Bor i: Cairns, Australia Les mer Cairns, Australia
  • Dag 266

    Alice Springs

    10. juni 2023, Australia ⋅ ☀️ 23 °C

    09.06. - 10.06.

    Das Tor zum Outback, so wird die Stadt, die ich als nächstes besuchen würde, von vielen genannt. Da auch ich einer Tour zu dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Australiens dem Uluru nicht widerstehen konnte, habe ich vorher noch 2 Nächte in Alice Springs verbracht.

    Aber von Anfang an: der Bus fuhr am Freitag in Coober Pedy bereits um 5:45 Uhr los. Nach einer schlaflosen Nacht im Untergrund hatte ich eine 8-stündige Fahrt vor mir. Es ging mehr oder weniger die ganze Zeit durchs Nichts, wobei die Fahrbahn sehr gut ausgebaut war. Mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130km/h ist der Stuart Hwy die Straße in ganz Australien auf der man am Schnellsten fahren darf. Der Busfahrer hat versucht die lange Fahrt für uns so angenehm und kurzweilig wie möglich zu gestalten und uns (8 Mitreisende) ein paar Details über die Gegend zu erzählen. So kam es auch, dass wir bei der Grenzüberfahrt nach Northern Territory kurz aussteigen und ein Foto schießen durften. Die Reise führte mich somit in den 6. und somit (für mich auch) letzten Bundesstaat Australiens.
    Das wohl Spektakulärste der Busfahrt war der Besuch der Polizei in einem Rastort und der Drogenfahndung am Endpunkt. Ich war unschuldig und durfte den Bus mit meinem Gepäck schnell verlassen, daher kann ich leider nicht berichten wie die Durchsuchung ausgegangen ist.

    Um ca. 15 Uhr bin ich dann im Hostel angekommen, habe mich erstmal eingerichtet, mir einen Überblick über die Stadt verschafft und den Abend gemütlich ausklingen lassen.

    Am nächsten Tag wollte ich früh morgens etwas laufen. Daher habe ich mich in das Alice Springs Telegraph Station Historical Reserve begeben, um dort einigen Trails zu folgen. Das ganze ist dann in fast 9km geendet, hat sich aber sehr gelohnt. Der Weg führte mich entlang des ausgetrockneten Todd Rivers über die Telegraph Station zu einigen Hügel von denen man einen guten Überblick über die karge Landschaft hatte. Das Thermometer zeigte an diesem Morgen ca. 16°C an. Da die australischen Temperaturen aber etwas anders sind und die Sonne so viel stärker ist, fühlte es sich schnell wie deutsche 23°C an.

    Mittags bin ich dann noch etwas durch die Stadt geschlendert und habe einige Gallerien mit Kunst der Aboriginis besucht. Die Bilder haben mir vor allem wegen der zahlreichen Farben und schönen Muster sehr gut gefallen.

    Abends habe ich dann noch den Anzac Hill bestiegen, um von dort aus den Sonnenuntergang bestaunen zu können.

    Es war in Ordnung einmal Alice Springs zu besuchen, aber noch einmal brauche ich es nicht. Viel zu tun gibt es hier nicht, daher war ich froh die Stadt am nächsten Tag wieder zu verlassen.
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  • Dag 264

    Breakaways & Minen

    8. juni 2023, Australia ⋅ ☀️ 19 °C

    Da ich schon vorher geahnt hatte, dass es in Coober Pedy nicht allzu viel zu sehen gibt, habe ich mir für Donnerstag eine geführte Tour gebucht.

    Um 13 Uhr wurde ich vom Hostel abgeholt. Beim Betreten des kleinen Busses merkte ich schnell, dass ich den Alterschnitt der Gruppe ganz schön herunterziehe. Die anderen Teilnehmer waren alle 50+. Außerdem war ich die einzige Nicht-Australierin und Alleinreisende. All das machte mir aber nichts aus. Ich freute mich einfach, dass es nun losging.

