Panamerica Süd

August 2023 - Mai 2024
Ein Abenteuer von Simon & Fabienne mit offenem Ende Weiterlesen
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  • Tag 66

    Hinreissende Natur im Tal der Tränen #1

    6. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ☁️ 23 °C

    Wir verziehen uns für ein paar Tage ins Hinterland. Der Weg dahin ist stotzig und schwer. Wir bestreiten ihn sitzend, sodass mehrheitlich unser Bus zu den Leidtragenden gehört. Der Abstecher lohnt sich aber allemal. Wir finden einen Übernachtungsplatz am Fluss mit persönlichem natürlichem Whirlpool. Die Thermalquelle ist zwar nur knapp über lauwarm, aber wenn man vorher im eiskalten Fluss badet, ist der Kontrast hoch genug, um den Whirlpool zu geniessen. Am Abend machen wir ein Feuer, legen Schlangenbrot darüber und Fabienne fängt ein Stückchen Glut. Mit ihrer Iris. Etwas später eilen wir sofort zum Wasserhahn und schütten ordentlich Wasser ins Auge in die Glut. Bei genauerem Betrachten fällt uns dann auf, dass im Auge nun ein milchiger Fleck sitzt, der vorher da noch nicht sass. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Verbrennung handelt. Diese Theorie hält sich bis heute. Am nächsten Tag war der Fleck dann aber wieder weg.
    Einen weiteren Tag später taten wir es ihm gleich und steuerten ein höher gelegenes Wachspalmental an.
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  • Tag 67

    Hinreissende Natur im Tal der Tränen #2

    7. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ 🌧 19 °C

    Die Strasse ins Wachspalmental war nicht sonderlich gut aber machbar. Bis wir eine etwa fünf Meter lange Passage erreichten, die aus irgend einem Grund gerade betoniert wurde. Wir fragten den Typen der mit dem Betonieren beschäftigt war, wie lange es von hier aus zu Fuss bis zu den Palmen sei und er meinte noch ein ziemliches Stück. Also fragten wir ob er uns sein Motorrad leihen würde. Er willigte ein. Zuerst müsse er aber sein Gepäck zu Hause abladen. Eine halbe Stunde später kommt uns ein anderer Typ mit Pferd und Motorrad entgegen und fragt ob wir ein Motorrad bestellt hätten. Etwas später erklärt uns der andere Typ in einer fünfsekündigen Fahrstunde wie ein Motorrad mit Gangschaltung funktioniert. Wir nicken ihm wissend zu und setzen uns auf die Maschine. Nachdem wir das Motorrad ein knappes Dutzend Mal abgwürgt haben, nehmen wir plötzlich Fahrt auf und der andere Typ galoppiert hinter uns her (bzw. sein Pferd). Irgendwo treffen wir dann wieder den ersten Typen und zusammen fahren wir den Palmen entgegen. Der Rest ist Geschichte und die Palmenhügel eine Augenweide, was man von Simon's Augen nicht behaupten kann. Auf dieser Höhe blüht irgend ein Gewächs, das ihn weinen lässt. Rotz und Wasser heulend und im Fünfsekundentakt niessend machen wir uns auf den Rückweg.Weiterlesen

