. Nach ca. 12 KM erreichen wir unser erstes Etappenziel. Das Dakar Monument und den Platz der Fahnen. Ausgerüstet mit Spielzeugdinosaurier, Flaschen und anderen Requisiten sieht man die Leute beim trickreichen Fotoshooting. Hier treffe ich zum ersten Mal auf Daniel aus Medellin/Kolumbien. Wir tauschen die Telefonnummern und Kontaktdaten der WhatsApp Motorradgruppen in Südamerika. Dadurch erhalte ich zusätzlich Zugang zu einer Hilfegruppe speziell in Bolivien und international. Es geht weiter durch das weiße Nichts. Die Spuren im Salz und Navi helfen mir den Weg zu finden. Mein Ziel ist die "Insel" Isla Incahuasi. Auf ihr wachsen jahrhundertealte Kakteen jedes Jahr einen Zentimeter weiter. Manche sind bis zu 12m hoch.
    Hier stehen einige Gebäude des Tourismusverbandes. Man erhebt eine Eintrittsgebühr für den Zugang zu einem Wanderweg, an deren höchster Stelle ein 360° Panoramablick über die Salzwüste, den kobaltblauen Himmel und die Hunderte von Kakteen möglich macht. Es gibt einen kleinen Kiosk mit Miniküche. Doch die meisten Touristen nutzen die aufgestellten Salztische um Mitgebrachtes zu essen.
    Jedoch besteht keine Möglichkeit, auf dieser Insel zu übernachten. Dafür gibt es Salzhotels in der weiteren Umgebung, deren Wände aus Salzblöcke bestehen.
    Ich versuche es trotzdem und habe Glück. In einem Hinterzimmer des Museums darf ich mein Zelt aufstellen. Zusammen mit Luis, einem Angestellten der hier sein Bett stehen hat, kann ich hier übernachten. Somit erlebe ich einen Sonnenuntergang der alles in ein goldenes Licht taucht und einen außergewöhnlichen Sternenhimmel. Morgen heißt es früh aufstehen denn der Sonnenaufgang wartet nicht.
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  • Friedhof der Stahlkolosse

    7 juli 2023, Bolivia ⋅ 🌬 14 °C

    Bolivien ist ein neuer Abschnitt in meinem Südamerikaabenteuer. Und nach Chile und Argentinien fühlt es sich an wie ein Reset. Fast nochmal alles neu von vorne. Sich neu orientieren und finden. Darum muss ich nach dem Frühstück erstmal eine SIM-Karte finden. Das ist hier problemlos möglich, denn es gibt mehr als genug Anbieter. In einem Internetcafe finde ich einen vertrauenswürdigen Verkäufer der mir alles einrichtet und im Netz anmeldet. Na, klappt schon einmal prima.
    Uyuni liegt in einer Höhe von 3665 m ü. NN, am Rande der größten Salzpfanne der Welt und war von 2014 bis 2017 Teilstrecke der Rallye Dakar. Die Geschichte der Stadt ist mit dem Bau der Eisenbahn nach Antofagasta am Pazifischen Ozean verbunden. Sie diente dazu, Rohstoffe wie Natriumnitrat und andere Salze, aber auch Metalle wie Kupfer, Silber und Gold, aus den Minen im Landesinneren zu transportieren. Als in 1940er Jahren die örtliche Industrie zusammenbrach und die meisten der Lokomotiven und Wagen nicht mehr benötigt wurden, entstand hier der größte Eisenbahnfriedhof der Welt mit über 100 Lokomotiven und Wagen. Die ältesten stammen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Uyuni ist eine staubige Stadt ohne Asphalt. Einige Strassenabschnitte sind gepflastert. Heute morgen wird hier gemeinschaftlich der Staub zur Mitte gefegt und entsorgt. Aber auch hier ist das Problem mit Plastikmüll deutlich sichtbar. Der Friedhof der Stahlkolossse liegt am Stadtrand und ist ein beliebter Hotspot der genügend Gelegenheiten zum fotografieren gibt. In der Nähe noch eine kleine Ausstellung von Metallskulpturen u. a. aus der Transformer Serie. Uyuni kann mich nicht begeistern. Aber mein wirkiches Ziel werde ich morgen besuchen. So gönn ich mir Coca Tee und ein gutes und günstiges Abendessen bevor es morgen weiter geht.
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