    Coober Pedy ist für seine unterirdischen Häuser und Kirchen bekannt. Daher führte unser erster Stopp zu so einem Wohnhaus, in dem Allan mit seiner Frau und Kindern wohnt. Ich weiß leider bis heute nicht, wer dieser Allan ist, dennoch war es interessant den Wohnraum der Familie besichtigen zu dürfen. Es war uns sogar erlaubt die Schlafräume zu betreten und einen Blick hineinzuwerfen.
    Den Ursprung haben die unterirdischen Wohnungen in der Zeit als die ersten Personen nach Coober Pedy kamen, um dort in den Minen zu arbeiten und nach Opalen zu suchen. Da sich der Ort irgendwo im Nirgendwo im Outback befindet und die Leute nichts dabei hatten, gab es keine Möglichkeit Häuser oder andere Unterkünfte zu bauen, daher haben sie die Minen nachts zu Schlafräumen umfunktioniert. Inzwischen könnte man natürlich Materialien zum Bauen dorthin schaffen. Die Tradition hat sich jedoch über die Jahre fortgesetzt und es ist bis heute weit verbreitet unterirdisch zu wohnen.
    Da es in Outback im Sommer relativ heiß und im Winter kalt wird, haben die Häuser zudem den Vorteil, dass sie gut isoliert sind und im Normalfall nicht zu sehr aufheizen bzw. herunterkühlen.
    Allan hat in seinem Haus allerdings Wert auf eine verhältnismäßig große Glasfront gelegt (Fenster und Türen), daher war speziell in seinem Haus auch noch eine Klimaanlage verbaut.
    Der Tourguide hat uns des Weiteren erklärt, dass es nicht allzu teuer ist ein unterirdisches Haus zu bauen. Es kann sogar passieren, dann man beim Bohren auf Opale stößt und damit einen Teil der Kosten decken kann.

    Den nächsten Halt machten wir an einer serbischen Kirche, die ebenfalls unterirdisch gelegen ist. Besonders beeindruckend waren hier die Rundbögen, die durch die gesamte Kirche führen. Hier werden spezielle Rundbohrer verwendet. Lt. des Tourguides hat allein das Ausbohren der Rundungen 300 - 350 Arbeitsstunden gedauert.
    Diese Rundungen geben dem Kirchenraum mehr Stabilität und somit ist es möglich den Innenraum der Kirche etwas größer zu gestalten als beispielsweise in Allans Zuhause.

    Auf dem Weg zum Kanku-Breakaways Conservation Park, einem Naturschutzgebiet, kamen wir an dem sogenannten Dingo Fence vorbei. Im Jahr 1880 wurde mit dem Bau dieses Zauns begonnen, da die Schaffarmer immer mehr Probleme mit gerissenen Schafen durch Dingos bekamen. Anfangs haben die einzelnen Farmer begonnen kleinere Zäune zu bauen - irgendwann wurden sie von der Regierung unterstützt. Inzwischen handelt es sich um einen zusammenhängenden Zaun, der eine Länge von ca. 5600km misst und sich von South Australia bis nach Queensland erstreckt. Bis heute trennt er die Dingos von den Schafen.

    Nach ein paar Minuten erreichten wir dann schließlich den Park. Obwohl es sich um verhältnismäßig kleine Steinhügel handelt, war die Landschaft atemberaubend. Es gab gefühlt zu jedem der großen Steine eine Geschichte bzw. einen Spitznamen. Wir haben an mehreren Orten gehalten, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen und Fotos schießen zu können. Der krönende Abschluss war ein Glas Sekt auf einem sehr schönen Aussichtspunkt.

    Was soll das sein? Dachte ich mir auf dem Rückweg in die Stadt. Es sah aus wie unendlich viele überdimensionale Maulwurfshügel, aber nicht aus Erde, sondern Sand und Steinen. Der Tourguide erklärte, dass hier nach Opalen gebohrt wird. Es wird ein ca. 20m tiefes Loch vertikal in den Boden gebohrt. Diese Löcher können unterschiedliche Durchmesser haben. Falls Anzeichen auf Opale gefunden werden, werden weitere Testbohrungen durchgeführt. Sollten diese ebenfalls erfolgreich sein, wird eine Mine eröffnet.
    Falls man bei der Bohrung auf keine Opale trifft, wird meist ein weiteres Loch ein paar Meter weiter gebohrt mit der Hoffnung dieses Mal Glück zu haben.

    Zum Abschluss der Tour haben wir noch an einer aktuellen Opalmine gehalten. Die Mine besteht aus insgesamt 3 Tunneln - hier wird aktuell noch in einem versucht die wertvollen Steine zu finden. Einen der bereits abgeschlossenen Tunnel durften wir besichtigen. Der Tourguide hat uns gezeigt, dass es mithilfe von Schwarzlicht möglich ist die Opale zu entdecken. Man konnte deutliche Spuren in einer der Säulen entdecken, die den Tunnel stabilisieren. Das ist natürlich Pech für den Betreiber, da diese Säule für die Stabilität des Tunnels benötigt wird. Opale glänzen in dem schwarzen Licht und sind leicht fluoresziernd. Allerdings muss man die Steine noch einmal im Tageslicht betrachten, um beurteilen zu können, ob es sich um wertvolle Steine oder nur eine dünne Schicht des Materials auf einem wertlosen Stein handelt. Das kann man unter dem Schwarzlicht nicht erkennen.