  • Tag 69–76

    Ayahuasca Retreat

    9. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ☁️ 27 °C

    Der in traditionelle Ureinwohnerkleidung gehüllte Fernando pfeift bedeutungsvoll in einen kleinen Tonbecher, den er soeben aus einer Tonflasche gefüllt hat und reicht ihn mir. Links von Fernando stehen drei weitere indigen gekleidete Männer. Nachdem ich den Inhalt heruntergespült habe, erhalte ich von einem der Männer einen Becher Wasser sowie ein Bonbon. Mit dem Wasser spüle ich nach und stecke mir das Bonbon in den Mund, um dem herben Geschmack und der sich bereits anbahnenden Übelkeit entgegenzuwirken. Mir wird ein Kessel in die Hände gedrückt, der mich die nächsten Stunden auf Schritt und Tritt begleiten soll und ich mache mich auf zurück zu meiner Matratze, die irgendwo auf dem Boden der überdachten Veranda liegt. Der nächste in der Reihe begibt sich nach vorne und wiederholt das selbe Ritual. Irgendwann kommt auch Fabienne zum Zug und nach ein paar Minuten kehrt Stille ein. Fernando und seine Leute bahnen sich ihren Weg behutsam durch das Matratzenlabyrinth und hüllen ihn in den dichten, intensiv duftenden Rauch von Copal (Baumharz). Wir alle liegen oder sitzen auf unseren Matratzen und warten. Nach etwa 45 Minuten wird die Stille von den ersten Anwesenden, die sich übergeben, durchschnitten. Zeitgleich eröffnen die Männer, die uns zuvor die "Medizin" verabreicht hatten, ihr musikalisches Spektakel. Die Band hält die Unruhe, die sich nun durch den Raum schlängelt, konzentriert in Schach indem die Musiker stärker an den Gitarrensaiten zupfen, energetischer in die Flöten blasen und lauter singen. Bald schon begibt sich jeder der Anwesenden auf eine intensive, mehrstündige Reise durch das Unterbewusstsein ins Land der Liebe.

    Über einen Zeitraum von sieben Tagen erleben wir vier Ayahuasca-Zeremonien, die von aussen betrachtet einem Fest auf Shutter Island gleichen. Als Insider wird diese Beobachtung nur noch bekräftigt. Manche Teilnehmer erlangen Zustände der Erleuchtung, während andere von Dämonen exorziert werden und wieder andere dem bipolaren Wahnsinn verfallen. Die Mehrheit aber verstummt und durchlebt insbesondere innerlich Momente der Ekstase (stets begleitet von latenter Übelkeit). Die letzte sowie einzige tagsüber durchgeführte Zeremonie wird zum Abschluss von einer beinahe vollkommenen Sonnenfinsternis unterstrichen und reiht sich damit ein in ein unvergessliches Erlebnis in dem wir ein Stück weiter gewachsen sind.
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  • Tag 77

    Cali zum Vierten

    17. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ⛅ 31 °C

    Wir sind zum gefühlt fünften Mal in Cali; dabei ist es erst das vierte. Anlass unserer Rückkehr ist einerseits eine Autobatterie, die wir als Ersatz für unser defektes Exemplar hier hin bestellt haben. Vor dem Kauf soll aber noch geprüft werden ob die knapp bemessene Batterie auch wirklich da hin passt wo sie hin soll: unter den Fahrersitz. Sie passt nicht. Wir kaufen sie trotzdem und hoffen, dass wir sie irgendwie hinter dem Sitz verbauen können. Danach geht es zum Reifenhändler. Hier hin haben wir fünf neue Reifen bestellt. Von den vor zwei Wochen bestellten fünf Reifen sind auch fünf angekommen und davon sind zwei korrekt. Die drei anderen sind lustigerweise von einer anderen Marke. "Unsere" Reifen liegen irgendwo in einem Lager in Bogota - zehn Fahrstunden entfernt. Der Händler will uns deshalb andere Reifen andrehen aber Fabienne, die ca. 3 Wochen in die Recherche, welche Reifen sie haben möchte, gesteckt hat, haut auf den Tisch und gibt dem Händler zu verstehen, dass sie sich mit dieser lächerlichen Option nicht zufrieden gibt. Und so bleiben wir eine weitere Nacht in Cali und am nächsten morgen sind die gewünschten Reifen tatsächlich da und ruckzuck montiert. Glücklich verlassen wir Cali noch am selben Tag ein für alle Mal.Weiterlesen

  • Tag 79–84

    Camping Bonanza & Markt in Silvia

    19. Oktober 2023 in Kolumbien

    Wir stellen uns endlich unseren Problemen und attackieren sie frontal. Die defekten Solarpanels werden durch ein Neues ersetzt und auch die kaputte Zweitbatterie weicht einem neuen Exemplar. Bei der Montage helfen uns zwei französische Aus- bzw. Einwanderer, wovon einer in unserer Narrensicht einem Elektrikergenie gleich kommt. Probleme werden gelöst, bevor sie überhaupt entstehen. Eine Arbeitsweise die im direkten Widerspruch zu jeder anderen bisher auf dieser Reise besuchten Werkstatt steht. Bei Tagesende produzieren wir dann tatsächlich wieder Energie und sind auch in der Lage diese in chemischer Form aufzubewahren. Zur Feier unserer Überlegenheit öffnen wir unseren Kühlschrank und kühlen unseren Bus auf eine angenehme Innentemperatur.