    Nach diesen zahlreichen Informationen wurde ich um 18 Uhr wieder am Hostel abgesetzt.

    Die 100AUD (ca. 60€) für die Tour haben sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Ich hatte die Gelegenheit eine Menge zu lernen - wovon ich zugegebenermaßen nur einen Bruchteil in dem Beitrag wiedergeben konnte, da es sonst zu umfangreich geworden wäre.

    Funfact: da die Erde um den Kanku-Breakaways Nationalpark sehr rot ist, wurden hier schon einige Filme gedreht, die auf dem Mars spielen sollen. Zuletzt gab es hier vor ein paar Wochen anscheinend Dreharbeiten für eine Reality Show namens 'Stars on Mars'.
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  • Dag 263

    Coober Pedy

    7. juni 2023, Australia ⋅ 🌙 16 °C

    7.6 - 8.6.

    Keine Wolke am Himmel, Sonnenschein und sehr viel Wind. Das beschreibt das Wetter über die beiden Tage, die ich in Coober Pedy verbracht habe, wohl am besten.

    Angekommen bin ich am Mittwoch bereits um 5:15 Uhr mit dem Bus. Stockdunkel war es draußen und ich hatte mich bereits damit abgefunden irgendwie zu versuchen die Zeit bis zum Check-In um 14 Uhr totschlagen. Vorher wollte ich allerdings noch mein Gepäck im Hostel abstellen.
    Als ich dort ankam, gab es allerdings eine große Überraschung - ich hatte die Inhaber zwar aus dem Bett geklingelt (unabsichtlich), aber es war bereits möglich einzuchecken. Die Besitzerin erklärte mir zunächst jeden Winkel des Hostels (sogar wo einige Lichtschalter zu finden sind) und schon konnte ich die Treppen zu meinem Zimmer hinuntergehen. Die nächsten 2 Nächte sollte ich nämlich im Underground Backpacker Inn verbringen. Das sehr minimalistisch eingerichtete Hostel befindet sich unterirdisch, das ist jedoch nichts besonderes in Cooper Pedy. Sehr viele Unterkünfte und auch Wohnräume von Einheimischen befinden sich unter der Erde. Den Grund dafür würde ich am darauffolgenden Tag erfahren und in einem weiteren Beitrag genauer darauf eingehen.

    Das Hostel war über die beiden Tage, die ich mich dort befand, sehr leer. So war ich die meiste Zeit alleine in einem Vierbettzimmer. Nur in der ersten Nacht hatte ich Gesellschaft von einer netten Niederländerin.

    Nach einem kurzen Powernap machte ich mich dann auf das Örtchen zu erkunden. Was schnell auffiel, es reiht sich hier Opalshop an Opalshop - das hat auch einen guten Grund. Cooper Pedy ist die Opalstadt Australiens - möglicherweise sogar der ganzen Welt. 90% der Opale weltweit werden in Australien gefunden, davon ca. 70% im und um das kleine verschlafene Örtchen. Besonders auffällig war, dass eigentlich alle Shops, die ich besuchte, von Südosteuropäern geführt wurden - zumeist Griechen. Die Betreiber oder deren Eltern sind vor langer Zeit nach Coober Pedy ausgewandert, haben sich dort niedergelassen und begonnen in Mienen nach Opalen zu suchen.
    Der Preis eines Opals wird bestimmt von der Dichte, Beschaffenheit und Größe des Edelsteins. Zudem kann man sagen, je größer der Rotanteil in dem Stein ist, desto wertvoller. Preislich war somit alles drin - vom kleinen Budget bis hin zu mehreren 10.000 AUD.

    Bereits am frühen Nachmittag hatte ich dann das Gefühl den ganzen Ort besichtigt zu haben. Schnell habe ich mich gefragt, wieso ich eigentlich zwei Nächte in diesem Ort gebucht hatte.

    Abends ging es für mich dann zu dem wohl spektakulärsten Restaurant in Cooper Pedy. Auf einer Anhöhe befindet sich das Big Winch 360. Von dort hat man einen tollen Blick über die Stadt. Nach dem Essen habe ich den Sonnenuntergang noch auf einem Aussichtspunkt direkt neben der Gaststätte genossen. Die Farben des sich verändernden Himmel waren super schön.