    Während wir uns auf dem Campingplatz der Finca Bonanza langsam aber sicher wie zu Hause fühlen verfliessen die Tage. Irgendwann neigt sich unser Visum für Kolumbien seinem Ende. Aus den einst geplanten vier bis fünf Wochen für Kolumbien wurden somit schnell fast drei Monate. Wir machen uns also auf den Weg in Richtung Grenze.

    Vorher besuchen wir aber noch (mit einer Art Clownauto) einen Markt im nahegelegenen Ort Silvia. Die in der Gegend lebenden und mit Hüten markierten Indigenen bieten hier dienstags jeweils Früchte, Gemüse und weitere Früchte an. Wie so oft auf solchen Märkten verfallen wir einem Shoppingwahn und verlassen den Ort mit einem Vitaminüberschuss.
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  • Tag 86

    Auf dem Weg ins Amazonasbecken

    26. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ☁️ 27 °C

    Auf unserem Weg in südlicher Richtung steigen wir auf etwa 3000 m.ü.M. und begegnen dort dem altvertrauten Páramo und seinen Frailejones (Schopfrosetten). Ein paar hundert Kilometer weiter, finden wir uns ein paar tausend Meter tiefer und streifen die Grenze zum Regenwald des Amazonas. Das Klima wird schwül und warm.Weiterlesen

  • Tag 87

    Die kleinsten Affen der Welt #1

    27. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ☁️ 25 °C

    Kurz vor der Grenze zu Ecuador übernachten wir auf dem Grundstück einer kolumbianischen Familie. Wir befinden uns gefühlt bereits relativ tief im Amazonas. Statt das Land zu roden, wie es offenbar die meisten hier tun, stellt es diese Familie unter Schutz. Und so kommen monatlich an die zwei bis drei Parteien vorbei, um einen Blick auf einen ziemlich kleinen Amazonasbewohner zu erhaschen: das Zwergseidenäffchen - der kleinste Primate der Welt. Eine ebenfalls kleine Frau namens Yolima läuft mit uns in den Wald und gibt uns eine Guama zu probieren. Die Hülsenfrucht, die aussieht wie eine riesige Bohne hat einen milden aber köstlichen Geschmack. Manche Leute erinnert er offenbar an den Geschmack von Vanille-Eis, weshalb die Frucht im englischen Raum auch ice cream bean genannt wird. Die restlichen Guama werden für die anderen Primaten aufbewahrt. Wir kommen vor einem grossen Baum zum stehen und Yolima legt ein paar Guama Früchte auf ein am Baum befestigtes Brettchen. Nach ein paar Minuten erblicken wir grosse Augen, die aus der Baumkrone auf uns herabstarren. Nach einer Weile trauen sich die kleinen Wichte näher und klettern vorsichtig die Baumrinde hinab. Und wie klein sie sind! Die Erwachsenen Tiere sind etwa so gross wie ein Fünfliber (ohne Gewähr). Wir beobachten die Äffchen dabei wie sie wiederum uns beobachten: zuerst erscheint ein Kopf mit grossen Augen auf einer Seite des Baumstamms, dann verschwindet er wieder, um ein paar Zentimeter höhenversetzt auf der anderen Seite des Baumstamms wiederaufzutauchen. Das Spektakel setzt sich in diesem Muster fort.Weiterlesen