    Tags darauf entschied ich mich mir auch Opalohrringe zuzulegen. Ich hatte schon mittwochs mit einem Paar geliebäugelt. Ich entschied mich, dass ich nur einmal in diesem besonderen Ort bin und daher die Chance auf ein kleines Andenken nutzen muss. Natürlich fielen mein Ohrringe nicht besonders groß aus, da das wohl das Budget gesprengt hätte.
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  • Dag 260

    Abschied nehmen

    4. juni 2023, Australia ⋅ ☁️ 18 °C

    31.05. - 04.06.

    Nun war es an der Zeit Abschied zu nehmen. Das letzte Mal besuchten wir am Mittwoch unser Lieblingsrestaurant in Warrnambool - Logans. Hier haben wir sooooo viele Vormittage verbracht, weil wir nach zahlreichen gescheiterten Versuchen endlich ein gutes australisches Restaurant gefunden hatten. 

    Am Donnerstag folgte dann eine sehr liebe Überraschung von unseren Seniorchefs. Die beiden hatten uns und die anderen Kollegen zum Essen eingeladen. Das wussten wir schon vorher. Aber was nach dem Hauptgericht folgte, zeigte noch einmal wie dankbar und liebenswert die beiden sind: Shirley hatte uns einen personalisierten Kuchen anfertigen lassen mit der Aufschrift - 'Thank you Selina & Mo'. Sie hatte auch auf die kleinen Details geachtet, denn die Streusel und Smarties, die sich auf dem Kuchen befanden, waren in den Farben der Deutschlandfahne gehalten. Auch geschmacklich konnte der Kuchen überzeugen - und das mag was heißen in Australien. Die Buttercreme war nicht zu schwer und der Teig fluffig und nicht übersüßt.
    Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, erhielten wir noch jeder einen Umschlag mit einer sehr süß gestalteten Karte. Die Chefs haben unglaublich nette Worte gefunden, um sich noch einmal für die Arbeit zu bedanken und Shirley hatte sämtliche dairyspezifischen Begriffe niedergeschrieben, die wir während der Kalbsaison gelernt und täglich verwendet haben - da kam schon einiges zusammen.

    Am Donnerstag folgte die Abschiedsparty mit unseren Kolleg*innen. Mit ausreichend Snacks, Drinks und Spielen haben wir den gemeinsamen Abend genossen.

    Freitags war dann nicht so viel mit uns anzufangen - dem Alkohol sei Dank. Dennoch hatten wir die beiden Seniorchefs abends zum Essen in unser Haus eingeladen, um uns bei den beiden auch noch einmal für die schöne, lehrreiche Zeit zu bedanken. Nun konnten wir endlich auch einmal einen Cupper reichen. Es war ein sehr geselliges Beisammensein.

    Wäsche waschen und packen - das war das Motto vom Samstag. Der Abschied nach 4 Monaten rückte immer näher und ein komisches Gefühl in der Magengegend machte sich breit. Aber ich muss zugeben, dass ich mich nun für die weitere Reise bereit fühle und mich sehr darauf freue. Auch wenn ich hierfür vieles hinter mir lassen muss. Beispielsweise ein eigenes Zimmer mit Bad, einen Kleiderschrank, einen eigenen Kühlschrank, das kleine süße Auto, die Möglichkeit Vorräte zu kaufen, einen Fernseher und so vieles mehr. Was zuhause selbstverständlich ist, war für mich in den letzten Monaten Luxus, da ich so etwas wohl auf meiner restlichen Reise nicht mehr haben werde, denn ich werde hauptsächlich in Hostels unterkommen.

    Shirley hat uns netterweise am Sonntagmorgen zum Bahnhof in Warrnambool gefahren. Für Mo, Aperol und mich ging es von hier aus nach Melbourne. Dort hatten wir noch einige Stunden Aufenthalt bis es dann hieß 'Auf Wiedersehen' zu sagen. Das ist wohl auch der Abschied, der mir am Schwersten fiel. Ich habe die beiden sehr in mein Herz geschlossen und es ist nun ein komisches und auch trauriges Gefühl wieder getrennte Wege zu gehen.
    Mo und Aperol werden die nächsten Wochen auf einer anderen Farm verbringen.
    Für mich geht es mit dem Nachtbus nach Adelaide - von dort startet mein nächstes Abenteuer. Ich werde weiter berichten.
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  • Dag 256

    Farmwork - Dairy Farm - Part 2

    31. mai 2023, Australia ⋅ 🌬 19 °C

    06.02. - 31.05.23

    In den folgenden paar Sätzen möchte ich kurz den Arbeitsalltag (oder sollte ich sagen Arbeitsallnacht) und die Aufgaben kurz beschreiben:

    Die Kühe befinden sich im Shed und 2 kleineren Außenbereichen. Regelmäßig haben wir Runden durch alle Bereiche gemacht, um zu schauen, ob ein neues Kalb geboren wurde oder eine Kuh 'on job' ist. Es gibt dabei einige Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Kuh bald kalben wird:
    - Kuh stellt den Schwanz auf (kann schon einige Stunden vor der Geburt passieren)
    - Die Kuh sondert sich von der Herde ab und sucht sich ein ruhiges Plätzchen.
    - Einige Kühe werden auch sehr unruhig, vor allem, wenn sie ihr erstes Kalb bekommen.
    - Kuh bekommt Wehen und presst.
    - Es entsteht eine Bubble (Fruchtblase), die aus der Kuhvagina herausschaut.
    - Das finale Anzeichen ist, wenn die Beine des Kalbs langsam zu sehen sind.

    Im Normalfall gebären die Kühe ihre Kälber selbstständig. Es kann allerdings in manchen Situationen vorkommen, dass man der Kuh assistieren muss. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn das Kalb zu groß oder falsch positioniert ist. Im Normalfall kommen die Vorderbeine des Kalbs zuerst, danach der Kopf, es folgt der Rumpf und zum Schluss die Hinterbeine - quasi wie bei einem Köpfer. Wenn diese Reihenfolge nicht eingehalten wird (beispielsweise die Hinterbeine oder der Kopf zuerst kommen), kann die Kuh ihr Kalb nicht selbstständig gebären. In solchen Fällen war es unser Job das Kalb richtig zu positionieren und die Kuh bei der Geburt zu unterstützen. Hierzu werden an den Vorderfüßen des Kalbs Seile befestigt. Diese Seile werden dann an einer Ratsche eingehängt. Sobald die Kuh nun eine Wehe bekommt und presst, wird die Ratsche nach unten gedrückt. Daraufhin wird nachjustiert und auf die nächste Wehe gewartet und das Prozedere weiter fortgeführt. So erblickt das Kalb nun Stück für Stück das Licht der Welt.

    Der Großteil aller Kälber kam so mit oder ohne Unterstützung von uns gesund und munter zur Welt. Manche Kühe haben sogar Zwillinge geboren. Leider gab es einige weniger erfreuliche Fälle, in denen Kälber tot geboren wurden. So etwas gehört leider auch zu dieser Arbeit dazu. Für drei Geburten während unserer Schichten musste sogar der Tierarzt anrücken, da es sich um besonders knifflige Fälle handelte bei denen weder wir noch der Seniorchef fähig war der Kuh bei der Geburt zu helfen. Der Veterinärmediziner hat hierfür natürlich noch einmal weitere Möglichkeiten und Hilfsmittel. Bereits am Anfang der Saison mussten wir auch eine erschreckende und schlimme Erfahrung machen, bei der wir den Tierarzt unterstützen mussten. Es handelte sich um ein deformiertes Kalb, das letztendlich leider tot geboren wurde.

    Nach der Geburt verbringen die Kälber ca. die erste Stunde ihres Lebens mit der Mutter. In dieser Zeit leckt die Mutter das Kalb trocken und regt somit den Kreislauf an. Im Normalfall steht das Kalb dann nach ca. 30 - 60min das erste Mal auf. Diese Zeit warteten wir ab und danach war es unsere Aufgabe die Frischgeborenen in einen abgesperrten Bereich zu bringen und mit Kolostrum zu füttern.

    Bei älteren Kühen kann es nach der Geburt zu einem Calciummangel im Körper kommen. Dies kann zu einer Krankheit namens Milchfieber führen, bei der die Kühe erst anfangen zu torkeln und irgendwann nicht mehr aufstehen können. Daher haben wir diesen entsprechende Calciuminfusionen unter die Haut gegeben und mithilfe einer Spritze zusätzliche Vitamine verabreicht.