  • Tag 87

    Die kleinsten Affen der Welt #2

    27. Oktober 2023 in Kolumbien ⋅ ☁️ 27 °C

    Später laufen wir noch etwas tiefer in den Wald hinein und Yolima erklärt uns die Tier- und Pflanzenwelt. Wir stossen dabei auf in dieser Region endemische Schwarzhand-Springaffen, Humboldt-Totenkopfäffchen und den wirklich so genannten Haarigen Saki. Auf unserem Weg durchs Unterholz stossen wir auch auf bioluminiszierende Pilze. Weil zufälligerweise gerade Tag ist nehmen wir Yolima einfach beim Wort.
    Nach der Exkursion machen wir uns auf den Weg zur Grenze.
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  • Tag 88

    Grenze Ecuador

    28. Oktober 2023 in Ecuador ⋅ ☁️ 32 °C

    Wir erreichen irgendwo im Amazonas eine der abgelegensten Grenzen, die wir je passiert haben und wahrscheinlich in erster Linie für den Kokainexport genutzt wird. Aufgrund von Wahlen in Kolumbien soll die andere Grenze die Tage geschlossen werden. Aus diesem Grund und auch wegen den kleinen Äffchen haben wir uns für den Umweg über diese Grenze entschieden. An der Grenze selbst geht alles ziemlich schnell, bis zur temporären Importbewilligung für unser Auto. An diesem Schalter funktioniert die Webverbindung zum System gerade nicht. Seit 12h. Ein Techniker sei aber auf dem Weg, werden wir versichert. Dieser Zustand ändert sich auch im Verlauf des Tages nicht und so sind wir technisch gesehen aus Kolumbien ausgereist, können aber nicht nach Ecuador einreisen (zumindest nicht mit Auto). Wir teilen also in etwa das Schicksal von Tom Hanks im Film 'Terminal' und machen uns daran Gepäcktrolleys einzusammeln. Wir finden aber keine und errichten stattdessen unser Nachtlager neben dem Grenzposten. Am nächsten Tag schauen wir erneut bei der Migrationsbehörde vorbei. Die Internetverbindung steht nach wie vor nicht. Um acht Uhr soll aber ein Techniker vorbei kommen. Um halb neun wird der Techniker gegen neun Uhr erwartet und um halb zehn dann so in zwei Tagen. In zwei Tagen finden wir ziemlich spät und so lustig ist es auf dem abgelegenen Grenzposten auch nicht. Uns wird daher angeboten, dass wir ein Dokument erhalten, das uns ermächtigt auf direktem Weg durch Ecuador zur anderen etwa 6h entfernten Grenze zu fahren, um unser Fahrzeug dort zu importieren. Die Option wollen wir uns erst überlegen und als wir uns dann so gegen 11 Uhr dafür entscheiden ist der Grenzbeamte, der uns das Dokument ausstellen könnte nicht mehr auffindbar. Wir warten also (zum Glück) noch etwa eine Stunde. Dann geschieht unverhofft ein Wunder und die Verbindung steht. Wir erhalten das Stück Papier und dürfen 10 Minuten später legal in Ecuador einreisen.

    Den Rest des Tages verbringen wir auf einer Art Campingplatz am Ufer eines Flusses der hunderte von Kilometern weiter in den Amazonas mündet. Bemerkenswerterweise stossen wir selbst hier am Füdle der Welt auf die traurigste Erfindung der Menschheit: den Jet Ski. Drei Jet Skis und deren kompensationsbedürftigen Besitzer fahren selbstbewusst den Fluss hoch und runter und erzeugen dabei ein Maximum an negativen Externalitäten. Wir geniessen den Ort trotzdem und sei es nur der Rache des kleinen Mannes willen.
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  • Tag 90

    Der Wasserfall

    30. Oktober 2023 in Ecuador

    Wie der Indianer Jonas streifen wir durchs Unterholz, durchqueren Bäche und schwingen von einer Liane zur nächsten auf der Suche nach dem verlorenen Wasserfall. Wer ihn verloren hat wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass wir ihn gefunden haben. Und zur Feier baden wir in seinem Erguss.Weiterlesen