    Danach werden alle frischgebackenen Mütter in einem separaten Außenbereich gebracht.
    Von dort haben wir diese morgens zur Molkerei getrieben, sodass die Kollegen diese melken können, um die erste Milch nach der Geburt - das sogenannte Kolostrum - gewinnen zu können. Während der Tagschicht zählte unter anderem auch die Sicherstellung der Qualität des Kolostrums zu einer meiner Aufgaben.
    Mit dieser speziellen Milch haben wir dann während unserer Schichten die frischgeborenen Kälber gefüttert (mehr zum Thema Kolostrum ist auch in meinem letzten Beitrag zum Farmleben zu finden).

    Zu Beginn jedes Morgens und Nachmittags werden die Kälber auf einen Anhänger geladen und in einen Außenbereich gebracht. Die Färsen dürfen dort aufwachsen und werden täglich von den Kollegen gefüttert. Die Bullen werden verkauft und wöchentlich abgeholt.

    Anfangs hatten wir 3 Nachtschichten und 1 Tagschicht zu je 12 Stunden pro Woche. Da das hauptsächlich in der Hochsaison war und sehr viele Kälber geboren wurden - manchmal bis zu 30 Stück pro Nacht -, waren die Schichten fordernd und anstrengend. Tagsüber zwischen den Nachtschichten habe ich dann nicht viel machen können, da ich meist zu müde war und vor der nächsten Schicht ausruhen musste. Dafür haben wir an unseren 2,5 freien Tagen pro Woche ausgeschlafen und etwas unternommen, um die Umgebung besser kennenzulernen.

    Im letzten Monat haben wir dann 6 Nachtschichten pro Woche mit je 9,5 - 10h gearbeitet. Trotz der zahlreichen Schichten und teilweise 60h/Woche war diese Zeit viel angenehmer. Grund dafür war wohl auch, dass inzwischen nur noch ca. 5 - 10 Kälber pro Nacht geboren wurden und man auch das ein oder andere nächtliche Powernap einlegen konnte. Am Tag war ich in dieser Zeit ebenfalls viel fitter, sodass wir in der Endzeit auch noch die ein oder andere Unternehmung zwischen den Nachtschichten starten konnten, ich mich fähig für Sport gefühlt habe und meine weitere Reise planen konnte.

    In Endeffekt muss ich sagen, dass ich es erstaunlich finde wie schnell der Körper sich an die Nachtschichten gewöhnt hat und wie anpassungsfähig man in dieser Hinsicht doch tatsächlich ist.
    Zusätzlich hatte ich anfangs befürchtet, dass mir die nächtlichen Temperaturen etwas ausmachen könnten. Klar, denn in Victoria ist es inzwischen Herbst. Meistens hatten wir ca. 8 - 12°C in der Nacht. An die Temperaturen hatte ich mich schnell gewöhnt und auch, wenn es ausnahmsweise mal ein paar Grad kälter war, war ich an diesen Tagen gut mit Handschuhen, Mütze und Schal ausgestattet.

    Alles in allem muss ich sagen, dass ich sehr dankbar bin diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Ich werde die Zeit immer in guter Erinnerung behalten und vermutlich noch meinen Enkelkindern davon erzählen. Es tat sehr gut einmal diese komplett neuen Arbeitsbereiche kennenzulernen. Ich konnte mich sehr für diese Art von Arbeit begeistern. Gerade ohne Vorkenntnisse in der Viehhaltung ist es erstaunlich wie schnell man dazu lernt und sich schon nach kurzer Zeit sicher in seiner neuen Rolle fühlt.

    Ein besonderer Dank geht an den lieben Mo, der den Job für uns beide organisiert hat. Wir hatten jede Menge Spaß und haben die Schichten Tag für Tag zusammen gemeistert. Es sind zahlreiche lustige Geschichten entstanden über die wir so viel lachen konnten und wohl auch in Zukunft noch können. Verrücktes Singen, witzige Aktionen und viel Verpeiltheit gehörten vermehrt bei Übermüdung (vor allem nach der letzten Nachtschicht der Woche) immer dazu.
    Besonders die finalen Nachtschichten mit unseren zahlreichen Kuh-Bingo-Challenges waren noch einmal ein ganz besonderes Highlight. Ein großes Sorry für die vielen falschen Töne bei meinem nächtlichen Gesinge. Auch wenn du der erste Mensch warst, der mir zugesprochen hat, zumindest ein geringes gesangliches Talent zu besitzen. Ich hoffe du hast einen Ohrwurm, falls du das hier liest - 'Tears in Heaven'.
    DANKE lieber Mo, für diese unvergessliche Zeit!
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  • Dag 254

    Farmwork - Dairy Farm - Part 1

    29. mai 2023, Australia ⋅ ⛅ 15 °C

    06.02. - 31.05.23

    Der Aufenthalt auf der Dairy Farm nimmt langsam sein Ende. Auf der einen Seite mit einem lachenden Auge, da ich mich sehr auf meine weitere Reise durch Australien freue. Auf der anderen Seite mit einem weinenden Auge, da ich auf eine super schöne und lehrreiche Zeit zurückblicken kann.

    Für mich bedeutet dieser Aufenthalt die Zeit der ersten Male.
    Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ...
    ... mit Tieren zusammengearbeitet.
    ... auf einer Farm gelebt und gearbeitet.
    ... so eng mit Australiern zusammengearbeitet.
    ... Kühe umhergetrieben.
    ... Kälbchen gefüttert.
    ... Kühen bei der Geburt assistiert.
    ... Kühen Spritzen und Infusionen verabreicht.
    ... Nachtschichten und an der frischen Luft gearbeitet.
    ... mich wochenlang nicht geschminkt (im Erwachsenenalter).
    ... in Jogginghose gearbeitet (abgesehen vom Homeoffice).
    ... mich so dreckig gemacht während der Arbeit.
    ... und sogar manchmal während der Arbeitszeit geschlafen.

    Nie hätte ich es mir zu träumen gewagt (vor allem nach meinem letzten Job in Australien) so nette Chefs haben zu dürfen. Die insgesamt 4 Farmen werden von 5 Brüdern und deren Eltern geführt. Unser Hauptansprechpartner und Chef während der Beschäftigung war Adrian, aber auch die anderen Brüder bekam man von Zeit zu Zeit zu Gesicht und hat teilweise mit diesen zusammengearbeitet. Ein super Verhältnis hatten wir auch zu Seniorchef und -chefin. Traditionell begann die Nachtschicht mit einem Cupper bei den beiden in der Unit. Dabei wurden stets die neuesten Erlebnisse berichtet, über Urlaube und Vorhaben gesprochen und von Zuhause erzählt. Es kamen immer interessante und angenehme Gespräche zustande. Das ältere Ehepaar schläft während der Kalbsaison in der Unit, die sich direkt neben dem Shed befindet. So konnten sie uns bei kniffligen Fällen in der Nacht auch schnell zur Hilfe eilen.
    Vor und nach jeder Schicht haben die beiden sich gefühlt 1000 Mal bei uns bedankt, dass wir für sie arbeiten und uns täglich mehrfach und bei den selbstverständlichsten und einfachsten Dingen gesagt, dass wir einen 'good job' machen.
    So viel Dankbarkeit und Komplimente kannte ich aus meinem bisherigen Arbeitsleben nicht.

    Immens war auch das Vertrauen, welches uns von Tag 1 an entgegengebracht wurde. Abends an unserer ersten Nachtschicht wurde noch einmal besprochen auf was es ankommt, danach durften wir bereits alleine agieren. Da die Kalbsaison langsam startete und in der ersten Nacht nur wenige Kälber geboren wurden, hatten wir genug Zeit uns an den neuen Job zu gewöhnen. Schnell merkten wir, dass uns die Aufgaben sehr viel Spaß bereiteten.

    Da ich soo viele Bilder habe, die ich gerne mit euch teilen möchte, folgt die Fortsetzung in einem weiteren Beitrag....
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  • Dag 237

    Tower Hill Reserve

    12. mai 2023, Australia ⋅ ⛅ 16 °C

    Direkt vor der Haustür liegt das sogenannte Tower Hill Reserve. Nachdem wir am Anfang des Farmaufenthalts schon einmal einen Ausflug dorthin gemacht haben und es uns sehr gut gefallen hat, sind wir heute noch einmal dort hingefahren.

    Das Wetter war super und die Landschaft spektakulär. Das Reserve ist eigentlich für das Wildlife bekannt - heute haben wir außer eines Emus und eines Hasen leider keine Tiere zu Gesicht bekommen.

    Die 100 Höhenmeter zu dem Peak haben sich auf jeden Fall gelohnt - wie das Video zeigt.
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  • Dag 224

    Irish Festival Koroit

    29. april 2023, Australia ⋅ ⛅ 15 °C

    Seit drei ca. 3 Monaten wird in dem Nachbarörtchen Koroit damit geworben, dass am jetzigen Wochenende ein irisches Festival stattfindet. Seit ungefähr 4 Wochen wurde dort auch entsprechend mit Fahnen und Kleeblättern geschmückt. Auch unsere Seniorchefs hatten uns gesagt, dass ca. 4000 Besucher erwartet werden.

    Natürlich waren demnach die Erwartungen sehr groß. Deshalb haben Mo und ich uns nach der Nachtschicht bereits um 10:30 Uhr (nach 3h Schlaf) einen Wecker gestellt, um uns die heute geplante Parade anschauen zu können. Der Eintritt kostete 25 AUD (ca. 16€) - demnach gingen wir davon aus, dass es ein einmaliges großartiges Erlebnis werden würde.

    Leider war dies weit gefehlt. Der Umzug war für uns leider eine ziemliche Enttäuschung! Es gab vielleicht in der kompletten Parade 2-3 Acts (irische Tanzgruppe, Blaskapelle, Ukulele spielende Senioren), die einigermaßen interessant waren. Der Rest war einfach nur langweilig. Ein Teil des Umzugs waren Menschen, die einfach mit Fahnen die Straße entlang liefen. Nach etwa 10 Minuten kam dann auch schon die Feuerwehr und Krankenwagen hinter der Menschenmassen gefahren, daher dachten wir die Parade wäre schon beendet. Da hatten wir uns aber getäuscht - danach fuhren noch Traktoren und Oldtimer die Straße entlang. Ohne jeglichen Schmuck oder irgendwelche Botschaften - wie man es in Deutschland auf Dorffesten kennt. Daher endete der Umzug noch langweiliger als er gestartet hatte.

    Um dem Irish Festival noch eine Chance zu geben, haben wir unser Glück noch im Food Court versucht. Gerne wollten wir noch etwas leckeres Essen und Trinken bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Der Essensbereich an sich war schon ziemlich klein und es gab extrem wenig Auswahl. Zuerst haben wir uns einen Kaffee besorgt. Mein Mocha war in Ordnung, Mo musste allerdings nach dem ersten Schluck feststellen, dass sein Iced Cappuchino weder kalt war, noch gut schmeckte. Nachdem wir die Preise und das dafür gebotene Essen gesehen haben, waren wir hier auch schnell abgeneigt. 18AUD (ca. 11€) war uns für eine Miniaturpizza, deren Teig aussah wie Pappe einfach viel zu viel.

    Sehr enttäuscht haben wir das Festival verlassen.

    Um dem Frust keinen Raum zu bieten, sind wir danach nach Port Fairy gefahren und haben uns dort ein leckeres Mittagessen mit Blick auf das Meer schmecken lassen. Somit hat der Ausflug - zum Glück - doch noch ein gutes Ende genommen (wenn auch nicht so wie erwartet).
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  • Dag 222

    Heimweh

    27. april 2023, Australia ⋅ ☀️ 22 °C

    Heimweh ist definitiv eines der Gefühle, die ich schon des Öfteren während der Reise verspürt habe. Genau heute hat es mich wieder erwischt. Man weiß, dass man einige Dinge daheim verpasst, bei denen man gerne dabei gewesen wäre. Darüber ist man sich auch schon vor der Reise im Klaren. Wenn es dann aber tatsächlich soweit ist, blickt man mit einem weinenden Auge zu den Daheimgebliebenen und verspürt einen Hauch von Sehnsucht. Vor allem Freunde und Familie vermisse ich in dieser Zeit sehr. Mir helfen dann Telefonate mit nahestehenden Personen aus Deutschland, sowie Ablenkung hier vor Ort.

    Vor ein paar Wochen habe ich meinen Flug nach Hause gebucht. Seitdem verspüre ich eine totale Vorfreude, wenn ich daran denke im August wieder meine Liebsten in die Arme schließen zu können.

    Bitte nicht falsch verstehen: ich bin super froh diese Erfahrung hier in Australien machen zu dürfen, genieße die Zeit total und möchte sie auf keinen Fall missen. Außerdem habe ich noch einige wirklich aufregende Unternehmungen im Hinterkopf bevor ich den Flieger nach Deutschland besteigen werde. Auf diese freue ich mich jetzt schon ganz besonders.

    Heimweh ist einfach ein Gefühl, dass mich von Zeit zu Zeit immer mal wieder beschleicht. Dieses Gefühl gehört aber wohl zu einer so langen Fernreise dazu. Wahrscheinlich würde auch etwas nicht stimmen, wenn man es nicht ab und zu verspüren würde...
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